HEART for you von Satra (Kid & Law) ================================================================================ Kapitel 3: Chancen ------------------ Und da bin ich wieder. :3 Aus aktuellem Anlass mal ein paar Worte zu den Namen Kid und Law... ehm, joa... also... Bei den Namen spalten sich irgendwie die Lager. Die einen sehen Kid und Law als Vor-, die anderen als Nachnamen. Ja, im Japanischen wird der Nachname zuerst genannt und da müsste man annehmen, Kid und Law seien die Vornamen. Auch hat Law, als sie sich auf dem Sabaody Archipel trafen, Kid mit "Mister Eustass" angesprochen und Ruffy mit "xyz Strohhut" (sorry, vergessen xD). Also liegt da wieder der Verdacht des Nachnamens nahe. Spricht irgendwas dafür, dass Eustass und Trafalgar die Vornamen sind? Ich wüsste im Moment ehrlich gesagt nicht was. Nachher fällt mir vermutlich was ein. xD TROTZDEM: Bei mir waren IMMER Eustass und Trafalgar die VORNAMEN und das werde ich auch nicht ändern! Schon gar nicht mitten in einer FF! In meinen Ohren klingt das einfach besser. Außerdem ist dem aufmerksamen Leser ja vll schon aufgefallen, dass Law Kid noch immer mit "Kid" anspricht, während Kiddo ihn gern "Trafalgar" nennt. Ich spiele auch hier ein wenig mit Nähe und Distanz der beiden. So auch in diesem Chapter. :3 In "The other way of pole-dancing" war es ja auch zu sehen, dass die beiden sich nur Eustass und Trafalgar nannten. Aber da waren sie ja auch schon zusammen. Wieder so ein Nähe-Ding. :D Wie rum seht ihr die Namen? Ich bin neugierig und wüsste das gern. Erzählt's mir! :3 Pairing: Kid & Law Warning: - Bitte keine Bücher füttern!! xD~ ~ Law's PoV ~ Chap °3 – Chancen "Wo ist dann dein Problem?" "Vor mir und es ist größer als ich!" Meine Stimme ist eine Spur zu schrill, zu hoch und vor allem zu laut. Ich kann nichts dafür, aber es gibt Momente, da überfordert er mich einfach. Was immer Kid will, ich sollte es ihm nicht geben. Ganz besonders, wenn er mich will. Ich bin kein Spielzeug. Ich bin nichts, an dem man sich vergehen kann und es dann wegwirft. Und ich bin nichts, was man mal eben mitnimmt, nur weil ich da bin. Und was anderes kann er von mir nicht wollen. Ein wenig Spaß zwischendurch. Dass ich nicht lache! Ok, es hat Spaß gemacht, das muss ich zugeben, aber deswegen wiederhole ich das nicht! Nicht mit ihm! Das Spiel ist mir eindeutig zu gefährlich. Und das kann nur heißen, dass mir irgendwas daran liegt... an ihm. Mühevoll ersticke ich die innere Stimme in mir, die nach Kids Berührung verlangt. Unfug! Egal was da ist zwischen ihm und mir, es kann nur schiefgehen. Ich bin mir ohnehin nicht einmal sicher, ob mir von seiner Berührung heiß wird, weil sie mir gefällt oder doch, weil es mir sagt, dass es falsch ist. Kid reißt mich aus meinen Gedanken, indem er anfängt zu lachen. Entgeistert sehe ich ihn an. "Ey, Trafalgar..." Ich habe mich schon fast daran gewöhnt, dass er mich so nennt, jedenfalls habe ich mich nicht darüber beschwert. "JETZT hab ich Lust dich zu küssen!" Daran gewöhne ich mich aber ganz bestimmt nicht! Ich schiebe einen Arm zwischen uns, als er sich zu mir vorbeugt. "Das ist dann dein Problem." "Ich mach es zu deinem", murmelt er, während er mir eine Hand an die Wange legt. Ich knurre. "Ich merk's. Hör auf." Meine Stimme ist scharf und eindeutig. "Nein." Wäre auch ein Wunder, würde Kid sich an irgendein Verbot, eine Bitte oder einen Gefallen halten. Nicht Eustass Kid. Sein Daumen streicht über mein Kinn, während die restlichen Finger auf meiner Wange bleiben. Seine Stimme eben, so leise, aber nicht nachgebend, erinnert mich schon wieder an Dinge, über die ich nicht mehr nachdenken will. "Merkst du nicht, dass du mich belästigst?" "Nein." Er hält gegen mein Drängeln und Schieben. Er ist stur bis zum geht nicht mehr. Was er will, das will er und er hört erst auf, wenn er es hat. Aber nicht ein zweites Mal mit mir! Bei ihm im Bett hat gereicht. "Dann habe ich es dir gerade gesagt." "Hab's überhört." Kein zweiter Kuss an diesem Abend! Ich bin verunsichert genug ihm gegenüber und ich kann das Wissen, dass es mir irgendwie gefällt ihn zu küssen, gerade noch so unterdrücken. Sicher könnte ich einfach nachgeben, das wäre leicht. Wir könnten ein wenig Spaß zusammen haben. Jetzt... und vielleicht noch ein anderes Mal. Vielleicht immer mal wieder, unregelmäßig, wann immer man sich über den Weg läuft. Ist es das, was er möchte? Aber ich will das nicht. Mal davon abgesehen, dass ich die Frau war, was das eine Mal mit ihm nicht wie mit anderen. Es darf sich einfach nicht wiederholen. "Du hast extremes Glück, dass ich ein überdurchschnittlich geduldiger Mensch bin. Aber selbst meine Geduld hat Grenzen, Kid." "Tatsächlich?" Er ernährt sich von Dreistigkeit, das muss er mit dem Alkohol aufnehmen. Aber jetzt habe ich genug. Ohne Warnung schnelle ich mit dem Arm vor, schubse ihn, verpasse ihm einen ungezielten Schlag ins Gesicht, hebe gleichzeitig ein Bein und trete ihn von mir weg. Mit einem nur halb unterdrückten Schmerzenslaut landet er auf dem Boden. Geschieht ihm recht. Wer so überheblich und selbstsicher auftritt, der hat einen Dämpfer verdient! Kid sieht mich an, ungläubig erst, dann wütend. Er hebt eine Hand an die Schläfe, seine Fliegerbrille ist verrutscht. Er blutet über dem linken Auge. Langsam steht er auf, blinzelt und besieht sich seine blutigen Finger. "Du..." Immer noch starrt er auf seine Hand. "Unterschätz mich nicht", knurre ich. "Ich bin lernfähig." Seine Stimme klingt nicht, als hätte er meine Drohung begriffen, sondern nur, als müsse er sich dann eben etwas anderes ausdenken, als sich mir frontal zu nähern. Er klingt viel zu fröhlich. Er unterschätzt mich wirklich. Er setzt sich auf mein Sofa, seufzt mürrisch, nimmt die Fliegerbrille ab. Ich sehe ihn einen Moment an, drehe mich dann nach rechts und laufe um mein Bett herum. Ich scheine ihm eine Platzwunde verpasst zu haben, denn er blutet ziemlich stark. Wie von selbst greife ich nach dem Aushilfs-Arztkoffer, der immer neben meinem Schrank steht und laufe zurück zu Kid. Vor ihm bleibe ich stehen. Er hat sich zurückgelehnt, eine Hand auf die Wunde gepresst, die Augen geschlossen. Als würde ihn das kleine Ding umhauen, lächerlich. Blut läuft ihm durch die Finger, seine Hand runter und über seinen Hals. Ich versuche nicht hinzusehen. "Hng?", macht er und öffnet das rechte Auge, als ich ihn an der Stirn berühre. Sein Blick ist misstrauisch. "Erst verprügeln und dann verarzten? Was hast du denn für 'ne Moral?" "Schnauze und Kopf her", befehle ich streng. "Du blutest mir noch das Sofa voll. Und ich häng an meinem Sofa." Ich ziehe an seiner Hand, bis er sie von der Wunde nimmt. Nicht gerade sanft wische ich das Blut weg, presse einen Moment ein Tuch darauf und besehe es mir wieder. Er beklagt sich nicht, hält still, zuckt nur hin und wieder und verzieht schmerzhaft die Lippen. "Du bist der Letzte, von dem ich etwas über Moral hören will...", murmle ich und suche in meinem Koffer nach allem, was ich brauche. "Wenn du Patienten immer so rau behandelst, dann frage ich mich, ob je einer überlebt hat." "Wenn du so weinerlich bist, dann frage ich mich, wie du es bis hierhin geschafft hast." Als ich fertig bin, klatsche ich ihm grob ein Pflaster übers Auge. Sollte halten, wenn er nicht gleich wieder dran rumzieht. Und schon hebt er die Hand, will über die Stelle tasten, aber ich verpasse ihm mit meiner Hand einen Klaps gegen seine. "Nicht anfa-" Hmm? Ich spreche nicht zu Ende, als Kid die Arme hebt und sie um meine Taille legt. Was soll das denn jetzt wieder werden? Er lehnt sich vor, drückt den Kopf sanft gegen meinen Bauch. Für einen Moment ist es still zwischen uns, nur sein und mein leises Atmen. Ich sehe auf ihn runter, auf die roten Haare und auf diesen entblößten, fast schon blassen, Nacken und ich habe das dringende Bedürfnis meine Finger darauf zu legen und ihn einfach nur zu berühren. Innerlich seufzend hebe ich den Kopf, blicke zur Decke. Das ist nicht gut. "Blut mir nicht mein Shirt voll", ist alles, was ich sage. Kid ist gerade so ruhig, so... handzahm, das kann ich nicht ruinieren. Das scheint eine Seite an ihm zu sein, die ich noch nicht kenne. Aber ich mag sie. "Ich wurde grad versorgt. Wenn ich immer noch blute, bist du ein scheiß Arzt." Handzahm? Niemals. Kid ist selbst dann noch bissig, wenn er in der Ecke sitzt. Oder wenn er seine ganz persönliche ruhige Minute am Tag hat. Erstaunlich, dass er überhaupt eine hat. Ich grinse und sehe wieder auf seinen Nacken. Ich möchte diese kleinen roten Strähnen wegstreichen, die so frech nach unten stehen und nicht dem Rest der Frisur angepasst sind. Ich möchte... Ich zwinge meine Augen den Schultergurt entlang, der hinten an seinem Gürtel befestigt ist. Aber meine Augen weichen ab und überfliegen das rechte Schulterblatt, seine Haut und die Muskeln, die sich bewegen, als er seinen Arm anspannt und seine Hand auf meiner Hüfte um wenige Zentimeter verschiebt. Irgendwas in mir fängt an zu kribbeln. Mit aller Willensstärke halte ich meine Hände da, wo sie sind: Leicht erhoben, in einer Hand noch die Pflasterreste. "Alles was ich tue, tue ich mit Hingabe", höre ich mich sagen und frage mich gleichzeitig, was das bedeuten soll. Kid hebt den Kopf, sieht zu mir hoch, rückt ein kleines Stück von mir ab, ohne mich los zu lassen. "Hingabe?" "Hingabe." Irgendwas an ihm zieht mich magisch an. Vielleicht diese bernsteinfarbenen Augen, von denen ich keine Ahnung habe, was sie mir sagen wollen, aber der Blick ist so untypisch. Nicht böse, nicht gereizt, nicht herausfordernd, nicht stur, nicht wütend, nicht... ist das Unsicherheit? Kann nicht sein. Ich sehe auf seine Lippen, dunkel, leicht geöffnet, anziehend. Schnell sehe ich wieder hoch. Sein Ausdruck hat sich nicht verändert. Ich schlucke nervös. Das ist ja ansteckend, was er macht! Was auch immer er macht! Wenn er schon nicht zu wissen scheint, was das wird, dann sollte zumindest ich das wissen! Leider weiß ich in genau diesem Augenblick rein gar nichts mehr. Und er sieht mich einfach nur weiter an. Unangenehm warm sind seine Hände, obwohl sie über meinen Klamotten sind. Aber ich kann ihn spüren. Ich weiß, wie sich seine Hände auf meiner Haut anfühlen. Ich erinnere mich genau daran. Wie von selbst beuge ich mich ein Stück zu ihm runter, langsam, fast bedächtig, aber immer weiter. Und Kid hält einfach still. Warum tut er das? Warum macht er nichts? Worauf wartet er? Und warum, verflucht noch mal, ist er so untypisch ruhig?! Mein Blick klebt wieder auf seinen Lippen. Sie sind weich und sie fühlen sich gut auf meinen an. Sie zu küssen ist einfach. Sie passen gut zu meinen. Mein Blick geht wieder zu seinen Augen. Ich kann seinen Atem fühlen, wie er über meine Lippen streicht. Einen Moment sehen wir uns weiter an, während ich in Zeitlupentempo die letzten Zentimeter zwischen uns überbrücke. Dann schwenkt sein Blick ganz plötzlich an mir vorbei. "Ey! Dein Bett ist viel zu klein!" Was? Von jetzt auf gleich ist der Zauber verflogen. Seine Stimme klingt so empört, dass ich erst beim drüber Nachdenken verstehe, was er eigentlich sagt. Was. Geht. Ihn. Mein. Bett. An?! Ich blinzle auf Kid runter, dem ich immer noch viel zu nahe bin und auf einmal sitzt wieder nur Eustass Kid vor mir, unverschämt, mit großer Klappe, null Benehmen, rüpelhaft. Wollte ich diesen Kerl eben noch küssen? Hatte ich das vor? Ich glaub ich spinne! Außer mir, verwirrt, wütend und peinlich berührt, weil ich doch eben noch tatsächlich dachte, es würde mir gefallen, Kid nahe zu sein, reiße ich mich von ihm los. Ich sollte ihm noch eine Platzwunde über dem anderen Auge verpassen, ja, das sollte ich wirklich! Zig Tests für meine Nerven und ein Martyrium für meinen Geist später, sitzt Kid endlich ruhig auf meinem Bett, während ich ihn von der Couch aus vorsichtig beäuge. Es gefällt mir nicht, ihn da so hindrapiert auf meinem Schlafplatz zu sehen, aber anders kann ich seine Haltung grad einfach nicht nennen. Er sitzt da wie ein Ausstellungsstück. Da wo er ist, kann er aber wenigstens keinen Schaden anrichten. Hoffe ich. Es war schwer genug ihm beizubringen, dass er die Finger von meinen Büchern lassen soll und nicht mit Schuhen über meinen Leseteppich zu gehen hat. Immerhin hat er das jetzt begriffen. "Ey...", mault er und durchbricht die Stille, die ich bereits als angenehm empfunden habe. Die Distanz zwischen uns ist sicher, führt in keinerlei Versuchung und sollte dringend beibehalten werden. Ich blättre eine Seite des Buches um, das ich nur zur Tarnung lese. "Was is?" "Es ist warm." Ich linse über den Buchrand zu ihm. Seine rechte Hand fingert an seinem Waffengurt herum. "Ist das immer so?" "Nur wenn wir tauchen", meine ich und sehe wieder auf den Absatz, den ich bereits eben überflogen habe. Ich weiß nicht mehr, was dort steht. "Aber auch dann nicht immer." Kid lässt sich nach hinter auf mein Bett fallen. "Nervig." "Ist dir langweilig?" Ich klinge nicht wirklich interessiert und warum ich überhaupt mit ihm rede, weiß ich nicht. Die Stille war doch eben so schön. "Ich soll nichts anfassen, natürlich ist mir langweilig!" Er stemmt sich auf die Ellenbogen hoch und wirft mir einen so zweideutigen Blick zu, dass ich mich sekundenlang frage, was er mir damit sagen will. Dann beschließe ich das einfach zu ignorieren. "Trafalgar!" "Hmm?" "Auftauchen." "Nein." "Dann gib mir 'ne Beschäftigung, verflucht noch mal!" Ich grinse hinter meinem Buch. Kid ist wie ein kleines Kind. Ein böses kleines Kind. Ich wette er hat früher anderen Kindern den Lolli geklaut und ihre Sandburgen zertreten. Ich unterdrücke ein Lachen. Aber jetzt hört er auf mich, wenn auch wohl nur, weil er hier im U-Boot genauso gefangen ist wie wir anderen. Ein zu heftiger Streit und wer weiß was passiert, wir sind immer noch unter Wasser. Allerdings hat er sich das selbst eingebrockt. Als ich nicht laut auf ihn reagiere, setzt wieder Stille ein. Kid lässt sich erneut nach hinten fallen, starrt die Decke an und ich lese den Absatz zum vierten Mal. Die rechte Koronararterie (RCA) hat einen Hauptast, den "Ramus interventricularis posterior" (RIVP). Die Hinterwand und der Sinus- und AV-Knoten werden im Regelfall von der rechten Koronararterie versorgt, ebenso die rechte Kammer und der rechte Vorhof und zum Teil auch linke Kammeranteile. Setzen Sie den Skalpell vorsichtig... Hm, langweilig. Gibt's denn gar nichts spannendes mehr über Herzchirurgie zu lesen? Völlig monoton blättre ich eine Seite nach der nächsten um. Dann stört Kid wieder die Ruhe. "Warum, verflucht, hast du so ein kleines Bett?" Ich linse wieder über das Buch, ohne es zu senken. Hatten wir das Thema nicht schon? Und habe ich es nicht geflissentlich ignoriert? Es geht ihn immer noch nichts an. "Was interessiert dich mein Bett?", frage ich aber doch. "Außer, dass du dich da breit machst." "Es ist unpraktisch." Ahja, ok... es wird Zeit, das Thema wieder zu wechseln. Ich klappe das Buch zu und lege es neben die Lampe auf den Tisch. "Essen?" Er nuschelt was Undeutliches und spielt mit dem Laken zwischen seinen Fingern. "Kid? Was essen?" Ich stehe auf. Kid verharrt unbeweglich. "Ich meine..." Der Rest seines Satzes geht wieder in Nuscheln unter. "Hallo?" Er verstummt, murrt unzufrieden und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. "Sprechen wir die gleiche Sprache?" Ich seufze genervt. "Hng." Was für eine Antwort. Wären wir nicht in meiner Kajüte, ich würde ihn einfach hier lassen. "Beweg deinen Arsch von meinem Bett." "Hng." Er rührt sich nicht. Meine Augenbraue zuckt nervös und das heißt nichts Gutes. "Komm gefälligst her." "War das eine Aufforderung?" Der hört nur, was er hören will. Immerhin sieht er jetzt zu mir, stemmt sich wieder auf die Ellenbogen. Vor meinem inneren Auge flammt ein Bild von ihm auf, unter mir, gierig, wilde rote Haare und seine Hände überall dort, wo sie nicht hingehören. Es klopft an der Tür. Ich zucke. "Ja?" Bepo schiebt die Nase durch den Türspalt. Er sieht mich an, sucht mit den Augen durch den Raum und reißt die Tür auf, als er Kid auf meinem Bett gammeln sieht. "Captain!" Ich gebe ihm fixe Handzeichen, um zu sagen, dass es ok ist. Kid lacht amüsiert. Ich ignoriere ihn und lasse mir von Bepo berichten, was er will. Der Logport zeigt in eine Richtung, aber wir wissen nicht wie weit es bis dahin ist. Und alle Eternal Ports, die wir besitzen, führen auch zu nichts in der Nähe. Ich sehe Bepo einen Moment zu lange an. Soll das etwa heißen, ich werde Kid nicht eher los, als bis wir das Ziel vom Logport gefunden haben? Oder zufällig auf eine Insel stoßen? Das kann Wochen dauern! Oder länger! Genervt sehe ich zu Kid, der immer noch grinst, dann wieder zu Bepo. Fast bin ich geneigt Bepo doch zu erlauben, Kid aus meinem Bett zu prügeln... Wie kann man nur so dämlich sein? Was hat er sich nur dabei gedacht auf mein Schiff zu kommen? Hat er denn null Verantwortungsbewusstsein als Captain? Seiner Crew gegenüber? Ich hätte ihn gleich von Bord werfen sollen. Halt, das kann ich ja immer noch, wir müssen nur auftauchen. Ich atme tief durch und sofort bin ich vollkommen beruhigt. Das gibt mir das As im Ärmel, nicht ihm. Mit einem Wink schicke ich Bepo weg. Kid setzt sich auf, sieht immer noch merkwürdig fröhlich aus. Ich sehe ihn an, stumm, abwartend. Eine Weile antwortet er nicht auf meinen bohrenden Blick, dann steht er auf. "In meiner Manteltasche ist ein Eternal Port zu einer Insel, ungefähr einen halben Tag entfernt. Da wird mein Schiff sein. Du bringst mich doch hin?" Er bleibt vor mir stehen, hat die Unverschämtheit zu grinsen. Seelenruhig schüttle ich den Kopf. "Wieso sollte ich, wo ich dich doch viel schneller loswerden kann, indem ich dich wirklich noch von Bord werfe?" Ich drehe mich zur Tür, als Kid nach meiner Schulter greift. Ich ducke mich unter dem Griff weg. "Du setzt mich ab. Du bist viel netter als ich, Trafalgar." Noch bevor ich zu Ende überlegt habe, ob das überhaupt eine Antwort wert ist, schnappt er sich seine Fliegerbrille und geht an mir vorbei. "Was war jetzt mit Essen?" Wütend funkle ich seinen nackten Rücken an. Er wird nichts kriegen, definitiv nicht. Und wenn er hier verhungert! Mein Koch hat Schiss vor Kid. Ich sollte mir überlegen, ob ich mir einen neuen Koch suchen sollte, einen, der standhaft bei einem nein bleibt. Oder gleich eine neue Crew, so misstrauisch und vorsichtig, wie ihn alle beäugen. Diesen dreisten Kerl, der sich zu allem selbst einlädt. Aber dann müsste ich auch meine Position des Captains überdenken, denn auch ich bin nicht ich selbst, wenn Kid da ist. Nachdem ich Kartenspiele abgelehnt habe, es bleibt mir ohnehin ein Rätsel, was so viele Leute an Kartenspielen finden, ich zieh ein gutes Buch eindeutig vor, verziehe ich mich wieder in meine Kajüte. Leider gefolgt von Kid, der irgendwie nichts Besseres zu tun zu haben scheint, als mir ständig nachzulaufen. Soll ich mir jetzt was drauf einbilden oder mich unbehaglich fühlen? Ich lasse mich auf meine Couch fallen, greife nach dem Buch, in dem ich bereits vorhin gelesen habe und beäuge aus den Augenwinkeln misstrauisch Kid, der sich neben mich fallen lässt. Er streckt die Beine aus, legt den Kopf in den Nacken und seufzt langgezogen. Es ist komisch neben ihm zu sitzen. Von einer auf die nächste Begegnung hat sich alles geändert. Ohne, dass sich offensichtlich was geändert hat. Das ist verwirrend. Kid ist eigentlich anders. Man muss in seine Nähe ständig aufpassen, immer auf der Hut sein. Ich konnte ihn früher immer etwas aufziehen und wusste genau, wann bei ihm der Punkt erreicht ist, wenn man einen Scherz lieber für sich behält. War immer besser für die Bar in der wir uns befunden haben – oder für die eigene Gesundheit. Auf Kämpfe lege ich es selten an. Kid braucht seine ganz persönliche Distanz, seine eigene Egoblase, in die niemand eindringt. Sein Bereich, wo nur er ist. Denn Kid ist wie ein Platzhirsch, neben ihm ist wenig Raum zum Atmen, es sei denn, man unterwirft sich. Da ist kein Spielraum für einen anderen Dickschädel. Wenn wir uns zufällig auf irgendeiner Insel in irgendeiner Bar getroffen und was zusammen getrunken haben, gelacht oder uns angemurrt, dann hatte jeder von uns stets seinen Abstand zum anderen. Und jetzt? Er kommt auf mein Schiff, er dackelt mir hinterher, er sitzt neben mir und alles fühlt sich anders an. Alles ist anders! Als ich das Buch einfach nur weiterhin in der Hand halte, ohne es zu öffnen, dreht Kid den Kopf zu mir, sieht mich an und ich versuche krampfhaft, nicht zurück zu sehen. Ob er es bemerkt? Seit wann kümmert es mich? Ich sollte ihn ignorieren, gnadenlos. Aber sein Blick brennt in mir und macht mich merkwürdig nervös. Wieso kann er das? Und wieso bleibt er ruhig neben mir? Ich wende mich ihm doch zu, unsere Blicke treffen sich. Keiner spricht und ich fühle mich wie damals, als ich sechzehn war und neben einem Mädchen saß, in das ich verliebt war. Unangenehm laut schlägt mein Herz, während ich meine Atmung in einen ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus zwinge. Und plötzlich hebt Kid eine Hand. Ich will zurück zucken, unterdrücke es aber. Ich bin neugierig was er will. Er legt den Zeigefinger auf mein Kinn, stupst dagegen und ich hebe ratlos eine Augenbraue. Ich blick nicht mehr durch, der Kerl ist mir ein Rätsel. Seine Hand schiebt sich ein Stück auf meine Wange, sie ist warm und es fühlt sich fast angenehm an, wäre da nicht immer noch sein direkter Blick, mit dem er mich ansieht und der mich so nervös macht. Wieso zögert er? Ich kann mir denken, worauf er hinaus will. Kid ist niemand, der sein Gegenüber nur anschaut. Aber er kommt mir nicht näher. Überhaupt ist er etwas zurückhaltender, nachgiebiger, er macht von sich aus seine Egoblase kleiner. Es kam noch keine absolut patzige Antwort von ihm, keine Gewaltandrohung, kein Machtgehabe. Er verhält sich fast nachsichtig mir gegenüber und das wirft mich aus der Bahn. Wie soll ich damit umgehen? Dieser Eustass Kid ist mir unheimlich. Er sagt er steht nicht auf Männer, also was will er von mir? Noch eine Runde spielen? Bin ich gut für zwischendurch? Ich kann es mir ja mit einigen vorstellen, die ich so als zwischendurch nicht von der Bettkante stoßen würde, aber da sind eindeutig keine Männer bei. Und bei Kid, da bin ich mir sicher, auch nicht. Unerwartet rutscht seine Hand vor bis in meinen Nacken. Kid beugt sich zu mir rüber, sein Blick noch immer direkt und unleserlich. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Ich will ihm nicht nachgeben, ich darf ihm nicht nachgeben. Aber ein kleiner Teil von mir möchte trotzdem einfach still halten. Ich muss an vorhin denken, als er sagte, dass er mich küssen will. Bin ich sein Zeitvertreib oder tut er das, weil er es wirklich möchte? Mit einem lauten Poltern fällt mein Buch zu Boden und lässt mich zusammenfahren. Der Bann ist gebrochen und ich blicke runter, auf die aufgeschlagene Seite. Die Abbildung eines offenen Herzens prangt mir entgegen. Kid zieht seine Hand zurück, murrt laut und macht sich neben mir breit auf der Couch. "Du hast kein Timing", schnaubt er, während ich das Buch aufhebe, aufstehe und zum Regal laufe, um es zurück zu stellen. "Und du keine Manieren." Ich sehe nicht zu ihm, ich weiß genau, dass er in diesem Moment das ganze Sofa für sich okkupiert. "Besser als die übertriebene Art, mit der du versuchst, Leute um den Finger zu wickeln." "Das nennt man Höflichkeit, Kid und das ist dir wohl fremd." Wieder schnaubt er. Mein Finger fährt über die Bücherreihe, die Titel entlang, aber mir ist nicht nach lesen. "Ihr seid echt langweilig." "So?" Aufbau des Körpers; Venen und Arterien; Kopfsache – Das Gehirn im Querschnitt. "Was macht ihr denn den ganzen Tag an Bord?" Ich höre es rascheln und mit einem flüchtigen Blick nach hinten sehe ich, wie sich Kid auf der Couch ausstreckt. "Karten spielen, saufen, uns prügeln..." "Aha." Die Kunst, das Skalpell richtig zu führen; Wie man den Atem anhält; Körper aufschneiden leicht gemacht. "Klingt wirklich ganz anders als das, was wir tun." Leichen sezieren; Mitten ins Auge; Wenn es schreit, dann lebt es noch. "Ich hab noch keine Prügelei gesehen." "Das liegt daran, dass du mir nachläufst, anstatt im Aufenthaltsraum oder in der Kombüse zu bleiben." Ich gehe in die Hocke, mein Zeigefinger fliegt weitere Buchrücken entlang. Erst schneiden, dann Fragen – Das Buch für Sadisten; Wer Betäubungsmittel nimmt, verliert; Operation – Studien an Objekten bei Bewusstsein. Ob ich wohl Kid eines der Bücher geben sollte? Oder kommt er dann auf Ideen? "Möchtest du so dringend, dass ich deine Mannschaft dezimiere?" "Nein." Es ist merkwürdig. Immer wenn wir etwas Abstand zwischen uns haben, können wir besser miteinander umgehen. Gewohnte Wortkabbeleien stellen sich ein, lassen uns abgelenkt und auf Normalität zurückgreifen. Und trotzdem klingt die Unterhaltung steif. Ich weiß nicht was los ist. Ich bin selten überfordert. Kid fängt an zu reden, aber ich höre ihm nicht zu. Die Minuten hier alleine mit ihm, eingesperrt in meiner Kajüte, ziehen sich zu Stunden, Stunden zu einer Ewigkeit. Ich fühle mich fast fremd in meinem eigenen Zimmer. Ich wünschte wir wären auf einer Insel, irgendwo in einer Bar. Dann könnte ich gehen und ihn einfach so zurücklassen. Dann wäre ich frei. Was schwachsinnig ist, weil ich immer frei bin, weil ich mir nichts vorschreiben lasse. Ich drehe mich ein Stück zur Seite, so dass ich Kid besser ansehen kann. Er wippt mit dem Fuß auf und ab, hingelümmelt auf mein Sofa, einen Arm auf der Rückenlehne, den anderen auf seiner Brust. Warum muss es ausgerechnet Kid sein? Warum fühle ich mich in seiner Gegenwart, als könne ich nicht mehr atmen? Und warum will ich gleichzeitig nicht von ihm weg? Ich schaufle mir mein eigenes Grab. Ich mache es mir unnötig schwer. Und ich laufe weg. Aber ich brauche Abstand. Abstand zu ihm, um mich zu sortieren. Warum schafft er es, mich dermaßen aus der Bahn zu werfen? Das kenne ich gar nicht von mir. Ich mache sehr viel mit mir alleine aus, das ist wahr. Ich gebe Befehle weiter, die ich für sinnvoll halte und zu denen ich mich entschlossen habe. Manchmal denke ich sehr lange über eine Sache nach, ehe ich sie tue, anderes ist von vornherein glasklar. Immer komme ich zu einem Ergebnis und immer weiß ich, was ich will. Bei Kid weiß ich das nicht. Vor dieser einen Nacht musste ich mir nie Gedanken über ihn machen. Vor dieser Nacht war Kid mir... ich will nicht sagen gleichgültig, aber doch keinesfalls dermaßen wichtig. Warum verändert er plötzlich seine Position in meinem Leben? Und warum schaffe ich es nicht der Sache einen dicken Riegel vorzuschieben? Seine roten Haare geben nach, als er mit der Hand darüber fährt und an seiner Fliegerbrille rumfummelt. Das Ding hat er auch ständig auf der Stirn. Es sei denn, er schläft. Ein Schauer läuft mir über den Rücken und mein Herz schlägt um eine Viertelsekunde schneller. Ich will solche Dinge nicht über ihn wissen. Was er als letztes auszieht, ehe er ins Bett geht, auf welcher Bettseite er schläft, ob er auf dem Rücken oder der Seite liegt, ob er nachts öfter aufwacht oder ob er schnarcht. Ich will das alles nicht wissen. Und doch weiß ich einiges. Kids Finger fahren über seine Wange, wohl über den flachen Schnitt darauf, den er sich bei der Verfolgungsjagd mit der Marine geholt hat. Das wird wieder heilen und nichts wird später daran erinnern. Überhaupt hat Kid keine nennenswerte Verletzung zurückbehalten, nirgendwo an seinem Körper. Noch etwas, das ich weiß. Ein paar Sekunden lang starre ich ihn nur weiter an. Er hat so anders ausgesehen, als er, über mir, auf mich geblickt hat. Seine Augen, gierig, lustvoll, sein Atem heiß und schnell, sein Körper schwer auf meinem und all seine Bewegungen elektrisierend. Ich kann meinen Blick einfach nicht abwenden. Ich sehe zu wie Kid die Hand von seiner Wange nimmt, sich noch mal durch die Haare streicht und den Arm wieder ablegt. Er sagt kein einziges Wort und dennoch hat er meine vollste Aufmerksamkeit. Unter extremem Zwang und mit großer Willensanstrengung zwinge ich meine Augen von Kid und drehe den Kopf wieder zu den Büchern. Noch immer hocke ich, unfähig mich für einen Moment zu bewegen. Mein Herz hat wieder an Schnelligkeit zugelegt, ich würde sagen, inzwischen ist es um einen vollen Herzschlag schneller als normal. Doppelt so schnell also. Nicht gut, gar nicht gut. Allein davon, ihn nur anzusehen und dabei kann ich ihn nur schräg von hinten beobachten. Ganz langsam stehe ich auf. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht weiß, ob ich überhaupt was sagen soll. Ich will nicht wieder in diese merkwürdig schrägen Unterhaltungen kommen, da ist es mir lieber, wir schweigen uns an. Wenn ich Glück habe, pennt er ja vielleicht sogar auf dem Sofa ein. Dann könnt ich ihn erdrosseln und brauche mir keine weiteren Gedanken mehr machen. Oder ich lasse ihn einfach da liegen und beobachte ihn aus sicherer Entfernung. Vielleicht gebe ich ihm auch Schlafmittel. Wieso nur bin ich da vorhin nicht drauf gekommen? Im Essen wäre ihm das sicher nicht aufgefallen. Es klopft. "Captain?" Cas steckt den Kopf durch die Tür, nachdem er einen viel zu kurzen Moment auf eine Genehmigung von mir gewartet hat. Ich muss ihm nachher wohl mal sagen, dass ich das nicht leiden kann. Misstrauisch und mit verzogenen Lippen überfliegt Cas Kids Körper, wie er auf dem Sofa liegt und ich kann deutlich seine Abwehrhaltung ihm gegenüber erkennen. Mir gefällt Cas' Blick nicht. Genervt schüttle ich den Kopf und drehe mich zu ihm, bleibe aber stumm. "Schiff in Sicht, in etwa zehn Minuten sind wir am Treffpunkt." Cas lässt Kid nicht aus den Augen, obwohl er mir Meldung macht. Es ärgert mich. Kid seinerseits bleibt einfach wo er ist, als hätte er alles Recht und die vollste Genehmigung da zu sein, wo er ist. Als würde er hierher gehören, als wäre alles wie immer, als wäre er hier zu Hause oder zumindest ein Dauergast. Er bewegt sich nicht, aber als ich ihn ansehe, wird mir auch seine Anspannung deutlich. Er mag zwar noch immer liegen, aber sein Körper ist bereit, jede Sekunde aufzuspringen und sich zu wehren. Abwehrhaltung also auch von ihm. "Hm", mache ich bestätigend. "Auftauchen." Ich beachte Cas nicht weiter, der mich richtig versteht und die Tür wieder hinter sich schließt. Erneut wird es still. Ich halte das nicht mehr aus! Das ist so lächerlich! Warum streiten wir uns nicht einfach, giften uns an und sehen, was sich daraus entwickelt? Aber mir will einfach nichts Beleidigendes einfallen. "Trafalgar?" Ich schlucke nervös. Kids Stimme ist leise und irgendwie sanft, aber vielleicht ist das nur Einbildung. Ich bewege mich nicht. "Hey!" "Zum Glück hast du eine Rückgabegarantie, Eustass Kid. Wär ja nicht auszuhalten, dich noch länger ertragen zu müssen." Ich drehe mich um, grinse. Das war doch gar nicht schlecht für den Anfang. Kid schnaubt verächtlich und setzt sich ruckartig auf. "Ja", murrt er und strubbelt sich wieder durch seine Haare, schiebt die Brille zurecht. "Ich halte es hier eh nicht mehr aus, dieses Schiff ist so grottig langweilig! Noch 'ne halbe Stunde und ich wär gestorben vor Langeweile." "Na wenn das so ist..." Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu und er steht auf, weicht aber meinem Blick aus. "Dann solltest du vielleicht noch etwas hier bleiben. Ich wusste ja nicht, dass es so einfach ist, dich zu erledigen." Ich zucke mit den Schultern. "Hättest du wohl gern!" Seine Finger umspielen den Dolch in seinem Waffengurt. "Klar, ein Konkurrent weniger." "Nicht meinen Tod", sagt er und sieht mich an. "Dass ich bleibe." Die Worte, über die ich eben noch nachgedacht habe und die ich ihm in der leicht verspielten Weise entgegnen wollte, bleiben mir im Hals stecken. Fast verschlucke ich mich, komme aber gerade noch einmal so ums Husten herum. Unsere Blicke halten einander fest und seine Augen bohren sich tief in meine. Was soll das nun wieder heißen? "Kid?", frage ich und lege den Kopf leicht schief. "Was zum Teufel willst du eigentlich hier?" Er antwortet nicht, sieht aber auch nicht zögernd aus. Vielmehr so, als wolle er nicht antworten. Und das stört mich. Es ist mir nicht gleichgültig. Und das wiederum nervt mich. Und sein Blick nervt mich auch. Er sieht mich an, als müsste ich genau wissen, was er will, als wäre meine Frage vollkommen überflüssig. Als wäre ich dumm, weil ich nicht weiß, was er hier macht. Dabei habe ich vage Ahnungen. Irgendwas liegt in seinen Augen, das seine Verwirrung zeigt. Ich glaube er möchte etwas tun, was er sich gleichzeitig selbst verbietet. Augen lügen nicht, niemals, so sehr man auch den Rest von sich verstellen kann. Augen sagen immer die Wahrheit. Aber ich muss sie ja nicht aussprechen! Wieso soll ich derjenige sein, der sich auf ein viel zu dünnes Eis wagt? Er hat angefangen, er ist auf mein Schiff gekommen, dann kann er es doch auch weiterführen! Oder? "Kid?" "Vergiss es!" Seine Stimme klingt wütend, weit hinter seinem normalen Nörgeltonfall. Er dreht sich um, läuft zur Tür. "Ich bin es leid, dich zu ertragen, Trafalgar Law." Und damit geht er. Hinter ihm fällt die Tür zu. Ungläubig starre ich sie an. Meint er das ernst? Hat er das gerade wirklich gesagt? Irgendwas in mir zieht sich zusammen, lässt mich für Sekunden erstarrt. Dann werde ich sauer, richtig sauer. Was bildet der Kerl sich eigentlich ein?! Glaubt er, er kann alles sagen und alles tun, sich nicht klar ausdrücken und dann wütend werden?! Wer glaubt er eigentlich, wer er ist?! Nichts von dem, was er tut, imponiert mir, ich brauche keinen Respekt vor ihm zu haben! Also mit welchem Recht benimmt er sich mir gegenüber wie ein absolutes Arschloch?! Wieso springt er mit mir um, wie es ihm gefällt und wieso hat er die Macht, mich so zu beeinflussen, dass ich in einem Moment irrational glücklich bin, im nächsten fuchsteufelswild und ihm jetzt nur zu gerne eine reinhauen würde? Wieso kann der Arsch meine innere Ruhe so leicht brechen?! Mit einem Blick, mit einer Geste, mit diesen vermaledeiten schwarzen Lippen, die mich so faszinieren, wenn er sie auch nur um einen spaltbreit öffnet?! Das ist nicht normal! Wie von selbst stapfe ich zur Tür, wütend auf mich, weil ich es nicht schaffe, meine Gedanken und mich zu sortieren und alles wieder irgendwie in Einklang zu bringen. Ich muss Kid los werden, um ruhig zu werden, das weiß ich, aber so kommt er mir nicht davon. Nicht mit diesem Satz als seinen letzten! "Kid!", rufe ich bereits, als ich noch die Tür aufreiße. "Bleib sofort stehen!" Er hört auf mich, dreht sich aber nicht um. Was soll ich sagen? "Hör auf dich wie ein Arschloch zu benehmen!" Er lacht auf, schnaubt dann und dreht sich zu mir, eine Hand um den Griff von seinem Dolch. "Nerv mich nicht, Law!" Jetzt also wieder mein Nachnahme. Wieso regt mich das noch mehr auf? "Wer nervt hier wen?! Wer hat sich selbst eingeladen und den ganzen Tag nur rumgejammert?" Ich lehne mich gegen den Türrahmen und versuche lässig auszusehen, während es in mir brodelt. Ich weiß nicht wie Kid aufgewachsen ist und ich weiß wenig über seine Vergangenheit, aber ich finde es wirklich erstaunlich, dass es offensichtlich niemanden in seinem Leben gab, der ihm Manieren und Anstand beigebracht hat. "Willst du dich beschweren?" Kid lässt den Dolch los und senkt den Arm, die Stimme irgendwo zwischen Bedrohung und Ernst. Seine Worte lassen mich für einige Sekunden nachdenken. Ja, ich will mich beschweren. Weil er denkt, er kann alles haben was er will und wann er es will. Weil er null Respekt vor anderen hat. Und weil er so merkwürdig zu mir ist. "Ja, das will ich!" Und weil er einfach so gehen will, mit so blöden letzten Worten. "Du hast was vergessen!" Nämlich dich anständig von mir zu verabschieden und auch mal danke zu sagen! Eine Entschuldigung verlange ich ja gar nicht. Wäre bei Kid eh nur vergebene Liebesmüh. "Ich hab doch gar nichts mitgebracht." Kid entspannt sich etwas, sieht mich irritiert an. Ist der doof? "Komm sofort wieder her!" "Hast du ein Problem oder was?!" Ich unterdrücke ein Seufzen. "Komm einfach her, man!" Aber er tut mir den Gefallen nicht. So unglücklich bin ich allerdings auch nicht drüber. Der Satz ist mir so rausgerutscht, dass er herkommen soll. Ich wüsste nichts mit ihm anzufangen, wenn er tatsächlich vor mir stünde. Insofern steht er da drüben einfach besser. Aber das nervt mich. Kid schafft es noch und raubt all meine Nerven. Und das an nur einem einzigen Tag! "Was zum Teufel willst du eigentlich, Trafalgar!?" Vorname. Ich schmunzle und unterdrücke es sofort wieder. "Ich glaube, nichts mehr." Lieber nichts riskieren. Solange wir uns nicht gegenseitig an die Kehle springen oder uns mit einer Beleidigung auf den Lippen trennen, soll es mir reichen. Für heute. Nein! Nicht nur für heute! Meine Gedanken wollen schon wieder in eine Richtung, in die ich nicht will. "Gibst du es mir, wenn ich zurückkomme?", fragt Kid und nun bin ich der Verwirrte von uns beiden. Wovon spricht er bitte? "Hmm?" "Du sagtest ich hätte was vergessen." Stimmt. Ich blicke zur Seite. Das habe ich. Offensichtlich hat er es nur nicht verstanden. Von mir aus kann er jetzt gehen, ehe wieder irgendwas Merkwürdiges passiert. "Muss ich es mir holen oder krieg ich es von dir?" Seine Stimme klingt leicht angespannt. "Mal sehen...", weiche ich aus und überlege, was er überhaupt meint. Kid setzt sich in Bewegung, läuft die Schritte zu mir zurück und bleibt direkt vor mir stehen. Ich sehe zu ihm hoch, die Zentimeter, die er größer ist als ich und mir gefällt dieser Blickwinkel. Mit einem Mal habe ich das dringende Bedürfnis, ihn zu berühren. "Also?", fragt er und ich stelle mich wieder gerade hin. "Klappe! Ich überleg noch!" Kid verdreht die Augen, seine rechte Hand packt meinen Arm, fest, energisch. Er zieht, aber ich gebe nicht nach. "Was denn jetzt?!", faucht er mich an. Unsere Blicke treffen sich. Deutlich sieht man die Gereiztheit in seinen Augen, aber auch Unsicherheit und irgendwas Unterdrücktes. Meine Menschenkenntnis ist gut, aber für Eustass Kid reicht sie nicht aus. Außerdem fühle ich mich in seiner Gegenwart neuerdings ja sowieso verwirrt... Verdammter Bockmist! Abschätzend stehen wir uns gegenüber. Sein Druck um meinen Arm wird immer fester. Er hört auf zu ziehen und ich entspanne mich ein ganz klein wenig. Sekundenlang passiert nichts, dann beugt Kid sich vor. Gierig, wie es mir vorkommt, schnappen seine Lippen nach meinen. Und ich weiche aus. Kurz bevor er mich nur auf die Wange küssen kann, stoppt Kid, zieht sich zurück. Er sagt nichts, ich sage nichts. Ich weiß nicht mal, wieso ich mich weggedreht habe. Eine innere Stimme schreit, dass ich auf ihn zugehen soll, dass ich es ihm leicht machen soll, dass ich es doch will. Eine andere sagt, dass ich Kid auf Distanz halten muss, dass es ein schrecklicher Fehler wäre, ihm nahe zu kommen und dass ich wesentlich sicherer und besser dran bin, wenn er kein Teil meines Lebens ist. Ich weiß nicht, worauf ich hören soll. Es ist wie Herz gegen Verstand, Bauch gegen Kopf. Ich bin ein Kopfmensch, rational, ich wäge ab, aber ich kenne auch Leidenschaften und habe Dinge, die ich mit Begeisterung tue. Eustass Kid allerdings stellt ein nicht zu kalkulierendes Risiko dar und vielleicht ist es das, wovor meine innere Stimme mich warnt. Man kann ihn nicht kontrollieren, man weiß nicht woran man ist, was er tut und was passiert. Mein ganzer Körper kribbelt. Kid verspricht Abenteuer, jede Menge Adrenalin, niemals Langeweile, aber ebenso einen eventuellen schnellen Tod. Definitiv aber Streit ohne Ende, Nervenverlust und einen ewigen Kampf um Dominanz. All das rauscht in nur wenigen Sekunden durch meinen Kopf. Was meinen Gedanken gänzlich fehlt ist die Tatsache, dass Kid etwas von mir zu wollen scheint, das über Bekanntschaft, Freundschaft und einiges mehr hinaus geht. Es stört mich in diesem Moment einfach nicht. Im Gegenteil. Und Kid und ich blicken uns wieder an. Er zwinkert und ich unterdrücke das Bedürfnis, meine Hand in seinen Nacken zu legen. Wie gerne würde ich ihn dort berühren! Ruhe! "Ich brauch dich nicht, Trafalgar", meint Kid schließlich. Er lässt mich los und weicht meinem Blick aus. Irgendwas hat er. Seine Stimme klingt nicht fest und ich gebe Bepo freiwillig eine Woche lang meinen Nachtisch, wenn Kid den Satz eben nicht viel mehr zu sich, als zu mir gesagt hat. Er dreht sich um. "Oh doch, das tust du." Meine Stimme klingt fest. Ich weiß nicht wieso ich das sage, aber es ist das, was ich möchte. Ich möchte, dass Kid auf mich zugeht, das weiß ich, wo ich nun auf seinen Rücken starre. Ich will ihm nicht nur nachsehen. Kid dreht sich zurück, wirft mir einen flüchtigen Blick zu und verzieht die Lippen. "Immerhin hast du was vergessen." "Ja, klar", grummelt er und in meinem Ohren klingt es wie ein verarschen-kann-ich-mich-alleine. Ich schmunzle. "Deinen Mantel. Findest du allein zum Bad?" Kid flucht lautstark und nun muss ich doch lachen. Es ist, als wäre eine Mauer gefallen, die mich bis eben nicht richtig hat atmen lassen. Mit einem Mal bin ich ruhig, positiv und fühle mich wieder frei. Ich habe keinen blassen Schimmer, was das ist zwischen Kid und mir, aber dass da was ist, das kann ich nicht leugnen. Ich werde rausfinden müssen was es genau ist und wo es mich hinführt, aber ich will es nicht einfach wegwerfen. Mein Gefühl sagt mir, dass es unwichtig ist, ob neben ihm Platz für jemand anderes ist, dass es egal ist, wie rüpelhaft er sein mag, dass es nicht zählt, wenn wir unterschiedliche Meinungen haben und dass da mehr ist, als nur ein bisschen. Es ist interessant, es reizt mich, ich will das. Alles wird sich relativieren, oder? Denn wenn auch nur eine kleine Chance besteht, dass es kein Spiel ist, dann... Stopp! Darüber kann ich mir auch später Gedanken machen! Wieso den Kopf zerbrechen, wenn ich nicht einmal genau weiß, wie es um mich selbst bestellt ist? Ich bin gerne in Kids Nähe, auch wenn sie mich auf eine ganz spezielle Art wahnsinnig macht. Alles andere klärt sich. Irgendwann. Vorerst muss ich diesen Bastard in seinen Mantel stecken und von Bord werfen! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht gehe ich vor und schlage den Weg zum Bad ein. Die Jagd ist eröffnet. ~ owari Chap °3 ~ Yay! Das versprochene Ende! xD Kein loses Ende! Szenenende, sozusagen, hihi. Dafür kann ich im neuen Chap dann wieder mit was anderem anfangen. :3 Uhh, ich freu mich schon drauf! Ich hoffe, ihr hattet erst mal Spaß an diesem hier. Und denkt an die Namen, das würde mich wirklich interessieren. o.o Bis zum nächsten Chap! Sayonara, --> *Satra* ^^= Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)