Karma von kokuma-chan ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Zum Glück war ich nun erstmal bei meiner besten Freundin angekommen. Schon die ganze Zeit zerbrach ich mir den Kopf, ob er es denn nun wirklich war oder nicht! Das sollte ich jetzt aber am besten erst einmal ruhen lassen und mich nur mit meiner Freundin beschäftigen, die ich schon fast ein halbes Jahr nicht mehr gesehen hatte. Doch die war gerade voll damit beschäftigt einen beunruhigend großen Haufen mit Medikamenten zusammenzusuchen und sie mir alle vor die Nase zu stellen. "Hör mal, mir geht es doch schon wieder besser. Da brauchst du doch nicht diese Unmengen an Medis rauszusuchen." Lächelte ich ihr entgegen. "Nichts da! Du wirst jetzt schön die Medikamente einnehmen und dann hauen wir uns auf mein Sofa und bleiben den Rest des Tages auch dort! Also zumindest du, denn ich will ja nicht, dass du übermorgen vielleicht noch umkippst!" Auf einmal war sie mit einem Satz bei mir und gab mir einige Tabletten, zum Glück aber nicht so viele wie ich befürchtet hatte und dann setzten wir uns tatsächlich auf das flauschige Sofa und schauten uns einen Film nach dem anderen an. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten nach einer Weile noch die Augen offen zu halten. Und als mir meine Freundin dann bedeutete einfach meinen Kopf auf ihre Schulter zu legen war ich auch schon wieder ins Traumland abgedriftet. Na gut. Traumland vielleicht nicht gerade, da ich in dem Sinne nicht wirklich etwas träumte. Aber es war sehr erholsam. Denn erst als ich leicht gerüttelt wurde, wachte ich langsam auf. "Hehe, da scheinen die Medis ja echt was geholfen zu haben!" hörte ich nur Tina lachen. Mir ging es tatsächlich um einiges besser. Von den Kopfschmerzen war nichts mehr zu spüren und auch das Fieber schien merklich gesunken zu sein. "Wenigstens hast du jetzt wieder ein wenig Farbe. Vorhin dachte ich ja echt du wärst eine wandelnde Leiche." Bei der Vorstellung schüttelte sie sich leicht. "Wirklich so schlimm?" fragte ich sie noch ein wenig verschlafen. "Ich hätte wohl mal ein Foto von dir machen sollen, was?" grinste sie mich an. Nein, das wär nicht wirklich nötig gewesen. Sie hatte bestimmt wirklich schlimm ausgesehen .... "Ach, warum ich dich geweckt habe. Ich dachte mir du könntest eine kleine Stärkung brauchen und hab zwei Pizzen bestellt. Und als Nachtisch gibt's dann Eis!" Und wie als hätte sie es geahnt klingelte auch schon die Türglocke und sie löste sich von ihrer kranken Freundin. Ja, das hörte sich lecker an. Mein Magen brauchte auch definitiv etwas zu essen, wenn ich daran dachte, dass ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen hatte ..... Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken und als ich auf den Display schaute fühlte ich mich mit einem Mal wieder schlecht. Sie hatte sich bestimmt schon Sorgen um mich gemacht und hatte mich nicht gemeldet ....... Es zeigte einige neue SMS´ an, die alle von meiner Mitbewohnerin Yumi stammten. "Ich hab mir Sorgen gemacht! Wieso hast du nicht zurückgeschrieben?!", sie schien den Tränen nahe zu sein. "Yumi, es tut mir leid ..... Ich muss mich irgendwie bei dir angesteckt haben und hab voll das Fieber bekommen. Nun hat mich Tina erstmal mit einem Medi-Cocktail vollgepumpt und seitdem hab ich geschlafen wie ein Stein.... Gomen ne ....." Ich hätte zumindest daran denken sollen ihr eine Nachricht zu schreiben, wenn ich angekommen bin. "Was? Du hast dich angesteckt?! Oh je ..... na dann hoffe ich mal, dass es dir bis übermorgen wieder gut geht." "Das hoffe ich auch, aber es ist jetzt schon besser geworden. Ich denke, das geht schnell wieder weg. Ich melde mich dann morgen nochmal, okay?" Jetzt war sie wenigstens wieder beruhigt. "Jaaa~ bis morgen meine Kleine!" Und schon hatte sie aufgelegt. Genau in dem Moment kam auch Tina mit den Pizzen und dem Eis in das Zimmer. "Oh du hast telefoniert? Woah! Was ist das denn?" Plötzlich stellte sie die Packungen ab, hockte sich vor mich auf das Sofa und starrte wie gebannt auf mein Handy. "Eh? Erschreck mich doch nicht so! Was soll denn sein?" Sie schüttelte den Kopf und nahm den Anhänger an meinem Handy in die Hand. "Wo hast du den denn her? Der sieht richtig toll aus~! Ich will auch so einen haben!" Ihre Augen leuchteten und meine wurden ebenfalls ganz groß. Was zur Hölle war denn das für ein Anhänger?! Wo kam der auf einmal her? Nun nahm ich ihn selber in die Hand und betrachtete das kleine Ding genauer. Es war ein kleines Säckchen, in das goldene Fäden eingearbeitet waren und sonst ganz bunt war. Vorn drauf war ein japanisches Schriftzeichen zu erkennen, dass für Gesundheit stand und leicht im Licht schimmerte. Die Kordel, die das kleine Beutelchen verschloss war in einem blassrosa, genauso wie die kleinen Perlen, die das Band verzierten, welches das kleine Schmuckstück am Handy befestigte. Ich konnte mich wirklich nicht erinnern, wo ich das her hatte, zumal dieses kleine Ding heute Morgen noch nicht dort dran war. Da war ich mir ganz sicher! Aber "Gesundheit"? Hatte das etwa was mit dem Zwischenfall heute im Zug zu tun .......? Verwirrt schüttelte ich nochmals den Kopf und sagte: "Geht klar. Wenn die es wieder im Sortiment haben bring ich dir eins mit, denn das war das letzte was sie da hatten." "Och wie schaaaade....! Na gut, dann werde ich wohl darauf warten müssen. Aber jetzt essen wir endlich mal was! Mein Magen verdaut sich fast schon selbst!" Kichernd holte sie uns noch Teller und Löffel, für das Eis und dann fielen wir auch schon über dieses leckere Abendmahl her. Ich hatte wirklich lange geschlafen, musste ich feststellen. Erst die knapp fünf Stunden im Zug und nun noch einmal fast genauso viel. Es war schon mitten in der Nacht als wir mit unserer Nachspeise fertig waren und uns vollgestopft wieder auf das Sofa legten. "Hach, so könnte ich das immer haben!" lachte Tina und klopfte sich ein paar Mal auf ihren prall gefüllten Bauch. "Das kannst du laut sagen!" lachte ich mit und Tina sagte es tatsächlich noch einmal lauter und wir kamen aus unserem folgenden Lachkrampf fast nicht mehr raus. Völlig erschöpft sagte sie: "Dir scheint es aber wirklich schon wieder richtig gut zu gehen. Die Medis scheinen echt geholfen zu haben." Ich nickte, das hatten sie auf jeden Fall. Aber ein kurzer Blick auf meinen neuen Handyanhänger ließ mich noch etwas anderes vermuten. Dabei beließ ich es dann aber auch und schlug meiner Freundin vor für heute Schluss zu machen und in die Betten zu gehen. Auf ihre Anweisung, nahm ich noch einmal einen ordentlichen Cocktail aus lauter bunten Tabletten und legte mich dann müde in das Gästebett, um augenblicklich einzuschlafen. Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich zeitig auf. Kein Wunder eigentlich, da ich ja fast den ganzen vorigen Tag geschlafen hatte. Und mir ging es schon wieder richtig gut! Ich ging leise ins Badezimmer und schaute in den Spiegel, der meine Vermutung noch bekräftigte: ich schien wieder vollkommen gesund zu sein. Ein wenig verschlafen sah ich schon noch aus, aber die Farbe war wieder in mein Gesicht zurückgekehrt und ich fühlte mich wohler denn je. Heute würde ich nicht den ganzen Tag damit zubringen irgendwo rumzusitzen! Ich schuldete meiner besten Freundin noch einen absolut genialen Tag. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es erst kurz vor sechs war. Mit Sicherheit würde Tina noch eine Weile schlafen. Da konnte ich mir ja noch in Ruhe eine Dusche gönnen. Das heiße Wasser, das auf meine Schultern prasselte ließ meine Muskeln entspannen. Genüsslich schloss ich meine Augen und überlegte, was wir heute noch so machen konnten. Der Abend war auf jeden Fall verplant. Da würden wir nach einer ausgiebigen Maniküre und Pediküre noch unsere Haare färben und dann recht zeitig schlafen gehen, da morgen ja Konzert war. Also fiel Abends weggehen schon mal ins Wasser. Aber shoppen könnten wir gehen! Das hatten wir echt schon lange nicht mehr gemacht. Einen richtigen Mädchentag. Jetzt war ich richtig aufgeregt! Außerdem brauchte ich sowieso noch neue Klamotten, bevor ich nach Japan flog. Mit schon ziemlich roter Haut und einem Grinsen auf meinem Gesicht stieg ich aus der Dusche und fühlte mich wie neu geboren. So konnten die Tage immer beginnen. Mit aller Ruhe begann ich mein Gesicht zu waschen, mir die Zähne zu putzen und anschließend meine Haare zu föhnen. Und weil ich gerade so gut drauf war summte ich nebenbei noch eines meiner Lieblingslieder von meiner favorisierten Band und zog mich an. Mit einem "Lalalala~" kam ich dann endlich aus dem Bad und stand plötzlich meiner Freundin gegenüber. "Na endlich! Ich dachte schon du wärst ins Klo gefallen.... Was hast du da nur die ganze Zeit gemacht?" Mit einem weiteren Grummeln schob sie sich an mir vorbei und schloss sogleich die Badtür hinter sich. Aber ich war doch gar nicht so lange drin gewesen ..... eher zufällig streifte mein Blick die große Uhr, die im Flur hang und sagte mir, dass es schon nach acht Uhr war! Dann hatte ich ja wirklich ziemlich die Zeit vergessen. Das einzige was ich jetzt also tun konnte, um meine Freundin noch ein bisschen besser zu stimmen, war das Frühstück vorbereiten. Was aber, wie ich wehmütig feststellen musste, auch schon fix und fertig auf dem Tisch stand. Der Kaffee war gerade fertig mit Durchlaufen und schaltete die Maschine aus, um die Kanne kurz darauf mit auf den reichlich gedeckten Tisch zu stellen. Nur wenige Minuten später kam Tina aus dem Bad und wünschte mir noch ein freundliches "Guten Morgen!". Das konnte ich nur zaghaft erwidern .... "Tut mir leid, wegen vorhin. Ich hatte total die Zeit vergessen." "Ach was, kein Problem. Kann jedem Mal passieren." Sie erkundigte sich während unseres Frühstücks noch einmal nach meinem Befinden und als sie sich sicher war, dass ich ihr nichts vormachte, sprach sie auch schon unseren Tagesplan an. "Also, für heute Abend habe ich mir gedacht, dass wir mal wieder einen Verwöhn-Abend machen." Ich nickte ihr glücklich zu. Wir waren wirklich auf einer Wellenlänge. "Und nach dem Frühstück gehen wir einfach eine Runde shoppen. Ich hab nämlich keine Klamotten mehr ...." Sie leierte mit den Augen. Natürlich hatte sie noch Klamotten, sogar ziemlich viele, nur brauchte man ab und an wirklich was neues. Absolut einverstanden damit nickte ich noch einmal. "Mittag brauchen wir ja nicht unbedingt wieder hier zu sein, oder? Als Entschädigung für gestern lade ich dich zum Essen ein." verkündete ich ihr freudig meinen Plan. Und zum Glück war ein Tisch zwischen uns, sonst hätte sie mich wohl zu Tode geknuddelt. "Ach mach dir deswegen keine Gedanken! Aber ich nehm das Angebot gerne an!" So einfach konnte man sie glücklich machen. "Hey, vielleicht finden wir in der Stadt auch noch was für die vier Schnuckel morgen. Wir gehen doch vorher zu der Autogrammstunde, nicht?" fragte sie mich mit vollem Mund und ich wurde wieder ziemlich hibbelig. "Ja, vielleicht finden wir ja wirklich noch etwas." Ich hatte auch schon eine gute Idee was ich ihnen schenken konnte. Nach dem Frühstück hatten wir nicht großartig Lust noch Abzuwaschen und stellten unser Geschirr einfach in die Spüle, mit dem Versprechen das heute Abend zu erledigen und machten uns, fertig angezogen, auf den Weg in die Innenstadt. Tina hatte gerade mal zehn Minuten Fußweg bis dorthin und schon konnten wir ordentlich shoppen gehen. Während wir also durch die engen Einkaufspassagen wanderten und hier und da mal anhielten, um Schaufenster zu bewundern, unterhielten wir uns über unsere Lieblingsband. "War das eigentlich `Yasashii Uta´, das du heute Morgen gesummt hast?" fragte mich Tina, als wir gerade wieder stehen geblieben waren. Ich kicherte. "Ja, ich war vorhin einfach so gut gelaunt, weil es mir wieder gut ging, und da konnte ich nicht anders, als das zu summen." Sie nickte verstehend. "Wäre schön, wenn die das morgen auch spielen würden. Aber das ist ja nun schon ein wenig älter. Leider. Ich denke sie werden hauptsächlich von ihrem jetzigen Album spielen und dann vielleicht noch was von den letzten beiden." Nachdenklich schaute sie nun das kurze schwarze Kleid im Schaufenster vor sich an. "Da hast du wohl recht. Schon schade. Ich hätte es gerne mal live gehört." "Aber hey! Das wird auch so ein geniales Konzert. Was auch sonst bei der tollen Band~!" Aufmunternd klopfte sie mir auf die Schulter und ich lächelte sie zustimmend an. "Genau! Wir sollten hier nicht wegen einem Song so niedergeschlagen sein, sondern uns voll und ganz auf das eigentliche Konzert freuen!" Jetzt war auch ich wieder Feuer und Flamme und meine Freundin zog mich schon weiter zum nächsten Schaufenster. Erschöpft ließen wir uns drei Stunden später in einem kleinen Restaurant in einer Nebenstraße auf die Stühle fallen. Kaum hatten wir etwas gefunden was uns gefiel, hatte das auch gar nicht mehr aufgehört und wir verfielen in einen regelrechten Shoppingwahn! Erst als unsere Mägen fast zeitgleich angefangen hatten zu knurren entschieden wir uns für eine Pause und fanden dieses kleine Lokal, in dem man sich ganz ungestört erholen konnte. Freundlich begrüßte uns auch kurz darauf die Kellnerin und fragte nach unsere Getränkewünschen. Einstimmig bestellten wir jeder eine große Cola und nahmen dann die Speisekarte zur Hand um auch unseren Hunger zu stillen. Kopfschüttelnd schaute ich währenddessen den Berg von Tüten an, der sich neben unserem Tisch aufbäumte. Vor allem weil mir maximal ein Drittel davon gehörte. Tina konnte man wirklich schwer dazu bringen von ihrem Shoppingwahn eine Pause einzulegen, wenn sie einmal richtig dabei war. Unsere Getränke kamen und wir bestellten noch dazu zwei große Nudelaufläufe. In wenigen Sekunden war das Glas meiner Freundin leer und sie lächelte mich zufrieden an. "Hätte meine Magen nicht geknurrt wär ich wohl so lange weiter durch die Läden gerannt bis ich umgefallen wäre!" Ich stimmte in ihr Lachen ein. "Dass du noch nicht einmal auf mich hören würdest ..... Ich bin enttäuscht, Tina!" grinste ich sie an. "Du kennst mich doch~!" Natürlich kannte ich sie, und deswegen würde ich ihr sowas auch niemals übel nehmen. Im Zweifelsfall hatte sie dann doch immer auf mich gehört und wir waren gegangen wenn ich wollte. "Naja, ein wenig Zeit haben wir dann ja noch. Wir können ja noch eine Runde durch die Innenstadt gehen und schauen, ob wir noch irgendwas tolles für heute Abend finden." Sie nickte eifrig und schon kam auch unser Essen und wir stürzten uns darauf wie zwei wilde Löwinnen. Während wir also aßen streifte mein Blick neugierig durch das kleine Restaurant. Diesen Ort sollten wir uns wirklich merken, stellte ich fest. Es war wirklich extrem gemütlich. Es gab, außer den Tischen und Stühlen, die sich in der Mitte des Raumes befanden, an den Fenstern und in den Ecken kleine Couchen und Sessel mit niedrigen Beistelltischen und alles war in einem warmen beige-Ton gehalten. Ausgeschmückt mit vielen verschiedenen Pflanzen, die zu der lebendigen Atmosphäre perfekt beitrugen. Hinter dem kleinen Tresen, in dessen Nähe wir saßen befand sich eine gut bestückte Bar, wo auch das Radio stand, welches wohlklingende, leise Musik von sich gab. Auch die Fenster waren ganz dezent geschmückt und als ich gerade aus dem großen Schaufenster neben der Eingangstür schaute, fiel mir auf einmal wieder etwas ein. Wir wollten den vier Jungs doch kleine Geschenke mitbringen! Und genau gegenüber des Restaurants war ein kleiner Second-Hand-Laden, der auch einiges an Esoterik-Zeugs anbot. Der Grund für meine plötzliche Eingebung hing in dem vollgestopften Schaufenster und glitzerte leicht in dem hellen Sonnenlicht. Plötzlich hatte ich gar keine Hunger mehr. "Tina. Würdest du kurz hier auf mich warten? Ich muss mal eben noch was besorgen gehen." Verwirrt schaute sie mich an, mitten in ihr Essen vertieft. Nickte dann aber leicht. "Beeil dich!" meinte sie noch, doch da war ich schon bei der Tür. Vor dem Schaufenster blieb ich noch einmal stehen und betrachtete das kleine Ding. Genau das war es, was ich ihm schenken konnte. Also öffnete ich langsam die Tür und entgegen kam mir eine Duftwolke, die nach abgestandenem Rauch, vielen Gewürzen und ziemlich süßlich roch. Vereinzelte Rauchschwaden hingen in der Luft rum und ließen die eh schon dunkle Einrichtung noch unheimlicher wirken. Beim Eintreten erklangen einige kleine Glöckchen, doch trotz dem schaute ich vorsichtig durch den Laden und fragte lieber doch noch nach: "Hallo? Ist hier jemand?". Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. "Natürlich ist hier jemand. Sonst würde wohl kaum die Tür offen sein, oder?" vernahm ich die Stimme einer alten Frau. Der Richtung nach zu urteilen befand sie sich hinter dem Tresen. Doch konnte ich da niemanden ausmachen. Ich ging ein wenig näher. In dem kleinen Laden war ich innerhalb weniger Schritte bei der Kasse und nun sah ich sie. Hinter einer riesigen Pflanze, die ich nicht kannte, saß sie zusammengekauert auf einem Stuhl mit einer Brille auf der Nase und war anscheinend gerade vertieft in ein ziemlich altes Buch. Sie hatte graue lange Haare, die ihr leicht wellig über den Rücken fielen und ziemlich viele Falten im Gesicht. Sie sah aus wie neunzig. Sie trug ein langes violettes Kleid, das mit einigen bunten Tüchern, die um ihre Hüfte gebunden waren, verschönert war. Außerdem hingen viele dünne Ketten um ihren Hals, die im diffusen Licht geisterhaft schimmerten. "Kann ich etwas für dich tun?" Sie hob ihren Kopf leicht und schaute mich über ihre dicken Brillengläser aus ihren blauen Augen genervt an. "Ähm ....." auf einmal fühlte ich mich ziemlich unwohl in meiner Haut. Was für eine beängstigende Person. "Ich habe in ihrem Schaufenster einen Anhänger gesehen, der mir ziemlich gut gefällt ..... und wollte nur nach dem Preis fragen ...." Unsicher schaute ich ihr dabei zu, wie sie langsam aufstand und schwerfällig zum Schaufenster ging. "Es hängen viele Anhänger in meinem Schaufenster. Welchen meinst du?" Und schon drehte sie sich wieder zu mir um und ich fing an zu schwitzen. "Also .... der Bunte, mit den vielen kleinen Schmetterlingen und dem Kanji in dem Glaskügelchen. " Sie sah mich prüfend an, nahm dann aber den Anhänger aus dem Fenster und legte ihn mir in die Hand. Erst jetzt konnte ich die ganzen Einzelheiten erkennen. An vielen dünne silbernen Kettchen hingen außer den Schmetterlingen und der größeren Glaskugel noch eine Sonne, ein Herz und einige Blumen. Alle in verschiedenen Farben und leicht glitzernd. Das Schriftzeichen in der Glaskugel war dasselbe, dass ich auch auf meinem neuen Handyanhänger gefunden hatte: Gesundheit. Und wenn es wirklich der Anhänger von Tatsurou war ...... Naja, normalerweise war ich nicht abergläubisch. Aber mir hatte der Anhänger anscheinend sehr geholfen. Und was wenn er jetzt krank werden würde, nur weil er seinen Anhänger verschenkt hat? Die ganzen Details zogen mich in ihren Bann und als ich plötzlich die Hand der alten Frau auf meinem Arm spürte zuckte ich unweigerlich zusammen. "Oh, Entschuldigung." sagte ich verzeihend, denn anscheinend hatte sie mir gerade etwas erzählt, was ich überhaupt nicht mitbekommen hatte. Noch einmal sah sie mich mit diesem merkwürdigen Blick an. "Weißt du Kleines, ich schenke dir den Anhänger. Bei dir ist er wirklich am besten aufgehoben." Und so drehte sie sich um und ging wieder zu ihrem Buch, nur um mich völlig erstaunt stehen zu lassen. "A-aber! Der kostet doch bestimmt einiges! Den können sie mir doch nicht schenken!" Völlig verwirrt lief ich ihr nun doch hinterher und noch bevor sie sich setzen konnte stellte ich mich vor sie. "Wie viel kostet er?" wollte ich nun wissen. Leicht schüttelte sie den Kopf und ein leises Seufzen war zu vernehmen. "Es ist ein Geschenk. Also nimm es an. Du willst den Anhänger doch haben, nicht?" "Natürlich möchte ich ihn haben ...... aber ......" gab ich etwas geknickt von mir. "Na dann nimm auch!" antwortete sie nun doch ein wenig schroff. Ich nickte und gab ihr damit zu verstehen, dass ich ihn annahm. Seufzend setzte sie sich dann auf ihren Stuhl und machte es sich wieder gemütlich. Ich hingegen stand noch immer in dem Laden und mir fiel ein, dass ich ja nun auch für die anderen drei etwas brauchte. "Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich hier noch ein bisschen umsehe? Vielleicht finde ich ja noch etwas." Mit einer leichten Handbewegung ließ sie mich wissen, dass es okay sei. Es stand eine Menge Ramsch in allen Ecken des Laden, völlig ungeordnet und ich bezweifelte, dass die alte Dame überhaupt wusste, was sie hier alles lagerte. Von ungewöhnlichen Klamotten über ziemlich alten Schmuck bis hin zu verschiedenen Büchern. Alles war hier vertreten. Doch wollte ich einem der Jungs nicht unbedingt ein Buch oder ein Kopftuch mitbringen. Ein hübsch verzierter Ohrring richtete meine Aufmerksamkeit auf sich, genau wie später ein Bettelarmband und eine bunte selbstgestrickte Mütze. Ich hatte gar nicht lange danach suchen müssen. Und schon ging ich wieder zu der alten Frau und legte meine Errungenschaften auf den überladenen Tresen. Sie stand wieder auf, kassierte alles ab und tat es sorgfältig in eine violette Tüte mit dem Namen ihres Laden drauf. Es kostete mich viel weniger als gedacht und nachdem ich mich fröhlich von ihr verabschiedete ging ich wieder in das kleine Restaurant gegenüber. "Wo warst du denn so lange? Ich wollte dich schon anrufen!" war das erste was ich hörte, als ich die Tür öffnete. "Es tut mir leid. Ich hatte nur gerade etwas wirklich tolles für morgen gefunden." grinste ich entschuldigend und ging auch sogleich zu der Bedienung, um zu bezahlen. "Hey, ich hab schon bezahlt. Wir können gleich gehen." Verwundert schaute ich meine Freundin an. Aber ich hatte sie doch eingeladen? "Nun schau mich nicht so an. Ich hatte keine Lust ewig auf dich zu warten. Du kannst es ein anderes Mal wieder gut machen." lächelte sie mir nun entgegen und ich war erleichtert. Ich dachte schon sie wäre mir böse. Mit einem "Auf Wiedersehen!" verließen wir dann auch das kleine Geschäft und gingen wieder zu der großen Einkaufspassage, die auf einmal viel belebter wirkte. "Was hast du denn geholt?" wollte Tina nun doch endlich wissen. "Ich zeig's dir, wenn wir wieder zu Hause sind, okay?" "Okay~!" Bei einem kleinen Souvenirshop angekommen suchte sie nun auch vier kleine Mitbringsel zusammen und kaufte diese. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es schon um fünf war und wir uns langsam auf den Heimweg machen sollten, wenn wir noch etwas von unserem Mädels-Abend haben wollten. Ohne große Umwege machten wir uns also auf zu Tinas Wohnung. Das einzige was wir noch mitnahmen, waren Unmengen an Sushi, das perfekt zu unserem Abend passen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)