Amnesie 3 von MacRally ================================================================================ [Ich kann es einfach nicht lassen... Mein Internet ist schon wieder kaputt, da ist mir zufällig diese Idee gekommen. Naja, hat persönliche Gründe, dass ich weiter schreibe. Eigentlich habe ich keine Zeit dafür, aber *seufz* ich muss einfach. Ich hatte nie vor aus Amnesie eine Serie zu machen, aber immerhin wird das jetzt schon der Dritte Teil. Schreibt mir doch bitte, wie ihr die Fanfiction findet. Jetzt aber viel Spaß beim Lesen.^^ Warnungen: shounen-ai; psycho; depri] Amnesie 3 Ich sitze im Badezimmer. Shuichi ist nicht da. Blut läuft meinen Arm herunter. Dunkelrotes, dickes Blut zeichnet Linien von meinem Oberarm bis zum Ellenbogen. Mit einem Taschentuch wische ich es ab, setze dann das Messer erneut an und fahre an der Haut entlang. Es kratzt und kitzelt leicht, aber die Schmerzen sind nicht so schlimm. Ich habe es mir schmerzhafter vorgestellt. Warum ich das tue, frage ich mich. Vielleicht um meine seelischen Schmerzen mit körperlichen zu überdecken? Es hilft nicht viel. Ich weiß, es ist nicht normal, sowas zu machen. Das ist krank. Aber ich tue es trotzdem. Es verschafft Linderung. Zumindest rede ich mir das ein. Weitere Ritze zeichne ich in meinen Arm. Ich habe die Stelle so gewählt, dass ich sie mit dem Ärmel meines T-Shirts überdecken kann. Ich will nicht, dass Shuichi sie entdeckt. Er macht sich zu viele Sorgen. Ich mag das nicht. Er ist mir doch noch immer so fremd und dennoch so nah. Ein weiterer Kratzer erscheint auf meinem Arm. Ein Knallen lässt mich hochschrecken. "Yukiiiii!", höre ich Shuichi brüllen. Klirrend fällt das Messer zu Boden. Fahrig wische ich mir das Blut vom Arm ab. Er darf mich hier nicht so entdecken. Ich stehe auf und drücke auf den Knopf der Klospülung. Das Messer verschwindet schnell in meiner Tasche. Ich wasche mir die Hände und wische dann noch restliche Blutspuren vom Arm. Mit dem Tuch tupfe ich über die rötlichen Striche und lasse dann den Stoff meines Shirtes über die Wunden fallen. Mein Herz rast. Warum ist er denn schon zurück? Sagte er nicht, dass es heute spät werden würde? Bad Luck wollte doch einen neuen Song aufnehmen. Ich öffne die Tür des Badezimmers, mein Herz bleibt stehen. Shuichi steht vor der Tür und grinst mich an. "Yukiii", quiekt er und wirft sich mir um den Hals. Er drückt auf meine Schrammen, so dass ich mein Gesicht vor Schmerzen verzerre. Er beginnt an meinem Ohr zu knabbern. "Shuichi, was machst du da? Lass den Unsinn!", unsanft drücke ich ihn von mir weg, "Ich kann mich immer noch nicht an dich erinnern. Theoretisch kenne ich dich also erst knapp einen Monat!" Ich drücke mich an ihm vorbei und gehe in die Küche. Verdattert bleibt er vor dem Badezimmer stehen. Ich ergreife die Gelegenheit um das Messer in das Waschbecken zu werfen. Ich drehe den Wasserhahn auf und lege noch mehr Teile in die Spüle. Das Blut vermischt sich mit dem Wasser und fließt dann ab. Ich drücke den Stöpsel in den Abfluss und schütte Spülmittel in das Wasser. "Es tut mir leid, Yuki!", murmelt Shuichi. Ich schaue hoch und sehe, wie er im Türrahmen steht. "Was meintest du?", frage ich als hätte ich es nicht verstanden. "Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich eben so überfallen habe.", wiederholt er und kommt mit katzenhaften Schritten zu mir herüber. "Ich trockne ab!", sagt er und nimmt sich ein Tuch zum Abtrocknen. Ich strecke ihm einen abgewaschenen Teller entgegen und frage dann: "Warum bist du denn schon hier?" Er maunzt und antwortet dann: "Fujisaki ging es nicht gut. Wir mussten den Aufnahmetermin verlegen." Ich nicke stumm. Der Teller wird in den Schrank gestellt, bevor ich ihm einen weiteren reiche. Freudlos schrubbe ich vor mich hin. Ich habe das Gefühl innerlich zerrissen zu werden. Erschöpft brumme ich. "Du, Yuki, was ist denn los mit dir?", fragt Shuichi und hält sein Gesicht vor meine Nase. Ich erkenne den besorgten Blick in seinen Augen. "Nichts!", brumme ich. Es soll sich daraus halten. Es betrifft ihn nicht und geht ihn nichts an. Ich würde es ihm aber gerne erzählen. Ihm sagen, wie schrecklich ich mich fühle, nicht zu wissen, wer ich bin und zu wissen, was ich bin. Niemandem kann ich davon erzählen. Es ist so schwer, so verletzend. Für mich ... und für Shuichi wäre es das auch. Ich muss alleine damit fertig werden. Ich bin auf mich alleine gestellt. Alleine... so war es doch schon immer - glaube ich. Denn seit meinem... Unfall hat hier niemand angerufen. Vielleicht sollte ich mal sehen, wen ich so kenne und ihnen erzählen, dass ich sie nicht mehr kenne. Vielleicht... Ob ich Familie habe? "Shuichi, habe ich... Verwandte?" Shuichi hört auf über den Teller zu wischen und sieht mich an. "Mhm, du hast eine ältere Schwester, Mika und einen jüngeren Bruder, Tatsuha. Über deine Eltern weiß ich nichts", sagt er, während sein Blick noch immer auf mir ruht. Ich schweige und wende mich wieder dem Geschirr zu. "Du möchtest sie kennen lernen, stimmt's?", fragt er mich. Natürlich. Wer würde das nicht wollen? "Ja... Hast du Kontakt zu ihnen?", antworte ich. "Nein, aber ich habe Mikas Telefonnummer. Ich kann sie dir geben." Ich nicke. Gemeinsam spülen wir die restlichen Dinge ab, bevor Shuichi mir die Nummer meiner Schwester gibt. Ich wähle... -"Moshi moshi. Seguchi Mika hier." "Onee-san?" -"Yuki, seit wann nennst du mich so? Was ist denn los, du rufst mich doch sonst nicht freiwillig an?" "Kannst du herkommen?" -"Sicher, wenn du mir dann verrätst, was los ist." "Ja... Kannst du Ta-..." Ich sehe Shuichi hilfesuchend an. "Tatsuha", flüstert er mir zu. "Kannst du Tatsuha sagen, dass er auch kommen soll?" -"Warum rufst du ihn nicht selber an. Naja, ich kann ihn ja auch anrufen." "Okay." -"Wann sollen wir kommen?" "Das ist mir egal." -"Sagen wir in einer Stunde?" "Ja. Sayounara." -"Bis gleich." Ich lege auf. Erleichtert seufze ich. Irgendwie werde ich es ihnen schon sagen... Ich koche Tee als es plötzlich an der Haustür klingelt. "Ich mache auf.", ruft Shuichi. Ich höre, wie die Tür aufgeht. Shuichi bittet sie rein. Als ich den Tee auf den Tisch stelle, merke ich, wie meine Hände zittern. Dann setze ich mich auf das Sofa. "Onii-san! Was für eine Freude von dir mal eine Einladung zu bekommen.", sagt mein kleiner Bruder. Ich bedeute mit einer kurzen Handbewegung, dass sie sich setzen sollen. "Möchtet ihr grünen Tee?", frage ich. "Seit wann trinkst du Tee, Yuki?", skeptisch sieht mich Mika an. "Ich nehme gerne einen.", meint Tatsuha. "Für mich auch.", Mika nickt. Shuichi, der sich neben mich gesetzt hat, schenkt den beiden und sich ein. Ich schlürfe von meinem Tee, den ich mir vorhin eingeschenkt habe. Bedrückende Stille erfüllt den Raum. Shuichis warmer Blick ruht auf mir, es ist eine Mischung aus Aufmunterung und Sorge. Mika trinkt einen Schluck des Tees und fragt dann: "Du hast uns sicher nicht zu einem Kaffeeklatsch eingeladen, vermute ich. Was ist also los?" Ich räuspere mich. All die vielen Worte, die ich mir zurecht gelegt hatte, sind wie weggeblasen. "Ich habe mein Gedächtnis verloren!", sage ich ganz direkt ohne lange zu überlegen. Tatsuha und Mika beginnen zu lachen. Ich merke, wie Shuichi sich wütend verkrampft: "Hört auf zu lachen!" Sofort verstummen die zwei, scheinen zu verstehen, dass es vollkommen ernst gemeint war. "Tschuldigung!", presst Tatsuha hervor. "Wie ist das passiert? Und wann?" "Vor ungefähr einem Monat.", murmle ich. "Was? Und dann erzählst du uns das erst jetzt?", Mika ist wütend und auch Tatsuha ist nicht sehr erfreut darüber. Er steht auf und kommt zu mir herüber. Ich senke den Kopf. Er hebt die Hand um mir eine Ohrfeige zu verpassen. Abwehrend stellt sich Shuichi vor mich. "Lass ihn in Ruhe! Versetze dich doch mal in seine Lage. Glaubst du, du wärst einfach hergekommen und hättest herausposaunt, dass du dich an niemanden und nichts mehr erinnern kannst?", verteidigt Shuichi mich. Seine Hand ballt sich zu Faust und zuckt leicht vor Wut. Ich greife nach seiner Hand uns ziehe ihn wieder neben mich auf das Sofa. "Nein, vermutlich nicht. Tut mir leid, ich konnte mich nicht beherrschen", bedrückt setzt er sich wieder neben Mika, die nur zugesehen hat. "Hattest du einen Unfall?", fragt sie als wäre nichts geschehen. Ich nicke und erzähle, dass ich einen Abhang hinuter gefallen sei. Es ist nicht sie Wahrheit, aber ich kann ihnen nicht sagen, dass ich mich umbringen wollte. Ich schäme mich so dafür. Shuichi sagt nichts weiter dazu. Ich denke, er versteht es. "Kannst du dich schon an irgendwas erinnern?", fragt Tatsuha nun. "Ich weiß von der Sache mit Yuki...", grummel ich. Mika wird leicht bleich, während Tatsuha seinen Kopf in die Hände stützt. "Ist schon okay. Shuichi war ja da", dankbar sehe ich ihn an. Ich habe mich noch überhaupt nicht bei ihm bedankt, für das, was er alles für mich getan hat. "Ja, ich habe auf ihn aufgepasst", Shuichi grinst mich breit an. "Das will ich auch hoffen!", feixt Mika. "Kannst du auch auf mich aufpassen, Shuichi-samaaaa?", bettelnd schaut Tatsuha zu Shuichi rüber, hebt dann noch flehend die Hände. "Otouto...!", mahnt Mika ihn, "Du bist unverschämt! Dein Bruder hat Amnesie und du machst Scherze." "Onee-san, du siehst immer alles viel zu verbissen. Pass auf, sonst wirst du noch so ein Freudenallergiker wie Yuki!", Tatsuha schien voll in seinem Element. Er schien wirklich kein allzu ernster Typ zu sein, aber nicht so überdreht wie Shuichi. Nun warf Mika ihm einen bösen Blick zu. Innerlich musste ich grinsen über diese Geschwisterliebe. Ich dagegen schien zu den beiden ein eher distanziertes Verhältnis zu haben. Vermutlich hatte ich mich einfach von ihnen zurückgezogen. Aber wenn ich sie jetzt so sehe, wäre ich gerne ein Teil davon. Biologisch gesehen bin ich es ja auch, aber seelisch bin ich weit von ihnen entfernt. Zu weit... Was die Vergangenheit alles bewirken kann... Es verändert das Leben für immer. Ich nippe an meiner Tasse und schmecke den grünen Tee in meinem Mund. "Möchtest du vielleicht etwas aus deiner Vergangenheit wissen?", fragt Mika nun. Ich verneine die Frage, momentan möchte ich das nicht. Vielleicht später... "Doch, da gibt es doch noch etwas", beginne ich, "Was ist mit meinen -unsere Eltern?" "Die vegetieren vor sich hin!", albert Tatsuha, mein jüngerer Bruder. Mika ignoriert ihn und sagt: "Du hast den Kontakt zu ihnen abgebrochen." Ich nicke. Ein Handy klingelt. Mika wühlt in ihrer Tasche herum, bis sie das Objekt gefunden hat. "Moshi moshi!... Was gibt es, Seguchi?... Ich bin bei Yuki... Tut mir leid, das habe ich ja total vergessen... Moment, ich frage ihn eben. Yuki, hast du Lust mit Seguchi und mir Essen zu gehen?" Ich runzle die Stirn. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Ob ich ihn von früher kenne? Ich schüttle den Kopf. "Nein, er bleibt zu Hause... Ja, ich komme sofort... Sayounara." Mika legt auf und steckt ihr Handy wieder in die Tasche. "Ich muss gehen. Ich habe vergessen, dass ich noch mit Seguchi verabredet bin.", sagt sie an mich gerichtet. "Wer ist Seguchi?", frage ich und blicke durch die Runde. Shuichi verzieht sein Gesicht. "Das kann dir Tatsuha erzählen", sagt sie und umarmt ihn kurz, "Tschüs." Wir verabschieden uns kurz, bevor Tatsuha zu erzählen beginnt. Ich kenne ihn von früher. Inzwischen ist er mit Mika verheiratet, ist aber in mich verliebt. "Außerdem ist er mein Produzent.", schließt Shuichi. Noch seine seltsame Beziehung. Ist denn überhaupt nichts normal in meinem Leben? Vermutlich habe ich noch irgendwo eine Verlobte oder sowas in der Art. Bei dem Gedanken muss ich grinsen. "Ich muss auch langsam wieder los. Es wartet noch Arbeit auf mich.", sagt Tatsuha und steht auf. Er schüttelt mir zum Abschied die Hand und küsst Shuichi auf die Wange. Ich merke, wie ich leicht eifersüchtig werde. Schüttel den Gedanken aber wieder ab. Dann verlässt mein Bruder meine Wohnung mit dem Wunsch, dass ich mich bald mal wieder melde. Shuichi ist im Badezimmer, weil er duschen will. Ich höre das Wasser rauschen. Ich hole mir Teller und Brot. Ich habe Hunger und möchte was essen. Als ich die Besteck-Schublade öffne, fällt mir das Messer ins Auge. Ich greife danach und ohne zu wissen, was ich tue, schneide ich mich erneut in den linken Oberarm. Zwei-drei Schnitte, nicht mehr. Dann presse ich mir das Taschentuch, das ich aus meiner Hosentasche gekramt habe, gegen die Wunde. Das Messer wird abgewaschen und zurückgelegt. Nachdem die Blutung stoppt, schmiere ich weiter mein Brot. Ich setzte mich an den Tisch und esse es zu einem Orangensaft. Nachdem ich satt bin, setze ich mich auf das Sofa und schalte den Fernseher ein. Es läuft nichts besonderes und so lasse ich das Programm bei einer billigen Romanze. Später setzt Shuichi sich neben mich. Der Film ist langweilig und so lege ich meinen Kopf an seine Schulter. "Shuichi...?", murmle ich. "Ja?", kommt die Antwort des anderen. "Ich wollte dir danken.", sage ich. "Wofür?" Ich richte mich auf und blicke ihn an. "Danke, dass du da bist.", flüstere ich und beuge mich zu ihm vor. Shuichi schnurrt verträumt, bevor sich unsere Lippen treffen. Meine Hand fährt durch seine Haare, während er meinen Arm entlang fährt. Als er meine Schnitte berührt, zucke ich zurück. Shuichi betrachtet seine Hand, an der ein Tropfen Blut klebt. Ich werde nervös, wage nicht mich zu bewegen oder zu sprechen. Sogar mein Atem setzt ein Moment aus. [Verdammt, meine Hand tut weh. Ich will aber weiterschreiben! *einfach ignorier und weiter auf Tastatur hack*] Shuichi streift den Ärmel meines T-Shirts hoch und hat freie Sicht auf die Wunden. Ich wünsche, ich würde sterben. Es tut so sehr im Herzen weh. Vorsichtig streift er mit dem Zeigefinger darüber. "Woher hast du denn das?", fragt er mich besorgt. Ich spüre, wie mein Herz zu rasen beginnt. "Das -äh-... das war die dicke Katze, die hier rumstreunt. Sie hat mich gekratzt.", lüge ich. Lügen war bestimmt schon immer meine Stärke. "Blödes Vieh!", kläfft Shuichi, "Das sieht nicht gut aus. Tut es sehr weh?" "Ein wenig, aber es geht schon.", meine ich. "Warte...", somit verschwindet Shuichi ins Badezimmer. Als er wiederkommt hat er den Verbandskasten dabei. "Doktorspiele sind meine Liebsten.", witzele ich und setze ein Grinsen auf. Er setzt sich neben mich und beginnt einen Verband um meinen Arm zu wickeln. "Also so schlimm ist es auch nicht!", meine ich und werfe einen Blick in Shuichis Augen. Was er wohl gerade denkt? "Du, Yuki, sag mal, was hälst du von deinen Geschwistern?" "Du, Shuichi, sag mal, wie kommst du denn jetzt darauf?" "Nur so...", meint der Pinkhaarige, während er noch immer meine Wunde verbindet. "Mika ist genau so, wie ich mir eine größere Schwester vorstelle. Und Tatsuha ist ein Spaßvogel. Er hat so eine unbeklemmte Art wie ein Kind.", antworte ich. Dass er mich auf irgendeine Art an Shuichi erinnert, verschweige ich. Nachdem ich wach bin, begebe ich mich direkt in die Küche. Der Hunger hat mich dazu getrieben, aufzustehen. Ich löse den Verband, der sich in der Nacht teilweise gelöst hat, von meinem Arm und lasse ihn unachtsam auf den Boden fallen. Schreckliche Alpträume, an die ich mich inzwischen nicht mehr genau erinnern kann, haben mich diese Nacht geplagt. Kaum zu Glauben, dass ich trotzdem relativ wach bin und nicht schlaftrunken durch das Haus torkle. Ich gähne laut. Dann mache ich mir laute Musik an. Shuichi ist bestimmt schon außer Haus. Er muss heute ja zur Aufnahme. Unterbewusst fahre ich mit meiner rechten Hand über die Ritze und befühle sie. Ich weiß nicht warum, aber ich habe schon wieder diesen Drang. Es ist so unglaublich sinnlos, was ich da tue. Was bringt es mir, wenn ich meinen Oberarm mit einem Messer zerkratze? Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich es tun muss. Es ist fast wie eine Sucht. Ich kann nicht einfach so aufhören, ich muss mir diese Wunden zufügen. Mit der Spitze des Messers fahre ich über den Unterarm, dort wo die Pulsschlagader verläuft. Ich berühre nur leicht die Haut, drücke die Messerspitze nicht in meine Haut. Ich weiß nicht, warum ich noch lebe... Dann ritze ich mich wieder in den Oberarm. Ich glaube, Shuichis Stimme zu hören, aber das bilde ich mir sicher nur ein. Shuichi ist doch nicht da. "Yukiii! Was machst du da? Hör auf damit!", schreit er. Ich zucke zusammen. Seine Stimme ist so nah. Ich blicke auf... "Yuki...!" -Shuichi steht vor mir. Ehe ich etwas sagen kann, verpasst er mir eine deftige Ohrfeige. Überrascht lasse ich das Messer fallen. Ich schlucke, aus dem einen, weil mir ein dicker Kloß im Hals steckt, der droht mir die Luft abzuschneiden, zum anderen, um zu verhindern, dass Tränen mein Gesicht bedecken. "Warum...?", mehr bekommt er nicht heraus mit seiner heiseren Stimme. "Ich weiß es nicht!", schluchze ich und es ist die Wahrheit. "Oh Gott, Yuki!", besorgt schaut er auf die Schnitte. Der letzte ist am tiefsten und blutet schrecklich. Mit zitternden Händen legt er mir erneut den Verband auf, den er vom Boden aufgehoben haben muss. Ich kann kaum noch sehen, nur noch sehr verschwommen, da mir nun doch dicke Tränen in den Augen stehen. Ich schluchze und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich sehe, wie auch Shuichis Körper bebt, bevor erneut Tränen in meine Augen treten. Shuichi ist fertig mit dem Verband. Kleine rote Flecken treten hindurch. Erschöpft fällt Shuichi mir in die Arme. Irgendwie haben wir es zum Sofa geschafft, auf dem wir jetzt aneinander gelehnt liegen. Keiner hat bisher ein Wort verloren. Ich weiß nicht, was ich sagen sollte. Ich hasse mich einfach dafür, was ich getan habe und vor allem, dass Shuichi es gesehen hat. In meinem Kopf spielt sich so viel auf einmal ab, dass ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Ein erneuter Schluchzer lässt meinen Körper beben. "Yuki", flüstert Shuichi und wartet darauf, dass ich antworte. "Yuki...?" "Hmh?", knurre ich. "Warum hast du dich absichtlich verletzt? Hasst du dich?", fragt er schüchtern. "Es ist mir egal, ob ich lebe oder sterbe.", das war zwar nicht die Antwort auf seine Frage, aber immerhin habe ich überhaupt geantwortet. "Hasst du dich?", fragt er mich erneut. "Ja...", seufze ich, "Manchmal. Es ist alles so hoffnungslos. Ich kenne mich nicht und je mehr ich über mich erfahre, desto schrecklicher finde ich mein Leben. Ich habe eigentlich noch nichts positives über mich gehört. Ich schlafe nicht gut. Ständig habe ich Alpträume. Es ist schrecklich!" "Natürlich gibt es positive Dinge in deinem Leben. Du bist ein sehr guter Autor. Du hast zwei Geschwister, die sich wirklich um dich sorgen, denen du am Herzen liegst. Und ich liebe dich. Zählst das alles denn nichts?" "Hm", mache ich. "Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, nachdem ich dir von New York erzählt habe?" Ich schüttle den Kopf. "Ich sagte, dass man kein Selbstmord begehen darf, weil es andere Leute traurig macht. Wenn du dich verletzt, dann tut es auch mir weh.", seine Stimme sagt mir, dass er es ehrlich meint. "Ich tue dir immer weh. Und du machst dir immer Sorgen um mich. Ich mache dich nur traurig. Es tut mir leid!" "Mir ist es nicht egal, ob du lebst oder stirbst. Ich möchte bei dir bleiben. Und ich möchte nicht, dass du dir nochmal absichtlich weh tust. Kannst du mir das versprechen, Yuki?", fordert Shuichi. Ich würde es ihm gerne versprechen, aber ich weiß nicht, ob ich das Versprechen einhalten kann. "Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich es nicht", sage ich, "Nie habe ich jemanden um Hilfe gebeten, glaube ich. Kannst du mir helfen, ein besserer Mensch zu werden als der, der ich war?" Ich kam mir reichlich doof vor mit dieser Bitte. Aber ohne ihn würde ich es unmöglich schaffen. "Ja." Es ist ein schönes Gefühl, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann. Ich drehe mich zu ihm, flüstere "Domo arigatou gozaimasu" und küsse ihn. Es ist nicht einfach nur ein Kuss, es ist ein Siegel für die Versprechen. [Was verzapfe ich nur wieder für ein Mist? Das ist alles viel zu sentimental *heul*. Alle, die es bis hierher geschafft haben, können mir ja mal ein Kommentar schreiben^^.] "Musst du nicht ins Studio?", frage ich, nachdem wir schon ewige Zeiten wortlos auf dem Sofa gelegen haben. "Stimmt!", Shuichi schreckt hoch, "Soll ich anrufen und sagen, dass ich krank bin?" Ich brumme zufrieden. Shuichi steht auf um seinen Termin abzusagen. Nur für mich, dabei ist die Aufnahme doch auch wichtig für ihn. "Alles klar. Wir haben es auf morgen verschoben.", er grinst mich an und hebt den Daumen, nachdem er das Gespräch beendet hat. Ich vergrabe meinen Kopf im Kissen. "Hast du Lust auf eine Schifffahrt?", frage ich, hebe meinen Kopf wieder, um ihn anzusehen. Seine Augen beginnen zu leuchten und ein freudiges Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. Das ist einer der Gründe, warum ich beginne ihn zu lieben. Er strahlt pure Liebe und Fröhlichkeit aus. Zufrieden lasse ich meinen Kopf auf das Kissen plumpsen und lächle. Shuichi beugt sich über mich, so dass seine Haarspitzen mich im Gesicht piksen. "Und wann gehen wir?", fragt er. "Gleich", flüstere ich und ziehe ihn zu mir herunter um ihn zu küssen. Seine Lippen sind süß. Ich öffne meine Augen. Shuichi schaut mich mit großen, verwunderten Augen an. "Was guckst du denn so?", frage ich und lache kurz. "Yuki...", haucht er und presst seine Lippen an meine. Er zieht mich auf die Beine. Ich drücke seine Hand liebevoll. "Okay, gehen wir.", sage ich. Ich stecke noch mein Portemonnaie ein, dann verlassen wir mein Appartement. Wir kommen gerade rechtzeitig, bevor das Schiff ablegt. Ich bezahle die Tickets und dann gehen wir Hand in Hand an Bord. Wir setzten uns an den Rand, so dass wir an dem Schiff nach unten ins Wasser sehen können. Das Schiff fährt langsam los und das Wasser beginnt kleine Wellen zu schlagen. Eine Bedienung kommt vorbei und fragt, ob wir etwas trinken möchten. Wir bestellen Grünen Tee. Dann genießen wir die Aussicht bis unsere Getränke schließlich gebracht werden. "Früher hast du nie Grünen Tee getrunken, nur Kaffee und Cola.", sagt Shuichi. "Ja, ist das so?", frage ich überrascht, "Und ist es gut oder schlecht, dass ich jetzt Grünen Tee trinke?" Er stützt seine Arme auf den Tisch und bettet seinen Kopf auf seine Hände. Verträumt sieht er mich an und sagt: "Ich würde sagen, das ist gut." "Ist dir sonst noch was aufgefallen?" Shuichi überlegt einen Moment: "Ich habe mich auch verändert." "Wirklich? Wie?" Ich würde mich gerne an die Zeit mit Shuichi erinnern. "Ich glaube, ich bin erwachsener geworden.", meint Shuichi. Das von ihm zu hören, ist, als ob ein 10-jähriger sagt, er sei erwachsen. Aber ich lache nicht. "Ich bin nicht mehr so überdreht.", erklärt er. Es stimmt. Ich lasse meinen Blick über das Wasser wandern, bevor ich mich in Shuichis Augen verliere. Sie sagen so viel aus, seine Augen. Sie könnten nicht lügen. "Ich werde auf dich aufpassen!", meint Shuichi plötzlich. Ich lächle. "Tust du das? Und wer passt auf dich auf?", frage ich. "Ja, für immer", sagt er mit fester Stimme. Wie lange ,für immer' wohl sein mag? "Für immer...", wiederhole ich still. Eine Träne glitzert in Shuichis Augen. "Hey, was ist denn los mit dir?", frage ich und wische mit meinem Daumen die Träne weg. "Nichts", er wischt sich mit der Hand nochmals über die Augen, "Ich bin nur froh." "Worüber?" "Dass du hier bist und dass ich mit dir zusammen sein kann.", er strahlt mich glücklich an und ich lächle zurück. Ich weiß, wie er es meint. Ich weiß es und ich bin auch froh darüber momentan. Aber wie lange? Jedes Glück hat sein Ende und meines scheint immer schnell zu vergehen. Ich befühle meine Schnitte am Arm und frage: "Ob es schnell verheilt?" "Bestimmt.", muntert Shuichi mich auf. Die Fahrt ist schnell zu Ende gegangen. Ich habe mich noch nie so befreit gefühlt wie heute. Obwohl ich nichts anstrengendes getan habe, falle ich todmüde ins Bett und schlinge die Decke fest um meinen Körper. Wie schön es wäre, wenn Shuichi jetzt hier wäre, aber ich wage nicht ihn zu fragen. Mit einem zufriedenen Seufzer schlafe ich ein und kein Alptraum wagt sich in meine Nähe diese Nacht. Heute nicht... [Ende für dieses Mal... Ich hoffe, es war nicht zu schmalzig *sich selber hass*. Vielleicht hat es euch wenigstens ein bißchen gefallen. Über Kommis freue ich mich (wer nicht?) und auch Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne an (gibt bestimmt ne Menge zum Verbessern^^) Eventuell bis zum nächsten Mal *hoff*, Rally-Kurai] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)