Hatred von ReapersScythe66 (Wenn Hass Freundschaften zerstört) ================================================================================ Kapitel 2: Wo ist Will? ----------------------- Kapitel 2 Wo ist Will? Noch schlaftrunkend wachte Irma auf. Das trommeln des Regens an ihrem Fenster hatte sie geweckt. Leicht verschlafen reckte sie sich und rieb sich die Augen. Ihr erster, noch verschleierte, Blick fiel aus dem Fenster. Obwohl es schon nach Zehn war, war es draußen noch dunkel und hunderte von Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheibe. Irma schwang sich widerwillig aus dem Bett und wankte in Richtung Tür. Im Vorbeigehen warf sie einen kurzen Blick auf Hay Lin, die sich in ihrem Schlafsack zusammengerollt hatte und leise vor sich hin schnarchte. Im Flur tappte sie langsam zum Badezimmer, begleitet von der Musik des Regens und einer anderen, ihr sehr bekannten Melodie... doch sie wusste gerade nicht was es war... Erst als die Melodie kurz verstummte und dann erneut begann wusste sie worum es sich handelte. "Das Telefon" flüsterte sie und ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Noch immer ein wenig verschlafen griff sie nach dem Hörer. "Irma Lair! Hallo!" "Susan Vandom, hallo Irma" meldete sich Wills Mutter aufgeregt. "Irma, weißt du wo Will ist? Sie ist nach dem Kino nicht nach Hause gekommen. Ich mach mir wirklich Sorgen..." Plötzlich war Irma hellwach. "Keine Sorge Miss Vandom, Will ist hier. Sie war total erschöpft und hat sich deshalb nicht mehr gemeldet" erklärte Irma schnell. Susan Vandom atmete sichtlich erleichtert auf. "Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Ich hab schon mit dem schlimmsten gerechnet... Kannst du sie mir mal eben geben?" Irma schluckte hart. Wo hatte sie sich da wieder reingeritten? Und wie sollte sie da wieder raus kommen? "Tut mir Leid, aber sie schläft noch" war das erste was Irma einfiel. "Okay, gut. Sagst du ihr bitte dass sie kurz anrufen soll wenn sie wach ist!" "Sicher, sobald sie wach ist wird sie Sie anrufen" erklärte Irma und fragte sich immer noch wie sie das schaffen wollte... aber sie hatte schon eine grobe Idee... "Danke Irma. Tschüss." "Tschüss." Kaum hatte Susan aufgelegt lief die Brünette nach oben, sie musste Hay Lin wecken. Während sie immer zwei Stufen auf einmal nahm, rief sie nach Taranee und Cornelia. //Taranee? Cornelia? Hört ihr mich?// //Ja, verdammt. Irma, warum schreist du so laut?// erklang die gequält klingende Stimme von Taranee. //Keine Zeit für Erklärungen. Notfalltreffen, bei mir, sofort!// //Ich steh gerade unter der Dusche, kann dass nicht noch Zehn Minuten warten?// //SOFORT!// rief Irma und konzentrierte sich noch stärker auf Cornelia, die sie scheinbar nicht hörte. //Cornelia! CORNELIA!// Sie erhielt keine Antwort. 'Verdammt!' fluchte sie und rannte die Treppe wieder runter. Sie griff nach dem Telefon und rief bei ihrer Freundin an. "Hallo, hier spricht Lilian Hale" meldete sich Cornelias kleine Schwester. "Hallo, Lilian, hier spricht Irma Lair. Lilian du musst mir unbedingt deine Schwester geben es ist wichtig" erklärte Irma schnell. "Tut mir Leid, aber sie schläft noch." Ein bösartiges Lächeln umspielte Irmas Lippen. "Lilian, du musst mir einen kleinen Gefallen tun. Du musst Cornelia wecken, es ist wirklich sehr wichtig!" "Okay" lachte Lilian und dann herrschte Stille. Kurze Zeit hörte Irma nichts, dann wurde eine Tür geöffnet und Lilians Stimme drang leise durch den Hörer... was genau sie rief konnte Irma nicht hören. Kurz darauf war Cornelias Stimme zu hören die ihre kleine Schwester ziemlich laut anschrie. "Lilian! Du kleines, unverschämtes Monster." Irma musste grinsen, doch es verging ihr als Cornelia den Hörer zur Hand nahm. "Irma? Was ist so wichtig dass du diese kleine Kröte losschickst um mich zu wecken?" "Keine Zeit für Erklärungen, Corny" antwortete die Brünette hastig. "Notfalltreffen, bei mir, SOFORT!" "Irma, auf einer Skala von Eins bis Zehn, wie wichtig ist es dass ich, noch im Nachthemd, bei dir auftauchen muss?" fragte die blonde Wächterin genervt. "Vierzehn, mindestens. Also komm schnell!" damit legte sie auf bevor Cornelia etwas erwidern konnte. Das Telefon achtlos auf die Couch werfen hastete Irma die Treppe hoch, während sie laut nach Hay Lin rief. Und kaum hatte sie ihr Zimmer erreicht war das Mädchen wach, zwar noch reichlich verschlafen, aber dennoch ansprechbar. "Hey Hay, aufstehen, wir haben ein Problem" erklärte Irma aufgebracht. Sofort war Hay Lin hellwach. "Was?" "Wills Mutter hat gerade angerufen und..." "Irma? Bist du oben?" unterbrach sie Taranees rufende Stimme. "Ja!" rief Irma nach unten und sofort erschien Taranee in ihrer Tür. Sie hatte sich scheinbar wahllos ein Shirt und eine Hose gegriffen und war sofort gekommen. Irma wollte erneut mit ihrer Erklärung beginnen, aber eine kleine weißrosane Kugel lenkte sie ab. Die Kugel begann leicht zu pulsieren und explodierte dann in einem rosanen Schein. "Was ist so unglaublich wichtig dass du das kleine Monster benutzt um mich zu wecken?" fragte Cornelia nachdem der Schein sich gelegt hatte. Sie trug, wie sie am Telefon gesagt hatte, noch immer ihr Nachthemd. Irma holte tief Luft. "Will ist nicht nach Hause gekommen" erklärte sie ruhig. "WAS?" riefen die drei Mädchen aufgeregt. Irma nickte betrübt. "Ihre Mutter hat eben angerufen und mir gesagt dass sie nicht nach Hause gekommen sei." "Hast du denn schon versucht sie zu erreichen?" fragte Taranee nachdenklich. Irma schüttelte verlegen den Kopf. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht... Sie war sich sicher dass Susan versucht hatte ihre Tochter über Handy zu erreichen, aber als Wächterinnen hatten sie eine sehr viel zuverlässigere Möglichkeit. "Dann versuchen wir es" schlug Hay Lin vor und reichte Irma und Taranee die Hände, zu viert bildeten sie eine Kreis und auf Taranees Zeichen konzentrierten sie sich auf Will. //WILL? KANNST DU UNS HÖREN?// Doch sie erhielten keine Antwort. Die vier Mädchen versuchten es erneut, diesmal viel lauter als vorher, doch wieder blieb die Antwort aus. "Nun ist es offiziell" stellte Taranee sachlich fest. "Will kann uns nicht hören..." "Und... und was bedeutet das?" fragte Hay Lin ängstlich. Taranee zuckte nur mit den Schulter. "Tut mir Leid, aber das weiß ich nicht..." "Heißt... heißt dass das sie... tot sein könnte?" stammelte Irma. "Vielleicht kann sie uns nur nicht hören" versuchte Cornelia zu erklären, aber sie glaubte nicht daran. Ihr telepathischer Ruf war so laut gewesen, dass er ihr noch immer in den Ohren nachhallte. Will hätte weit außerhalb von Heatherfield sein müssen um ihn nicht zu hören. Hay Lin sank auf die Knie. "Und was sollen wir jetzt tun?" "Sie suchen" rief Irma laut. "Was sonst?" Cornelia schüttelte traurig den Kopf. "Aber wir wissen doch gar nicht wo und wie wir suchen sollen... Wir brauchen Hilfe..." Irma schlug wütend mit der Faust auf ihr Bett. "Und woher? Will hat das Herz, wir kommen hier nicht weg. Sollen wir etwa nur hier rum sitzen und warten?" fragte sie laut. "Irma hat leider Recht" warf Taranee ein. "Nur Will kann ein Portal nach..." Ein blendend weißer Blitz unterbrach sie. "… Kandrakar erschaffen..." vollendete sie ihren Satz nachdem das Leuchten verschwunden war. Plötzlich standen die vier im Garten der Festung von Kandrakar. "Wächterinnen!" rief das Orakel aufgeregt und begrüßte die vier Mädchen. Hay Lin warf sich ihrer Großmutter sofort um den Hals. "Oma, etwas schreckliches ist passiert!" Yan Lin nickte traurig. "Ich weiß. Will ist verschwunden..." "Ja, aber könnt Ihr sie nicht aufspüren, Orakel? Ihr könnt uns doch überall finden, egal wo und wann" warf Taranee ein, doch der traurige Blick des Orakels sprach Bände. "Ich habe es versucht, mehrmals, aber ich kann sie nicht finden, so als würde sie nicht existieren..." "Nicht... existieren...?" stammelte Irma traurig, ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Heißt... heißt dass... das sie... das sie..." ein Schluchzen durchlief ihren Körper. "...tot ist?" flüsterte Hay Lin, auch sie war den Tränen nah. "Nein, nein, auf keinen Fall" erklärte Yan Lin was die vier Mädchen aufatmen ließ. "Sie lebt, auf jeden Fall. Sie scheint nur jetzt gerade nicht zu existieren. Als wäre ihre komplette Existenz verborgen." "Aber sie lebt?" fragte Cornelia erleichtert. "Ja, aber wir wissen nicht wo sie ist..." "Wir?" hakte Taranee nach. "Natürlich. Als Orakel ist es meine Pflicht heraus zu finden wo Will ist. Nachdem ich vergeblich versucht habe sie zu finden, habe ich mich an Luba gewandt, um mich zu vergewissern dass Will noch lebt. Zum Glück leuchtete ihre Auramere noch, doch selbst damit konnte ich Will nicht finden." "Was? Ich versteh überhaupt nichts mehr" jammerte Irma und schüttelte den Kopf. "Die Auramere sind mit euch fünf verbunden. Und egal wo ihr seit oder was ihr macht, die Auramere zeigen es mir... doch Wills Auramere zeigt mir nichts, nur ein schwarzes Bild" erklärte Yan Lin traurig. "Und wie können wir sie dann finden?" warf Taranee ein und begann laut nachzudenken. "Ich meine, wenn Will verschwunden ist und weder das Orakel, noch ihre eigene Auramere sie finden kann, dann muss jemand oder etwas verhindern dass wir sie aufspüren, oder?" Yan Lin nickte langsam. "Das könnte sein, aber es müsste entweder ein unglaublich starker Zauberer, oder ein sehr mächtiges Artefakt sein, wenn es sogar die Auramere beeinflusst." "Das ist ja alles schön und gut, aber wie hilft uns dieses Gerede unsere Freundin zu finden?" fragte Irma leicht gereizt. Sie wollte nicht bloß rumstehen und diskutieren, sie wollte Handeln. "Außerdem" fügte sie noch hinzu, "Haben wir noch das Problem dass Wills Mutter auf einen Anruf ihrer Tochter wartet. Wir können ihr ja schlecht sagen dass ihre Tochter verschwunden ist, oder?" Kurz herrschte Stille. Irma hatte natürlich Recht, sie mussten entweder Will innerhalb der nächsten zwei Stunden finden, oder sie vorübergehend ersetzen... "Jetzt könnten wir einen Astralzwilling brauchen" murmelte Hay Lin. "Vielleicht haben wir etwas passenderes" sagte Yan Lin geheimnisvoll und ging auf die Festung zu. "Wartet kurz hier, Wächterinnen." Kaum war das Orakel verschwunden, legte sich eine eisiges Schweigen über die vier Mädchen. Sie machten sich schreckliche Sorgen um Will. Als Taranee seinerzeit entführt worden war, hatten sie wenigstens gewusst wo sie war, aber Will war spurlos verschwunden... und wenn selbst das Orakel nicht wusste wo sie war... sie wollten überhaupt nicht daran denken was mit Will passiert sein könnte... Wenig später kam das Orakel zurück, in Begleitung von... "Will?" fragte Irma und sprang auf, die anderen drei Mädchen folgten ihr. Gemeinsam musterten sie Will, oder das was aussah wie Will. "Das ist nicht Will" stellte Hay Lin fest. Obwohl das Mädchen vor ihr wie Will aussah und ebenfalls eine dunkle Leder-Jeans und ein schwarzes Top trug. "Das ist ein magischer Doppelgänger" erklärte das Orakel. "Sie ist ihr genaues Ebenbild, mit den selben Erinnerungen, allerdings fehlt ihr was." "Was?" fragte Cornelia und betrachtete die Doppelgängerin. "Sie ist nicht mehr als eine Puppe, zwar eine exakte Kopie, aber dennoch nicht echt. Anders als eine Astralzwilling hat dieses Wesen keinen eigenen Willen, sondern nur eine Version von Wills Willen, es ist ihr also föllig egal ob sie Will für ein paar Minuten oder viele Wochen ersetzten muss, es macht für sie keinen Unterschied. Außerdem hat sie nicht die Fähigkeiten und Kräfte wie die echte Will und ihr fehlt ein Stück von ihrem Gedächtnis, nämlich der Teil der passiert ist nachdem sie verschwunden ist." "Nachdem sie sich von mir und Irma getrennt hat, oder?" warf Hay Lin ein, ihre Großmutter nickte. "Genau, seit diesem Zeitpunkt haben wir sie verloren." "Das trifft sich gut" rief Irma freudig, was ihr sofort fragende Blicke einbrachte. "Ihre Mutter hat angerufen und wollte dass sie zurück ruft, weil ich ihr gesagt habe dass sie bei mir geschlafen hat" erklärte die Brünette. "Ich bin nach dem Kino mit zu Irma gegangen und habe dort geschlafen?" fragte die Doppelgängerin und die vier Mädchen erschraken ein wenig. "Genau, du wirst kurz anrufen und danach zu Will nach hause gehen. Dort wirst du ihr Zimmer aufräumen, danach deinen Badeanzug einpacken und den Tag im Schwimmbad verbringen" erklärte Cornelia bestimmt. "Im Schwimmbad? Was soll sie denn da?" fragte Taranee verwirrt. "Es ist doch Sonntag, heute ist das Bad dicht" ergänzte Hay Lin. Cornelia kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Nun ja... vielleicht nicht meine beste Idee, aber solange wir Will nicht haben sollte die Doppelgängerin so wenig Zeit wie möglich zuhause verbringen, für den Fall dass Will zurück kommt." "Aber sie könnte den Tag am Strand verbringen" schlug Irma vor, bereute es allerdings sofort wieder. Es war kalt und Regenwolken thronten über Heatherfield, kein normaler Mensch würde an so einem Tag am Strand sein wollen. "Wächterinnen, das ist völlig belanglos" stoppte Yan Lin die Unterhaltung. "Sie wird Wills Leben ganz normal fortführen. Ihr allerdings müsst die echte Will suchen!" "Und wie sollen wir das machen?" fragte Cornelia hitzig. "Wenn noch nicht einmal Wills Auramere weiß wo sie steckt?" "Das, Wächterinnen, kann ich euch leider nicht sagen" antwortete das Orakel betrübt und senkte den Kopf. "Aber ihr müsst es irgendwie schaffen. Vielleicht seit ihr ihre einzige Hoffnung..." Die Augen noch geschlossen und leise stöhnend, begann Will damit ihre Schläfen zu massieren. Sie hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Außerdem fühle sie sich müde, so als sei gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Sie öffnete vorsichtig ihre noch trägen Lider. Doch sie konnte nichts erkennen, sie sah nur dunkle Flächen und hellere Flächen. Hin und wieder unter den dröhnenden Schmerzen aufstöhnend, rieb sich Will die Augen. Sie spürte dass sie auf einer ebenen Fläche lag und scheinbar Richtung Decke schaute. Immer noch konnte sie nur dunkle und hellere Flächen sehen, die flackernd ineinander über gingen. Will schloss die Augen wieder. "Mir tut alles weh" stöhnte sie. Nachdem sie ein paar Minuten lang sanft ihre Schläfen und ihren Stirn massiert hatte, waren die Schmerzen hinter ihren Stirn so weit abgeklungen dass sie sie ignorieren konnte. Will schlug die Augen auf, ihre Sicht hatte sich verbessert. Sie konnte zwar noch nicht ganz klar sehen, es war als würde sie ein leichter Nebel umgeben, aber trotzdem konnte sie etwas erkennen. "Wo bin ich?" fragte sie mit zittriger Stimme während die sich umsah. Sie befand sich offensichtlich in einer Art Kellergewölbe oder so. Der Raum war aus dunklen Steinen gebaut, wie ein altes Gemäuer, und hatte die ungefähre Größe eines Fußballfeldes, eine einzige Tür konnte Will an einer der langen Seite erkennen. Die hohe Decke wurde von einigen dicken Halbbögen getragen, die im Abstand von ungefähr Neun Metern standen. Große Fackeln hingen an den Bögen und den Wänden dazwischen, spendeten aber nur wenig Licht. Dieser Ort jagte Will einen eiskalten Schauer über den Rücken und ließ sie erzittern. "Was ist das hier für ein Ort?" rief sie ängstlich in den Raum, doch sie erhielt keine Antwort... Will schloss die Augen und rieb sie sich erneut, dieser Nebel vor ihren Augen ließ den Ort geisterhaft erscheinen. Als sie die Augen wieder öffnete war der Nebel immer noch da. Auch wenn er nur schwach war, irgendwie schien er fast materiell... "Als könnte ich ihn anfassen" flüstere der Rotschopf und streckte vorsichtig die Finger aus... ...und zuckte zusammen als sie einen eisigen Widerstand spürte. "Eine Wand?" hauchte Will und legte beide Hände daran. Sie fuhr die Wand nach, soweit sie konnte. Nach einer Minute hatte Will das Ausmaß der Wand erkannt. Sie befand sich in einer Art Blase mit ungefähr Drei Metern Durchmesser, die knapp über dem Boden schwebte, was Will erst später bemerkte. Sie war gefangen... "Verdammte Blase" murmelte Will und griff in ihre Jackentasche... "Es... es ist weg..." stammelte sie nachdem sie das Herz nicht in ihrer Hand materialisieren konnte. "Vielleicht.... vielleicht hab ich es in eine andere Tasche gesteckt" rief sie panisch und suchte in den anderen Jackentaschen, doch es war weg... "Verdammt!" fluchte sie und legte die Hände zusammen. Sie konzentrierte sich auf das Herz, dass es in ihren Händen erscheinen soll, doch es kam nicht, es war verschwunden. "Erst muss ich hier raus" erklärte sie mit fester Stimme. Sie öffnete ihre rechte Handfläche und sofort knisterten kleine, weißrosane Energieblitze in ihrer Hand, die, sich um sich selbst windend, über ihre Handfläche tanzten. Will richtete ihre Hand auf die Wand und entließ den Energieblitz, der knisternd gegen die Wand prallte, sie durchdrang, und dann über die Oberfläche der Blase tanzte, ohne diese zu beschädigen... Das rothaarige Mädchen fuhr prüfend mit den Fingern über die Stelle wo ihr Blitz getroffen hatte. "Nichts... nicht mal ein Kratzer..." stellte sie niedergeschlagen fest. Doch Will wollte nicht aufgeben. Sie streckte beide Hände von sich und ließ erneut ihren Kräften freien Lauf. Knisternd sammelte sich Energie, die nicht nur über ihre Handflächen sprangen, sondern auch von der einen Hand in die anderen hinüber sprangen. Will konnte spüren wie die elektrische Energie sie umgab. Beide Hände nach vorne streckend jagte sie den Blitz krachend gegen die Blase. Wie bei ihrem ersten Versuch prallte die Blitzlanze gegen die Innenseite, doch er durchdrang sie nicht... Der Blitz zerplatzte in dutzende kleine Ladungen, die die Barriere entlang krochen und sich dann entluden... Will schrie unter Schmerzen auf, als viele kleine Blitz ihren ganzen Körper wie brennende Nadeln trafen. Keuchend und unter der Energie zitternd sank Will auf die Knie. Tränen füllten ihre Augen und ihr ganzer Körper schmerzte. Einige Minuten lang lag Will keuchend und japsend auf dem Boden während die Nachwirkungen der Energieblitz langsam schwächer wurden. Zwar brannte ihr Brustkorb immer noch und ihre Arme und Beine fühlten sich taub an, aber zu mindestens der Schmerz hatte nachgelassen. Erst als sie wieder ohne Schmerzen atmen konnte rappelte sie sich auf und setzte sich an so an die Wand, dass sie sich anlehnen konnte. "Wie konnte das nur passieren?" murmelte sie und dachte zurück an die dunkle Gasse... - - - Sie spürte die Anspannung in ihrem Körper und ihr Atem beschleunigte sich. Von der Dunkelheit umschlungen glaubte Will die lauernde Bestie direkt vor sich zu sehen.... Sie konnte sich nicht mehr bewegen, war plötzlich starr vor Angst... "Hallo, Will Vandom..." Mit einem erschrockenen Aufschrei drehte will sich ruckartig um. Ihr Herz schlug wie wild und sie zitterte am ganzen Körper. "Aber das ist doch kein Grund hier so herum zu schreien Will. Es gibt Menschen die versuchen zu schlafen..." sagte eine dunkle Stimme. "Wer... wer ist da?" rief Will mit zitternder Stimme. Plötzlich war alles um sie herum dunkel, die Straßenlaternen die eben noch einige Zentimeter der Gasse erleuchtet hatten, spendeten nun kein Licht mehr. "Hast du Angst, Will Vandom?" fragte die Stimme, sie schien näher zu kommen. Will atmete heftig und ihre Hände zitterten. Sie war starr vor Angst und brachte kein Wort heraus. "Warum so schweigsam, Will? Sag mir nicht dass die Wächterin des Herzens die Finsternis fürchtet" höhnte die Stimme und zwei kleine rote Punkte erschienen in der Unendlichkeit der Finsternis. Die Rothaarige krallte ihre Hand so fest um das Herz, dass es weh tat. Ihre Augen fixierten die roten Punkte die größer wurden... oder näher kamen...! Will wich einen Schritt nach hinten aus. "Du hast Angst vor der Dunkelheit?" fragte die Stimme, die scheinbar von den roten Punkten kam. "Dann sollte ich für ein wenig Licht sorgen!" Links und rechts an der Wand, keine zwei Meter von Will entfernt, erschienen plötzlich schwarz-violette Flammen, von gut einem Meter Höhe. Obwohl sie bedrohlich und finster aussahen spendeten sie gerade genug Licht sodass Will die Umgebung sehen konnte. "Besser?" fragte die Stimme fast fürsorglich und Will drehte sich um und erschrak ein wenig. Vor ihr stand ein junger Mann, mit einem langen, schwarzen Pferdeschwanz und blutrot leuchtenden Augen. Will rührte sich nicht, sie starrte auf den schwarzen Mantel und die unheimlichen Augen. Und als der Mann näher kam wich Will instinktiv einen Schritt zurück. "Hast du Angst?" Will antwortete nicht. Sie wusste nicht ob sie sich vor diesem Mann fürchten sollte oder nicht, denn bis auf diese geisterhaften Augen sah er eigentlich ziemlich normal aus. Trotzdem verspürte sie bei seinem Anblick eine höllische Angst, die sehr viel größer und stärker war als alles was sie früher gespürt hatte. Größer als die Angst vor Phobos, größer als die Angst vor dem Ragorlang sogar größer als die Angst die sie um ihren kleinen Bruder gehabt hatte als er entführt worden war. "Sag mir nicht dass die große Wächterin des Herzens sich vor Furcht nicht rühren kann." "Nei... nein" stammelte Will, nachdem sie endlich genug Mut aufgebracht hatte. "Gut, dann sollten wir anfangen" erklärte der Mann und tat einen Schritt nach vorne. "Komm nicht näher!" rief Will und umklammerte das Herz fester. Sofort blieb der Mann stehen. "Wer bist du?" fragte sie mit neu gefundener Stärke. "Oh, verzeih mir meine Unhöflichkeit. Ich habe leider keinen Namen den ich in deiner Welt aussprechen könnte, deshalb kannst du mich einfach Shade nennen." Er machte eine tiefe Verbeugung. "Shade? Das klingt nicht sehr gesellig. Was willst du?" Plötzlich fühlte Will nicht mehr diese Angst die sie umgeben hatte. "Ich will nur reden" versicherte Shade. "Reden? Du überraschst mich von hinten, mitten in der Nacht und in einer dunklen Gasse, nur um mit mir zu reden?" fragte Will argwöhnisch. Shade nickte. "Ja, ich will nur reden" erklärte er und machte einen Schritt in Wills Richtung. Sofort streckte Will ihre Hand aus und kleine Energieentladungen knisterten in ihrer Handfläche. "Bleib stehen!" Shade machte einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. "Wie du willst, Will." "Woher kennst du meinen Namen?" fragte Will. Das war die erste Frage die ihr einfiel, die sie beantwortet haben wollte. Langsam griff Shade in seinen Mantel und zog etwas hervor, dass er Will entgegen warf. Das Mädchen fing es in der Luft und starrte etwas ungläubig auf zwei grüne Karten von der Größe einer Spielkarte. Auf der ersten Karte war Will zusehen, in ihrer Wächterinnengestalt, über dem Bild stand 'Will – Die Anführerin', auf der zweiten war ein ebenfalls ein Bild von ihr, allerdings ein ganz normales, mit dem Titel 'Will Vandom – Die wahre Gestalt'. Will atmete tief ein. Sie kannte diese Art von Karten, einer der Diener der weißen Königin hatte solche gehabt. "Du erkennst sie?" fragte Shade lächelnd und Will nickte langsam. "Woher hast du die?" Plötzlich war ihre Selbstsicherheit gesunken. "Das ist unwichtig, hier und heute geht es nur um dich" erklärte Shade. "Denn es sollte immer nur um dich gehen!" "Was?" fragte Will verwundert. "Du bist das Wesen dass die vier Elemente vereint, das Wesen dass über Feuer und Wasser, über Wind und Erde gebietet, und so solltest du auch behandelt werden!" "WAS?" rief Will komplett verwirrt. Sie verstand nicht was dieser Mann von ihr wollte. "Du bist diejenige die alle Elemente in sich selbst vereinigen sollte" erklärte Shade. "Stell dir die Macht vor die du in den Händen halten würdest. Deine Freunde würden dich bewundern, deine Feinde würden dich fürchten, sogar das Orakel müsste sich deiner Macht beugen." Will schüttelte heftig den Kopf. "Ich will und ich brauche diese Macht nicht. Ich und die anderen Wächterinnen haben bis jetzt jeden Feind bezwungen, im Team!" rief sie. Shade lachte laut auf. "Team? Fünf Wächterinnen, von denen jede ihre eigene Schwäche hat, damit wollt ihr gewinnen? Das ich nicht lache. Du könntest alle Elemente in einem vereinen, fünf Stärken, nur eine Schwäche, das ist echte Macht!" "Ich kämpfe nur im Team. Solch eine Macht zerstört den Menschen der sie trägt. Nerissa wurde auf diese Weise zu einem Monster, und Phobos wollte auch immer mehr Macht haben. Das will ich nicht" schrie Will, ihre Wangen färbten sich leicht rötlich. "Aber denk doch mal nach, Will" beharrte Shade. "Du trägst das Herz, deine Macht ist am stärksten. Glaubst du wirklich dass die anderen nie daran gedacht hätten diese Macht zu bekommen?" Will Kopf hatte sich hoch rot verfärbt, während sie Shade anschrie. "Du hast absolut keine Ahnung, meine Freundinnen sind gewissenhafte Wächterinnen, keine von ihnen will meine Kräfte haben!" "Arme Will" höhnte Shade. "Du verteidigst deine Freundinnen, die dich jederzeit hintergehen würden, wenn sich ihnen eine Gelegenheit bieten würde!" "Halt's Maul" schrie Will wütend und ein Energieblitz durchschnitt die Luft. Shade fing den Blitz mit der Handfläche ab, die Entladung schlug ein, und verschwand. "Schade das es so weit kommen musste" sagte Shade mit trauriger Stimme. Seine Augen flammten auf und er trat einen Schritt näher an Will heran. Ängstlich wich die rothaarige zurück. Doch die Wut die sie spürte lies kleine Energiespitzen über ihre Haut tanzen. "Törichtes Mädchen. Du hättest mein Angebot annehmen sollen! Jetzt muss ich dir leider weh tun!" sprach Shade mit fester Stimme. Ein eisiger Schauer jagte Will den Rücken hinunter, doch sie wich nicht zurück, sie griff an. Sie jagte einen Energieblitz gegen Shade, ein zweiter und ein dritter folgte... doch Shade fing sie alle ab. Dann ging er zum Angriff über, eine schwarz-violette Flamme erschien in seiner geöffneten Hand und schoss auf Will zu. Ganz Knapp konnte sie ausweichen indem sie zur Seite sprang. Beim Aufkommen rutschten Wills Füße über den nassen Boden, wobei sie die Macht des Herzen von Kandrakar entfesselte. Mächtige Blitzbögen zuckten aus dem Kristallanhänger, sprangen ihren Arm entlang und entluden sich über ihre andere Hand auf Shade. Wieder versuchte er die Blitze abzufangen, aber diesmal zuckte er beim Einschlag leicht zusammen. 'Treffer' dachte Will triumphierend und wich erneut einem dunklen Feuerball auf "Du bist schnell, Will. Aber wer auf einen Dolch im Rücken achten muss, muss wohl flink sein" höhnte Shade. Kalte Wut stieg in Will auf und elektrisierte ihren ganzen Körper. "Hör auf so über meine Freundinnen zu reden!" fluchte sie und hielt sich das Herz vor die Brust. "Witch" flüsterte sie und wurde von einem hellblauen Licht erfasst. Sie spürte wie die Kraft des Herzen sie durchströmte, ihren Körper wachsen ließ und ihre Kleidung durch den magischen Stoff ihrer Uniform ersetzt wurde. "Du hättest nicht so über meine Freundinnen reden sollen" knurrte sie und jagte Shade einen Kugelblitz entgegen, der ihn einige Meter nach hinten warf. Voller Genugtuung griff sie nach ihrer Bola... und griff ins leere. "Wo... wo ist sie?" fragte sie, mehr sich selbst als jemand anderen, als sie ihre Waffe nicht an ihrem Handgelenk finden konnte. Shade trat näher an Will heran und Feuerbälle flackerte in seinen Handflächen auf. "Deine magischen Waffen und Artefakte sind in meiner Nähe wirkungslos" erklärte er grinsend. "Aber ich bin ja ziemlich beeindruckt dass das Herz seine volle Kraft entfalten konnte." Ohne Vorwarnung ließ er die dunklen Flammen auf Will los. Sie konnte nur knapp ausweichen indem sie sich kraftvoll vom Boden abstieß. Sie schwebte knapp einen Meter über zwei dampfenden Löchern im Boden. "Unterschätz mich nicht!" schrie Will und zwei weitete Blitze fanden ihren Weg. Wieder blieb der gewünschte Effekt aus, Shade wurde zwar ein wenig zurück geworfen, aber die meiste Energie ihres Angriffes schien in seiner Handfläche zu verpuffen. 'Mist, was soll ich nur machen?' fragte sie sich selbst und kam nur zu einem möglichen Schluss... Sie sammelte Energie in ihren Händen, legte diese dann zusammen und entfachte einen gigantischen Fächerblitz, der nicht nur ihren Feind, sondern auch den Boden und die Wände traf. Kaum hatte der Blitz ihre Hand verlassen flog Will nach oben, über die Dächer der Häuser. Und was sie dort sah ließ sie erschaudern. Es war als befände sich sich unter einer schwarzen Kuppel mit mindestens fünfzig Metern Durchmesser. Überall brannten diese geisterhaften, schwarz-violetten Flammen und erhellten die Gegend. "Was... ist das...?" "Du kannst nicht entkommen" erschien eine Stimme hinter ihr. Sofort drehte Will sich um, und sah den Feuerball zu spät. Sie ließ sich fallen und die Flamme traf sie nur an der linken Schulter. Sie schrie auf. Dort wo die flammende Kugel sie getroffen hatte brannte ihre Haut, bis tief auf den Knochen hinab, als würde flüssiges Magma in ihren Arm tropfen. Mit Schmerzverzerrten Gesicht und Tränen in den Augen hielt sie sich die getroffene Stelle und sank immer tiefer. Bis sie schließlich wieder in der Gasse landete. "Verdammt..." knurrte sie. ein wenig heftiger atmend und warf einen Blick auf ihre Schulter. Der Stoff war zwar leicht angesengt, aber ansonsten war ihre Schulter völlig in Ordnung, so als hätte der Feuerball nur ihren Körper im inneren verletzt. "Mein Feuer fügt dir zwar Schmerzen zu, aber es verletzt deinen Körper nicht" erklärte Shade nachdem er wieder in der Gasse gelandet war. Auf seinem Rücken brannten zwei flammende Schwingen. Mit zwei schnellen Schritten stand er vor ihr und packte sie am Hals. Ohne Mühe hob er das Mädchen auf Augenhöhe herauf. Will wurde panisch als ihre Kehle zugedrückt wurde. Sie konnte kaum atmen und Tränen füllten ihre Augen. "Es tut mir Leid dass es so weit kommen musste" bedauerte Shade mit einem Grinsen. "Mir... auch..." keuchte Will und krallte beide Händen in Shades Arm. Dort wo Ihre Finger den Arm berührten flackerten kleine Elmsfeuer auf. Energiespitzen jagten durch den Arm und verteilten sich im ganzen Körper. "Miststück" schrie Shade unter Schmerzen und schleuderte Will gegen eine Wand. Der Rotschopf stöhnte auf als ihr Rücken auf die Mauer prallte. Hustend und sich die schmerzende Kehle reibend sank sie zu Boden. Doch sie hatte keine Zeit zum Ausruhen. Will rappelte sie auf und kaum dass sie wacklig auf den Beinen stand, jagte sie erneut Energieblitze gegen Shades Seite. 'Und jetzt weg hier' dachte sie und erhob sich in die Lüfte. Sie musste fliehen, egal wo hin, einfach nur weg. "Du bist stark! Aber dein Dickkopf wird dir zum Verhängnis werden!" Will zuckte zusammen als sie von hinten an den Hals gefasst wurde. "Lass mich los" schrie sie und wand sich gegen den Griff, aber der war zu stark. Dann schrie sie auf als sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte. Ihre Wirbelsäule schien zu brennen, ihre Schulterblätter schmerzten, ihr ganzer Rücken schien in Flammen zu stehen. Will konnte nicht atmen, sie konnte nicht denken, sie schrie nur so laut sie konnte, bis ihre Lungen leer waren. Nach einer halben Minute, die Will wie Stunden vorkam, verebbte der Schmerz. Sie zitterte am ganzen Körper, ihr Atem ging nur noch Stoßweise und Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie war erschöpft und nur die Hand von Shade hielt sie noch in der Luft, zehn Meter über der Gasse. Shade drehte Will so dass sie ihm in die blutroten Augen sehen musste. "Wirst du nun das tun was ich von dir will?" fragte er mit finsterem Blick. "… nein..." keuchte Will mit zitternder Stimme. Ihr Blick war verschwommen, sie konnte ihren Gegenüber kaum noch erkennen. "Wie bedauerlich..." Plötzlich schaute Will nach unten, sie fiel... doch sie konnte sich nicht bewegen... Ein brennender Schmerz traf sie zwischen den Schultern... dann wurde alles schwarz. Will spürte nicht mehr wie sie auf dem matschigen Boden aufschlug. - - - Das war das letzte woran Will sich erinnern konnte. Sie war gefallen und dann musste sie das Bewusstsein verloren haben. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie weggetreten war, oder was nach ihrem Blackout passiert war. Sie wusste nur dass sie irgendwie in dieses Gewölbe gekommen war und in eine Blase gesperrt wurde. Sie war also eine Gefangene... --- AN: So, endlich... das hat länger gedauert als geplant... Was soll ich jetzt noch sagen? Vielleicht einen Dank an Valves, weil sie ohne zu meckern das Zeug liest dass mein Hirn produziert und beim betalesen gute Arbeit leistet. Und einen Dank an Silberbullet für den ersten Kommentar^^ Bis dahin: Lebt wohl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)