Hatred von ReapersScythe66 (Wenn Hass Freundschaften zerstört) ================================================================================ Prolog: Ein kleiner Brief ------------------------- FF: Diese FF spielt nach der 'Teach 2b Witch-Saga', was bedeutet das die fünf Mädchen ihre neuen Kräfte und neuen Waffen haben. Sie müssten nun so um die 17 Jahre alt sein, glaub ich... Für die FF bedeutet dass, das Will mit Matt zusammen ist, der aber immer noch bzw. schon wieder mit Karmilla unterwegs ist. Außerdem wissen die Mädchen das William magisch ist. Leser: Alle Leser sollten zuerst diese Warnung lesen: Ich bin kein besonders netter Mensch, zu mindestens nicht jetzt und vermutlich auch nicht später. Das heißt das alle Leser, die es nicht ertragen können wenn den WITCH-Girls Schmerzen zugefügt werde, körperlich wie seelisch, diese FF nun schließen sollten. Zeichenerklärung: "… reden ..." '… denken ...' //... Gedankenkommunikation ...// "…laut, flüsternd-mystisches-geisterhaftes reden..." Disclaimer: Bin zu faul, deshalb dürfen die WITCH das für mich machen^^ Will: "Der Autor hat keine Rechte an uns. Wir gehören zu Disney." Irma: "Dem Autor gehört nur das kranke Hirn in seinem Kopf..." Taranee: "Die Finger auf seiner Tastatur..." Cornelia: "Und die Hand an seiner Maus..." Hay Lin: "Und nun wünschen wir euch viel Spaß" --- Prolog Ein kleiner Brief Es war ein ganz normaler Morgen in Heatherfield, der Himmel war noch dunkel und die Sonne versuchte vergeblich, die finstere, regenschwere Wolkendecke zu durchdringen. Ein leichter Nebel über dem Boden und frische Wasserpfützen waren stumme Zeugen des nächtlichen Regenfalls. Einig Bewohner der Stadt waren bereits unterwegs, viele waren noch zuhause... und ein paar wenige schliefen noch... Eine dieser Schlafmützen war Irma Lair, die, den Wecker ignorierend, sich noch einmal umgedreht hatte um weiter zu schlafen. Nichts konnte ihren Halbschlaf unterbrechen, weder das singen der Vögel, noch das hupen der Autos. Auch als jemand ihre Zimmertür öffnete, döste sie weiter. "Irma, Schatz, es ist Zehn nach Sieben! Wenn du weiter schläft kommst du zu spät!" rief Anna Lair in das Zimmer ihrer Tochter. Die Augen noch geschlossen, drehte Irma sich zur Tür und murmelte ein verschlafenes: "Noch fünf Minuten..." "Komm schon, Irma, steh auf!" versuchte es ihre Mutter es erneut, als Antwort erhielt sie lediglich nur ein leises Schnarchen. Seufzend trat Anna zurück in den Flur, wo ein fies grinsender und mit einer kleinen Tröte bewaffneter Christopfer sie mit großen Augen ansah. "Darf ich, Mum?" fragte er flüsternd und machte einen Schritt auf die Tür zu... bevor seine Mutter ihm am Kragen packte. "Nein, heute nicht" erklärte sie und ging, mit ihrem noch klagenden Sohn im Schlepptau, hinunter in die Küche. Als Anna Lair wenige Minuten später erneut in das Zimmer trat, lag Irma noch genau so da, wie sie sie zurück gelassen hatte: Leise schnarchend, das Gesicht tief in ihr Kissen gedrückt und die Decke halb von sich gestrampelt... 'Zeit sie zu wecken' dachte Anna grinsend und kniete sich an das Kopfende von Irmas Bett, den Teller in ihrer Hand hielt sie dicht vor ihr Gesicht. Zuerst passierte überhaupt nichts... dann begann Irmas Nase leicht zu zittern, ihre Augenlider flatterte ein wenig... und eine Sekunde später war sie hellwach. "Apfelkuchen!" rief sie freudig und sprang auf, wobei ihre Decke zu Boden fiel. Sofort griff sie nach dem Teller, packte aber ins Leere. "Morgen, Schlafmütze" lächelte ihre Mutter. "Ja, morgen Mum" murmelte sie und versuchte erneut an den Teller mit dem Kuchen zu kommen, doch ihre Mutter war schneller und zog ihn wieder weg. "Irma, wenn du fertig angezogen am Tisch sitzt, dann kannst du ihn haben" erklärte sie grinsend und ließ die dem Kuchen traurig nachschauende Irma zurück. Als Irma wenig später im Badezimmer stand und, noch halb schlafend, in den Spiegel schaute, fragte sie sich warum ihre Mutter heute morgen so fies zu ihr war? Und wie glücklich und entspannt die Menschen waren, die noch im Bett liegen konnten... Überglücklich und total entspannt wachte Will Vandom auf. Sie schlug die Decke zurück und streckte sich ausgiebig. "Man, hab ich gut geschlafen" murmelte sie und schwang die Beine aus dem Bett. Draußen war es zwar noch dunkel und es sah nach Regen aus, aber für Will war es ein guter Morgen. Sie hatte gut geschlafen, und war dazu noch vor ihrem Wecker aufgestanden. 'Das wird sicher ein feuchter Tag' dachte sie und öffnete ihren Kleiderschrank. Sie brauchte eine lange Hose, einen warmen Pullover und eine regenfeste Jacke. Mit einer dunklen Jeans und einem blauen Pulli verließ sie ihr Zimmer und warf dabei einen schnellen Blick auf die Uhr. Und ließ die Sachen fallen, als sie die Uhrzeit sah... "Verdammt..." fluchte sie, sammelte ihre Sachen auf und hastete ins Badezimmer. "Warum... warum... warum...? Warum ist es schon zehn vor Acht?" Sich selbst und ihren Wecker verdammend, zog sie sich aus und sprang unter die Dusche. Sie drehte voll auf, zuckte unter der plötzlichen Wasserflut kurz zusammen und begann sich hastig zu waschen. "MUM? Kannst du mir 'nen Gefallen tun?" rief sie gegen das Duschwasser ankämpfend... doch sie erhielt keine Antwort. "MUM? Kannst du mich zur Schule fahren?" versuchte sie es nochmal lauter. Doch wieder blieb die Antwort aus. "MUM?" brüllte sie ein drittes Mal, nachdem sie die Dusche abgestellt hatte. Diesmal musste ihre Mutter was gehört haben. Also musste sie Will entweder ignorieren, oder... "Sie ist weg" stellte Will fest. Das hatte ihre Mutter ihr doch gestern Abend noch gesagt. Frisch angezogen, aber mit noch tropfenden Haaren, kam Will in die Küche, die Küchenuhr tickte fröhliche Acht Uhr. "Jetzt bin ich offiziell fast zu spät in der Schule. Wenn es da nicht noch einen kleinen magischen Trick gäbe..." Grinsend holte sie ihre Schultasche aus ihrem Zimmer, ging in die Küche, nahm die Brottüte mit, die ihre Mutter für sie vorbereitet hatte und trat dann ein paar Schritte vom Tisch weg, nur für alle Fälle. "Es ist kurz nach Acht, die Lehrer sind schon in der Klasse und Will Vandom wird nur eine Minute zu spät sein." Sie ließ ihre Zeigefinger übereinander schweben und konzentrierte sich. Leicht flackernd bildete sich eine kleine, weißrosa Kugel zwischen ihren Fingerspitzen. Will dachte an ihr Ziel, die Mädchentoilette des Sheffield-Institutes, holte noch mal tief Luft... und stoppte. Ein Zettel auf dem Tisch erregte ihre Aufmerksamkeit. 'Eine Nachricht , vom Mum?' fragte sie sich und nahm den Zettel in die Hand und las die Nachricht: Will, mein Schatz, ich musste früher weg und komme heute auch nicht vor 10 nach Hause, es gab ein Problem und die brauchen mich. Tut mir echt Leid, aber unser gemeinsames Abendessen müssen wir verschieben. Dean wird aber da sein, also bestellt euch doch einfach was. In Liebe, Mum 'Großartig' dachte Will mürrisch. Ein einziges Mal brauchte sie ihre Mutter um sie zur Schule zu bringen... und genau an diesem Tag gab es Probleme... Unter dem ersten Blatt fand sie ein zweites, kleineres. Die schnell hingeschmierte Handschrift stammte unverwechselbar von Dean. "Noch mehr schlechte Nachrichten?" fragte sie, mehr sich selbst als sonst jemanden. Also las sie auch noch diesen Zettel, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten. Dean muss sehr in Eile gewesen sein als er die Zeilen schrieb: Will, ich kann dich heute leider nicht mit nach Hause nehmen. Muss nach dem Unterricht sofort zu meiner Mutter. Tut mir echt Leid, Dean 'Na Super...' Wills Laune sank auf einen Tiefpunkt. 'Und dabei hat der Tag doch so schön angefangen...' Sie konnte es kaum glauben. Wie konnte sie nur so viel Pech haben? Zuerst musste sie verschlafen, dann war ihre Mutter weg und zum Schluss musste sie noch alleine nach Hause kommen... Will knüllte die Zettel zusammen und warf sie weg. Es bereits fünf nach... "Jetzt muss ich aber los" sagte sie und legte aufs Neue ihre Fingerspitzen übereinander... nur um die Dislokation erneut abzubrechen... Diesmal war es ein Briefumschlag der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. "Aller guten Dinge sind drei." Sie nahm den Brief und öffnete ihn. Und ihr Herz schlug schneller als sie ihn las. Er was von Matt. 'Dafür lohnt es sich zu spät zu kommen' dachte sie grinsend... Am Schultor des Sheffield-Institutes standen Hay Lin, Cornelia und Taranee und warteten quatschend auf ihre beiden Freundinnen. Sie sprachen gerade darüber was sie am Freitagabend machen sollten, Essen bei Hay Lin, oder DVD-Abend bei Irma, als die Schulglocke klingelte. "Fünf vor Acht" stellte Taranee nüchtern fest. "Und Will und Irma sind zu spät" fügte Cornelia hinzu. "Wenn man vom Teufel spricht" sagte Hay Lin und deutete die Straße hinunter. "Da, Irma kommt noch rechtzeitig!" Die drei Mädchen schauten in die Richtung aus der Irma angeradelt kam und begrüßten sie herzlich als sie in Hörweite war. "Morgen" grüßte die Brünette, nachdem sie ihr Fahrrad abgestellt hatte. "Ich habe geniale, großartige, fantastische Neuigkeiten" rief sie überschwänglich. "Du hast dein Gehirn gefunden?" fragte Cornelia überrascht, doch Irma ignorierte die Beleidigung und fuhr fort, sehr zu Cornelias missfallen. "Viel besser! Am Samstag hat das kleine Monster ein Baseballspiel in Fadden Hills!" "Und warum ist das gut?" fragte Taranee verwirrt. "Ganz einfach" fuhr Irma mit erhobenem Zeigefinger fort. "Meine Mutter bringt ihn hin, und zwar schon am Freitag nach der Schule." "Und?" hakte Taranee nach. "Da mein Vater aber nicht das ganze Wochenende mit mir alleine verbringen will, fährt er mit." "Jetzt wird mir einiges klar. Du hast das ganze Wochenende, einschließlich Freitag, sturmfrei" stellte Hay Lin freudig fest. "Noch viel länger" grinste Irma. "Da mein Dad mit fährt, und er dort einen guten Freund hat, bleiben die drei dort bis Montag Abend!" rief sie und sprang freudig in die Luft. "Dann ist ja entschieden was wir am Freitag machen" warf Cornelia ein. "Genau!" rief Hay Lin. "DVD-Partyabend bei Irma!" Die drei anderen Mädchen brachen in Jubel aus und Hay Lin stieg freudig mit ein. Die Vier jubelten so laut, dass sie die Schulglocke um Acht fast übertönten... aber leider nur fast... Wenig später saßen die vier Mädchen in ihren Klassen. Irma, Hay Lin und Taranee hatten in der ersten Stunde Mathe, was, so früh am Morgen, eine absolute Folter war. Selbst Taranee schrieb nur widerwillig auf, was der Lehrer an die Tafel schrieb, Hay Lin kritzelte nur hin und wieder ein paar Notizen in ihr Heft und Irma... nun ja, sie starrte nur völlig desinteressiert nach vorne. Cornelia hingegen hatte eine entspannte erste Unterrichtsstunde. Da ihre Lehrerin aus unbekannten Gründen nicht zur Schule kommen konnte, und das erst seit Zehn Minuten bekannt war, hatte man den erstbesten Ersatz genommen: einen jungen, neuen Lehrer, der gerade seinen ersten Tag am Sheffield-Institut hatte. Groß, schlank, mit blauen Augen und einem schwarzen Pferdeschwanz trat er in die Klasse, hatte kurz die Anwesenheitsliste überflogen und sich danach hinter das Pult gesetzt. Schweigend hatte er seine Anweisungen überflogen, nur um dann die schönsten Worte zu sagen, die ein Lehrer zu seinen Schülern sagen konnte: "Ich hab von dem Thema überhaupt keine Ahnung, macht euch eine entspannte Stunde." Das hatten sich die Schüler nicht zwei mal sagen lassen. Sofort wurden Tische gedreht, Stühle gerückt und sich in kleinen Grüppchen zusammen gesetzt. Nur Cornelia beteiligte sich nicht an den Gesprächen, stattdessen nahm sie Blatt und Stift zur Hand und tat das was sie am besten konnte: Partys organisieren. Zugegeben, es sollte keine große Party werden, nur ein DVD-Abend unter Freundinnen, aber auch so was musste geplant werden. Man brauchte schließlich Chips, Popcorn, Getränke, was zum naschen und, was mit Abstand das wichtigste war, Pizza. Cornelia hatte schon fast die ganze Seite voll geschrieben, mit Bemerkungen, Einkaufslisten und sonstigen Notizen, als es an der Tür klopfte... Will hastete den Gang entlang. Sie war schon zehn Minuten zu spät, aber sie hatte den Brief mehrmals lesen müssen um ihn zu glauben. Und als sie dem Brief dann endlich glauben konnte, war sie schon viel zu spät. Also hatte sie sich, ihrem alten Plan folgend, per Dislokation in die Schule bringen lassen und war dann unbemerkt zu ihrer Klasse gegangen. Vor der Tür blieb sie stehen, atmete noch einmal tief durch, und klopfte an die Tür. Mit leicht gesenktem Kopf und der besten Unschuldsmiene, zu der sie im Stande war, betrat sie den Raum. "Entschuldigen sie die Verspätung, ich hab verschlafen, Miss..." sie stockte mitten im Satz als sie merkte dass dort vorne hinter dem Pult nicht ihre Lehrerin saß. "Hab mich in der Klasse geirrt, Tschuldigung." Sie wollte sich gerade umdrehen, als eine bekannte Stimme sie zurück hielt. "Nein, hast du nicht!" rief Cornelia von hinten. "Du gehörst in diese Klasse?" fragte der Vertretungslehrer. Will nickte. Sie wusste was jetzt kommst... "Mein Name ist..." "Unwichtig, ich will es gar nicht wissen. Setzt dich einfach zu deiner Freundin und mach dir 'ne schöne Stunde" sagte er lächelnd und Will ging, noch leicht verwirrt, nach hinten zu Cornelia. "Wer ist das?" fragte Will nachdem sie sich gesetzt hatte. Cornelia zuckte mit den Schulter. "Ich weiß es nicht. Wohl ein neuer Lehrer. Ich hab ihn noch nie gesehen, aber er ist heute unsere Vertretung." "Und warum macht er keinen Unterricht?" hakte Will noch. "Er sagt er hat keine Ahnung von dem Thema... aber ich glaube er selbst hat auch keine Lust schon so früh am morgen in der Schule zu sein." Die beiden Mädchen lachten kurz auf. "Aber jetzt mal was anderes, Will. Warum kommst du erst jetzt?" Will setzte ein verlegenes Grinsen auf. "Nun, ich habe verschlafen..." "Und du konntest nicht rechtzeitig herkommen? Auch nicht mit der Dislokation?" fragte Cornelia flüsternd, damit niemand was mitbekam. Die rothaarige nickte. "Hab ich ja, aber ich musste vorher noch einen Brief lesen, von Matt" schwärmte sie, doch Cornelia brachte sie mit einer Handbewegung zum schweigen. "Ich habe übrigens ganz tolle Neuigkeiten für dich. Am Freitag hat Irma Sturmfrei, also machen wir einen DVD-Abend bei ihr..." Will schüttelte den den Kopf und Cornelia verstummte. "Ich glaube ich habe eine viel bessere Idee was wir am Freitag machen" erklärte Will breit grinsend. "Was?" "Sag ich nicht... noch nicht. Aber glaub mir, es lohnt sich dafür einen DVD-Abend zu verschieben." "Was?" frage Cornelia nochmal. "Wenn du so geheimnisvoll tust, muss es was extrem Gutes sein. Sag's mir!" "Nein, noch nicht" wiederholte Will und ignorierte Cornelias eingeschnapptes Schnauben. "Erst muss ich den anderen Bescheid sagen." Sie konzentrierte sich und rief dann nach den drei anderen Mädchen. //Irma? Tara? Hay Lin? Hört ihr mich?// //Hey, Will, du kommst ja auch noch// kam Irmas überschwängliche Antwort. Auch Taranee und Hay Lin begrüßten ihre Anführerin mit einem freudigen //Hallo, Will//. //Will? Hat Cornelia dir schon die guten Neuigkeiten erzählt?// fragte Hay Lin. //Ja, hat sie. Aber der DVD-Abend muss ausfallen, denn wir haben war besseres zu erledigen// gab sie zurück. //Was besseres? Was könnte besser sein als ein Abend mit Horrorfilmen, Chips und Pizza?// wollte Irma wissen. Sie klang ein wenig enttäuscht. //Nun, ich habe heute morgen einen Brief bekommen// erklärte Will. //Von wem?// fragte Taranee neugierig. //Von Matt// warf Cornelia ein. //Genau. Matt hat mir geschrieben, und hat uns sogar ein kleines Geschenk in den Umschlag gelegt//. //Was?// fragten die drei abwesendem Mädchen im Chor. //Sag ich euch nicht... nicht vor der Pause// grinste Will. 'Die werden sich wundern, wenn ich ihnen davon erzähle...' --- AN. So, damit wäre der Prolog fertig... und zwei Seiten länger als geplant, aber egal. Zuerst noch eine Anmerkung: Dass ich gesagt habe ich bin kein netter Mensch, heißt nicht automatisch dass die WITCH-Girls nicht einen schönen Schultag haben können^^ Denn Dämonen erscheinen erst nach Sonnenuntergang. So... was noch... ah, genau. Ein herzliches Dankeschön an Valves, dafür dass sie meine Beta-Leserin is^^ Kapitel 1 wird so demnächst fertig sein, irgendwann nächste Woche. Bis dahin: Lebt wohl Kapitel 1: Nächtliche Überraschung ---------------------------------- Kapitel 1 Nächtliche Überraschung Die Doppelstunde Mathe, in der Taranee, Irma und Hay Lin feststeckten, verging quälend langsam. Und die Tatsache, dass sie mit Will und Cornelia sprechen konnte, machte die Sache auch nicht erträglicher, denn die drei Mädchen versuchten die ganze Zeit aus Will heraus zu bekommen, was das geheimnisvolle Geschenk von Matt war, doch Will blieb hart. Sie versicherte ihren Freundinnen zwar hoch und heilig, dass alle Spaß daran haben würde, aber alle Fragen, die auch nur im entferntesten auf die Art des Geschenkes anspielte, kommentierte Will nur mit einem: //Geduldet euch bis zur Pause!// Und die Mädchen hatte eine sehr genau Vorstellung darüber, wie Will diesen Satz mit einem unglaublich breiten Grinsen sagte. Auch Cornelia hatte es nicht einfacher, obwohl sie direkt neben Will saß. Denn je mehr Will von diesem unbekannten Geschenk redete, desto neugieriger wurde die blonde Wächterin. Zuerst hatte sie versucht die Antwort aus Will heraus zu pressen, dann war sie zu Bestechungen über gegangen, aber auch dabei blieb Will hart wie Stein. Und sie genoss es zuzusehen, wie ihre Freundinnen alles mögliche Versuchten, um heraus zu finden was das geheimnisvolle Geschenk war. Aber sie würde es aufklären... in der Pause. Als die Glocke dann endlich klingelte und offiziell die Pause eröffnete, gab es für Taranee, Irma und Hay Lin kein Halten mehr. In Rekordzeit stopften die drei Mädchen ihre Sachen in die Schultaschen und rannten los. Nach über einer Stunde voller Folter und dem Hinhalten von Will, wollten sie nun endlich wissen was das für ein mysteriöses Geschenk war. Sie rannten durch den Gang, wobei Irma fast einen Lehrer umrannte, was Hay Lin zum Glück mit einem kleinen Windstoß verhindern konnte, und erreichen kurze Zeit später den Hof, wo sie sich unter einen Baum stellten. Es regnete zwar nicht, aber der Himmel war dunkel und es roch nach Moos und Regen. Auch wenn es noch nicht regnete, spätestens am Nachmittag würde es das tun. Voller Ungeduld warteten die drei Mädchen unter dem Baum auf ihre Freundinnen, aber Will ließ sich Zeit. Mit einem verschmitzten Grinsen und einem erhabenen Gang trat sie, mit Cornelia im Schlepptau, langsam an den Baum heran. Eine freundliche Begrüßung blieb aus, denn Irma ergriff sofort das Wort. "Los, Will, spuck's aus. Was ist so wichtig, dass wir einen gemütlichen Abend verschieben müssen?" fragte sie, viel lauter als nötig. Will hob abwehrend die Hand. "Ganz ruhig, Irma" versuchte Will ihre Freundin zu bremsen. "Komm schon, Will. Spann uns nicht länger auf die Folter..." flehte Hay Lin und auch Taranee fiel mit ein. "Gut, gut, ihr habt gewonnen. Ich sag's euch" versicherte sie. "Matt hat mir einen Brief geschrieben, den ich heute morgen gefunden habe. Deshalb war ich auch zu spät." "Wissen wir" kommentierte Cornelia die Erklärung, woraufhin Will fort fuhr. "Und dem Brief hat er noch ein kleines Geschenkt für uns fünf beigelegt." Sie zeigte mit den Händen einen Abstand von ungefähr Zehn Zentimetern. "Und eben dieses Geschenk bestimmt unseren Freitagabend." "Jetzt sag schon, was ist es?" fragte Cornelia genervt. "Die Pause dauert nicht ewig." Will nickte grinsend. "Es sind... Kinokarten!" "Kinokarten?" fragte Taranee, sichtlich enttäuscht. "Ich kenne das Kinoprogramm für Freitag, da läuft nichts, was sehenswert ist" erklärte sie, ohne ihren Missmut zu verbergen. Auch die anderen drei wirkten enttäuscht. Sie hatten alle etwas... größeres... erwartet. Irgendetwas dass Wills Geheimnistuerei erklärt hätte... "Ihr versteht das ganz falsch. Es sind nicht irgendwelche Karten" erklärte Will. "Es sind Karten für eine ganz spezielle Vorab-Premiere von 'Loca Inferna - Das dunkle Portal' die..." "LOCA INFERNA?" kreischte Irma überschwänglich und warf sich Will an den Hals. "Das ist großartig... das ist fantastisch... das ist... das ist..." "Intergalaktisch?" schlug Hay Lin vor. "Genau! Das ist intergalaktisch, megagalaktisch, ultragalaktisch... Moment, das ist kein schlechter Witz, oder?" Will schüttelte den Kopf. "Nein, die Karten sind real, der Film ist real, alles echt, kein Scherz." "DU BIST DIE BESTE!" schrie Irma und drückte ihre Freundin so fest, dass Will glaube ersticken zu müssen. "Hab ich dir je gesagt dass ich dich dafür liebe dass du meine Freundin bist?" "Nein... aber Irma..." keuchte Will und versuchte sich aus dem Griff ihrer Freundin zu winden, doch Irmas Umarmung was eisern. "Und hab ich dir je gesagt dass ich dich dafür liebe dass du mit Matt zusammen bist?" fragte die Brünette, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und drückte noch fester zu. "Nein... Irma... bitte..." japste Will erneut und endlich kamen ihr Cornelia und Taranee zur Hilfe und lösten mit vereinten Kräften Irmas Umarmung. "Ich freu mich auch über die Karten, aber das ist doch kein Grund mich zu ersticken" keuchte Will, nachdem sie halbwegs wieder zu Atem gekommen war. "Doch" nickte Irma eifrig. "Das ist es..." "Stop!" rief Taranee und rückte ihre Brille zurecht. "Kann mir jemand Mal erklären was an diesem Film so besonders sein soll, dass Irma gleich total austickt?" Irma wollte gerade lautstark etwas erwidern, doch Cornelia hielt ihr den Mund zu. "Das ist so" begann Hay Lin zu erklären. "Loca Inferna soll ein echt gruseliger Horrorfilm sein, mit Angst einflößenden Monstern, schwarzer Magie und finsteren Zauberbüchern..." "Also unser Leben auf Leinwand" stellte Tara fest. "Aber was ist gerade an diesem Film so besonders?" Irma, die immer noch erfolglos versuchte sich gegen Cornelia zu wehren, murmelte etwas unverständliches in die Hand der blonden Wächterin. "Das besondere ist die Hauptdarstellerin" erklärte Will und deutete auf Irma. "Sie würde uns verraten und zu Phobos überlaufen, wenn sie dafür nur fünf Minuten mit ihr im selben Raum verbringen dürft." "Es ist Karmilla!" rief Irma nachdem Cornelia ihre Hand angewidert zurück gezogen hatte. "Sie hat angefangen einen Film zu drehen, den wohl besten Horrorfilm dieses Jahres. Die Premiere ist in zwei Monaten, und man bekommt keine Karten dafür, seit Monaten schon nicht..." erklärte Irma hastig, aber mit niedergeschlagenen Augen. "Aber das ist jetzt egal, denn meine beste Freundin Will hat Karten, und sie hat mir versprochen dass sie mich angelogen hat" rief sie und wollte Will erneut umarmen, doch Taranee und Hay Lin konnten sie zurück halten. "Und wann fängt der Film an?" wollte Hay Lin wissen, während sie immer noch versuchte Irma irgendwie ruhig zu halten. "Am Freitag, um Elf Uhr." "Dann ist es beschlossen" rief Irma freudig. "Wir treffen uns am Freitag Abend um Halb Elf vor dem Kino." "Sag Mal, wer wird denn noch dabei sein?" warf Cornelia ein und ging in Gedanken schon mal ihren Kleiderschrank durch. Wenn man schon Karten zu einer exklusiven Vorab-Premiere hatte, musste man auch passend eingekleidet sein. "Ich haben echt keine Ahnung wer noch alles da sein wird. Matt war diesbezüglich nicht sehr genau. Einige Kritiker, Kevin und Sheila Jensen, keine Ahnung." "Werden wir ja dann sehen" bemerkte Hay Lin. "Aber wir sollten uns heute noch auf das Hier und Jetzt konzentrieren" sagte sie und deutete auf die Turmuhr, die tickend auf Zehn vor Zehn schlug. Der Rest des Tages verlief ziemlich ereignislos. Nach der Schule musste Will ihren kleinen Bruder noch vom Kindergarten abholen und war dann den ganzen Nachmittag allein mit ihm. Erst als die Uhr Halb Elf schlug, trafen Susan und Dean kurz hintereinander Zuhause ein, doch davon bekam Will nichts mit, denn sie war auf dem Sofa eingeschlafen. Der darauffolgende Donnerstag war ebenso ereignislos geblieben, ja gerade zu langweilig. Erst als Will am Freitag nach der Schule nach Hause kam wurde es wieder lebhaft. Mit einem schnellen und lauten "Hallo Mum, hallo Dean" stürmte Will in die Wohnung und schlug direkt den Weg in ihr Zimmer ein. "Will?" fragte ihre Mutter. "Möchtest du was ess..." "Nein, Mum, keine Zeit" rief die rothaarige noch zurück, dann schloss sich ihre Zimmertür. "Was war denn das?" fragte Dean verwirrt und schaute von seiner Zeitung auf. Susan schüttelte sanft den Kopf. "Sie geht doch heute Abend ins Kino." "Aber das sind noch über acht Stunden Zeit." "Ja, das ist gerade noch genug Zeit um die richtigen Klamotten heraus zu suchen" erklärte Susan lächelnd. Jetzt war es an dem Geschichtslehrer den Kopf zu schütteln. "Frauen" murmelte er und widmete sich wieder seiner Zeitung. In ihrem Zimmer angekommen warf Will zuerst ihre Schultasche in die Ecke und öffnete sofort ihren Kleiderschrank. "Ich brauche etwas elegantes, und angemessenes..." murmelte sie begann dann damit ihre Sachen zu durchwühlen. Hosen und Shirts flogen durch ihr Zimmer, Gürtel, Bänder und Tücher verteilten sich über Wills Einrichtung und nach und nach häufte sich ein Schuhhaufen neben der Tür auf. Nach nur knapp einer halben Stunde war Wills Kleiderschrank vollkommen leer und in ihrem Zimmer herrschte eine Unordnung wie schon lange nicht mehr. Eine weitere Stunde verbrachte Will damit immer wieder neue Kombinationen von Shirts und Hosen auszuprobieren, doch ihr Spiegelbild zeigte immer wieder dass es einfach nicht passte. Und je länger das ganze dauerte, desto mehr kristallisierte sich eine Sache heraus... "Ich habe absolut nichts zum anziehen..." stöhnte Will. Nachdem sie nun seit fast zwei Stunden nichts von ihrer Tochter gesehen oder gehört hatte, dachte Susan dass es an der Zeit sei nach ihr zu sehen. Und sie bekam einen Schock als sie Wills Tür öffnete. Ihre Tochter stand barfuß und in Unterwäsche vor ihrem Spiegel, ein Shirt in der linken Hand, die rechte zur Faust geballt. "Ich hab absolut nichts zum anziehen!" fluchte Will und ließ das Shirt auf die anderen am Boden verteilen Kleidungsstücke fallen. Susan lächelte innerlich. 'Phase Eins: Wut' dachte sie und trat an ihre Tochter heran. "Will, Schatz, brauchst du Hilfe?" fragte sie vorsichtig. "Nein, Mum. Du kannst mir nicht helfen..." antwortete sie und hielt sich pinkes Top vor die Brust, nur um es kurz darauf fallen zu lassen. "Egal was ich probiere, nichts steht mir... Mum... ich seh' aus wie ein Wischmob... Ich bin ein Monster..." 'Phase Zwei: Selbstzweifel...' fügte Susan geistig hinzu und legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. "Schatz, es ist nur ein Kinobesuch. Nimm doch einfach eine Jeans deiner Wahl und trag dazu das erste Oberteil dass dir in die Finger kommt." Will schüttelte energisch den Kopf. "Das klappt vielleicht bei Hay Lins Kleiderschrank, aber nicht bei meinem" sagte sie wütend. Susan stellte sich hinter ihre Tochter und legte die Arme um sie. "Und woran liegt das, Schatz?" fragte sie sanft, während sie sich mental auf Phase Drei vorbereitete: Noch mehr Wut. "Daran dass ich absolut NICHTS zum anziehen habe" entgegnete Will und riss sich los. "Nein" erwiderte ihre Mutter sanft. "Es liegt daran dass du absolut keinen Stil hast und dir kein Kleidungsstück auf der Welt wirklich gut steht." "Ach ja?" fragte Will bissig. "Und was ist mit dem coolen schwarzen Top das ich mir letzte Woche gekauft habe?" "Will, das einzige schwarze dass dir stehen würde, ist ein Müllsack" lächelte ihre Mutter und verließ das Zimmer. Das zusammengeknüllte Shirt das ihre Tochter ihr wütend hinterher warf ignorierte sie. "Von wegen ich habe keinen Stil" grummelte Will und nahm ein schwarzes, kurzes Top mit breiten Trägern vom Boden und hielt es sich vor den Oberkörper. "Perfekt..." murmelte sie und legte das Oberteil auf ihr Bett. Als nächstes sammelte sie einige der verstreuten Hosen auf und hielt sich auch diese prüfend vor den Körper. Am Ende entschied sie sich für eine enge Leder-Jeans von so dunklem Blau, dass es fast schwarz war. Dazu fischte sie sich ein paar feste Schuhe aus dem Berg neben der Tür. Sich selbst im Spiegel betrachtend, schlüpfte Will in die Hose, zog sich das Top über und ließ ihre nackten Füße in die Schuhe gleiten. "Ich hab also kein Stil?" fragte sie ihr grinsendes Spiegelbild. Sie betrachtete ihr Ebenbild einige Sekunden lang und nickte dann zufrieden. "Perfekt!" Ein paar Minuten nachdem Susan das Zimmer ihrer Tochter verlassen hatte, stand Will mitten im Wohnzimmer, in einem schwarzen Outfit. "Siehst du, Mum?" fragte sie herausfordernd. "Ich habe Stil und es gibt Sachen die mir gut stehen" erklärte sie laut und fixierte die Augen ihrer Mutter, die die selbe Farbe hatten wie ihre eigenen. Kampflustig wartete sie auf den ersten Kommentar ihrer Mutter, um ihn nieder zu schmettern. "Ich wusste doch das du was passendes findest, mein Schatz." "Egal was du denkst ich mag mein... was? Wieso wusstest du es? Hast du nicht gesagt dass mir nichts anderes als ein Müllsack stehen würde?" fragte Will verwirrt und total aus dem Konzept gerissen. "Aber natürlich, mein Schatz. Hätte ich versucht dich umzustimmen oder dir einen Vorschlag zu machen, hättest du noch Stunden vor deinem Spiegel verbracht" erklärte Susan grinsend. "Danke, Mum." Will gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. "Und was meinst du, Dean?" Der Geschichtslehrer sah von seinem Buch auf, musterte Will kurz, und antwortete mit einem knappen "Elegant", bevor er sich wieder seinem Buch widmete. Bevor Will etwas erwidern konnte, warf sich ihre Mutter dazwischen. "Sag Will, was ist den mit Essen? Hast du Hunger?" Der Rotschopf nickte eifrig. "Ja, was gibt’s denn?" "Dean und ich hatten Nudeln mit Tomatensoße, was sagst du dazu?" "Ich sage: Lecker!" Nachdem Will mit essen fertig war verschwand sie wieder in ihrem Zimmer. Denn sie musste noch passende Accessoires für ihr cooles Partyoutfit zusammen suchen. Und, was noch viel wichtiger war, sie musste ihre Hausaufgaben machen. Denn das war der Deal gewesen: Sie durfte ins Kino, dafür mussten aber ihre sämtlichen Hausaufgaben fertig sein. Deshalb setzte sie sich, mehr schlecht als recht, an ihren Schreibtisch und schlug ihr Mathebuch auf. "Das wird sicher den ganzen Abend dauern" murmelte sie grimmig und fing damit an Aufgaben in ihr Heft zu übertragen und Zahlen in ihren Taschenrechner einzutippen. Wie sie es voraus gesagt hatte, hatte sie wirklich den ganzen Abend gebraucht. Nach den Matheaufgaben musste noch etwas für Erdkunde und Geschichte vorbereiten. So kam es dass sie erst um Halb Zehn ihren Stift weglegen konnte und das Buch in ihre Tasche gleiten ließ. "Endlich" stöhnte sie und atmete auf. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und streckte sich ausgiebig. 'Jetzt noch das Zubehör' dachte sie und und stand auf. Will öffnete ihren Schrank und holte eine kleine Schachtel heraus. Einige Sekunden lang kramte sie da drin herum, und zog dann zielsicher etwas Schmuck heraus. Zuerst steckte Will sich einen einzelnen, silbernen Ohrring an das linke Ohr. Es war nicht mehr als ein kleiner Ring, schlicht, aber dennoch elegant. Für das rechte Handgelenk hatte sie einen glitzernden weißen Armreif, den ihr ihre Mutter vor ein paar Tagen gegeben hatte. Aber das beste, was Will fand, war das Halsband. Es war ein schwarzes Band, das ungefähr so breit war wie ihr Daumen. Es war im Nacken mit einem magnetischen Verschluss gesichert und ein kleines, goldenes Glöckchen hing vorne. Es klingelte als Will probehalber den Kopf schüttelte. "Das Halsband ist so cool" schwärmte sie, als sie sich erneut im Spiegel betrachtete. "Ich muss unbedingt daran denke Hay Lin nochmal dafür zu danken." "WILL? Bist du fertig?" klang es gedämpft durch ihre Tür. Sofort lief der Rotschopf zur Tür. "Ja, Mum, bin in zwei Minuten unten. Kannst schon mal zum Auto gehen." antwortete sie. Will griff schnell nach einer längeren Jacke, steckte hastig noch die Kinokarten und ihr Handy in ihre Hosentasche und lief dann ins Wohnzimmer. Die Zimmertür zog sie hinter sich zu. Wenig später saß Will zusammen mit ihrer Mutter im Auto und ließ sich zum Kino bringen. Während der Fahrt unterhielten sie sich über dies und das, die Schule, Wills Noten, ihre Freunde... bis Susan den Wagen vor dem Kino stoppte. "Wir sind da, Schatz. Und sogar zehn Minuten zu früh." "Danke, Mum. Aber du musst nicht hier mit mir warten. Da vorne kommt schon Hay Lin" sagte sie und öffnete die Tür. "Will, vergiss nicht anzurufen oder eine SMS zu schreiben wenn du heute Nacht nicht nach hause kommst." Will nickte und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. "Sicher, Mum. Mach ich." "Gut. Viel Spaß mein Schatz." "Danke, bis nachher." Will sah dem Wagen ihrer Mutter noch nach bis er um die Ecke bog, dann drehte sie sich um und ging ihrer Freundin entgegen. "Hey, Hay Lin" rief sie und winkte ihr zu. "Hallo! Will!" antwortete Hay Lin freudig. Sie musterte Will kurz und ihr Blick blieb an dem Halsband hängen. "Wie ich sehe trägst du es!" Will nickte heftig, sodass das Glöckchen klingelte. "Ja, das ist total cool. Es klingelt wenn ich mich bewege" grinste sie und stupste es nochmal mit ihrem Finger an. "Freut mich wenn es dir gefällt. Schau dir mal das an!" forderte Hay Lin ihre Freundin auf und öffnete die Jacke, damit Will ihr Outfit sehen konnte. Sie trug ein dunkelviolettes Shirt, eine dunkelblaue Leggins und einen dunklen Rock, der nur an der linken Körperhälfte hing. Der Rotschopf nickte anerkennend. "Das ist echt cool. Selbst genäht?" "Nein" schüttelte Hay Lin den Kopf. "Ich hab nur den Rock ein wenig geändert, alles andere ist Original." "Original? Du besitzt Originale?" Will und Hay Lin zuckten zusammen als Taranee hinter ihnen auftauchte und ihnen zusammen mit der Frage die Hände auf die Schultern legte. Die beiden Mädchen drehten sich ruckartig um. "Tara, das war echt fies von dir" rief Will, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte. "Genau" stimmte Hay Lin zu. "Wir haben uns echt erschrocken!" "Siehst du, Taranee? Ich hab dir doch gesagt dass die beiden es nicht lustig finden würden" warf Cornelia ein, die gerade langsam näher kam. "Cornelia, Taranee, schön dass ihr auch schon hier seit" lächelte Will und musterte die beiden Neuankömmlinge. Taranee hatte sich ein lässiges Top und eine dunkle Jeans mit einem Gürtel aus großen Ringen ausgesucht. Cornelia hingegen hatte ein kurzes, dunkelviolettes Kleid angezogen. Damit wirkte sie von den vier Mädchen am elegantesten. "Du hast dich ja ganz schön schick gemacht, Cornelia. " erklang eine leicht spöttisch klingende Stimme. "Ja, hab ich. Denn im Gegensatz zu dir, Irma, achte ich auf mein Aus... seh...hen..." stotterte das blonde Mädchen nachdem sie sich umgedreht hatte und Irma sah. Cornelia war sprachlos... ebenso die drei anderen Mädchen. Denn was sie da sahen war so unglaublich, dass sie wirklich dachten es wäre ein Traum. Vor ihnen stand ein Mädchen, das Irma war... und gleichzeitig auch nicht. "Ir... Irma, bis du es?" fragte Hay Lin ungläubig und durchbrach so die seltsame Stille die Irmas Anblick geschaffen hatte. "Natürlich Hay Hey, wer soll ich denn sonst sein?" fragte Irma gut gelaunt. "Du bist du" erklärte Will langsam. "Aber du siehst so... anders aus.." Irma drehte sich einmal und die eigene Achse und präsentierte ihr Outfit. Sie trug eine kurzärmlige, rote Jacke mit einem dunklen, bauchfreien Shirt darunter. Dazu einen schwarzen mit hellblauen Streifen durchzogenen Rock mit dunkler Strumpfhose und hohe Stiefel. Am linken Handgelenk hingen drei oder vier bunte Armreife und ihre rechte Hand steckte in einem schwarzen, fingerlosen Handschuh, der mit einen kleinen Metallringen verziert war. Doch was am meisten daran zweifeln ließ dass es Irma war waren ihre Haare. Sie waren total glatt, aber dafür noch wuscheliger als Wills. Zusätzlich entsprang an ihrer linken Schläfe ein Zopf... so einer wie Taranee ihn trug, allerdings in einem dunklen blau. Und in ihren Haaren waren noch... "Irma? Hast du da etwa rote Strähnen im Haar?" fragte Cornelia nachdem sie die Brünette lange gemustert hatte. "Ja" grinste Irma. "Sind die nicht cool?" Taranee nickte. "Ja, die sind echt..." "Intergalaktisch" unterbrach Hay Lin ihre Freundin. "Sind die magisch gefärbt, oder ganz normal?" "Weder noch. Eine Freundin meiner Mutter war heute da und ihre Tochter wollte an mir mal etwas probieren. Und das Ergebnis waren dann einige eingewebte rote Strähnen und ein dunkler Zopf an einer versteckten Haarspange. Nichts was ewig bleibt." "Aber perfekt für den heutigen Abend" sagte Will und deutete dann zur Kinotür. "Sie machen auf." Als der Film pünktlich um Elf anfing saßen die fünf Freundinnen schon seit zwanzig Minuten auf ihren Plätzen. Jede mit einer Tüte Popcorn in der einen und eine Flasche in der anderen Hand. Es war genau so wie Matt es geschrieben hatte: die Zahl der Zuschauer belief sich auf ungefähr 30 Personen. Darunter auch Sheila Jensen und ihr Vater, die restlichen Zuschauer waren wohl Kritiker oder andere die aus bestimmten Gründe bei der Vorab-Premiere dabei sein sollten oder mussten. Voller Vorfreude und Spannung warteten die fünf auf den Filmbeginn... und der kam auch... Alle Lichter gingen aus, gedämpfte, schaurige Musik drang aus den Lautsprechern und auf das schwarze Bild der Leinwand tropfte Blut, dass feine Linien zog und so die blutenden Lettern erschuf: Loca Inferna – Das dunkle Portal. Nachdem der Film nach fast drei Stunden endlich zu Ende war, waren die Mädchen nicht mehr wieder zu erkennen... Während des kompletten Filmes hatten die fünf sonst so furchtlosen Wächterinnen ganz neue Variationen des Wortes Angst kennengelernt. Ausnahmslos hatten sie sich halb hinter ihren Popcorntüten versteckt, die Hände ihrer Nachbarin gehalten und mit Karmilla gezittert. Nachdem der Vorhang gefallen war, waren sie alle mehr als froh dass der Horror nun endlich vorbei war... aber keine hätte diese Nacht anders verbringen wollen. Erst als sie das Kino verlassen hatten und die kalte Nachtluft ihnen den Schock aus den Gliedern gespült hatte wagten sie wieder zu sprechen. "Das war... gruselig..." bekannte Taranee mit zitternder Stimme. "Ja..." pflichtete Irma ihr bei. Cornelia und Will nickten nur. "Das war... gigantisch." Hay Lin grinste. "Die Monster sahen so cool aus... ich wünschte ich hätte einen als Haustier mitnehmen können." "Spinnst du? Die waren absolut furchterregend. Viel schlimmer als der Ragorlang oder die Naiade." Will erzitterte bei dem Gedanken an diese Monster. Irma nickte schwach. "Ja, diese Monster waren nicht halb so gruselig. Aber dafür um so realer." "Können wir jetzt mal aufhören uns über Monster, Zombies und was-auch-immer zu unterhalten. Da bekomme ich ja 'ne Gänsehaut" warf Cornelia ein. "Außerdem gibt es wichtigeres über das wir reden müssen!" "Was?" fragen Hay Lin und Will fast gleichzeitig. "Über ihr neues Kleid" antwortete Irma gehässig, was ihr einen leicht hasserfüllten Blick der blonden Wächterin einbrachte. "Ersten bin nicht ich diejenige die sich für diesen Abend ein komplett neues Outfit zugelegt hat, sondern du. Und zweitens wollte ich nicht über Klamotten, sondern über unsere Pläne sprechen" erwiderte Cornelia bissig. "Woran hattest du gedacht?" fragte Will geschickt um einen Streit zu verhindern. "Nun ja..." begann Cornelia und ein leichter Rotschatten zeichnete sich in ihrem Gesicht ab. "Was haltet ihr denn vom Strand? Dort soll es ein kleines Strandfest geben, mit Musik und Tanz und..." "Und Peter?" fragte Irma grinsend. Cornelia wurde noch röter. "Erwischt" rief Irma triumphierend und wollte gerade noch einen Kommentar hinzufügen, aber Taranee stellte sich zwischen die beiden. "Ich glaube da kommt dein Vater!" Die Mädchen schauten angestrengt die Straße hinunter. Es war dunkel und nur die Straßenlaternen spendeten Licht, dennoch war der grüne Wagen unverkennbar, vor allem nachdem er direkt bei den fünf Mädchen anhielt. "Tut mir echt Leid dass wir nicht weiter reden können, aber wir müssen los" erklärte das blonde Mädchen. "Wir?" fragte Irma grinsend. "Ist unsere little Miss Perfect jetzt schon so weit dass sie von sich in der Mehrzahl spricht?" "IRMA! Du bist so eine kleine..." "Ihr Vater nimmt mich ein Stück mit" erklärte Taranee schnell und verhinderte so einen erneuten Streit. Die beiden Mädchen verabschiedeten sich kurz und zusammen kamen die fünf überein dass sie sich gegen Halb Eins am Strand treffen würden. Zurück blieben Hay Lin und Will die dem Wagen noch ein wenig hinterher sahen, und Irma, die, noch einen dummen Kommentar auf den Lippen, fast schon traurig mitansah wie Cornelia sich entfernte... Im schwachen Licht des fahlen Halbmondes machten sich Hay Lin, Irma und Will auch auf den Weg nach Hause. Sie hatten ihre Jacken fest um den Körper gelegt, denn es war kalt geworden. Regenwolken verdunkelten den Himmel fast vollständig, sodass nur die Straßenlaternen die dunklen Straßen erhellten. Es war eine finstere Nacht, ebenso wie am Anfang des Filmes, was den Mädchen einen kalten Schauer über den Rücken jagte. "Irgendwie ist das hier echt gruselig..." sagte Will während sie sich umschaute. "Ja..." fügte Irma hinzu. "Da bin ich echt froh eine Wächterin zu sein." "Aber jetzt mal was ganz anders, Irma" mischte sich Hay Lin ein und unterbrach so Will, die gerade etwas sagen wollte. "Musst du Cornelia eigentlich immer und immer wieder ärgern?" Irma legte einen Finger an die Lippe, überlegte kurz und nickte dann heftig. "Ja, Hay, muss ich. Sie legt es doch immer wieder darauf an." "Das ist doch überhaupt nicht wahr" entgegnete die schwarzhaarige, konnte aber ein kleines Grinsen nicht unterdrücken. "Du hast ja recht, Irma" gestand Will. "Manchmal legt sie es wirklich darauf an, aber sie ist unsere Freundin, und du solltest dich wirklich mal hin und wieder zurück halten." Irma nickte betrübt. "Hast recht... aber erzähl Corny nicht dass ich das gesagt habe!" "Sicher!" schwor Will. "Ich halte mich vielleicht ein wenig zurück... aber nicht jetzt, denn wir verlassen dich jetzt!" "Wie?" fragte Will verwirrt. Diese Aussage hatte sie voll aus der Fassung gebracht. "Nun, wir gehen jetzt dort lang" erklärte Hay Lin und deutete eine Straße hinunter, die grob in dir Richtung von Irmas Zuhause zeigte. "Du übernachtest also bei Irma" stellte Will fest. Die beiden anderen nickten. "Willst du mitkommen, Will?" fragte Irma und malte sich schon aus was sie die drei in dieser Nacht noch alles machen könnten. Sie hatte ja schon ein paar DVDs raus gesucht... "Nein, ich kann nicht. Ich muss morgen mein Zimmer aufräumen. Ich glaubt nicht wie es bei mir aussieht" erklärte Will mit einem leichten Grinsen, dass in der Dunkelheit kaum zu sehen war. Die drei Mädchen verabschiedeten sich. Hay Lin und Irma gingen die Straße entlang und verschwanden dann irgendwann in der Dunkelheit der Nacht. So blieb Will alleine zurück, in einem hellen Kreis aus Laternenlicht. Kaum das Irma und Hay Lin weg waren, schien es noch dunkler zu werden. Dunkle Wolken schoben sich vor den Mond und verdeckten ihn vollkommen, sogar das Licht der Straßenlaternen schien schwächer zu werden. "Es ist ziemlich dunkel" murmelte Will und zog sich die Jacke noch fester vor der Brust zusammen. Sie fror ein wenig. Langsam machte auch sie sich auf den Weg nach hause. Sie ging vorsichtig und horchte auf die Geräusche der Nacht. Nach dem Film hatte sie plötzlich ein wenig Angst, im Dunkeln die Straßen entlang zu gehen. Immer wieder sah sie sich ängstlich um und zuckte zusammen wenn sie glaubte etwas zu hören. "Das war nur ein Film" flüsterte sie, während sie die menschenleere Straße entlang ging. Plötzlich hörte sie ein Geräusch... Will drehte sich um, doch da war nichts... 'Nur der Wind' dachte sie während ihr Herz bis zum Hals klopfte. "Das war nur ein Film" flüsterte sie erneut, wie ein Mantra. Zweimal wiederholte sie es noch, dann holte tief Luft und ihr Herz beruhigte sich wieder. Erst danach ging sie wieder weiter, vorbei an dunklen Fenster und finsteren Gassen. Und je weiter sie kam, desto schneller ging ihr Atem. Sie spürte dass sie verfolgt wurde. Irgendetwas wartete in der Dunkelheit auf sie, zum Angriff bereit wie eine lauernde Bestie. In Wills Ohren klang jeder Windstoß wie der Atem eines Monster, das sie mit dunklen Augen verfolgte und nur darauf wartete, aus der Finsternis aufzutauchen und ihr von hinten in den Rücken zu fallen... Ihr Atem, einem Keuchen gleich, ging schneller und Will beschleunigte ihre Schritte. Sie wollte nach Hause, so schnell wie möglich. In ihrem Kopf sagte sie sich immer wieder ihr Mantra aus: 'Es war nur ein Film... es war nur ein Film...' Als Will gerade an einer dunklen Gasse zwischen zwei Lichtkegeln vorüber ging erklang ein Scheppern. Ihr Herz setzte einen Schlag aus und sie keuchte heftig, während sie ängstlich in die Dunkelheit starrte. Unfähig sich zu bewegen wartete sie daraus dass die Bestie der Dunkelheit hervor sprang... Doch ihr Monster war weniger furchterregend als Will geglaubt hatte. Ein Miauen erklang und eine dunkle Katze huschte aus der Gasse und rannte schnell auf die andere Straßenseite. Mit einer Hand auf der Brust versuchte Will ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. Keuchend blickte sie in die Richtung in die die Katze verschwunden war. "Es war nur eine kleine Katze" flüsterte sie. Doch das Gefühl beobachtet zu werden verschwand nicht.... Zitternd legte Will ihre Zeigefinger übereinander und versuchte sich auf die weißrosane Kugel, doch sie erschien nicht. Leise fluchend schüttelte sie den Kopf, holte erneut tief Luft und versuchte es nochmal. Doch es wollte einfach nicht funktionieren. Die Kugel brach immer wieder zusammen, kurz bevor sie ihre Form fand. Wütend schüttelte Will den Kopf, sodass ihr Glöckchen erklang. Sie war nervös, äußerst nervös... sie konnte sich nicht konzentrieren, sie hatte Angst... Zitternd schob sie die Hand in ihre Jackentasche und ließ das Herz von Kandrakar darin erscheinen. Nachdem ihre Finger den kalten Kristallanhänger umschlossen hatten, spürte Will wie sie ruhiger wurde. Ihr Herz schlug gleichmäßig, ihr Atem ging regelmäßig und sie hörte auf zu zittern. Allein die Berührung des Anhänger ließ die Angst von Will abfallen. Will ließ ihre Hand durch die Kette gleiten und zog sie wieder hervor. Mit dem am Handgelenk pendelnden Herz versuchte Will erneut, die Dislokation anzuwenden. Diesmal manifestierte sich die Kugel und Will dachte an ihre Haustüre. Die Kugel begann leicht zu pulsieren und leuchtete in einem intensiven Rosa auf... und platzte. "Verdammt" fluchte Will, als die Dislokation wieder nicht funktionierte. Vielleicht war sie einfach noch zu nervös. Als Will sich endlich wieder so weit beruhigt hatte dass sie glaubte dass die Dislokation funktionieren würde, war es bereits zu spät. Bis zu ihr nach Hause waren nur noch knapp 300 Meter Luftlinie. Sich jetzt noch magisch zu Bewegen wäre reine Faulheit gewesen, weshalb Will es gar nicht erst versuchte. Sie bog um eine Ecke und ging, fast schon gemütlich, die Straße entlang. Das Herz in ihrer Hand gab ihr Mut und vertrieb die Angst vor der Bestie, die Will immer noch zu spüren glaubte. Trotzdem war es jetzt sehr viel einfacher ruhig zu bleiben. Das Herz erinnerte sie daran dass sie eine Wächterin war und sie hatte zusammen mit ihren Freundinnen schon viele Monster besiegt. Aus den Augenwinkeln glaubte sie eine Bewegung in einer dunklen Gasse zu sehen und drehte sich um. "Hallo? Kätzchen? Willst du nicht raus kommen?" fragte sie leise in die Finsternis. Doch sie erhielt keine Antwort. Will ging einen Schritt in die breite Gasse hinein. Sie konnte nur einige dunkle Umrisse erkennen, Mülltonnen oder Kisten, aber nichts anderes. Der matschigen Boden unter ihren Schuhen war ein bisschen rutschig, weshalb Will nicht weiter hinein ging. Sie spürte die Anspannung in ihrem Körper und ihr Atem beschleunigte sich. Von der Dunkelheit umschlungen glaubte Will die lauernde Bestie direkt vor sich zu sehen.... Sie konnte sich nicht mehr bewegen, war plötzlich starr vor Angst... "Hallo, Will Vandom..." --- AN: So, da is nun endlich das erste echte Kapitel. Sollte eigentlich schon viel früher fertig sein, aber das is nicht meine Schuld. Mein Beta-Schaf Valves meinte einfach mal so einen Tag früher zu verschwinden und einen später wieder zu kommen, aber egal. Und nun eine Warnung: Im Nächsten Kapitel werde ich beweisen dass ich nicht sonderlich nett bin, also nur lesen wenn ihr das vertragt. Bis dahin, Lebt wohl Kapitel 2: Wo ist Will? ----------------------- Kapitel 2 Wo ist Will? Noch schlaftrunkend wachte Irma auf. Das trommeln des Regens an ihrem Fenster hatte sie geweckt. Leicht verschlafen reckte sie sich und rieb sich die Augen. Ihr erster, noch verschleierte, Blick fiel aus dem Fenster. Obwohl es schon nach Zehn war, war es draußen noch dunkel und hunderte von Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheibe. Irma schwang sich widerwillig aus dem Bett und wankte in Richtung Tür. Im Vorbeigehen warf sie einen kurzen Blick auf Hay Lin, die sich in ihrem Schlafsack zusammengerollt hatte und leise vor sich hin schnarchte. Im Flur tappte sie langsam zum Badezimmer, begleitet von der Musik des Regens und einer anderen, ihr sehr bekannten Melodie... doch sie wusste gerade nicht was es war... Erst als die Melodie kurz verstummte und dann erneut begann wusste sie worum es sich handelte. "Das Telefon" flüsterte sie und ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Noch immer ein wenig verschlafen griff sie nach dem Hörer. "Irma Lair! Hallo!" "Susan Vandom, hallo Irma" meldete sich Wills Mutter aufgeregt. "Irma, weißt du wo Will ist? Sie ist nach dem Kino nicht nach Hause gekommen. Ich mach mir wirklich Sorgen..." Plötzlich war Irma hellwach. "Keine Sorge Miss Vandom, Will ist hier. Sie war total erschöpft und hat sich deshalb nicht mehr gemeldet" erklärte Irma schnell. Susan Vandom atmete sichtlich erleichtert auf. "Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Ich hab schon mit dem schlimmsten gerechnet... Kannst du sie mir mal eben geben?" Irma schluckte hart. Wo hatte sie sich da wieder reingeritten? Und wie sollte sie da wieder raus kommen? "Tut mir Leid, aber sie schläft noch" war das erste was Irma einfiel. "Okay, gut. Sagst du ihr bitte dass sie kurz anrufen soll wenn sie wach ist!" "Sicher, sobald sie wach ist wird sie Sie anrufen" erklärte Irma und fragte sich immer noch wie sie das schaffen wollte... aber sie hatte schon eine grobe Idee... "Danke Irma. Tschüss." "Tschüss." Kaum hatte Susan aufgelegt lief die Brünette nach oben, sie musste Hay Lin wecken. Während sie immer zwei Stufen auf einmal nahm, rief sie nach Taranee und Cornelia. //Taranee? Cornelia? Hört ihr mich?// //Ja, verdammt. Irma, warum schreist du so laut?// erklang die gequält klingende Stimme von Taranee. //Keine Zeit für Erklärungen. Notfalltreffen, bei mir, sofort!// //Ich steh gerade unter der Dusche, kann dass nicht noch Zehn Minuten warten?// //SOFORT!// rief Irma und konzentrierte sich noch stärker auf Cornelia, die sie scheinbar nicht hörte. //Cornelia! CORNELIA!// Sie erhielt keine Antwort. 'Verdammt!' fluchte sie und rannte die Treppe wieder runter. Sie griff nach dem Telefon und rief bei ihrer Freundin an. "Hallo, hier spricht Lilian Hale" meldete sich Cornelias kleine Schwester. "Hallo, Lilian, hier spricht Irma Lair. Lilian du musst mir unbedingt deine Schwester geben es ist wichtig" erklärte Irma schnell. "Tut mir Leid, aber sie schläft noch." Ein bösartiges Lächeln umspielte Irmas Lippen. "Lilian, du musst mir einen kleinen Gefallen tun. Du musst Cornelia wecken, es ist wirklich sehr wichtig!" "Okay" lachte Lilian und dann herrschte Stille. Kurze Zeit hörte Irma nichts, dann wurde eine Tür geöffnet und Lilians Stimme drang leise durch den Hörer... was genau sie rief konnte Irma nicht hören. Kurz darauf war Cornelias Stimme zu hören die ihre kleine Schwester ziemlich laut anschrie. "Lilian! Du kleines, unverschämtes Monster." Irma musste grinsen, doch es verging ihr als Cornelia den Hörer zur Hand nahm. "Irma? Was ist so wichtig dass du diese kleine Kröte losschickst um mich zu wecken?" "Keine Zeit für Erklärungen, Corny" antwortete die Brünette hastig. "Notfalltreffen, bei mir, SOFORT!" "Irma, auf einer Skala von Eins bis Zehn, wie wichtig ist es dass ich, noch im Nachthemd, bei dir auftauchen muss?" fragte die blonde Wächterin genervt. "Vierzehn, mindestens. Also komm schnell!" damit legte sie auf bevor Cornelia etwas erwidern konnte. Das Telefon achtlos auf die Couch werfen hastete Irma die Treppe hoch, während sie laut nach Hay Lin rief. Und kaum hatte sie ihr Zimmer erreicht war das Mädchen wach, zwar noch reichlich verschlafen, aber dennoch ansprechbar. "Hey Hay, aufstehen, wir haben ein Problem" erklärte Irma aufgebracht. Sofort war Hay Lin hellwach. "Was?" "Wills Mutter hat gerade angerufen und..." "Irma? Bist du oben?" unterbrach sie Taranees rufende Stimme. "Ja!" rief Irma nach unten und sofort erschien Taranee in ihrer Tür. Sie hatte sich scheinbar wahllos ein Shirt und eine Hose gegriffen und war sofort gekommen. Irma wollte erneut mit ihrer Erklärung beginnen, aber eine kleine weißrosane Kugel lenkte sie ab. Die Kugel begann leicht zu pulsieren und explodierte dann in einem rosanen Schein. "Was ist so unglaublich wichtig dass du das kleine Monster benutzt um mich zu wecken?" fragte Cornelia nachdem der Schein sich gelegt hatte. Sie trug, wie sie am Telefon gesagt hatte, noch immer ihr Nachthemd. Irma holte tief Luft. "Will ist nicht nach Hause gekommen" erklärte sie ruhig. "WAS?" riefen die drei Mädchen aufgeregt. Irma nickte betrübt. "Ihre Mutter hat eben angerufen und mir gesagt dass sie nicht nach Hause gekommen sei." "Hast du denn schon versucht sie zu erreichen?" fragte Taranee nachdenklich. Irma schüttelte verlegen den Kopf. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht... Sie war sich sicher dass Susan versucht hatte ihre Tochter über Handy zu erreichen, aber als Wächterinnen hatten sie eine sehr viel zuverlässigere Möglichkeit. "Dann versuchen wir es" schlug Hay Lin vor und reichte Irma und Taranee die Hände, zu viert bildeten sie eine Kreis und auf Taranees Zeichen konzentrierten sie sich auf Will. //WILL? KANNST DU UNS HÖREN?// Doch sie erhielten keine Antwort. Die vier Mädchen versuchten es erneut, diesmal viel lauter als vorher, doch wieder blieb die Antwort aus. "Nun ist es offiziell" stellte Taranee sachlich fest. "Will kann uns nicht hören..." "Und... und was bedeutet das?" fragte Hay Lin ängstlich. Taranee zuckte nur mit den Schulter. "Tut mir Leid, aber das weiß ich nicht..." "Heißt... heißt dass das sie... tot sein könnte?" stammelte Irma. "Vielleicht kann sie uns nur nicht hören" versuchte Cornelia zu erklären, aber sie glaubte nicht daran. Ihr telepathischer Ruf war so laut gewesen, dass er ihr noch immer in den Ohren nachhallte. Will hätte weit außerhalb von Heatherfield sein müssen um ihn nicht zu hören. Hay Lin sank auf die Knie. "Und was sollen wir jetzt tun?" "Sie suchen" rief Irma laut. "Was sonst?" Cornelia schüttelte traurig den Kopf. "Aber wir wissen doch gar nicht wo und wie wir suchen sollen... Wir brauchen Hilfe..." Irma schlug wütend mit der Faust auf ihr Bett. "Und woher? Will hat das Herz, wir kommen hier nicht weg. Sollen wir etwa nur hier rum sitzen und warten?" fragte sie laut. "Irma hat leider Recht" warf Taranee ein. "Nur Will kann ein Portal nach..." Ein blendend weißer Blitz unterbrach sie. "… Kandrakar erschaffen..." vollendete sie ihren Satz nachdem das Leuchten verschwunden war. Plötzlich standen die vier im Garten der Festung von Kandrakar. "Wächterinnen!" rief das Orakel aufgeregt und begrüßte die vier Mädchen. Hay Lin warf sich ihrer Großmutter sofort um den Hals. "Oma, etwas schreckliches ist passiert!" Yan Lin nickte traurig. "Ich weiß. Will ist verschwunden..." "Ja, aber könnt Ihr sie nicht aufspüren, Orakel? Ihr könnt uns doch überall finden, egal wo und wann" warf Taranee ein, doch der traurige Blick des Orakels sprach Bände. "Ich habe es versucht, mehrmals, aber ich kann sie nicht finden, so als würde sie nicht existieren..." "Nicht... existieren...?" stammelte Irma traurig, ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Heißt... heißt dass... das sie... das sie..." ein Schluchzen durchlief ihren Körper. "...tot ist?" flüsterte Hay Lin, auch sie war den Tränen nah. "Nein, nein, auf keinen Fall" erklärte Yan Lin was die vier Mädchen aufatmen ließ. "Sie lebt, auf jeden Fall. Sie scheint nur jetzt gerade nicht zu existieren. Als wäre ihre komplette Existenz verborgen." "Aber sie lebt?" fragte Cornelia erleichtert. "Ja, aber wir wissen nicht wo sie ist..." "Wir?" hakte Taranee nach. "Natürlich. Als Orakel ist es meine Pflicht heraus zu finden wo Will ist. Nachdem ich vergeblich versucht habe sie zu finden, habe ich mich an Luba gewandt, um mich zu vergewissern dass Will noch lebt. Zum Glück leuchtete ihre Auramere noch, doch selbst damit konnte ich Will nicht finden." "Was? Ich versteh überhaupt nichts mehr" jammerte Irma und schüttelte den Kopf. "Die Auramere sind mit euch fünf verbunden. Und egal wo ihr seit oder was ihr macht, die Auramere zeigen es mir... doch Wills Auramere zeigt mir nichts, nur ein schwarzes Bild" erklärte Yan Lin traurig. "Und wie können wir sie dann finden?" warf Taranee ein und begann laut nachzudenken. "Ich meine, wenn Will verschwunden ist und weder das Orakel, noch ihre eigene Auramere sie finden kann, dann muss jemand oder etwas verhindern dass wir sie aufspüren, oder?" Yan Lin nickte langsam. "Das könnte sein, aber es müsste entweder ein unglaublich starker Zauberer, oder ein sehr mächtiges Artefakt sein, wenn es sogar die Auramere beeinflusst." "Das ist ja alles schön und gut, aber wie hilft uns dieses Gerede unsere Freundin zu finden?" fragte Irma leicht gereizt. Sie wollte nicht bloß rumstehen und diskutieren, sie wollte Handeln. "Außerdem" fügte sie noch hinzu, "Haben wir noch das Problem dass Wills Mutter auf einen Anruf ihrer Tochter wartet. Wir können ihr ja schlecht sagen dass ihre Tochter verschwunden ist, oder?" Kurz herrschte Stille. Irma hatte natürlich Recht, sie mussten entweder Will innerhalb der nächsten zwei Stunden finden, oder sie vorübergehend ersetzen... "Jetzt könnten wir einen Astralzwilling brauchen" murmelte Hay Lin. "Vielleicht haben wir etwas passenderes" sagte Yan Lin geheimnisvoll und ging auf die Festung zu. "Wartet kurz hier, Wächterinnen." Kaum war das Orakel verschwunden, legte sich eine eisiges Schweigen über die vier Mädchen. Sie machten sich schreckliche Sorgen um Will. Als Taranee seinerzeit entführt worden war, hatten sie wenigstens gewusst wo sie war, aber Will war spurlos verschwunden... und wenn selbst das Orakel nicht wusste wo sie war... sie wollten überhaupt nicht daran denken was mit Will passiert sein könnte... Wenig später kam das Orakel zurück, in Begleitung von... "Will?" fragte Irma und sprang auf, die anderen drei Mädchen folgten ihr. Gemeinsam musterten sie Will, oder das was aussah wie Will. "Das ist nicht Will" stellte Hay Lin fest. Obwohl das Mädchen vor ihr wie Will aussah und ebenfalls eine dunkle Leder-Jeans und ein schwarzes Top trug. "Das ist ein magischer Doppelgänger" erklärte das Orakel. "Sie ist ihr genaues Ebenbild, mit den selben Erinnerungen, allerdings fehlt ihr was." "Was?" fragte Cornelia und betrachtete die Doppelgängerin. "Sie ist nicht mehr als eine Puppe, zwar eine exakte Kopie, aber dennoch nicht echt. Anders als eine Astralzwilling hat dieses Wesen keinen eigenen Willen, sondern nur eine Version von Wills Willen, es ist ihr also föllig egal ob sie Will für ein paar Minuten oder viele Wochen ersetzten muss, es macht für sie keinen Unterschied. Außerdem hat sie nicht die Fähigkeiten und Kräfte wie die echte Will und ihr fehlt ein Stück von ihrem Gedächtnis, nämlich der Teil der passiert ist nachdem sie verschwunden ist." "Nachdem sie sich von mir und Irma getrennt hat, oder?" warf Hay Lin ein, ihre Großmutter nickte. "Genau, seit diesem Zeitpunkt haben wir sie verloren." "Das trifft sich gut" rief Irma freudig, was ihr sofort fragende Blicke einbrachte. "Ihre Mutter hat angerufen und wollte dass sie zurück ruft, weil ich ihr gesagt habe dass sie bei mir geschlafen hat" erklärte die Brünette. "Ich bin nach dem Kino mit zu Irma gegangen und habe dort geschlafen?" fragte die Doppelgängerin und die vier Mädchen erschraken ein wenig. "Genau, du wirst kurz anrufen und danach zu Will nach hause gehen. Dort wirst du ihr Zimmer aufräumen, danach deinen Badeanzug einpacken und den Tag im Schwimmbad verbringen" erklärte Cornelia bestimmt. "Im Schwimmbad? Was soll sie denn da?" fragte Taranee verwirrt. "Es ist doch Sonntag, heute ist das Bad dicht" ergänzte Hay Lin. Cornelia kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Nun ja... vielleicht nicht meine beste Idee, aber solange wir Will nicht haben sollte die Doppelgängerin so wenig Zeit wie möglich zuhause verbringen, für den Fall dass Will zurück kommt." "Aber sie könnte den Tag am Strand verbringen" schlug Irma vor, bereute es allerdings sofort wieder. Es war kalt und Regenwolken thronten über Heatherfield, kein normaler Mensch würde an so einem Tag am Strand sein wollen. "Wächterinnen, das ist völlig belanglos" stoppte Yan Lin die Unterhaltung. "Sie wird Wills Leben ganz normal fortführen. Ihr allerdings müsst die echte Will suchen!" "Und wie sollen wir das machen?" fragte Cornelia hitzig. "Wenn noch nicht einmal Wills Auramere weiß wo sie steckt?" "Das, Wächterinnen, kann ich euch leider nicht sagen" antwortete das Orakel betrübt und senkte den Kopf. "Aber ihr müsst es irgendwie schaffen. Vielleicht seit ihr ihre einzige Hoffnung..." Die Augen noch geschlossen und leise stöhnend, begann Will damit ihre Schläfen zu massieren. Sie hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Außerdem fühle sie sich müde, so als sei gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Sie öffnete vorsichtig ihre noch trägen Lider. Doch sie konnte nichts erkennen, sie sah nur dunkle Flächen und hellere Flächen. Hin und wieder unter den dröhnenden Schmerzen aufstöhnend, rieb sich Will die Augen. Sie spürte dass sie auf einer ebenen Fläche lag und scheinbar Richtung Decke schaute. Immer noch konnte sie nur dunkle und hellere Flächen sehen, die flackernd ineinander über gingen. Will schloss die Augen wieder. "Mir tut alles weh" stöhnte sie. Nachdem sie ein paar Minuten lang sanft ihre Schläfen und ihren Stirn massiert hatte, waren die Schmerzen hinter ihren Stirn so weit abgeklungen dass sie sie ignorieren konnte. Will schlug die Augen auf, ihre Sicht hatte sich verbessert. Sie konnte zwar noch nicht ganz klar sehen, es war als würde sie ein leichter Nebel umgeben, aber trotzdem konnte sie etwas erkennen. "Wo bin ich?" fragte sie mit zittriger Stimme während die sich umsah. Sie befand sich offensichtlich in einer Art Kellergewölbe oder so. Der Raum war aus dunklen Steinen gebaut, wie ein altes Gemäuer, und hatte die ungefähre Größe eines Fußballfeldes, eine einzige Tür konnte Will an einer der langen Seite erkennen. Die hohe Decke wurde von einigen dicken Halbbögen getragen, die im Abstand von ungefähr Neun Metern standen. Große Fackeln hingen an den Bögen und den Wänden dazwischen, spendeten aber nur wenig Licht. Dieser Ort jagte Will einen eiskalten Schauer über den Rücken und ließ sie erzittern. "Was ist das hier für ein Ort?" rief sie ängstlich in den Raum, doch sie erhielt keine Antwort... Will schloss die Augen und rieb sie sich erneut, dieser Nebel vor ihren Augen ließ den Ort geisterhaft erscheinen. Als sie die Augen wieder öffnete war der Nebel immer noch da. Auch wenn er nur schwach war, irgendwie schien er fast materiell... "Als könnte ich ihn anfassen" flüstere der Rotschopf und streckte vorsichtig die Finger aus... ...und zuckte zusammen als sie einen eisigen Widerstand spürte. "Eine Wand?" hauchte Will und legte beide Hände daran. Sie fuhr die Wand nach, soweit sie konnte. Nach einer Minute hatte Will das Ausmaß der Wand erkannt. Sie befand sich in einer Art Blase mit ungefähr Drei Metern Durchmesser, die knapp über dem Boden schwebte, was Will erst später bemerkte. Sie war gefangen... "Verdammte Blase" murmelte Will und griff in ihre Jackentasche... "Es... es ist weg..." stammelte sie nachdem sie das Herz nicht in ihrer Hand materialisieren konnte. "Vielleicht.... vielleicht hab ich es in eine andere Tasche gesteckt" rief sie panisch und suchte in den anderen Jackentaschen, doch es war weg... "Verdammt!" fluchte sie und legte die Hände zusammen. Sie konzentrierte sich auf das Herz, dass es in ihren Händen erscheinen soll, doch es kam nicht, es war verschwunden. "Erst muss ich hier raus" erklärte sie mit fester Stimme. Sie öffnete ihre rechte Handfläche und sofort knisterten kleine, weißrosane Energieblitze in ihrer Hand, die, sich um sich selbst windend, über ihre Handfläche tanzten. Will richtete ihre Hand auf die Wand und entließ den Energieblitz, der knisternd gegen die Wand prallte, sie durchdrang, und dann über die Oberfläche der Blase tanzte, ohne diese zu beschädigen... Das rothaarige Mädchen fuhr prüfend mit den Fingern über die Stelle wo ihr Blitz getroffen hatte. "Nichts... nicht mal ein Kratzer..." stellte sie niedergeschlagen fest. Doch Will wollte nicht aufgeben. Sie streckte beide Hände von sich und ließ erneut ihren Kräften freien Lauf. Knisternd sammelte sich Energie, die nicht nur über ihre Handflächen sprangen, sondern auch von der einen Hand in die anderen hinüber sprangen. Will konnte spüren wie die elektrische Energie sie umgab. Beide Hände nach vorne streckend jagte sie den Blitz krachend gegen die Blase. Wie bei ihrem ersten Versuch prallte die Blitzlanze gegen die Innenseite, doch er durchdrang sie nicht... Der Blitz zerplatzte in dutzende kleine Ladungen, die die Barriere entlang krochen und sich dann entluden... Will schrie unter Schmerzen auf, als viele kleine Blitz ihren ganzen Körper wie brennende Nadeln trafen. Keuchend und unter der Energie zitternd sank Will auf die Knie. Tränen füllten ihre Augen und ihr ganzer Körper schmerzte. Einige Minuten lang lag Will keuchend und japsend auf dem Boden während die Nachwirkungen der Energieblitz langsam schwächer wurden. Zwar brannte ihr Brustkorb immer noch und ihre Arme und Beine fühlten sich taub an, aber zu mindestens der Schmerz hatte nachgelassen. Erst als sie wieder ohne Schmerzen atmen konnte rappelte sie sich auf und setzte sich an so an die Wand, dass sie sich anlehnen konnte. "Wie konnte das nur passieren?" murmelte sie und dachte zurück an die dunkle Gasse... - - - Sie spürte die Anspannung in ihrem Körper und ihr Atem beschleunigte sich. Von der Dunkelheit umschlungen glaubte Will die lauernde Bestie direkt vor sich zu sehen.... Sie konnte sich nicht mehr bewegen, war plötzlich starr vor Angst... "Hallo, Will Vandom..." Mit einem erschrockenen Aufschrei drehte will sich ruckartig um. Ihr Herz schlug wie wild und sie zitterte am ganzen Körper. "Aber das ist doch kein Grund hier so herum zu schreien Will. Es gibt Menschen die versuchen zu schlafen..." sagte eine dunkle Stimme. "Wer... wer ist da?" rief Will mit zitternder Stimme. Plötzlich war alles um sie herum dunkel, die Straßenlaternen die eben noch einige Zentimeter der Gasse erleuchtet hatten, spendeten nun kein Licht mehr. "Hast du Angst, Will Vandom?" fragte die Stimme, sie schien näher zu kommen. Will atmete heftig und ihre Hände zitterten. Sie war starr vor Angst und brachte kein Wort heraus. "Warum so schweigsam, Will? Sag mir nicht dass die Wächterin des Herzens die Finsternis fürchtet" höhnte die Stimme und zwei kleine rote Punkte erschienen in der Unendlichkeit der Finsternis. Die Rothaarige krallte ihre Hand so fest um das Herz, dass es weh tat. Ihre Augen fixierten die roten Punkte die größer wurden... oder näher kamen...! Will wich einen Schritt nach hinten aus. "Du hast Angst vor der Dunkelheit?" fragte die Stimme, die scheinbar von den roten Punkten kam. "Dann sollte ich für ein wenig Licht sorgen!" Links und rechts an der Wand, keine zwei Meter von Will entfernt, erschienen plötzlich schwarz-violette Flammen, von gut einem Meter Höhe. Obwohl sie bedrohlich und finster aussahen spendeten sie gerade genug Licht sodass Will die Umgebung sehen konnte. "Besser?" fragte die Stimme fast fürsorglich und Will drehte sich um und erschrak ein wenig. Vor ihr stand ein junger Mann, mit einem langen, schwarzen Pferdeschwanz und blutrot leuchtenden Augen. Will rührte sich nicht, sie starrte auf den schwarzen Mantel und die unheimlichen Augen. Und als der Mann näher kam wich Will instinktiv einen Schritt zurück. "Hast du Angst?" Will antwortete nicht. Sie wusste nicht ob sie sich vor diesem Mann fürchten sollte oder nicht, denn bis auf diese geisterhaften Augen sah er eigentlich ziemlich normal aus. Trotzdem verspürte sie bei seinem Anblick eine höllische Angst, die sehr viel größer und stärker war als alles was sie früher gespürt hatte. Größer als die Angst vor Phobos, größer als die Angst vor dem Ragorlang sogar größer als die Angst die sie um ihren kleinen Bruder gehabt hatte als er entführt worden war. "Sag mir nicht dass die große Wächterin des Herzens sich vor Furcht nicht rühren kann." "Nei... nein" stammelte Will, nachdem sie endlich genug Mut aufgebracht hatte. "Gut, dann sollten wir anfangen" erklärte der Mann und tat einen Schritt nach vorne. "Komm nicht näher!" rief Will und umklammerte das Herz fester. Sofort blieb der Mann stehen. "Wer bist du?" fragte sie mit neu gefundener Stärke. "Oh, verzeih mir meine Unhöflichkeit. Ich habe leider keinen Namen den ich in deiner Welt aussprechen könnte, deshalb kannst du mich einfach Shade nennen." Er machte eine tiefe Verbeugung. "Shade? Das klingt nicht sehr gesellig. Was willst du?" Plötzlich fühlte Will nicht mehr diese Angst die sie umgeben hatte. "Ich will nur reden" versicherte Shade. "Reden? Du überraschst mich von hinten, mitten in der Nacht und in einer dunklen Gasse, nur um mit mir zu reden?" fragte Will argwöhnisch. Shade nickte. "Ja, ich will nur reden" erklärte er und machte einen Schritt in Wills Richtung. Sofort streckte Will ihre Hand aus und kleine Energieentladungen knisterten in ihrer Handfläche. "Bleib stehen!" Shade machte einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. "Wie du willst, Will." "Woher kennst du meinen Namen?" fragte Will. Das war die erste Frage die ihr einfiel, die sie beantwortet haben wollte. Langsam griff Shade in seinen Mantel und zog etwas hervor, dass er Will entgegen warf. Das Mädchen fing es in der Luft und starrte etwas ungläubig auf zwei grüne Karten von der Größe einer Spielkarte. Auf der ersten Karte war Will zusehen, in ihrer Wächterinnengestalt, über dem Bild stand 'Will – Die Anführerin', auf der zweiten war ein ebenfalls ein Bild von ihr, allerdings ein ganz normales, mit dem Titel 'Will Vandom – Die wahre Gestalt'. Will atmete tief ein. Sie kannte diese Art von Karten, einer der Diener der weißen Königin hatte solche gehabt. "Du erkennst sie?" fragte Shade lächelnd und Will nickte langsam. "Woher hast du die?" Plötzlich war ihre Selbstsicherheit gesunken. "Das ist unwichtig, hier und heute geht es nur um dich" erklärte Shade. "Denn es sollte immer nur um dich gehen!" "Was?" fragte Will verwundert. "Du bist das Wesen dass die vier Elemente vereint, das Wesen dass über Feuer und Wasser, über Wind und Erde gebietet, und so solltest du auch behandelt werden!" "WAS?" rief Will komplett verwirrt. Sie verstand nicht was dieser Mann von ihr wollte. "Du bist diejenige die alle Elemente in sich selbst vereinigen sollte" erklärte Shade. "Stell dir die Macht vor die du in den Händen halten würdest. Deine Freunde würden dich bewundern, deine Feinde würden dich fürchten, sogar das Orakel müsste sich deiner Macht beugen." Will schüttelte heftig den Kopf. "Ich will und ich brauche diese Macht nicht. Ich und die anderen Wächterinnen haben bis jetzt jeden Feind bezwungen, im Team!" rief sie. Shade lachte laut auf. "Team? Fünf Wächterinnen, von denen jede ihre eigene Schwäche hat, damit wollt ihr gewinnen? Das ich nicht lache. Du könntest alle Elemente in einem vereinen, fünf Stärken, nur eine Schwäche, das ist echte Macht!" "Ich kämpfe nur im Team. Solch eine Macht zerstört den Menschen der sie trägt. Nerissa wurde auf diese Weise zu einem Monster, und Phobos wollte auch immer mehr Macht haben. Das will ich nicht" schrie Will, ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. "Aber denk doch mal nach, Will" beharrte Shade. "Du trägst das Herz, deine Macht ist am stärksten. Glaubst du wirklich dass die anderen nie daran gedacht hätten diese Macht zu bekommen?" Will Kopf hatte sich hoch rot verfärbt, während sie Shade anschrie. "Du hast absolut keine Ahnung, meine Freundinnen sind gewissenhafte Wächterinnen, keine von ihnen will meine Kräfte haben!" "Arme Will" höhnte Shade. "Du verteidigst deine Freundinnen, die dich jederzeit hintergehen würden, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bieten würde!" "Halt's Maul" schrie Will wütend und ein Energieblitz durchschnitt die Luft. Shade fing den Blitz mit der Handfläche ab, die Entladung schlug ein, und verschwand. "Schade das es so weit kommen musste" sagte Shade mit trauriger Stimme. Seine Augen flammten auf und er trat einen Schritt näher an Will heran. Ängstlich wich die rothaarige zurück. Doch die Wut die sie spürte lies kleine Energiespitzen über ihre Haut tanzen. "Törichtes Mädchen. Du hättest mein Angebot annehmen sollen! Jetzt muss ich dir leider weh tun!" sprach Shade mit fester Stimme. Ein eisiger Schauer jagte Will den Rücken hinunter, doch sie wich nicht zurück, sie griff an. Sie jagte einen Energieblitz gegen Shade, ein zweiter und ein dritter folgte... doch Shade fing sie alle ab. Dann ging er zum Angriff über, eine schwarz-violette Flamme erschien in seiner geöffneten Hand und schoss auf Will zu. Ganz Knapp konnte sie ausweichen indem sie zur Seite sprang. Beim Aufkommen rutschten Wills Füße über den nassen Boden, wobei sie die Macht des Herzen von Kandrakar entfesselte. Mächtige Blitzbögen zuckten aus dem Kristallanhänger, sprangen ihren Arm entlang und entluden sich über ihre andere Hand auf Shade. Wieder versuchte er die Blitze abzufangen, aber diesmal zuckte er beim Einschlag leicht zusammen. 'Treffer' dachte Will triumphierend und wich erneut einem dunklen Feuerball auf "Du bist schnell, Will. Aber wer auf einen Dolch im Rücken achten muss, muss wohl flink sein" höhnte Shade. Kalte Wut stieg in Will auf und elektrisierte ihren ganzen Körper. "Hör auf so über meine Freundinnen zu reden!" fluchte sie und hielt sich das Herz vor die Brust. "Witch" flüsterte sie und wurde von einem hellblauen Licht erfasst. Sie spürte wie die Kraft des Herzen sie durchströmte, ihren Körper wachsen ließ und ihre Kleidung durch den magischen Stoff ihrer Uniform ersetzt wurde. "Du hättest nicht so über meine Freundinnen reden sollen" knurrte sie und jagte Shade einen Kugelblitz entgegen, der ihn einige Meter nach hinten warf. Voller Genugtuung griff sie nach ihrer Bola... und griff ins leere. "Wo... wo ist sie?" fragte sie, mehr sich selbst als jemand anderen, als sie ihre Waffe nicht an ihrem Handgelenk finden konnte. Shade trat näher an Will heran und Feuerbälle flackerte in seinen Handflächen auf. "Deine magischen Waffen und Artefakte sind in meiner Nähe wirkungslos" erklärte er grinsend. "Aber ich bin ja ziemlich beeindruckt dass das Herz seine volle Kraft entfalten konnte." Ohne Vorwarnung ließ er die dunklen Flammen auf Will los. Sie konnte nur knapp ausweichen indem sie sich kraftvoll vom Boden abstieß. Sie schwebte knapp einen Meter über zwei dampfenden Löchern im Boden. "Unterschätz mich nicht!" schrie Will und zwei weitete Blitze fanden ihren Weg. Wieder blieb der gewünschte Effekt aus, Shade wurde zwar ein wenig zurück geworfen, aber die meiste Energie ihres Angriffes schien in seiner Handfläche zu verpuffen. 'Mist, was soll ich nur machen?' fragte sie sich selbst und kam nur zu einem möglichen Schluss... Sie sammelte Energie in ihren Händen, legte diese dann zusammen und entfachte einen gigantischen Fächerblitz, der nicht nur ihren Feind, sondern auch den Boden und die Wände traf. Kaum hatte der Blitz ihre Hand verlassen flog Will nach oben, über die Dächer der Häuser. Und was sie dort sah ließ sie erschaudern. Es war als befände sich sich unter einer schwarzen Kuppel mit mindestens fünfzig Metern Durchmesser. Überall brannten diese geisterhaften, schwarz-violetten Flammen und erhellten die Gegend. "Was... ist das...?" "Du kannst nicht entkommen" erschien eine Stimme hinter ihr. Sofort drehte Will sich um, und sah den Feuerball zu spät. Sie ließ sich fallen und die Flamme traf sie nur an der linken Schulter. Sie schrie auf. Dort wo die flammende Kugel sie getroffen hatte brannte ihre Haut, bis tief auf den Knochen hinab, als würde flüssiges Magma in ihren Arm tropfen. Mit Schmerzverzerrten Gesicht und Tränen in den Augen hielt sie sich die getroffene Stelle und sank immer tiefer. Bis sie schließlich wieder in der Gasse landete. "Verdammt..." knurrte sie. ein wenig heftiger atmend und warf einen Blick auf ihre Schulter. Der Stoff war zwar leicht angesengt, aber ansonsten war ihre Schulter völlig in Ordnung, so als hätte der Feuerball nur ihren Körper im inneren verletzt. "Mein Feuer fügt dir zwar Schmerzen zu, aber es verletzt deinen Körper nicht" erklärte Shade nachdem er wieder in der Gasse gelandet war. Auf seinem Rücken brannten zwei flammende Schwingen. Mit zwei schnellen Schritten stand er vor ihr und packte sie am Hals. Ohne Mühe hob er das Mädchen auf Augenhöhe herauf. Will wurde panisch als ihre Kehle zugedrückt wurde. Sie konnte kaum atmen und Tränen füllten ihre Augen. "Es tut mir Leid dass es so weit kommen musste" bedauerte Shade mit einem Grinsen. "Mir... auch..." keuchte Will und krallte beide Händen in Shades Arm. Dort wo Ihre Finger den Arm berührten flackerten kleine Elmsfeuer auf. Energiespitzen jagten durch den Arm und verteilten sich im ganzen Körper. "Miststück" schrie Shade unter Schmerzen und schleuderte Will gegen eine Wand. Der Rotschopf stöhnte auf als ihr Rücken auf die Mauer prallte. Hustend und sich die schmerzende Kehle reibend sank sie zu Boden. Doch sie hatte keine Zeit zum Ausruhen. Will rappelte sie auf und kaum dass sie wacklig auf den Beinen stand, jagte sie erneut Energieblitze gegen Shades Seite. 'Und jetzt weg hier' dachte sie und erhob sich in die Lüfte. Sie musste fliehen, egal wo hin, einfach nur weg. "Du bist stark! Aber dein Dickkopf wird dir zum Verhängnis werden!" Will zuckte zusammen als sie von hinten an den Hals gefasst wurde. "Lass mich los" schrie sie und wand sich gegen den Griff, aber der war zu stark. Dann schrie sie auf als sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte. Ihre Wirbelsäule schien zu brennen, ihre Schulterblätter schmerzten, ihr ganzer Rücken schien in Flammen zu stehen. Will konnte nicht atmen, sie konnte nicht denken, sie schrie nur so laut sie konnte, bis ihre Lungen leer waren. Nach einer halben Minute, die Will wie Stunden vorkam, verebbte der Schmerz. Sie zitterte am ganzen Körper, ihr Atem ging nur noch Stoßweise und Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie war erschöpft und nur die Hand von Shade hielt sie noch in der Luft, zehn Meter über der Gasse. Shade drehte Will so dass sie ihm in die blutroten Augen sehen musste. "Wirst du nun das tun was ich von dir will?" fragte er mit finsterem Blick. "… nein..." keuchte Will mit zitternder Stimme. Ihr Blick war verschwommen, sie konnte ihren Gegenüber kaum noch erkennen. "Wie bedauerlich..." Plötzlich schaute Will nach unten, sie fiel... doch sie konnte sich nicht bewegen... Ein brennender Schmerz traf sie zwischen den Schultern... dann wurde alles schwarz. Will spürte nicht mehr wie sie auf dem matschigen Boden aufschlug. - - - Das war das letzte woran Will sich erinnern konnte. Sie war gefallen und dann musste sie das Bewusstsein verloren haben. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie weggetreten war, oder was nach ihrem Blackout passiert war. Sie wusste nur dass sie irgendwie in dieses Gewölbe gekommen war und in eine Blase gesperrt wurde. Sie war also eine Gefangene... --- AN: So, endlich... das hat länger gedauert als geplant... Was soll ich jetzt noch sagen? Vielleicht einen Dank an Valves, weil sie ohne zu meckern das Zeug liest dass mein Hirn produziert und beim betalesen gute Arbeit leistet. Und einen Dank an Silberbullet für den ersten Kommentar^^ Bis dahin: Lebt wohl Kapitel 3: Hass I - Neid ------------------------ Kapitel 3 Hass I - Neid Nachdem das Orakel die fünf Mädchen wieder zurück in Irmas Zimmer geschickt hatte, hatten Cornelia und Irma sofort das Ruder in die Hand genommen und die nächsten Schritte geplant. Die Doppelgängerin wurde nach Hause geschickt um Wills Mutter und Dean zu beruhigen. Sie sollte den Rest des Tages und den Sonntag zuhause verbringen und dann, sollte es nötig sein, an den Wochentagen sofort nach der Schule in die Schwimmhalle gehen und dort bleiben. Die Wächterinnen würden inzwischen alles mögliche tun um Will zu finden. Nachdem die Doppelgängerin gegangen war, teilten die vier Mädchen sich auf. Sie flogen jede in eine andere Himmelsrichtung, in der Hoffnung Will so zu finden... auch wenn sie nicht wussten wie, oder wonach die suchen sollten... Am Nachmittag trafen sich die vier Mädchen, wie vorher telepathisch vereinbart, vor einer kleinen Bäckerei um ihre Informationen zusammen zu tragen und zu beratschlagen was sie als nächstes tun sollten. "Also" eröffnete Taranee das Treffen. "Ich war bei der Schwimmhalle, bin von dort zum Kino gegangen und hab in der Umgebung von Wills Wohnung gesucht und immer wieder mental nach ihr gerufen, doch nirgends hab ich eine Antwort bekommen" erklärte sie. "Das selbe gilt für mich" warf Hay Lin ein. "Ich hab beim Kino angefangen und dem Wind gelauscht. Zuerst hat er mir den Weg gezeigt den Irma und ich mit Will zusammen gegangen sind, dann hat der Wind sie verloren..." "Verloren?" fragte Irma. "Wie das? Dass das Orakel Will verlieren kann, kann ich mir noch irgendwie vorstellen, aber der Wind? Der ist doch allgegenwärtig, oder?" "Dann wurde Will von einem äußerst mächtigen Magier entführt" schlussfolgerte Taranee. "Warum?" kam die prompte Frage der drei anderen. Taranee rückte ihre Brille zurecht und begann dann mit der Erklärung. "Ganz einfach! Das Orakel sagte dass entweder ein Magier, oder ein Artefakt dafür verantwortlich sei dass Will unauffindbar ist. Wenn wir an die Auramere denken, dann klingt ein Artefakt logisch, ein Gegenstand der teilweise die Verbindung zwischen Will und ihrer Auramere trennt. Aber solch ein Gegenstand müsste sich nah bei Will befinden. Da aber die Auramere und sogar der Wind Will einfach so verloren hat, muss es jemand sein, der Wills Verschwinden irgendwie beeinflussen kann..." "Aber dann können wir Will doch gar nicht finden, oder?" fragte Hay Lin niederschlagen. "Doch! Wir werden sie finden" rief Irma und sprang auf. "Und wenn wir die ganze Stadt auf den Kopf stellen müssen!" Cornelia nickte anerkennend. "Natürlich werden wir weiter suchen, auch wenn wir sie vielleicht nicht finden..." "Und wie wir sie finden!" schrie Irma. "Wie könnt ihr Will nur so im Stich lassen?" "Wir lassen sie nicht im Stich" protestierte Hay Lin. "Wir sind nur realistisch" erklärte Cornelia sanft. "Aber wir suchen auf jeden Fall weiter" versicherte Taranee. Nach der Diskussion beratschlagten die vier wie sie weiter vorgehen sollten. Da sie absolut keine Ahnung hatten wo sie suchen sollten, kam Cornelia mit einer vielleicht vielversprechenden Idee. Die blonde Wächterin hatte eine Karten von Heatherfield besorgt und gemeinsam hatten die vier Mädchen angefangen mögliche Versteckte vom Wills Entführer einzuzeichnen. Sie kreisten alle Gebiete ein die auch nur im entferntesten als Unterschlupf dienen konnten: alte Fabriken, verfallene Lagerhäuser, leerstehende Häuser, eben alles was ihnen so einfiel. Sogar eine leerstehende Mühle etwas außerhalb von Heatherfield und alle möglichen unerkundeten oder unbekannten Orte, die ihnen, von ihren Ausflügen in den Untergrund, noch einfielen. Am Ende war die Karte mit so vielen roten Markierungen versehen, dass sie laut aufstöhnten. "Wir werden Wochen brauchen..." seufzte Hay Lin. Will schreckte hoch. Sie war wohl eingenickt. Immer noch schmerzten ihre Arme und Beine ein wenig und sie fühlte sich schwach. Der Kampf gegen diesen scheinbar unschlagbaren Gegner hatte sie wohl mehr mitgenommen als sie sich eingestehen wollte. Außerdem hatte ein seltsames Unbehagen sich in ihrer Brust eingeschlichen, da sie das Herz verloren hatte... "Gut, du bist wach!" Will drehte sich ruckartig um. Shade plötzlich stand bei ihr. "Wie fühlst du dich?" fragte er sanft, was Will mit einem verachtungsvollen Blick kommentierte. "Ja, großartig..." schrie sie. "Ich wurde angegriffen, bin einen Seifenblase aufgewacht, musste feststellen dass du mir das Herz gestohlen hast und habe mich dann mit meinen Blitzen fast selbst gegrillt, aber sonst geht es mir super!" "Jetzt bist du aber unfair, Will" sagte Shade mit einem betrübten Lächeln. "Unfair?" rief Will aufgebracht. "Das ich hier feststecke ist ganz alleine deine Schuld, du Monster!" "Also eigentlich ist das alles deine Schuld, Will Vandom. Hättest du mein Angebot angenommen, hätte ich nicht gegen dich kämpfen müssen. Hättest du mich nicht mit deinen Blitzen malträtiert, hätte ich dich nicht einsperren müssen. Und dafür dass du versucht hast die Blase zu sprengen, kann ich doch nichts." "Also gibst du zu dass du mir das Herz gestohlen hast?" fragte Will vorwurfsvoll. "Nein, das Herz liegt hier" erklärte Shade und beschrieb mit der Hand einen Halbkreis. Eine einfacher Holztisch erschien aus dem Nichts, gut einen Meter von der Blase entfernt. Dort drauf lag, unverkennbar, der Kristallanhänger. "Das Herz" hauchte Will und warf sich gegen die Wand ihrer Gefängnisses. "Wenn du das Herz hast, wozu brauchst du mich?" Shade schüttelte den Kopf. "Ich will das Herz überhaupt nicht." "Nicht!" fragte der Rotschopf überrascht. "Wieso nicht?" "Weil ich die Regeln kenne. Wenn ich dir das Herz abnehmen, dann kehrt es zu dir zurück. Wenn du mir das Herz gibst, weil ich dich irgendwie dazu zwinge, wird es mich angreifen und dann zu dir zurück kehren. Und wenn ich es finde und dir nicht wiedergeben..." "… kehrt es zu mir zurück" vollendete Will den Satz. Sie wusste zwar was Shade sagen wollte, aber nicht was er damit bezwecken wollte. "Das Herz ist für mich nur so eine Art Druckmittel" erklärte Shade gelangweilt und schritt langsam um Wills Gefängnis herum. "Druckmittel?" "Genau. Aber ich hab weder die Zeit, noch die Geduld dir das jetzt alles zu erklären, deshalb verkürze ich das ganze ein wenig: Wirst du die anderen Elemente in das Herz aufnehmen, sie vereinen und dann zur Herrscherin über alle fünf Elemente werden?" "Nein, warum sollte ich? Wir sind ein Team und..." Shade schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. "Das habe ich mir leider schon gedacht." In seiner Stimme klang echtes Bedauern mit. "Aber, dass ist nicht so schlimm. Wenn du die Elemente nicht verbinden willst, dann muss ich eben die anderen Wächterinnen finden und sie überzeugen." Shade sprach das letzte Wort so düster aus, dass es Will einen kalten Schauer über den Rücken jagte. "Was... was... was meinst du damit?" stotterte sie und starrte in die kalten leeren Augen von Shade. Ein finsteres Lächeln huschte über Shades Gesicht. "Was glaubst du? Ich werde sie das selbe fragen wie dich und dann..." "Wirst du sie angreifen?" fragte Will böse. "So wie du es bei mir getan hast?" Sie schlug wütend mit der Faust gegen die Barriere. "Du willst dass ich dir helfe meine Freundinnen anzugreifen? Das kannst du vergessen" schrie sie. Ein kurzes Schweigen entstand zwischen den Beiden, in denen Shade erneut langsam die Kuppel umrundete. "Weißt du, Will, ich wusste dass du loyal und dickköpfig bist. Aber keine dieser Eigenschaften wird dir helfen. Deshalb mache ich dir die Entscheidung einfach. Ich werde dich fragen, und du wirst mit den Konsequenzen leben müssen. Und wenn es sein muss, frage ich dich nicht nur einmal, sondern hundert Mal. Also: Wie heißen die anderen Wächterinnen?" Will schüttelte den Kopf. "Das werde ich dir nicht verraten!" rief sie wütend. "Schade!" Shade legte eine Hand auf Wills Gefängnis. Will schrie laut auf als die Oberfläche der Blase unter hunderten schwarzen Blitzen knisterte. Es war als würden unzählige kleine Blitze in jeden Zentimeter von Wills Körper einschlugen. Ihre Haut brannte und ihre Muskeln schmerzten. Das Mädchen schrie so laut sie konnte, bis ihre Lungen aufgaben. Will sank erschöpft auf die Knie als die Blitze nach einer endlosen Sekunde verschwanden und die Schmerzen verebbten. Schwer atmend und eine Hand auf den Brustkorb pressend, lag Will auf dem Boden. Shade gab ihr einige Minuten um sich zu erholen, bevor er erneut das Wort an sie richtete. "Das war nur ein Bruchteil der Schmerzen die ich dir zufügen kann. Also tu uns beiden den Gefallen und beuge dich einfach." Will kämpfte sich in eine kniende Position hoch. "Damit du meinen Freundinnen das selbe antust wir mir? Das kannst du vergessen!" Sie versuchte drohend und laut zu klingen, doch ihre Kehle schmerzte, sodass es nur ein lautes krächzen war. Shade schüttelte traurig den Kopf. "Wieso tust du das?" fragte er und legte erneut die Hand an die Barriere. Blitze schlugen in die Blase ein und Will fiel nach vorne über. Ihr Körper zuckte unkontrollierbar und ihre Schmerzensschreie hallten durch das Gewölbe. Die zwei Sekunden die die Folter dauerte vergingen so langsam, dass Will glaubte zu sterben. Ihr Körper schmerzte, als würde er in Flammen stehen. Erst als die Blitze versiegten und die Schmerzen verschwanden, hörte Will auf zu schreien. Tränen liefen ihr über die Wangen und Will keuchte so heftig, dass sie glaubte ihre Lungen würden reißen. "Wirst du mir jetzt die Namen geben?" fragte Shade leicht gereizt, doch als Antwort erhielt er nur ein abgehacktes Keuchen und schmerzverzerrtes stöhnen. Will brauchte einige Zeit um sich auf die Ellbogen zu stützen und Shade aus, mit Tränen verschmierten und voller Hass funkelnd Augen anzustarren. "… nein..." hustete sie und spuckte ein paar Tropfen Blut. Unter schmerzhaftem Stöhnen wälzte Will sich auf den Rücken, ihr Atem ging heftig und ruckartig. "Ich kann... kann nicht zulassen... das... du... ihnen... weh tust..." keuchte sie. Will war müde, erschöpft und körperlich am Ende. Jedes mal wenn sie Luft holte durchzuckte ein stechender Schmerz ihren Brustkorb, ihre Arme und Beine fühlten sich taub an und ihr ganzer Körper zitterte... dennoch konnte sie einfach so aufgeben. Als Anführerin musste sie ihre Freundinnen schützen... "Will, deine Beharrlichkeit ist beeindruckend. Die meisten meiner Opfer sind bereits nach der ersten Folter gebrochen, der Rest stirbt nach der zweiten. Aber das du jetzt immer noch schweigst, ist wirklich beeindrucken." "Ach ja...?" stöhnte Will. "Ja, deshalb gebe ich dir hier und jetzt noch einmal die Chance. Sag mir die Namen und ich sorge dafür dass die Schmerzen verschwinden." "Nein...!" stöhnte sie mit schwacher Stimme und schloss die Augen. Sie wusste was nun folgte... Die Schmerzen waren so stark, dass sie nicht einmal mehr schreien konnte. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich, es war als würde sie brennen, als würde Lava durch ihre Adern fließen, ihre Organe verbrennen und ihre Muskeln schmelzen. Doch die unerträglichen Schmerzen währten nur einen Augenblick, danach bekam Will nichts mehr mit... Erschrocken schlug Will die Augen auf und eine fast unnatürliche Ruhe überkam sie. Sie schaute in einen fast wolkenlosen Himmel, umrahmt von dutzenden Baumkronen. Unter ihren Händen spürte sie weiches Gras, wie es sacht ihre Handflächen kitzelte. Will setzte sich auf und sah sich um. Was sie sah verschlug ihr fast den Atem. "Wunderschön" hauchte sie. Sie saß auf einer großen Lichtung mit einer saftig grünen Wiese, hunderte bunter Blumen färbten die Lichtung wie ein Regenbogenmeer. Tief einatmend stand Will auf. Es roch nach Frühling, Schmetterlinge flogen durch die Luft und die Blumen verbreiteten einen süßer Duft. Der ganze Ort gab Will ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. "Will?" Der Rotschopf drehte sich um. Am Ende der Lichtung, kaum zehn Meter von ihr entfernt, und zwischen zwei großen Bäumen, stand... "Cornelia?" fragte Will ungläubig. Die blonde Wächterin kam näher und setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf. "Natürlich, wer den sonst?" fragte sie gekränkt. Will hob abwehrend die Hände. "Nein, so meinte ich das nicht. Ich war nur überrascht dich hier zu sehen" erklärte sie schnell. Cornelia nickte kurz lächelnd, dann wurde sie wieder ernst. "Will? Wie bist du eigentlich hier hin gekommen?" Das Mädchen schüttelte sanft den Kopf. "Das weiß ich nicht. Ich bin... hier aufgewacht..." stammelte sie. Ihr fehlten die Erinnerungen, alles war wie hinter einer weißen Nebelwand. "Aufgewacht?" "Ja... ich bin... ich habe... ...Shade...!" Das letzte Wort flüsterte sie nachdem sie die Erkenntnis wie ein Blitz getroffen hatte. "Nach dem Kino," begann sie, "hat mich so ein Kerl in einer Gasse angesprochen. Es kam zu einem Kampf... und ich habe verloren... danach bin ich hier aufgewacht..." "Verloren?" fragte Cornelia. "Ich wusste schon immer das du Schwach bist! Dabei solltest du als Anführerin doch stärker sein!" "Schwach?" echote Will. "Du glaubst tatsächlich dass ich schwach bin?" Cornelia lachte kurz auf. "Glauben? Nein, ich weiß dass du zu schwach bist!" antwortete sie kühl. "Ach Ja?" Will Stimme wurde lauter. "Ich soll schwach sein? Hat Matt nicht gesagt dass meine Kräfte die stärksten seien? Und war ich nicht diejenige die sich ganz alleine aus den Fesseln von Meter befreit hat?" "Wenn Matt mein Freund wäre, hätte er das selbe über meine Kräfte gesagt" konterte Cornelia. "Und wenn du ehrlich bist, dann würdest du dir eingestehen dass du als Anführerin vollkommen versagst!" "Was?" schrie Will. "Ich versage? Ich bin eine gute Anführerin!" Wills Hände, zu Fäusten geballt, zitterten leicht. Wie konnte Cornelia nur so etwas sagen? Wut kochte in ihr hoch. "Deine Fähigkeiten sind erbärmlich, deine Kräfte schwach und deine Führungsqualitäten sind gleich Null" höhnte Cornelia, was Wills Gesicht zu einer Maske aus Wut verzerrte. "Erinnerst du dich noch an deinen Astralzwilling? Alles was du hinbekommen hast war eine leere Hülle, die dir ähnlich sah" Sie machte eine kurze Pause in der sich ihre Lippen zu einem Lächeln verformten. "Nein, eigentlich war dein Zwilling eine perfekte Kopie!" Sie lachte laut auf. "Was erlaubst du dir?" schrie Will und eine Träne kullerte ihre Wange hinab. "Mein Zwilling war nur deshalb so schlecht, weil ich auf keinen Fall versagen wollte!" "Selbstzweifel" erklärte die blonde Wächterin sachlich. "Das ist der erste Weg zur Einsicht. Du wusstest dass dein Zwilling genau so eine Niete sein würde wie du, deshalb war er auch nur eine dumme Puppe. Sieh es doch ein, deine Kräfte sind schwach und als Anführerin bist du eine totale Versagerin! Ich hätte das Herz bekommen sollen!" "Nein!" schluchzte Will. "Du wärst eine schlechte Anführerin, dir geht es nur um Macht..." "Macht? Nein, mir geht es darum eine gute Anführerin zu haben. Eine die Entscheidungen treffen kann wenn sie getroffen werden müssen." Sie funkelte Will böse an. "Du willst immer abwarten und sehen was passiert. Genau so war es auch als Hay Lins Großmutter verschwunden war. Du wolltest abwarten! Ich wollte handeln und sie suchen. Es war deine Engstirnigkeit und deine Zweifel, die uns zurück gehalten haben!" "Das ist nicht wahr!" rief Will. "Ich war mir einfach nicht sicher. Das passte alles nicht zusammen..." Cornelia unterbrach sie. "Hör auf mir hier was vor zu heucheln! Es gab nur einen Grund warum du nicht einschreiten wolltest. Nämlich weil ich den Sand der Zeit bekommen habe und nicht du. Plötzlich warst du nicht mehr die einzige mit einem mächtigen Artefakt, auf einmal war jemand anderes genau so wichtig wie du. Deshalb hast du gezögert, du konntest es nicht ertragen dass Endarno jemand anderem diese Macht übertragen hat!" Will schüttelte traurig den Kopf, ihr Körper erzitterte als sie schluchzte. "Das... das stimmt nicht..." erklärte sie weinend. "Ich... wollte immer nur... das beste... für das Team..." "Für das Team?" höhnte die blonde Wächterin. "Als Taranee aufhören wollte, hat du nur gesagt sie solle doch eine Auszeit nehmen. Wie hat das dem Team geholfen? Überhaupt nicht! Und als Hay Lin am Boden zerstört war weil ihre Großmutter verschwunden war, was hast du da getan? Nichts. Du warst unschlüssig und abwesend. Uns so jemand soll unsere Anführerin sein? Das Herz hätte mich auswählen sollen!" Will sank auf die Knie. Schluchzend versuchte sie sich die Tränen aus den Augen zu reiben. Sie konnte einfach nicht verstehen warum Cornelia so etwas sagte und so schlecht über sie dachte. Hatte sie wirklich als Anführerin versagt? War sie wirklich zu schwach? Ober sagte Cornelia das alles nur, weil sie besessen von der Macht war, die vom Herzen von Kandrakar ausging? "Und auch jetzt zeigt du mir wieder wie schwach du doch bist, Will" spottete die Wächterin der Erde und trat einen Schritt auf Will zu und schaute ihr in die tränenverschmierten, braunen Augen. "Du sitzt hier vor mir und heulst wie ein kleines Mädchen anstatt die Wahrheit zu akzeptieren!" Will sah auf und starrte in die blauen Augen ihrer Gegenüber. "Was... was soll ich deiner Meinung nach tun?" schluchzte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte. "Was du tun sollst?" wiederholte Cornelia. "Ist das nicht offensichtlich? Gib mir das Herz und tritt als Anführerin zurück!" Der Rotschopf schüttelte den Kopf. "Nein... das kann ich nicht..." "Du musst!" beteuerte Cornelia. "Du bist eine Niete als Anführerin und ein absoluter Schwächling! Ich bin viel stärker als du und wäre eine bessere Anführerin!" Will stand auf. "Findest... findest du wirklich dass ich eine schlechte Anführerin bin?" fragte sie und Tränen rannen aus ihren Augen. Cornelia nickte nur. Will musste schlucken. "Und... und hältst du mich wirklich für schwach?" fragte sie, mit nun etwas festerer Stimme. "JA!" schrie Cornelia und richtete eine Hand gegen Will. Grüne Energie sammelte sich flackernd in der Handfläche und jagte auf den Rotschopf zu. Will warf sich zur Seite, sie entkam der Attacke nur knapp. "Was ist in dich gefahren?" schrie Will wütend und stand auf. Blitze knisterten in ihrer Hand. "Ich beweise dir wie schwach du bist, Will!" Kaum hatte die blonde Wächterin geendet, schoss ein Blitz auf sie zu. Einer Handbewegung folgend türmte sich ein Erdhaufen vor ihr auf und der Blitz schlug ein. Erde und Steine platzten hervor und fielen zu Boden. "Deine Blitze sind nutzlos" erklärte Cornelia grinsend und der Erdhaufen setzte sich in Bewegung. Wie eine Welle türmte er sich auf, wurde breiter und schwappte auf Will zu. Sie konnte nicht ausweichen, die Erdwelle kam vom von allen Seiten... Verzweifelt kanalisierte sie so viel Energie wie ihr möglich war. Ein gigantischer Blitz schlug in den Erdwall vor ihr ein, Dreck spritzte in alle Richtungen, kleine Steinchen flogen durch die Gegend und Gras wurde versengt. "Ich will nicht gegen dich kämpfen, Corny!" erklärte Will zwischen zwei Atemzügen und ging durch die Furche, die sie in die Erdwelle gerissen hatte. "Zu Schade, denn anders werde ich das Herz nicht bekommen, oder?" spottete die Blondine und sank mit einem Knie auf den Boden. Sie legte die Hand auf das Gras und entfesselte die Kraft der Erde. Ein Riss bildete sich und kroch auf Will zu. Mit jeder Sekunde wurde der Riss tiefer und schneller. Der Rotschopf sprang zur Seite und entkam so dem klaffenden Abgrund, der die Lichtung teilte und einen der Bäume in die Tiefe riss. "Du bist schnell" sagte Cornelia anerkennend und grinste. "Aber mit irgendwas musst du deine Schwäche ja ausgleichen!" Sie legte die Handfläche auf die Spalte im Boden. Die Erde erzitterte und entlang des Rissen entsprangen hunderte Rosen mit pinken Blättern, die zum Stiel hin weiß wurden. "Siehst du das?" fragte die Blondine sanft und streichelte einer der Rosen. "Deine ach so tollen Kräfte sind nichts anderes als pure Zerstörung. Die Kräfte einer Anführerin sollte sanft, schön und rein sein, so wie meine." "Sanft?" höhnte Will. "War der Abgrund in der Erde den sanft? Oder schön?" "Ich kann alles wieder in seine alte Schönheit zurück bringen, aber was deine Blitze einmal getroffen haben, bleibt auf ewig zerstört..." erklärte sie mit dunkler Stimme und schleuderte einen erneuten Energiestrahl auf Will. Der Angriff traf den Rotschopf vollkommen unvorbereitet. Eine unbeschreibliche Hitze traf ihre Schulter und warf sie einige Schritte zurück. Sie landete unsanft auf dem Rücken. "Verdammt!" murmelte sie und rappelte sich auf. Sie wollte nicht gegen ihre Freundin kämpfen, aber sie musste... Ohne Nachzudenken kanalisierte sie einen Blitz in ihrer Handfläche und richtete die Kraft gegen die blonde Wächterin. Dem stummen Befehl folgend splitterte der Boden vor ihr und in Sekundenschnelle wuchs eine Felsspitze vor Cornelia empor und fing den Blitz mühelos ab. Will wich zurück. Sie konnte keinen vernünftigen Angriff durchbringen. Die Macht über die Erde gab Corny den Vorteil jede ihrer Attacken abzuwehren. "Warum tust du mir das an?" fragte Will noch einmal. Sie wusste dass sie Cornelia nicht umstimmen konnte, sie war wie im Wahn... "Weil du schwach bist!" rief Cornelia und breitete die Hände weit aus. Der Boden neben ihren Füßen erzitterte und zwei Autoreifengroße Felsen rissen neben ihr aus dem Boden. Mit einer weit ausholenden Geste warf sie die schwebenden Steine auf Will. Die Rothaarige wich zurück und ließ zwei Blitze gegen die ankommenden Steine krachen. Mit einem lauten Knall zersprangen die Felsen, Kies und Staub rieselten zu Boden und begruben einige der Rosen unter sich. Will rieb sich erneut die Tränen aus den Augenwinkeln. Sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen. "Hör auf zu flennen und konzentriere dich auf unseren Kampf!" forderte Cornelia sie auf und strich mit zwei Fingern über das Gras. Neben Will wuchsen Wurzeln in Höhe und wandten sich nach dem Mädchen. Erschrocken trat sie nach hinten und stolperte dabei über eine andere Wurzel. Sie fiel, und landete mit eine Arm in den pinken Rosen. Dornen kratzten über ihre Haut, rissen kleine Furchen hinein und Blut trat aus den Wunden. Mit einem kleinen Aufschrei zog Will ihren Arm aus den Blumen und stand auf. Das Blut hinterließ rote Linien auf ihrem Unterarm. Vorsichtig strich sie sich mit den Fingern über das Blut um es weg zu wischen. "Du lässt dich ablenken" höhnte die blonde Wächterin grinsend. Mit der Hand noch auf dem Gras, ließ sie Wurzen wachsen, die sich sofort um Wills Knöchel ranken, sie mehrmals umschlungen und dann erneut im Boden verschwanden. Mit rudernden Armen strauchelte Will, fing sich aber wieder. "Verdammt" murmelte sie und zog an den Fesseln. Doch sie waren zu stark. Egal wie sehr sie daran zog, sie bewegten sich nicht. "Erkennst du deine Schwäche?" Cornelia kam langsam näher. Will zog noch stärker an den Wurzeln, während die andere Schritt für Schritt näher kam. "Jemand wie du hätte das Herz nie bekommen dürfen, nur jemand wie ich hat die Kraft es zu nutzen!" Sie hatte die Mitte der Lichtung erreicht. "Tust du das nur, weil ich das Herz habe?" fragte Will mit weinerlicher Stimme. Sie konnte einfach nicht glauben dass ihre Freundin solch eine dunkle Seite hatte. Cornelia schüttelte den Kopf, blieb aber nicht stehen. "Ich mache das nur weil du zu schwach bist. Ich verdiene das Herz, aber ausgerechnet der schwächsten in unserer Gruppe wurde es anvertraut... und das macht mich einfach wütend. Ich hasse dich dafür!" Den letzten Satz schrie sie heraus und streckte einen Arm zu Will. Sie war nur noch zwei Schritte von ihr entfernt. Will legte ihre Hände an die Fesseln. Sie musste sich befreien, sonst würde sie Cornelias Hass und ihren Kräften unterlegen. Dort wo Wills Hände die Wurzeln berührten brannten kleine elektrische Elmsfeuer auf. Es dauerte nur eine Sekunde, dann war Will frei. Sie riss noch einmal an Fesseln und warf sich dann nach vorne, gegen Cornelia, und begrub sie unter sich. Überrascht schrie die blonde Wächterin auf. Schmerzensschreie folgten als Will mit ihren, noch vor Energie aufblitzenden Fingern, Cornelias Schultern berührten. Sie aufrappelnd, entfernte Will sich einen Schritt von ihrer Freundin und zeigte mit einer Hand auf sie. Blitze knisterten in ihrer Handfläche. "Corny, ich will nicht gegen dich kämpfen, aber wenn du nicht liegen bleibst, werde ich dich angreifen" erklärte sie mit fester Stimme und Tränen in den Augen. "Sieh an, der Schwächling glaubt er hätte gewonnen!" höhnte Cornelia und krallte ihre Finger ins Gras. Dornige Ranken wucherten aus der Erde und schlagen sich um Wills Beine, drückten sie zusammen und wuchsen dann an ihrem Oberkörper weiter. Sich hinter ihrem Rücken aufteilend, fesselten sie ihre Arme und zogen sie weit auseinander, sodass sie eine horizontale Linie bildeten. Die rothaarige versuchte vergeblich gegen die Ranken anzukommen, doch es geschah zu schnell und die Fesseln waren unglaublich stark, Wills Bemühungen blieben ohne Erfolg. "Verdammt, lass mich frei!" fauchte sie, was dem blonden Mädchen nur ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Will, Will, Will. Wenn ich dich jetzt freilasse, dann hast du doch trotzdem nichts gelernt. Deshalb werden ich etwas anderes tun" erklärte sie grinsend und die Fesseln wurden etwas enger. Dornen bohrten sich in Wills Arme und Beine, sie schrie laut auf. "Cornelia... hör auf... bitte!" flehte sie unter Tränen. "Nein!" Weitere Ranken wuchsen empor und legten sich um Wills Brust, eine weitere wandte sich um ihren Hals. Mit einer Geste ließ Cornelia die Fesseln zudrücken. Will keuchte auf als die Ranken ihren Brustkorb zusammen drückte und ihre Kehle verengte. "Nein, Cornelia, nicht..." Sie brach ab als ihre Kehle zugeschnürt wurde. Sie konnte nicht mehr atmen, ihre Rippen bogen sich. Mit schmerzverzerrten Gesicht und tränenden Augen flehte sie stumm dass Cornelia aufhören würde, doch sie schaute nur in die braunen Augen der Gefesselten und lachte. Wills Lider wurden schwer, ihre Lungen brannten... "Cornelia... bitte..." krächzte sie kraftlos, die Ränder ihres Sichtfeldes wurden dunkel. "… bitte... Cornelia..." flehte sie ein letztes Mal, dann wurde alles schwarz... --- AN: Endlich!!! Nach fast vier(?) Wochen... Aber nun ist mein erstes Hass-Kapitel fertig. Ich denke damit ist bewiesen dass ich nicht sonderlich nett bin, oder? Sorry dass das so lange gedauert hat, aber irwie haben die heißen Tage mir die Lust und den Schlaf genommen, was ich an den kühlen Tagen nachholen musste... Außerdem hatte meine Betaleserin keine Zeit, was mich ebenfalls Zeit gekostet hat. Das nächste Kapitel wird schneller fertig sein... hoffe ich^^ So, was muss ich sonst noch sagen? Außer dem üblichen Dank an Valves und Silberbullet fällt mir nix ein. Also bis dahin: Lebt wohl Kapitel 4: Erster Kontakt ------------------------- Kapitel 4 Erster Kontakt "Gut, damit ist es beschlossen" fasste Taranee zusammen. "Morgen suchen wir alle Orte in unmittelbarer Umgebung von Wills Wohnung ab!" Die anderen drei Mädchen nickten. "Und wenn wir sie nicht finden..." fragte Hay Lin niedergeschlagen. "Wir werden sie finden!" rief Irma laut. Cornelia legte ihr fürsorglich eine Hand auf die Schulter, was Irma ein wenig beruhigte. Ein Donnerschlag erschütterte den Himmel und es begann erneut zu regnen. Die Mädchen schauten nach draußen, der Himmel war noch dunkler geworden und die Wolken verdeckten den ganzen Himmel. Obwohl es erst kurz nach Vier war, leuchteten die Laternen schon und es sah aus als wäre es tiefste Nacht. "Der Regen ist echt deprimieren..." murmelte Taranee und nahm einen Schluck ihrer heißen Schokolade. "Ja" seufzte Hay Lin und starrte in den Himmel. "Wir sollten für heute Schluss machen" schlug Cornelia vor und leerte ihre Tasse. Die anderen waren einverstanden und kaum fünf Minuten später brachten ihre Tasse an die Theke, verabschiedeten sich und traten nach draußen. Cornelia und Taranee spannten ihre Regenschirme auf, verabschiedeten sich von den beiden Mädchen und gingen die Straße entlang, Irma und Hay Lin blieben zurück, da Irmas Haus in der anderen Richtung lag. "Glaubst du wirklich dass wir Will finden?" fragte Cornelia nachdem sie einige Zeit lang schweigend nebeneinander hergegangen waren. Taranee antwortete nicht sofort. "Bestimmt, auch wenn ich nicht weiß wie oder wann." Die blonde Wächterin nickte kurz. "Ja... das ist auch das was mir Sorgen bereitet. Sie ist zwar erst seit gestern verschwunden, aber trotzdem ist es mir unheimlich, das jemand, der scheinbar sehr viel mächtiger ist als wir, Will einfach so entführen konnte ohne dass wir sie auffinden können." "Ja, das ist schon gruselig. Was noch schlimmer ist, ist dass der Entführer scheinbar genau wusste wann er Will angreifen konnte ohne Spuren zu hinterlassen. Und er musste wissen das Will eine Wächterin ist, sonst hätte er sie nie angegriffen." Cornelia nickte traurig. "Wir... wir müssen sie finden... ich hab Angst um sie, dass ihr was passieren wird..." stotterte sie. "Ich glaube nicht dass ihr was passieren wird" erklärte Taranee ruhig und nachdenklich. "Warum?" "Denkt doch mal kurz nach. Der einzige Grund warum jemand Will, und nicht einen von uns vier anderen entführen würde, ist das Herz von Kandrakar." Cornelia nickte. "Das Herz ist ein mächtiger, magischer Gegenstand. Würde man versuchen ihn Will zu entreißen, würde es zu ihr zurück kehren. Und Will würde es nie aus freien Stücken abgeben. Das heißt der Entführer brauchst sie. Und solange sich daran nichts ändert, ist Will sicher!" Die blonde Wächterin nickte. "Ja, du hast Recht. Aber trotzdem ist es unheimlich, so ganz ohne Will." "Ja, aber wir werden nicht lange getrennt sein!" Taranee zog die Karte hervor und deutete auf einen der roten Kreise. "Hier sind alle Ort an denen Will sein könnte. Wenn wir sie einen nach dem anderen aufsuchen, können wir vielleicht ihre Nähe spüren." Plötzlich blieb Cornelia stehen und hielt Taranee fest. "Spürst du dass?" "Was... was meinst du?" Die Blondine schüttelte den Kopf. "Nichts... ich glaub ich hab überreagiert..." "Was ist los?" Plötzlich war Taranee besorgt. Cornelia benahm sich gerade sehr merkwürdig. "Nichts... ich dachte ich hätte etwas gespürt, so als hätte die Erde aufgeschrien... Doch da ist nichts..." Sie rieb sich die Augen. "Vielleicht bin ich einfach nur müde..." "Soll ich dich noch nach Hause bringen?" bot Taranee an, doch Corny winkte ab. "Nicht nötig... die letzten paar hundert Meter schaffe ich auch alleine." Die beiden verabschiedeten sich, bevor Cornelia nach links abbog. Der Regen war noch stärker geworden und Blitz und Donner lieferten sich einen erbitterten Wettkampf. Regentropfen trommelten gegen Cornelias Schirm wie Gewehrfeuer. Hin und wieder fuhren Autos durch die tiefen Pfützen und jagten teils mannshohe Fontänen über den Gehweg. Cornelia seufzte leise. Sie mochte den Regen nicht besonders, er war nass, kalt und ruinierte ihre Haare und Klamotten. Außerdem hatte er etwas trauriges an sich, was das Mädchen deprimierte... vor allem in dieser Situation... "Kannst du nicht aufhören" rief sie wütend in den dunklen Himmel hinauf... … und war erstaunt, dass der Regen ihrer Bitte nachging. Urplötzlich stoppte das Gewitter, keine Blitze erhellten den Himmel und kein Donnern erschütterte die Stadt. Auch der Regen hörte auf. Ganz plötzlich, so als hätte jemand den Hahn einfach zugedreht. "Seltsam" murmelte die blonde Wächterin und starrte in den, scheinbar noch dunkler gewordenen Himmel. 'Ob das Irma war?' dachte sie nachdenklich und sah sich um. Doch sie konnte niemanden sehen, die Straße war leer.... menschenleer. Kein Auto fuhr mehr, und sogar der Kerl der eben noch unter einem Vordach gestanden hatte und eine Zigarette geraucht hatte war weg... so als wäre diese Straße extra nur für sie reserviert... Ein Gefühl das Cornelia einen Schauer über den Rücken jagte. Plötzlich fühlte sie sich... einsam. "Hey, Blondie!" Erschrocken fuhr Cornelia herum. Dort stand ein Mann, mit schwarzen Haaren und einem dunklen Mantel und flammend roten Augen. Für einen Augenblick war Cornelia starr. Sie konnte nur gebannt in die unheimlichen Augen ihres Gegenüber sehen. "Fang!" forderte der Mann sie auf und war ihr etwas zu. Sich aus der Starre lösend, fing Cornelia den kleinen Gegenstand auf, und wurde bleich als sie ihre Hände öffnete. "Erkennst du ihn wieder?" fragte der Mann spöttisch. Cornelias Hände zitterten als sie den kleinen silbernen Ohrring sah. Natürlich erkannte sie ihn wieder, sie hatte Will den Ohrring ja schließlich geschenkt. "Woher... woher hast du den Ohrring?" stotterte die blonde Wächterin und schaute abwechselnd auf den Ring und die gruseligen Augen des Mannes der vor ihr stand. Doch er schwieg. "Woher hast du ihn?" rief sie wütend. "Warst du es der Will entführt hat?" Ihre Augen funkelten vor Zorn. Der Mann trat einen Schritt zurück und verbeugte sich. "Verzeih, wenn ich unhöflich erscheine. Mein Name ist Shade, zu mindestens habe ich mich deiner Freundin Will mit diesem Namen vorgestellt." "Dann hast du sie entführt!" schrie Cornelia und jagte einen grünen Energiestrahl auf Shade. Dieser fing den Angriff aber lässig mit der flachen Hand ab. "Ich habe sie nicht entführt" erklärte Shade sachlich. "Ich habe sie nur in Gewahrsam genommen, bis sie einsieht dass ich Recht habe". "Du Monster!" Die blonde Wächterin ließ sich zu Boden sinken und legte eine Hand auf die nasse Straße. Die Gullydeckel in ihrer Nähe begannen zu zittern und sausten auf Shade zu, wie ein Diskus. Die beiden Scheiben, die von vorne auf ihn zugeflogen kamen, fing Shade ohne Mühen auf und ließ die Scheiben fallen, ein metallenes Klappern hallte durch die leere Straße. "Ist das alles was du kannst?" höhnte Shade, was Cornelia die Röte ins Gesicht trieb. "Ich dachte die Kräfte der Wächterin der Erde seien etwas..." er machte eine kurze Pause, was die Wut der Blondine nur noch weiter steigerte. "… nun, etwas größer..." Cornelia zitterte. Sie konnte hier auf der Straße nur einen Bruchteil ihrer Kräfte nutzen. Denn sie brauchte Erde, Steinen, oder Felsen zum angreifen, aber sie konnte ja nicht einfach eine komplette Straße aufreißen und die Steine der Hauswände benutzen... aber dieses Grinsen im Gesicht ihrer Gegner trieb sie zur Weißglut... Plötzlich wich das Grinsen aus Shades Gesicht. "Jetzt versteh ich es" erklärte er langsam und musterte Cornelia langsam. "Du kannst dich nicht verwandeln, das heißt das deine Kräfte auf einem absoluten Minimum sind, oder?" "Und wenn es so wäre?" fragte die Blondine scharf. Shade lachte auf. "Natürlich, es ist so! Ohne das Herz kannst du nicht mehr machen als ein paar Steine zu bewegen. Deshalb bist du so schwach. Oder liegt es an der Umgebung? Hast du Angst du könntest Unschuldige mit deinen Kräften verletzen, wenn du sie mitten auf der Straße entfesselst?" "Nein..." log sie mit gesenktem Blick. "Gut" lächelte Shade und richtete eine Hand gegen eines der Häuser auf der rechten Straßenseite. Cornelia erkannte zu Spät was er vorhatte und schlug die Hände vor den Mund. "Nein!" schrie sie als ein schwarz-violetter Feuerball Shades Handfläche verließ und in ein Fenster einschlug. Das Gebäude begann sofort in unheimlichen Feuer zu brennen. Eine Sekunde lang loderten dunkle, violette Flammen aus den Fenstern. Dann erloschen die Feuer wieder. "Warum hast du das gemacht, du Monster!" brüllte Cornelia und richtete einen grünen Energieblitz gegen Shade, ein Angriff der Erfolglos blieb. "Sie unbesorgt, Blondie. Unser Kampf findet auf einer anderen Existenzebene des Planeten statt. Alles was auf dieser Ebene der Welt passiert, hat keinen Einfluss auf die Ebene auf der du lebst. Aber du kannst hier auch nicht vor mir fliehen!" Er lachte laut auf. "Wenn das so ist" grinste die blonde Wächterin und warf einen Blick auf ihren Ring. Bevor Yan Lin sie zurück geschickt hatte, hatte sie den Mädchen noch jeweils einen Ring mitgegeben, ein Ring aus der elementaren Energie der Auramere. "Erde" flüsterte sie und der grüne Ring leuchtete auf. Shade musste den Blick abwenden als das magische Licht Cornelias Verwandlung einleitete. Cornelia spürte wie die magische Energie sie durchströmte, sie mit Macht versah und ihren Körper veränderte. In der Wächterinnen-Gestalt fühlte sie sich mächtiger und weniger ängstlicher als noch Augenblicke zuvor. Und die Tatsache das Shade einen Schritt vor ihr zurück wich, bestärkte ihre Gefühle noch. "Du willst Stärke sehen?" riss Cornelia ihren Gegner aus seinen Gedanken. Nun da sie wusste dass die Gebäude leer waren und sie niemanden "zufällig" verletzen konnte, konnte sie die Macht der Erde ohne Bedenken nutzen. Sie ließ sich zu Boden sinken und legte beide Hände flach auf den Asphalt. Die Straße erzitterte und platze der Länge nach auf. Dort wo der Straßenbelag verschwand wandte sich eine riesige Wurzel auf Shade zu, einer Schlange gleich, die ein Beutetier sah. Shade wich nicht zurück als die Wurzel seinen Körper mehrmals umschlang und ihn bewegungsunfähig machte. Als ihr Feind unschädlich gemacht war, trat Cornelia langsam näher an ihn heran. Die Wut pulsierte zwar immer noch in ihrem Inneren, aber sie gab sich ruhig und gefasst. Mit erhabenen Schritten stellte sie sich vor den Mann, der ihre Freundin entführt hatte. "Sag mir wo sie ist!" forderte sie ihn ruhig auf. Doch sie erhielt als Antwort nur ein hämisches Grinsen. "Rede!" forderte sie ihn erneut mit fester Stimme auf. "Oder was?" fragte er, immer noch grinsend. "Oder ich werde mir die Antwort aus dir herausquetschen!" antwortete Cornelia, diesmal lauter, aber immer noch gefasst. "Du willst mich foltern?" spottete Shade und schaute der Blondine tief in die blauen Augen. "Wenn ich muss!" rief sie scharf und erwiderte den Blick. "Und was willst du tun? Willst du mich mit dieser Wurzel zerquetschen?" höhnte Shade. "Wenn du jemanden foltern willst, musst du bereit sein ihm Schmerzen zuzufügen, die weit über das erträgliche hinaus gehen. Und eins kannst du mir glauben, ich weiß wovon ich rede, ich habe bereits so viele Leute von so vielen verschiedenen Welten gefoltert, dass ich weiß wie weit ich gehen kann..." Er brach ab und sein Blick wanderte in weite Ferne. "Auch wenn ich zugeben muss dass dieser Rotschopf eine ziemlich harte Nuss ist" murmelte er. Sofort weiteten sich Cornelias Augen und ihre Hand begann zu zittern. "Rotschopf?" rief sie. "Du meinst Will?" Shade nickte. "Ja, wen sonst? Sie ist ziemlich stur. Obwohl ich sie bis zur Ohnmacht gefoltert habe blieb sie hart." Cornelias Kopf lief rot an und sie ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass die Knöchel weiß hervor traten. "Du hast WAS?" rief sie wütend und mit zitternden Händen. Unbewusst ließ sie die Wurzel zudrücken. Shade zuckte nicht einmal mit der Wimper. "WO, IST, WILL?" brüllte Cornelia mit wutverzerrtem Gesicht, während die Wurzeln sich enger um Shades Körper wandten. "Bei mir, in einem Gefängnis" grinste Shade gelassen, was Cornelias Wut ins unermessliche steigerte. "Du Monster!" Die Blondine zitterte am ganzen Körper und krallte ihre Hände zusammen. Die Wurzeln folgten ihrem Befehl... und lösten sich plötzlich in Asche auf. "Was..." stotterte die blonde Wächterin und wich einen Schritt zurück. Vor ihren Augen waren die Wurzeln einfach zu Staub zerfallen. "Wolltest du mich nicht foltern?" fragte Shade spöttisch und machte einen Schritt nach vorne. Die Blondine wich weiter zurück. Panisch starrte sie auf den Mann und brachte kein Wort heraus. "Wolltest du nicht eine Antwort aus mir herausquetschen?" Cornelia schluckte, fasste sich aber sofort wieder. Shade hatte Will in seiner Gewalt und sie war die einzige Wächterin vor Ort. 'Die Einzige...' dachte sie gedehnt. 'Warum habe ich nicht früher daran gedacht.' Sie trat schnell zwei Schritte zurück und legte eine Hand auf den Baum auf dem Bordstein. Die junge Eiche gehorchte sofort und bog sich vor das Mädchen. Mit langen Ästen griff sie nach dem Mann und verschaffte Cornelia so genug Zeit. //Irma, Hay Lin, Taranee? Hört ihr mich?// rief sie nach ihren Freundinnen. Doch sie erhielt keine Antwort. Das Brechen eines Astes ließ Cornelia ihre Bemühungen verdoppeln. //Verdammt, Irma, Hay Lin, Taranee, kommt schnell her. Ich hab den Kerl gefunden der Will entführt hat!// Weitere Äste brachen. //Mädels, wo seit ihr? Ich könnte eure Hilfe gebrauchen!// "Verdammter Baum!" rief Shade nachdem er die Hälfte der Äste bereits zerbrochen hatte. Cornelia, aus ihrer Konzentration gerissen, handelte sofort. Sie ließ weitere Äste sprießen und den Baum wachsen. "Verdammter Baum" fluchte Shade erneut. Kurz darauf ging der Baum in einer schwarzen Flammen auf. Die plötzliche Hitze und die geisterhafte, bedrohliche Flamme trieben Cornelia weiter zurück. Der Stamm brach, brennende Äste und verkohlte Holzsplitter platzen in alle Richtungen. Cornelia schrie auf und hob schützend einen Arm. Mit einem fiesen Grinsen trat Shade zwischen den beiden, noch brennenden Hälften des Baumes hervor. "Der Rotschopf hat sehr viel mehr Widerstand aufgebracht als du, Blondie. Aber ihre Angriff waren nicht so... speziell wie deine. Und ihre Augen haben sehr viel mehr Verzweiflung ausgestrahlt als deine..." Er lachte kurz auf, wurde aber sofort wieder ernst. "Was mir aber am meisten gefallen hat, war die Angst, die sie ausstrahlte". "Du Dreckskerl" schrie Cornelia, dicht gefolgt von einem grünen Energieblitz, der Shade vollig unvorbereitet traf. Er taumelte einen Schritt nach hinten und sank in die Knie, stand aber sofort wieder auf. "Nun haben wir aber genug gespielt, meinst du nicht auch?" fragte Shade grinsend und hob eine Hand. Er ließ Cornelia nicht einmal genug Zeit sich vorzubereiten. Ein schwarzer Blitz entsprang seiner Handfläche und flog knisternd auf das Mädchen zu. Die blonde Wächterin schrie auf und fiel zu Boden. Wie ein Feuer breiteten sich unbeschreibliche Schmerzen in ihrem Körper aus. Jeder Muskel schmerzte und jede Sehne schien zu zerreißen. Doch die Schmerzen blieben nicht lange, nach einer endlosen Sekunde verschwanden sie wieder. Zurück blieb nur Cornelia, die keuchend auf dem Boden lag und immer noch leicht zitterte. "Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was dich erwarten könnte. Bei Will habe ich genau so angefangen" erklärte Shade und umrundete Cornelia dabei langsam, während er zusah wie sich das Mädchen wieder auf die Beine kämpfte. "War... war das alles was du zu bieten hast" fragte die Blondine spöttisch und versuchte mit wackligen Beinen eine einigermaßen bedrohliche Pose einzunehmen. "Bei weitem nicht" war die Antwort. Shade richtete erneut die Hand auf Cornelia. Doch diesmal reagierte sie sofort. Cornelia ließ sich fallen und legte beide Hände auf den Boden. Eine Steinplatte brach aus dem Asphalt und verdeckte die Wächterin. Der schwarze Blitz krachte in die Platte. In einem lauten Knall platzten Steinfragmente heraus. Mit der Hand noch auf dem Boden entfesselte Cornelia die Macht der Erde. Um Shade herum brach die Straße ein und sank einen Meter nach unten. Unter der plötzlichen Bewegung stolperte er einen Schritt nach vorne. Sofort wuchsen Ranken aus den Wänden des Loches. Die Ranken wandten sich um Shades Beine, umwickelten sie einige Male und verschwanden danach wieder in der Wand. Die blonde Wächterin stand auf und winkte das Haus das ihr am nächsten stand zu sich heran. Die Außenwand erzitterte, Putz bröckelte herunter und an manchen Stellen fiel der Beton zwischen den Steinen heraus. Cornelia griff mit ihren Kräften nach der wankenden Mauer. Die Wand war stur, fügte sich dann aber Cornelias Willen. Die Mauer pendelte noch einmal zurück, dann fiel sie nach vorne. Ziegelsteine trommelten auf die Straße, Putz rieselte herunter und die zwei Stockwerkhohe Außenwand knallte auf den Asphalt, und begrub Shade unter sich. Triumphierend stellte sich Cornelia vor den Geröllhaufen vor ihr. "Das hast du nun davor" lachte sie. "Leg dich nie mit einer Wächterin an!" Belustigt schaute sie auf die Stelle an der Shade begraben lag... und fragte sich wie sie nun Informationen aus ihm heraus bekommen sollte... "Nicht gerade meine beste Aktion" murmelte sie und trat einen Schritt zurück. Auch wenn sie den Kerl nun besiegt hatte, hatte sie nicht gewonnen. Sie musste ihn ausgraben, ob sie wollte oder nicht. Plötzlich begann etwas aus dem Inneren des Gerölls in einem dunklem Licht zu leuchten. Erschrocken wich die blonde Wächterin zurück und machte sich bereit anzugreifen, wenn nötig. Das Leuchten wurde stärker und begann leicht zu pulsieren. Der Geruch nach brennendem Ton drang aus dem Geröll. Cornelia wich noch einige Schritte zurück. Sie hatte eine grobe Vorstellung von dem was nun passieren würde. Und sie behielt Recht. Das Geröll flammte kurz in einer schwarz-violetten Flamme auf und verbrannte zu Staub. Unter der Asche erhob sich Shade, trat aus dem Loch und klopfte sich den Staub vom Mantel. "Das war erstaunlich, Blondie" gestand Shade und klatschte langsam in die Hände. "Ich hätte nie gedacht das du ohne das Herz solch eine Kraft und Konzentration entwickeln könntest um eine Mauer einzureißen." Cornelia schluckte hart. Dieser Kerl war scheinbar nicht so einfach klein zu kriegen. Und dass er ihr gratulierte machte ihr fast noch mehr Angst als die Tatsache das er noch einmal einen Kratzer von der Gerölllawine davongetragen hatte. Für jeden Schritt den Shade tat, trat Cornelia einen nach hinten. Sie zitterte und in ihr kämpften Angst und Wut um die Vorherrschaft. "Weißt du, Cornelia, du bist ziemlich hübsch, deshalb werde ich versuchen dir keine Wunden zuzufügen. Aber du müsstest schon still stehen bleiben damit ich dir nicht versehentlich doch einen Kratzer zufüge!" Die beiden Kontrahenten agierten fast gleichzeitig. In Shades Händen knisterte ein dunkler Blitz, der sofort auf die Wächterin zuflog. Cornelia konzentrierte sich auf die Straße unter ihren Stiefeln. Ein Stück des Asphaltes brach hervor und klappte nach oben um den Blitz abzufangen. Der Asphalt glühte auf und einige kleine Fragmente splitterten weg. Die blonde Wächterin atmete erleichtert auf. "Du wirst unvorsichtig!" höhnte Shade und ein zweiter Blitz krachte in Cornelias Deckung. Noch mehr Asphalt brach ab und Risse bildeten sich entlang der Oberfläche. "Hab dich!" grinste Shade und jagte einen weiteren Blitz auf die Deckung. Panisch sah die Blondine wie die Asphaltmauer erzitterte und ein dunkler Blitz ihre Deckung sprengte. Ihr Versuch dem Angriff auszuweichen schlug fehl, der Blitz traf sie am Oberschenkel. Mit einem lauten Aufschrei sank sie zu Boden. Dort wo der Blitz sie getroffen hatte, brannte ihr Bein, ihr Muskel, ja sogar ihr Knochen schien zu brennen. Mit Tränen in den Augen und keuchendem Atem rieb sie ihren Oberschenkel um den Schmerz zu vertreiben. "Keine Sorge, es hört gleich auf" erklärte Shade fast fürsorglich, drehte sich um und entfernte sich ein paar Schritte. "Dreh mir... nicht den... Rücken zu!" schrie Cornelia und entließ eine grüne Energieladung. Shade zuckte zusammen als der Angriff ihn traf. Sofort drehte er sich um. "Warum tust du das?" fragte er kopfschüttelnd. "Du bist besiegt, also bleib liegen!" Mit Tränen in den Augen kämpfte die Blondine sich hoch. "Sag mir... wo Will ist..." keuchte sie und sah Shade mit, vor Wut glühenden Augen an. In ihrer Hand glühte bereits wieder die grüne Energie. Shade richtete wieder die Hand gegen sie. "Nein!" erklärte er und ein dunkler Blitz traf Cornelias Oberkörper. Mit einem lauten Schmerzensschrei sank sie erneut zu Boden. Ihr ganzer Körper schien zu brennen und sie zitterte. Ihr Atem ging nur noch Stoßweise und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Shade trat ein paar Schritte näher und beugte sich über sie. "Die Schmerzen werden gleich verebben, bleib einfach liegen und ruhe dich aus". "Nei... Nein... nicht bevor..." presste Cornelia unter Tränen hervor, bevor sie erneut aufschrie. "Nicht bevor... du mir... gesagt hast... wo..." Erneut brach sie ab und japste ein paar Mal. "… wo... wo... Will... ist..." "Das kann ich nicht. Also bleib einfach liegen!" bat Shade das Mädchen und machte einen Schritt rückwärts. Cornelia schaute zu ihm auf. Sie konnte nicht zulassen dass er einfach so davon kommt. Sie musste aufstehen, sie musste herausfinden wo er ihre Freundin festhielt. Mit letzter Kraft stemmte sich Cornelia hoch. Die Schmerzen, die ihren ganzen Körper in einem endlosen Inferno quälten, ignorierend, kämpfte sie sich in eine sitzende Position. Sie konnte sich nicht einfach so geschlagen geben! Shade betrachtete das Mädchen mit Bedauern. Insgeheim hoffte er dass sie die Kräfte verlassen würden und sie zurück fallen würde. Doch dieses Mädchen war ein unverbesserlicher Sturkopf. "Es tut mir wirklich Leid, dass ich so weit gehen muss, aber du lässt mir leider keine andere Wahl. Da dein Stolz sich scheinbar nicht mit einem Unentschieden zufrieden geben kann, muss ich zu anderen Mitteln greifen" erklärte mit Bedauern. "Bitte, Blondie, verzeih mir!" Ein schwarz-violetter Feuerball flog auf Cornelia zu. Sie schrie auf als das Feuer sie berührte und sie umhüllte. Unerträgliche Schmerzen flossen durch ihre Adern und Muskeln, versengte ihr Fleisch und verbrannte ihre Knochen. Doch der Schmerz währte nur einen Lidschlag lang. Dann wurde alles Schwarz... "… bitte... Cornelia... ...Cor... ne... lia...?" "CORNELIA!" Schnell und heftig atmend schreckte Will hoch. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Der Rotschopf blieb einige Minuten auf dem Rücken liegen und konzentrierte sich darauf ihren Atem zu beruhigen und ihren Herzschlag zu normalisieren. "Was... war das?" murmelte sie und dachte zurück. Was sie gesehen hatte... oder geglaubt hatte zu sehen... war kein Traum gewesen. Sie konnte den Griff der Wurzeln und die Einstiche der Dornen immer noch auf ihrem Hals fühlen. Will fuhr mit der Hand ihren Hals entlang. Da waren keine Kratzer oder ähnliches, dennoch konnte sie es deutlich spüren. "Kein Traum" flüsterte sie nachdenklich. 'Aber was dann? Eine Vision? Nein! Es war viel zu real dafür... Aber was war es dann?' Während sie nachdachte beruhigte sich ihr Körper wieder. Sie hörte auf zu keuchen und auch ihr Herz schlug wieder normal. Auch das Gefühl, die Dornenranken um ihrem Hals zu spüren, verschwand. Will setzte sich auf und sah sich um. Nach wie vor saß sie in einer Blase fest, in einem gigantischen Kellergewölbe, und konnte nicht entkommen. Aber zur Zeit war sie alleine. Ihr Entführer, Shade, war nirgends zu sehen, das einzige was sich noch in dem Kellergewölbe befand war der Tisch, mit dem... "Das Herz!" rief Will panisch und stand auf. Doch die Aufregung war völlig umsonst, der Kristallanhänger lag nach wie vor auf dem Tisch. Und er leuchtete... Will schaute gebannt auf das Herz von Kandrakar. Ein rosaner Schein drang aus dem Anhänger und schien auf die Tischplatte. Das Mädchen rieb sich die Augen. Sie glaubte eine Bewegung in dem Schein gesehen zu haben. Auch beim erneuten hinschauen war sie sich sicher dass sie eine Bewegung sah. Sie trat einen Schritt näher an die Wand heran und konzentrierte sich auf den Schein. Wie auf ihren stummen Befehl hin, wurde der Schein größer und bildete einen gut dreißig Zentimeter durchmessenden Kreis auf der Tischplatte, mit dem Herz als Mittelpunkt. Aus dem Kreis wuchs ein weiterer Schein in die Höhe. Der Schein wurde an manchen Stellen heller und an manchen dunkler. Dann begann er Gestalt anzunehmen, eine dreidimensionale Gestalt. Obwohl die Gestalt nur in hellen und dunklen Rosatönen zu sehen war, erkannte Will das fünfzehn Zentimeter hohe Abbild sofort. Es war Shade, der da auf der Tischplatte stand. Gegenüber von Shade wuchs eine zweite rosane Gestalt empor. Sie war schlank, und kleiner als Shade, mit langen Haaren... "Cornelia..." hauchte Will und sah gebannt auf ihr Abbild. Die beiden Gestalten standen sich gegenüber, Will konnte zwar sehen wie sich Cornelias Lippen bewegten, aber sie hörte nichts, sie konnte nur zusehen. Dann kam Bewegung auf. Zuerst verbeugte sich Shade, und fing danach einen Angriff von Cornelia ab. "Cornelia, geh, du kannst ihn nicht schlagen!" rief Will als der Kampf begann. Doch die blonde Wächterin konnte sie scheinbar nicht hören. Stattdessen verwandelte sie sich und ließ Wurzeln aus der Straße wachsen. "Verdammt, hau ab!" versuchte Will es erneut, während die Wurzeln ihr Ziel fanden und Shade fesselten. "Das ist deine Chance, Cornelia, verschwinde und hol dir Hilfe!" Doch sie tat es nicht, sie ging stattdessen zu ihm hin. "Nein..." Kurze Zeit passierte nicht und Will hoffte dass Cornelia gewonnen hatte, auch wenn sie wusste dass es nicht stimmen konnte. Ihr Verdacht wurde einen Augenblick später bestätigt als die Wurzeln plötzlich zu Staub zerfielen. Wills Herz blieb fast stehen als sie sah wie Shade auf Cornelia zuging. Zum Glück versperrte ihm ein Baum den Weg. "Jetzt geh endlich, Corny!" rief Will so laut wie sie konnte. Sie musste irgendwie zu Cornelia durchdringen. Verdammt, das Herz war ein unglaublich mächtiger Gegenstand, warum konnte Will ihre Freundin nicht dadurch warnen? Der Baum ging in Flammen auf und Cornelia griff erneut an... und traf diesmal. Ein Angriff von Shade folgte, der die Wächterin in die Knie zwang. Wills Herz schlug schneller. So hatte es bei ihr auch angefangen, ein Angriff und damit war der Kampf für sie verloren gewesen. Doch Cornelia gab nicht auf, sie riss ein Loch in den Boden, fesselte Shade erneut und ließ dann eine Hauswand auf ihn fallen. "Hat... hat sie... gewonnen...?" murmelte Will ungläubig. Sie konnte kaum glauben dass Shade besiegt war, aber sie war sich sicher dass selbst so ein Monster wie er, einen Angriff mit einer vollständigen Hauswand ohne weiteres wegstecken konnte. "Corny, du bist unglaublich" jubelte Will. Dann erstarrte sie als die Mauer zu glühen anfing und zu Asche verbrannte. "Nein..." Will erzitterte als Shade zum Angriff überging. Einen Blitz konnte Cornelia mit einer Mauer abwehren, und auch den zweiten verkraftete die Deckung, der dritte zerbrach sie und traf Cornelia. Will schrie auf als ihre Freundin zu Boden sank. "Cornelia!" schrie sie und eine Träne rann ihr über die Wange. Sie wollte nicht mit ansehen wie Shade ihre Freundin genau so brutal zugrunde richtete. Deshalb atmete sie erleichtert auf als Shade sich von ihr wegdrehte und ging. "Glück gehabt... Was? Cornelia. Nein!" Als die Blondine sich aufrichtete wich die Farbe aus Wills Gesicht. Wieso tat sie das? Warum blieb sie nicht einfach liegen? Shade hatte sie verschont und wollte den Kampf mit einem Unentschieden verlassen, also warum zur Hölle musste Cornelia weiter kämpfen? Als der zweite Blitz sie traf flehte Will, unter Tränen, dass Cornelia doch liegen bleiben solle. Der Kampf war vorbei... doch sie rappelte sich erneut auf. Ein weiterer Blitz verließ Shades Hand und traf die blonde Wächterin... dann verschwand das leuchten des Herzens. "Cornelia... Nein..." schluchzte Will. Hemmungslos weinend sank Will in die Knie. Es war vorbei... Cornelia war besiegt... wenn nicht sogar schlimmeres. AN So, fertig, auch wenn ich viel länger gebraucht habe als geplant... denn mein Kopf befindet sich gerade im Einflussbereich von Rapture^^ Und dort ist er nur sehr schwer wieder heraus zu bekommen, wer jemals Bioshock 2 gespielt hat wird es verstehen. Dann kommt noch der üblichen Dank für Silverbullet, der mir immer fleißig Kommentare schreibt. Es wäre noch zu sagen dass das nächste Kapitel wieder unschön wird, also bis dahin: Lebt wohl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)