Meine erste Liebe von naruhina-chan (NaruHina) ================================================================================ Kapitel 9: Meine Julia ---------------------- Mittlerweile stand der Frühling bereits vor der Tür, auch wenn das Thermometer nie viel mehr als Zehngrad erreichte. Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu. Doch vorher würde noch das alljährliche Schulfest stattfinden, an welchen alle Klassen und Clubs etwas präsentieren mussten. Zudem gäbe es noch allerlei Stände und Spiele, so dass sowohl die Schüler als auch ihre Eltern Vergnügen finden würden. Einige Klassen waren bereits dabei, ihre Vorstellungen vorzubereiten, andere mussten sich noch für etwas entscheiden. "Morgen Hinata." Mit einem Lächeln setzte sich Naruto auf seinen Platz neben Hinata, jedoch nicht ohne seinen Blick von der Blauhaarigen zulassen. Hinata zuckte bei dieser plötzlichen Begrüßung zusammen. Schließlich war es früh am Morgen und sie war noch nicht ganz wach. "Guten Morgen.", rief sie dann. Auch wenn sie noch müde war, versuchte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Ob es ihr gelang, wusste sie selber nicht. Naruto streckte sich erst ausgiebig auf seinem Stuhl, stütze dann seinen Kopf auf seiner Hand ab, während er Hinata fragte: "Wie war dein Wochenende?" Es war eine Mischung aus Interesse und Gähnen. Automatisch legte Hinata ihren Finger an die Lippen als sie nachdachte, dann antwortete sie: "Ganz gut. Auch wenn wir nichts besonderes gemacht haben." Sie zuckte mit den Schultern. "Und bei dir?" Auf diese Frage hin seufzte Naruto, wobei er dies in die Länge zog. "Meine Mutter hatte das plötzliche Bedürfnis das Haus blitzblank zu putzen." Man hörte, dass er nicht besonders begeistert war. Während er antwortete haute er mit seiner Faust leicht auf seine Arme. "Ich habe vom Staubwischen immer noch Muskelkater.", murmelte er. Hinata legte den Kopf schief. Da sie sich nicht vorstellen konnte, wie man wegen so einer Aktivität Muskelkater bekam. Naruto fiel dieser Blick auf. Er beugte sich zu ihr rüber und näherte sich somit ihrem Gesicht. "Du überlegst dir gerade wie das geht, nicht wahr?" Er fuhr mit einer flüsternden Stimme fort, als ob es ein Geheimnis wäre: "Wenn meine Mutter etwas macht, dann macht sie es richtig." Daraufhin musste Hinata kichern. Naruto setzte sich wieder aufrecht hin, auch wenn er sagte, dass es daran nichts lustiges gäbe, lächelte er ebenfalls. Sakura und Sasuke beobachteten ihren Freund ausgiebig. Narutos sonst so morgendliche schlechte Stimmung existierte seid einigen Monaten gar nicht mehr. Sakura zog eine Grimasse und sah nun zu Sasuke. "Sind die beiden jetzt ein Paar oder so?", fragte sie. Doch ihr Freund antwortete nicht. Erst als er Sakuras eindringlichen Blick auf seinem Gesicht spürte, drehte er sich zu ihr um. "Wieso fragst du mich das?" Er setzte sich wieder richtig auf seinen Platz, da er sich, als sie Naruto beobachtet hatten, um 180 Grad drehen musste. Sakuras verzog das Gesicht noch mehr. "Redet ihr Beide nicht über so etwas?" Schließlich war Sasuke sein bester Freund. Wenn Naruto es ihm nicht erzählte, wen den dann? "Nein.", kam Sasukes allzu bekannte knappe Antwort. Sakura seufzte. "Du bist überhaupt keine Hilfe." Sie drehte sich ebenfalls wieder zur Tafel. "Frag doch Hinata wenn es dich so sehr interessiert.", schlug Sasuke abwesend vor während er in einer Zeitschrift blätterte. Doch Sakura hörte ihm nicht zu. Sie hatte ihren Kopf auf ihren Armen abgestützt und sah gedankenverloren auf das Datum, welches mit weißer Kreide auf die Tafel geschrieben wurde. 2. März. Die Rosahaarige seufzte abermals. Wie immer einige Minuten nach dem Schellen, betrat Kakashi seine Klasse. Viele hatten ihre Köpfe auf die Tische gelegt und dösten verschlafen und gähnend vor sich hin. Dieser Anblick bot sich ihm eigentlich jeden Morgen, doch heute schien es mehr Schüler angesteckt zu haben als sonst. Vielleicht lag es daran, dass sich die Jahreszeit änderte? Bei diesem Gedanken verzog Kakashi sein Gesicht, was man wegen dem Mundschutz nicht besonders gut erkennen konnte. Mit schnellen Schritten trat er an seinen Pult und sprach: "Nun, ihr scheint alle noch ziemlich verschlafen zu sein." Dies wurde mit Gemurmel und Gestöhne kommentiert. Kakashi legte seine Tasche auf dem Pult ab und zog einpaar Papiere raus. "Ihr solltet mal schnell wieder aufwachen. Schließlich findet Ende März das Schulfest statt, und wir sind die einzige Klasse, die noch nichts vorbereitet hat. Ihr wollt euch vor euren Mitschülern doch nicht blamieren." Kakashi lächelte seinen Schülern entgegen, doch diese schienen, bis auf vereinzelte, immer noch nicht bei Laune zu sein. Kakashi seufzte. Manchmal glaubte er wirklich, dass er eine Gruppe von Faultieren unterrichtete. "Ich weiß, das klingt jetzt nach Arbeit. Aber ihr solltet es positiv sehen. Eure Klausuren sind geschrieben und ihr habt kein Unterricht." Das letztere kam ziemlich gut an, und einige Schüler erhoben sich. "Nun, hat einer von euch eine Idee, was wir auf dem Schulfest machen könnten?" Seine Schüler sahen sich gegenseitig an und zuckten derweil manchmal mit den Schultern. "Habe ich mir schon gedacht. Daher sind eure Klassensprecherin Shiho und ich auf eine Idee gekommen." Kakashi nickte dem Mädchen mit der Brille zu, die in der ersten Reihe saß und immer wieder ihre Brille wieder ihre Nase hochschob. "Shiho hat vor einigen Monaten als zusätzliche Arbeit ihre Version eines Stückes bei mir abgegeben. Und dies hat mich auf die Idee gebracht, dass ihr dieses Stück auf dem Schulfest vorführt." Das Gesagte erhielt verschiedene Reaktionen. Die Schüler waren jetzt auf jeden Fall wieder wach und riefen ihre Meinungen zu diesem Thema lautstark in die Klasse rein. Kakashi brauchte etwas Zeit, um seine Klasse wieder zu beruhigen. "Ich weiß dass einige von euch von dieser Idee nicht ganz angetan sind. Doch da keiner von euch eine andere Idee zu haben scheint, bleiben wir bei dieser." Somit stellte er die Klasse ruhig. Kakashi ließ seinen Blick noch kurz durch die Klasse schweifen und sprach dann weiter: "Wer wen spielen wird und wie das ganze über die Bühne gehen wird, dafür ist Shiho verantwortlich." Das Grünhaarige Mädchen mit dem unordentlich gebundenen Pferdeschwanz stand auf und trat an den Pult. 'Romeo & Julia'. Dieses Stück wird wohl immer in meinen Gedanken sein. Vorher hatte ich mit diesem Stück nicht viel zutun gehabt hat. Ich wusste nur lückenweise was drin geschah und interessiert hat es mich auch nicht. Doch irgendwie half mir dieses Stück, welches ich damals überhaupt nicht ausstehen konnte, meinen Gefühlen gegenüber dir klar zu werden. Nun, nachdem es vorher alles durcheinandergebracht hatte... Es war still, unglaublich still im Clubraum. Kiba war noch nicht da und Sakura hatte bemerkt, dass die Schränke staubig waren und hatte angefangen diese mit einem Lappen durchzuwischen. Ino saß am Tisch und aß summend einen Apfel, während sie Naruto und Hinata musterte. Beide schienen neben der Spur zu sein und achteten gar nicht auf das, was im Clubraum geschah. Naruto saß mit dem Blick auf den Boden gerichtet und mit der Kamera in der Hand auf der Couch, auf welcher er nur saß, weil seine Kamera Akku laden musste und das Kabel nicht so weit reichte. Hinata saß am Tisch, gegenüber von Ino und knibbelte an ihren Fingern, während sie unverständliche Sachen vor sich hin murmelte. Der Grund für diese Stille war die Abstimmung der Rollen für das Stück. Sie verlief ziemlich schnell und einheitlich, auch wenn die Idee 'Romeo und Julia' aufzuführen bei manchen nicht gut ankam. Als erstes wurden natürlich die Rollen für Romeo und für Julia vergeben, wobei man dem weiblichen Part den Vortritt ließ. Kurzum Hinata wurde von der Klasse für Julia gewählt. Alle schienen von dieser Tatsache begeistert zu sein. Na ja, alle außer Hinata. Denn diese hatte seid dem Zeitpunkt nicht mehr gesprochen. Die Hauptrolle in diesem Stück zu spielen, passte ihrer Meinung nach nicht zu ihr. Sie war ja schon nervös über den Umstand gewesen, dass sie mit der Band auftreten musste, und jetzt kam auch noch das Stück hinzu. Auch wenn es zur Aufführung noch Wochen waren, schürte ihr jetzt schon das Lampenfieber die Kehle zu. Und als dann Romeo gewählt wurde, schien sie versteinert zu sein. Die Schüler hatten nämlich eine Person gewählt, die ihrer Meinung nach am besten zu Hinata passt. Naruto. Auch wenn sie sich ziemlich sicher waren, dass Naruto überhaupt kein Schauspieltalent hatte. Hinata wusste nicht, ob sie deswegen glücklich oder betrübt sein sollte. Daher sagte sie einfach gar nichts. Hinata konnte sich gar nicht vorstellen dass Naruto genauso fühlte wie sie. Nicht nur, dass er überhaupt keine Lust hatte eine Hauptrolle zu spielen, zudem würde er mit Hinata noch ein Liebespaar darstellen. Bei dem Gedanken bekam er einen Klos im Hals. Es war ja nicht so, dass er Hinata nicht mochte. Es war eher so, dass es komisch klang. Sehr sehr komisch. Keine lange Zeit später, wurde die Tür zum Clubraum lautstark geöffnet. Ein keuchender Kiba betrat den Raum. Die Anwesenden drehten ihre Köpfe zu ihm um. "Da bist du ja endlich.", rief Sakura. Sie warf den rosaroten Lappen in den Eimer zurück, der genau neben ihr stand. "Ja, tut mir Leid. Unsere Klasse hat noch etwas für's Schulfest besprechen wollen." Beim Wort 'Schulfest' zuckten Naruto und Hinata zusammen. Dies blieb nicht unbemerkt. Kiba richtete sich verwundert auf. "Was ist denn mit den Beiden?" Ino sah erst Hinata an, bevor sie dem Inuzuka antwortete: "Wir werden beim Schulfest 'Romeo und Julia' mit der Klasse spielen, und die Beiden haben die Hauptrollen gekriegt." Ino biss von ihrem Apfel ab und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit nun Kiba. "Was?" Kiba sah zwischen Hinata und Naruto hin und her. Dann runzelte er die Stirn und trat langsam an den Tisch. Dabei zwang er sich selber zu entspannen. Ino folgte ihm stumm mit ihrem Blick. Sie war gespannt auf das, was er jetzt tuen würde. Kiba legte seinen Gitarrenkoffer geräuschlos auf den Tisch. Er stand Hinata gegenüber. "Nun, die beiden scheinen davon nicht besonders begeistert zu sein." Er versuchte es wie eine abfällige Bemerkung klingen zu lassen, die ihm überhaupt nicht wichtig war. Mit verengten Augen sah Ino zu ihm hoch. Sie war die einzige, die er nicht täuschen konnte. Das Mädchen nahm die Beine, die sie bis eben noch auf dem Tisch hatte, wieder runter. Naruto und Hinata hatten zu Kibas Kommentar nichts gesagt, da sie ja selbst nicht wussten ob es stimmte. "Ach Quatsch, sie werden ein hübsches Paar abgeben, findest du nicht auch Kiba?" Ino biss abermals von ihrem Apfel ab und sah dabei in Kibas Richtung. Die Nasenflügel des Braunhaarigen hoben und senkten sich. Seine Augen waren leicht verengt und Falten traten auf seiner Stirn hervor. Alles in Allem hätten man mit dem Blick, den er Ino zuwarf, Kinder erschrecken können. Doch sich einschüchtern zu lassen, gehörte nicht zu Inos Charaktereigenschaften. Ihr Blick blieb gelassen. Sie biss noch ein letztes Mal von ihrem Apfel ab, bevor sie diesen in den Mülleimer, neben der Tür schmiss. Kiba folgte ihr mit seinem Blick. Ich habe Ino nie gefragt, was sie damals mit Kiba vorhatte. Ich weiß es nämlich nicht. Besonders viel kann ich daher nicht darüber sagen. Nur dass, diese Aktionen nicht geholfen haben. Im Gegenteil, sie machten alles schlimmer, jedenfalls für mich. Kiba schien mich noch weniger zu mögen als vorher. Nun er war mir auch nicht besonders sympathisch gewesen, doch ich hasste ihn nicht. Doch das ist bei ihm wahrscheinlich der Fall gewesen. Auf Hinata konnte er natürlich nicht sauer sein, also wurde ich das Zielobjekt seines Hasses. Heute ist es leichter zu sagen, dass es weitaus schlimmeres gibt als das. Es war mucksmäuschenstill im Raum, und die meisten wussten nicht was der Grund dafür war. Irgendwann dann, klatschte Sakura in ihre Hände. "Ich weiß gar nicht warum ihr immer noch darüber redet. Naruto spielt Romeo und Hinata die Julia in unserem Klassenstück. Das war's. Wir müssen uns jetzt um unseren Auftritt kümmern." Man hörte aus ihrer Stimme, dass sie leicht genervt war, doch wahrscheinlich wusste sie selbst nicht mal warum. Sie hatte bereits ihre Gitarre umgelegt und wartete sichtlich darauf, dass die anderen dass selbe mit ihren Instrumenten taten. Die Clubmitglieder folgten ihrem Befehl nicht nur weil sie die Chefin war, sondern auch, weil Sakura die Gabe hatte mit Hilfe ihrer Augen, Angst in Menschen aufzurufen. Das vorherige Thema schien vergessen, wobei sich Naruto und Hinata immer wieder verstohlene Blicke zuwarfen. Das blieb nicht unbemerkt, und jeder einzelne der Anwesenden im Raum, fasst es anders auf. Die nächsten Wochen waren die Klassen und Clubs damit beschäftigt, für ihre Auftritte und Vorträge zu üben. Da dies viel Arbeit beinhaltete, vergingen die Tage nur so dahin. Bis zum Schulfest war es nicht mehr lange. Das war Grund genug, sich noch mehr in der Schule aufzuhalten als es nötig war. "Da für unsere Proben nur noch wenige Tage zu Verfügung stehen, haben wir einige Teile aus dem Stück gestrichen. Zudem gehören auch die Passagen, mit welchen einige von uns Probleme hatten." Viele Anwesenden sahen zu Naruto rüber, der sich an die Fensterbank gelehnt hatte und nur mit halbem Ohr zuhörte. Unter den vielen Blicken zuckte er zusammen, tat aber dann so, als ob er nicht wüsste, warum sie ihn alle ansahen. Denn in Wirklichkeit wusste er das ganz genau. Naruto war so schon nicht besonders gut im Lernen gewesen, doch diese dichterische Art und Weise in welcher das Stück geschrieben war, machte die ganze Sache nur noch komplizierter. Er versprach sich und das oft. Hinata hatte ihm zwar angeboten, zusammen zu üben, doch diesen Vorschlag hatte er höflich verneint. Es war schon schlimm genug ein Liebespaar mit ihr zuspielen, hinzu käme dann noch, ihr zu sagen wie groß seine Liebe doch zu ihr wäre und sich dann wegen ihrem Verlust umzubringen. Bei der Vorstellung ihr solche Sachen alleine in einem Raum zu sagen, wurde ihm unbehaglich zumute. Zur Zeit war sein Plan einfach, dieses Stück hinter sich zu bringen und danach die verwirrenden Gefühle, die er für Hinata hatte, zu ordnen. Bei dem Gedanken an sie, suchte Naruto den Raum nach Hinata ab. Er fand sie am anderen Ende des Raumes. Bei ihren Gesichtszügen, erkannte er, dass sie dem was Gesagt wurde, intensiv zuhörte. Dabei sah sie immer wieder auf das neue Skript, blättert manchmal durch und las sich einige Passagen durch. Irgendwann dann, schaltete Naruto die Außenwelt komplett ab. Er achtete nur noch darauf, was Hinata tat. Wie sie an ihrem Daumen nagte oder sich die Haare hinters Ohr strich. Er wusste, er sollte jetzt lieber den anderen zuhören, doch Hinata zu beobachten war so viel schöner als das. Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen. Doch plötzlich wurde er aus den Gedanken gerissen. "Naruto, hast du nicht gehört? Du und Hinata, ihr seid jetzt dran." Shiho sah ihm mit verschränkten Armen entgegen. Sie organisierte das ganze Stück, daher war ihr die Tatsache, dass Naruto kein besonders guter Schauspieler war, ein Dorn im Auge. Je öfter sie mit ihm sprach, desto klarer wurde ihm, dass sie ihn nicht leiden konnte. "Ah, tut mir Leid, ich habe nur über etwas nachgedacht." Naruto kratzte sich am Hinterkopf. "Aha. Nimm dir dein Drehbuch und geh nach Vorne." Shiho sah ihn nicht mal an, als sie dies sagte. "Jawohl." Naruto hielt das Drehbuch bereits eingerollt in seinen Händen und ging zur Tafel. Drehte sich aber dann, keine Sekunde später wieder um. "Welche Szene?" Shiho hob den Kopf und kniff die Augen zusammen. "Akt 3, Szene 3." Naruto lachte nervös. "Ach so, ja genau." Dann drehte er sich wieder zur Tafel um, erkannte aber das Hinata bereits dort stand und sich den Text durchlas. Bei ihrem Anblick schluckte er einmal schwer. "…Nun treibt auf einmal dein sturmertränktes Schiff-" "Sturmerkranktes.", rief Shiho. Viele Anwesenden seufzten und tippten dabei ungeduldig mit ihren Füßen auf den Boden. "Ach ja. 'Tschuldigung.", entgegnete Naruto mit einem verzweifelten Blick in sein Skript. Hinata lag gerade neben ihm auf dem Boden, während er nicht einmal seinen Text richtig aussprechen konnte. Von Satz zu Satz schien er nur nervöser zu werden. Er sah einmal kurz zu Hinata hinunter. Doch diese hatte ihre Augen geschlossen,und sah völlig ruhig aus. Wie konnte sie in solch einer Situation so gelassen sein? Naruto fuhr fort: "Nun treibt auf einmal dein sturmerkranktes Schiff in Felsenbrandung! Dies auf dein Wohl, wo du auch steh- stranden magst! Dies meiner Lieben!" Naruto tat so, als ob er aus einem Fläschchen trinken würde, mit den Worten: "Dein Trank wirkt… schnell. Und so sterb ich.", sank er zu Boden. Er wusste dass das was er sagte und tat nicht besonders authentisch wirkte, doch er gab sich allemal Mühe. Er hoffte nur, dass die anderen das auch merkten, denn besonders gut schauspielern konnte er nicht. Wenige Augenblicke später, richtete sich Hinata auf. Jetzt wo sie wieder aufrecht saß, erkannte sie was jetzt kommen würde. Liegend hatte sie noch geschafft, an andere Sachen zu denken, doch jetzt war sie an der Reihe. Und das Kommende war so viel schwerer als alles andere in diesem Stück. "Ich weiß recht gut noch, wo ich sollte sein, und sieh da bin ich auch. Wo ist mein Romeo?" Sie sieht zu Naruto runter, der zu ihrem Glück seine Augen geschlossen hielt. Denn hätte sie in seine Augen sehen müssen, wäre alles noch viel schwieriger gewesen. "Was ist das hier? Ein Becher, festgeklemmt in meines Trauten Hand? Gift, seh ich, war sein Ende vor der Zeit. O Böser! Alles zu trinken, keinen güt'gen Tropfen mir zu gönnen, der mich zu dir brächt?" Hinata schluckte schwer. Sie sah zu Shiho und den anderen aus der Klasse rüber, die ihr erwartend entgegensahen. Natürlich wollten sie, dass sie fortfuhr. Also sah sie nun wieder zu Naruto, und machte mit leicht zitternder Stimme weiter: "Ich will dir deine Lippen küssen. Ach, vielleicht hängt noch ein wenig Gift daran und lässt mich an einer Labung sterben." Abermals sah sie zu den anderen. Shiho machte eine Handbewegung, die ihr zeigen sollte, dass sie fortsetzten sollte. Hinata drehte ihren Kopf wieder zu Naruto, sie atmete tief ein und aus. Ihr Gesicht näherte sie sich langsam seinem. Irgendwann dann hörte sie auf nachzudenken. Auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, dass ihr Herz jemals so schnell und fest geschlagen hatte, schloss sie einfach ihre Augen. Fast hätten sich ihre Lippen berührt, als Shiho laut "Stop" rief. Die Schüler fuhren allesamt zusammen. Hinata saß stocksteif da und Naruto war ebenfalls aufgeschreckt. "Noch nicht küssen.", meinte die Grünhaarige gelassen. "Wieso nicht?", fragten Naruto und Hinata gleichzeitig, sahen sich gegenseitig überrascht an und verstummten dann. Shiho räusperte sich. "Nun, wer weiß wie oft wir diese Szene noch spielen müssen. Und euch bei jedem Mal zu küssen würde die Magie vom ersten Kuss nehmen. Also macht ihr das erst bei der Aufführung in einer Woche." Diese Erklärung schien einleuchtend, also nickten ihr beide zu. Sie alle hörten das zum ersten Mal, da sie diese Szene noch gar nicht geprobt hatten, schließlich war sie eine der letzten Szenen des ganzen Stücks. "Gut. Hinata tu einfach so als ob du ihn geküsst hast und mach weiter.", rief Shiho dann, um dieses Thema endgültig zu beenden. "Eh, j-ja ok." Hinata hätte fast vergessen zu antworten. Ihr Herzschlag war das einzige, was bis in ihre Ohren drang und dort als ein dumpfes Geräusch in Erinnerung blieb. Das Mädchen legte unbewusst eine Hand auf ihre Brust. Da war noch dieses Gefühl, das sich in ihrem Brustkorb ausbreitete. Ein schweres aber zugleich leichtes Gefühl. Hinata brauchte eine Weile bis sie von dem Chaos in ihrem Körper ablassen konnte, um ihre Aufmerksamkeit wieder den Proben zu schenken. Damals konnte ich natürlich nicht wissen, dass du dieselben Empfindungen hattest wie ich. Heute weiß ich es, doch nützen tut mir das gar nichts. Es wäre schön gewesen, wenn ich eine kleine Vorahnung für das Folgende gehabt hätte. Auch wenn dadurch ein noch größeres Durcheinander geherrscht hätte. Denn ich habe viel lieber das Gewirr vorher als nachher. Denn später könnten diese verwirrenden Gefühle ein erheblich größeren Schaden anrichten. Immer wieder knetete sie ihre zittrigen Hände. Sie konnte einfach nicht aufhören zu zittern. Die Theaterproben waren vorbei und Hinata hatte den Raum verlassen, ohne dass sie jemand bemerkt hatte. Sie war schon froh gewesen, dass sie beim Einpacken ihrer Sachen nichts fallengelassen hatte, so unkontrolliert waren ihre Hände. Mit einem resignierten Blick nach links und nach rechts, ließ sie ihre Hände in den Taschen ihrer Jacke verschwinden. Ohne dass sie ein bekanntes Gesicht traf, erreichte sie das Schultor und verließ das Gebäude. Doch als sie Ino auf einen der Bänke sitzen sah, blieb sie abrupt stehen. Hinata drückte ihre Hände noch fester in ihre Taschen und ging dann auf Ino zu. "Wartest du auf mich?", fragte Hinata ruhig. Doch Ino überhörte diese Frage, und fragte stattdessen etwas anderes: "Soll ich dich zum Arzt begleiten?" Hinata schüttelte den Kopf. "Das schaff' ich schon." Während Hinata versuchte ein Lächeln aufzusetzen, blieb Inos Gesichtsausdruck misstrauisch. Sie ging einen Schritt auf Hinata zu. Zwischen ihnen war nun knapp ein halber Meter Platz. Inos Benehmen machte Hinata langsam Angst. Daher veränderte sich die Züge auf ihrem Gesicht schlagartig und eigentlich wäre sie auch lieber einen Schritt zurück gegangen. Was hatte Ino bloß? "Was ist mit deinen Händen?", fragte die Blondhaarige auf einmal. Hinata verstand worauf sie hinauswollte, daher wurde sie nervös. "Nichts ist mit meinen Händen.", meinte sie schnell. Dabei drückte sie ihre Hände noch fester in die Taschen ihrer dunkel-blaufarbigen Jacke, so dass es sie nicht gewundert hätte, wenn die Nähte plötzlich geplatzt wären. "Du kannst es vor mir nicht verstecken. Ich hab's schon bei den Theaterproben gesehen. Deine Hände zittern wie verrückt." Trotz allem war Inos Stimme ruhig. Und Hinata entspannte sich nun, jetzt wo es sowieso raus war. Doch ihren Mund öffnete sie nicht, also sprach Ino weiter: "Das kommt davon, wenn du immer wieder nachts durch die Gegend läufst. Als normaler Mensch wäre das schon schwer, aber bei dir-" "Dann bin ich also nicht normal?" Auch wenn Hinata versuchte nicht so laut zu werden, konnte sie nicht vermeiden ihre Freundin entsetzt anzusehen. "So hab' ich das nicht gemeint, und das weißt du." Ino blieb immer noch die Ruhe selbst, was Hinata nur noch mehr aufregte. "Ich sage nur, dass du mehr auf dein Körper achten solltest, anstatt Naruto nachzulaufen." Auf diese Bemerkung hin, drehte Hinata nur leicht ihren Kopf zur Seite und murmelte, dass sie aufhören solle. "Ino, ich weiß dass du dir nur Sorgen machst, aber… mir geht es gut. Vielleicht nicht so gut wie dir oder anderen normalen Menschen." Hinata sah endlich wieder in Inos Gesicht. "Mir geht's gut.", betonte sie abermals. Sie wusste nicht, wie sie das kleine Lächeln auf ihren Lippen zustande bekam, oder ob es ihr überhaupt gelangt. Aber dann verabschiedete sie sich von ihrer Freundin und ging weiter, jedoch nicht ohne wieder stehenzubleiben, als Ino ihr etwas zurief: "Bist du in ihn verknallt?" Mit großen Augen drehte Hinata ihren ganzen Körper zu Ino um. "Was?" Sie hatte schon richtig verstanden, konnte aber nicht glauben, dass es aus Inos Mund gekommen war. "Ich hab' gefragt ob du in Naruto verschossen bist." Aus Inos Mund klang dies so, als ob es eine alltägliche Frage wäre wie: "Was gibt es heute zu essen?" oder "Was hast du am Wochenende so gemacht?". Wahrscheinlich war das der Beweggrund für Hinata, noch erstaunter und erschütterter zu werden. Der Nachteil an der ganzen Sache war, dass Hinata nicht wusste was sie entgegnen sollte. Schließlich wusste sie die Antwort auf diese Frage nicht mal. Doch anscheinend musste sie das auch nicht, denn Ino fuhr fort: "Wie auch immer deine Gefühle zu ihm sind, sag 'es' ihm nicht." Hinata erkannte sofort, worauf Ino anspielte. "Ich weiß natürlich, dass du darüber nachgedacht hast, schließlich kenne ich dich zu gut." Die Blonde machte eine kurze Pause, in welcher sie näher an Hinata schritt und ihr tiefer in die Augen sah. "Er würde dich nicht mehr so behandeln, wie er es jetzt tut. Du solltest es dabei belassen Hinata. So ist es das Beste." In jeder Geschichte gibt es einen Wendepunkt. Manchmal ist das im echten Leben auch der Fall. Unser setzte nämlich ein, als du mir von deiner Krankheit erzählt hattest. Jetzt wo ich das Ende unserer Geschichte kenne, ist das für mich klar. Doch was hätte ich nicht alles getan, um wieder die Ungewissheit vor diesem Punkt zu haben… Ganze zwei Tage lang, musste Hinata an dieses Gespräch mit Ino denken. Sie war so schon sehr zaghaft wenn sie bei Naruto war, jetzt kam auch noch diese 'Sache' hinzu. Sie musste nur seine Stimme vernehmen um sofort zusammenzuzucken. Die Theaterproben waren nun zu Ende und Hinata rieb sich müde ihre Augen. Ein leichtes Gähnen konnte sie sich ebenfalls nicht verkneifen. Weil ihr Kopf immer mit Gedanken voll war, konnte sie nicht mal richtig schlafen. Mit trübem Blick betrachtete sie gerade die untergehende Sonne, die das Rauminnere in ein leuchtendes Orange tauchte. Sie seufzte als sich Naruto zu ihr begab und sie fragte: "Können wir dann gehen?" MIt einem lauten und erschrockenem "Was?" drehte sich Hinata abrupt um und sah dann Naruto mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen. Der Junge zog seine Mundwinkel leicht hoch. "Alles in Ordnung?" Hinata blinzelte mehrmals bevor sie seine Frage murmelnd bejahte. Als danach nichts mehr von ihr kam, fühlte sich Naruto dazu aufgefordert weiterzusprechen: "Wir gehen doch zusammen nach Hause, oder nicht?" Nach einigen Sekunden fügte er "So wie immer." hinzu. Mit einem Blick auf ihre Schultasche, drehte sich Hinata wieder von Naruto weg und packte ihre Sachen weiter ein. Sie strich ihre Haare hinter ihre Ohren, als sie Naruto antwortete: "Natürlich, ich bin gleich fertig." Durch ihr ewiges Kauen auf ihrer Unterlippe begann Hinata bereits den metallischen Geschmack ihres Blutes zu schmecken. Sie wusste, dass sie lieber Naruto zuhören sollte, doch je mehr sie es versuchte, desto mehr verfiel sie in ihre Gedanken. Wie ein fahrender Zug, den sie nicht mehr stoppen konnte und der durch jede Sekunde, in der sie sich ihren Kopf zerbrach, nur noch schneller fuhr. "Hinata pass auf!" Hinata wurde von Naruto zur Seite gezogen. "Du wär's fast dagegen gelaufen.", sprach Naruto, nun beruhigter. Hinata sah zur Straßenlaterne. Sie hatte von dieser gar nichts mitgekriegt. Jetzt wo sie die metallische Stange vor sich sah, wunderte sie sich, wie sie sie übersehen konnte. "Tut mir Leid.", sagte sie und entzog ihr Handgelenk aus seinem Griff. Naruto legte seine Stirn in Falten. "Sag mal, ist mit dir alles in Ordnung?", fragte er. Sie standen immer noch unter der Straßenlaterne und sahen sich gegenseitig an. "Nein.", Hinata schüttelte ihren Kopf und holte tief Luft. "Eigentlich ist da etwas, was ich dir sagen muss." Wie immer wenn sie nervös wurde, fing Hinata an ihre Hände zu kneten. "Was denn?" Naruto sah sie nun eindringlicher an. "In Wirklichkeit…" Sie stockte als sie in seine Augen sah. Und auf einmal hatte sie das Gefühl, dass es nicht richtig war es ihm zu sagen. Es wäre einfach unfair diese nichtswissenden strahlenden Augen so zu schockieren. "Ich bin… wegen der Theateraufführung etwas nervös." Man sah buchstäblich die Erleichterung in Narutos Gesicht. Dann fing der Blonde an zu lächeln, so wie es für ihn üblich war. "Mach dir keine Sorgen darüber." Aufmunternd legt er seine Hände auf ihre Schultern. "Irgendwie schaffen wir das schon." Auch wenn Hinata im Moment überhaupt nicht zum Lächeln zu Mute war, zog sie ebenfalls ihre Mundwinkel hoch. Danach ließ Naruto von ihr ab und ging weiter. Hinata warf, mit einem Seufzen ihren Kopf in den Nacken, um Naruto dann schlussendlich zu folgen. Der Rest des Weges verlief einigermaßen gleich, wobei Naruto Hinatas seltsames Verhalten als Nervosität vor der Theateraufführung abstempelte und somit auch beruhigter war. Zwischendrin begannen sie einige Gespräche, welche jedoch immer wieder schnell ihr Ende fanden. "So, da sind wir.", sprach Naruto enthusiastisch, viel mehr als es in der Situation nötig war. "Ja.", murmelte die Blauhaarige und wendete ihren Blick zu den Toren, die den Beginn des Hyûga-Anwesens markierten. "Hör mal." Naruto legte seine Hände auf ihre Oberarme und drehte das Mädchen so zu sich um, dass sie ihm unausweichlich ins Gesicht sehen musste. Hinata war so überrascht, dass sie es einfach mit sich machen ließ. "Du brauchst keine Angst zu haben.", begann er. "Gib' einfach nur dein Bestes, dann wird alles gut." Er lächelte, so dass Hinata unaufhaltsam auch lächeln musste. "Siehst du, so ist es besser.", meinte der Blonde und nahm seine Arme wieder runter. "Du solltest reingehen, dein Vater macht sich sonst noch Sorgen. Wir haben so schon lange gebraucht." Hinata nickte nur stumm als Antwort. "Wir sehen uns dann Morgen in der Schule." Hinata schmunzelte noch als sich Naruto umdrehte und seinen Weg nach Hause antritt. Doch je kleiner Narutos Silhouette wurde, desto weiter zogen sich ihre Mundwinkel nach unter. Bis ihr Mund nur noch ein gerader Strich war. Ihr wurde etwas klar. Es wäre zwar unfair es ihm einfach so zu sagen, doch es wäre grauenhaft es ihm zu verschweigen. Denn wenn er für sie nur annähernd so fühlen würde wie sie für ihn, müsste er es erfahren. Bevor diese Gefühle stärker werden und somit auch der entstehende Schmerz stärker werden würde. Mit schnellen Schritten dann, lief Hinata Narutos Rücken entgegen, der nur noch als kleiner Punkt in der Ferne zu sehen war. Aus Angst sie würde ihn aus den Augen verlieren, lief sie schneller, bis sie irgendwann anfing ihm seinen Namen hinterher zu rufen. Als sie nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, drehte sich Naruto mit verwunderter Miene um. "Hinata? Was ist los?" Hinata drückte ihre zu Fäusten geballten Hände, zitternd an ihre Brust. "Da wäre noch etwas.", sagte sie. Naruto runzelte die Stirn und wartete darauf, dass Hinata endlich anfangen würde zu sprechen, doch das Einzige, was sie tat, war ihn anzusehen. Zudem sah ihr Blick ängstlich aus. Wovor hatte sie Angst? Seine Gedanken wurden von den fahrenden Autos begleitet. Auch wenn es schon abends war, so waren sehr wenige Menschen auf den Straßen. Die Läden und Geschäfte um sie herum waren bereits dabei ihre Waren einzuräumen. Und auch wenn es somit einigermaßen belebt war, fühlte sich Naruto so, als wären er und Hinata die Einzigen hier. "Ja?" Hinatas Schweigen machte Naruto unsicher. Er hatte ein seltsames Gefühl. Ein ungutes. Als würde ihm seine Körper sagen, schnell von hier zu fliehen. Er hörte wie Hinata tief durchatmete. "In Wahrheit…" Sie stockte. "Ja?" Naruto wurde von Sekunde zu Sekunde verwirrter. "Weißt du was ALS ist?", fragte sie. Für Naruto kam diese Frage so aus heiterem Himmel, dass seine Antwort nicht mehr als ein Raunen war. "Nein…" Hinata schwieg für längere Zeit. "Das ist eine Abkürzung für Amyotrophe Lateralsklerose. Weißt du was das ist?" "Keine Ahnung… Wieso fragst du mich das auf einmal?" Narutos Stimme wurde lauter, zwar nicht wütend, doch energisch genug um Hinata zusammenfahren zu lassen. Wie ein verängstigtes Kind sah sie zu ihm rüber. "ALS ist eine Nervenkrankheit. Im Krankheitsverlauf verlieren die Nerven Schritt für Schritt ihre Funktionsfähigkeit." "Hinata…" Naruto kam auf Hinata zu, doch diese sprach immer weiter und achtete nicht ganz auf ihn. Die Geräusche in ihrer Umgebung schienen nur noch leise Töne in der Ferne zu sein. "Bis jetzt wurde noch keine Heilung gefunden. Die Krankheit ist also noch ziemlich unerforscht." "Hinata." Narutos Stimme wurde lauter, während der Abstand zwischen ihnen abnahm. "Meistens erkranken eher ältere Menschen an ALS, aber es kann schon mal vorkommen dass-" "Hinata!" Naruto atmete schneller. Seine Kehle fühlte sich an, als wäre sie zugeschnürt. "Warum erzählst du mir das alles?", fragte er, auch wenn seine Stimme auf keine Frage hindeutete. Hinata spürte bereits, dass ihre Augen feucht waren. Narutos Gesichtszüge waren nicht mehr scharf sonders verschwommen. "Ich…", brachte sie unter zitternden Lippen hervor. "Naruto, ich bin krank." Ihre Stimme klang weder weinerlich noch brüchig, doch trotzdem liefen ihr immer wieder Tränen über die Wangen, die sie schnell wegwischte. Naruto sollte ihre Tränen nicht sehen. Dennoch kam nun der Teil, vor welchem sie so große Angst hatte. Seine Reaktion. Aber Naruto stand nur nichts sagend da und regte sich nicht. Jede Sekunde, die sie mit Schweigen verbrachten, ließ das unbehagliche Gefühl in Hinata schwerer werden. Doch wie ein Mantra redete sie sich wiederholend ein, dass sie standhaft bleiben musste. "Diese Krankheit," Da Narutos Kehle trocken war, klangen seine Worte heiser. "führt die zum Tod?" Mit immer größer werdenden Augen sah Hinata in Narutos Gesicht. Sie erschreckte sich leicht, als sie in seinen Zügen keine Empfindung wahrnehmen konnte. Pure Emotionslosigkeit. Doch Hinata durfte sich davon nicht beirren lassen. Sie hatte sie dafür entschieden es ihm zu sagen. Auch wenn es ihr schwerfiel etwas zu sagen, antwortete sie: "Ja… irgendwann schon." Sie flüsterte, als ob es niemand mitkriegen durfte. Die Erkenntnis selber machte sie schon schwermütig, es dabei noch ihm zu sagen, hätte sie mit Leichtigkeit in Tränen ausbrechen lassen. Sie sah Narutos Gesicht nur noch als einen einzig verwaschenen Fleck vor sich, ihre Augen wollte einfach nicht aufhören zu tränen, dabei versuchte sie es mit all ihren Kräften. Naruto machte ein Geräusch, das eine Mischung aus abwegigem Lachen und Ausatmen war. "Du wirst also sterben, ja? Verstehe ich das richtig?" Der Kloß in Hinatas Hals wurde immer größer, und ihr Körper sehnte sich danach ein mal tief ein- und auszuatmen. Luft zu schnappen. Doch Hinata presste ihre Lippen so fest zusammen, dass es sie nicht wunderte, dass diese anfingen wehzutun. "Du bist mir also hinterher gerannt, um mir das zu sagen? Was hast du geglaubt, was ich dir antworte?!" Narutos Stimme klang wie ein Donner, welches in Hinatas Ohren so schmerzte, dass sie sie sich am liebsten zugehalten hätte. Noch nie hatte sie in Narutos Augen einen derartigen Blick gesehen. Somit konnte sie sich ein Schluchzen nicht verkneifen, welches sie so stark versucht hatte zurückzuhalten. Es war wie der erste Dominostein, der die anderen nun zum Fallen brachte. Hinata schluchzte noch weitere Male. "Ich…", brachte sie unter Tränen hervor. Doch Naruto hörte ihr nicht zu, er hatte sich bereits mit langsamen Schritten -als würde es sein Körper automatisch tun- von ihr entfernt. Irgendwann dann, verschwand seine Statur aus ihrer schleierhaften Ansicht, und ließ sie allein auf dem Gehweg zurück. Das müsste wohl das sein, was ich am meisten bereue. Ich habe dir vor Augen geführt, dass du sterben wirst. Nicht weil es mir oder dir nicht klar war, sondern einfach nur um es dir zu sagen. Um dir zu zeigen, dass du Schuld bist. Wofür auch immer… Ich hätte die Zeit, in der ich jegliche Begegnung mit dir vermied, mit Besserem nutzen können. Egal was, alles ist besser als das, was ich wirklich getan habe. Doch so unfair das auch ist, die Zeit kann man nicht zurückspulen. Hätte ich eine Zeitmaschine, würde ich zu diesem Zeitpunkt zurückgehen, dich einfach in den Arm nehmen, und sagen, dass es in Ordnung wäre. In einer perfekten Welt würde das wohl funktionieren. Doch die Welt ist weder perfekt, noch begehrenswert. Sie ist kaputt und grausam. Zwingt Menschen zu sterben und andere zu leben. Nur manchmal geschieht etwas. Ein Augenblick in der du mit der Welt zufrieden bist und du nichts ändern möchtest. Diese Augenblicke habe ich zwar noch, sie sind in der Anzahl jedoch geschrumpft. Trotzdem bin ich noch da, und sie? Sie ist weg. Versucht zu so einem Zeitpunkt mal, die Welt als einen schönen Ort zu betrachten. Es wird euch nicht gelingen... Ungeduldig tippte die Blonde mit ihrem Fuß auf den Boden. Im Kopf zählte sie schon die Sekunden, in denen sie nur den wiederholenden Ton am anderen Ende der Leitung hörte. "Nimm ab, nimm endlich ab." In ihrer Stimme hörte man Wut und Besorgnis zur gleichen Zeit. Als sie dann hörte, wie jemand abnahm, gab sie einen ein kurzen Laut von sich. "Hinata?" Sie hörte nur ein Rascheln.. "Hallo?" Erst nach einer Weile antwortete ihr Jemand: "Ino?" Hinatas Stimme klang so, als ob sie einige Meter vom Handy entfernt wäre. "Hinata, na endlich! Wo bist du? Warum bist du nicht in der Schule?" "Tut mir Leid… Ich… hatte etwas zu tun.", kam es aus dem Telefon. Inos Züge entspannten sich allmählich. "Hinata, komm jetzt zur Schule und erzähl' mir was ist wirklich los?" "Was?!" Hinata zuckte zusammen, hielt ihren Blick aber immer noch gesenkt. "Und was hat er sonst noch gesagt?" Ino hatte das Gefühl gleich zu explodieren. Ihr Gesicht war bereits leicht rot angelaufen. "Sonst nichts.", murmelte Hinata. Ino hatte ihre Unterlippe bereits blutig gekaut als sie Hinata an den Oberarmen packte. "Hinata, hör auf so betrübt zu Boden zu schauen." Hinata atmete laut aus. "Aber Ino, ich weiß nicht, was ich sagen soll wenn ich ihm begegne." Die Hyûga presste ihre Lippen zusammen. Ino seufzte. "Du hast beschlossen es ihm zu sagen, also musst du auch mit den Konsequenzen rechnen." Die Blonde versuchte es nicht so hart klingen zu lassen, als es eigentlich war. Auf einmal hob sie resigniert den Kopf. "Da ist er." Ihr Gesichtsausdruck wurde urplötzlich ernst und sie drehte Hinata so um, dass die Dunkelhaarige Naruto sehen konnte. Dieser kam im Schritttempo auf sie zu. Je näher er kam, desto deutlicher wurde ihnen, dass sie diesen Ausdruck in seinem Gesicht noch nie gesehen hatte. Sie war emotionslos und kalt, als wäre da jemand anderes in seinem Körper. Nicht mal eine Sekunde hatte er zu ihnen gesehen, dabei nicht mal seinen Kopf bewegt. Hinata stand da, mit ihren Händen auf die Brust gepresst und einem schnellschlagendem Herzen. Ihr kam es wie in Zeitlupe vor, als Naruto einfach an ihr vorbeiging und sie dort stehen ließ. Erst als er den Flur bereits passiert hatte und abgebogen war, drehte sich Hinata um. Erschrocken und traurig zu gleich. Und auch wenn Ino dies vorausgesehen hatte, sah die Blonde dem Uzumaki geschockt nach. Auch wenn Hinata das Gefühl hatte, jeden Moment auseinander zu fallen, versuchte sie den ganzen Tag lang, Naruto dazu zu bringen mit ihr zu sprechen. Doch als sie ihm einen guten Morgen wünschte, antwortete er nicht und immer wenn sie in seiner Nähe war, ging er einfach weg. Nach nur einem Tag, schien die ganze Welt auf dem Kopf zu stehen. Das erste Mal seit langer Zeit, fühlte sich Hinata fürchterlich. Mit diesem Gefühl dann, endete der Schultag und die Welt schien nur noch grau zu sein. Es tat Ino weh Hinata so zu sehen. Zudem wusste sie auch nicht, wie sie sie annähernd aufmuntern konnte. Der Einzige der das konnte, war Naruto und der hatte zur Zeit sein Verstand verloren. Natürlich war es irgendwie berechenbar gewesen, dass er sich so verhalten würde, schließlich hatte Ino Hinata gewarnt. Doch trotzdem hatte die Blonde gehofft, dass sie Unrecht behalten würde. Sie wollte gerade etwas sagen, als Hinata ihr zuvor kam: "Ino, ich möchte lieber alleine nach Hause gehen. Morgen ist das Schulfest, Zuhause ruh' ich mich etwas aus.", sprach sie. Alleine die Traurigkeit in ihrer Stimme hätte einen zum Weinen bringen können. "In Ordnung." Ino nahm ihre Freundin in die Arme. Den Umständen entsprechend, hielt sie die Blauhaarige länger und fester als sonst. "Bis Morgen dann.", meinte sie aufmunternd. Hinata nickte, drehte sich um und verschwand langsam aus ihrer Sicht. Ino wollte weiter ihren Weg gehen, als sie zusah, wie Naruto an ihr vorbeiging. Allein beim Anblick seines Rückens, stieg eine unheimliche Wut in ihr hoch. Eine Wut, die sich nicht länger unterdrücken konnte. Mit schnellen Schritten holte sie ihn ein und zerrte ihn zu den Bäumen am Wegrand. Es war nicht besonders schwierig, da Naruto so verwundert war, dass er nichts gegen Ino unternehmen konnte. Ino drückte ihn gegen einen Baum. "Was soll das?! Lass mich los!" Naruto riss seinen Arm aus ihrem Griff und wollte wieder weitergehen, da hielt ihn Ino wieder fest. "Hast du dich überhaupt mal gefragt, warum Hinata das gemacht hat?" Naruto stockte und sah weg. Abermals schlug er ihre Hand weg, blieb aber diesmal stehen. Er war mit dem Rücken zu ihr gedreht und senkte seinen Blick. "Ich bin schon seid dem Kindergarten mit Hinata befreundet. Bis jetzt haben wir alles zusammen gemacht. Jedenfalls," Inos Stimme veränderte sich mit einem Mal. "als Hinata mit der Krankheit diagnostiziert wurde, war sie gerade mal in der Mittelschule. Es war kein großes Geheimnis, alle wusste darüber Bescheid." Naruto drehte sich zu Ino um, versuchte dabei keinerlei Geräusche zu machen. Als Ino wider zu sprachen begann gab sie einen abwertenden Laut von sich. "Diese Kinder wussten nicht mal was genau sie hatte und mieden sie trotzdem. In der Mittagspause saß sie immer alleine, weil Leute Angst hatten, sie könnten sich bei ihr anstecken." Ino hörte sich leicht wütend an. "Wer weiß, vielleicht litt sie darunter mehr als an der Krankheit selbst. Unter diesen Bedingungen war kein normales Leben möglich. Und genau das war es, was wir versuchten annähernd für sie entstehen zu lassen, auch wenn es unmöglich schien." Sowohl Inos als auch Narutos Züge wurden weicher. "Die Hyûgas zogen hier nach Konoha und ich kam mit, lebte bei Hinata." Ino machte eine kurze Pause, in der sie sich ihre Augen trocken wischte. "Wir hatten beschlossen es an der nächsten Schule anders zu machen. Und es lief gut." Ein sanftes Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit. "Alle mochten Hinata, genauso wie es früher immer war. Kiba wurde ein sehr guter Freund, also ließen wir es im Geheimen." Ino gab Naruto etwas Zeit das Gesagte aufzunehmen, sprach aber dann wieder weiter: "Und dann kamst du." Es klang weniger wie ein Vorwurf, doch was es genau sein sollte, wusste auch keiner. "Wegen dir, hat sie ihre Sicherheit über den Haufen geworfen und es dir einfach gesagt. Weil sie dich mag und viel mehr, weil sie Angst hatte du würdest genau so empfinden." Somit beendete die Blonde ihren Vortrag. Die Stille breitete sich wie eine Weile aus, bevor Naruto etwas sagte: "Und was verlangst du jetzt von mir, dass einfach alles genauso wird wie früher?" Naruto blickte das Mädchen ihm gegenüber hilfesuchend an. "Ich verlange gar nichts von dir. Ich rate dir nur, über deine Gefühle klar zu werden und darüber nachzudenken, was dir wichtig ist." Mit diesen Worten wischte sich Ino abermals die Wangen trocken und ließ Naruto alleine. Wie gesagt, ohne Ino wäre die ganze Sache wohl anders verlaufen. Trotz allem bin ich froh, dass Ino ihr Talent genutzt hat und sich eingemischt hat. Eine Freundschaft wie die eure, kann man nicht einfach so mit Worten beschreiben, zudem bin ich dafür wohl auch am wenigsten geeignet. Man muss sie sehen, um zu erkennen wie tief sie ist. Beim Anblick eures Zusammenspiels musste man augenblicklich schmunzeln. Das ist wohl eines der Gründe, was dieses Geschehen noch schrecklicher macht als es sowieso schon ist. Es brechen einfach so viele Sachen auseinander. "Sasuke?", murmelte Naruto in der Dunkelheit. Sein Freund, der in einer Decke geschlungen in seinem Bett lag, brummte. "Schläfst du schon?", fragte Naruto. "Ja.", kam es als Antwort. Es war wahrscheinlich schon nach Mitternacht, doch trotzdem bekam Naruto kein Auge zu. Zudem war er nicht bei sich Zuhause. Es war eher ein großer Zufall gewesen, dass er diese Nacht bei Sasuke übernachtete, doch das waren nicht die Sorgen, die Naruto dazu zwangen seine Augen offen zu halten. "Kann ich dich 'was fragen?" Auch wenn ihm klar war, dass er gerade Sasuke davor gehindert hatte endlich zu schlafen, flüsterte der Blonde, der mit seinem Bettzeug auf dem Boden schlief. "Wenn es unbedingt sein muss.", kam das dröhnende Geräusch, welches etwas gedämpft wurde, weil Sasuke mit dem Gesicht zur Wand lag. "Wann war dir klar, dass du in Sakura verliebt bist?" Es war zwar unmöglich, doch mit einem Mal war es noch stiller als es vorher schon gewesen war. Es schien so, als hätte die ganze Welt dieser Frage gelauscht. "Keine Ahnung.", gab Sasuke zurück. Er rollte sich noch weiter zusammen, als ob er damit erreichen konnte, vor dieser Konversation zu flüchten. "Komm schon sag es." Narutos Stimmlage veränderte sich nicht, ihm war klar, dass es nicht so einfach war mit Sasuke über so ein Zeug zu reden. Dann hörte Naruto, wie Sasuke etwas murmelte, was er nicht verstand. "Könntest du dich vielleicht zu mir umdrehen, damit ich dich verstehen kann?" Es klang keineswegs wie eine Frage. Doch Sasuke kam dieser trotzdem nach, geräuschvoll drehte er sich zu Naruto um. Er dachte einige Augenblicke nach, bevor er Naruto antwortete: "Ich denke, wenn du dich so etwas fragst, ist es schon zu spät." Naruto runzelte die Stirn. "Ich versteh' überhaupt nicht, was du damit sagen willst." Sasuke brummte abermals, nur diesmal lauter. "Ich kann über so ein Gefühlskram nicht reden.", sprach er, mehr zu sich selbst. "Versuch's einfach." "Wenn sie sich so fest in deinem Kopf eingenistet hat, dass du trotz später Uhrzeit über sie nachdenkst und nicht schlafen kannst. Ist das Grund genug anzunehmen, dass du sie magst." Naruto dachte über diese Worte nach. Ein leises 'Danke' verließ seinen Mund. "So, jetzt drehe ich mich wieder um, weil ich mir im Moment ziemlich schwul vorkomme." Wie angekündigt drehte sich Sasuke wieder zur Wand um. Auch wenn er es nicht wusste, hatte er Naruto geholfen. Ihm war klar, dass er Morgen unbedingt mit ihr reden musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)