100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 32: 95. Vater --------------------- „Jetzt beruhige dich wieder“, murrte Dennis, während er mit den Händen in den Taschen neben seinem Vater über den Bürgersteig lief. „Du tust gerade so, als würde ich etwas Verbotenes machen, dabei habe ich einfach nur seit ein paar Wochen einen neuen Job. George schüttelte den Kopf. „Das weiß ich, aber warum gerade Fernfahrer? Wozu hast du studiert? Wozu haben deine Mutter und ich dir dieses Studium finanziert? Hm? Sag mir das mal.“ Dennis verdrehte die Augen. Er konnte es einfach nicht mehr hören. Immer wieder dasselbe. Und das, seid sein alter Herr davon wusste. „Du verdienst jetzt nicht einmal mehr die Hälfte von dem, was du vorher hattest“, brachte sein Vater erneut an. „Warum kannst du nicht verstehen, dass ich in diesem Labor nicht glücklich war?“ „Glücklich...“ George schüttelte erneut den Kopf. „Es geht aber nicht darum, immer glücklich zu sein. Wenn du dir eine anständige Zukunft aufbauen willst, brauchst du eben Geld...“ Dennis nahm sich schweigend seine Zigarettenschachtel aus der Gesäßtasche und zündete sich eine davon an. „Und dass du rauchst gefällt mir auch nicht!“ Bei diesem Worten blieb Dennis mit einem Ruck stehen. „Dad! Ich bin 30! Verdammt nochmal! Wie lange willst du mich noch wie ein Kind behandeln?“ „Bis du zur Vernunft kommst! Und mit den ganzen Tätowierungen siehst du aus wie ein Clown.“ Das war es also wieder. Auch eines der leidigen Streitthemen. Grimmig kniff Dennis die Augen zusammen und starrte seinen Vater an. Dabei begann er ihn genauer zu betrachten. Grau war dieser geworden und die Falten an seiner Stirn waren nun dauerhaft da und nicht nur, wenn er wütend das Gesicht verzog. Ein alter Mann war er geworden. Zu viel Stress und zu viele Sorgen, die er sich stets um Andere machte... Um seine Gedanken von seinem Vater wegzubekommen, nahm er einen tiefen Zug von der Zigarette und sprach schließlich weiter, während er seinen Weg fortsetzte und sein Vater ihm folgte. „Ich werde jetzt zwei Wochen nicht da sein. Nächstes Wochenende komme ich nicht Heim. Sag das Mutter bitte.“ Er überlegte kurz, ob er noch etwas ergänzen sollte. In etwa: dass sein Vater dann endlich mal Zeit hatte, wieder runterzukommen, sich zu beruhigen, darüber nachzudenken, was er hier wieder für eine Szene gemacht hatte, doch er sagte nichts. Dennis wollte es nicht noch schlimmer machen. Er wollte sich mit dem „alten Mann“ doch nicht anlegen. Er liebte seinen Vater. Sie liefen weiter durch die Fußgängerzone. Zu ihrer rechten standen nun in gleichmäßigen Abständen alte Linden, welche ihren Platz eingebaut zwischen den Pflastersteinen hatten. Ein laues Lüftchen begann zu wehen und brachte die Blätter zum Rascheln. „Deine Mutter wird damit auch nicht klar kommen“, sagte George schließlich, als sie unter den Bäumen hinweg liefen. Links neben ihnen waren nun die einzelnen Eingänge einer der Wohnblocks. „Sie wird damit auch klar kommen...“, murmelte Dennis nur und griff sich sein Handy um auf die Uhr zu sehen, während er den Zigarettenstummel wegschnipste. Sein Vater blickte diesem nach, bis er auf den Steinen zum liegen kam. Eine der Haustüren, an denen sie eben vorbeigetreten waren öffnete sich und anschließend näherten sich zügige Schritte. Dennis blieb sofort stehen, um sich danach umzusehen. Dieser Jemand hatte es, wie es schien, recht eilig und er wollte ihm aus dem Weg treten, bevor ihn dieser umrannte. Doch als er sich danach umgewandt hatte, überkam ihn augenblicklich Panik. Der langhaarige Kerl, der dort eben herausgekommen war, hatte eine Waffe in der Hand. Sein verbissener Blick war unter der großen Sonnenbrille kaum auszumachen. „Scheiße...“ Dennis trat eilig aus dem Weg, doch der Lauf der Waffe war plötzlich auf ihn gerichtet. Völlig wortlos hatte der Kerl mit der Waffe den Arm gehoben und folgte mit dem Lauf Dennis, dann jedoch seinem Vater. Was sollte Dennis nur tun? „HLFE!“ Wahrscheinlich war dieser Schrei das wohl falscheste, was er hätte tun können, denn der Kerl mit der Waffe zuckte zusammen, sah dann jedoch zu, dass er Land gewann. Erleichtert atmete Dennis auf, doch er hätte sich nicht zu früh in Sicherheit wiegen sollen, denn nachdem der Verrückte bereite einige Meter vorbei war, wand er sich tatsächlich erneut nach den Beiden um. Geistesgegenwärtig riss Dennis seinen Vater aus dem Weg und auf dem Boden, doch dabei durchzuckte ihn augenblicklich ein stechender Schmerz. Der Schuss war kaum zu hören gewesen, doch ein Feuer begann in ihm zu brennen. Dennis wollte etwas sagen, sackte jedoch wortlos zu Boden. Als George ihn hinter sich aufschlagen hörte, war dieser schneller wieder klar im Kopf wie gedacht. Eilig wand er sich nach seinem Sohn um, ohne an die Schmerzen in seiner wohl ausgekugelten Schulter und seinem aufgeschlagenen Kopf zu denken. „Junge!“ Behutsam versuchte er mit einer Hand Dennis ein Stück zu ihm umzudrehen, doch das war leichter gedacht, als getan. Sein Mund war voller Blut. „Va...ter...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)