Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 13: Berieseln --------------------- Es sind Träume, Ziele, Wünsche, die das Leben erst lebenswert machen. Was macht jemand, der so etwas nicht hat? Lebt er? „Blöd, dass du den Schwan nicht verfolgt hast“, meinte Shan, „Aber man kann nichts machen. Es ist eben so.“ „Bist du enttäuscht?“ Sie schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Nein, bin ich nicht“, beteuerte sie leicht verwundert, „ Aber der Umstand an sich ist enttäuschend.“ Link antwortete darauf nicht. Er saß an Shans Bett. Sie lehnte neben ihm an der Wand. Die Verbände waren immer noch um. Scheinbar wollten die Schwestern einfach nicht glauben, dass Shan wieder gesund war. Oder sie spielte Link nur etwas vor, um ihm weniger Sorgen zu bereiten. „Starr mich nicht so an. Mir geht es wirklich gut“, versicherte sie ihm, „Das Fest morgen wird gar kein Problem sein, wenn du dich endlich um die nötige Ausrüstung kümmerst.“ Er ließ sich Zeit mit Antworten. „Na gut … Dann gehe ich jetzt besser.“ Ein Blick durch das große Fenster genügte, um festzustellen, dass es bereits Nachmittag war. Also höchste Zeit, um loszugehen. Er stellte sich schon darauf ein, wieder die Geräusche der Schlacht zu hören. Die zwei Tage, die er bisher hier verbracht hatte, hatte sich der Lärm kein bisschen verändert. Er war noch immer zerschmettert und von Todesschreien und –qualen durchsetzt. Am liebsten wäre Link zu ihnen gesprungen und hätte diese Kämpfe beendet! Warum hatte er das letzte Fest nur so knapp verpasst? Er hatte herausgefunden, dass am Tag seiner Ankunft eines stattgefunden hatte. Nur waren sie zu spät dran gewesen. Und jetzt musste er seine Zeit mit Warten verschwenden. Darauf warten, dass die Prinzessin eine wichtige Botschaft vernahm! Sein Blick fiel auf Schloss Hyrule, welches von Shans Fenster aus sehr gut zu sehen war. Und sein zweites Ziel wäre die Prinzessin gewesen. Er hätte ihr am liebsten Verstand eingeklopft … „Über was denkst du nach? Du wirkst ziemlich wütend“, riss Shans Stimme ihn aus seinen Gedanken. Sie sah belustigt drein. Er bemerkte, dass er seine Miene unbewusst zu einem wutverzerrten Zähneknirschen verändert hatte. Er versuchte, sich zu beruhigen, was ihm auch bestens gelang. „Nur über die Fehler Ihrer Hoheit und den Kampflärm“, flüsterte er. Darauf sagte Shan nichts. Sie hatte es noch nicht gehört. Hier war sie sicher vor dem Geräusch des Todes. Er wünschte ihr, nicht nach draußen gehen zu müssen. Doch morgen war es soweit. Er brachte sie dazu, es sich anhören zu müssen … „Ich denke, eure Männer werden sich gut schlagen“, munterte sie ihn auf, „Die Monster haben keine Chance. Die folgen nur niedrigen Instinkten, während ihr euch Strategien überlegen könnt. Das wird schon.“ „Danke. Hoffentlich hast du recht.“ Er rutschte über das weiche Bett und stieg auf den Boden. Am Stuhl hing seine Mütze, welche er sich wieder aufsetzte. Er hatte sie abgenommen, weil es im Zimmer warm war. Aber jetzt fühlte er sich gleich wieder besser, weil er seinen Kopfschutz trug. Er hängte sich sein Schwert wieder um, welches er ebenfalls abgelegt hatte, und marschierte festen Schrittes zur Tür. Er griff mit einer Hand zu Klinke, während er die andere zum Abschied hob. „Ich denke, ich sollte noch eine Schwester holen.“ „Für was?“, fragte Shan misstrauisch, „Ich bin kerngesund.“ „Na ja … Lauf einfach nicht weg.“ „Als könnte ich das!“, nörgelte sie und verschränkte mürrisch die Arme. Er ging den Flur entlang. Die Schwester, die er Terra wegen angelogen hatte, kam ihm sofort entgegen. Sie wirkte besorgt. „Ist etwas mit Ihrer Begleiterin?“ „Nein, ihr geht es bestens. Aber ich hätte eine Bitte an Sie.“ „Eine Bitte?“ „Ja, würden Sie bitte von Shan Maß nehmen? Ich muss zur Schneiderei. Sie haben vielleicht bemerkt, dass ihre Kleidung nicht mehr für die Öffentlichkeit geeignet ist.“ Die Arztschwester lächelte wissend und hastete einmal die Runde, welche danach in Shans Zimmer endete. Link wartete geduldig. Nach kurzer Zeit kam sie wieder. „Sie ist wirklich groß“, staunte diese einen Zettel anstarrend. Auf dem Stück Pergament waren die Daten festgehalten. „Ja“, gab er ihr Recht, „Ich glaube, das liegt in der Familie. Und danke dafür.“ „Ach, so etwas tue ich doch gerne.“ „Bis die Tage“, verabschiedete sich Link und schritt hinaus in die Stadt. Wie erwartet brach der Lärm über ihn hinein. Noch schienen sich die Männer gut halten zu können. Und auch die Vorräte für die Bewohner wurden noch nicht knapp. Aber alle rechneten mit einer Belagerung, weshalb sie schon anfingen, ihre Waren aufzubewahren. Link fragte sich, ob viele Leute zu den kleinen Festen der Prinzessin kamen. Schließlich waren es Volksfeste. Aber in solchen Zeiten Spaß haben? Man musste nicht depressiv sein … doch wenigstens gedanklich sollte man die Verteidiger unterstützen … Vielleicht taten sie das ja auch dort. Zusammen. Bei einer Prinzessin, die sich nicht um die Kämpfe kümmerte … Unwahrscheinlich. Da er genau wusste, wo die Schneider waren, war es ein Leichtes für ihn, zu ihnen zu finden. Das Haus sah immer noch gleich klein und niedlich aus, wie vor ein paar Jahren. Es wirkte, als müsse man es beschützen. Seine Größe passte nicht wirklich zu den umstehenden Villen des Adels. Aber hier hatten sie wenigstens gute Kundschaft. Und auf ihre Arbeiten konnten die Schneider stolz sein. Außerdem kostete es nicht allzu viel. Also war hier alles in Ordnung. Er klopfte an die braune Holztür und trat danach ein. Hinter ihm fiel die Tür wieder ins Schloss und er war umzingelt von Stoff, Kleidung und Modellpuppen. Instinktiv wich er zurück. Das hier war nicht sein Gebiet. „Oh, ein Kunde!“, rief die rundliche Besitzerin des Hauses. Arithmeta war ihr Name. Wie immer trug sie einen schicken Hut mit einer Feder auf ihrem grauen Haar, das fein säuberlich zusammengesteckt war. Trotz ihres Alters hatte die ältere Dame noch ein ansehnliches Gesicht. Ihre etwas mollige Figur wollte dazu nicht wirklich passen, aber das Kleid passte sich farblich gut zum Hut. Beides hatte eine bläuliche Farbe … Ein bläuliches Kleid … Hatte er nicht einmal irgendwo ein schönes gesehen? Diese Farbe war recht selten … Er sah sich um. Hier stand keines. Aber egal. Er war nicht hier, um über Kleider nachzudenken, die er einmal gesehen hatte, sondern um eines anzuschaffen. „Mydia, geh du zu ihm!“, befahl Arithmeta, „Bring ihn dann zu Miralle, wenn du nicht weiterkommst.“ Erst jetzt bemerkte Link, dass ein Kunde Arithmeta beschäftigte. Er wirkte adlig. Irgendwie … wie ein Bote. Jemand, der etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. Hinter einem Kleid kam ein Mädchen hervor. Sie hatte langes braunes Haar und tiefblaue Augen, hinter denen … Moment! Er sah sie sich genauer an. Sie kannte er doch … Das war … das Mädchen, mit dem er zusammengestoßen war. Leinen … hier hatte sie also die Leinen hingebracht. Sie war wohl eine neue Angestellte. Miralle und Arithmeta kannte er noch vom letzten Mal. „Oh“, machte das Mädchen, wonach sie sich wieder beherrschte. Sie war eindeutig älter als Link, weshalb „Mädchen“ wohl der falsche Ausdruck war. Aber sie wirkte irgendwie verloren wie ein Kind, das man alleine ließ. Jetzt erkannte er, was in ihren Augen steckte. Es war Einsamkeit. Und dort waren Zweifel … Ob sie sich wirklich verloren fühlte? „Guten Tag“, grüßte sie lächelnd, „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Erst jetzt bemerkte Link, dass sie mit ihm sprach. „Oh … Guten Tag.“ Er kramte den Zettel aus seiner Tasche, um entfaltete ihn ordentlich. Dann reichte er ihr diesen. „Ich bräuchte bis morgen zum Fest ein Kleid.“ Sie sah ihn entsetzt an. „Morgen? Das wird aber sehr knapp werden …“ Dann las sie den Zettel. „Ein Kleid in dieser Größe?“, murmelte sie danach. Sie schaute ihn direkt an. „Gibt es denn irgendwelche Wünsche?“ Er zuckte mit den Schultern. „Es sollte hübsch … und sein Geld wert sein.“ „Und Farbenwünsche?“ „Es sollte sich nicht mit Grau oder Rot stechen. Und es soll ein langes Kleid werden. Sehr lang, wie Sie sehen …“ „Nun gut … Bitte entschuldigen Sie mich kurz“, meinte sie und eilte davon. Nach weniger Zeit kam sie mit einem blonden Mädchen, dessen langes Haar sein Gesicht zierten, zurück. Miralle war jünger als Link, sah aber weitaus älter aus als Mydia. Auch sie trug ein schönes Kleid, welches sie vermutlich sogar selbst geschneidert und entworfen hatte. Neben Miralle verblasste Mydia förmlich. Hätte Link sie nicht schon zuvor als Ansprechpartnerin gehabt – er hätte sie glatt übersehen. „Oh, Link!“, sagte Miralle, „Sie sind es! Wir haben Sie hier aber lange nicht mehr gesehen. Und, passt Ihnen Ihre Mütze?“ Er nickte. „Ja, perfekt. Die haben Sie gut geschneidert.“ „Ach was, das ist meine Arbeit. Und Mydia, was ist jetzt los?“, fragte sie freundlich. Mydia sah ihn seltsam an. Dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Was das wohl sollte? „Nun … hier …“, sie gab ihrer Mitarbeiterin den Zettel, „Du hast doch gerade so eines in Arbeit … Und das hat noch diese Länge, weil du es noch nicht geschnitten hast … und es ist silber-schwarz, sticht sich also weder mit Rot noch mit Grau.“ „Na ja, das ist aber für eine Kundin.“ „Er bräuchte es aber bis morgen.“ „Oh, Link, warum sind Sie denn nicht früher gekommen?“, wollte Miralle die Augen rollend wissen, „Aber Ihnen können wir verzeihen. Die Kundin braucht es erst nächste Woche, also wird das gut gehen. Dann fange ich eben von vorne an. Aber wir müssen Ihnen dann leider einen Aufpreis berechnen.“ „Wer erzählt hier etwas von Aufpreisen, ohne meine nicht ganz so bescheidene Meinung?“, ertönte eine Stimme hinter den beiden Schneiderinnen. Nur der Federhut der Frau hinter den beiden Mitarbeiterinnen war zu sehen. „Ach, Link, Sie sind es! Ich habe Sie gar nicht erkannt!“, begrüßte Arithmeta ihn, „Groß sind Sie geworden. Aber die Kappe passt noch. Schön. Also, was brauchen Sie?“ Miralle erklärte ihrer Chefin, was sie soeben besprochen hatten. „Oh, aber für unseren Retter gibt es keine Aufpreise! Sogar einen Rabatt!“ „Apropos Retter, Link. Kämpfen Sie nicht draußen mit?“, fragte Miralle. Arithmeta stieß ihr unsanft in die Hüfte und befahl ihr, still zu sein. „Nein, sie hat Recht, ich sollte mitkämpfen. Aber ich darf mein Leben leider noch nicht dafür riskieren. Mir steht bedauerlicherweise Größeres bevor. Und dafür brauche ich dieses Kleid.“ Die drei Frauen warfen sich gegenseitig einen seltsamen Blick zu. Sofort schüttelte er den Kopf. „Nicht für mich!“ Miralle und Arithmeta atmeten erleichtert auf, sahen ihn dann aber neugierig an. „Für meine Begleiterin. Wir müssen morgen bei dem Fest mit der Prinzessin sprechen. Um unser aller Überleben zu sichern.“ „Was … ist denn los?“, fragte Mydia. „Ich hoffe, dass ihr das nie erfahren müsst.“ „So schlimm?“, informierte sich Miralle und bedeckte ihren Mund mit ihren Händen. „Dann bekommen Sie das Kleid selbstverständlich um die Hälfte! Von etwas müssen wir schließlich auch leben.“ „Nein, nein! Das kann ich nicht annehmen. Ich zahle den ganzen Preis.“ „Sind Sie sicher?“ Er nickte. „Sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen.“ „Nun, ich müsste es nur noch säumen, dann wäre es fertig. Morgen können Sie es bereits morgens abholen“, erklärte Miralle, „Ich mache mich dann an die Arbeit, bis Morgen!“ Das blonde Mädchen ging seines Weges und verschwand hinter den ausgestellten Kleidungsstücken und Stoffen. Durch die Tür kam ein weiterer Kunde, dem Link natürlich aus dem Weg ging. Arithmeta schickte Mydia stillschweigend durch ein Kopfnicken zu diesem. Sie gehorchte und ging. Die ältere Frau blieb vor Link stehen und sah ihn mitfühlend an. Mydia verschwand mit dem Besucher um eine der vielen Ecken. Sie seufzte. „Die Welt ist wirklich zu einem schlechten Ort geworden.“ Link nickte zustimmend. „Dort draußen toben Monsterscharen und metzeln unsere Männer nieder … Sie sind einer noch größeren Aufgabe, die unser aller Leben bedroht, entgegengestellt … und jeder hier hat noch seine eigenen Schwierigkeiten dazu.“ „Ja … Es sind harte Zeiten in Hyrule.“ „Wieder“, stimmte sie ihm zu. „Wer ist Mydia?“, wollte Link wissen, als das Mädchen kurz wieder zum Vorschein kam, weil sie etwas Stoff geholt hatte. „Das wüsste sie wohl selbst gerne“, meinte Arithmeta, „Vor ein paar Wochen habe ich sie bei den Bettlern sitzen sehen … Sie wollte meiner Meinung nach einfach nicht richtig zu ihnen passen. Sie wirkte wirklich fehl am Platz. Da habe ich sie angesprochen. Sie war völlig ängstlich und verwirrt. Sie erzählte mir, sie habe keine Erinnerungen mehr, wüsste nicht einmal, wie sie hieß! Ach, das arme, arme Ding … Vielleicht wurde sie ja von Monstern angefallen und hat sich in die Stadt gerettet. Ich lasse sie hier arbeiten, auch wenn sie nicht sonderlich gut nähen kann, sodass sie wenigstens ein sicheres Zuhause hat, bis sie ihr altes wieder findet. Wenigstens scheint sie gut mit Menschen umgehen zu können.“ Link lächelte gerührt. Arithmeta war wirklich eine gutherzige Frau. Sie hatte für jeden Mitgefühl und erkannte sofort, mit welcher Art Mensch sie zu tun hatte. Eine weise Frau. „Das ist wirklich aufopferungsvoll von Ihnen“, lobte Link sie, „Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn mehr Leute wie Sie wären.“ „Oh, Sie schmeicheln mir“, entgegnete die Frau verlegen, fand dann aber sofort wieder zu ihrem vorherigen Ernst, „Wenn Sie irgendwelche Andeutungen auf die Herkunft des Mädchens finden, lassen Sie es mich bitte wissen.“ „Selbstverständlich“, schwor Link. „Danke sehr“, sagte sie, dann drehte sie sich um, „Wir sehen uns dann morgen wieder. Ich muss jetzt wieder an das Kleid Ihrer Hoheit!“ „Sie nähen die Kleider der Prinzessin?“, wunderte sich Link. Arithmeta nickte sichtlich stolz, als sie sich wieder Link zuwandte. „Selbstredend! Wir sind die einzige Schneiderei hier, die das könnte. Andere haben nicht genug Zeit, für jedes Fest ein neues zu nähen und wochenlang an dem für das Mittsommernachtsfest zu sitzen!“ „Dieses Mittsommernachtsfest … Oh, ich will sie nicht aufhalten. Tut mir leid“, unterbrach Link sich selbst. „Nein, nein, reden Sie ruhig. Es dauert ja noch, bis es soweit ist. Und ihr morgiges Kleid haben wir vorhin schon beim Boten abgegeben. Und das nächste Fest ist erst wieder in fünf Tagen. Also …“ „Danke“, erwiderte Link erleichtert. Arithmeta trat wieder einen Schritt auf ihn zu. „Nun?“ „Dieses Mittsommernachtsfest … was ist das genau?“ „Das ist ein Fest für die höhere Bevölkerung und diejenigen, die direkt im Dienst der Prinzessin stehen. Es findet in ein paar Wochen im Schloss statt. Ich bin mir sicher, Sie dürfen auch kommen. Ihre Hoheit schuldet Ihnen ihr Leben und nicht nur ihre Kleidung. Die gesammelten Rubine werden öffentlichen Arbeiten zugutekommen.“ „Und warum plant sie solange daran?“ Die Frau schüttelte verzweifelt den Kopf. „Da ist sich niemand so sicher. Vielleicht aus Dankbarkeit, vielleicht aus Eitelkeit, vielleicht, weil alles perfekt ablaufen sollte, vielleicht, um sich selbst abzulenken … Niemand traut sich mehr, sie auf den Festen anzusprechen, aus Angst, ebenfalls das Falsche zu sagen, so wie einer der Wachmänner.“ „Glauben Sie, sie wird morgen auf mich hören?“, wollte Link von ihr wissen. Erneut schüttelte sie den Kopf. „Das müssen Sie probieren, Link. Auf diese Frage wird Ihnen nur Ihre Hoheit persönlich antworten können.“ „Um welche Zeit findet es statt und wann taucht die Prinzessin immer auf?“ „Es ist gegen Abend und sie kommt eigentlich immer kurz nach dem Beginn und bleibt bis zum Schluss. Sie tanzt recht oft mit und lacht gerne über die Witze. Und sie ignoriert die Kämpfe. Seit diese begonnen haben, gibt es sogar noch öfter solche Feste.“ „Oder es liegt daran, dass zum Mittsommernachtsfest nicht alle eingeladen sind und das Volk ihr so wichtig ist, dass sie bei diesem sein möchte.“ „Ach, sich darüber Gedanken zu machen, bereitet nur Kopfschmerzen und ist sinnlos. Auf jeden Fall hoffen alle, dass sie zur Vernunft kommt und sich um den Stopp der Kämpfe kümmert, sodass es weniger Opfer gibt.“ „Ja, das wäre wichtig …“ „Wir mögen die Prinzessin sehr. Sie ist eine sehr offene und freundliche Person. Sie macht alles uns, dem Volk, zuliebe und ertränkt uns beinahe in Gutherzigkeit. Sie sorgt sich um uns und weiht uns in das meiste ein. Ihr einziger Fehler besteht seit Langem in dieser Geschichte! Dass sie die Kämpfe nicht beaufsichtigt und den Kämpfern keinen Mut zuspricht …“ Arithmeta seufzte, „Dabei brauchen sie doch Motivation vom Anführer …“ „Auf dass sie sich beruhigt“, meinte Link, „Und nun lasse ich Sie weiterarbeiten. Bis morgen.“ Sie verbeugte sich. „Bis morgen, Link.“ Er trat aus dem Geschäft heraus und atmete die Luft ein. Es sah aus, als würde es bald regnen. Er ging wohl besser wieder zu Feconi, um dort die abendliche Einkaufsliste zu besorgen. Link machte sich auf den Weg. Moe und Taros Vater hatten ihn und Colin davon abgehalten, nach Link zu suchen. Seit sie einen Versuch unternommen hatten, Link zu folgen, wurden die Ausgänge bewacht. Er fühlte sich wie im Gefängnis! Er saß beim Fluss und starrte das Wasserrad trotzig an. Er würde doch ein Held werden! Da konnte er doch früher anfangen als Link. Ein Jahr hatte er dazu noch. Warum verstanden das sein alter Herr und der Bürgermeister nicht? War es denn so … seltsam? „Und, eine Spur von Link?“, ertönte Bettys zarte Stimme hinter ihm. Er schüttelte schweigend den Kopf. Sie setzte sich neben ihn. Ihr langes Haar reichte bis zum Boden. Sie stützte den Kopf auf die Knie und sah melancholisch ins Wasser. Trauer umgab sie. „Er wird schon wiederkommen“, beruhigte Taro sie, „Wenn nicht für uns, dann …“ „Wenigstens für mich“, beendete sie den Satz unbeeindruckt. Alle im Dorf spekulierten darauf, dass Betty und Link eines Tages verheiratet waren –sie war schließlich die Einzige, die in Ordon in Frage kam - , weshalb jeder Betty mit demselben Satz aufmunterte. Taro brachte ihn aber nie ganz über die Lippen. Er würde Betty nicht aufgeben! Egal, dass sie zwei Jahre älter war als er. „Moe hat mir doch schon versprochen, dass Link und ich dann das leer stehende Haus dort bekommen! Was spräche auch dagegen? Es ist sogar schon eingerichtet …“ „Hast du dich nicht auch schon oft gefragt, wem dieses Haus gehören könnte?“, lenkte Taro vom Thema Betty-heiratet-Link ab, „Ist doch seltsam, dass ein vollkommen leeres Haus noch so gut eingerichtet ist … Egal, dass alle sagen, dass es schon seit Ewigkeiten leer steht! Das geht nicht.“ „Wir haben dort doch früher immer gespielt“, meinte Betty, „Darum ist es wohl noch so schön.“ „Hast du etwa die Betten schön überzogen und den Tisch säuberlich abgeräumt, um das ganze Geschirr zu verstauen? Hast du die Blumen in die Vase gesteckt und das Wasser nachgefüllt?“ Sie schwieg. „Ich glaube, hier geht etwas Seltsames vor“, erklärte Taro, „Ich weiß nur nicht, was.“ „Ich glaube, du spinnst! Siehst du denn nicht, wie ich leide? Rede mir lieber gut zu, als über Vasen zu sprechen!“, befahl sie. „Tut mir Leid …“ „Dein Beileid und Mitleid nützt mir nichts. Sag mir, dass mein Link zurückkehren wird.“ „Ja, das wird er schon …“, stimmte Taro ihr kleinlaut zu. Hoffentlich nicht. Taro selbst hatte noch die besten Chancen, dass er nach Link auf Bettys Favoritenliste gehörte. Aber Betty litt und trauerte wirklich unter Links Verschwinden. Es fiel ihm immer noch schwer, ihr zuzugestehen, dass Link wiederkehrte und sie zur Frau nahm. Das war schließlich Taros eigene Bestimmung! Es war wohl egoistisch von ihm, zu hoffen, dass Link fernblieb und irgendwo eine andere fand … Obwohl er wohl kaum eine bessere als Betty finden konnte. „Weißt du, was dich ablenken wird?“, fragte Taro und stand auf. Er zerrte Betty auf. Sie wehrte sich nicht. „Was?“ „Ich hole Colin und wir ringen eine Runde! Dann kannst du meinen feschen Oberkörper anstarren und Link vergessen!“ Sofort setzte sich Betty wieder und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Link hatte einen tollen Oberkörper …“ … Verdammt. Das war ein Fehlschlag. „Aber du kannst dann auf mich setzen und ich mache Colin für dich fertig! Und danach … danach können wir ja zu Phard gehen und den Ziegen zusehen.“ „Warum soll ich Ziegen zusehen wollen?“, fragte sie skeptisch und sah ihn ebenso an. Natürlich war Taro klar, dass Betty keine Ziegen mochte … „Ach, vielleicht widerfährt dir dann etwas Gutes. Erst siehst du mich gegen Colin, der ja älter ist als ich selbst, gewinnen und dann werde ich ein paar Ziegen für dich fangen! Und zum Anschluss kaufen wir uns noch eine frische Milch und trinken sie gemeinsam.“ Sie stand auf. „Na gut, weil du dich so anstrengst, mich aufzumuntern, sage ich ja.“ Sie strich sich ihr Haar aus dem Gesicht. Erst jetzt bemerkte Taro, dass ein hübscher Haarreif diese zierte. „Du siehst heute echt toll aus“, schmeichelte er ihr, wodurch sie verlegen kicherte. Sie liefen gemeinsam zu Moes Haus, in welchem sich Colin befand. Sie klopften. Lin öffnete. „Oh, Betty und Taro! Colin! Ich glaube, sie sind für dich da!“, rief das kleine Mädchen, das einen stark an Colin in seiner Kindheit erinnerte. Der Junge kam und winkte ihnen zu. „Hey. Was ist los?“ „Betty möchte, dass ich gegen dich ringe, um sie aufzumuntern.“ „Oh, wenn das so ist, mache ich es doch gerne!“, meinte Colin, „Und keine Sorge, Betty, Link wird sicher zurückkommen! Wenn nicht für uns, dann wenigstens für dich! Er kommt also bestimmt.“ Sie lächelte dankbar. „Oh, Colin, du bist so süß. Aber gehen wir, sonst wird es noch dunkel. Und ich habe keine Lust, im Gespensterhaus im Dunkeln zu sein.“ Die drei lachten. In diesem Haus war es immer dunkel. Sie gingen zum allein stehenden Haus und traten ein, ohne zu klopfen. Erst kamen sie durch eine gemütlich wirkende Küche, dahinter gab es einen Raum mit einem Ring. Einem richtigen Kampfring! Spannend …! Im oberen Stockwerk waren langweiligere Schlafzimmer. In einem davon wohnte vielleicht irgendwann einmal ein Mädchen. Es wirkte auf jeden Fall so, weil Blümchen neben dem Bett angerichtet waren. Colin und er betraten den roten Ring und entblößten ihre muskulösen Oberkörper, was Betty ein aufgeregtes Kichern bescherte. Gut, hoffentlich bestarrte sie ihn! „Na gut, Colin! Zeig keine Gnade!“, befahl Taro, „Und fang an!“ Ich mag ihn. Sehr sogar. Aber ich weiß, dass in seinem Leben kein Platz für jemanden wie mich ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)