Blumenmeer von abgemeldet (am Ende bleibt nur die Erinnerung) ================================================================================ Kapitel 15: Die Schaukel am See ------------------------------- Liebe Leser, Es ist mal wieder Freitag und das heißt, Zeit für ein Update ^^ Vielen Dank an Annemie-de-Winter und viel Spaß beim Lesen GLG Deanna 20.Dezember 2010 „Glaubst du, dass wir in 20 Jahren auch noch hier am See sitzen werden und über unsere Zukunftsträume reden werden?“ Charlie ließ sich nach hinten ins weiche Gras fallen und zog Lulu gleich mit. Nur vereinzelt schienen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach der alten Weide und fielen auf das junge Liebespärchen, das darunter lag. Die alte Schaukel, am mächtigsten Ast des Baumes befestigt, wippte leicht im Takt des Windes auf und ab. Es war ein Wunderschöner Sommertag, ein bisschen zu warm, aber genau richtig um einfach nur faul im Gras zu liegen. „Unsere Träume werden dann hoffentlich schon Realität sein und vielleicht sehen wir dann schon unseren Kindern beim Spielen zu. 20 Jahre sind eine lange Zeit für ein Menschenleben.“ „Unsere Kinder werden bestimmt total durchgeknallt und ein bisschen komisch werden, aber wenigstens werden sie etwas Besonderes sein. Und die Aussicht, mit dir die nächsten 20 Jahre zu verbringen finde ich sehr schön.“ Lulu küsste ihre Freundin auf die weichen Lippen und legte dann ihren Kopf auf die Brust der Rothaarigen. Ihr Herz schlug kräftig und regelmäßig, nichts konnte es erschüttern. Luisa kicherte leise und beobachtete einen Marienkäfer wie er auf einem Gänseblümchen saß. „Wir sind eineinhalb Jahre zusammen und reden schon über Kinder. Haben wir etwa schon Torschlusspanik?“ Sie lachten beide und Charlie wuschelte durch das Haar ihrer Freundin. „Es ist nie zu früh um zu planen.“ Im Stillen gab Lulu ihr recht. Bereits in den ersten Wochen ihrer Beziehung hatte sie von einer Hochzeit in Weiß geträumt, in der sie Charlotte heiratete. Da war es wohl jetzt kaum zu früh um an Kinder zu denken. „Bist du dir sicher, dass du in diese Welt überhaupt Kinder setzen willst?“ Charlie überlegte. Als Studentin auf Lehramt, bekam man nicht selten, von den Dozenten die schrecklichsten Gruselgeschichten über Kinder erzählt oder darüber wie wenig sich die einige Lehrer für ihre Schüler interessierten. Sie hatte den festen Vorsatz nie so einer solchen Pädagogin zu werden, aber vielleicht konnte sie das gar nicht beeinflussen. Was würde geschehen, wenn sie es mit völlig unerzogenen Kindern zu tun hatte, die keinen Respekt gegenüber Erwachsenen hatten. Vielleicht würden ihre Kinder ebenso unerzogen sein, weil sie gar nicht die Zeit hatten für Kinder. Sie wollte nicht nur Kinder kriegen und sie dann gleich in die erste Lerninstanz schicken: die Kinderkrippe. Sie wollte viel Zeit mit ihren Kindern. „Sicher bin ich mir nicht, aber ich möchte es trotzdem. Aber ich will keine von diesen Müttern sein, die ihre Kinder von einem zum Anderen hetzen und nie auf das eingehen was das Kind will oder wohlmöglich nie Zeit für ihre Kinder haben. Ich möchte sehen wie sie aufwachsen und ihre ersten Schritte tun. Am besten wir arbeiten vorher viel und sparen, damit wir uns genug Zeit nehmen können, um uns unseren Kindern zu widmen.“ Lulu schmunzelte und zog unsichtbare Kreise auf dem Bauch ihrer Liebsten. „Na das hört sich doch nach einem soliden Plan an.“ Charlie bewegte sich und brachte Luisa unter sich. „Das hört sich eher nach einer fixen Fantasie an.“ Sie strich ihrer Freundin eine Strähne aus dem Gesicht. „Aber egal was kommt, wir werden gute Mütter sein und immer für unserer Kinder da sein.“ Ihre Beine fühlten sich schwer wie Blei an und schienen mit jedem geschrittenen Meter nur noch mehr an Gewicht zu zulegen. Es war unglaublich, wie schnell sich der menschlichen Körper an das Nichts Tun oder nur im Bett rum liegen gewöhnte. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass sich etwas in Luisa dagegen sträubte diesen Weg zu gehen, der Weg der sie direkt zur Schaukel am See brachte. Schöne Sommertage hatte sie hier mit Charlie verbracht und auch sehr genossen. Es mochte falsch sein, an einen Ort zu gehen, wo sie alles an Charlie erinnerte, aber was sollte sie denn tun? Alles erinnerte sie in gewisser Weise an Charlie egal ob bewusst oder auch unbewusst. Ihre Stiefel sanken einige Zentimeter in den frischen Schnee und erschwerten ihre Schritte noch mehr, warum war sie nicht im warmen Haus geblieben, so wie ihre Mutter es gewollt hatte? Aber nein, sie hatte es nicht mehr ausgehalten. Immer wieder hatte ihre Mutter das Gespräch gesucht, aber Lulu war nicht nach reden zu mute. Es war ja wirklich lieb, dass ihre Mutter sich noch kurzfristig frei genommen hatte vor Weihnachten, aber deshalb musste sie doch nicht alle 10 Minuten nach ihrer Tochter sehen. Vom weiten schon, erblickte Luisa den gefrorenen See und die eingeschneite Schaukel. Einen kurzen Moment überlegte die junge Frau, ob es nicht besser wäre um zudrehen, entschied sich dann aber recht schnell dagegen. Zu Hause würde sie doch auch nur nachdenken und das war etwas, was im Moment einfach nicht sonderlich gut für sie war. Mit einigen schnellen Schritten erreichte sie die Schaukel und fegte den Pulverschnee vom Brett. Das alte Stück Holz aus massiver Eiche, hatte noch einst ihr Großvater für seine Söhne angefertigt, zu einer Zeit, als seiner Familie dieses Stück Land am See gehörte. Trotz der vielen Jahre und dem Wetter dem es ständig ausgesetzt war, schien es nahezu noch so stabil wie am Anfang. Mit etwas Schwung schaffte sie es auf die alte Schaukel und ließ die Beine lustlos baumeln. Ihr Blick glitt über das glitzernde Eis, hinüber zu den weißen Baumkronen und erblickte in der Ferne ein paar Jugendlich, die auf dem Eis Schlittschuh liefen. Sie hatte schon früher immer die Kinder beneidet, die das konnten, sie war einfach zu ungelenk dafür und schaffte es nie das Gleichgewicht länger zu halten, als 10 Sekunden, bevor sie wieder auf den Hintern gefallen war. Eine von den Mädchen dort, schien es auch nicht gut zu beherrschen und fiel des Öfteren auf ihre 2 Buchstaben. „Das ist wie früher, als wir noch in der Grundschule waren.“ Luisa bekam einen riesen Schrecken und verlor das Gleichgewicht. Sie erwartete auf dem Boden auf zukommen, aber nichts der Gleichen geschah. „Vorsichtig sonst tust du dir noch weh.“ Sie sah in das lächelnde Gesicht von Gina und zog sich mit ihrer Hilfe wieder hoch. „Danke.“ Diese wischte sich den Schnee aus dem Haare, der durch die Bewegung vom Baum gerieselt war. „Ach was, das ist nicht nötig. Wegen mir wärst du ja grade fast vom Baum gefallen. Ich sollte mich lieber entschuldigen.“ Luisa sah sie an und wandte dann den Blick wieder auf den See, als Gina sich aber letztlich doch nicht entschuldigte. Für ein paar Minuten haftete der Blick Luisas an den verschwommenen Gestalten auf dem Eis, bis Gina die Stille durchbrach. „Fragst du dich nicht warum ich hier bin?“ Luisa hielt ihren Blick weiterhin starr nach vorn gerichtet. „Ich stell mir wegen Unbedeutender Sachen nicht mehr so viele Fragen.“ antworte sie ruhig und schloss ihre klammen Finger noch fester und die Seile, die die Schaukel hielten. „Du bist hier und ich kann dich unmöglich zwingen fort zugehen. Das hier ist ein freies Land.“ Ihr Blick verlor sich in der Ferne und der Wind zischte durch ihre langen braunen Haare. „Du hast dich sehr verändert Isa.“ »Isa« Seit vielen Jahren, hatte Niemand mehr diesen Spitznamen mehr verwendet. Nachdem Gina den Ort verlassen hatte, was für die kleine Luisa ein unsagbar großer Schmerz gewesen war, wollte sie nicht mehr so genannt werden. Dieser Spitzname sollte nur ihrer besten Freundin vorbehalten sein. Ewige Freundschaft hatten sie einander geschworen, aber bereits nach wenigen Monaten waren keine Briefe mehr von Gina gekommen. „Es sind über 15 Jahre vergangen, was erwartest du da? Ich bin nicht mehr 9, wir sind beide erwachsen und haben uns verändert...“ Gina trat neben Luisa und verfolgte ihren Blick, der weit ab in die Ferne glitt. „Wir sind beide vom Leben gezeichnet, mit jedoch einem entscheidenden Unterschied.“ Sie sah Luisa an, diese erwiderte ihren Blick jedoch nicht. „Ich bin gestärkt daraus hervor gegangen, du hin gegen fühlst dich schwach und allein gelassen, von denen die dich lieben.“ Luisa lächelte schwach und sprang dann von der Schaukel, beinahe wäre sie im Schnee ausgerutscht. „Was haben dir meine Eltern gesagt?“ Ginas Blick heftete sich an Luisas blasses Gesicht und schienen es wieder zu durch bohren. „Nur, dass du deine Freundin erst vor Kurzem verloren hast.“ Ginas Augen bemerkten jede noch so kleine Regung im Gesicht der jungen Frau, ihr gegenüber. Ihre Augen wurden wieder ganz glasig, so wie schon gestern Abend. Luisa konnte bei all der Mühe letztlich nicht verhindern, dass eine Träne über ihr Gesicht lief. Hektisch hob sie die Hand und wollte sie weg wischen. „Lass sie doch, es sieht doch Niemand. Je mehr du versuchst stark zu sein, desto schwächer wirst du.“ Luisas Hand verweilte vor ihrem Gesicht und dann ließ sie sie sinken. „Was willst du hier?“ Und nun stellte Lulu die Frage am Ende doch noch. Gina zuckte mit den Schultern und steckte ihre Hände in die Jackentaschen. „Es war früher unser Lieblingsplatz, wir waren stundenlang hier und haben über Zukunftspläne gesprochen. In meiner Erinnerung war das ein Ort, wo wir immer glücklich waren. Du und ich, in unserer eigenen kleinen Welt. Nachdem ich dich gestern wiedersah wusste ich das dich etwas bedrückt. Ich weiß nicht ob ich in der Hoffnung kam dich hier zu sehen, aber ich kam halt trotzdem her.“ Ginas Stimme verebbte und blickte zu Luisa. „Mit Charlie hab ich hier auch Zukunftspläne geschmiedet.“ Flüsterte sie tonlos und eine weitere Träne verließ ihre Augen. Gina hatte nicht viel von dem Satz verstanden und beließ es auch dabei. Sie wollte ihre ehemals beste Freundin nicht zum reden bringen. Sie war hier, auch wenn sie nicht wusste warum, nicht so genau. „Es ist kalt. Soll ich dich nach Hause bringen?“ Luisas Blick war wieder in die Ferne gerichtet, als suche sie etwas Bestimmtes. „Ich will nicht nach Hause.“ sagte sie und spielte nervös mit ihren Fingern. „Warum willst…“ Gina unterbrach sich selbst und begann nochmal von vorn. „Du kannst mit zu mir kommen, meine Eltern sind nicht da. Es wäre ein bisschen so wie früher.“ Gina lächelte sie sanft an und streckte ihr die Hand entgegen. Skeptisch musterten Luisas Augen die behandschuhten Finger von Gina. Sie wollte nicht, dass ihre Finger in anderen Händen lagen, als denen von Charlie, aber sie wollte auch nicht nach Hause. Genauso wenig konnte sie noch Stunden lang in der Eiseskälte rum wandern. Zögernd legte sie ihre Hände, in die von Gina, welche sich sanft um sie schlossen. Aufmunternd lächelte Gina sie an und zog sie sanft hinter sich her, bis ihre Beine sie auch von alleine trugen. Nach wenigen Metern, ließ Gina Luisas Hand los und diese war irgendwie froh darüber. Es fühlte sich komisch an, es fühlte sich allgemein komisch an, hier mit Gina diesen Weg zu gehen, den sie als Kind so oft Hand in Hand beschritten hatten. Fröhlich lachend und Kinderlieder singend waren sie hier lang gerannt um keine Sekunde wunderschöner Tage zu verpassen. Heute jedoch beschritten sie diesen Weg schweigend und in ihren eigenen Gedanken versunken. Gina hatte sich früher immer ausgemalt, wie es wohl sein würde, ihre beste Freundin aus Kindertagen wieder zu treffen, ob sie einander noch mögen würden. Sie wusste, dass es ihre Schuld gewesen war, dass der Kontakt abgebrochen war. Sie hatte den letzen Brief von Luisa nicht beantwortet, es schlicht weg vergessen und dann war es ihr peinlich gewesen, nach knapp 4 Monaten zu antworten. Dann hatte sie es einfach sein lassen und Jahr für Jahr waren die Erinnerungen mehr verblasst, nur ein Fotoalbum erinnerte sie noch an diese Zeit, die zweifelsohne die schönste ihres jungen Lebens war, mehr war nicht geblieben. Dann aber war sie in ihren Heimatort gekommen, Weihnachten mit der ganzen Familie, im Haus ihrer Großeltern. Zu gerne wüsste sie doch, was Luisa von ihr dachte, aber vielleicht beherrschte dies nicht mal ihre Gedanken, sie hatte immerhin ihre Freundin, ihre große Liebe verloren. Es war komisch für Gina, das zu denken. Nie hätte sie gedacht, dass ausgerechnet Luisa auf Frauen stehen würde, aber man sollte wohl nie zu schnell urteilen. „Das Haus deiner Oma?“ Luisa zog eine Augenbraue hoch und betrachte Gina skeptisch. „Ja wir sind da über die Feiertage bis zu Silvester, aber keine Sorge, Mama und Oma sind einkaufen und Opa und Papa basteln irgendwas im Keller.“ Luisa nickte und ließ sich von Gina ins warme Haus ziehen. Sie machte für beide einen heißen Tee und gab ihn Luisa. Vorsichtig entfernte sie den Teebeutel. „Das hast du früher auch immer gemacht, weil ich mich ständig daran verbrannt habe.“ stellte sie fest in blickte ihren Tee an. Gina legte ihre Hand auf die von Luisa. „Ich möchte auch jetzt nicht, dass du dir dabei weh tust.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)