Ich hasse dich, verlass mich nicht von Galenhilwen (Lavi x Yuu) ================================================================================ Kapitel 16: Die Entscheidung ---------------------------- Bleich und verstört starrte Yuu Tyki, den Fremden, noch immer an, der freudlos lachte und langsam auf sie zukam. Mit noch immer spöttischer und überheblicher Stimme sprach dieser: „Wisst ihr, ich habe so lange überlegt, wie ich euch loswerden könnte. Ihr Exorzisten seid nicht nur mir ein Dorn im Auge. Aber ihr seid Menschen und somit habt ihr eine Schwachstelle.“ Wieder lachte er. „Nur du, Kanda, du hast mir den letzten Nerv geraubt. Nicht nur, dass du dich ständig im Griff hattest. Nein, selbst meine Fähigkeiten waren gegen dich so gut wie wirkungslos.“ Er blieb in etwa 5 Metern Entfernung vor den beiden stehen und musterte den Japaner abschätzig. Dann hauchte er: „Aber damit ist endgültig Schluss.“ Wieder entfuhr Tyki ein düsteres Lachen. „Ich habe ebenso lange überlegt, wie ich diesen Moment gerne gestalten würde. Es wäre ein Leichtes, dein mickriges Leben nun zu beenden, aber das würde einfach keinen Spaß machen. Deshalb werden wir es ein bisschen unterhaltsamer machen.“ Ehe die beiden anderen reagieren konnten wurde Lavi plötzlich von einem ganzen Geschwader an Tease umzingelt. Der Noah grinste: „Solltest du dich einmischen, Rotschopf, dann hetze ich meine kleinen Lieblinge auf deinen Liebling.“ Lavi ballte seine Hände zu Fäusten und fauchte: „Was soll das? Solltest du ihm auch nur ein Haar krümmen, dann...“ - „Um seine Haare würde ich mir an deiner Stelle die wenigsten Sorgen machen.“ Er schritt, noch immer mit Mugen in der Hand, auf Yuu zu und raunte: „Ich schlage dir einen Deal vor, Kanda.“ Der Schwarzhaarige trat einen Schritt zurück und schaute hilfesuchend zu seinem Freund, der ihm jedoch, wie befürchtet, nicht helfen konnte. Es kam also nun ganz alleine auf ihn, Yuu, an. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er hatte ja nicht einmal eine Ahnung, was dieser dunkelhäutige merkwürdige Typ von ihm wollte. Nur eines wusste er instinktiv genau: Dieses Schwert, das der Fremde in der Hand hielt, war SEINES. Das, von dem seit seinem Erwachen alle sprachen. Tyki schien Yuus Situation und Ratlosigkeit sichtlich zu genießen und hauchte amüsiert: „Ich könnte es dir wiedergeben, Kanda. Aber Eines nach dem Anderen.“ Er kicherte. „Hast du in letzter Zeit gut geschlafen?“ - „Was willst du von mir?“ - „Nicht so voreilig. Denke bei jedem Wort, welches ich fortan sagen werde, stets gut an deine Träume.“ Die Augen des Schwarzhaarigen weiteten sich und Lavi sah fragend zu ihm herüber: „Yuu-chan, wovon spricht er?“ Der Noah lachte: „Los, Kanda. Erzähle es ihm ruhig.“ Die Knöchel an Yuus Händen traten bereits weiß hervor, ehe er wütend herauspresste: „Mistkerl!“ Er wandte sich an Lavi. „Ich habe davon geträumt, dass ich wieder zu Kanda wurde, Lavi. Er da...“ Er deutete auf Tyki. „...hat mir meine Erinnerung wiedergegeben. Doch ich habe dich als Kanda von mir gewiesen und gesagt, das ich dich...“ Er stockte. „Kanda sagte, er würde dich von allen am Meisten hassen.“ Yuu ertrug den Anblick nicht, den sein Liebster ihm bot. Er wusste nicht einmal, was diesem nun durch den Kopf ging, aber er konnte es sich vorstellen. Und deshalb würde er ihm wohl niemals wieder in die Augen sehen können. Doch ehe er sich weiter darum kümmern konnte, ertönte Tykis Stimme wieder: „Schön, da wir das nun geklärt haben kommen wir doch zu meinem Deal.“ Er lachte, als der Japaner ihn hasserfüllt anfunkelte, sprach aber gelassen weiter: „Du darfst dich sogar entscheiden, Kanda. Wenn das mal nicht freundlich ist, dann weiß ich auch nicht. Ich kann dir deine Erinnerungen zurückgeben.“ Er hob Mugen wieder ein Stück an. „Sie sind hier drin. Berührst du es, so werden sie zurückkehren. Nimmst du dieses Angebot an, wirst du wohl in der Lage sein deinen Schatz zu retten.“ Das Lachen, das ihm nun aus der Kehle entrann war absolut finster und von Durchtriebenheit geprägt. „Gleichzeitig wirst du dich an nichts mehr erinnern können, was du seit deinem kleinen 'Unfall' erlebt hast. Es wird gelöscht und du wirst wieder ganz der Alte sein.“ Yuu sah den Noah noch immer von Zorn erfüllt an und knurrte: „Und die zweite Möglichkeit?“ - „Nun, Möglichkeit zwei offeriert dir ein sorgenfreies Leben, wie du es seit Kurzem führst. Und du musst dich darauf verlassen, dass dein Herzblatt fähig genug ist, um euch beide zu retten.“ Der Schwarzhaarige schloss die Augen. Was waren das denn für Möglichkeiten? Beide gefielen ihm nicht. Er wollte um nichts in der Welt diese Zeit vergessen, zu dem Monster aus seinen Träumen werden. Aber im Gegensatz dazu setzte er Lavis Leben aufs Spiel. Er vertraute auf dessen Fähigkeiten, aber es gab immer die Chance, dass etwas passieren könnte. Im Prinzip genauso, als würde er seine Erinnerungen zurückbekommen. Hin und her gerissen arbeitete sein Kopf auf Hochtouren. Die Stimme Tykis erklang wieder: „Ich warte, Kanda.“ Er schluckte schwer. Sein Körper zitterte, seine Nackenhaare stellten sich auf und seine Zähne presste er aufeinander. Plötzlich sprach Lavi ihn überraschend warm an: „Yuu-chan, nimm deine Erinnerungen zurück.“ Verständnislos sah er den Rothaarigen an: „Wie bitte?“ - „Nimm sie. Wir werden einen Weg finden, das verspreche ich dir.“ Tränen sammelten sich in den Augen des Japaners, der aufgebracht zu schimpfen begann: „Warum sagst du das? Hast du mir vorhin nicht zugehört? Er wird dir weh tun und das will ich nicht!“ - „Vertrau mir doch, es wird alles gut werden.“ - „Ich vertraue dir, aber ich vertraue Kanda nicht, verdammt! Ich... ich will dich nicht verlieren, versteh das doch!“ Noch immer ruhig nickte der Rothaarige: „Doch, das verstehe ich, denn ich möchte dich auch nicht verlieren. Aber das werde ich, wenn du deine Fähigkeiten nicht zurückbekommst. Das kann ich nicht verantworten.“ Die Tränen liefen an seinen blassen Wangen herab und landeten lautlos auf dem Boden. Yuu wusste nicht, wie Lavi so gelassen sein konnte. Aber trotzdem schien dieser sich seiner Sache so sicher zu sein. Wenn er doch nur wüsste, woher diese Sicherheit kam, denn er selbst verspürte nichts davon in sich selbst. Seufzend schloss er abermals die Augen. Er vertraute Lavi. Und er wusste, dass dieser nichts tun würde, was ihm schaden würde. Allein die Angst vor den Dingen aus seinem Traum hielten ihn noch immer zurück. Er seufzte und öffnete die Augen wieder. Yuu war gerade dabei, eine Antwort anzusetzen, als plötzlich hinter ihm Allen und Lenalee angerannt kamen und keuchend riefen: „YUU! LAVI!“ Genervt verdrehte Tyki die Augen: „Großartig, die nicht auch noch. Bleibt stehen, wo ihr seid, oder ihr könnt euch von eurem Freund hier verabschieden!“ Augenblicklich hielten die beiden inne und besahen sich die Szene genau. Etwas irritiert suchte Allens Blick den von Lavi: „Was ist hier los?“ Der Rotschopf fasste kurz zusammen: „Tyki hat Yuu-chan vor die Wahl gestellt. Entweder er kriegt seine Erinnerungen wieder, vergisst aber die letzten Wochen oder aber er bleibt wie er ist und ich muss zusehen, wie wir hier heile herauskommen.“ Lenalee sah auf und wirkte recht zuversichtlich: „Jetzt sind wir ja hier, dann ist die Entscheidung doch einfach. Wir helfen euch! Zusammen hauen wir Tyki eins auf die Mütze! Lass dir nicht die schöne Zeit stehlen, die du hattest, Yuu.“ Yuu sah sich um und schnaubte. Da hatte er sich gerade entschieden und nun kamen die beiden daher und brachten alles wieder ins Wanken. Doch ehe er antworten oder weiter nachdenken konnte rief Lavi aufgebracht: „NEIN! Lenalee, sieh ihn dir an, die Wunde ist gut eine Stunde alt! Er hat seine Fähigkeiten verloren und das ist zu gefährlich!“ Die junge Frau stutzte und Allen murmelte: „Aber wenn er doch alles vergisst?! Wir beschützen euch!“ Genervt winkte der Rothaarige ab und sah Yuu in die Augen: „Yuu-chan, hör mir gut zu. Ich liebe dich und ich weiß, dass du mich liebst. Hör bitte nicht auf die beiden. Vertraue mir und nimm deine Erinnerungen zurück.“ Tyki gefielen die Bemühungen von Lavi gar nicht. Kanda sollte nicht zurückkehren. Sein Plan sah doch ganz anders aus. Er war sich sicher gewesen, die Entscheidung wäre ohne Probleme auf die zweite Möglichkeit gefallen und er hätte mit dem nervtötenden Japaner endgültig kurzen Prozess gemacht. Etwas aufgebracht fauchte er: „Kanda! Ich will eine Antwort! Jetzt! Oder dein Liebster wird keine Gelegenheit mehr haben dich vollzuquatschen!“ Entsetzt sah Yuu den Noah an und schluckte. Eine Entscheidung. Jetzt. Die er eigentlich gar nicht treffen konnte oder wollte. Aber er musste. Seufzend schloss er die Augen und hauchte: „Ich liebe dich, Lavi. Bitte verzeih mir...“ Mit festem Blick sah er zu Tyki auf und sprach gefestigt: „Ich wähle Möglichkeit eins. Ich will meine Erinnerungen zurück.“ Und mit einem Mal schien alles wie in Zeitlupe zu laufen. Empört schrien Allen und Lenalee auf, versuchten zu ihm zu stürmen. Lavi lächelte und rief: „Ich liebe dich!“ Tyki jedoch platzte plötzlich vor Wut und brüllte, zeterte und fluchte. Er war an den Handel gebunden, sein Plan war wieder nicht aufgegangen. Und doch wollte Tyki es nicht auf sich beruhen lassen. Mit einer unsagbaren Wut, die durch seine Adern schoss, trat er an Yuu heran und holte aus. Keiner hatte gesagt, wie er ihm das Schwert wiedergeben würde. Mit einem kräftigen Stoß rammte er es in den Körper des Schwarzhaarigen, der seine Augen geschockt weit aufriss, für ein paar Sekunden wie versteinert verharrte und dem Noah in die Augen sah. Der Dunkelhäutige konnte beobachten, wie sich der verschleiernde Nebel aus den Tiefen der Seele und deren Spiegel verzog und ein klarer, starker und willensstarker Glanz in diese zurückkehrte. Yuu entfernte sich ein Stück von dieser Welt. Und doch kam ihm dieses Gefühl unheimlich bekannt vor. Der Schmerz ließ langsam nach, auch wenn er nicht zu versiegen fähig war. Eine unbändige Wut und ein abgrundtiefer Hass vermischte sich mit seinem Blut, um in jede Zelle seines Körpers zu spülen. Er war sich nicht mehr sicher, wieso er hier war, aber der Noah vor ihm ließ ihn wissen, dass es auch völlig egal war. Hinter ihm kreischten Allen und Lenalee, doch auch das war ihm egal. Die benahmen sich immer wie kleine Kinder. Lavi steckte in der Klemme. Das war ja nichts Neues. Wieder einmal musste er dem dummen Hasen wohl den Pelz retten. Sein Körper fühlte sich schwächlich an, doch das änderte sich von Sekunde zu Sekunde. Langsam glitten die feinen hellen Finger zum Griff seines geliebten Katana. Wieso auch immer, es steckte in seinem Bauch. Dort gehörte es eindeutig nicht hin. Langsam zog er es wieder heraus, was von den anderen lediglich mit ungläubigen Blicken bedacht wurde. Er grinste. Als würde ihn so etwas umhauen. Ein ihm unbekanntes Gefühl jedoch krampfte sich in seinem Magen fest und er wusste, dass es nicht durch seinen Katana verursacht wurde. Er wusste nur, dass es zu ignorieren galt, bis sie hier weg waren. Der Auftrag. Er wusste ihn nicht mehr, aber es war egal. Im Prinzip war es immer dasselbe, wieso also sich Gedanken um Details machen. Er taumelte ein paar Schritte zurück, ohne jedoch den Eindruck zu erwecken, dass ihm die Verletzung wirklich etwas aus machte. Er fixierte Tyki, der noch immer ziemlich wütend aussah, doch auch das war ihm herzlich egal. Für ein paar Sekunden sahen die beiden sich regungslos in die Augen, während der Kindergarten hinter ihm endlich Ruhe zu geben schien. Dann stieß er den Noah von sich, schwang sich ruckartig zu Lavi, um diesen von den Tease zu erlösen. Das hätte der zwar auch selber schaffen müssen, aber sei es drum, dann half er dem Wirrkopf eben mal wieder. Zu seiner Verwunderung tat er es sogar aus einer gewissen Sorge heraus, da er das Gefühl hatte, der Hase war nur seinetwegen in diese Lage gekommen. Da war er es ihm eben schuldig. Das redete er sich zumindest zufrieden ein. Die Begleichung einer Schuld klang eben einfach besser und war sinnvoller, als dass er darüber nachdenken musste, wieso er sich sonst Sorgen um Lavi machte. Die Tease waren rasch erledigt, Tyki zog sich wütend brüllend zurück und der Kindergarten feierte Wiedersehen. Abschätzig sah er zu diesem Bild herüber. Wieder verstärkte sich dieses Gefühl in seiner Magengegend. Er half dem dummen Hasen, aber Moyashi wurde freudig empfangen. Alles so wie immer. Alles wie gewohnt. Alles so, wie es richtig war. Alles so, wie er es wollte. Und vor allem alles so, wie es sein MUSSTE. Er hauchte: „Che... baka usagi.“ Der Rotschopf sah ruckartig zu ihm und, natürlich, grinste breit, während er rief: „Yuu-chan.“ Der Schwarzhaarige war zu schwach, um sich zu beschweren. Und ehe er ohnmächtig wurde, blickte er in das grüne funkelnde Auge, das ihn entsetzlich liebevoll betrachtete und in ihm den Griff um seinen Magen ins Unerträgliche steigerte. Was war das? Es fühlte sich so... vertraut an... positiv vertraut... untypisch vertraut... untypisch warm und gut... Es wurde schwarz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)