Bugs in my head von MAROON (The way [out]inside) ================================================================================ Kapitel 2: Winter ----------------- Bugs in my head – Winter Ich saß im Zimmer, auf dem Bett und ich wartete. Szamuel war mit Ulli und Alex bei Rei, einem Freund von Kai, der eventuell zu uns ziehen wollte. Genug Platz hatten wir ja, das war nicht das Problem. Bevor er gegangen war teilte mir Szamuel ausdrücklich mit, dass ich hier auf ihn warten sollte. Auf dem Bett. Also saß ich hier, während ich schweigend aus dem Fenster starrte und die tanzenden Schneeflocken beobachtete. Es war Mitte Januar und eine dicke, weiße Schneedecke hatte sich über unserem Kaff niedergelegt. Obwohl ich den Winter hasste, wünschte ich mir nichts sehnlicher als sofort aufzustehen, hinaus zu gehen und mich in den kühlen Schnee zu legen. Verrückt war das. Aber ich musste sowieso hier bleiben, ich durfte nicht raus. Wenn sie es bemerkten… Ich durfte nichts falsch machen. Nicht noch einmal. Ich wollte nicht wieder in den Keller. Es war fast 4 Monate her. Es war kalt und Dunkel. Ich begann schnell zu frieren und bekam Angst. Ich hasste es auf engem Raum zu sein, das wusste er, genauso wie er wusste dass ich die Dunkelheit verabscheute. Er hatte mich erst am nächsten Tag herausgelassen, gegen Nachmittag. Aber ich hatte ihn wütend gemacht, also stand es mir zu. Trotz aller dem hatte ich die Regeln, die Verbote und die ewige Unterwerfung langsam satt. Ich äußerte es nicht, ich versuchte auch nicht weiter darüber nach zu denken. Ich durfte nicht über solche Dinge nachdenken, sie zerstörten die Ordnung, das würde ihn wütend machen. Er hat sich doch solche Mühe gegeben diese Ordnung bei zu behalten. Nein, ich durfte nicht. Aber dieser Drang augenblicklich kühle Flocken auf der Haut zu spüren war kaum noch zu unterdrücken. Vielleicht war es auch der Drang etwas Verbotenes zu tun, etwas Neues zu erleben. Aber die Strafe war zu hart um es zu riskieren. Andererseits… er war grade erst gegangen, vor knapp 30 Minuten. Er brauchte mit Sicherheit länger als eine Stunde. Ich könnte also… für 10 Minuten… Ich stand auf, stellte mich vor das Bett und diese Gefühle tauchten augenblicklich wieder auf. Es waren Schuldgefühle, aber auch das Gefühl von etwas neuem. Es war ein positives Gefühl und es war stärker als mein schlechtes Gewissen. Also verließ ich das Zimmer, ging langsam die Treppe hinunter, Schritt für Schritt und immer mit der Angst Szamuel könnte jeden Moment die Haustür öffnen. Würde er es beim zweiten Mal mit dem Keller belassen? Ich wusste es nicht. Aber zu meinem Glück blieb die Tür geschlossen. Meine Hand zitterte als ich sie nach dem Türknauf ausstreckte. Trotzdem wollte ich weiter, wollte mehr von diesem wundervollen Gefühl. Ich öffnete, schaute raus, lauschte. Die eiskalte Lust die mir entgegenwehte und mir durch die kurzen, schwarzen Haare wehte war noch viel angenehmer als ich es mir ausgemalt hatte. Ich atmete tief ein, streckte den Arm ins Freie und genoss die kühlen Flocken auf der Haut. Als ich mir sicher war, dass Szamuel sich nicht doch noch in der Nähe aufhielt setzte ich den ersten Schritt vor die Tür. Barfuß und den kalten Schnee zwischen meinen Zehen spürend. Es war etwas neues, und trotz der Kälte etwas sehr angenehmes. Vorsichtig ging ich in den großen Garten, blieb stehen und betrachtete eine Weile die große Eiche vor dem großzügigen Gartenteich, bevor den Kopf gen Himmel richtete und die Augen schloss. Doch dann wurde ich plötzlich am Shirt nach hinten gerissen, sodass mir der Kragen die Luft abschnürte. Ich hatte ihn nicht kommen gehört, aber selbst wenn, es wäre zu spät gewesen und hätte nichts geändert. Ich war wieder leichtsinnig gewesen, ich war dumm! Nachdem er mich zurück durch die Tür gezerrt hatte, warf Szamuel mich zu Boden. Ich robbte hilflos einige Zentimeter nach hinten, angsterfüllt, doch es änderte nichts daran dass ich einen kräftigen Tritt in die Magengrube bekam. Ich hustete, rang nach Luft, krümmte mich. „Sollst du dich mir widersetzen?!“ Er schrie mich an, ich schüttelte panisch den Kopf. Ich hatte Angst, kauerte auf dem Boden, während er weiterhin auf mich eintrat. Ich sollte mich ihm nicht widersetzen. Widersetzen tat weh. Aber dieses wunderbare Gefühl von Freiheit, das ich da draußen empfand, ich wollte nich mehr darauf verzichten! Er trat weiter. In den Bauch, an die Beine, Körperteile die man verstecken konnte. Er wusste ich würde sie verstecken. Er wusste er könnte weitermachen, ohne dass irgendwer irgendwann etwas merken würde. Wehren hatte allerdings keinen Zweck, würde ich versuchen wegzulaufen würde alles nur noch schlimmer werden. Also blieb ich liegen, ließ es über mich ergehen und wartete darauf, dass er aufhörte. Aber er tat es nicht. Er war stinksauer, mit Recht! Er packte mich an den Haaren, schlug meinen Kopf einmal kräftig gegen die Wand. Mir wurde übel, ich wollte spucken, aber ich schluckte alles hinunter. Spucken würde alles viel schlimmer machen, das wollte ich nicht. Am liebsten hätte ich ihm gesagt es würde nie wieder vorkommen, das es mit Leid täte, dass ich mich ab jetzt nie wieder gegen ihn auflehnen würde, aber das stimmte nicht. Es tat mir weder Leid, noch war ich mir sicher ob ich es nicht noch einmal tun würde. Ich würde es wahrscheinlich wieder tun, auch wenn ich eines Tages blutend in einem feuchten Erdloch liegen würde. Das war mir egal. Mir war es sowieso egal was mit mir passierte. Wenn es irgendwann ein Ende haben sollte, dann war das so, wenn nicht, dann eben nicht. Szamuel hörte auf. Erst jetzt machten sich die Schmerzen der Verletzungen bemerkbar. Es war fast unerträglich. „Steh auf!“ Ich wollte nicht aufstehen, ich konnte es nicht, aber ich musste, sonst würde es weitergehen. Bei jeder Bewegung schmerzte jeder Teil meines Körpers, selbst die, die er nicht getroffen hatte. Mit aller Mühe schaffte ich es tatsächlich mich zu erheben, wenn auch meine Beine nachgeben wollten. Er packte mich am Kragen, starrte mich durchdringend und hasserfüllt an. Ich mochte diesen Blick nicht. Es war mir lieber, wenn er mich gar nicht ansehen würde. „Nun pass gut auf, du unerzogener Bastard!“ Kaum hatte ich realisiert war er mir gesagt hatte, drückte er seine Lippen auf meine eigenen und begann unsanft damit mich zu küssen. Ich verstand nicht. Was sollte das?! Wieso küsste er mich?! Das ergab keinen Sinn! Aber so schnell wie er damit begonnen hatte hörte er auch wieder auf, darauf folgend kam ein weiterer Tritt in die Magengrube und ich landete wieder auf dem Fußboden. Das war zu viel für mich, ich war total durcheinander. Was das beabsichtigt? „Was hat dir besser gefallen, HUH?! Du ungezogener Bengel! Wir bieten dir alles und du fällst uns so in den Rücken! Bleib hier sitzen und schäm dich bis ich wieder da bin. Und wehe du rührst dich vom Fleck! Wenn ich dich dabei erwische wirst du draußen im Schnee mit bloßen Händen dein eigenes, beschissenes Grab schaufeln!“ Ob das eine leere Drohung war, wusste ich nicht, mich hatte es auf jeden Fall eingeschüchtert. Ich würde nicht noch einmal raus gehen. Ich war auch gar nicht in der Lage dazu und ich war wirklich froh hier liegen bleiben zu dürfen. Szamuel ging, die Haustür fiel hinter ihm geräuschvoll ins Schloss. Was wollte er überhaupt hier? Was er nur gekommen um nachzusehen ob ich auch brav auf dem Bett saß, oder doch aufgestanden war? Jetzt wusste ich, dass ich mir so etwas nicht noch einmal leisten konnte. Die Tritte waren um einiges Schlimmer gewesen als der Keller. Und sie würden auch länger schmerzen, als die Angst da unten. Und was sollte überhaupt dieser Kuss?! Wollte er mir vor Augen halten wie schön ich es haben könnte, würde ich brav tun was er verlange? Das wäre eine glatte Lüge! Er schlug so oder so, egal wie ich mich ins Zeug legte. Ich war nicht mehr das naive Spielzeug von damals, denn ich begann zu realisieren was mit offen stand. Jeden Tag das Gefühl von Freiheit genießen, das war es was ich nun wollte. Nichtmehr eingesperrt zu sein und nach dem Willen anderer zu handeln. Ich hatte ein für alle Mal die Schnauze voll! Voll von Gewalt, voll von Regeln, und voll von Zwang. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte endlich leben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)