Blood Moon - Bis(s) in alle Ewigkeit von -DesertRose- (Fortsetzung von Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt) ================================================================================ Kapitel 16: Verbündete (Teil 2: [Mariella] Wieder und wieder") -------------------------------------------------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere die schon in den Twilight-Bänden ihren Auftritt hatten, gehören Stephenie Meyer. Alle Anderen, wie etwa Schüler, Lehrer und vor allem Renesmees und Jakes Kinder, habe ich selbst erfunden. Webseite http://www.chaela.info oder... liked mich auf Facebook http://www.facebook.com/chaela.info --------- Kapitel 13 - "Verbündete" (Teil 2: [Mariella] Wieder und wieder) „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“, fragte die freundliche Flugbegleiterin. Ich schüttelte den Kopf, woraufhin sie sich mit einem Lächeln umdrehte und wieder ging. Die langweiligen Magazine, die in einer Halterung an der Seitenwand des Fliegers lagen, hatte ich alle schon gelesen, aber ich hatte keine Lust, mir neue bringen zu lassen und noch mehr unsinniges Zeug zu lesen. Seth war schon vor zwei Stunden eingeschlafen. Alles was ich von ihm hörte, war sein leiser Atem. Alice hatte schlechtes Wetter sowohl an unserem Abflug- als auch an unserem Ankunftsort vorhergesehen und für diese Reise daher keinen Privatflieger gebucht. Und nun saßen wir also hier, umringt von Menschen, in der Business Class. Es war eher selten, dass wir auf diese Weise reisten. Geld war ja, abgesehen von Zeit, jenes Gut, von dem wir garantiert am Meisten besaßen. Gelangweilt stützte ich meinen Kopf mit meinem Arm ab. Ich wäre jetzt viel lieber Zuhause und hätte meinem Bruder ein Tier gejagt. Hoffentlich ließ Sangreal ihn nicht verhungern – oder noch schlimmer: selbst jagen. Er beteuerte zwar immer wieder, dass es ihm gut ginge und auch Carlisle hatte mir versichert, dass er auf dem Weg der Besserung war, doch ich konnte meine Sorge einfach nicht abstellen. Diese zwei schrecklichen Wochen, in denen ich fürchten musste, noch einen Bruder zu verlieren, hatten sich einfach zu sehr in mein Gedächtnis gebrannt. Wir waren nie getrennt gewesen. Es hatte nie einen von uns ohne die anderen Beiden gegeben. Wir gehörten einfach zusammen. Und die Leere, die Will hinterlassen hatte, würde sich niemals wieder füllen. Es war, als hätte ich ein riesiges Loch in meiner Seele davongetragen – und ja, ich war mir sicher, dass wir alle eine hatten, Vampir, Werwolf oder Mensch. Noch ein weiteres Loch, und ich würde auseinander brechen... Ich warf einen kurzen Blick zu den Sitzen, auf der uns gegenüberliegenden Seite des Mittelganges. Alice und Jasper hatten einen Laptop ausgepackt und studierten eine Karte nach der Anderen auf dem kleinen Bildschirm. Ich bereute es noch immer, dass ich mich dazu breitschlagen lassen hatte, die beiden zu begleiten. Wozu war das denn gut? Wir waren ihnen ohnehin keine große Hilfe und die letzten beiden Male, hatten sie die Nomaden auch so gefunden. Wobei konnten ein Halbvampir und ein Werwolf ihnen schon nützlich sein. Im Gegenteil, wahrscheinlich schreckte Alice's und Jaspers Umgang mit Mischwesen wie uns, die anderen Vampire sogar ab. Meines Wissens nach, waren Nomaden die wildeste Lebensform aller Vampire. Sie lebten allein, maximal als Paar, hatten keinen festen Wohnsitz und waren in der Regel auf Menschenblut fixiert. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass sich auch nur einer von ihnen uns tatsächlich anschließen würde, wenn er wüsste, dass es definitiv zum Kampf kommen würde. Als Zeuge daneben stehen war ja eine Sache, in eine Schlacht zu ziehen, war jedoch eine ganz Andere. Ich seufzte. Und im selben Augenblick leuchtete das kleine Lämpchen über unseren Köpfen, welches uns signalisierte, dass wir uns für die Landung anschnallen sollten. Ich sah hinüber zu Seth, der noch immer seelenruhig schlummerte und legte ihm den Gurt um, damit er wenigstens noch ein paar Minuten länger schlafen konnte... *** Die erste Station unserer Reise war Kanada. Alice wollte hier die nordamerikanischen Nomaden aufspüren. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedachte, dass Kanada zu den größten Staaten der Erde gehörte. Aber Alice wäre nicht Alice, wenn sie keinen Plan für dieses schier unmögliche Vorhaben hätte. „Es ist Sommer und so unmöglich es auch klingen mag: hier fällt in diesem Monat am meisten Regen. In dieser Zeit halten sich Vampire gerne mal in den Städten auf, anstatt in der Einöde rundherum“, erklärte sie. „Es ist also sehr wahrscheinlich das Mary und Randall sich an ihren Lieblingsorten aufhalten“, fügte Jasper hinzu. „Moment“, warf Seth ein. „Ich dachte sie sind Nomaden?“ „Das Eine schließt das Andere doch nicht aus“, antwortete Alice lächelnd. „Nur weil sie keine feste Bleibe haben, heißt es doch nicht, dass sie keine bevorzugten Orte haben?“ „Mhm...“, murmelte mein Freund und schien offensichtlich überzeugt von dem zu sein, was Jasper und Alice ihm erzählten. „Glücklicherweise...“, fügte Jasper leise hinzu, „Haben sich die beiden kennengelernt, als sie zu uns reisten, um Zeuge für Renesmees Unschuld zu sein und ziehen seitdem gemeinsam durch Kanada. Im Gegensatz zu damals, müssen wir sie also nicht mehr einzeln suchen.“ Ich schluckte. Für mich war das kein wahnsinnig großer Trost. Zwei Vampire hier zu finden schien für mich immer noch utopisch – und wenn dann würde es Monate dauern. Viel zu lang. Als wir es uns wenige Tage später nach einem weiteren Tag des erfolglosen Suchens in unserem inzwischen dritten Hotelzimmer im Bett gemütlich gemacht hatten, teilte ich Seth meine Bedenken mit. „Ach komm schon, Süße“, sagte Seth und strich mir über den Oberarm, „Versuch doch die Reise zu genießen, anstatt dauernd mit dem Kopf wo anders zu sein.“ Ich runzelte die Stirn. „Ich bin im hier und jetzt!“ „Du bist in Acworth“, sagte Seth und traf damit mitten ins Schwarze. Ich seufzte und drehte mich von ihm weg, so dass ich nun auf dem Rücken lag und geradeaus Richtung Fernseher schaute. „Wohin hat sich meine liebe Mariella denn verkrochen, die akzeptierte, dass ihr Bruder ein eigenes Leben führte und gern unabhängig war?“ „Das tue ich“, protestierte ich. „Das tue ich! Mehr noch, ich wünschte es wäre wieder so wie damals. Als er wochenlang nicht nach Hause kam und dann plötzlich wieder da war. Als ich genau wusste, dass er wieder kommen würde, wenn er ging. Und als ich genau wusste, dass Will uns zum nächsten Familienfest besuchen würde und ich Ani noch daran erinnern konnte, pünktlich zu sein, damit Will seine ganze Familie um sich haben konnte, wo er sie doch so selten sah.“ Während ich sprach, füllten meine Augen sich mit Tränen, aber ich konnte trotzdem nicht aufhören. „Jetzt weiß ich nur, dass Will nie wieder zu einem Familienfest kommen wird und dass Ani sich ewig selbst dafür hassen wird. Und ich kann nicht mal richtig schlafen, weil ich Angst habe, dass ihm irgendwas passiert.“ „Scht... scht...“, flüsterte Seth, zog mich an seine Brust und drückte mich. „Was Will angeht, hast du leider Recht. Aber alles Andere wird vergehen. Und wenn wir erst mal das alles hier hinter uns gelassen haben, dann hast du etwas neues wunderbares worüber du dich freuen kannst. In den letzten Monaten ist wirklich viel Scheiße passiert, aber du musst dir immer vor Augen halten, dass es auch immer lichte Momente geben wird.“ Ich sah traurig zu ihm empor und zog die Nase hoch. „Lichte Momente?“ „Na ja, unser kleines Rudel hat ein neues Mitglied und Jake und Anthony stehen nicht mehr auf Kriegsfuß. Das hast du dir doch immer so gewünscht.“ Da hatte er natürlich recht. Aber inzwischen war ich mir nicht mehr sicher, ob die Geschehnisse, die hinter uns lagen und alles was noch kommen würde, das wirklich Wert gewesen waren. Ich konnte nicht sagen, ob ich, würde man mich vor die Wahl stellen, nicht lieber den „Reset“-Knopf drücken und damit in Kauf nehmen würde, dass die Fehde zwischen meinem Bruder und meinem Vater kein Ende fand. Ich nickte Seth zur Antwort nur stumm zu und kuschelte mich wieder an seine Brust. Als er die Arme um mich schlang und seinen Kopf sanft auf meinem bettete, sank ich in einen traumlosen Schlaf... *** Weitere drei Tage später, spürten wir Mary und Randall dann in der kanadischen Provinz Ontario auf. Es war draußen bereits stockfinster, als wir gemeinsam mit ihnen in einem Café saßen und Seth und ich an unseren Strohhalmen im Latte Macciato-Glas nippten, während die Getränke der Anderen unberührt vor ihnen standen. „Es ist schön, dass ihr uns besucht“, sagte Randall. Er lächelte, während er sprach, aber sein Schnauzbart ließ ihn irgendwie ruppig und grob wirken, so als sei der Umgang mit ihm nicht ganz unkompliziert. „Aber auch ohne deine Fähigkeiten“, seine Augen fixierten Alice, „ahnen wir, dass ihr wieder in Schwierigkeiten steckt.“ Jasper nickte kaum merklich. „Die Volturi?“, fragte Randall, wohl wissend, dass es für unsereins kaum etwas bedrohlicheres geben konnte, als im Clinch mit der italienischen Königsfamilie aus Volterra zu sein. Marys Augen wanderten zu mir. „Ihr seid eine besondere Familie, mit äußerst besonderen Mitgliedern. Es wundert uns nicht, dass ihr ein Dorn in deren Augen seid.“ „Wie wir euch ja bei unserem letzten Besuch erzählten, haben wir eines durch sie bereits verloren“, sagte Jasper traurig und seufzte. Randall und Mary warfen sich gegenseitig Blicke zu. „Ja, das tut uns sehr Leid“, sagte Letztere daraufhin, „Und ihr sagtet, dass er keine Tat begangen hatte, die seinen Tod als Strafe rechtfertigen würde.“ „Keine“, beteuerte Seth. „Und das ist auch der Grund, weshalb wir euch um Unterstützung bitten wollen“, sagte Alice. „Die Volturi beginnen willkürlich zu handeln und Caius wurde für seine Tat noch nicht einmal zur Rechenschaft gezogen.“ „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch andere Vampire trifft“, sagte Seth. Nun lächelte sowohl Randall, als auch Mary wieder. „Wir haben uns bereits einmal für euch eingesetzt...“, begann Randall. „... wir würden es jederzeit wieder tun“, endete Mary, „Wieder und wieder.“ „Das hört man gern“, antwortete Jasper und lächelte verschmitzt. Randall und Mary versprachen uns, nach Erledigung einiger wichtiger Angelegenheiten, sofort nach Irland aufzubrechen. Wir hingegen setzten unsere Reise fort. Unsere nächste Station war Mexiko. Der Heimat von Peter und Charlotte. Sie waren langjährige Freunde von Jasper und genau wie er, waren sie einst Mitglieder eines mexikanischen Zirkels gewesen. Das war natürlich sehr lange her, aber die Beziehung zwischen den Vampiren war nie abgebrochen und Jasper und Alice hatten es sich nicht nehmen lassen, sie gelegentlich zu besuchen. Für mich war es ein erleichterndes Gefühl zu wissen, dass wir dieses Mal nicht würden suchen müssen. Wir trafen uns mit ihnen in einer Hotelanlage am Hafen von Acapulco. Wenn man so mochte waren sie ein ziemlich niedliches Paar. Sie hatten beide relativ kurze Haare und trugen momentan offensichtlich Kontaktlinsen um nicht aufzufallen, so dass Peter nun grüne Augen und seine Freundin Braune hatte. Charlotte erinnerte mich sofort an Alice. Sie war klein, trug modische Klamotten, wenn auch etwas 'rockiger' als es Alice tun würde und ihr Haar hatte einen ähnlichen Schnitt. „Und ihr habt dieses Mal wirklich die Absicht, zu kämpfen?“, fragte Peter und sah Jasper eindringlich an. „Wir fürchten, uns bleibt keine andere Möglichkeit. Sie würden niemals aufhören“, antwortete dieser. „Dann kämpfen wir an eurer Seite“, sagte die kleine Charlotte mit solcher Inbrunst in der Stimme, wie ich sie ihr niemals zugetraut hätte. „Danke“, sagte Alice und man sah die Dankbarkeit in ihren Bernstein-Augen. „Wir wissen, was für ein großes Risiko ihr unseretwegen eingeht. *** Auch sie baten wir, so schnell wie möglich unser Anwesen aufzusuchen, ehe wir uns wieder auf den Weg machten, um die letzten beiden Vampire auf unserer Liste aufzusuchen. Unser Flieger brachte uns zurück nach Europa. Unsere erste Station war Frankreich. Genauer gesagt hatten wir unsere Suche nirgendwo anders begonnen, als der Stadt der Liebe selbst: Paris. Und während ich von Tag zu Tag frustrierter wurde, weil wir wieder nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen schienen – wenngleich der Haufen diesmal kleiner war – versuchte Seth, jeden Tag zu genießen, den wir hier verbrachten. Ich wusste nicht, ob er es um seinetwillen tat oder ob er es tat, um mich abzulenken, darüber nachzudenken, wie es meinem Bruder ging. Inzwischen waren wir schon einen ganzen Monat unterwegs. Wenn es so weiterging, würden wir Zwei brauchen, um alle Nomaden zu finden. Ich seufzte. „Nun freu dich doch mal. Wenigstens ein ganz kleines bisschen“, bat Seth und formte mit Daumen und Zeigefinger einen kleinen Spalt. Während Alice und Jasper ihre Suche nach der französischen Vampirin fortsetzten, hatte Seth uns beide für einen Ausflug abgekapselt. „Wir können sowieso nichts dazu beitragen“, hatte er argumentiert. Und damit hatte er sogar recht. Er nahm meine Hand und zog mich mehr oder weniger hinter sich her. Erst als wir einen guten Blick auf den Eiffelturm hatten, blieb er fasziniert stehen. „Schön nicht?“, fragte er. Ich nickte nur, obwohl er das nicht sehen konnte, so wie er das Wahrzeichen anstarrte. „Ich finde, jedes Pärchen sollte einmal in seinem Leben zusammen dort oben gewesen sein“, sagte er. „Ist ja nicht so, als hätten wir dafür nicht genug Zeit in unserem Leben“, antwortete ich sarkastisch. Doch mein Freund ließ sich von mir die gute Laune nicht verderben und zog mich beim Aufstieg immer noch begeistert hinter sich her. Als wir dann jedoch oben standen und ich von dort über die Dächer von Paris sehen konnte, verflog meine negative Stimmung. „Wow“, sagte ich leise. Seth stellte sich hinter mich und legte seine starken Arme um mich, während er seinen Kopf sanft auf meine Schulter bettete und uns verträumt hin und her wog. „Ich weiß, dass wir in unserem Leben noch soviel Zeit haben könnten, um die ganze Welt gemeinsam zu bereisen und jede Sehenswürdigkeit in ihr zu sehen. Von den Pyramiden bis hin zum Himalaja. Aber wir sollten trotzdem jeden Tag, den wir gemeinsam verbringen dürfen nutzen und keine Chance auf ein besonderes Erlebnis verstreichen lassen, wenn sie sich uns bietet.“ „Das hast du schön gesagt, Liebling“, flüsterte ich und strich mit der Hand über seine Wange. „Warte, ich bin noch nicht fertig“, sagte er und wartete einen Moment, ehe er fortfuhr. „Das Schicksal meiner Schwester hat mir gezeigt, wie furchtbar es sein kann, jahrelang die Liebe des Lebens zu suchen und sie dann binnen weniger Sekunden wieder zu verlieren. Für immer. Deswegen will ich jeden Moment mit dir auskosten, als wenn es der Letzte wäre. Und wenn wir diesen Kampf, der uns bevorsteht, verlieren sollten, dann will ich sagen können, dass ich nie etwas mit dir verpasst habe, was sich mir geboten hatte.“ Ich schluckte. Meine Augen wurden glasig und noch bevor eine Träne sie verlassen konnte, drehte ich mich um und sah zu Seth hinauf. „Es tut mir Leid, dass ich in den letzten Wochen mit den Gedanken so selten bei dir war“, beteuerte ich und ließ es zu, dass nun doch ein paar Tränen meine Wangen hinab liefen. Seth strich sie mit dem Daumen weg. „Du musst dich nicht entschuldigen, Süße. Du bist nicht auf mich geprägt worden. Mir ist klar, dass es in deinem Leben noch Andere gibt, die dir sehr wichtig sind. Vielleicht sogar genauso wichtig, wie ich es für dich bin – oder sogar mehr. Das ist mir egal, solange du glücklich bist. Aber für mich, Mariella Sarah Black-Cullen, gibt es nur dich.“ Wir versanken in einem leidenschaftlichen Kuss. Wie lange ich seine Lippen auf meinen spürte, wusste ich nicht. Vielleicht waren es nur fünf Minuten gewesen, vielleicht aber auch eine halbe Stunde. Ich kostete den Moment derart aus, dass Zahlen keine Bedeutung mehr hatten. Doch dann wurden wir letztlich von einem dumpfen Gefühl unterbrochen. Dem Gefühl beobachtet zu werden. An sich nichts ungewöhnliches, auf einer stark besuchten Sehenswürdigkeit, doch die Augen, die uns beobachteten, waren nicht menschlich. Als wir uns zeitgleich voneinander lösten und uns in die selbe Richtung drehten, sahen wir in die blutroten Augen eines blonden Mädchens. Der Vampir, den wir gesucht hatten, hatte uns gefunden. Einige wenige Minuten rührten sich weder wir, noch sie, doch dann machte sie unserer Starre ein Ende und ging auf uns zu. „Hallo“, begrüßte sie uns und lächelte nun. „Entschuldigt, aber mein feines Gehör, hat den Namen 'Cullen' vernommen. Mein Name ist Constance.“ „Hi“, sagte Seth. „Das ist Mariella und ich bin Seth und wir hätten da etwas... ähm... mit dir zu besprechen, wenn du verstehst?“ Die Blondine nickte. „Oh ja, natürlich. Folgt mir.“ Constance wählte ein kleines Café mit Blick auf den Eiffelturm und während ich Alice simste, dass wir gefunden hatten, wonach sie suchten, verstand Seth sich sehr gut darin, unsere neue Bekanntschaft trotz der Rassenunterschiede für sich zu gewinnen. Das mochte zu einem ordentlichen Teil daran liegen, dass die Vampirin einen aufgeweckten und trotz ihres relativ hohen Alters, nämlich wie sie uns erzählte hatte immerhin fast 150 Jahre, sehr modernen Eindruck machte, und zum anderen daran, dass Seth einfach ungeheuer viel Charme besaß, dem man sich nur schwer entziehen konnte. „Der Name eures Zirkels ist mir nicht unbekannt“, klärte sie uns auf, weswegen sie speziell auf unser Gespräch aufmerksam geworden war. „Eure Lebensweise und eure Zirkelmitglieder entsprechen ja nun wirklich nicht dem Klischee.“ „Nein, tun sie nicht“, warf Alice ein, die gerade mit Jasper zusammen den Raum betreten hatte und sich direkt zu uns gesellte. „Alice Cullen“, stellte sie sich vor und reichte der Französin die Hand, dann wanderten ihre Augen zu Jasper, der dem Mädchen ebenfalls die Hand gab. „Jasper“, sagte er sanft und lächelte sie an, woraufhin sie zurück lächelte. Ob er sie bereits beeinflusste, um die Wahrscheinlichkeit zu steigern, dass sie uns half? „Constance“, nannte sie nun auch Alice und Jasper ihren wohlklingenden Namen, mit ihrem leichten französischen Akzent. „Ihr habt nach mir gesucht?“, fragte sie, kurz nachdem alle saßen und nahm einen Schluck ihres Kaffees. Für sie schmeckte er wahrscheinlich widerlich, aber sie ließ es sich nicht anmerken. Kein Wunder, dass sie, wie sie uns auf dem Weg hierher erzählt hatte, über hundert Jahre unentdeckt in Paris hatte leben können. „So ist es“, sagte Jasper. Und dann begann unser immer wiederkehrender Dialog von Neuem. Wir erzählten ihr alles möglichst lückenlos, ohne uns dabei jedoch in Details zu verrennen. Von der Liebe zwischen Grandpa Edward und Grandma Bella, über die Geburt meiner Mum bis hin zu meiner Eigenen und ließen dabei natürlich keine Situation aus, in denen die Volturi uns bedroht hatten. Letztlich kam das Gespräch wieder auf Will zu sprechen und den Kampf um Anthonys Leben. Es schauderte mich immer noch, wenn ich an meine Brüder dachte. Ich wusste, dass es notwendig war, ihr alles zu erzählen, damit sie ihre Entscheidung treffen konnte, schließlich baten wir sie im Endeffekt darum, ihr Leben für diese Sache aufs Spiel zu setzen und doch tat es mir weh, alles immer und immer wieder zu hören und immer wieder vor meinem geistigen Auge sehen zu müssen. „Also gut. Ich bin dabei“, sagte Constance schließlich. Über die Hälfte des Gesprächs hatte ich nicht mitbekommen, aber ich war froh über ihre Wahl, schließlich bedeutete sie eine Chance mehr auf den Sieg. *** Noch in der selben Nacht nahmen wir den nächstmöglichen Flieger zu unserer letzten Station. Constance hatte keine weiteren Aufgaben in Frankreich zu erledigen, also begleitete sie uns. Am Morgen checkten wir in ein kleines, jedoch nobles Hotel im Schwarzwald ein. „Wie viele Vampire wollt ihr eigentlich für... eure Sache... gewinnen?“, wollte Constance wissen, als wir uns alle zur Lagebesprechung in Alice' und Jaspers Suite eingefunden hatten. „So viele wie möglich“, antwortete Seth. „Aber das hier ist doch jetzt der Letzte oder?“, fragte ich unsicher. Ich wollte nicht noch länger durch die Weltgeschichte reisen und fremde Vampire aufspüren. „Ja, Mariella“, bestätigte Alice. „Grete ist die Letzte.“ „Grete?“, fragte Seth nun verdutzt. Der Name schien ihn etwas zu amüsieren. „Ein deutscher Vampir“, klärte Jasper ihn auf. „Sie lebt seit zweihundert Jahren in diesen Wäldern und ernährt sich nur von Tierblut.“ Seth zog die Augenbrauen hoch und schürzte die Lippen. „Sympathisch.“ „Okay, wann legen wir los?“ Ich wusste, dass ich die glückliche Atmosphäre gerade zerstörte, aber das Warten machte mich nervös. „Wir sind eben erst angekommen und du hast einen Flug hinter dir. Willst du nicht erst mal schlafen?“, fragte Alice verwundert. „Ich bin topfit“, versicherte ich und grinste gespielt, darauf bedacht, dass sie meine Müdigkeit nicht bemerkten.. „Mariella“, begann Seth auf mich einzureden und hob die Arme in meine Richtung. „Schatz, lass uns ein wenig ausruhen. Wenigstens für eine Stunde oder zwei.“ Ich sah ihn nur grimmig an. „Darf ich einen anderen Vorschlag bringen?“ Als Constances helles Sopran erklang, drehten sich alle zu ihr um. „Die Vampire machen sich auf die Suche. Die Mischwesen machen sich auf ins Bett?“ Seth hob ihr die Hand mit erhobenem Daumen entgegen. Alice sah mich fragend an. „Okay...“, antwortete ich, kapitulierte und begab mich mit Seth in unser eigenes Hotelzimmer... „Nun puste schon, Mariella!“ Die Stimme, die mir die Worte zurief, hallte. Sie erklang wieder und wieder, so als stünde ich in einem fast leeren Raum. Vor mir war eine dreistöckige Torte. Jede Etage hatte ihren eigenen Ring aus Kerzen. Meiner war der in der Mitte. Die untere Etage war bereits aus gepustet, die oberen Kerzen waren noch nicht angezündet worden. „Aber bitte sachte. Nicht wieder so, dass uns die komplette Torte um die Ohren fliegt.“ Ich sah lächelnd hinüber zu meinem Vater. „Dad, da war ich zwei Jahre alt.“ Ja, richtig. Es waren nun achtzehn Kerzen. Keine Zwei. Und in den vergangenen sechzehn Jahren hatte er diesen Satz jedes Jahr gebracht. Jedes Jahr am 21. November. „Pusten! Pusten! Pusten!“, animierte mich Emmett grölend. Dann pustete ich vorsichtig und die kleinen Flämmchen erloschen. Zurück blieb der Geruch von Rauch und achtzehn weitere Kerzen mit schwarzem Docht. „Okay, jetzt kommt das Finale!“, sagte Alice begeistert, stellte sich neben mich und zündete die letzten Kerzen an, die ganz oben thronten. „Auftritt! Klappe die Dritte! Anthony!“, rief Alice freudestrahlend. Alle Augen im Raum sahen nun hinüber zu meinem kleinen Bruder, der drei Meter entfernt gelangweilt in einem Sessel saß. „Ich kann mich nicht erinnern, für diesen Film unterschrieben zu haben“, meckerte er entnervt. „Oh, doch das hast du“, antwortete Emmett. „Du hast vor achtzehn Jahren an einem Wettrennen teilgenommen, schon vergessen?“ „Emmett“, schimpfte Rose sichtlich amüsiert und gab ihrem Emmett einen Stupser mit dem Ellbogen. Mein Bruder verzog daraufhin seine Lippen zu einem etwas gezwungenen Lächeln und pustete die Kerzen aus. Er hatte eine solche Präzession, dass er alle achtzehn löschen konnte ohne sich von seinem Sessel zu erheben oder auch nur im geringsten die Sahne auf der Torte in Bewegung zu versetzen. Mein Blick wanderten indes hinüber zu Dad, dessen dunkle Augen sich zu kleinen Schlitzen verengten. Er war sichtlich sauer, sagte jedoch nichts, um die Stimmung nicht zu ruinieren. Es war zu oft vorgekommen, dass ein Streit sie zerstört hatte und nie hatte sich etwas geändert. Aber auch die Anderen wussten solche Situationen inzwischen gekonnt zu ignorieren. „Geschenke!“, rief Alice und kündigte damit den nächsten Schritt auf ihrem „Geburtstagsparty deluxe“-Programm an. Zu diesem Geburtstag hatte ich meinen violetten BMW bekommen. Doch die größte Überraschung, kam erst nach dem Auspacken. „Ähm... Leute“, begann Will verlegen und erhob sich. Zusammen mit Leah stellte er sich so hin, dass jeder das Paar sehen konnte. „Leah und ich haben euch noch etwas zu sagen.“ Er sah unsicher zu seiner Liebsten und wartete einen Moment. Sie nickte ihm aufmunternd zu. „Bist du schwanger?!“, platzte es aus Dad heraus und Mum funkelte ihn böse an. Leah wurde rot und schüttelte den Kopf. Ihr langes seidig-schwarzes Haar glänzte bei jeder Bewegung. „Nein“, bestätigte Will ihre Körpersprache. „Und genau da liegt im wahrsten Sinne des Wortes der Hund begraben.“ Er machte eine Pause und die komplette Familie sah ihn verdutzt an, weil niemand aus seinen Worten schlau wurde – abgesehen von Edward vielleicht. „Nun... es geht um diese Werwolf-Sache“, begann er den Versuch einer Erklärung. „Solange wir soviel Kontakt mit Vampiren haben, macht sich das Gen immer bemerkbar. Es hindert uns daran ein normales Leben zu führen... und“, er wartete einen Moment, „zu altern.“ Mums Augen wurden größer. Will fuhr fort. „Ich weiß das hört sich vielleicht komisch an, aber wir wollen zusammen alt werden und was noch viel wichtiger ist: wir wollen eine Familie gründen.“ Dad nahm Mum in den Arm, der inzwischen kleine Tränen über die Wangen kullerten. „Ich weiß, dass das hart klingt. Ihr seid unsere Familie und wir lieben euch. Aber bitte versucht zu verstehen, dass unser Wunsch nach einer eigenen Familie inzwischen größer ist. Wir sind ja auch nicht aus der Welt.“ Will ging hinüber zu Mum, kniete sich vor sie und nahm ihre Hände in seine. Mum schluchzte. „Wir kommen euch regelmäßig besuchen. Versprochen.“ Mum begann trotz der Tränen zu lächeln. „Ich kann es kaum erwarten, eure zukünftigen Kinder kennenzulernen, Will.“ Will strahlte. „Das wirst du Mum. Das wirst du...“ „Mariella? Mariella? Schatz?“ Seths sanfte Stimme weckte mich. Ich blinzelte ein paar Mal und sah dann zum Fenster. Es war bereits helllichter Tag. Ich erhob mich müde. „Wie viel Uhr ist es?“ „Gleich zehn. Du warst wirklich müde, Liebling.“ Ich rieb mir die Augen. Ich war verwirrt. Und die Tatsache, dass ich bereits jetzt begann, große Teile meines Traumes zu vergessen, machte es mir nicht leichter. War es denn überhaupt einer gewesen? Wenn ich so an die Schnipsel dachte, die mir jetzt noch im Gedächtnis geblieben waren, würde ich darauf wetten, dass es eher eine Erinnerung gewesen war, die ich im Traum erneut erleben durfte. Ein mollig warmes Gefühl stieg in mir auf. Es war wie damals gewesen. Als wir uns von Will verabschiedet hatten und dabei sicher sein konnten, ihn bald wieder zu sehen. Oh, wenn ich könnte, würde ich jede Nacht eine Erinnerung aus meiner Kindheit träumen, aber leider konnte man es sich nicht wirklich aussuchen. Plötzlich hörte ich eine mir unbekannte weibliche Stimme im Nebenzimmer. „Haben sie sie gefunden?“, fragte ich. Mein Freund nickte. „Deswegen dachte ich, möchtest du vielleicht geweckt werden.“ Ich lächelte kaum merklich zu ihm hoch. Wenn ich so daran dachte, hätte ich doch lieber weiter meine Erinnerung geträumt. Aber nun war der Traum verpufft und ich in der Wirklichkeit. Und die hieß aufstehen, anziehen und zu Alice und Jasper zu gehen. Grete war ein relativ kleines Persönchen mit schulterlangem blondem Haar. Physisch schätzte ich sie auf Anfang zwanzig. Ihre goldenen Augen verrieten direkt ihre Einstellung zum Vampirismus. „Ich würde euch gern helfen, keine Frage“, sagte sie und ich ahnte schon, dass ein Aber folgen musste: „Aber ich habe in meinem ganzen Leben, weder in diesem, noch in dem davor, jemanden getötet. Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ „Du hast doch Tiere getötet, oder nicht? Die Volturi sind kaum mehr als das“, sagte Seth. Grete sah ihn unsicher an. „Sie sind Vampire, was bedeutet, dass sie genauso menschlich aussehen, wie du und ich. Ich habe viele Jahre in einem Kloster verbracht. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das kann.“ „In einem Kloster?“, fragte Constance. „Das ist ungewöhnlich. Normalerweise bemerken Geistliche immer recht schnell, dass mit uns etwas nicht stimmt und bauen den nächsten Scheiterhaufen auf.“ „Es gab nur eine einzige Nonne, die wusste, was ich war. Sie hat mir geholfen. Ohne sie wäre ich dem Blutdurst verfallen. Sie hat mir beigebracht, auf Menschenblut zu verzichten. Von Anfang an.“ „Mhm...“, murmelte Alice. „Wie wäre es, wenn du erst mal mit uns nach Irland kommst, ohne eine Entscheidung zu treffen? Lern unsere Familie kennen und die anderen Vampire und entscheide dann.“ Grete überlegte kurz. „Abgemacht.“ - Ende Kapitel 13 (Teil 2) - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)