Blumenmeer von abgemeldet (am Ende bleibt nur die Erinnerung) ================================================================================ Prolog: Meeresrauschen ---------------------- 8.März 2011 Der eisige Wind peitschte gegen ihren schlanken Körper und ließ die junge Frau frösteln. Sie zog ihre Jacke höher und band den Schal noch enger um ihren Hals. Die junge Frau breitete ihre Arme aus, als wollte sie, dass der Wind sie auf seinen eisigen Schwingen mit sich trug. Aber nein ihre Zeit war noch nicht gekommen. Sie würde warten, bis die Zeichen der Zeit sie mit sich trugen und sie ihre allerletzte, ewige Ruhe finden würde. Sie zog die Arme wieder dicht an ihren Körper und versuchte mit ihren, in Handschuhe eingepackte Hände, etwas aus ihrer Tasche zu befördern. Möglichst sodass es dann auch noch in einem Stück war. Sie beförderte eine weiße Orchidee hervor und bedachte diese mit einem traurigen Lächeln. Luisa spürte bereits wieder das Brennen in ihren Augen, lange würde sie die Tränen nicht mehr zurück halten können. Man sollte ja meinen, dass Gott so gnädig gewesen wäre und jedem Menschen nur eine begrenzte Anzahl an Tränen gegeben hatte, die dieser für eine bestimmte Person vergießen konnte. Aber Gott hatte auch heute kein Einsehen mit Luisa. Auf schwankenden Beinen ging sie den Strand hinunter und blieb direkt vor dem tobenden Wasser stehen. Sie war ebenso aufgewühlt, wie das Wasser das mit aller Kraft gegen alles peitschte, was im auf seinem Weg in die Quere kam. Ihre Stiefel versanken langsam ein wenig im feuchten Sand und noch mehr, als Luisa sich zu Boden bückte. Stumm tropften Tränen in den feuchten Sand und verloren sich in den weiten der Ostsee. Hier hatten sie gemeinsam ihren ersten Urlaub verbracht und hier sollte nun alles enden. Sie küsste die weiße Orchidee und warf sie dann in das salzige Wasser, in der Hoffnung dieses würde die Blume weit fort tragen, in die Freiheit. Die Stimme meiner Seele spricht ganz leise. Manchmal auf eine Weise, die ich selbst nicht versteh... Kapitel 1: Sternschnuppe ------------------------ Hallo liebe Leser, ich habe mal wieder ein etwas größeres Projekt begonnen. Ich würde mich über Rückmeldung von euch freuen oder was immer ihr mir zu meiner neuen Fanfic mitteilen wollt. Innerhalb der Kapitel wechsel ich hin und wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit/Erinnerung. Ich hoffe es verwirrt euch nicht zu sehr ^^ Viel Spaß beim Lesen Liebe Grüße Deanna_ Text = Erinnerung/Vergangenheit Text = Gegenwart »Text« = Gedankengänge (das Datum bezieht sich auf die Gegenwart im Kapitel) 10.Dezember 2010 „Jetzt guck doch nicht schon wieder so traurig Lulu.“ Die junge Frau drehte sich um und strahlte ihre Freundin an. „So besser?“ Charlie ging auf sie zu und rückte ihre rote Brille zu Recht. „Nur wenn dir auch nach Lächeln zu Mute ist und du es nicht nur tust, weil ich es so schöner finde.“ Ein paar unendlich scheinende blaue Augen bohrten sich in unscheinbare grüne Augen und fixierten die Person gegenüber. „Ja mir ist wirklich nach Lächeln zu Mute, aber wenn ich mir ansehe, was Elli wieder gemacht hat, dann ziehe ich es doch vor mich heulend in eine Ecke zu verziehen.“ Luisa sah ihre Freundin ein bisschen böse an. „Du hast gesagt, dass sie stubenrein ist.“ Charlie senkte ihren Blick kurz und zog dann einen gekonnten Schmollmund. „Ich kann doch auch nicht vorhersehen was sie macht. Soweit ich mich erinnere soll ich mich in Schüler hinein versetzen und nicht in Katzen.“ Die rothaarige steckte ihrer Freundin die Zunge raus und kraulte dann Elli, die gerade an getapst kam. „Elli du sollst doch auf dein Katzenklo gehen.“ Charlie deutete auf das pinke Katzenklo, dass unverkennbar mit Strasssteinchen beklebt war. „Ganz ehrlich Schatz, bei aller Liebe zu dir und deinem Fabel für pink, ich versteh schon warum Elli lieber in der Erde meiner Blumen ihr Geschäft macht.“ Charlies Schmollmund wurde noch breiter und ihre Augen glitzerten verdächtig. „Ihr habt doch alle kein Geschmack.“ Wütend stampfte sie davon und Elli, als auch Lulu sahen ihr verwirrt hinter her. „Elli, ich glaube wir müssen Charlie noch ein wenig erziehen.“ Sie lachte und die kleine Katze mauzte vergnügt auf. Plötzlich würde die Kleine ganz ruhig und duckte sich. Ja Luisas böser Blick war schon immer reichlich tödlich gewesen. „Nun tu nicht so unschuldig, da drüber steht dein Klo und ich sage du gehst da rauf auch wenn es glitzert.“ Elli schien das aber weniger zu interessieren und sie tapste wieder in ihr Körbchen, anscheinend machte es einen sehr müde den ganzen Tag von Charlie gekrault zu werden. „So gut wie du möchte ich es auch mal haben.“ Die kleine Katze war aber schon längst ins Land der Katzenträume verschwunden. Leise vor sich hin schimpfend, machte sich Luisa daran, das fehlplatzierte Geschäft der kleinen Katze zu beseitigen. Als sie wieder zurück in das großzügige Wohnzimmer kam, saß ihre Freundin auf der beigen Couch und vergnügte sich anscheinend mit dem zweiten tierischen Mitbewohner. „Das ist wieder so typisch von dir Charlie, wenn dein Haustier nicht macht was du willst, nimmst du einfach meins.“ Lulu stemmte ihre Arme in die Hüpfte und versuchte streng zu gucken, was ihr aber ein wenig misslang. Soeben hatte sich ihre kleine Hamsterdame Lola in Charlies T-Shirt verkrümelte und versuchte ihren BH anzufuttern. „Oh.“ Charlie versuchte den kleinen Hamster raus zu holen, aber sie biss ihr dabei in den Finger. „Du meckerst immer über Elli, dabei ist Lola auch nicht besser erzogen.“ Charlie verzog das Gesicht, nicht wissend ob sie lachen sollten, weil es kitzelte oder eher in Sorge, weil Lola ihren teuren neuen Bh anfraß. Lulu schüttelte den Kopf und nahm die Sache selbst in die Hand. Sie setze sich auf Charlies Schoß und griff vorsichtig in das Dekolleté ihrer Freundin. Lola roch kurz an der Fingerspitze und schien zu merken zu wem diese Finger gehörten. Eifrig sprang sie auf die dargebotene Hand und leckte über die Hand von Lulu. „Wenn das nicht erzogen ist, ja dann weiß ich auch nicht.“ Lulu grinste und setze Lola wieder in ihren Käfig, der ebenfalls seinen Platz in der Wohnstube hatte. Als sie sich wieder umdrehte, blickte sie direkt in Charlies wunderschöne blaue Augen, die sie liebevoll ansahen. „Mein Held.“ flüsterte und schlang ihre Arme um Luisas Nacken. Diese küsste sanft ihre Stirn und lächelte. „Wenn schon Heldin.“ dabei betonte sie, das „IN“ extra. Schmunzelnd massierte Charlie einen empfindlichen Punkt an Lulus Haaransatz, so dass diese genießerisch ihre Augen schloss. „Ich liebe dich.“ hauchte die Rothaarige und verschloss dann den Mund ihrer Freundin mit einem gefühlvollen Kuss. Charlie hatte zu Beginn ihres Studiums sehr viele Frauen geküsst, mit nicht Wenigen davon, war sie anschließend auch im Bett gelandet. Aber seit fast genau 2 Jahren küsste sie nur noch eine einzige Frau und das war Luisa. Die hübsche junge Frau mit den langen braunen Haaren, mit denen sie immer spielte. Die Floristin aus dem Blumenladen, nicht weit entfernt von der Uni, in der Charlie auf Lehramt studierte. Sie beiden liebten Blumen, was sich auch in ihrer gemeinsamen Wohnung widerspiegelte. Elli freute sich sehr über das viele Grünzeug, in dem sie spielen konnte wie in einem Dschungel. Lulu und Charlie hatten sich gesucht und gefunden, nichts schien ihr Liebesglück zerstören zu können, nicht einmal die erste gemeinsame Wohnung. Wenn auch Lulu zu furchtbarer Unordnung neigte, so konnte sie sehr gut kochen und tat dies auch so immer sich die Gelegenheit bot. Schließlich konnte sie ja nicht zu lassen, dass Charlie verhungerte. Die, von Kindesbeinen an schon sehr dünne, junge Frau, musste ja nun nicht noch dünner werden. Plötzlich kicherte Charlie unerwarterweise in den Kuss und Lulu brach ihn irritiert ab. „Was ist denn so lustig?“ Dann hörte sie ein leises Mauzen und sah hinab. Aus müden Augen guckte sie Elli an und mauzte noch einmal. „Ich glaube sie fühlt sich vernachlässig.“ Lulu schnappte nach Luft. „Ich sollte mich eher vernachlässig fühlen. Elli kriegt ja mehr Zärtlichkeiten von dir, als ich im Moment.“ Charlie nahm Elli hoch und legte dann ihren freien Arm um ihre Schultern. „Schatz?“ Lulu versuchte angestrengt nicht in die Richtung der schönen Rothaarigen zugucken, aber es misslang ihr dann doch. „Ja?“ Sie drehte ihr Gesicht in die andere Richtung und musste dann lachen. Charlie, als auch Elli sahen sie aus großen Kulleraugen an. Zudem leckte sich Elli noch über ihre Nase, einen Schmollmund wie Charlie konnte die kleine Katze dann doch nicht. „Wir haben dich beide ganz doll lieb und Lola sicher auch, aber die kann ich jetzt nicht rausholen.“ Lulu strahlte und streichelte die kleine Katze, nachdem sie ihre Freundin zärtlich auf die rosigen Lippen geküsst hatte. „Ich verspreche, ich werde dich nicht mehr vernachlässigen.“ Charlie lächelte und drückte die Hand ihrer Freundin. „Ach du bist echt unmöglich, die armen Kinder, die du mal unterrichtest.“ Jetzt schnappte Charlie nach Luft und ließ schnell Elli runter. „Na warte Fröhlich, dass bekommst du zurück.“ Luisa rannte so schnell sie konnte aus dem Wohnzimmer, dicht gefolgt von Charlotte. „Bleib stehen?“ rief sich halb ernst und halb laut lachend. Die Braunhaarige dachte jedoch nicht im Geringsten daran. Unglücklicherweise übersah sie aber einen ihrer Schuhe und fiel gegen die nächste Wand. Dann spürte sie Charlie schlanke Finger auf ihrem Oberkörper. „Hab dich. sagte sie lachend und küsste ihre Freundin dann. „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott wohl tatsächlich gleich.“ Sie lachten Beide und gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Elli ganz gespannt vor Lolas Käfig saß und versuchte ihre Pfote durch die engen Gitterstäbe zu schieben. „Elli!“ rief Charlie in einem scharfen Ton, der die kleine Katze nur dazu brachte mit dem Katzenschwänzchen zu wackeln. Lulu verkniff sich ein Lachen und ging einen Schritt auf Elli zu. Sie hob drohend den Zeigefinger und hatte „Elli“ noch nicht ganz ausgesprochen, da spurtete die Kleine in ihr Körbchen. „Warum klappt das bei dir sofort und bei mir nicht?“ Charlie sah sie hilflos an und beobachtete, wie Elli sich in die Decke murmelte. „Tja…“ Sie ging zur Balkontür und sah aus dieser. Charlotte folgte ihr. „Ich hab hier wohl doch die Hosen an.“ Die Rothaarige stieß einen empörten Wortlaut aus, stellte sich dann neben ihre Freundin. „Nur weil unsere Haustiere auf dich hören heißt das noch lange nichts.“ Lulu zog sie kurz entschlossen an sich und buchsierte sie vor sich, so dass sie ihre Arme um Charlie legen konnte. Sie wollte etwas sagen, aber Lulu ließ sie Inne halten. „Lassen wir das Thema und genießen den Sternenhimmel ja?“ Charlie nickte stumm und lehnte sich sacht gegen ihre Freundin. Diese hatte recht, die Nacht war klar und jeder einzelne Stern, schien so klar am Himmel zu strahlen, wie noch niemals zu vor. Ein wahrlich magischer Moment. Und dann fiel eine Sternschnuppe. „Wünsch dir was.“ hauchte Charlie und drückte die Hände ihrer Liebsten sanft. Lulu schloss die Augen und flüsterte kaum hörbar. „Ich will immer mit dir zusammen sein.“ Als Lulu wieder ihre Augen öffnete, war Charlie einfach weg. Ein wenig verwirrt sah sie sich um und blickte dann auf Elli, die nun schon länger keine kleine Katze mehr war. Schlagartig wurde es ihr wieder bewusst. Charlie war nicht hier. Tränen der Trauer und Verzweiflung rannen über ihre blassen Wangen. Leider können Sternschnuppen nicht jeden Wunsch erfüllen… Kapitel 2: Kommst du auch? -------------------------- Ein besonderer Dank gilt, der mir das erste Kommentar zu meiner neuen Fanfic geschrieben hat. DANKE ^.^ 13.Dezember 2010 Die langen Vorhänge, vor ihrem Fenster bewegten sich leise raschelnd im Wind und striffen immer wieder über den weißen Teppich in ihrem Schlafzimmer. Vom Bett aus beobachtete Elli das Spiel interessiert, war dann aber doch noch nicht wach genug, um dies als Aufforderung zum Spielen wahr zunehmen. Leise schnurrend streckte sie sich und tapste über das Bett hinweg zu Lulu, der die weiche Decke bis zum Kinn hoch reichte. Die junge Katze leckte über ihre Wange und musste sich in Acht nehmen, nicht von Lulus Hand getroffen zu werden, die sich wieder und wieder an diese Stelle fasste. Nach und nach erwachte auch die junge Frau, wenn gleich sie sich auch wenig ausgeschlafen fühlte. Sie strich über Ellis weiches rotes Fell und entlockte ihr ein entspanntes Mauzen. Lächelnd setze sie sich auf und zog die junge Katze an sich. Seit Tagen schon war Elli sehr ruhig geworden und schien immer angespannt, aber heute schien es ihr besser zu gehen. Aus neugierigen Augen betrachtete Elli sie und kuschelte sich an Lulu. „Na meine Große.“ Sie brachte ein recht verunglücktes Lächeln zu Stande und ließ es deshalb auch sein. Müde und erschöpft schwang sie ihre langen Beine über die Kante des Bettes und tastete nachdem weichen Teppich. Mit einer Vorsicht, als rechnete sie jeden Moment damit, zusammen zu sacken, erhob sie sich und streckte ihre angespannten Glieder. Die Vorhänge ließ sie zu, schloss aber das Fenster. Sie spürte die beißende Kälte in ihrem Schlafzimmer nicht, sie fühlte lediglich den Teppich unter ihren Füßen, der ihr versicherte dass sie im Moment fest auf ihren zwei Beinen stand. Elli verließ schnell das kalte Zimmer und tapste in die warme Küche. Die Fußbodenheizung erwärmte die mediterranen Fließen jeden Morgen automatisch. Lulu wusste nicht wo der Knopf zum abschalten war und beließ es deshalb auch dabei. Sie öffnete langsam den Kühlschrank und griff nach dem einzig Essbaren in ihrem Kühlschrank. Ein Naturjogurth. Sie musste dringend einkaufen gehen, aber im Moment fehlte ihr die Kraft, das Haus zu verlassen, geschweige denn einkaufen zu gehen. Solange noch genug Futter für Elli und Lola da waren, sah sie sich nicht genötigt ihre sichere Wohnung zu verlassen. Vorsichtig setze sie sich auf einen der Hocker und ließ ihre Beine Lustlos um her baumeln. Elli rollte sich auf dem Boden hin und her, sie genoss sie Wärme sichtlich. Lulu musste schwer schlucken, dieses Bild rief Erinnerungen wach, die sie einfach nur noch los werden wollte. Vergessen. Verdrängen. Alles, aber nicht erinnern. Charlie kniete auf allen Vieren auf dem warmen Boden, der kleinen Küche und betrachtete voller Entzückung, wie Elli sich auf dem Boden umher rollte und dabei vergnügt schnurrte. Es war kaum 3 Tage her, dass sie Elli einfach mit nach Hause gebracht hatte und nun konnte sie gar nicht mehr von dem kleinen Fellknäul lassen. „Guck doch mal Lulu, ist das nicht süß?“ Lulu schielte über den Rand ihrer Tasse und blinzelte. Eine Katze. »Oh ja wie süß« Resigniert faltete sie die Zeitung zusammen und legte sie in den Korb an der Seite des kleinen Tisches. Sie kniete sich hinunter zu Charlie und der kleinen Elli. „Hör mal Schatz, ich glaube nicht das das eine gute Idee ist, wenn die Katze bei uns bleibt.“ „Elli!“ Lulu sah Charlotte verwirrt an. „Die Katze heißt Elli.“ erwiderte diese daraufhin und drückte den kleinen Fellknäul an sich. „Gib ihr keinen Namen, wenn du noch nicht mal weißt, ob sie überhaupt bleiben darf.“ Lulu fuhr sich durch ihr langes braunes Haar. Manchmal benahm Charlie sich aber auch wirklich wie ein kleines Kind. „Ich habe aber beschlossen, dass sie bei uns bleibt.“ Lulu zog die Augenbrauen zusammen. »Uns« „Es ist ja nicht so, dass ich die Katze nicht süß finde.“ Ihre Freundin bedachte sie mit einem bösen Blick. „…,dass ich Elli nicht süß finde, aber wie stellst du dir das vor? Ich muss arbeiten und du musst zur Uni gehen. Die Semesterferien sind grad erst vorbei, du hast keine Zeit für eine Katze.“ Lulu wollte nicht so hart zu ihrem Liebling sein, aber es war auch nicht gut für ein kleines Kätzchen hier zu sein, wenn sich doch Niemand um sie kümmern konnte. Elli hatte sich auf Charlies Schoß zusammen gerollt und schnurrte nun leise vor sich hin, während die Rothaarige das Kätzchen streichelte. „Aber wir könnten doch Elias und Emily fragen, ob sie uns unterstützen.“ Es tat Lulu weh, ihre Freundin so zu sehen. Wenn sie vielleicht etwas mehr Zeit hätten? Aber so war es doch einfach nicht machbar. „Ich dürfte Zuhause nie eine Katze haben.“ sagte Charlie mit tränen erstickter Stimme. Tränen liefen über ihr schönes Gesicht. Elli hatte das auch registriert und leckte über ihre Hand. „Charlie.“ flüsterte Lulu und erhob sich. Vorsichtig nahm sie ihre Freundin in den Arm und versuchte dabei nicht das kleine Kätzchen zu erdrücken. „Ich weiß Schatz.“ hauchte sie fast schon unhörbar und nahm dann das Gesicht ihrer Freundin in ihre Hände. Mit dem Daumen wischte sie die Tränen weg und küsste sie kurz auf die noch bebenden Lippen. „Ich will dir auch wirklich nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Aber was ist mit Lola? Sie ist sicher ein kleiner Leckerbissen für Elli.“ Charlies Gesicht erhellte sich ein wenig. Ihr war klar es fehlte nicht mehr viel, dann hatte sie Lulu rum. „Elli ist doch noch viel zu klein dafür und außerdem sieh sie dir an. Könnte dieses kleine Kätzchen einer Fliege was zu Leide tun?“ Charlie hielt Lulu Elli entgegen und diese musterten sich gegenseitig. Die Braunhaarige war sich sicher, dass das Kätzchen gerade besonders süß drein schaute. Würde sie wohl auch tun, wenn man mit einem Fuß auf der Straße sah. Zögerlich streckte sie ihre Hand aus und sofort leckte Elli über ihre Fingerspitzen. „Ich glaube nicht das ich das jetzt sagen, aber ja sie darf bleiben.“ Quietschend fiel Charlie ihrer Freundin um den Hals und erdrückte dabei fast den neusten Familienzuwachs. „Das fängt ja schon gut an.“ sagte Lulu schmunzelnd und kraulte das kleine Kätzchen. Damals war sie gegen den Einzug von Elli in ihre Wohnung gewesen, aber heute war sie sichtlich froh, dass sie sich nicht gegen die hübsche rote Katze entschieden hatte. Diese sah sie aus großen Augen an, so wie damals vor fast einem Jahr. Lulu wusste, dass Elli ihr nicht antworten konnte, aber das war egal. Wenigstens war sie noch das und das war es was im Moment für die Braunhaarige am meisten zählte. Grad als sie, die Katze hoch nehmen wollte, ertönte die Klingel und ließ sowohl Mensch, als auch Tier aufschrecken. „Wer kommt denn um diese Uhrzeit zu Besuch?“ Flüchtig sah sie auf die Uhr und musste fest stellen, dass sie natürlich wie immer viel zu lang im Bett gelegen hatte. Jegliches Zeitgefühl war ihr abhanden gekommen. So konnte sie abends nicht schlafen und verfiel oft in Heulkrämpfe und dachte viel nach. Sie fiel meist erst in einen unruhigen Schlaf wenn ihr Nachbar gegen 5 Uhr schon das Haus zur Arbeit verließ. Irritiert rutschte sie vom Hocker und folgte Elli in den Flur. Sie wollte nicht öffnen, sie wollte im Moment nicht reden. Nichts was man ihr sagte, konnte etwas ändern. Wenn nicht Jemand mit einer Zeitmaschine des Weges kam, dann konnte er gleich wieder umdrehen. „Luisa mach doch die Tür auf. Wir wissen das du da bist.“ „Na komm schon Lulumäuschen.“ Sie hielt sich erschrocken den Mund zu. Es waren Emily und Elias. „Elias…“ flüsterte sie tonlos. Charlies bester Freund. Sie wollte nicht mit ihm reden, auch nicht mit Emily, ihrer besten Freundin. Verwirrt fuhr sie sich durch ihr Haar und beschloss, sie einfach zu ignorieren. Sie setze zum umdrehen an, da erkannte sie das Geräusch des Schlüssels der in das Schlüsselloch geführt wurde. Sekunden später ging die Tür auf und sie blickte in die Augen von Emily und Elias. Diese hatten wohl nicht erwartet, dass Lulu gleich vor der Tür stehen würde. „Warum machst du nicht auf, wenn du schon vor der Tür stehst?“ Emilys Augen schienen sie zu durchbohren und so unterbrach sie den Blickkontakt. Sie ging einen Schritt auf ihre beste Freundin zu. Alles in allem wirkte Lulus ganze Körperhaltung sehr verschlossen. Man sah ihr an, dass sie Niemanden sehen wollte und schon gar nicht reden. Elias schloss zu den Frauen auf und ließ einen Einkaufstasche zu Boden gleiten. „Tut uns leid, dass wir dich stören. Wir wollten nur mal sehen wie es dir geht und dir etwas zu Essen bringen.“ Lulus Blick wanderte von Elias traurig wirkenden Augen zu der Einkaufstüte. Sie hatte kein Hunger, aber es war gut, wenn etwas Essen um Haus war, für den Fall, dass sich das noch ändern könnte. Unschlüssig standen sich die drei gegenüber und schwiegen. Nur Elli wuselte um Elias Beine und schnurrte. „Luisa.“ sagte Emily und zog ihre beste Freundin sanft an sich. „Es ist nicht gut, wenn du hier so allein bist. Willst du nicht mit…“ „Nein.“ sagte sie schroffer als es hatte klingen sollen. „Ich bleib hier.“ hauchte sie beinahe tonlos und wandte sich aus Emilys Umarmung. Körperkontakt war ihr im Moment einfach zu wider. Es tat ihr sehr leid, dass sie ihren Freunden kein besseres Bild bot, aber sie hatte ja auch nicht gewollt, dass Jemand sie so sah. Unschlüssig sah Elias zu Emily und nickte dann. „Wir gehen dann wieder ja?“ Lulu nickte schweigend und sah auf ihre nackten Füße. Elias hielt noch einmal kurz Inne. „Kommst du morgen trotzdem?“ Lulu wagte nicht auf zusehen. Tränen tropften auf den blanken Parkettboden. „Weiß nicht.“ bildete ihre Lippen und sie wischte über ihr Gesicht. „Wir holen sich morgen um 10 ab, meine Süße.“ Emily lächelte sie noch einmal an und dann verschwanden sie und Elias. Bei dem Gedanken an Morgen wurde ihr ganz schlecht. Sie stützte sich auf der Kommode ab und blinzelte. Elias und Emily würden sie abholen, sie würden sie zu Charlie bringen. Kapitel 3: Spiegel meiner Seele ------------------------------- 14.Dezember 2010 (nachts) 2:23 Uhr. Sie sehnte sich nach Schlaf, nach diesem leichtfüßigen, erholsamen und ruhigen Schlaf, aber so sehr Lulu es sich auch wünschte, daran war einfach nicht zu denken. Erschöpft und innerlich vollkommen leer, war sie bereits um kurz vor 9 in ihr großes Bett gefallen. In der Hoffnung heut wenigstens ein wenig Schlaf zu finden, hatte die hübsche junge Frau, ihre Decke bis über den Kopf gezogen und ihre Augen fest verschlossen. Aber bereits nach wenigen Minuten erlag sie der Erkenntnis, dass es einfach nicht so ging. Es fehlte einfach etwas, Charlie fehlte. Das Bett wirkte ohne sie so ungewöhnlich leer und riesig. Wenn auch Elli versuchte die andere Bettseite auszufüllen, so mussten beide wohl resigniert fest stellen, dass wie ein Tropfen auf einen heißen Stein wirkte. Elli schien sich in den Weiten des Bettes zu verlieren. Dabei war es ganz normal. 2mx2m, Standard. Aber so gänzlich allein fühlten sich diese 2 Meter wie eine Schlucht an. Charlies Geruch hing noch immer an der Bettwäsche und Lulu konnte diese einfach nicht wechseln. Seit Charlie gegangen war, klammerte sie sich an alles was sie an ihre Freundin erinnerte. Gleichzeitig wollte Lulu alles zerstören, was sie mit Charlie verband. Die Erinnerungen brannten wie Feuer in ihr und sie konnte es einfach nicht löschen. Es war nicht die Art von Feuer, die Charlie in ihr entfacht hatte mit einer kurzen Berührung oder einem Kuss. Es war dieses siedeheiße Feuer, das einem das Gefühl gab, man würde an dem Schmerz allein schon zu Grunde gehen. Wenn Lulu gewusst hätte, wie sehr Charlie ihr einmal weh tun würde, vielleicht hätte sie sich dann vor 2 Jahren einfach umgedreht und hätte die Rothaarige ignoriert. Aber für diese Überlegungen war es lang schon zu spät. Ihr Herz war gebrochen und lag blutend am Boden. Der Kleine Blumenlade, nicht unweit der Humboldt-Universität Berlin und der Charité, war zum Bersten voll und die Schlange ging sogar schon bis vor die Tür. Luisa schlüpfte durch die Eingangstür hindurch und musste einige verärgerte Blicke über sich ergehen lassen. Allerdings erhellten sich die Gesichter der Kunden zu Nehmens als sie preis gab, dass sie hier arbeitete. Mit 3 Floristinnen würde die Arbeit sicher schneller von der Hand gehen. „Tut mir leid Luisa, dass ich dich an deinem freien Tag zur Arbeit bitten musste.“ Roberta, die Inhaberin des kleinen Blumenladens, eine schlanke Frau Anfang 50, lächelte sie entschuldigend an und hielt ihr ihre grüne Schürze hin. „Ach was, das ist nicht weiter schlimm.“ Lulu ergriff diese und band sie sich um. Sie ließ ihren Blick durch den Raum gleiten und sagte dann zu ihrer Chefin. „Ich nehme mir mal die vor, die einen der bereits gebundenen Sträuße haben wollen, ok?“ Roberta nickte und machte sich wieder geschäftig daran, die Wünsche ihrer Kunden, so gut es ging zu erfüllen. Luisa ging zu einer älteren Dame und begrüßte sie nett. „Kann ich ihnen eventuell helfen?“ Die bereits ergraute ältere Dame lächelte erleichtert. Sie konnte sich zwischen 2 Blumensträußen einfach nicht entscheiden, Lulu half gern bei dieser Entscheidung, auch wenn der Laden voll war. Sie arbeitete gerne hier am Krankenhaus. Nach etwa 10 Minuten und einer angeregten Diskussion war die Entscheidung gefallen und die ältere Dame verließ zufrieden den Laden. Lulu fuhr sich durch das wirre Haar und wollte gerade zur Kasse zurück gehen, da tippte sie Jemand von hinten an. „Entschuldigen sie bitte.“ Die junge rothaarige Frau, lächelte etwas verlegen und nestelte nervös an ihrer Tasche herum. „Ja natürlich, wie kann ich ihnen den helfen?“ Lulu betrachtete interessiert wie sich die Wange der jungen Frau rötlich färbten. „Ich suche eine Blume.“ Sagte sie und sah Lulu erwartungsvoll an. Diese kicherte leise und blickte die junge Frau freundlich an. „Was anderes hätten sie hier auch nicht erwerben können.“ Jetzt musste auch die Rothaarige schmunzeln. „Es ist folgender Maßen. Eine Freundin von mir liegt hier im Krankenhaus und ich wollte sie besuchen. Sie ist naja eigentlich mehr als eine Freundin, aber halt nicht meine Freundin und…“ Das Gesicht der jungen Frau wurde noch etwas röter. „Also möchten sie einen Blumenstrauß, der aussagt, dass es mehr als eine freundschaftliche Geste ist, aber nicht ihre wahren Gefühle offenbaren wird?“ Die rothaarige schmunzelte über diesen Satz und nickte dann. „Ich glaube so in der Art hätte ich es gern.“ Luisa deutete der Frau ihr zu folgen und ging zum Tresen. Langsam aber sicher lichtete sich das Feld und die Schlange war nur noch innerhalb des kleinen Ladens. Roberta sah sie fragend an. „Ich kümmere mich schnell um den Wunsch, dieser jungen Frau und mach dann gleich bei den Sträußen weiter.“ Erklärte sie und Roberta nickte lächelnd. Die beiden Frauen sprachen kurz über die Bedeutung der einzelnen Blumen und dann wie sie es arrangieren wollten. Skeptisch betrachteten beide das Endergebnis und dann erhellte sich das Gesicht der Rothaarigen. „Er ist perfekt.“ Lulu lächelte und band ihn noch mit einer Schleife zusammen. „Sie wird sich sicher darüber freuen.“ Sie tippte den Preis in die Kasse ein und nannte der jungen Frau den Preis. Als diese ihre Portemonnaie in ihrer Handtasche suchte, hatte Luisa Zeit die junge Frau mal genau unter die Lupe zu nehmen. Ihr rotes langes Haar hing glatt an hier herunter und glänzte irgendwie ein wenig. Das pinke Shirt, dass sie trug biss sich zwar ein wenig mit dem Farbton ihrer Haare, aber das minderte ihre Schönheit nicht. Sie hatte ein paar Leberflecke im Gesicht, die sie anscheinend versucht hatte weg zu schminken. Ihr Körper war schlank aber nicht abgemagert und allen Anschein war sie Studentin, der Humboldt-Universität. Ihre Jacke hatte dieses typische Abzeichen. Als die hübsche Fremde, erleichtert ausatmete konzentrierte sich Lulu wieder auf ihr Handeln und nahm das Geld dankend entgegen. „Der Rest ist für sie und nochmals vielen Dank, dass sie sich trotz der Fülle des Geschäfts Zeit für mich genommen haben.“ Lulu errötete etwas und erwiderte das Lächeln. „Einen schönen Tag noch.“ brachte sie noch heraus und die Rothaarige winkte ihr noch zu. Als sie nicht mehr zu sehen war, blickte Luisa auf das Geld in ihrer Hand und musste fest stellen, dass die hübsche Frau ihr 4 Euro Trinkgeld gegeben hatte. „Du musst sie ja sehr beeindruckt haben, wenn sie dir so viel Trinkgeld gibt.“ Emily sah ihr über die Schultern und lachte. Sie hatten sich beide hier kennen gelernt und waren sehr schnell dicke Freunde geworden. Lulu arbeite hier fest, Emily nur so wie es ihr Studium zu ließ. „Ich war einfach nur nett zu ihr.“ Sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Das ist ja nun kaum ein Verbrechen.“ Emily bediente die nächste Kundin und drehte sich wieder zu ihrer besten Freundin. „Ein Verbrechen ist es höchstens das du sie nicht auf einen Kaffee eingeladen hast, ihr wärt ein süßes Paar.“ Lulu schüttelte schmunzelnd den Kopf über ihre Freundin. „Das sagst du über jede zweite Frau die hier rein kommt.“ Sie sahen sich beide an und mussten lachen. Es war ein Geschenk des Himmels gewesen, dass Lulu hier einen Job bekommen hatte, in jeglicher Hinsicht, wie sich auch später noch deutlicher zeigen sollte. Nachdem der Ansturm vorbei war und auch in der weiteren Stunde nicht mehr so viel los war, konnte Luisa den Laden wieder verlassen. Sie schloss die Tür hinter sich und ging die 3 Stufen hinab. Sie sah auf ihre Uhr und stellte fest, dass sie ja noch einkaufen gehen konnte. Als sie an der Bank neben dem Blumenladen vorbei ging, erkannte sie die junge Frau. Es war die schöne Rothaarige von vorhin. Diese erblickte auch sie und stand lächelnd auf. „Haben sie auf mich gewartet?“ fragte Lulu irritiert und musterte die junge Studentin. „Ehm…ja. Also ich wollte mich nochmal bedanken.“ Lulu zog die Augenbrauen zusammen. „Der Strauß kam also gut an?“ Die Frau nickte und wurde zu Sehens röter. »Irgendwie niedlich« dachte Lulu und lächelte. „Dann wünsch ich ihnen noch einen schönen Tag und wenn sie mal wieder einen schönen Strauß brauchen kommen sie zu uns.“ Luisa zwinkerte der jungen Frau zu und wollte gehen. „Ich wollte fragen, ob sie vielleicht einen Kaffee mit mir trinken wollen?“ Lulu hielt inne und drehte sich um. „Was ist mit der Freundin im Krankenhaus?“ Die Rothaarige druckste ein bisschen rum und sah verlegen in die Luft. „Es wird wohl nur freundschaftlich bleiben.“ Luisa sah kurz den Schmerz in ihren Augen und beschloss mit der jungen Frau einen Kaffee trinken zu gehen. „Ich bin übrings Luisa, aber die Meisten sagen Lulu.“ Die Fremde lächelte und reichte Lulu die Hand. „Charlotte, aber man nennt mich eher Charlie.“ Zusammen machten sie sich dann auf den Weg in die Kantine des Krankenhauses und tranken ihren Kaffee. Wenn Lulu damals nein gesagt hätte, dann wäre ihr vielleicht das alles erspart geblieben, aber sie konnte es auch nicht mehr ändern und wollte es auch gar nicht. Sie war nicht die erste Frau, die von einem geliebten Menschen verlassen worden war, so viele vor ihr hatten es auch geschafft. Im Moment war sich die junge Frau noch nicht sicher wie sie das anstellen würde, aber wie sagte ihre Mutter doch immer. „Kind, irgendwann wirst du wissen, wann der Moment gekommen ist.“ Tränen liefen sturzbachartig über ihr blasses Gesicht. „Verflucht.“ grummelte sie und wischte die Tränen weg. Ihre Mutter war doch noch da, sie war nicht gegangen, nur ein paar Stunden mit dem Zug entfernt. Trotzdem konnte Luisa ihre Gefühle nicht mehr kontrollieren. Sie war eine einzige schwarze Leere. Es gab nur noch Schmerz und Verzweiflung. Sie wollte nicht. dass Jemand sie so sah, auch wenn sie sich nach ihrer Mutter und ihrem Vater sehnte. Früher hatte er sie immer getröstet als sie ein Kind war, ob das heute wohl auch noch so funktionierte? Resigniert sank sie zurück in ihre Kissen. 3:16 Uhr. Es wurde Zeit zum Schlafen. Bald musste sie alle Kraft zusammen nehmen und stark sein. Aber nicht jetzt. Hier konnte sie auch schwach sein. Sie zog die Decke wieder über den Kopf und schloss die Augen. »Ein bisschen Schlaf…bitte« flehte sie in Gedanken. Elias und Emily sollten nachher nicht wieder sehen wie es ihr ging, aber das konnte sie wohl kaum verhindern. »Mein Gesicht…Spiegel meiner Seele.« Kapitel 4: Abschied für immer? ------------------------------ 14.Dezember 2010 - morgens Fröhlich vor sich hin trällernd, belud Charlie ihr kleines schwarzes Auto mit dem letzen Umzugskarton und schloss dann laut krachend die Tür des Kofferraumes. „Sei doch bitte etwas vorsichtiger Mäuschen.“ sagte ihr Vater schmunzelnd und tätschelte ihr Auto fast schon zärtlich. „Du macht dir mehr Sorgen um das Auto, als um dein einziges Kind. Dann weiß ich ja jetzt Bescheid.“ Sie schob die Unterlippe schmollend vor und verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper. „Ach Charlotte.“ säuselte ihr Vater und schloss sie in seine Arme. Charlie legte vorsichtig ihre schmalen Hände auf seine Brust und kuschelte sich an ihn. Es fiel ihnen beiden schwer Abschied zu nehmen von dem jeweils Anderen, aber es war einfach Zeit los zu lassen. Charlie wollte ihren Vater nicht allein in dem schönen Einfamilienhaus lassen, aber jetzt nach einem Jahr Beziehung mit Lulu sehnte sie sich nach einer gemeinsamen Wohnung mit ihrem Schatz. Nach dem Charlottes Mutter vor 4 Jahren verstorben war, lebten sie und ihr Vater nur noch zu zweit und mit einem Hund Namens Jerry in dem großen Haus. Sie hatten die gemeinsame Zeit sehr genossen, aber es wurde Zeit nun gänzlich auf eigenen Beinen zu stehen. Außerdem wurde der Weg für Charlie, zur Uni nun deutlich kürzer. Die Verbindungen der Außenbezirke Berlins zum Zentrum waren Gelinde gesagt, etwas dürftig, aber nun hatte sie mit Lulu zusammen eine Wohnung in der Nähe ihrer Universität. „Dass du mir ja gut auf mein Mäuschen Acht gibst, ja Luisa?“ Charlies Vater drückte auch Lulu an sich und sie versprach ihm, leise flüsternd, dass sie immer Acht geben würde auf seine Tochter. Der Verlust seiner Frau war ein herber Schlag für den Mann mittleren Alters gewesen, aber für Charlie hatte er alle Kraft zusammen genommen und war stark gewesen. Aber nun konnte er es selbst nicht mehr verantworten, dass sie bei ihm blieb, damit er nicht allein war. „Ich hab kein gutes Gefühl, dich hier allein zu lassen.“ flüsterte Charlie und wischte sich die Tränen von den Wangen. Er ging nochmals auf sie zu und drückte sie an sich. „Solange du es zu lässt werde ich immer in deinem Herzen sein und auf dich aufpassen und anders rum genauso. Du bist jetzt ein großes Mädchen und schaffst das schon.“ Er tätschelte ihr Haar und dann „übergab“ er seine Kleine, die nun einfach kein kleines Mädchen mehr war, an deren große Liebe Luisa. Wie oft schon hatte er Gott in Gedanken gedankt, dass seine Tochter, sich nicht mit einem dieser notgeilen Typen aus irgendwelche unseriösen Clubs abgab, sondern mit intelligenten hübschen Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben standen. Die Aussicht auf Enkelkinder war erst mal in Ferne gerückt, aber in einem Anfall von Neugierde hatte er sich über die Möglichkeiten informiert. Es beruhigte ihn dann doch enorm, dass es Chancen gab, für Frauen, die lesbisch waren, Kinder zu kriegen. Charlie und Luisa kicherten und Charlottes Vater sah sie irritiert an. „Was ist denn so lustig?“ Verwirrt sah er zwischen beiden hin und her. „Du hattest diesen Babyblick, einfach zu süß.“ Er wurde rot und schimpfte sich selbst dafür, dass man ihn so gut durch schauen konnte. „Naja wir müssen dann auch los. Ich bestehe darauf das du spätestens nächste Woche zu Besuch kommst und mal guckst ob wir noch leben.“ Jetzt lachten alle drei und es gab ein liebevolles Gruppenkuscheln. „Bis nächste Woche und fahrt schön vorsichtig.“ Die beiden jungen Frauen waren ins Auto gestiegen und fuhren fröhlich winkend von der Einfahrt des Hauses auf die Hauptstraße. Lulu fuhr das kleine schwarze Auto ihrer Freundin, während diese in Gedanken versunken aus dem Fenster sah und ihr Blick leer an den ihr Bekannten Häusern haftete. Hier war sie aufgewachsen, hatte gespielt, gelacht, gelitten und sich zum allerersten Mal verliebt. Das hier war ihre Heimat. Auch nach dem Tod ihrer Mutter waren sie hier geblieben, ihr Vater und sie hatten sich ihrer Mutter so immer am nächsten gefühlt. Charlie fühlte wie stumm Tränen über ihr Gesicht liefen. Ohne eine Wort zusagen oder den Blick von der Straße abzuwenden, legte Lulu ihre Hand auf die ihrer Freundin. Entgegen ihrer Freundin, war sie mit Begeisterung mit 18 ausgezogen. Sie wollte am liebsten die ganze Welt sehen und viel Reisen. Letztlich hatte sie es allerdings auch nur von München nach Berlin geschafft, aber immerhin einmal quer durch Deutschland. Sie hatte liebe und verständnisvolle Eltern, die ihre Kinder immer unterstützt hatten und es nicht so mit Regeln hatten. Im Beispiel von Luisa war alles gut gegangen. Solide Ausbildung und sicherer Job, der ihr auch noch sehr viel Spaß machte. Im Fall ihres 3 Jahre jüngeren Bruders Toby, hatte sich diese Erziehung nicht so ausgezahlt. Von diversen Schule geflogen, war er schlussendlich an ein Sportinternat gekommen. Sport war sein Leben gewesen und darin war sehr gut. Das Zeug zum Profispieler in Fußball hatte er leider nicht gehabt, aber jetzt wurde er zum Trainer ausgebildet. Und angesichts der Tatsache, dass schon keiner mehr daran geglaubt hatte, er würde eine Ausbildung finden, waren Lulus Eltern sehr stolz. Ein Schluchzen entwich Charlies Mund und Lulu hielt an einer Tankstelle an. Abwartend betrachtete sie den bebenden Körper ihrer Liebsten in der Hoffnung sie würde vielleicht mit ihr reden. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin und streichelte diese sorgsam. „Charlie.“ hauchte sie und zog ihre Freundin dann an sich, als ihre Schluchzer immer stärker wurden. Verzweifelt drückte diese ihre braunhaarige Freundin an sich und schluchzte hemmungslos. Auf der einen Seite war da der Wunsch mit Luisa zusammen zu wohnen und jeden Tag neben ihr auf zu wachen, anderer Seits war da das schlechte Gewissen ihrem Vater gegenüber. Als ihre Mutter gestorben war, sie war gerade 17 geworden und auf eine neue Schule gekommen, musste sie ihr versprechen sich um ihren Vater zu kümmern. Er und ihre Mutter waren schon seit Schulzeiten zusammen, er war es nicht mehr gewöhnt ohne seine Frau zu sein. Unter Tränen hatte Charlie es ihrer sterbenden Mutter versprochen und nun kaum waren 4 Jahren vergangen brach sie ihr Versprechen so schändlich. „Ich habe es ihr versprochen.“ wisperte sie leise und krallte sich noch mehr an ihre Freundin. Lulu hob ihr Gesicht leicht an um ihr in die verschwommenen blauen Augen zu sehen. „Aber sie hat sicher nicht gemeint, dass die für immer bei ihm bleiben sollst. Außerdem ist er doch nicht weit weg, nicht mal eine Autostunde entfernt. Du kannst ihn besuchen wann immer du willst und außerdem…“ Lulu lächelte leicht. „…, hat dein Vater ein Auge auf seine Nachbarin geworfen und sie scheint nicht abgeneigt sie sein. Es wirdZeit, das ihr euer eigenes Leben beginnt zu leben.“ Luisa fuhr ihr sanft durch das rote Haar und küsste sie für den Moment eines Flügelschlags auf die salzig schmeckenden Lippen. Charlie nickte und wischte sich tapfer die Tränen vom Gesicht. Sie kam sich ein wenig wie ein kleines Kind vor, aber ihr war nun klar: Es war kein Abschied für immer! Kraftlos überblickte Lulu ihren großen Kleiderschank und versuchte etwas Passendes für den heutigen Tag zu erspähen. Am liebsten würde sie gar nicht gehen und wenn dann nur in unscheinbaren und zu großen Sachen. Alles andere fühlte sich wie ein Verrat an ihr selbst an. Nach leuchtenden Farben war ihr nicht zu Mute. Charlie hatte alles Grelle immer geliebt…Leise tropften abermals Tränen auf den Parkettboden und Lulu machte sich nicht mal mehr die Mühe sie weg zu wischen. Es waren zu viele und es würden noch unzählige folgen. Es war sinnlos etwas ändern zu wollen, von dem man wusste, dass man es gar nicht konnte. Aber es nützte ja alles nicht, sie konnte unmöglich im Schlafzeug das Haus verlassen, auch wenn sie es wirklich nicht wollte. Die Nacht war wieder der reinste Horror gewesen, kaum geschlafen und viel geweint. Irgendwann würde es Elli sicher auch zu bunt werden und sie würde in ihr Körbchen im Flur gehen. Dann würde sie wirklich ganz allein im Bett liegen. Deprimiert wandte sie den Blick von der hübschen roten Katze ab, die auf dem Bett lag und genau beobachtete was ihr neues Frauchen machte. In 10 Minuten würden Elias und Emily kommen, bis dahin musste sie fertig sein. Sachen, schminken, irgendwas mit der Frisur machen. Hilflos griff sie in den Kleiderschrank und griff den erst Besten schwarzen Pullover und einen enge schwarze Jeans. Lustlos schlüpfte sie in diese und schlürfte ins Bad. Die Lampe flackerte verdächtig beim anmachen, sie würde sicher bald den Geist aufgeben. Sie putzte ihre Zähne, vermied es aber in den Spiegel zu sehen. Auch ohne die Bestätigung konnte sich Lulu vorstellen wie sie im Moment aussah. Sie band ihre langen braunen Haare zusammen, ließ das Make up aber liegen, es wäre eh verschwendet. Als sie das Bad wieder verließ, hockte Elli schon vor der Tür. Also hatte sie Elias und Emily schon irgendwie gehört. Wie auf Befehl klingelte es und Lulu ging langsam zur Tür. Aufmachen oder nicht Reagieren? Sie wollte doch eigentlich nicht dort hin, wenn sie ginge dann war es doch endgültig. Sie wollte der Tatsache nicht ins Auge sehen, dass Charlie einfach gegangen war ohne ein Wort. Die Tür wurde aufgeschlossen. Entschuldigend sah Elias sie an und zog Lulu an sich. „Guten Morgen.“ Die Beiden Freunde musterten Lulu und sahen sich besorgt an. „Wollen wir dann?“ Luisas Stimme klang kläglich und traurig. Emily und Elias nickten und schlossen dann die Tür hinter Lulu. „Es ist Zeit, du musst Abschied nehmen.“ flüsterte Emily und griff nach ihrer Hand. Kapitel 5: Tuschkasten ---------------------- 14.Dezember 2010 - gegen Mittag Im Prinzip bestand das gesamte Leben nur aus einer Aneinander Reihung von Abschieden. Der erste Tag in der Kindergrippe, der Wechsel in den Kindergarten, von dort aus zur Schule, nächst höhere Schule und noch so vieles mehr. Es war unfassbar wie eine kleine, noch so zerbrechliche Kinderseele diese ganzen Abschiede ertrug. Aber für die Meisten war es ganz normal. In einer globalisierten Welt, wo man flexibel und jeder Zeit auf dem Sprung war, gehörten sie einfach dazu. Viele nahmen sie nicht mal mehr, als solche war. Sie waren da, aber im Prinzip existierten sie doch nicht. Abschied wurde erst dann sichtbar, wenn er begleitet war von Schmerz und Kummer. Wenn zum Beispiel der beste Freund nicht mit auf die neue Schule kam aus welchem Grund auch immer, wenn die Zeit des geliebtes Haustieres abgelaufen war, das einen solange begleitet hatten. Es war immer schmerzhaft Jemanden, den man liebte gehen zu lassen. Lulu wandte ihre Hand aus der ihrer besten Freundin und steckte sie in ihre Hosentasche. Sie wollte nicht Abschied nehmen. Es war noch viel zu früh, noch nicht genug Tränen geflossen, noch nicht genug, aus Verzweiflung und Wut zerstört worden. Sie fühlte sich noch lange nicht bereit dazu. Aber Charlie war nur noch heute da, wenn nicht jetzt wann dann. Sie würde ihr niemals mehr so nah sein können wie an diesem Tag. Seufzend betrachtete Emily Lulu kurz und ging dann mit Elias die Treppen hinunter. Abwesend folgte Luisa ihnen und trat zum ersten Mal seit Tagen wieder vor die Tür. Der Schnee, der in den letzen Tagen neu vom Himmel gekommen war, lag wie eine weiß glänzende Bettdecke über den Grünflachen und erweckte den Eindruck eines ewigen Schlafes. »Ewige Ruhe« durchfuhr es Lulus Gedanken und sie schüttelte kaum merklich ihren Kopf. Nein, das durfte sie einfach nicht denken. Das Leben würde weiter gehen, sie wusste noch nicht wie und wann, aber das würde es mit Sicherheit. Lulu hatte die vage Hoffnung, sie würde ihren inneren Monolog irgendwann glauben, wenn sie es sich nur oft genug sagte. Elias bemerkte ihren verlorenen Ausdruck in den Augen und runzelte die Stirn. Auch er hatte schwer daran zu knabbern, dass Charlie einfach gegangen war, das war doch nicht ihre Art. Sie hatten sich ewige Freundschaft geschworen, sogar Blutsbrüderschaft im Alter von 9 geschlossen. Ihr Band sollte für immer und ewig halten. Doch nun ragte eine schmerzliche Lücke in seinem Herzen, dort wo zuvor noch Charlie war. Das Ausmaß dieses Loches war ihm erst mit ihrem Verschwinden klar geworden. Charlie war sein Leben, seine Seelenverwandte, der wichtigste Mensch in seinem Leben. Er vermochte sich nicht aus zu malen, wie sehr Lulu litt, wenn es ihm schon so schmerzte, wo er doch keine Liebe in dem Sinne für sie empfand. Elias öffnete die Tür zu seinem Auto und ließ die beiden jungen Frauen einsteigen. Auch während der der etwa einstündigen Fahrt wurde nicht gesprochen. Lulu hatte so viel zusagen, doch schwieg sie, als gäbe es kein Wort das gesprochen werden musste. Die Landschaft zog an ihr vorbei und eigentlich sah sie nichts. Früher hatte es ihr immer Spaß bereitet diesen Weg zu fahren, die Natur zu bewundern, aber alles war triste und grau. Die Farben waren aus ihrem Leben unwiderruflich verschwunden. Leise fiel die Tür ins Schloss und Lulu legte ihren dünnen Mantel nieder. Der Tag heute war wunderschön gewesen. Strahlender Sonnenschein, ein leckeres Eis nach Arbeitsschluss, 5 Euro auf der Straße gefunden und nun noch Zweisamkeit mit ihrer Freundin. Lächelnd ging sie zuerst in die Küche und nahm sich etwas von dem Kaffee, den Charlie erst vor kurzem gemacht zu haben schien. Genüsslich zog sie den Duft ein und ihr Lächeln verstärkte sich noch mehr. »Hach Kaffee« Mit der großen Tasse ging sie ins Wohnzimmer und hätte vor Schreck fast die Tasse fallen lassen. Überall auf ihrem hellen Parkettboden waren farbenfrohe Tapsen verstreut, die eindeutig von Elli zu stammen schien. „Was ist denn hier los?“ Sie sah sich um und entdeckte Elli zwischen den Blumen, wo diese grad energisch versuchte ihre eigenen Pfoten sauber zu bekommen. Als diese sie erblickte mauzte das Kätzchen und putzte sich dann weiter. „Wo ist denn dein Frauchen?“ fragte sie die kleine Katze, bekam aber natürlich keine exakte Auskunft. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung und drehte sich um. Und ja da saß Charlie nun. Um sie herum verteilt waren alte Zeitungen, zwei Tuschkästen, Wasser und Farbe. Mittendrin saß ihre schöne Freundin und das Katzenklo von Elli, dass diese Mittler Weile schon in einem grellen pink angemalt hatte. Sie wippte mit dem Füßen im Takt der Musik, die sie durch ihre Kopfhörer hörte. Sie schien noch überhaupt nicht mit bekommen zu haben, dass sie nicht mehr allein war. Lulu stand irgendwo zwischen verärgert und entzückt und wusste nicht was sie machen sollte. Wenn dieses pinke Ungetüm nun ab Morgen in ihrer Wohnung rum stehen würde, dann würde sie sicher noch blind werden. Ihr Blick fiel auf die kleinen Dosen neben ihrer Freundin. Glitzer, Pailletten, Strass. Oh mein Gott. Das war doch nicht wirklich Charlies Ernst? Mit geschocktem Gesicht zog sie ihrer Freundin einen Ohrstöpsel aus dem Ohr und sprach dann: „Was wird das denn wenn es fertig ist?“ Charlie zuckte etwas zusammen, sah Luisa dann aber strahlend an. „Ich verschönere Ellis Katzenklo, das ist doch voll triste.“ Merkte sie an und legte den Pinsel bei Seite mit dem sie grad ein kleines Kätzchen zeichnete. „Verschönern?“ Lulu zog die Augenbraun skeptisch zusammen und betrachtete das so genannte Kunststück eingehend. „Wirklich wunderschön.“ brachte sie krächzend hervor. Charlie erhob sich und umarmte ihre Freundin. „Danke Schatz, das ist lieb von dir. Ich hoffe Elli mag es auch.“ Charlie schlängelte ihre mit Farbe betupften Finger, durch das braune Haar ihrer Freundin und zog sie dichter zu sich heran. Vorsichtig legte sie ihre Lippen auf die von Luisa und drückte sie mit der vollen Länge ihres Körpers gegen ihre Freundin. Als sie sich atemlos trennten, musste Charlie kichernd feststellen, dass ihre Freundin etwas Farbe im Gesicht hatte. „Ich glaube, ich färbe ab.“ Jetzt mussten beide lachen und küssten sich nochmal kurz, bevor Lulu im Spiegel betrachtete, wie sehr sie gefärbt wurde. „Pink steht dir sehr gut mein Schatz.“ Säuselte Charlie und küsste den Nacken ihrer Freundin. Eigentlich wollte Luisa ein bisschen böse sein auf ihre hübsche Freundin, weil das riesen Chaos im Wohnzimmer herrschte, aber Charlie wusste genau welche Knöpfe sie bei ihr drücken musste. „Du bist fies, ich wollte doch eigentlich ein wenig mit dir meckern wegen des Chaoses, aber du…“ Sie verstummte, als sie Charlies warme Hände unter ihrem Oberteil spürte, wie diese dort unsichtbare Kreise auf ihrer nackten Haut zog. Lulu legte ihre Hände auf die ihrer Freundin und schon diese höher auf ihren Busen. „Da hat es aber einer nötig.“ flüsterte die Rothaarige und begann in kreisenden Bewegungen, die Brüste von Luisa zu massieren. Und als ob es Lulu geahnt hätte, tauchte Elli auf und fing kläglich an zu Mauzen. Im Gegenzug knurrte Luisa, was das kleine Kätzchen aber eher weniger beeindruckte. „Oh was hast du denn meine kleine?“ Charlie ließ von ihr ab und nahm stattdessen, die rot getigerte Katze in den Arm und ließ sich in Seelenruhe ablecken. Luisa verschränkte die Arme und sah beide böse an. „Für diese Aktion, könnt ihr beide in eurer Zweisamkeit jetzt die Wohnstube aufräumen. Die Tuschkästen nehm ich gleich mit, wer weiß wie unser Sofa nachher sonst aussieht.“ Gesagt getan! Lulu griff nach dem Tuschkasten und nahm ihn mit ins Schlafzimmer wo sie sich umzog. Sie sah dort nochmal in den Spiegel und stellte fest das sie noch mehr Farben im Gesicht hatte. „Na super, jetzt bin ich auch Tuschkasten.“ Lulu schallte sich selbst für diese unsinnigen Gedanken. War sie wirklich so abhängig von Charlie, dass es ohne sie nichts Lebenswertes mehr gab? Emily warf ihr durch den Rückspiegel ein Lächeln zu, was Luisa angestrengt versuchte zu erwidern, aber kläglich scheiterte, als sie sah, wie Emily darauf reagierte. Vielleicht sollte sie das Lächeln in nächster Zeit einfach lassen. Wirklich nur dann Lächeln wenn ihr danach war, vermutlich also nie wieder. Ihr Blick glitt wieder nach Draußen und sie fühlte das Brennen in ihren Augen, gleich würden sie die Tränen wieder übermannen und dann würden alle sehen wie schrecklich sie sich fühlte. Alles in ihr verkrampfte sich und ihr Bauch tat weh. Seit dem Jogurt gestern hatte sie nichts mehr gegessen und auch davor war es schon eher dürftig gewesen. Alleine Essen war trostlos und es war ja keiner da, der mit ihr am Tisch saß. Sie wusste Elias und Emily würden ihr jeder Zeit Gesellschaft leisten, aber das ging nicht. Nur in ihrer Wohnung dürfte sie noch schwach sein und wenn die beiden da waren, dann ging es nicht mal mehr dort. Enttäuscht von sich und der Welt schloss sie die Augen und wünschte sich in ein Land, wo es weder Kummer noch Schmerz gab, wo Wünsche noch Wünsche waren und Liebe immer mit einem Happy End endete. „Du solltest nicht so viel nachdenken Luisa.“ sagte Elias mit weicher Stimme und dann hielt er den Wagen an, sie waren angekommen. „Das sagt sich so einfach.“ murmelte sie und löste den Sicherheitsgurt. Wo war ein Loch zum Verstecken wenn man es mal brauchte. Lulu wollte alles, aber nicht hier sein und das Auto verlassen. Emily öffnete die Tür und zog sie sanft heraus. „Wir sind ja bei dir.“ Lulu ließ es diesmal zu das Emily den Arm um sie legte und ließ sich durch das eiserne Gitter ziehen. Ihre Stimmung wurde noch schlechter, als sie nun hier auf dem Gelände stand, jetzt gab es keine Flucht mehr sie musste Charlie gegenübertreten, ob sie nun wollte oder nicht. Schwankend ging sie weiter und wurde sofort von Charlies Vater in die Arme gezogen. „Ich bin froh, dass du doch zu Charlies Beerdigung gekommen bist." Kapitel 6: Blumemeer -------------------- Hallo liebe Leser, Es ist Freitag und wieder Zeit für ein neues Update. Dieses Kapitel ist im Prinzip Namensgebend für meine gesamte Fanfic. Tja viel mehr gibt es wohl nicht zusagen. Außer viel Spaß beim Lesen uind ein schönes Wochenende. GLG Deanna_ 14.Dezember 2010 (das ist das vorletzte Kapitel das an diesem Tag spielt) Sie musste bei diesem Wort unweigerlich zusammen zucken und sehr viel Kraft aufbringen um nicht in den Armen ihres Schwiegervaters in Spe zusammen zu brechen. Seit Charlies Tod vor 6 Tagen hatte sie versucht den Gedanken an dieses Ereignis zu verdrängen. Wenn ihre Liebste erst einmal unter der Erde war, dann musste sie sich unwiderruflich eingestehen, dass Charlotte nicht wieder kam. Ihr blieben die Worte im Halse stecken und so nickte sie nur schwach. Zu gern hätte sich Lulu aus seinem fast schon stählernen Griff befreit, aber sie konnte es nicht. Er hatte seine einzige Tochter verloren, den einzigen Menschen, der ihm nach dem Tod seiner Frau noch geblieben war. Für ihn musste der Schmerz unweigerlich noch größer sein, auch wenn Luisa nicht glauben konnte, dass Jemand noch mehr Schmerz über den Verlust Charlies erleiden konnte, als sie selbst. 2 Jahre, war die schöne Rote ihr Leben, ihr Leiden und ihre große Liebe. Sie steckte eine Hand in ihre Tasche und drehte den filigranen Ring in ihrer Hand hin und her. In nicht allzu ferner Zukunft, hatte sie ihr gemeinsames Glück für ewig wehren lassen wollen. Doch nur gab es Charlie nicht mehr. Was würde Luisa für einen letzten Kuss, eine richtige Verabschiedung oder wenigstens für ein Lächeln Charlies geben. Ihr Leben und alles was sie hatte würde sie dafür geben. Aber der Tod war schlicht und ergreifend nicht bestechlich, er ließ sich nicht austricksen. Stumm lief eine glitzernde Träne über ihre Wange. Die Kälte legte sich auf ihren schmalen Körper und schien sie zu zerreißen. Sie wusste schon nicht mehr, ob sie vor Kälte zitterte oder aus dem ungeheurem Schmerz, der sie jede Sekunde mehr betäubte. Dicht neben Charlies Vater gehend, ging sie zum Grab ihrer Freundin. Ein Meer aus den wunderschönsten Blumen lag an ihrem Grab, es schien endlos und in ewiger Ruh dort zu sein. Luisa löste sich von Charlies Vater und ging einen Schritt auf das Grab zu. Ein Bild von Charlie war aufgebaut, auf dem sie strahlte. Es war wie Messerstiche, die sich tief in Lulus Herzen bohrten und dort noch mehr Schmerz verursachten. Plötzlich flackerten verschwommene Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Das Blumenmeer rief Erinnerungen hervor, wunderschön und doch so unendlich schmerzhaft in diesem kleinen stillen Moment. Lulu fühlte wie ihre Beine unter diesem Gefühl nach gaben und wie sie in den kalten Schnee sank. Vor nicht mal einem Jahr, war ein Blumenmeer noch Sinnbild ihres eigenen kleinen perfekten Glückes und jetzt schon war es Sinnbild für Trauer, Schmerz und Vergänglichkeit. „Bitte schließ deine Augen.“ Charlie sah ihre Freundin verständnislos an. „Dann kann ich aber doch gar nichts mehr sehen.“ protestierte sie ungehalten und weigerte sich weiterhin die Augen für einen Moment zu schließen. Hilflos fuhr sich Lulu durch das braune Haar und seufzte auf. „Mach doch einfach einmal was ich dir sagen, bitte .“ Charlotte zog einen Schmollmund und verschränkte ihre Hände vor ihrem zierlichen Oberkörper. „Wenn du mir sagst, welchen Sinn, dass ganze hat, dann mach ich es vielleicht.“ Langsam verlor Lulu die Geduld und zog einen Schal, aus der neben ihr stehenden Kommode. „Du hast es ja nicht anders gewollt.“ murmelte sie und band Charlie kurzer Hand, den Schal um die Augen. „Hey.“ protestierte sie wieder, hatte aber keine Chance gegen die, etwas größere Luisa. „Halt still, dann bekommst du deine Überraschung.“ Jetzt wurde die Rothaarige ganz ruhig und spitze die Ohren. „Überraschung?“ wiederholte sie und ließ die Hände sinken. „Warum hast du das denn nicht gleich gesagt Luisa Schatz.“ Das war absolut typisch für Charlie, erst rum zicken und ganz plötzlich keiner Fliege mehr was zu Leide tun können. „Du hast mich ja gar nicht dazu kommen lassen.“ Sie nahm Charlies Hand in ihre und führte sie vom Flur aus, in das geräumige Schlafzimmer. Charlie atmete die Luft im Wohnzimmer ein und erkannte den süßlichen Duft, der verschiedensten Blumen. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie entspannte sich vollkommen. Wenn der Anblick nur halb so schön sein würde, wie es der Duft erahnen ließ, dann würde sie sicher vor Gerührtheit in Tränen ausbrechen. Lulu dirigierte sie sanft zur Couch, wo der Duft immer intensiver wurde. Es fühlte sich an, als ginge der Blumenduft durch ihre Körper und vernebelte ihren verstand. Es roch sogar noch intensiver als in dem Blumengeschäft, in dem Lulu arbeitete. „Was hast du gemacht?“ fragte Charlie ehrfürchtig und noch immer nichts sehend. Luisa lächelte, was ihre Freundin natürlich nicht sah und ließ ihre Hände dann zum Nacken ihrer Freundin wandern, wo sie kurz über die nackte Haut strich. Die kleinen Härchen stellten sich auf und Charlotte bekam Gänsehaut. „Alles Gute zum 1.Jahrestag.“ flüsterte die Braunhaarige und zog den Schal von Charlies Augen. Diese blinzelte kurz und brauchte einige Sekunden um das Bild, das sich ihr nun bot, zu verarbeiten. Soweit das Auge blicken konnte, waren überall in ihrem gerade erst renovierten Wohnzimmer Blumen verteilt, die verschiedensten Sorten, unzählbar und so wunderschön. Stumme Tränen der Rührung liefen über Charlies Gesicht und sie warf sich in die Arme ihrer Freundin. Durchdrungen von so vielen Gefühlen trommelte sie gegen Luisas Oberkörper. „Du bist so doof, du kannst doch nicht so viel Geld für mich ausgeben.“ schluchzte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Sssch.“ machte Lulu und drückte sie noch dichter an sich. Mittler Weile hatte Charlie ihre Hände in Luisas Oberteil gekrallt und ihre Schluchzer wurde weniger. „Ich wollte dir etwas Besonderes schenken.“ hauchte die Braunhaarige und fuhr über den Rücken ihrer Liebsten. „Das ist dir geglückt.“ nuschelte Charlie und wischte ihre letzten Tränen von den Wangen. Lächelnd schob Lulu ihre Freundin ein wenig von sich. „Hast du Lust dich ein wenig mit mir in dein persönliches Blumenmeer zu legen?“ Die Rothaarige löste sich von ihrer Freundin und sie standen beide auf. Vorsichtig legten sie sich beide in ein Meer aus verschiedensten Blüten und Blumen. Charlie legte ihren Kopf auf Lulus Brust und horchte dem gleichmäßigen Ton ihres Herzens, des Herzens das nur für sie allein schlug. „Ich liebe dich.“ flüsterte Charlie und sah dabei ihre Freundin sanft lächelnd an. „Ich werde dich immer lieben egal was passiert. Auch wenn die Welt untergeht, das jüngste Gericht über uns hinein brechen sollte und alles andere zusammen bricht. Meine Liebe für dich ist ewig und unendlich, unvergänglich und reinen Herzens.“ Jetzt musste Luisa hart schlucken um nicht in Tränen aus zu brechen. „Ich liebe dich auch.“ brachte zitternd hervor und zog dann Charlie zu sich hoch. Sie verschloss deren Lippen mit einem Gefühlvollen Kuss versuchten in diesen Kuss jegliche Liebe, die sie für Charlie empfand zu legen. Ein Gefühl, ungeahnter Glücksseligkeit durchzog sie und brachte alles in ihr zum Kribbeln. Charlotte war die Richtige, die einzig Wahre, egal was die anderen sagten. Sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich um den anderen noch viel besser kennen zu lernen. „Luisa.“ Emily hockte sich herunter zu ihrer Freundin und stützte sie. Es tat ihr sehr weh ihre beste Freundin so gebrochen zu sehen, das hatte sie wirklich nicht verdient. Die anderen Trauergäste musterten Luisa mitleidig und sie wollte am liebsten weg laufen. Sie brauchte kein verdammtes Mitleid, dass brachte Charlie auch nicht von den Toten zurück. Sie sah in die Augen von Charlies Vater, seiner wegen sollte sie einfach versuchen stärker zu sein, er war es der jetzt allein war. Gestützt von Emily ging sie zu ihm und Elias rüber, ergriff seine Hand und drückte sie. Er wusste wie es sich anfühlte, die Liebe seines Lebens zu verlieren, wie sehr das Herz danach blutete und das gab ihr das Gefühl, dass es da wirklich Jemanden gab, der sie und ihre Gefühle verstand. Jetzt gab es kein Zurück mehr, sie stand vor Charlies Grab und musste Abschied nehmen, auch wenn es ihr noch so schwer viel. Es waren nicht viele gekommen, darum hatte Charlottes Vater auch gebeten, es sollte ein Abschied im engsten Kreis sein. Lulu war froh darüber, dass es nur eine Handvoll anderer Trauender hier gab. Sie wusste nicht wie lange sie ihre Maske im Moment halten konnte. Jederzeit drohte sie zu brechen und sie gleich mit ins Verderben zu ziehen. Lulu wusste, dass Niemand von ihr verlangte, dass das Leben sofort weiter ging, aber ihre Augen sagten etwas anderes. Es war eine Mischung aus Mitleid und Unverständnis. Menschen schien zu vergessen, wie schmerzhaft ein Verlust war. Es gab in ihrem Leben, in ihrer eigenen kleinen Welt nur sich selbst und die eigenen Probleme. Jeder musste sehen wie er damit zu Recht kam, denn auch hier gilt das Gesetz des Stärkeren, die Schwachen haben keine Chance. Kapitel 7: Hinter dem Horizont ------------------------------ 14.Dezember 2010 Der Tod ist wie ein Horizont, dieser ist nichts anderes als die Grenze unserer Wahrnehmung. Wenn wir um einen Menschen trauern, freuen sich andere, ihn hinter der Grenze wieder zu sehen. Mit diesen Worten beendete der Bestatter seine Trauerrede und ließ sein kleines schwarzes Büchlein sinken. Es war einer der dunklen Momente in seinem Job, die leider viel zu häufig vorkamen. Junge Menschen, deren Leben noch nicht einmal richtig begonnen hatten, zu Grabe zu tragen war ein wirklich schlechtes Gefühl. Es schien, als sei hier Schmerz und Trauer noch viel Stärker. Bei alten Leuten, die ihr Leben gelebt hatten, war es oft eine Mischung aus Trauer und Erleichterung unter allen Anwesenden. Der Bestatter sprach dem Vater der Verstorbenen sein Herzliches Beileid aus und zog sich dann zurück. Charlies Vater legte eine Orchidee auf dem Grab seiner Tochter nieder, es waren ihre Lieblingsblumen von jüngster Kindheit her. Seit seine Frau, diese einmal gekauft hatte und auf den Tisch gestellt hatte, war die damals 3 jährige Charlotte von ihnen begeistert gewesen. „Bitte sag deiner Mutter von mir, wie sehr ich sie liebe und vermisse.“ flüsterte er gebrochen, beim Niederlegen der Blume und musste sich mit der einen Hand, die Tränen fort wischen. Eltern sollten ihre Kinder nicht überleben, es gab doch noch so viel zu erleben. Ihr Abschluss, ihre Hochzeit, die Geburt ihrer Kinder. Es durfte noch nicht enden, es war noch viel zu früh. Charlies Vater musste sich abstützen, die Trauer hatte ihn überkommen und drückte ihn nun erbarmungslos zu Boden. Elias eilte an seine Seite und half ihm hoch. Er sah in das Gesicht des jungen Mannes und drückte ihn an sich. Er sah es nun in seiner Pflicht um den Vater seiner besten Freundin zu kümmern, der Niemanden mehr hatte. Er warf einige Blütenblätter auf den Sarg und sprach in leisen Worten: „Ich halte mein Versprechen, darauf kannst dich verlassen.“ Die nächsten Zeit würde hart werden für alle, aber Elias war sich sicher alles würde wieder werden, wenn nur alle zusammen hielten. Mit Charlies Vater unter seinem Arm ging er zu der Bank, nahe der Grabstätte und ließen sich dort nieder. Die anderen Trauergäste warfen auch Blütenblätter oder ein wenig Erde mit in das Grab und sprachen leise ein paar Worte. Es waren hauptsächlich ein paar Verwandte von Seitens seiner verstorbenen Frau. Er selbst hatte keine Verwandten mehr, einer seiner Arbeitskollegen war noch gekommen, gleichzeitig sein engster Freund. Lulu hatte es solange heraus gezögert, wie sie nur konnte, aber jetzt war der Moment des Abschied Nehmens gekommen. Auf wackligen Beinen ging sie ein paar Schritte. „Soll ich…?“ Sie ließ Emily nicht einmal aussprechen. Sie wollte es allein tun, sich beweisen, dass sie es auch allein schaffen würde. »Ich bin nicht schwach« Sie griff wieder in ihre Jackentasche und beförderte den silbernen Ring in ihrer Hand hinaus an die Kalte Luft. Er reflektierte die Strahlen der Sonne und glitzerte irrtümlich. Einige Sekunden sah Luisa auf das Schmuckstück, bevor eine einsame Tränen auf ihn tropfte und sie wieder aufsah. Sie fühlte, dass die Blicke aller an ihr hefteten und sie geradezu durch bohrten. Dadurch fühlte sie sich noch mehr ihrer Kraft beraubt, die sie im Moment so sehr brauchte. Verzweifelt straffte sie ihre Schultern und ging die wenigen Meter zum Grab ihrer Freundin. Sie bückte sich leicht und starrte auf die Orchidee von Charlies Vater. Sie hatte das Gefühl ihren Beruf nie wieder ausführen zu können. Der Anblick dieser Blumen raubte ihr schlicht weg den Atem und schnürte ihren Brustkorb zu. Stoßweise ging ihr Atem und sie hatte das Gefühl, gerade eine große Schlacht zu schlagen. Ihre Kraft reichte nicht länger und sie sank langsam zu Boden. Der Schnee war angenehm kalt, auch wenn er sich beißend in ihre Haut bohrte, das fühlte sie fast nicht. Sie ließ den Ring, den sie an einer Kette gefestigt hatte, durch ihre Finger gleiten und hielt sie dann über das offene Grab „Der Tod ist der Grenzstein des Lebens, aber nicht der Liebe.“ Der Ring fiel geräuschvoll in das Grab und schlug dann auf den Boden auf. „Ich hatte dich heiraten wollen, aber leider ist es dafür jetzt zu spät. Ich hoffe du wirst auf mich warten, da wo du bist. Hinter dem Horizont…“ Ihre kalten Finger bohrten sich in den Schnee und die Knöchel traten weiß hervor. So sehr sie auch versuchte die Tränen zurück zu halten, es ging nicht mehr. Ihr Körper wurde von Schluchzern erfasst und zitterte von einem Ende zum Anderen. Seit sie Charlie getroffen hatte, war ihre Zukunft immer klar und strahlend schön gewesen, doch jetzt schien sie so ungewiss und dunkel. Wo waren bloß all die Träume und Wünsche hin, hatte Charlie das alles mit genommen? „Warum lässt du mich allein Charlotte. Du hast doch gesagt du würdest mich immer Lieben, auch wenn du Welt unter geht oder das Jüngste Gericht eintrifft. Und nun bist du fort, einfach gegangen, hast alles mit dir genommen. Ich…“ Der letze Satz verlor sich ihren Tränen und Schluchzern, ehe Elias und Emily sie von Charlies Grab weg holten. „Nein lasst mich, ich kann noch nicht gehen.“ Sie versuchte sich mit aller Kraft zu wehren, aber Lulu hatte keine Krampft mehr zum kämpfen. Am liebsten wollte sie sich zu Charlie legen und mit ihr für immer und ewig schlafen. Elias und Emily brachten Luisa zum Auto und verabschiedeten sich dann von Charlie Vater. Elias versprach dann sofort wieder zu ihm zu fahren, was dieser nickend zur Kenntnis nahm. In Luisa brodelte eine entsetzliche Wut. Sie war wütend auf ihre Freunde, auf Charlies Vater, der sie unbedingt hier haben wollte, aber vor allem auf Charlie, wegen derer sie alle so schrecklich litten. Emily hatte sich nach hinten zu ihr gesetzt und sprach unablässig mit ihr, aber sie hörte überhaupt nicht zu, die Worte zogen an ihr vorbei. Gleich würde sie wieder in ihrer Wohnung sein, ganz allein und verlassen. Nur noch Elli und Lola waren da, ein geringer Trost, wenn sie bedachte was sie verloren hatte. Sie hatte keinen blassen Schimmer wie es nun weiter ging. Irgendwann musste sie auch mal wieder arbeiten, seit 6 Tagen saß sie nun schon zu Hause rum, ihre Urlaubstage würden bald verbraucht sein. Und was war überhaupt mit Charlies Sachen, sollten sie da bleiben oder weg kommen, würde sie sich die Wohnung allein leisten können. Fragen über Fragen, aber keine Antworten. Ihr Kopf tat unendlich weh und das Gerede von Emily machte es auch nicht besser. „Halt bitte den Mund.“ Flüsterte sie und Emily verstummte augenblicklich. „Tut mir leid, dass ich dir zur Seite stehen wollte.“ Emily hatte etwas schroffer geklungen als sie es gewollt hatte. „Du hilfst mir in dem du endlich den Mund hältst.“ Antwortete Luisa ebenso schroff. Ein unangenehmes Schweigen entstand und der Schmerz im Inneren der Beiden wurde nur noch größer. „Ich wollte dich nicht so anfahren.“ gab Emily letztlich zu und Lulu nickte. „Tut mir auch leid.“ Das Auto hielt vor der Tür zu Lulus Wohnung. Draußen auf der Treppe saß ein Mann , den Elias nicht sofort erkannte. „Ist das nicht Toby?“ fragte Emily und Lulu sah auf. »Toby« Sie sprang auf und stieg aus dem Auto. Der junge Mann stand auf und zog seine Kapuze zur Seite. Es war tatsächlich Toby. Weinend rannte Luisa in die Arme ihres jüngeren Bruders und ließ sich von ihm ordentlich knuddeln. „Was machst du denn hier?“ Er wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Er war wirklich ungewöhnlich sensibel heute. „Ich hab mir gedacht, dass du jetzt sicher Jemanden gebrauchen kannst, der ein wenig bei dir ist.“ Lulu sah ihn dankend an und ließ sich wieder in seine Arme ziehen. Trotz des Altersunterschiedes von 3 Jahren war er deutlich größer als sie. Er strahlte so viel Kraft und Wärme aus, es gab kein Mitleid in seinen Augen. „Hallo Emily und Elias.“ sagte er und reichte beiden die Hand. Man sah in ihren Augen förmlich die Erleichterung über seinen Besuch. Luisa schien ihn an sich ran zu lassen und im Moment brauchte sie dringend Jemanden der für sie da war. „Wie lange kannst du bleiben?“ brachte Lulu schluchzend hervor und blickte ihn aus verweinten Augen an. „Ich habe eine Woche Urlaub.“ Sie nickte und dann verabschiedeten sie sich von Elias und Emily. Sie hatte jetzt Toby und die beiden sollten sich auch um Charlies Vater kümmern. „Lass uns hoch gehen.“ Flüsterte Toby und drückte sie noch ein wenig an sich. „Ich bin unglaublich froh darüber, dass du da bist, ich fühle mich so allein und…“ Er legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Ich weiß und ich bin gerne hier auch wenn der Anlass nicht schön ist. Solange ich dir irgendwie helfen kann.“ Kapitel 8: kleiner Bruder ------------------------- 15.Dezember 2010 Es war schon wieder dunkel. Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont und die eisige Kälte verband sich mit der Dunkelheit zu einem unüberwindbaren Wall. Nebel kroch über die Fenster von Lulus Wohnung und versuchte in das warme Innere zu kommen. Toby schloss, dass bis eben noch angekippte Fenster und ging dann zurück an den Herd in der Küche seiner Schwester. Den ganzen Tag über hatten sie in ihrem Bett gelegen, er hatte sie gehalten, mit ihr gesprochen wenn sie es wollte oder geschwiegen wenn ihr nicht nach Reden war. Toby wusste, dass er im Prinzip nicht viel tun konnte, Niemand hatte die Kraft das Herz seiner Schwester zu heilen. Nur Charlie könnte es tun, aber sie würde nicht wieder kommen, sie war tot, unwiederbringlich. Skeptisch sah er in den kleinen Topf in dem gerade eine Dosensuppe vor sich hin köchelte. Er war noch nie ein Ass im kochen gewesen, er verdankte sein Leben wohl mehr oder weniger, den Köchen in seiner Ausbildungsstätte. Immerhin versorgten sie ihn mit wichtigen Vitaminen und Cerealien. Er schmunzelte ein wenig. Ja ohne sie würde er wohl dick wie ein Hefekloß sein, weil er gerne fettig aß. Das würde in seiner Ausbildung eher für Probleme Sorgen. Eine Dosensuppe erwärmen konnte aber selbst er, auch wenn es eine richtige Suppe, sicher besser getan hätte, doch dafür reichte sein Können, dann doch nicht. Toby hoffte, das Luisa ein wenig davon essen würde. Sie sah sehr schlecht aus und er war sich ziemlich sicher, dass sie seit Charlies Tod nicht mehr richtig gegessen hatte. Die Annahme hatte sie bestätigt, als er in den Kühlschrank seiner Schwester gesehen hatte und dann die Tüte mit Lebensmitteln in der Ecke. Elias und Emily hatten sie sicher damit versorgt gehabt. Nachdem die Suppe, seiner Meinung nach fertig war, machte er etwas davon auf zwei Teller und stellte sie auf den Tisch. Vorsorglich verpflegte er auch Elli mit Fressen und gab Lola ein Stück Gurke. Schleichend ging er zur Schlafzimmertür seiner Schwester und öffnete sie. In ihrem Zimmer war es frisch und der Nebel war hinein gekrochen. Leise schloss er das Fenster und drehte die Heizung auf. Wenn sie nicht an gebrochenem Herzen oder Hungertod sterben würde, dann würde sie erfrieren. Kopfschüttelnd ging Toby an ihr Bett und ließ sich auf die Kante sinken. Sie schlief, aber ihr Schmerz, war deutlich auch auf ihrem ruhenden Gesicht ab zu lesen. Auch jetzt noch flossen ab und zu Tränen über ihr gerötetes Gesicht und versanken im Kissen. Es war bereits ganz feucht. Bald müsste Lulu sicher die Bettwäsche wechseln. Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und ließ seiner Fingerspitzen über ihre Haut wandern. Leider, hatte sie nicht mehr viel mit seiner Einst so starke Schwester gemein. Luisa war im Moment aller höchstens noch eine leblose Hülle ihrers eigentlichen „Ichs“ Ihre Augen flatterten und Toby wusste sofort, dass sie schlecht träumt. Er strich ihr über das Gesicht und flüsterte ein paar Mal ihren Namen, bis sie letztlich die Augen aufschlug und sich desorientiert um sah. „Alles ok?“ Lulu sah auf die andere, unberührte Seite des bestes und seufzte tonlos. „Nein.“ Er sah sie sorgenvoll an und Luisa wich seinem Blick aus. Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihren Kopf und sie musste sich aufstützen. Vom vielen weinen und schlafen war ihr nicht ganz wohl und sie fühlte eine gewisse Übelkeit in sich auf kommen. Tobys Hände legten sich auf die seiner großen Schwester. „Ich habe etwas zu essen gemacht.“ sagte er vage und strich mit dem Daumen über ihre Handinnenflächen. Allein bei dem Gedanken an etwas essbarem wurde Lulu wieder schlecht, aber sie wusste selbst, dass ihre Kraftlosigkeit auch davon her rührte, dass sie ihrem Körper kaum die benötigte Nahrung gab. Ihrem Bruder und auch ihrem Körper zu Liebe, wollte sie versuchen ein wenig zu Essen. Es könnte ja unmöglich alles noch schlimmer machen, als es im Moment schon war. Mühsam richtete sie sich wieder auf und ließ sich von Toby auf die Beine ziehen. Vor Luisas Augen wurde es etwas schummrig, aber sie konnte dieses Gefühl gut überspielen, zu mindestens glaubte sie das. In der Küche angekommen, ließ sie sich auf den Hocker fallen und sah auf den Teller. Toby musterte sie unauffällig und seine Besorgnis wurde von Moment zu Moment größer. Ihre Augen waren leer und glanzlos, das einzige was er noch sah, waren Tränen, die nur auf einen schwachen Moment ihrer Seits warteten. Luisa war blass und ihre Haut ganz spröde, es hatten sich ein paar rote Stellen gebildet, da wo sie immer rüber wischte. Ihre ganze Haltung an sich wirkte völlig verloren. Sie hatte kaum noch die Kraft aufrecht am Tisch zu sitzen. Er wollte sich nicht einmal vorstellen, wie es in ihrem Inneren aussah. Ihre Hand wanderte zum Löffel und ergriff ihn zögernd. Das langärmliche Schlabbershirt gab ein wenig ihrer Haut frei. Tobys Hand wanderte zu ihrem Arm und schoben den Stoff ein wenig nach oben. Sie hatte sich an einigen Stellen blutig gekratzt. Einige Stellen waren noch sehr frisch, andere hatten schon einen leichten Schorfüberzug. Also war seine Besorgnis, nicht völlig übertrieben gewesen. „Was hat das zu bedeuten?“ fragte er vorsichtig und ergriff Luisas Hand. Sie sah zu ihm auf und dann auf ihren Arm. „Ich weiß nicht.“ Toby wusste, dass Luisa nicht der Typ für sowas war, aber anderer Seits, ihr Verlust und der darauf folgende Schmerz waren sehr schlimm, vielleicht war es wirklich schlimmer, als er gedacht hatte. Toby schob den Löffel mit der Suppe in seinen Mund und musste fest stellen, dass sie tatsächlich besser schmeckte, als er erwartet hätte. „Was hältst du davon, wenn ich dich gleich mitnehme, wenn ich 19.Dezember wieder fahre?“ Kraftlos sank ihr Löffel auf den Tisch und sie sah ihre n Bruder unwissend an. „Wohin?“ Toby runzelte die Stirn und stupste sie an, er wollte sie zum Essen animieren. „Mit nach Hause. Immerhin ist doch bald Weihnachten. Mama und Papa wollen sicher nicht, dass du zu Weihnachten hier allein bist. Ich natürlich auch nicht.“ Somit war Lulus Appetit mit einem Schlag wieder völlig weg. Sie schob den Teller von sich und starrte auf ihre Hände. Sie hatte noch gar nicht an Weihnachten gedacht. Eigentlich wollten Charlie und sie, mit Charlottes Vater feiern. Es hatte alles schon festgestanden, Geschenke waren gekauft worden, das Essen hatten sie geplant ebenso wie den Besuch des Weihnachtsgottesdienstes. Wieder spürte Lulu das Brennen ihrer Augen. Sollte sie nun allein zu Charlies Vater gehen oder mit zu ihrer eigenen Familie. Beide hatten am 2.Weihnachtsfeiertag hinfahren wollen…eigentlich. Toby bedachte sie mit einem unbeschreiblichen Blick und stand auf. Vorsichtig legte er seine Arme um sie und drückte Luisa an sich. „Es ist sicher besser, wenn du dieses Weihnachten mit zu uns kommst.“ Lulu sah ihn hilflos an und schüttelte den Kopf. „Aber was ist mit Charlies Vater?“ Seufzend fuhr er sich durch das braune Haar. „Ich rede später mal mit Elias ok?“ Sie nickte und stand auf. „Ich bin müde, so unendlich müde.“ Flüsterte sie kraftlos und lehnte sich an Tobys Brust. „Ist ok, ich bring dich in dein Bett.“ Sanft hob er ihren zitternden Körper hoch und trug sie ins Bett. Es war immer noch kalt hier drin und selbst Elli zog es vor in ihrem Körbchen zu liegen. „Schlaf gut.“ Toby küsste ihre Stirn und deckte sie zu. Sie brauchte nichts zu sagen, er wusste auch so, dass Luisa wollte, dass er blieb. Lulus Augen wurden schwer und fielen zu. Es schien für sie noch in weiter Ferne zu sein, dass bald das Fest der Liebe war. Sie wollte ganz einfach nicht daran denken. Letztes Jahr hatten sie noch getrennt gefeiert und erst am 2.Weihnachtsfgeiertag getroffen. Es war trotzdem ein schönes Fest gewesen, vor allem da Toby zu gern, die Anekdote von der ersten Begegnung von Charlie mit seiner Familie erzählte. Man könnte jedes Mal den Eindruck gewinnen, dass er Charlies Freund wäre und nicht seine ältere Schwester. Jedes Mal aufs Neue, musste er sich beim erzählen sehr zusammen reißen um nicht lachend vom Stuhl zu fallen So wie der Tag angefangen hatte, konnte er ja bloß in einer Katastrophe enden. Aufgeregt fuhr sich Charlie durch ihr langes, rotes Haar und rückte es sicher schon zum 100. Mal zu Recht. „Charlotte Albert, jetzt reiß dich doch bloß mal zusammen. Meine Eltern sind wirklich sehr nett und weltoffen. Sie werden dich sicher mögen.“ Egal wie oft Lulu das auch noch sagte, Charlie glaubte es deshalb nicht mehr als vorher. Immerhin sah sie sich ja auch gleich 3 Menschen gegenüber, die über sie urteilen würden. Bei Lulu war es damals nur ihr Vater gewesen und der hatte sie postwendend in der Familie begrüßt. „Au.“ Charlie schrie kurz auf und drehte sich dann mit bösem Gesicht zu ihrer Freundin um. „Warum hast du das gemacht?“ Ärgerlich strich sich Charlie über die Stelle und funkelte Lulu an. „Du sollst endlich aufhören, dir so viele Gedanken zu machen. Meine Eltern werden dich lieben, ganz sicher.“ „Mir würde schon reichen, wenn sie mich einfach akzeptieren.“ Luisa stieg aus dem Auto und öffnete einen großen schwarzen Regenschirm. Seit heute früh schon schüttete es wie aus Eimern und es schien noch lange keine Ende in Sicht. »Wie unpassend« Lulu ging zur Beifahrerseite und hielt ihrer Freundin den Schirm über den Kopf, natürlich reichte sie ihr ganz ladylike auch die Hand. „Bereit?“ Charlie sah sie entsetzt an. „Nein, lass uns umdrehen und einander Mal wieder kommen ja?“ Aber es war natürlich zu spät. Vom weiten schon, sah Luisa ihren Bruder breit grinsend unter dem Vordach stehen. Charlie war Lulus erste Freundin seit Jahren, die sie auch ihren Eltern vor stellte. Zuvor hatte sie lange keine ernsthaften Beziehungen mehr gehabt, nichts was sie ihren Eltern zu muten wollte. Aber Charlie wollte sie ihren Eltern schon sehr lange vorstellen, immerhin waren sie schon über ein halbes Jahr zusammen. Bei Charlies Vater waren sie schon oft gewesen, was aber wohl auch an der Nähe zu ihm lag. Charlies Füße bewegten sich irgendwann von ganz allein und sie stand unter dem Vordach. Lulus Bruder umarmte seine Schwester freudig und sie küsste ihn kurz auf die Stirn. Er runzelte eben diese und wischte darüber. „Ich bin 19 und keine 6 mehr.“ Er lächelte aber so gleich wieder. „Wie unhöflich von mir, ich bin Tobias, aber du kannst mich gern Toby nennen.“ Er reichte Charlie seine Hand und diese erwiderte seine Geste. „Sehr süß.“ Er zwinkerte Lulu zu und zog Charlie ins Haus. „Unsere Eltern sind schon sehr gespannt darauf dich kennen zu lernen.“ Am liebsten wäre Charlotte wieder umgedreht, aber hinter ihr ging Luisa und die würde sie sicher nicht durch lassen. Aufgeregt, wie ein kleines Kind an Weihnachten zog Toby sie quer durchs ganze Haus und erzählte ihr alles Mögliche. Mit ein bisschen Glück wüsste sie in 2 Stunden vielleicht noch seinen Namen. Sie hörte Geräusche aus der Küche und gingen dort hin. „Mama, ich habe Lulus Freundin dabei.“ Alle hörten ein kurzes Quietschen. „Oliver komm, sie sind da.“ Jetzt hatte Charlie wirklich Angst. Hilfesuchend sah sie sich zu Lulu um, die ihr entschuldigend zu lächelte. Und auf einmal standen sie dann vor ihr. Lulus Eltern. Charlie nicht wüsste, dass das die Eltern ihrer Freundin waren, dann würde sie es nicht glauben. Luisas Vater hatte lange Haare, die strähnig an ihm runter hingen und trug irrtümliche graue Kleidung, die mehr schlecht als recht an ihm hing. Ihre Mutter hatte eben solche Haare und trug ein Kleid, dass aussah, als wäre es aus Grass gemacht. Der Schock musste ihr tief im Gesicht stehen, dessen war sich Charlie sicher. Ehe sie aber etwas sagen konnte, zogen die Beiden sie in einen Gruppenumarmung und begrüßten sie herzlich. „Hallo Herr und Frau Fröhlich.“ brachte sie krächzend hervor und ging hinüber zu Lulu. „Ach was, nenn uns bitte Barbara und Oliver, wir mögen es nicht so förmlich. »Ja das sieht man« Charlie lächelte schwach und griff nach Lulus Hand. Sie hatte jetzt noch mehr das Bedürfnis, hier weg zukommen. Sie hatte nichts gegen einen alternativen Lebensstil, aber das war ihr dann doch ein wenig zu viel. Gott sei Dank aber, befreite Luisa sie erst mal aus dieser Lage und ging mit ihr in ihr ehemaliges Kinderzimmer. „Herzlich Willkommen im Reich des Chaos.“ Kapitel 9: Little Miss Sunshine ------------------------------- 15.Dezember 2010 Luisa befand sich in einem Zustand zwischen Schlaf und Wach sein. Die Erinnerung an das erste Treffen ihrer Familie mit Charlie zog sich durch ihre Gedanken und ließ sie innerlich immer wieder lächeln. Auch wenn diese Erinnerungen einen schmerzhaften Beigeschmack hatten, so waren sie doch alles was ihr noch geblieben war, von ihrer Liebsten, bis auf Elli. Die junge Katze würde immer Charlie gehören, auch jetzt über den Tod hinaus. Aber Lulu wollte für sie da sein, so wie Charlie immer für sie da gewesen war, oft ohne überhaupt zu wissen, was sie tat. Toby beobachtete seine Schwester mit einem sorgsamen Auge, Tränen hingen in ihren Wimpern, aber ansonsten war ihre Atmung ruhig und entspannt. Er hoffte für sie einfach nur, dass sie sich gerade an schöne Momente erinnerte und ein wenig vergessen konnte, was die harte Realität für sie bereit hielt. Jetzt wo er gesehen hatte, dass sie sich sogar schon blutig gekratzt hatte, war er nur noch besorgter und entschlossener Luisa über die Feiertage mit zu ihren Eltern zunehmen. Es wäre ein Verbrechen seine Schwester hier allein zurück zu lassen, er war sich nicht mehr sicher ob sie nicht doch was Dummes tun würde. „Charlie.“ Ein leises Flüstern kam über Lulus spröde Lippen und dann legte sich ein seichtes Lächeln auf eben diese. Toby musste auch Lächeln. Es war sicher das erste richtige Lächeln seiner Schwester seit dem Tod ihrer Freundin vor einer Woche. Er war sich sicher, dass es wohl noch lange dauern würde, bis das Lächeln auf ihrem Gesicht zurück kehren würde, aber er war entschlossen bis es soweit war, an ihrer Seite zu sein und sie zu unterstützen. Immer wieder traten Bruchstücke von Erinnerungen hervor und formten sich vor Lulus innerem Auge. Sie sah das aufrichtige Lächeln Charlies, erkannte ihre typische Eigenart sich zu bewegen und lauschte dem Klang ihrer Stimme, wenn sie „Ich liebe dich“ sagte. Ein Schauer ging, auch jetzt im Schlaf, über ihren Rücken und sie zog die Decke höher. Nur noch einmal wollte sie in ihren Erinnerungen versinken und sich dem Schmerz danach stellen, nur noch einmal das Gefühl reinster Glücksseligkeit erfahren, nur noch einmal die Zeit zurück drehen und das unbeschwerte Leben leben, das sie gehabt hatte. Nur noch ein allerletzes Mal… Lulu schob Charlie durch die Tür in ihr altes Jugendzimmer und schloss dann leise die Tür hinter sich selbst. Anscheinend hatte sie Charlie doch ein wenig unvorbereitet auf ihre Eltern treffen lassen. Aber sie hatte ja selbst nicht gewusst, dass ihre Eltern sich mal wieder in ihrer Ökophase befanden, die sie so ziemlich einmal im Jahr durch machten und das schon solange sich Luisa zurück erinnern konnte. Ihr Bruder konnte sich dafür später noch auf eine Abreibung gefasst machen. Toby hatte ihr ganz einfach verschwiegen, was wieder mal los war. „Alles in Ordnung Charlie?“ Lulu trat dicht hinter ihre Freundin und legte die Arme leicht um ihre Taille. Diese nickte nur bestätigend und sah sich in Lulus Zimmer um. Es bot den einmaligen Blick in Lulus Vergangenheit, in eine Zeit, wo die beiden sich noch nicht kannten, in eine Zeit in der Luisa anscheinend noch nicht auf Frauen stand. Sie betrachtete das Poster eines halbnackten junges Mannes der über Lulus altem Schreibtisch hing. „Sag mal Schatz hast du mir vielleicht was zu sagen?“ Sie deutete Auf das Poster und Lulu kicherte. „Das ist mein Alibiposter gewesen. Meine Verwandten wussten damals noch nichts von meiner Neigung und deshalb tauschte ich mein Frauenposter gegen dieses aus. “ Sie löste sich von ihrer Freundin und ging auf das Poster zu. Mit zwei geschickten Handgriffen löste sie die unteren Klebestreifen und hob das Poster mit dem Mann drauf, hoch. Darunter zum Vorschein kam das eben angesprochene Frauenposter. Charlie musste Lachen. „Du warst ja richtig schlau.“ „Was soll das denn jetzt heißen?“ Lulu guckte sie gespielt böse an, musste dann aber grinsen und stupste ihre Freundin auf das große Bett. „Für diese über aus gemeine Bemerkung von dir bist du jetzt fällig.“ Sie leckte sich unbewusst über die Lippen und kletterte dann elegant über ihre Freundin.“Was wird denn das jetzt?“ Charlie konnte sich das Grinsen auch nur schwerlich verkneifen und legte ihre Hände auf den Rücken ihrer Liebsten. „Ich glaub ich vernasch dich jetzt ein bisschen.“ Sie schob ihre warmen Finger unter Charlies Bluse und zogen dort seichte Kreise. Ein fast schon schnurrender Ton verließ die Lippen ihrer Freundin. „Aber was ist mit deiner Familie?“ Lulu legte einen Finger auf Charlies Lippen und brachte sie zum Schweigen. „Das macht doch gerade den Reiz aus.“ Hauchte sie lasiv und verschloss Charlottes Lippen mit einem intensiven Kuss. In ihrer Jugend wollte sie unbedingt mal ihre Freundin vernaschen, während ihre Eltern zu Hause waren, aber damals hatte sie es sich noch nicht getraut. Gierig öffnete Lulu die Knöpfe an Charlies Bluse und zog sie ihr in einigen wenigen Handgriffen aus. Charlottes Brustkorb hob und senkte sich schnell, ihr Herz schlug kraftvoll gegen ihren Oberkörper, so dass sie den Widerhall noch weiter unten spüren konnte. Charlies Hände wanderten unruhig auf Lulus Rücken umher und schoben sich letztlich in die Hosentaschen ihrer Freundin, wo sie ihre Finger leicht kreisen ließ. Lulu quittierte dies mit einem zufriedenen Lächeln. Sie hinterließ eine feurige Spur aus Küssen an Charlies Hals und küsste sich hinab zu ihrem Dekolleté. Charlie konnte ein genießerisches Seufzen einfach nicht unterdrücken und zog ihre Freundin wieder zu sich hoch um von den herrlich rosigen Lippen geküsst zu werden. Im selben Atemzug strichen Charlies Hände wieder hoch zu Lulus Oberteil und zogen es hoch und nachdem sie den Kuss gelöst hatten, dann auch über den Kopf. Im Gegenteil zu Charlie trug sie unter ihrem Oberteil gleich den Bh und kein Top mehr. Begierig strich Charlotte über den Bh und entlockte ihrer Freundin ein leichtes Stöhnen. „Ich wollte euch bloß sagen, dass Mittag…“ Die Tür war aufgerissen worden und Luisas 19 jähriger Bruder stand im Zimmer und plapperte fröhlich vor sich hin. Dann hielt er sich die Hand vor den Mund und schloss schnell wieder die Tür. „So viel dazu, dass es so ja aufregender ist.“ Charlie schnappte sich ihre Bluse und zog sie wieder über. Die Stimmung war eindeutig hinüber. „Aber es hat sich doch gelohnt, mein Bruder war noch nie so schockiert. Es gehört zu den von ihm meist gehassten Sachen, mich beim Sex zu erwischen.“ Sie kicherte und zog ihr Oberteil wieder über. „Also war das geplant?“ Sie schüttelte den Kopf und tupfte ihrer Freundin einen Kuss auf die Lippen. „Ich habe dieses Risiko lediglich mit eingeplant.“ Jetzt musste auch Charlie grinsen. „Du bist manchmal so ein Biest.“ Sie schlug die Augen auf und drehte sich zu Toby, der zum Glück immer noch neben ihr lag. Er musterte sie und strich ihr dann eine Strähne aus dem Gesicht. „Woran hast du gedacht?“ Sie sah ihn ein wenig hilflos an und rückte noch näher zu ihrem Bruder. Dieser schlang den Arm um sie und strich über ihre Hand. „Du hattest die ganze Zeit über Tränen in den Augen, hast aber gleichzeitig immer wieder Lächeln müssen.“ »Ich hab gelächelt« Lulu war von sich selbst überrascht und zog die Decke dann bis zum Kinn. „An das erste Treffen von Charlie mit euch.“ Toby musste grinsen und konnte sich ein Lachen nur noch schwer verkneifen. Damals war er wirklich schockiert gewesen, über das Bild was sich ihm geboten hatte. Natürlich war ihm klar, dass seine Schwester Sex hatte, aber er wollte es nicht im Geringsten sehen. „Ich war wirklich schockiert.“ Sie sah ihn aus traurigen Augen an. Jetzt war sie nicht mehr im Geringsten glücklich, nein jetzt hatte der Schmerz sie wieder erfasst. „Ich weiß und es tut mir leid.“ Sie hatte sie deswegen noch nie entschuldigt. „Das brauchst du nicht ich war ja selbst schuld, also lassen wir das. Außerdem konntest du dir dein Grinsen den ganzen restlichen Tag nicht mehr vom Gesicht wischen.“ Sie genoss es, dass Toby ihr immer wieder durch ihr langes braunes Haar strich. „Dafür hab ich diesen blöden Spitznamen von dir bekommen.“ Toby grinste wissend und legte seine Wange an ihre Haare, die ihn ein wenig kitzelten. „wag es nicht.“ Sagte sie leise und schloss wieder die Augen. Seine Körperwärme kroch ihren Körper hinauf und lullte sie ganz allmählich ein. Sie war in den letzen Tagen nur noch müde, ständig und immer. Sie nahm sich fast schon im Halbschlaf vor, morgen auf jeden Fall wieder etwas zu essen. Irgendwann würde sie sonst wirklich noch zusammen klappen und dabei wollte sie doch einfach nur stark sein und der Welt beweisen, dass sie nicht schwach war. Sie wollte nicht immer diese mitleidigen Blicke an sich kleben haben, sie wollte ganz normal behandelt werden. Sie war doch nicht schwerstbehindert, sie war noch immer Luisa Fröhlich und nichts und Niemand würde daran etwas ändern können. „Schlaf ein bisschen Little Miss Sunshine, ich werde auf dich aufpassen.“ Kapitel 10: Kein Bissen ----------------------- Liebe Leser, ich bin wirklich Niemand der um Kommentare bettelt und der sich darüber aufregt, wenn er keine bekommt. Sonst finde ich es auch unverschämt, vielleicht damit zu drohen nicht weiter zu schreiben, wenn keine Kommentare kommen und das will ich auch jetzt nicht tun. Ich wollte einfach bloß mal die Leute anregen die meine Geschichte lesen oder sie auf ihrer Favoritenliste haben, sich mal zu Wort zu melden. Das hört sich jetzt voll doof an und ich weiß auch schon wieder warum ich sowas nie machen wollte, aber es musste einfach mal raus. 17.Dezember 2010 Charlie lehnte lässig an der Spüle in der Küche und rührte in aller Seelenruhe in ihrem Kaffee herum. Ihr dünnes, mit feinen Trägern versehenes, Oberteil war an den Schulter verrutscht und gab ein Stück ihrer hellen Haut wieder. Das dünne Oberteil war Charlie viel zu groß und hing weit um ihren schlanken Körper herum. Die junge Frau sah ein wenig verloren in dem Oberteil aus, was noch durch die deutlich zu großen Boxershorts, die sie trug, unterstrichen wurde. Gähnend ging sie zu dem kleinen Tisch in der Küche und ließ sich auf einem der schwarzen Hocker fallen. Die Sonne schien kraftvoll durch das kleine Küchenfenster und erwärmte den Raum angenehm. Es war zum Glück wieder Frühling und schon jetzt standen überall in der Wohnung Frühlingsblumen und verbreiteten ihren aromatischen Duft, der sich eben mit dem Duft von frisch gebrühtem Kaffee vermischte. Der Tisch war reichlich gedeckt und wartete im Prinzip nur noch auf Lulu, die sich gerade noch anzog. Im Gegensatz zu Charlotte, musste sie in etwa einer Stunde zur Arbeit, während ihre Freundin heute frei hatte und nur geplant hatte, sich in der Unibibliothek etwas nützlich zu machen. „Luisa, wo bleibst du denn, dein Kaffee wird ja schon kalt.“ rief Charlie ihrer Freundin zu und nahm wieder einen großen Schluck des schwarzen Gebräus. »Was würde ich bloß ohne Kaffee machen« Ein fröhlich lächelndes Gesicht, strahlte Charlie von der Tasse entgegen und sie musste schmunzel. Es war eine dieser witzigen Muntermacher-Tassen, wo ein Spruch drauf stand. „In 5 Minuten bin ich ansprechbar“, stand auf ihrer und daneben eben dieses breit grinsende Gesicht einer verschlafenen jungen Frau. „Hetzt mich doch nicht so, die Brötchen sind ja noch nicht mal fertig.“ Lulu hatte die Küche betreten und trug ein weißes Handtuch um die Harre, welche noch vom waschen ganz feucht waren. „Trotzdem musst du mich hier nicht allein sitzen lassen.“ Elli mauzte empört auf und verdrückte sich hoch erhobenen Hauptes aus der Küche. „Jetzt hast du ihre Gefühle verletzt.“ Charlie fuhr sich durch das rote, wirre Haar und steckte die eine störende Strähne hinter ihr linkes Ohr. „Spätestens wenn sie nachher wieder Hunger hat, kommt das kleine Biest angekrochen.“ Lulu schmunzelte ein bisschen. Solange Elli das tat, was Charlotte von ihr wollte, war das kleine Kätzchen, dass tollste Haustier der Welt. Setze das Kätzchen aber seinen Sturkopf durch, so war sie gleich ein kleines Biest. „Lass uns jetzt frühstücken, ich hab riesigen Hunger.“ sagte Lulu und holte die Brötchen aus dem Backofen. „Pass auf, sie sind noch ganz schön heiß.“ Sie lächelte und legte ihrer Freundin eines auf den Teller. „Danke Mama für den Hinweis.“ Charlie streckte ihr die Zunge raus und trank wieder einen Schluck ihres Kaffees. Hungrig, wie Lulu am Morgen immer war, schnitt sie das warme Brötchen auf und ließ die Butter darauf langsam schmelzen. Sie aß gern und viel, aber vor allem liebte sie das kochen. Ab und zu musste sie ein wenig auf ihre Figur achten, da sie es leider nicht so gut hatte wie ihre Freundin und viel schneller zunahm. Obgleich Charlie ihr gern immer wieder erklärte, dass sie es sehr niedlich fand, wenn Luisa ein kleines Bäuchlein bekam. Diese war danach immer mindestens 2 Minuten auf ihre Freundin sauer, bevor sie ihr dann doch verzieh und einen Kuss bekam. Genüsslich biss Lulu in ihr Brötchen und sah dann zu Charlie auf. Diese trank gerade den letzen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse und schob dann das Brötchen von ihrem Teller. »Will sie denn schon wieder nichts zum Frühstück essen« Charlie bemerkte Lulus Blick, der auf ihr ruhte und verzog ein wenig genervt das Gesicht. „Nun schau doch nicht schon wieder so. Ich hab Frühs einfach selten Hunger das ist alles. Ich will mich nicht zu Tode hungern oder sowas.“ Charlie sprang vom Hocker und holte sich noch einen Kaffee. Das gab Luisa die Zeit, den Körper ihrer Freundin mal wieder unauffällig zu mustern. Durch das dünne Oberteil, konnte Charlie kaum verdecken, dass sie praktisch nur Haut und Knochen war. Ihre Schulterblätter traten deutlich bei jeder Bewegung hervor und ihre Beine schienen für Lulu höchstens noch ein paar Streichhölzern zu gleichen. Besorgt zog sie ihre Stirn kraus. „Wie viel wiegst du im Moment eigentlich Schatz?“ Fast hätte Charlie sich am Kaffee verschluckt. Sie zuckte ratlos mit den Schultern und zog ihre Beine auf dem Hocker an. Lulu bewunderte ihre Freundin dafür, dass sie das konnte ohne vom Hocker zu fallen. „Ich war schon lange nicht mehr drauf. Ich wüsste auch gar nicht was dich das angeht.“ Sie drehte ihr Gesicht zum Fenster und ließ sich die Sonnenstrahlen auf das blasse Gesicht scheinen. Luisa legte ihr Brötchen auf den Teller und griff nach Charlies Hand. „Ich mach mir doch nur Sorgen.“ Charlie zog ihre Hand weg und legte ihre Finger um die große Kaffeetasse. „Das ist lieb von dir, musst du aber nicht. Ich bin nicht magersüchtig oder so. Ich hab einfach oft keinen Hunger.“ Auch wenn ihre Freundin sie beruhigen wollte, so hatten Charlies Worte nur den gegenteiligen Effekt, sie machte sich nur noch mehr Sorgen. „Okay, aber ich will dir noch sagen, dass ich dich so perfekt finde wie du bist und das du nicht dünner werden musst. Ich liebe alles an dir, egal wie dünn oder dick du vielleicht auch bist.“ Luisa lächelte Charlie an und diese erwiderte es etwas zaghaft. „Danke.“ Das restliche Frühstück verlief eher schweigsam, zur Freude von Lulu, aß Charlie letztlich aber noch einen Jogurt. Mit Fruchtzwerge konnte man sie einfach immer locken. Charlie beobachtete, wie ihre Freundin den Tisch abräumte und das Geschirr in die Spüle stellte. Sie hatte ja irgendwie recht, es war ihr selbst ja aufgefallen, dass einige ihrer Sachen langsam zu groß wurden und an ihr rum schlabberten. Aber sie konnte doch wirklich nichts dafür. Sie verspürte nur sehr selten ein Hungergefühl, im besten Falle mal Appetit, wenn Lulu für sie kochte. Außerdem vergaß sie das Essen bis Weilen auch ab und zu. Es war aber kein bewusstes Hungern, denn sie war eigentlich zufrieden mit sich, würde sogar gern ein wenig mehr wiegen, weil sie in manch schöner Kleidung einfach zu knochig wirkte. Sie spürte Lulus Lippen, auf den Ihren und wich erschrocken zurück. Diese lachte ein wenig und strich Charlie wieder diese Strähne hinter ihr Ohr. „Du hast nicht reagiert auf meine Worte, also dachte ich mir ich versuch es mal so. Ich muss jetzt langsam los und wollte nur Tschüss sagen.“ Lulu küsste ihre verdutzte Freundin noch einmal auf die Lippen, bekam dies Mal aber die gewünschte Reaktion. „Also dann Schatz ich wünsch dir einen schönen Tag und bis heut Nachmittag, ich werde an dich denken.“ Charlie musste über die lieben Worte ihrer Freundin lächeln und hielt sie dann nochmal am Handgelenk fest. „Ich wollte dir bloß noch schnell sagen, dass ich es wirklich wahnsinnig lieb finde wie du dich um mich sorgst. Ich weiß das ich selbst zu wenig auf mich achte und freue mich deshalb um so mehr, dass du an mich denkst.“ Luisa wusste das sie damit auf das Thema essen von vorhin ansprach und umarmte ihre Freundin herzlich. „Ich liebe dich.“ flüsterten beide und mussten zum Abschied nochmal lachen. Jemanden in seinem Leben zu haben, der sie um einen sorgte, wenn man es selbst nicht mehr tat, war wirklich Gold wert. Wieder saßen Lulu und Toby am Küchentisch und zu mindestens eine von beiden starrte recht hilflos auf die Nudeln mit Tomatensoße. Auch wenn sie sich vor 2 Tagen vorgenommen hatte, endlich mal wieder was Richtiges zu essen, war die Umsetzung doch schwieriger als erwartet. Zum ersten Mal verstand sie wirklich was Charlie immer gemeint hatte, wenn sie gesagt hatte, dass sie gar kein Hungergefühl verspürte. Ebenso ging es Luisa im Moment auch. Zu allem Überfluss wurde ihr auch noch nur beim Geruch schon schlecht. „Es geht einfach nicht.“ sagte sie abweisend und schob den Teller von sich. „Es muss aber gehen!“ Energisch schob Toby ihr den Teller wieder hin und machte ein paar Nudeln auf die Kabel. „Komm schon, sonst werde ich dich füttern.“ Lulu sah ihn an und schüttelte den Kopf. Sie griff nach der Gabel und öffnete den Mund. Gerade wollte sie das Essen widerwillig in ihren Mund schieben, da sagte ihr Bruder noch etwas. „Du hast Charlie auch immer einen Vortrag über ihr Essverhalten gemacht und jetzt bist du selbst nicht besser. Soll sie sich etwa Sorgen machen?“ Luisa sah ihn aus großen Augen an. „Sie ist tot, sie kann sich keine Sorgen mehr machen. Sie hätte gar nicht das Recht sich Sorgen zu machen, Charlie ist einfach gegangen und hat mich hier allein zurück gelassen.“ Ihre Stimme war zum Ende hin immer wütender geworden. „Wag es nicht sie noch einmal zu erwähnen, sie kann mir doch gestohlen bleiben.“ Sie erhob sich sprungartig vom Hocker und verließ die Küche. Die Kabel fiel klappernd zu Boden und letztlich hatte Lulu wieder nichts gegessen. Kapitel 11: Konfrontation ------------------------- Liebe Leser, Ich freue mich sehr, dass sich Jemand jetzt doch die Mühe gemacht hat und nachdem lesen auch kommentiert hat. Deshalb gilt mein spezieller Dank und . Vielen vielen Dank. 18.Dezember 2010 „…ich weiß wirklich nicht, was ich noch mit Luisa machen soll. Seit unserem Streit gegen Mittag hat sie sich zusammen mit Elli in ihr Schlafzimmer eingeschlossen und reagiert überhaupt nicht auf mich.“ Erschöpft lehnte Toby gegen die beige Wand im Flur und fuhr sich durch das braune Haar. Es war bereits nach 24 Uhr, ein neuer Tag war angebrochen, morgen wollte er seine große Schwester über Weihnachten mit zu ihren Eltern nehmen. Aber im Moment sprach sie ja nicht mal mit ihm, geschweige denn, dass sie aus ihrem Zimmer kam. Unzählige Male, hatte er sich bei ihr entschuldigt und sie angefleht die Tür zu öffnen, bisher aber eher erfolglos. In seiner Hoffnungslosigkeit hatte er nach ihrem Handy gegriffen und erst Emily angerufen. Wer, wenn nicht Luisas beste Freundin würde sie zur Vernunft bringen, aber leider war die junge Frau bereits bei ihren Eltern in Hannover. Toby hatte dann sofort bei Elias angerufen, der sich gerade bei Charlies Dad befand und mit eben diese noch auf der Couch gesessen hatte und einen Actionfilm ansah. Nichts lag Toby ferner, als Elias noch mehr Sorgen auf zulasten, aber er selbst hatte das Gefühl ihm würde die Kontrolle über diese Situation, einfach aus dem Händen gleiten. „Ich würde dich nicht anrufen, wenn ich mir nicht wirklich Sorgen machen würde.“ Sagte Toby energisch in das Handy seiner Schwester und hörte am anderen Ende erst mal ein kurzes Schweigen. „In einer halben Stunde bin ich da.“ Toby lächelte schwach und dankte Elias dann. In der Beschreibung für „kleiner Bruder“ hatte nie gestanden, dass er sich irgendwann mit sowas auseinander setzen musste. Wäre es nicht eigentlich die Aufgabe seiner Eltern gewesen an der Seite ihrer Tochter zu sein und nicht die Seine? Lulu hätte aber allerdings niemals mit ihren Eltern über ihre Gefühle geredet, dessen war Toby sich sicher. Sie hatten einander schon in Kindertagen ihre tiefsten und dunkelsten Geheimnisse anvertraut. Sie waren eigentlich Geschwister wie sie im Lehrbuch standen und trotzdem stand er nun völlig hilflos vor ihrer Tür und wusste weder ein noch aus. Ja er hatte einen Fehler begangen, aber musste sie sich deshalb so verstecken, Lulu musste doch wissen, dass seine Sorge so nur noch größer wurde. Warum musste sie denn jetzt bloß so unglaublich stur zu ihm sein? Lulu hatte Tobys aufgeregte Stimme im Flur vernommen, sie wusste aber nicht wen er angerufen hatte. Sie wollte im Moment Niemanden sehen oder mit Jemanden reden. Warum hatte er auch diese Bemerkung machen müssen. Hätte ihr Bruder sich nicht denken können, welchen Schmerz das in ihr entfachte. »Niemand kann dich verstehen« Luisa drückte die Hände auf ihre Ohren und schüttelte den Kopf. Sie wollte diese Stimme in ihrem Kopf nicht mehr hören, mit jedem gesprochenen Wort wuchs ihr Schmerz nur noch mehr, bis ins Unermessliche. Luisa zog die Decke um ihre Beine noch enger an ihren Körper und legte ihr Kinn auf die angezogenen Knie. Leise tropften Tränen auf die Denke und hatten diese schon ganz nass werden lassen. Stunden, Minuten, Sekunden…Alles war in einander über gelaufen und verschwamm vor ihrem Verstand. Sie hatte keine Ahnung wie spät es war, aber es musste Nacht sein, der Vollmond erhellte ihr Zimmer ein wenig. Vor einigen Stunden hatte sie ihren Radiowecker aus Wut über ihren Bruder kraftvoll an die Wand geworfen. Am Boden lagen noch immer die Überreste und funkelten teilweise durch das Lied des Mondes. Wütend ballte sie ihre Finger zu einer Faust, so dass ihre Haut ganz weiß wurde. »Toby lügt, ich bin nicht wie Charlie« Niemand war wie Charlie, Niemand würde sie je ersetzen können, alles an ihr war einzigartig und gab es nicht noch einmal auf der Welt. Dann hatte sie eben keinen Hunger mehr, es war doch auch egal, wenn würde es schon stören wenn sie zu einem Strich in der Landschaft wurde, bis sie endgültig verblasste? Vielleicht würde Emily sie ja vermissen…, aber nein, die hätte im Notfall ja auch noch Elias. Was war mit ihrem Bruder Toby, würde er sie wirklich vermissen? Sicher nicht, sie war für ihn auch nur eine Last. Wegen seiner Schwester opferte er seinen wohlverdienten Urlaub. Die Gedanken in Luisas Kopf kreisten und machten sie ganz fertig. Ein dunkler Strudel aus negativen Gedanken hatte sich gebildet und Lulu konnte sich seinem Sog nicht entziehen. Die ganze Zeit hatte sie sich mehr oder weniger, erfolgreich eingeredet, dass ihr Leben auch ohne Charlie weiter gehen würde, dass sie ja noch Elias und Emily hatte, das ihre Familie immer hinter ihr stand. Sie hatte fest daran geglaubt,. Nie allein zu sein, aber jetzt schlichen sich die negativen Gedanken unbarmherzig in ihre Gedanken und durchstachen ihr Herz mit tausend Messerstichen. Sie wollte doch nicht allein sein, sie wollte doch nur eine einzige Sache. Lulu wollte Charlie, um jeden gottverdammten Preis, den sie definitiv bezahlen würde. Sie wollte doch kein perfektes Leben, sie wollte nur ihre kleine rothaarige Freundin zurück, mit der selbst jeder Streit am Ende noch gut ausgegangen war. Dabei hatten sie sich nie wirklich gestritten, nur kleine Unstimmigkeiten hier und da. War Charlies Tod letztlich der Preis für ihre Harmonische Beziehung gewesen? Hatte das Schicksal nicht mit ansehen können, wie sie einander liebten und glücklich waren. War ein einziger richtiger Streit in 2 Jahren Beiziehung etwa zu wenig um auf ewig zusammen sein zu dürfen? Eine sanfte Melodie zog sich durch das großzügige Wohnzimmer, in dem Charlotte und Luisa, aneinander gekuschelt auf der Couch saßen. Beide lauschten dem Klang der Musik und hatten die Augen geschlossen. Ein kleiner Sturm fegte durch die Straßen Berlins und verführte wohl jedes Pärchen zu einem gemütlichen Nachmittag auf der Couch. Lulu strich durch das rote Haar ihrer Freundin und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Das war einer der Momente, in denen ihre Liebe beinahe greifbar war und sie wie eine warme Decke umgab. »Wenn dieser Moment doch nie enden würde« Lulu schmunzelte und griff mit ihrer Hand nach der warme Hand ihrer Freundin. Diese grinste auch und streichelte über den Handrücken von Luisa. „Ich bin sehr glücklich.“ flüsterte die Braunhaarige und beugte sich ein wenig über ihre Freundin, um dieser einen sanften Kuss zu geben. Manchmal, an solchen Tagen, saßen sie den ganzen Tag so bei einander und genossen ihre Zweisamkeit. Ab und zu kuschelte sich auch Elli dazu, die sich von Zeit zu Zeit durch ihre Besitzer vernachlässigt fühlte, vor allem wenn sie mit einander kuschelten, aber nicht mit dem Kätzchen. Charlie küsste Lulus Handrücken und drehte sich dann ein wenig innerhalb ihrer Umarmung. „Ich würde gern den ganzen Tag so mit dir verbringen.“ Luisa öffnete die Augen und strahlte ihre Freundin an. „Ich wüsste nicht was dagegen sprechen sollte.“ Für einen kurzen Moment stahl sich in Charlies Augen, etwas trauriges, dass Lulu nicht einordnen konnte. „Was ist los Schatz?“ Die Braunhaarige nahm das Gesicht ihrer Freundin zwischen ihre Hände und tupfte ihr ein Kuss auf die lieblich schmeckenden Lippen. „Ich muss gleich los.“ Lulu sah sie verwirrt an, sie hatten doch heute beide frei, sie selbst hatte sich heute extra frei genommen um etwas Zeit mit ihrer Freundin zu verbringen. „Wo musst du denn hin?“ Charlotte vernahm ganz deutlich den Unterton ihrer Freundin. Seufzend erhoben sich beide und Lulu schaltete die romantische Musik aus. „Ich bin um 3 mit Jenny und Luca zum Lernen…“ Lulu schnappte bei dem letzeren Namen nach Luft. „Mit Luca also.“ Nachdenklich rieb sie sich die Stirn. „Jenny ist doch aber auch noch dabei und wir wollen wirklich nur zusammen lernen.“ Sagte die kleine Rothaarige Energisch zurück. „Ich bezweifle nicht, dass du und Jenny lernen wollt, aber ich bin mir da bei Luca nicht sicher. Sieht doch ein Blinder mit einem Krückstock, dass er dich am liebsten flach legen würde wollen.“ Luisas Stimme war zum Ende hin etwas genervt geworden und sie hatte sich erhoben. „Willst du etwa, dass ich absage oder was?“ Wenn Lulu es ehrlich betrachtete, dann war es schon das was sie gern gehabt hätte. „Selbst wenn ich es wollte, dann würdest du es nicht tun. Außerdem werde ich mich sicher nicht einmischen. Aber es ist schon schade, dass du ausgerechnet heute lernen gehst, wo ich mir extra für DICH freigenommen habe.“ Charlie stieß einen empörten Laut aus. „Das ist mal wieder so typisch von dir Luisa Fröhlich. Jetzt versuchst du mir ein schlechtes Gewissen zu machen, damit ich am Ende doch nicht gehen, aber das kannst du vergessen.“ Mittler Weile war auch sie aufgestanden und hatte sich vor ihrer Freundin aufgebaut. „Du kannst nicht erwarten, dass ich gleich springe, wenn du etwas von mir willst. Wenn du mir erst gestern Morgen sagst, dass du den nächsten Tag frei hast, dann kann es schon mal vorkommen, dass ich etwas vor habe. Immerhin warte ich ja nicht den ganzen Tag darauf, dass du endlich nach Hause kommst.“ Charlie hatte sich etwas in Rage geredet und schnappte nun gierig nach Luft. „Es ist mir schon klar, dass du auch mal was vorhast, aber dann kannst du es mir ja wenigstens sagen, bevor ich einen Urlaubstag zum Fenster raus werfe.“ Eingeschnappt sah sie an ihrer Freundin vorbei. Jetzt hatte Charlie keine Lust mehr zu diskutieren und drehte sich um. „Dann weiß ich ja Bescheid. Ich werde deine Zeit nicht noch mehr verschwenden.“ Sie ging aus dem Wohnzimmer und sammelte ihre Sachen zusammen. „Wo willst du hin?“ Charlie ignorierte ihre Freundin kurz und zog ihre Jacke über. „Ich werde jetzt zum Lernen gehen und warte heute Abend nicht auf mich. Ich werde bei Jenny oder vielleicht auch Elias schlafen.“ Klirrend fiel die Haustür ins Schloss und Charlotte war aus dem Blickfeld ihrer Freundin verschwunden. Sie waren beiden sauer auf den jeweils Anderen und das eigentlich aus einer Lappalie heraus. Das Ende vom Lied war allerdings gewesen, dass Charlie 2 Tage bei Jenny geblieben war, bis Luisa ein Einsehen hatte, dank Emily und sich mit einem großen Blumenstrauß und wortreich bei ihrer Freundin entschuldigte und sich beiden unter Tränen umarmten und der Streit eigentlich schon fast wieder vergessen schien. Die beiden konnten einfach nicht lange ohne den Anderen sein Ein sachtes Klopfen an der Tür, erreichte Luisas Ohren und ließen sie auf sehen. Sie erkannte sofort zu wem das Klopfen gehörte und wischte die Tränen von ihrem Gesicht. »Toby hat also Elias angerufen« Sie wusste nicht, ob sie nun noch saurer auf ihren Bruder sein sollte, oder sich freuen sollte, dass er Jemanden geholt hatte, der zu mindestens im Ansatz verstand, was der Verlust von Charlie in ihr ausgelöst hatte. „Luisa bitte mache doch die Tür auf, wir machen uns wirklich Sorgen um dich.“ Elias klangvolle Stimme durchzog den Raum und Luisa verfiel wieder in einen Heulkrampf. Für ihn war es doch sicher auch nicht leicht und nun musste er wegen ihr mitten in der Nacht hier kommen. „Es tut mir leid.“ flüsterte sie, auch wenn Lulu wusste das er sie unmöglich hören konnte. Einerseits wollte sie, dass Elias sie in den Arm nahm, andererseits wollte sie noch immer ihre Ruhe haben. Dann hörte sie wie Jemand der Tür werkelte und dann fiel der Schlüssel klirrend zu Boden. Irgendwie schaffte Elias es, den Schlüsse zu sich zu ziehen und öffnete leise die Tür. „Ich komm jetzt rein ja?“ Er wartete kurz und öffnete die Tür. Elias ging auf sie zu und kniete sich vor Lulu. Noch ehe er etwas sagen konnte, schmiss sie sich in seine Arme und fing wieder bitterlich an zu weinen. Was sie im Moment am Dringendsten brauchte, war einfach nur etwas Halt. Kapitel 12: Auszeit ------------------- 18./19.Dezember 2010 Etwas überrascht, schloss Elias Lulu sanft in seine Arme und hob sie vorsichtig hoch. Sie hatte ihren Kopf in seiner Schulter vergraben und schluchzte hemmungslos. Es schien, als wären sämtliche Dämme gebrochen und jegliche Trauer würde aus ihr entweichen, die sie ständig zurück gehalten hatte um nicht schwach zu wirken. Luisas Hände krallten sich an sein Oberteil und drückten ihren Körper noch dichter an den von Elias. Auf etwas wackligen Beinen trug er sie zurück in ihr großes Bett und legte sie sanft darauf ab. Er löste ihre verkrampften Finger einzeln, bis Lulu ihn völlig freigab. „Hast du die ganze Zeit dort auf dem Boden gesessen und geweint?“ Elias strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und tupfte mit einem Taschentuch über ihre gerötteten Wangen. Ein schwaches Nicken ihrer Seits bestätigten seine Vermutung und er fuhr sich besorgt durch sein braunes Haar. So konnte es mit Luisa wirklich nicht mehr weiter gehen, sie konnte unmöglich hier allein bleiben oder nur mit ihrem Bruder. Toby musste diese Situation einfach maßlos überfordern, bei ihm selbst war es ja auch nicht anders. Allein, bei Charlies Vater zu sein, machte ihn von Minute zu Minute nur noch trauriger, aber er hatte es doch versprochen. Bisher hatte er sowas nur aus Hollywoodfilmen gekannt. Eine geliebte Person, dem Tode nah, nahm ihren Freunden ein Versprechen ab. Bloß war in diesem Fall, war die geliebte Person Charlie und er selbst der Freund. Ihm schien die Aufgabe, Charlies Vater zur Seite zu stehen, auf einmal sehr viel schwerer als zu nächst gedacht. „Es tut mir wirklich leid Lulu, ich war total unsensibel gewesen und ich hasse mich wirklich…“ Toby war an das Bett seiner Schwester getreten und hatte gleich angefangen zu reden, doch Elias hatte ihn unterbrochen. Lulu war unmöglich in der Lage jetzt ein Gespräch zu führen, geschweige denn überhaupt zu verstehen, wie er es doch eigentlich gemeint hatte. Ihre Augen waren geschlossen, aber ihre Augenlieder flatterten immer noch ab und zu sehr unruhig, Elias war sich sicher, dass sie wieder mit Alpträumen zu kämpfen hatte. Vorsichtig schob er Luisas Bruder aus dem Zimmer, der sich nur ungern von seiner Schwester trennen wollte. Er hatte immer noch ein unermesslich schlechtes Gewissen, das mit jeder Minute nur noch weiter wuchs. Toby wusste, das ihr momentaner Zustand nicht nur von seinen Worten herrührte, es war ein Zusammenspiel aus allen möglichen Faktoren. „Willst du einen Kaffee?“ Elias hatte gerade Kaffee gekocht und bot nun Toby eine Tasse an. Er nahm diese dankend an und nahm einen kräftigen Schluck des dunklen Gebräus. „Was sollen wir denn nur machen? Ihr geht es von Stunde zu Stunde immer schlechter und ich weiß wirklich nicht was ich noch mit ihr machen soll.“ Tobys Griff um die Kaffeetasse hatte sich verstärkt und er presste die Lippen ungeduldig aufeinander. Er war von Natur aus sehr impulsiv und neigte oft zu Ungeduld. Für ihn war es besonders schlimm nur Tatenlos rum zu sitzen. Irgendwas musste doch getan werden. „Sie sollte sich eine Auszeit nehmen. Es ist nicht gut, wenn sie hier in der Wohnung ist, wo sie doch alles an Charlie erinnert.“ Toby nickte wissend. „Ich hatte vor, sie morgen mit zu unseren Eltern zu nehmen, aber sie will nicht, weil sie denkt, dass Charlies Vater, dann ganz allein ist.“ Elias zog die Augenbraun zusammen und blickte in seine Tasse. „Charlies Vater wird Weihnachten bei uns verbringen, darum muss sie sich keine Sorgen machen. Es wäre wirklich am besten wenn sie mal ein paar Wochen wo anders wäre und nicht immer mit ihrem Schmerz konfrontiert werden würde.“ Nachdenklich nahm Toby ein Schluck vom Kaffee und sie auf seine Hände. „Was denkst du denn, wie lange Lulu bei unseren Eltern bleiben sollte?“ Ein leises Schluchzen war aus dem Schlafzimmer zu hören, vorsorglich hatten sie die Tür offen gelassen. „4 Wochen mindestens. Sie muss Abstand hier von gewinnen, alles andere würde es nur noch schlimmer machen.“ Toby rieb sich die Stirn. „Dann müssen Elli und Lola auch mit, ich kann sie ja schlecht hier lassen. Obgleich Luisa die Beiden auch nie hier lassen würde.“ Elias nickte und die beiden sprachen noch eine ganze Weile darüber was sie nun machen sollen. Die Sonne ging gerade auf, als Elias beschloss, sich wieder auf den Weg zu Charlies Vater zu machen. Toby und er hatten beschlossen, dass Toby mit Lulu gegen Nachmittag nach Bayern fahren würde, natürlich mit Elli und Lola. Sie würden auch dann fahren, wenn Luisa nicht weg wollte. „Also sehe ich euch beide, dann gegen 17 Uhr bei Charlies Vater ja?“ Sie hatten beschlossen, dass Lulu sich noch von Charlies Dad verabschieden sollte. „Ich ruf vorher nochmal an, ob den auch alles gut gegangen ist.“ Die Haustür fiel leise ins Schloss und nun war Toby wieder allein mit Lulu in der Wohnung. Er beschloss sich noch ein wenig zu seiner Schwester zu legen, immerhin müsste er in ein paar Stunden, noch 6 Stunden hinter dem Lenkrad sitzen. Als er sich zu Lulu legte, kuschelte diese sich ganz instinktiv an ihren kleinen Bruder und ein halbwegs zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre trockenen Lippen. Es dauerte nicht lange, da war auch er ins Land der Träume verschwunden. Diese ganze Sache nagte auch an Toby Kräften und wenn er nur daran dachte, dass er ja Montag wieder zurück musste zu seiner Ausbildungsstätte und erst am 24.Dezember wieder kam, dann wurde ihm noch ganz anders. Er hoffte, dass einer seiner Elternteile sich vielleicht noch kurzfristig frei nehmen konnten vor Weihnachten. Toby wusste, dass seine Eltern nach Weihnachten bis zum neuen Jahr hin frei hatten und hoffte, dass sie trotzdem zusätzlich noch vorher frei bekommen konnten. Sein Schlaf war sehr unruhig, weil er trotzdem noch so viele Dinge im Kopf hatte, die es zu erledigen galt. Er musste seinen Eltern sagen, dass er morgen Abend beziehungsweise nachts mit Lulu ankommen würde und dass er natürlich auch die Haustiere mitbringen würde. Sachen mussten zusammen gesucht werden, eigentlich noch alle Blumen gegossen werden, das ganze Zeug von den Tieren, das Essen musste aus dem Kühlschrank. Eigentlich hatte Toby gar keine Zeit zum Schlafen, tat es aber dennoch. Er wollte nie im Leben dafür verantwortlich sein, dass ein anderer Mensch wegen ihm sein Leben ließ, so wie es bei Charlie gewesen war. Nur eine Unachtsamkeit und dann… Das Leben konnte so schrecklich ungerecht sein. Wer immer die Fäden des Lebens zusammen hielt musste ab und zu einen zu viel getrunken haben, wenn man betrachtete wie viele junge Leute aus Sinnlosigkeit heraus ihr Leben lassen mussten, während alte Leute, die schrecklich litten, am Leben blieben solange es eben möglich war. Es war einfach nur ungeheuer ungerecht. Luisas Leben würde sicher nie wieder wie vorher sein und doch hoffte Toby, dass ihr die Auszeit gut tun würde. Am nächsten Tag wurden die Beiden durch ein lautes Krachen, das aus der Wohnung stammte, geweckt. Toby strich sich verschlafen, die Haare aus dem Gesicht und schälte sich aus dem Bett. Lulu sah ihn aus geschwollenen Augen an und blickte dann nach Draußen. Wieder ein neuer Tag voller Schmerz und Kummer, wieder war sie erwacht und hatte fest stellen müssen, dass alles Realität war. Toby ging in die Wohnstube und Lulu hörte ein Fluchen. Kurz darauf erschien Toby mit Elli auf dem Arm und setze die Katze ab. „Elli ist auf Lolas Käfig gesprungen und der ist zu Boden gegangen.“ Er bedachte diese Katze mit einem bösen Blick. „und das ausgerechnet jetzt, wo wir in 4 Stunden bei Elias sein müssen und noch alles zusammen packen müssen.“ Er war jetzt schon genervt von diesem Tag. „Warum packen?“ Luisas Stimme klang leise und verletzlich. „Es ist Sonntag, der 19.Dezember, wir fahren heute zurück nach Bayern und halten vorher nochmal bei Charlies Vater an.“ Sie wollte den Mund aufmachen und widersprechen, aber Toby ließ das nicht zu. „Ich weiß du willst nicht, aber ich werde dich heute mit nehmen und wenn es sein muss trag ich dich auch im Schlafzeug ins Auto, es wäre mir aber anders lieber.“ Luisa nickt und streichelte durch Ellis Fell. Er hatte ja so recht, es war nicht gut, wenn sie hier blieb, aber sie wollte nicht weg von dem Ort, wo sie Charlie am nächsten war. Nichts desto trotz beschloss sie sich fertig zu machen und ging unter die Dusche. Währenddessen kümmerte sich Toby um alles weitere und machte nur eine Pause um seiner Schwester beim Essen Gesellschaft zu leisten. Ein Jogurt, nicht mehr verlangte er von ihr, aber selbst das war eine Qual. Gegen 16:30 Uhr war alles in Tobys Auto verstaut worden, es fehlte nur noch Luisa und das Geschenk. Er sah in seinen Rucksack und betrachtete es skeptisch. Beim zusammen Suchen der Sachen, hatte er es gefunden mit einem Brief zusammen. Charlie musste es schon vor einiger Zeit für Lulu zu Weihnachten gekauft haben. Er nahm es mit, wenn auch er noch nicht wusste, ob er es ihr geben würde. „Luisa bist du soweit?“ rief er vorsichtig in die Wohnung und fand seine Schwester letztlich im Schlafzimmer, wie sie vor der Kommode stand. Ihre zitternden Finger fuhren über einige Bilderrahmen und ergriffen dann eben jenes Bild, von Charlie und ihr, welches im Sommerurlaub 2010 gemacht worden war. Der gelbe Planet brannte erbarmungslos auf die Erde und ließ die Menschen ganz schön köcheln. Es war Ende Juli, in Berlin hatten vor 3 Tagen, die Semesterferien begonnen und 3 junge Studenten und eine fleißige Floristin waren gerade dabei ihr Auto Urlaubstauglich zu beladen. Vorbei war erst einmal die anstrengende Zeit des Klausuren Schreibens und des Büffelns, jetzt hieß es erst mal 1 eine Woche entspannen und Sonne satt. Emilys Eltern gehörte ein Haus an der Ostsee, in dem sie dies Jahr ihren Urlaub verbringen wollten. Elias schob so eben den letzen Koffer in sein Auto und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Charlie, wenn wir das nächste Mal zusammen in Urlaub fahren, dann bitte, nimm nicht so viel Zeug mit.“ Charlie versteckte sich hinter Luisa und steckte ihm die Zunge raus. „Ich bin eine Frau und brauch das alles.“ Elias betrachtete seine 3 Damen argwöhnisch. „Demnach zu urteilen, sind Luisa und Emily also auch Männer?“ Er musste lachen und erntete einen Schlag auf die Schulter von Emily. „Lasst uns einsteigen bevor wir doch noch weg schmelzen.“ Die 4 setzen sich ins Auto, wobei Elias darauf bestand, dass Lulu vorne saß direkt neben ihm. Mit einem der Anderen als Beifahrer hätte er am Ende der Fahrt sicher in eine Nervenklinik gemusst. Nach einigen Kilometern, hatte die Klimaanlage das Auto angenehm abgekühlt und so begann die Reise schon ganz gut. Nach 2 Stunden Fahrt waren sie endlich angekommen und Emily hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Das Ferienhaus war wirklich ein Traum und Der Strand war kaum 5 Minuten vom Haus entfernt. Nach einer schnellen Hausbesichtigung und dem Wechsel der Kleidung, machten die Vier sich auf den Weg zum Strand. Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man denken können, dass Emily und Elias ein Paar waren. Ganz unvermittelt hatte er seinen Arm um sie gelegt und die beiden lachten vergnügt mit einander. Robin, Emilys Freund hatte damit kein Problem, er wusste ja wie die Dinge standen. Leider hatte er nicht mitkommen können und so waren sie zu viert gefahren, aber am Wochenende würde er für 2 Tage vorbei kommen, worauf Emily sich schon freute. Am Strand angekommen, rannte Charlie sofort den Hügel hoch und erblickte die Ostsee. „Foto.“ rief sie und drückte Elias ihre Kamera in die Hand. „Machst du bitte ein Foto von Luisa und mir, vor diesem schönen Hintergrund?“ Er nickte lächelnd und Charlie zog Lulu an sich. Die Beiden umarmten sich und strahlten in die Kamera. Nach ein paar Schnappschüssen, wo die beiden sich küssten, gingen sie runter und genossen ihren wohlverdienten Urlaub am Meer. Eine einsame Träne stahl sich über Luisas Wange, die sie aber sofort weg wischte. „Ich wollte nur noch dieses Bild holen.“ flüsterte sie und schob sich dann an ihrem Bruder vorbei. Sie war noch immer etwas sauer auf ihn und diese Aktion jetzt machte es irgendwie auch nicht unbedingt besser. Schweigend schloss er die Tür hab und folgte seiner Schwester nach unten. Nur widerwillig stieg sie ins Auto ein. Zusammen mit Elli und Lola saß sie hinten im Auto und zu Viert machten sie sich auf den Weg zu Elias und Charlies Vater. Kapitel 13: Gedankenchaos ------------------------- Liebe Leser, tut mir leid, dass ich die letzten 2 Wochen am Freitag nicht gepostet habe. Das lag zum einen daran, dass ich in der einen Woche nicht Zu Hause war, sprich nicht an den PC konnte wo ich die Fanfic drauf habe. Aber jetzt geht es weiter und Morgen gibt es auch noch ein brandneues Kapitel. Mein Dank gilt wie immer,den fleißen Kommentatoren meiner Fanfic. ^^ GLG Deanna 19.Dezember 2010 Wo immer dein Weg dich hin verschlägt, gedenke derer, die dich lieben und die zu dir halten. Sie werden dir die Kraft geben, zu erreichen, was immer du dir erträumt hast. Sie schlug geräuschvoll ihr Tagebuch zu und verstaute es wieder in ihrem Rucksack. Diese wenigen Zeilen, auf der aller ersten Seite in dem kleinen roten Buch, hatte Charlie verfasst, bevor sie es ihrer Liebsten geschenkt hatte. In einer Zeit, als sie noch Freunde waren, wo keiner von beiden wusste, auf welchen Weg sie das Schicksal geführt hatte. Würden sie nun einen gemeinsamen Weg einschlagen oder würde das Schicksal sie bald wieder Trennen. Gerade diese Unsicherheit hatte jeden gemeinsamen Moment zu etwas besonderem gemacht. Zufällige Berührungen, verstohlene Blick, nicht den Mut gehabt zu sagen was man wirklich fühlte. Aber dann war dieses Buch ins Spiel gekommen, es war der erste große Anstoß. Zwischen den Zeilen lesen und erkennen, was der Andere einem sagen wollte. Keine klaren Worte, undefinierbare Gesten und doch so viel Liebe in der Luft. Ohne es zu merken waren sie einander immer näher gekommen, aus Freundschaft wurde Liebe, aus Liebe Glück und aus Glück wurde Schmerz. Luisa erinnerte sich noch genau an den allerersten Kuss mit Charlie, er war weder klassisch noch sonderlich romantisch gewesen. Viele unscheinbare Zeilen hatten das kleine rote Buch gefüllt ehe es zu scheuen Berührungen gekommen war. Liebe…Nicht greifbar, unsichtbar, wunderbar, verletzlich, unnahbar, aber wertvoll. Angst beherrschte die beiden jungen Frauen. Furcht davor verletzt zu werden, sich nur ein zu bilden da sei mehr, vor den Kopf gestoßen zu werden. „Ich liebe dich.“ Worte die wie Feuer im Körper brannten, Worte voller Bedeutung und Hoffnung. Unschuldige Berührungen, nicht wissend was sie bedeuten konnten. Alles oder nicht… Es ging nicht, sie wollte es nicht, es durfte nicht sein. Diese Frau, ganz anders, unerreichbar, unendlich weit weg und doch so nah. Nur ein Blick, ein Wort, eine kurze Berührung. Charlie schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Schmerz breitete sich von der Hand über den ganzen Arm aus und erfasste auch schließlich ihr Herz, doch dieses hatte schon vorher geschmerzt. Sie hatte sich verliebt… unwiderruflich, erbarmungslos. Es war keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, sie hatten einander kennen gelernt, mit einander viel gelacht und Spaß gehabt. Sie waren Freunde geworden, einander alles anvertraut, in dem Wissen, dass der andere dicht halten würde. Die Floristin und sie, Luisa und Charlotte, Freunde, gute Freunde, vielleicht auch beste Freunde, irgendwann auch Liebende? Charlie fasste sich an den Kopf und nahm ihre rote Brille von der Nase. »Was soll ich bloß tun« Wer immer einmal gesagt hatte, dass Liebe aus Freundschaft wuchs, der hatte nicht gesagt, dass es so weh tun konnte. Liebe sollte doch schön sein, sie sollte einen zum strahlen bringen und nicht zum weinen. Charlie wollte doch stark sein, sie wollte Luisa nicht zeigen was sie wirklich fühlte. Vielleicht war es noch nicht zu spät, vielleicht konnte man noch etwas retten. Die Freundschaft zu Lulu war Charlotte wichtig, in den paar Monaten, in denen sie sich kannten, waren sie einander sehr nah gekommen, wahrscheinlich einfach zu nah. Charlie vertraue ihrer Freundin bedingungslos, würde ihr eigenes Leben in die Hände von Luisa legen. An diesem Punkt hatte die Studentin schon gemerkt, dass sie viel zu nah an Lulu getreten war und hatte die Notbremse gezogen, aber mit mäßigem Erfolg. Luisa hatte nicht verstehen können, warum Charlie sie auf Distanz hielt. Fühlte sie denn dieses elektrisierende Gefühl nicht, wenn sie einander berührten, die Hitze die entstand, wenn sie dicht bei einander waren? Fühlte Lulu denn gar nichts über dieses Freundschaftliche hinaus. Bildete sich, dass Charlie nur ein? »Nein« Es gab doch diese Momente, wo Luisa ihre Nähe suchte, wo sie für alle anderen wie ein Paar wirkten, das konnte doch nicht nur ein Spiel sein. Frustriert schlug Charlotte ihr Buch zu und erhob sich, heute würde sie sicher auf keinen grünen Zweig mehr kommen. Schnellen Schrittes verließ sie die Bibliothek und trat hinaus auf den Campus. Es war ein milder Tag, nicht zu warm und nicht zu kalt. Sie stopfte ihre Jacke in ihren Rucksack und schulterte diesen. Wenn sie sich beeilte, würde sie vielleicht noch den Bus nach Hause kriegen und musste nicht noch eine Stunde warten. Charlie sah nach links und spurtete dann los. „Charlie warte doch!“ Die Rothaarige dachte für einen kurzen Moment ihren Namen gehört zu haben, entschied sich dann aber dafür, dass sie sicher schon Halluzinationen hatte. Kein Wunder so schlecht wie sie seit Tagen schlief, ihr Vater hatte sie schon äußerst besorgt gemustert. „Charlie!“ Sie blieb stehen und drehte sich um. Vom Weiten her erkannte sie Luisas Silhouette, die auf sie zu kam. »Oh nein« Lulu erreichte sie und musste die Hände auf den Knien abstützen. „Wo…woll..test du denn so schnell…hin?“ Ihr Atem ging stoßweise und ihre Wangen hatten sich rötlich gefärbt. Charlies Bus fuhr an den beiden vorbei und die junge Studentin seufzte. „Ich wollte mit diesem Bus nach Hause fahren.“ Jetzt musste sie noch eine Stunde hier rum sitzen. „Oh das tut mir leid, dafür lade ich dich auf ein Stück Kuchen bei mir Zuhause ein, als Wiedergutmachung.“ Luisa wohnte nur knappe 5 Minuten von hier entfernt, was natürlich äußerst praktisch war, bei ihrem Weg zur Arbeit. „Ich weiß nicht, ich könnte die Zeit nutzen um noch was für die Uni zu lesen.“ Als ob sie sich jetzt noch darauf konzentrieren könnte. „Du gehst mir aus dem Weg.“ stellte Luisa fest und musterte Charlie eindringlich. Diese wurde ganz rot um die Nase und spürte wie ihr zu nehmend wärmer wurde. „Das stimmt doch nicht, ich wollte bloß nicht…“ „Na dann kannst du doch mein Angebot annehmen, bitte. Ich hab Schokoladentorte mit Erdbeerfüllung gemacht.“ Auch wenn Charlie diese Torte mochte, wollte sie noch immer nicht. „Ich hab doch aber nur eine Stunde.“ „Kein Problem ich bring dich pünktlich zurück.“ Sie harkte sich bei der Rothaarigen unter und zog sie mit sich. „Das ist ja super gelaufen.“ murmelte Charlie und fing sich damit einen schiefen Blick von Lulu ein. In der Wohnung angekommen, schob Lulu sie weiter in die Küche und buchsierte sie auf einem gelben Klappstuhl mit schwarzen Sternen drauf. Charlie war nicht zum ersten Mal hier, aber zum ersten Mal fühlte sie sich dabei unwohl. Lulu lehnte gegen die Küchenzeile und musterte ihre Freundin. Sie spielte vor Nervosität mit ihren Fingern und ihr Atem ging schneller als gewöhnlich. Alles in Allem wirkte sie etwas unglücklich. „Also Charlotte, raus mit der Sprache. Was ist los mit dir?“ Sie sah auf und blickte in Lulus Augen, die sie zu durchbohren schienen. Sie konnte ihr doch unmöglich sagen was los war, Lulu würde sie doch auslachen. Charlie fühlte sie in die Zeit zurück versetz, wo sie erst 15 gewesen war und sie auch schrecklich verliebt in ein Mädchen gewesen war, aber sich nicht getraut hatte es ihr zu sagen. „Bei mir ist alles ok.“ Kam es über ihre Lippen und sie lächelte Lulu an. Diese setze sich mit an den Tisch und gegenüber ihrer rothaarigen Freundin. „Dein Lächeln eben ist so falsch, wie die Nacht schwarz ist. Vertraust du mir denn nicht?“ Alles in Charlie schrie und krümmte sich, warum zum Teufel war es plötzlich so schwer zu sagen, was man fühlte. Mit fast 21 sollte es doch wohl langsam einfacher werden. „Natürlich vertrau ich dir, aber ich komm mir vor wie ein kleines Kind, dass seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Alles dreht sich und ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich will mich ja nicht von dir entfernen, aber dir so nah zu sein ist nicht gut für mich, nicht gut für unsere Freundschaft.“ Luisa ergriff Charlies Hand und drückte diese sanft. „Es ist doch aber nichts verkehrtes daran sich nah zu sein.“ Sagte sie ruhig und fuhr mit ihrem Daumen über Charlottes Handrücken. „Damals draußen am Blumenladen, da hast du mich doch nicht auf einen Kaff eingeladen, weil du nur Freundschaft mit mir schließen wolltest oder?“ Charlie schüttelte den Kopf. „Siehst du. Ich habe schon nach kurzer Zeit Gefühle für dich gehabt, aber du hast immer so gewirkt, als ob du noch Zeit brauchtest, die ich dir gerne gegeben habe. Dann hast du dich von mit distanziert und ich war noch mehr bestärkt darin, dass du dir nun deiner Gefühle klar bist. Ich hatte gehofft du würdest über deinen Schatten springen. Sag mir doch jetzt einfach ins Gesicht was du für mich fühlst.“ Obwohl Luisa ihr ja nun mehr als deutlich klar gemacht hatte, wie sie zu ihren Gefühlen stand, war die Studentin immer noch verunsichert. Solche Gefühle, wie jetzt bei Lulu, hatte sie noch nie gehabt und das brachte sie ganz aus dem Konzept. Lulu schwächte sie und das mochte sie überhaupt gar nicht. „Ich bin furchtbar im Umgang mit Worten, wenn es um meine Gefühle geht, das war schon immer so, aber bei dir ist es noch viel schlimmer. Du rufst in mir so intensive Gefühle hervor, dass es einfach nur weh tut. Ich fürchte ich bin ernsthaft in dich verliebt und das du mich einfach nur noch aus dem Konzept bringst.“ Charlie holte tief Luft und atmete hektisch. Sie fühlte sich rot wie eine Sommertomate und glühte förmlich. Um Luisas Lippen bildeten sich kleine Lachfältchen und sie zog Charlie an der Hand zu sich hinüber. „Ach mein kleiner Dummkopf, küss mich einfach.“ Beiden mussten grinsen und ihre Lippen trafen sich zu einem kurzen Kuss. Lulu fuhr mit dem Zeigefinger über ihre Lippen und hatte für einen Moment das Gefühl, Charlies Lippen auf ihrer Haut zu fühlen. „Alles ok?“ fragte Toby und legte seine warmen Hände auf die seiner Schwester. „Ich hab nur an etwas gedacht.“ murmelte diese, drückte aber die Hand ihres Bruders, eher er sie wieder nach vorne zog. „Wir sind gleich da.“ Sie nickte und kraulte Elli durch das Gitter ihres Tragekorbes. Sie sollte sich verabschieden, etwa für immer? Würde ihre Eltern sie bei sich zu Hause einschließen oder was? Mit Sicherheit nicht, sie sollte sich bestimmt nur über die Weihnachtsferien verabschieden. „Wie lange soll ich eigentlich zu Hause bleiben?“ Toby fuhr sein Auto auf den Hof von Charlies Vater und schaltete den Motor ab. „3 bis 4 Wochen, hatten Elias und ich gedacht.“ Lulu sah aus dem Fenster und nickte. Jetzt war es also soweit, man hielt sie für so gefährdet, dass andere Entscheidungen für sie trafen. Schwerfällig verließ sie das Auto und erblickte Charlies Vater, der mit Elias vor der Tür stand und eine rauchte. Er hatte das Rauchen vor Jahren aufgegeben, nachdem seine Frau daran gestorben war. „Hallo Christian.“ Sie nickte Elias nur zu und ließ sie in die Arme von Charlies Vater Christian ziehen. „Elias hat mir gesagt, dass die für ein paar Wochen weg fährst, um etwas Abstand zu gewinnen“ Sein Blick war glasig und man sah ihm deutlich an, dass er sie nicht gehen lassen wollte, wenn es nicht unbedingt sein musste. „Ja…ich…es ist …wohl einfach besser…so.“ Ihre Stimme klang zittrig und gebrochen, den Tränen nahe. „Aber ich meine wenn du nicht willst, dann…“ Er drückte sie noch fester an sich und Tränen tropften auf ihre Jacke. „Nein fahre bitte, es ist besser so, wirklich. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ihr euch um einen alten Mann wie mich kümmert, es ist gut zu wissen, dass man nicht allein ist. Aber ihr seid noch so jung, auf Dauer kann ich mich nicht an euch hängen.“ Er blickte erst Elias an und dann Luisa. „Ich werde über Weihnachten bei Elias sein und dann mit meinen Arbeitskollegen über Silvester in den Winterurlaub. Ich werde schon klar kommen. »Flucht nach vorn« „Ich werde dich vermissen.“ Sagte Lulu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich werde mein Handy dabei haben.“ Sie lächelten beide schwach und ließen einander dann los. „Schöne Weihnachten Elias, ich hoffe Emily und du kommt mich dann mal besuchen.“ Sie wischte sich ihre Tränen von den Wangen und umarmte auch ihn herzlich. „Keine Sorge, das werden wir und wegen der Arbeit haben Toby und ich alles geregelt, du kannst dir noch Zeit nehmen.“ Sie dankte ihm und stieg zu Toby ins Auto. Ein schwaches Winken warf sie den beiden noch zu, ehe das Auto vom Hof fuhr. Kapitel 14: Kälte ----------------- Hallo liebe Leser, Ich hatte ja versprochen am Montag noch einen Teil zu posten, abr ich gebe zu gestern habe ich es einfach vergessen, dafür hole ich es jetzt nach ^^ Vielen Dank an für ihre liebe Rückmeldung XD GLG Deanna_ 19.Dezember 2010 Starr blickte er auf die Straße vor sich und krallte seine Finger an das Lenkrad vor ihm. Er wollte keine Sekunde unkonzentriert sein, Toby musste alles im Blick haben, am besten wäre es, er könnte in die Köpfe der anderen Fahrer sehen. Seit der Sache mit Charlie fühlte auch er sich nicht wohl beim Auto fahren. Auf dem Weg zu Luisa, hatte er daran weniger gedacht, aber nun da sie mit ihm im Auto saß, war es etwas anderes. Toby war bloß froh, dass ihr nach einiger Zeit die Augen zugefallen waren und sie nun im hinteren Teil des Autos schlief. Wenn er immer wieder ihren traurigen und leeren Blick sah, dann wurde ihm ganz anders, aber sie hatte ja jetzt die Augen geschlossen. Nicht mehr lang, dann würden sie in dem kleinen Ort ankommen, in dem seine Eltern wohnten. Heute früh erst, hatte er sie erreicht und ihnen alles erklärt. Beide waren aufgebracht gewesen, das hatte Toby am Telefon gehört. Seine Mutter musste selbst nur vom hören sagen, schon die Tränen unterdrücken. Die Ankunft würde sicher sehr emotional werden, sie konnte nur so werden. „Sind wir bald da?“ verschlafen streckte Lulu ihre Glieder und fuhr sich durch das braune Haar. Sie sah müde aus, wenn auch nicht mehr ganz so blass um die Nase. Schon als kleines Kind, hatte sie immer am besten, während einer langen Autofahrt geschlafen. Seit Toby sie vor ein paar Tagen besuchen gefahren war, hatte sie sehr schlecht ausgesehen, jetzt sah sie immerhin nur noch schlecht aus. Er sah auf das Navigationsgerät und meinte dann. „Laut Navi noch 37 Kilometer. Mum und Dad freuen sich dich wieder zu sehen, du hast ihnen gefehlt.“ Luisa nickte und lehnte ihren Kopf gegen das kühle Glas des Fensters. Ein bisschen freute sie sich auch ihre Eltern wieder zu sehen, viel zu lange hatten sie einander nicht gesehen. Die weite Entfernung war mit der Hauptgrund warum sie sich nicht so oft sahen, wie sie gerne wollten. Oliver war Tierarzt und hatte eine kleine Praxis in der Nähe seines Wohnortes, während Lulus Mutter Babara Lebensberaterin war und ständig auf Achse war. Als Toby und sie noch Kinder gewesen waren, hatte ihre Mutter ihre Besuche nur in der näheren Umgebung gemacht, aber spätestens seit Luisa ausgezogen wart, hatte sie ihr Einzugsgebiet erweitert und war sehr erfolgreich damit. „Es ist trotzdem komisch, ich wünschte der Anlass meines Besuches wäre schöner.“ Ihre Stimme verlor sich in den Geräuschen, die das Auto von sich gab und sie wendete ihren Blick wieder auf die Straße. Links und rechts waren weite Felder, die mit einer dicken Schneeschicht überzogen waren. Wenn sie sich dazu in der Lage fühlte, dann würde Luisa vielleicht einen Schneemann bauen, so wie sie es schon als Kind getan hatte und so wie sie es auch mit Charlie getan hatte. Die Schneefrau mit der pinken Schleife am Kopf. „Wir bauen eine Schneefrau…wir bauen eine Schneefrau…“ trällerte Charlie aufgeregt und steckte sich eine große Möhre und ein paar flache und dunkle Steine in die Tasche. „Wenn du das Draußen auch singst, dann werde ich 10 Meter hinter dir laufen.“ Sie steckte die Hände in die Jackentasche und murmelte ihr Gesicht tiefer in den flauschigen grauen Schal. „Ach sei doch kein Spielverderber Schatz.“ Sie zog das „Schatz“ ein wenig in die länger und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um ihrer Freundin ein Kuss auf die Nasenspitze zu drücken. Sie grinsten beide und Charlie steckte ihre eine Hand mit in die Jackentasche ihrer Freundin und ihre Finger verflochten sich mit einander. Mit strahlendem Lächeln auf den Lippen zog Charlie ihre Freundin auf den Hinterhof des Altbaus, wo schon Kinder einige Schneemänner gebaut hatten und teilweise auch noch bauten. Die Rothaarige löste ihre Hand und hockte sich in den Schnee. „Ich mach die untere Kugel und die du Mittlere ja?“ Lulu nickte und zog ihre Handschuhe an. Eigentlich hatte sie bei diesem Wetter nicht raus gewollt, aber Charlie hatte sie mal wieder aufs Kreuz gelegt. Beim Liebespiel hatte sie diesen Gefallen erbeten und mit Charlies Fingern zwischen den Schenkeln, konnte sie gar nicht nein sagen. Der Schnee formte sich unter ihren Händen zu einer halbwegs gleichmäßigen Kugel, die es nun galt, zu vergrößern. Charlie war eindeutig mit mehr Elan bei der Sache, ihre Kugel war fast schon groß genug, für den unteren Teil. Sie rollte die Kugel noch ein wenig und stellte sie dann sicher auf die richtige Seite. „Bist du so weit Schatz?“ rief sie über den Platz und bekam nur ein leises murren von ihrer Freundin. Ein bisschen aus der Puste schob sie ihre Kugel zu Charlie und hob sie mit vereinten Kräften auf den Unterkörper. „Und da sagst du immer, dass du keine Schneekugeln machen kannst.“ Charlie sah sie gespielt empört an. „Ich habe lediglich gesagt, dass ich es nicht gerne mache, weil mir immer so schnell kalt wird.“ Charlie lehnte sich über die halbfertige Schneefrau hinweg und flüsterte Luisa etwas ins Ohr, die daraufhin ganz rot wurde. Leise kichernd machte die Rothaarige den Kopf und befestigte ihn sicher am restlichen Körper. „Und was sagst du?“ Lulu musterte das Gebilde kritisch und blinzelte ein wenig. „Noch etwas leer, würde ich mal sagen. Und die Brüste sind zu klein“ Charlie zog eine Tüte aus ihrer Tasche und reichte sie ihr Freundin. „Hier sind die Steine und die Möhre., Die Brüste bleiben aber so, sie braucht keine riesen Brüste um gut auszusehen.“ Die kleine Rothaarige stemmte ihre Arme in die Hüpfte und nahm sich auch ein paar Steiner. Nach 5 Minuten waren sie fertig und betrachten die Schneefrau noch einmal. „Es fehlt immer noch was oder?“ Charlie nickte und zog ihre pinke Schleife aus dem Haar. „Nein, du willst doch wohl nicht etwa…“ Sie grinste und stellte sich auf die Zehenspitzen um ihrer Schneefrau, die Schleife zu befestigen. „Na wenn das nicht modisch ist, dann weiß ich ja auch nicht.“ Sie klatschte in die Hände und zog einen Fotoapparat hervor. „Stell dich mal bitte zu ihr Schatz.“ Lulu tat, wie ihr genießen und posierte ein wenig für ihre Liebste. Lulu legte ihre Arme um Charlie und zog sie an sich. „Besser als erwartet, muss ich schon zugeben.“ „Tja was hast du denn erwartet. Das nenn ich ultimative „Schneefrauenbauerpower“! Sie mussten beide herzlichen Lachen und machten noch ein Foto von ihnen Dreien. Luisa wusste gar nicht mehr, wo die Fotos hingekommen waren und ob, sie überhaupt gedruckt worden waren. „Wir sind da.“ Toby parkte sein Auto in der Einfahrt und stellte den Motor ab. Es war bereits wieder dunkel draußen und ein kalter Wind blies um die mit Schnee bedeckten Baumkronen. „Das ist ja noch kälter hier, als in Berlin.“ Sagte er beim austeigen und zog seiner Winterjacke enger um seinen Körper. Auch Lulu verließ das warme Auto und so gleich erfasste der Wind ihren Körper und ließ sie frösteln. Das Hoflicht ging plötzlich an und die Haustür öffnete sich. „Tobias, Luisa, da seid ihr ja endlich.“ Ihre Mutter kam auf sie zu gerannt und umarmte die beiden stürmisch. Sie musterte ihre Tochter und zog die Stirn kraus. „Ich weiß, dass ich scheiße aussehe.“ Sagte Luisa ruhig und griff nach dem Tragekorb mit Elli und der Transportbox mit Lola drin. Sie ging an ihrer Mutter vorbei in Richtung Haus. „Mach dir nichts draus Mum, ihr geht es wirklich verdammt schlecht.“ Barbara nickte und nahm ihrem Sohn ein paar Sachen ab. „Kommt Dad gar nicht helfen?“ fragte Toby, als er den großen Käfig von Lola aus dem Kofferraum nahm. „Wir haben noch Besuch und er wollte die beiden nicht sitzen lassen“ Im Haus angekommen, zog Lulu erst mal ihre Jacke aus und brachte dann die beiden Körbe ins Wohnzimmer. „Luisa.“ Ihr Vater sprang von der Couch auf und umarmte seine Älteste stürmisch. Sie taumelte ein wenig zurück und ließ beinahe die Körbe fallen. „Vorsichtig Papa, ich habe hier noch Jemanden.“ Er fiel ihr ins Wort und zog sie weiter in den Raum. „Ich hab hier auch noch wen.“ Im Wohnzimmer saßen zwei Frauen. „Erinnerst du dich noch an Frau Laurent und ihre Tochter Gina, ihr wart in Grundschule die besten Freundinnen, bis die Familie fort zog.“ Lulu stellte die Transportboxen ab und reichte den beiden die Hand. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, sie wollte nur noch in ihr Zimmer und sich verkriechen. „Hallo Luisa schön dich mal wieder zu sehen. Du bist wirklich zu einer schönen jungen Frau heran gewachsen.“ Sie versuchte zu lächeln und bedankte sich bei Ginas Mutter. Ihr Blick fiel auf die Blonde, die sich wirklich ganz schön verändert hatte. Luisa hatte sie noch mit langen, blonden Locken und Schleife im Haar, in Erinnerung und nun stand eine erwachsene Frau mit kurzen blonden Haaren, einem Lippenpiercing und einem frechen Grinsen auf den Lippen, vor ihr. „Du hast dich ganz schön verändert.“ Kam es über Lulus Lippen und sie rückte ihren Pony zu recht. „Du dafür umso weniger, nur größer und noch schöner bist du geworden.“ Ihre Blicke kreuzten sich, aber Luisa brach den Blickkontakt wieder ab. „Entschuldigt mich bitte, ich würde gern in mein Zimmer gehen. Die Fahrt war lang und anstrengend, ich muss auch noch meine beiden Kleinen raus lassen.“ Elli mauzte wie auf Kommando und steckte ihre Nase durch das Gitter. Ihr Vater sah in ihre Augen, so voller Sehnsucht und Angst. „Natürlich Schatz gehe hoch, ich komm später nochmal nach dir sehen.“ Sie nickte dankend und ging mit Elli und Lola zur Treppe. Toby kam ihr entgegen. „Ich habe Lolas Käfig in dein Zimmer getragen und Ellis kleinen Kratzbaum auch.“ „Danke.“ flüsterte sie und schob sich an ihm vorbei. Toby wusste nicht, ob es nur Einbildung war oder ob seiner Schwester gerade noch verstörter gewirkt hatte, als vorher. Sie ging in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Vorsichtig stellte sie ihre Tiere ab und manövrierte erst mal Lola in ihren Käfig und gab ihr ein Leckerli, als Belohnung dafür, dass sie sich gut benommen hatte. Dann ließ sie Elli raus, die das erste Mal hier war. Die kleine musterte alles genau und sprang dann freudig auf ihren Kratzbaum, denn sie sofort erkannt hatte. Lulu beobachte mit einer gewissen Freude, dass wenigstens Elli und Lola sich zu freuen schienen, dass sie nun hier waren. Es war komisch gewesen, diese Begegnung unten. Nicht nur, dass es sie noch mehr Kraft gekostet hatte, vor den beiden glücklich zu wirken, nein Gina hatte sie auch mit einem undefinierbaren Blick bedacht, der ihr durch Mark und Knochen gegangen war. Sie hatte sich wirklich ganz schön verändert und was machte sie denn überhaupt hier, sie waren vor über 15 Jahren weg gezogen und seit dem hatten sie sich nicht mehr gesehen. » Ach Mist, als ob ich mir nicht schon genug Gedanken machen würde« Sie öffnete ihren Rucksack und stellte das Bild von Charlie und sie auf den Schreibtisch. „Ach meine geliebte Charlie, ich wünschte du wärst bei mir.“ Unten in der Wohnstube hatten sich der weil Oliver, Barbara und die beiden Laurents eingefunden, Toby hatte sich auch entschuldigt mit der Begründung, dass er ja morgen früh noch 2 Stunden Autofahrt zu seiner Ausbildungsstätte vor sich hätte. „Was macht Luisa denn eigentlich zurzeit?“ „ Sie lebt in Berlin und arbeitet als Floristin, sie hat dort, nachdem Abitur ihre Ausbildung gemacht und arbeitet noch immer in dem Laden.“ Gina nahm ein Schluck von dem Wasser in ihrem Glas und zeigte sich nachdenklich. „Luisa sieht nicht so sonderlich glücklich aus, gefällt es ihr da nicht?“ Lulus Eltern sahen sich an und dann zurück zu Gina. „Luisa hat erst vor ein paar Tagen ihre Freundin verloren, sie ist angefahren worden.“ Kapitel 15: Die Schaukel am See ------------------------------- Liebe Leser, Es ist mal wieder Freitag und das heißt, Zeit für ein Update ^^ Vielen Dank an Annemie-de-Winter und viel Spaß beim Lesen GLG Deanna 20.Dezember 2010 „Glaubst du, dass wir in 20 Jahren auch noch hier am See sitzen werden und über unsere Zukunftsträume reden werden?“ Charlie ließ sich nach hinten ins weiche Gras fallen und zog Lulu gleich mit. Nur vereinzelt schienen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach der alten Weide und fielen auf das junge Liebespärchen, das darunter lag. Die alte Schaukel, am mächtigsten Ast des Baumes befestigt, wippte leicht im Takt des Windes auf und ab. Es war ein Wunderschöner Sommertag, ein bisschen zu warm, aber genau richtig um einfach nur faul im Gras zu liegen. „Unsere Träume werden dann hoffentlich schon Realität sein und vielleicht sehen wir dann schon unseren Kindern beim Spielen zu. 20 Jahre sind eine lange Zeit für ein Menschenleben.“ „Unsere Kinder werden bestimmt total durchgeknallt und ein bisschen komisch werden, aber wenigstens werden sie etwas Besonderes sein. Und die Aussicht, mit dir die nächsten 20 Jahre zu verbringen finde ich sehr schön.“ Lulu küsste ihre Freundin auf die weichen Lippen und legte dann ihren Kopf auf die Brust der Rothaarigen. Ihr Herz schlug kräftig und regelmäßig, nichts konnte es erschüttern. Luisa kicherte leise und beobachtete einen Marienkäfer wie er auf einem Gänseblümchen saß. „Wir sind eineinhalb Jahre zusammen und reden schon über Kinder. Haben wir etwa schon Torschlusspanik?“ Sie lachten beide und Charlie wuschelte durch das Haar ihrer Freundin. „Es ist nie zu früh um zu planen.“ Im Stillen gab Lulu ihr recht. Bereits in den ersten Wochen ihrer Beziehung hatte sie von einer Hochzeit in Weiß geträumt, in der sie Charlotte heiratete. Da war es wohl jetzt kaum zu früh um an Kinder zu denken. „Bist du dir sicher, dass du in diese Welt überhaupt Kinder setzen willst?“ Charlie überlegte. Als Studentin auf Lehramt, bekam man nicht selten, von den Dozenten die schrecklichsten Gruselgeschichten über Kinder erzählt oder darüber wie wenig sich die einige Lehrer für ihre Schüler interessierten. Sie hatte den festen Vorsatz nie so einer solchen Pädagogin zu werden, aber vielleicht konnte sie das gar nicht beeinflussen. Was würde geschehen, wenn sie es mit völlig unerzogenen Kindern zu tun hatte, die keinen Respekt gegenüber Erwachsenen hatten. Vielleicht würden ihre Kinder ebenso unerzogen sein, weil sie gar nicht die Zeit hatten für Kinder. Sie wollte nicht nur Kinder kriegen und sie dann gleich in die erste Lerninstanz schicken: die Kinderkrippe. Sie wollte viel Zeit mit ihren Kindern. „Sicher bin ich mir nicht, aber ich möchte es trotzdem. Aber ich will keine von diesen Müttern sein, die ihre Kinder von einem zum Anderen hetzen und nie auf das eingehen was das Kind will oder wohlmöglich nie Zeit für ihre Kinder haben. Ich möchte sehen wie sie aufwachsen und ihre ersten Schritte tun. Am besten wir arbeiten vorher viel und sparen, damit wir uns genug Zeit nehmen können, um uns unseren Kindern zu widmen.“ Lulu schmunzelte und zog unsichtbare Kreise auf dem Bauch ihrer Liebsten. „Na das hört sich doch nach einem soliden Plan an.“ Charlie bewegte sich und brachte Luisa unter sich. „Das hört sich eher nach einer fixen Fantasie an.“ Sie strich ihrer Freundin eine Strähne aus dem Gesicht. „Aber egal was kommt, wir werden gute Mütter sein und immer für unserer Kinder da sein.“ Ihre Beine fühlten sich schwer wie Blei an und schienen mit jedem geschrittenen Meter nur noch mehr an Gewicht zu zulegen. Es war unglaublich, wie schnell sich der menschlichen Körper an das Nichts Tun oder nur im Bett rum liegen gewöhnte. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass sich etwas in Luisa dagegen sträubte diesen Weg zu gehen, der Weg der sie direkt zur Schaukel am See brachte. Schöne Sommertage hatte sie hier mit Charlie verbracht und auch sehr genossen. Es mochte falsch sein, an einen Ort zu gehen, wo sie alles an Charlie erinnerte, aber was sollte sie denn tun? Alles erinnerte sie in gewisser Weise an Charlie egal ob bewusst oder auch unbewusst. Ihre Stiefel sanken einige Zentimeter in den frischen Schnee und erschwerten ihre Schritte noch mehr, warum war sie nicht im warmen Haus geblieben, so wie ihre Mutter es gewollt hatte? Aber nein, sie hatte es nicht mehr ausgehalten. Immer wieder hatte ihre Mutter das Gespräch gesucht, aber Lulu war nicht nach reden zu mute. Es war ja wirklich lieb, dass ihre Mutter sich noch kurzfristig frei genommen hatte vor Weihnachten, aber deshalb musste sie doch nicht alle 10 Minuten nach ihrer Tochter sehen. Vom weiten schon, erblickte Luisa den gefrorenen See und die eingeschneite Schaukel. Einen kurzen Moment überlegte die junge Frau, ob es nicht besser wäre um zudrehen, entschied sich dann aber recht schnell dagegen. Zu Hause würde sie doch auch nur nachdenken und das war etwas, was im Moment einfach nicht sonderlich gut für sie war. Mit einigen schnellen Schritten erreichte sie die Schaukel und fegte den Pulverschnee vom Brett. Das alte Stück Holz aus massiver Eiche, hatte noch einst ihr Großvater für seine Söhne angefertigt, zu einer Zeit, als seiner Familie dieses Stück Land am See gehörte. Trotz der vielen Jahre und dem Wetter dem es ständig ausgesetzt war, schien es nahezu noch so stabil wie am Anfang. Mit etwas Schwung schaffte sie es auf die alte Schaukel und ließ die Beine lustlos baumeln. Ihr Blick glitt über das glitzernde Eis, hinüber zu den weißen Baumkronen und erblickte in der Ferne ein paar Jugendlich, die auf dem Eis Schlittschuh liefen. Sie hatte schon früher immer die Kinder beneidet, die das konnten, sie war einfach zu ungelenk dafür und schaffte es nie das Gleichgewicht länger zu halten, als 10 Sekunden, bevor sie wieder auf den Hintern gefallen war. Eine von den Mädchen dort, schien es auch nicht gut zu beherrschen und fiel des Öfteren auf ihre 2 Buchstaben. „Das ist wie früher, als wir noch in der Grundschule waren.“ Luisa bekam einen riesen Schrecken und verlor das Gleichgewicht. Sie erwartete auf dem Boden auf zukommen, aber nichts der Gleichen geschah. „Vorsichtig sonst tust du dir noch weh.“ Sie sah in das lächelnde Gesicht von Gina und zog sich mit ihrer Hilfe wieder hoch. „Danke.“ Diese wischte sich den Schnee aus dem Haare, der durch die Bewegung vom Baum gerieselt war. „Ach was, das ist nicht nötig. Wegen mir wärst du ja grade fast vom Baum gefallen. Ich sollte mich lieber entschuldigen.“ Luisa sah sie an und wandte dann den Blick wieder auf den See, als Gina sich aber letztlich doch nicht entschuldigte. Für ein paar Minuten haftete der Blick Luisas an den verschwommenen Gestalten auf dem Eis, bis Gina die Stille durchbrach. „Fragst du dich nicht warum ich hier bin?“ Luisa hielt ihren Blick weiterhin starr nach vorn gerichtet. „Ich stell mir wegen Unbedeutender Sachen nicht mehr so viele Fragen.“ antworte sie ruhig und schloss ihre klammen Finger noch fester und die Seile, die die Schaukel hielten. „Du bist hier und ich kann dich unmöglich zwingen fort zugehen. Das hier ist ein freies Land.“ Ihr Blick verlor sich in der Ferne und der Wind zischte durch ihre langen braunen Haare. „Du hast dich sehr verändert Isa.“ »Isa« Seit vielen Jahren, hatte Niemand mehr diesen Spitznamen mehr verwendet. Nachdem Gina den Ort verlassen hatte, was für die kleine Luisa ein unsagbar großer Schmerz gewesen war, wollte sie nicht mehr so genannt werden. Dieser Spitzname sollte nur ihrer besten Freundin vorbehalten sein. Ewige Freundschaft hatten sie einander geschworen, aber bereits nach wenigen Monaten waren keine Briefe mehr von Gina gekommen. „Es sind über 15 Jahre vergangen, was erwartest du da? Ich bin nicht mehr 9, wir sind beide erwachsen und haben uns verändert...“ Gina trat neben Luisa und verfolgte ihren Blick, der weit ab in die Ferne glitt. „Wir sind beide vom Leben gezeichnet, mit jedoch einem entscheidenden Unterschied.“ Sie sah Luisa an, diese erwiderte ihren Blick jedoch nicht. „Ich bin gestärkt daraus hervor gegangen, du hin gegen fühlst dich schwach und allein gelassen, von denen die dich lieben.“ Luisa lächelte schwach und sprang dann von der Schaukel, beinahe wäre sie im Schnee ausgerutscht. „Was haben dir meine Eltern gesagt?“ Ginas Blick heftete sich an Luisas blasses Gesicht und schienen es wieder zu durch bohren. „Nur, dass du deine Freundin erst vor Kurzem verloren hast.“ Ginas Augen bemerkten jede noch so kleine Regung im Gesicht der jungen Frau, ihr gegenüber. Ihre Augen wurden wieder ganz glasig, so wie schon gestern Abend. Luisa konnte bei all der Mühe letztlich nicht verhindern, dass eine Träne über ihr Gesicht lief. Hektisch hob sie die Hand und wollte sie weg wischen. „Lass sie doch, es sieht doch Niemand. Je mehr du versuchst stark zu sein, desto schwächer wirst du.“ Luisas Hand verweilte vor ihrem Gesicht und dann ließ sie sie sinken. „Was willst du hier?“ Und nun stellte Lulu die Frage am Ende doch noch. Gina zuckte mit den Schultern und steckte ihre Hände in die Jackentaschen. „Es war früher unser Lieblingsplatz, wir waren stundenlang hier und haben über Zukunftspläne gesprochen. In meiner Erinnerung war das ein Ort, wo wir immer glücklich waren. Du und ich, in unserer eigenen kleinen Welt. Nachdem ich dich gestern wiedersah wusste ich das dich etwas bedrückt. Ich weiß nicht ob ich in der Hoffnung kam dich hier zu sehen, aber ich kam halt trotzdem her.“ Ginas Stimme verebbte und blickte zu Luisa. „Mit Charlie hab ich hier auch Zukunftspläne geschmiedet.“ Flüsterte sie tonlos und eine weitere Träne verließ ihre Augen. Gina hatte nicht viel von dem Satz verstanden und beließ es auch dabei. Sie wollte ihre ehemals beste Freundin nicht zum reden bringen. Sie war hier, auch wenn sie nicht wusste warum, nicht so genau. „Es ist kalt. Soll ich dich nach Hause bringen?“ Luisas Blick war wieder in die Ferne gerichtet, als suche sie etwas Bestimmtes. „Ich will nicht nach Hause.“ sagte sie und spielte nervös mit ihren Fingern. „Warum willst…“ Gina unterbrach sich selbst und begann nochmal von vorn. „Du kannst mit zu mir kommen, meine Eltern sind nicht da. Es wäre ein bisschen so wie früher.“ Gina lächelte sie sanft an und streckte ihr die Hand entgegen. Skeptisch musterten Luisas Augen die behandschuhten Finger von Gina. Sie wollte nicht, dass ihre Finger in anderen Händen lagen, als denen von Charlie, aber sie wollte auch nicht nach Hause. Genauso wenig konnte sie noch Stunden lang in der Eiseskälte rum wandern. Zögernd legte sie ihre Hände, in die von Gina, welche sich sanft um sie schlossen. Aufmunternd lächelte Gina sie an und zog sie sanft hinter sich her, bis ihre Beine sie auch von alleine trugen. Nach wenigen Metern, ließ Gina Luisas Hand los und diese war irgendwie froh darüber. Es fühlte sich komisch an, es fühlte sich allgemein komisch an, hier mit Gina diesen Weg zu gehen, den sie als Kind so oft Hand in Hand beschritten hatten. Fröhlich lachend und Kinderlieder singend waren sie hier lang gerannt um keine Sekunde wunderschöner Tage zu verpassen. Heute jedoch beschritten sie diesen Weg schweigend und in ihren eigenen Gedanken versunken. Gina hatte sich früher immer ausgemalt, wie es wohl sein würde, ihre beste Freundin aus Kindertagen wieder zu treffen, ob sie einander noch mögen würden. Sie wusste, dass es ihre Schuld gewesen war, dass der Kontakt abgebrochen war. Sie hatte den letzen Brief von Luisa nicht beantwortet, es schlicht weg vergessen und dann war es ihr peinlich gewesen, nach knapp 4 Monaten zu antworten. Dann hatte sie es einfach sein lassen und Jahr für Jahr waren die Erinnerungen mehr verblasst, nur ein Fotoalbum erinnerte sie noch an diese Zeit, die zweifelsohne die schönste ihres jungen Lebens war, mehr war nicht geblieben. Dann aber war sie in ihren Heimatort gekommen, Weihnachten mit der ganzen Familie, im Haus ihrer Großeltern. Zu gerne wüsste sie doch, was Luisa von ihr dachte, aber vielleicht beherrschte dies nicht mal ihre Gedanken, sie hatte immerhin ihre Freundin, ihre große Liebe verloren. Es war komisch für Gina, das zu denken. Nie hätte sie gedacht, dass ausgerechnet Luisa auf Frauen stehen würde, aber man sollte wohl nie zu schnell urteilen. „Das Haus deiner Oma?“ Luisa zog eine Augenbraue hoch und betrachte Gina skeptisch. „Ja wir sind da über die Feiertage bis zu Silvester, aber keine Sorge, Mama und Oma sind einkaufen und Opa und Papa basteln irgendwas im Keller.“ Luisa nickte und ließ sich von Gina ins warme Haus ziehen. Sie machte für beide einen heißen Tee und gab ihn Luisa. Vorsichtig entfernte sie den Teebeutel. „Das hast du früher auch immer gemacht, weil ich mich ständig daran verbrannt habe.“ stellte sie fest in blickte ihren Tee an. Gina legte ihre Hand auf die von Luisa. „Ich möchte auch jetzt nicht, dass du dir dabei weh tust.“ Kapitel 16: Freundschaft vergeht nicht -------------------------------------- Liebe Leser, dieses Kapitel spielt nur in der Gegenwart, weil es sich hier hauptsächlich um Luisa und Gina dreht. Im nächsten Teil könnt ihr dann auch wieder was von Charlie lesen. Vielen Dank an (Du bist die Größte ) und nun viel Spaß beim Lesen. 20.Dezember 2010 Warum konnte dieser eine unscheinbare Satz und diese einfache kurze Berührung Luisa mehr geben, als alle gesprochenen Worte und Umarmungen von ihren Liebsten, zusammen? Warum war Ginas Blick so anders, aber doch eindringlich? Warum konnte sie aufrichtig Lächeln, wo Andere nur weinen konnten? Lulu sah auf ihre Hände, spürte die angenehme Wärme, die von Ginas Körper ausging und war noch verwirrter, als sie es vorher eh schon gewesen war. Die Blonde nahm ihre Hand weg und legte sie um ihre warme Tasse, so wie Lulu es zu vor auch getan hatte. War es denn möglich, dass Zeit bedeutungslos war in einer aufrichtigen Freundschaft? Konnten tatsächlich Jahre ins Land gehen und es würde immer so sein? Gina lächelte sie an und berührte mit ihrem Fuß, dass Bein von Luisa. „Denk nicht so viel nach, dafür ist das Leben zu kostbar.“ Die junge Frau schreckte auf und ihre Wangen nahmen eine gewisse Röte an. Sie hatte das Gefühl, mit jedem Wort, dass Gina zu ihr sagte, wurde etwas anders, aber sie konnte nicht sagen was. Auf einmal sprang Gina auf und huschte zu einem der alten Schränke. „Ich weiß was wir jetzt brauchen.“ Sie zwinkerte Lulu vielsagend zu und griff dann in den Schrank. Nach einigen Sekunden vernahm sie ein, ihr bekanntes Geräusch, bloß konnte Lulu es nicht genau zu ordnen. „Weißt du noch, wie wir uns immer im Stall versteckt haben und Omas frisch gebackene Schoko-Mandelplätzchen gegessen haben?“ Die Braunhaarige nickte und sah dann auf die alte Metalbox. „Oma hat zufällig, gestern erst welche für mich gebacken und zu deinem Glück, hab ich sie noch nicht aufgegessen.“ Gina setze sich begeistert zurück an den Tisch und stellte die Box hin. Luisa warf einen Blick in die Box und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten lächeln, so gut es ihr eben möglich war. „Ich sehe Isa du erinnerst dich.“ Lulu löste ihren Blick von der Keksdose. „Bitte nenn mich Lulu oder Luisa.“ Gina nickte, stellte keine Fragen. „Also Luisa, wollen wir unser Kekse wie früher in warmen Kakao tunken?“ Sie sagte bewusst Luisa und nicht den neuen Spitznamen, der für ihre ehemals beste Freundin schon solange nicht mehr neu war. Die junge Frau, die vor ihr saß war nicht mehr Isa, aber für Gina auch nicht Lulu, sie war ganz einfach Luisa. Luisa mit den traurigen Augen. Eben diese nickte und Gina sprang mit noch mehr Begeisterung auf und zauberte schnell zwei warme Kakaos. „Hach, das ist genau wie früher, als ob keine 15 Jahre vergangen wären.“ Luisa schwieg sich weiterhin aus und nahm dann einen Keks. Er roch genau, wie vor 15 Jahren und sah auch noch genauso aus, als ob die Zeit in diesem alten Haus stehen geblieben wäre. „Ich würde sagen, lass sie uns vernichten bevor es mein Bruder tut.“ Sie zwinkerte dabei und steckte ihren Keks in den Kakao. Früher hatte ihr Bruder öfter die Kekse geklaut und irgendwann war so etwas wie ein kleiner Krieg um die Kekse entstanden. Lulu beobachtete, wie Gina den Keks genoss. Ihr war eigentlich nicht nach Essen, aber der alten Tage wegen, konnte sie es ja mal versuchen. Sie verband damit ausnahmslos schöne Erinnerungen und das würde ihr bestimmt gut tun. Als sie, den mit Kakao getränkten Keks in den Mund steckte, fühlte sie sich genau wie früher, als alles noch ganz einfach war und man eigentlich keine Probleme hatte. „Und schmeckt es noch wie früher?“ Sie sah auf und nickte. „Sogar noch besser.“ Ein zartes Lächeln umspielte Lulus Lippen und seit Tagen fühlte sie wieder so etwas wie Freude in sich und das alles nur durch einen Keks. „Tja, ich hätte doch Ärztin werden sollen. Ich mach alle Patienten glücklich.“ Triumphierend hob sie die Hand und lachte. Wenn auch Gina sich äußerlich stark verändert hatte, so war sie im Herzen noch immer das kleine 8 jährige Kind, in blauen Latzhosen und rotem T-Shirt, das sich strikt weigerte Kleider zu tragen. Es war ein angenehmes Gefühl, dass sich manche Dinge einfach nie änderten. Als Luisa nicht offensichtlich reagierte sprach Gina einfach weiter, Lulu war auch als Kind schon eher vom Typ „Zuhörer“ gewesen. „Ich hab mich dann aber doch anders entschieden und bin Friseuse geworden, was man vielleicht auch an meinen Haaren erkennt.“ Elegant fuhr sie sich durch das kurze, blonde Haar und lächelte fröhlich. „Es ist wirklich ganz toll und macht viel Spaß. Ich habe super Arbeitskollegen und eine nette Chefin. Im Moment arbeite ich in Wolfsburg, in einem kleinen Laden, aber das ändert sich öfter. Im Moment bin ich einfach noch nicht dafür gemacht, um irgendwo länger zu bleiben.“ Sie nahm ein Schluck von ihrem Tee und verbrannte sich natürlich sofort die Zunge. „Das ist ja mal wieder typisch, ich bin auch so ein kleiner Schussel.“ Sie ging zum Kühlschrank und holte sich einen Eiswürfel für ihre Zunge. „So ist es besser.“ murmelte sie mit ihrer verbrannten Zunge, das Lächeln war aber unmöglich von ihrem Gesicht zu wischen. Wider erwarteten, fühlte sich Lulu von dem Monolog von Gina weder genervt, noch hatte sie den unbedingten Drang jetzt zu verschwinden. Ginas Anwesenheit war nicht aufdringlich, auf eine angenehme Art eher wünschenswert. Sie verlangte nicht von Lulu, dass sie etwas sagte, wählte ihre Worte mit Bedacht, obwohl es schien, als plapperte sie nur vor sich hin. Gina war zweifelsohne Erwachsen geworden, hatte sich dabei aber ihren kindlichen Charme erhalten, was wirklich sehr selten war. „…tja und so bin ich dann in Wolfsburg gelandet, wo ich einen Vertrag für ein Jahr habe, was ich danach mache weiß ich noch nicht. Hab ja noch 2 Monate um mir das zu überlegen.“ Lulu sah sie verwirrt an und Gina lachte vergnügt. „Haben deine Gedanken Flügel bekommen?“ Ihre Stimme wurde etwas ernster, trotzdem zierte ein sanftes Lächeln ihre Lippen. „Tut mir leid, im Moment bin ich keine gute Gesellschaft, fürchte ich.“ Gina zuckte mit den Schultern. „Manch einer würde sagen, ich bin keine gute Gesellschaft, weil ich so viel rede. Ich denke das liegt immer im Auge des Betrachters.“ Für Gina schien alles eine Logik zu haben, egal wie unlogisch es für andere auch schien. „Es tut mir trotzdem leid, ich weiß du versuchst mich auf andere Gedanken zu bringen.“ Sie schüttelte den Kopf und setze sich dann zu Luisa auf die Bank. „Dein kleines Lächeln vorhin, war alles was ich erreichen wollte. Außerdem kann man nichts erzwingen.“ Sie machte eine Pause klemmte eine von Lulus Haarsträhnen hinter deren Ohr. „Ich habe noch nie einen geliebten Menschen verloren. Meine Eltern, meine Großeltern, selbst meine Uromas leben noch und bei meinen Uropas war ich noch zu jung um Schmerz über ihren Tod zu empfinden. Im Prinzip kann ich nicht nach vollziehen, wie es dir geht und das möchte ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich sehe in dein Gesicht und sehe, dass du leidest und das du dich am liebsten einfach nur verstecken willst und das dich Niemanden stören soll. Ich finde das völlig ok, das alles braucht Zeit und ich denke die kannst du dir ruhig nehmen. Vergiss die Erwartungen der Anderen an dich, du musst nichts erfüllen, du musst bloß wieder lernen zu leben.“ Ginas ernster Gesichtsausdruck wich wieder dem der fröhlichen Person, die sie eigentlich war. Und dann geschah etwas womit Gina nicht gerechnet hätte. Luisa lehnte sich gegen sie und blickte hoch in das Gesicht der blonden, jungen Frau. „Danke.“ Es bedarf keiner weiteren Worte, dieses eine kleine Wort war völlig ausreichend. Vorsichtig legte Gina ihren Arm um Luisa und hielt sie einfach fest. Luisa wusste kaum noch, was Gina gesagt hatte, aber das war auch völlig egal. Es zählte nur, dass ihr die Last nicht mehr so schwer vorkam. „Ich sollte gehen.“ flüsterte Luisa und erhob sich langsam. „Deine Mutter macht sich sicher schon Sorgen.“ Ginas Stimme klang merkwürdig verunsichert, aber Lulu wusste nicht warum. „Soll ich dich noch…“ Lulu schüttelte den Kopf und bedankte sich nochmals für alles. An der Tür ergriff Gina nochmal Luisas Hand. „Du kannst gern vorbei kommen, wann immer du willst.“ „Ja.“ Und dann ging sie wieder zurück zu ihrem Elternhaus. Ihre Mutter würde sicher schon krank vor Sorge sein, sie hätte anrufen können, aber daran hatte Luisa nicht gedacht. Eben schienen ihre Gedanken noch ungewöhnlich klar, doch nun wirbelten sie wieder wie verrückt in ihrem Kopf umher und Luisa ahnte schon, dass das wieder Kopfschmerzen geben würde. Doch zum ersten Mal seit Charlies Tod überhaupt galten ihre Gedanken nicht nur ihrer verstorbenen Freundin. Sie wusste nicht, ob das gut oder doch eher schlecht war. Zu Hause angekommen, gab es natürlich erst mal ein großes Donnerwetter, aber letztlich schloss Barbara ihre älteste Tochter einfach nur noch in ihre Arme und drückte sie an sich. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, ich hab schon gedacht, dass dir was passiert ist.“ Ihre Augen waren glasig und Lulu fühlte sich gleich nur noch schlechter. „Es tut mir leid.“ Und das tat es ehrlich, ihr lag doch nichts ferner, als ihrer Familie noch mehr wen zu tun. Sie wusste ja selbst was für ein schreckliches Bild sie bot und das ihre Eltern deshalb mehr als nur besorgt waren. Ihre Mutter schien sie gar nicht mehr los lassen zu wollen und zog Luisa in die Küche, noch bevor diese überhaupt die Chance hatte die Flucht in ihr Zimmer zu ergreifen. Anders, als vorhin mit Gina, fühlte sich Lulu hier unwohl und wollte nicht mit ihrer Mutter reden. Ohne es zu wissen, gab sie ihrer Tochter, das beständige Gefühl ihrer Mutter sagen zu müssen was sie fühlte, sonst könnte diese womöglich denken, dass ihre eigene Tochter ihrer Mutter nicht vertraute. „Ich war bei Gina.“ begann Lulu leise und sah auf ihre gefalteten Hände. „Und war es schön?“ Sie nickte und trank ein Schluck Wasser. „Über was habt ihr denn so gesprochen?“ Luisa verschluckte sich und musste stark husten. „So…*hust*…über dies…und das. Meistens aber halt, was sie so macht.“ Ihre Mutter bedachte ihre Tochter mit einem undefinierbaren Blick. „Ich bin froh, dass sie wieder da ist.“ Die junge Frau sah auf. „Was?“ „Naja, ich finde es gut, dass Gina auch gerade hier ist. Ihr wart früher so unzertrennlich, vielleicht ist es gut, dass ihr wieder Zeit mit einander verbringt. Sie weiß nicht, was zurzeit los ist, jedenfalls nicht genau. Kennt nicht jedes Detail von dir wie Elias oder Emily. Manchmal ist das ganz gut. Und wenn ich mir doch grade so an sehen, dann weiß ich, dass ich recht haben. Sie tut dir gut.“ Lulu verstand nicht genau was ihr Mutter ihr damit sagen wollte, hatte aber keine Lust auf ein endlos langes Gespräch. „Du hast sicher recht Darf ich jetzt gehen?“ Ihre Mutter nickte, legte ihr aber noch einen Apfel in die Hand. „Ich wette du hast heut noch nichts gegessen oder?“ Jetzt musste Lulu nicken. „Dann iss bitte diesen einen Apfel. Versprich es mir.“ Sie versprach es und ging dann in ihr Zimmer. Der Apfel landete auf ihrem Schreibtisch. Wenn sie Hunger kriegen würde, dann würde Lulu ihn mit Sicherheit essen. Elli kroch aus ihrem Kratzbaum und gähnte. „Na Elli, gut geschlafen?“ Die rote Katze mauzte und scharwenzelte um die Beine von Lulu. Gemeinsam legten sich beide in das Bett und kuschelten ein bisschen. Dann griff Lulu nach dem Bild von Charlie, das hier vorher schon gestanden hatte und legte es auf das Bett. Elli tapste über das Bett und leckte dann den Bilderrahmen ab, vielleicht erkannte sie Charlie auf dem Bild ja wirklich und selbst wenn nicht, wollte Lulu einfach daran glauben, dass es so war. Kapitel 17: kleiner Schmetterling --------------------------------- Guten abend liebe Leserschaft, etwas verspätet das freitägliche Update, nur weil ich gerade lieb daran erinnert wurde Vielen Dank an meine treuen Leser, ihr seid echt die Größten *knuddel* GLG Deanna 22.Dezember 2010 Die Straßenbahn hielt ruckelnd an und eine junge Frau mit roten Haaren sprang in Windeseile aus dem Gefährt und rannte über die Straße. Fast wäre sie von einem Auto angefahren worden, deren Fahrer seinem Frust darüber, gerade laut stark zum Besten gab. Ohne auf ihre Umgebung zu achten öffnete sie die Tür zum Krankenhaus und ging mit flinken Schritten zur Rezeption der Berliner Charité. „Wie kann ich ihnen helfen?“ Die junge Frau nestelte nervös an ihrer Tasche und zog einen kleinen weißen Zettel hervor und reichte ihn weiter an die Mitarbeiterin des Krankenhauses. „Nehmen sie den Fahrstuhl und fahren damit in den 3.Stock, fragen sie dann im Schwesternzimmer nach der Person, die sie sehen wollen.“ Sie nickte und spurtete zum Fahrstuhl, der, wie ihr schien, ewig brauchte um sich zu öffnen. »Schneller« Ungeduldig sprang sie von einem Bein auf das andere und kaute auf ihrer Lippe herum. Die Tür öffnete sich und die junge Frau wäre fast einem jungen Arzt in die Arme gefallen. „Sorry.“ murmelte sie und ging zum Schwesternzimmer. „Guten Tag?“ fragte sie in den Raum hinein. Eine junge Krankenschwester erhob sich und lächelte die nervöse Frau an. „Ja bitte?“ „Ich suche Luisa Fröhlich, sie soll hier liegen?“ Charlie wischte sich den Schweiß von der Stirn und kaute immer noch nervös auf ihrer Lippe herum. „Zimmer 213. Aber bleiben sie nicht zu lang ja?“ Charlie nickte und folgte dem langen weißen Flur, der einzig und allein durch vereinzelte Kunstwerke aufgewertet wurde. Als sie vor besagter Zimmernummer stand klopfte sie vorsichtig an und betrat dann das Zimmer. Es war ein Doppelzimmer, aber außer Luisa schien sich keiner hier auf zuhalten. Die junge Frau war ganz blass im Gesicht und hing am Tropf. Charlotte näherte sich dem Bett und merkte an dem ruhigen Atem ihrer Freundin, dass sie gerade schlief. Sie wischte über ihre Wangen und trug die Tränen fort. Erleichterung machte sich in ihrem Körper breit und ein wenig der angestauten Anspannung löste sich von ihr. Ihre Hand strich über die helle Haut von Lulus Wange und fühlte die Wärme, die davon ausging. „Ach Luisa was machst du bloß für Sachen?“ fragte sie leise in den Raum hinein, auch wenn sie keine Antwort erwartete. Sie griff in ihre Handtasche und zog einen kleinen Teddy hervor, mit einem Herzen auf dem Bauch. Mit ihm schlief Lulu immer Zu Hause und deshalb hatte Charlie ihn mitgebracht und platzierte ihn nun auf dem Schränkchen neben Lulus Bett. „Oh Guten Tag.“ Die Tür war aufgegangen und eine Frau mittleren Alters betrat das Zimmer. Sie schien ebenfalls Patientin hier zu sein. „Guten Tag.“ erwiderte Charlie und lächelte schwach. „Ich glaube die Wirkung der Narkose hält noch etwas an.“ meinte die Frau und legte sich wieder in ihr Bett. „Wissen sie denn Genaueres?“ Die Frau schüttelte mit dem Kopf.“Ich weiß nur das man ihr den Magen ausgepumpt hat, aber warum nicht und wie es ihr jetzt geht. Tut mir leid.“ Charlie lächelte dankbar und erhob sich. Sie reichte der netten Frau ihre Hand. „Meine Name ist Charlie, vielen Dank für die Auskunft.“ „Freut mich sehr, ich bin Sabine. Gehören sie zur Familie oder zu den Freunden der jungen Frau?“ Charlie ging wieder und ergriff ihre Hand. „Ich bin die Freundin von Luisa.“ Ihr Daumen strich über Lulus Handrücken und ein sanftes Lächeln legte sich auf das Gesicht, der Schlafenden. Sabine runzelte die Stirn und sah auf Charlie Hände. „Ich gehe recht in der Annahme, dass sie mit Freundin, ihre Partnerin meinen?“ Charlie nickte und hauchte ihrer Freundin einen Kuss auf die Hand. „Ja seit etwas über 8 Monaten.“ Das Lächeln verschwand vom Gesicht der Frau und sie schien etwas ernster zu sein. „Naja jeder so wie er es für richtig hält. Ich werde dann ein wenig fernsehen.“ Sie setze die Kopfhörer auf und schaltete den Fernseher ein. »Was war das denn, bitte schön« Charlie war lang genug lesbisch, um sich über solche Reaktionen nicht mehr zu wundern. Es gab eben Leute, die damit nicht klar kamen und es gab welche, die damit kein Problem hatten. Charlie wurde aus ihren Gedanken geholt, als Lulus Körper sich bewegte und sie schließlich ihre Augen aufschlug. „Guten Morgen mein kleiner Schmetterling.“ Charlie hauchte ihrer Freundin ein Kuss auf die Lippen und diese lächelte schwach. „Ich hatte einen Traum. Du hast die ganze Zeit hier gesessen und auf mich aufgepasst.“ Lachfältchen bildeten sich um Charlottes Augen. „Ich muss leider gestehen, dass ich erst 15 Minuten oder so an deinem Bett sitze.“ Alle Angst und Furcht war gewichen und hatte dem Gefühl von Glück Platz gemacht. „Was ist eigentlich geschehen?“ fragte die Braunhaarige und versuchte sich aufzusetzen, aber Charlie drückte sie zurück in das weiche Bett. „Dir wurde wohl der Magen ausgepumpt, aber Näheres weiß ich leider auch noch nicht.“ Lulu wandte ihrem Blick zu dem kleinen Teddybären und wollte danach greifen. Ihre Hand sackte vorher aber zurück auf die Decke, deshalb übernahm ihre Freundin das. „Ich dachte du würdest dich vielleicht darüber freuen, Schatz.“ Sie lächelte und legte ihre schwache Hand, auf die ihrer Freundin. „Ich bin froh, dass ich dich sehen konnte, nachdem ich hier aufgewacht bin.“ Sie mussten beide schmunzeln und Charlie flüsterte ihrer Freundin ein „Ich liebe dich“ ins Ohr. Ein leises Klopfen ertönte und die weiße Tür öffnete sich. Ein Mann mit leicht ergrautem Haar und einigen Akten in der Hand erschien auf der Bildfläche und lächelte sachte. „Guten Tag Ladies, wie geht es ihnen denn?“ Er schloss die Tür hinter sich und ging erst zu der Frau mittleren Alters, die schon wieder recht fit wirkte. Dass sie in 2 Tagen entlassen werden konnte, war da auch nicht verwunderlich. „Wie schön, Frau Fröhlich sie sind aufgewacht.“ Er lächelte und reichte dann Charlie die Hand. „Wie ich sehe haben sie schon Besuch, ihre Schwester?“ Beide lachten leise und der Arzt sah zu irritiert an. „Das ist meine Freundin.“ berichtigte Luisa mit schwacher Stimme. Der Doktor nickte wissend und ging dann mit seiner Patientin einige Dinge durch. Lulu hatte sich wohl eine Lebensmittelvergiftung zu gezogen und war bei der Arbeit zusammen gebrochen. Man hatte ihr post wendend den Magen ausgepumpt und nun musste sie noch ein paar Tage hier bleiben. „Es ist also nichts Lebensbedrohliches, aber sie sollte vielleicht besser aufpassen, was sie essen .“ Er lächelte und drückte ihre Hand leicht. „Ich sehe später nochmal nach Ihnen.“ Er verabschiedete sich und verließ das Zimmer. Lulu grinste: „Und was lernen wir aus dieser Sache? Du lässt lieber die Finger vom Kochen und lässt mich das machen.“ Beide sahen sich an und mussten lachen. Das Fotoalbum wurde geschlossen und wurde wieder sorgfältig ins Regal einsortiert. Luisa war sich nicht sicher ob es Segen oder Fluch war, dass Charlie von vielen Momenten in ihrem gemeinsamen Leben, Bilder gemacht hatte. So gab es selbst von Lulus Krankenhausaufenthalt im Sommer 2009 Bilder, die sie mit Charlie im Krankenbett zeigten. Sie wurde von der Seite an gestupst und Elli mauzte sie an. Bis Weilen benahm sich die junge Katze, in der für sie ungewohnten Umgebung, noch recht gut. Fast wäre die Glasfigurensammlung ihrer Mutter, der rotgetigerten Katze zum Opfer gefallen, aber ihr Vater konnte das gerade noch verhindern und hatte stillschweigen gegenüber seiner Frau geschworen. Elli rollte sich auf Lulus Schoß zusammen und ließ sich entspannt kraulen, schreckte aber wieder hoch, als geklopft wurde und gleich danach die Tür aufging. Luisa konnte nur Mühevoll ein Seufzen unterdrücken und schaffte es nicht mehr rechtzeitig, die losen Bilder von Charlie unter ihrem Bett zu verstecken. Missbilligend sah ihre Mutter sie an. Barbara hielt nicht viel davon, dass sie ihre Tochter so verkroch und sich selbst mit Bilder ihrer Freundin quälte. „Luisa.“ Seufzte sie und setze sich neben ihre Tochter. Elli schaute sie aus großen Augen an und krabbelte zu der älteren Frau auf den Schoß, um sich dort kraulen zu lassen. Wenigstens fühlte sich Elli bei ihrer Mutter wohl, dachte Lulu und sah auf ihre gefalteten Hände. „Das Allein sein tut dir ganz und gar nicht gut.“ sagte ihre Mutter ruhig, aber mit fester Stimme. „Komm mit runter und wir reden ein bisschen oder schauen einfach nur fern.“ Sie hatte keine Wahl, ihre Mutter würde sie zwingen mit runter zu kommen, ob sie nun wollte oder nicht. Hilflos nickte Luisa und erhob sich mit ihrer Mutter. Elli wollte den beiden folgen, aber Barbara schloss die Tür, noch bevor die junge Katze folgen konnte. Luisa warf der Tür einen Blick zu und seufzte ergeben. Es war ja doch nicht zu ändern. Und nun saßen sie wieder unten in der Küche, vor Lulu eine Schüssel mit Cornflakes und vor Barbara eine Tasse mit Kaffee. „Iss!“ forderte die ältere Frau ihre Tochter auf und nippte selbst an ihrem heißen Kaffee. Langsam schob sich Luisa einen Löffel in den Mund und verzog das Gesicht, sie wollte einfach nicht. „Ich kann und ich will auch nicht. Noch immer entscheide ich selbst, wann ich was esse und wann nicht.“ In der letzen Nacht erst war sie zum Kühlschrank gegangen und hatte sich Stullen mit Käse drauf gemacht, das war erst mal genug, wie Lulu befand. „Anscheind kannst du das nicht, junges Fräulein. Ich werde mit Sicherheit nicht zu sehen, wie du immer dünner und dünner wirst. Es mag sein, dass dir nach all dem der Hunger vergangen ist, aber denk doch mal nach. Sich zu Tode zu hungern, bringt dich Charlie mit Sicherheit nicht näher.“ Luisa schluckte und verkrampfte sich innerlich. „Ich will mich nicht zu Tode hungern.“ flüsterte sie leise und Tränen der Verzweiflung tropften auf die Tischplatte. „ Du musst nicht wegen jeder Sache gleich weinen, die du nicht hören willst.“ erwiderte ihre Mutter ernst und legte ihre Finger um die Kaffeetasse. „Du hast doch keine Ahnung.“ Lulu sprang auf, der Stuhl fiel geräuschvoll zu Boden und sie ging in Richtung Haustür. „Wenn dir mein Anblick so zu wider ist, dann sollte ich besser gehen.“ Luisa ergriff ihre Jacke, Schal und Handschuhe. Darüber, dass sie nur eine Schlabberhose und ein viel zu großes Sweatshirt trug, machte sie sich keine Gedanken. „Bleib hier.“ Ihre Mutter, war ihr hinter her geeilt und hielt sie fest. „Du kannst nicht immer weg laufen, wenn dir etwas nicht passt.“ Sie drehte sich um und sah ihre Mutter an. „Lass mich.“ fauchte sie und riss sich los. So schnell ihre Beine sie noch trugen, lief Luisa die Straße entlang und tat schwer daran im Schnee nicht aus zu rutschen. Tränen rannen unaufhörlich über ihre Wangen und versperrten ihr die Sicht, nur verschwommen nahm sie wahr, wohin ihre Beine sie letztlich trugen. Viele Meter ließ sie hinter sich bis ihre Lunge vor Schmerzen so doll brannte, dass sie im weichen Schnee zusammen sackte. Sie hatte sich hier erholen sollen und stattdessen, fühlte sie sich so schlecht, wie an dem Tag, wo sie von Charlies Unfall erfahren hatte. Desorientiert wischte sie mit ihrer Jacke über das Gesicht und erkannte allmählich, wo sie war. Auf direktem Weg zum Haus von Ginas Großmutter. Sollte sie oder nicht? Aber Gina hatte es ja selbst angeboten. Unschlüssig erhob sie sich und torkelte den Weg entlang, ihre Beine trugen im Moment kaum noch, ihr eh schon geringes Gewicht. »Was wenn jetzt ihre Mutter die Tür öffnete« Anderseits würde sie den Weg zurück zu sich nach Hause so auf keinen Fall schaffen. Es half ja nichts und Lulu klingelte. Nach einigen Momenten öffnete sich die Tür und Ginas Kopf erschien auf der Bildfläche. Erst zierte ihr Gesicht ein breites Lächeln, doch als sie genau hinsah, wurde ihr Blick ganz ernst. Sie öffnete per Knopfdruck die Tür und ging Luisa entgegen. Ohne ein Wort zu verlieren zog sie die Brünette ins Haus. „Mum, ich hab Besuch. Bitte nicht stören.“ rief sie in Richtung Wohnzimmer und half Luisa beim ausziehen. Kurz musterte sie die Kleidung der jungen Frau und schloss daraus, dass sie ohne weiter darüber nach zu denken das Haus verlassen hatte. Die Beiden gingen hoch in Ginas altes Kinderzimmer und die Blonde bot Luisa einen Sitzplatz an. Diese zitterte am ganzen Körper und hatte ihre Arme um ihren Körper geschlungen. „Ein Kakao und einen Mandel-Schokokeks?“ fragte sie und Lulu nickte. Als Gina nach 5 Minuten wieder die Treppe hoch stieg zu ihrem Zimmer, saß Luisa mit angezogenen Knien auf der Couch und blickte aus dem Fenster. „Luisa?“ Sie wandte ihren Blick zu Gina. Noch immer bahnten sich Tränen ihren Weg und tropften auf ihre Hose. Die Blonde setze sich neben Luisa und stellte den Kakao ab. „Also willst du mir sagen was los ist?“ Kapitel 18: Plätzchen alias wunderwaffe --------------------------------------- Für Mie~ Viel paß beim Lesen GLG Deanna ^^ 22.Dezember 2010 Natürlich, Gina hatte sich erhofft, dass Luisa sie vielleicht nochmal besuchen würde, aber nie hätte sie gewagt zu denken, dass diese dann so aufgelöst vor ihr sitzen würde. Ihre Sachen hingen mehr schlecht als recht an ihrem Körper und die Tränen wollten nicht versiegen. Was konnte denn bloß geschehen sein, dass sie heute plötzlich noch schwächer wirkte, als noch vor 2 Tagen. Luisa starrte abwesend auf die Tasse Kakao und zog den Duft ein. Mit zitternden Fingern griff sie danach, konnte das Gewicht der Tasse aber kaum halten. Gina half ihr und sie nahm einen kleinen Schluck des braunen Getränks. Wärme breitete sich in ihr aus, aber sie zitterte noch immer, vor Kälte am ganzen Körper. Gina zog die weiche Tagesdecke von ihrem Bett und legte sie der jungen Frau neben ihr um die Schultern. Noch immer war kein Wort über ihre spröden Lippen gekommen, aber Gina hatte Zeit, sie würde warten können, bis Luisa sich beruhigt hatte. Vorsichtig stellte diese ihre Tasse ab und knabberte an dem Keks. Krümel fielen zu Boden und sie bückte sich hektisch danach. „Tut mir leid jetzt mach ich auch noch…“ Gina legte ihre rechte Hand vorsichtig auf den Arm von Lulu. „Das ist doch nicht so schlimm, es sind nur ein paar Krümel. Ich heb sie später auf und werfe sie Purzel ins Glas.“ Sie deutete auf das kleine Aquarium, in dem ein kleiner Goldfisch mit weißen Flecken schwamm. „Du hast einen Fisch und der heißt Purzel?“ Gina lachte leise und nickte. „Weil ich so viel auf Achse bin, brauchte ich ein Haustier, dass eine andere Umgebung nicht stört und Purzel liebt die Gefrierbeutel, in dem ich ihn dann immer transportiere.“ Lulus Schluchzer verebbten langsam und sie beobachtete Purzel kurz, wie er oder sie um her schwamm. „Du bist schon ein bisschen komisch.“ murmelte sie und war dankbar dafür, dass ihr Gespräch diese Wendung angenommen hatte. „Bisher hat sich noch Niemand beschwert…“ Sie legte eine kurze Pause ein. „…na gut, der ein oder Anderer findet das auch nicht so toll, aber mit den Leuten hab ich ja auch gar nichts mehr zu tun. Meine Freunde mögen mich so wie ich bin und das ist doch das wichtigste oder was meinst du?“ Luisa nickte schwach und nahm wieder einen Schluck aus ihrer Tasse. „Ich habe nur 2 gute Freunde, eigentlich 3, aber…“ Egal wie sie es auch drehen und wenden wollte, sie kam nur schwerlich um das Thema „Charlie“ herum. „Meine beste Freundin heißt Emily und dann gibt es da noch Elias, er ist…war Charlies bester Freund, aber wir verstehen uns auch sehr gut.“ Konzentriert sah sie auf ihre spröden Fingernägel, als wären sie das interessanteste der Welt. Gina tippte sich nachdenklich an die Stirn. „Also eine beste Freundin hatte ich nach dir nie wieder. Ich hatte immer das Gefühl ich würde dich damit betrügen, was aber nicht heißt, dass ich es schlimm finde, dass du eine beste Freundin gefunden hast. Ich hab bloß nie Jemanden der gefunden, der mir dieses spezielle Gefühl geben konnte, was du mir immer gegeben hast.“ Gina war aufgestanden und tigerte im Zimmer auf und ab, so wie es immer ihre Art war. „Was denn für ein Gefühl?“ Luisa wirkte verwirrt und legte ihr Kinn auf ihre angezogenen Knie. „Bei dir hab ich mich immer so stark gefühlt, du gabst mir das Gefühl, alles schaffen zu können und das du an mich glaubst.“ Ginas Gesichtsausdruck wurde ganz verträumt und sie wurde etwas rot um die Nase. Allerdings konnte Lulu sich das nicht ganz erklären und Gina würde es ihr vor erst auch nicht erklären. „Das hast du schön gesagt.“ flüsterte sie und steckte sich dann den Rest des Kekses in den Mund. Gina griff in ihre Schublade und zog eine kleine Tube heraus. „Das wollte ich dir schon am Montag geben.“ Sie legte das kleine Ding vor Luisa auf den Tisch. „Die Creme ist ganz nützlich bei wunder Haut und kühlt sehr gut. Ich denke sie könnte deinen Wangen und deiner Augenpartie ganz gut tun.“ Lulu schluckte und griff danach. Sie konnte nicht verstehen, warum sich Gina so benahm wie sie es eben nun mal tat. Dennoch war sie ihr sehr dankbar dafür. Ihre Haut brannte Mittler Weile schon wie Feuer, was bei ihrem vielen Weinen ja nicht verwunderlich war. „Danke.“ Sie lächelte schwach und öffnete die Tube. Ihre Finger zitterten noch immer und Gina griff danach. „Soll ich mal?“ Die Braunhaarige nickte und hob den Kopf von ihren Knien hoch. Skeptisch betrachtete sie, wie Gina die bläuliche Creme auf ihre manikürte Finger machten. Eschrocken zuckte sie zusammen, als die Creme mit samt Ginas Fingern ihre Haut berührte. Sie hielten die ganze Zeit Augenkontakt. Gina strich sehr vorsichtig über ihre Wangen, als könnte sie Luisa zerbrechen. Deren Wange wurde immer heißer und sie lehnte ihren Kopf zurück. „Ich denke das reicht erst mal.“ sagte sie leise und zog die Decke trotzdem noch höher. Mehr als nur verwirrt registrierten beiden das Kribbeln auf ihrer Haut. Gina wusch sich fix die Hände und setze sich dann wieder zu Lulu auf die Couch. „Meine Mutter wollte mich zum Essen zwingen.“ kam es über die Lippen der Braunhaarigen und sie wusste eigentlich gar nicht warum sie das Gina jetzt erzählte. Die Blonde lächelte sie an und deutete ihr an, doch weiter zu reden. Die Braunhaarige atmete tief ein und erzählte Gina, von allem was mit ihrer Mutter war, wie sie sich fühlte, was sie bedrückte. Einfach alles was ihr auf dem Herzen lag und das sie Niemanden hatte anvertrauen können, nicht mal ihren engsten Freunden. Die ganze Zeit über war Ginas Gesichtsausdruck locker und gelassen gewesen, hatte ihr immer ermunternd zu gelächelt und nicht einmal hatte sie mitleidig geguckt. „…,ja und dann hat Toby einfach meine Sachen gepackt und mit buchstäblich in sein Auto geschoben und hier her gebracht. Seit Charlie to…nicht mehr da ist, denke alle ich kann keine vernünftigen Entscheidungen mehr treffen. Mir ist doch nicht mein Gehirn abhanden gekommen und ich will mir doch auch nicht das Leben nehmen.“ Zum Ende hin war sie deutlich leiser geworden. Nein sie wollte sich nicht das Leben nehmen, aber sie würde lügen, wenn sie sagen würde, sie hätte nie darüber nach gedacht. „Ich glaube nicht, dass du dir das Leben nehmen wolltest. Aber ich möchte dir gern etwas sagen und nimm es mir nicht übel, ja?“ Ein wenig ängstlich sah die junge Frau in die Richtung von Gina und nickte dann zaghaft. „Ich kann gut verstehen, warum die Leute denken, dass du nicht ganz fähig bist eigene Entscheidungen zu treffen oder warum sie befürchten du wolltest dir das Leben nehmen. Von außen betrachtet wirkt es ein wenig so. Du isst wenig bis gar nichts, du schläfst mit offenem Fenster bei fast minus 20 Grad und dann hast du dich an den Armen wund gekratzt. Das alles sind Warnsignale und im Moment haben alle, denen du am Herzen liegst, wahrscheinlich furchtbare Angst diese zu übersehen.“ Gina nahm Luisas Hand und drückte diese zaghaft. „Menschen neigen in extremen Situationen auch zu extremen Reaktionen. Sie meinen es nicht böse, sie wollen alle nur dein Bestes, auch wenn ihre Vorstellung davon vielleicht nicht mit deiner übereinstimmt.“ Mit diesen Worten hatte Gina sie nach Hause begleitet und Luisa darum gebeten, sich ihre Worte durch den Kopf gehen zu lassen. Die Blonde drückte der jungen Frau ihre Handynummer in die Hand. „Falls du reden möchtest.“ Wie schon 2 Tage zu vor konnte man im Gesicht von Luisas Mutter, deren Sorge um ihre Älteste, ablesen. „Es tut mir leid.“ Sagte Barbara und schloss ihre Tochter sanft in den Arm. Die Braunhaarige wirkte etwas überrascht erwiderte die Umarmung aber zaghaft. Ein leckerer Duft kroch in Luisas Nase und sie blickte in die Küche, aus der gerade ihr Vater mit einem Plätzchen in der Hand kam. „Oliver!“ Erschrocken, wollte er schnell sein Plätzchen verstecken, aber seine Frau hatte es schon längst gesehen. „Die Plätzchen sind für meine Cousine. Ich hab dir doch gesagt, dass du die Finger davon lassen sollst.“ Er grinste seine Frau an und gab ihr einen Kuss. „Ja ich weiß Schatz.“ Er ging in Richtung Lulu und hauchte ihr im Vorbei gehen etwas ins Ohr. „Schnell bevor deine Mutter so versteckt, noch sind sie warm.“ Er grinste noch breiter und schob sich das letze Stückchen Plätzchen genüsslich in den Mund. Wenn das so weiter ging, würde sie sich die nächsten Tage sicher nur noch von Plätzchen ernähren. Luisa zog ihre Jacke aus und tapste auf leisen Sohlen in die Küche. Ihr Vater hatte recht, sie waren noch ganz warm und dufteten himmlisch. »nur ein einziges« Sie nahm ein herzförmiges Plätzchen und verschwand unbemerkt damit in Richtung Treppe. Vom weiten hörte sie bloß noch die Stimme ihrer Mutter. „Oliver Fröhlich!“ Luisa fasste sich an den Kopf. Womit zum Teufel hatte sie das bloß verdient? Verzweifelt versuchte sich die junge Frau an eine böse Tat ihrer Seits in der letzen Zeit zu erinnern, aber ihr wollte partout nichts einfallen. Also strafte man sie hier doch nur grundlos. „Duuuuu Tante Charlie, warum guckt Tante Lulu denn so böse?“ Die Rothaarige grinste fies und hockte sich zu ihren beiden Patenkindern. „Vielleicht ist sie ja auch böse, geht doch mal gucken ob sie unter ihren Haaren Hörner versteckt hat.“ Miri und Valentin rannten vergnügt los und sprangen Lulu an, die vor Schreck die Hände hob und mit samt den Knirpsen auf den Boden fiel. Lachend griffen die beiden ihr in die Haare und suchten nach den Hörnern. Schmollend drehte sich Valentin zu seiner Patentante um. „Ich glaube Tante Lulu tut nur so böse und ist in Wahrheit ganz lieb.“ Miri nickte aufgeregt und versuchte die Haare von Luisa wieder zu recht zu zupfen. Langsam rappelte diese sich wieder auf und schlug die Hände in einander. „Das bekommst du zurück.“ flüsterte sie Charlie im Vorbei gehen zu und griff nach den Schürzen. „Alle kleinen Weihnachtshelfer angetreten. Ich verteile jetzt die Schürzen.“ Schnell stellten sich Miri und Valentin in Reihe und Glied, wobei Valentin immer wieder versuchte seine kleine Schwester weg zu schupsen. Selbst Charlie stellte sich dazu und salutierte, was die beiden Knirpse natürlich post wendend nachmachen mussten. Lulu verteilte die Schürzen, wobei Valentin sich sofort die Grüne schnappte, damit er ja nicht das pinke Ungetüm nehmen musste. „Bekomm ich keine?“ fragte Charlie gespielt schmollend und zog eine Schnute. Lulu grinste und band ihr auch eine Kinderschürze um, die ähnlich war, wie die, welche Miri trug. Leider war Charlie dafür schon etwas groß und sie hing mehr schlecht als recht an der jungen Frau. Valentin legte seinen Kopf schief und betrachtete seine Patentante skeptisch. „Aber Tante Charlie so findest du doch nie einen Mann, der dich heiratet.“ Lulu brach in Lachen aus und musste sich an der Küchenplatte festhalten. „Da muss ich ihm recht geben, das könnte schwer werden.“ japste sie und hielt sich den Bauch. „Sei mal schön still, sonst schläfst du heute auf der Couch oder bei Elli im Katzenkörbchen.“ Sie steckte ihrer Freundin die Zunge raus und grinste. Dann hockte sie sich aber wieder vor Valentin und stupste ihn an seine Nase. „ Guck mal Tinchen, du weißt doch, dass Tante Lulu und Tante Charlie zusammen sind und sich ganz doll lieb haben, oder?“ Der 5 jährige Junge steckte seine Hände in die Tasche, er mochte seinen Spitznamen nicht und blickte traurig in Richtung seiner Patentante. „Ja, aber die Kinder aus dem Kindergarten haben gesagt, dass zwei Mamas sich nicht lieben können, das geht nur bei einer Mama und einem Papa.“ Sie streichelte dem Knirps durch die Haare und schloss ihn in die Arme. „Du musst nicht glauben was die anderen Kinder sagen, nur das was du genau weißt. Und jetzt backen wir Plätzchen für eure Mama und euren Papa okay?“ Die beiden strahlten wieder wie zwei kleine Honigkuchenpferde und stellten sich auf ihre Hocker um an die Arbeitsplatte zu kommen. Während Lulu sich am Ende des Tages schon wieder putzen sah, war Charlie mit deutlich mehr Elan bei der Sache und machte beinahe mehr Blödsinn, als die beiden Knirpse. Der Aufwand hatte sich dann aber doch gelohnt, denn letztlich konnten die Vier stolz 5 Bleche voller Kekse präsentieren und eins mit verbrannten Keksen, die, wie einstimmig beschlossen wurde, an die doofen Kinder aus Valentins Kindergartengruppe gehen sollten. „Ein Hoch auf die Weihnachtsplätzchen.“ Charlie streckte eine Hand in die Höhe und die anderen drei machten es ihnen nach. Die Vier lachten vergnügt und schoben sich Kekse in den Mund. Kapitel 19: Fest der Liebe Teil 1 --------------------------------- Guten Morgen liebe Leser, einen Tag zu spät, aber ihr bekommt natürlich trotzdem noch ein neues Kapitel und heute Nachmittag vielleicht auch noch ein zweites *lächel* Vielen Dank wie immer an meine treuen Leser, ihr seid echt die Besten GLG Deanna 24.Dezember 2010 Das Kleid im dezenten beige Ton hing glatt gebügelt über dem Bügel und schwang leicht im Wind, der durch das angekippte Fenster, ins Zimmer kam. Skeptisch fuhr Luisa über den weichen Stoff und rieb ihn zwischen ihre kalten Finger. Es war ein teurer Stoff und er würde sich sicher gut auf ihrer Haut anfühlen, trotzdem hatte sie nicht viel Lust dazu, das Kleid heute zu tragen. Es war der 24.Dezember, ihre Verwandten würden in ca. einer halben Stunde kommen und bis zum späten Abend bleiben. Es würden sicher qualvolle Stunden für Lulu werden. Viele ihrer, vor allem älteren Verwandtschaft, hielten nicht viel von ihrem „alternativen Lebensstil“ und hatten es ihr in der Vergangenheit auch schon mehr als deutlich gezeigt. Und genau für diese musste sie sich jetzt hübsch machen und ihnen eine glückliche junge Frau vorspielen, obwohl ihr eigentlich mehr nach heulen zu Mute war. Toby war auch noch nicht da, er steckte mit seinem Auto noch auf der Autobahn fest, die beinahe im Schneechaos versank. Bei ihrem Glück würde er es sicher nicht mehr rechtzeitig schaffen. „Luisa?“ Ginas Stimme durchschnitt die eisige Ruhe, wenn auch sie sehr sanft klang. Die Angesprochene drehte sich um und blickte hinab zu der Blonden, die auf ihrem Bett saß und die Jacke eng um sich gezogen hatte. „Wenn du möchtest, dass ich dir deine Haare noch mache, solltest du jetzt das Kleid anziehen.“ Luisa nickte und nahm das Kleid vom Bügel. Unsicher blickte sie in Ginas Richtung und drehte eine ihrer Haarsträhnen um ihren Finger. „Ich geh schnell ins Bad.“ Sagte sie hektisch und schloss die Tür hinter sich. Gina musste schmunzeln und sah sich ein wenig im Zimmer von Luisa um. Es war alles in Allem noch so kindlich und eindeutig geprägt durch ihre Teenager Zeit. Auf dem Schreibtisch stand ein Bild von einem schönen rothaarigen Mädchen, ebenso auf dem Nachttisch. Gina vermutete, dass es sich dabei um Luisas verstorbene Freundin Charlotte handelte. Sie hatte sich aber nicht gewagt ihre ehemals beste Freundin danach zu fragen. Sie erhob sich und betrachtete das Bild von Nahem. Es war ein seltsames Gefühl dieses Bild zu sehen. Gestern hatte Luisa ihr das erste Mal, seit sie sich wieder getroffen hatten, mit ihr über Charlie gesprochen. Ein bissen erzählt wie sie so war, was sie ausmachte und auch die ein oder andere lustige Geschichte erzählt. Jetzt hatte Gina auch endlich ein Bild von ihr im Kopf und das was sie da vor ihrem geistigen Auge sah, ließ sie beinahe verstehen, warum Luisa sie liebte und immer lieben würde. Sie hatte sich immer Jemanden gewünscht, der an ihrer Seite war und das nicht nur für eine Nacht. Diese kurzen Geschichten konnten bis Weilen sehr unterhaltsam und interessant sein, aber Gina fühlte, dass sie langsam in ein Alter kam, wo es sie auch mal nach Ruhe und Beständigkeit sehnte. Sie hatte immer die Frauen belächelt, die sich in die Abhängigkeit zu einem Partner stellten, aber nun da Gina gesehen hatte, wie sehr man einen anderen lieben und vermissen konnte, wollte sie das auch haben. „Das ist aus dem Sommerurlaub letzes Jahr.“ merkte Luisa leise an und legte ihre Fingerspitzen auf den Rahmen des Bildes. Gina hatte sich etwas erschrocken und wurde rötlich um die Nase herum. „Tut mir leid, ich wollte mit Sicherheit nicht Schnüffeln.“ Luisa winkte ab und legte ihre Hose und das Oberteil über den Schreibtischstuhl. „Das Bild stand ja frei auf dem Schreibtisch…Würdest du mir vielleicht den Reißverschluss zu machen?“ fragte sie dann schüchtern und drehte sich ein wenig zu Gina. „Ja natürlich.“ Ihr Blick glitt über den Rücken von Luisa, hinab zu ihrem wohlgeformten Po und ihren Beinen, die bereits in einer feinmaschigen Strumpfhose steckten. Ihre Hände legten sich auf den Rücken von Luisa und sie fühlte wie sie sich sofort versteifte. „Ganz ruhig.“ flüsterte sie dicht an Luisas Ohr und schloss dann mit geschmeidigen Bewegungen den Reißverschluss. Lulu drehte sich langsam und blickte in Ginas Augen. Diese schlug ihre Lider nieder und griff nach dem Stuhl. Luisa sollte nicht die Sehnsucht in ihren Augen sehen. „Komm setz dich, wir wollen doch fertig werden bevor deine Verwandten kommen.“ Die Braunhaarige setze sich und faltete die Hände auf ihrem Schoß zusammen, breit sich für ein Ereignis schön zu machen, das für sie jegliche Bedeutung verloren hatte. Lulu warf ihre große Reisetasche in den Wagen von Charlie und schloss dann die Tür zu ihrer kleinen 1 Zimmerwohnung. Nicht mehr lang und dann würden beide zusammen in eine größere Wohnung ziehen und sie musste nicht mehr in diesem Schuhkarton mit Fenstern wohnen. Die Wohnung mochte zwar eine gute Lage haben und erschwinglich sein, aber das war dann auch schon so ziemlich alles Gute an ihr. „Also Schatz wenn du nicht den Zug zu deinen Eltern verpassen willst, dann solltest du jetzt endlich in mein Auto einsteigen.“ Charlie tippte ungeduldig mit ihren Fingern auf das eisige Dach ihres kleinen Autos. Wenn es nach ihr gegangen wäre, würde sie nicht zum Berliner Hauptbahnhof fahren, sondern genau in die andere Richtung zu ihrem Vater und das mit Lulu im Gepäck. Sie waren erst seit Ende Dezember 2008 zusammen und es war ihr erstes Weihnachten innerhalb der Beziehung, deshalb würden sie es beide bei ihren Familien verbringen. Aber sie hatten sich geschworen Weihnachten 2010 zusammen zu verbringen, da konnten ihre Eltern sagen was sie wollten. Dennoch war es für Charlie einfach nur traurig, dass Lulu in etwa einer Stunde im Zug nach München saß und dort einige Tage bleiben würde. Es war der 22.Dezember, erst am 27.Dezember würden sie einander wieder sehen. Es waren nur lächerliche 5 Tage, aber genau zum Fest der Liebe, nicht mit seiner großen Liebe zusammen zu sein, schien falsch zu sein. Lulu stieg in das Auto und schlug die Tür hinter sich zu. Schweigend schloss sie den Sicherheitsgurt um ihren Körper und wartete bis auch Charlie ihren Platz einnahm. „Ich mag gar nicht zu meinen Eltern.“ jammerte sie und steckte ihr Handy in die Hosentasche. Schon zum 3.Mal hatte ihre Mutter angerufen, ob sie denn alles dabei hatte. „Ach Schatz, nur 5 Tage dann haben wir uns doch wieder.“ Charlie konnte und wollte nicht zugeben, dass sie das mindestens genauso beschissen fand, wie ihre Freundin. Lulu brachte ein schwaches Lächeln zu Stande und dann fuhren sie auch schon los. Der Schnee wirbelte durch die Luft und fiel auf alles, das ihm in den Weg kam. Es war ein paar Grad unter null und auf den Straßen Berlins herrschte Chaos, wie immer eigentlich. Die Panik ihren Zug zu verpassen wuchs mit jeder Minute, die verging, aber Charlie war geübte Fahrerin im Verkehr von Berlin und manövrierte sie beide und das Auto sicher durch die Straßen, bis der Berliner Hauptbahnhof vor ihren Augen auftauchte. „Ich hatte echt Angst, dass wir es nicht schaffen.“ Sagte Luisa und lächelte ihre Freundin dann zufrieden an. „Aber du machst auch das Unmögliche noch möglich.“ Charlie fühlte sich geschmeichelt und stellte den Motor des Wagens ab. Sie hatten noch 20 Minuten, was gerade noch genug Zeit war. Schnellen Schrittes zogen die beiden mit der großen Reisetasche und ein bisschen Handgepäck durch den Bahnhof. Noch schnell einen Kaffee geholt und dann ab zum Bahnsteig, der Zug würde in 5 Minuten einfahren. „Irgendwann verpassen wir sicher nochmal den Zug, wegen dem Berliner Verkehr.“ Lulu lachte und trank einen Schluck ihres Kaffees. „So schlimm wäre es ja nicht gewesen, du hättest auch bei uns feiern können.“ Charlie hatte es zwar scherzhaft gemeint, aber Lulus Blick wurde trotzdem wieder ganz niedergeschlagen. „Ach Schatz.“ Charlie ging auf ihre Freundin zu und nahm sie sanft in Arm. „Wir telefonieren jeden Tag und ich werde ganz viel an dich denken und du an mich. Du wirst sehen die Tage werden ganz schnell vergehen und am Ende wirst du dich ärgern, dass du mich, die kleine Nervensäge wieder am Hals hast.“ Luisa legte ihren Kopf an Charlies Schulter und lächelte. „Als ob ich mich je über deine Anwesenheit ärgern würde.“ Ihre Hand glitt unter Charlies Jacke und zog dort kleine Kreise. „Ich werde dich eher ganz schrecklich vermissen.“ Die Rothaarige bekam eine Gänsehaut und ihr wurde ganz warm. „Ich werde dich auch vermissen.“ Der Lautsprecher verkündete die Ankunft von Lulus Zug und sie trennten sich von einander. „Charlie legte ihre Hände auf Lulus Wangen. „Ich liebe dich.“ Sie verschloss den Mund ihrer Freundin mit einem gefühlvollen Kuss. „Ich liebe doch noch mehr.“ Lulu zwinkerte und musste sich im selben Moment eine Träne von der Wange wischen. Quietschend kam der Zug zum Stillstand und die Türen öffneten sich. Lulu hauchte, das letze Mal für die nächsten Tage, ihrer Freundin ein Kuss auf die Hand und verschwand im Zug. Charlie folgte an Hand der Fenster, dem Weg ihrer Freundin und winkte ihre freudig zu, bis der Zug los fuhr und sie aus ihrem Blickfeld verschwand. Weihnachten war einfach nicht das Gleiche, wenn ein geliebter Mensch nicht dabei sein konnte… „Schließ bitte deine Augen.“ Gina hob Luisas Kinn an und führte den Pinsel in sicheren Bewegungen über die geschlossenen Lieder. Nur noch ein paar Handgriffe und von der jetzigen Luisa war nicht mehr viel zu tun. Manchmal konnte ein wenig Schminke doch Wunder vollbringen. „Du kannst sie wieder aufmachen.“ Lulu blinzelte ein wenig und schlug die Augen auf. Ihre grünen Augen strahlten durch die Schminke und wenn sie jetzt noch ein Lächeln auftragen konnte, würde Niemand mehr merken, wie es tief ihr aussah. „So wir sind fast fertig. Stehst du bitte mal auf?“ Lulu nickte und erhob sich. Gina buchsierte sie vor einen großen Spiegel und rückte ihre Haare zurecht, die sich Dank der Blonden in sanften Wellen über den Rücken der Braunhaarigen ergossen. Luisa blinzelte ein wenig irritiert. Die junge Frau, die aus dem Spiegel heraus ansah, hatte nicht mehr viel gemein mit der Luisa von vorhin. Einzig die traurigen grünen Augen würden dem geübten Blick nicht entgehen. „Das ist einfach nur…“ Gina legte ihren Zeigefinger auf Luisas Lippen. „Warte mit der Beurteilung bis ich fertig bin.“ „Ja.“ Antworte die junge Frau und blickte Gina aus dem Spiegel heraus an. Diese war zum Schreibtisch gegangen und nahm die kleine schwarze Schatulle vom Tisch. „Du bist dir sicher, dass du diese Kette tragen willst?“ Luisa war sich ganz und gar nicht sicher, aber sie wollte diesen Abend nicht begehen, ohne etwa von Charlie bei sich zu haben. „Nein, aber ich brauche es.“ Ihre Stimme klang wieder ganz verloren und schwach. „Ok.“ Gina trat dicht hinter Lulu und hing die Kette um ihren Hals. Ihre Hände striffen den Hals der jungen Frau unddie Nackenhäarchen stellten sich auf. Luisa spürte die Gänsehaut und die Wärme die von ihrem Hals ausging. Sie wollte etwas sagen, aber Gina schüttelte den Kopf. Diese schloss die Kette und rückte sie noch ein Stück zurecht. Sie passte perfekt zu dem Kleid und harmonierte gut damit. Luisa griff nach der kurzen Jacke und zog sie über. Das Bild von zerkratzen Armen, wollte sie ihren Verwandten dann doch ersparen, wenn gleich diese Stellen schon gut heilten. „Und nun noch der Feinschliff.“ Luisa sah sie irritiert an. Gina griff nach dem durchsichtigen Lipgloss und machte etwas davon auf ihre Fingerspitze. Luisa beobachte den Finger ihrer Freundin genausten und zuckte ein wenig, als diese ihre Lippen berührte und das Lipgloss gleichmäßig verteilte. Gina lächelte sie sanft an und konnte ihren Blick nicht von Lulus Augen abwenden. Sie hatte gar keine Ahnung wie schön sie war, trotz der tiefen Augenringe und leicht eingefallenen Wangen. Die Tür ging auf und Toby stürmte, voller außer Atem hinein. „Hey Schwesterchen, hier bin ich…“ Seine Worte waren zum Ende hin leiser geworden, als er das Bild realisierte, das er sah. Ginas Finger lag auf Lulus Lippen und sie waren wie gebannt von einander gewesen. Erschrocken war Luisa ein Stück zurück gewichen und hatte dann ihren Bruder umarmt. „Ich bin froh, dass du es geschafft hast.“ Er legte seine Hand auf ihren Rücken und streichelte sie. „Natürlich, ich hätte mir auch den Weg hier her frei geschaufelt.“ Seine Lippen zierte ein leichtes Lächeln. „Wer ist denn eigentlich die schöne junge Frau in deinem Zimmer? Eine verschollene Cousine von uns?“ Gina räusperte sich und Lulu lachte leise. „Du hast sie doch am Montag gesehen. Das ist Gina Laurent.“ Man merkte, dass Toby sie erst nicht zu ordnen konnte, dann aber ging ihm ein Licht auf und er umarmte sie. „Mensch wie die Zeit vergeht.“ Sagte er und betrachtete sie nochmal. „Danke. Ehm naja ich werde dann jetzt gehen eure Verwandten kommen sicher bald.“ Gina schloss ihre Jacke und streckte ihre Hand Luisa entgegen. Diese ergriff sie und lächelte. „Danke für alles.“ „Ach was, immer wieder gern.“ Gina verabschiedete sich auch von Toby und verließ dann das Zimmer. Luisa sah ihr nach und irgendwie fand sie es schade, dass Gina jetzt ging. Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie die unsinnigen Gedanken und konzentrierte sie auf das wichtige. In 10 Minuten würde ihre Verwandtschaft hier sein. Kapitel 20: Fest der Liebe Teil 2 --------------------------------- Guten Morgen ^^ Leider hab ich es gestern vergessen, den versprochenen Teil hochzuladen, deshalb hole ich das jetzt hiermit nach. Vielen Dank Annemie_chan und Xemnas ^^ GLG Deanna 24.Dezember 2010 Toby bedachte seine große Schwester mit einem skeptischen Blick. Für einen kurzen Moment ,da hatte er das Gefühl gehabt, die Luft zwischen Gina und Luisa würde knistern. Aber das war doch nicht möglich, das musste einfach eine Einbildung gewesen sein. „Gina ist wirklich hübsch geworden.“ Lulu nickte und ihr entwich ein kleines Seufzen. „Es sind ja auch 15 Jahre vergangen. Außerdem war sie als Kind ja auch nicht hässlich.“ Toby stimmte ihr zu und dachte mit einem Schmunzeln daran, wie er als junge von 5 Jahren in Gina verliebt gewesen war und er seinen Vater um Rat gefragt hatte, wie er sie dazu brachte ihn zu heiraten. Heute war er froh, dass Niemand außer seinem Vater davon wusste. „Luisa, Tobias. Eure Großeltern sind da, kommt doch mal bitte runter.“ Toby sah an sich herunter. „Schitt, ich muss mich noch schnell umziehen. Entschuldige mich doch bitte unten.“ Luisa sah ihn fassungslos an. „Du willst mich da allein runter gehen lassen?“ Er war aber schon längst in seinem Zimmer verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Sie atmete kurz durch und warf ihrem Spiegelbild nochmal einen Blick zu. Es grenzte wirklich an ein Wunder was Gina geschafft hatte. Ihre Hand glitt über das silberne Medaillon in ihrem Dekolleté. »Ich schaffe das« Es war ungewohnt auf so hohen Schuhe rum zulaufen, aber Luisa schaffte es trotzdem heil die Treppe herunter. Unten standen bereits ihre Großeltern väterlicher Seits und der Bruder ihres Vaters mit seiner Frau und deren 2 Kindern. »Auf ins Gefecht« Sie setzte ein gekonntes Lächeln auf und strahlte in die Runde. „Wunderschönen guten Abend. Tobias lässt sich noch für einen Moment entschuldigen.“ Und sofort hefteten sich die Augenpaare von Luisas Verwandtschaft an ihre Gestalt. Unter den Blicken ihrer Familie fühlte sich die junge Frau ziemlich unwohl und sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, Jemand möge sie doch von dieser Qual erlösen. „ Bist ganz schön dünn geworden.“ Luisas Tante trat auf sie zu und umarmte sie kurz. „Verdienst du nicht genug Geld in Berlin um dir genug zu essen zu kaufen?“ Ihr Mann folgte seiner Frau und gab seiner Nichte die Hand. Lulu wusste nicht so recht was sie darauf antworten sollte, in einem Anflug von Hoffnung hatte sie ihre Verwandtschaft, als etwas sensibler eingeschätzt. Sie wussten doch, was erst vor einigen Tagen geschehen war, mussten sie trotzdem so bissig sein und ihre Missgunst zeigen? Ihre Cousinen begrüßten sie ebenfalls und folgten ihren Eltern in das große Wohnzimmer. „Hör nicht darauf was die Beiden sagen.“ Ihr Großvater lächelte seine Enkelin sanft an und umarmte ihre zierliche Gestalt. Er drückte sie ein wenig länger als üblich an sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Du wirst das schaffen und wenn es dir zu bunt wird, dann brauchst du mir nur ein Zeichen zu geben.“ Sie nickte und dankte ihrem Großvater. Er war wirklich der Größte, sie konnte gar nicht verstehen, wie ihr Onkel da zu solch einem „Arschloch“ werden konnte. Er ging, begleitet von ihrem Vater ebenfalls ins Wohnzimmer, sodass nur noch Lulu, ihre Mutter und ihre Großmutter im Flur standen. Mit der Familie ihrer Mutter hatten sie nicht viel am Hut, nur die Lieblingscousine von Barbara kam immer am 1.Weihnachtsfeiertag vorbei, um ein bisschen Weihnachten nach zu feiern. Luisas Großmutter legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Enkelin lächelte sie an. Für gewöhnlich war sie immer etwas reserviert und ihr schien ein einfaches Hände schütteln schon zu viel, mal ganz abgesehen davon, dass sie die Person war, die am wenigsten damit klar kam, dass ihre Enkelin lesbisch ist. „Ich wollte dir nur mein herzliches Beileid aussprechen.“ Sie räusperte sich, solche gefühlvollen Anwandlungen waren auch für sie etwas Neues. „Ich weiß ich hab mich nicht immer fair gegen über euch verhalten und das tut mir leid. Ich hoffe du kannst mir verzeihen. Du bist doch mein erstes Enkelkind, dein Glück sollte mir wichtig sein und das hab ich jetzt auch begriffen, wenn wohl auch zu spät.“ Für einen Moment sahen sie einander in die Augen, ehe Lulu ihren Blick wieder abwandte. „Danke.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Windhauch, aber ihre Großmutter verstand und ging auch ins Wohnzimmer. „Geht es Schatz?“ Luisa nickte und schickte ihre Mutter schon mal zu den anderen Gästen. Sie lehnte sich gegen die Wand und atmete ein paar Mal durch. Es war wirklich lieb gemeint von ihrer Großmutter, aber das hatte ihr den Rest gegeben. Ihre so sorgfältig vorbereitete Maske bekam bereits Risse und sie fühlte wie die Tränen förmlich ihren Körper hinauf krochen. Plötzlich vernahm sie ein Poltern und im nächsten Moment sprang Toby hektisch von der Treppe und strich sein Hemd glatt. „Oh…was stehst du denn hier rum?“ Lulu blickte auf und setze ihr bestes Lächeln auf. „Noch ein bisschen Ruhe vor den Verwandten bevor ich mich ins Getümmel werfe.“ Sie lächelte und harkte sich bei ihm unter. Wenn auch Toby nicht wusste was geschehen war, so konnte er es sich doch wohl denken, irgendwer musste was wegen Charlie gesagt haben. Er zog sie etwas an sich und küsste sie auf die Stirn. „Gemeinsam sind wir stark.“ Sie gingen in die Wohnstube zu den Anderen und lauschten dem, bereits in Gange getretenen“ Gespräch. Die Zeit schien beinahe still zustehen, es schien fast, als würde Jemand die Zeiger rückwärts drehen,. Jede Minuten fühlte sich für Luisa wie eine Stunde an und der Abend war eine einzige Ewigkeit aus Worten. Nichts was sie erreicht hatte, was sie tat oder sagte, schien mit dem mithalten zu können was ihre Cousinen erreicht hatten. Sie waren in allem besser, größer, toller, umwerfender. Wie jedes Jahr zu vor auch, war Weihnachten nur dazu da, um dem Anderen zu zeigen, was man erreicht hatte. Als Luisa schon glaubte, ihre ältere Cousine würde an ihren eigenen Worten ersticken, klingelte das Telefon und da sie am nächsten dazu saß, erhob sie sich,. Im Stillen war sie mehr als dankbar dafür. „Fröhlich.“ Am anderen Ende der Leitung hörte sie fröhliches Glucksen und zwei Kinderstimmen. Dann knisterte es kurz und der Lautsprecher wurde an geschalten. „Luisa bist du es?“ Sie erkannte die Stimme sofort, es war Valerie, die Mutter von Miriam und Valentin. Sie nickte, merkte aber, dass man das ja durch das Telefon nicht sehen konnte. „Ja, ich bin es.“ Plötzlich hörte sie ein lautes quietschen und mit einem Mal redeten Valentin und Miriam gleichzeitig auf sie ein. „Ganz langsam ihr beiden, ich versteh ja gar nicht.“ Ein Gefühl von Freude breitete sich in ihr aus, das die beiden an sie gedacht hatten, war einfach nur niedlich. Valentin setze sich gegen seine Schwester durch und sprach als erster wieder. „Hallo Tante Lulu, wir wünschen dir fröhliche Weihnachten. War der Weihnachtsmann schon bei dir? Bei uns noch nicht.“ Man hörte Miri im Hintergrund meckern und wie ihre Mutter ihr versuchte zu erklären warum der Weihnachtsmann solange brauchte. „Ich wünsch euch auch frohe Weihnachten.“ Sie hörte das Zittern in ihrer Stimme. „Und nein der Weihnachtsmann war noch nicht hier, er kommt bestimmt noch vorher zu euch.“ Es war kurz still am anderen Ende. „Weinst du Tante Lulu?“ fragte Miri und Luisa sah förmlich ihre Schnute. „Ja, aber nur weil ich mich so sehr freue das ihr mich anruft.“ Miri kicherte. „Siehst du Mama, Tante Lulu freut sich doch, dass wir anrufen.“ Die Beiden Knirpse hatten auf einmal wahnsinnig viel zu erzählen und wollten erst vom Telefon weg, als Tinchen, den Weihnachtsmann am Fenster entdeckte. Lulu legte auf und sah auf in den Spiegel. Sie sah furchtbar aus, trotzdem lag ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Am Ende stimmte es wohl doch: Kinder waren ein Geschenk des Himmels. „Ich hab es ganz genau gesehen. Du hast voll geschummelt Papa!“ Charlie verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper und blickte ihren Vater böse. Gerade eben hatte er bei Rommé Cup einfach Steine in seine Tasche gesteckt, die er einfach nicht verwerten konnte. Er hob seine Hände in die Höhe. „Ach was Schatz, das musst du dir eingebildet haben. Oder du solltest mal wieder deine Brille putzen.“ Er grinste seine Tochter hämisch an und nahm ein Schluck von seinem Bier. „Papa!“ Sie hob drohend den Zeigefinger und stand auf. „Dann lass mich mal in deine Taschen gucken.“ Sie war zu ihm rüber gegangen und wollte in seine Taschen greifen. „Hey was gehen dich meine Taschen an?“ Er lehnte sich mit dem Stuhl zurück und letztlich soweit, dass er Rückwärts mit dem Stuhl auf den Teppich fiel. „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort.“ Lachte Charlie ihn aus und half ihm letztlich beim aufstehen. „Du bist unmöglich junge Dame, geh mir bloß aus dem Blick. Geh doch einfach zu Elias rüber, vielleicht hat der ja Zeit für dich.“ Sie schob beleidigt ihre Unterlippe vor. „Heute ist der 25.Dezember, da kann ich doch nicht bei Elias auftauchen. Außerdem bist du mein Vater und so oft musst du mich ja gar nicht ertragen.“ Er strubbelte durch ihr Haar und brachte es völlig aus der Ordnung. „3 Tage am Stück mit dir zusammen kann sehr anstrengend sein, vor allem da du Luisa vermisst.“ Charlie haute im auf den Arm und drehte sich schmollend um. „Naja und, dann vermiss ich sie eben. Bald kommt sie ja wieder.“ In wenigen Tagen würde sie ein Jahr mit Lulu zusammen sein und trotzdem fühlte es sich Mittler Weile an, als wären sie schon immer zusammen gewesen. Ohne Lulu war es irgendwie doof und langweilig. Ihren Papa hatte sie in den letzen Tagen wirklich schon sehr geärgert und Elias nicht minder wenig. Emily hatte sich als einziges in die rettende Entfernung gebracht und zwar bei ihren Eltern. Das Telefon klingelte und Lulus Vater nahm ab. Ungeduldig hüpfte Charlie auf und ab und versuchte von ihrem Vater zu erfahren, wer da am Telefon war. „Dir auch wunderschöne Weihnachten…“ Er lachte und sprach weiter. Charlotte sah ihn jetzt schon ehrlich verärgert an und war etwas rot geworden. „Papa!“ nörgelte sie und wirkte damit wie ein kleines, trotziges Kind. „…ja genau, langsam geht sie mir auf den Keks. Ich hätte ihr was zum spielen zu Weihnachten schenken sollen.“ „Mensch Papa bitte.“ Er grinste seine Tochter an und erwiderte. „Hier bitte, aber nicht ewig lang.“ Sie nickte und nahm ihm den Hörer ab, noch immer wusste sie nicht wer dran war, aber sie hatte so eine Ahnung. Am anderen Ende war es leise. „Hallo?“ Sie hörte ein kichern. „Selber Hallo Schatz.“ Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen und dann fing sie auch schon an drauf los zu plappern. Irgendwie gab es 3 Tagen doch mehr zu erzählen, als sie gedacht hätte. „…das Schlimmste sind aber die Nächte. Ich bin es nicht mehr gewöhnt allein in meinem Bett zu schlafen. Wenn du wieder zurück kommst müssen wir erst mal ausgiebig kuscheln oder so.“ Sie wusste genau, dass Luisa am Ende der Leitung ein schiefes Grinsen auf den Lippen hatte. Sie telefonierten solange bis Toby am sich beschwerte, weil er auch gerne mal telefonieren würde. So legten sie auf, versprachen sich aber, abends ein wenig zu chatten. Charlie ging es gleich besser, wo sie mit ihrer Freundin gesprochen hatte, Und nun, da ihre Patenkinder gleich kommen würden, fühlte sie sich wieder richtig glücklich und entspannt. „Wer war denn da am Telefon?“ fragte Lulus Vater, als seine Tochter gerade wieder das Zimmer betrat. „Miri und Tinchen.“ sagte sie kurz angebunden und setze sich zu ihrem Großvater der schützend den Arm um seine Enkeltochter legte. Für einen Moment schwiegen alle, doch dann rief Barbara zum Essen und danach würde es an die Geschenke gehen. Kapitel 21: Fest der Liebe Teil 3 --------------------------------- Hallo liebe Leser, Das Wochenende ist nah und das bedeutet natürlich auch ein Update ^^ Mein herzlichster Dank geht an Xemnas und meine kleine Mie~. Ihr seid die Besten ^^ GLG Deanna 24.Dezember 2010 Leise, wohlklingende Musik zog sich durch die Wohnung und befreite jeden Raum seiner Ruhe. Die Sonne stand schon tief am Horizont und würde schon bald dem Mond weichen und die Nacht willkommen heißen. Das Licht in der kleinen Küche flackerte leicht und Lulu schlug etwas dagegen. „Scheiße, gib jetzt bitte nicht den Geist auf.“ Es gab nur die große Deckenlampe in der Küche und wo sollte sie jetzt noch eine neue Glühbirne her bekommen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie keine Zeit mehr hatte das Haus zu verlassen. Nicht mehr lang dann kam endlich Charlie. Ein Lächeln legte sich auf Luisas Lippen und sie rührte ein bisschen in ihrer Champignon-Cremesuppe umher, die bereits himmlisch duftete. Eigentlich sollte sie ja schon gestern wieder kommen von ihren Eltern, aber dank des tollen Winterwetters, war ihr Zug ausgefallen und Lulu war erst heute in der Früh aus München los gekommen. Sehnsüchtig blickte sie hinaus zum Fenster. 6 Tage ohne Charlie schienen wie eine Ewigkeit. Die Zeit war beinah stillgestanden und sie hatte sich oft schrecklich gelangweilt. Nicht einmal richtige Weihnachtsstimmung hatte sich bei Lulu eingestellt und nun war die ganze Sache eigentlich auch schon wieder vorbei. Ihre Eltern waren sicher froh, dass ihre Älteste wieder weg war. Sie war sich durchaus bewusst, dass sie ihren Eltern ganz schön auf den Keks gegangen war. Sie war natürlich gern bei ihren Eltern, aber seit einem Jahr hatte sie fast alles mit Charlie geteilt. Kaum eine Nacht nicht mit einander verbracht. Da konnten 6 Tage schon mal eine Ewigkeit werden und die Stimmung am Boden liegen. Luisa machte sich etwas Gedanken darüber, ob sie sich nicht vielleicht etwas zu abhängig von ihrer Freundin machte. In einer gut funktionierenden Beziehung konnte man ja schließlich nicht ständig auf einander hocken. Vielleicht sollte sie Charlotte mal vorschlagen, das beide unabhängig voneinander was mit ihren Freunden machten. Ein seltsamer Geruch kam ihr in die Nase und sie warf ein Blick in die Pfanne. Sie hatte doch tatsächlich, über das Denken hinaus, ihre Zwiebeln vergessen, welche nun wie kleine schwarze Krümel in der Pfanne schmorten. Für gewöhnlich war sie doch eine sehr konzentrierte Köchin und nun konnte sie nicht mal mehr Zwiebeln glasig werden lassen. „Was machst du bloß mit mir Charlie?“ Sie fuhr sich durch das lange Haar und steckte ihre Haarspange zurecht. Beim erneuten Versuch glückte alles und die Zwiebeln waren zu gebrauchen. Nun musste sie sich mit dem Rest des Essens beeilen und erlaubte sich nicht mehr über Charlie nach zudenken. Auf einmal ertönte ein Klingeln und Lulu lies vor Schreck den Kochlöffel fallen. Sie sah auf die Uhr 18:21. Mit Charlie war sie erst um 19:00 Uhr verabredet und sie gehörte wahrlich nicht zu den Pünktlichsten, die die junge Frau kannte Noch im Trainingshose und zu großem Shirt, ging sie zur Tür und schaute durch den Spion, konnte aber nichts genaues erkennen, es war einfach zu dunkel im Hausflur. »Vielleicht hab ich mich ja auch bloß verhört« Sie wandte sich ab, da klingelte es schon wieder. Sie fragte sich, ob man sich mit ihr einen Scherz erlauben wollte und beschloss die Tür ein Stück auf zumachen. Doch dann flog die Tür auch schon regelrecht auf und ein rothaariges Etwas sprang ihr in die Arme und knuddelte sie beinahe zu Boden. Es war Charlie. „Ich hab dich ja so vermisst.“ Sie küsste ihre Freundin stürmisch, bis einander die Luft weg blieb. Das Pärchen war deutlich rot im Gesicht, als sie sich wieder voneinander trennte. Charlie strahlte und drückte ihrer Freundin einen Strauß roter Rosen in die Hand. Lulu war ein bisschen perplex, ergriff die Blumen aber. „Was machst du denn schon hier?“ Charlie hielt hörbar die Luft an und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Ich Küsse dich fast zu Boden und schenke dir einen Strauß roter Rosen und das ist das erste was du wissen willst?“ Charlie sah sie böse an und in ihren Worten schwang ein bisschen Enttäuschung mit. Luisa lächelte entschuldigend und schloss ihre Freundin fest in ihre Arme. „Ich war doch bloß so überrascht. Das Essen ist noch nicht ganz fertig und ich bin noch gar nicht umgezogen.“ Sie vernahm ein leises Kichern. „Das ist doch nicht schlimm, ich hab es bloß nicht mehr länger ausgehalten, mein kleiner Schmetterling.“ Lulu nahm Charlies Gesicht in ihre Hände und lächelte sie an. „Ich hab dich auch vermisst und vielen lieben Dank für die Rosen, ich freu mich wirklich sehr darüber.“ Sie versiegelte den Mund ihrer Freundin mit einem zärtlichen Kuss, in den Charlie hörbar seufzen musste. Lulu stieß mit einem Fuß, die immer noch offene Tür zu und drängte ihre Freundin dann gegen die Wohnungstür. Ihre Hände glitten vom Gesicht hinab zu Charlies Schultern und legten sich letztlich auf den Hintern ihrer Freundin. Die Rothaarige grinste in den Kuss und ließ sich von den Berührungen ihrer Freundin völlig umfangen. Luisa schob ihre Hände wieder über den Körper ihrer Freundin und strich ihr die dicke Jacke von den Schultern. Verlangen und Sehnsucht brannte tief in ihren Körpern und mussten unbedingt entfesselt werden. „Du gehst heut aber ran.“ brachte Charlie zwischen zwei Küssen zusammen, ehe sie ihrer Freundin das zu große Shirt über den Kopf zog und sich ihre Lippen wieder suchten und auch fanden. Lulu hob ihre Freundin leicht an, sodass Charlie den Boden unter den Füßen verlor und ihre Beine um die Hüfte ihrer braunhaarigen Freundin schlang. Ungeduldig drückte Charlie ihr Becken gegen den Körper ihrer Freundin und bewegte sich in einem langsamen Rhythmus. Vor Erregung völlig vernebelt, biss sich die junge Studentin auf die Lippen, als Luisa ihre Brüste massierte und dann durch den Bh, an ihren Knospen saugte. Charlies Oberteil hing nur noch schlecht als recht an ihr und landete deshalb auch auf dem Boden. „Du weißt gar nicht wie heiß du mich machst.“ Flüsterte Lulu mit heißer Stimme gegen Charlies Oberkörper und drückte sie noch näher an sich. Ihre Hände schoben sich unter Charlies Po und hielten sie fest, während sich die Rothaarige am Bh ihrer Freundin zu schaffen machte. Eng umschlungen gingen sie ins Schlafzimmer, das fertige Essen auf dem Küchentisch nahezu vergessend. Luisa drehte sich schnell um und wischte sich die Tränen von der Wange. Warum konnte sie nicht noch ein wenig warten, vielleicht nur noch ein oder 2 Stunden dann würden ihre Verwandten verschwinden. Sie konnte sich dann in ihr Bett legen und hemmungslos weinen. Jene Tränen, die sie die ganze Zeit, in der ihre Verwandten da waren, herunter geschluckt hatte. Das war wirklich zum Teil ein Haufen von unsensiblen Idioten, die gar nicht wussten, wie sehr der Verlust eines geliebten Menschen schmerzen konnte. Fröhliches Lachen drang an ihr Ohr. Es war doch Weihnachten, eine Zeit wo alle glücklich waren, den man mit den Menschen verbrachte die man von Herzen liebte. Sie konnte all dem im Moment nichts abgewinnen. Saßen sie doch alle nur vor ihren Geschenken und verglichen im Geheimen, wer das Meiste hatte, das Tollste oder das Teuerste hatte. Einzig Toby schien das gar nicht so zu registrieren. Nach dem ihre Großeltern ihm neue Fußballschuhe geschenkt hatte, die die er sich schon als Kind gewünscht hatte, lebte er auf Wolke 7. Die Schuhe waren nicht mal sonderlich teuer oder so gewesen, aber es hatte sie nie passend für ihn gegeben, da er so eine Zwischengröße hatte. Aber jetzt hatte er Schuhe, die nur für ihn gemacht waren. Toby schien immer glücklich zu sein, Charlie und er waren sich so unendlich ähnlich gewesen. Das Brennen in ihren Augen verstärkte sich wieder und sie fühlte den besorgten Blick ihrer Großeltern auf sich. Die starke und taffe junge Frau zu mimen, war wohl ein wenig nach Hinten los gegangen. Der Blick ihres Großvaters schien zu fragen, ob alles gut wäre. Luisa nickte mit dem Kopf. Er könnte nichts an ihren Schmerzen ändern, Niemand konnte das. „Luisa willst du nicht deine Geschenke auspacken?“ Ihre Tante blickte sie lächelnd an und deutete auf den Haufen an Geschenken. Einzig sie, hatte ihre Geschenke noch nicht ausgepackt und sah ziemlich regungslos am Ende der Couch und blickte ständig nach Draußen. Sie wusste nicht einmal was die Anderen bekommen hatte, nur was Toby bekommen hatte. „Ja natürlich.“ sagte sie so überzeugend wie möglich und griff nach dem obersten Geschenk. Es war flach und rechteckig, Luisa ahnte schon Böses, es war ja immerhin von ihrem Onkel und Tante. Ihre Geschenke waren meist Fehlinvestitionen und dabei nicht mal teuer genug um beim Umtausch einen großartigen Nutzen zu ziehen. Vorsichtig öffnete die junge Frau ihr Geschenk und musste feststellen, dass ihre Verwandtem a) vergessen hatten, dass sie lesbisch war, b) das war ein Wink mit dem Zaunpfahl um zu zeigen was sie von ihrem Lebensstil hielten oder c) sie wollten Luisa einfach nur ärgern. „Ein Kalender, der ist aber hübsch.“ Fast hätte Toby lachen müssen und auch ihre Mutter musste etwas schmunzeln. „Wirklich lieb von euch, aber das ist nicht so ganz mein Geschmack.“ Ihre Tante schüttelte den Kopf. „Na die jungen Männer sind doch aber ganz schön knackig.“ Luisa nickte und legte ihn bei Seite. Die anderen Geschenke waren dafür aber schöner und Luisa konnte sich zu einem ernst gemeinten Lächeln durchringen. Als Letztes blieb nur noch das Geschenk übrig, welches von ihren Großeltern war. Bevor sie es öffnen konnte, legte ihre Großmutter die Hand auf den Arm ihrer Enkeltochter. „Ich hoffe es wird dir gefallen, wir haben es schon gekauft, bevor Charlotte…“ Sie hielt kurz inne und suchte nach den richtigen Worten. „…von uns gegangen ist. Wir hoffen, dass es nicht allzu schmerzhaft für dich sein wird.“ Mit zittrigen Fingern fuhr Lulu über das Geschenkpapier und löste es langsam. Die Worte ihrer Großmutter hatten ihr ein wenig Angst gemacht. Was wenn sie dann einfach in Tränen ausbrechen würde? Das wäre noch die Krönung dieses Abends. Das würde wieder ein willkommener Anlass für ihre Cousinen sein um zu lästern und sich darüber zu amüsieren. Für ihre 18 Jahre, waren die beiden einfach unmöglich in ihrem Verhalten. Sie atmete tief durch und schob das Papier zur Seite, Lulu öffnete den Karton und eine kleine Schatulle aus Holz, mit Fazierungen, kam zum Vorschein. An der Stelle, wo man es öffnen konnte, befand sich ein kleines silbernes Herz, in dem ein kleiner Schlüssel steckte. „Was ist das?“ fragte Luisa und fuhr über das teuer erscheinende Holz. „Das ist eine Spieluhr. Schließ doch mal auf.“ Lulu tat wie ihr gesagt und eine sanfte Melodie erklang. „Farbenspiel des Winds.“ flüsterte Luisa andächtig und eine kleine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel. Es war das Lieblingslied von ihr und Charlie gewesen. Spätestens jetzt war alles verloren und die Tränen rannen unbarmherzig über ihre Wangen und tropften auf die Spieluhr, in deren Mitte zwei zierliche Tänzerinnen sich zur Musik drehten. „Das ist…“ Ihr Körper wurde von einem starken Schluchzer geschüttelt. Toby legte seinen Arm um sie und zog seine Schwester zu sich heran. „Ganz ruhig.“ flüsterte. Doch jetzt wo der Damm erst einmal gebrochen war, gab es kein Halten mehr, die Tränen würden heute nicht versiegen. Er wechselte einen vielsagenden Blick mit seinen Eltern. „Komm Luisa lass uns hoch gehen.“ Vorsichtig zog er sie mit sich hoch und stütze ihren zitternden Körper. Stillschweigend hatten die Anderen das Schauspiel beobachtet und nun, da Luisa nicht mehr hier war, traute sich noch immer Niemand etwas zu sagen. Die letzen Töne der Melodie versiegten und Luisas Großvater schloss leise die Spieluhr. „Wir hätten ihr doch etwas anderes schenken sollen.“ Oliver schüttelte den Kopf. „Mutter sag das nicht. Im Moment sind die Wunden einfach noch zu frisch.“ Er lächelte seine Eltern zaghaft an. Sein Bruder räusperte sich. „Vielleicht sollten wir jetzt gehen.“ Alle nickten und so verließen die Verwandten nach und nach das Haus der Fröhlichs. Einzig Luisas Großvater blieb noch einen Moment länger. Toby hatte seine Schwester in ihr Bett gebracht und nun weinte sie schon mehr als 20 Minuten in ihr Kissen, ohne, dass ihre Tränen auch nur ein bisschen weniger wurden. Sanft fuhr er über ihren Rücken und sprach leise Beruhigungen aus, die aber einfach nicht so wirken wollten. Dann klopfte es an der Tür und ihr Großvater steckte den Kopf durch die Tür. Toby schüttelte den Kopf und sein Blick wurde traurig. „Ich möchte kurz mit ihr reden.“ „Ich glaube nicht, dass…“ Der Blick seines Großvaters ließ keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Worte zu und so ging Toby aus dem Zimmer und dafür trat der ältere Mann ein. Er zog sich den Schreibtischstuhl heran und setze sich neben Luisa. „Ich bin nicht hier um mich für unser Geschenk zu entschuldigen, aber ich wollte dir erklären, warum wir es trotz deines Verlustes geschenkt haben.“ Kurz wurde es still um Luisa, bis ein erneuter Schluchzer ihren Körper ergriff. „Diese Spieluhr habe ich deiner Großmutter als Zeichen meiner Zuneigung vor über 50 Jahren geschenkt. Sie war viele Jahre lang kaputt und war in Vergessenheit geraten, aber als ich den Dachboden aufgeräumt habe, fand ich sie wieder und musste an dich und Charlie denken.“ Er sah wie sich die Finger seiner Enkelin noch stärker in die Decke krallten, allein dieser Name, musste für sie unendlichen Schmerz bedeuten. „Leider konnte ich sie nicht allein reparieren und so tat dies ein Freund für mich, aber die Teile, die für die Melodie zuständig sind, waren beschädigt und er fragte mich nach einem anderen Lied, das die Uhr spielen könnte. Da entschied ich mich für „Farbenspiel des Windes“. Dann beschlossen deine Großmutter und ich, dass es Zeit war die Spieluhr an dich weiter zu geben. Als dann diese schreckliche Nachricht kam, wollte ich sie einfach nur wieder auf den Dachboden stellen, aber ich konnte nicht. Sie war und ist auch heute noch ein Zeichen für Liebe.“ Er fuhr ihr durch das wirre Haar und blickte dann in tief traurige grüne Augen. „Die Liebe wird nie vergehen Luisa, auch wenn sie nicht mehr greifbar ist.“ Sie nickte wortlos und er stellte die Spieluhr auf ihren Nachttisch. Ihr Großvater verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Stirn. Einige Zeit nach dem er gegangen war, die Tränen aber immer noch über Luisas Wangen liefen, setze sie sich auf und sah die Spieluhr an, dann griff sie zum Handy und schrieb eine Sms an Gina... Kapitel 22: Schmerzhaft ----------------------- Heute ohnes großes Vorwort. Viel Spaß und Danke an meine treuen Leser 26.Dezember 2010 Immer wieder glitt ihr Blick zum Schreibtisch, zu dem kleinen Paket, das dort stand und darauf wartete ausgepackt zu werden. Aber Luisa konnte nicht. In sauberer Schrift stand dort ihr Name drauf, noch geschrieben von Charlie. Ihr Bruder hatte es ihr gestern auf den Schreibtisch gestellt und seiner Schwester gesagt, dass er es in der gemeinsamen Wohnung beim zusammen packen gefunden hatte. Nach ewigen Stunden des Nachdenkens und sich den Kopf zerbrechen hatte Lulu einfach Gina gebeten vorbei zu kommen. Heilig Abend hatte sie sich schon einmal an Gina gewandt, ihr eine Sms geschrieben, später noch telefoniert. Wobei Gina eher versucht hatte, Luisa ab zu lenken und von ihrem Goldfisch geschwärmt hatte. Luisa hatte Gina zugehört und sich von ihrer euphorischen Stimme in ein anderes Reich tragen lassen. Vergessen und Verdrängen. Gina hatte nicht gefragt warum es Lulu so schlecht ging, hatte aber sehr wohl angedeutet, dass sie zu hören würde. Luisa wusste, dass es unfair war, die schöne Blonde immer wieder so „auszunutzen“. Nicht reden aber zu hören. Kein Geben aber nehmen. Was sollte sie denn aber sagen? Ihr Kopf war ein einziges Schlachtfeld verschiedenster Emotionen. Ein ständiges Wechsel von gut und schlecht. Schöne Erinnerungen brachten Schmerz, Verdrängen brachte irgendwann auch Schmerz. Ein Leben, ein Schmerz. Gina wusste ihn zu lindern, für einen Moment. Ein kleines Lächeln, nur einige Sekunden, höher hatte sie ihr Ziel nicht gesteckt, wenn sie denn ein Ziel hatte. Irgendwann musste Luisa sich bei ihr bedanken. Für Kekse und Kakao, für jedes einzelne Wort, jede Berührung, die Creme. Einfach für alles. Das Jahr hatte nicht mehr viele Tage, schon bald, da würde sie wieder nach Berlin fahren, Gina nach Wolfsburg und wo es sie danach hin verschlug stand noch in den Sternen. Luisa wollte das nicht fühlen, aber sie konnte sich mit dem Gedanken nicht anfreunden Gina Anfang Januar wieder gehen zu lassen. Alles hatte doch einen Grund, so auch das Wiedersehen mit Gina. Es war doch nicht möglich, dass sie ein paar gemeinsame Tage verbrachten und dann jeder wieder sein eigenes Leben führte? Charlie und Gina…Gina und Charlie. Liebe und Freundschaft…Freundschaft und Liebe. Luisa zog die Decke über den Kopf und unterdrückte den unbändigen Wunsch laut los zu schreien. Gina war da, Charlie aber nicht. Charlie war Liebe, Gina Freundschaft. Aber die Blonde gab ihr Trost und Halt, Charlie nur noch Schmerz und Trauer. Lulu war sauer über sich selbst und sie sprang vom Bett auf. Warum konnten diese Gedanken nicht aufhören, warum zum Teufel stellte sie Charlie und Gina auf eine Stufe. Das ging doch nicht, sie waren Grund verschieden. Es gab doch keine Berührungspunkte. Unbändige Wut in ihrem inneren. Sie musste raus, musste weg und verschwinden. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Es tat weh, noch von Heilig Abend. Ihr Fingerknöchel waren ganz blau und taten bei jeder Bewegung weh. Vor Wut und Enttäusch gegen die massive Hauswand geschlagen. Wie ihr Vater sie angesehen hatte. Nicht mehr viel und sie hätte sie was gebrochen. Psychischen Schmerz mit physischem Schmerz bekämpft. Es war falsch gewesen, dessen war Luisa sich zu 100 Prozent sicher, aber wenn das Herz Oberhand über den Verstand gewann, dann gab es kein richtig oder falsch mehr. Dann gab es nur noch den Schmerz, der betäubt werden sollte. Es war nicht gut wenn Jemand da war, aber noch schlechter wenn sie dann allein war. Warum ausgerechnet Gina, wusste Lulu nicht. Vielleicht hatte ihre Mutter ja recht. Die Blonde kannte nur ihr früheres „Ich“ und das was sie jetzt war. Alles dazwischen war für Gina nur ein dunkler Schatten. Letztlich war sie nur Gast im Leben von Luisa. Aber Emily und Elias waren praktisch immer da. Ja so musste es sein, ihre Mutter hatte recht. Gina verstand sie, weil sie Luisa nicht richtig kannte. Aber wo war da die Logik? Wie konnte man Jemanden verstehen ohne ihn zu kennen. Oder riet Gina einfach nur wild drauf los und sie hatte Glück, dass sie ihre Worte richtig gewählt hatte? In Ginas Sichtfeld tauchte das Haus der Fröhlichs auf. Sie beschleunigte ihren Schritt noch ein wenig und zog die Kapuze tiefer in ihr Gesicht. Leider hatte der Schnee nicht noch 10 Minuten warten können und musste natürlich genau jetzt vom Himmel fallen. Aber Schnee war wohl ihr geringstes Problem. Nachdem Lulu ihr noch heilig Abend eine Sms geschrieben hatte und beide bis spät in die Nacht telefoniert hatten, war Ginas Sorge nur noch größer. Eigentlich war es ja reine weg lächerlich. 15 Jahren ohne Kontakt und plötzlich schien alles wie früher. Als würden Gefühle nie vergehen. Und nun hatte Luisa sie wieder angerufen, ganz klein laut hatte sie geklungen, Angst davor Jemanden mit ihrem Kummer und den Sorgen zu belasten. Gina fühlte sich dadurch aber nicht gestört, auf eine komische Art und Weise, war sie gern mit Luisa zusammen, selbst wenn diese meist schwieg oder sich ihren Kummer etwas von der Seele redete. »Besser als gar nichts« Die Tür öffnete sich bereits kurze Zeit nachdem sie geklingelt hatte und Barbara öffnete die Tür. „Fröhliche Weihnachten Frau Fröhlich.“ Gina lächelte und reichte der verdutzten Frau ihre Hand. „Ebenfalls. Willst du zu Luisa? Wenn ja, ich glaube nicht, dass sie Jemanden sehen will.“ Die Augen der Frau waren sorgenvoll, sie wirkte nervös, aber vor allem hilflos und überfordert. „Luisa hat mich angerufen und gefragt, ob ich Zeit hätte. Ich hoffe ich störe nicht, es ist ja schließlich noch Feiertag.“ Barbara schüttelte perplex den Kopf und bat die junge Frau herein. „Feierstimmung herrscht im Haus kaum noch.“ Gina nickte und hing ihre Jacke auf. „Ich geh dann mal hoch.“ Barbara hielt sie an der Hand fest. „Kannst du mir dann später sagen wie es meiner Tochter geht. Sie lässt im Moment Niemanden an sich ran…nicht einmal Toby. Dieser Zustand …ihr Verhalten…es ist kräftezehrend.“ „Natürlich.“ Die Blonde erklomm die Treppe und stand dann vor Luisas Tür. Ihre Hand glitt in die Tasche, die sie bei sich trug. Es war ein kleines Geschenk für Lulu, nichts weltbewegendes. Sie hatte es gesehen, vor 3 Tagen und gedacht, dass es ihr vielleicht gefallen würde. Warum sie es nun bei sich trug, wusste Gina selbst gar nicht. So viel wie sie verstanden hatte, gab es da noch ein Päckchen von Charlie, dass geöffnet werden musste. Unpassender konnte ein Geschenk von ihr dann, in diesem Moment ja kaum sein. Gina klopfte und sie hörte ein leises „Herein“. Luisa saß auf ihrem Bett, Elli an sich gedrückt, ihre Augen verweint und dick geschwollen. „Hey.“ Was sollte man auch in diesem Moment sagen. Ihre Körperhaltung war verschlossen und in sich gekehrt, als hätte sie Angst vor jeder noch so kleinen Berührung. „Hi.“ Luisa sah auf und Elli gähnte müde. Gina machte ein paar Schritte auf die Beiden zu und strich durch Ellis rotes Fell, was ganz weich war. Luisa legte ihre Hand auf den Kopf der Katze. Der Blick der Blonden wandte sich zu der Hand…sie war ganz blau und auch geschwollen. Ihre Hand wanderte zu Lulus Fingern und hob sie sanft an, sodass sie sie besser betrachten konnte. Die Braunhaarige schaute unsicher auf ihre Hand und eine Träne tropfte auf die beiden Hände. „Was ist geschehen?“ Gina ließ die Hand wieder sinken und faltete ihre eigenen in ihrem Schoß zusammen, nachdem sie Platz genommen hatte. Einen Moment lang entstand eine unangenehme Stille, es war, als traute sich keiner der beiden auch nur zu atmen. „Der Schmerz war so groß.“ flüsterte Luisa heiser und sah wieder auf ihre Hände.“ Man konnte ihr förmlich ansehen, wie schnell ihr Herz schlug, ihr Körper vibrierte im Takt ihres Herzschlages. „Aber deshalb musst du doch nicht deine Hände irgendwo gegen schlagen?“ „Ich weiß.“ „Was weißt du?“ Gina wollte es von Luisa hören, Wort für Wort. Luisa wischte ihre Tränen von den Wangen und ihr Körper wurde nur noch von ein paar Schluchzern geschüttelt. „Naja…du weißt schon…“ „Sag es…bitte.“ „Nei…“ Gina ergriff Luisas bläuliche Hand und strich sanft darüber. „Bitte.“ Warum war Gina plötzlich so hartnäckig, reichte es denn nicht, dass sie es wusste, auch wenn sie es nicht laut sagen konnte. „Wie hilft es mir, dass zu sagen?“ „Etwas wissen, heißt nicht es zu verstehen oder zu akzeptieren.“ Ihre Hand glitt direkt auf die Stelle über Luisas Brust, deren Herz nun noch aufgeregter in ihrem Körper schlug. „Du musst es nicht nur wissen, du musst es auch fühlen.“ Lulu sah sie aus großen Augen an, die Unsicherheit war ihr tief ins Gesicht geschrieben. „Fühlen, dass es nicht richtig ist?“ Gina nickte. „Sag es bitte, nicht um meiner Willen, sondern nur für dich. Von mir aus, auch ganz leise, wenn du magst.“ Luisa nickte verhalten und Gina nahm ihre Hand wieder vom Körper der Braunhaarigen, wenn auch sie diese Art von Verbindung, einen Moment lang genossen hatte. „Ich weiß, dass…“ Sie zögerte und sah zu Gina, welche auf munternd nickte. „Ich weiß, dass ich meine Hände nicht gegen die Wand schlagen muss, weil der Schmerz in mir so groß ist.“ Es war tiefe Nacht und regelmäßiges atmen war aus dem Zimmer zu hören. Charlie nuschelte im Schlaf etwas, das Lulu nicht verstehen konnte, obgleich sie hell wach war. Ihre Freundin und sie hatten nach einem ausgiebigen Abend im Bett, noch das selbst gemachte Essen von Luisa gegessen, auch wenn es natürlich schon etwas abgekühlt war. Und nun schlief Charlie in Seelen Ruh, aber für Luisa schien der Schlaf noch weit entfernt zu sein. Die Zweifel von vorhin waren wieder in ihrem Kopf, warum zum Teufel konnte ihr Gehirn denn nicht auch, nach so einem Abend in einen Komazustand fallen? Unentschlossen drehte sie sich auf die Seite und blickte aus dem Fenster. Es war ein gutes Gefühl nicht mehr allein in diesem Bett liegen zu müssen und nachdem sie die letzen Tage ohne Charlie nicht gut geschlafen hatte, war Luisa davon ausgegangen das spätestens heute nach zu holen, aber irgendwie schien hier Jemand andere Pläne zu haben. Immer wiederkehrend wanderten die gleichen Gedanken durch ihren Kopf? » Mach ich mich zu anhängig von Charlie? Sollte ich auf Distanz gehen? Vielleicht mit ihr darüber sprechen? « Sie setze sich auf und stütze ihr Gesicht in ihre Hände. Überall nur Verwirrung, kein klarer Gedanken, Angst, Verzweiflung, Hass. Warum suchte sie so verzweifelt nach etwas, dass an ihrer Beziehung schlecht sein könnte? Beneideten sie nicht alle, für diese Beziehung, gesagt hatten es schon einige. „Lulu?“ Charlie hob verschlafen den Kopf und rieb sich die Augen. „Schlaf weiter.“ Sagte sie etwas zu forsch, sodass Charlie jetzt garantiert alarmiert war. „Was ist los?“ Charlotte setze sich auf und lehnte sich gegen das Bettende. „Nichts.“ log Luisa und wollte sich wieder hin legen. Charlie schüttelte den Kopf und hielt sie davon ab. „Wenn dem so wäre, dann würdest du nicht völlig verwirrt aussehen und nach einer solchen Nacht jetzt schlafen.“ Die Rothaarige sah sie lächelnd an und dann platze es aus Lulu heraus. „Findest du nicht auch, dass unsere Beziehung viel zu eng ist?“ Charlie sah sie irritiert an. „Wir sind zusammen und lieben uns, ist es da nicht von Vorteil, dass unsere Beziehung eng ist?“ Die junge Studentin verstand nicht so recht, worauf ihre Freundin hinaus wollte. Sie schüttelte den Kopf. „Ich meine, ob wir nicht zu abhängig von einander sind? Wir haben uns 6 Tage nicht gesehen und das waren die schrecklichsten Tage meines Lebens. Ich konnte nicht schlafen, war nur maulig und hab mich schrecklich gelangweilt. Soll es denn wirklich so sein, das ich ohne dich gar nichts bin?“ Charlie sah sie. Warum dachte ihre Freundin denn über so etwas nach. „Hey ganz ruhig Schatz, du bist es einfach nicht gewohnt, dass wir mal nicht zusammen sind. Natürlich war ich auch nicht so glücklich ohne dich, wie mit dir, aber ich konnte schon schlafen.“ Sie zog Lulu zu sich heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Aber…“ „Nichts aber. Such nicht verzweifelt nach etwas, dass nicht da ist. Probleme tauchen auch irgendwann von ganz allein auf. Wenn du magst, können wir ja versuchen nicht ständig auf einander zu hocken.“ Luisa sah sie skeptisch an. „Ich glaube nicht, dass ich es ohne dich aushalte.“ „Schatz lass uns später darüber reden ja?“ Lulu nickte, war aber enttäuscht über das Verhalten ihrer Freundin Charlie. Kapitel 23: Geschenke, Geschenke, Geschenke ------------------------------------------- Liebe Leser, nun ist es endlich soweit, es gibt ein neues Kapitel zu meiner Fanfic. Da ich nicht mehr so viele Kapitel in Petto habe zum hochladen, habe ich beschlossen nur noch alle 2 Wochen ein neues Kapitel on zu stellen. Ich werde mich bemühen, in den Semesteferien diese Fanfic zu beenden. Mein großer Dank gilt dies Mal unbestreitbarund natürlich meinem kleinen Erdbeerchen Liebe GRüße und viel Spaß Deanna_ 26.Dezember 2010 „Na wer wird denn da neugierig sein?“ Charlie nahm ihrer Freundin den Schlüssel wieder ab und versteckte ihn in ihrer Hosentasche. „Luisa Fröhlich, wo ist denn bloß deine Erziehung hin? Haben dir deine Eltern nicht beigebracht nicht nach Geschenken zu suchen?“ Lulu setze eine gekonnte Unschuldsmine auf und lächelte ihre Freundin an. „Nur einen ganz kleinen Blick? Bitte.“ Wenn Lulu wollte, dann konnte sie richtig wehleidig gucken, als ob jeden Moment die Welt unterginge und es nun an der Zeit wäre ihren allerletzten Wunsch zu erfüllen. „Also wirklich Schatz, noch eine halbe Stunde und dann ist es doch schon Mitternacht und du hast Geburtstag. Manchmal bist du echt schlimmer als ich und eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass das unmöglich ist.“ Luisa wusste worauf Charlie anspielte. Sie war mindestens genauso unerträglich kurz vor ihrem Geburtstag. Dabei handelte es sich nur um ein Geschenk. Ein lächerliches Geschenk, von Charlie für Lulu. Aber es ging einfach darum, dass es ein Geschenk von Herzen war und das es natürlich auch ein „materieller“ Liebesbeweis. „Wenn ich nicht rum maulen soll, dann könntest du mich ja noch ein bisschen beschäftigen. Mir ist so langweilig.“ Luisa setze ein quängliges Gesicht auf. Jetzt wurde es Charlie wirklich unheimlich, ihre Freundin hatte von ihr anscheind schon eine ganze Menge gelernt. „Hör bloß auf. Natürlich beschäftige ich dich. Was möchtest du denn machen?“ Die Braunhaarige zwinkerte ihrer Freundin zu und rieb sich die Hände. „Lass uns ins Schlafzimmer gehen.“ Charlotte stöhnte leise auf. Ihr taten jetzt noch sämtliche Knochen vom letzen kreativen Bettspiel weh. Manche Stellungen sollten gesetzlich verboten werden. Es war ja schön und gut, wenn Lulu mal etwas aus sich raus kam, aber das musste doch nicht dazu führen, dass eine von ihnen im Krankenhaus landete. Charlie steckte ihren Kopf durch die Tür und Lulu klopfte auf das Bett, um ihr zu zeigen, dass sie sich setzen sollte. Charlie war ja nie abgeneigt, wenn es um Sex ging, aber nicht jetzt und nicht so. Ein Quicki um sich die Zeit bis Mitternacht zu vertreiben. Wo blieb denn da die Romantik. „Jetzt guck nicht so Schatz, ich habe nicht vor jetzt über dich her zufallen, vielleicht aber später.“ Charlotte atmete erleichtert aus, na wenigstens würde sie jetzt erst mal verschont bleiben. Sie wollte sich neben ihre Freundin setzen, doch die deutete ihr an, sich vor sie zu setzen. Etwas verdutzt machte Charlie das und dann sah sie im Spiegel, wie Lulu begann ihren Haargummi aus dem Haar zu machen. „Was wird das denn, wenn es fertig ist?“ Luisa grinste und zog eine Bürste hervor. „Tja, ich mach dich jetzt schön, also noch schöner, als du schon bist.“ Charlie runzelte die Stirn. Irgendwas lief doch heute schief. „Was hast du genommen und krieg ich auch was davon.“ Die Braunhaarige lächelte und ließ die roten Strähnen ihrer Freundin durch ihre Finger gleiten. „In letzter Zeit bin ich einfach nicht mehr so ernst und erwachsen. Es macht schon Spaß sich einfach mal so gehen zu lassen.“ Lulu fuhr mit der Bürste durch das Haar ihrer Freundin. „Aber ich denke nicht, dass das lange so bleibt. Das bin einfach nicht ich und das merke ich ja auch daran, dass es dir auch auffällt.“ Charlie lächelte in den Spiegel. Vor einiger Zeit, hatte sie mal ein Gespräch darüber geführt, dass Luisa sich oft einfach schon wie Mitte Dreißig und nicht wie Mitte Zwanzig benahm. Zwei Gegensätze prallten hier aufeinander, was ja auch die meiste Zeit gut ging. Aber von Zeit zu Zeit, da wünschte Lulu sich, dass Charlie ein wenig mehr Verantwortung trug und Charlie sich, dass Luisa nicht immer alles so ernst nahm. Aber spätestens jetzt merkte die Rothaarige, dass ihre Freundin so gut war, wie sie bisher immer war. Sie war ein richtiger Ruhepol und das konnte Charlie gut gebrauchen. Genauso wie Lulu ab und zu mal Jemanden brauchte, der verrückte Dinge mit ihr machte. „Du gefällst mir eigentlich doch so am besten, wie du immer bist. Ich mag meinen, kleinen, süßen und etwas spießigen Schmetterling.“ Sie grinsten beide und Charlie wandte ihren Kopf nach hinten. Ihre Lippen trafen sich zu einem kurzen Kuss und Lulu ließ sie Hände sinken. Daraufhin lösten sich die bereits geflochtenen Strähnen wieder. „Ach Menno.“ Meckerte sie und löste das Haar wieder. „Ablenken ist echt gemein.“ „Aber das wolltest du doch.“ Sie mussten beide kichern. Luisa startete einen neuen Versuch und flechtete die Haare ihrer Freundin. Es war 10 vor 12, als sie fertig wurden und Charlie sich im Spiegel bewunderte. Sie trug ihre Haare gern offen, mochte Zöpfe weniger, aber einen französischen Zopf, so wie Lulu ihn manchmal trug und ihr gemacht hatte, gefiel ihr schon deutlich besser. „Geh doch bitte ins Wohnzimmer, ich komm gleich nach ja?“ Lulu strahlte und verzog sich mit Elli ins Wohnzimmer. Müde kuschelte sich der rote Stubentiger in die Couch und schloss wieder die Augen. Im Gegensatz zu Elli, konnte Luisa kaum still halten und rutschte auf der Couch unruhig hin und her, in stiller Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. Charlie war für ihre besonders ausgefallenen Geschenke nahezu berühmt und machte diesem Ruf alle Jahre wieder alle Ehre. Wenn Lulu nur an das Geschenk zum 23.Geburtstag dachte, dann konnte sie sich ein Grinsen kaum noch verkneifen. Zusammen mit Charlie war sie in einen Kletterpark gefahren und hatten sich da den ganzen Tag von einem zum Anderen Ast gehangelt. Lulu hatte dies in ihrer Kindheit mit ihrer Familie auch gemacht und hatte sich deshalb umso mehr gefreut. Die Krönung war aber gewesen, dass Charlie mitgemacht hatte, wo doch eigentlich jeder der sie kannte, wusste, dass sie Höhenangst hatte. Das stellte für die Rothaarige allerdings kein größeres Hindernis dar, für Lulu würde die junge Studentin sich wohl auch an Bungeeseilen vom nächst besten Hochhaus abseilen. Plötzlich erlosch das Licht im Wohnzimmer und Luisa konnte sich ein kurzes auf quietschen nicht verkneifen. Nichts sehend spitzte sie ihre Ohren und atmete ganz flach, aber es war nichts zu hören, außer dem gleichmäßigen Atmen von Elli. Dann ging allerdings die Tür auf und das dunkle Wohnzimmer wurde von Kerzen beleuchtet, nebst in dem Moment wo die Wanduhr Mitternacht schlug. Lulu hielt sich die Hände vor den Mund und blickte mit großen Augen in Richtung ihrer Freundin. „Happy Birthday to you, happy birthday, happy birthday liebste Luisa, happy birthday to you.” sang Charlie leise und lächelte über die Torte hinweg. Die junge Frau, stellte die Torte ab und strahlte Lulu an. „Alles alles gute mein allerliebster Schatz. Ich hoffe alle deine Wünsche und Träume werden sich erfüllen und du wirst immer glücklich sein.“ Luisa standen vor Rührung die Tränen in den Augen und sie umarmte Charlotte fest. „Vielen… Dank.“ stotterte sie und vergrub ihr Gesicht an der Schulter ihrer Freundin. Diese strich über ihren Rücken und freute sich, dass ihre Überraschung offensichtlich schon so gut gelungen war. „Na wollen wir mal gucken, was du außer der Torte noch von mir bekommst?“ Lulu nickte und löste die Umarmung, aber nicht ohne ihre Freundin für ihre Überraschung noch zu küssen. Luisa beugte sich über die Torte und las den, mit Zuckerguss geschriebenen, Schriftzug. „Echt süß, was du dir alles einfallen hast lassen.“ Sagte sie und steckte ihren Finger etwas in die Torte. „Hmm Buttercremetorte.“ Charlie grinste und gab ihr dann ihr kleines Päckchen. “Es ist nicht sonderlich groß, aber darauf kommt es ja auch gar nicht immer an.“ Lulu stupste sie spielerisch an und bedankte sich dann anständig. Wie ein kleines Kind zu Weihnachten riss sie das Papier auf und hielt einen kleinen Schlüssel in der Hand, der an einem Blumenanhänger gefestigt war. Etwas irritiert runzelte sie die Stirn, während Charlottes grinsen immer breiter wurde. „Was hat das zu bedeuten?“ Charlie nahm ihr das kleine Päckchen ab und zog noch ein Foto heraus. „Guck mal, das gehört noch dazu.“ Die junge Frau nahm es und betrachtete es eingehend. „Eine Gartenlaube?“ Sie nickte mit dem Kopf. „Deine Gartenlaube…unsere Gartenlaube, zu mindestens für dieses Jahr erst mal.“ Langsam begriff Lulu und umarmte ihre Freundin herzlich. „Du hast eine Gartenlaube gepachtete, so richtig mit Garten?“ „Ja genau, ich dachte das würde dir gefallen. Dort kannst du dann nach Herzenslust Blumen pflanzen und Gemüse anbauen, wie damals bei dir zu Hause.“ Luisa küsste ihre Freundin ab und nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten. „Das ist, dass beste Geschenk, dass ich mir vorstellen kann. Du bist die Größte.“ Eine Weile hatten beide schweigend beieinander gesessen und ihren Gedanken nachgehangen. Luisa Blick starr auf das Geschenk von Charlie gerichtet, Gina ihren Blick immer wieder durch den Raum wandern lassend und letztlich doch immer wieder verstohlen Lulu beobachtet. Es war einfach ihre Hin und Her Gerissenheit auf ihrem Gesicht ab zu lesen, aber alles stumm da sitzen und nach denken würde ja nicht helfen. Kurz entschlossen stand Gina auf und griff nach dem Paket. „Es ist Zeit.“ Lulu schüttelte energisch den Kopf. „Ich bin nicht bereit.“ Die Blonde drückte es ihr trotzdem in die Hand und setze sich Luisa gegenüber. „Du wirst nie wirklich bereit dafür sein, aber wenn du es jetzt nicht öffnest wirst du nie damit abschließend können. Die Frage, was in dem Paket ist wird dich Stunde für Stunde quälen bis du dem Drang nach gibst. Das könnte schon morgen sein aber auch erst in ein paar Monaten. Willst du diese Ungewissheit solange ertragen?“ Luisa schüttelte den Kopf. „Na siehst du, was soll schon Schlimmes passieren? Es ist ein Geschenk, nicht mehr und nicht weniger. Besonders ist es nur dadurch, dass es von Charlie ist. Wäre das gleiche Geschenk von mir, so wäre es ganz einfach es zu öffnen.“ Luisas Lippen blieben weiterhin verschlossen. Ihr Mund musste schon sehr weh tun, wenn man bedachte mit welcher Kraft sie ihre Lippen da aufeinander presste. » Es wäre auch etwas besonderes, wenn es von Gina wäre. « Weitere Minuten vergingen und nichts geschah. Gina war ja wirklich geduldig, aber das ging ihr langsam auf den Keks. Luisa hatte sie angerufen, damit sie nicht allein war, wenn sie das Paket öffnete. Die Blonde war davon ausgegangen, das Lulu es unbedingt öffnen wollte und nun saßen sie beide hier und Gina führte mehr oder weniger ein Monolog, wenn nicht gerade eisige Stille herrschte. „Hör mal zu Luisa. Ich bin gern hier, unabhängig davon was geschieht, aber ich will nicht meine Zeit verschwenden in dem ich hier rum sitzen und beobachte wie du dir dein hübsches Köpfen darüber zerbrichst was dich erwartet. Das kannst du nur erfahren wenn du endlich rein siehst.“ Gina war aufgestanden und hatte ihre Worte mit ihren Händen unterstrichen. „Ruf mich wieder an, wenn du ehrlich Interesse daran hast, zu wissen, was sich in dem Paket befindet.“ Die Blonde wusste, dass sie etwas hart mit Lulu ins Gericht ging, aber sie wollte doch auch nur das Beste für die junge Studentin. Manchmal war es nicht von Vorteil Jemanden nur mit Samthandschuhe zu behandeln, manchmal war es besser klare Worte zu finden und sie dann auch auszusprechen. Luisa sah sie aus ihren unergründlichen grünen Augen an und blinzelte ein paar Mal. „Tut mir leid.“ Gina sah sie irritiert an. „Warum entschuldigst du dich denn jetzt?“ Die Braunhaarige hielt das Paket unsicher in ihren Händen und betrachtete es mit einem undefinierbaren Blick. „Es tut mir leid, dass du dir so viel Mühe mit mir gibst und überhaupt nicht darauf reagiere. Ich weiß, dass du mit allem was du sagst recht hast, aber es ist so unsagbar schwer. Am liebsten möchte ich nur weg laufen, irgendwo hin wo mich Niemand kennt. Ich möchte Jemanden der mich in Arm nimmt, gleichzeitig aber denke ich, dass ich nicht das Recht habe sowas zu denken. Ich bin noch am Leben, ich bin gesund und mir fehlt nichts. Charlie ist doch die, die nie wieder die schönen Dinge des Lebens fühlen kann und trotzdem hab ich das Gefühl, dass ich gestorben bin und nicht sie. Alles in mir ist durch einander, nichts mehr da wo es hin gehört.“ Sie hielt kurz inne und ihr Blick haftete sich wieder an das Paket. „Wenn ich das Päckchen öffne, dann kann ich mich dafür nicht bedanken, ich werde nicht Charlies Strahlen sehen oder ihr Lächeln hören. Zu wem soll ich dann danke sagen?“ „Du kannst zu Charlies Grab gehen, wenn du wieder in Berlin bist und dich dort bei ihr bedanken. Ich bin mir sicher, dass sie es hören wird.“ Lulu lachte bitter auf. „Als Kind habe ich das alles auch geglaubt, aber es gibt keinen Gott. Sie ist mit Sicherheit nicht da oben und passt auf mich auf.“ Gina atmete tief durch und legte ihre Hand auf Luisas Schulter. „Aber was wenn doch, wenn du dich irrst und sie tatsächlich dort oben über dich wacht. Niemand kann mit Gewissheit sagen, was da oben ist. Du musst nicht immer stark und rational sein, du darfst du ruhig etwas Glauben eingestehen. Als Kinder haben wir uns auch bei Sternschnuppen etwas gewünscht und ich bin mir sicher, auch als Erwachsene hast du das getan.“ Sie nickte. „Ich habe mir gewünscht immer mit Charlie zusammen zu sein, aber wie wir sehen, hat es nichts gebracht. Als Kind hab ich mir gewünscht, dass unsere Freundschaft ein Leben lang währt und sie hat nicht mal bis zu unserem 10.Geburtstag gehalten.“ „Das ist nicht wahr.“ Gina schüttelte den Kopf. „Was?“ „Nur, weil du und ich uns die letzen 15 Jahre nicht gesehen haben, ist unserer Freundschaft nicht beendet. Als wir uns wieder gesehen haben, uns die Hand gegeben haben, da hast du es doch sicher auch gemerkt…das Gefühl von Freundschaft, von Vertrauen und Verbundenheit. Wir waren immer Freunde, wenn gleich wir einander nicht gesehen haben. Meine Gefühle wir dich sind noch immer die Gleichen wie früher. Auch wenn die Zeit Spuren hinterlassen hat, so habe ich noch immer das Gefühl dir alles sagen zu können.“ Luisa lächelte schwach und lehnte sich gegen Gina. „Deine Argumente waren schon immer unschlagbar.“ Ein Lächeln legte sich auch auf die Lippen der Blonden. „Und nun öffne das Paket.“ „Ja.“ Lulu setze sich wieder auf und mit zittrigen Fingern öffnete sie das Papier, eine flache Schachtel kam zum Vorschein, auf der eine kurze Notiz stand. Deine Träume kann dir Niemand nehmen, sollten sie jedoch einmal Flügel bekommen, so wird mein Geschenk für dich, sie sicher verwahren. Luisa öffnete die Schachtel, in ihr lag ein Traumfänger. Schwarz und mit bräunlichen Federn, einfach gehalten und doch wunderschön. Luisa drückte ihn an sich und Tränen liefen über ihr Gesicht. Gina zog sie an sich und hielt sie einfach nur im Arm. Gerade jetzt, wo Lulu glaubte, dass mit Charlie alle ihre Träume und Hoffnungen gestorben waren, bekam sie von ihrer verstorbenen Freundin solch ein Geschenk. Das musste ein Zeichen sein. Zeichen dafür, dass sie ihre Träume festhalten sollte und sie versuchen sollte zu verwirklichen. Luisas Tränen versiegten nur sehr langsam und Gina fühlte wie ihr Oberteil schon ganz feucht war, aber sie sagte nichts dazu. Die Nähe zu ihrer Freundin war angenehm und es war ein gutes Gefühl, dass Luisa ihr nach all der Zeit noch so sehr vertraute. Der Kontakt durfte nach Silvester nicht abbrechen, diesmal würde Gina darum kämpfen und sie würde gewinnen. Ihr Herz würde brechen, wenn sich der Kontakt wieder verlieren würde. Lulu sah auf und merkte das auch Gina in Gedanken weit weg waren. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln, warum wusste die junge Frau nicht. Ihre Finger lösten sich aus dem feinen Stoff von Ginas Oberteil und legten sich auf deren heiße Wange.Diese sah sie unvermittelt an, wurde noch eine Spur röter und wärmer. „Ich wollte mich nur bedanken für alles. Ich weiß nicht warum ich ausgerechnet bei dir das Gefühl von Sicherheit verspüre, aber es ist so und ich kann es nicht ändern, will es eigentlich auch gar nicht ändern. Es tut mir noch immer leid, dass ich dich mit dem Allen belaste, dass es fast immer nur um mich geht. Wirklich, vielen, vielen Dank. Ich kann dir das niemals zurück geben.“ „Das tust du…“ Gina hielt inne, Luisa hauchte ihr so eben einen Kuss auf die Wange. Ihr Herz schlug stark in ihrer Brust und in ihrem Bauch war ein Schwarm Schmetterlinge aufgewacht. Luisa löste sich aus der Umarmung und brachte etwas Abstand zwischen sich und Gina. „Ich muss jetzt auch mal wieder los.“ Sie schloss ihre Jacke und griff nach ihrer Tasche. „Ach bevor ich es noch vergesse. Ich habe auch etwas zu Weihnachten für dich.“ Dann war Gina weg. Kapitel 24: Gefühlschaos ------------------------ Liebe Leser, Heute geht es endlich weiter, ich hoffe eur freut euch =) Vielen Dank an meine treuen Kommentatoren, ihr seid echt die Besten! Ich freu mich immer wieder über eure Rückmeldung GLG Deanna_ 29.Dezember 2010 Der Schnee fiel schon wieder in dicken Flocken vom Himmel und überzogen, die bereits weiße Landschaft mit einer neuen glitzernden Decke aus weißer Kälte. Eiskristalle hatten sich am Fenster des Hauses der Fröhlichs gebildet und funkelten durch den Mondschein. Es war Vollmond und Luisa brauchte kein Licht in ihrem Zimmer anmachen, sie konnte auch so problemlos alles erkennen. Der Traumfänger von Charlie hing am Fenster und direkt darunter lag der Gedichtband von Gina. „Weil man Liebe nicht in Worte fassen kann.“ Lulu Blick glitt über die goldenen Buchstaben und seufzte hörbar. Noch immer verstand sie nicht, warum Gina ihr ausgerechnet ein Buch mit Liebesgedichten geschenkt hatte. »Als ich es sah, musste ich an dich denken. « Sie dachte über Ginas Worte nach und war am Ende auch kein Stück schlauer. Seitdem sie wieder im Leben von Luisa aufgetaucht war, herrschte nur noch mehr Chaos in ihr. Wenn sie nicht an Charlie dachte, dann dachte sie an Gina und umgekehrt genauso. Ihr Gehirn gab einfach keine Ruhe und arbeitete unerbittlich. Es würde wahrscheinlich erst dann Ruhe geben, wenn es eine zufriedenstellende Lösung für diese komische Situation hatte. Wenn es denn überhaupt eine gute Lösung gab. Sie nahm das Buch vom Fensterbrett und schlug es auf, in den letzen 3 Tagen hatte sie ständig darin geblättert und gelesen, versucht zwischen den Zeilen zu lesen, einen Hinweis zu finden, aber es schien nicht mehr als ein stinknormaler Gedichtband zu sein. Einfach gehalten, wunderschöne Gedichte, die Luisa teilweise zum Weinen gebracht hatten. Charlie war nie ein Freund von sowas gewesen, obgleich es für Elias nichts Schöneres gab und er ja ihr bester Freund gewesen war. Luisa hatte als Kind schon gerne Gedichte gelesen und auch welche geschrieben. Vielleicht lag da ja der Hase begraben. Gina hatte sich daran erinnert, dass Luisa es sehr mochte und ihr aus diesem Grund dieses Buch geschenkt. Aber warum denn dann Liebesgedichte, die einzige Form von Gedichten, die sie nie gemocht hatte. Sie konnte weder gute schreiben, noch hatten sie Luisa sehr bewegt. Aber nun war es anders, jetzt da ihre Liebe gebrochen war, konnte sie besser die Gefühle dahinter verstehen. Als Kind hatte sie ein einziges Mal, sich an solch einem Gedicht versucht. Sie schmunzelte und dachte gern daran zurück. Stunden um Stunden hatte sie davor gesessen ohne nennenswerten Erfolg, sodass sie schon aufgeben wollte. Dann gab ihr Gina aber den Tipp, dieses Gedicht für eine Person zu schreiben, die ihr wirklich am Herzen lag. Sie sprang von Fensterbrett und warf das Buch auf ihr Bett. » Irgendwo hier muss es doch sein. « Ihre Mutter hatte alle ihre Gedichte in einem dicken Ordner gesammelt und hoch in ihr altes Zimmer gestellt. „Ah da ist es ja.“ Sie hatte ganz vergessen, wie viele Gedichte es gewesen waren. Luisa schlug es auf und suchte nach diesem einen Liebesgedicht. Als sie es fand musste sie erst mal über ihre Schrift lächeln und dann glitt ihr Blick über das alte Stück Papier. „Für meine liebste Gina…“ Ja sie hatte es für Gina geschrieben, mit 9 Jahren war sie ihr die wichtigste Person gewesen, aber die Blonde hatte doch gar nicht gewusst, dass sie für ihre Freundin geschrieben hatte. Jedenfalls war Luisa immer davon ausgegangen. „Komisch.“ murmelte sie und nahm das Gedicht heraus. Den Ordner verstaute sie wieder sorgsam und nahm das Buch vom Bett. In ihrem Gedicht hatte sie sich von Rainer Maria Rilke inspirieren lassen. Sie fragte sich, ob das Gedicht auch in dem Buch zu finden war. Luisa blätterte den Gedichtband durch, konnte aber weder im Inhaltsverzeichnis, noch in den einzelnen Seiten finden, wonach sie suchte. Als sie die vermeintlich letzte Seite aufschlug merkte sie, dass diese mit der richtigen, letzen Seite zusammen klebte. Vorsichtig schob sie einen Fingernagel dazwischen und je weiter sie es öffnete desto mehr kam von der Seite zum Vorschein. Anscheinend war handschriftlich noch ein Gedicht hinzugefügt worden. Das konnte doch nur von Gina stammen, von wem denn auch sonst, immerhin hatte Luisa es ja von ihr und von Niemand sonst. Wie ich dich liebe? Laß mich zählen wie. Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit, als meine Seele blindlings reicht, wenn sie ihr Dasein abfühlt und die Ewigkeit. Ich liebe dich bis zu dem stillsten Stand, den jeder Tag erreicht im Lampenschein oder in Sonne. Frei, im Recht, und rein wie jene, die vom Ruhm sich abgewandt. Mit aller Leidenschaft der Leidenszeit und mit der Kindheit Kraft, die fort war, seit ich meine Heiligen nicht mehr geliebt. Mit allem Lächeln, aller Tränennot und allem Atem. Und wenn Gott es gibt, will ich dich besser lieben nach dem Tod. Da stand es nun. In sauberen und fein geschwungenen Lettern, Worte die plötzlich Alles und Nichts bedeuteten. Luisa musste einen Moment tief durch atmen und sich sammeln. Sie war viel zu perplex um überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen und um richtig zu realisieren was dort stand. » Wie ich dich liebe « Sie schluckte und schloss das Buch wieder. Sie sträubte sich mit aller Kraft gegen die Gedanken die nun in ihr aufkeimten. Es konnte doch nicht möglich sein, dass Gina, dass wirklich ernst meinte, sie wirklich lieben konnte. Aber warum sonst, sollte sie es denn noch extra dazu geschrieben haben. Mit einem lauten Knall landete das Buch an der gegenüberliegenden Wand und landete recht unsanft auf dem Boden. Kurz fixierte Luisa das Buch und drehte sich dann um zum Fenster. Ihre wand legte sich um das Bild von Charlie und sie drückte es an sich. „Ich liebe doch nur dich.“ flüsterte sie beinahe tonlos und schloss die Augen. Charlie war ihre große Liebe, das würde nie vergehen, nicht mehr in diesem Leben. Was bildete sich Gina denn bloß ein? Warum zum Teufel machte sie denn sowas, sie wusste doch am besten um Luisas Gefühle und trotzdem hatte sie es getan. Verzweifelt und völlig überfordert gaben Luisas Knie nach und sie glitt auf den flauschigen Teppich. Waren denn langsam Alle von allen guten Geistern verlassen. Ihre Mutter flippte aus, wegen ihrem vermeintlich gestörten Essverhalten, bei ihrem Vater hatte man den Eindruck es wäre alles wie immer, ihr Bruder war überfürsorglich, ihr Großvater verschenkte alte Spieluhr mit philosophischen Hintergrund und die Einzige, die Luisa für normal gehalten hatte, gab ihr ein Gedichtband, der offensichtlich Ausdruck ihrer Liebe sein sollte. Vielleicht gab es da oben ja doch Jemanden, der ihr eins auswischen wollte. Hatte sie am Ende doch ein zu schönes Leben gehabt, ohne es gemerkt zu haben? War das die Strafe dafür, dass sie das was sie hatte nicht zu schätzen gewusst hatte? Fragen um Fragen und doch keine einzige Antwort. Wer immer für ihre Situation verantwortlich war, würde sich sicher nicht zu erkennen geben. Luisa erblickte ihr selbstgeschriebenes Gedicht aus Kindertagen und nahm es noch einmal zur Hand. Warum hatte sie es damals überhaupt versucht, mit 9 hatte sie Liebe in dem Sinne doch noch überhaupt nicht gekannt und trotzdem hatte sie es unbedingt schreiben wollen. „Nur wir beide, wo immer es uns hin verschlägt…“ Luisa las die letze Zeile und zerknüllte das Stück Papier dann vor Wut. „Nein, das kann nicht sein.“ Ihr Blick wurde glasig und dann fühlte sie schon, wie die Träne über ihr Gesicht lief und schließlich von ihrem Kinn auf den Teppich tropfte. » Ich liebe doch nur Charlie… « Gleichzeitig aber fragte eine kleine Stimme in ihrem Kopf, warum es sie dann so fertig machte, dass Gina sie liebte und ob sie denn heute nicht mehr verstände, was sie schon mit 9 gewusst hatte. » Ach halt doch die Klappe « Luisa runzelte die Stirn, jetzt redete sie auch schon mit sich selbst. Für einen kurzen Moment ließ sie die Worte ihrer inneren Stimme durch ihren Kopf wandern. Hatte sie Gina als Kind wirklich geliebt, in ihr mehr gesehen, als nur eine gute Freundin? Aber nein mit 9, da wusste sie doch noch gar nichts von Liebe, da spielte sie noch mit Puppen und glaubte daran das Märchen wahr werden würde. Allerdings war der Abschied von Gina aus heutiger Sicht betrachtete ebenso schmerzvoll gewesen, wie das was sie jetzt wegen Charlie fühlte. Luisa schlug die Hände vor ihr Gesicht und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie wollte Gina nicht lieben, nicht mehr mögen, aber sie konnte die Blonde auch nicht hassen, nicht nach allem was sie, für sie getan hatte. Wie sollte es denn nun weiter gehen Ein Teil von Luisa wollte nicht einfach gehen und Gina nie wieder sehen, es würde einfach etwas fehlen, allerdings konnte sich Lulu nicht vorstellen, jetzt ganz normal mit Gina umzugehen. Es war ein wenig so wie früher, als sie sich geoutet hatte und jedes Mädchen ihre Berührungen missverstand und als Interesse deutete. Luisa fiel ein, dass Gina nie ein Wort darüber verloren hatte, dass sie lesbisch war. „Ich sollte sie einfach anrufen!“ Und das tat sie auch. Sie starrte auf ihr Handy, aber dieses Gott verdammte Ding, wollte einfach keinen Pieps von sich geben, schon 3 lange Tage lang nicht. Nur ein einziges Mal, aber leider war nicht die Person am anderen Ende der Leitung gewesen, die Gina sich gewünscht hatte. Ungeduldig lief sie in ihrem alten Zimmer auf und ab, allerdings ließ sich dadurch weder die Zeit zum schneller Vergehen, bewegen, noch konnte sie Luisa zwingen sie endlich an zurufen. Aber vielleicht sollte Gina ganz einfach zurück rufen. „Nein lieber nicht.“ sagte diese mehr zu sich selbst, als alles andere. Gina ärgerte sich maßlos über sich selbst und das ganz zu recht, wie sie fand. Vor 3 Tagen hatte sie eine Dummheit begangen, dessen Ausmaß sie gar nicht hatte kommen sehen, nicht kommen sehen konnte. Ein einfaches kleines Geschenk, nichts Besonderes, ein Gedichtband. Sie stand vor dem Glas mit Purzel und steckte ihren Finger herein, sofort nuckelte der Goldfisch daran, in der Annahme es gäbe was zu Futtern. „Ich habe ihr ein Buch mit Liebesgedichten Geschenk. Mein Gott wie konnte ich bloß so dumm sein.“ Purzel zeigte sich wenig begeistert und schwamm in eine andere Richtung. Verwirrt schmiss sie sich auf die alte Couch, die unter ihrem Gewicht ganz schön knarrte. Was wenn Luisa nun nie wieder mit ihr reden würde, sie für verrückt oder der gleichen halten würde. So dumm zu sein, Jemanden Liebesgedichte zu schenken, der gerade die Liebe seines Lebens verloren hatte, konnte auch nur Gina sein. Unabhängig ihrer Gefühle, hätte sie es doch besser wissen müssen. Aber dann war da wieder Luisas zaghaftes Lächeln, das sie in den letzten Tagen nur Gina geschenkt hatte. Damit war es dann endgültigen mit der Blonden vorbei und sie musste sich eingestehen, dass Lulu einfach mehr als eine Freundin war. Unglücklicherweise für Gina, war Luisa, die Frau neben der sie morgens aufwachen wollte und abends ins Bett gehen wollte. Die Eine, die ihr ganz wohlig warme Gedanken machte, die junge Frau, deren Lächeln ihr Herz höher schlug…die Person, die Gina liebte. Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate…Jahre. Als Kind hatte sie es schon gewusst, dass es anders war zwischen ihnen beiden. Sie wollte keinen Prinzen auf dem weißen Pferd, sie wollte die Prinzessin in dem schönen Kleid. Keinen Mann heiraten, sie wollte Luisa heiraten, wenn sie einmal erwachsen sein würden. Damals war es ihr noch nicht klar gewesen und mit den Jahren hatte sie ihre Gefühle tief in sich begraben. Mit Jungs geflirtet, mit ihnen zusammen gewesen, das Bett geteilt. Dann die Frauen für sich entdeckt. Beziehungen gehabt, Herzen gestohlen und dann gebrochen, immer auf der Suche, nach der einen Person, die sie glücklich machte. Und dann vor 10 Tagen war die Erkenntnis gekommen, die Eine kannte sie bereits. Aber sie war weit weg, unerreichbar und doch waren die Gefühle mit ihr durch gegangen. Luisa hatte ohne es zu wissen, Gefühle hervor geholt, die Gina nicht mehr gewollt hatte. Märchen waren etwas für Träumer, ja so wie Charlie. Die Eine, die Luisa wollte, liebte und schmerzlich vermisste. Vielleicht wenn Gina warten würde, einige Zeit, dann wäre sie wieder bereit für etwas Neues. Aber was wenn Luisa wirklich nicht mehr in der Blonden sah, als eine gute Freundin, eine Vertraute. Dann war alles warten umsonst und sie würde am Ende doch die Verliererin sein. Trotz all der Gefühle, die da waren, wusste Gina, dass sie es hätte sein lassen sollen. In Luisas Welt gab es kein Platz mehr für Jemand anderes und selbst wenn, dann würden noch Jahre vergehen, bis sie ihr Herz neu öffnete, bis das schlechte Gewissen gegenüber Charlie verblassen würde, wenn es das überhaupt würde. Gina zog ihre Knie an sich und schlang ihre Arme darum. All die Jahre hatte sie gewusst, warum sie sich von Gefühlen fern hielt, nie Jemandem alles zeigte und jetzt da sie einmal diesen groben Fehler begangen hatte, lagen alle ihre Wünsche und Hoffnungen in Scherben. Gebrochen und zertreten, blutend und weinend. » Hätte ich doch bloß alles beim Alten gelassen. « Aber als Gina schon gar nicht mehr damit gerechnet hätte klingelte ihr Telefon und Luisas Name erschien auf dem Display. Kapitel 25: Nichts als die Wahrheit ----------------------------------- Hallo liebe Leser, weil ich jetzt frei habe und wieder mehr Motivation zum Schreiben, gibts jetzt wieder wöchentlich ein Kapitel und was soll ich sagen wir befinden und sogar langsam asuf dem Endspurt. In dem Sin ne Danke an die üblichen Verdächtigen und viel Spaß GLG Deanna 29.Dezember 2010 Es war als stände Zeit still. Es kam Lulu wie eine Ewigkeit vor, bevor Gina überhaupt an ihr Handy ging, doch dann ertönte ihre Stimme am anderen Ende der Leitung. „Hallo hier ist Luisa.“ Ihre Stimme klang nicht so sicher und fest, wie es sich die junge Frau gewünscht hatte, aber in Anbetracht der momentanen Tatsachen, war das schon mehr, als sie erwartet hatte. „Ich weiß, dein Name ist auf dem Display erschienen.“ Gina räusperte sich und dann entstand ein kurzes Schweigen. Luisa beschloss Nägel mit Köpfen zu machen und faste sich ein Herz. „Ich muss mir dir sprechen, nicht hier am Telefon. Kann ich zu dir kommen?“ Ginas Herz schlug höher denn je und hätte Luisa neben ihr gestanden, so hätte sie wohl gesehen, wie rot Gina geworden war. „Ehm ja klar. Wann willst du denn…“ „Jetzt gleich. Ich bin in 10 Minuten da.“ Und dann hatte sie auch schon aufgelegt. Irritiert starrte Gina auf ihr Handy und ließ sich dann wieder auf die Couch sinken. Ganz langsam nur sickerte die Information zu ihrem Hirn durch, dass gleich Luisa zu ihr kommen würde. Wie von der Tarantel gestochen sprang die junge Frau auf und sah sich in ihrem Zimmer um. Es herrschte allgemeines Chaos, dass sie in ihrer Verzweiflung über ihre Tat, geschaffen hatte. Schnell sammelte sie alles zusammen und stopfte die Sachen teilweise nur eilig in die Schubladen. Sie fuhr sich durch das kurze blonde Haar und verteilte etwas Gel darin, damit sie nicht völlig durch den Wind aussah. Aber jetzt würde wohl nur noch ein komplettes Umstyling helfen, dass Luisa nicht erkannte wie es ihr ging. Kurze Zeit später hörte sie die Klingel und wie ihre Großmutter Luisa freundlich begrüßte und sie nach oben schickte. Den ganzen Weg über hatten Luisas Gefühle und Gedanken verrückt gespielt. Was wenn Gina das mit dem Gedicht ganz anders meinte und sie noch die letzte vertraute Person von sich weg schickte? Aber was gab es da denn miss zu verstehen? Dieses Gedicht war eindeutig und ließ keinen Zweifel darüber, dass Gina andere Gefühle für sie hegte. Die Frage war bloß noch, warum Gina, ihr diese Gefühle offenbarte. Luisa wendete ihren Blick vom Boden ab und sah während des Gehens zum Himmel. War Charlie jetzt wirklich da oben und wachte über sie, so wie Gina es gesagt hatte? Und wenn ja, was hielt sie wohl von der momentanen Situation. Heute auf den Tag genau, war der Unfall 3 Wochen her und Luisa konnte nicht fassen, dass sie sich jetzt mit diesem speziellen Thema aussetzen musste. Aber sie brauchte diese Gewissheit sehr dringend. Sie brauchte die Ordnung in ihrem Kopf, sie brauchte Charlie, aber sie brauchte auch Gina. Sie fragte sich insgeheim, wie Charlie wohl auf Gina reagiert hätte, wenn sich die Beiden je begegnet wären. Immer wenn Luisa von ihren Freunden von früher gesprochen hatte, schien Charlie etwas eifersüchtig darauf zu sein. Wenn auch Luisa nie genau wusste auf was sie da eigentlich eifersüchtig war. Immerhin waren, dass Freunde gewesen, die schon Jahre lang keine Freunde mehr waren und doch schien Charlotte sich bedroht gefühlt zu haben Mit ein paar Keksen und einer frisch gebrühten Tasse Kaffee saß Luisa auf der Couch und sortierte Fotos. Sie hatte die letzten Tage frei gehabt und dafür gesorgt, dass mal etwas Ordnung in ihre persönlichen Sachen kam. Als Kind schon, hatte sie von allem und Jedem Fotos gemacht, dumm bloß, dass sie in den folgenden Jahren nie dazu gekommen war, diese auch mal ein zu sortieren. Aber dafür hatte sie ja jetzt Zeit. Charlie war vor Stunden schon in die Uni gegangen und nur Gott wusste wohl, wann sie von da wieder kam. Es war Klausurphase und das war eine Zeit in der Charlie nicht wirklich ansprechbar war und nur in der Uni war. Das sie zum Schlafen überhaupt noch heim kam, schien Lulu wie ein Wunder. Aber nur noch eine Woche und dann würden die Semesterferien los gehen und Charlie würde wieder entspannter sein. Lulu richtete ihren Blick wieder auf die Fotos auf ihren Schoß und legte die Bilder von Charlie und ihr auf den Stapel zu ihrer Rechten, der schon sehr groß war. Dass, beide gerne Fotos machten war ja schön und gut, aber damit gab es in dieser Hinsicht doppelt so viel ein zu sortieren und Lulu hatte nur 3 Fotoalben besorgt und sie war sich sicher, dass allein ihre gemeinsamen Bilder 2 Ordner ein nehmen würden. Nichts desto trotz, beschloss sie erst mal Fotos aus ihrer Kindheit in Bayern zu sortieren. Gestern hatte sie schon eine Menge davon geschafft, aber nun kam noch die Tüte von Bildern mit ihr und Gina. Es war schon Jahre her gewesen, dass sie aktiv an das kleine blonde Mädchen gedacht hatte, das gar kein kleines Mädchen mehr jetzt war. In Erinnerung schwelgend hatte sie die Bilder durch gesehen und musste hier da sogar richtig laut lachen. Mit Gina hatte sie so viel Mist gebaut, wie in ihren ganzen Teenager Jahren es nicht der Fall gewesen war. Bilder von ihnen beiden, in viel zu großen Gummistiefeln und einer großen Zahnlücke, beide auf einem Pony und das obwohl Gina Angst vor Pferden hatte und dann noch dieses ganz besondere Bild. Das Abschiedsbild, als Ginas Familie unerwartet umgezogen war. Sie wusste schon gar nicht mehr, wer das Foto gemacht hatte. Aber derjenige hatte genau dann abgedrückt, als Gina sie auf die Wange geküsst hatte und Lulu rot geworden war. Lulu fragte sich warum sie dieses Bild denn vergessen hatte und warum sie es solange nicht gesehen hatte. Ein komisches Gefühl machte sich in ihr breit, aber sie konnte es nicht definieren. Plötzlich wurde alles dunkel um sie herum und Luisa zuckte stark zusammen. „Ganz ruhig.“ Flüsterte eine ihr wohlbekannte Stimme und sie entspannte sich augenblicklich. Charlie war heim gekommen und Lulu hatte es nicht mal mit gekommen, so sehr war sie in ihre Bilder vertieft. Charlie nahm ihre Hände vom Gesicht ihrer Freundin und gab ihr einen kurzen, wenn auch sanften Kuss. Erschöpft ließ sie sich neben ihre Freundin fallen und kuschelte sich an Lulus Schulter. „Na wie weit bist du gekommen?“ Lulu deutete auf den Stapel Bilder und die Ordner, die schon fertig gefüllt waren. „Jetzt nur noch dieser Beutel mit Bildern von Gina und mir und morgen mach ich dann unserer Ordner fertig.“ Charlie runzelte irritiert die Stirn und griff nach dem Beutel wo „Gina ♥ Lulu“ draufstand. „Wer ist denn diese Gina?“ Fragte sie und versuchte dabei nicht den ruhigen Ton zu verlieren. Sie hatte es ihrer Freundin immerhin versprochen nicht immer so eifersüchtig zu sein, wegen anderer Frauen, ohne dass sie genau wusste um wen es sich handelt. Lulu konnte, trotz der Bemühungen, ihrer Freundin ganz deutlich hören, dass sie schon wieder eifersüchtig wurde. „Keine Sorge Schatz, das ist meine beste Freundin aus Kindertagen.“ Sie hielt ihr das Abschiedsfoto hin und strich abwesend darüber. So sehr Charlie sich auch bemühte das alles nicht weiter ernst zu nehmen, so schwer fiel es ihr auch. Die beiden Mädchen auf dem Foto waren kaum 10 Jahre alt, aber sie wirkten sie vertraut und diese Röte auf Lulus Gesicht machte es alles nicht unbedingt besser. „Wir standen uns sehr nah, weißt du, sie war meine beste Freundin seit der Kinderkrippe bevor sie dann umgezogen ist. Ich war tot traurig und am Boden zerstört.“ Luisa erzählte ein wenig von ihrer gemeinsamen Zeit und Charlie wurde das Gefühl nicht los, dass ihre Freundin diese Gina auch jetzt noch vermisste. „…, aber das ist alles schon so schrecklich lange her und jetzt hab ich ja alles was ich mir je gewünscht habe.“ Luisa lächelte beugte sich zu Charlie hinüber und küsste sie. Diese erwiderte den Kuss zärtlich, aber trotzdem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass Luisa vielleicht lieber bei Gina war. Mit stark klopfendem Herz stieg Luisa die Treppenstufen zu Ginas altem Zimmer empor und atmete nochmals tief ein und aus. Sie wollte Gewissheit, aber um welchen Preis? Gina jetzt so zu verlieren würde ihr endgültig das Herz brechen, dass wusste Lulu ziemlich genau. Anderer Seits konnte sie nicht mit diesen quälenden Fragen leben und so klopfte sie an und trat dann in Ginas Zimmer. „Hey.“ sagte sie zurückhaltend und schloss die Tür hinter sich leise. Gina erwiderte die Geste und deutete ihr dann sich neben sie auf die alte Couch zu setzen. „Wie geht es dir?“ fragte Gina um wenigstens etwas zu sagen und nicht wieder ein, für beide, unangenehmes Schweigen entstehen zu lassen. Luisa atmete hörbar aus und wendete ihren Blick dann zu Gina. „Ich bin nicht hier um mit dir Smalltalk zu halten sondern um zu wissen was es damit auf sich hat.“ Sie zog den Gedichtband aus der Tasche und legte ihn auf den gläsernen Tisch der vor ihnen stand. Gina zog die Augenbraun zusammen und betrachtete das Buch, als wäre es eine messerscharfe Waffe, die lebensgefährlich war. Dennoch ergriff sie das Buch und hielt es zärtlich in ihren Händen. Das Buch wirkte so unscheinbar und unschuldig, wie konnte es da bloß Auslöser für diese verquere Situation sein. „Du hast also das Gedicht am Ende gelesen?“ Lulu nickte, griff nachdem Buch und ließ ihre Augen über die handschriftlichen Zeilen gleiten. „Warum schenkst du mir so einen Gedichtband und schreibst hinten dieses Gedicht von Rilke hinein?“ Lulus Stimm klang fest und sie war froh darüber, denn andernfalls würde sie dieses Gespräch wahrscheinlich nicht durchstehen. In der Theorie war es so einfach diese 3 Worte auszusprechen, aber hier im wahren Leben hatte Gina gar nicht den Mut es zu sagen, unabhängig dessen, dass sie nicht einmal wusste, ob sie Luisa richtig liebte. In ihrem Leben hatte es noch nie, weder bei Männern noch bei Frauen, eine große Liebe gegeben. Für sie war die Liebe bis weilen nur ein amüsantes Spiel gewesen, in dem Gefühle kaum eine Rolle gespielt hatten. Vielleicht war es am Ende so, dass sie Luisa nur begehrte und sie wie eine Trophäe haben wollte. Die Frau, die noch trauerte, war ein schweres Ziel und ihr Herz zu erobern wäre eine gute Leistung gewesen. Nicht, dass Gina wirklich glaubte, dass sie nur das wollte, aber wie konnte sie sich da hundert Prozent sicher sein? Lulu sah Gina immer noch erwartend an, aber sie schwieg. Ginas Blick ging zum Fenster hinaus und fixierte irgendeinen unwirklichen Punkt außerhalb des Hauses. Vorsichtig drehte Luisa Ginas Gesicht zu sich und lächelte sie leicht an. „Bitte Gina, hilf mir. Ich bin verwirrt wegen dieser Worte. Ich möchte wissen, was es damit auf sich hat. Ich habe dir mein Herz anvertraut und nun vertrau du auch bitte mir.“ Gina wollte laut los schreien, dass das doch das Problem war, aber sie schwieg. Kapitel 26: Erzähl mir alles... ------------------------------- Hallo lieber Leser, ich wünsche allen einen wunderschönen Start ins Wochenende und viel Spaß beim Lesen. Mein herzlichster Dank gilt wie immer, die es nie leid wird mir ein Kommentar zu schreiben ^^ Liebe Grüße Deanna_ 29.Dezember 2010 „Lach nicht, aber ich hatte echt Schiss davor. Immerhin war ich erst 15 und hatte von all dem gar keine Ahnung. Und das bisschen was ich wusste, hatte ich aus der Bravo ganz exklusiv von Dr. Sommer.“ Lulu schmollte, während Charlie aus dem Lachen, kichern und schmunzeln gar nicht mehr raus kam. „Ich kann mir das so richtig bildlich vorstellen, wie deine Angebetete vor dir stand und du rot wie eine Tomate wurdest.“ Luisa schlug ihre Freundin gespielt ernst gegen die Schulter und schmollte nur noch mehr. „Ja genau verarsch mich noch ein bisschen mehr. Es war eben mein erstes Mal. Sie war 2 Jahre älter und ich habe schon voll lange auf sie gestanden. Es war mir völlig egal, dass sie nur mit mir spielen könnte, ich wollte sie um jeden Preis.“ "Du bist sehr hartnäckig wenn du etwas unbedingt willst.“ Gab Charlie nachdenklich von sich und runzelte die Stirn. „Wie hast du diese Jule…“ „Julia“ verbesserte Lulu und grinste. „Von mir aus auch Julia. Wie hast du diese Julia dann dazu gebracht dir etwas näher zu kommen?“ Lulu legte ihren Kopf gegen die Schulter von Charlotte starrte Löcher in die Luft. „Das war völlig albern eigentlich, aber ich wollte um jeden Preis ihre Aufmerksamkeit, auch wenn ich wusste, dass sie recht leicht zu haben war, zu mindestens haben das die Jungs aus meinem Jahrgang immer erzählt und das sie wohl kein Unterschied bei dem Geschlecht machte. Ich glaube das hat mich am meisten an ihr fasziniert. Naja jedenfalls hab ich mir meinen kürzesten Rock, des engste Top und die besten Schuhe angezogen. Hab mich ordentlich geschminkt und die Haare gemacht. Im Nachhinein ist mir das voll peinlich, ich sah bestimmt wie eine billige Schlampe aus, aber ich wusste es ja nicht besser. Ich frag mich heute noch, wie ich so an meinem Dad vorbei gekommen bin.“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf und verschränkte ihre Finger mit denen von Charlie, die noch immer lachte. „Ey gibt es davon zu fällig ein Bild? Du im kurzen Rock und fett geschminkt. Ich kann es nicht fassen, wo du mir immer sagst ich soll keine Röcke tragen, die als breite Gürtel durchgehen könnten.“ Lulu schnaubte verärgert. „Das ist was ganz anderes. Ich war 15 und litt unter akuter Geschmacksverirrung. Voll peinlich sag ich dir, aber die Jungs hingen mir beinahe sabbernd am Rockzipfel und bei den Mädchen hab ich mir bestimmt voll die Feinde gemacht. Aber ich wollte zu der Zeit nichts anderes als von Julia flach gelegt zu werden. Ein Glück weiß ich es heute besser und muss sowas nicht mehr machen.“ Sie strahlte Charlie an, die ihr Strahlen erwiderte. „Ja jetzt hast du ja mich, aber ich hätte nichts dagegen wenn du ab und zu nur so für mich in solche Kleidung steigen würdest.“ Sie zwinkerte vielsagend und küsste Lulu dann kurz auf den Mund. „Ich weiß nicht genau, diese Zeiten habe ich hinter mir gelassen.“ Sie lächelte und drückte die Hand ihrer Freundin. „Und was hat Julia dann gemacht? Ist sie darauf angesprungen?“ Charlie wurde etwas hibbelig und rutschte unruhig neben ihrer Freundin hin und her. Es war wahnsinnig spannend solche Geschichten zu hören und zu erfahren, dass auch Lulu nicht immer so anständig und verantwortungsvoll war wie jetzt. „Zuerst nicht so recht. Ich bin mindestens, den halben Tag so rumgerannt und die Lehrer hatten mich schon im Visier, da sprach Julia mich an und fragte allen Ernstes ob ich denn neu an der Schule war, ich wäre ihr vorher nicht aufgefallen. Ich nickte sogar und sie unterhielt sich etwas mit mir. Später lud sie mich dann für abends zu sich ein und ja den Rest kannst du dir ja denken.“ Charlie sah sie schockiert an. „Schatz du kannst jetzt nicht, das Wichtigste auslassen, echt nicht. Wie war es denn? Wie hast du dich angestellt? War sie gut im Bett?“ Lulu grinste über die Neugierde ihrer Freundin und strich ihr durch das rote Haar. „Du bist schrecklich neugierig, weißt du das? Aber was solls. Es war ein komisches Gefühl und nicht mit heute zu vergleichen, aber es hat meinem Interesse an Sex mit Frauen keinen Abbruch gebracht im Gegenteil, ich habe noch öfter mit ihr geschlafen. Aber keine Sorge Schatz, du bist immer noch viel besser im Bett als sie.“ „Du hättest mir nicht vertrauen sollen, ich werde dir nur weh tun und das, obwohl ich es doch gar nicht will.“ Plötzlich liefen über Ginas Gesicht dicke Kullertränen, sie waren einfach nicht aufzuhalten. Lulu nahm sich sacht in ihre Arme und drückte ihren bebenden Körper an ihren ebenfalls aufgewühlten Körper. „Meinst du, dass es besser ist, mir deshalb nicht die Wahrheit zu sagen. Das tut auch ganz schön weh.“ Gina hörte Luisas Worte, fühlte ihren warmen Körper und ihren heißen Atem und doch kam ihr alles schrecklich unwirklich vor. Noch immer konnte sie sich irgendeine Ausrede für dieses Gedicht einfallen lassen, aber wenn die 3 Worte erst mal gesprochen waren, dann gab es kein Zurück mehr. „Es ist nicht so einfach, ich will das was wir haben nicht zerstören.“ Erstmals keimte in Luisa die Frage auf, was sie überhaupt hatten? Es war keine Freundschaft im eigentlichen Sinne, aber auch keine Liebe. Es war irgendwas dazwischen und das machte der jungen Frau zu schaffen. Eben noch hatte sie erst Charlie, die Liebes ihres Lebens zu Grabe getragen und nun lag sie schon in den Armen einer anderen. „Gina sag mir, was ist das zwischen uns?“ Noch immer hielten sie sich in den Armen, sie konnten einander nicht in die Augen sehen und vielleicht war das auch gut so. Es schien einfacher so zu sagen, was es wirklich war, das zwischen ihnen stand.“Ich weiß nicht. Ich mag dich, sehr sogar. Ich lie…“ „Sag es nicht!“ „Was?“ fragte Gina völlig verwirrt. „Sag nicht diese 3 Wörter nicht, nicht zu mir. Ich liebe Charlie, ich werde sie immer lieben. Da ist kein Platz für Jemand anderen“ „Und dennoch liegst du in meinen Armen.“ Flüsterte Gina und drückte Lulu noch näher an sich. Instinktiv wollte Luisa sich weg drücken, aber erstens konnte sie nicht und zweitens wollte sie es auch gar nicht. Wo war dieser verflixte Knopf, wo man seine Gefühle und Gedanken ausstellte? Gerade jetzt brauchte Lulu ihn mehr denn je. Hier zu sein, sicher in Ginas Armen verwirrte die junge Frau, mehr als sie jemals zu geben würde, selbst unter Folter. Hier in diesem Raum mit Gina existierte alles andere gar nicht mehr. Aber das konnte und dürfte nicht sein. Charlie bedeutete Liebe und Gina Freundschaft. Man konnte das nicht einfach tauschen, so war das im Leben nicht. Liebe war Liebe und Freundschaft war Freundschaft. Das war wie ein Naturgesetz, an dem es rein gar nichts zu rütteln gab. „Gina, es geht nicht…es darf nicht sein.“ Lulus Stimme war Tränen erstickt und Gina fühlte wie ihr Oberteil feucht gegen ihre Haut drückte. „Warum kann es nicht wieder so sein wie vorher? Ich möchte dich als eine gute Freundin nicht verlieren.“ „Ich will dich auch nicht verlieren.“ hauchte Gina und gab Luisa dann plötzlich frei. „Ich kann nicht ändern was ich fühle, auch wenn ich es wollte und glaub mir, ich würde es so gerne. Es war dumm von mir dir diesen Gedichtband zu schenken, aber ich habe einfach einmal auf mein Herz gehört und jetzt hab ich den Salat.“ Gina sah Lulu unsicher an, die sich die Tränen vom Gesicht wischte. „Ich wünschte auch du hättest es nicht getan. Ich war froh, dass du wieder in mein Leben getreten bist, aber ich weiß nicht, ob es unter diesem Umständen noch funktionieren wird." Und jetzt geschah genau das, was Gina schon befürchtet hatte. Lulu würde Schluss machen mit all dem, bevor überhaupt etwas passiert war. Aber wer konnte es ihr verübeln, diese ganze Situation musste sich unglaublich verwirren und verunsichern. Es war ja schon für Gina ein halber Weltuntergang, wie schmerzvoll vermag es dann erst für Luisa sein. Sie würde wieder Jemanden verlieren der ihr wichtig war und das innerhalb so kurzer Zeit. Gina würde die Zeit zurück drehen, wenn das ginge, aber das lag eindeutig außerhalb ihrer Macht. Nichts ahnend war sie hier her zurück gekehrt um Weihnachten und Silvester mit ihrer Familie zu feiern, dann hatte sie eine alte Freundschaft wiederbelebt, nur um dann alles mit einer einzigen dummen Tat zu vernichten. Es war unfair, dass das Leben einem alles so schnell wieder nahm, es aber so schwer war, an das zu kommen, wonach man sich so sehr sehnte. Gina sah Lulu noch immer entsetzt und verletzt an, das konnte nicht möglich sein, das dürfte einfach nicht sein. „Luisa nein, mach das nicht, wie soll ich denn ohne…“Lulu zuckte zusammen und führte den Satz in Gedanken zu Ende » …dich weiter leben… « Auf einmal wurde es ihr ganz schummerig und ihre Beine gaben unter ihrem Gewicht nach. Langsam sackte sie zu Boden und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen. „Luisa!“ keuchte Gina erschrocken auf und eilte so gleich an ihre Seite. „Alles in Ordnung?“ Sie legte ihre Hand auf den Rücken von Lulu und streichelte sanft darüber. Diese hielt die Luft an und atmete kurz darauf geräuschvoll aus. „Nein nichts ist in Ordnung.“ Fuhr sie Gina auf einmal ungehalten an und schupste sie von sich weg. „Wie sollte es auch. Du tauchst hier nach 15 Jahren, in denen du dich nicht gemeldet hast auf, machst einen auf beste Freundin, als ob nie etwas geschehen wäre und dann besitzt du die Frechheit mir dieses Gedicht zu schreiben. Deine Gefühle kannst du dir sonst wo hinstecken, es ist mir egal. Ich liebe Charlie, verstehst du? Nur Charlie und selbst wenn ich mich irgendwann wieder verliebe, so wirst du es nicht sein. Denn auf Freunde die Kommen und Gehen wie es ihnen passt lege ich keinen wert. Ich bin dir dankbar für alles was du getan hast, aber es ist besser hier und jetzt einen Schlussstrich unter unsere Freundschaft zu setzen.“ Lulu erhob sich ächzend und blickte, die immer noch erstarrte Gina, böse an. Diese hatte gar nicht für möglich gehalten das noch so viel Kraft in Luisas dünnen und schwach erscheinenden Körper steckte, aber anscheinend hatte sie sich bei einigen Dingen in Lulu getäuscht. Und obwohl Gina genau wusste, wie Recht Luisa hatte, machten sie die Worte dennoch wütend. Es stimmte wohl, dass sie keine vorbildliche Freundin gewesen war, aber Menschen änderten sich auch und das hatte sie sich doch. Seit sie wieder hier war, war es doch mehr als deutlich zu sehen. „Du musst mich nicht so anfahren, ich weiß auch so, dass ich eine Menge Fehler begangen habe, auf die ich nicht stolz bin. Aber ich habe versucht mich zu bessern, habe dir bei Seite gestanden und habe es gern getan und ohne eine Gegenleistung zu erwarten, weil man das unter Freunden so macht. Ich glaube nämlich daran, dass eine aufrichtige Freundschaft auch über Jahre bestehen kann! Mir tut jeder einzelne Fehler den ich begangen habe schrecklich doll leid, aber ich kann die Zeit nicht zurück drehen und wenn ich es könnte, dann würde ich den Kontakt nicht abreißen lassen. Aber ich will nicht in der Vergangenheit leben, ich will nach Vorne sehen, mein Leben in die Hand nehmen und mir meine Wünsche erfüllen. Du bist jetzt sauer auf mich, das verstehe ich, aber gib nicht mir die Schuld dafür, dass Charlie weg ist, denn dafür kann ich rein gar nichts.“ Luisa sah sie mit geweiteten Augen an. „Ich gebe dir doch gar nicht die…“ „Doch das tust du. Du hast das Gefühl ich wäre direkt in dein Leben gekommen um ihren Platz einzunehmen, ich hätte sie verdrängt damit Platz für mich ist. Aber das ist nicht so. Dass, ich in diesen Tagen hier bin, hat nichts damit zu tun, dass ich dich bewusst wieder sehen wollte, das habe ich vor Jahren aufgegeben. Ich bin aus Zufall hier oder besser gesagt wegen meiner Eltern. Aber Charlie ist nicht wegen mir weg und auch nicht wegen dem Autofahrer. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Weder der Fahrer, noch ich oder gar du haben an ihrem Tod Schuld. Sieh das endlich ein Luisa!“ Lulus Blick schweifte verwirrt im Zimmer umher. Das erste Mal seit dem Tod von Charlie hatte Jemand diese Worte so deutlich ausgesprochen und laut gesagt, was sie tief in ihrem Inneren dachte. Auch wenn sie sich mit aller Macht dagegen gewehrt hatte so konnte sie das Gefühl nicht abschütteln indirekt doch Schuld zu sein. Warum hatte sie auch so gedrängelt und mi CHarlie dieses Spiel gespielt. Warum zum Teufel war sie nicht einmal geduldiger gewesen? Warum…? „Sorry.“ kam es über ihre Lippen. Sie konnte Gina nicht ansehen und plötzlich war all ihre Wut verflogen. Gina ging auf sie zu und nahm sie sanft in den Arm. „Alles wird gut, ich weiß nicht wie aber das wird es bestimmt.“ Lulu sah zu ihr auf und dann auf einmal hatte sie keine Kontrolle mehr und küsste Gina. Kapitel 27: Küss mich --------------------- Hallo liebe Leser, es geht weiter und wir haben fast schon Wochenende. Wenn das kein Grund zum freuen ist ^^ Ich danke meiner lieben Annemie_chan und Xemnas4. Und nun viel Spaß beim Lesen. Liebe Grüße Deanna 30.Dezember 2010 Es war, als bliebe die Welt für einen kleinen Moment stehen. Gina hielt Luisa immer noch im Arm, die ihre Hände auf dem Rücken von Gina hatte und diese küsste. Ihre Lippen berührten sich kaum, es war nur eine leichte Berührung, nur Haut auf Haut, auf den ersten Blick ohne jegliches Gefühl. Aber auf den zweiten Blick so viel mehr. Ein Zittern ging durch die Körper der Beiden. Das Gehirn erlitt gerade zu einem Kurzschluss und war nicht fähig auch nur irgendetwas zu koordinieren. Für den Bruchteil einer Sekunde übernahm das Herz sämtliche Kontrolle und schaltete alle Bedenken aus. Es gab nur noch Gina und Lulu, nur noch Gefühl zu einander zu gehören und sich nie wieder zu verlieren. Hilflos, wie eine Ertrinkende klammerte sich Luisa an Gina und bewegte ihre Lippen ganz langsam und zögerlich gegen die ihrer ehemals besten Freundin. Gina hatte das Gefühl, sie würde von dem Gefühl, das von diesem sanften Kuss ausging erschlagen. Jegliche Kraft wich aus ihren Körper und am liebsten wäre sie zu Boden gesunken und hätte Luisa mit sich gezogen. Ginas Hände schoben sich über Lulus Rücken und legten sich in ihren Nacken, wo ihre Fingerspitzen einen empfindlichen Punkt am Haaransatz massierten. Ein wohliger Schauer ging durch Luisas Körper und am liebsten hätte sie aufgestöhnt, aber noch immer hing sie an Gina unglaublich weichen und süß schmeckenden Lippen. Es war so anders und doch so vertraut, als ob es nie anders gewesen wäre. Lulu hatte nicht daran geglaubt, je wieder einen solchen Kuss zu bekommen oder ihn zu geben. Ein Kuss der vergleichbar war mit einer Zärtlichkeit zu Charlie…Und dann schlug Lulu wie vom Blitz getroffen die Augen auf und stieß Gina unsanft von sich, so dass diese lauthals zu Boden fiel und einen spitzen Schrei von sich gab. Als Gina die Augen wieder öffnete blickte ihr eine zu tiefst verwirrte und offensichtlich entsetzte Luisa entgegen. „Oh Gott.“ Kam es über ihre Lippen und sie schlug die Hände über den Kopf zusammen. “Was hast du bloß getan?” Gina erhob sich mühsam und sah Lulu irritiert an. „Du hast mich doch geküsst.“ Und dann schien es, als fiele es Luisa wie Schuppen von den Augen. Sie murmelte noch ein kurzes Sorry, schnappte sich ihre Jacke und rannte aus der Tür heraus. Bevor Gina auch nur schalten konnte flog die Tür unten laut zu und ihre Mutter rief verwundert nach oben, ob alles in Ordnung war. Gina war sich nicht ganz sicher, ob alles in Ordnung war. Der Kuss war einfach unglaublich gewesen, für einen kurzen Moment hatte Gina spüren können, wie es war mit Lulu glücklich zu sein. Sie seufzte leise. Nichts war in Ordnung, denn Lulu war weg und Gina glaubte nicht daran, sie wieder zu sehen. Dicke Schneeflocken fielen wie ein Teppich aus feinster Wolle vom Himmel und legten sich über Alles mit dem sie in Berührung kamen. Es war der 4.Dezember 2010 und endlich fing es an zu schneien. Bisher hatte der Winter sich nur durch eisige Kälte bemerkbar gemacht, aber nun kam er in großen Schritten immer näher und zu mindestens Charlies Augen funkelten wie kleine Eiskristalle in der Sonne. Schon vom Kleinkindalter an, war sie ein großer Fan vom Winter und dem dazu gehörigen Schnee gewesen. Stunden lang war sie im Winter mit ihren Freunden Schlitten gefahren, bis sie völlig durchnässt zu Hause ankam und ihre Mutter sie erst mal in die Wanne gesteckt hatte, um einer Erkältung vorzubeugen. Einige Mal war sie trotzdem erkrankt, aber was war schon eine lausige Erkältung gegen das unglaubliche Gefühl fliegen zu können, wenn man mit dem Schlitten den Berg hinab sauste. „Der erste Schnee dieses Winters.“ sagte Charlie verträumt und konnte ihren Blick kaum von Draußen abwenden. Sie saß mit Lulu in der Cafeteria der Charité in Berlin und sie verbrachten dort beide ihre Mittagspausen.“Es sieht schön aus, ich hoffe der Schnee bleibt auch liegen.“ meinte Lulu nachdenklich und nahm ein Schluck von ihrer heißen Schokolade. Gerade um diese Jahreszeit war es im kleinen Blumenladen ganz schön kalt und die Angestellten mussten zu Gunsten der Pflanzen etwas frieren. „Ja das hoffe ich auch, es ist wirklich ein toller Anblick.“ Charlie wandte ihren Blick vom Fenster ab und sah zu ihrer Freundin hinüber. „Ich finde es schön, meine Mittagspausen mit dir zu verbringen, wir sehen uns wirklich viel zu wenig.“ Über den Tisch hinaus, ergriff sie die Hand ihrer Freundin und streichelte mit den Daumen zärtlich über ihren Handrücken. „Ja das kann ich nur bestätigen, aber bald sind Weihnachtsferien und dann haben wir Zeit nur für uns beide.“ „Und Elli.“ Ergänzte Charlie und küsste die Hand ihrer Freundin. „Ja Elli dürfen wir nicht vergessen, nicht auszudenken wie eingeschnappt sie dann wieder auf uns ist.“ Beide lachten ausgelassen und ließen sich ihre heißen Getränke schmecken. Ende Dezember waren beide nun 2 Jahre zusammen und bisher waren es 2 ganz wundervolle Jahre gewesen. Sie hatten viele Hochs gehabt und ein paar kleine Tiefs und Streitereien aber welche Beziehung hatte die denn nicht? Trotzdem fühlten sie sich einander noch so nah wie am aller ersten Tag und die Gefühle waren höchstens noch stärker geworden. Als sich die Pause der beiden langsam dem Ende neigte, bezahlten die beiden jungen Frauen und verließen Hand in Hand die Cafeteria. Sie grüßten den Kellner freundlich, den sie schon länger kannten und der ihnen beiden auch recht sympathisch war und traten dann hinaus in die kalte Luft. Es war bereits schummrig Draußen und dabei war es gerade erst kurz nach 16 Uhr. Charlie hatte nur noch eine letzte Vorlesung in Didaktik und dann würde sie ihre Freundin abholen, die noch bis 18 Uhr im Laden bleiben musste. Charlies Uni war nicht mal 5 Minuten zu Fuß vom Blumenladen entfernt und so entschlossen sich die beiden Frauen, noch ein wenig Draußen zu stehen und einfach nur die Nähe des Anderen zu genießen. „Weißt du worauf ich heute mal wieder Lust hätte?“ Lulu schlängelte ihre Finger durch Charlies rote Haare und ließ ihre Finger über die Feinen Strähnen tanzen, während sie ihre Freundin liebevoll anlächelte. „Ich nehme an du wirst es mir gleich sagen.“ kicherte Charlie leise und legte ihre behandschuhten Hände auf die Hüfte ihrer Freundin. „Ich dachte an ein gemeinsames Bad im Kerzenlicht. Ich werde dich im schummrigen Licht ausziehen, jeden Knopf deiner Bluse einzeln öffnen und für jeden geöffneten Knopf bekommst du ein Küsschen. Zärtlich werde ich dir die Bluse von den Schultern streifen, dein Bh öffnen und mir ganz viel Zeit lassen, bis ich ihn aufmache und dich vielleicht ein bisschen quälen, bis ich ihn dir völlig ausziehe und dann deine Brüste küssen und…“ „Stopp!“ sagte Charlie heiser und mit feuerrotem Gesicht. „Wenn du nicht willst, dass ich glich über dich her falle, dann sprich lieber nicht weiter und heb dir das für heute Abend auf ja?“ Lulu lächelte wissend und zog Charlie noch dichter zu sich. „Hab ich dir heute schon gesagt, wie unglaublich doll ich dich liebe?“ Charlottes Mundwinkel zogen sich nach oben und ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich weiß nicht, du solltest mein Gedächtnis vielleicht nochmal auffrischen, bevor ich gehen muss.“ „Nichts lieber als das.“ Luisa beugte sich zu ihrer etwas kleineren Freundin herunter und küsste ihre Freundin mir so viel Gefühl, als ginge es um ihr reines, nacktes Überleben. Erst als ihre eigenen Beinen unter so viel Gefühl nachzugeben schienen, ließ Lulu von ihrer Freundin ab und strahlte sie an. „Du kommst zu spät.“ Charlie schüttelte ihren Kopf. „Ach das ist doch egal. Küss mich einfach!“ Und so gleich zog Charlie Lulu wieder dichter zu sich und drückte ihr auch einen Kuss auf die Lippen, der nicht weniger gefühlvoll war, aber auch mehr leidenschaftlich und geprägt von Verlangen. „Du musst jetzt wirklich.“ nuschelte Lulu zwischen zwei Küssen, drückte ihre Lippen, aber so gleich wieder auf die ihrer Freundin. „Gleich.“ flüsterte sich atemlos. „Luisa, deine Pause ist vorbei.“ Emily steckte den Kopf aus dem Laden und winkte den beiden zu. „Ja ich komme sofort.“ Sagte sie mürrisch und gab Charlie einen letzten Kuss, sie würde heut Abend noch genug Zeit haben. „Bis später Schatz, ich freu mich schon.“ Charlie gab Luisa einen allerletzten Kuss, rannte dann um die Ecke und Luisa machte sich wieder auf den Weg zu dem kleinen Blumenladen. „Ich habe versucht dich zu erreichen. Gestern und heute schon unzählige Male, warum gehst du denn nicht an das Telefon oder an dein Handy hm?“ Luisa atmete tief durch. „Emily, schön, das du dich meldest.“ Sie schwieg für einen kurzen Moment und fuhr sich durch die Haare. Seit sie gestern von Gina heim gekommen war, hatte Lulu auf ihrem Bett gelegen, stundenlang geschwiegen, Elli gekrault und versucht nicht nachzudenken, was eher erfolglos gewesen war. Das besorgte Klopfen ihrer Eltern, das Piepen des Telefons oder gar des Handys hatte sie erst recht nicht registriert. „Was ist los?“ Luisa legte jetzt kein Wert darauf mit ihrer besten Freundin zu reden, wie auch sollte sie ihr erklären, was mit Gina vorgefallen war, wenn sie es doch selbst nicht wusste. „Ach nichts, es ist bloß, mir geht es eben immer noch nicht so gut.“ Im Prinzip log Lulu damit ja nicht, sie sparte nur ein paar unwesentliche Details aus, die sie Emily vielleicht später oder gar nicht erzählen würde. Emily räusperte sich kurz am Telefon, schien diese kleine Lüge, aber zu schlucken. „Es hilft dir also auch nicht, dass du zu Hause bist?“ „Nicht so richtig.“ Luisa drehte sich auf den Bauch und ihr Blick fiel direkt auf das Buch, dass sie von Gina hatte und dass sie in die Ecke gefeuert hatte. „Ich habe es Toby und Elias gleich gesagt. Von Anfang an, war ich mir nicht sicher, ob dir das helfen würde und offensichtlich habe ich recht, auch wenn ich mir wünschte es wäre anders.“ Lulu schwieg und nickte nur, bis ihr einfiel, dass Emily das ja nicht sah. „Ja, du hattest wohl recht. Wie ist es so bei deinen Eltern?“ Lulu versuchte das Thema zu wechseln, einfach nur ein bisschen von ihren Problemen abzuschalten würde ihr sicher ganz gut tun. „Es ist toll, Robin ist gestern auch gekommen und ich bin froh, dass er noch heil angekommen ist. Er grüßt dich auch. Im Moment liegt er auf meinem Boden und sieht die DVDs durch. Wir wollen gleich noch fernsehen und später müssen wir noch ein Spiel für Morgen vorbereiten.“ Lulu war irgendwie froh, dass wenigstens Emily einen glücklichen Eindruck machte und das nahm ihr wenigstens die Sorge, dass ihre Freunde auch leiden könnten. Vielleicht würde sie Elias später auch noch eine Mail schreiben, nur um mal zu sehen, wie es ihm so ging. „Was ist denn Morgen?“ Sie hörte ein kurzes Lachen und runzelte irritiert die Stirn. „Luisa, Schätzchen. Morgen ist Silvester, der letzte Tag des alten Jahres.“ Lulu wurde rot und räusperte sich. Daran hatte sie in den letzten Tagen gar nicht mehr gedacht. Gina hatte sie gefragt, ob sie nicht zusammen feiern wollte und eigentlich hatte sie zu gesagt, aber unter diesen Umständen ging das doch nicht mehr. Sie wollte Gina nicht wieder sehen, nicht nachdem was alles geschehen war. „Bist du noch dran Lulu?“ Sie zuckte zusammen und hätte dabei fast Elli vom Bett gefegt, die sie nun böse an mauzte und sich in ihren Katzenbaum verzog. „…Ja..ehm…klar doch, ich habe bloß gerade nachgedacht.“ „Was wirst du denn Silvester machen?“ „Ich weiß noch nicht, eigentlich war ich bei Gina, aber…“ Ihr blieben die Worte Hals stecken. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass es ihr nicht mal möglich war, 5 Minuten nicht an die verrückte, blonde Friseurin zu denken. „Wer ist denn Gina?“ „Niemand.“ kam es viel zu schnell. Wenn Emily jetzt nicht mitbekommen hätte, dass da noch was anderes im Busch war, dann war sie wirklich auf den Kopf gefallen. „Willst du mir noch doch sagen was mit dir los ist?“ Luisa atmete tief durch. „Nein.“ Emily seufzte hörbar ins Telefon. „Lulu, das bringt doch nichts.“ „Lass mich einfach mit deinen gut gemeinten Fragen in Ruhe ja? Ich will nicht reden. Basta! Ich wünsch euch ein schönes Silvester. Wir sehen uns im neuen Jahr.“ Und dann legte sie auf und schaltete ihr Handy ab. „Oh man Elli, ich vergraule alles Leute die mir helfen wollen.“ Die kleine Katze steckte ihren Kopf aus dem Katzenbaum und blickte ihr Frauchen verschlafen an. Ach wenn es bloß so einfach wäre, so ein Katzenleben wäre bestimmt auch was Schönes, aber das war ja auch nur ein Wunschtraum. Morgen war Silvester und dann würde 2010 enden und 2011 beginnen. Lulu hatte jetzt schon keine Lust mehr. Kapitel 28: Neujahrsversprechen ------------------------------- 31.Dezember 2010 Papier und Stifte waren feinsäuberlich und akkurat auf den großen Couchtisch ausgebreitet. Eli scharwenzelte neugierig um den Tisch herum und stellte sich auf die Hinterpfoten und einen besseren Blick zu haben. Das half ihr allerdings nicht sonderlich voll, denn sie war trotzdem noch zu klein. Sie tapste ein Stück vom Couchtisch weg, nahm ein wenig Anlauf und sprang dann in einem großen Satz auf die Couch, die vor dem Tisch stand. Neugierig, wie das kleine Kätzchen war, sprang sie dann auf den Tisch und rollte mit ihrer einen Pfote die Stifte hin und her, bis einer zu Boden fiel. „Eli bist du etwa auf dem Tisch?“ ertönte Luisas Stimme aus Richtung Küche. Unschuldig guckend sprang Eli vom Tisch und widmete sich wieder dem Stift, mit dem sie nun durch die Wohnstube flitzte. Lulu betrat mit einer dampfenden Tasse Tee, zur Abwechslung mal kein Kaffee, immerhin war es Draußen bitter kalt, den Raum und schloss die Tür hinter sich. Argwöhnisch suchten ihre Augen dem Raum nach Eli ab und als erstes fiel ihr der fehlende Stift auf. Sie hörte leises Mauzen hinter der Couch und folgte dem kläglich klingenden Geräuschen ihres tierischen Mitbewohners. „Was machst du denn da?“ fragte Lulu, die natürlich keine Antwort von ihrem kleinen Stubentiger erwartete. Eli sah zur Couch und dann zu Luisa, unterstrich das Ganze noch mit einem leisen Mauzen. Luisa bückte sich und sah, dass Eli es geschafft hatte, den Kugelschreiber direkt in die Mitte der Couch zu schießen und nun kam sie dort nicht mehr ran. „Mensch du machst aber auch Sachen.“ Luisa fuhr Eli durch das kurze rote Fell. „Aber ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass du nicht auf den Tisch hopsen sollst.“ Eli mauzte und rieb ihre Nasen gegen Lulus Handflächen. „du brauchst dich gar nicht ein schleimen, damit kannst du vielleicht Charlies Herz erweichen, aber meines sicherlich nicht.“ Lulu erhob sich, strich ihren knielangen Rock glatt und setzte sich auf die Couch. Sollte Charlie doch nachher sehen, wie sie an den Stift gelangte, außerdem hatten sie davon noch genug in die vielen Schubladen ihrer beider Schreibtische. „Mensch wann kommt Charlie denn bloß, sie wollte doch schon vor 20 Minuten hier sein?“ Lulu sah auf ihre Uhr, die gerade zehn vor halb 4 anzeigte. Draußen wurde es schon langsam Dunkel und vereinzeln erhellten schon Laternen die Gehwege. Das Handy auf dem Tisch vibrierte und kündigte eine SMS an. „Das wird dein Frauchen sein.“ sagte Luisa zu Eli, die gerade auf dem Teppich unter dem Tisch lag und mit den Kordeln an einer der ecken spielte. „Hallo Schatz, ich wollte dich Fragen, ob wir uns auf halben Weg zum Postamt treffen können, es würde sonst noch etwas länger dauern bis ich es nach Hause schaffen. In Liebe Charlie.“ Lulu legte ihren Kopf schief und drehte ihr Handy in der Hand hin und her. Eigentlich hatten sie beide, die Briefe mit den Neujahrsversprechen zusammen fertig machen wollen, aber ewig lang auf Charlie wollte sie auch nicht mehr warten, deshalb beschloss sie die Briefe allein fertig zu machen. „Hallo Charlie, das ist kein Problem, ich versähe die Briefe nur noch mit Adresse und Briefmarken. Ich treff dich dann gegen 16 Uhr beim Postamt. Love, Lulu.“ Sie verschickte die kurze SMS, schnappte sich einen der Stifte und schrieb erst die Adresse ihrer Großeltern auf einen der Briefe und dann die Adresse von Charlies Großeltern auf den anderen Brief. Es war das zweite Jahr, dass sie das so machten. Bevor sie Charlie nicht gekannt hatte, hatte sie auch nichts von dem Brauch mancher Familien gewusst, ihre Neujahrsversprechen schriftlich festzuhalten und sie an die Großeltern zu schicken. Lulu hatte den Sinn der Sache noch nicht ganz so richtig verstanden, aber nachdem ihr Großvater diesen Brief so freudig empfangen hatte und sich darüber sehr gefreut hatte, ein wenig mehr am Leben seiner ältesten Enkelin teil zu haben, hatte Luisa beschlossen diesem Brauch treu zu bleiben. Eigentlich hatte Charlotte und sie vorgehabt die Briefe gemeinsam fertig zu machen, aber eigentlich war es auch Schwachsinn, die Adresse drauf schreiben und eine Briefmarke rauf kleben konnte sie auch, ohne große Probleme. Mit dem Briefen in der großen Umhängetasche und dick eingepackt, verließ sie ihre gemeinsame Wohnung und machte sich auf zum nächsten Postamt. Es war Mittler Weile fast dreiviertel 4, sie sollte es aber wohl in 10 Minuten locker zum Postamt schaffen, wären da bloß nicht die allzu glatten Gehwege. Die Stadt Berlin schien sich anscheinend nicht sonderlich genötigt dafür zu sorgen, dass wenigstens die eine Seite der Gehwege geräumt war. Sie hatte auf ihrem kurzen Fußmarsch nicht wenige gesehen die sich fast auf ihren Hosenboden gesetzt hätten und auch einige die tatsächlich Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatten. Vom weiten schon konnte sie Charlie vor dem Postamt stehen sehen, ihre leuchtend roten Haare fielen ihr selbst noch unter der grünen, von ihrer Großmutter gestrickten, Mütze auf. Lulu sah nach rechts und nach links, überquerte schließlich schnell die Straß und winkte ihrer Freundin glücklich zu. „Das bist du ja endlich.“ Charlie grinste durch ihren dicken Schal hindurch und umarmte Luisa. „Wie wäre es mit einer schöneren Begrüßung, wie „Hallo Schatz, schön dich zu sehen“ Charlie lachte und harkte sich bei Luisa unter. „Du kennst mich doch, ich habe es nicht so mit Förmlichkeiten.“ Da hatte Charlotte wohl recht, für sie waren all diese Höflichkeitsregeln, egal ob sinnig oder eher sinnfrei, ausgemachter Mumpitz und sie benahm sich grundsätzlich so, wie es ihr passte. „Aber einen Begrüßungskuss bekomme ich schon noch oder?“ Charlie grinste, zog ihren Schal herunter und drückte ihre kalten Lippen gehen die ihrer Freundin. „Zufrieden?“ Luisa lächelte. „Ja ein bisschen, aber zu Hause musst du das nochmal richtig machen.“ Beide mussten lachen und so gingen sie, sich an den Händen haltend, den Weg zum Postamt. Das gelbe Schild der deutschen Post war schon von weitem zu sehen und war fast gar nicht zu übersehen. „Und hast du die Briefe dabei?“ fragte Charlie beiläufig, als Lulu gerade mit ihrer Erzählung über die ältere Dame geendet hatte, die sich 4 verschiedene Blumensträuße hatte binden lassen, diese bezahlt hatte aber nur den einen mitgenommen hatte. „Natürlich habe ich die bei, ich heiße ja nicht Charlotte Albert, der man alles hinterher tragen muss.“ Luisa grinste frech und erntete dafür einen kleinen Faustschlag in die Magengegend. „Nur wem die Worte ausgehen, der wehrt sich mit Gewalt.“ Charlie steckte ihrer Freundin die Zunge raus, grinste dann aber. „Manchmal bedarf es keiner großen Worte.“ „Ach deshalb hast du auf deine Liste für das neue Jahr geschrieben, dass du nicht mehr so eine große Klappe haben willst?“ „Hey du hast meinen Brief gelesen.“ Charlie schmollte und löste ihre Hand von der ihrer Freundin. Lulu sah sie verdutzt an. „Du hast das wirklich aufgeschrieben? Ich habe mir das gerade bloß ausgedacht.“ Charlie blieb stehen und drehte sich grinsend um. „Ich doch auch, sowas steht nicht auf meiner Liste.“ Luisa plusterte die Wangen auf und zog Charlie die Mütze vom Kopf, um durch das rote Haar zu wuseln. „Wir sind beide manchmal echt ganz schön kindisch oder?“ „Meine Dozentin für Didaktik hat mal gesagt, wir sollen auf unser inneres Kind gut auf passen, denn seine Kindheit kann man sich auch nicht mit allem Geld der Welt zurück kaufen.“ Lulu umfasste wieder Charlies Hand und drückte sie leicht. „Deine Dozentin ist eine weise Frau. „Na das will ich auch hoffen, immerhin zahlt mein Vater 250 Euro pro Monat damit ich dort was lerne.“ Kaum das Beide, dass Postamt erreicht hatten und sie ihre Briefe abgegeben hatten, standen die beiden jungen Frau auch schon wieder vor dem großen Gebäude. „Glaubst du, die Briefe kommen noch rechtzeitig zum Weihnachten an?““Charlie, heute ist der 6.Dezember, Nikolaus, die Post braucht zwar bei dem Schnee länger als sonst aber mit Sicherheit keine 18 Tage.“ Luisa knuffte ihre Freundin in die Seite und stupste dann ihre Nase gegen die von Charlie. „Da hast du wohl recht, was würde ich bloß ohne dich machen?“ Lulu setzte gerade zum Reden an, als Charlie ihr den Zeigefinger auf die Lippen legte. „Ich weiß schon. Weißt du was? Ich lade dich zur Feier des Tages, weil heute ja Nikolaus ist, auf ein Stück Schwarzwälderkirschtorte bei Starbucks ein ok?“Luisas Augen fingen an zu strahlen und sie umarmte ihre Freundin fröhlich. „Ja also die Idee finde ich richtig toll.“ Die Leute auf der Straße sahen beiden teilweise etwas irritiert an, aber das interessierte weder Lulu und schon gar nicht Charlotte. „Dann sind wir uns ja einig, ich muss bloß nochmal kurz darüber und eine neue Zeitung kaufen , wartest du hier auf mich?“ Luisa nickte lächelnd und lehnte sich gegen einer der gelben Briefkästen. „ Ja klar aber beeil dich, ich will ganz schnell zu Starbucks. Ich gebe dir 3 Minuten.“ „Was nur drei Minuten, wie soll ich das denn…“ „Die Zeit läuft schon.“ Antwortete Luisa lachend und tippte auf ihre Uhr. Charlie nahm ihre Beine in die Hand und überquerte nach kurzem links und rechts gucken die Straße. Lulu liebte diese kleine Spielchen untereinander, sie waren zu meist recht amüsant, es war aber noch nie einer dabei zu Schaden gekommen. Elias und Emily hielten sich manchmal schon für ein bisschen verrückt, aber das ganze Leben war schon ernst genug, warum sollte man da nicht mal etwas Spaß haben. Lulu sah auf die Uhr, noch eine Minute höchstens, aber Charlie kam auch gerade aus dem Zeitungsladen auf der anderen Seite der Straße. „Wie lange habe ich noch?“ rief sie lachend rüber zu Lulu. „Höchstens noch 30 Sekunden.“ Charlie atmete tief durch und rannte dann, ohne auf die Autos zu achten über die Hauptstraße. Von rechts kam ein schwarzer Golf, es war nur noch einen lautes Hupen zu hören, quietschende Reifen und der dumpfe Aufschlag eines Körpers… Der weiße Brief lag geöffnet neben Lulu auf dem Bett und Eli hatte sich den Briefumschlag zum Spielen gekrallt. Luisas Großvater hatte seiner Enkelin, wie schon letztes Jahr, den Brief mit ihren Neujahrsversprechen wieder zurück geschickt. Momentan lag der Brief zerknüllt neben ihrem Bett auf dem Boden und letzte Tränenspuren waren noch immer auf ihren geröteten Wangen zu sehen. Sie hatten den Brief abgeschickt an dem Tag, an dem Charlie diesen gehabt hatte, 2 Tage bevor sie letztlich an ihren Verletzungen gestorben war. Es kam Luisa wie eine Ewigkeit vor und dennoch, als wäre es erst gestern geschehen. Seit diesem verhängnisvollen 6.Dezember, dem Nikolaustag, war eine ganze Menge geschehen. Ein geliebter Mensch war gestorben, gewaltsam aus dem Leben gerissen, dafür war ein anderer, einst so wichtiger Mensch wieder in das Leben getreten und zu sehr viel Verwirrung geführt. Neujahrsversprechen hatten an Bedeutung verloren, waren nicht mehr erfüllbar oder es war einfach keine Kraft mehr da. Toby saß neben seiner Schwester auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Es war wieder neuer Schnee gefallen, bald schon, würde sein Vater ihn wieder zum Schnee schieben abkommandieren. „Und was willst du nun machen?“ Luisa sah ihren Bruder aus großen, traurigen Augen an. „Was soll ich da schon machen, diese Vorsätze sind ein Witz.“ Er strich ihr über das wirre Haar. „Du weißt das ich nicht das meinte. Was ist mit dem Brief von Gina, der heute im Briefkasten gesteckt hat?“ Lulu seufzte und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Bisher hatte sie noch Niemanden von dem Kuss mit Gina erzählt. Nach unendlichen Stunden des Nachdenkens war sie nicht wirklich schlauer, sie wusste nur zwei Dinge ganz genau. Ihr Herz würde für immer Charlie gehören und SIE hatte Ginas geküsst und nicht Gina sie. Wie sich das allerdings vertragen sollte, wusste Luisa einfach nicht, aber vielleicht war es wirklich ratsam einfach mal mit ihrem Bruder darüber zu reden. „Ich kann ihn nicht lesen, ich will nicht wissen, was sie mir zu sagen hat.“ Toby runzelte die Stirn und rückte näher an seine große Schwester heran. „Was ist denn zwischen euch vorgefallen. Ich hatte den Eindruck ihr würdet euch richtig gut verstehen und sie täte dir auch gut?“ Luisa drehte ihren Kopf auf die Seite, sodass sie ihren Bruder ansehen konnte. „Das ist ja das Problem, wir verstehen uns viel zu gut und tut mir viel zu gut.“ Sie schloss tief durchatmend die Augen und öffnete sie dann wieder. „Also habe ich mir das Heilig Abend nicht eingebildet, als ich in dein Zimmer geplatzt bin?“ Luisa hätte gern gesagt, dass da nichts war, dass es alles nur Einbildung war, aber warum schmerzte ihr Herz dann so sehr und warum vermisste sie Gina so sehr. Warum zum Teufel tat es wegen Gina und Charlie gleichermaßen weh? „Ich fürchte nicht.“ Ihre Stimme zitterte und dann liefen wieder Tränen über Lulus Gesicht. „Warum habe ich bloß diese Gefühle für Gina, ich will sie nicht haben, sie sollen doch bitte weg gehen.“ Toby zog seine Schwester in seine Arme und streichelte über ihren Rücken. „Vielleicht erhältst du deine Antwort, wenn du den Brief liest.“ „Das kann ich einfach nicht, was wenn da etwas steht das ich nicht hören will, wenn sie mir erklärt wie sehr sie mich liebt oder sowas? Ich kann jetzt nicht mit sowas um gehen. Ich möchte Gina nicht als Freundin verlieren aber im Moment kann ich ihr nicht mehr als das geben.“ „Also könntest du dir vorstellen mit Gina…?“ „Was? Nein, ich meine es ist noch keinen Monat her, dass Charlie beerdigt wurde und ich denke schon über sowas nach. Was bin ich bloß für eine Freundin?“ „In allererster Linie, bist du ein Mensch mit einem gebrochenen Herzen, der Jemand gefunden hat, der diese Wunden zu heilen weiß. Du hast es dir nicht ausgesucht und deshalb ist es nicht deine Schuld. Liebe ist nicht an Regeln gebunden und vielleicht waren diese Gefühle schon früher da und du hast sie bloß nicht bemerkt?“ „Das macht es trotzdem nicht besser, ich habe das Gefühl ich würde Charlie einfach gegen Jemand anderen austauschen.“ „Du weißt, dass es nicht so ist, ich auch und Charlie sicher auch. Und nun öffne den Brief und guck was Gina dir zusagen hat.“ Kapitel 29: Nur ein Wort ------------------------ Guten Morgen liebe Leser, mit ein wenig Verspätung nun auch das nächste Kapitel. Vielen Dank an meine treue Leserin Annemie_chan. Du bist die Beste GLG Deanna 31.Dezember 2010 Stunden waren bereits vergangen, in den Gina mit einem Füller in der Hand ein paar weißen Blättern vor sich, am Schreibtisch im Haus ihrer Großeltern saß und den Stift Gedanken verloren in ihrer Hand hin und her drehte. Die Worte waren in ihrem Kopf, mussten nur noch niedergeschrieben werden, aber Gefühle auf Papier zu bannen war eine schwierige Angelegenheit und Gina wollte es richtig machen. Es sollte sich durchdacht anhören, nicht einfach auf Papier geschmiert und dann übergeben. Und genau deshalb saß sie nun schon solange vor dem leeren Blatt Papier und langsam befürchtete sie, nichts mehr aufs Papier zu bringen. Es konnte doch nicht möglich sein, dass Gina nicht sagen konnte was sie fühlte, wo sie doch sonst nie um Worte verlegen war. Ihre Freunde mochten sie wegen ihrer großen Klappe und ihrem Drang alles und Jedem helfen zu wollen. Irgendwie passte das Briefe Schreiben gar nicht so recht zu ihr, wann auch hatte sie das letzte Mal einen geschrieben? Es war bestimmt noch zu Kindertagen, vielleicht sogar noch an Lulu und plötzlich wusste Gina wie sie anfangen sollte. Sie musste vielleicht gar nicht mit der Tür ins Haus fallen. Sie hatte doch auch Angst, genauso wie Luisa auch und das konnte sie gerne wissen, damit hatte Gina kein Problem. Das alles war kein Spiel sondern ernst, Gina musste ausdrücken wie wichtig dieser Brief war, Luisa aber zu nichts zwingen. Möglichkeiten und Zeit lassen, Luft zum Atmen und Abstand. Gina würde Luisa alle Zeit der Welt geben, würde warten solange es nötig war, immer in der Hoffnung, dass Luisa sich melden würde… Vieles in Lulu weigerte sich strikt dagegen diesen verdammten Brief zu öffnen, aber war es nicht ein wenig wie mit dem Geschenk von Charlie? Die Frage, was dort drin ist oder in diesem Fall, was Gina ihr schrieb, würde sie quälen solange bis sie endlich nachgeben würde. Das könnte im besten Fall gleich sein, ohne unnötige Qual oder erst dann wenn Gina weg war und Luisa keine Ahnung mehr hatte wo sie überhaupt hin war. Sie atmete tief durch und übergab den Brief dann Toby. „Bitte mach du ihn auf und sag mir bitte was da drin steht.“ „Luisa, der Brief ist für dich und du solltest…“ „Ich habe keine Geheimnisse vor dir, noch nie gehabt und ich will auch jetzt nicht damit anfangen, also bitte tu mir diesen Gefallen.“ Lulu sah ihren Bruder aus traurigen Kulleraugen an, sodass er sich geschlagen gab, den Brief öffnete, dass Papier auseinander faltete und begann die Worte auszusprechen. Liebe Luisa, ich weiß gar nicht wie lange es her ist, dass ich zuletzt einen Brief geschrieben habe. Ich weiß nicht, ob du dich daran noch erinnerst, aber als Kinder haben wir uns oft Briefe geschrieben, Postkarten verschickt, selbst wenn wir nur mal ein Wochenende bei unseren Großeltern waren. Das waren noch schöne Zeiten, doch dann zog ich mit meiner Familie weg und begann den größten Fehler meines Lebens: Ich ließ den Kontakt zu dir abbrechen. Das tut mir auch heute noch schrecklich leid, aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt, ich werde den Kontakt nicht wieder abreißen lassen, dafür bist du mir einfach zu wichtig. Ich weiß, dass ich mit Sicherheit die letzte Person bin, die du im Moment um dich herum haben möchtest, aber ich kann warten, solange bis du wieder bereit bist mir ohne Schmerz in die Augen sehen zu können. In den letzten Tagen hast du oft meine Gedanken bestimmt und gerade nachdem Kuss… „Ihr habt euch geküsst?“ Toby hatte sich selbst unterbrochen und sah seine Schwester ungläubig an. „Ja, das haben wir. Würdest du weiter lesen?“ …konnte ich nicht aufhören an dich zu denken. Ich frage mich immer öfter, ob wir noch Freunde sein können mit diesen ganzen Gefühlen und dem Durcheinander. Ich weiß, dass da auch von deiner Seite her mehr ist und von meiner her so oder so, aber ich kann auch verstehen, dass du das nicht so einfach zu lassen kannst. Ich will jetzt keine großen Worte Über Charlie verlieren, ich kenne sie nicht wirklich und es steht mir auch nicht zu, aber ich weiß, dass du sie liebst, sehr sogar und dass du sie so schnell nicht vergessen kannst. Ich wollte bloß, dass du weißt, dass ich mich nicht zwischen euch beide drängen will. Wir können Freunde bleiben, wenn du möchtest, wir können den Kontakt auch auf ein Minimum reduzieren, bis du besser damit umgehen kannst, wir können aber auch irgendwann mehr als Freunde sein. Es gibt nur Eines, dass wir nicht können oder das ich nicht kann: Dich wieder zu verlieren. Ich glaube noch immer, dass Freundschaft auch über Jahre besteht und ich werde nicht aufhören deine Freundin zu sein. Wie immer du dich entscheidest, ich habe dir meine Haustelefonnummer aufgeschrieben, Handynummer hast du ja und meine E-Mail Adresse gebe ich dir auch. Vielleicht schreibst du mir irgendwann mal, ich würde mich freuen. Ich glaube mehr sollte ich nicht sagen, wahrscheinlich habe ich auch schon zu viel gesagt oder gar das Falsche, aber dieses Risiko besteht ja immer. Gina Toby faltete den Brief wieder ordentlich zusammen und legte ihn neben Luisa auf das Bett. Während er ihr vorgelesen hatte, hatte sich ihr Kopf Richtung Fenster gedreht und Luisa hatte beobachtet, wie neue Schneeflocken vor ihrem Fenster tanzten und schließlich an ihren klirrend kalten Fensterscheiben gefroren. „Luisa?“ Er berührte vorsichtig ihre Schultern, sie zuckte zusammen und sah ihn aus tränen gefüllten Augen an. Sie hatte also zu gehört und die Worte gingen ihr natürlich unter die Haut. Ohne ein weiteres Wort schloss Toby seine Schwester in seine starken Arme und hielt sie fest. Erst noch wehrte sie sich noch halbherzig, aber dann gewannen die Tränen Überhand und Lulu sank erschöpft in den Armen ihres Bruders zusammen. Ihr ganzer Körper zitterte wie Espenlaub und sie hatte ihre Fingernägel fest in seinen dicken Pullover gekrallt. „Ganz ruhig.“ Murmelte er immer wieder und wiegte seine große Schwester hin und her. Er wünschte, sie würde sagen warum sie weinte, was ihr bei den Worten von Gina durch den Kopf ging, statt immer zu schweigen und nur hin und wieder ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Wie sollte man ihr denn da helfen. Toby verstand ja, dass das alles furchtbar schwer für seine Schwester war, aber für ihn und seine Familie war das doch auch nicht leicht. Ihre Eltern litten auch unter dieser Situation, fühlten sich hilflos und machtlos. Im Gegensatz zu ihrer beider Eltern, vertraute Lulu sich ja noch bis zu einem gewissen Maße ihrem Bruder an, aber das war einfach nicht genug. Sie fraß immer noch zu viel in sich hinein und litt dadurch noch mehr. „Ach Luisa, was mache ich bloß mit dir?“ Er strich ihr, das braune Haar aus dem Gesicht und bemerkte, dass sie eingeschlafen war. Vielleicht war das auch einfach das Beste, so konnte sie Kraft sammeln, wenn ein kleines Wunder geschehen würde, könnte sie später etwas glücklicher in das neue Jahr starten. Das eine Herz schlug schnell und heftig gegen die Brust, dass andere langsam und unregelmäßig, der Atem flach und noch kaum wahrnehmbar. Wie in Zeitlupe nahm Charlie das Geschehen um sie herum wahr. Wer waren all diese Leute? Warum sahen sie bloß so besorgt aus und wo war Luisa? Charlie drehte ihren Kopf zur Seite, es tat höllisch weh, sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, ihr eigenes Blut, das aus einem ihrer Ohren lief. Lulus Stimme. Erst ganz leise, dann immer lauter werdend, sehr besorgt klingend, weinend und zitternd. „Charlie sieh mich an. Ich bin ja da du musst keine Angst haben, der Krankenwagen wird gleich kommen.“ Warum denn ein Krankenwagen? Charlie schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. Lulu hatte Blut an den Händen, kam der Krankenwagen vielleicht deshalb? Wegen ein bisschen Blut? Nein da musste mehr Blut sein. Charlie wollte sich erheben, wurde aber sanft von Lulu zu Boden gedrückt. „Bleib bitte ganz ruhig liegen ja?“ Luisa war durch ihre Tränen erstickte Stimme kaum zu hören, Charlie musste sich sehr konzentrieren etwas zu verstehen. Konzentration verursachte Kopfschmerzen, nein es verschlimmerte sie nur. Sirenen erklangen, der Kopf dröhnt, es wird immer stärker. „Mach das es aufhört.“ Flüsterte Charlie und drückte leicht Luisas Hand. „Gleich sind sie da, dann sind die Schmerzen weg.“ Charlie wollte sagen, dass sie die Sirenen meinte, aber dann flackerten ihre Augenlider und ihr wurde ganz schwarz vor Augen ehe sie von der Dunkelheit in ein anderes Reich gezogen wurde. Es roch nach Krankenhaus. Man konnte es nicht abstreiten jedes Krankenhaus roch nach Krankheit, Tod und Desinfektionsmitteln an. Ein beizender und unangenehmer Geruch. Es piepte, ein unregelmäßiger Ton, nein es waren zwei verschieden Piep Geräusche. Charlie versuchte Augen zu öffnen, aber ihre Augenlider fühlten sich schwer wie Beton an und es kostete sie viel Kraft sie einen Spalt zu öffnen. Schnell schloss sie ihre Augen aber wieder, das Licht war grell, wer war bloß auf die Idee so ein Licht in Krankenhäuser zu installieren, so konnte man ja nicht gesund werden. Charlie wollte ihre Hand bewegen, sich über die schweren Lider wischen, aber sie konnte ihn nicht bewegen. Durch einen kleinen Spalt erkannte sie etwas Weises. Ihr Arm war sie weiß, wie das Bett in dem sie lag, sie war steril wie da ganze Zimmer. „Charlotte, mein Kind, kannst du mir hören?“ Sie hörte dumpf die Stimme ihres Vaters, warum war er denn hier? Musste er denn nicht arbeiten? Es war doch Montag, natürlich musste er arbeiten. Sie wollte etwas sagen aber ihre Stimme versagte. Panik ergriff ihren Körper. Sie weitete die Augen und sah ihren Vater hilfesuchend an. „Ganz ruhig meine Kleine, du hattest einen schweren Unfall, deine Stimme ist noch etwas schwach.“ Sie öffnete wieder ihren Mund und jetzt kamen sogar ein paar verzerrte Töne heraus. „Du solltest dich wirklich schonen.“ Sie schüttelte langsam den Kopf und versuchte es nochmal. „Lulu.“ Ihr Hals tat weh und sie atmete schnell und unregelmäßig. „Luisa ist auch hier, sie schläft aber. Warte ich wecke sie.“ Noch ehe Charlotte ihrem Vater irgendwie klar machen konnte, dass er Luisa nicht wecken sollte, war diese schon aufgesprungen und an Charlies Bett geeilt. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Lulu, als auch ihr Vater so komische grüne Mäntel trugen. Lulu bemerkte den Blick und strich ihr Lächeln eine Strähne aus dem Gesicht. „Du bist auf der Intensivstation der Charité in Berlin.“ Charlie nickte leicht, hob ihre nicht eingegipste Hand und legte sich vorsichtig auf ihren Bauch. Lulu strich mit ihrer sachte darüber und hielt sie dann fest. Tränen standen in ihren Augenwinkeln und Charlotte hätte sie zu gern getrocknet, aber es tat ihr alles weh und sie war froh, dass sie überhaupt ihre Hand hatte bewegen können. „Ich hatte solche Angst, dass ich dich verlieren könnte, dass kannst du dir gar nicht vorstellen. Als du da blutüberströmt auf der Straße lagst…“ Sie wurde von einem Weinkrampf gepackt und zitterte am ganzen Körper. „Jag mir bitte nie wieder so einen Schrecken ein, ich will dich nicht verlieren, ich liebe dich doch so sehr.“ Lulu beugte sich zu Charlie herunter und küsste sie vorsichtig auf die Lippen. Charlie verzog ihr Gesicht schmerzhaft. Sie hatte eine aufgeplatzte Lippe und das tat mindestens genauso weh wie alles andere auch. „Es tut mir leid ich sollte vorsichtiger sein.“ Sie küsste Charlie nochmals diesmal aber auf die Wange, was ihr dann zum Glück nicht weh tat. „Es ist…schön…das du…hier…bist.“ Flüsterte Charlie so gut es ihr möglich war und lächelte etwas gequält. „Ich bin doch immer für dich da, dass weißt du doch. Und ich werde nicht von deiner Seite wachen bis du endlich wieder gesund bist. Die Ärzte haben zwar gesagt, dass es noch etwas dauert, aber du hast nochmal Glück gehabt.“ Charlottes Vater setzte sich auf den zweiten Stuhl neben dem Bett und sah seine Tochter ernst an. „Du solltest wirklich das nächste Mal wenn du über die Straße gehst, nach links und rechts gucken ja? Ich könnte es nicht verkraften, wenn ich dich irgendwann auch noch verlieren würde. Du bist doch alles was mir noch geblieben ist.“ Das schlechte Gewissen nagte sehr an Luisa, wenn sie nicht gesagt hätte, dass Charlie nur 3 Minuten hätte, dann hätte diese sich nicht so beeilt und wahrscheinlich auf die Autos geachtet. Lulu seufzte, doch die Hauptsache war, dass Charlie wieder gesund werden würde. Kapitel 30: vermisste Seelen ---------------------------- Ganz langsam nähern wir uns dem Ende. Das hier ist das vorletzte Kapitel und dann ist Blumenmeer tatsächlich abgeschlossen. Leider ist mein Epilog flöten gegangen aber den Schreibe ich noch nach, wenn ich mich wieder rein finde. Viel Spaß beim Lesen und vielen Dank an meine treuen Leser 31.Dezember 2010 Mit einem Strauß verschiedenster Blumen, betrat Lulu die Charité und schlug den Weg zum Fahrstuhl ein. Heute Vormittag, 2 Tage nach Charlies schrecklichem Unfall, hatte Luisa noch arbeiten müssen, doch jetzt nachmittags hatte Roberta ihr frei gegeben, da mit ihr eh nicht viel anzufangen war und Lulu ständig Anfängerfehler passierten. Roberta hatte das nicht länger mit ansehen können und sie mit einem schönen Strauß Blumen zu Charlotte geschickt um sich zu vergewissern, dass es dieser den Umständen entsprechend gut ging. Gestern waren Charlies Werte stabil gewesen, aber die Ärzte waren noch besorgt gewesen wegen einem Blutgerinnsel, das sich in Charlies Oberschenkel gebildet hatte. Wegen ihres eher noch schwachen Zustandes wollten sie eine Operation nicht vor Ende dieser Woche riskieren und somit hieß es nun jeden Tag hoffen, dass diese verdammte kleine Ansammlung von Blut, da blieb wo sie war und nicht noch wanderte oder gar platzte. Luisa verdrängte diese Gefahr so gut es ging, aber es war nicht immer möglich, denn ihr schlechtes Gewissen nagte immer noch sehr an ihr. Die letzten 2 Nächte war sie schweißgebadet in ihrer gemeinsamen Wohnung aufgewacht, nur um fest zustellen, dass Charlottes Unfall kein böser Traum gewesen war sondern bittere Realität. Auch wenn Charlies Vater und Charlie selbst immer wieder beteuerten, das es nun wirklich nicht ihre schuld war, so verschwanden die Zweifel einfach nicht. Nur wegen ihr hatte Charlie die Straße ohne zu gucken überquert, nur weil sie einander angestachelt hatten. Tränen traten wieder in Lulus Augenwinkel, aber sie wischte sie schnell weg und trat dann aus dem Fahrstuhl der sie gerade bis zur Intensivstation gebracht hatte. Gerade sah sie wie Elias und Emily das Zimmer in diesen mintgrünen Kitteln verließen und sich mit einander unterhielten. „Hey Leute.“ Die beiden sahen auf und winkten ihre Freundin zu sich herüber. „Charlie hat schon gefragt wann du heute kommst, es ist ihr furchtbar langweilig und dieses ans Bett gefesselt sein geht ihr ganz schön gegen den Strich.“ Elias lachte und umarmte Lulu dann. „Also geht es ihr ganz gut?“ „Sie meinte zu uns, die Langeweile bringt sie noch eher ins Grab als so ein kleines Gerinnsel.“ Emily lächelte wurde aber ernst, als sie merkte, dass Lulu so gar nicht nach Lachen zu Mute ist. „Du machst dir nicht Vorwürfe nicht wahr?“Emily sah ihre beste Freundin eindringlich an und knuffte sie in die Schulter. „Christian hat uns davon erzählt und gemeint wir sollten mal mit dir darüber reden.“ Luisa winkte ab und nahm einen Kittel aus dem Fach. „Nein ist schon in Ordnung, ich komm damit klar. Würdet ihr bitte mal nach einer Vase fragen, damit ich die Blumen hier Draußen hinstellen kann?“ Es war zwar nicht erlaubt Blumen auf die Intensivstation zu bringen, aber vor dem großen Fenster stand ein Tisch auf dem Charlie die Blumen sehen konnte. „Ja machen wir, gib uns einfach die Blumen und wir stellen sie dann auch hier rein ja?“ Luisa nickte und übergab Elias die Blumen. „Dann bis Morgen.“ Emily umarmte ihre Freundin und folgte Elias in Richtung Schwesternzimmer. Eine Schwester trat hinter Luisa und band den grünen Kittel zu. „Aber nicht solange ihre Freundin muss sich schon ja?“ Luisa nickte freundlich und schob dann die Tür langsam auf. Charlie hatte ihren Kopf Richtung Fenster gedreht und beobachtete die Schneeflocken bei ihrem kleinen Tanz. „Hallo Schatz.“ Charlie drehte ihren Kopf zur Seite und lächelte ihre Freundin an. „Luisa.“ Diese eilte an das Bett, strich ihrer Freundin über die Wange und küsste sie dann mit aller Vorsicht auf den immer noch etwas verletzte Lippe. „Ich habe dich vermisst.“ Nuschelte Charlie und legte ihre eine gesunde Hand in die ihrer Freundin. „Ich habe dich auch vermisst, es ist ganz schön einsam in unserer Wohnung, Eli und Lola vermissen dich auch schon ganz schön.“ Charlie lächelte leicht strich mit ihren Fingern über Luisas Handrücken. „Ich beeil mich mit dem Gesund werden, versprochen.“ „Ach was, lass dir nur so viel Zeit wie du brauchst, Hauptsache ich bekomme dich in einem Stück zurück.“ Beide grinsten sich an und Lulu begann Charlie von der Arbeit zu erzählen. Davon dass sie nur an ihre Freundin dachte, dass sie ständig Bestellungen vergaß und Roberta in ihrer Hektik noch fast über den Haufen gerannt hatte. „Und dann hat sie dich hier her geschickt?“ Charlie lachte leise und sah Luisa schmunzelnd an. Ich weiß ja auch nicht aber auf jeden Fall freue ich mich jetzt bei dir zu sein und bei dir sein zu können.“ „Ich freu mich auch, dass du hier bist aber noch lieber wäre es, wenn ich bei uns zu Hause sein könnte, Ich bin erst 2 Tage hier und das ewige Fernsehen und schlafen ödet mich jetzt schon an, wie soll ich das noch für die nächsten Wochen aushalten und was mach ich bloß mit der Uni?“ Charlie hatte sich in Rage geredet und die Geräte um sie herum zeigten auch sofort an, dass sie sich gerade aufregte. „Ganz ruhig Schatz. Du schaffst das schon hier und das mit der Uni habe ich schon in Angriff genommen, habe Morgen einen Termin beim Leiter deiner Fakultät, wahrscheinlich wird dir dieses Semester dann als Urlaubssemester angerechnet und du kannst im April dann wieder ganz normal in das nächste Semester starten.“ Charlie nickte verhalten und drückte Luisas Hand. „Ich will das alles wieder so wird wie vorher, was ist, wenn ich irgendwelche Schäden zurück behalte und nie meinen Beruf ausüben kann.“ Luisa legte ihren Zeigefinger vorsichtig auf Charlies Mund und brachte sie zum verstimmen. „Kein Wort mehr ok? Irgendwie wird das alles schon gut gehen und die Ärzte haben doch auch gesagt, dass alles gut wird, wenn du dich schonst und es langsam angehen lässt. Vor 2 Tagen noch hattest du einen schrecklichen Unfall und das es dir heute schon wieder vergleichsweise gut geht, ist doch ein kleines Wunder und der Rest wird sich dann auch noch ergeben.“ Lulu küsste Charlie lang und zärtlich.“Denk nicht so viel darüber nach, das sollte dir ja nicht allzu schwer fallen.“ Lulu kicherte und Charlie schlug mit ihrer gesunden Hand nach ihrer Freundin. „Das will ich mal überhört haben und außerdem ärgert man keine kranken Leute.“ Sie steckte Luisa die Zunge raus und grinste sie frech an. Wenn man mal von den Kabeln, Maschinen, Verbänden und den Zukunftsängsten absah, war Charlie noch genauso wie vor dem Unfall und das beruhigte Lulu ungemein. Eine Zeit lang noch, unterhielten die beiden sich und Luisa bemühte sich Charlie so gut wie möglich abzulenken und damit auch sich selbst. Sie würde es vor Charlie nicht zugeben, aber auch sie hatte Angst vor der Zukunft. Der Oberschenkelbruch war sehr kompliziert, ganz abgesehen von dem Bruch ihres Handgelenks. Mit einer Gehirnerschütterung war auch nicht zu Spaßen und an das Blutgerinnsel wollte Lulu gar nicht erst denken, dann glaubte sie noch völlig durch zudrehen. „…ich glaube er wollte nach der Arbeit nochmal vorbei schauen, dann bist du nicht so…Charlie?“ Lulu war aufgesprungen, die Geräte begannen zu Piepsen, eine Schwester kam in das Zimmer gerannt und rief „Herzstillstand“ in den Flur. Panisch stand Luisa neben dem Bett und sah wie Charlies Körper sich anspannte. „Sie müssen raus hier.“ Eine Krankenschwester schob sie aus dem Zimmer. „Charlie…CHARLIE!!!“ Es war bereits dunkel und nur der Mond schien durch die vereisten Fenster in Luisas Zimmer. Ihre schale Kontur war nur schwach zuerkennen, nur das regelmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbes verriet, dass sich überhaupt Jemand hier im Zimmer befand. Nachdem sie in den armen ihres Bruders eingeschlafen war, hatte Toby seine Schwester irgendwann in ihr Bett gelegt, sie zugedenkt und noch eine Weile an ihrem Bett gesessen. Erst als seine Eltern ihn wegen Abendbrot gerufen hatten, hatte Toby seinen Platz verlassen und hatte Luisa für einige Zeit allein gelassen. Dieses Jahr würden sie Silvester nur im Kreise der Familie feiern, alle samt waren sie bei Ginas Familie eingeladen gewesen, aber Toby hatte seine Eltern dazu gebracht dort dann doch nicht hinzugehen. Das war noch gewesen, ehe er gewusst hatte was sich zwischen Gina und seiner Schwester abgespielt hatte. Aber Toby hatte auch vorher schon gesehen, dass Luisa alles wollte, aber nicht das neue Jahr feiern. „Meinst du wir sollte Luisa mal wecken?“ fragte Barbara in den Raum, während sie ihrem Mann Oliver das abgewaschene Geschirr zum Abtrocknen in die Hand gab. „Ich weiß nicht, vielleicht sollte sie den Beginn des neuen Jahres einfach verschlafen, im Moment gibt es für sie kein Grund zu Leben.“ Barbara seufzte und ließ das Wasser aus der Spüle. „Ich wünschte wir könnten etwas tun, damit es leichter für sie ist. Ich hasse es sie so leiden zu sehen.“ Oliver legte den Arm um seine Frau und drückte sie an sich. „Ich hätte ihr dieses Erlebnis auch zu gerne erspart, aber der Tod gehört nun mal zum Leben und warum Gott Leben schafft und dann wieder so junges Leben nimmt, weiß keiner.“ „Ach Papa, mit Gott hat das sicherlich nicht viel zu tun.“ Toby lehnte in der Tür hatte sich eine Papierschlange um den Hals gebunden. „Vielleicht wäre es aber einfacher, wenn Luisa den Glauben an Gott hätte und wüsste, dass Charlie jetzt an einem besseren Ort ist, vielleicht sogar im Paradies.“ Kurz trat Ruhe ein und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, als Eli um die Ecker geschlichen kam und auch Lulu mit etwas wüstem Haar, einer grauen Jogginghose und einem zu großem Schwarzen Pullover um die Ecke geschlürft kam. „Luisa.“ Barbara sah ihre Tochter erfreut an und drückte sie kurz an sich „Schön das du wieder wach bist.“ Luisa quälte ein Lächeln über ihre Lippen und fuhr sich nervös durch ihr braunes Haar. „Ist noch was zu essen da?“ fragte sie verlegen und kraulte Elis rotes Fell. „Ja aber sicher doch mein Kind, setz dich doch oder wollen wir uns wie zu euren Kindertagen vor den Kamin setzen?“ Toby und Oliver sahen sich an. „Das wäre schön.“ Nuschelte Lulu verlegen und stellte sich neben ihre Mutter an den Herd. „Kann ich dir was helfen?“ „Ach nein, geh schon mal mit deinem Vater und Bruder in die Stube ich bringe dir gleich was von den Würstchen und dem Kartoffelsalat.“ Sie lächelte ihre Mutter dankbar an und ging mit Eli in die Stube. Durch die großen Fensterfronten konnte sie den Garten vom Haus ihrer Eltern sehen, der nun von einer dicken Schicht Schnee überzogen war und schon wieder frischer Schnee darauf fiel. Ganz hinten im Garten stand noch immer der große Nussbaum, der schon hier gestanden hatte, als ihre Eltern damals das Grundstück gekauft hatten. Aus ihren Kindertagen hing noch ein dickes Seil mit einem schwarzen Gummiring daran. Eigentlich hatte dort eine Schaukel hängen sollen, hing auch mal, aber nachdem Toby und sie es zum wiederholten Male geschafft hatten die vorhandene Schaukel kaputt zu machen hatte Oliver einfach als Provisorium einen Gummireifen ran gehangen und der hing dort nun auch schon unglaubliche 10 Jahre, trotzte Wind und Wetter, ebenso wie vieler kleiner Cousinen und Cousins. Irgendwie erinnerte Lulu der Baum mit dem Reifen, an die Schaukel am See. Es war noch gar nicht solange her gewesen, da war sie das erste Mal seit Charlies Tod wieder dort gewesen und sie hatte auch das erste Mal seit Jahren wieder ein richtiges Gespräch mit Gina geführt. Die verrückte Blonde hatte sie mit zu sich genommen, ihr Kekse und warmen Kakao gegeben und es hatte mehr geholfen, als jedes gesprochene Wort. Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus, Luisa nahm erst an, es wäre einfach nur, weil Gina alles zerstört hatte mit ihren albernen Gefühlen, aber desto länger dieser Schmerz wehrte, desto mehr wurde Lulu bewusst, dass aus einem anderen Grund weh tat. Sie vermisste Gina ganz einfach. Ihre herrlich unkomplizierte Art, ihre Stimme, das Zuhören und für einander da sein. Freundschaft ohne Bedingungen , ohne wenn und Aber. „Luisa, dein Essen ist fertig.“ Barbara war an ihre Tochter heran getreten und hatte sie sacht an der Schulter berührt. „Was?“Luisa fühlte sich aus ihren Gedanken gerissen und nun schwirrten sie durcheinander durch ihren Kopf und verursachten ein heilloses Chaos. Sie fasste sich an den Kopf und schloss kurz die Augen. „Alles in Ordnung?“ Luisa sah an ihrer Mutter vorbei, wie Toby und ihr Vater am Kamin werkelten und sichtlich Spaß daran hatte mit Feuer zu spielen. Würde sie je wieder so unbeschwert sein, wenn sie Gina für etwas bestrafte, dass doch im Grunde genommen nicht ihre Schuld war? Konnte sie sich ein Leben ohne die Blonde überhaupt noch vorstellen? Tief in ihrem inneren wusste Lulu die Antwort, wollte sie aber nicht wahrhaben. „Ich muss nachdenken.“ Barbara sah ihre Tochter fassungslos an. „Das tust du schon die ganze Zeit und bist du bisher zu einem Schluss gekommen? Nein, also warte doch einfach bis Morgen und denk dann…“ „Lass sie gehen und nachdenken, Barbara.“ Oliver lächelte seine Tochter an und strich ihr durch das Haar. „danke Papa.“ Sie ging zur Tür, nahm Jacke und all das Zeug, ehe sie das Haus verließ. Sie wusste genau, wo der beste Ort zum Nachdenken war. Die Schaukel am See… Kapitel 31: Ein Ende kann ein Anfang sein ----------------------------------------- Liebe Leser, Etwas verspätet nun das letzte Kapitel (oki einen Epilog gibt es auch noch). Ich bedanke mich schon mal bei meinen treuen Lesern und allen Favoritennehmern. Mein besonderer Dank gilt Annemie_chan . Und jetzt noch viel Spaß beim Lesen ^^ GLG Deanna_ 31.Januar 2010/1.Januar 2011 Ungeduld. Warten. Unwissenheit. Angst. Selbstvorwürfe. Zerrissenheit. Schmerz. Liebe… „Was ist geschehen?“ Christian, Elias und Emily blieben heftig atmend vor Lulu stehen und sahen sie aus angsterfüllten Augen an, aber Lulu konnte nichts sagen. Ihr Mund war wie zu geschnürt, die Angst, was mit Charlie geschehen würde nagte an ihr, ebenso wie das schlechte Gewissen Schuld an dieser ganzen Situation zu sein. „Luisa rede mit uns!“ Der Ton von Charlottes Vater war ungeduldig, ängstlich und auch ein bisschen wütend. „Verdammt nochmal Luisa Fröhlich rede endlich mit mir!“ Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. Lula sah ihn verwirrt an. „Ganz ruhig Christian, lass uns eine Krankenschwester suchen, die uns weiter helfen kann.“ Er sah den älteren Mann eindringlich an, der letztlich Luisa los ließ. Kraftlos sank sie zurück in den harten Stuhl. Ihre Augen waren leer, noch immer waren feuchten Tränenspuren zu sehen, sie musste erst vor Kurzem geweint haben. Emily setzte sich neben ihre beste Freundin um sie und drückte sie sacht an sich heran. „Willst du mir nicht sagen, was los ist, was ist den n mit Charlie?“ Luisa drehte ihren Kopf nach rechts, konnte Emily in die Augen sehen, öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte heraus. Wieder quollen dicke Kullertränen aus ihren Augenwinkeln, wanderten über ihre Wange, hinab zu ihrem Kinn und tropften letztlich auf ihre gefalteten Hände. „Sie wird operiert.“ Emily sah Luisa an, irritiert an. „Was hast du gesagt?“ Lulus Stimme war Tränen erstickt und nur sehr schwer zu verstehen. Luisa räusperte sich und wischte mit ihrer Hand quer über das Gesicht. Das brachte allerdings nicht viel, denn bereits kurze Zeit später bahnten sich die Tränen wieder ihren Weg über Lulus Wangen. „Sie wird operiert, mehr weiß ich auch nicht. Mir sagt hier ja keiner was.“ Wieder erfasste ein heftiger Schluchzer Luisas Körper und Emily hatte Mühe sie ruhig zu halten. „Ganz ruhig Lulu, es wird schon alles gut werden, du wirst sehen. Nachher schon wird Charlie wieder in ihrem, Bett liegen, sich darüber beschweren das sie Hunger hat und das ihr total langweilig ist. Du kennst sie doch, so schnell heut Charlie doch nichts aus den Socken.“ Luisa hätte alles dafür gegeben so optimistisch wie ihre beste Freundin sein zu können. Sie war ja nicht dabei gewesen, als Charlies Herz aufgehört hatte zu schlagen, als man sie wieder beleben musste und man Charlie schließlich in den OP bringen musste. Die besorgten Gesichter der Ärzte und Frauen, das leise Tuscheln aus dem Schwesterzimmer über die junge Frau, die das ganze Leben noch vor sich hatte. Weder Charlies Vater, noch Elias oder Emily waren dabei gewesen, als für Lulu eine Welt zusammen brach. „Aber was wenn nicht wieder alles gut wird, wenn sie nicht mehr aufwacht und ich sie verloren habe? Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, ich will es auch gar nicht. Warum nur musste ich sie so hetzen, es ist alles meine Schuld. Wenn sie jetzt nicht wieder aufwacht, werde ich mir das niemals verzeihen.“ Luisa hatte ihre Hände verzweifelt vor ihr Gesicht gelegt, nur die einzelnen Tränen, die zwischen den Fingern hindurch rannen, verrieten, dass sie noch weinte. „Ach sag doch sowas nicht. Es war Charlies Entscheidung auf dieses Spiel einzugehen, sie hat entschieden, nicht nach links oder rechts zu sehen, damit hast du nichts zu tun. Es war ein unglücklicher Zufall, dass gerade in dem Moment, als Charlie über die Straße gehen wollte, dieses Auto um die Ecke kam. Diese Dinge geschehen, wir wissen und verstehen nicht warum, aber sie geschehen zu jeder Tageszeit überall auf der Welt.“ Das beruhigte Luisa kein bisschen. Es war ihr doch egal, wie viele Menschen ständig vor irgendwelche Autos liefen, hier ging es um Charlie, um ihre Freundin, um die junge Frau, deren Vater sie versprochen hatte, immer auf sie aufzupassen. Sie hatte ihr Versprochen elendig gebrochen, wenn Charlie jetzt nicht wieder gesund werden würde, würde diese Schuld ein Leben lang auf ihren Schultern liegen. Ein Leben konnte lang und grausam sein. „Ich sehe das nicht so.“ Christian kam mit Elias um die Ecke, sein Gesicht war kreidebleich und er wirkte älter, als er es in Wahrheit eigentlich war. „ Wie meinst du das?“ Emily sah die beiden Männer fragend an, Elias zuckte nur mit der Schulter. „Ich habe immer gesagt ihr sollt euch nicht so kindisch aufführen, ihr seid erwachsen und keine kleinen Kinder mehr. Warum zum Teufel konntet ihr nicht einmal auf mich hören. Du hast versprochen sie zu beschützen, ich habe dir mein einziges Kind anvertraut und wegen dir hängt ihr Leben nun am seidenen Faden. Ich hoffe du wirst an deiner eigenen Schuld verrecken.“ Christian sah sie zornig an, während Luisa wirkte, als wären diese Wörter durch sie durch gegangen und sie hatte diese gar nicht erst gehört. Charlies Vater drehte sich und ging ein paar Schritte. „Sie haben Recht.“ Lulus Stimme klang klein, hilflos und voller Trauer. „Ich habe es versprochen und doch konnte ich mein Versprechen nicht halten. Ich habe es so sehr gewollt und am Ende habe ich es doch nicht richtig gemacht und wegen mir muss Charlotte jetzt leiden. Wenn ich doch nur die Zeit…“ „Sei ruhig! Sag nicht diesen Satz. Niemand kann die Zeit zurück drehen, wenn man es könnte, dann würde ich jetzt mit meiner Frau und meiner Tochter in unserem Garten sitzen, aber wie du siehst bin ich hier. Also halt einfach den Mund. Ich möchte deine Entschuldigungen oder Ausflüchte, nicht mehr hören. Am besten du gehst…“ „Es reicht.“ Elias hatte das Wort ergriffen und Christian unterbrochen. „Es hilft keinem was und schon gar nicht Charlie, wenn sich ihr Vater und ihre Freundin streiten. Ich weiß, dass du, wütend und besorgt wegen Charlie bist, aber das musst du nicht an Luisa auslassen, denn wie Emily schon gesagt hat, die Entscheidung ohne zu gucken, über die Straße zu gehen, die hat Charlie ganz allein getroffen." Christian schnaubte, dann wurde sein Blick aber traurig. „Ich habe doch bloß Angst, das Wichtigste in meinem Leben auch noch zu verlieren. Ich habe nur noch Charlie, was mach ich denn, wenn sie nicht wieder kommt?“ Auch über sein Gesicht liefen Tränen. Lulu stand auf und schwankte mehr schlecht, als recht zu Charlies Vater, ließ sich neben ihm auf den harten Stuhl plumpsen. „Sie werden nie allein sein und Charlotte schafft es bestimmt. Sie ist doch stark.“ Lulu lächelte aufmunternd und dann umarmten sich die beiden. Man hörte leise Schritte auf dem Boden, die immer näher kamen und plötzlich bog ein Arzt um die Ecke, straffte die Schultern und ging auf die kleine Truppe zu. „Christian Albert?“ Charlies Vater erhob sich und reichte dem Arzt seine Hand. „Ich habe ihre Tochter Charlotte bis eben gerade operiert.“ Seine Augen flackerten unruhig hin und her, er war noch ein recht junger Arzt, mit einem gestutzten Bart und grünen Augen. „Wie geht es ihr?“ fragte Christian hektisch und sah den jungen Arzt eindringlich an. „Nun ja, wie befürchtet ist das Blutgerinnsel gewandert und hat die Arterie zum Herz verstopft weshalb ihre Tochter ein Herzstillstand hatte.“ Er hielt kurz inne und fuhr sich nervös durch sein Haar. „Herr Albert, es tut mir leid, ihnen das sagen zu müssen, aber ihre Tochter…“ „NEIN! DAS KANN NICHT SEIN!“ „Wir haben wirklich unser Möglichstes getan, aber wir konnten nichts mehr für sie tun.“ Christian taumelte zurück und fiel in seinen vorherigen Platz. Er nuschelte immer wieder „Das kann nicht sein.“ Luisa sah den Arzt immer noch ungläubig an, das musste eine Lüge sein, ein schlechter Witz, gleich würden sie Charlie wieder in ihr Zimmer fahren. Luisa wollte so sehr daran glauben, aber insgeheim wusste sie es. Charlie würde nie wieder kommen. Sie hatte ihre Freundin nicht beschützt… Es schneite immer noch unaufhaltsam, so wie schon die letzten Tage zuvor. Luisa konnte kaum die Hand vor Augen sehen, aber sie kannte den Weg zum See ganz genau, hätte ihn wohl auch mit verbundenen Augen gefunden. An den Häusern an denen sie vorbei kam, konnte sie ausgelassene und feuchtfröhliche Feiern sehen. Wie schön wäre es wenn sie ebenso schön feiern könnte, ohne dass ihre eigenen Gefühle sie überwältigten und ihren Kopf zu sprengen drohten. Es war heute noch kälter, als beim letzten Mal, als Luisas Beine sie unterbewusst zur Schaukel am See gebracht hatten, was wohl daran lag, dass es schon sehr viel später war. Zuerst war sie nur ein wenig im Dorf herum geirrt, hatte kein bestimmten Ort im Sinn gehabt, wollte einfach nur heraus aus der Enge des Hauses und der familiären Angst um sie. So sehr sich Lulu auch gewünscht hatte, stark zu sein und nicht zu flüchten, es hatte einfach nicht geklappt. Sie hatte wieder an Gina denken müssen aber auch sehr an Charlie, ohne die sie nun das nächste, das neue Jahr bestreiten musste. Heute sehnte sie sich mehr denn je nach ihrer Freundin. Was würde sie darum geben, wenn ihre kleine, rothaarige und quirlige Freundin einfach jetzt gleich um die Ecke kommen würde und sie vielleicht mit einem Schnellball bewerfen würde. Es war wir vor 3 Wochen im Krankenhaus, als sie von Charlies Tod erfahren hatte. Noch Stunden danach hatte sie ruhig vor dem Zimmer gesessen, den Raum und den Flur beobachtet und darauf gewartet, dass eine der Schwestern ihre geliebte Freundin her bringen würde. Erst, als nach einigen Stunden einige Schwestern kamen um das Bett ab zu beziehen und die Blumen weg zubringen, war die Information, das Charlie nie wieder kommen würde, zu Luisa durch gedrungen. Was in den Stunden danach geschehen war, konnte sie gar nicht mehr so recht sagen, irgendwann war sie wieder in ihrem Bett aufgewacht, Eli hatte neben ihr gesessen und sie gemauzt. Luisa nahm sich vor, Elias oder Emily mal zu fragen, wie sie überhaupt heim gekommen war. Am Himmel konnte sie schon einige kleine Feuerwerke sehen, irritiert fragte sich die junge Frau, ob sie denn tatsächlich schon über 3 Stunden unterwegs sein sollte, sodass es bereits Mitternacht war. Sie kam an der kleinen Kirche vorbei, die im Ort stand, die aber kaum noch genutzt wurde. Die alten metallenen Uhrzeiger verrieten ihr, dass es noch über eine halbe Stunde bis Neujahr war. Der Spaziergang war ihr gar nicht so lange vorgekommen, aber wenn man nachdachte verging die Zeit ja auch wie im Fluge. Von der kleinen Kirche aus, waren es nur noch ein paar wenige hundert Meter zum See und der sich dort befindlichen Schaukel. Wieder war es sehr schwer diesen Weg zu gehen, im Gegensatz zu der Straße wurde dieser Weg im Winter nur sehr wenig vom Schnee befreit und das kam Lulu gerade am eigenen Leib zu spüren. Der Weg war auch nur spärlich beleuchtet, Luisa war froh, noch eine kleine Taschenlampe in ihrer Jacke zu habe, die ihr etwas den Weg erhellte. Ab und zu meinte sie Fußspuren im Schnee erkennen zu können, aber die waren teilweise von neuem Schnee so bedeckt, dass unmöglich war, auszumachen, ob sie noch neu waren oder schon älter. Luisa bezweifelte auch, dass Jemand hier her gehen würde zu dieser unmenschlichen Zeit, an diesem Tag und am diesen doch recht schwer erreichbaren Ort. Ihre Taschenlampe flackerte und Luisa sah sich gezwungen sie auszuschalten, wenn sie damit später noch heim laufen wollte. Vom weiten schon konnte sie die hellen Lichter, des großen Schlosshotels erkennen, dessen Parkanlage direkt gegenüber der Schaukel am See war. Sie verließ den Trampelpfad und stampfte nun durch den fast Knietiefen Schnee zu dem alten mächtigen Baum. Mit klammen Fingern griff sie nach dem Seil, dass durch Kälte und Schnee ganz gefroren und ziemlich unnachgiebig war. „Ich würde mich da nicht drauf setzen, ich bin bei dem Versuch auch schon runter gefallen.“ Luisa zuckte gewaltig zusammen und stolperte ein paar Schritte zurück, sodass sie auch ohne den Versuch sich auf die Schaukel zu setzen, im Schnee landete. „Alles in Ordnung?“ Gina streckte ihre Hand nach Luisa aus, diese sah sie aus großen Augen an. „Nun komm schon, ich beiße auch nicht, versprochen.“ Luisa atmete tief durch und ließ sich von Gina auf die Beine ziehen. „Was machst du denn hier?“ fragte Luisa etwas zornig und klopfte sich den Schnee von ihren Sachen. „Ich wollte nachdenken, habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten.“ „Ich habe es auch nicht mehr ausgehalten.“ murmelte Luisa leise und rückte ihren Schal zu Recht. „Wenn du allein sein willst, dann kann ich gern wieder gehen.“ Luisa sah Gina überrascht an, sie hatte es im Brief anscheinend ernst gemeint, dass sie ihr den nötigen Abstand und Zeit geben würde, aber eigentlich wollte sie gerade gar nicht allein sein. „Nein bleibe ruhig hier, wie ich schon bei unserem ersten Treffen hier gesagt habe, ist das ja ein freies Land.“ Gina ging ein paar Schritte hinab zum gefrorenen See und setzte sich dort auf einen verschneiten Baumstumpf. Luisa beobachtete sie von oben und wünschte sich zu wissen was durch Ginas Kopf ging. Seufzend fuhr sie sich durch ihr braunes Haar, warum konnte sie denn bloß nicht aufhören an Gina zu denken, warum musste sie auch hier sein und so auf Abstand gehen. Am liebsten hätte sie sich in Ginas Arme geschmissen und ausgeweint, sie konnten wohl kein richtiges Paar sein, aber doch wohl Freunde, das musste doch irgendwie gehen. Vielleicht sollte Luisa Gina auch ihre E-Mail Adresse geben, einfach nur aus Zeichen, dass sie auch daran interessiert war, den Kontakt weiter aufrecht zu erhalten. Ganz automatisch beschritten Luisas Füße den kurzen Weg hinab zu Gina und stellten sich neben den Baumstumpf. Für einen Augenblick schwiegen beide. „Du kannst dich gern setzen wenn du möchtest.“ Luisa sah zu Gina, deren Gesicht sie freundlich anlächelte. Ein professionelles Lächeln, um nicht zu verraten, was sie hinter ihrer Maske wirklich fühlte. „Danke.“ Luisa setzte sich und so gleich fühlte sie Ginas Nähe ganz deutlich, als ob diese sie berühren würde und nicht nur still neben ihr sitzen würde. „Warum hast du mir einen Brief geschrieben?“ Luisa bereute die Frage so gleich, sie war es doch, die Abstand gewünscht hatte und nun war sie es auch, die versuchte ein Gespräch ins Laufen zu bringen. „Ich denke, alles Wichtige stand in meinem Brief.“ Gina hielt kurz Inne und ihr Blick ging weit in die Ferne. „Darf ich dann ausgehen, dass du schon noch Kontakt zu mir haben willst?“ „Ja natürlich.“ Luisa hätte sich am liebsten den Mund zu geklebt, irgendwie hatte sich ihr Hirn ausgeschaltet und ihr Herz übernahm jegliches Denken. „Das hat dein Herz gesagt, nicht wahr? Die überlegte und disziplinierte Luisa hätte das nicht gesagt.“ „Es ist furchtbar wie du mich durch schauen kannst.“ Gina lachte leise, streckte sich und stützte ihren Kopf auf ihren Knien ab. „Solche Freunde kann man immer gebrauchen, vor allem dann, wenn es einem schwer fällt über seine Gefühle zu sprechen.“ „Warum fällt es dir dann so leicht und mir dann so schwer?“ Gina runzelte nachdenklich die Stirn. „Mir fällt es gar nicht leichter, dass kommt dir nur so vor, aber im Gegensatz zu dir will ich nicht zu lassen, dass meine verdrängten Gefühle mich von innen heraus zerfressen.“ Luisa lehnte sich gegen Gina und schloss für einen Moment die Augen. „Deshalb auch das Gedicht? Du konntest deine Gefühle nicht für dich behalten und wolltest sie los werden?“ „Da habe ich nicht nachgedacht, angesichts deines Verlusts wollte ich nicht, das du es weißt, das tut mir immer noch leid.“ „Das war wirklich keine gute Idee, das hat mich ganz schön verunsichert, aber ich will nicht das du wieder verschwindest, ich möchte den Kontakt zu dir. Du hattest in deinem Brief recht, man sollte den gleichen Fehler nicht zweimal begehen.“ Gina legte ihren Kopf an den von Luisa und schloss auch die Augen. „Und was ist mit meinen Gefühlen für dich?“ Beide seufzten. Warum musste denn das Leben auch so schrecklich schwer sein und die Liebe so kompliziert. „Da ist etwas, aber im Moment kann ich dem keinen Raum geben und zu sehr darüber nachdenken, dafür ist das alles noch zu frisch, aber eine gute Freundin kann ich immer gebrachen, wenn das nicht zu viel verlangt ist.“ Verlegen lächelnd, sah sie Gina an und wandte ihren Blick dann wieder nach gerade aus. Auf der anderen Seite, hatten such unten am Steg Menschen versammelt, es war bestimmt bald Mitternacht. „Ich habe dir in meinem Brief gesagt, dass ich warten kann und selbst wenn, du meine Gefühle irgendwann trotzdem nicht erwiderst, will ich gern deine Freundin sein. „Das wäre wirklich schön. Ich würde dich ganz schön vermissen.“ „Dann muss ich jetzt wohl zu sehen, dass ich mir einen Job in Berlin suche, oder?“ Luisa sah Gina ungläubig an. „Du würdest sogar mit nach Berlin kommen?“ Gina sah zum Sternenhimmel und strich sich die Haare glatt. „Nun ja mein Vertrag läuft Ende Januar in Wolfsburg aus, dann suche ich mir eh was Neues.“ „Das musst du nicht tun.“ „Ach ich mach das doch gerne.“ Luisa lehnte ihren Kopf wieder gegen Ginas Schulter, während auf der anderen Seite ein wunderschönes Feuerwerk in den Himmel geschossen wurde, welches das neue Jahr einläutete. Epilog: -------- Liebe Leser, hier mit schließe ich nun meine Geschichte "Blumenmeer" ab. Ich habe mich über jedes Kommentar und jeden Favoriteneintrag sehr gefreut. Und nun viel Spaß beim Lesen. GLG Deanna 8.März 2011 Nach und nach, verließ die Orchidee das Blickfeld von Luisa und verwand irgendwann gänzlich in den Tiefen der Ostsee. Noch immer steif und den Blick starr in Richtung Horizont gerichtet, stand sie da. Nur vereinzelt, traten noch Tränen aus ihren Augenwinkeln und benetzen ihre Haut. An dem Ort ihres ersten gemeinsamen Urlaubs war sie zurück gekehrt um Abschied zu nehmen, denn auf der Beerdigung war es kein richtiger Abschied gewesen. Alles war noch zu frisch, das Herz noch in tausend kleine Teilchen zersprungen. Erst nach und nach, hatten die Wunden angefangen zu heilen, schmerzten nicht mehr so und Gedanken drehten sich nicht immer nur um Charlie. In der gemeinsamen Wohnung waren noch viele Sachen von Charlie, doch langsam aber sichtbar suchten sie ihren Weg in die grauen Kartons. Lulus Sachen ebenso. In dieser Wohnung allein zu leben, brachte sie nicht übers Herz, sie würde wieder in eine kleine Wohnung ziehen, nahe ihrer Arbeit. Es würde auch so noch lange dauern bis die Wunden sich geschlossen hätten wenn sie es denn überhaupt taten, aber so hatte Luisa wenigstens das Gefühl wieder etwas freier zu sein. „Du bist ganz kalt.“ Arme schlangen sich von hinten um Luisa und sie ließ sich langsam gegen den warmen Körper sinken. Beide sagten nichts und doch waren da so viele Worte die noch gesprochen werden sollten, aber nicht heute. „Ich fühle mich auch ganz kalt und leer.“ Flüsterte Lulu in den Wind und legte ihre Hände auf die von Gina, die sich noch immer wärmte. „Der Schmerz betäubt bloß jedes Gefühl, du wirst merken, bald schon wirst du wieder mehr als diese Leere spüren.“ „Wann?“ „Wenn du bereit dazu bist los zu lassen.“ Lulu seufzte, drehte sich um und lehnte ihren Kopf an Ginas Brust. „Ich werde nie bereit sein, ich weiß es ganz genau. Irgendwann bin ich Gefangene meines eigenen Lebens und kann nicht mehr zurück.“ „Ganz ruhig Luisa.“ Gina drückte sie fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Lass dir Zeit und erzwinge nichts, dann wird das von ganz alleine kommen.“ Lulu schwieg und sah einfach nur aufs Meer hinaus. Was würde Charlie wohl sagen, wenn sie sie im Arm einer anderen Frau sehen würde? Wäre sie enttäuscht oder glücklich darüber, dass Luisa Jemanden gefunden hatte, der ihre Wunden zu heilen wusste. Das was zwischen Gina und Lulu war, hatte keinen Namen, keine Bezeichnung oder Begrenzung, es war einfach da. Fort an, würden beide in der gleichen Stadt wohnen, vielleicht würden ihre Leben irgendwann zu einem Leben, aber das wusste keine von Beiden. Die Zeit würde zeigen, was aus dem Beiden wurde. Aber egal was geschehen würde, Charlie würde immer im Herzen von Luisa verweilen. Nimm meine Hand Und lass dich führen. Denn ich will dich lieben und für immer dein Herz berühren… Hosted by Animexx e.V. 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