100-Storys von Remy ================================================================================ Kapitel 10: 81 Krieg (eigene Serie)(gehört zu 26 Mitternacht) ------------------------------------------------------------- Heute Nacht würde ich mich endlich wieder mit ihm treffen können. So selten hatten wir die Zeit und vor allem die Chance, dass wir das konnten. Aber es war eben unser Schicksal. Schon seit Jahrhunderten waren unsere beiden Rassen im Krieg, da war es nicht leicht, wenn man sich verliebte. Doch wir wollten unsere Liebe nicht daran zerbrechen lassen, auch wenn wir uns dadurch nicht oft treffen konnten. Er, weil er einfach tagsüber nicht raus konnte, und ich, weil mir seine Artgenossen nicht unbedingt freundlich gesonnen waren. Immer wieder hatte ich mich zwar wegschleichen können, konnte dann aber nicht sicher hierher kommen. Vampire hatten wohl eine Art siebten Sinn dafür, Werwölfe aufzuspüren. Heute hatte ich endlich einmal wieder das Glück, dass ich unentdeckt hier her zum alten Kirchturm kam. Nicht mehr lange und es würde Mitternacht schlagen. Das Zeichen für ihn, dass er gehen sollte und erst in der nächsten Nacht wiederkommen sollte und weiter auf mich warten. Also müsste ich mich wohl beeilen. Ein Jaulen riss mich aus meinen Gedanken. War ich vielleicht von einem meiner Artgenossen verfolgt worden? Ich blickte mich um, doch ich konnte nicht erkennen, dass irgendwo noch ein anderer Werwolf wäre und es lag auch nicht der Geruch von einem in der Luft. Vielleicht nur ein gewöhnlicher Hund? Endlich sah ich ihn vor dem alten Kirchturm auf mich warten. Auch er schien sich – von dem Jaulen aufgeschreckt – umzusehen. Dachte er wohl über das Gleiche nach, wie ich? „Na, kleine Fledermaus…“, hauchte ich ihm ins Ohr. Ich sah es ihm an, wie erleichtert er war, als er sich nach einem kurzen Moment zu mir umdrehte. Wie lange hatte er wohl auf mich gewartet? Wie oft war er hierher gekommen und hatte sich die Beine in den Bauch gestanden? Wirklich wissen, tat ich es nicht. Irgendwann hatte ich aufgehört, die Tage zu zählen, wie lange ich ihn schon nicht gesehen hatte. Er schlang die Arme um mich und sah zu mir auf und drückte sich an mich. Ich hatte seine Nähe die ganze Zeit vermisst. Langsam hob er schließlich den Blick und fuhr mit den Fingern vorsichtig über meine Wange. Sicherlich passte ihm der leichte Bartansatz, der sich dort mit der Zeit gebildet hatte so gar nicht. Doch da bildete sich auch schon ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, die ich vorsichtig mit den meinen verschloss. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu lange warten lassen.“ Ich fuhr ihm langsam durchs kurze Haar, als die Turmuhr auch schon zum Schlagen begann. Ein neuer Tag in diesem verfluchte Krieg, der uns wohl immer wieder so lange trennen wird. ~~~ Vielleicht beantwortet das ein paar Fragen, die in "26 Mitternacht" ungeklärt geblieben sind. Zumindest hoffe ich es doch einmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)