Devil's Children von abgemeldet (Der mit den Lebenden spielt...) ================================================================================ Kapitel 8: All The Things You Said...Running Trough My Head ----------------------------------------------------------- All The Things You Said...Running Trough My Head April hatte es nicht über sich gebracht, mit der weinenden Elena weiter zum Cheerleader-Training zu gehen. Sie legte Elena einen Arm um die Schulter und schritt, ohne die Cheerleader anzusehen, an der Gruppe vorbei. Alle starrten sie an, aber das war April nun so was von egal. Sie schnappte sich ihre und Elenas Umhängetasche und lief über den Schulhof; Elena hatte sich immer noch nicht beruhigt. Ihre Schultern zitterten unter den Schluchzern und sie tat April so leid, dass sie sie am liebsten in die Arme genommen und einmal fest gedrückt hätte. Sie setzte Elena auf eine Bank und zog ihr Handy aus ihrer Hosentasche. Dann rief sie Stefan an. „Stefan? Ja, hi, ich wollte fragen, ob du Elena und mich vielleicht von der Schule abholen kannst?!“ Sie lauschte kurz seinen Worten, dann musste sie leicht lächeln. „Danke, Stefan! Bis gleich!“ Sie legte auf. „Keine Sorge, Elena“, sagte sie zu ihrer Freundin und hockste sich neben sie. „Stefan holt uns ab; er ist gleich da.“ Elena nickte dankbar, aber sie brachte kein Wort heraus. April seufzte und zog die Beine an. Sie fragte sich, was genau an Damon sie so zum Weinen gebracht hatte; er hatte etwas zu ihr gesagt, das April nicht verstanden hatte, aber die Worte schienen nicht so gemein gewesen zu sein, dass man deswegen gleich in Tränen ausbrechen musste. April begriff es nicht. Ihr war schon vorher aufgefallen, dass da irgendetwas zwischen Damon und Elena war, irgendetwas Merkwürdiges, irgendetwas, dass sie beide zu verbergen versuchten, doch April war es dennoch nicht entgangen. Sie dachte daran, was Damon zu Elena gesagt hatte mit seiner spöttischen Stimme. Mensch, Elena…also wenn du’s wirklich so dringend nötig hast, gerne, aber glaub mir: vielleicht läufst du dann MIR hinterher. April stützte den Kopf auf ihren Knien ab. Was hatte Damon nur damit gemeint? Was war es, das April so unruhig machte, wenn sie an seine Worte dachte, die an ihre Freundin Elena gerichtet waren? Und was meinte er damit, wenn er sagte, dass Elena dann vielleicht IHM hinterher laufen würde? Hieß das etwa…? „April? Elena?“, sagte eine Stimme; April hob den Kopf. Es war Stefan. Sie lächelte erleichtert, aber Elena hatte das Gesicht immer noch in den Händen vergraben. Besorgt stürzte Stefan auf seine Freundin zu. „Was ist los? Was ist passiert?“ April schluckte und stand auf. „Ist Damon bei dir zuhause?“, fragte sie dann. Stefan schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Gut, dann fahren wir zu dir…da erzähle ich dir dann, was passiert ist.“, sagte April. „Erstmal sollten wir uns um Elena kümmern.“ Stefan drückte Elena an sich und ging mit ihr zu seinem Wagen; von hinten betrachtete April die beiden. Sie war ein wenig eifersüchtig. Sie wollte dasselbe, aber nicht mit Stefan. Sie wollte dasselbe nur mit Damon. Gemeinsam mit Stefan und Elena stieg sie in den Wagen ein. Dann fuhr Stefan los. Während der gesamten Fahrt sagte keiner ein Wort. Es war absolut still, man konnte nur Elenas leises Schluchzen hören. Stefan warf April einen fragenden, fast flehenden Blick zu, aber April sagte nichts. Sie fuhren ein paar Minuten, bis sie endlich bei dem großen Haus der Familie Salvatore angekommen waren. Stefan hielt auf dem großen Vorplatz und die drei stiegen aus und betraten die Villa. Sie war auch von innen riesig und total nostalgisch eingerichtet. Die Wände waren mit Holz vertäfelt und überall standen süße Vintage-Sessel herum. Stefan hob Elena mit seinen Riesenkräften hoch und legte sie auf eines der Sofas, die im Wohnzimmer standen; sie hatte die Augen geschlossen, aber sie schlief nicht. Wahrscheinlich quälten sie Damons Worte noch immer, obwohl April absolut keine Ahnung hatte, was diese eigentlich zu bedeuten hatten. Stefan ging in die Küche und machte Tee; währenddessen ließ sich April in einen der Sessel fallen und betrachtete den Raum. Er war riesig, und sehr gemütlich; er war genau das Gegenteil von dem, was April sich unter einer Vampir-Bude vorgestellt hatte. Auch Stefan schien das zu merken, denn als er mit einem Tablett, auf dem eine Kanne Tee und Tassen standen, musste er grinsen. „Na, überrascht kein Burgverlies zu sehen?“ „Emm…ja, eigentlich schon.“ April grinste ebenfalls. „Ich hatte tatsächlich Ketten an den Wänden und Särge erwartet, und nicht so etwas.“ „Oh, dafür haben wir den Keller“, sagte Stefan und schenkte sich selbst, Elena und April Tee ein. April lachte, aber dann wurde ihr Gesicht wieder ernst, als Elena die Augen aufschlug und sich aufsetzte. Sie nahm die Tasse entgegen, die ihr Freund ihr reichte und nippte mit zitternden Lippen daran. Stefan sah sie besorgt an. „Elena, was ist passiert?“, fragte er seine Freundin, aber sie schwieg. Stefan schien überrascht; immerhin sagte Elena ihm immer sofort, was ihr auf dem Herzen lag. „Damon war gemein zu ihr“, sagte April dann in die angespannte Stille hinein. Stefan runzelte die Stirn. „Wie „Damon war gemein zu ihr“?“ „Genau wie ich es sage“, sagte April traurig. „Wir hätten eigentlich Cheerleader-Training gehabt, Elena und ich, und dann ist plötzlich Damon aufgetaucht.“ Urplötzlich musste sie an seine Schönheit denken; an das dunkle Haar und die eisblauen Augen. Warum sah er nur so gut aus? „Damon?“ Stefans Tasse schlug so hart auf dem Tisch auf, der vor ihm stand, dass Tee über den Seitenrand schwappte. „Was wollte er?“ „Mit mir reden“, antwortete April. „Er hat Elena sogar darum gebten, mit mir reden zu dürfen, aber sie hat gesagt, dass man ihm nicht vertrauen könne und er deshalb nicht mit mir reden darf. Irgendwie hat er sie dann doch zu gebracht, und hat mich einfach mitgeschleift. Er hat mich gefragt, warum ich ihm aus dem Weg gehe.“ Und er hat meine Hand gehalten! , fügte April in Gedanken hinzu und wurde beinahe rot. „Na ja…ich hab dann gesagt, dass ich ihm nicht aus dem Weg gehe und dann…“ Sie verstummte. Stefan seufzte. Er wusste ganz genau, was April hatte sagen wollen. „April, ich kann deine Entscheidungen nicht beeinflussen, aber du solltest ihm doch fernbleiben…“ „Ich weiß!“, sagte April verzweifelt. „Aber ich konnte mich nicht rühren! Ich weiß nicht, was er gemacht hat, aber plötzlich waren all meine Sirenen in meinem Kopf wie…wie ausgeschaltet.“ Stefan öffnete die Arme, als Elena sich an ihn kuschelte; ihre Augen waren immer noch rot, aber inzwischen hatte sie aufgehört zu weinen. Stefan nickte. „Ich weiß, was du meinst, April. Damon kann anscheinend deine Gedanken kontrollieren, das ist eine unserer Fähigkeiten. Er setzt sie immer ein, wenn er etwas will. Und das, was er will, bist anscheinend du.“ April errötete. „Aber…aber wieso? Ich weiß nicht, was ich an mir habe, dass er mich so auf dem Kieker hat.“ Sie musste an seine Worte denken an jenem Abend. Dich könnte ich nicht töten. Dafür bist du viel zu wichtig. Hastig versuchte sie, diese Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. „Ich habe wirklich keine Ahnung, da musst du ihn selbst fragen“, sagte Stefan, aber er wusste, dass April das nie in ihrem Leben tun würde. „Aber fahr fort, wir schweifen vom Thema ab; das mit Damon können wir danach besprechen.“ „Nun ja, also irgendwie haben Damon und ich dann…na ja, du weißt schon“ Das Blut schoss ihr erneut in den Kopf. „Und dann ist plötzlich Elena aufgetaucht.“ Sie verschwieg, das Damon total Blutgeil gewesen war, sie wusste nicht wieso, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie es nicht erwähnen sollte. Kontrollierte Damon wikrlich ihre Gedanken? Das Gefühl hatte sie eigentlich nicht; sie hörte keine Stimmen in ihrem Kopf, da war gar nichts, nur ihre eigenen Gedanken. „Damon und Elena haben dann so ein bisschen rumgestritten, und von Sachen geredet, die ich abolsut nicht verstanden habe“, fuhr April fort. „Elena meinte, wenn er mich noch einmal anfassen würde, würde er sich wünschen, niemals nach Mystic Falls zurückgekehrt zu sein, und dann hat er gesagt, dass DU dasselbe auch einmal zu ihm gesagt hättest und dass er sie davon auch nicht hatte vertreiben lassen. Und dann sah es so aus…es sah so aus, als hatte Damon Elena küssen wollen, und Elena hatte das anscheinend auch gedacht, aber Damon hatte nur gelacht und gesagt: Mensch, Elena…also wenn du’s wirklich so dringend nötig hast, gerne, aber glaub mir: vielleicht läufst du dann MIR hinterher oder so was ähnliches.“ Sie verstummte. Stefan sah sie nachdenklich an; dann verfinsterte sich sein Gesicht. „So ein Arschloch!“, murmelte er und drückte Elena instinktiv fester an sich, die bereits eingeschlafen war. „Ich schwöre es, dafür wird er büßen.“ „Wieso? Was ist daran so schlimm?“, fragte April. „Ich versteh hier nur Bahnhof.“ Stefan seufzte. „Dafür müsste ich dir die ganze Geschichte erzählen.“, sagte er. „Die ganze Geschichte, wie das mit uns angefangen hat.“ „Okay.“ Stefan holte tief Luft. Und dann begann er zu erzählen. „Also, das ist alles schon ziemlich lange her, und ich weiß nicht mal, ob es dich interessiert, aber wenn du wirklich wissen willst, warum Damon so dermaßen…bescheuert ist, dann hör zu.“ April nickte stumm. Stefan strich Elena das Haar aus dem Gesicht. „Es war vor vielen Jahren…wie du sich er weißt, sind Damon und ich Brüder, aber damals waren wir noch gute Brüder, das heißt, wir haben uns verstanden, gut genug, um uns nicht gegenseitig die Köpfe abzureißen. Unsere Familie hat Mystic Falls mitgegründet, und deshalb haben wir hohes Ansehen genossen. Eigentlich kann man sagen, dass alles so ziemlich perfekt war, bis…“ Er hielt kurz inne. „Bis sie auftauchte.“ „Sie?“ April zog die Beine an. „Wer ist sie?“ „Das schönste Mädchen, das ich jemals gesehen habe“, sagte Stefan und sah April ernst an. „Sie war so schön, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schön sie war. Sie hieß Katherine, Katherine Pierce. Es kam natürlich, wie es kommen musste, und ich verliebte mich in sie. Leider.“ Er seufzte. „Wir kamen gut miteinander aus, es schien so, als würde auch sie mich sehr gern haben. Es klappte eigentlich ziemlich gut mit uns, sie nahm mich, wie ich war, und das war gut so. Damals wusste ich natürlich nicht, was ich angerichtet hatte. Ich wusste nicht, dass mich bald eine Lawine von Ereignissen überrollen würde, die mich erdrückte. Es fing damit an, dass Damon auftauchte. Unser Verhältnis hatte sich nicht verschlechtert, aber trotzdem war da irgendetwas, wenn seine und Katherines Blicke sich kreuzten. Ich kümmerte mich nicht weiter darum, ich wusste, dass Damon ein Weiberheld war, warum sollte er mir ausgerechnet Katherine ausspannen, wenn er jede andere Frau haben könnte? Ich hatte aber nicht genug darüber nachgedacht. Ich wusste, dass da irgendetwas war zwischen Katherine und Damon, aber ich verdrängte es. Vielleicht weil ich Katherine so liebte, oder vielleicht auch, weil ich mich nicht mit solch einem Zeug aufhalten, sondern mein Leben mit Katherine genießen wollte. Das war ein schwerer Fehler. Ich hatte die ganze Zeit gewusst, dass Damon und Katherine etwas miteinander hatten, aber als ich es dennoch erfuhr, hätte ich Damon am liebsten umgebracht. Gegen Katherine verspürte ich keinen Zorn, sie war zu zart, zu schön dafür, also redete ich mir ein, dass es nur Damons Schuld sei. Irgendwann wurde Katherine dann des Vampirismus beschuldigt und außer Gefecht gesetzt. Damon und ich – denn wir liebten sie ja beide – versuchten, sie aus den Klauen der Dorfbewohner zu befreien, aber dabei wurden wir beide angeschossen. Ich glaube, wir waren tot damals, für einen ganz kurzen Zeitraum, aber wir erwachten. In der Nacht, in der wir wieder auferstanden, erfuhren wir, dass Katherine tatsächlich ein Vampir war und uns ebenfalls zu Untoten gemacht hatte. Und in dieser Nacht bekamen wir auch unser erstes Opfer. Man war geschockt darüber, uns zu sehen, wenn auch manchmal nur flüchtig, denn man dachte ja, man hätte uns getötet. Nach einiger Zeit gerieten Damon und ich auseinander; unsere Wege trennten sich. Wir liebten beide Katherine, aber so konnte das nicht klappen. Jeder von uns wollte sie für sich, und das war das Problem. Keiner von uns konnte sie für sich haben, ohne damit den Zorn des anderen auf sich zu spüren. Also verabschiedeten wir uns – am besten für immer. Aber natürlich kam alles ganz anders als erwartet. Ich kehrte zurück nach Mystic Falls und begnetete Elena – sie war das Ebenbild von Katherine, und meine Liebe zu Katherine schwand mit jedem Stück, das ich Elena mehr liebte. Und so verlor sich das Gefühl schließlich irgendwann ganz. Selbstverständlich tauchte auch Damon wieder auf, und selbstverständlich sah auch er Elenas Ähnlichkeit zu Katherine. Die Probleme gingen von vorne los. Damon redete mir ein, dass ich Elena nur lieben würde, weil sie Katherine so ähnelte, aber das ist eine Lüge. Meine Liebe zu Katherine war ausgelöscht, und ich erkannte, wie hinterhältig sie gewesen war; die ganze Zeit hat sie versucht, Damon und mich gegeneinander auszuspielen, und das hatte sie geschafft. Ich weiß nicht, wie oft Damon versucht hat, Elena für sich zu gewinnen, ich kann die Versuche nicht an hundert Händen abzählen. Aber er hat niemals aufgegeben. Bis zu dem Tag, an dem Katherine auftauchte. Wir dachten alle, sie wäre tot, wäre von den Menschen umgebracht worden, aber sie lebte – und machte uns das Leben natürlich wieder zu Hölle. Vor allem Damon. Ich glaube, sie hat ihn nie wirklich geliebt. Ich glaube, er war nur ihr Spielzeug, wenn ihr langweilig war. Ich weiß nicht, was genau sie zu ihm gesagt hat, ich weiß nur, dass er sie seit diesem Tag meidet wie die Pest. Seine Gefühle für sie waren mit einem mal wie weggeblasen – er redete mit Verachtung von Katherine, die mit allen Mitteln versuchte, Elena und mich zu trennen und mich wieder für sich zu gewinnen. Aber keiner von uns Brüdern, weder Damon noch ich, empfanden noch etwas für sie. Sie beschloss dann also, mit Gewalt vorzugehen. Mehrere Male hätte sie Elena fast getötet, aber letzendlich konnten wir sie dann vertreiben. Wir konnten sie nicht töten, sie war mit Elena verbunden wegen eines Fluchs einer Hexe. Also vetrieben wir sie nur. Seit Katherine verschwunden ist, scheint Damon aber Elena zu hassen, was ich absolut nicht verstehen kann. Ich meine, was hat sie damit zu tun? Sie kann nichts dafür, was in der Vergangenheit geschehen ist, aber Damon will sie unbedingt so leiden lassen, wie er litt, als sie ihn abgewiesen hatte. Und ich glaube, das setzt Elena sehr zu.“ April hatte mit offenem Mund zugehört. Sie sagte nichts zu Stefans letzten Sätzen, sie sagt nicht, dass sie vermutete, dass Elena jetzt, wo Damon sich nicht mehr für sie interessierte, doch sehr traurig darüber war – sie hatte Elenas Blick gesehen, den Blick voller Hass…und doch voller Zuneigung. „What the fuck“, sagte sie und atmete tief ein und aus. „Das ist eine krasse Geschichte…sorry, wenn ich das jetzt sage, aber wie konntest du dich nur in diese Schlampe von Katherine verlieben? Ich meine, das, was ich jetzt über sie gehört habe, war nicht gerade positiv.“ Stefan musste lachen. „Sie war nicht immer so, April. Ich habe sie wirklich geliebt, und sie mich. Aber dann ist alles außer Kontrolle geraten…“ „Wegen Damon“, fügte April hinzu und konnte nicht anders, als ein wenig patzig klingen. „Ja, ja, die Anderen sind immer die Bösen.“ „Das hab ich nicht gesagt“, meinte Stefan und wich Aprils Blick aus. „Ein wenig sind alle daran Schuld…aber das, was Damon getan hat, war nun wirklich nicht nötig.“ „Ihr redet über mich?“, sagte eine Stimme spöttisch. Stefan sah Damon an, der das Wohnzimmer betreten hatte, aber April versteckte sich hinter einem Kissen – was total absurd war, denn Damon hatte sie so oder so schon entdeckt. „Oh, wie süß“, sagte Damon ironisch und betrachtete die schlafende Elena; April sah Stefan an, dass dieser sich arg zusammenreißen musste, um seinem Bruder nicht sofort eine runter zu hauen. „Hallo, April“, sagte Damon grinsend und setzte sich neben sie. Sie warf ihm ein Kissen an den Kopf. „Was machst du hier?“, piepste sie. Damon hob eine Augenbraue. „Ich wohne hier.“ Ach ja, stimmt. April errötete. Daran hatte sie gar nicht gedacht. „Dürfte ich erfahren, wie mir die Ehre zuteil wurde, dass ihr über mich redet?“, fragte Damon und setzte sein strahlendstes Lächeln auf. April schoss das Blut augenblicklich in den Kopf, zum Glück bemerkte es niemand. „Warum hast du Elena zum Weinen gebracht, Damon?“, wollte Stefan wissen ohne auf Damons Frage einzugehen. Damon runzelte die Stirn. „Was meinst du?“ April hörte den Sarkasmus deutlich aus seiner wunderbaren Stimme heraus. „Ich verstehe nicht, warum du sie so hasst“, fuhr Stefan fort. „Wenn du sie nicht leiden kannst, dann rede nicht mit ihr und geh ihr aus dem Weg, aber werf ihr nicht Sachen an den Kopf, die rein gar nichts mit ihr zu tun haben.“ Damon warf April einen unergründlichen Blick zu. „Ah, sie haben es dir also erzählt…bei wem darf ich mich bedanken? Bei Elena oder April?“ Stefan schwieg; er schaute seinen Bruder nur an. Er sah wütend aus, sehr wütend. „Du warst nicht besonders nett, Damon“, sagte dann eine Stimme, die aus Aprils Mund kam. Hilfe! , schoss es ihr durch den Kopf. Was sag ich denn da? „Elena kann nichts dafür, dass sie Katherine so ähnlich sieht, und dass Katherine so ne Mistkuh ist, brauchst du also nicht an Elena auszulassen. Ich meine, klar, sie hat dich abgewiesen, da wär ich auch sauer, aber hast du dir schon mal Gedanken darum gemacht, warum alle Mädchen und Frauen nicht mit dir zusammen sein wollen? Also, so richtig ernst? Warum sie dich nicht lieben können? Denk mal darüber nach.“ Damon blickte sie für einen kurzen Augenblick nur stumm an; dann stand er auf und ging aus dem Wohzimmer in die Küche. Stefan seufzte. „Was?“ April zuckte mit den Schultern. „Ist doch so!“ Sie konnte dabei selbst kaum glauben, dass diese Worte aus ihrem Mund gekrochen waren. Als Stefan nur die Augenbrauen hob, stöhnte April und stand auf. Dann ging sie schweren Herzens in die Küche und schloss die Tür hinter sich. Damon saß an einem Tisch und nippte von einem Glas, in dem sich eine orangebraune Flüssigkeit befand. Neben ihm auf dem Tisch stand eine geöffnete Flasche Whiskey. April holte sich ebenfalls ein Glas aus einem der Schränke – Höflichkeit hin oder her – und setzte sich Damon gegenüber; mit einer Hand schüttete sie den Whiskey in ihr Glas. Als sie davon probierte, hatte sie das Gefühl, ihr Kopf würde explodieren. „Aufpassen“, sagte Damon, sah sie aber nicht an. „Der ist zu stark für einen Menschen.“ „Willst du damit sagen, dass ich als Mensch keinen Alkohol vertrage?“, fragte sie trocken und ohne genau zu wissen, was sie da tat, nahm sie die Flasche in die Hand und setzte sie an die Lippen. Sie versuchte, das brennende Gefühl in ihrem Hals zu ignorieren, als der Whiskey ihre Kehle hinunterrann, aber das war gar nicht so einfach. Damon war erst unbeeindruckt, aber als die Flasche sich langam leerte, fing er an zu grinsen. April knallte die Flasche auf den Tisch und fuhrs ich mit der Hand über den Mund. Sie hatte das Gefühl, alles doppelt und dreifach zu sehen. Verdammt, welcher Teufel hatte sie gerade eben nur geritten? Sie holte tief Luft; ihr war schwindelig. „Okay, vielleicht hattest du Recht, und ich vertrag das echt nicht“, sagte sie und fasste sich an den Kopf. „Uäääh, das ist ja sauuncool…“ „Das passt schon so“, sagte Damon, beugte sich über den Tisch und drückte April einen Kuss auf den Mund. Erst war April geschockt, aber nach einigen Sekunden genoss sie es. Sie schloss die Augen und zog Damon näher an sich heran; dieser knallte mit voller Wucht auf den Tisch. April riss die Augen auf und machte sich von Damon los. Oh Gott, sie hatte vollkommen vergessen, dass sie sich ja gar nicht gegenüber standen! Erst bewegte Damon sich nicht und April konnte ihn nur anstarren; dann fing der Vampir an lauthals zu lachen. April war total perplex. Was, er wirft mir keine Beleidigung an den Kopf? „Du bist so verrückt“, lachte Damon und sah sie direkt an; wenn er lachte war er noch schöner. „Du bist echt total durchgeknallt!“ „Ähm…ist das jetzt ein Kompliment oder eine Beleidigung?“, fragte April; ihre Lippen brannten noch von dem Kuss. Bis jetzt hatte sie schon drei verschiedene Arten seiner Küsse proben dürfen; der erste Kuss war stürmisch und unruhig gewesen. Der zweite Kuss leidenschaftlich und erregend. Und dieser letzte, dritte Kuss…war voller Liebe und Hingabe gewesen. Täuschte sie sich, oder empfand Damon vielleicht doch etwas für sie? „Kannst du dir aussuchen“, sagte Damon leise und zog April auf den Tisch. Dann beugte er sich über sie. Ihre Lippen waren sich so nah, dass April seinen kalten Atem auf ihrem Mund spüren konnte. Ihr war ganz heiß auf einmal. „Ich glaube, ich nehm das als Kompliment…“, flüsterte sie zurück, und als ihre Lippen sich erneut trafen, fühlte sie sich so gut. Sie fühlte sich geliebt, begehrt – sie fühlte sich schön. Es war ein gutes Gefühl, Damon zu küssen – nein, kein gutes Gefühl. Ein überragendes Gefühl. Damon hielt kurz inne und löste sich von ihren Lippen. In seinen Augen lag etwas, das April bei ihm noch nie gesehen hatte, etwas Liebevolles, Vertrautes. „Und? Warum können mich die Frauen nicht lieben?“, fragte er leise und bedeckte ihren Hals mit Küssen; April musste das Seufzen unterdrücken, das ihrer Kehle entringen wollte. „Weil du…weil du…“ April brachte den Satz nicht zu Ende, als sich Damons Hand unter ihr Hemd schob. Sie platzte fast vor Aufregung. „Weil du…“ Sie seufzte als seine Lippen quälend langsam ihren Oberkörper erreichten. „Weil ich?“ Damon grinste. April schlang ihm die Arme um den Nacken und zerrte ihn schon fast zu sich hinunter. Verdammt. Sie durfte nicht zu weit gehen. Wenn Bonnie, Stefan und Elena Recht hatten, dann war auch sie nur wieder eines von Damons vielen, nebensächlichen Langeweile-Spielzeuge. In diesem Punkt schien er Katherine ziemlich ähnlich zu sein, und unwillkürlich war April davon angewidert. Sie wünschte sich so sehr, dass Damon sie liebte, dass es ihr schon fast Angst machte. „Du kannst jede bekommen…“, wisperte April und strich mit dem Finger über seine Lippen. Wie weich… „Warum dann ausgerechnet ich?“ Damon sah sie an. Seine Augen waren dunkel geworden, das Dunkelblau einer klaren Nacht vertrieb das strahlende, eisige Blau. „Weil…“ Jetzt fehlten anscheinend ihm die Worte. April konnte nicht anders als lächeln. „Weil…ähm…“ Damon lachte. „Keine Ahnung?!“ April schmollte. „Hmmm…sehr nett. Findest du mich gar nicht schön , oder so?“ Sie spürte nicht, wie sich der Alkohol in ihr bemerkbar machte. „Du bist das schönste Mädchen, das ich jemals gesehen habe“, raunte er ihr ins Ohr; von seiner Nähe wurde April ganz schwindelig. „Noch schöner als Katherine oder Elena?“ April fuhr mit den Fingern seine Gesichtszüge nach. Sie wusste jetzt, dass sie betrunken war, und dass das, was sie sagte, sie eigentlich töten müsste weil es so peinlich war, aber es war ihr egal. Sie wollte nicht mehr vor Damon davonlaufen – sie wollte mit ihm zusammen sein, egal, was es kostete. „Noch schöner als alles auf der Welt“, sagte Damon und küsste sie erneut. April hätte ihm am liebsten sofort die Klamotten vom Leib gerissen, aber sie hielt sich zurück. Damon sollte ja nicht glauben, dass er sie wie alle anderen abspeisen konnte – so nach dem Motto „Ein Fick, und gut ist.“. Sie würde sich ihm so lange entziehen, bis sie sich sicher war, dass seine Gefühle für sie echt waren – und dass sie es wikrlich wollte. Der Kuss dauerte lange, sehr lange. Bestimmt war Elena schon aufgewacht und Stefan fragte sich wahrscheinlich, was Damon und sie wohl in der Küche trieben, aber es wäre wohl für sie beide besser, wenn es niemand erfahren würde. Im Kuss vertieft bemerkten beide nicht die Augen, die zum Fenster hineinschauten und sie beobachteten. Und den abgrundtiefen Hass. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)