Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 24: Unwirklich ---------------------- Trotz allem stellt sich mir immer wieder die Frage, wie es ihr geht. Was sie wohl machte? Ob sie genauso an mich dachte, wie ich an sie? Nein, wieso sollte sie? Ich war nicht wichtig. Er erreichte den Berggipfel. Sah vereinzelt kleine, trockene Sträucher herumstehen. Felsen, die braun waren und trocken wirkten, verzierten die Umgebung. Nichts hier wirkte irgendwie einladend auf ihn. Die Sonne machte sich bereits zu ihrem Untergang bereit und tauchte alles in rötliches Licht. Dadurch wirkte es gleich noch eine Spur mehr ausgetrocknet. „… Uh. Nette Landschaft“, kommentierte Shan das Gesichtete mit sarkastischem Unterton. Sie hatte recht. Hier war es nicht nett. Hier wohnten ganz sicher keine Geister. Keine Naturgeister. War er falsch abgebogen? Oder hatten sich Regena und ihre Enkelin einen Scherz erlaubt? „Ich sehe hier auch keine Verbindung zum Goronenhügel“, stellte sie klar, „Wir müssen aber zu den Goronen.“ Er nickte auf ihre Worte hin. Vielleicht … reagierten die Geister ja darauf, dass er nicht alleine war? Aus welchem Grund auch immer. Vielleicht mochten sie keine Leute, die ihr Geheimnis nicht kannten? … Wenn er Shan wegschickte … Link begutachtete seine Begleitung. Erst schaute sie sich um, dann wandte sie den Blick auf ihn – scheinbar in Erwartung einer Antwort. „Wenn wir jetzt zum Goronenhügel gehen, schaffen wir es nie bis zum Fest“, läutete er ein. „Das heißt?“, wollte sie wissen. „Ich werde den Weg zu Fuß wieder runter gehen und Epona dabei mitnehmen. Ich werde rennen, um schneller unten zu sein. Ich weiß schließlich, dass du keine Pferde magst. Das will ich dir also ersparen“, fing er seine Erklärung an. „Und weiter?“ „Du wirst in das Dorf gehen, das man von dort drüben aus sehen sollte. Es heißt Kakariko“, erklärte er ihr, „In diesem Dorf könntest du auf eine Frau namens Thelma stoßen. Sie ist die Besitzerin des Ladens, in dem ich in Hyrule-Stadt geblieben bin, als du im Krankenhaus warst. Wenn du sie siehst, richte ihr bitte aus, dass sie ihr Geschäft wieder übernehmen soll, weil …“ … Weil ihre Nichte Poly … Polyetna? … „… Feconi es alleine nicht schafft.“ „Wieso macht das diese Feconi nicht selbst?“ „Sie kann das Geschäft nicht alleine lassen.“ „Wieso tust du es nicht?“ „Zeitdruck?“ Sie lachte kurz auf. „Sag doch gleich, dass du mich loshaben willst!“ Sie grinste. Scheinbar meinte sie das nur scherzhaft. „Haha, als könnte ich mich je freiwillig von dir trennen“, antwortete er ihr lächelnd. Shan kicherte daraufhin. „Wenn du schon so charmant fragst, tu ich das natürlich gerne für dich. Bin in zehn Minuten wieder da.“ „Nein, du kannst unten warten. Wäre ja sinnlos, wenn du wieder hier hoch kämst … Hm. Ich brauch nach unten bestimmt nur einen Tag. Vielleicht auch zwei. Wir haben jetzt vier Tage bis zum Gipfel gebraucht. Wenn ich renne, nehme ich an, dass ich doppelt so schnell sein kann. Wir waren ja ziemlich langsam unterwegs … Dann … Nach Hyrule-Stadt ebenfalls ein bis zwei Tage … Aber eher nur einen Tag!“ „Das wird knapp, wenn du wirklich noch feiern willst.“ „… Dein Ring …!“ Sie schaute sofort auf ihre Hand, an der sie den Ring mit dem kleinen, roten Juwel trug. „Ich soll ihn dir leihen? Wofür? Epona …“ Er schüttelte den Kopf. „Hör zu.“ „Wie immer.“ „Ich werde morgen oder übermorgen unten in Kakariko sein. Mit Epona. Du wirst heute bereits mithilfe deines Rings nach Kakariko gehen und von dort aus zu Fuß nach Hyrule-Stadt … Ich hoffe, du findest dich zurecht … Den Ring lässt du aber in Kakariko … Verstecke ihn irgendwo … Sagen wir, hinter Eldins Quelle? An der Oberfläche auf einem Stein … Ich werde ihn finden. In Hyrule-Stadt treffen wir uns dann bei der Schneiderei. Für ein Fest, braucht man Festtagskleidung.“ Sie wirkte, als hätte sie ihm gelauscht. Scheinbar dachte sie über seine Worte nach. Sie wog alles ab, was man an der Bewegung ihres Kopfes mitverfolgen konnte. Abrupt blieb sie stehen. „Wehe, er geht verloren“, drohte sie ihm – lächelnd. „Ich werde aufpassen!“, versprach er, „Also machen wir es so? Am Tag des Festes treffen wir uns bei den Schneidern. Wartest du dort? Findest du dorthin?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich werde mein Bestes tun.“ Für einen Moment schwieg sie. „Pass aber auf dich auf. Ich will dich in einem Stück in Hyrule-Stadt antreffen. Und mach keinen Blödsinn, wenn ich nicht auf dich aufpasse!“ „Habe ich je Blödsinn gemacht?“ Sie lächelte. „Interpretationssache.“ Er grinste. „Natürlich.“ Daraufhin kam Schweigen zwischen ihnen auf. Sie sahen sich einfach nur an. „… Ich sollte jetzt wohl los?“, mutmaßte sie. Sie wirkte, als würde sie auf etwas Bestimmtes warten. Was sie wohl erwartete? Aber er selbst verspürte ebenso ein Ziehen. Eines, das ihn dazu verleiten wollte, die Arme um sie zu legen und ihr eine „Gute Reise“ zu wünschen. Aber … das konnte er doch nicht bringen, oder? „Man sieht sich!“, meinte sie danach. Schwarzer Dunst legte sich um ihren Körper und brachte sie Stück für Stück weg. Bis nichts mehr von ihr übrig war. Jetzt war er wieder alleine. Er seufzte. Scheinbar hatte sie doch auf nichts gewartet. … Er wusste, wie man den Ring verwendete. Mit Hilfe seiner Gedanken. Es würde also klappen. Aber … dazu musste er sich beeilen – musste die Geister finden. Er drehte sich um … Und von der staubtrockenen Umgebung war nichts mehr zu sehen. Allerdings starrte er plötzlich in das Antlitz einer Frau. Einer Frau mit Schwert. Terra stand an der Reling und genoss die sanfte Meeresbrise, die ihr ins Gesicht wehte. Ihre Haare umwoben ihr Gesicht und sie fühlte sich wundervoll. Der Sonnenuntergang war ein wahres Kunstschauspiel und sie liebte es, diesem beizuwohnen. Eine Sonne, die so nah war, dass man glaubte, sie berühren zu können … Leider war dem nicht so. Im Himmel flogen Möwen ihre Wege und andere Vögel mischten sich darunter. Aber diese weißen, weißen Tiere … sie waren noch immer ihre liebsten. „Ach, Mutter … ich wünschte, du könntest mir ein Zeichen schicken, dass du stolz auf mich wärst …“, murmelte sie leise vor sich hin – den Blick weiterhin gen Sonne gerichtet. Sie lächelte fröhlich. Ob ihre Mutter wirklich stolz auf sie wäre? Sie drehte sich um. Sie musste noch etwas mit dem Kapitän besprechen. Jetzt sollte er Zeit für sie haben. Gerade als sie einen Schritt Richtung Kajüte machen wollte, spürte sie etwas. Etwas Hartes, Festes krachte in ihren Rücken. Ehe sie reagieren konnte, warf sie die Wucht des Unerwarteten zu Boden und ließ sie den salzigen Bestandteil schmecken. „Was … was war das?“, fragte sie sich leise verwirrt. Etwas lag auf ihr. Als sie sich umwenden wollte, kamen bereits weiße Federn in ihr Blickfeld. Diese Federn gehörten zu einem Flügel. Eine Möwe? Langsam drehte sie sich um. Der Vogel fiel zu Boden. Sie lag neben ihm, kniete sich hin und drehte sich um. Das anmutige Geschöpf besaß einen langen Hals, einen graufarbenen Schnabel und hatte geschlossene Augen. Es wirkte nicht, als hätte es eine Verletzung. War es bloß erschöpft? … „Moment“, wies sie sich hin. Dieser Vogel. Das war kein gewöhnlicher Vogel – es war ein Schwan! Ein strahlend weißer Schwan! Das konnte doch nicht wirklich jener Schwan sein, den sie in Marine gesehen hatte? Es gab hier kaum Schwäne. Zumindest in Marine nicht. In Zorasien kannte sie sich mit der Zoologie zuwenig aus, aber … Das hier war eindeutig ein Vogel Schwan. „Hey! Orient …! Herzchen …!“, rief sie leise, verzweifelt. Was sollte sie damit tun? „Leute?“, setzte sie ein wenig lauter an, „Hier liegt ein- AH!“ Sie hörte sich selbst laut aufkreischen. Die Flügel des Schwans waren verschwunden. Nun lagen zwei leichenblasse Arme an jener Stelle. Der Schnabel, der lange Hals, der rundliche Bauch … die Flossen …! Alles war weg. Vor ihr lag ein … Mensch. Mit Haut, Haaren, Augen …! Ein Mensch! Der ein Schwan war! Wie …? Was …? Ihr Kreischen erstarb nicht. Es würde nicht sterben, ehe nicht Hilfe herbeigeeilt war! Auch wenn sie es wollen würde, aber …! Vor ihr hatte sich gerade ein langhalsiger, mit Federn bedeckter Schwan in ein junges, langhaariges, bekleidetes Mädchen verwandelt …! In ein Mädchen, welches zwei riesige, schwarze, mit Federn bedeckte Schwingen am i Rücken /i trug! Das … Das war doch nicht normal …! Was sie etwa verrückt geworden? Einbildung? Fiebertraum? Sie hatte doch kein Fieber …! War sie vielleicht eingeschlafen? Aber nein, das konnte nicht sein … Sie sanfte Seeluft, der salzige Geruch – alles fühlte sich zu real an …! Es musste Wirklichkeit sein …! „Hilfe verdammt!“, kreischte sie. Doch keiner kam. Du kannst ruhig sein … Schockiert schaute sich Terra um. Was war das?! Wer hatte da gesprochen? Sofort schaute sie zu der Frau mit dem weißen Haar. Doch sie regte sich nicht. Dein Bewusstsein ist nicht mehr in deinem Körper … Sie sog scharf die Luft ein. Was behauptete diese Stimme da?! Steh auf, dann wirst du mir Glauben schenken können … Nach kurzem Zögern gehorchte Terra. Sie musste beweisen, dass diese Stimme … „Woah!“, machte sie. Oder auch nicht. Was sie sah, ließ sie erneut die Augen aufreißen. Dort war sie. Sie lag dort, neben der weißen Frau, die sich noch immer nicht bewegt hatte – in den Armen von Orient. Um sie herum waren Smaragd und Herzchen, Schach … und Klassik?! Was machte er hier?! Was … was war hier los? Wieso war er zurück ...? Er war doch verbannt worden … Sollte sterben … Robo lief auf sie zu, er bewegte den Mund, doch sie verstand ihn nicht. Hinter ihm tauchte Kapitän Azur auf. Er musterte das Geschehen mit kühler Miene, doch Sorge breitete sich ebenfalls auf seinen Zügen aus. Je näher er kam, desto schneller wurde er. Kurz vor ihnen blieb er stehen, öffnete überrascht seine Augen und- … Mehr sah sie nicht. Wir gehen. Du wirst es später erfahren , versprach die Stimme in ihrem Kopf. „Wer bist du überhaupt …? Was soll das hier? Wieso ich?“ Deine Fragen sind berechtigt , gestand die sanfte Frauenstimme ein, Doch die Antworten werden warten müssen. Je schneller wir ankommen, desto eher wirst du es erfahren. Es tut mir leid … „Wofür entschuldigst du dich?“ Das wirst du bald erfahren, wenn wir nicht schnell genug sind. Jener letzte Satz ließ Terra erstarren – oder eben ihr Bewusstsein. Sie wusste nicht, was sie hineininterpretieren durfte. Was meinte sie damit? Was war hier los? Wieso flogen ihre Gedanken ohne ihren Körper herum? Wer war diese Stimme? Was war das für eine Frau …? Wieso hatte sie riesige, schwarze Flügel? Schnell, Terra …! Terra? Wieso kannte sie ihren Namen? War sie etwa …? War diese Stimme etwa die ihrer Mutter?! Wer sonst in dieser übernatürlichen Welt würde ihren Namen wissen? Wer sonst? Es musste sie sein …! Sie traf ihre Mutter wieder! Dieser Erkenntnis löste die Starre von ihr. „Wohin?“ Mir nach. Und ehe sie sich versah, schwebten ihre Gedanken über dem Wasser – das Wasser sauste unter ihr hinweg. Es war, als würde sie reiten … Wie früher, als sie mit ihrer Mutter geritten war. Die Schwerter klirrten aneinander, als die Frau mit dem langen, braunen Haar und den stechend gelben Augen erneut auf ihn Einschlug und er gekonnt parierte. Diesmal setzte sie zum Glück nicht wieder zu einem Sekundenabschlag an … Das bedeutete, dass seine Arme sich von den Schlägen erholen konnten. Als die Frau erkannte, dass dieser Angriff wieder ein Fehlschlag war und sie ihn nicht zurückdrängen konnte, sprang sie akrobatisch nach hinten und konzentrierte sich wieder auf ihn. Das hatte sie bereits vorhin einmal getan – es würde wieder ein Sekundenabschlag folgen. Er ging in die Knie und hielt sein Schwert wie bereits zuvor in Abwehrhaltung. Er würde wieder abwehren. „Lässt du mich jetzt bitte ausreden?“, setzte er erneut an. Doch die Antwort war erneut das Klirren. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie blitzschnell auf ihn zu, hämmerte mit dem Schwert auf ihn ein. In einer Sekunde folgten mehrere Schläge, die alle ein schallendes Geräusch von sich gaben. Metall auf Metall, eine ungeheure Kraft und diese rasend schnell eingesetzt … Sie hatte vor, sein Schwert zerspringen zu lassen – das war ihm bewusst. Doch weshalb sollte er sie angreifen? Sie war bestimmt dieses Mädchen, dem er das Band geben sollte …! Also war sie eine Freundin …! Sie griff ihn zwar an, aber … Er sah keinen Grund, zurückzuschlagen. Noch konnte er mit Schild und Schwert Abstand beibehalten, aber … „Ich habe etwas für dich!“, redete er ihr ein – doch er bezweifelte, dass sie auch nur ein Wort hörte. Ihre Augen waren auf sein Schwert fixiert, ihre Muskeln waren angespannt, ständig in Bewegung und ihr Schwert scharf, schnell und tödlich. Plötzlich zuckten ihre Augen. Für einen Moment starrte sie ihm direkt in die seinen. Und plötzlich stoppte der Angriff. Und ein stechender Schmerz machte sich in seinem Schwertarm breit. Ohne dass er es bemerkt hatte, war es ihr gelungen, ein zweites Schwert zu ziehen. Sie hatte es in seinen Oberarm gerammt und wieder an sich genommen. Doch er würde seinem Reflex nicht nachgeben. Er würde das Schwert nicht fallen lassen! Ihr Entfuhr ein wütendes Knurren als sie bemerkte, dass ihr Plan nicht aufgegangen war und sie hämmerte erneut um einiges heftiger auf sein Schwert ein. Der Schmerz breitete sich aus. Seine Schulter, sein ganzer Arm … Es schmerzte. Aber wenn er jetzt aufgab, starb er. Er würde Shan nicht wieder sehen. Würde die Welt nicht retten. Ganondorfs Sieg wäre unaufhaltbar. Und das nur, weil er ein Mädchen nicht angreifen wollte. Musste er es wirklich tun? Einen Menschen, der nicht wirklich Böses tat, der nur beschützte, was ihm lieb war, attackieren? Für einen kurzen Moment presste er seine Augen zusammen, saugte die Luft ein, stählte seine Muskeln und riss das Schwert zur Seite, während er im selben Moment zu einer Rolle ansetzte – mit dem unverletzten Arm am Boden. Doch die Wucht des Aufpralls ließ seinen Körper erzittern und erneute Fragmente des Leidens durch seinen Arm fahren. Aber er ignorierte es. Er erhob sein Schwert, als die andere von der Überraschung einer Gegenwehr kurz erstarrt war und schlug mit der flachen Seite der Klinge hart gegen ihre Schwerthand – welche die rechte war. Mit dieser Hand hatte sie die ganze Zeit gekämpft, mit der linken war sie nicht einmal präzise genug, seinen Arm vollkommen funktionsunfähig zu machen. Dann erhob er den Schild, welchen er an seinen Arm geschnallt hatte, und rammte damit ihren Körper. Sie taumelte nach hinten, hielt sich aber bemerkenswert gut fest. Das Schwert in ihrer linken gab sie sofort an die rechte weiter. Sie fing sich wieder, rannte auf Link zu und diesmal wurde es zu einem richtigen Kampf. Auf Leben und Tod. Das Antasten war vorbei. Link machte ernst, sie tat weiter wie zuvor – nur noch schneller. Auch sie hatte sich um seinen Willen zurückgehalten. Aber was sollte er tun? Er war unter Zeitdruck! Er musste kämpfen, musste die Geister sehen! Sie war die Wächterin. Kam er an ihr vorbei, kam er dem Ziel einen Schritt näher. Er musste sie als Feind sehen. Mit seinem Schild wehrte er ab, wenn sie einen Angriffsversuch wagte, während er mit seinem Schwert in genau demselben Moment einen Angriff unternahm. Seine Sinne waren auf den Kampf konzentriert, er musste seinen Feind loswerden. Während seine Gegnerin im graziösen Stil fortfuhr, nahm er weiterhin seinen plumpen Ritterstil und achtete nicht sehr auf Leichtigkeit, sondern mehr auf die Angriffsabfolge. Er musste kämpfen. Sie besiegen. Durchkommen! Ein Fehler. Nicht seinerseits – ihrerseits. Sie war falsch aufgetreten, ihr Gleichgewicht – er konnte es sehen, sie war unkonzentriert. Wenn er sie jetzt … Er sah es bereits vor sich … sein Schwert sauste auf sie zu, stach in ihren linken Fuß, ließ sie dadurch zurückkippen und ihn als Sieger hervorgehen. Er setzte den Plan um. Sein Schwert flog steil nach unten, sein Arm rammte ihren Körper. Ihr Gleichgewicht verabschiedete sich vollkommen. Ihr Schwert loslassend, fiel sie zurück und schlug hart mit einem Krächzen am Boden auf. Entgegen seiner Erwartung setzte sie sich sofort auf und robbte zurück – doch es nützte nichts. Er machte zwei große Schritte. Erhob sein Schwert über seinen Kopf. Sie wollte einen Kampf auf Leben und Tod. Sie würde ihn bekommen. Und er stach zu. HALT! Taros Kopf begann kurz, sich zu drehen. Was war geschehen …? Das Holz lag noch immer vor ihm. Die Hacke war noch in seinen Händen, über seinem Kopf, kurz davor, nach unten zu schwingen und das Holz teilen. Und plötzlich überkam ihn dieser kurze Schwindel. Er schüttelte den Kopf und tat es als nichts ab, auch wenn seine Gedanken davon erschüttert waren. War es Schmerz? Aber wieso sollte etwas Schmerzen? Er tat doch nichts Schmerzhaftes. Idiotisch. Genauso idiotisch wie die ganze Situation. Kein Mensch konnte ihm irgendetwas zu diesem Boro sagen. Wer hätte das auch gewesen sein sollen? Jemand würde ihn doch kennen, wenn er wichtig gewesen wäre. Aber … keiner konnte sich an ihn erinnern. Er konnte Link wohl doch nicht helfen. „Tut mir leid, ist aber so“, murmelte er. „Huh, was tut dir leid?“, fragte die Stimme neben ihn. Sein Aufpasser – Colin. Weil er angefangen hatte, über diesen Boro zu recherchieren, hatten sie ihn für verrückt erklärt und Colin als Wache mitgegeben. „Falls er sich einmal daneben benimmt oder unvorsichtig wird“. Er konnte es nicht fassen! Gut, es hörte sich vielleicht wirklich etwas verrückt an, dass Link mit einer Dämonin unterwegs war, aber es war so! Er konnte auch nichts dafür! Hätte er doch bloß nichts gesagt. Aber sie wollten wissen, wie er jetzt auf Boro kam …! „Papa war dort“, sagte Colin dann leise, als Taro keine Antwort gab. „Wo?“, wollte er angewidert wissen. Sollte ihn diese Trantüte doch in Ruhe lassen. „Bei dem Grab, von dem du erzählt hast. Boros Grab.“ „Und?“ Er gab sich desinteressiert – aber am liebsten wäre er vor Neugierde aufgesprungen, um alles selbst von Moe zu erfahren. „Er gibt zu, dass es ganz nach ihm wirkt. Aber er kann es sich nicht erklären …! Er weiß auch nicht, wieso er sich nicht an diesen Boro erinnert. Oder daran, diesen Stein gemeißelt zu haben.“ „… Das ist so seltsam!“, fand Taro, „Was ist los? Hat uns jemand verzaubert?“ „Ist Link wirklich mit einem Dämon unterwegs?“ Er nickte auf Colins Frage hin – auch wenn er seine Anregungen eiskalt ignoriert hatte. „Wieso …?“, murmelte der Kleine betrübt seufzend und zerschlug das nächste Holzstück. Taros Haufen war schon doppelt so groß wie Colins – aber wunderte das jemanden? „Weil er ein Idiot ist!“, behauptete Taro. „Nur Idioten vertrauen der Fremde.“ „Aber … ohne die Geisterwelt hätte er sein erstes Abenteuer nie bestreiten können.“ „Wen interessiert das bitte?“ „Mich. Ich glaube nicht, dass sie ein Dämon ist. Link ist gut. Er macht nichts Schlechtes. Und Dämonen sind schlecht. Also hat er mit Dämonen nichts am Hut.“ „Mir doch egal, was du mir da erzählen willst. Ich weiß, was ich gesehen habe! Die hatte leuchtend orange-rote Haare, dieselbe Augenfarbe und die war riesig! Komplett schwa- …“ Das Bild einer großen, schwarzen Person tauchte vor ihm auf. Und unbändige Wut machte sich in ihm breit. Der Schwindel von zuvor befiel ihn wieder. Er legte die Hacke zur Seite. Was war das? „Taro? Alles in Ordnung?“, wollte Colin wissen. Auch er folgte seinem Beispiel und legte die Waffe weg. Er schritt langsam auf ihn zu. Was hatte er da gesehen? Da war doch gerade niemand. Es gab doch keinen Grund, so etwas zu sehen – oder doch?! Wo war es? Wann hatte er diese Wut gefühlt? Wo war sie hin verschwunden? Sie war genauso schnell weg, wie diese Person … Diese schwarz eingehüllte Person. Mit dem leuchtend roten Haar. Sein alles durchschauender Blick. Seine zu einem Lächeln geformten Lippen. Er war so schlau, so schön, so stark. Und sobald er seinen Blick auf mich richtet, glaube ich, wie er zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)