100 Storys - es lebe die 'Un'übersicht von Trollfrau ================================================================================ Kapitel 14: 26. Mitternacht --------------------------- Das hektische Klopfen, an seiner Fensterscheibe, ließ Marik hochschrecken. Sein Blick fiel auf die Uhr. Mitternacht. War er doch tatsächlich eingenickt? Er blickte in das verärgerte Gesicht, des Portiers. Eilig ließ er die Scheibe herunter. „Du hast sie allen Ernstes allein gelassen? Was bist du nur für ein Leibwächter?!“, geiferte er gänzlich auf Förmlichkeiten verzichtend. „Leibwächter? Hören Sie. Ich habe sie lediglich auf einem Parkplatz aufgelesen, weil sie verfolgt wurde. Ich kenne die Kleine im Grunde überhaupt nicht.“ Was ging es denn diesen Alten an? Erst Recht sein Gemecker? Das ihn dieser Kerl hier heruntermachte, missfiel Marik. „Sind die etwa hier?“ Eine Frage, die sich ihm dennoch aufdrängte. Er nahm sich die Wäsche und stieg aus dem Wagen. Dann betrachtete er erst den Alten, die Umgebung und wieder den Alten. Es sah hier nicht anders aus, als vorhin, als er weggegangen war, nur die Miene des Motelbesitzers passte nicht zur Gesamtsituation. „Sagen wir, sie waren hier. Im Augenblick besteht keine Gefahr.“ Damit hätte Marik nicht gerechnet. Vera hätte von dieser Raststätte aus nun wirklich überallhin verschwinden können, nach ihrer Flucht, aber dass sie ihnen tatsächlich gefolgt waren, wollte ihm nicht in den Kopf. „Sie waren hier?“ „Ich habe mich darum gekümmert.“ Was sollte das nur wieder heißen? Ungläubig blickte er dem Alten nach, der sich wieder ins Motel zurückziehen wollte. Eines der Zimmer benutzte er wohl selbst. „Was haben Sie angestellt, Mr.?“ Der Alte blieb stehen und schenkte ihm einen grimmigen Blick. „Ich habe lediglich Recht und Ordnung wieder hergestellt. Mehr werde ich dazu nicht sagen.“ Abermals wand er sich zum gehen. „Tu bloß nicht so, als wäre ich der einzige, mit Geheimnissen...“ Er lief auf sein Zimmer zu und schloss die Tür auf. Erst dann wand er sich erneut zu Marik um, dessen Mund kurz offen gestanden hatte. „Ich kann dir sagen, warum sie hinter ihr her sind. Es geht nicht einfach darum, sie umzulegen. Die Kleine hat etwas gesehen, was sie nicht hätte sehen sollen.“ „Woher wissen Sie das?“ Marik beschleunigte seine Schritte und packte den Alten am Arm, bevor dieser verschwinden konnte. Vollkommen ungerührt sah dieser auf Mariks Hand. „Ich habe in euren Seelen gelesen. In den, der beiden Kerle, in der der Kleinen und auch in deiner. Ich weiß längst, dass du etwas Besonderes bist.“ Marik gab seinen Arm frei und presste die Lippen fest zusammen. So langsam wurde ihm dieser alte Mann unheimlich. Er spürte eine Nervosität in sich aufsteigen, die kaum unangenehmer sein konnte. „Diese Sache mich betreffend, behalten Sie hoffentlich für sich?“ „Aber natürlich. Ich kann schweigen, wie ein Grab.“ Tief atmete Marik durch. Das konnte noch heiter werden. Wenn der Alte es jetzt bereits wusste? Aber etwas Besonderes zu sein, konnte nun wirklich viele Bedeutungen haben. Allerdings wollte er diesen Gedanken nicht näher auslegen. „Sir?“, wand er sich stattdessen erneut an ihn. „Würden Sie mich vielleicht in unser Zimmer lassen? Ich hatte ihr gesagt, dass sie abschließen soll und dass ich klopfe, wenn ich zurück bin, aber ich will sie jetzt nur ungern wecken. Ihre Woche war ganz bestimmt beschissen und schlaflos genug.“ „Aber sicher.“ Der Ärger war mit einem Male aus dem Gesicht des Alten gewichen, ganz so, als wäre dieser nie dagewesen. Er schloss sein Zimmer erneut ab und bestieg die Treppe nach oben. Marik folgte ihm auf leisen Sohlen. An der Tür angekommen, traf ihn jedoch erneut der ernste Blick des Alten. „Und achte nun besser auf sie. Sie kann deine Hilfe gebrauchen.“ „Können Sie mir vielleicht sagen, was genau sie gesehen haben soll, was sie nicht hätte sehen dürfen?“ Mariks Interesse war geweckt, aber viel mehr wollte er einfach wissen, wie gefährlich das Spiel für ihn noch werden konnte. „Tut mir leid, aber so deutlich waren diese Bilder nun auch nicht. Da wirst du sie schon selbst fragen müssen.“ Er schloss auf und trat aus dem Weg. Mariks Blick folgte dem Portier, bis er um der Ecke verschwunden war. Was hatte er gesagt? Die Bilder waren undeutlich und er hatte sich darum gekümmert? Wie nur sollte er sich das alles vorstellen? Dieser alte Mann kam doch kaum diese Treppe hinauf. Spielte er etwa nur den Gebrechlichen? Mit einem Schulterzucken trat er schließlich ein. Kaum war die Tür einen Spaltbreit geöffnet, streckte ihm Xerxes bereits die Schnauze entgegen. Marik musste sich beeilen, dass er seinen Hund beruhigt bekam, bevor er mit seinem Gehopse und Gejaule die Schlafende weckte. Sofern sie denn schlief. Er hob prüfend den Blick, während er seinen vierbeinigen Freund graulte. Ja, Vera schlummerte zusammengerollt unter einer der Decken. Ein Lächeln stahl sich kurz auf seine Lippen, dann nahm er die Sonnenbrille ab, während er sie weiterhin genau betrachtete. Was hatte sie nur gesehen, was den Portier so nervös gemacht hatte? Und vor allem ihn jetzt auch noch, ohne dass er wusste, was er gemeint hatte. Sein Weg führte ihn erst einmal ins Badezimmer. Frisch geduscht und wieder in voller Montur verharrte er erneut neben dem Bett. Wie sollte das jetzt ablaufen? Marik war so verunsichert. Er konnte doch nicht seine Deckung ablegen. Das ging nicht! Sie würde davonrennen! Er sollte sie doch beschützen. Sie zu erschrecken konnte also nicht falscher sein. Um kurz von diesen Gedanken wegzukommen, packte er erst einmal ihre Klamotten aus. Hübsch zusammengefaltet legte er das Häufchen auf den runden Tisch an der Wand. Beim zusammenlegen hatte er für einen kurzen Augenblick wieder diese Beklemmung gespürt, aber es war immerhin schon ein paar Tage her, dass er Damenunterwäsche in den Fingern gehabt hatte. Ihr Shirt war zudem ziemlich ruiniert. Xerxes hatte sich derweil wieder auf dem Teppich in der Ecke nieder gelegt. Sein wachsamer Blick folgte seinem Herrchen genau, als sich dieser, anstelle sich hinzuzulegen, ans Fenster trat. Auf dem Parkplatz, auf welchen man von hier aus einen guten Überblick hatte, war keine Bewegung zu sehen. Nichts. Fast schon gespenstische Ruhe um diese Zeit. Mit der Brille in der Hand, überlegte er schließlich nicht länger. Er setzte sich diese wieder auf und legte sich auf die freie Betthälfte, ohne erst unter die Decke zu kriechen. Kaum einen Augenblick später bekam keiner mehr mit, dass sich nun doch etwas draußen tat. Ein Tier war es, welches sich von der Innenstadt her genähert hatte. Mit der Größe eines Wolfes bewegte es sich tapsig wie ein Bär über den Parkplatz zwischen den Wagen hindurch. Hin und wieder blieb es dabei stehen und hob die Nase witternd in die Luft. Doch dann verschwand es bereits in Richtung des kleinen Stores. Die Abfallcontainer waren sein Ziel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)