School life von Jin13 ================================================================================ Kapitel 5: Vergangenheit und Zukunft ------------------------------------ Chapter 05: Vergangenheit und Zukunft Reita sah das Hochhaus an, indem die Wohnung lag, in der er und sein Vater lebten. Er hasste es. Schreckliche Gegend, in der man eigentlich auf die schiefe Bahn geraten musste, das ganze Haus in furchtbarem Zustand, Schimmel an den Wänden, ständiger Geruch von Erbrochenem, Exkrementen und nassen, vernachlässigten Tieren. Und die Menschen hier... Drogen- und Menschenhändler, Alkohol- und Drogenabhängige, Asoziale, einfach das abartigste Gesindel, dass man in Tokyo fand. Früher, als seine Mutter noch lebte, hatten sie ein wunderschönes Haus gehabt, aber nach ihrem Tod hatte sein Vater mit dem Alkohol angefangen und mit dem Spielen – er hatte alles verspielt und seinem Sohn die Chancen auf ein später anständiges Leben vollkommen zunichte gemacht. Er strengte sich an, aber die Gesellschaft, in der er lebte, ließ beinah nichts anderes zu, als dass er so wurde, wie alle anderen in diesem Haus. Er betrat dieses schließlich – es hatte nicht einmal eine Haustür, die hatte einmal irgendjemand zerstört – und steig die Treppen hinauf. Vor der Wohnung blieb er stehen und seufzte schwer, ehe er dann auch schon eintrat. Sein betrunkener Vater schwankte auch schon auf ihn zu. „Dassu disch noch hertraust, du Nischtsnutz“, knurrte er, dabei stark lallend und schon traf ihn die Faust seines Vaters am Kinn – nicht fest genug, um Schaden zuzufügen, aber dennoch fest genug, dass es weh tat. „Ich bin gleich wieder weg... Ich will nur ein paar Sachen holen“, sagte er leise – würde er die Stimme erheben, würden die Nachbarn – davon ein paar Schläger, die gut mit seinem Vater auskamen – in die Wohnung stürmen und ihn in der Luft zerreißen. „Un dann? Disch verpissen? So nisch, Freunschen“, knurrte er weiter. Reita sagte nichts und senkte den Kopf – er bereute es, dass er sich Sachen holen wollte... Er sehnte sich jetzt schon nach Kai und seiner Mutter... Und der Liebe, die sie einander schenkten. Daraufhin griff sein Vater, der einen guten Kopf größer war, in seine Haare und zog ihn zu sich. „Un wie du schonn wieda aussssiehst... Wasch dir die Scheissse ausm Gesicht und zsieh disch aus!“ Reita nickte nur und ging in sein Zimmer – er wusste, was jetzt kam... Wie oft hatte er diese Hölle schon durchlebt? Aber dann machte es 'Klick'. Diesmal nicht. Er würde seine Sachen packen und gehen. Nie wieder würde er zurückkommen – wofür auch? Er würde sein Leben schon auf die Reihe kriegen! Er schnappte sich seine Tasche und schmiss alles rein, was er brauchte – am Wichtigsten war das Geld, dass er sich in den letzten Jahren zusammengesucht hatte, wenn sein Vater betrunken genug gewesen war, dass er sich Geld von ihm hatte nehmen können. Seine Badutensilien, ein paar Klamotten und nicht zu vergessen, seinen Bass! Den hatte er einst von seiner Mutter geschenkt bekommen, auch wenn er nie Unterricht hatte nehmen können, spielte er recht gut – er hatte sich alles selbst beigebracht. „Was machsu da“, brüllte auf einmal sein Vater hinter ihm, packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich um, ehe er grob an Reitas Nasenband zerrte, „Wills wohl abhaun, du lästisches Balg!?“ Er riss sich von den Händen seines Vaters los, der ihm jedoch einen kräftigen Stoß gab, sodass der Kleinere rückwärts stolperte, mit den Füßen an seinem Futon hängen blieb und nach hinten umkippte. Mit dem Kopf stieß er gegen die Wand, blieb benommen liegen. Sein Vater nutzte dies natürlich aus, drehte ihn auf den Bauch und kniete sich auf seinen Rücken, Reita entwich sämtliche Luft aus den Lungen, er keuchte und rang nach Atem – es fiel ihm schwer. Auch nutzte der Ältere es aus, dass Reita immer weite Hosen trug, er zog solange an dem alten Gürtel, dass dieser schließlich nachgab und er Reita die Hose von den Hüften zerren konnte. Mit einem Schlag war er wieder bei Bewusstsein und es reichte ihm – er hatte es schon oft genug mitgemacht, es über sich ergehen lassen. Doch dieses Mal nicht! Er wehrte sich, wand sich unter seinem Vater, ehe er sich mit einem Mal hochstemmte, was den anderen so sehr überraschte, dass er zur Seite kippte. Schnell sprang Reita auf, es kam einfach über ihn: er begann, auf den am Boden Liegenden einzutreten, bis dieser keinen Laut mehr von sich gab. Die Tränen, die ihm über die Wangen liefen, bemerkte er kaum, er schnappte sich die beiden Taschen und hechtete aus der Wohnung, stürzte die Treppen hinunter und ließ, so schnell ihn seine Beine trugen, sein altes Leben hinter sich! Erst als er kaum noch Luft in seine Lungen bekam, sein Atem so flach und gehetzt ging, dass der eingezogene Sauerstoff nicht mehr reichte, wurde er langsamer, realisierte, wo er war und ließ sich einfach in das weiche, grüne Gras sinken. Er befand sich im Park, wie er feststellte, ehe er sich einfach auf den Rücken fallen ließ und die Augen schloss. Er war ohne Prügel entkommen, hatte es endlich geschafft, sich von alldem zu lösen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, Tränen der Erleichterung liefen über seine Wangen und ließen seine Schultern beben. „Reita...?“, fragte eine ihm bekannte Stimme, aber als er die Augen öffnete, sah er in ein fremdes Gesicht. „Du erkennst mich nicht, hm? Ich bin's, Ruki.“ Eben dieser ließ sich nun auf den Rasen neben ihm sinken und legte den Kopf schief. „Alles okay?“ „Nein... Doch... Das wird es jetzt“, murmelte er leise und sah ihn genauer an, „Aber was ist mit dir? Warum hast du die Dreadlocks weggemacht?“ Ruki seufzte und schüttelte den Kopf. „Meine Eltern haben mich gezwungen. Die rote Strähne ist das Einzige, was sie mir erlauben...“ „Sieht besser aus“, murmelte Reita noch leise, ehe er wieder die Augen schloss. „Komm, ich helf dir und bring dich heim.“ „Ich bin obdachlos... Halt mich ruhig für 'nen Penner, aber alles ist besser als das, wo ich vorher war!“ „Ehm...? Wie meinst du das?“ „Naja, ich bin daheim abgehauen... Ich kann für 'ne Weile bei Kai bleiben, aber was danach ist, weiß ich noch nicht und darüber will ich mir auch noch keine Gedanken machen....“ „Dann komm, ich bring dich zu Kai-chan, ich wollte ihn sowieso besuchen... Hab's zu Hause nicht mehr ausgehalten.“ Ruki erhob sich und reichte ihm die Hand. Nachdem Reita ihn ein paar Sekunden nachdenklich angesehen hatte, nickte er und ergriff die Hand. Seinen Bass schulterte er, die andere Tasche nahm Ruki ihm ab. Dann schlenderten sie gemeinsam in Richtung Kais Haus. 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