Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 9: Im Kerker ist es doch am schönsten (überarbeitet)* ------------------------------------------------------------- 9.Kapitel Im Kerker ist es doch am schönsten Sias schlug die Augen auf und starrte an eine Gitterwand. Der Elbenjäger wollte aufstehen, doch dann merkte er, dass seine Hände mit Eisenfesseln an der Wand befestigt waren. „Na ganz toll“, sagte er und stellte fest das Er im Kerker von Nâge saß und dass Efal ihm in der Zelle Gesellschaft leistete. Sein alter Meister war, im Gegensatz zu ihm nicht angekettet. Er saß auf einer Pritsche und sah hinauf zu dem vergitterten Fenster. In der Ferne hörte er die Möwen kreischen. Der Gefängnisturm von Nâge befand sich auf einer Klippe nahe der Küste. Schon ein paar waren bei Ausbruchsversuchen hinabgestürzt und das Meer hatte sie verschlungen. Efal ahnte vom Luftdruck her, dass sie ziemlich weit oben waren. „Warum bin ich angekettet?“, fragte Sias ihn plötzlich. Efal wandte sich ihm zu. „Du hast dich ziemlich aufgeführt. Cirra hat dir ein Mittel gegeben, dass du endlich ruhig wirst. Wahrscheinlich bewirkte das Mittel auch, dass du einen Blackout hattest“. Sias drückte sich mit den Rücken an die Wand und versuchte somit aufzustehen. Als er halbwegs stand, bemerkte Sias, dass er einen Verband am rechten Unterarm trug. „Woher kommt der Verband?“, fragt er Efal. „Linth hat dich angegriffen“, erklärte er knapp und sah kurz zu den Gitterstäben, die jedes Ausbrechen verhinderten. „Das Mittel wirkt wirklich sehr gut“, sagte Sias sarkastisch und zog an den Eisenfesseln. „Wo ist überhaupt Naminé?“. Efal zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Als sie uns in die Zelle hier warfen, nahm Cirra sie mit. Hoffentlich verhören sie sie nicht“. Sias schüttelte den Kopf. „Nein. Ich glaube nicht, dass sie Naminé verhören. So wie ich Linth kenne, wird er schon genug Informationen darüber gesammelt haben“. „Und was glaubst du hat er dann mit ihr vor?“. Sias biss sich auf die Lippen. „Ich will lieber nicht daran denken“. Naminé schlug langsam die Augen auf und merkte, dass sie in einem großen Bett lag. „Was mach ich ihr?“, fragte sie leise und ihr Kopf schmerzte. Sie konnte sich an gar nichts mehr erinnern, außer dass sie mit Sias und Efal auf dem Weg zu Herrn Carpe gewesen war. Die Waldelbin sah sich kurz im Zimmer um. Es war nicht Besonderes groß und durch das Fenster konnte sie das Meer sehen und die kreischenden Möwen hören. Sie stellte fest, dass sie sich nicht mehr im Herrenhaus befand. Sie schlug die Bettdecke zur Seite und bemerkte, dass sie nicht mehr ihr weißes Kleid trug, stattdessen ein nachtblaues, leichtes Kleid das ihr bis zu den Oberschenkeln ging. „Wieso trag ich das?!“. „Gefällt es dir nicht?“. Naminé erschrak und deckte sich schnell zu, als Cirra auf zuging. Die Waldelbin sah sie böse an. „Warum bin ich hier?“. Cirra stellte sich vor sie hin und lächelte sie unbeschwert an. „Du gefällst meinen Bruder“, sagte sie knapp und strich durch ihr rotblondes Haar. „Ich habe ihm nur geholfen, dass du ihm nicht wegläufst“. „Ich mag ihn aber nicht!“, sagte sie und stand nun auf. Wütend ging sie auf die Hochelbin zu und stieß sie grob mit dem Zeigefinger an. „Ihr werdet mich sofort freilassen!“. Cirra sah auf ihre Hand hinab. „Hör auf mich anzufassen, Waldelbin! Sei froh, dass mein Bruder so gutmütig ist und dich nicht in den Kerker geworfen hat, wie deine beiden Freunde“. Plötzlich schossen ihr die beiden Elbenjäger durch den Kopf. Sie hatte sie total vergessen! „Geht es ihnen gut?“, fragte sie Cirra und klang ein wenig besorgt. „Den Umständen entsprechend gut“. Naminé schnaubte. Mehr als diese Antwort konnte sie ihr wohl nicht entlocken. „Mein Bruder wird die beiden und dich gehen lassen, wenn du uns nur einen kleinen Gefallen tust“. „Ich werde nichts tun, was euch Genugtuung gibt!“. Cirra wandte sich von ihr ab und wanderte zu der Tür. „Gut. Wenn das so ist, werde ich Linth bescheid geben, dass er mit der Folterung anfangen kann. Ciao“. Naminé sah ihr nach und rannte zu der Tür, doch Cirra schlug sie zu und Naminé hörte das Schloss knacken. Sie war eingesperrt! „Lass mich raus!“, kreischte sie wütend und schlug gegen die Tür, erhielt aber keine Antwort von der anderen Seite. „Cirra!“. Efal hatte die Augen geschlossen und döste, während Sias immer nervöser wurde. Es gefiel ihm nicht, dass sich noch keine Wache bei ihnen hatte blicken lassen, geschwiegen davon, dass ihnen etwas zum Essen gebracht wurde. Sias machte sich außerdem noch Sorgen um Naminé. Der Elbenjäger könnte sich dafür eine knallen, dass er sich Sorgen um das Spitzohr machte! Vielleicht machte er sich diese nur, weil sie ihnen bei ihrem Plan geholfen hatte, der nach hinten losgegangen war. Sias wusste nicht ob Naminé nicht richtig aufgepasst hatte oder Linth und Cirra schon von Anfang wussten, was die Waldelbin vorgehabt hatte. Sias hörte plötzlich Schritte und sah auf. Instinktiv wollte er nach seinem Schwert greifen, doch dann merkte er, dass sie es ihm abgenommen hatte. Als die Gestalt näher trat, verhärtete sich Sias Gesichtsausdruck. „Und habt ihr beide euch schon eingelebt?“, fragte Linth ihn und trat näher an die Gitterstäbe. „Eine Couch und ein richtiges Bett würden alles noch perfekt machen“, antwortete ihm Sias sarkastisch. „Und die Fesseln, sie stören ein wenig“. Linth lächelte. „Unser Budget ist knapp. Es ist kein Platz für Sonderwünsche“. „Dachte ich mir schon und das Essen ist auch ziemlich mager! Vor allem wenn man keines bekommt“. Der Prinz der Hochelben sah zu Efal. Dieser schlief tief und fest. „Deinen Freund scheint dies aber nicht zu stören“. „Efal hat sich schon immer mit weniger Zufriedenen gegeben“. „Ein einfacher Mensch eben, das bist du leider nicht. Du warst schon immer sehr kompliziert“. Sias zuckte mit den Schultern. „Ich war schon immer anspruchsvoll“. Eine kurze Stille herrschte zwischen den beiden. „Warum bist du hier, Linth? Sicher nicht, um dich mit mir zu unterhalten“. Linth nickte. „Wie viel willst du für Naminé?“. Sias runzelte die Stirn und sah kurz zu Efal, der kurz laut schnarchte und sich auf die andere Seite seiner Pritsche drehte. Er war froh das Efal nicht wach war. Dieser hätte sofort eine Summe genannt, doch Sias war nicht so wie er. „Sie ist nicht verkäuflich“. Linth legte einen unschuldigen Blick auf. „Ist sie nicht ein wenig zu Schade, um sie zu töten“. „Wer hat gesagt, dass ich Naminé töten will?“. „Was willst du dann mit ihr machen?“, fragte Linth ihn neugierig. „Ich bilde sie aus“. Linth starrte ihn fassungslos an und brach dann in schallendes Gelächter aus, das sogar Efal aufweckte. „Was lacht der so blöde. Irgendein Witz denn ich verpasst habe?“, fragte er Sias und gähnte. „Ausbilden? Du?! Was willst du mit einer Waldelbin! Solltest du sie nicht eigentlich töten?“. „Was ist daran so verkehrt? Eine Waldelbin als Elbenjägerin, wieso nicht?“. Linth wischte sich die Tränen weg. „Eine Waldelbin tötet keine anderen Elben, wenn dann werden sie getötet!“. „Wer sagt, dass ich sie zum Töten benutze und außerdem, du bist selbst ein Elbenjäger warum willst du Naminé?“. „Sie gefällt mir. Naminé würde eine sehr schöne Mätresse abgeben“. „Ich habe ihr schon versprochen, dass ich sie ausbilde“, hielt Sias ihm dagegen. Linth zuckte leicht mit den Mundwinkeln. „Ich werde mit Naminé selbst reden. Ich wünsche euch noch eine schöne Nacht“, sagte der Hochelb zum Abschied und ging. Als er außer Hörweite war, sah Efal seinen Schüler an. „Warum gibst du ihm das Spitzohr nicht! Das Geld können wir sicher gut gebrauchen“. Sias sah Efal an. „Wir? Was heißt hier wir?“. Efal grinste. „Ich habe meinen Groll gegen dich abgelegt“. „Ach, auf einmal?“. „Glaub es oder lass es“. Sias seufzte. „Ich werde Naminé nicht eintauschen!“, sagte er und ließ sich auf keine weitere Diskussion zu diesem Thema ein. „Wir müssen hier raus“, sagte Efal schließlich. „Und wie willst du rauskommen?“. Efal zuckte kurz mit den Mundwinkeln. „Ich habe einen Plan, doch wir müssen noch auf jemanden warten“. Sias runzelte die Stirn. „Auf jemanden warten?“. Sein alter Meister nickte. „Ja. Warte einfach ab“. Die Nacht war schon hereingebrochen, als Naminé am Fenster stand und verträumt hinaus sah. Die Waldelbin hatte festgestellt, dass sie sich in einem Turm befand. Von einer Magd hatte sie erfahren, dass es der Gefängnissturm war und die drei unteren Stockwerke als Wohnräume genutzt wurden. Sie seufzte. Zu gerne würde sie wissen, warum sie hier war. Sias und Efal, das verstand sie noch, aber Naminé hatte doch nichts getan! Oder war es eine Strafe ein Fenster offen zulassen? Während sie in Gedanken versunken war, merkte sie nicht, dass jemand den Schlafraum betrat. Linth ging auf sie und stellte sich dicht hinter sie. Er musterte sie kurz. Das Kleid stand ihr. „Gefällt es dir hier?“. Naminé erschrak und sah kurz zu ihm. Sein Blick galt den Leuchtturm, der in der Ferne stand. „Nein. Ich will hier raus“, sagte sie zu ihm und es fröstelte sie. Doch es war nicht die Kälte des Zimmers, die sie so frösteln ließ. „Das kann ich leider nicht zulassen“. „Ich werde niemand sagen, was passiert ist“, sagte sie. Linth nahm seine linke Hand und fuhr ihr durch das Haar. „Du erinnerst dich sowieso an gar nichts. Cirra hat dir etwas gegeben“. Naminé biss sich wütend auf die Lippen und zog ihren Kopf weg. „Hört auf mich anzufassen. Ich will das nicht“. Naminé ging weg und setzte sich auf das Bett. Linth sah ihr ein wenig traurig nach. Der Prinz setzte sich neben sie. „Willst du nicht bei mir bleiben? Dann lass ich Efal und Sias frei“, sagte er zu ihr und legte seine linke Hand auf ihr rechtes Bein. Die Waldelbin funkelte ihn an. Die anfängliche Faszination an dem Hochelben war verschwunden. „Lieber sterbe ich!“. Linth lächelte. „Das kann ich leider nicht zulassen“, sagte er und küsste sie kurz. Nach dem Kuss sah Naminé ihn angewidert an. „Ich möchte es jetzt schlafen. Geht bitte!“. Linth nickte. „Schlaf gut, meine Schönheit“. Sias und Efal erwachten, als sie einen lauten Schlag hörten. „Angriff!“, rief jemand, doch die Stimme versagte sofort und daraus wurde ein Röcheln. Vor das Gitter der Zwei trat jemand und flüsterte etwas auf Hochelbisch. Es machte >knacks< und die Tür schwang auf. Die Gestalt trat ein und schlug die Kapuze zurück. Sias sah die Magierin fassungslos an. Techi lächelte. Ihr blutrotes Haar war fast solang wie das von Naminé und ihre blutroten Augen blickten die beiden freundlich an. „Ich dachte schon, ich finde euch nie“, sagte sie zu den beiden und ging auf Sias zu. Mit einer kurzen Handbewegung öffneten sich die Eisenfesseln und Sias rieb sich die Handgelenke. „Danke“, sagte er zu der Hochelbin. Er wollte noch etwas sagen, doch sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „Nicht hier, Sia. Wir reden, wenn wir draußen sind“. Dann wandte sie sich Efal zu. „Los suchen wir eure Elbin“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)