Hatred von ReapersScythe66 (Wenn Hass Freundschaften zerstört) ================================================================================ Kapitel 4: Erster Kontakt ------------------------- Kapitel 4 Erster Kontakt "Gut, damit ist es beschlossen" fasste Taranee zusammen. "Morgen suchen wir alle Orte in unmittelbarer Umgebung von Wills Wohnung ab!" Die anderen drei Mädchen nickten. "Und wenn wir sie nicht finden..." fragte Hay Lin niedergeschlagen. "Wir werden sie finden!" rief Irma laut. Cornelia legte ihr fürsorglich eine Hand auf die Schulter, was Irma ein wenig beruhigte. Ein Donnerschlag erschütterte den Himmel und es begann erneut zu regnen. Die Mädchen schauten nach draußen, der Himmel war noch dunkler geworden und die Wolken verdeckten den ganzen Himmel. Obwohl es erst kurz nach Vier war, leuchteten die Laternen schon und es sah aus als wäre es tiefste Nacht. "Der Regen ist echt deprimieren..." murmelte Taranee und nahm einen Schluck ihrer heißen Schokolade. "Ja" seufzte Hay Lin und starrte in den Himmel. "Wir sollten für heute Schluss machen" schlug Cornelia vor und leerte ihre Tasse. Die anderen waren einverstanden und kaum fünf Minuten später brachten ihre Tasse an die Theke, verabschiedeten sich und traten nach draußen. Cornelia und Taranee spannten ihre Regenschirme auf, verabschiedeten sich von den beiden Mädchen und gingen die Straße entlang, Irma und Hay Lin blieben zurück, da Irmas Haus in der anderen Richtung lag. "Glaubst du wirklich dass wir Will finden?" fragte Cornelia nachdem sie einige Zeit lang schweigend nebeneinander hergegangen waren. Taranee antwortete nicht sofort. "Bestimmt, auch wenn ich nicht weiß wie oder wann." Die blonde Wächterin nickte kurz. "Ja... das ist auch das was mir Sorgen bereitet. Sie ist zwar erst seit gestern verschwunden, aber trotzdem ist es mir unheimlich, das jemand, der scheinbar sehr viel mächtiger ist als wir, Will einfach so entführen konnte ohne dass wir sie auffinden können." "Ja, das ist schon gruselig. Was noch schlimmer ist, ist dass der Entführer scheinbar genau wusste wann er Will angreifen konnte ohne Spuren zu hinterlassen. Und er musste wissen das Will eine Wächterin ist, sonst hätte er sie nie angegriffen." Cornelia nickte traurig. "Wir... wir müssen sie finden... ich hab Angst um sie, dass ihr was passieren wird..." stotterte sie. "Ich glaube nicht dass ihr was passieren wird" erklärte Taranee ruhig und nachdenklich. "Warum?" "Denkt doch mal kurz nach. Der einzige Grund warum jemand Will, und nicht einen von uns vier anderen entführen würde, ist das Herz von Kandrakar." Cornelia nickte. "Das Herz ist ein mächtiger, magischer Gegenstand. Würde man versuchen ihn Will zu entreißen, würde es zu ihr zurück kehren. Und Will würde es nie aus freien Stücken abgeben. Das heißt der Entführer brauchst sie. Und solange sich daran nichts ändert, ist Will sicher!" Die blonde Wächterin nickte. "Ja, du hast Recht. Aber trotzdem ist es unheimlich, so ganz ohne Will." "Ja, aber wir werden nicht lange getrennt sein!" Taranee zog die Karte hervor und deutete auf einen der roten Kreise. "Hier sind alle Ort an denen Will sein könnte. Wenn wir sie einen nach dem anderen aufsuchen, können wir vielleicht ihre Nähe spüren." Plötzlich blieb Cornelia stehen und hielt Taranee fest. "Spürst du dass?" "Was... was meinst du?" Die Blondine schüttelte den Kopf. "Nichts... ich glaub ich hab überreagiert..." "Was ist los?" Plötzlich war Taranee besorgt. Cornelia benahm sich gerade sehr merkwürdig. "Nichts... ich dachte ich hätte etwas gespürt, so als hätte die Erde aufgeschrien... Doch da ist nichts..." Sie rieb sich die Augen. "Vielleicht bin ich einfach nur müde..." "Soll ich dich noch nach Hause bringen?" bot Taranee an, doch Corny winkte ab. "Nicht nötig... die letzten paar hundert Meter schaffe ich auch alleine." Die beiden verabschiedeten sich, bevor Cornelia nach links abbog. Der Regen war noch stärker geworden und Blitz und Donner lieferten sich einen erbitterten Wettkampf. Regentropfen trommelten gegen Cornelias Schirm wie Gewehrfeuer. Hin und wieder fuhren Autos durch die tiefen Pfützen und jagten teils mannshohe Fontänen über den Gehweg. Cornelia seufzte leise. Sie mochte den Regen nicht besonders, er war nass, kalt und ruinierte ihre Haare und Klamotten. Außerdem hatte er etwas trauriges an sich, was das Mädchen deprimierte... vor allem in dieser Situation... "Kannst du nicht aufhören" rief sie wütend in den dunklen Himmel hinauf... … und war erstaunt, dass der Regen ihrer Bitte nachging. Urplötzlich stoppte das Gewitter, keine Blitze erhellten den Himmel und kein Donnern erschütterte die Stadt. Auch der Regen hörte auf. Ganz plötzlich, so als hätte jemand den Hahn einfach zugedreht. "Seltsam" murmelte die blonde Wächterin und starrte in den, scheinbar noch dunkler gewordenen Himmel. 'Ob das Irma war?' dachte sie nachdenklich und sah sich um. Doch sie konnte niemanden sehen, die Straße war leer.... menschenleer. Kein Auto fuhr mehr, und sogar der Kerl der eben noch unter einem Vordach gestanden hatte und eine Zigarette geraucht hatte war weg... so als wäre diese Straße extra nur für sie reserviert... Ein Gefühl das Cornelia einen Schauer über den Rücken jagte. Plötzlich fühlte sie sich... einsam. "Hey, Blondie!" Erschrocken fuhr Cornelia herum. Dort stand ein Mann, mit schwarzen Haaren und einem dunklen Mantel und flammend roten Augen. Für einen Augenblick war Cornelia starr. Sie konnte nur gebannt in die unheimlichen Augen ihres Gegenüber sehen. "Fang!" forderte der Mann sie auf und war ihr etwas zu. Sich aus der Starre lösend, fing Cornelia den kleinen Gegenstand auf, und wurde bleich als sie ihre Hände öffnete. "Erkennst du ihn wieder?" fragte der Mann spöttisch. Cornelias Hände zitterten als sie den kleinen silbernen Ohrring sah. Natürlich erkannte sie ihn wieder, sie hatte Will den Ohrring ja schließlich geschenkt. "Woher... woher hast du den Ohrring?" stotterte die blonde Wächterin und schaute abwechselnd auf den Ring und die gruseligen Augen des Mannes der vor ihr stand. Doch er schwieg. "Woher hast du ihn?" rief sie wütend. "Warst du es der Will entführt hat?" Ihre Augen funkelten vor Zorn. Der Mann trat einen Schritt zurück und verbeugte sich. "Verzeih, wenn ich unhöflich erscheine. Mein Name ist Shade, zu mindestens habe ich mich deiner Freundin Will mit diesem Namen vorgestellt." "Dann hast du sie entführt!" schrie Cornelia und jagte einen grünen Energiestrahl auf Shade. Dieser fing den Angriff aber lässig mit der flachen Hand ab. "Ich habe sie nicht entführt" erklärte Shade sachlich. "Ich habe sie nur in Gewahrsam genommen, bis sie einsieht dass ich Recht habe". "Du Monster!" Die blonde Wächterin ließ sich zu Boden sinken und legte eine Hand auf die nasse Straße. Die Gullydeckel in ihrer Nähe begannen zu zittern und sausten auf Shade zu, wie ein Diskus. Die beiden Scheiben, die von vorne auf ihn zugeflogen kamen, fing Shade ohne Mühen auf und ließ die Scheiben fallen, ein metallenes Klappern hallte durch die leere Straße. "Ist das alles was du kannst?" höhnte Shade, was Cornelia die Röte ins Gesicht trieb. "Ich dachte die Kräfte der Wächterin der Erde seien etwas..." er machte eine kurze Pause, was die Wut der Blondine nur noch weiter steigerte. "… nun, etwas größer..." Cornelia zitterte. Sie konnte hier auf der Straße nur einen Bruchteil ihrer Kräfte nutzen. Denn sie brauchte Erde, Steinen, oder Felsen zum angreifen, aber sie konnte ja nicht einfach eine komplette Straße aufreißen und die Steine der Hauswände benutzen... aber dieses Grinsen im Gesicht ihrer Gegner trieb sie zur Weißglut... Plötzlich wich das Grinsen aus Shades Gesicht. "Jetzt versteh ich es" erklärte er langsam und musterte Cornelia langsam. "Du kannst dich nicht verwandeln, das heißt das deine Kräfte auf einem absoluten Minimum sind, oder?" "Und wenn es so wäre?" fragte die Blondine scharf. Shade lachte auf. "Natürlich, es ist so! Ohne das Herz kannst du nicht mehr machen als ein paar Steine zu bewegen. Deshalb bist du so schwach. Oder liegt es an der Umgebung? Hast du Angst du könntest Unschuldige mit deinen Kräften verletzen, wenn du sie mitten auf der Straße entfesselst?" "Nein..." log sie mit gesenktem Blick. "Gut" lächelte Shade und richtete eine Hand gegen eines der Häuser auf der rechten Straßenseite. Cornelia erkannte zu Spät was er vorhatte und schlug die Hände vor den Mund. "Nein!" schrie sie als ein schwarz-violetter Feuerball Shades Handfläche verließ und in ein Fenster einschlug. Das Gebäude begann sofort in unheimlichen Feuer zu brennen. Eine Sekunde lang loderten dunkle, violette Flammen aus den Fenstern. Dann erloschen die Feuer wieder. "Warum hast du das gemacht, du Monster!" brüllte Cornelia und richtete einen grünen Energieblitz gegen Shade, ein Angriff der Erfolglos blieb. "Sie unbesorgt, Blondie. Unser Kampf findet auf einer anderen Existenzebene des Planeten statt. Alles was auf dieser Ebene der Welt passiert, hat keinen Einfluss auf die Ebene auf der du lebst. Aber du kannst hier auch nicht vor mir fliehen!" Er lachte laut auf. "Wenn das so ist" grinste die blonde Wächterin und warf einen Blick auf ihren Ring. Bevor Yan Lin sie zurück geschickt hatte, hatte sie den Mädchen noch jeweils einen Ring mitgegeben, ein Ring aus der elementaren Energie der Auramere. "Erde" flüsterte sie und der grüne Ring leuchtete auf. Shade musste den Blick abwenden als das magische Licht Cornelias Verwandlung einleitete. Cornelia spürte wie die magische Energie sie durchströmte, sie mit Macht versah und ihren Körper veränderte. In der Wächterinnen-Gestalt fühlte sie sich mächtiger und weniger ängstlicher als noch Augenblicke zuvor. Und die Tatsache das Shade einen Schritt vor ihr zurück wich, bestärkte ihre Gefühle noch. "Du willst Stärke sehen?" riss Cornelia ihren Gegner aus seinen Gedanken. Nun da sie wusste dass die Gebäude leer waren und sie niemanden "zufällig" verletzen konnte, konnte sie die Macht der Erde ohne Bedenken nutzen. Sie ließ sich zu Boden sinken und legte beide Hände flach auf den Asphalt. Die Straße erzitterte und platze der Länge nach auf. Dort wo der Straßenbelag verschwand wandte sich eine riesige Wurzel auf Shade zu, einer Schlange gleich, die ein Beutetier sah. Shade wich nicht zurück als die Wurzel seinen Körper mehrmals umschlang und ihn bewegungsunfähig machte. Als ihr Feind unschädlich gemacht war, trat Cornelia langsam näher an ihn heran. Die Wut pulsierte zwar immer noch in ihrem Inneren, aber sie gab sich ruhig und gefasst. Mit erhabenen Schritten stellte sie sich vor den Mann, der ihre Freundin entführt hatte. "Sag mir wo sie ist!" forderte sie ihn ruhig auf. Doch sie erhielt als Antwort nur ein hämisches Grinsen. "Rede!" forderte sie ihn erneut mit fester Stimme auf. "Oder was?" fragte er, immer noch grinsend. "Oder ich werde mir die Antwort aus dir herausquetschen!" antwortete Cornelia, diesmal lauter, aber immer noch gefasst. "Du willst mich foltern?" spottete Shade und schaute der Blondine tief in die blauen Augen. "Wenn ich muss!" rief sie scharf und erwiderte den Blick. "Und was willst du tun? Willst du mich mit dieser Wurzel zerquetschen?" höhnte Shade. "Wenn du jemanden foltern willst, musst du bereit sein ihm Schmerzen zuzufügen, die weit über das erträgliche hinaus gehen. Und eins kannst du mir glauben, ich weiß wovon ich rede, ich habe bereits so viele Leute von so vielen verschiedenen Welten gefoltert, dass ich weiß wie weit ich gehen kann..." Er brach ab und sein Blick wanderte in weite Ferne. "Auch wenn ich zugeben muss dass dieser Rotschopf eine ziemlich harte Nuss ist" murmelte er. Sofort weiteten sich Cornelias Augen und ihre Hand begann zu zittern. "Rotschopf?" rief sie. "Du meinst Will?" Shade nickte. "Ja, wen sonst? Sie ist ziemlich stur. Obwohl ich sie bis zur Ohnmacht gefoltert habe blieb sie hart." Cornelias Kopf lief rot an und sie ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass die Knöchel weiß hervor traten. "Du hast WAS?" rief sie wütend und mit zitternden Händen. Unbewusst ließ sie die Wurzel zudrücken. Shade zuckte nicht einmal mit der Wimper. "WO, IST, WILL?" brüllte Cornelia mit wutverzerrtem Gesicht, während die Wurzeln sich enger um Shades Körper wandten. "Bei mir, in einem Gefängnis" grinste Shade gelassen, was Cornelias Wut ins unermessliche steigerte. "Du Monster!" Die Blondine zitterte am ganzen Körper und krallte ihre Hände zusammen. Die Wurzeln folgten ihrem Befehl... und lösten sich plötzlich in Asche auf. "Was..." stotterte die blonde Wächterin und wich einen Schritt zurück. Vor ihren Augen waren die Wurzeln einfach zu Staub zerfallen. "Wolltest du mich nicht foltern?" fragte Shade spöttisch und machte einen Schritt nach vorne. Die Blondine wich weiter zurück. Panisch starrte sie auf den Mann und brachte kein Wort heraus. "Wolltest du nicht eine Antwort aus mir herausquetschen?" Cornelia schluckte, fasste sich aber sofort wieder. Shade hatte Will in seiner Gewalt und sie war die einzige Wächterin vor Ort. 'Die Einzige...' dachte sie gedehnt. 'Warum habe ich nicht früher daran gedacht.' Sie trat schnell zwei Schritte zurück und legte eine Hand auf den Baum auf dem Bordstein. Die junge Eiche gehorchte sofort und bog sich vor das Mädchen. Mit langen Ästen griff sie nach dem Mann und verschaffte Cornelia so genug Zeit. //Irma, Hay Lin, Taranee? Hört ihr mich?// rief sie nach ihren Freundinnen. Doch sie erhielt keine Antwort. Das Brechen eines Astes ließ Cornelia ihre Bemühungen verdoppeln. //Verdammt, Irma, Hay Lin, Taranee, kommt schnell her. Ich hab den Kerl gefunden der Will entführt hat!// Weitere Äste brachen. //Mädels, wo seit ihr? Ich könnte eure Hilfe gebrauchen!// "Verdammter Baum!" rief Shade nachdem er die Hälfte der Äste bereits zerbrochen hatte. Cornelia, aus ihrer Konzentration gerissen, handelte sofort. Sie ließ weitere Äste sprießen und den Baum wachsen. "Verdammter Baum" fluchte Shade erneut. Kurz darauf ging der Baum in einer schwarzen Flammen auf. Die plötzliche Hitze und die geisterhafte, bedrohliche Flamme trieben Cornelia weiter zurück. Der Stamm brach, brennende Äste und verkohlte Holzsplitter platzen in alle Richtungen. Cornelia schrie auf und hob schützend einen Arm. Mit einem fiesen Grinsen trat Shade zwischen den beiden, noch brennenden Hälften des Baumes hervor. "Der Rotschopf hat sehr viel mehr Widerstand aufgebracht als du, Blondie. Aber ihre Angriff waren nicht so... speziell wie deine. Und ihre Augen haben sehr viel mehr Verzweiflung ausgestrahlt als deine..." Er lachte kurz auf, wurde aber sofort wieder ernst. "Was mir aber am meisten gefallen hat, war die Angst, die sie ausstrahlte". "Du Dreckskerl" schrie Cornelia, dicht gefolgt von einem grünen Energieblitz, der Shade vollig unvorbereitet traf. Er taumelte einen Schritt nach hinten und sank in die Knie, stand aber sofort wieder auf. "Nun haben wir aber genug gespielt, meinst du nicht auch?" fragte Shade grinsend und hob eine Hand. Er ließ Cornelia nicht einmal genug Zeit sich vorzubereiten. Ein schwarzer Blitz entsprang seiner Handfläche und flog knisternd auf das Mädchen zu. Die blonde Wächterin schrie auf und fiel zu Boden. Wie ein Feuer breiteten sich unbeschreibliche Schmerzen in ihrem Körper aus. Jeder Muskel schmerzte und jede Sehne schien zu zerreißen. Doch die Schmerzen blieben nicht lange, nach einer endlosen Sekunde verschwanden sie wieder. Zurück blieb nur Cornelia, die keuchend auf dem Boden lag und immer noch leicht zitterte. "Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was dich erwarten könnte. Bei Will habe ich genau so angefangen" erklärte Shade und umrundete Cornelia dabei langsam, während er zusah wie sich das Mädchen wieder auf die Beine kämpfte. "War... war das alles was du zu bieten hast" fragte die Blondine spöttisch und versuchte mit wackligen Beinen eine einigermaßen bedrohliche Pose einzunehmen. "Bei weitem nicht" war die Antwort. Shade richtete erneut die Hand auf Cornelia. Doch diesmal reagierte sie sofort. Cornelia ließ sich fallen und legte beide Hände auf den Boden. Eine Steinplatte brach aus dem Asphalt und verdeckte die Wächterin. Der schwarze Blitz krachte in die Platte. In einem lauten Knall platzten Steinfragmente heraus. Mit der Hand noch auf dem Boden entfesselte Cornelia die Macht der Erde. Um Shade herum brach die Straße ein und sank einen Meter nach unten. Unter der plötzlichen Bewegung stolperte er einen Schritt nach vorne. Sofort wuchsen Ranken aus den Wänden des Loches. Die Ranken wandten sich um Shades Beine, umwickelten sie einige Male und verschwanden danach wieder in der Wand. Die blonde Wächterin stand auf und winkte das Haus das ihr am nächsten stand zu sich heran. Die Außenwand erzitterte, Putz bröckelte herunter und an manchen Stellen fiel der Beton zwischen den Steinen heraus. Cornelia griff mit ihren Kräften nach der wankenden Mauer. Die Wand war stur, fügte sich dann aber Cornelias Willen. Die Mauer pendelte noch einmal zurück, dann fiel sie nach vorne. Ziegelsteine trommelten auf die Straße, Putz rieselte herunter und die zwei Stockwerkhohe Außenwand knallte auf den Asphalt, und begrub Shade unter sich. Triumphierend stellte sich Cornelia vor den Geröllhaufen vor ihr. "Das hast du nun davor" lachte sie. "Leg dich nie mit einer Wächterin an!" Belustigt schaute sie auf die Stelle an der Shade begraben lag... und fragte sich wie sie nun Informationen aus ihm heraus bekommen sollte... "Nicht gerade meine beste Aktion" murmelte sie und trat einen Schritt zurück. Auch wenn sie den Kerl nun besiegt hatte, hatte sie nicht gewonnen. Sie musste ihn ausgraben, ob sie wollte oder nicht. Plötzlich begann etwas aus dem Inneren des Gerölls in einem dunklem Licht zu leuchten. Erschrocken wich die blonde Wächterin zurück und machte sich bereit anzugreifen, wenn nötig. Das Leuchten wurde stärker und begann leicht zu pulsieren. Der Geruch nach brennendem Ton drang aus dem Geröll. Cornelia wich noch einige Schritte zurück. Sie hatte eine grobe Vorstellung von dem was nun passieren würde. Und sie behielt Recht. Das Geröll flammte kurz in einer schwarz-violetten Flamme auf und verbrannte zu Staub. Unter der Asche erhob sich Shade, trat aus dem Loch und klopfte sich den Staub vom Mantel. "Das war erstaunlich, Blondie" gestand Shade und klatschte langsam in die Hände. "Ich hätte nie gedacht das du ohne das Herz solch eine Kraft und Konzentration entwickeln könntest um eine Mauer einzureißen." Cornelia schluckte hart. Dieser Kerl war scheinbar nicht so einfach klein zu kriegen. Und dass er ihr gratulierte machte ihr fast noch mehr Angst als die Tatsache das er noch einmal einen Kratzer von der Gerölllawine davongetragen hatte. Für jeden Schritt den Shade tat, trat Cornelia einen nach hinten. Sie zitterte und in ihr kämpften Angst und Wut um die Vorherrschaft. "Weißt du, Cornelia, du bist ziemlich hübsch, deshalb werde ich versuchen dir keine Wunden zuzufügen. Aber du müsstest schon still stehen bleiben damit ich dir nicht versehentlich doch einen Kratzer zufüge!" Die beiden Kontrahenten agierten fast gleichzeitig. In Shades Händen knisterte ein dunkler Blitz, der sofort auf die Wächterin zuflog. Cornelia konzentrierte sich auf die Straße unter ihren Stiefeln. Ein Stück des Asphaltes brach hervor und klappte nach oben um den Blitz abzufangen. Der Asphalt glühte auf und einige kleine Fragmente splitterten weg. Die blonde Wächterin atmete erleichtert auf. "Du wirst unvorsichtig!" höhnte Shade und ein zweiter Blitz krachte in Cornelias Deckung. Noch mehr Asphalt brach ab und Risse bildeten sich entlang der Oberfläche. "Hab dich!" grinste Shade und jagte einen weiteren Blitz auf die Deckung. Panisch sah die Blondine wie die Asphaltmauer erzitterte und ein dunkler Blitz ihre Deckung sprengte. Ihr Versuch dem Angriff auszuweichen schlug fehl, der Blitz traf sie am Oberschenkel. Mit einem lauten Aufschrei sank sie zu Boden. Dort wo der Blitz sie getroffen hatte, brannte ihr Bein, ihr Muskel, ja sogar ihr Knochen schien zu brennen. Mit Tränen in den Augen und keuchendem Atem rieb sie ihren Oberschenkel um den Schmerz zu vertreiben. "Keine Sorge, es hört gleich auf" erklärte Shade fast fürsorglich, drehte sich um und entfernte sich ein paar Schritte. "Dreh mir... nicht den... Rücken zu!" schrie Cornelia und entließ eine grüne Energieladung. Shade zuckte zusammen als der Angriff ihn traf. Sofort drehte er sich um. "Warum tust du das?" fragte er kopfschüttelnd. "Du bist besiegt, also bleib liegen!" Mit Tränen in den Augen kämpfte die Blondine sich hoch. "Sag mir... wo Will ist..." keuchte sie und sah Shade mit, vor Wut glühenden Augen an. In ihrer Hand glühte bereits wieder die grüne Energie. Shade richtete wieder die Hand gegen sie. "Nein!" erklärte er und ein dunkler Blitz traf Cornelias Oberkörper. Mit einem lauten Schmerzensschrei sank sie erneut zu Boden. Ihr ganzer Körper schien zu brennen und sie zitterte. Ihr Atem ging nur noch Stoßweise und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Shade trat ein paar Schritte näher und beugte sich über sie. "Die Schmerzen werden gleich verebben, bleib einfach liegen und ruhe dich aus". "Nei... Nein... nicht bevor..." presste Cornelia unter Tränen hervor, bevor sie erneut aufschrie. "Nicht bevor... du mir... gesagt hast... wo..." Erneut brach sie ab und japste ein paar Mal. "… wo... wo... Will... ist..." "Das kann ich nicht. Also bleib einfach liegen!" bat Shade das Mädchen und machte einen Schritt rückwärts. Cornelia schaute zu ihm auf. Sie konnte nicht zulassen dass er einfach so davon kommt. Sie musste aufstehen, sie musste herausfinden wo er ihre Freundin festhielt. Mit letzter Kraft stemmte sich Cornelia hoch. Die Schmerzen, die ihren ganzen Körper in einem endlosen Inferno quälten, ignorierend, kämpfte sie sich in eine sitzende Position. Sie konnte sich nicht einfach so geschlagen geben! Shade betrachtete das Mädchen mit Bedauern. Insgeheim hoffte er dass sie die Kräfte verlassen würden und sie zurück fallen würde. Doch dieses Mädchen war ein unverbesserlicher Sturkopf. "Es tut mir wirklich Leid, dass ich so weit gehen muss, aber du lässt mir leider keine andere Wahl. Da dein Stolz sich scheinbar nicht mit einem Unentschieden zufrieden geben kann, muss ich zu anderen Mitteln greifen" erklärte mit Bedauern. "Bitte, Blondie, verzeih mir!" Ein schwarz-violetter Feuerball flog auf Cornelia zu. Sie schrie auf als das Feuer sie berührte und sie umhüllte. Unerträgliche Schmerzen flossen durch ihre Adern und Muskeln, versengte ihr Fleisch und verbrannte ihre Knochen. Doch der Schmerz währte nur einen Lidschlag lang. Dann wurde alles Schwarz... "… bitte... Cornelia... ...Cor... ne... lia...?" "CORNELIA!" Schnell und heftig atmend schreckte Will hoch. Sie zitterte am ganzen Körper und ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Der Rotschopf blieb einige Minuten auf dem Rücken liegen und konzentrierte sich darauf ihren Atem zu beruhigen und ihren Herzschlag zu normalisieren. "Was... war das?" murmelte sie und dachte zurück. Was sie gesehen hatte... oder geglaubt hatte zu sehen... war kein Traum gewesen. Sie konnte den Griff der Wurzeln und die Einstiche der Dornen immer noch auf ihrem Hals fühlen. Will fuhr mit der Hand ihren Hals entlang. Da waren keine Kratzer oder ähnliches, dennoch konnte sie es deutlich spüren. "Kein Traum" flüsterte sie nachdenklich. 'Aber was dann? Eine Vision? Nein! Es war viel zu real dafür... Aber was war es dann?' Während sie nachdachte beruhigte sich ihr Körper wieder. Sie hörte auf zu keuchen und auch ihr Herz schlug wieder normal. Auch das Gefühl, die Dornenranken um ihrem Hals zu spüren, verschwand. Will setzte sich auf und sah sich um. Nach wie vor saß sie in einer Blase fest, in einem gigantischen Kellergewölbe, und konnte nicht entkommen. Aber zur Zeit war sie alleine. Ihr Entführer, Shade, war nirgends zu sehen, das einzige was sich noch in dem Kellergewölbe befand war der Tisch, mit dem... "Das Herz!" rief Will panisch und stand auf. Doch die Aufregung war völlig umsonst, der Kristallanhänger lag nach wie vor auf dem Tisch. Und er leuchtete... Will schaute gebannt auf das Herz von Kandrakar. Ein rosaner Schein drang aus dem Anhänger und schien auf die Tischplatte. Das Mädchen rieb sich die Augen. Sie glaubte eine Bewegung in dem Schein gesehen zu haben. Auch beim erneuten hinschauen war sie sich sicher dass sie eine Bewegung sah. Sie trat einen Schritt näher an die Wand heran und konzentrierte sich auf den Schein. Wie auf ihren stummen Befehl hin, wurde der Schein größer und bildete einen gut dreißig Zentimeter durchmessenden Kreis auf der Tischplatte, mit dem Herz als Mittelpunkt. Aus dem Kreis wuchs ein weiterer Schein in die Höhe. Der Schein wurde an manchen Stellen heller und an manchen dunkler. Dann begann er Gestalt anzunehmen, eine dreidimensionale Gestalt. Obwohl die Gestalt nur in hellen und dunklen Rosatönen zu sehen war, erkannte Will das fünfzehn Zentimeter hohe Abbild sofort. Es war Shade, der da auf der Tischplatte stand. Gegenüber von Shade wuchs eine zweite rosane Gestalt empor. Sie war schlank, und kleiner als Shade, mit langen Haaren... "Cornelia..." hauchte Will und sah gebannt auf ihr Abbild. Die beiden Gestalten standen sich gegenüber, Will konnte zwar sehen wie sich Cornelias Lippen bewegten, aber sie hörte nichts, sie konnte nur zusehen. Dann kam Bewegung auf. Zuerst verbeugte sich Shade, und fing danach einen Angriff von Cornelia ab. "Cornelia, geh, du kannst ihn nicht schlagen!" rief Will als der Kampf begann. Doch die blonde Wächterin konnte sie scheinbar nicht hören. Stattdessen verwandelte sie sich und ließ Wurzeln aus der Straße wachsen. "Verdammt, hau ab!" versuchte Will es erneut, während die Wurzeln ihr Ziel fanden und Shade fesselten. "Das ist deine Chance, Cornelia, verschwinde und hol dir Hilfe!" Doch sie tat es nicht, sie ging stattdessen zu ihm hin. "Nein..." Kurze Zeit passierte nicht und Will hoffte dass Cornelia gewonnen hatte, auch wenn sie wusste dass es nicht stimmen konnte. Ihr Verdacht wurde einen Augenblick später bestätigt als die Wurzeln plötzlich zu Staub zerfielen. Wills Herz blieb fast stehen als sie sah wie Shade auf Cornelia zuging. Zum Glück versperrte ihm ein Baum den Weg. "Jetzt geh endlich, Corny!" rief Will so laut wie sie konnte. Sie musste irgendwie zu Cornelia durchdringen. Verdammt, das Herz war ein unglaublich mächtiger Gegenstand, warum konnte Will ihre Freundin nicht dadurch warnen? Der Baum ging in Flammen auf und Cornelia griff erneut an... und traf diesmal. Ein Angriff von Shade folgte, der die Wächterin in die Knie zwang. Wills Herz schlug schneller. So hatte es bei ihr auch angefangen, ein Angriff und damit war der Kampf für sie verloren gewesen. Doch Cornelia gab nicht auf, sie riss ein Loch in den Boden, fesselte Shade erneut und ließ dann eine Hauswand auf ihn fallen. "Hat... hat sie... gewonnen...?" murmelte Will ungläubig. Sie konnte kaum glauben dass Shade besiegt war, aber sie war sich sicher dass selbst so ein Monster wie er, einen Angriff mit einer vollständigen Hauswand ohne weiteres wegstecken konnte. "Corny, du bist unglaublich" jubelte Will. Dann erstarrte sie als die Mauer zu glühen anfing und zu Asche verbrannte. "Nein..." Will erzitterte als Shade zum Angriff überging. Einen Blitz konnte Cornelia mit einer Mauer abwehren, und auch den zweiten verkraftete die Deckung, der dritte zerbrach sie und traf Cornelia. Will schrie auf als ihre Freundin zu Boden sank. "Cornelia!" schrie sie und eine Träne rann ihr über die Wange. Sie wollte nicht mit ansehen wie Shade ihre Freundin genau so brutal zugrunde richtete. Deshalb atmete sie erleichtert auf als Shade sich von ihr wegdrehte und ging. "Glück gehabt... Was? Cornelia. Nein!" Als die Blondine sich aufrichtete wich die Farbe aus Wills Gesicht. Wieso tat sie das? Warum blieb sie nicht einfach liegen? Shade hatte sie verschont und wollte den Kampf mit einem Unentschieden verlassen, also warum zur Hölle musste Cornelia weiter kämpfen? Als der zweite Blitz sie traf flehte Will, unter Tränen, dass Cornelia doch liegen bleiben solle. Der Kampf war vorbei... doch sie rappelte sich erneut auf. Ein weiterer Blitz verließ Shades Hand und traf die blonde Wächterin... dann verschwand das leuchten des Herzens. "Cornelia... Nein..." schluchzte Will. Hemmungslos weinend sank Will in die Knie. Es war vorbei... Cornelia war besiegt... wenn nicht sogar schlimmeres. AN So, fertig, auch wenn ich viel länger gebraucht habe als geplant... denn mein Kopf befindet sich gerade im Einflussbereich von Rapture^^ Und dort ist er nur sehr schwer wieder heraus zu bekommen, wer jemals Bioshock 2 gespielt hat wird es verstehen. Dann kommt noch der üblichen Dank für Silverbullet, der mir immer fleißig Kommentare schreibt. Es wäre noch zu sagen dass das nächste Kapitel wieder unschön wird, also bis dahin: Lebt wohl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)