Das Herz von Azkaban von Betakuecken ((ABGESCHLOSSEN)) ================================================================================ Kapitel 3: Drei --------------- Das Herz von Azkaban Der Weißbart lächelte verschwörerisch und strich sich dann amüsiert über den Bart. „Wie eh und je misstrauisch, nicht wahr, Mr. Malfoy? Aber ich habe in der Tat einen Grund.“ Aufmerksam sahen ihn die beiden jüngeren Männer an, warteten darauf, dass der Ordensführer fortfahren würde. „Ich habe zugetragen bekommen, dass ihr zum Minister wollt. Mich würde interessieren, wieso?“ Das überraschte die beiden wirklich. Seit sechs Jahren versuchten sie zum mächtigsten Mann der weißen Magier zu gelangen, auch wenn der Kerl in Wahrheit ein Versager war – in allen Bereichen, wohlgemerkt! – und Dumbledore hatte nichts bemerkt. Darum stellte sich die Frage, weshalb ausgerechnet jetzt jemand die Neugier des alten Mannes weckte. „Nun, Albus, ich denke nicht, dass wir dir das sagen müssen“, verschränkte Severus die Arme vor der Brust und schlug das eine Bein über. „Mein Junge, ich möchte euch doch nur helfen! Wenn ihr mir sagt, weshalb ihr zu Fudge wollt, kann ich da vielleicht etwas für euch tun.“ Draco verdrehte die Augen und schnaubte erneut, als er das hörte. Das veranlasste den Weißbart dazu, zu dem Blonden zu sehen. „Mr. Malfoy, ich entnehme Ihrem Verhalten, dass Sie keinen Wert auf meine Hilfe legen?“ „Genau so ist es! Schließlich haben Sie bisher ja genauso wenig getan, um dafür zu sogen, dass das Ministerium Jagd auf die geflohenen Todesser macht, wie irgendjemand sonst. Der Einzige, der den Mut dazu hatte, war Potter! Und den habt ihr einsperren lassen.“ Albus maß den jungen Mann mit skeptischen Blicken, dann sah er wieder zu Severus, aus dessen Gesicht er wie üblich nichts ablesen konnte. Er wusste aus Erfahrung, dass er auch nichts aus seinen Gedanken bekommen würde. Das Gleiche würde wohl für den Blonden gelten, denn dieser war nun mal ein geborener Malfoy und die Fähigkeit seine Gedanken zu verschließen, war ihm sicherlich schon früh beigebracht worden. „Nun, wir alle wissen, dass Harry über all den Dingen, die in der Vergangenheit geschehen sind, scheinbar den Verstand verloren hat. Er hatte Ambitionen, Dunkle Magie einzusetzen und wollte Wesen in unserer Gesellschaft Rechte einräumen, die undenkbar sind!“ Die Männer in den Sesseln hatten dafür nicht einmal einen Blick für den Schulleiter übrig, so sehr missachteten sie sein Verhalten. „Ich bin sicher, dass ihr eines Tages die Entscheidung des Ministeriums einsehen werdet. Und glaubt mir, für mich war es auch nicht leicht, das geschehen zu lassen. Aber die Beweise waren einfach erdrückend! Ich habe wirklich versucht, ihn da rauszuholen.“ Mit diesen abschließenden Worten wandte er sich um und verließ die Räume des Zaubertrankmeisters. --- Als er seine Umgebung an diesem Morgen wahr nahm, konnte er das Geräusch von Tropfen auf Stein hören. Was ihn aber irritierte war, dass es nicht wie üblich trist und eintönig war, sondern es ihn erfrische. Das war vorher noch nie der Fall gewesen. Außerdem fror er nicht, genauso wenig schien er in Flammen zu stehen. War das Fieber verschwunden? Der Husten? Dann waren da plötzlich Stimmen, die redeten und lachten – laut und ausgelassen. Seit wann lachten die Gefangenen in den Zellen? Noch nie hatte er das gehört und die Dementoren ließen einem doch gar keine Möglichkeit dazu. Heulen und Klagen hallte wider, als stünde er direkt neben diesen zum Tode und Wahnsinn verdammten Kreaturen. Er wusste, dass draußen die See gegen die massiven Mauern peitschte, das Riff umspülte, als wollten sie sich umarmen. Salzgeruch erfüllte die Luft, Wind jagte durch die kleinen Ritzen und glaslosen Fenster der Patrolliengänge und wehte Schneeflocken hinein. Alles war so nahe und greifbar, all das wusste er, als wäre er an jedem dieser Orte zur gleichen Zeit. Dann wurde ihm schlagartig klar, dass er nicht mehr in einer Zelle saß. Und mit dieser Erkenntnis verschwand die Erinnerung an die Vergangenheit… --- Der Tagesprophet hatte an diesem Morgen schlimme Dinge zu berichten. Die wenigen verbliebenen der Widerstandsgruppe hatten schwer daran zu kauen, was sie da zu lesen hatten. Todesser zerstören erneut Dörfer! – Wann hat der Terror ein Ende? Leise Unterhaltungen setzten ein und zwischendrin konnte man jemanden schluchzen hören. Es war schockierend, mit welcher Gewalt die Anhänger des toten Dunklen Lords vorgingen. Die meisten waren sich sicher, dass es jemanden gegeben hatte, der hätte vorwarnen können. Aber die magische Bevölkerung hatte nicht den Mut, sich ihnen anzuschließen oder Hinweise zu geben und wenn es doch einmal jemanden gab, so war es meist jemand sehr junges, der kaum Erfahrung hatte und schnell unter den Opfern wieder zu finden war. Ein sehr deprimierendes Bild. Viele wollten all dem einfach nur noch ein Ende bereiten, sie waren verzweifelt und mittlerweile sehr erschöpft. Sie alle hatten den Krieg satt und würden fliehen, hätten sie nur die Möglichkeit. Es waren sogar der eine oder andere der feindlichen Seite beigetreten, in dem Glauben, ihr Leben würde leichter und vor allem sorgloser werden. Jeden einzelnen hatten sie später tot gesehen. Die Ordensmitglieder wurden mit jeder Minute müder. Ihnen fehlte immer mehr die Kraft, um Großangriffe der Todesser zu blocken. Diese Tage waren dunkle Zeiten, schlimmer noch als vor über zwanzig Jahren, als Voldemort das erste Mal begonnen hatte ein Machtregime aufzubauen. Von den anderen Ländern Europas hatten sie bisher nur Absagen erhalten, wenn es darum gegangen war, Hilfe zu leisten. Der Orden hatte nicht nur einmal angefragt. Oft hatten sie in ausführlichen Briefen und beigelegten Artikeln aus dem Tagespropheten ihre Situation erläutert, doch anscheinend hatten die anderen Ländern entweder nicht begriffen, dass die Situation noch viel weiter ausarten könnte, wenn nicht bald ein Ende gesetzt werden würde oder Voldemorts Taten und die der Todesser heute, hatten sie einfach viel zu sehr eingeschüchtert. Ihnen allen schien nicht klar zu sein, dass, wenn die Todesser erst einmal die komplette Herrschaft über Großbritannien erlangt hätten, sie dazu übergehen würden, die Herrschaft über die Welt zu erobern. Keiner aus dem Phönixorden zweifelte an dieser Ambition. Schon bald würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Weißmaskierten sich einen neuen Anführer, einen neuen Lord gewählt hätten, den sie anbeten würden. Das Ministerium war genauso wenig bereit zu helfen. In der Öffentlichkeit hieß es zwar, dass die Auroren alles taten, um die entkommenen Anhänger des toten Voldemorts einzufangen, doch wenn man sich intern umhörte, wusste man, dass Fudge wieder einmal die Augen vor der Wahrheit verschloss. Albus hatte manchmal leise Unterhaltungen mitbekommen, in denen die Mitglieder darüber diskutierten, dass sie damals Potter hätten folgen sollen, als er gemeint hatte, sie müssten die Todesser einfangen. Vielleicht hätten sie auch zusammen mit dem Retter der Zauberwelt ins Ministerium gehen sollen? Womöglich hätten sie genügend Einfluss auf die Verläufe der Ermittlungen gegen die Todesser nehmen können, so dass heute Frieden herrschen könnte. Aber sie hatten es nicht getan… Stattdessen waren sie so blind gewesen und hatten geschluckt, was die Zeitungen geschrieben und der Minister erzählt hatte. Jeder von ihnen hatte geglaubt, dass Harry Potter, der Lord Voldemort vernichtet hatte, selbst zum Schwarzmagier geworden war und sich den Todessern anschließen wollte. Niemand hatte daran gezweifelt, dass der Goldjunge über die vielen Jahre des Krieges hinweg, in denen er noch ein Kind gewesen war, den Verstand verloren hatte. Und nun saß ein junger Mann, der nie hatte ein echtes Kind sein können, in Azkaban, von der Welt der Magie verstoßen. Albus seufzte und fragte sich, was geschehen würde, ginge er den Jungen dort besuchen. --- Auf dem Eismeer herrschte ein wilder Sturm aus Regen und Schnee, der nicht sonderlich angenehm war, da die wenigsten Fenster in Azkaban Glasscheiben aufwiesen. Die Zauberer, die Wache halten mussten und die Dementoren kontrollierten, waren besonders schlecht gelaunt, da ihnen das eisige Wetter immer wieder in die Gesichter schlug und ihre Umhänge feucht werden ließ. Knurrend eilten sie die Gänge entlang, verteilten das Essen mit den dazugehörigen Zaubern und beschimpften lauthals die Tatsache, dass Verbrecher wie Todesser und der restliche Unrat, der eingelocht worden war, überhaupt etwas bekamen. In den Räumen, in denen die Auroren schliefen und aßen, gab es verglaste Fenster und Feuer. Gelächter erklang von denjenigen, die zu diesem Zeitpunkt frei hatten. Wie so oft, waren die Gefangenen das Thema, denn über sie konnte man immer herziehen. Doch die gute Laune wurde schnell gebremst, als das Gebäude in den Grundfesten erzitterte und niemand wusste, wie das sein konnte. Hastig rannten die meisten los, suchten nach ihren Kollegen oder dem Grund der Erschütterung. Einige Zeit später wussten sie nicht viel mehr, so dass sie das Vorkommnis unter den Tisch fallen ließen - was der Minister nicht wusste, das war nicht geschehen… Also setzten sich die fünf Männer wieder an den Tisch und führten die Unterhaltung weiter als wäre nichts geschehen. Doch nicht viel später wiederholte sich das Spiel und sie wurden doch etwas unsicher. Noch niemals war es vorgekommen, dass Azkaban auch nur erschüttert wurde. Selbst Erdbeben hatten sie noch niemals bemerkt, wenn sie hier gewesen waren. Was also war zu tun? Dann kam die Zeit für ihren Schichtdienst. Mit verkniffenen Gesichtern machten sich die Männer auf den Weg zur Tür, durch die ihre Kollegen bereits kamen. Es behagte der jetzigen Gruppe Auroren genauso wenig in die Kälte zu müssen, wie der Frühschicht. Dabei fiel dem Leiter der Spätschicht auf, dass ein Mann fehlte. „Wo ist Karl?“, erkundigte er sich, während er eine störende Strähne seines dunklen Haares aus dem Gesicht wischte. „Keine Ahnung, ich dachte, er wäre schon hier“, antwortete einer der anderen. „Nein, ist er nicht. Ich warte hier noch, wenn er in einer halben Stunde nicht da ist, suchen wir ihn“, entschied er und setzte sich wieder. Seine Kollegen bemerkten das mit Missmut, aber er war der Boss und so zogen sie ab, um ihre Arbeit zu erledigen. --- „WAS?!“, brüllte Zaubereiminister Fudge so laut durch sein Büro, dass dem Abteilungsleiter der Strafverfolgung die Ohren klingelten. Es war keine gute Idee gewesen selbst hierher zu kommen… „Wie ist das möglich? Niemand kann einfach so verschwinden!!“, schrie Fudge weiter, wobei er sehr an einen kleinen Gnom erinnerte, der versuchte sich größer zu machen, als er war. Wie sehr wünschte sich Pius Thicknesse, dass sein Minister ein Irrwicht wäre… „Minister, wir sind mitten in den Untersuchungen! Aber bisher hat es noch keine Ergebnisse gegeben! Wir werden Sie sofort benachrichtigen, wenn si-“ Der Mann unterbrach sich, als eine Nachricht in Form eines Papierfliegers auf ihm landete. Eilig faltete er ihn auseinander und las die wenigen Zeilen. „Bei Merlin…“, flüsterte Thicknesse fassungslos und seufzte laut auf. „So wie es aussieht, gibt es bereits Neuigkeiten, allerdings keine guten. Es ist schon wieder ein Mann verschwunden!“ Fudge starrte den anderen bitterböse an, so als wollte er ihm sagen, dass er keine schlechten Nachrichten hören wollte. Wie sollte er denn das Verschwinden von Wachen in Azkaban verheimlichen, wenn die Familien bald Fragen über den Verbleib ihrer Männer und Väter stellen würden? Es würde nicht lange dauern und die Presse wäre mit Volldampf dabei, allen möglichen Klatsch zu verbreiten. „Tun Sie etwas!“, keifte der Minister und schmiss den Abteilungsleiter schließlich hinaus, der darüber glücklicher war, als man ihm ansah. --- Natürlich hatte der Orden des Phönix´ Wind von der Sache bekommen und Albus war augenblicklich ins Ministerium gereist, um den Minister zu befragen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, verweigerte der erst jede Stellungnahme, doch schließlich gelang es dem alten Weißmagier doch, ihn zu überlisten und die erwünschten Informationen zu erhalten. „Ich werde mich dort einmal umsehen, vielleicht kann ich helfen. Ich denke, dass wir alle Wert darauf legen, dass die bisher gefangenen Todesser – auch wenn es nicht viele sein mögen – dort gefangen bleiben. Nicht wahr?“ Der rote Kopf des kleinen Mannes sagte mehr als tausend Worte, so dass Dumbledore sich mit einem verschmitzten Lächeln davon machte. Wieder in Hogwarts, trommelte er alle zusammen und setzte sich wie üblich an die Stirnseite des ehemaligen Gryffindortisches. „Meine Lieben, es ist eine ernste Sache, die wir zu besprechen haben“, begann er und sah allen einmal ins Gesicht. Es überraschte ihn ein wenig, dass auch Severus und der junge Malfoy anwesend waren, aber es sagte nicht dazu. „Mir wurde zugetragen, dass sich in Azkaban seltsame Dinge abspielen. Es sind Wärter verschwunden! Die dortige Auroren, so wie eine Sondereinheit haben nach ihnen gesucht, allerdings erfolglos. Ich habe beschlossen selbst ein Auge darauf zu werfen und werde deshalb morgen das Schloss verlassen.“ Aufgeregt begannen alle Mitglieder zu reden, alle, außer Severus und Draco. Sie hatten ruhig zugehört und bedachten den alten Mann nun mit Blicken, die für sich sprachen. Albus erwiderte und nickte schließlich. Er würde diese beiden mitnehmen, ansonsten würden sie wohl nur Ärger verursachen, und das war im Moment nicht zu gebrauchen. „Albus, denkst du nicht, dass das zu gefährlich ist?“, sagte Minerva plötzlich laut. Blaue Augen musterten die Frau gutmütig, dann erhob er sich, um sich auf den Weg zur Tür zu machen. Neben seinen morgigen Begleitern blieb er stehen. „Ich warte morgen um acht in der Eingangshalle auf euch.“ Die beiden nickten und verschwanden anschließend genauso schweigend. --- Das Gejammer des Insassen war so erbärmlich, dass es schon bald nicht mehr zu hören war. Etwas, das den Auroren erst gar nicht aufgefallen war. Als sie jedoch ihren routinemäßigen Rundgang machten und nach ihm schauen wollten, konnten sie die Tür zu der Zelle einfach nicht finden. Egal wie oft sie den Gang hoch und runter rannten, sie war und blieb verschwunden. „Ich glaube, wir sind doch falsch…“, räumte einer der Männer ein und drehte sich fort. Sein Kollege folgte ihm mit einem skeptischen Blick. Beide wussten, dass es der richtige Gang sein musste, aber wenn da doch keine Tür war? Im Ministerium war es ein unausgesprochenes Geheimnis, dass in Azkaban manchmal Gefangene einsaßen, die zu Unrecht betraft worden waren. Die Auroren waren sich dessen bewusst, allerdings behandelten sie diese Personen keineswegs besser. Sie versuchten auch nicht etwas dagegen zu unternehmen, sie akzeptierten es einfach und behandelten diese Menschen wie jeden Todesser oder anderen Schwerverbrecher. Was der Minister jedoch nicht wusste war, dass einige dieser speziellen Gefangenen verschwunden waren. Eines Morgens waren ihre Türen einfach unauffindbar und man hat sie nicht wieder entdeckt. Was passiert war, konnte natürlich auch niemand sagen. Lebten sie? Waren sie tot? An drei regnerischen Tagen war sogar einfach eine ganze Mauer verschwunden und Todesser so wie ein Auror waren in die Tiefe des brausenden Sturmes gefallen. Man hatte sie später alle tot an der Küste angespült gefunden. Mittlerweile weigerten sich die Auroren auch schon, überhaupt Dienst im Gefängnis zu machen, da sie sich fürchteten ihre Familie nicht wieder zu sehen. Ein berechtigter Grund, wie das Stammpersonal von Azkaban wusste. Mittlerweile hatten sie auch den Verdacht, dass diese Festung ein Eigenleben führte. Es wäre jedenfalls eine Erklärung für plötzlich verschwindende Türen oder ganzer Mauern. Man konnte es mit Hogwarts vergleichen, auch wenn Letzteres wohl keine verschwindenden Wände aufzuweisen hatte. Allerdings war es ihnen ein Rätsel, warum bisher niemals auch nur etwas Ähnliches geschahen war, wenn Azkaban doch einen eigenen Willen zu haben schien. Ich würde auch nicht in einem Gefängnis arbeiten wollen, von dem ich nicht weiß, ob es auf meiner Seite steht... Was sagt ihr zu diesem Kapitel? Bye, Mitani Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)