HEART for you von Satra (Kid & Law) ================================================================================ Kapitel 10: Auf Kids Schiff: Tag 3 ---------------------------------- Uh... fertig. Chap °10 wurde komplett neu geschrieben, weil es mir einfach nicht mehr gefiel. Jetzt ist es besser. :3 Im Moment setze ich mich mit Laws Schwert auseinander, Dank an Hrafna. Ich weiß, dass es kein Katana ist, aber wurde es jemals als das bezeichnet, was es wirklich ist? Ein Ôdachi bzw. Nodachi. Berichtigt mich. Ich würde es zu gern ändern, wenn es bereits als ein solches bezeichnet wurde. o.o Ansonsten hoffe ich, dass ihr alle lieb zu euren Kid-Teilchen seid, die ihr eins erhalten habt! Ich hab noch immer Kids Auge im Einmachglas. Das hat irgendwie keinen Besitzer gefunden und nun behalte ich es. Es starrt mich immer so schön an. Irgendwann wird Law alle Teile zurückfordern, das wisst ihr. Dies ist das letzte Chap auf Kids Schiff, endlich. Ich bin heiß auf die folgenden Chaps. *g* Pairing: Kid & Law Warning: - Heutige Warnung: Es gibt keine. o.o' ~ Law's PoV ~ Chap °10 – Auf Kids Schiff: Tag 3 Aufgewacht bin ich mit einem Körper dicht an meinem. Kid hat noch immer geschlafen, an mich gedrückt, heiß von der Nacht. Obwohl es laut gestürmt hat und sogar jetzt noch Eiskristalle an der Fensterscheibe kleben, ist es in seiner Kajüte warm und mit ihm, der, so habe ich das Gefühl, die ganze Nacht an mir geklebt hat, ist mir auch alles andere als kühl. Ich befreie mich aus seinem Arm, den er irgendwann um mich geschlungen haben muss. Mir ist nicht ganz wohl dabei. Ich mag das Gefühl von seiner Haut auf meiner, aber ich möchte nicht, dass er wach ist, wenn wir hier so liegen. Kid hat nicht nur kein Timing, er hat auch ein falsches Tempo. Zumindest was mich angeht, weil ich mir einfach zu unsicher bin, was ihn angeht. Ich gähne, halb unterdrückt. Logik am Morgen... Meine Hand fährt über mein Gesicht. Was habe ich mir dabei gedacht, zu bleiben? Warum bin ich nicht einfach wieder auf mein Schiff zurück? Wieso wollte ich so dringend in seiner Nähe sein? Dieser dämliche, rothaarige Pirat. Das Monster von einem Mann. Ich blicke zu ihm runter, nachdem ich mich aufgesetzt habe und beobachte ihn. Er liegt auf der Seite, zu mir gedreht, den linken Arm angewinkelt und den rechten so vor sich, wie ich ihn abgelegt habe. Mein Blick geht auf seine Hüfte. Er trägt noch immer die Hose. Und der Verband ist schneeweiß. Wenigstens das. Er sollte keinesfalls auf der rechten Seite schlafen, aber das brauche ich ihm nicht zu sagen, das wird er merken, sollte er sich die nächsten Tage dummerweise auf diese Seite drehen. Der Verband wird auch noch ein Weilchen dranbleiben müssen. Mit ganz sanften Berührungen streicht mein Finger über seine Haut und den Verband. Mein Blick geht hoch und in Kids Gesicht, aber er rührt sich nicht, atmet ruhig weiter. Warum kann er nicht öfter mal so ruhig sein wie jetzt? Ich verlange ja nicht, dass er schläft, aber er könnte mal stillhalten, den Moment genießen, langsam machen, nicht so heftig reagieren. Sich einfach mal zurücklehnen und für einen Augenblick nichts tun. Ob er das kann? Und wie das wohl wäre? An ihn gelehnt, seine Wärme fühlend und... Ich merke wie ich rot werde. So etwas sollte ich nicht denken, wirklich nicht! Auch wenn dabei alles in mir angenehm kribbelt. Ich möchte ihn berühren, wenn er ruhig daliegt, wenn er mich nicht gleich anfallen kann, wenn er fast wehrlos aussieht, obwohl ich mir sicher bin, dass er genau das niemals ist. Und daran sollte ich denken und jetzt aufstehen und gehen. Ich kann so oder so nicht ewig hier sitzen bleiben. Ich bin sicher, dass Killer genau weiß, dass ich noch hier bin, schoßhündchenhaft, wie er sich um seinen Captain kümmert. Ich weiß nicht, aber ich bekomme automatisch schlechte Laune, wenn ich an Killer denke. Dabei hat er mir nie etwas getan. Ich seufze, ziehe die Beine an und lege die Arme auf die Knie. Hier sitze ich und denke über Dinge nach, die mir vorher nie in den Sinn gekommen wären. Aber wie realistisch war es auch, dass ich jemals neben Kid aufwachen würde? Selbst wenn nichts weiter passiert ist. Nicht noch mal. Ich lehne ihn ab und komme doch freiwillig her. Ich würde den Kopf schütteln und mich einen Idioten nennen, würde ich mich von außen betrachten. Aber das was Kid tut und nicht tut, aber vor allem wie er sich mir gegenüber gibt... da ist er sich selbst nicht eins, oder? Mal ist er fast nett, abwartend, zurückhaltend und gleich im nächsten Moment benimmt er sich wie immer, nimmt sich was er will, kennt keine Rücksicht und überfährt einen mit seiner nicht endenden Ignoranz. Warum zieht er mich so an? Seine Hand stupst gegen mich, leicht und ich zucke zusammen. Zeit zu gehen. Möglicherweise sollte ich mir auch einfach keine Gedanken über Kid machen, keine über mein Chaos seinetwegen und möglicherweise sollte ich einfach mal ja zu etwas sagen, das ich wirklich möchte und dann auch ein klares nein zu den Dingen, die ich partout nicht will. Wenn es mal so einfach wäre ihm gegenüber! Ich knurre Kid an, als ich die Decke zurückschlage. Mit rechts will ich ihm eine reinhauen, mit links möchte ich durch seine Haare fahren und weiter über seinen Hals und den Arm und meine Hand dann einfach auf seiner Seite liegen lassen. Kid ist wie etwas, das man gerne haben möchte, es aber nie besitzen kann, weil es sich nie besitzen lassen wird. Man möchte Kleinigkeiten an ihm ändern, aber dann würde man ihn so verändern, dass man ihn doch nicht mehr haben möchte. Und erst jetzt begreife ich, dass ich Kid auch für das mag, was mir so an ihm aufstößt: Seine Arroganz, sein Egoismus, seine Boshaftigkeit, sein flegelhaftes Verhalten anderen gegenüber, seine dreiste und freche Art sich zu nehmen, was er will, sein Stolz, seine Stärke. Das alles macht ihn aus und zu dem, was er ist. Würde man etwas daran ändern, dann wäre es nicht mehr der authentische Kid. Er soll sich nicht ändern, nur mäßigen. Manchmal. Nicht immer. Mir gegenüber aber. Und das tut er. Von sich aus. Mein Knurren wird lauter und ich rutsche ein Stück zur Seite, sodass ich besser auf Kid runter sehen kann. Er macht es mir nicht schwerer ihn zu mögen, er macht es mir leichter. Und dafür kann ich ihn nicht leiden! Wieso liegt ihm so viel an mir?! Ich sollte einmal versuchen, mich normal mit ihm zu unterhalten. Wie lange ist das letzte Gespräch her, dass ich 'normal' nennen könnte? Länger als ein halbes Jahr auf jeden Fall. Ich würde sagen, es war eins in irgendeiner Bar bei irgendeinem halbwegs guten Glas Alkohol. Dann haben wir uns eine Weile nicht gesehen. Und dann war plötzlich alles anders. So anders, dass ich jetzt in seinem Bett sitze, ihn anstarre und mich langsam, aber stetig doch dafür entscheide, ihm einfach eine reinzuhauen. Bevor der Drang zu groß wird und ich ihn doch noch realisiere, flüchte ich aus dem Bett und damit aus Kids Reichweite. Reglos bleibt er liegen, schläft seinen Rausch aus. Je länger er schläft, desto besser für mich, weil es umso länger dauert, bis er mir wieder auf die Nerven fallen kann. Würde mir bereits was fehlen, wenn er es nicht täte? Ich schmunzle und greife nach meiner Kleidung, ziehe mich an, während ich einen Blick aus dem Fenster werfe. Ich kann nichts erkennen, es ist wie eine weiße Wand draußen. Ob Schnee liegt? Als ich angezogen bin und nur noch Hut und Schwert fehlen, trete ich noch einmal ans Bett. Kids Atemzüge gehen gleichmäßig. Ich greife nach der Decke und lege sie ihm über, trotz Hose. Meine Körperwärme fehlt jetzt und ich will nicht, dass er auskühlt... Auf dem Nachttisch neben seinem Bett liegen seine Fliegerbrille und die goldenen Armreifen. Mein Blick gleitet über die Gegenstände, so vertraut vom Sehen und so persönlich und signifikant für Kid. Persönliches hat die Kajüte ansonsten wenig, sie wirkt karg und leer. Nichts hängt an den Wänden und nur auf seinem wuchtigen Schreibtisch liegen zwei Bücher, ein Tintenfass, eine Feder und ein wenig Kleinkram. Aber vielleicht passt ja genau das zu ihm. Ich greife mir einen der breiten Armreife und drehe ihn zögernd in den Händen. Er ist aufwändig verziert, ein Muster oder eher Linien, ziehen sich über den Reif hinweg, schlängeln sich einmal herum. Das Ding ist schwerer als ich dachte, aber es ist auch aus massivem Gold. Neugierig halte ich den Reif an mein linkes Handgelenk. Ob er mir zu groß wäre? Ich schnaube belustigt, was für dumme Gedanken! Schnell lege ich den Armreif zurück zu den übrigen und sehe wieder zu Kid. "Schlaf gut...", murmle ich in die Stille der Kajüte und gen Kid gewandt, "und nerv mich nachher nicht." Dann setze ich meinen Hut auf, schnappe mir Schwert und Koffer und verlasse den Raum. Alles im Schiff ist leise und ich habe keinen einzigen Anhaltspunkt wie spät es inzwischen sein muss. Ich selbst fühle mich nicht wirklich müde, also muss einige Zeit vergangen sein. Als ich das Deck betrete, noch im Türrahmen stehe, stellt sich mir jemand in den Weg. Dunkle Schuhe, blaue Hose, hellblaue Überzieher, rote Schärpe und darüber ein gepunktetes Hemd. Ich brauche nicht auf die Maske zu sehen, um zu wissen, dass sich Killer vor mich gestellt hat. Der Wind pfeift durch seine langen, blonden Haare, spielt mit ihnen und ich frage mich, warum er keine Jacke trägt. Es ist saumäßig kalt. Ich blicke an ihm vorbei aufs Deck, das über und über voll Schnee ist. Sauwetter! "Wenn dir dein Leben lieb ist, gehst du innerhalb der nächsten zwei Sekunden zur Seite." Warum muss mir der Kerl jetzt schon den Tag verderben? Es dauert ganze zweieinhalb Sekunden, ehe Killer sich bewegt. Ohne ihn weiter zu beachten, laufe ich in den Schneesturm und augenblicklich friere ich am ganzen Körper. Was würde ich für die Wärme in Kids Kajüte geben! "Wie geht's Kid?", fragt Killer und ich rümpfe die Nase. "Den Umständen entsprechend. Er sollte die rechte Seite schonen, ich musste es nähen." Still begleitet Killer mich. Seine Stimme ist nicht oft zu hören, meist steht er schweigend, aber kampfbereit, neben Kid und schwingt seine dämlichen Sensenklingen. Das Surren seiner Waffen ist oftmals das einzige Geräusch von ihm. Der Typ ist mir nicht geheuer. Man spürt, dass er gefährlich ist und dass er nicht zögert, sollte sich ihm irgendwas in den Weg stellen. Oder irgendwer. Er ist perfekt als Kids rechte Hand, das muss ich zugeben. Aber beliebter macht ihn das bei mir auch nicht. "Dafür danke ich dir", murrt er und ich zögere beim nächsten Schritt. Habe ich mich grad verhört? "Und ich geb dir einen guten Rat." "Spar dir den Atem." Mit neuen, eiligen Schritten laufe ich zur eingeschneiten Verbindungsplanke. Von Killer will ich ganz sicher keinen guten Rat!! Gerade als ich hoch und zu meinem Schiff rüber sehe, schwingt die Tür auf und Bepo kommt mit federleichten Schritten herausgehüpft, eine dicke Jacke für mich in den Händen. "Du solltest Kid geben was er will." Die Worte sind nur ein Flüstern hinter mir und doch bringen sie mich zum Anhalten. Ich drehe mich um, schon auf der Planke stehend. "Wie bitte?", frage ich und meine Stimme klingt nicht halb so ruhig, wie ich beabsichtigt hatte. "Am Ende nimmt er es sich so oder so." Killer tritt zurück, nur mit dem einen Fuß, etwa einen Schritt breit. Ich brauche ihn nicht zu mustern, ich weiß, dass er in Kampfhaltung rutscht. Mein Blick brennt imaginäre neue Löcher in seine Maske. Meine Hand, mit der ich das Schwert halte, zittert. Schlagartig atme ich flacher, bin angespannt. Was sagt er? Ich solle Kid geben, was er will? Er nimmt es sich sowieso? Ist das ein gut gemeinter Ratschlag? Von Killer?! Ich bin kurz davor, einfach den Arztkoffer fallen zu lassen und mein Katana zu ziehen, da zieht Killer sich zurück, weiter zu mir gewandt. Er weiß, dass er mir nicht den Rücken zudrehen darf, nicht jetzt. Was für dreiste Worte! Was für ein Ratschlag! Was für ein Benehmen und was für ein Tonfall! Was zum Teufel war das grad?! "Captain?", fiept Bepo und hält mir die offene Jacke hin. Ich knurre, drehe mich um und schiebe ihn unsanft zur Seite. "Captain?" "Nicht jetzt!" Ihn ignorierend, verschwinde ich unter Deck. Erst als ich vor meiner eigenen Kajüte stehe, fällt mir wieder ein, dass ich sie nicht benutzen kann. Dennoch betrete ich den Raum, werfe die Tür hinter mir zu und sperre alles aus. Was erdreistet er sich, mir so einen Rat zu geben und es vor allem noch als Rat auszusprechen?! Wer glaubt er, wer er ist?! Ja, er mag brauchbar sein für Kid, aber ich kann ihn einfach nicht leiden! Immer steht er an Deck, wartet auf mich, um mich zu überwachen, mich zu Kid zu bringen, mich von Kid abzuholen. Er macht mich wahnsinnig. Wahnsinniger als Kid selbst! Denn das schlimmste, das hinter seinen Worten steckt, ist die Gewissheit, die er hat. Die Gewissheit, dass da mehr ist zwischen Kid und mir. Mehr als bloß Konkurrenten, mehr als derzeitige Reisegefährten, mehr als Arzt und Patient. Und Killer hat Recht, da ist mehr zwischen Kid und mir, viel mehr. Stand nicht Killer ganz zufällig an Deck, als Kid mich in der ersten Nacht geküsst hat? Ich glaube nicht mehr, dass es ein Zufall war! Killer ist der Wachhund seines Captains, jederzeit bereit, ihm zur Seite zu stehen, jederzeit bereit, für ihn ins Messer zu springen. Das respektiere ich, alles andere nicht. Er sollte seine Grenzen kennen! Aber er öffnet mir die Augen dafür, dass Kid und ich nicht alleine sind, auch wenn ich das in keiner Sekunde glaube. Aber ich bin blind für die Augen der anderen. Killer ist etwas aufgefallen, von dem ich nicht wollte, dass andere es merken. Wenn er es weiß, wissen es auch andere. Der Zombie von Kid, der Netzteilträger. Bepo... Bepo weiß was, da bin ich mir sicher. Er sagte gestern zu mir, dass ich nicht zu Kid gehen muss und ich sagte auch noch ehrlich, dass ich es aber möchte. Cas und Penguin? Wissen die auch was? Und was wissen sie alle überhaupt? Es ist nicht so, dass Kid und ich uns irgendwas anmerken lassen würden, wenn andere dabei sind. Wir berühren uns nicht einmal! Warum auch! Da ist doch gar nichts zwischen ihm und mir, nichts Offensichtliches! Da läuft nichts, da lief mal was, das bestreite ich nicht und damit finde ich mich ab. Womit ich selbst nicht klarkomme ist die Tatsache, dass ich das nicht abschließen kann, obwohl ich es wollte. Kid lässt mich einfach nicht, er kommt immer wieder an und ich bin auch noch empfänglich dafür! Ich weiß, dass ich mich entscheiden muss, für das eine oder das andere. Wir hängen im Nichts, mit nichts dazwischen. Einer drängelt, einer kneift und alle drumherum beobachten uns und reimen sich was zusammen. Ich könnte platzen! Wenn ich nicht augenblicklich was furchtbar Ablenkendes tue, mache ich definitiv irgendwas kaputt!! Am Nachmittag ist es dank Notreparaturen im ganzen Schiff so laut, dass ich trotz Schnee an Deck gehe. Die Außenwände halten und sind mehr oder weniger endlich wieder alle dicht, aber der Rest des Schiffes und vor allem meine Kajüte, lassen noch zu wünschen übrig. Es ist eisig draußen, obwohl kaum noch Schnee fällt. Die Sicht ist eingeschränkt und dichte Nebelsuppe umgibt unsere Schiffe. Ich kann nicht einmal bis zum Krähennest auf Kids Schiff sehen, aber ich weiß, dass dort zwei Männer ausharren und ins Nichts starren. Auch auf meinem Schiff laufen Wachen. Ich habe keine Lust von einem Marineschiff überrascht zu werden, auch wenn wir dann zwei Crews gegen eine wären. Es wäre einfach lästig. Ich hauche in meine halb eingefrorenen Finger, reibe sie aneinander und ziehe an meiner dicken Jacke. Cas kommt an Deck, bringt mir heißen Tee. Seufzend wärme ich meine Finger an der Tasse. Warum kann es nicht wärmer sein, nur ein bisschen? Mir steht nicht der Sinn nach grauer Eintönigkeit, nach abgefrorenen Gliedmaßen. Ich hätte gerne etwas Action, ohne gleich zu übertreiben. Dann müsste ich auch nicht mehr nachdenken. Über Kids letzten Satz von gestern Nacht. Ich will diese Frage nicht beantworten. Ich kann diese Frage auch gar nicht beantworten. 'Würdest du mich lassen, wäre ich es nicht?' Woher soll ich das wissen?! Selbst wenn Kid und ich nochmal nebeneinander im Bett landen... ich weiß es nicht! Und ich habe keine Lust mehr mir zu überlegen, was alles passieren könnte oder nicht. Ich werd's auf mich zukommen lassen, ganz einfach. Ich bin mir nur sicher, dass es passiert. Dafür wird Kid schon sorgen und ich werde mich nicht dagegen wehren. "Wie sieht's drinnen aus?", frage ich Cas, um mich abzulenken. "Halbwegs gut, Captain." Er gibt mir einen Kurzbericht und ich nicke geistesabwesend. Zwei meiner Männer haben sich verletzt, als sich eine der Leitungen zum Maschinenraum mit einer kleinen Explosion verabschiedet hat. Ich werde später nach ihnen sehen, laut Cas sind es nur minimale Verbrennungen und die kann auch er behandeln. Meine Methoden sind meist nicht die sanftesten, aber daran ist meine Crew eigentlich gewöhnt. Ich bin effizient als Arzt, nicht verhätschelnd. Plötzlich dringt Lärm von Kids Schiff zu uns rüber. "Captain, bleib hier." "Halt die Klappe und lass mich, verdammt!" Scheint, als wäre Kid wach und munter. "Wir bekommen Besuch", murmle ich zu Cas und drücke ihm meine inzwischen leere Tasse in die Hand. Cas verzieht das Gesicht und hält mich am Arm zurück, als ich mich bereits zur Verbindungsplanke drehe. "Lass ihn nicht an Bord, Captain, der Mann bringt Unglück. Vor allem dir." Mit einem flüchtigen, aber ziemlich boshaften Blick sehe ich zu Cas und der nickt mir gehorchend zu und verschwindet. Warum meinen eigentlich alle mir sagen zu müssen, wie ich mit Kid umgehen soll? Ich soll ihn meiden? Ich soll nicht zu ihm gehen, ihn nicht zu mir lassen? Ich soll ihm geben was er will? Was soll die Scheiße?! Es ist meine Entscheidung und meine allein! Ich weiß, dass Bepo, Cas und Penguin überhaupt nicht gut auf Kid zu sprechen sind. Schon so nicht, weil sie wissen, dass er irre ist, aber seit ich ihnen erzählt habe, dass wirklich Kid an dem Fiasko Schuld ist, können sie ihn noch weniger leiden. Um nichts in der Welt würde ich erzählen wie verwirrt und uneins ich mir ihm gegenüber bin, aber meine Crew ist nicht blind. Ich war bereits zwei Nächte bei ihm und die letzte sogar freiwillig und obwohl ich auf mein eigenes Schiff hätte zurückkehren können. Wer da nicht wenigstens etwas auf Gedanken kommt, den bräuchte ich nicht in meiner Crew. Ich mag keine Idioten. "Hey, Trafalgar!", dringt die Stimme von Kid zu mir. "Brüll nicht rum, ich steh hier drüben." Ich wende mich zu ihm, den Rücken zur Reling, die Arme nach hinten aufgestützt. Es scheint ihm ja wieder gut zu gehen, wenn er wach und laut ist. Er kommt zu mir rüber, den Mantel trotz Kälte wie immer offen. Seine Pistole fehlt im Gurt, nur sein Dolch steckt da. Mein Blick geht runter auf das blutdurchtränkte Etwas um seinen Bauch. "Vollidiot", entkommt mir, ehe ich es zurückhalten kann. Das hat er wieder toll hinbekommen. "Was machst du draußen?", grummelt er irritiert und nicht so, als erwarte er ernsthaft eine Antwort darauf. Er baut sich vor mir auf. Niemand aus seiner Crew hat das Schiff mitgewechselt, aber es ist auch nicht nötig. Kid deutet auf seinen Verband. "Und?" frage ich betont gelangweilt und drehe mich wieder um, starre erneut in die Suppe von Luft. "Dafür kann ich nichts. Gestern war das perfekt." "Jetzt komm schon..." Er zieht mir an der Jacke und augenblicklich wirbele ich zurück und schnappe ihn am Handgelenk. Unsere Blicke treffen sich. Er sieht scheiße aus und das ist noch freundlich ausgedrückt. Seine Augen sind gerötet, dunkle Ringe darunter, die Wangen wirken fahl und überhaupt sieht er ziemlich fertig aus. Ich lege den Kopf schief. War wohl doch ein wenig zu viel Alkohol, selbst für ihn. Aber ich sage nichts, er wird es selber wissen. "Machst du was?", fragt er und ich weiß, dass das eine Frage nach einem neuen Verband sein soll. Ich zögere mit einer Antwort, lasse ihn warten. Wieder kommt er zu mir, obwohl er sich einen Verband doch wirklich von seinem eigenen Schiffsarzt erneuern lassen kann. Wenn er es schon nicht einfach selbst macht. "Bist du deswegen hier?" Kid hebt seine freie Hand, fährt sich durch die Haare und zieht dann an der anderen, bis ich ihn loslasse. Mit zwei Fingern massiert er sich die Stirn. Kopfschmerzen? "Heute keine Fragen mit Gegenfragen." "Eigentlich bin ich nicht dein Privatarzt." Aber da ich etwas von ihm will, nämlich schauen, ob man sich normal mit ihm unterhalten kann, werde ich ein Auge zudrücken. Statt noch mehr zu sagen, sehe ich ihn weiter an. "Trafalgar", quengelt er und verlagert sein Gewicht auf den rechten Fuß, nur um es gleich wieder zu ändern und fest mit beiden Beinen dazustehen. Ich schmunzle in mich rein. Kopfschmerzen und leichte Gleichgewichtsprobleme? "Komm mit." Ich schiebe ihn zur Seite, achte nicht darauf, ob er mir folgt, aber das wird er schon tun. Manchmal ist er wie ein Kleinkind. Manchmal ist er wie ein großes Kind. Manchmal ist er ein Arschloch und manchmal ist er ein Vollidiot. Manchmal ist er aber auch... liebenswert. Nur ist er keines davon zur rechten Zeit. Aber ich rege mich nicht auf. Es würde auch nichts bringen. Wenn man sich über Eustass Kid aufregen würde, käme man den ganzen Tag nicht mehr zur Ruhe. Sobald er eine Sache erfolgreich versaut hat, beginnt er mit der nächsten, da kennt er nichts. Er hat ein Händchen dafür, anderen auf den Fuß zu treten, das liegt in seiner Natur. Er tritt nur gern aus reiner Gehässigkeit doller zu, als er müsste. Ich schmunzle. Ob er weiß, wie viele Feinde er sich macht? Oder braucht er den Kick? Ob er überhaupt einen einzigen Freund gefunden hat? Wir kommen vor meiner Kajüte an, in die meine Crew inzwischen die meisten meiner Möbel zurückgeräumt hat und mir wird eines klar: Ja, er hat einen Freund gefunden, nämlich mich. Oder was auch immer ich bin. "Vollidiot", sage ich wie schon an Deck, nur meine ich diesmal mich selbst. Kid hinter mir knurrt, sagt aber nichts. Ich öffne meine Jacke, betrete den Raum und ziehe sie aus. Ich werfe sie auf die Couch, bedeute Kid das gleiche zu tun und hole mir den Arztkoffer. Egal ob die Kajüte benutzbar ist oder nicht, einer meiner Koffer gehört hierher wie ich selbst. Und der Koffer muss reichen, denn auf meine Krankenstation kommt Kid mir garantiert nicht. Ich höre nicht wie Kid den Mantel ablegt. "Ausziehen", meine ich deswegen laut. "Gerne." "Der Mantel reicht." Nicht, dass er hier noch auf Ideen kommt! "Stehen bleiben und Arme hoch", gebe ich weiter Anweisung und zu meinem Erstaunen leistet Kid einfach so Folge. Es wird still, als ich den Verband abwickle. Ich muss mich ein Stück nach unten beugen und das ärgert mich, denn so habe ich Kid nicht mehr komplett im Blick. "Tut noch was weh?" Irgendwie muss ich ein Gespräch starten, wenn ich eins haben will. "Kopfschmerzen." Seine Stimme ist fast nur ein Brummen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Das zählt nicht." "Dann frag nicht so unkonkret." Er weiß doch genau was ich meine… "Hast du noch Tabletten genommen?" "Wird das ein Verhör?" Kid lässt den linken Arm sinken, als der Verband ab ist. Ich wickle ihn unordentlich auf, halte ihn in der Hand. "Ich muss mich nicht um dich kümmern, Kid. Und ich hasse es, wenn man meine Anweisungen missachtet. Wenn du willst, dass ich mir das weiter ansehe", ich deute auf seine Verletzung, "dann beantworte meine Fragen und mach was ich sage." Kid verzieht das Gesicht, dreht es zur Seite. Ich kann regelrecht sehen, wie er nachdenkt. Meine Worte passen ihm nicht, aber seine passen mir auch nicht. Wenn er mich als Arzt will, dann muss er sich fügen! "Eine", murrt er mit zusammengebissenen Zähnen. Zufrieden lege ich den Verband weg, hole einen neuen und kümmere mich um die Wunde und das Blut. Sieht gut aus, obwohl er damit wer weiß was angestellt hat. In Zukunft sollte er vorsichtiger sein, zumindest solange die Naht noch frisch ist. Kids Gegenwart ist angenehm, aber auf meine kleinen Versuche, ein vernünftiges Gespräch in Gang zu bringen, reagiert er nicht. Immer wieder gebe ich einen Anstoß, frage ihn was, wobei ich mich ziemlich allgemein halte. Ich wüsste nicht wie ich ihn nach privaten Dingen fragen soll. Ich wüsste im Moment auch nicht einmal was. 'Hast du gut geschlafen' wäre lächerlich und ich kann es mir selbst beantworten. 'Was hast du in letzter Zeit so gemacht' wäre auch dämlich, denn auch das weiß ich. Und ihn nach seinen letzten Aktionen zu fragen, würde auch nichts bringen. Ich glaube nicht, dass Kid erzählen würde wen oder was er alles zerstört oder getroffen hat. Und so schweige ich. Erst als ich fertig mit dem neuen Verband bin, starte ich einen letzten Versuch über Umwege. "Halt mal hier fest", meine ich und drücke ihm gegen die Seite. Ich habe mir mit Absicht nur den neuen Verband geholt, aber nichts, womit ich ihn befestigen könnte. So etwas würde mir nie passieren und vielleicht weiß Kid das und wenn er es weiß, dann fasst er es hoffentlich richtig auf. Nämlich als etwas, um mit ihm in irgendeine Art von Kontakt zu treten. Kid nimmt den Arm runter und unsere Hände berühren sich, als er zwei Finger auf die Stelle legt, wo ich meine noch habe. Wir sehen uns an, er zu mir runter, ich zu ihm rauf und unsere Blicke bleiben aneinander hängen. Waren seine Augen schon immer so intensiv bernsteinfarben? Kaum, dass mir der Gedanke durch den Kopf schießt, muss ich auch schon irritiert blinzeln. Der Blickkontakt bricht und ich lasse los, streife seine Hand und hole mir aus dem Koffer etwas, womit ich den Verband befestigen kann. Ich brauche Kid nur direkt in die Augen sehen und ich werde leicht nervös. Das beeinträchtigt meine Fähigkeiten nicht, aber innerlich wühlt es mich auf. "Kannst du euer Segel runterlassen?", fragt er plötzlich. "Oder es zumindest so befestigen, dass es im Notfall schnell zu nutzen ist?" Ich nicke, als ich mich wieder zu ihm drehe. Wieder berühren sich unsere Hände und Kid sieht mir zu, wie ich den Verband fest mache. "Rechnest du mit Marine?" Er schüttelt den Kopf. "Nein, es wäre nur praktisch." Das wäre es in der Tat. Unser Mast ist unbeschädigt, das Segel großteils in Ordnung. Wenn wir unsere eigenen Segel hissen, kommen wir sicher schneller voran. Im Falle von Marineschiffen am Horizont durchaus eine brauchbare Sache. "Habt ihr Karten von der Gegend?" "Hmhm", macht Kid verneinend und schüttelt noch einmal den Kopf. "Ihr?" "Nein." Kid flucht und ich grummle. Wenn ich ehrlich bin, dann müsste ich gestehen, dass ich nicht einmal weiß wo genau wir sind. Aber das kann daran liegen, dass ich mich eine Weile nicht mehr mit dem Kurs beschäftigt habe. Gleich nachdem ich mit Kid fertig bin, werde ich mich an Seekarten setzen. Das Beste wäre es, wenn Kids Mannschaft mit meiner zusammenarbeitet, aber ob das klappt, das wage ich nicht einmal zu prognostizieren. "Wir sollten den Kurs durchgehen. Zusammen." Ich blicke auf, halte inne. Sagt er gerade das, was ich eben dachte? "Wäre einfacher", murrt er, als er flüchtig zu mir sieht. Ich stehe auf. "Fertig mit dem Verband. Nicht anfassen, nicht nass machen, nicht auf der rechten Seite schlafen. Ich will das die nächsten zwei Tage nicht wiederholen müssen." Kid bleibt stumm. "Verstanden?" Stille. "Kid!" "Ja." "Ok." Ich grinse. "Ich kümmere mich ums Segel und dann treffen wir uns an Deck. Mit Steuermann, Logport und Karten. Irgendwas muss da sein, wenn nicht genau von hier, dann von der Umgebung. Ich will wissen wo Inseln sind." "Damit bist du nicht alleine. Mir ist dieser Nebel nicht geheuer." Kid nimmt sich seinen Mantel, zieht ihn an. "Aber ich ziehe die Kombüse auf meinem Schiff vor, draußen ist es zu kalt." "Dann eben da." Ich nicke, räume alles in den Koffer zurück, das zurück muss. "Trafalgar?" "Hm?" "Willst du gar nicht wissen, warum ich damit zu dir gekommen bin?" Nein, eigentlich will ich das nicht. "Hm", mache ich dennoch und es klingt nach nichts. Ich sehe Kid nicht an, stelle den Koffer zurück an seinen Platz. Kid schweigt, aber als ich wieder an ihm vorbeilaufe, die Tür erreichen will, hält er mich plötzlich am Handgelenk fest. "Ich lasse nur einen Arzt ran." Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen als sich unsere Blicke erneut treffen. Ich will das nicht hören, obwohl ich vorhin selbst noch drüber nachgedacht habe. Ich ziehe an meinem Arm und Kid gibt mich frei. Eben noch hatte ich das Gefühl, dass man sich doch einigermaßen mit Kid unterhalten kann und wenn es nur um die nächsten Vorkehrungen geht oder die weitere Route anzusehen ist. Jetzt gibt er sich wieder völlig anders, von jetzt auf gleich. Sein Satz klang doppeldeutig. "Warte mal", murrt er, als ich schon die Tür öffne. "Was denn noch?" Ich klinge genervt. Kid kramt in irgendeiner verborgenen Innentasche seines Mantels und hält mir dann einen gefüllten Beutel vor die Nase. "Hier." "Was ist das?" "Etwas, dass ich dir eigentlich heute Morgen in meiner Kajüte geben wollte." Ich ignoriere den Seitenhieb darüber, dass ich bereits weg war, als er aufgewacht ist und sehe ihn nur weiter abwartend an. "Geld", murrt er dann. Ich schließe die Tür wieder. "Geld?" "Bist du taub?!" Ich reibe mir übers Ohr. "Wenn du noch mal so brüllst, dann ja." Ich nehme den Beutel an mich, wiege ihn in der Hand. "Offensichtlich bist du doch nicht arm." Es ist mit Sicherheit nur ein Bruchteil dessen, was ich benötigen werde, aber es ist ein Anfang. Hätte nicht gedacht, dass er es ernst meint mit der Bezahlung. Also ist ein Deal wirklich ein Deal bei Kid. "Reich auch nicht", holt er mich aus meinen Gedanken. "Außerdem... sieh es als Spende der Inselbewohner." Meine Freude verfliegt augenblicklich. "Hast du...?" Nein, das ist eine Sache, die ich schon wieder nicht wissen will und genau deshalb lasse ich die Frage unausgesprochen. Die Insel hatte eine Werft, aber ohne Geld gibt es keine Reparatur, Werft hin oder her. Logische Reihenfolge. "Willst du's nicht?", fragt Kid erstaunt. "Das habe ich nicht gesagt", grummle ich und verstaue den Geldbeutel vorerst in einer Ecke. "Und jetzt raus hier, wir haben zu tun." Kid und ich greifen gleichzeitig nach dem Türknauf. Wieder berühren sich unsere Hände, aber keiner zuckt weg. Er sieht mich an und ich sehe stur auf die Tür, warte, dass er seine Hand wegnimmt, was er schließlich auch tut. Aber anstatt mich die Tür öffnen zu lassen, tritt er mit einem Fuß davor, hebt den rechten Arm und zögert dann doch, mich zu berühren. Seine Hand verharrt dicht vor meiner Wange und meinem Ohr. Erst als seine Finger meine Haare berühren, sehe ich auf und ihm ins Gesicht. "Du siehst scheiße aus." Kid knurrt beleidigt und sieht kurz genervt zur Seite. Er nimmt die Hand wieder runter. "Du hast's nicht so mit Komplimenten, oder?", fragt er. Ich grinse. "Ich bin nur ehrlich." Ich habe Lust ihm in die Wange zu pieken, aber ich fürchte, er würde mir in den Finger beißen. Dabei sieht er so müde aus, er sollte dringend wieder schlafen gehen, aber vorerst müssen wir den Logport checken und die Karten durchgehen. Das habe zumindest ich bisher meiner Crew allein überlassen. Unverantwortlich. Kid verschränkt die Arme vor der Brust. Noch immer steht er vor der Tür und ich kann nicht gehen. "Dann tu doch was." Damit er wieder besser aussieht? Vergebliche Mühe. "Sorry, ich bin zwar Arzt und auch Chirurg, aber kein plastischer." Ich zucke mit den Schultern, greife wieder nach dem Türknauf. "Außerdem ist bei deiner Fresse eh nichts mehr zu retten." Ich grinse. Und komischerweise tut das auch Kid, das sehe ich aus den Augenwinkeln. "Als Arzt solltest du es doch zumindest schaffen, dass es mir besser geht." "Habe ich das nicht grad?", frage ich, seinen herausfordernden Tonfall ignorierend. "Du hast einen neuen Verband." "Das meine ich nicht." Wieso war mir das klar? "Halt still." Natürlich halte ich nicht still. Kid streckt erneut die Hand nach mir aus, aber ich blocke ihn mit meiner ab. Seine Finger legen sich um mein Handgelenk und halten es fest, weg vom Körper, als ich ziehe. Wir sehen uns an und seine andere Hand legt sich auf meine an der Tür. Kid kommt mir entgegen, aber als er seine Lippen auf meine drückt, erwidere ich nichts. Ich sehe ihn einfach weiter an und er lässt von mir ab. "Man, bist du langweilig." Er seufzt übertrieben, lässt mich los und streicht sich mit der rechten Hand durch die Haare, als er endlich die Tür freigibt. "Und du hast immer noch nichts verstanden." Merkt er denn nicht, dass ich mich nicht gewehrt habe? Von erwidern war keine Rede und im Moment habe ich einfach keine Lust ihn zu küssen. Vor Kid verlasse ich meine Kajüte, achte darauf, dass er mir folgt und schließlich an mir vorbeigeht. "In einer Stunde auf meinem Schiff", meint er und legt eine Hand an die Schiffswand. Sie ist aus Metall und ich kann regelrecht sehen, wie die Berührung Kid beruhigt. Als er die Finger krümmt und mit den Fingernägeln übers Metall fährt, durchläuft mich ein eisiger Schauer. "Lass das!", fauche ich. "Sonst was?" Als Antwort trete ich ihm von hinten in die Kniekehle und Kid stolpert fluchend. Selbst als alle schlafen gegangen sind, die Wachposten einsam Ausschau halten und alles ruhig und leise geworden ist, sitze ich noch im Mannschaftsraum meines Schiffes und studiere im fahlen Licht einer Kerze Seekarten. Die Besprechung mit Kid, wenn ich es so nennen kann, hat wenig neue Erkenntnisse gebracht. Es kommt mir vor, als halte er Informationen zurück, vielleicht nicht über das Gebiet hier, das kann er nicht und ich bin mir sicher, dass ich genauso viel weiß wie er... aber er sagt nicht alles sein Schiff betreffend. Ich weiß nicht, ob es ein ganz simples Segelschiff ist oder ob es nicht doch hier oder da eine eingebaute Spezialfunktion gibt. An seiner Stelle würde ich es mir allerdings auch nicht verraten. Wir sind immer noch Konkurrenten. Immerhin sind wir uns über den Kurs einig geworden. Wir besitzen beide einen Logport und segeln dementsprechend, aber wir können auch nicht anders. Wir wissen ja nicht wo es sonst Land gibt. Das heißt allerdings, dass es nur nach vorne geht, nur die Route weiter, nur dem Ziel entgegen. Dem Endziel und nicht zwangsläufig einer Insel und einer Werft. Möglicherweise erreichen wir aber eine, ehe wir am Ziel des Logports ankommen. Bis dahin sind die Schiffe definitiv aneinandergekettet und wir zur Zusammenarbeit gezwungen. Das haben wir unseren Crews vorhin einmal deutlich gemacht. Ich bin eh überrascht, dass es bisher noch keine Handgreiflichkeiten oder etwas Derartiges gab und es lässt mich zumindest auf ein recht ignorierendes Miteinander hoffen. Das würde mir schon reichen. Müde streiche ich mir über die Augen. Mein Hut liegt knapp über der Karte, die ich mir ansehe. Sie ist ungenau und ich weiß nicht wo Kid sie herhat, vielleicht auch von der letzten Insel. Er hätte besser gleich ein paar Eternal Ports mitgehen lassen sollen... Der eisige Nebel hat sich in den ersten Stunden der Nacht gelichtet, aber es ist kälter geworden. Irgendwo muss eine Winterinsel sein, aber bisher hat niemand Land gesehen. Dabei brauchen wir dringend neuen Proviant. Meiner geht aus und auch auf Kids Schiff ist nicht mehr allzu viel zu finden. Ressourcen zusammenwerfen... allein bei dem Gedanken daran dreht sich mir der Magen um. Abhängig! Kid und ich! Voneinander! Oder eher ich von ihm! Missmutig stütze ich den Ellenbogen auf den Tisch und lasse den Kopf auf den Arm sinken. Wie sollen wir gut planen, wenn wir uns beide nicht in die Karten sehen lassen wollen? Wie sollen wir in Notfällen richtig reagieren, wenn wir nicht wissen, was uns für Möglichkeiten offen stehen? Das ist kein Miteinander, das ist einseitiges Beieinander. Und selbst das ist gezwungen. Nur Kid selbst nähert sich mir, aber auch er gibt nicht alles preis. Er sagt nichts, auch wenn er handelt und ich weiß nicht, woran ich bei ihm bin. Ich möchte einen Schritt auf ihn zugehen, aber jedes Mal, wenn ich das versuche, versteht er es nicht und überfährt mich gleich mit seinen Aktionen. Und dann blocke ich wieder ab, obwohl ich es eigentlich zulassen will, dass er mich berührt. Wie vorhin. Ich hätte den Kuss erwidern können, immerhin ist das nichts Fremdes mehr. Kid weiß was er will. Aber Kid weiß nicht, wie er es bekommt. Jedenfalls nicht bei mir. Wenn ich mich wieder auf ihn einlasse, dann, fürchte ich, gebe ich mehr und mehr nach und dann, das weiß ich... weiß Kid auch, wie er es anstellen muss, damit er immer bekommt, was er will. Will ich das? Ich glaube schon... ~ owari Chap °10 ~ So, genug des Nachdenkens, genug des Wartens, des Abblockens, des nicht-haben-Könnens. Oder doch nicht? Das nächste Chap wird... hm... ich nenne es mal 'wärmer'. ^.~ Sayonara, --> *Satra* ^^/) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)