Ich hasse dich, verlass mich nicht von Galenhilwen (Lavi x Yuu) ================================================================================ Kapitel 14: Die Zeit, die wir noch haben - non-adult ---------------------------------------------------- „Und dich, baka usagi, hasse ich von allen am Meisten!“ Während der Rothaarige nach Luft und Fassung rang, drehte der Japaner seinen Kopf zur Seite, damit sein Freund das schmerzverzerrte Gesicht nicht sehen konnte. Und die Träne nicht, die dem Schwertkämpfer die Wange hinunterlief. Er wusste, dass es die einzige Möglichkeit war, um ihre Aufgabe zu einem guten Ende zu führen. Er war es nicht wert, um sich oder seine Wünsche über das Ziel zu stellen. Und nur indem er Lavi verletzte konnte er verhindern, dass dieser es für ihn vielleicht eines Tages wurde. Der Rothaarige weinte ungehalten. Kanda meinte fern von allem auch zu hören, wie dieser Fragen stellte, nach ihm rief und mit ihm sprach. Aber schon jetzt waren die Worte so fern, wie sie es einst waren und das war gut so. Sie drangen nicht mehr bis in sein Herz hinein, sondern verklangen in seinen Ohren. Und seine Zunge weigerte sich wieder, ebenfalls wie früher, den bohrenden Fragen Lavis eine Antwort zu gewähren. Er durfte nicht darauf eingehen, nicht darüber nachdenken. So hüllte er sich in sein so bekanntes Schweigen und seine so bekannte Ignoranz. Sie waren sein Schild, hinter dem er sicher genug war, um mit seinem Schwert angreifen zu können, das einzig der Aufgabe diente. Er sah gefasst auf und erhob sich langsam. Lavi stand ihm nun direkt gegenüber, funkelte ihn aus verletzten und wütenden Augen an. Nun hatte er auch den letzten Menschen verloren, der freiwillig hinter den schützenden Schild getreten war. Das wurde ihm nur zu klar, als die Hand des Rotschopfes auf ihn zu schnellte und einen roten Abdruck auf seiner Wange hinterließ. Doch er rührte sich nicht. Er zwinkerte nicht einmal. Er hatte es kommen sehen, es sogar billigend in Kauf genommen. Müde beobachtete er wie aus einer anderen Welt, wie der Rothaarige vor ihm stand, schrie und weinte, flehte und verfluchte. Doch er hörte es nicht mehr. Vor allem fühlte er es nicht mehr. Und er wusste auch nicht mehr, wie viel Zeit vergangen war, bis der Fremde plötzlich aus dem Hintergrund wieder zu ihnen trat. Ihn schmückte ein wissendes Lächeln, das einem mitfühlenden Blick wich, ehe er Lavi zu sich zog und in die Arme schloss. Und als dieser diese Geste erwiderte, fuhr ein kurzer, aber intensiver Stich durch Kandas Körper, der sich in seinem Herzen festsetzte, ehe er langsam nachließ. Die klaren Augen blickten desinteressiert auf. Er war wieder der Alte. Und sollte es irgendjemand wagen zu versuchen den Menschen hinter seinem Schild zu nahe zu kommen, so würde er das tun, was er immer getan hatte: sie mit dem nötigen Nachdruck und der erforderlichen Unfreundlichkeit wieder auf Distanz bringen. Sie dazu bringen ihn zu hassen. Und während er sich abwandte und den Schauplatz verließ wurde ihm klar, dass es vermutlich kaum einer mehr versuchen würde. Nicht einmal mehr der dumme Hase. SEIN dummer Hase. Es tat ihm Leid. Irgendwo in den tiefen Abgründen seiner Seele, aber vor allem seines Herzens tat es ihm Leid. Und er würde Lavi dies, auch wie früher immer, auf seine Art zeigen und ihn stets beschützen. Und dessen komische Freunde. Auch wenn Lavi es bis an sein Lebensende nicht erkennen würde, aber Kanda wäre immer da. Unfreundliche Worte, aber zaghafte Taten. So war es immer und so würde es immer sein... Lavi blickte Yuu besorgt von der Seite an. Die dunklen Ringen unter den Augen des Japaners verrieten ihm, dass er offenbar eine schlechte Nacht hinter sich gehabt haben musste. Und er ahnte, was der Grund für gewesen war. Vermutlich hatte der Schwarzhaarige wieder einen seiner in letzter Zeit häufiger vorkommenden Albträume gehabt. Fürsorglich drückte der Rotschopf die Hand ein wenig fester, die in seiner lag, lächelte dem Anderen aufmunternd zu und hauchte: „Ich mache mir Sorgen um dich.“ Sie hielten vor Komuis Büro an und sahen sich in die Augen. Yuu erwiderte das Lächeln und schüttelte den Kopf: „Das brauchst du nicht. Ich habe nur nicht so gut geschlafen. Aber das ist mir egal, so lange ich bei dir bin.“ Zaghaft legte er seine Hand auf die Brust des Größeren, der lächelnd nickte und sich herunter beugte, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben. Noch immer erschien es beiden, als würden sie träumen, wenn sie das taten. Sie kosteten jede Sekunde aus, ehe sie sich langsam voneinander lösten und Lavi etwas enttäuscht grinste: „Ich würde das ja wirklich gerne fortsetzen, aber Komui wartet sicher schon auf uns.“ Während Yuu nickte klopfte der Rotschopf an und sie betraten das Büro, nachdem sie die Aufforderung dazu bekommen hatten. Bookman und Komui sahen die beiden besorgt an. Der Ältere räusperte sich und hüstelte: „Gut, ich denke wir haben das Nötige besprochen. Du weißt, wie ich darüber denke und mehr kann ich nicht tun, es ist deine Entscheidung.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verließ er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Komui waren die fragenden Blicke seiner Besucher nicht entgangen. Er seufzte lächelnd: „Nun, Bookman hat eine Spur entdeckt, was es mit deinem Zustand auf sich haben könnte, Kanda.“ Dieser erwiderte den Blick mit einer Mischung aus Neugier, Sorge und Angst. Doch unbeirrt fuhr Komui fort: „Es gibt einen Bann, der Erinnerungen blockieren kann. Ich möchte euch noch nicht mit Einzelheiten verwirren. Wichtig ist nur, dass die Erinnerungen nicht gelöscht, sondern versiegelt werden.“ Er sah die beiden eindringlich an. „Und diese Versiegelung kann in jeglichem Gegenstand erfolgen, den man sich vorstellen kann.“ Er stockte und ließ den beiden einen Augenblick zum Überlegen. Plötzlich riss Lavi sein Auge weit auf und schlug sich gegen die Stirn: „Aber klar doch: Mugen!“ Komui nickte: „Die Vermutung haben wir auch. Das bedeutet im Grunde: finden wir Mugen, so finden wir hoffentlich auch die Erinnerungen.“ Gequält lächelte Yuu in die Runde: „Das ist doch... toll?!“ Lenalees Bruder schien dessen Enttäuschung gar nicht zur Kenntnis zu nehmen, sondern nickte erneut: „Es ist eine riesige Erleichterung. Bald wird wieder alles so wie früher sein und du wirst endlich wieder einsatzbereit sein.“ Er sah die beiden erneut eindringlich an. „Die Zeit drängt auch. Wir haben nämlich noch ein weiteres Problem.“ Lavi schaute fragend: „Welches denn?“ - „Nun, die Akuma tauchen plötzlich vermehrt auf, aber immer sind es falsche Alarme. Und im Moment sind alle Exorzisten unterwegs. Doch ich habe noch eine Meldung erhalten. Es sind welche nicht weit von hier gesichtet worden.“ Er seufzte. „Ich weiß, was ich von euch verlange, aber es bleibt mir nichts anderes übrig, als euch diese Aufgabe zuzuteilen.“ Während Yuu nicht viel verstand von dem, was Komui da so erzählte grinste Lavi über das ganze Gesicht und winkte ab: „Ach, mach dir keine Sorgen, das kriegen wir hin. Yuu-chan kann eh nicht viel passieren und mit den paar Akuma komme ich schon klar.“ - „Ich will es hoffen... Es sind zwei Stunden Zugfahrt. Macht euch bitte sofort auf den Weg und gebt Bescheid, wenn es Probleme geben sollte, habt ihr verstanden?“ Die beiden jungen Männer nickten. Lavi sah auf. Schon seit sie losgefahren waren wirkte Yuu so ungemein abwesend. Er seufzte, legte ein heiteres Lächeln auf und stupste den Japaner vorsichtig an: „He, Yuu-chan. Was schaust du denn so traurig, das steht dir gar nicht.“ Ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf das wunderschöne und blasse Gesicht, ehe der Schwarzhaarige seufzte: „Ich bin enttäuscht, dass es wohl bald vorbei sein wird.“ Der Rotschopf setzte sich neben seinen Freund und nahm dessen Hand, ehe er hauchte: „Ich habe dir gesagt, dass ich die Zeit mit dir genießen möchte. Lass dir von diesen Gedanken nicht die kostbare Zeit stehlen, die wir noch haben.“ - „Aber es ist so wenig...“ - „Und gerade deshalb sollten wir sie nicht verschwenden.“ Nachdenklich blickte Yuu auf seine Füße. Lavi hatte ja Recht, aber es fiel ihm so schwer nicht daran denken zu müssen, dass es ihn bald wahrscheinlich nicht mehr geben würde. Zumindest würde er wieder irgendwo in der Versenkung verschwinden, da Kanda einfach stärker als er war. Er seufzte. Die Zeit nutzen... Die Röte schoss ihm ins Gesicht, als ihm eine Idee in den Sinn kam. Noch nicht ganz sicher, ob diese Idee auch wirklich gut wäre, schaute er auf und in Lavis Auge. Wie so oft fand sich in diesem Meer aus Grün die Antwort klarer, als nirgendwo sonst. Er atmete tief durch, ignorierte die Verlegenheit in sich und die Wärme auf seinen Wangen. Leise sprach er: „Lavi... du hast Recht. Und deshalb möchte ich...“ Er stockte. Alleine der Gedanke ließ ihn noch verlegener werden. Der Rothaarige schaute dem Japaner fast schon vergnügt dabei zu, wie er versuchte ihn um einen Gefallen zu bitten. Wenn er nicht schon längst in diesen wundervollen Menschen verliebt gewesen wäre, spätestens jetzt hätte er gar nichts anderes mehr machen können. Zärtlich legte er seine Hand auf die erwärmte Wange und strich sanft darüber, während er leise kicherte: „Du bist so süß, wenn du verlegen bist, Yuu-chan. Was möchtest du?“ Der Schwarzhaarige schluckte schwer und wisperte: „Ich... ich möchte, dass wir... dass du...“ Er stockte erneut. Wieso fiel ihm die Frage nur so schwer, das war ja nicht mehr auszuhalten. Lavi jedoch kicherte wieder und wusste eigentlich schon längst, was der Japaner fragen wollte. Er lächelte: „Bist du dir sicher?“ Yuu nickte. Grinsend erhob der Rotschopf sich, griff nach einem „Bitte nicht stören“ Schild, hängte es draußen an die Tür und zog die Vorhänge zu. Er drehte sich um, schloss auch die Vorhänge vor dem Fenster und kniete sich vor seinen Liebsten. Dieser lächelte mit noch immer geröteten Wangen und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. Lavi lächelte, zog sich seinen Mantel aus und breitete ihn auf dem Boden aus, ehe er Yuu von seinem Sitz zog und ihn sanft auf diesen herunterdrückte, bis er auf dem Schwarzhaarigen saß. Während seine Hände sanft über die Brust des Schwarzhaarigen strich, beugte Lavi sich zu Yuus Gesicht herunter und legte seine auf dessen Lippen. Sanft verbreitete sich eine leichtes Kribbeln in ihm, glücklich über den zwar nun bekannten, aber dennoch betörenden Geschmack und die unglaubliche Weichheit der Haut des Anderen. Er schloss seine Augen und stupste den Mund des Japaners neckisch mit seiner Zunge an. Mit sofortigem und willigem Einlass suchte seine Zunge die des Schwarzhaarigen, um sie zärtlich und genießend zu umgarnen. Sie verloren sich in einem zärtlichen und leidenschaftlichen Miteinander, nur auf diesen Moment konzentriert und ohne dabei von irgendwelchen Personen oder Gedanken gestört zu werden. Nach dem wilden Gerangel auf dem Boden des Abteils blickte Yuu in ein von Lust und Liebe noch immer völlig verschleiertes grünes Meer, das von einem glücklichen Lächeln unterstrichen wurde. Er lächelte matt: "Ich liebe dich, Lavi." - "Ich dich auch, Yuu-chan." Der Rothaarige legte sich erschöpft neben ihn und schloss des Japaner in seine Arme. Glücklich schloss Yuu seine Augen und lächelte. Das konnte ihm niemand wieder nehmen, nicht einmal Kanda. Niemand auf dieser Welt. Jeder Millimeter seines Körpers würde sich an diese Erfahrung, diesen Beweis ihrer Liebe erinnern und nicht mit dem Bewusstsein seiner Selbst vielleicht verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)