Midsummernight-Princess von RhapsodosGenesis (Eine Dunkelheit im Herzen) ================================================================================ Kapitel 10: Beschuss -------------------- Ich habe einen Traum … Ich habe einen Traum … Dafür muss ich nach vorne schauen. Als ob das so einfach wäre … Er seufzte gelangweilt. Als Außenposten sollte er doch eigentlich etwas Besseres abbekommen. Jetzt hatte er sich extra für diese „gefährliche“ Aufgabe gemeldet und dann …? Seit vier Tagen kein Monster mehr. Alle an den anderen Posten. Aber jemand musste ja im Süden Wache schieben. Im verdammten Süden, den sowieso kaum eines dieser Viecher aufsuchen wollte! Er verschwendete hier seine Zeit. Er. Und seine Leidkumpane auch. Sie sollten ihn endlich abrufen und anderswo sinnvoll einsetzen. Seine Stärke war schier grenzenlos, seine Zielsicherheit … war gut und Angst hatte er auch keine. Er war nämlich ein Ritter Hyrules! Hyrule … Ach ja … Der Bote berichtete nichts Gutes … Ihre Hoheit war schwer beschäftigt und draußen tobte ein Kampf gegen die Monster. In letzter Zeit hatten sie sich vermehrt am Nordtor eingefunden, um dort alles zu zerstören. Die anderen Tore waren auch betroffen. Alle, bis auf das Südtor. Hier war ein schlechter Zugang für sie. Manchmal kamen zwar welche direkt zum Tor … aber die wurden gleich vernichtet. Und hier am Posten kam keines vorbei. Aber es kam einfach keine Erlösung vom Palast … „Hey, Claude …“, ertönte eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich jetzt nicht um. Er starrte stur auf das Feld, das nur noch von wenigen Lichtstrahlen beleuchtet wurde. Es war bereits später Abend. „Claude Mouchoir!“, rief derjenige, „Hey, Mouchoir! Außenposten! Bist du eingeschlafen? Hallo!“ „Ja?“, gab er doch genervt von sich. Sein Plan, sich taub zu stellen, um Bleyd aus dem Weg zu gehen, war qualvoll gescheitert. Ihm musste wirklich langweilig sein, wenn er sich von Ignoranz nicht abschütteln ließ. Denn üblicherweise hatte der Kerl einfach keine Geduld für einen zweiten Versuch. „Schon was entdeckt?“, fragte Bleyd nach. „Eher nicht“, wimmelte Claude den anderen Ritter ab, „Und nerv mich jetzt nicht! Sonst übersehe ich noch eines!“ „Du müsstest blind sein, in dieser Leere etwas solch Großes wie ein Monster zu übersehen.“ „Wir sind hier wirklich umsonst“, stimmte Claude dem anderen ausnahmsweise zu. Eigentlich war das nie der Fall. Sagte Claude A, entgegnete Bleyd B. Das musste etwas bedeuten. Vielleicht Glück?! Oder aber Pech … Er entschied sich für Glück. Schließlich wandte er sich doch Bleyd zu. Der Mann überragte ihn ein kleines Stück. Sein rostbraunes Haar war strubblig und zeigte in großen Teilen gen Himmel. Darüber wollte der Mann nicht sprechen. Aber Claude vermutete, dass das nicht die natürliche Form seiner Haare war. In seiner Rüstung sah er eindrucksvoll aus. Vor allem, da um beide seiner grünen Augen prächtige Narben prangten. Er behauptete, er hätte eine Frau vor einem Vogelmonster gerettet, als dieses versuchte, ihm die Augen auszukratzen, hätte er es erstochen. Die Narben wären der Beweis dafür. Claude glaubte das nicht. Er wusste nämlich genau, dass so etwas nicht möglich war. Zur Sicherheit und eigentlich aus reiner Gewohnheit fuhr er sich durch sein schulterlanges, schwarzes Haar. Es verdeckte eine Hälfte seines Gesichts. Er wandte sich wieder zurück. Und konnte kaum glauben was er da sah! Einen Oger! Der war aber seltsam … Aber dennoch ein Oger! „Hey, Bleyd! Schau doch! Das ist doch ein Oger, oder?“ Der Mann stürmte weiter nach vorne. „Ja! Noch ein kleiner! Aber trotzdem schon gefährlich!“ Er sprang hastig zurück und zückte seinen Bogen. „Aber noch nicht gut gegen Pfeile gehärtet.“ Claude sah ihm zu. Seine eigene Zielsicherheit ließ auf die Ferne nach, war in der Nähe aber fantastisch. Deshalb übernahm Bleyd das Schießen bei fernen Gegnern, Claude das Kämpfen bei nahen. Beide hatten das Vergnügen, ganze zwei Mal gegen Goblins zu kämpfen. Wow. Aber endlich war da ein Oger! Eigentlich kein Grund sich zu freuen, das war ihm klar. Aber endlich eine Ablenkung! Und Anerkennung! Er hatte ihn schließlich entdeckt. Er! Trotz seiner Verletzung! Und da sagte noch einer, er sei blind, bloß weil ihm ein Auge fehlte. Er besah sich das Opfer genauer. Es war ziemlich schnell. Was hatte es da? Ein Schwein? Nein … Ein Pferd? War ihnen schon wieder ein Ungehorsamer zum Opfer gefallen? Ach ja … „Eins …“, hörte er seinen Kollegen murmeln, „Zwei … DREI!“ Ein Pfeil schoss blitzschnell davon. Geradewegs auf das Ziel zu. Einen Tag lang hatten sie den Wald durchsucht, bevor Shan bemerkte, dass der Vogel bereits wieder losgestartet war. Sie verfolgten ihn einen weiteren Tag. Wieder verlangte er Epona viel ab. Doch es lohnte sich hoffentlich. Sie kamen an die Stelle, an der Coro, der Ölverkäufer, fröhlich auf seinem Stein saß und vor sich hin träumte. Er grüßte ihn freundlich, wobei Shan eiligst wegsah. „Dich kenne ich doch, junger Mann! Bist du nicht aus Ordon?“ Link nickte. „Der Bürgermeister war hier und hat nach dir gefragt. Ich habe ihm gesagt, du seiest nicht vorbeigekommen. Bei Gelegenheit solltest du vielleicht einmal zurückkommen. Der Mann hat ziemlich besorgt gewirkt.“ „Danke“, sagte Link, „Ich werde es versuchen. Ich muss aber weiter.“ Er gab Epona erneut die Sporen. Sie sprintete los. Er musste den Vogel einholen! Dieses Mal durfte er ihnen nicht wieder entkommen! „Er fliegt viel tiefer“, erklärte Shan, „Vielleicht ist er seinem Ziel näher. Oder aber seine Flügel tragen ihn nicht mehr lange. Wir sollten uns beeilen.“ „Hyrule-Feld ist etwas hügelig … Es gibt also einige Punkte, die höher sind als andere. Vielleicht können wir das irgendwie ausnutzen.“ „Oder es ergibt sich ein Problem wie das im Wald“, murmelte Shan hinter ihm. „Seid vorsichtig! In Hyrule-Feld lauern Monster!“, warnte Coro sie noch. Link hob zum Abschied die Hand. Und als er sich das nächste umdrehte, war nichts mehr von der Hütte zu sehen. Sie hatten es erreicht. Hyrule-Feld. Bald waren sie in Hyrule. Nicht mehr lange und er konnte die Stadtwache und die Prinzessin benachrichtigen. Sie würden ihm bestimmt helfen. Es ging auch um ihr Land. Und es war nicht einmal für ihn möglich, ein ganzes Land zu bereisen, in allen Ritzen nach einem Toten zu suchen und dabei denjenigen zu finden, der den Toten wecken wollte. Nicht allein. Nicht allein mit Shan. Zu zweit hatten sie keine Chance. „Link?“, riss Shan ihn aus seinen Gedanken? Er sah sie aus den Augenwinkeln heraus an. „Ja?“ Sie gähnte. „Langsam werde sogar ich müde … Entschuldige“ Sie hatte zwei Tage nicht geschlafen, weil sie den Schwan beobachtet hatte. „Ich denke, ich kann ihm folgen. Wir sind ziemlich nahe dran … Das wird schon. Wenn ich Hilfe brauche, hole ich dich.“ „Danke“, sagte sie. Die letzte Silbe ging in ein Gähnen über. Sie verschwand im Schatten. Es war schade, da es gerade am Dunkelwerden war. Das wäre ihre Zeit gewesen. Aber sie hatte ihre wertvolle Zeit für sein Land geopfert. Dankbarkeit durchströmte ihn. Ja, er war ihr sehr dankbar. Seine Gedanken wechselten nach Ordon. Der Lampenverkäufer sagte, Moe hätte nach ihm gesucht. Hatten sie die Nachricht nicht erhalten? Na gut, sie war spärlich ausgedrückt … Aber konnten sie sich nicht denken, dass er alleine zurechtkam? Am liebsten hätte er jetzt gelacht. Er kam alleine nicht zurecht. Deshalb holte er sich jetzt Hilfe. Aber nicht ihre. Er wollte sie beschützen. Alle in Ordon. Seine Freunde … Seine Familie. Und wieder einmal fragte er sich, wie es ihnen ging. Sehnsüchtig sah er zurück. Dort lag Ordon. So nah bei ihm. Und doch so fern. Er entfernte sich davon. Mit jedem von Eponas Schritten. „Wie geht es euch wohl?“ , fragte er sich gedankenverloren. „LINK!“ Epona bäumte sich auf. Etwas krachte in ihn hinein. Er konnte sich kaum am Pferd halten. Doch er fing das Auf-sich-Zukommende auf. Und besah es. Shan …?! Er musterte sie. Und entdeckte ein Pfeilende in ihrem Bauch. „Wa …!? Shan?! SHAN! Was ist …! Shan!“ Die Verzweiflung packte ihn! Was sollte er tun? Was war geschehen? „Shan!“ Er hielt Epona dazu an, zu stoppen. Sofort stieg er vom Pferd ab. Er legte Shan sanft seitlich auf den Boden, um den Pfeil nicht zu bewegen – was bei ihrem Fall auf ihn aber wahrscheinlich passiert war. Sein Blick wanderte für einen Moment zu Epona. Die Pfeilspitze hatte ihr nichts getan. Langsam fühlte er, wie sich das Blut in seine Kleidung zog. Er musste voller roter Flecken sein. „WER IST DA?!“, brüllte Link. Es konnten keine Goblins sein. Diese würde man sofort sehen, hören und riechen. Er schaute sich um. Im Halbdunkeln nahm er sich bewegende Schatten wahr. Er bückte sich zu Shan. Sie sah ihn an. „Shan, geht es?“ „Mach dir keine Sorgen …“, beruhigte sie ihn, „Das ist gleich wieder weg …“ Sie zeigte in eine Richtung. „Menschen …“ „Was? Menschen?!“, wiederholte er leise. Verwirrt erhob er sich wieder. Warum schossen sie auf Shan? Da wurde ihm etwas klar. Sie hatten nicht auf sie schießen können. Er kniete sich sofort wieder zu ihr. „Du hast mich gerettet! Du …“ Doch ihre Augen waren bereits wieder geschlossen. „Verdammt …“ „Hey … Der Oger ist noch da! Hast du verfehlt?“, informierte sich Claude, „Und das Pferd … das rennt auch nicht weg. Ha. Niedlich.“ „Hörst du das?“ Claude horchte genau hin. „Das … klingt wie … Worte …“, murmelte Bleyd, „Die Viecher können doch gar nicht reden.“ „Und die sehen in der Nacht“, stimmte Claude zu, „Die müssen nicht fragen, wer da ist. Das heißt es …“ Er spürte eine Ohrfeige. „Du Idiot! Das war kein Oger!“, keifte Bleyd ihn an. Er war schockiert über die Reaktion. Doch dann verstand er. Ohne weiter mit seinem Kollegen zu streiten, stürmte Claude los. In seiner Rüstung rannte er klappernd nach unten. Es war anstrengend, doch sein Körper war daran gewohnt. Er hielt durch. „Hey!“, rief er aus einiger Entfernung, „Hey!“ Vor dem „Oger“ blieb er stehen. Er sah seinen Fehler. Eine Frau lag verletzt am Boden. Bleyds Pfeil steckte in ihrem Körper. „Oh nein …“, fluchte er. Dann sah er ihre Begleitung. Der Mann starrte ihn unendlich wütend an. Am liebsten hätte er ihn wohl sofort zerfetzt. „Es tut mir leid! In der Dunkelheit hielten wir Euch für einen Oger! Wir hatten keine Ahnung …“ Er wurde barsch unterbrochen. „Spar dir die Reden! Hilf mir lieber!“ Er nickte und beugte sich zu ihnen. Der Begleiter der Frau nahm sie an den Schultern hoch. „Zieh den Pfeil fest, aber bestmöglich schmerzlos, heraus“, befahl er ihm. Claude befolgte. Der Körper der Frau zuckte zusammen. Sie wachte davon aber nicht auf. Der andere Mann wickelte einen Verband um die Wunde. Claude bemerkte, dass es Stoff war. Stücke von seiner Kleidung? Ja, damit hatte er recht. Hufgetrampel und Rädergeräusche ließen Claude kehrt wenden. Er sah auf die Kutsche. Bleyd saß als Kutscher darauf. „Ist jemand verletzt?“, fragte er. „Ja, die Frau da“, erklärte Claude. „Wir bringen sie nach Hyrule“, versprach Bleyd, „In Hyrule-Stadt werden wir sie den besten Ärzten übergeben … Sollen wir Euch ebenso mitnehmen?“ Der Mann schien zu überlegen. „Beeilt euch gefälligst!“, rief dieser dann. Er hob die Frau hoch und legte sie ohne weitere Fragen in das Innere der Kutsche. Dort war bereits ein Bett, wie Claude feststellte, als er hinter ihm eintrat. „Wollt Ihr bei ihr bleiben?“, informierte er sich bei dem Mann. Dieser nickte stur. „Kann einer von euch beiden mein Pferd nachbringen?“, fragte er. Claude ging nach vorne. „Bleyd, nimm du sein Pferd. Ich fahre die Kutsche.“ „Beeil dich aber! Und wehe du baust einen Unfall, du blinder Ochse!“ Diesmal entgegnete er nichts darauf. Der Kopf des Mannes schaute bei der Kutsche hinaus, als Claude auf die Kutscherbank stieg und die Zügel in die Hände nahm. „Reite das Pferd langsam. Es ist erschöpft. Bring es nach Hyrule-Stadt und sei vorsichtig! Lass ihr Zeit.“ Bleyd nickte und stieg auf das Pferd, das zuerst scheute, dann aber gehorchte. Der Mann hatte es einfach mit Tieren … Claude gab den beiden Pferden den Befehl zum Losfahren. Sie fuhren im Höchsttempo. „Link …?“, murmelte Shan leise. Er beugte sich über sie. „Sprich jetzt nicht … Du bist schwer verwundet! Wir sind bald da …“ „Der Schwan …“, sagte sie. „Du bist wichtiger!“, entgegnete Link entschlossen. Obwohl er zugeben musste, dass er bereits mit dem Gedanken gespielt hatte, sie im Stich zu lassen … für dieses Zeichen … Für die Welt. „Nein …“, widersprach sie, „Finde den weißen Vogel …“ „Erst sorge ich für deine Sicherheit.“ Sie antwortete nicht mehr. Ihre Augen waren geschlossen. „Shan …“, wisperte er. Er bewegte sich leise von ihrem behelfsmäßigen Bett fort und setzte sich auf einen Schemel. Durch das Fenster – eigentlich nur eine kleine Luke - konnte er den Kutscher sehen. Link stand auf und kletterte aus dem Fenster. „Wie lange noch?“ „Nicht mehr lange. Hält sie durch?“ „Ich hoffe es.“ „Es tut uns wirklich leid! Wir haben …“ „Schon gut, solange ihr das nächste Mal besser hinseht und Shan überlebt.“ „Sie sieht nicht gut aus.“ Der Kutscher warf einen Blick durch das Fenster. Link ebenfalls. Eine kleine Lampe brannte über Shan. Er fragte sich, ob ihr das nicht schadete … „So grau …“ „Ja.“ „Mein Name ist Claude. Und Shans Freund heißt?“, wollte der Mann wissen. Es brachte nichts, sich jetzt über den Mann zu ärgern. Link sah in den Himmel. Er konnte den Schwan nicht mehr sehen. „Link. Hast du einen weißen …“ „Link?!“, stieß der Mann hervor, „Doch nicht … Grüne Kappe … Schwert … Pferd … DER LINK?! Der Held, der Hyrule gerettet und die Monster ausgelöscht hat! Du hier … und wir haben deine Freundin abgeschossen … Oh mein … Das ist … Schande …“ „Hast du einen weißen Vogel gesehen?“, fragte Link, die Unterbrechung ignorierend. Er schüttelte den Kopf. „Leider, nein. Was ist das?“ „Ein Schwan, der uns zu …“ Er brach ab. Sollte er dem Mann von Ganondorf erzählen, bevor er sich mit der Prinzessin abgesprochen hatte? „Zu …?“, hakte der Mann nach. „Er führt uns vielleicht zu unserem Ziel. Und das ist wichtig. Deshalb müssen wir es der Prinzessin mitteilen.“ „Der Prinzessin?“, wiederholte der Mann, „Seid ihr deshalb hier hergekommen?“ Link nickte. „Dann … solltet Ihr eines wissen, Link …“, begann Claude leise, „Die Prinzessin wird Euch nicht empfangen.“ Link riss die Augen auf. „Was?!“ „Sie empfängt niemanden. Sie hat zu tun. Sie hat nicht einmal die Zeit, den Kampf gegen die Monster zu bewachen.“ „Kämpfe gegen Monster? Mit was hat sie zu tun?“ „Vor einer Woche sind Monsterhorden hierher gekommen und seither greifen sie Hyrule-Stadt an. Wir wissen nicht weshalb, oder was sie wollen … Warum sie überhaupt wieder hier sind, nachdem Ihr gesiegt habt … Wir bekämpfen sie. Das ist auch der Grund, weshalb mein Kollege und ich dort Wache gehalten und Euch mit einem Oger verwechselt haben. Nicht, dass ihr wie einer aussehet …“ „Was? So schlimm ist es?“ Link wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Diese Nachricht … Was war nur los? „Wir haben jeweils Posten entfernt der Tore. Das Nordtor jedoch ist bereits so belagert, dass man ziemlich direkt beim Tor kämpft. Die anderen sind noch nicht gefährdet. Wir halten noch hier draußen Stellung. Die meisten Mann kämpfen bei der Stadt.“ „Ganondorf …“, murmelte Link, „Sein Erwachen muss nah sein …“ „Was? DER Ganondorf? Der, den Ihr besiegtet?“ „Er wird wiedererweckt. Deshalb müssen wir zur Prinzessin.“ Jetzt hatte er es doch verraten. Doch es hing vermutlich direkt mit dem Schicksal der Kämpfer zusammen… Wieso … Warum erweckte jemanden diesen Ganondorf wieder? Wo er doch so viel Leid zu ihnen brachte. Wo er doch … so böse war … Der junge Kutscher ließ die Pferde schneller voraneilen. „Sie wird euch nicht empfangen. Ihr könntet ihr sogar vom Weltuntergang berichten. Das Volk steht im Vordergrund. Sie vertraut uns Soldaten zu sehr. Sie denkt, wir könnten alles schaffen … Aber sie hat nicht einmal einen obersten Befehlshaber! Keine Ordnung, kein Gar Nichts …“ „Das ist schlecht“, stimmte Link ihm zu, fügte dann aber noch hinzu: „Sie muss mich empfangen! Wir brauchen Hyrules Soldaten und wachsame Augen.“ „Leider, wir sind vollkommen unterbesetzt. Wir können keinen Mann erübrigen. Die Kämpfe … Na gut, von unserem Posten könnten wir zwei nehmen. Aber ich glaube nicht, dass das genügend sind.“ „Besser als nichts. Aber trotzdem zu wenig. Ich muss zu ihr!“ Der Mann verfiel in Schweigen. Link sah zu Shan. Hoffentlich ging es ihr gut … Hoffentlich konnte sie geheilt werden … „Nichtige Gründe halten die Prinzessin von ihren Gründen ab!“, stieß Claude hervor, „Als ob … als ob jemand nicht wollte, dass sie uns zuhört! Das Mittsommernachtsfest plant sie! Schon seit einer Woche …“ … Link glaubte, sich verhört zu haben. „Die Prinzessin lässt ihre Krieger alleine, lässt das Chaos herrschen … weil sie eine Feier plant?“, wiederholte Link. „Sie lässt keinen durch“, bestätigte er, „Sie ist vollauf mit der Planung beschäftigt. Wir haben alles versucht. Wir sind sogar beim Tanz zu ihr gegangen und … seitdem ist Chrys im Kerker. Ein wertvoller Mann weniger.“ „Tanz? Fest? …“ Link konnte nicht glauben, was ihm da erzählt wurde. Das konnte doch unmöglich die Herrscherin von Hyrule tun! Midna … Er wollte, dass Midna ihm half … Ihre Schwester lag verletzt in einer Kutsche, seine Prinzessin versagte kläglich und Ganondorfs Macht war wieder zu spüren … Männer starben … weil er sich nicht beeilte … Der Schwan war außer Sichtweite. Was konnte er tun? Midna wüsste, was er nun tun sollte … Midna … wäre direkt … „Was für ein Tanz?“ „Das Volk ist ihr so wichtig, dass sie sich alle paar Tage zu einer kleineren Feier in die Stadt begibt. Dort wird getanzt und musiziert, um den Schlachtlärm zu übertönen. Zuvor hat es die Tänze zwar auch schon gegeben … Aber die werden nicht abgebrochen. Sie nimmt jedes Mal teil.“ „Wann ist der nächste?“ „Ich weiß es nicht. Der letzte war vorgestern – hat zumindest ein Bote gesagt.“ Die Stadt und das hünenhafte Schloss in ihrem ganzen Glanz tauchten vor ihnen auf. „Du kannst dich hier informieren. Wenn ich etwas aufschnappe, sage ich es dir aber sofort“, versprach Claude. Er beeilte sich noch mehr. Link hörte den Kampflärm. Er sah einige Monster. Er sah Soldaten. Doch es waren nur wenige. Dies war der Süden. Der wahre Kampf tobte am anderen Ende. Er musste sich taub stellen, um nicht sofort loszulaufen, um mitzuhelfen. Denn es würde nichts bringen. Seine Aufgabe … lag anderswo. Es war bereits Mitternacht. „Auch wenn sie Chrys weggesperrt hat … Dir wird sie vielleicht zuhören. Du bist ein berühmter Held. Wenn man so darüber nachdenkt, hast du sogar eine alles verändernde Nachricht. Vielleicht hört sie auf dich. Vielleicht …“ „Ich hoffe es“, flüsterte Link. „Wir alle hoffen es … Bringe sie zur Vernunft“, bat Claude ihn, während er den Wachposten ein Zeichen gab, das Tor zu öffnen, sodass der Wagen durch passte. Sie fuhren blitzschnell hindurch. Hinter ihnen wurde das Tor sofort wieder geschlossen. Er fuhr eine Straße weiter. Auf dem Haus stand „Hospital“. „Ist das neu hier?“, fragte Link. Es war ein neueres Haus. Blumen blühten auf den Fensterbänken und es machte einen insgesamt freundlichen Eindruck. Claude stoppte. Er sprang von seinem Platz und stürmte um die Kutsche herum. Link tat es ihm nach. Zusammen trugen sie Shan in das Krankenhaus. „Notfall! Doktor! Wir brauchen sofortige Hilfe!“, rief Claude laut. Eine Schwester lief heran und besah sich Shan. „Folgt mir“, bat sie sie kleinlaut. Sie gingen in ein Zimmer. Claude und Link mussten nach draußen gehen. Die Schwester behandelte Shan im Raum. „Der Doktor ist vermutlich draußen und hilft den Verwundeten“, sinnierte Claude, „Daran hätte ich auch denken können …“ Link stimmte ihm zu. „Sie … wird es doch gut machen …“, versicherte er sich. „Ich glaube schon. Sie ist ziemlich geübt. Und Shan ist ja nicht die einzige Patientin. Es gibt ja mehrere Schwestern …“ Link nickte und lehnte sich schweigend gegen eine Wand. „Ich warte hier“, bat Claude sich an, „Geht zu einer Herberge und ruht Euch aus. Ihr seht mitgenommen aus. Ich benachrichtige Euch sofort, wenn etwas passiert.“ „Nein … das …“ „Ihr habt einen schweren Weg vor Euch! Und dies ist meine Schuld! Ihr sollt nicht meinetwegen noch mehr leiden. Ich bitte Euch … geht.“ Link zeigte sich einverstanden. „Thelma …“, murmelte er, „Ich gehe zu Thelma …“ „Thelma? Gut … Thelma …“ Link trat nach draußen. Er machte sich auf den Weg zu Thelmas Gaststätte … Ich will nicht in Selbstmitleid zerfließen. Ich habe kein Mitleid und brauche auch keines. Es ist einfach so, wie es ist. Und man sollte es so lassen. Was spräche auch dagegen? Jemand, der wie ich ist, der hat es wohl nicht anders verdient. Der Stärkere gewinnt eben immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)