Bugs in my head von MAROON (The way [out]inside) ================================================================================ Kapitel 5: Before Autumn 0 -------------------------- Bugs in my head – Before Autumn 0 Eine aussichtslose Situation ist, wie das Wort schon andeutet, eine Situation aus der es keinen Ausweg gibt, in der man die Hoffnung verliert und der man ausgeliefert ist. Sollte sich diese Situation auf das gesamte Leben ausdehnen, ist es hoffnungslos, wertlos und man ist ihm untergeben. Wem? Das kommt ganz auf die Situation und der Person an, die damit in Verbindung steht. Diese Geschichte… der Anfang dieser Geschichte ist weder Fantasie, noch Horror, sie ist Alltag. Der Alltag vieler verschiedener Menschen, den sie durchleben. Ob positiv, oder negativ, das hängt ganz von der Betrachtungsweise der verschiedenen, eigenen Protagonisten ab. Unser Protagonist, ein Findelkind östlichem Ursprungs, ist bis zum Ende seines Lebens mit seiner Ansicht nicht im reinen, doch wenn es soweit ist, wird auch er, genau wie jeder von ihnen, dieser aussichtslosen Situation ins Auge blicken müssen. +***+ „Wieso?! Ich…Ich war das nicht!“ „Wieso? Ganz einfach: weil ICH dazu keine Lust habe. Ende. Und jetzt mach den Mist endlich weg!“ Der Blonde schaute den kleinen Schwarzhaarigen am Boden finster an. So finster, dass es ihm kalt den Rücken herunterlief und er nicht anders konnte, als den ihm vor die Füße geworfenen Lappen in die Hand zu nehmen und den grade verschütteten Kakao schweigend aufzuwischen. Er war noch nie der stärkste gewesen. Es fehlte ihm an Autorität, alleine schon durch seine Herkunft. Er war nicht wie sie und er würde es nie sein. Womöglich würde dieser Machtkampf ewig so weiter gehen und er würde ihn immer wieder aufs Neue verlieren. „Geht doch.“ Ohne jeglichen Ausdruck wischte Hideki weiter die braune Flüssigkeit vom Boden, während sich der Hellhaarige wieder entfernte. Es war Absicht… um ihn zu schikanieren. Aber etwas Neues war es nicht, es gehörte zum Alltag. Es musste immer einen Buhmann geben und in diesem Leben war es er, der das Opfer der anderen Heimkinder spielte. Tragisch? Nur für ihn selbst. Ein kleines Opfer, wie er fand. Eine zwiegespaltene Person, alleine stark, in Gesellschaft schwach verlor langsam aber sicher sein letztes Fünkchen Hoffnung auf Freiheit. Aber es gab ja noch ‚ihn‘. „Hideki!“ „…“ „Was hat der Blödmann wieder mit dir gemacht?“ „Frag einfach nicht, okay?“ „Lass dich nicht von ihm so runterziehen, er ist es nicht wert, dass du ihm Blöße zeigst.“ Damian, ein kleiner, schmächtiger Rotschopf aus der Wohngruppe unter ihnen, immer da, wenn es brenzlich wird… oder wenigstens kurz darauf. Jedenfalls war er ein wichtiges Bindeglied zwischen ‚Leben‘ und ‚Hoffnung‘, war die Brücke über dem Abgrund des Selbstverlusts, denn Hideki stand kurz davor… Kurz davor eine leblose, funktionelle Puppe zu werden, die aufnimmt, schluckt und nur noch das tut, was man von ihr verlangt. „Wohl aber Wert genug, um mir das Auge blau zu schlagen, wenn ich mich geweigert hätte.“ Der Rothaarige seufzte. Wusste, dass er Recht hatte, denn selbst 10 von seiner Sorte würden gnadenlos in den Boden gestampft werden, käme es zu einer Auseinandersetzung. Also blieb Hideki, zu seinem Bedauern, leider nichts anderes übrig, als zu tun, was dieser Rotzlöffel von ihm wollte. +***+ Man wusste nie, wovon Hidekis spätere sexuelle Vorliebe für das gleiche Geschlecht resultierte. Eine Annahme war, dass er bis zum Tag seiner Entlassung, und darüber hinaus nie ein gutes Verhältnis zu Mädchen, oder Frauen hatte. Was in seiner Heimzeit wohl daran lag, dass sie alle auf der Seite des großen Blonden standen, schließlich war er gut aussehend und autoritär. Wer würde sich ihm nicht anschließen wollen? Trotz aller dem gab es da ein Mädchen, dass der junge Schwarzhaarige besonders mochte. Sie war wirklich hübsch, hatte klare, grüne Augen und ihr braunes Haar, was stets zu zwei langen Zöpfen geflochten war glänzte, wenn die Sonne darauf schien, wie die Wasseroberfläche. Damals dachte Hideki, sie wäre anders… „Gibt es jemanden, der Hideki beim Geschirrspülen helfen möchte?“ Jeden zweiten Sonntag im Monat war der Tag, an dem er mit dem Geschirrdienst dran war. Er war es gewohnt, seinen Dienst alleine anzutreten, während der Rest der Gruppe immer einen freiwilligen Helfer bekam. Damit das Geschirrwaschen nicht den gesamten Nachmittag in Anspruch nahm und wenigstens ein klein wenig Spaß machte. Doch heute hob sich, zu seiner Verwunderung, ein schmaler Arm. „Schön, dann bitte ich euch beide in die Küche.“ Die Person, dessen Arm sich soeben gehoben hatte machte sich auf den Weg und Hideki folgt ihr. „Wieso hilfst du mir, Pia?“ Sie drehte sich um, wobei ihre nach vorn gelegten Zöpfe auf den Rücken schwangen. Dann lächelte sie warm. „Weil du immer so allein bist. Du hast mir leid getan.“ „V-vielen Dank…“, entgegnete er mit gesenkter Stimme. Schließlich war es etwas vollkommen Neues mit dem er sich vorerst noch anfreunden musste. Besonders… weil sie ein Mädchen war. Aus diesem Grund brachte er es auch nicht übers Herz mit ihr zu reden, als würden sie sich kennen. Sie schwiegen während ihrer Arbeit, doch es war trotzdem schön jemanden neben sich zu haben, der einem half. „Wenn du Hilfe brauchst, dann bin ich in Zukunft für dich da, Hideki.“, waren ihre letzten Worte, bevor sie, immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen den Raum verließ. Doch sie gehörte schließlich auch, wie jede andere aus seiner Gruppe, zum Blondschopf. War immer in seiner Nähe, wenn sie gemeinsam spielten. Dummerweise hieß sein Lieblingsspiel ‚Starke fangen die Schwachen‘. Und so lief es darauf hinaus, dass er am Ende des Tages den wehrlosen Hideki mit Sand und Steinen bewarf… während Pia stumm daneben stand und die Miesere beobachtete. +***+ „Hast du Angst?“ Hideki nickte Damian an, mit feuchten Augen und Händen. „Ich auch…“ Es kam nicht selten vor, dass ihre Senke von Gewittern heimgesucht wurde. Schließlich sammelte sich dort all das schlechte Wetter, das in den Tagen davor die umliegenden Dörfer überflogen hatte… und anschließend krachte es gewaltig. Der schwarzhaarige hatte unheimliche Angst vor Gewitter, besonders vor den starken hier im Heim. So kam es dazu, dass immer, wenn die schwüle Hitze und die ersten Tropfen das Unglück ankündigten, Damian aus der unteren Gruppe sich nach oben in das Zimmer des Japaners schlich. Sie saßen auf seinem Bett und warteten ab, dass sich doch endlich wieder der Himmel aufklärte und die schrecklich hellen Blitze und das laute Donnern ein Ende hätten. „Meine Mutter hat mir ganz früher immer erzählt, dass der Donnergott wütend ist. Sicher ist er sauer auf den blöden Blondschopf!“ Hideki nickte, musste leicht schmunzeln, doch verlor dieser kleine Satz an Wirkung, als der nächste Blitz einschlug. Genau neben das Haus. Er hatte anfangs gar nicht bemerkt, dass er immer näher an seinen rothaarigen Freund gerutscht ist, bis dieser schützend einen Arm um ihn legte. „Wenn er wirklich sauer auf ihn ist, dann wird er auch nur ihn bestrafen.“ +***+ Der Tag, an dem Hideki mit jungen 18 Jahren endlich das Heim verlassen durfte, war gar nicht so erfreulich, wie er anfangs gedacht hatte. Er verdiente mit seiner Ausbildung nun grade so viel Geld, dass er sich ein paar Dörfer weiter, in einem heruntergekommenen Viertel eine Einzimmerwohnung leisten konnte… und natürlich genug Nahrung um nicht zu verhungern, geschweige denn zu verdursten. Er nutzte die Gelegenheit sofort um von den anderen, oder dem Rest, der davon noch übrig geblieben war zu entfernen. Endlich frei zu sein. Doch musste er auch seinen zwei Jahre jüngeren Freund Damian zurück lassen. Sie schworen sich, dass sie sich wieder sehen würden, wenn auch dieser endlich das Heim verlassen konnte… Doch niemand von ihnen konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass es dazu nie kommen würde. Mehr war Hideki mit seiner neuen Situation konfrontiert und vor allem überfordert. Sicher würde es sich nach einiger Zeit wieder geben. Aber jetzt war es erst mal wichtig, sich darauf zu konzentrieren… sich nicht andauernd zu verlaufen, denn das konnte er anscheint sehr gut. Er blickte sich um, auf der Suche nach jemandem, der ihm den Weg erklären könnte und tatsächlich fand er jemanden. „E-entschuldigen Sie bitte. Ich suche die Kranickstraße.“ Der angesprochene drehte sich um und musterte seinen Gegenüber. Auch Hideki wagte jetzt einen zweiten Blick. Er hatte gepflegte, glatte, hellblonde Haare und auch seine Haut war unglaublich hell. Und trotz dieser blassen Farben sah er nicht kränklich aus. Eher wie eine wunderschöne Porzellanpuppe… „Keine Sorge. Ich bringe Sie hin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)