Naminé von Azahra (Liebe deinen Feind) ================================================================================ Kapitel 2: Der Weg nach Dunac (überarbeitet)* --------------------------------------------- 2.Kapitel Der Weg nach Dunac Naminé öffnete ihre Augen und sah als erstes Sias. Der Elbenjäger saß neben ihr am Feuer und starrte geistesabwesend in die Flammen. Die Waldelbin seufzte. Schon seit 3 Tagen war sie mit Sias nach Dunac, einer kleinen Hafenstadt, unterwegs. Die beiden sprachen nicht viel, weswegen sich Naminé manchmal sehr langweilte. Wie jede Nacht schliefen die beiden im Wald unter dem Sternenhimmel. Obwohl die Elbin keine 2 Stunden geschlafen hatte, war sie nicht müde. Sie konnte einfach nicht schlafen. Wenn sie die Augen schloss, sah sie jedes Mal Cyons massakrierten Körper vor sich. Naminé fröstelte es trotz des Feuers. „Wie lange brauchen wir noch nach Dunac?“, fragte sie ihn. „Zwei Tage noch“, sagte Sias und stocherte mit einem Stock im Feuer. Naminé hielt einen gewissen Sicherheitsabstand zu dem Elbenjäger. Sie traute ihm nicht, doch er war die einzige Hoffnung, dass sie den Mörder ihres Bruders finden würde. „Wieso willst du überhaupt deinen Bruder rächen?“. Diese Frage hatte er ihr schon einmal gestellt, doch er wollte mehr über Naminés Rachepläne wissen. „Mein Bruder und ich lebten mit unserer Familie nah an der Grenze zum Elbenreich. Ihr wisst, dass es Verboten ist an der Grenze zu töten, dass es allgemein verboten ist im Waldelbenreich zu töten! Doch sie taten es trotzdem. Mein Bruder würde grausam hingerichtet. Ich möchte das Gleiche dem Mörder antun, was er Cyon angetan hat!“. Sias spürte den Hass, die Wut, die mit jedem Wort aus ihrem Mund stieg und wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte. „Glaubst du nicht, dass du dir ein etwas zu großes Ziel gesetzt hast? Und du glaubst doch nicht wirklich, dass sich alle an die Regel halten, dass sie nicht hinter der Grenze töten sollen?“, fragte er sie sarkastisch und grinste wolfsähnlich. Naminé warf ihn einen bösen Blick zu. Sie traute Sias zu, dass er schon mehr als einmal hinter der Grenze getötet hatte, doch … sie glaubte nicht, dass er der Mörder von Cyon war! Sie wusste selbst nicht, warum sie dies glaubte, doch je länger sie ihn ansah, desto weniger vermutete sie dies. „Weißt du zufällig, wer ihn umgebracht hat?“, fragte sie ihn plötzlich. Sias legte den Kopf in den Nacken und überlegte. In den letzen zwei Wochen hatte er 3 Elbinnen getötet, doch er kannte jemanden der vor kurzen einen Elb getötet hatte, der auf Naminés Beschreibung passte. Sias hatte ihn nur zufällig dabei gesehen und fand die Tötung des Elben ziemlich übertrieben, es sah für ihn mehr wie ein Ritual aus. Sias hatte denjenigen erkannt, der den Elb getötet hatte, doch er hatte sich im Hintergrund gehalten. Er hatte mit dieser Person noch eine sehr große Rechnung offen. Eigentlich wollte er sich in dieser Nacht an ihm rächen, doch der Mord an Cyon hatte ihm auf eine andere Idee gebracht: Er würde diese Person suchen und sie bestechen! Ein Elbenjäger, der einen Ritualmord durchführte, dies glich einer Todesstrafe. „Ja. Ich weiß, wer es war“, gestand er ihr und sah Naminé nun an. Die Augen der Waldelbin hellten sich auf, sie beugte sich ein Stück weiter zu ihm hinüber und kroch auf allen vieren auf ihm zu. „Wirklich?!“, kurz vor seinem Gesicht blieb sie stehen. Sias hingegen zog seinen Kopf ein wenig zurück. „Ja“, antwortete er erneut und zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Kannst du mir den Namen sagen?“, bat sie ihn. „Nein. Das werde ich nicht. Ich habe mit demjenigen sowieso noch eine Rechnung offen. Du wirst mich begleiten, und ich werde dich zu einer Elbenjägerin ausbilden, verstanden?“. Naminé wich ein wenig von ihm zurück und sah in das Feuer. „E …Eigentlich behagt es mir gar nicht das Ich eine Elbenjägerin werden soll, ich dachte nur ich komme mit dir mit und dann bringst du mich zu Cyons Mörder, ich töte ihn und dann … geht jeder seines Weges?“, druckste sie herum. Das hast du dir ja ganz einfach vorgestellt , dachte sich Sias. „Glaubst du, dass ich mich von dir als Wegführer ausnutzen lasse? Nein! Du hast mich gebeten, dass ich dich ausbilde und ich werde es tun! Das hättest du dir vorher überlegen sollen, bevor du auf die Idee kommst: Hey! Ich bettelte einen Jäger an, dass er mich mit sich nimmt und dann haue ich ab! Nein, meine Liebe. So läuft das Spiel nicht. Das sind meine Regeln“. Naminé sah ihn geschockt an, erst jetzt wurde sie sich über den Ernst der Lage bewusst! „A …Aber du wolltest mich doch sowieso nicht aufnehmen!“. „Ich habe es mir eben anderes überlegt“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich mein eigenes Volk umbringe!“. Die Waldelbin war inzwischen aufgestanden und blickte auf Sias hinab. Der Elbenjäger blieb ruhig. „Es ist nicht mein Problem. Du musst dich eben dazu überwinden, und außerdem …“. Sias stand auf und stellte sich direkt gegenüber von ihr auf. „Du tust, was ich dir sage! Oder hast du meine Lektionen schon vergessen?“, fragte er sie fast lautlos. Naminé schluckte schwer. Ja, sie erinnerte sich daran und hatte immer noch Angst, dass er gleich sein Breitschwert zog, um ihr den Kopf abzuschlagen. Sie schloss die Augen und seufzte. „Ich werde es nicht tun!“. „Das werde wir noch sehen, Spitzohr!“. Sias ritt voran und Naminé folgte ihm. Die beiden waren wie immer stumm aufgebrochen. Sias redete nicht gerne mit seinen Opfern, denn er mordete ihr Volk lieber, als dass er sich mit ihnen unterhielt. „In Dunac wirst du dich als Hochelbin ausgeben, verstanden?“, sagte er zu ihr. „Ja“, antwortete Naminé und es klang genervt. Sias ignorierte es. Er war so froh, wenn er sie endlich los war, doch vorher wollte er sie noch leiden lassen! Gegen Abend kamen die beiden Gefährten zu einem Gasthaus. Naminé fand einerseits, dass es eine ziemlich ungünstige Stelle war, mitten im Wald ein Gasthaus zu eröffnen und andererseits war sie froh endlich wieder in einem Bett schlafen zu können! Sie und Sias brachten ihre Pferde in den Stall, bevor sie in das Gasthaus gingen. Wider erwartet war die Schankstube gerammelt voll! Naminé und Sias erspähten noch einen freien Platz am Tresen. „Ich bin froh, dass ich heute Nacht endlich wieder ein weiches Bett habe“, sagte Naminé und streckte sich. Sias sah sie schief an, er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Ich dachte, ihr Elben schläft auf Blättern?“. Naminé schüttelte den Kopf. „Im Gegensatz zu euch schlafen wir nicht in Scheunen“. Sias seufzte und bestellte beim Wirt, für sich und Naminé, jeweils ein Zimmer und ein Abendessen. Der Wirt kam nach einer Weile wieder und sah den Elbenjäger lange an, bevor er sagte: „Leider haben wir nur noch ein Zimmer frei“. Sias Augen verengten sich. „Gibt es keine andere Möglichkeit? Vielleicht den Stall?“. Der Wirt verneinte. Der Elbenjäger seufzte niedergeschlagen. Warum hatte er nur immer so ein Pech?! „Gut. Ich nehme das Zimmer“, sagte er und der Wirt schien beruhigt zu sein. Er brachte den beiden das Essen und Naminé nickte ihm dankend zu. Es handelte sich zwar nur um einen Eintopf, doch sie hatte soviel Hunger, dass ihr alles egal war, was sie aß. Sias warf Naminé einen schiefen Blick zu. Diese Elben … ein zu einfaches Volk! Der Elbenjäger war froh das niemand bemerkte das Naminé eine Elbin war. Er hatte ihr schon einige Anweisungen gegeben, wie sie dies verbergen konnte. Sias glaubte ganz fest daran, dass die beiden morgen Nachmittag in Dunac eintreffen, würden, ohne Zwischenfälle. Naminé sah Sias nervös an. Die beiden standen im Zimmer, das der Wirt ihnen gegeben hatte. Das Zimmer war kahl eingerichtet. Dort befanden sich nur ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Schrank. Die Waldelbin fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. „Und? Was machen wir jetzt?“, fragte sie ihn vorsichtig. „Ich schlafe auf dem Boden“, sagte er knapp und legte sich eine Decke zurecht, auf der er schlafen wollte. „Gut“. Naminé nickte und setzte sich eine Weile auf das Bett. Sias lag, mit dem Rücken zu ihr, auf der Decke. „Warum bist du überhaupt ein Elbenjäger geworden?“. Naminé sah, wie sich Sias verkrampfte. „Ich habe meine Gründe“, sagte er schließlich. „Wurden deine Eltern vielleicht von Elben getötet?“. Die Waldelbin hörte, wie Sias tief ausatmete. „Schlaf endlich!“, forderte er sie auf. Er hörte, wie das Bett knarrte. Er glaubte, dass sie sich hingelegt hatte, doch da irrte er sich. Naminé kniete sich plötzlich neben ihn auf dem Boden. „Nun sag schon!“. „Bist du immer so lästig?“, fragte Sias sie genervt. Er war kurz davor, die Geduld zu verlieren. „Ich lasse dich erst in Ruhe, wenn du mir sagst, warum!“, hielt sie dagegen und ihre Augen blitzen auf. „Efal ist daran Schuld – mein Meister“, sagte er und schloss die Augen. „Geh jetzt schlafen“. Am nächsten Morgen erwachte Naminé früh und bemerkte, dass Sias nicht im Zimmer war. Sie stand also auf und strich ihre Kleidung glatt, bevir sie zur Schankstube hinabg ging, wo der Elbenjäger bereits auf sie wartete. Als er sie bemerkte, nickte er ihr knapp zu und sie erwiderte den Gruß. „Können wir weiter? Ich habe die Rechnung schon bezahlt“, sagte er zu ihr. Seine Stimme klang ungewöhnlich freundlich. Naminé folgte ihm, aus dem Gasthaus, in die Stallungen. Als sie auf ihr Pferd steigen wollte, wurde sie grob am Handgelenk gepackt und umgedreht. „Was soll das?!“, rief sie wütend und Sias sah sie an. In seinen Augen loderte der reine Hass, den sie schon bei ihrer ersten Begegnung mit ihm gesehen hatte. „Heute Nachmittag sind wir in Dunac. Und du wirst schön mitspielen! Denn wenn nicht, wirst du mich richtig kennenlernen!“, drohte er ihr und stieg auf sein Pferd. Naminé sah ihn nach, bevor sie auf ihr Pferd stieg und ihm, mit einem Abstand nachritt. Was meinte er damit? Dachte sie fragend, doch sie sagte lieber nichts zu ihm. Sie wollte lieber den heutigen Nachmittag abwarten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)