Zwei Leben, zwei Welten? von Auryn-chan (Eine AkuRoku FF) ================================================================================ Ein Stück Vergangenheit ----------------------- Axels POV „Hm, wo soll ich denn am besten anfangen…“ Ja, wo sollte ich anfangen? Obwohl ich die ganze Nacht darüber nachgegrübelt hatte, fielen mir die richtigen Worte irgendwie nicht mehr ein. „Also Schuld an meiner Situation ist eigentlich mein Vater. Er hat-“ Roxas sah mich fragend an und ich schüttelte den Kopf: „Nein, damit du es verstehst muss ich ein Stück weiter vorn anfangen. Eigentlich hat alles damit angefangen dass meine Mutter gestorben ist als ich neun war.“ Ich sah wie sich die Augen meines Gegenübers erst erschrocken weiteten um anschließend einen entschuldigenden Ausdruck anzunehmen: „Das tut mir leid, ich wusste nicht-“ Doch ich schüttelte energisch den Kopf: „Ich brauche kein Mitleid. Das ist passiert und niemand kann mehr etwas daran ändern.“ Wieder erinnerte ich mich an jenen Tag zurück. Es war ein Dienstag gewesen und eigentlich war es ein gewöhnlicher Schultag, doch ich hatte ihn Zuhause verbracht. Allein hatte ich in meinem Zimmer gesessen, während mein Vater pausenlos mit allen Möglichen Leuten telefoniert hatte um die Beerdigung zu organisieren und unsere Verwandten zu informieren. Als ich am darauf folgenden Tag wieder in die Schule gekommen war, hatten mich sowohl Lehrer als auch Schüler buchstäblich mit Mitleid überschüttet. Seit dem konnte ich es nicht mehr leiden wenn sich jemand bei mir wegen meiner Situation entschuldigte, obwohl er nichts dafür konnte. „Wie kannst du da nur so locker mit umgehen? Ich wäre am Boden zerstört wenn meine Mutter sterben würde!“ Ich sah Roxas eindringlich an: „Jetzt vielleicht, aber mit neun Jahren versteht man noch nicht was `Tod` bedeutet. Zumindest nicht so richtig. Ich habe mich nur wie in einem schlechten Traum gefühlt. Und aus schlechten Träumen wacht man ja bekanntlich früher oder später auf.“ „Aber du bist nicht aufgewacht.“ „Nein, leider nicht.“, doch ich wollte nicht wieder in dieses tiefe, schwarze Loch fallen und so fuhr ich schnell fort: „Egal, auf jeden Fall ist mein Vater damit nicht fertig geworden.“ Ich wollte das alles so schnell und so sachlich wie möglich hinter mich bringen und erwähnte vorsichtshalber nicht, dass auch ich es bis heute noch immer nicht richtig überwunden hatte. „Was ist passiert?“, fragte mich der Blonde zaghaft. „Er hat angefangen seine Sorgen und seine Trauer in Alkohol zu ertränken. Es wurde immer schlimmer, und einmal stand sogar die Polizei vor unserer Haustür weil mein Vater vollkommen betrunken ausgerastet ist, zu dem Zeitpunkt müsste ich ungefähr elfeinhalb gewesen sein.“ Das Entsetzen in Roxas´ Blick war nun unübersehbar: „Hat, hat er dich geschlagen?“ Ich nickte: „Ein paar Mal.“ Meinem Gegenüber schien es nun vollends die Sprache verschlagen zu haben, sodass ich weitererzählen konnte: „Auf jeden Fall hab ich mit ungefähr vierzehn beschlossen abzuhauen. In ein Heim oder so wollte ich aber auf keinen Fall, also hab ich bei Nacht und Nebel meinen Sachen gepackt und bin auf und davon.“ Nun schien Roxas seine Neugier wieder gefunden zu haben: „Was hast du denn dann gemacht, ich meine wie hast du das geschafft?“ „Die ersten paar Wochen waren leicht. Da ich in einem Stadtteil etwas außerhalb von Berlin gewohnt habe kannte ich mich auch in der Innenstadt relativ gut aus, außerdem hatte ich von zu Hause etwa hundert Euro mitgehen lassen.“ „Und dann?“ „Na ja, mit der Zeit habe ich so einige Leute auf der Straße kennen gelernt und die haben mir dann auch die wichtigsten Regeln beigebracht.“ „Was für Regeln?“ „Die, die man bracht um auf der Straße zu überleben.“, doch als ich Roxas fragende Miene sah schüttelte ich den Kopf: „Es ist besser wenn du sie nicht kennst.“ „Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen wie du das über drei Jahre geschafft hast!“ „Es war nicht immer einfach, doch nach ungefähr einem halben Jahr habe ich dann einen richtigen Freund gefunden. Zumindest dachte ich das.“ „Was ist passiert?“ Gedankenverloren kratzte ich mich am Hinterkopf und sah anschließend auf den staubigen Boden vor mir: „Er hat mich verraten. Darum musste ich auch aus Berlin abhauen.“ „Was hat er denn gemacht?“ „Das brachst du nicht zu Wissen.“, unwillkürlich musste ich lächeln: „Sei froh, sonst wäre ich wahrscheinlich nie hierhin gekommen und wir hätten uns nie getroffen.“ Eine Weile musterte mich Roxas nun schweigend, dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben, denn er sah mir entschlossen in die Augen: „Axel, wir fahren zu deinem Vater!“ Roxas POV „WAS?!“, mit einer Mischung aus Verwirrung und Fassungslosigkeit sah Axel mich an, doch das bestärkte mich nur noch mehr in meinem Beschluss. „Du willst doch nicht dein Leben lang so leben, oder?“ Mein Gegenüber schüttelte zwar den Kopf, setzte aber so gleich zu einem Gegenargument an: „Roxas, sei doch vernünftig, du weißt doch garnich-“ „Ich weiß wohl was ich da tue. Bitte, du musst wenigstens mit deinem Vater reden und wenn er immer noch so schlimm ist, dann lass dir wenigstens dein Kindergeld ab jetzt geben. Ich will nicht das du dein leben lang Leute bestielst!“, zum Ende hin war ich immer lauter geworden und sah mich nun einem äußerst verblüfften Axel gegenüber, der jedoch zu meinem Entsetzen erneut den Kopf schüttelte: „Roxas, selbst wenn ich zu ihm hingehen wollte, ich habe keinen Bock wieder bei ihm wohnen zu müssen oder mich in ein Kinderheim stecken zu lassen. Ich bin zwar kein Anwalt aber ich weiß, dass die Eltern bis zum achtzehnten Geburtstag bestimmen können wo man leben soll. Und ich bin immerhin erst siebzehn!“ Da hatte er soweit ich wusste leider Recht und auch ich hatte keine Lust Axel zukünftig in einem Heim besuchen zu müssen. Also musste ich mir wohl was anderes überlegen. Moment. Eine Idee hatte ich noch: „Sag mal, wann hast du denn Geburtstag?“ „Äh, am 13. August. Moment, du willst doch nicht-“ „Hey, das ist in, warte…“, ich zählte kurz die Tage und war überrascht: „…in zwölf Tagen! Du wirst in zwölf Tagen achtzehn!“ Wieder kratzte sich Axel, scheinbar verlegen, am Hinterkopf und murmelte in seinen nicht vorhandenen Bart: „Verdammt, ich muss mich echt mal öfters über das aktuelle Datum informieren…“ „Heißt das du wusstest das selbst nicht?“, irgendwie konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, dass Axel nicht mal wusste welches Datum wir hatten. „Hey, wozu brauche ich denn das genaue Datum? Es recht wenn ich weiß welchen Wochentag wir haben. Immerhin habe ich wichtigere Dinge im Kopf!“ „Ist ja gut. Aber kommen wir zurück zum Thema! Also können wir doch nach Berlin.“, jetzt hatte ich bestimmt gewonnen und grinste Axel an. Dieser jedoch blieb still. „Komm du kannst ja noch mal eine Nacht drüber schlafen. Lass uns jetzt erstmal unsere Ferien genießen.“ Dieser Vorschlag schien Axel dann mehr zu gefallen, da seine Laune sich abrupt besserte: „Gut ich werde noch mal drüber nachdenken, aber nur wenn du den Rest des Urlaubs die Klappe hältst und mich nicht alle fünf Minuten nach meiner Entscheidung fragst.“ „Okay, einverstanden. Sollen wir wieder zum See oder woanders hin?“, mein plötzlicher Themawechsel schien ihn ein wenig zu verwirren aber immerhin hatte ich ja gerade versprochen ihn nicht noch einmal darauf anzusprechen. „Was willst du denn lieber machen?“ Ich überlegte und verschwand kurz im Zelt, denn an der Anmeldung für den Platz hatte man mir ein paar Prospekte über die örtlichen Freizeitmöglichkeiten in die Hand gedrückt. „Hier“, mit einem hellblauen Zettel in der Hand kam ich wieder aus dem Zelt und hielt ihn Axel unter die Nase. Dieser nahm ihn und las sich die Überschrift durch: „Ein Skatepark?“ „Na ja, ich wollte unbedingt mal in diesen hier, der soll echt gut sein und da wir schon mal hier sind…“ „Hm, wenn du willst, aber ich guck nur zu.“ „Warum? Skateboard fahren ist nicht schwer.“ Axel zuckte mit den Schultern: „Egal.“ „Na gut, dann lass uns trotzdem gehen.“ So leicht würde ich mich aber nicht geschlagen geben. Ich würde Axel schon noch dazu bringen mitzufahren. Keine halbe Stunde später waren wir auch schon da und ich begab mich sofort zu einer der zahlreichen Rampen. Nach einiger Zeit lief ich zu Axel, der sich tatsächlich auf eine Bank gesetzt hatte und sich damit begnügte mir zuzusehen. „Wow, du bist echt gut. Hätte ich nicht von dir gedacht.“ „Hey, was soll das denn bitte heißen?“, gespielt beleidigt sah ich ihn an. Axel lachte: „Nana, nicht gleich eingeschnappt sein!“ „Dafür musst du jetzt aber auch mal!“ Damit hatte er jetzt wohl nicht mehr gerechnet und schüttelte, allerdings immer noch grinsend, den Kopf: „Nee, lass mal.“ „Ach komm, ich lach auch nicht!“ Seufzend erhob sich mein gegenüber schließlich: „Gut, du hast es nicht anders gewollt.“ Er schnappte sich mein Borad und fuhr, zu meinem Erstaunen, nach ein paar anfänglichen Problemen, einmal beinahe mühelos über den halben Platz. Als er sich wieder bei mir einfand grinste er noch mehr als zuvor: „Tja, damit hast du jetzt nicht gerechnet, was?“ Ich konnte bloß den Kopf schütteln: „Nein.“ Das hatte ich wirklich nicht erwartet: „Woher-?“ „-Ich das kann? Das ist mein kleines Geheimnis.“ „Hey das ist nicht fair!“ Lachend gab er mir mein Skateboard zurück: „Ich bin halt nicht besonders fair.“ Axel war eben immer für eine Überraschung gut. Das musste ich wohl oder übel einsehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)