Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 14: Belehrung --------------------- i Überraschungen gehören zum Leben. Das habe ich gelernt. Leider auf eine unerfreuliche Weise. Denn jeder war überrascht, mich zu sehen. Mich zu bemerken. /i Link sprintete mit den eingekauften Waren zurück zu Thelmas Kneipe. Dort legte er alles eilig, aber schön säuberlich, auf den Tresen ab und verstaute die Restrubine in einer geheimen Lade an der Theke. Er sah sich schnell um. Sofort erhaschte sein Auge das, wonach er Ausschau gehalten hatte. Ein kleines Stück Pergament und eine Feder mitsamt Tinte befanden sich daraufhin in seiner Gewalt. In seiner schönsten Schrift hinterließ er Feconi die Nachricht, dass heute der Tag des Festes sei, weshalb er voraussichtlich bis zum Abend nicht zurückkehre. Den Zettel legte er zu den Einkäufen. Dann verließ er das Gebäude und erklomm die Stiegen. Just in diesem Moment bemerkte er, dass er sein Schwert trug. Zweifel beschlichen ihn. Sollte er wirklich mit einer Waffe vor die Prinzessin treten? Schließlich … hätte das als Einschüchterung gelten können. Doch sie war ein Zeichen, dass er es ernst meinte. Er würde es einfach auf die Seite legen, sobald er Ihre Hoheit zum Tanz aufforderte. Dann … würde es hoffentlich nicht stören. Er hastete zur Schneiderei. Es war zwar noch Morgen, doch es erschien Link wichtig, möglichst früh dort zu sein. Um nichts zu verpassen. Er beeilte sich noch mehr. Da erkannte er den Grund für seine Eile. Nervosität. Er hätte gar nicht langsamer gehen können. Er war nervös … Nervös wie noch nie! So nervös war er nicht einmal, als er Ganondorf zum Schwertkampf gegenüber stand – da war er eher wütend. Damals hatte er keine Zeit, nervös zu sein. Aber jetzt …? Eigentlich hätte er es auch nicht sein dürfen. Schließlich sprach er nur mit einer gutherzigen Prinzessin, die seine eher miserablen Tanzkünste miterleben durfte. Aber darum ging es doch nicht! Er musste sowieso mit ihr sprechen. Hoffentlich war der Tanz ganz schnell vorbei. Oder fing gar nicht erst an und er konnte schon zuvor mit ihr reden … Während des Rennens sah Link an sich herab. Seine Kleidung war gestern Abend frisch gewaschen worden – Feconi musste nämlich die Wäsche und die Gläser waschen, da hatte sie ihm angeboten, sein Zeug gleich mitzunehmen, wenn er dafür half, das Geschirr zu tragen. Wenigstens machte er so keinen schmutzigen Eindruck. Aber hoffentlich senkte das nicht seine Glaubwürdigkeit … Er seufzte. Dann erreichte er die Schneiderei. Er klopfte kurz an, dann trat er ein. „Link! Wir haben Sie erwartet“, begrüßte Arithmeta ihn, „Guten Morgen.“ „Guten Morgen“, antwortete er höflich. Dann sah er sich um. „Ist …?“ Die dickliche Frau nickte lächelnd. „Selbstverständlich. Miralle hat die Nacht damit verbracht, es noch zu säumen und zu veredeln. Wenn es für Sie ist, scheuen wir selbstverständlich keine Arbeit!“ Link sah bestürzt drein. „Danke, das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen.“ „Dafür hat die Arme heute aber frei“, beruhigte die Schneiderin ihn, danach rief sie: „Mydia! Bring Links Kleid!“ Nach weniger Zeit konnte er die Mitarbeiterin sehen. Sie trug das Kleid sanft und vorsichtig zu ihm, ständig darauf achtend, es nicht den Boden berühren zu lassen, oder unnötige Falten zu verursachen. Mydia, die auch Arithmeta überragte, stellte sich auf einen kleinen Hocker und zeigte ihm das schwarze Kleid in seiner vollen Länge. Silberne Stickereien zierten es und ließen adelig wirken. „Wow …“, staunte er. Ihm blieben die Worte weg. „Gefällt es Ihnen? Wir können es auch noch umschneidern, falls etwas nicht passt“, bot die ältere Frau an. Er schüttelte eilends den Kopf. „Nein, nein, das wird nicht nötig sein! Es ist wundervoll!“, lobte er dann und strahlte den beiden Frauen entgegen, „Bitte richten sie Miralle meinen besten Dank aus!“ Arithmeta nickte. „Selbstredend.“ Mydia nahm das Kleid vorsichtig in beide Hände und bedeckte diese damit. Danach stieg sie vom Stuhl und reichte es Link. „200 Rubine, wenn es recht ist“, bat sie ihn freundlich. Er händigte sie ihr aus und nahm das Kleid an sich. Er bemerkte, dass es lediglich kurze Ärmel hatte. „Stimmt etwas nicht?“, informierte sich Arithmeta besorgt dreinschauend. „Na ja … Meine Begleiterin will ihre Arme nicht herzeigen … Also habe ich ihr meine Handschuhe angeboten. Ich hatte völlig vergessen, das mit den langen Ärmeln zu erwähnen …“ „Oh, dann gibt es gratis Handschuhe dazu“, sagte die Verkäuferin sofort und lief durch das Geschäft. Mydia starrte Link nachdenklich an. „Ist etwas …?“, fragte er zögerlich. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Alles in Ordnung. Verzeiht mir.“ „Hier haben wir sie. Schwarz-silberne Handschuhe für eine feine Dame. Ich denke, sie dürften ihr passen, wenn ihre Arme nicht absonderlich lang für ihren Körper sind oder geradezu dick. Oben wären noch Schnüre, falls letzteres der Fall wäre. So dürfte man ihre Arme kaum noch sehen.“ Er nahm sie lächelnd entgegen. „Danke sehr.“ Dann holte er hundert Rubine aus seiner Tasche und drückte sie Arithmeta in die Hand. „Keine Widerrede“, ermahnte er sie freundlich und schritt zur Tür. Da fiel ihm ein, dass er auch noch keine Stiefel für sie hatte. Arithmeta starrte verwundert auf den Rubin. „Brauchen Sie noch etwas?“, wollte Mydia anstatt ihrer Vorgesetzten wissen. „Stiefel … haben Sie nicht zufällig?“ „Selbstverständlich besitzen wir Stiefel!“, begehrte die ältere Frau auf. Sie schritt erneut zielstrebig durch den Raum und holte dann drei Paare heraus. „Eines sollte passen, wenn sie nicht übermenschlich dicke oder große Füße hat.“ Sofort wich die Frau zurück. „Nein, ich will keine Bezahlung dafür!“ Link nahm noch einmal hundert Rubine und reichte sie Mydia, die ihre Hände vor sich gefalten hatte. Sie sah sie überrascht an. „Als kleine Belohnung“, meinte er. Dankbar nahm sie sie entgegen. „Aber … kann ich das wirklich annehmen?“, fragte sie. „Natürlich“, meinte Link. Die rundliche Frau verschränkte die Arme vor der Brust und sah beleidigt zur Seite. „Nun gehen Sie schon, Link! Sonst verpassen Sie Ihre Hoheit noch!“ Sofort machte er kehrt. „Danke sehr!“ Er nahm alles in die Hände und lief schneller denn je los. Link wartete vor ihrem Zimmer. Sie sagte, sie würde alles anprobieren. Irgendwie sah sie glücklich aus, als sie es gesehen hatte. Es schien also, als würde es ihr sehr gut gefallen. Das freute ihn. Er war auch genug gelaufen, um wenigstens das zu verdienen. Er lächelte. Sie sah bestimmt hübsch darin aus. Die Tür wurde geöffnet und Shan stand darin. Das schwarze Kleid passend an ihrem Körper. Das entlockte Link ein Staunen. Er erwartete zwar, dass sie hübsch darin aussah, aber dieses Kleid war wohl für sie geschaffen. Und die Handschuhe bedeckten beinahe den ganzen Arm. Das Kleid bedeckte ihre Beine beinahe komplett. Unten konnte man noch die Spitzen der weißen Stiefel erkennen. Es schien zu passen. Shan sah umwerfend aus … Aber dann sah er in ihr Gesicht. Sie trug wieder ihr Diadem. Dabei fiel ihm auf, dass auch die Rubinkette wieder um ihren Hals geschwungen war und der Ring ihren Finger zierte. Sie strich sich durch ihre beiden Strähnen, die unbefestigt an ihren Schultern herunterhingen, während ihre langen hinteren Haare, schön nach oben gesteckt waren. Das Diadem half dabei, diese zu halten. „Deinem Blick nach zu urteilen, sehe ich toll aus“, meinte sie tonlos, „Und deinem zweiten nach, glaube ich, dass dir mein Gesicht aufgefallen ist.“ Erst jetzt überkam ihn der Gedanke, dass es immer noch keine gesunde Hyrulanerfarbe hatte. „Ja, du siehst wundervoll aus“, schmeichelte er ihr. Zu Letzterem sagte er besser nichts. Sie machte kehrt und kramte in ihrer Tasche herum, um den Umhang herauszuholen. „Aber … der …“, widersprach Link. Sie zog ihn sich nicht an, sondern klemmte ihn unter ihren Arm. „Du hast Glück, dass ich das Kleid mag“, entgegnete sie, „Deshalb darfst du jetzt mit mir zu dieser Schneiderei gehen und ihnen sagen, sie sollen mir eine Kapuze annähen.“ Er lächelte. „Denkst du nicht, dass das deine Tanzpartner abschrecken würde?“ „Mehr als diese Farbe?“, fragte sie trocken nach. Er zuckte mit den Schultern. „In Marine haben wir auch viele seltsame Gestalten gesehen.“ Sie seufzte. „Hoffentlich kann ich im Schatten stehen bleiben“, murmelte sie. Dann schritt sie – den Umhang noch immer dabei – an Link vorbei. „Für Notfälle“, erklärte sie, „Und jetzt kannst du meine Tasche holen. Ich habe nicht vor, dieses Zimmer noch einmal zu betreten.“ Er tat wie befohlen und nahm den Beutel mit etwas Essen mit. Bei den Schwestern verabschiedeten sie sich und bedankten sich aufrichtig. „Sie sehen aber immer noch etwas blass aus“, entgegnete die Schwester, mit der Link den besten Kontakt hatte. „Das ist normal“, meinte Shan, „Die Sonne mag mich nicht.“ „Na gut … Aber wenn Sie Nachwirkungen spüren, kehren Sie unverzüglich zurück … Es ist nämlich schon fragwürdig genug, dass sie nach nur zwei Tagen wieder entlassen werden können.“ „Meine Abwehrkräfte sind stark“, beschwichtigte Shan sie, „Also denke ich nicht, dass wir uns wieder sehen werden. Link, bezahle bitte.“ „Nein, Sie brauchen nicht zu bezahlen“, meinte die Ärztin, „Der Wachmann, Claude, hat bereits alles auf sich genommen, da er ja die Schuld für Ihre Verletzungen hatte.“ Link legte den Kopf schief. „Wirklich?“ Die Ärztin nickte. „Ja. Und er sagte, er wolle keinen Versuch sehen, Geld zu bekommen, falls Sie das überhaupt vorhätten. Das lindert seine Gewissensbisse.“ Link lächelte. „Dann richten Sie ihm bitte unsere tiefste Dankbarkeit aus.“ Sie schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln. „Sehr gerne. Auf wiedersehen und viel Glück.“ Link nickte. Sie gingen zum Hauptplatz von Hyrule. Den Ort, an dem alle Feste stattfanden. Shan setzte sich an den Rand des Brunnens – direkt in die Mittagssonne. Sie schadete ihr überhaupt nicht mehr. Als … als hätte sie eine Rüstung angelegt, die sie beschützte. Link stellte sich vor sie und bemerkte, dass es einer der wenigen Momente war, in dem er größer als sie war. Dies fand er belustigend, sagte aber nichts dazu. Der Brunnen plätscherte fröhlich vor sich hin, während einige Kinder im Wasser spielten und deren Mütter lächelnd zusahen. Die Väter waren wohl dort draußen … „Dieser Schlachtlärm ist wirklich nervig“, meinte Shan, „Sie hätte sich einen anderen Ort aussuchen sollen, wo er leiser ist. Die Kämpfe toben doch hinter dem Schloss, oder? Dann hört man es hier wohl am besten. In der Stadt.“ Link nickte. „Ja … Vielleicht möchte sie doch der Krieger gedenken?“ Shan gab einen belustigten Laut von sich. „Ach ja? Und dann wird sie alle Monster in Blumen verwandeln, ich bin mir sicher“, sagte sie spöttisch. Er antwortete nicht, weil die Musikanten begannen, laut zu spielen. Link staunte, als sie es schafften, das Schwerterklirren und die Schreie zu übertönen. Man sah den Männern und Frauen allerdings an, dass es schwer für sie war. Link war sich nur nicht sicher, WAS daran auf sie zutraf. Den Lärm ihrer Retter zu übertönen oder so laut zu spielen, dass sie es übertönen konnten? „Das klingt gut“, wandte Shan überrascht ein, „Es klingt richtig … fröhlich …“ „Was für Musik spielt man denn bei euch?“, wollte Link wissen. Er musste allerdings sehr laut sprechen, um sicher zu gehen, dass Shan es über die Musik hören konnte. „Traurige“, antwortete sie ebenfalls laut. Link nickte zum Zeichen, dass er es verstanden hatte. Einige Leute standen auf und begannen zu tanzen. Es war bemerkenswert, dass einige Männer zugegen waren. Da erkannte Link, dass die meisten irgendwo Narben oder Wunden hatte und mit Verbänden zugepflastert waren. Oder ihnen Teile ihres Körpers fehlten … Ihm wurde klar, weshalb die Prinzessin die Feste seit dem Kampfbeginn öfter stattfinden ließ. Diejenigen, die nicht kämpfen konnten, sollten abgelenkt werden, um nicht zu verzweifeln. Das musste ihr Grund sein! Die Leute begannen, herum zu schwingen und sich im Takt zu drehen. Viele trugen schöne Kleider. Männer Anzüge und Frauen ausladende Kleider. Entweder Arithmeta hatte einen guten Tag und allen ärmeren einen besonderen Rabatt zukommen lassen, oder es gab irgendwo einen Kleiderverkauf für arme Leute. Kaum einer dieser Menschen wirkte ansatzweise adelig und trotzdem trugen sie solch prächtige Gewänder. Link lächelte. Jetzt trug er wohl das schäbigste von allen. Shan erhob sich und hielt ihm die Hand hin. „Ich will auch …“, sagte sie leise genug, um schüchtern zu wirken, aber laut genug, dass er es hören konnte. Er nahm ihre Hand an und bemerkte dabei, dass ihre Wangen leicht rötlich waren. Dies brachte ihn dazu, leise zu kichern. Dafür fing er einen bösen Blick ein. „Ich kann keine hyrulanischen Tänze“, warnte sie ihn dann. „Ich auch nicht“; beruhigte er sie. Sie gesellten sich zu den anderen Paaren und drehten sich ungeschickt herum. Es machte Spaß. Link fühlte sich richtig gut dabei, mit ihr zu tanzen. Sie drehten sich und lösten sich hin und wieder voneinander, um mit anderen dasselbe zu tun. Die Zeit verging wie im Flug. Link war wirklich überrascht, als alle stehen blieben, weil die Musik aufhörte zu spielen. Er sah sich um und erkannte den Grund dafür. Von den Treppen stieg eine Gestalt. Die Sonne fiel direkt auf sie. Sie trug ein weißes Kleid, welches blendete und das Licht reflektierte. Es wirkte, als würde sie strahlen. Als wäre sie … ein Engel, der vom Himmel herabstieg. Neben ihr ertönte das Klirren von Rüstungen. Zwei Wachmänner begleiteten sie. An den Seiten der Treppen kam eine Gruppe von Wächtern zum Stand. Eine Frau neben ihm, die ein kleines Kind an der Hand hielt, flüsterte diesem zu, dass diese Männer die einzigen wären, die die Innenstadt noch behüteten. Die anderen kämpften draußen, wie der Vater des Kleinen. Oder standen verletzt herum. Eine einzige Gruppe … Und die sollte zur rechten Zeit am rechten Ort sein? Die Prinzessin kam zum Stehen und streckte eine Hand, die in einem schneeweißen Handschuh steckte, aus, um der Gruppe ein Fortgehen zu befehlen. Die Männer hasteten an den Treppen vorbei und verschwanden um die nächste Ecke, woraufhin die Prinzessin ihren Weg fortsetzte. „Und wann kommen sie wieder?“, fragte der Junge. „Das ist nicht so genau zu erahnen“, erklärte die Mutter leise, „Sie müssen eine Runde durch die komplette Stadt gehen, bevor sie einen Ort ein zweites Mal aufsuchen. Und du weißt ja, wie groß sie ist. Außerdem tragen sie noch Rüstungen …“ Die beiden Sprechenden, waren das einzige Geräusch, das Link im Vordergrund wahrnahm. Der Kampflärm war bereits in die Umgebung eingeflossen und Link daran gewohnt. „Das sind aber wenige Kämpfer“, ertönte hinter ihm eine Stimme. Er wandte sich überrumpelt um. Shan stand hinter ihm. „Und sie sollen eine ganze Stadt beschützen? Es ist wirklich nicht zu glauben, wie wenige Männer ihr habt.“ „Die anderen kämpfen draußen oder sind verletzt oder erschöpft.“ „Und deshalb tanzen sie hier?“, entgegnete Shan und sah ihn – eine Augenbraue nach oben gezogen – an. Er blieb still und wandte sich wieder Ihrer Hoheit zu. Sie hatte das Ende der Treppen erreicht und stand nun vor der ganzen Gruppe. Link und Shan waren eher am Ende der Menge. Die Bevölkerung stand in einem Halbkreis um ihre Prinzessin. Diese stand auf der dritten Stufe, um von mehreren gesehen zu werden. Sie hob die Hände in die Höhe. „Mein Volk!“, begann sie, „Ich finde es wieder wundervoll von euch, mir heute beizuwohnen! Es erfüllt mich bei jedem Mal mit noch mehr Freude, zu sehen, dass es euch gut genug geht, hierher zu kommen und bei ein wenig Musik eure tänzerischen Künste unter Beweis zu stellen. Es … ist wirklich ein wünschenswertes Geschenk für mich … euch alle hier zu sehen. So glücklich … war ich schon seit drei Tagen nicht mehr.“ Sie lächelte ihnen allen zu. Ihr hellbraunes Haar, das hinten – ähnlich wie bei Shan – zusammengesteckt war, funkelte dank des Lichtes. Ihre Krone, die ebenfalls ein Diadem war, glänzte golden im Sonnenlicht. Ihre grünen Augen hingen gebannt am Publikum. Sie sprach weiterhin ihre Dankesrede. Link wandte sich ab und schaute Shan an, welche ihn ebenfalls ansah. „Wie soll ich vorgehen?“, fragte er sie im Flüsterton. „Warte nicht, bis sie zum Tanz aufgefordert hat. Sonst müsstest du sie anschreien. Und das mögen Herrscher prinzipiell nicht. Also musst du sie als erster zum Tanzen auffordern und das noch, bevor die Musik zu laut ist. Viel Spaß.“ Sie wandte sich von ihm ab, drehte sich dann aber noch einmal um und deutete auf sein Schwert. „Sehr einschüchternd.“ Er lächelte verlegen und schnallte die Scheide ab. Er reichte sie ihr. „Ich hoffe, du passt gut darauf auf.“ „Selbstverständlich“, sagte sie. Dann ging sie zum Brunnenrand und verstaute es unter ihrem Umhang und neben der Tasche. Sie setzte sich hin. Dann wank sie ihm zu und lächelte ihn an. Es hieß wohl so etwas wie „Viel Glück“. Sich bei jedem entschuldigend, drängelte er sich durch die Reihen, um dann in der ersten ohne Behinderungen auf die Prinzessin sehen zu können. Und er erstarrte. Sie war eine junge, hübsche Frau, etwas jünger als er selbst. In einem gleißend weißen Kleid gekleidet, stand sie engelsgleich vor ihm. Sie verdrängte alles in den Hintergrund und sein Blick blieb auf ihr haften. Er konnte nicht von ihr loslassen. Er wollte sie berühren … diesen Engel … Er ging einen Schritt vor, weshalb sie ihn ansah. Sie lächelte ihm freundlich zu. Dieses Lächeln …war wunderschön … freundlich … liebenswert … Beinahe hätte er vergessen, was er tun sollte. Doch als sie „Nun lasst uns gemeinsam das Fest feiern und genießen!“, rief, erinnerte er sich schlagartig daran. Er ging ehrerbietig auf sie zu. Sie sah ihn an. Er spürte Blicke im Rücken, ignorierte diese allerdings. Er kniete sich vor die Prinzessin. „Hoheit, darf ich Euch zum Tanz auffordern?“, fragte er, den Kopf gesenkt. Sie schmunzelte, als er ihr danach ins Gesicht sah. Ihre großen grünen Augen sahen bezaubernd aus und wirkten auch so auf ihn. Er fühlte sich von ihnen gefangen … Diese grünen Augen … Ein Bild tauchte in seinem Kopf auf. Ein blaues Kleid. Hatte er nicht erst gestern an ein solches gedacht? Er schaute auf die Prinzessin und stellte schockiert fest, dass sie ihm die Hand entgegenstreckte und mit einer zarten Stimme „Gerne“ sagte. Schleunigst erhob er sich und nahm die Hand Ihrer Hoheit entgegen. Sie ging galant die letzten Treppen hinunter und sie und Link näherten sich dem Publikum, weiterhin die Hand in die Höhe haltend. Link drehte sich – am gefühlt i richtigen /i Ort – um und sah ihr tief in die Augen. Sie war kleiner als er. Shan hatte Recht. Hyrulanerinnen waren meistens klein. Die Musik begann leise zu spielen. Vielleicht konnten sie es nicht mehr lauter … oder … vielleicht wollten sie die Herrscherin damit nicht aus dem Konzept bringen … Was auch immer … Es war egal. Sie schwangen einige Runden herum, wobei ihr Kleid immer wieder seine ganze Größe entfaltete. Es wirkte wie eine weiße, friedliche Wolke, die ihn mitnehmen wollte … „Darf ich deinen Namen erfahren?“, bat ihn die Prinzessin leise. „Link“, antwortete er automatisch, „Link aus Ordon …“ Ordon … ein Ort, den er schon lange nicht mehr besucht hatte … Dort musste er wieder hin … Ordon … Vor ihm tauchte das Bild des kleinen Dorfes auf. Die Häuser, wie sie einfach in irgendeiner Reihenfolge aufgebaut waren. Die Ziegen, die er gehütet hatte … und ein Friedhof, in dem seine Eltern begraben lagen. „Ordon?“, fragte sie überrascht nach, „Dann bist du wohl weit gereist, hierher zu kommen“, stellte sie fest. Scheinbar sagte ihr sein Name nichts. Na ja, sie war die Prinzessin … „Ich war auf der Durchreise“, erklärte er ihr, „Wisst Ihr, Hoheit …“ „Sprich“, erlaubte sie ihm und starrte ihn an. „Schlimmes geschieht auf dieser Welt. Und wir brauchen dringend Eure Unterstützung.“ „Ordon?“, fragte sie verwundert nach, „Wir liefern euch doch ständig Lebensmittel und dergleichen.“ Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein, die Welt braucht Eure Hilfe, Hoheit. Ganondorf kehrt zurück. Er wird von den Toten erweckt und eine Wahrsagerin sagte uns, ein Schwan könnte uns helfen. Doch wir finden weder den Schwan, noch Ganondorfs Ort der Erweckung. Wir …“ Ihr schallendes Lachen unterbrach ihn. „Oh, du beliebst zu scherzen, mein Junge“, tat sie seine Worte ab. „Hoheit … Ihr …“ „Nein, Link aus Ordon, ich verstehe sehr wohl. Du willst, dass ich Männer abziehe, um Ordon zu beschützen“, sagte sie, „Das würde ich gerne tun. Aber vielleicht hast du bemerkt, dass wir selbst unterbesetzt sind, weshalb das nicht geht. Höchstens Männer von Ordon könnten uns unterstützen.“ Er ließ sie los. „Nein, so ist es nicht!“, widersprach er ihr. Sie sah ihn missbilligend an. „Es tut mir Leid, Eure Hoheit“, entschuldigte er sich hastig, „Aber ich spreche die Wahrheit! Die reine Wahrheit! Die Welt könnte dem Untergang geweiht sein, wenn Ihr nicht handelt! Ganondorf kehrt zurück!“ Ein Staunen und Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer. Link hatte gar nicht bemerkt, dass die Musik verstummt war. Alle konnten seinen letzten Satz hören. Die Prinzessin zeigte auf die beiden in volle Rüstung gelegten Wachen, die noch an der Treppe standen. „Ich habe Wachmänner. Hör auf, mein armes Volk in solche Panik zu versetzen! Sie verdienen das nicht! Schweig still, oder ich werde dich gefangen nehmen!“, drohte sie. Er schwieg und sah zu Boden. Plötzlich fühlte er, dass eine Hand seine berührte. Er sah zurück und sah, dass Shan etwas hinter ihm stand. „Lauf schnell weg …“, flüsterte sie ihm zu. Sie schaute feindselig zur Prinzessin. Diese starrte wiederum Shan an – allerdings fragend. „Prinzessin Ilya, sollen wir ihn gefangen nehmen?“, wollte einer der Männer wissen und richtete das Schwert auf Link. block Ich hatte immer schon wenige Freunde. Ja, gar keine. Bis auf eine. Eine war immer meine Freundin. Und sie würde es auch immer sein. Egal, was ich tat. Sie verzieh mir alles. /block Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)