HEART for you von Satra (Kid & Law) ================================================================================ Kapitel 4: Ein Unglück... ------------------------- Sagt HI zu einem merkwürdigen 4. Kapitel! xD~ Da ich derzeit gut vorankomme, kommen diesen Monat gleich zwei Chaps raus! Chap °5 wird es also schon in zwei Wochen geben. Hoffe, jemand freut sich darüber. :3 An dieser Stelle noch mal ein ganz dickes DANKESCHÖN an alle, die mir immer so lieb Kommentare schreiben! Ich freue mich jedes Mal wahnsinnig darüber! Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt, ich nehme mir jedes einzelne Kommi zu Herzen! :3 Noch fix der Hinweis, falls einer schnell ins Chap gesprungen ist und noch gar nicht das tolle Bild zu Chap °4 gesehen hat: Elle hat es gezeichnet und ich darf es benutzen! Law sieht einfach zum Fressen niedlich aus!! Danke! *___* Pairing: Kid & Law Warning: - Hirnlos - Schlaflos - Kid-los - Für Schlangen gilt das gleiche wie für die Bücher aus dem letzten Chap! ~ Law's PoV ~ Chap °4 – Ein Unglück... Die Sonne scheint erbarmungslos aufs Meer. Dennoch weht ein solcher Wind, dass ich meinen Hut festhalten muss, damit er nicht wegfliegt. Unangenehm. Noch vor zehn Minuten war starker Schneefall und nun ist das ganze Deck voller Wasser. Alles geschmolzen. Missmutig stapfe ich über das Deck. Ein Regentropfen fällt mir auf die Wange und ich hebe den Kopf. Vor uns, direkt geradeaus, hängt eine dicke Gewitterwolke. Ich seufze und setze meinen Weg fort. Irgendwas hat uns gerammt oder wir haben etwas gerammt. Da ist sich irgendwie keiner so sicher. Sicher ist nur, dass wir nicht sehen, was es gewesen sein könnte. Ich habe Penguin ins Unterwasserzimmer geschickt, er soll die Augen aufhalten und es sofort melden, wenn er irgendeinen Meeresbewohner entdeckt, der uns möglicherweise als Appetithäppchen ansehen könnte. So ein wenig Metall zum Mittagessen... Flammend rote Haare, ein breites Grinsen auf den Lippen... Der Regen wird stärker, der Wind böig. Regentropfen peitschen mir ins Gesicht und verschlechtern die Sicht. So finde ich nie was! Aber wir können nicht tauchen, solange ich nicht sicher bin, dass unter uns nichts ist, was gefährlich ist! Und so laufe ich übers Deck und sehe ins Meer. Bisher ohne Erfolg. Lautstark fluche ich, als das Schiff beginnt, sich hin und her zu werfen. Wuchtig klatschen die Wellen gegen die Außenwand. Der Wind hat keine Richtung, es kommt mir vor, als käme er von überall. Ich kann nichts tun, außer nass zu werden, den Hut zu halten und zu versuchen, auch nur irgendwas im Wasser zu erkennen. Wassertropfen perlen über meine Haut, alles an mir ist nass. Als ich das ganze Deck abgelaufen bin, nehme ich den kürzesten Weg zur Tür. Ich will nur noch rein und wieder trocken werden. Vielleicht hatten Cas, Bepo oder Jean Bart ja mehr Glück als ich. Gerade als ich die Tür öffne, hört es abrupt auf zu regnen. Auch der Wind ist von jetzt auf gleich verschwunden und es bleibt nur die Sonne, die erneut ohne Gnade scheint. Wie ein Hohn. Manchmal hasse ich die Grandline! Seit drei Tagen ist das Wetter noch wilder als eine Meute ausgehungerter Lapins. Die Sonne ist launisch wie ein Marineadmiral und das Meer sträubt sich wie eine Frau, die man das erste Mal ins Bett zerrt. Die Kraft seiner Arme, als er mich runterdrückte und die Schwere seines Körpers, der auf mir lastete... Ohne Widerstand sagte ich nicht ja. Eigentlich sagte ich gar nicht ja. Ich niese. Wunderbar, werde ich jetzt etwa krank? "Captain..." Bepo steht vor mir. Unter ihm breitet sich eine große Pfütze aus. Er muss hier schon einen Moment lang stehen und auf mich warten. "Was gibt's?" "Nichts." "Was soll das heißen?" Ich nehme meine Mütze ab. Die kann ich bestimmt ebenso wie den Rest meiner Kleidung auswringen... "Es ist nichts zu sehen." Bepo lässt den Kopf hängen. Ich verziehe die Lippen und laufe an ihm vorbei. Unaufgefordert folgt er mir, aber damit habe ich gerechnet. "Was ist mit Cas und Jean Bart?" "Auch nichts, Captain." Ich grummle. Wo sind wir dann gegen gefahren? Ich schlage den Weg zum Bad ein, um mir ein Handtuch zu holen. Unterwegs ziehe ich mein Sweatshirt aus. Ich weiß nicht genau was das Beste ist, aber für irgendwas muss ich mich entscheiden. "Maschinen weiter stopp und abtauchen. Nicht tief. Ich will nur dem Wetter entkommen." "Aye, aye!", ruft Bepo hinter mir und dreht sich um, als wir gerade das Badezimmer erreichen. "Und Bepo..." Er bleibt stehen. "Ja, Captain?" "Wisch deine Pfützen auf." "Ja, Captain." Statt mich nur abzutrocknen und mir was Neues anzuziehen, sitze ich nun in einer heißen Badewanne. Es war einfach zu verlockend. Genießerisch lehne ich den Kopf an den Wannenrand. Diese Ruhe ist herrlich. Das Schiff steht still, schaukelt nur etwas hin und her, nicht weiter schlimm für all jene, die nicht seekrank werden. Und wer seekrank wird, der wird nicht Pirat. Keine Befehle zu geben, die Mannschaft ist beschäftigt. Nachher nur noch was essen und dann nichts wie ab auf mein Sofa, dieses Buch zu Ende lesen, das ich mir auf der letzten Insel gekauft habe. 'Vom Ende allen Lebens' heißt es und umfasst viele Themen rund um das Ärztedasein. Ich lerne nicht viel Neues, aber die Sichtweisen all derer, die zu dem Buch beigetragen haben, sind spannend und ausführlich beschrieben. Darf man Leben einfach so nehmen, wenn man sich dem Ärztekodex verschrieben hat? Muss jeder Arzt allem Leben helfen, das Hilfe bedarf? Oder kann ein Arzt selbstsüchtig sein und nur den Seinen helfen, immer auf den eigenen Vorteil achtend? Im Prinzip steckt viel Ethik im Buch. Allerdings gibt es in der zweiten Hälfte auch viele Zeichnungen und Fotos von Verletzten, von Wunden, bei denen man sich nicht sicher ist, was sie verursacht hat und die bei den Ärzten auf Rätsel stoßen. Die Menschen starben und es stellt sich die Frage, ob sie nicht besser dran gewesen wären, hätte man ihnen einfach ein Schwert in die Brust gestoßen, anstatt zu versuchen dem Tod ein Leben zu entreißen. Darf ich als Arzt mein Wissen nutzen, um anderen zu schaden? Auch das ist eine Frage, die im Buch erörtert wird. Ich lese es gern, aber meine Meinung steht längst fest. Ich bin Arzt, ja und ich nutze mein Wissen darüber in Verbindung mit meiner Teufelskraft. Ich säble Menschen einfach so auseinander und setzte sie neu zusammen, bilde das, was mir in dem Moment gefällt. Und ich hab Spaß daran. Es ist eine morbide Freude. Aber ich töte nicht mit meiner Kraft, jedenfalls nicht innerhalb meiner Kräfte. Ethik mag Ethik sein und ein Arzt ein Arzt. Allem voran bin ich jedoch Pirat. Meine Hand fährt durchs Wasser, schlägt Miniaturwellen auf der Oberfläche. Still bleibe ich sitzen und beobachte, wie die kleine weiße Bärenseife hin und herschaukelt. Wie mein Schiff. Man unterschätzt die Naturgewalten nur allzu schnell. Ich fische die Bärenseife aus dem Wasser und lege sie auf den Wannenrand. Ich wünschte, ich könnte das gelegentlich auch mit dem Schiff tun. Wir sind nicht so anfällig für das Wetter über dem Wasser wie all die Segelschiffe der anderen Piraten, aber auf uns lauern ganz andere Gefahren hier unten. Es stimmt nicht, dass das Wetter an der Wasseroberfläche halt macht. Oft genug gibt es Stürme auch hier. Und Riffe, Seeungeheuer, die nur unter Wasser bleiben, merkwürdige Strömungen, Engpässe, tiefe Gräben. Und wenn man eine Pflanze sieht, die absolut unscheinbar wirkt, mit langen, zierlichen Auswüchsen und einer großen lilafarbenen Blume in der Mitte... dann sollte man zusehen, dass man wegkommt. Diese Pflanze ist eines der schlimmsten Dinge, die mir bisher begegnet sind. Einen Moment nicht aufgepasst, einen Moment zu spät reagiert und man ist Fraß für ein Monster. Zum Glück lebt dieses Biest nur in der Nähe besonders heißer Sommerinseln. Davon mal abgesehen gibt es die ganz normalen Ärgernisse, wie rauflustige Panda-Haie, die meinen, das Schiff rammen zu müssen, Riesenfrösche, die sich zum Glück nur in Küstennähe aufhalten, Bananenkrokodile und Sandora-Welse, die uns damals rund um das Königreich Alabasta ziemlich in den Wahnsinn getrieben haben. Überhaupt war die Gegend bei Sandy Island keine erfreuliche. Ich bin froh, dass wir niemals auf Little Garden waren, dort soll es Inselfresser geben. Fische, so groß wie... ich weiß nicht, aber sie fressen sogar Inseln. Das reicht in meinen Augen, um einen Bogen um solche Monster zu machen. Einem Inselfresser würde es vermutlich nicht einmal auffallen, sollte er mein Schiff ganz aus Versehen einatmen. Gegen Riesenkraken können wir uns inzwischen gut verteidigen, man lernt ja mit den überstandenen Gefahren. Es gibt nur eine Monsterart, der ich niemals begegnen will, obwohl ich viel dafür geben würde, sie zu sehen: Seekönige. Die heimlichen Herrscher der Meere, auch wenn sie nur im Calm Belt vorkommen, der Begrenzung der Grandline. Wir sind einmal durch den Calm Belt gefahren, das war damals, als ich den Strohhut gerettet habe. Die Schlangenprinzessin hat uns in Schlepptau genommen, denn ihr Schiff kann ungehindert den Calm Belt passieren. Auch Marineschiffe können ohne Furcht den Streifen durchqueren und das liegt an den Seesteinen, die unter den Schiffen befestigt sind. Seekönige sehen einen nicht, wenn man solche Steine unterm Bug hat. Zu meinem Leidwesen oder aber zu meinem Glück, hat sich damals kein einziger Seekönig blicken lassen. Das Wasser wird langsam kalt, merke ich, als ich mein Bein bewege. Ich halte meine Augen geschlossen und versuche, für einen Moment an nichts zu denken. Völlige Entspannung, kein Geräusch, keine Dringlichkeiten, nichts, das einen belästigt. Eine Platzwunde über dem Auge, einen Kratzer auf der Wange, so hat er ausgesehen. Tief und gleichmäßig atmen und den Kopf klären. Wenn ich hier raus bin, setze ich mich auf mein Sofa. Wilde rote Haare, lustverhangene Augen, die Lippen geöffnet zu leisem, kurzatmigem Keuchen. So kann er auch aussehen. Ich presse die Augen zusammen, als könnte ich dadurch die Bilder in meinem Kopf aufhalten. Aber das kann ich nicht. So sehr ich mich auch bemühe an etwas anderes zu denken... wo ich jetzt einmal das Bild im Kopf habe, sehe ich Szenen ablaufen. Szenen wie sie waren, wie wir uns verhalten haben in der Nacht, als wir miteinander geschlafen haben. Szenen, die ich anders machen würde wie dieses merkwürdige Schweigen zwischen uns, als er so irre war, auf mein Schiff zu kommen. Das ist jetzt drei Wochen her und seitdem haben wir uns nicht gesehen. Was gut ist, wie ich mir sage, denn dadurch kann er nicht noch mehr anstellen und noch mehr durcheinander bringen. Vor allem mich durcheinander bringen. Dämlicher Eustass Kid! Und gleichzeitig fehlt er mir irgendwie. Nicht fehlen wie Sehnsucht nach jemandem haben, die habe ich nämlich nicht. Aber irgendwas ist da, ich weiß nur noch nicht genau was. Vielleicht einfach nur das bisschen Spannung, das er in mein Leben bringt, einfach weil man sich mit ihm immer streiten muss. Vielleicht baue ich ohne ihn einfach ein zu dickes Nervenpolster auf. Kid kann mir in nur einem Moment sämtliche Nervenstränge zerreißen und meine Stimmung komplett umschlagen lassen. Und das will schon was heißen. In langsamen Bewegungen fährt meine Hand über meinen Arm und meine Brust. Ich sagte die Jagd sei eröffnet, aber im Grunde weiß ich nicht einmal welche. Ich habe nicht den blassesten Schimmer wo Eustass Kid eigentlich ist und ich werde den Teufel tun und ihn suchen gehen! Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass die Liebe einen schon findet und man sie nicht suchen muss. Ich weiß nicht mehr wie es geht und ehrlich gesagt passt es auch nicht, aber es fällt mir ein, wenn ich über etwaige Möglichkeiten nachdenke. Ich rutsche tiefer in die Wanne, bis mir das Wasser ans Kinn reicht. Dann noch einen Zentimeter und mein Atem kommt als kleine Blubberblasen hervor, sobald das Wasser mir über die Lippen reicht. Ganz untergehen will ich nicht, davor habe ich zu viel Respekt, selbst wenn ich nur in einer Badewanne sitze. Eigentlich wollte ich über gar nichts nachdenken und einfach so schauen was passiert. Falls was passiert. Die Grandline ist groß und ich weiß nicht welchem der Pfade die Kid-Piraten folgen. Oder wie schnell sie sind. Oder was für Abstecher sie machen. Oder ob Kid nicht wieder irgendwen foltern will, nur aus Freude am Spaß. Vielleicht hält er aus Prügelsucht auch auf das nächste Marineschiff zu, statt es zu meiden. Zutrauen würde ich's ihm. "Darf ich dich küssen", hat er gesagt. Nicht gefragt. Und es war ihm egal, was ich antworten würde, denn er hat nicht auf eine Antwort gewartet. Mit einem Ruck stehe ich auf. Meine Haare tropfen und ich verursache Pfützen, als ich aus der Wanne steige und mir ein Handtuch schnappe. Kid ist ein Dämon, dass er mich nicht in Ruhe lassen kann, selbst wenn er nicht einmal da ist. Oder der Teufel persönlich, der einem immerzu im Nacken sitzt, wenn man Pirat ist. Der Teufel wohnt bei jedem Piraten, es gibt keine guten. Selbst die Strohhüte, die offensichtlich nicht zu den gewaltbereiten Banden gehören, machen am Ende doch was sie wollen. Sie folgen keinem Gesetz, keinem Gebot, sie leben die Freiheit, wie wir alle. Die einen arrangieren sich mit ihren Umständen, die anderen, die sturen, wollen durch jede Wand brechen. Kid ist so ein Kandidat, immer mit dem Kopf voran. Ich reibe mir mit dem Handtuch übers Gesicht, den Nacken und die Schultern. Ob wir bald wieder eine Insel finden? Der letzte Landgang ist zehn Tage her. Es ist nicht so, dass die Vorräte schwinden oder die Crew unruhig wird, nicht nach so kurzer Zeit, aber irgendwie würde es alle aufmuntern. Außerdem wäre das Wetter auf einer Insel konstant. Grummelnd reibe ich mich trocken und schlinge mir das Handtuch um die Hüfte. Hose und Sweatshirt über den Arm geworfen, mache ich mich auf gen Kajüte. Als ich mitten im Gang stehe, gibt es einen lauten Knall und einen solchen Stoß gegen das Schiff, dass es mich von den Beinen reißt. Ehe ich mich versehe, finde ich mich kopfüber an der Wand wieder. Flugs rapple ich mich auf, schaue mich um, während das ganze Schiff zu vibrieren scheint. Ich höre Schritte, aufgescheuchte Crewmitglieder rennen die Treppe am Ende des Ganges hoch und runter, Stimmen werden laut. "Was zum Teufel war das?!", will ich wissen und ändere meine Laufrichtung. Ab nach oben! "Captaaaaain!" Stimmen rufen durcheinander, Flüche sind zu hören, aber ich verstehe kein komplettes Wort, alle brüllen gleichzeitig, obwohl sie mich noch gar nicht sehen. Ich renne die Treppe hoch, stoße jemanden zur Seite und reiße die Tür zum Mannschaftsraum auf, wo wie immer viele der Männer sitzen. Oder in diesem Fall auch liegen, denn genau in diesem Moment erschüttert ein weiterer Stoß das Schiff. Mühsam klammere ich mich an den Türrahmen und schaffe es sogar, stehen zu bleiben. "Was ist das, verdammt noch mal?!", rufe ich und übertöne alle anderen. Ruckartig wenden sich mir alle zu, die ersten brüllen schon wieder irgendwas, dann ist es wie auf ein geheimes Zeichen hin plötzlich mucksmäuschenstill. Alle sehen mich an. Wie von selbst zuckt meine Augenbraue. Zwei Sekunden dehnen sich zu einer halben Ewigkeit, dann habe ich genug. "Ich weiß, wie ich aussehe! Ich will wissen, was hier los ist, habe ich gesagt!!" Eine weitere Sekunde vergeht, dann bricht wieder Lärm aus. Jeder versucht zuerst zu erzählen, was ihm passiert ist. Stumm, aber absolut befehlend hebe ich eine Hand und der Lärm verebbt. Ich sehe zu dem Mann rechts neben mir, der mir leider nicht mehr berichten kann, als dass er beim Knall vom Stuhl gefallen ist. Wunderbar... Ich blicke in jedes Gesicht vor mir, aber keiner sagt etwas. Anscheinend weiß niemand, was los ist. Ich drehe mich um und laufe zurück zur Treppe. "Schickt mir Cas, Penguin oder Bepo. Oder alle drei. Und zwar schnell!" Und mit diesen Worten laufe ich zurück in meine Kajüte. Unterwegs ziehe ich das Handtuch fester um meine Hüfte. Ist mir doch egal wie ich aussehe, ist ja nicht so, dass man mich nur von Kopf bis Fuß verhüllt sehen würde. Und der Knall und das noch immer trudelnde Schiff scheinen mir wichtig genug, um dem zuerst nachzugehen und mich dann erst anzuziehen. Ich glaube nämlich nicht mehr daran, dass wir es waren, die etwas... oder jemanden gerammt haben. Dieses Etwas oder dieser Jemand hat uns gerammt! Und jetzt fängt er wieder damit an! Kaum fällt die Tür meiner Kajüte hinter mir zu, springe ich in meine Hose. Ich fingere grad am Knopf rum, als es einen markerschütternden Schrei gibt. Ein Kreischen, das mir fast das Trommelfell zerfetzt. Wie in Zeitlupe blicke ich nach vorn, direkt aus dem Fenster. Zuerst sehe ich nichts, dann formt sich ein Punkt in einiger Entfernung. Größer und größer wird er, dehnt sich zu einer monströsen Seeschlange aus und ich kann die Rückenzacken in jeder Einzelheit erkennen. Alte Verletzungen, eine Zacke, die fehlt, eine die schief steht, irgendwas, das sich zwischen zweien verfangen hat und hilflos mittreibt. Dann sehe ich nur noch ein riesengroßes Maul, scharfe Zähne, die mir so lang wie ein ganzer Mensch erscheinen, dann ist das Fenster ausgefüllt mit grün. Und plötzlich donnert der grüne Riesenstrich gegen die Außenwand. Direkt an meine Kajüte. Das Zeitlupentempo scheint wieder normal zu gehen. Noch ehe ich reagieren kann, dellt sich die Wand von der Wucht des Aufpralls nach innen. Nieten kreischen, Metall knirscht, Wasser spritzt mir ins Gesicht und ich werde weit nach hinten geschleudert, verliere mein Oberteil, das ich noch in der Hand hatte. Als ich gegen die Wand donnere, presst es mir die Luft aus den Lungen. Ein scharfer Schmerz zieht sich über meinen Rücken und für Sekunden bin ich wie benommen. Ich liege auf dem Boden, mehr weiß ich nicht. Mühsam rapple ich mich auf, mein Schädel brummt. Was war das?! Meine Wange ist nass. Mit zittrigen Fingern taste ich daran und zucke zusammen, als ich meine Stirn berühre. Meine Finger sind nass. Nass und blutig. Lautlos fluche ich. Dann geht die Tür neben mir auf. "Captain!" Bepo und Cas stecken die Nasen rein. Ich blinzle, um das Blut aus den Augen loszuwerden. "Du blutest!" Bepo springt neben mich und legt mir eine Flauschpfote an die Schläfe. "Ach du scheiße, wir gehen unter!!" Cas springt ins Zimmer und schlägt die Hände über den Kopf zusammen, beachtet mich nicht die Bohne. "Captain, wir sinken, wir sinken, wir..." "Halt die Klappe und lass mich nachdenken!", brülle ich ihn an. Mein Schädel hört nicht auf zu dröhnen. Unwirsch schiebe ich Bepo zur Seite. Die Außenwand hält, aber am Fenster scheinen sich Nieten gelöst zu haben, in einem kleinen Strom fließt Wasser auf den Boden. Cas spurtet an mir vorbei und ans Fenster. Elende Schwachpunkte von Schiffen!! In Sekundenschnelle sehe ich mich im Raum um. Der Boden ist fast vollständig mit Wasser bedeckt, es scheint sich schneller einen Weg ins Innere des Schiffes zu bahnen, als mir lieb ist. Im Grunde ist es mir gar nicht lieb, wenn Wasser hier drin ist. Ein Schiff ist ein Schiff und kann sinken, selbst wenn meines immer unter Wasser fährt. Ich verschwende mehrere kostbare Sekunden damit, einfach weiter auf den Boden zu sehen. Wenn sich noch mehr Wasser ansammelt, dann werden wir wirklich sinken. Das Fenster wird nicht lange halten, wird dem Druck nachgeben wie eine reife Frucht, wie ein platzendes Herz. Apropos Herz, meines pocht laut in meiner Brust. Ich kann nicht... "Captain! Du kannst nicht schwimmen!" In irren Schritten tänzelt Cas um mich herum, die Hände immer noch über dem Kopf, diesmal allerdings hochgestreckt. Ich hasse es, wenn er das tut. Aber er tut es immer. Immer, wenn sich eine Katastrophe anbahnt. Man tut gut daran, auf Cas zu hören und ihn im Auge zu behalten. Er ist ein gutes Katastrophenwarngerät, auch wenn ich mir wünsche, seine Warnungen kämen VOR der Katastrophe und nicht erst, wenn sie eingetreten ist. So kann man nur noch versuchen, schlimmeres zu verhindern. "Auftauchen", befehle ich und drehe mich um. Mein Sweatshirt liegt auf dem Boden und saugt sich voller Wasser und so lasse ich es liegen, schließe endlich meine Hose und verlasse meine Kajüte. "Und holt mir verdammt noch mal was zum Reparieren! Meine Kajüte geht unter!!" Ich renne zur Treppe, belle Befehle in jede Richtung. Alle müssen sich nützlich machen, sonst endet diese Fahrt böse. Die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf. Immer wieder wische ich Blut von meiner Stirn. Ich sollte die Wunde versorgen, das weiß ich, aber es gibt wichtigeres für den Moment. "Penguin!" Wo zum Teufel steckt der Kerl?! "Penguin!" Wütend wende ich mich Richtung Unterwasserzimmer. Das ist der letzte Ort, von dem ich weiß, dass er dort war. Die Tür schlägt donnert gegen die Wand, als ich sie aufwerfe. Ein Blick nach links, kein Penguin. Ein Blick nach rechts, auch kein Penguin. "Penguin!" Ich reiß ihm den Kopf ab, wenn ich ihn finde! Ich brauche ihn und zwar jetzt! Von links kommt ein leises Wimmern. Ich drehe den Kopf in die Richtung und sehe noch einmal genau hin. Zwei Stühle und eine ziemlich große Kiste sind durch die Gegend geflogen, als das Schlangenvieh gegen das Schiff gekracht ist. Zwischen den Stuhlbeinen kann ich ein menschliches Bein ausmachen. "Penguin?" "Mhh... uff... hier..." Geschockt springe ich in den Raum. Ach du scheiße! "Noch alles dran?" Ich werfe die beiden Stühle beiseite und versuche die Kiste wegzuschieben. Erfolglos, sie ist zu schwer. Penguin hustet. Seine Mütze liegt auf dem Boden. Ich schiebe erneut und plötzlich steht Cas neben mir. "Penguuu~!" Seine Stimme ist trotz Lautstärke weinerlich. "Halt die Klappe und hilf schieben!" Cas lässt sich nicht zweimal bitten. Ich weiß, dass die beiden die dicksten Freunde sind. Wo der eine ist, findet man meist auch den anderen, es sei denn, sie haben spezifische Aufgaben von mir bekommen. Während Cas eher laut und verrückt ist, ist Penguin lieber etwas schweigsamer und leise. Beide können einem gehörig auf die Nerven gehen. ... Sie würden mir fehlen, wären sie nicht in meiner Crew. Aber keine Zeit über solche Dinge nachzudenken und zu schmunzeln! Cas und ich schieben und Penguin schreit auf, als die Kiste langsam wegrutscht. Endlich bekommen wir ihn frei. Penguin sinkt auf den Boden und bleibt liegen. Er blutet aus einem Schnitt am Hals und sein rechter Ärmel und die Hüfte sind blutgetränkt. Cas fällt neben ihm nieder, seine Hände gleiten über Penguins Körper. Er nennt das 'nach Brüchen abtasten', ich nenne das 'unsachgemäßes Befummeln'. Penguin bleibt still. "Nichts gebrochen!", vermeldet Cas und schlägt Penguin gegen die Wange, damit der nicht das Bewusstsein verliert. Ich drehe mich gen Tür. "Bepo!!" Ich weiß, dass ich nur rufen muss, Bepo hört mich, das ist sicher. Keine zehn Sekunden später steht der Teddy in der Tür. "Captain?" Sein Atem geht schnell. Er schaut zu Penguin und ich folge seinem Blick. "Bericht!" "Das Fenster ist notdürftig gesichert, aber es muss repariert werden. Schäden im untersten Deck. Sollten wir noch mal gerammt werden, haben wir ein Problem." "Das brauchst du mir nicht zu sagen!" Irgendwas tropft von meinem Gesicht. Es landet auf dem Boden. Ein Blutfleck. Wieder tropft es. Ungläubig sehe ich nach unten. Ich hebe eine Hand und fange den nächsten Tropfen auf. Blut. Stimmt ja, meine Stirn... Eine samtigweiche Flauschpfote legt sich auf meine Wunde und ich ziehe scharf die Luft ein. Autsch! "Das sieht böse aus, Trafalgar, du solltest es versorgen." Ich höre nur meinen Namen, alles andere nicht. Wie lange ist es her, dass Bepo mich so genannt hat? Mit ihm hat alles angefangen, die ganze Crew. Bepo war mein erstes Mitglied. Bevor wir als Piraten angefangen haben, hat er mich immer so genannt, jetzt tut er es nur noch, wenn sich die Ränge zwischen uns auflösen. Wir sind Captain und Crewmitglied, wir sind Piraten, aber in erster Linie sind wir immer noch Freunde. Etwas Ähnliches gilt für Cas und Penguin. Sanft schiebe ich Bepos Pfote weg. "Später, es gibt wichtigeres." Meine Stimme ist leise. Ich räuspere mich und werde wieder lauter. "Sieh zu, dass wir wegkommen und dann lass das Schiff auftauchen. Ich will nicht noch mal gerammt werden!" "Aye, Captain." Bepo dreht sich um und verschwindet wieder. "Cas!" "Ja?" "Schaff Penguin weg und mach dich nützlich!" Cas springt auf und zerrt an Penguin rum. Ich drehe mich weg und laufe aus dem Beobachtungsraum. Ich muss mir dringend einen Überblick über die Situation verschaffen! Wo genau sind wir, was war das für ein Vieh, ist es noch da oder sind wir sicher und wie schwer ist das Schiff beschädigt? Nach den ersten paar Schritten, fange ich an zu rennen. "Captain! Leck im Maschinenraum!" Jean Bart kommt mir entgegen. Sein Gesicht ist mit Schmieröl bedeckt, sein Anzug fleckig. Ich wische mir mit dem Handrücken Blut aus dem Auge. Mir wird schwindelig. Mit Kopfwunden ist nicht zu spaßen, so klein sie auch sein mögen. Das kann ich grad überhaupt nicht gebrauchen. "Können wir fahren?" "Nein." "Auftauchen?" "Versuchen wir grad." "Wehe das klappt nicht! Kümmer dich drum!" Ich lasse ihn stehen. Ich gebe jedem Befehle und Anweisungen, den ich treffe und hole mir jede Information, die ich kriegen kann. Nein, wir können nicht fahren, Mist, wir trudeln irgendwie und Doppelmist, irgendwie genau auf ein Riff zu. Zu allem Übel meint jemand, diese Seeschlange wieder gesehen zu haben. Ich schicke zwei auf Beobachtungsposten, einen für backbord, einen für steuerbord und einen dritten und vierten, weil vier mehr sehen als zwei. Alle anderen suchen das Schiff nach Lecks ab, dichten sie ab oder helfen Verletzten auf. Ich blinzle, als der Boden vor meinen Augen verschwimmt. Schwer stütze ich mich gegen die Metallwand. Mein Atem geht flach. Habe ich mir noch mehr getan bei den Stürzen? Wieder wischt meine Hand über mein Auge. Die Blutung hat nachgelassen, aber nicht aufgehört, aber Kopfwunden bluten oft sehr viel. Minuten vergehen, kostbare Minuten, in denen ich nur dastehen kann. Aber was soll ich tun? Wir sind gefangen im Schiff. Ich hasse es, in einer Situation zu stecken, die ich nicht direkt verändern kann. Wir sind manövrierunfähig und derzeit dem Meer und seinen Bewohnern ausgeliefert. Plötzlich ertönt ein Sirenengeheul. Meine Gesichtszüge entgleiten mir. Das ist ein Alarmzeichen. Die Seeschlange! Wütend balle ich die rechte Hand zur Faust. "NEIN!" Ich schlage gegen die Wand und renne los. Ich weiß nicht was ich ausrichten kann, aber so einfach gebe ich mich nicht geschlagen! Und wenn ich selbst in den Maschinenraum gehe und an einem der Ruder ziehe, die nicht funktionieren! Irgendwie kommen wir hier weg! Ich lasse das nicht zu! "Alle festhalten!!" Der Ruf wird aufgefangen und weitergegeben. Ich reagiere nicht, renne einfach weiter. "Ausweichen!" Ich höre mich selbst nicht rufen in dem Donnern und Krachen und all den umherfliegenden Dingen, die plötzlich schwerelos zu sein scheinen. Irgendwas verfehlt mich haarscharf. Neben mir schreit jemand. Ich höre ein Geräusch wie von zersplitterndem Holz, dann von etwas Metallenem, was auf Metall aufschlägt. Dann ist es für Sekunden still, habe ich das Gefühl. Ich sehe wie vor mir drei Männer durch den Raum fliegen, die Hände vor den Kopf geschlagen. Von der Wucht des erneuten Aufpralls werde auch ich von den Beinen geholt. Es ist das dritte Mal, dass ich falle und ich habe keine Ahnung wie schlimm es diesmal ist. Ich versuche mich festzuhalten und bekomme den Türrahmen zum Mannschaftraum zu packen, als ich durch den Gang davor geschleudert werde. Mühsam halte ich mich fest, als das Schiff in Schräglage gerät. Ich blicke hoch und sehe, wie die Tür zuschlägt. Gerade noch so kann ich loslassen, ehe es mir die Finger zerquetscht. Ich falle, schlage irgendwo gegen und krache gegen die Seitenwand. Alles geht rasend schnell. Noch einmal donnert etwas gegen das Schiff, dann hält es mit einem Ruck an. Zahlreiche Gegenstände fliegen in die entgegengesetzte Richtung und ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Irgendwas hat unseren Trudelflug gestoppt. Ist das gut oder schlecht? Noch während ich darüber nachdenke und überlege, was passiert sein könnte, sehe ich meine Crewmitglieder wieder durch den Raum fliegen. Das Riff, denke ich dann... es muss uns gestoppt haben. Meine Gedanken überschlagen sich und gleichzeitig fallen meinem geschulten Blick all die offensichtlichen Verletzungen der Männer auf, die mit mir im Mannschaftsraum sind. Ich werde nachher viel zu versorgen haben. Eine Kiste fliegt auf mich zu. Ich hebe den Arm. "Room! Shambles!" Innerhalb eines Sekundenbruchteils bin ich an der Stelle eines Stuhls und der Stuhl an meiner. Krachend stößt die Kiste mit dem Stuhl zusammen. Es gibt einen erneuten Ruck und alles, was noch in der Luft ist, fällt zu Boden. Möbel, Essen, Geschirr, Crewmitglieder, alles landet in einem unordentlichen Haufen übereinander, untereinander und vollkommen ramponiert auf dem Boden. Stöhnen wird laut, Schmerzgeräusche. Ich hocke auf den Knien, den Sturz leicht abgefangen und stehe auf. "Irgendjemand tot?" Ächzen, Jammern, Seufzen, Klagen und schweres Atmen. Klingt, als würden noch alle leben. "Dann mal aufstehen, wir sinken!" Als ich auf den Boden sehe, steht mir das Wasser schon bis zu den Knöcheln. Blut tropft von meinem Kinn und hinterlässt rote Schlieren im Wasser. "Shambles!" Ein loses Brett tauscht den Platz mit einem Stuhl an der Bordwand und ich löse meine Kuppel auf. Zwei Risse in der Metallwand sind abgedeckt, wenn auch mehr als leidlich. Das wird ein Wettrennen gegen die Zeit. Es ist längst Nacht, als ich mich erschöpft auf einen halb zerschlagenen Tisch fallen lasse. Oder ist es schon wieder Morgen? Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Das Chaos im Schiff nimmt kein Ende, obwohl jeder aus meiner Crew, der noch halbwegs stehen oder sich bewegen kann, beim Aufräumen und vor allem Abdichten des Schiffes hilft. Wir sind nicht so schwer beschädigt, wie ich zunächst dachte, aber der Mannschaftsraum hat Lecks, der Maschinenraum und zu meinem Leidwesen auch immer noch meine Kajüte. Mit zitternder Hand fahre ich mir über mein Gesicht. Ich bin zu Tode erschöpft. Stundenlang habe ich mit meiner Teufelskraft Dinge bewegt, die zu schwer waren, habe alle Räume inspiziert, Anweisungen gegeben, jede halbe Stunde Berichte angehört und nebenbei jeden meiner Männer versorgt, der Hilfe brauchte. Mit einem Minimum an Ausrüstung habe ich einen Luftröhrenschnitt gemacht, eine Wunde vernäht, ein Stück Holz aus der Brust eines Mannes operiert. Und immer noch gibt es genug zu tun. Es nimmt einfach kein Ende. Das ganze Schiff ist totenstill, bis auf gelegentliche Bitten um Werkzeug oder eine leise Anweisung, wie jemand etwas zu halten hat oder wo jemand hingehen soll. Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch. Alles dreht sich. Ich möchte mich hinlegen, aber dafür bleibt keine Zeit. Das Schiff ist fürs erste abgedichtet, kein Wasser dringt mehr ein. Die Seeschlange scheint weg zu sein. Nachdem sie selbst ins Riff gedonnert ist und sich dabei verletzt hat, wie das ganze Blut bewies, das plötzlich zu sehen war, hat sie das Weite gesucht. Sollte ich ihr jemals wieder begegnen, werde ich Sushi aus ihr machen. Müde straffe ich die Schultern. Das kann alles nicht wahr sein! Aber es nutzt nichts, sich über etwas zu beklagen, was längst eingetreten ist. Das Schiff ist antriebslos, hat dilettantisch abgedichtete Löcher und klemmt im Riff fest. Ein Stück vom Riff hat sich gelöst und ist auf uns draufgefallen. Jetzt stecken wir rettungslos fest. Tief im Meer. Ohne Chance darauf, auch nur von irgendjemandem entdeckt zu werden und wäre es die Marine. Ich würde fluchen und denjenigen zur Sau machen, der auf die Idee gekommen ist, ein U-Boot als Schiff auszusuchen, aber es war meine Idee und mein Wunsch. Und über einmal getroffene Entscheidungen jammere ich nicht. Schritte hinter mir lassen mich aufhorchen. Ich drehe den Kopf und sehe Bepo zu mir treten. "Du siehst müde aus", sagt er und ich grummle, sacke wieder etwas in mir zusammen. "Wie geht's Penguin?" "Geht so." Was für eine Antwort. Aber mehr kann ich wohl nicht erwarten. Bepo gähnt laut und sein Magen knurrt. Wir haben alle nichts gegessen, es war einfach keine Zeit dazu. "Cas ist bei ihm." Bepo tritt an meine Seite, greift nach einem durchweichten Karton und fördert einen Apfel zutage. Er hält ihn mir hin, aber ich schüttle den Kopf. Ich krieg nichts runter, auch wenn ich ebenso Hunger habe. Ich muss nachdenken. Ich sehe zu wie Bepo das Maul aufmacht und der Apfel in nur einem einzigen Happs verschwindet. Während die Maschinen repariert werden und die Lecks weiter und besser abgedichtet, kann ich nichts tun. Nichts tun und warten liegt mir aber nicht. Ich habe schon meine Kajüte halbwegs geräumt, meine Bücher gerettet, meinen Arztkoffer, alles, was noch brauchbar war, aber Gefahr lief, zerstört zu werden. Das Wasser ist aus jedem betroffenen Raum abgepumpt, aber wir werden ein kleines Vermögen ausgeben müssen, um das Schiff wieder seetauglich zu machen. Falls wir denn überhaupt die Gelegenheit dazu bekommen. Tz! Das ist so lächerlich! Fühlt sich so ein Segelschiff, das sinkt? Ich ziehe an den Ärmeln meines Oberteils. Ich hatte tatsächlich noch eins, das halbwegs trocken geblieben ist. Mir ist kalt. Meine Kopfwunde habe ich oberflächlich behandelt, langsam fehlt es mir wirklich an Ausrüstung. So vieles ist zerstört, so wenig übrig. "Captain?" Eine schmerzverzerrte Stimme lässt mich aufhorchen. Ich stehe auf und drehe mich um. Jemand steht in der Tür und hält sich den Arm. Ich sehe auf den ersten Blick, dass die Schulter ausgekugelt ist. Mit raschen Schritten laufe ich zu dem Mann, packe ihn am anderen Arm und reiße ihn mit. Überrascht schreit er auf. Dann wird sein Schrei lauter, als ich ihn ohne Vorwarnung mit der ausgekugelten Schulter gegen die Wand donnere. Ich weiß genau was ich tue und wie etwas am schnellsten funktioniert. In routinierten Bewegungen gleiten meine Hände über seine Schulter und seinen Arm. Dann lasse ich ihn los. "Fertig." "Danke...", wimmert der Mann, das Gesicht schmerzverzerrt und schleppt sich aus dem Raum. Mit schief verzogenen Lippen sehe ich ihm nach. "Das war nicht sehr sanft, Captain", murmelt Bepo, als er einen weiteren gefundenen Apfel verspeist. Ich murre und laufe zurück zu ihm. "Dafür ist keine Zeit. Hast du nichts Besseres zu tun, als deinen Magen zu füllen?" Er schüttelt den Kopf. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Komm mit." Bepo gehorcht, nicht aber, ohne sich eine Packung triefnasser Kekse zu schnappen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie er es schafft, auch die letzten kleinen Krümel zu finden. Ich weiß nicht wie viel mehr Zeit vergangen ist, aber schlussendlich liege ich im Bett. Oder vielmehr auf dem Boden, eine Decke über mir. Neben mir liegt Bepo und schnarcht ganz fürchterlich. Sein Bett ist leer, dabei habe ich ihm gesagt, dass er es benutzen soll. Er hat es mir angeboten und ich habe abgelehnt. Auch wenn ich der Captain bin, kann ich auf dem Boden schlafen. Meine Kajüte ist zu gefährlich, um sich darin aufzuhalten. Das Fenster ist noch immer zu beschädigt und könnte jeden Moment kaputt gehen. Ich mache mir Sorgen deswegen. Das wichtigste habe ich zwar gerettet, soweit man das in unserer Lage behaupten kann, aber das Zimmer bleibt Sperrzone. Die Wand ist völlig eingedellt und das will was heißen. Es braucht eine Menge Kraftaufwand, um das hinzubekommen! Seufzend blinzle ich in die Dunkelheit. Von irgendwo rechts über mir höre ich das irre Kichern von Cas. Nur Penguin ist ruhig, aber der schläft auch den gerechten Schlaf eines Verletzten. Ich frage mich zwar wie das möglich ist, bei der vorherrschenden Geräuschkulisse, aber ich bin froh, dass die drei mich so bereitwillig in ihrer Kajüte aufgenommen haben. Nur leise könnten sie sein! Meine Gedanken wandern weiter, von meinem wohl hinfälligen Leseteppich zu meinem kaputten Bett über das Sofa, das ich erstaunlicherweise retten konnte. Auch fast alle Bücher aus den unteren Regalreihen werden sich wohl vom Wasserschaden erholen. Sie mögen dann vielleicht etwas wellige Seiten haben, aber damit kann ich leben. "Kihihihiiiihi..." Cas dreht sich um, seine Decke raschelt, als er sich bewegt. Ich seufze und drehe mich auf die Seite, weg vom schnarchenden Bepo. Ich habe versucht auch Bepo auf die Seite zu drehen, in der Hoffnung, er würde dann nicht mehr so furchtbar schnarchen, aber jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte es geschafft, hat er sich einfach wieder zurückgerollt. Und wecken bringt nichts. Selbst wenn er wach ist, schläft er innerhalb von Sekunden wieder ein. So gut wie Bepo in der Suche nach Essen ist, ist er beim Schlafen. Nur schnarcht er merkwürdigerweise tagsüber nicht. Wir wissen nicht, wie lange wir hier unten überleben können. Es ist noch jede Menge zu tun und jede Menge zu sortieren. Aber für heute war ich der Meinung, dass es reicht. Einige Männer halten Wache, während diejenigen, die sich nicht mehr auf den Beinen halten können, in ihre Quartiere oder das, was davon übrig und bewohnbar ist, gegangen sind. Wir brauchen alle Schlaf. Die einen kriegen ihn, die anderen nicht... Was Kid wohl gerade macht? So irre es ist, ein Teil von mir wünscht, er wäre hier. Ein anderer Teil wünscht ihn zum Teufel und will nicht, dass er meine derzeitige Lage mitbekommt. Er würde mich sicherlich furchtbar auslachen. Der Teil, der sich Kid her wünscht, hat eine ziemlich laute Stimme. Ich weiß gar nicht was ich mit ihm hier sollte. Der Kerl stiftet doch wo er geht und steht nur noch mehr Chaos. Und trotzdem... ob wohl eine Berührung von ihm gut tun würde? Nur eine Berührung? Mehr nicht. Ich würde das zu gerne testen. Ob ich dann ruhiger wäre? Aufgewühlter? Könnte ich vielleicht doch schlafen? Oder gerade wegen ihm nicht mehr? Müde schließe ich die Augen. Schnarchen und Kichern begleiten meine Nacht und ich kann nicht einmal dösen. Hinter meiner Schläfe pocht es unangenehm laut. Mein Gehirn will alles Erlebte verarbeiten, aber ohne Schlaf ist das nicht möglich. "Nein, nein, falsch!!", brüllt Penguin plötzlich in die Stille und ich sitze senkrecht auf meinem Nachtlager. Ist ihm irgendwas passiert? Ist eine Wunde wieder aufgegangen? Er war doch nicht lebensgefährlich verletzt! "Rechts rum, links rum, immer mitten durch..." Ich seufze. Warum musste ich mich ausgerechnet bei diesem Idiotentrio einquartieren lassen?? Einer schnarcht, einer kichert wie ein Irrer und der Dritte brüllt komische Sachen durch die Gegend. Was haben die für einen gesunden Schlaf, dass sie es miteinander aushalten!! Ich hatte immer meine eigene Kajüte, ich bin das gar nicht gewohnt. Und wenn ich ehrlich bin, will ich das auch nicht gewohnt sein. Kid dagegen war leise, neben ihm habe ich wunderbar geschlafen. Ja, Kid... was wäre, wenn er hier wäre...? ~ owari Chap °4 ~ Hm, mal wieder fertig. Und weil Kiddo, der olle Sack (oder sollte ich Euuu~s sagen? xD *Raven wink* ^.~) hier irgendwie fehlt, mache ich ja auch schnell weiter. Chap °5 kommt in 2 Wochen, denkt dran! :D Sayonara, --> *Satra* ^^= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)