Pretty Woman von Jason (Snowrabbit) ================================================================================ Kapitel 4: Глава четвертая -------------------------- Gillian starrte einige Augenblicke auf ihren Bruder, welcher wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Ihre Gedanken überschlugen sich regelrecht. » Ludwig wurde entführt. Ivan Braginsky hatte ihn in seiner Gewalt. Ich muss ihn zurückholen. Hoffentlich ist er unversehrt. Er steht da. Es geht ihm gut. « „Lutz!“, sie stand auf, die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen und –hören, ebenso klang jedoch die Verwirrung, über das augenscheinliche Wohlbefinden ihres kleinen Bruders, in ihrer Stimme mit. Ruckartig stand sie von ihrem Platz auf, brachte dabei das eigene, noch leere, Weinglas zum Sturz und schritt eilig auf ihren kleinen Bruder zu. Sie schloss ihn in beide Arme und drückte ihn fest an sich. „Es geht dir gut…“, flüsterte sie, während sie, um sich selbst zu beruhigen, über seinen Rücken streichelte. Tränen der Erleichterung bahnten sich ihren Weg über das von Natur aus blasse Gesicht Gillians, während sie den Blick nicht von dem Blondschopf in ihren Armen nahm. Ludwig drückte sein Gesicht an ihren Bauch, schlang die Arme um seine Schwester und hielt sie fest. Er freute sich ebenso über dieses Wiedersehen. Es brauchte einige Momente, ehe Gillian ihre Gedanken so weit sortiert hatte, dass sie wieder das Wort ergriff. Sie legte ihre Hände an die Schultern ihres Bruders, drückte diesen etwas von sich und sah ihn an, ließ ihn währenddessen aber nicht los. „Was hat das zu bedeuten?“ Sie verstand die Situation nicht. In ihrer Vorstellung hatte Ludwig, angekettet, in einem Kerker von diesem Russen gesessen und wartete sehnsüchtig auf Rettung. Ihr Blick, welcher einzig und allein ihrem Bruder galt, spiegelte gleichermaßen Verwirrung als auch Besorgnis wieder. Ehe der blonde Junge dazu kam einen Versuch zu starten, die Situation zu klären, schreckte Gillian auf als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie wirbelte herum, schützend vor ihrem Bruder stehen bleibend und blickte direkt in die violetten Augen Ivans. Abrupt zogen sich ihre Augenbrauen zusammen und ohne nachzudenken holte sie mit der rechten Hand aus, um dem Mann vor ihr eine Ohrfeige zu verpassen. Ivan reagierte augenscheinlich lässig und hielt Gillians Hand, in der Bewegung, am Handgelenk fest. Obwohl er sich bemühte ihr keine Schmerzen zuzufügen war sein Griff so stark, dass Gillian für einen Augenblick die Zähne zusammenbiss. „Er ist freiwillig hier. Weil wir nicht wussten, wie wir dich sonst hierher bekommen!“ Ihre Augen weiteten sich bei den Worten des Russen und sie redete sich ein, sich verhört zu haben. „Du lügst!“, zischte sie, seinen Worten nicht glauben wollend und spürte kurz darauf wie sie, von hinten, von ihrem kleinen Bruder umarmt wurde. „Ich kann das erklären“, murmelte Ludwig in den Stoff ihres Kleides. Dies war der Moment, in dem Gillian der eiskalte Schauer des Verrats über den Rücken lief. Sie wünschte sich innig, dass diese Situation nicht der Realität entsprach. Sie senkte den Kopf etwas, um Ivan nicht mehr ins Gesicht zu blicken, drehte sich aber nicht zu ihrem Bruder herum zum einen, weil dieser noch ihren Arm hielt und zum anderen weil sie es nicht recht wagte Ludwigs Antlitz in Augenschein zu nehmen. Sie biss sich fest auf die Unterlippe, spürte aber nichts von dem Schmerz. „Ich will dass das ein Ende hat, Schwester. Ich will nicht mehr, dass du von einem Mann zum nächsten gehst. Ich will, dass du glücklich bist!“ Ludwig drückte sein Gesicht fester in ihren Rücken, an seiner Stimme konnte sie hören, dass er weinte. „Ich versprach ihm zu helfen und dass ich dir kein Leid zufügen werde“, klang ihr Ivans Stimme zusätzlich ans Ohr. Gillian schüttelte den Kopf. „Warum solltest du meinem Bruder oder mir helfen wollen?“, mit lauter, zorniger Stimme keifte sie verärgert den Russen an. Die silberhaarige Frau traute dieser Sache nicht, würde ihrem Bruder aber nicht böse sein können, weshalb sie all ihren Frust und ihre Wut allein gegen Ivan aufstaute. Zornig blickte sie den russischen Mann wieder an, als dieser eine Hand an ihr Kinn legte und ihr Gesicht etwas hob. Er beugte sich zu ihr vor und hauchte ihr einen seichten Kuss auf die Lippen, gegen welchen sich Gillian nicht zu wehren wusste, da sie nicht im Geringsten mit solch einer Reaktion gerechnet hatte. „Ich helfe aus egoistischen Gründen. Ich will dich nicht in Betten anderer Männer sehen, ich will dich allein für mich haben“, hauchte er ihr die Worte warm gegen die Lippen. Unwillkürlich hob Gillian die Augenbrauen an, sie blinzelte ihren Gegenüber verwirrt an, ehe ihr Blick wieder ins Zornige überging. „Dass ich nicht lache!“, sie legte jeden Spott, den sie aufbringen konnte, in diese vier Worte und war Drauf und Dran ihm wieder ins Gesicht zu spucken. Ludwig verstärkte seinen Griff um seine Schwester und schluchzte leise: „Er will uns nichts böses, Schwester! Wir können bei ihm leben, es wird uns gut gehen. Du musst nicht mehr zu diesen Männern, du kannst wieder fröhlich sein …so wie früher.“ Der blonde Junge wusste nur zu genau, mit welchen Aktivitäten seine große Schwester ihr Geld verdiente. Nie hatte Gillian auch nur in einer Silbe erwähnt, was sie während ihrer Besuche mit den Männern tat. Offiziell wusste Ludwig bloß, dass sie bei Männern war, um diesen im Haushalt behilflich zu sein. Lange Zeit hatte der deutsche Junge diese Variante auch geglaubt, aber wenn man auf den Straßen der Stadt unterwegs war, bekam man auch Dinge mit, die nicht für die Ohren eines elfjährigen Kindes bestimmt waren. Gillian spürte ihr Herz schneller schlagen, vor Aufregung, so schnell dass es bereits ein wenig schmerzte, zumindest glaubte sie einen Schmerz in der Gegend zu spüren. „Die morgendliche Begegnung, diese vorgetäuschte Entführung… dieses Kleid…“, sie sprach ihre Gedanken nur in Fetzen aus, bemühte sich stark nicht auszurasten, immerhin fühlte sie sich völlig überfordert von dieser Situation. „Wir wollten sicher gehen, dass du hierher kommst. Uns war bewusst, dass du kommen würdest, um deinen Bruder zu retten“, begann Ivan zu antworten. „Es tut mir Leid, ich wusste nicht was ich sonst tun sollte“, flüsterte Ludwig zwischendrin, laut genug so dass seine Worte bis zu Gillian durchdrangen. Das Kleid hingegen rechtfertigte Ivan ihr gegenüber nicht, in dem Moment hätte er zugeben müssen, sie einfach nicht in Kleidung, welche sie wahrscheinlich bei einem ihrer Kunden getragen hatte, an seinem Tisch sitzen haben wollte. Wieder schüttelte Gillian den Kopf. Mit einem Ruck befreite sie ihren Arm aus Ivans Griff und löste die Umarmung ihres Bruders. „Ich muss weg.“ Mit verweintem Gesicht sah ihr Bruder zu ihr auf. „Wo willst du hin?“, fragte er mit zittriger Stimme. „Ich habe heute Abend einen Kunden, wenn ich den Termin nicht wahrnehme, dann habe ich mehr Stress als mir lieb ist“ Ivan hielt sie am Arm fest. „Dieser Abend gehört mir!“ Mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen drehte sie sich zu ihm herum: „Hol dir einen Termin, wenn du mich willst!“ Der Blick Ivans verfinsterte sich für einen Moment. Er zog Gillian zu sich heran und legte ihr einen Arm um die Hüfte. Obwohl sie ihre Arme gegen ihn stemmte, um einen gewissen Abstand zwischen ihnen beizubehalten, ließ er nicht von ihr ab. „Ich lasse dich nicht gehen. Ich erwarte keine Zärtlichkeiten von dir und ich werde dir kein Leid antun. Aber ich bin nicht bereit, dich anderen Männern zu überlassen.“ Obwohl Ivan mit ruhiger Stimme sprach, klangen seine Worte ernst und bestimmend. Es fiel Gillian schwer seinem Blick Standzuhalten. „Gut, ich bleibe“, sprach sie nach einiger Überlegung, in einem einsichtig klingenden Ton und formte ihre geschmeidigen Lippen zu einem Lächeln. Die pure Erleichterung spiegelte sich auf Ludwigs Gesicht wieder, als sich Gillian wieder in Richtung des Tisches bewegte, sich setzte und sich auf dieses Essen einließ. Sie blieb bei ihnen, benahm sich vorbildlich höflich, setzte stets ein Lächeln auf und ließ sich letztendlich auch darauf ein zu bleiben, unter der Bedingung, ein eigenes Zimmer zu bekommen. „Jetzt wird alles besser, oder?“, fragte Ludwig seine Schwester, während er zu ihr aufsah. Er lag bereits im Bett und Gillian deckte ihn gerade zu, als er ihr diese Frage stellte. Sie gab ihm keine Antwort, stattdessen beugte sie sich zu ihm herunter und drückte ihm einen seichten Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut“, flüsterte sie ihm zu, ehe sie sich von der Bettkannte erhob und das Zimmer verließ. Sie lief den langen Korridor entlang bis sie das Zimmer erreichte, in dem sie untergebracht war. Sie öffnete die Tür, schaltete das Licht in dem Zimmer an und betrat dieses, daran denkend den Raum leise hinter sich wieder zu schließen. Ihr Blick schweifte durch den großen Raum, sie entdeckte das bereitgestellte Nachthemd, welches auf dem aufgezogenen Himmelbett lag. Leise schnaubend trat sie an das Fenster und öffnete es. Sie würde zurückkommen, immerhin war ihr Bruder noch hier. Der Knall war laut im Raum zu vernehmen, als die Hand mit voller Wucht auf ihre Wange traf. Gillian wandte das Gesicht ab und hielt sich die schmerzende Stelle, stark darauf konzentriert, dass keine Tränen in ihren Augen aufstiegen. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?!“, wurde sie lauthals angeschrien. Noch immer ihre Wange haltend, antwortete die rotäugige Frau nicht. Wutentbrannt packte der Mann sie am Haar und riss sie zu sich herum. Schmerzerfüllt keuchte sie auf, ermahnte sich jedoch selbst nicht loszuschreien. Unsanft wurde sie am Kiefer gepackt und gezwungen in die violett-blauen Augen ihres Zuhälters zu blicken. „Um 20 Uhr wurdest du von Edelstein erwartet, ist dir eigentlich bewusst was uns da durch die Lappen gegangen ist?“ „Ich wollte diesen Termin wahrnehmen“, versicherte Gillian ihm und wagte es, sich unter seinem nächsten Schlag weg zu ducken. Unsanft drückte er Gillian gegen die nächstgelegene Wand, so sehr dass ihr Rücken schmerzte und sie ihr Gesicht etwas verzog. Obwohl er nichts sagte, wusste sie, dass er auf eine Erklärung wartete. „Er hat mich festgehalten… Es ist mir nicht eher gelungen dort wegzukommen“, sprach sie. Ihr Gegenüber zog die Augenbrauen fester zusammen, da ihm diese Antwort nicht zu genügen schien. Gillian musste einen Augenblick überlegen, um auf den vollständigen Namen des Mannes zu kommen, bis sie schließlich „Ivan Braginski“ hervor presste. Kurz darauf ließ ihr Zuhälter, Yuriy, von ihr ab und verließ, scheinbar zorniger als zuvor, das Zimmer. Sie ließ sich, an der Wand gelehnt, herunter auf den Boden sinken und rieb sich die Stellen, an denen Yuriy sie gepackt hatte. Die Perspektive, die Ivan ihr geboten hatte, nicht mehr als Prostituierte arbeiten zu müssen, lag zwar Voll und Ganz in Gillians Vorstellung, jedoch ging das nicht so einfach, wie der Russe sich das vorzustellen schien. 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