Auftakt der Schatten von Astre ([SasuxSaku]) ================================================================================ Kapitel 19: Das Leben, es zeigt sich. ------------------------------------- Kapitel 19 Bereits am ersten Tag, als Sakura dieses stille Gebäude betrat, mochte sie den weitläufigen Garten und die in blau gehaltenen Blumen. Auch heute, während die Morgensonne jeden Winkel ausfüllte, konnte sie sich keinen schöneren Ort vorstellen. Der Wind trug Gerüche mit sich, die an längst vergangene Szenen ihrer Kindheit erinnerten. „Mama“, hörte sie es plötzlich und wandte sich um. Sie hatte lange gebraucht, um auf diese Anrede zu reagieren und zu lernen, dem Kind Beachtung zu schenken. „Ich muss jetzt gehen“, meinte Ichiro zögernd. Verloren stand er dort, wusste nicht, was er noch sagen sollte und sie konnte es sehen. In seinen Augen, die bittend nach einer Umarmung bettelten. „Viel Erfolg in der Akademie, kleiner Mann“, meinte sie, kam seinem stummen Wunsch nach. Legte drückend ihre Arme um seinen Rücken. „Komm heil wieder“, setzte sie hinzu. Einfache Standardfloskeln, doch wie Sakura schon am Anfang merkte, halfen sie. Der Kleine nickte und gab ihr ein selten gewordenes Lächeln. „Dann zeig ich dir, was ich gelernt habe.“ Er ließ sie los, durchquerte das Wohnzimmer und stockte kurz. Noch ehe sich seine Lippen teilten, erkannte sie, was er fragen wollte. „Ich bleibe hier, hab keine Angst.“ Ichiro nickte. „Bis später.“ Die Haustür fiel leise klickend zu und das Einzige, was der Kleine zurückließ, war die verabscheuungswürdige Stille. Eine Geräuschlosigkeit, die Sakura nur schwer ertrug, weil ihr die Leere in solchen Momenten viel kälter vorkam. Ihre Beine trugen sie in den Raum zur Couch. Viele Menschen besuchten sie, redeten Stunden lang von irgendwelchen Dingen, denen sie nur schwer folgen konnte. Naruto zeigte ihr Bilderalben und erzählte ihr alte Geschichten. Kakashi saß meist stumm daneben, nickte hin und wieder oder lass in einem Buch. Sie selbst lächelte meist nur. Ein solches Schmunzeln, das nichts aussagte. Am Abend, wenn beide gingen, konnte sie die gut versteckte Enttäuschung wahrnehmen. Denn ihre Worte änderten sich nicht. Tut mir leid, Naruto, Kakashi. Es fällt mir bestimmt bald wieder ein. Die darauf folgenden Nächte, in denen sie alleine in dem großen Bett lag, erschienen dunkler und einsamer. Die Finsternis strafte sie, als Lügnerin und löschte jegliche Hoffnung aus. Sakura war bewusst, ihre Vergangenheit würde niemals zurückkommen. Kaarza drängte sich in solchen Momenten, dicht an ihren Körper, versuchte ihrem kalten Körper wärme zu spenden und sie dankte ihm. Streichelte rhythmisch über sein Fell, bis seine Augenlider müde hinab fielen und sie starr an die Decke blickte. Minuten verwandelten sich in Stunden, bis ihr Zeitgefühl sich auflöste. Oft stieg die Versuchung in ihr auf, einfach aufzustehen, sich nicht länger zu quellen und zu gehen. Weg von den Menschen, deren Enttäuschung Sakura langsam auffraß und weg von einem Kind, dessen Leben ohne eine solche Mutter besser wäre. Doch sie blieb, schlief ein, wenn sie Sasukes Chakra auf dem Dach über ihr spürte. „Ist es schwer?“ Abrupt riss Sakura ihren Kopf hoch. Die Stimme dieses Mannes bescherte ihr ein seltsames Gefühl der Unruhe. Sein Gesicht, hinter einer Maske versteckt und das belustigte blitzen in dem sichtbaren Auge, wirkte wie ein Stich in ihrer Brust. Automatisch aktivierte sich ihr Chakra. „Wer bist du?“ Er kicherte. „Ich rufe bei dir immer dieselbe Reaktion hervor. Ob du mich nun kennst oder nicht. Wie amüsant.“ Madara kam näher. „Wir sind alte Freunde, Sakura. Ich wollte dich lediglich besuchen, wir hatten bisher noch keine Gelegenheit uns neu kennenzulernen.“ „Wer bist du?“, fragte sie erneut, folgte fixierend seinen Bewegungen. „Der Anführer der Akasuki. Madara Uchiha, zu deinen Diensten“, antwortete er und täuschte eine schnelle Verbeugung an. Ihr Chakra zog sich zurück. „Das heißt...“ „Richtig, du bist mir unterstellt.“ Verwirrt zog sich ihre Stirn hinab. „Ich dachte Pain wäre das Oberhaupt.“ „Lediglich eine Täuschung“, gab er zurück. Vor ihrem Körper stoppte er und neigte sein Haupt locker zur Seite. „Falls du dich fragst, weshalb Itachi dir nichts davon erzählt hat. Ich habe es ihm untersagt. Immerhin stelle ich mich gerne selbst vor.“ Zögernd nickte Sakura. Versuchte das aufkommende Unbehagen zu verbergen und nicht von seiner Nähe zurückzuweichen. „Und was willst du hier?“ „Darf ich mich nicht nach deinem Befinden erkundigen?“, antwortete er vergnügt. „Doch sicher.“ Sie stockte, wählte ihre Worte mit Bedacht. „Allerdings scheinst du mir niemand zu sein, der ohne Grund, nur aus reiner Nächstenliebe handelt.“ „Dein Misstrauen habe ich schon immer gemocht, Sakura“, antwortete er, legte seine Hand um ihr Kinn. „Ich bin hier, um dir eine Geschichte zu erzählen. Eine die mir wirklich auf dem Herzen liegt“ Sein Griff wurde fester, als sie versuchte seiner Berührung zu entfliehen. „Es war einmal ein kleiner Shinobi, der verfolgte einen wichtigen Plan. Er investierte viel Zeit und Blut in sein Vorhaben und konnte so schließlich die ersten Früchte bewundern. Der Shinobi wollte mehr und so arbeitete er. Säte Antipathie und Zwiespalt. Sogar seinen eigenen Clan opferte er, um endlich voranzukommen. Und es lohnte sich. Der kleine Wolf, der unerlässlich für sein Ziel erschien, lernte zu hassen. Ein tiefer Hass auf den zweiten kleinen Wolf, den der Shinobi ebenso brauchte. Aber dann...“, meinte er melodisch und seufzte theatralisch. „Dann passierte etwas Unglaubliches, etwas was den Shinobi rasend vor Zorn machte. Eine irr witzige Kirschblüte brachte es mit einem raffinierten Zug zustande, diesen Hass einzufrieren. Einfach so und sie musste nur noch abwarten. Die Zeit verstreichen lassen und folglich, würde sein Plan sich von selbst auflösen.“ „Ich versteh nicht. Was meinst du damit?“ Madaras Finger bohrten sich in ihr Kinn. Jede Belustigung wich aus seiner Haltung. Sakuras Herzschlag beschleunigte sich, als sie sah, wie wenig Wirkung ihr ausstrahlendes Chakra besaß. „Weißt du, kleine Kirschblüte.“ Keuchend verzog die Genannte ihr Gesicht. Seine Energie warf die Irre mit einer solchen Leichtigkeit zurück, dass es ihr die Luft zum Atmen raubte. Mit jeder verstreichenden Sekunde, in der sein Chakra weiterhin in ihren Organismus eindrang, spürte Sakura, wie sich ihr innerstes zusammenzog. Das Gefühl des Verbrennens legte sich nieder und es war ihr Körper, der gelähmt verharrte. „Ich erkläre es dir, weil ich will das du meine Wut...“ Der Umschwung kam unerwartet, als Madara ruckartig zurücksprang und dem, mit Chidori erfüllten Kusanagi auswich. Der Raum erzitterte unter der Blitzfreisetzung, des Raitonelements und Sakura konnte die Hand auf ihrer Hüfte spüren. Welche ihre Gestalt sacht hinter den dazugehörigen Rücken schob. „Verschwinde“, grollte Sasuke. Achtete nicht darauf, dass die Elektrizität seine Umgebung zerstörte und sich der Schmerz in seinen Augen sammelte. „Verschwinde, huh?“, äffte Madara ihn nach, ignorierte die Spitze der Klinge und die offensichtliche Drohung der Mangekyo Sharingan. „Du bist mein Liebling, Sakura“, richtete er sich an die Kunoichi. „Solltest du dich allerdings noch einmal in mein Vorhaben einmischen, werde ich dein hübsches Köpfchen zermalmen.“ Das aus dem Schwert tretende Chidori zertrümmerte die Glasvitrine, zerriss den danebenstehenden Schrank und verfehlte sein eigentliches Ziel. Das sich lachend auflöste und ein zerstörtes Zimmer hinterließ. „Danke ich...“ Sie stockte sah überrascht auf. Ihr Arm der zuvor Sasukes Rücken berührte fiel hinab, blieb bewegungslos hängen. Die letzten Flammen lösten sich vor ihr auf und betroffen realisierte sie, er war verschwunden. Ohne ein Wort zu sagen. „Mama?“ Sakura blickte, sich auf den Besen in ihrer Hand abstützend zu Ichiro. Musternd stand er in der Tür, betrachtete den Holz und Glashaufen neben ihr mit großen Augen. „Sind die Unterrichtsstunden gut gelaufen?“, wollte sie wissen und überging seinen nach dem Geschehen fragenden Gesichtsausdruck. „Uhm...ja sind gut gelaufen.“ „Soll ich dir etwas zum Essen machen?“ Sakura fing an, die letzten Überbleibsel der kaputten Einrichtung zusammenzufegen. Er schüttelte sie beobachtend den Kopf. „Kein Hunger.“ „Nicht? Gut“, gab sie von sich, bückte sich und hob einige Scherben auf, um sie sacht zu den Anderen zu werfen. Einige Minuten vergingen, bis sie in ihrem Tun stoppte. Ichiro stand noch immer dort im Rahm des Durchgangs. Sah betreten zu Boden und wirkte, wie in den frühen Morgenstunden seltsam verloren. „Alles in Ordnung?“ Ein stummes Nicken, viel zu schnell. Den Kopf neigend schweifte ihr Interesse über den kleinen Leib, bevor sie den Kehrbesen an die Wand lehnte. So verhielt er sich meist nach der Zeit in der Akademie. Sprach kaum, zog sich zurück und suchte ihre Nähe. „Komm zeig mir, was du gelernt hast“, meinte sie, streckte ihren Arm auffordernd aus. Ichiro hob sein Haupt, trat tapsend an sie heran und nahm zögernd ihre Hand in Seine. „Was habt ihr durchgenommen?“ „Genjutsu.“ Behutsam zog sie ihn mit in den Garten. „Illusionstechnik ist schon immer mein Lieblingsfach gewesen. Hast du alles verstanden was...“ Kurz zauderte sie, bis ihr der gesuchte Name einfiel. „Iruka erklärt hat? Es ist ganz schön schwer, oder?“ „Nein eigentlich...“ Er blickte auf, grinste dieses Mal. „Ist es ganz einfach.“ „Findest du? Ich bin gespannt“, schmunzelte Sakura zaghaft und stellte sich abwarten direkt vor ihn. Einige Sekunden zögerte Ichiro, bevor er für sein Alter, irrsinnig schnell Fingerzeichen formte. Er verschwand und die Erde um sie herum bröckelte, wie Staub. Tiefe Schleusen rissen Pflanzen und Wände mit sich. Unter ihren Füßen verschwand der Boden und Sakura stürzte. Fiel hinab in ein endloses Loch. Ein Lächeln breitete sich aus auf ihren Zügen aus. Ehrlich und stolz. Ein seichter Energieimpuls und die Illusionen lösten sich auf. „Sehr gut“, lobte Sakura, als die Realität einkehrte und Ichiro vor ihr stand. „Wirklich?“ „Ja. Für einen Schüler ist dieses Genjutsu erstaunlich stark gewesen. Mit ein wenig Übung werden deine Gegner es schwer mit dir haben.“ Ihr Sohn trat an sie heran, legte umarmend sein Haupt auf ihren Bauch. „Glaubst du?“ „Ja. Irgendwann kommt der Moment, in denen sich deine Sharingan entwickeln und mit diesen wirst du es noch einfacher haben“, erklärte sie, hoffte, sie würde nichts Falsches sagen. Dieses Thema, sein Blutserbe wurde bisher nicht angesprochen und sie konnte so etwas wie Neugierde fühlen. „Ich schaff es einfach nicht sie zu aktivieren“, eröffnete er leise. Wollig seufzte er, genoss die sanften Streicheleinheiten seiner Mutter. „Das ist nicht schlimm. Es wird mit der Zeit von ganz alleine kommen“, beruhigte sie und drückte ihn von sich fort. „Soll ich dir ein Jutsu beibringen, dass deine Klassenkameraden vor Neid erblassen?“ Überrascht weiteten sich seine Augen. „Wirklich?“ „Natürlich, dein Geschick muss trainiert werden und putzen kann ich sicher auch später.“ Sakura entfernte sich etwas von ihm. „Sieh genau auf meine Fingerzeichen und präge sie dir gut ein. Solltest du Angst bekommen, ich höre dich und werde das Jutsu abbrechen. Vielleicht schaffst du es, die Technik auch selbst aufzulösen.“ „Ok“, nickte er und fixierte ihre Hände. Die Zeichen formten sich, langsam und präzise. Ein starker Windzug schnürte ihm die Luft ab und keuchend beobachtete er wie seine Mutter in einem Wirbel aus Kirschblüten verschwand. Seine Sicht verschwamm und das Nächste was er registrierte, waren die Blütenblätter, welche sich wie eine Würgeschlange um seine Beine legten. Sich quälend langsam hinauf zogen und seine Lungen zusammen quetschten. „Kai“, rief er atemlos, machte das dazugehörige Symbol. Nichts passierte. Die Umgebung wurde dunkler und der Sauerstoff brannte auf seiner Haut. Die Zähne zusammen beißend, versuchte er es noch mal. Eine Illusion, nicht die Wirklichkeit dachte er und doch stieg die Panik in ihm auf. „Kai!“ Einen Augenblick glaubte er es geschafft zu haben, um direkt danach hart auf den Boden aufzukommen, als seine Beine sich zersetzten. „Mama“, stieß er im Fall aus. Ichiro riss seine Lider, die er glaubte, offen zu haben auf. Blauer strahlender Himmel und das warme Chakra seiner Mutter. Er lag auf dem Boden. „Keine Angst“, wisperte Sakura, während sein Brustkorb sich viel zu schnell bewegte. Ruhig wartete die Haruno, bis sein Geist sich fing, und half ihm schließlich auf. „Alles in Ordnung? Willst du eine Pause machen?“ Vermutlich hatte sie übertrieben. Ihm zu viel zugemutet und überschätzt. „Ich will es probieren!“ Ihre Mundwinkel zuckten hinauf. Verbissen starrte der Kleine auf die Erde, ging wie es schien gedanklich die Zeichen durch. Das wollte sie sehen, den Willen sich nicht unterkriegen zu lassen. „Ok, konzentriere dich.“ Und er tat, was sie sagte. Unzählige Male, in denen er die gezeigten Fingerzeichen formte, Energie bündelte und sich bemühte ihren Chakrafluss zu verändern. Ein Versuch nach dem anderen und jeder etwas kraftvoller, als der davor. Für einen achtjährigen Jungen wahnsinnig gut stellte Sakura fest. Seine Energiekontrolle wies noch einige Lücken auf und manchmal wollte ihm der richtige Einsatz nicht gelingen. Wenn sie allerdings bedachte, dass Akademieschüler erst am Ende ihrer Schulzeit die richtige Verwendung lernten, war es eine fantastische Leistung. Sakura runzelte die Stirn, während sie sein schmerzhaft verziehendes Gesicht betrachtete. „Hab ich dir vorhin wehgetan?“ „Nein, ich uhm bin heute hingefallen und hab mir mein Handgelenk verstaucht“, versicherte Ichiro schnell und fuhr sich mit dem Ärmel über die schweißnasse Stirn. „Soll ich es mir ansehen?“ Zaudernd verneinte er. „Nicht nöt...“ Das Aufdonnern der Haustür unterbrach ihn grob, lenkte zur gleichen Zeit auch Sakuras Aufmerksamkeit auf sich. „Teme! Sakura! Ichiro!“, brüllte der Besucher durch das Anwesen und kam wie eine schnaufende Dampflok in den Garten gestürmt. „Oh nein“, murmelte der Junge, wich zu ihrer Überraschung einen Schritt nach hinten aus, als sein Onkel direkt vor ihnen stehen blieb. Ihn durchdringend musterte. „Naruto?“ Die Haruno zog fragend ihre Augenbrauen hinauf. „Wo ist...“, fing er an. „Was willst du?“, schnitt Sasuke ihm harsch das Wort ab, wobei sich seine Gestalt dicht hinter dem Hokage manifestierte, so das dieser erschrocken nach vorne sprang. „Musst du mich so erschrecken?“, schnauzte Naruto murrend. Besann sich jedoch eiligst auf den eigentlichen Grund seines Auftauchens und richtete sich Arme verschränkend an Ichiro. Schluckend zog diese seinen Kopf ein. War sich der plötzlichen Aufmerksamkeit aller sehr wohl bewusst. „Ich weiß, die Situation ist momentan nicht leicht für dich. Für uns alle nicht, Ichiro“, sprach er anklagend. „Es ist nur verständlich. Du willst uns nicht noch mehr sorgen machen aber, du wirst seit Wochen schikaniert! Wieso hast du nichts gesagt?“ „Ich...“ Der Schüler schluckte, ballte seine Hände fest zusammen. „Warum musste Yuna heute weinend zu mir kommen und erzählen, wie Yuuto dich regelmäßig vor der Akademie niedermacht? Seit Wochen und du hältst es nicht für nötig, auch nur ein Wort darüber zu verlieren.“ „Wem soll ichs denn erzählen?“, rief er plötzlich aus, biss sich auf die Lippen. „Papa ist kaum zu Hause. Mama hat keinerlei Erinnerungen und du hast so viel Arbeit. Ich wollte einfach nicht, dass ihr noch mehr Sorgen bekommt.“ Naruto öffnete den Mund, doch schloss er ihn wieder, als Sasuke an ihm vorbei ging. Seinem Sohn geräuschvoll ausatmend seine Hand auf den Kopf legte. „Es ist nicht deine Aufgabe uns Probleme zu ersparen, Ichiro“, kommentierte er und setzte mit sich ringend hinzu: „Nur weil du mich nicht siehst oder spürst, bedeutet es keinesfalls, dass ich nicht zuhause bin.“ Ichiro blickte verdutzt zu seinem Vater auf. „Manche Shinobi können ihre Präsenz bis zur Vollständigkeit unterdrücken“, erläuterte Sakura leise. Sie kniete sich nieder, deutete ihm, ihr seinen verletzten Arm zu geben. „Ich mag vielleicht sehr viele Dinge vergessen haben, trotzdem kannst du zu mir kommen. Du musst mich nicht aus solchen Sachen heraus halten, kleiner Mann“, sprach sie weiter und entfernte behutsam die Trainingsbandagen. „Eben!“, warf Naruto ein und fing an zu grinsen. „Außerdem hab ich dir immer gesagt, du kannst zu mir kommen. Mir ist doch meine Arbeit nicht wichtiger, wie mein Patenkind.“ Sein Lächeln von eben verflüchtigte sich und auch hielt Sakura inne. Hielt entsetzt das kleine Handgelenk. Blau geschwollen, mit Fingerabdrücken, die nur durch einen brutalen Griff entstehen konnten. „Es ist fast gebrochen“, stieß die Haruno erschrocken aus. Im selben Moment schlug Sasukes Chakra unheilvoll aus, und während sich das Feuer an seinem Leib hinaufzog, rief Naruto keuchend seinen Namen. Erschrocken weiteten sich Ichiros Augen, als er begriff und sein Onkel seinem Vater nachjagte. „Mama...“ „Keine bange, es wird nichts geschehen. Dein Papa wird nichts Unüberlegtes tun und jetzt sorgen wir dafür, dass du keine Schmerzen mehr hast.“ Einige Stunden später, in denen der Mond, die Sonne ablöste, betrat Sasuke das dunkle Anwesen. Nachts unterdrückte er sein Chakra nicht, hielt es nicht für nötig. Sakura würde genau wie Ichiro schlafen und nichts von seiner Anwesenheit mitbekommen. Ausatmend ließ er sich auf die Couch fallen, schloss seine müden Augen. Wenn Naruto ihn nicht aufgehalten hätte, so wäre Yuuto heute gestorben. Er hätte ihn am liebsten in all seine Einzelteile zerlegt, allerdings und da musste er Naruto recht geben. Durfte er ihn nicht einfach töten. Die daraus resultierenden Konsequenzen konnte der Uzumaki nicht kaschieren und das sagte dieser ihm auch. Der Rat würde einen Aufstand machen, genau wie ein Großteil der Bevölkerung, denn mittlerweile besaß Yuuto Nakamura reichlich Einfluss. Aber gewiss hielt ihn nicht das davon ab, diesem Mann zu vernichten. Nein, es war Ichiro, der ihn stoppte. Er tat sich schwer genug in Konoha. Und es reichte bereits, wenn die meisten Zivilisten mit dem Namen Uchiha, nichts Gutes in Verbindung brachten. Dennoch, dieser Abschaum würde seinen Zorn zu spüren kriegen, es gab weit aus Schlimmeres, wie den tot dachte er. „Du bist wieder da.“ Sasuke riss seine Lider auf und wandte sein Haupt zum Türrahmen. Sakura stieß sich ab, beabsichtigte in den Raum zu gehen. Und blieb wie angewurzelt stehen, als Sasuke aufstand. Sie ihn dabei beobachten konnte, wie er auf die offene Terrassentür zu steuerte. „Geh ins Bett“, gab er von sich. Erstmalig, seit sie aufwachte, fühlte Sakura Wut und Trauer. Sie wollte nur ein Gespräch, mehr nicht. „Verdammt! Was hab ich getan? Hab ich dich betrogen oder irgendetwas andere verbrochen? Red mit mir“, erhob sich ihre Stimme und konnte nicht verhindern, dass ihre Gesichtszüge entgleisten. Er zuckte nicht einmal zusammen, ignorierte sie einfach. Ihre Hände ballten sich zusammen. „Warum trage ich ihn nicht, Sasuke?“, rief Sakura aus. Erstarrt hielt er inne. „So wollte ich dich nicht fragen“, gestand sie zögernd. Sasuke vernahm das Rascheln von Stoff und das darauf folgende Geräusch einer Halskette. Sein Körper handelte eigenständig, während er sich umdrehte. Der Ring an dem Geschmeide und ihre Finger, die diesen vorsichtig drehten, schnürten ihm die Kehle zu. „Sag es mir, bitte“, bat sie leise. Im nächsten Moment stand er vor Sakura, nahm ihr sanft die Kette aus der Hand. Minuten verstrichen, und als er sprach, war seine Stimme ungewohnt rau. „Du hast dich geweigert meinen Antrag anzunehmen.“ Sasuke hob skeptisch die Augenbrauen. Ichiro hatte nach Stunden des Weinens und Schreiens abrupt aufgehört. Seine Aufmerksamkeit huschte eigenmächtig hinüber zu Sakura, die mit dem schlafenden Säugling zurück in das Zimmer kam und diesen vorsichtig in sein Kinderbett legte. „Hast du ihn jetzt eingeschläfert oder was?“, wollte er wissen. Murrend sah sie über die Schulter. „Irgendwann muss der Kleine schlafen und ich hab keine Lust die ganze Nacht damit zu verbringen, ihn wiegend durch die Gänge des Hauptquartiers zu tragen.“ „Die reinste Mutterliebe, huh?“, meinte er spöttisch. „Sagt derjenige, der faul im Bett liegen bleibt!“, zischte sie zurück. Gähnend deckte sie ihren Sohn zu, schritt anschließend hinüber zu Sasuke. Mehr aus Reflex hob sie die Hand, fing das ihr zugeworfene Säckchen. „Was ist das?“, runzelte die junge Frau die Stirn. Er antwortete nicht und sah dabei zu, wie sie den darin enthaltenen Ring auf die Handfläche fallen ließ. Sasuke vernahm ihren erschrockenen Laut, als sie begriff und ihre Gesichtszüge es waren, die entgleisten. „Kannst du ihn selbst an den linken Ringfinger stecken oder muss ich aufstehen? Und beeil dich, ich will heute noch schlafen.“ Blinzelnd hob Sakura ihren Blick, musterte ihn nichtssagend und sah wieder hinab. Mit allem hatte Sasuke gerechnet aber nicht damit, einem Kunai auszuweichen. „Nette Reaktion“, kommentierte er trocken. Blockte die nächste Klinge mühelos mit Kusanagi ab. „Meine eigentliche Reaktion willst du nicht sehen, Uchiha!“, presste sie zornig zwischen den Lippen hervor. Bedenklich schlug ihr Chakra aus und unterdessen ihre Stimme donnernd widerhallte, riss sie mit ihrer Energie unabsichtlich den nahestehenden Schrank um. „Das ist der wohl mit Abstand leidenschaftsloseste Heiratsantrag, den ich je gesehen habe.“ „Soll ich auf die Knie gehen oder was?“ Falsche Antwort stellte er nüchtern fest. Ihre Augen verengten sich und ihre Wut schlug ihm regelrecht entgegen. „Du sollst mich wie jeder normale Mensch fragen!? Ich will keine Romantik oder irgendwelche beschissenen Blumen, die nach einigen Tagen verrecken. Aber ich will mir den Scheiß Ring nicht selber anstecken müssen!“ Das zertrümmerte Holz stieß sie grob mit dem Fuß beiseite, bahnte sich ihren Weg zur Zimmertür. „Ich heirate dich, Sasuke. Allerdings nicht so“, verkündete Sakura und verschwand. Knallte die Tür krachend ins Schloss. Sasuke hob seinen Blick, ließ den Verlobungsring auf ihre Brust zurückfallen. „Sakura, ich meide dich, weil du mir fehlst. Weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, dich jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass du im Grunde nicht da bist“, offenbarte er und nahm Abstand. Beabsichtigte sie alleine stehen zu lassen. „Warte.“ Bewegungslos erstarrte Sasuke. Nahm ihren Atem an seiner Wange wahr und ihre Lippen, die sich unsicher auf seinen Mund pressten. Behutsam berührte er ihre Seite, zog ihren Körper an den Seinen. Sie schmeckte noch immer nach Kirsche dachte er, während seine Finger sich in ihren Nacken verirrten. „Auch wenn mein Charakter sich geändert hat, ich bin noch dieselbe Person wie früher. Fühle gleich, auch wenn ich manche Empfindungen nicht deuten kann, so ist mir eines bewusst. Ich will ein Leben, mit euch“, keuchte Sakura außer Atem, ehe sie ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. „Ich spüre die tiefe Freundschaft zu Naruto und Kakashi, den Stolz einer Mutter und ich empfinde Liebe für dich. Diese Gefühle mögen vielleicht weit weg sein und mir unglaublich wehtun aber ich bemerke sie.“ Schluckend sprach sie weiter. „Mein Gedächtnis wird nicht zurückkehren, egal was ihr alle versucht. Trotz allem kann ich lernen, du musst nur etwas Geduld mit mir haben, Sasuke.“ Er drückte sie dicht an seine Brust, krallte sich wie ein Ertrinkender an ihre Gestalt. Die Maske aus Gleichgültigkeit, für wenige Momente zerbrach sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)