Long way between von cole_el_diabolos (Love and Violence) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Hallo ihr lieben, erst mal ein ganz dickes Sorry dafür dass es länger gedauert hat, als gedacht mit dem Uploaden. Meine Wenigkeit war krank. Dafür gibt es jetzt ein hoffentlich schönes zweites Kapitel, das sogar gebetat ist. Ganz recht ich habe einen wundervollen Beta. Chinara du bist klasse und hast einen super tollen Job gemacht. Danke Und jetzt viel Spaß bei Kapitel 2 und kommentieren nicht vergessen Zwinkernd Ach noch was - Flashbacks sind kursiv und der blauäugige Char vom Anfang gehört nicht mir _________________________________________________________________________________ Kapitel 1 Strahlendblaue Augen linsten unter wirrem, schwarzen Haar hervor und beobachteten Mansons Aufräumaktion. Mmhh… Der Mann löste sich von der Wand und bückte sich kurz, ehe er dann hinter den Jugendlichen trat und über dessen Schulter linste. „Schönes Foto.“ Meinte er dann und trat wieder einen Schritt zurück und lächelte. „Die hast du übersehen.“ Mit diesen Worten streckte er dem Teenager eine Trinkflasche hin und schlenderte dann ohne ein weiteres Wort Richtung Ausgang davon. Manson drehte sich um als er die Stimme hinter sich hörte. Kurz musterte er den Mann hinter sich, kam aber dann zu der Erkenntnis, dass er den Typ hier noch nie gesehen hatte. Was zum Teufel wollte der jetzt von ihm, außerdem war das allein sein Foto und ging den überhaupt nichts an. Bevor er jedoch zu einem bösen Kommentar ansetzen konnte, wurde ihm seine Trinkflasche in die Hand gedrückt und Mr. „Schönes Foto“ verzog sich kommentarlos. Was hatte er der Welt bitte getan, dass er alle Idioten anzog? Sein Blick huschte kurz von links nach rechts, dann öffnete er die Flasche und zog den Geruch des alten Whiskeys ein, mit dem er erst gestern die Flasche aufgefüllt hatte. Die jetzt halbleere Flasche… Vielleicht sollte er sich wirklich mehr Gedanken um seinen eigenen geistigen Zustand machen, aber... Kurz zögerte er, doch als sein Blick erneut auf das Foto fiel, auf dem Kay ihm mit einem Sonnyboy Lachen anlächelte, gab er nach. Mit einem Zug vernichtete er fast die Hälfte des noch vorhandenen Alkohols und stellte die Flasche dann in den Spint zurück. Danach zog er einen extrem scharfen Kaugummi aus der Hosentasche und begab sich zum Unterricht. Dass er schon entschieden zu spät war, machte ihm nichts aus. Mit eiskaltem Blick betrat er den Musikunterricht. Seine Lehrerin erzählte irgendetwas von Disziplin und Ordnung, doch Manson hörte nicht zu. In seinem Innern breitete sich ein angenehmes, warmes Gefühl aus und seine Gedanken schweiften leicht ab. Ja, so würde der Tag ertragbar werden. Der Rest des Tages kroch dahin. Manson quälte sich von Stunde zu Stunde und hielt sich standhaft davon ab, noch mehr aus seiner kleinen Wunderflasche zu trinken. Er war nicht seine Mutter. Die letzten beiden Stunden waren die schlimmsten. Mit einem leisen Seufzer verfolgte er den Sekundenzeiger, wie dieser zum 116. Mal seine Runde drehte, seitdem der spanisch Unterricht begonnen hatte. In vier Minuten würde die Schule aus sein. Zumindest für all die jenen, die nicht noch das Footballfeld sauber machen mussten. Das würde sicher einige Stunden in Anspruch nehmen. Stunden, um die er froh war. Er wollte nicht ins Krankenhaus, er wollte seine Mutter nicht sehen. Den Anblick, ihrer von Tränen verquollenen Augen und ihre geheuchelten Entschuldigungen ertrug er einfach nicht mehr. Wenn seine Mutter ihr Leben weg werfen wollte, sollte sie es tun. Es läutete. Ein Aufatmen ging durch den gesamten Kurs und Mr. Rodriges verzichtete mit einem verstehenden Lächeln darauf seinen Schülern Hausaufgaben zu erteilen. Um Manson herum entstand das typische Cliquenverhalten, Fragen wie: „Hast du heute noch Zeit?“ „Wollen wir noch was trinken gehen?“ oder auch gern genommen: „Wo ist heute ne Party?“ schallten durch das Klassenzimmer, während zusammengepackt wurde. Vor einem Jahr wäre er wahrscheinlich bei denselben Fragen gewesen und hätte mit seinen Freunden den restlichen Tag geplant, doch jetzt… Tja, seine Freunde mieden ihn, das Footballteam war Zwiegestalten und sonst hatte er niemanden. Nicht mal die Schwulenclique sprach mit ihm. Anscheinend erfüllte er nicht die tuntigen Anforderungen. Bestimmt schob er seinen Frust zur Seite, stand auf und machte sich auf den Weg zum Footballfeld wo Stragos bereits auf ihn wartete. "Oh, du hier? Mmhh.. Sind deine Blowjobs nicht so überzeugend wie ich dachte?" "Halts Maul du Wichser." Der größere grinste hämisch. "Ist Lexie jetzt beleidigt?" Auf Mansons Gesicht entstand ein psychopatisches Lächeln, das selbst dem Joker alle Ehre erwiesen hätte. "Ich zeig dir gleich was ich bin..." "Es reicht jetzt ihr beiden. Man sollte meinen, dass ihr nach allem was war..." Mr. Doyle schluckte den Rest seiner Worte hinunter. "Macht euch an die Arbeit und seid dabei einfach still." Den beiden Jungen wurden Laubrächen ausgehändigt und Kübel in die Hand gedrückt. Manson seufzte. Er stand bei Gott sicher auf der Abschussliste. Kay hatte den restlichen Vormittag damit zugebracht, ein günstiges Busticket zu ergattern, was sich als schwieriger herausgestellt hatte, als man meinen könnte. Erst einmal musste er eine günstige Verbindung suchen, da sich die Kompetenzen der Verkäuferin in Grenzen hielten. Danach wollte sie ihm nicht glauben, dass die Busse wirklich so fuhren wie er es heraus gesucht hatte. Mindestens zehn graue Haare später hatte er dann endlich alles was er brauchte. In Großstädten war die Konzentration an Vollidioten, anscheinend einfach höher als in einer kleinen Stadt wie Devil Spring. Frustriert, aber mit seinem Fahrschein in den Händen, setzte er sich in den kleinen Imbiss neben dem Busbahnhof. Hier würde er die nächsten vier Stunden rumsitzen dürfen. Sein Bus würde um halb fünf abfahren und morgen um 10 Uhr musste er das erste Mal umsteigen. Nervös knabberte er an seiner Unterlippe. Ein ungutes Gefühl begann sich immer mehr in seinem Inneren auszubreiten. Er hatte Angst davor zurück zu gehen. Seine Familie war nicht das Problem, auch nicht, dass er versagt hatte. Das wirkliche Problem war… Das neue Schuljahr hatte gestern begonnen und schon für den zweiten Schultag waren die Auswahltrainings für die Schulmannschaften angesetzt worden. Die weitläufigen Sportanlagen der Devil Spring High waren übersäht mit 14 und 15jährigen neuen Schülern, die einen der heißersehnten Plätze in einem der Schulteams ergattern wollten. Kay stand zusammen mit seinen Jungs bei ihrem Coach und machte sich warm, für die Übungsrunden mit den Neuen. In dem Moment viel sein Blick auf einen schwarzen Wuschelkopf. Da war er also. Lex Manson. Oder besser gesagt: Alexander Junior Manson, Sohn des Polizeichefs und Schwarm der Junior High. Kay betrachtete den 15 Jährigen mit einem interessierten Lächeln. Der Junge war noch ein gutes Stück kleiner als er, aber für sein Alter hatte er schön ausgeprägte Muskelpartien. Wahrscheinlich war das der Grund warum er beim Auswahltraining für das Footballteam stand. Schade eigentlich. Wenn man den Sohn des Polizeichefs zum Freund hatte, waren manche Sachen sicher nicht mehr so problematisch. Mmhh… Das brachte ihn auf eine Idee… "Wood, du bist nicht hier um die neuen Cheerleader abzuchecken. Wenn du dich nicht zusammen reißt, überlege ich mir das nochmal mit der Dauerposition dieses Jahr." Kay verdrehte kurz die Augen. "Geht klar Coach." Meinte er dann entschuldigend und wand seinen Blick wieder seinen Teamkollegen zu. Als ob sein Blick an den Cheerleadern hängen würde. Die hatte er eh schon alle durch. Egal ob männlich oder weiblich. Er hatte da einen ganz anderen Plan. Lex Manson… Man, wie berechnend er damals gewesen war und dann hatte sich alles ganz anders entwickelt. Ein Seufzen verließ seine Kehle und er verdrängte die Erinnerungen an die Vergangenheit. Sie würde ihn früher oder später sowieso einholen, dann brauchte er jetzt auch nicht in ihr schwelgen. Der Nachmittag verging und sein Bus erreichte endlich die Haltestelle. Schweren Herzens brach er auf, zurück zu seinem alten Leben. Manson war gerade mit der Hälfte seiner Spielseite fertig, als sein Coach kopfschüttelnd auf ihn zukam. "Junge, warum sagst du denn nichts?" Der schwarzhaarige Teenager hob nur eine Augenbraue. Was wollte Mr. Doyle den jetzt schon wieder von ihm. Als er nicht antwortete, sprach sein Coach weiter. "Das Krankenhaus hat eben im Sekretariat angerufen. Deine Mutter wurde auf die Intensivstation verlegt, ihr Zustand hat sich verschlechtert…“ Eine kurze Pause entstand. Manson merkte, wie der Schock langsam in seine Glieder fuhr. Leicht wurde er an der Schulter geschüttelt. „Soll ich dich fahren?" Die Worte des anderen Mannes nahm er nur noch zum Teil war. Intensivstation... Das Wort hallte in seinem Kopf wieder, während sich der Atem des 17 Jährigen beschleunigte. Lex Laune verschlechterte sich von Minute zu Minute. Genervt rührte er in seinem unangerührten Latte. Wo zum Teufel blieb Kay. Den ganzen Tag hatte er nichts von seinem Freund gehört und jetzt kam er auch noch zu spät zu ihrem Treffen. Es war ja nicht grad so, als ob sie sich in letzter Zeit viel sahen, nach dem ganzen Stress und dann war da ja noch das Collage. In knapp zwei Monaten würde sein Freund ihn hier in Devils Spring sitzen lassen und aufs Collage gehen. Natürlich gönnte er ihm das alles, aber dann war er wieder alleine und… Mann. Er knallte mit der Faust auf den Tisch. Er wollte ihn doch nur sehen und eigentlich war es doch auch nicht zu viel verlangt, dass Mann pünktlich kam. In jeder Hinsicht natürlich. Lex sah zum wiederholten Mal auf sein Handy. Immer noch keine Nachricht. Es war wirklich merkwürdig. Sonst hatte er schon lange eine Guten Morgen SMS oder die Einladung zu einem Quickie auf dem Schulklo. Vielleicht sollte er ihn nochmal anrufen, schließlich konnte etwas passiert sein nach dem Kay gestern ein Treffen mit... Er kam nicht dazu den Gedanken zu beenden. Gerade in diesem Moment leuchtete der Name seiner Mutter auf seinem Handydisplay auf. Damned... Was wollte die den jetzt? Er war 16 Jahre alt und kein Kleinkind mehr. Trotzdem entschied er sich ranzugehen. Schließlich konnte es auch ein Kontrollanruf seines Vaters sein. "Yeah?" meinte er gelangweilt, doch dann änderte sich seine Stimmung Augenblicklich. Weinte seine Mutter? "Alexander..." schniefte die feminine Stimme am anderen Ende, "...Es ist schrecklich...Du..." "Mum was ist passiert?" Lex war aufgestanden und sein Blick war leicht panisch. Wenn sein Vater die Hand gegen sie erhoben hatte würde er... doch die nächsten Worte seiner Mutter ließen ihn erstarren. "Dein Vater… Er liegt im Krankenhaus... auf... auf der Intensivstation." Jemand schüttelte seine Schulter und die Erinnerungen verblassten. Manson brauchte kurz, um seine Gesichtszüge wieder in den Griff zu bekommen. "Danke Coach... Ich schaff das schon alleine..." meinte er dann und löste sich aus dem Griff des älteren Mannes. "Na, hast du es doch mit deinen Schleimereien geschafft, dass du aufhören kannst?" fragte John verächtlich. Manson drehte sich kurz zu ihm um und schenkte ihm einen tödlichen Blick. Der Kerl konnte einfach seine Klappe nicht halten. "Meinst du, das macht mir Angst?" Der größere Teenager sah ihn heraus fordernd an. "Schluss jetzt Stragos. Wenn ich noch einen Ton von dir höre, kannst du das Feld für die nächsten zwei Monate säubern.“ Mit einem frustriertem Laut machte sich der andere Teenanger wieder an die Arbeit und der Coach richtete sein Augenmerk zurück auf Manson. „Du solltest jetzt wirklich zu deiner Mutter und wenn du irgendwelche Probleme hast ruf an, okay?“ „Ja, Coach.“ Manson nickte nochmal und wand dann Mr. Doyle, John und dem Footballfeld den Rücken zu. Ob er wirklich zum Krankenhaus fahren würde, wusste er noch nicht. Seine Mutter hatte früher alles versucht, um sein Leben ertragbar zumachen, doch nach dem Tod seines Vaters war es ... war es, als hätte sie alles verloren, was sie am Leben gehalten hatte. Er war ihr nicht mehr wichtig. Sie hing nur an seinem Vater, warum sollte er dann jetzt zu ihr fahren und sie bedauern? Knappe 30 Minuten später kam Mansons schwarzer Dodge vor dem Krankenhaus zum stehen. Devil Spring hatte leider kein eigenes, aber es war nicht weit bis in die Nachbarstadt. Langsam stieg er aus und ging dann auf das weiße, eiskalt aussehende Gebäude zu. Seine Schritte waren langsam und bedacht. Es war fast so, als müsste er sich von jeder weiteren Bewegung überzeugen. Überall um ihn herum hetzte Krankenpersonal durch die Gegend. Er hörte das weinen von Kindern und überall wohin er blickte, schienen ihn verzweifelte Menschen zu mustern. Jetzt reiß dich zusammen. Er trat an die Information und wartete bis er dran war. „Bitte?“ "Ich bin auf der Suche nach Karin Manson." Antwortete er etwas gequält. Die knapp 50 Jahre alte Frau musterte ihn kritisch. "Sind Sie ein Verwandter?" Tja das kam davon, wenn das Krankenhaus eine Stadt weiter lag. "Ihr Sohn." antwortete er scharf. "Oh..." auf einmal zeigte das Gesicht Mitleid und am liebsten hätte Manson ihr dieses Gefühl aus dem Gesicht geprügelt. "Sie liegt im 5 Stock, in Zimmer 514. Es tut mir leid, was mit ihr passiert ist. Soll ich dich hinbringen?" "Ich find den Weg selbst." Gab er bissig zurück und wand sich dann von der verdatterten Krankenschwester ab. Er brauchte weder ihre Hilfe, noch ihr unnützes Mitleid. Was brachte es ihm, wenn man sagte, dass es einem Leid täte? Nichts. Nur die anderen Menschen fühlten sich dadurch besser. ‚Es tut mir leid‘ war ein Satzbau, den er einfach nicht mehr hören wollte. Eine Woche, nachdem sein Vater in das Krankenhaus eingeliefert worden war, fand seine Beerdigung statt. Stadtbekannt als Polizeichef, waren fast alle Bewohner von Devil Spring gekommen, um seiner Frau und seinem Sohn ihr Beileid auszusprechen. Lex saß in der ersten Reihe vor dem Grab seines Vaters und weinte. Die Tränen liefen ungehindert an seinen Wangen hinab. Warum hatte er das getan? Warum? Der Priester sprach einige letzte Worte, die nicht im Geringsten an die Ohren des Schwarzhaarigen drangen. Sein Innerstes war zerstört, seine Seele lag in Fetzen. Daran konnte auch ein angeblicher Mann der Kirche nichts ändern. In diesem Moment erhoben sich alle und der Sarg wurde, unter den sanften Klängen einer Harfe, hinabgelassen. Seine Mutter trat vor und warf eine Blume in das Erdloch. Der Sechzehnjährige stand nicht auf. Es interessierte ihn nicht. In diesem Moment trat einer der Deputies an ihn heran und drückte ihm die Schulter. "Mein Beileid, Junge." Mansons Blick traf auf die mitleidigen Augen des anderen. Er ertrug es nicht. Nicht von all diesen Fremden. Warum hatte er das getan? Seine Lippen bebten, als ein erneuter Schluchzer seinen Körper durchfuhr. Warum? Bing. Der Fahrstuhl öffnete sich und vertrieb die Gedanken an längst vergangene Tage aus Mansons Gedanken. Er bog nach links ab und kam an die Information der Intensivstation. "Mein Name ist Manson, meine Mutter wurde heute hierher verlegt." meinte er emotionslos. Der Pfleger hinter dem Fenster nickte nur und kam dann mit Schutzkleidung nach draußen. "Hier, zieh das an, dann kannst du sie sehen." Fragend sah der Mann auf den Schwarzhaarigen herab. "Willst du gar nicht wissen wie es ihr geht?" Oh, klar... Da war ja was. "Sie ist noch nicht tot, sonst wäre sie in einem anderen Stockwerk." Antwortete er kühl, zog die dargebotene Kleidung an und ging dann auf eigene Faust in die Räumlichkeiten der Intensivstation. Zimmer 514 lag im gespenstischen Licht der Neonrohren und ergab sich der klassischen Geräuschkulisse von Atmungs- und Überwachungsgeräten. Wie sehr Manson dieses Ambiente doch verabscheute. Seine Mutter lag totenbleich auf dem Bett, ihren Armen entwuchsen mehrere Schläuche und sie trug eine Atemmaske. Um den Kopf hatte sie einen festen Verband, der an einer Seite schon fast durchgenässt war. "Ihre Mutter hatte Glück..." Die dunkle Stimme kam dem Teenager sofort bekannt vor. Als er sich umdrehte, erkannte er den Arzt, der damals auch seinen Vater betreut hatte. "Sie hat sehr viel Blut verloren und eine Schädelfraktur. Aber wenn sie wieder aufwacht, wird alles gut." Manson hob eine Augenbraue. "Wenn..." Der Arzt seufzte. "Noch ist sie nicht über dem Berg. Möchtest du hier bleiben? Es gibt Möglichkeiten für Angehörige…" Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Nein, rufen sie einfach an, wenn es etwas Neues gibt." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging. Kay saß am Fenster, neben ihm eine herunter gekommene Brünette, die so aussah, als würde sie für den nächsten Schuss alles machen. Und man konnte sich auch sicher alles bei ihr holen. Innerlich schüttelte er sich und schaltete auf den nächsten Track seiner Wiedergabeliste. Es musste kurz nach 23 Uhr sein. Der Schlaf umfing langsam seinen Geist, doch irgendwie wollte er nicht in dieser Umgebung schlafen. Wer wusste schon, was diese Frau für Geld tun würde. Der Blonde rutschte tiefer in seinen Sitz und betrachtete die anderen Insassen des Busses. Ein paar lasen noch oder spielten mit ihren Handys, doch die meisten waren bereits ins Land der Träume hinüber getreten. Leise seufzte er. Wenn er jetzt nicht schlief würde er morgen schlafen und dann eventuell seine Station verpassen. Immer noch etwas skeptisch schloss er die Augen. "Morgen Babe" sanft fuhr Kay durch das gewuschelte Haar seines Freundes und zog ihm dann die Decke von den Schultern. "Ach ne… nicht morgen…“ nuschelte Lex verschlafen und krallte sich an der Bettdecke fest. Der Blonde lächelte und ließ seine Finger sanft über den nackten Rücken seines Freundes, bis hin zu den festen Pobacken, gleiten. "Wer wird denn hier Morgenmuffel spielen? Wir haben noch ganze drei Stunden bis ich dich wieder abliefern muss." Ein vielsagendes Grinsen begleitete die eindeutig zweideutige Aussage. "Das war ja wieder klar." Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, drehte sich der Jüngere zu ihm um. "Tja Lex, du hast schließlich einiges gut zu machen." Meinte der Blonde dann selbstsicher und hätte sich danach am liebsten auf die Zunge gebissen. "Das war nur ein Kuss. Ein fucking Scheinkuss für meinen Dad und das weißt du ganz genau.“ Kay hob beschwichtigend die Hand. Er wollte es sich nicht schon wieder hören. Darüber hatten sie gestern schon diskutiert und Lex hatte dafür seine Bestrafung bekommen. Wenn er das Thema allerdings wieder aufwärmen würde, wusste der Ältere nicht was er machen würde. Manchmal konnte er sein Temperament einfach nicht zügeln, deshalb legte er seinen Zeigefinger auf die Lippen des anderen. "Ist schon gut. Reden wir nicht mehr drüber... Wir sind schließlich nicht hier um zu reden..." Langsam schob er die Decke, vom noch bedeckten Teil, von Lex‘ Körper. Seine Finger glitten über die, vom Football trainierten, Muskeln. Kay beugte sich näher zu seinem Freund und fing seinen Mund in einem harten Kuss. Bestimmend trennte er die beiden so vertrauten Lippen und drang in die dahinter liegende Mundhohle ein. Schauer durchliefen seinen Körper und sammelte sich zielsicher in seiner Körpermitte, Lex machte ihn einfach wild. Seine Hand wanderte schnell tiefer, strich über die weichen Innenschenkel des Jungen und umfing dann... Hart schlug sein Kopf gegen den Vordersitz. Es ruckelte noch etwas und dann fuhr der Bus wieder sicher. Fuck … Leise vor sich hin fluchend lehnte sich der 19 Jährige wieder zurück und fasste sich an die Stirn. Er vermisste ihn. Verdammt und wie sehr er ihn vermisste. Der Kloß der sich in seinem Hals gebildet hatte, machte ihm das Schlucken schwer. Er durfte ihn nicht vermissen, schließlich hatte er ihn verlassen! Mit Tränen in den Augen sah Kay in die immer noch tief schwarze Nacht. Vielleicht sollte er doch nicht zurück fahren. Manson verriegelte die Eingangstür von Innen und sank dann gegen das weiße Holz. Erschöpft glitt er auf den Boden und umschloss seine angewinkelten Beine mit seinen Armen. Die Einsamkeit und Hilflosigkeit schienen ihn zu zerfressen, wie Ratten einen verwesenden Leichnam. Seine Mutter war sein letzter lebender Verwandter und die Einzige, die sich noch ein bisschen um ihn kümmerte. Es schien fast so, als ob die Welt sich gegen ihn verschworen hätte. Seine Freunde hatten sich von ihm abgewandt, Kay hatte ihn verlassen, sein Vater war tot und seine Mutter tat anscheinend alles, um den Löffel abzugeben. Sollten die Probleme eines Siebzehnjährigen nicht eher in Richtung Noten und Freundin gehen? Es hatte keinen Sinn. Manson rappelte sich auf. Wenn er damals nicht aufgegeben hatte, dann konnte er das jetzt auch nicht. Selbst wenn sein Leben keinen Sinn mehr hatte, er würde schon irgendwas finden für das es sich zu leben lohnte. Langsam ging der Schwarzhaarige in sein Zimmer und schmiss sich auf sein Bett. An Einsamkeit konnte man sich gewöhnen. Es war nicht schlimm... Außerdem gab es da ja noch Sachen, die einen aufheitern konnten. Er kramte seinen Laptop unter dem Bett hervor und startete ihn. Während der Rechner bootete, genehmigte sich Manson zwei Schlucke aus seinem Flachmann. Endlich stand die Verbindung und er loggte sich auf eine der einschlägigen Seiten ein. Kurz überlegte er, dann erstellte er einen neuen Beitrag: Hey Boys, ich, 17, 1.75 m groß, schwarze Haare, grüne Augen, willig, bin ganz allein zu Hause und brauche dringend Beschäftigung. Meldet euch. Es dauerte nicht einmal 30 Minuten und er hatte sich mit einem Mann verabredet. Die Profilbilder sahen ganz gut aus und er konnte in knapp einer Stunde hier sein. Wenigstens würde er dann vergessen können. Für eine Weile. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)