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The Dark Light

Das Reich des Drachenkönigs I
von

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Das Reich

Mythen uns Legenden ragen sich um die alten Länder. Eines der ältesten war Tamos genannt und wart bekannt für seine Reichtümer und Schätze. Alte Magie formte das Land und die blutigen Kriege zwischen mächtigen Wesen lehrten die Völker.

Tamos versank bald zum Schutz der anderen in das Unterreich, wo weiteres Unheil verborgen blieb. Ein altes Volk schloss alle Magie und Hass in eine andere Ebene, die zu der Zeit noch unter den Namen Dragonkan bekannt war. Das Land der Drachen.

Dort konnte kein Unheil mehr ans Licht gelangen und das letzte lebende Volk von Tamos, die Sylenta , wurden die Hüter des Portals in das Land Dragonkan zu reisen.
 

Doch die Finsteren Mächte werden nie vergessen und nie verzeihen. Sie schworen Rache an alle Völker, an all das Licht und all ihre Painigern. Sie liegen auf der Lauer, im Dunkeln. In den Dunklen Gängen unter der Sternenstadt, Dibriz.

Bergdorf "Elrion"

Ein Tag wie jeder war schon zur Hälfte geschafft und die Sonne wurde oft von den dicken Wolken unterbrochen, die durch den Wind am Himmel entlang jagten. Die Luft von den Bergen her war kühl und angenehm frisch, warum er den Umhang enger um sich zog, als eine Böhe ihn aufblähte. Jahre war es her als er das letzte mal in den Bergen unterwegs war. Es war seine Flucht gewesen, die ihn hier her verschlug. Das Unterreich war ein finsterer und keinesfalls Lebenswerter Ort und doch gab es dort Leben. Obwohl Valrak es sicherlich nicht Leben genannt hätte.

Erneut stieß eine Böhe gegen ihn und fegte die Kaputze von seinem Haupt, sodass die langen weißen Haare freigelegt wurden. Ein Merkmal seiner Herkunft, ebenso wie seine schwarze Haut und die rot funkelnden Augen.

„Warum musste sich dieser Wicht auch hierher verkriechen!“ murmelte Valrak missmutig und ging weiter. Damals hätte er nie damit gerechnet ein Abtrünniger zu werden, der an der Oberfläche ein ehrenwertes Handwerk annehmen würde. Wobei ehrenwert auch im Auge des Betrachters lag. Meuchler waren unter den Drow angesehen und von ihrer Göttin bevorzugt. Doch an der Oberfläche waren es nur Ganoven und Schurken. Tage lang schon verfolgte er nun schon einen Mann. Sein neuer Auftrag. Valrak war ein begnadeter Assassine und in seiner Gilde hoch angesehen für sein Könnne. Doch bereitete dieser Auftrag ihm doch Kopf zerbrechen. Immer wenn er dachte er habe ihn musste er mit Bedauern feststellen das dieser schon weiter gereist war.
 

Sein Vorrat neigte sich immer mehr dem Ende zu und der tosende Wind, machte dem Drowelf zusehens zu schaffen. Der nächste Schritt brachte ihn ins taumeln, als er unglücklich auf einen losen Stein trat und beim kläglichen Versuch zu auf zu fangen weiteres Geröll unter seinen Fuß sich bewegte. Somit rutschte der an sich aggiele Drow aus und blieb erst einmal erschöpft auf den Boden sitzen.

„Ich sollte es abbrechen!“ sinierte er wütend und von sich selbst enttäuscht. Noch nie musste er einen Auftrag abbrechen, aber wurde er auch noch nie so an seine Grenzen getrieben. Er konnte nicht glauben das dieser Mann ihn bemerkt hatte. Es war nur ein lächerlicher Wanderer der von Ort zu Ort und Stadt zu Stadt reiste.

Valrak raffte sich auf und setzte sich auf einen Fels am Wegrand. Er griff in eine Gürteltasche und holte ein Stück Brot und etwas Pökelfleisch hervor. Mit wenig Genuss biss er ein Stück des Brotes ab und kaute darauf herum. Es war der kümmerliche Rest einer Wochenration die er nun aufaß. Auch das bisschen Wasser im Trinkschlauch war nun schon 3 Tage alt. Er zwang sich alles hinein und atmete nochmal tief durch. Im nächsten Dorf würde er wohl seinen weiteren Weg überdenken müssen, stellte er nun seufzend und niedergeschlagen fest.

Sein Blick schweifte kurz zurück, den Weg entlang den er gekommen war. Dort ist er schon seit einiger Zeit an keiner Abzweigung vorbei gekommen. Also blieb ihm nur den Weg weiter zu gehen. Schwer fällig und mit müden Füßen richtete er sich wieder auf und machte sich auf die Suche nach einen Schild. Vielleicht konnte er auch einen Vorsprung entdecken von dem ein Blick über das Tal möglich wäre.
 

Nach einiger Zeit des weiter Marschieren blieb der Dunkelelf stehen und sah hinauf. Eine dichte Wolkendecke breitete sich über ihn aus und ein grollen war von den Bergen zu hören. „Ein Gewitter! Das hat mir ja noch zu meinen Glück gefehlt!“ stellte er mit bedauern fest, er überlegte kurz ob er sich beeilen sollte, aber ging schliesslich dann doch ruhig weiter. Eile würde ihn auch nicht vor dem Regen retten.

Einen Vorsprung konnte er noch immer nicht entdecken, aber schon nach wenigen Minuten brach über ihn ein Wolkenbruch ein. Liter weise regnete es auf den trockenen Felsboden herab und der Umhang von Valrak zog sich schnell Wasser voll und wurde so noch schwerer auf seinen Schultern.

„Noch ein Stück!“ murmelte er sich hoffnungsvoll zu und atmete tief durch als er eine kleine Höhle fand in der er sich verkriechen konnte, um den Regen abzuwarten. Die Höhle ragte nicht tief in das Gestein, auch war diese nicht sonderlich hoch. Aber er wollte ja auch nicht stehen, sondern setzte sich an den Eingang und sah hinaus.

Wenigstens wurde die Luft angenehmer und der Regen ward beruhigend auf den erschöpften Drow zu wirken. Müdigkeit übermannte ihn schnell und er zog die Kapuze tiefer ins Gesicht woraufhin seine Augen zufielen. Der Regen würde noch einige Zeit andauern.
 

- - -
 

Im kleinen Bergdorf Elrion, welches verborgen im Gebirge Gipfelsteig erbaut wurde, herrschte ausgedehnte Stimmung. Die Gauklergruppe der Familie Miníthir war dorthin gereist um dieses zu erheitern und zu unterhalten. Mit Lichtern und Musik lockten sie zahlreiche Dorfbewohner um dieses phantastische Schauspiel in aller Munde weiter zu tragen. Seit Jahren bereisten sie Dörfer und Städte und hatten sich mittlerweile einen Namen gemacht.

Besonders männliche Zuschauer waren gern und oft anwesend, was nicht minder an den schönen Töchtern der Gauklerfamilie lag. Sie waren geschickt mit der Illusionie, beweglich im Tanz und wussten die Zuschauer zu verzaubern. Die drittälteste Tochter des Gruppenführers war Gwendolyn. Eine blondhaarige Schönheit die geschickt Tanz und Illsionen miteinander kombienieren konnte.

Auch sie war wie ihre zwei älteren Schwestern, seit ihrer Geburt in der Gruppe eingebunden. Sie wuchs mit allen Tipps und Tricks ihres Vaters und den unzähligen Artisten auf. Tag ein Tag aus, übte sie neue Kunststücke, Tanzschritte und Trugbilder. Es galt immer etwas neues und einzigartiges herauszufinden, was sie dann voller Stolz der jubelnden Menge präsentieren konnte. Gwendolyn hatte das Pech der Liebling ihres Vaters zu sein. Weshalb sie natürlich noch unbarmherziger zum Training gezwungen wurde als alle anderen.

Der Auftritt begann meistens mit einer Tanzeinlage. Ihr Körper musste daher immer in Topform bleiben. Geschmückt mit glänzenden Gewändern, die doch knapp bemessen waren, umschlingt mit durchsichtigen Ärmeln und Beinen, geschmückt mit goldenen Armreifen, Edelsteinen und Ketten die klimpernd schwangen wenn sie sich bewegte.

Weiter ging es dann mit wunderschönen Trugbildern die sie entweder zu einem erneuten Tanz aufforderte oder in der Menge verschwand um die Leute zu erheitern. Glitzernde Drachen oder schillernde Schmetterlinge flogen über die Köpfe der Leute. All das war sehr schön anzusehen, doch Kräftezehrend für den Illusionisten.

Nach ihren Auftritten musste sie sich daher meist ausruhen und war froh wenn sie einige Minuten für sich hatte.
 

Wie auch an diesem Abend. Die Vorstellung wurde durch plötzliche Niederschläge abgesagt. Heftiger Regen prasselte auf die bereits aufgebaute Bühne. Das hiess, dass sie länger im Dorf bleiben mussten als sonst, was nicht selten vorkam. Gwendolyn hatte nichts dagegen, doch ihr Vater war da anderer Meinung. Unruhig streifte er umher und fluchte vor sich hin.

"Bei den Göttern! Was haben sie nur gegen uns und unserer Kunst? Wir hatten fast das ganze Dorf versammelt und dann dieser Niederschlag." fluchte der untersetzte Mann. Kaum einer hätte geglaubt das er tatsächlich ein Elf war. Doch die Spitzenohren verrieten seine herrkunft. Mit einer weiten Pumphose, braunen Stiefeln und einem auffällig bunten Hemd gekleidet lief er nervös im Zelt auf und ab.

"Vater bitte beruhige dich. Du musst das auch positiv sehen. So spricht es sich noch etwas herum. Und wenn das Wetter dann wieder schöner wird, werden noch mehr Leute anwesend sein als erwartet.", versuchte sie ihren alten Herren zu beruhigen. Was ihr auch glücklicherweise gelang. Lächelnd betrachtete er seine blonde Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

"Stimmt, mein Engel. Und auch für dich ist es gut. So kannst du die Zeit nutzen und etwas trainieren!" Da war es wieder. Er dachte natürlich nur wieder an die Show. Seufzend und gequält lächelnd, nickte die Elfe und erhob sich.

"Das mach ich Vater." Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und verschwand in ihr Zelt. Musste sie wirklich jede freie Minute arbeiten? Ihre Nummer saß doch schon perfekt und bis sie sich eine neue überlegen musste, war noch genug Zeit.

Sie schloss den Eingang und sah sich in ihrem kleinen Reich um. Das Leben eines Gauklers war nicht mit Prunk versehen. Eine einfache Pritsche, mit Fellen, eine Truhe mit ihrer Kleidung und ein Tisch und Stuhl, waren alles was ihr Zelt ausmachte. Licht kam über eine kleine Laterne und Tücher liessen ihre Behausung etwas wohlischer wirken.

Ermüdet legte sie sich auf ihr Lager und starrte die Decke des Zeltes an. Würde ihr Leben ewig so weitergehen? Das Prasseln auf das Zelt war so stimmig und rhythmisch das Gwendolyn mit diesen Gedanken im Kopf schliesslich einschlief.
 

- - -
 

Die Zeit zog an ihm vorbei und der Schlaf war tief und fest. Schon lange hatte er nicht mehr so ausgiebig geruht. Leise tropften die letzten Regengüsse auf den steinigen Boden und verstummten allmählich. Inzwischen war die Nacht ein gebrochen und Valrak öffnete langsam die Augen. Der Drowelf streckte sich und krabbelte aus der Höhle hervor. Wie spät es wohl war, dachte er und sah zu dem sternenklaren Himmel. Die Gewitterwolken hatten sich verzogen und nach den Sternen war es schon weit nach Mitternacht.

"Na toll! Nun kann ich meinen Auftrag gänzlich vergessen!" seufzte er und schüttelte den Kopf.

Er entschloss sich den Weg weiter zu gehen, in der Hoffnung bald auf eines der Bergdörfer zu treffen, wo er vielleicht seinen Vorrat aufstocken oder gar für einige Nächte verbleiben konnte.
 

Es dauerte nicht lang bis er endlich an das nächste Dorf ankam, Elrion. Seine Beine waren noch immer sehr müde und schmerzten vom langen marschieren. Obwohl er es als Assassine gewohnt war, lange strecken zu Fuß zurück zulegen, so waren seine Beine schwer wie Blei. Müde und Hungrig schleppte er sich zur nächsten Gaststätte in der noch Licht brannte. Viele Gasthöfe hatten auch noch spät in der Nacht die Türen für Reisende offen, was sein Glück war. Doch galt für ihn nun wieder vorsichtiger zu sein. Wesen wie er eines war, die aus dem Unterreich kamen, waren nicht sonderlich gern gesehen an der Oberfläche. Das wusste er genau. Also wurde die Kapuze noch tiefer ins Gesicht gezogen und alles, was auf seine schwarze Haut deuten liess, verdeckt.
 

Valrak betrat den Vorraum, in der normalerweise am Abend Tanz und Trinkgelage vollzogen wurden. Aber zu so später Stunde war alles still und er sah nur einen Betrunkenen der es nicht mehr nach Hause geschafft hatte. Eine Glocke die an der Tür befestigt war, liess den Wirt vernehmen das noch ein Gast eingetroffen war.

Fertig mit der Welt und mit dem Reisen ging der Drowelf zum Tresen. Der Wirt trat, schon in Schlafgewand gekleidet, hervor und begrüßte den Fremden. Misstrauen war gegeben denn normalerweise entledigten die meisten sich ihrer Kapuze wenn sie in das Gasthaus traten, vor allem wenn der Umhang vor Nässe triefte. Aber erkannte er auch, das der Fremde weit gereist sein musste. "Ihr wünscht?" stellte der Wirt die Frage, währned er den Fremden noch immer musterte. "Ein Bett und ein Frühstück." noch ehe der Wirt etwas sagen konnte, legte Valrak ihm eine Goldmünze auf den Tisch. Es war sicherlich der dreifache Wert, aber somit hatte er schnell ein Zimmer und ein gutes Frühstück zugeteilt bekommen. Damit konnte der Drow leben, solang er nur endlich sich richtig ausruhen konnte.

Fertig mit der sich selbst und der Welt schleppte er sich die Treppe zu den Gasträumen hinauf und ging in sein Zimmer. Es war klein und sporadisch eingerichtet. Ein Bett, ein kleiner Tisch mit einen Stuhl dran und eine Truhe am Fußende des Bettes. Ein kleiner Hocker stand neben dem Bett, der als Nachttisch diente und auf dem eine Kerze stand. Valrak benötigte jedoch kein Licht, als Drow konnte er hervorragend im Dunkeln sehen. Er entledigte sich erst mal seines Umhang und seiner Waffen. Schlapp legte er sich auf den Rücken in das Bett und starrte zur Decke. Auch wenn die Müdigkeit stark an seinen Augenlidern zerrte, er fand keinen Schlaf. Ihn beschäftigte zu sehr der Verlust des Geldes, welches er durch den Abbruch des Auftrages verloren hatte. Nun brauchte er dringend einen neuen. Die Hoffnung zog seine Lider hinab das er hier im Dorf jemanden ausfindig machen konnte.
 

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Gwendolyn wachte mitten in der Nacht auf. Irgendetwas berührte ihren Geist. Sie richtete sich in ihrem Bett auf und horchte. Es war alles still. Nichts deutete darauf hin, dass etwas herum schlich und sie so geweckt haben könnte. Ihr Geist war meist sogar während des schlafens so weit ausgebreitet, dass niemand nur in ihre Nähe kommen konnte ohne dass sie es nicht bemerkte.

Kopfschüttelnd tat sie es als "Fehlmeldung" ab. Doch wach war sie nun trotzdem. Seufzend glitt sie aus ihrem Bett, schnappte sich ihren Umhang um ihr Zelt zu verlassen. Immerhin hatte der Regen aufgehört. Mit federleichten Schritten entfernte sie sich etwas vom Lager. Sie wollte die Zeit nutzen um endlich für sich zu sein und ihren Gedanken nachgehen zu können. Somit steuerte sie einen freien Platz, an den kalten Felsen, an und liess sich dort nieder. Gedankenverloren sah sie sich das Dorf an. Einige Herbergen hatten noch Licht an. Doch sonst war nichts zu sehen. Das Dorf war nicht all zu groß und bot somit nicht viel an. Hier lebten nur Steinmetze und Bergarbeiter mit ihren Familien.

Seufzend sah sie zum Nachthimmel. Wo eben noch die Regenwolken hingen, waren nun ein sternenklarer Himmel zu sehen. „Wie lange soll das noch so weitergehen, Gwen?“, fragte sie sich selbst. Das war doch nicht die Erfüllung ihres Lebens. Sicher sie liebte es Leute zu unterhalten, aber immer eine Gauklerin sein wollte sie nicht. Nahm man sie denn so überhaupt noch irgendwo ernst?

Nachdenklich stützte sie ihren Kopf in ihre Hände. Die Ellebogen ruhten auf ihren Knien.

Die Elfe wusste nicht wieso, aber irgendwas sagte ihr, dass sie etwas erwarten würde. Irgendwas, was sie wachrütteln sollte. Doch was und wann war ihr ein Rätsel.

Während sie da saß und nachdachte, sah sie wie ein Betrunkener die Straße torkelte, mit einer Weinflasche in der Hand und fröhlich vor sich hin lallend. So sorglos, so machte es den Anschein. Wer weiß was für Sorgen der Gute mit dem roten Getränk weg spülen wollte. Das brachte sie leicht zum Schmunzeln. Ihre blauen Augen wanderten weiter durch die Dunkelheit. Doch sehr viel sehen konnte sie nicht. Sie konnte dank den Sternenhimmel und dem herrschenden Zweilicht mehr sehen als ein Mensch, doch sah sie nicht alles. So nahm sie nur ein Geräusch von der Seite war, als ob jemand ein Steinchen wegtrat.

Hinter den größeren Felsen, torkelte ein weiterer Betrunkener hervor. Anscheinend hatte dieser irgendwo dort hinten seinen Rausch ausschlafen wollen. Still und Regungslos blieb sie sitzen. Auf eine solche Konfrontation hatte sie jetzt wirklich keine Lust. Aber anscheinend war er noch nicht betrunken genug um sie zu übersehen.

"Ai ai ai, wasch haben 'ir denn da?" hickste der Besoffene und kam wankend auf sie zu. Gwen war sichtlich genervt und stand auf. Sie hatte sicherlich keine Lust zu so später Stunde einen Betrunkenen abwimmeln zu müssen.

"Wasch denn? Wasch denn? Gehscht du schon?", gluckste der Betrunkene. Sichtlich unwohl in ihrer Haut, ballte sie ihre Hände zu Fäusten.

"Sie sind betrunken. Legen sie sich lieber wieder hin und schlafen sie.", meinte sie trocken während sie sich zu ihn umdrehte und ihn mit ihren Augen fixierte. Innerlich wurde sie nervös und ärgerte sich darüber das sie ihn nicht eher bemerkt hatte.

"Keine luscht zu sch... schlafen." stiess er auf und kam noch etwas weiter auf Gwen zu, die sich sichtlich kontrollieren musste.

Schlaflose Nacht

Normalerweise benötigen Elfenrassen, worunter auch Drowelfen fielen, nur wenig Schlaf. Elfen hielten um sich auszuruhen eine Art Trance die nur wenige Stunden anhielt. Es sei denn sie waren so kraftlos wie Valrak gerade. Seine Augen waren zugefallen und er hatte sich in einen Traumlosen Schlaf verrannt. Doch etwas stimmte nicht. Er spürte das seine eben noch müden Knochen genug geruht und seine Muskeln nun bis zum äussersten angespannt waren. Ruckartig öffnete er die Augen und schreckte auf. Dunkelheit füllte den Raum und dennoch konnte er dank seiner angeborenen Fähigkeit alles genau erkennen. Er bemerkte das er nicht im Bett saß oder lag, sondern in einer Hockangriffshaltung hochgeschreckt war.

Murrend packte er sich an den Kopf und entspannte sich allmählich.. "Mein Schädel... dabei hab ich nicht mal einen Schluck Alkohol getrunken!" brummte er leise. Aber selbst wenn er Alkohol hätte getrunken, würde es auf seine Physiologie nicht viel Auswirkung haben.

Valrak setze sich an die Bettkante und stützte seinen Kopf in seine Hände. Nun merkte er das sein Körper noch immer mit den Strapazen der letzten Tage zu kämpfen hatte. Das wenige Essen, was er sich ein teilen musste, konnte ihm nicht genügend Energie bieten. Noch immer etwas benommen stieg der Drow aus dem Bett und ging zum Fenster. Er öffnete die Fensterläden und blickte hinaus in die Nacht.

Die Lichter der wenigen sporadischen Laternen die an den Häusern standen, waren zum größten teil schon erloschen. Wolken waren wieder aufgezogen und verdeckten immer mal wieder die Sterne, sodass auch deren Licht noch schwächer war. Nachdenklich liess Valrak seinen Blick über den Marktplatz schweifen der Menschenleer war, wenn man von den ein bis zwei Besoffenen absah die den Weg nach Hause nicht gefunden hatten.

Er schüttelte den Kopf und wollt sich abwenden als er eine junge Frau bemerkte die scheinbar von einen der wenigen Besoffenen belästigt wurde. Der Drow überlegte ob ihn das was anging und empfand es als eine kleine Möglichkeit wenigstens etwas Frust abzulassen. Somit schnappte er sich seinen Umhang und seinen Schreckensflegel - ein Stab der als Zweihandwaffe geführt wird. An den beiden Enden hingen an Ketten Morgensterne - und ging ruhigen Schrittes die Treppe des Gasthauses hinab. Er zog die Kapuze weit in sein Gesicht und versteckte sich in den Schatten. Als Assassin war das eine seiner leichtesten Übungen.

Valrak wollte kein Aufsehen erregen, denn als Drow ist das Leben an der Oberfläche so schon schwer genug. Er konnte nur hoffen das Elrion nicht viel Kontakt zu den Stadtgardisten der größeren umliegenden Städte besaß.
 


 

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Wieso musste immer ihr so etwas passieren? Zog sie diese niedrigen Kreaturen an wie die Motten das Licht? Wieso wurde sie nur andauernd mit solchen widerlichen Kerlen bestraft, die dann nie wussten wann Schluss war. Normalerweise würden ihr solche Menschen nichts ausmachen, da sie in ihnen keine Gefahr sah. Doch in betrunkenen Zustand war das wieder etwas anderes. Sie hatte oft Momente erlebt wie Menschen in solchen Zuständen, schreckliches vollbrachten. In nur wenigen Sekunden. Woher auch ihr Respekt rührte der sie antrieb genug Abstand zwischen ihr und den Mann zu bringen. Doch der Betrunkene folgte ihr leider auf Schritt und tritt. Anscheinend war er wirklich noch nicht besoffen genug, dass er sie einfach ignorieren konnte oder sie plötzlich uninteressant fand.

"Du brauchscht disch niiiischt zu ziiieren, Schüüße." gluckste er und erntete dadurch von ihr ein angewidertes Schnauben. Sie hatte den erbärmlichen Menschen so mit den Augen fixiert, dass sie einen Stein hinter sich übersah, über den sie schliesslich stolperte und auf ihren Hintern fiel. Der Schmerz verflog schnell als sie bemerkte das der Mann weiter auf sie zu kam. "Scholl iiiisch dir 'elfen?" kischerte er und streckte schon den Arm nach ihr aus.
 

Als der Besoffene Kerl nicht von der jungen Frau ablassen wollte griff der Drow dann doch ein. "Die Dame bat euch zu gehen!" sagte er mit kühler, eindringlicher Stimme und trat aus den Schatten hervor. "Ihr solltet dieser Bitte nachgehen, ehe ihr nicht mehr in der Lage seid überhaupt noch einen Schritt zu machen."

Gwen war reichlich überrascht als sie den Fremden erblickte der mit einer gehobenen Wortwahl auf den Mann einredete. Auch wenn sie sein Gesicht nicht erkennen konnte, so spürte sie den drohenden Blick des Mannes auf dem Besoffenen ruhen. Aber haftete ihr Blick nicht lang an der Kauputze, sondern glitt schnell zu der Waffe. Eine beeindruckende und äusserst erschreckende zu gleich, stellte Gwen fest.

Dank der vielen Reisen, die sie schon gemacht hatte, erkannte sie den Schreckensflegel, aber ein gewöhnlicher Bauer würde nicht wissen wie gefährlich diese Waffe sein konnte. Valrak verharrte und wartete ab ob der Tölpel den Fehler begehen würde und blieb oder ob er den Rat noch verstand und verschwinden würde.

Noch ehe ihr bewusst wurde was hier geschah, durchzuckte sie schlagartig ein Gedanke. Was wenn er ihr gar nicht helfen wollte, sondern nur den Besoffenen aus dem Weg schaffen um sich selbst das zu holen was er wollte? Was auch immer das war. Natürlich! Welcher sonst halbwegs normale Mann würde sich um diese Uhrzeit noch hier draußen aufhalten und eine Dame zur Hilfe eilen? Doch kaum hatte sie über solche Dinge nachgedacht, drehte sich der Betrunkene um und besah sich nun den Vermummten.

"pha! Halt disch da rausch Freundschen!", lallte er und spuckte ihm vor die Füße. "Such dir ein eigenesch Weib!"

Valrak viel nicht nur die Unzurechnungsfähig des Mannes auf, sondern auch das die junge Frau schnell weg wollte. Gwen hoffte nämlich das beide nun abgelenkt waren und sie somit unbemerkt das Weite suchen konnte. Es verwunderte ihn nicht das sie einem Fremden nicht traute, warum er sich auf den Betrunken fixierte und sie machen liess.

"Ich kann euch nur noch einmal den Rat geben zu gehen, oder ich sehe mich gezwungen euch das Fürchten zu lehren!" sagte der Drowelf trocken, auch wenn er merkte das diese Worte ebenso wenig dem Betrunkenen erreichten wie die zuvor.

Gwen merkte wie ungeschickt sie war und versuchte gar nicht erst aufzustehen. Stattdessen rutschte sie weiter zurück und blieb dann auf den Boden sitzend gebannt sitzen. Der Besoffene wurde mit jeder Sekunde wütender und widmete sich nun ganz dem Fremden, der sich einfach eingemischt hatte. Sie konnte nicht ganz erkennen was genau geschah, nur vernahm sie noch die Worte vom Saufbold. "Halt die Klappe und zieh endlich Leine!"

Sicherlich war dieser Narr kein Gegner für den erfahrenen Meuchler, doch liess er die Option den Mann zu töten aussen vor. Dieser war im Suff einfach nicht mehr Herr seiner Sinne und eine kreischende Frau, wenn er denn Mann zu strecke bringen würde, wollte er auch nicht riskieren. Also liess er seine Waffe fallen, zog einen Dolch an dem ein Schlafgift war und schnellte vor. Mit dem ritzte er den Mann an drei Stellen in die Haut und das Gift breitete sich schnell aus.

Die Tänzerin war so auf die aussergewöhnliche Waffe des vermummten Mannes fixiert, dass als sie ihren Blick wieder hob nur noch erkannte wie der Besoffene zusammenbrach.

Valrak packte den Dolch wieder weg und nahm seinen Schreckensflegel. "Ihr solltet euren Rausch ausschlafen ehe ihr noch andere Dummheiten begeht." begegnete er den schon am Boden liegenden Mann. Der Betrunkene schnarchte hörbar auf und Valrak wandte sich von ihm ab. Er ging zu er Frau die immer noch am Boden saß und erkannte nun das sie kein Mensch war. Innerlich verfluchte er sich dafür und rümpfte kurz die Nase. Doch wollte er sich nichts anmerken lassen warum er ihr eine Hand reichte.

"Kann ich euch aufhelfen? Oder wollt ihr noch eine Weile im Dreck wühlen?"

Noch immer hatte Gwen auf den Boden gesessen und sich nicht regen können, auch nicht als der Fremde sie ansprach. Mit dem offensichtlichen hatte er ihr die schamesröte ins Gesicht getrieben, denn sie spürte wie ihre Wangen heiß wurden. Gott wie peinlich! Erst überlegte sie sich die Hand weg zuschlagen, aber irgendwie sah es nicht so aus, als würde ihr dieser Fremde schaden wollen. Also nahm sie die Hilfe an und stand auf. Noch etwas wacklig auf den Beinen, die doch ziemlich weich geworden waren, bemühte sie sich eine ruhige Mimik zu bewahren. Gwen versuchte irgendwelche Gesichtszüge oder zumindest Augen unter der Kapuze zu erkennen, doch entweder war es einfach zu dunkel oder der Fremde hatte eine extrem dunkle Hautfarbe.

Kaum hatte Gwen sich aufgerafft, wand er sich auch schon ab.

"Ich.... ähm....ich danke Euch.", stammelte sie leicht und klopfte sich den Dreck vom Gewand. "Auch wenn ich nicht ganz erkenne welchen Erretter ich gerade ansehe, bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet."

Sie sah nochmals kurz zum Betrunkenen hinüber, der aber immer noch reglos am Boden lag. Erleichtert atmete sie auf. "Ich dachte Gentelman wären ausgestorben."

Er wollte ihr ja nur die Hand reichen und nicht direkt einen Smalltalk mit ihr anfangen. Doch ihr los plappern veranlasste ihn zu stoppen. Er konnte von Glück reden das sie seine Augen nicht sehen konnte. Denn er verdrehte diese gerade und wand sich wieder zu ihr um. Sein Umhang schwang mit und umhüllte direkt wieder seinen Leib.

"Ihr solltet um diese Zeit nicht draußen unterwegs sein. Vor allem nicht an einen Ort der von Trunkenbolden bewohnt ist!" sagte er ruhig und doch mahnend.

"Ich bin ja gar nicht weit weg, von meinem Zelt gewesen!", protestierte sie sofort, als er sie ermahnte nicht alleine unterwegs zu sein.

Dann wand er sich auch wieder ab und ging in die Richtung des Gasthauses. "Elfen!" murmelte er abwertend. Er wusste zu genau das Oberflächenelfen sich mit den Sitten und den Bräuchen der Menschen nicht so recht aus kannten, meist lebten diese ja abgeschottet von allen Menschlichen. Die Drow hingegen nahmen Menschen oft als Sklaven, wodurch er schon damals mit dieser Rasse zu tun hatte. Eine Rasse die er nicht sonderlich mochte.

Wenn er es genau nehmen wollte, mochte er eigentlich keine andere Rassen und selbst seine Eigene war ihm oft zu wider.
 

"Ausserdem wäre ich auch ohne ihr Hilfe super zurecht gekommen." rief sie ihm nach. Es nervte sie tierisch, dass er sich auch schon wieder abwandte. Was sollte das denn? Erst aus dem Nichts auftauchen und einem retten aber dann schnell das Weite suchen?

Sie hetzte ihn nach, da er um einiges schneller war als sie.

"Halt! Warten sie!", schrie sie ihm nach und versuchte Schritt zu halten. Sie erkannte, dass er das Gasthaus ansteuerte. Von da aus musste er sie wohl auch gesehen haben. Sie wollte sich noch bedanken und mindestens wissen wie er hiess. Eigentlich war sie nicht eine die mit jedem zu plappern anfing, aber das konnte es doch auch nicht einfach gewesen sein, oder?

"Jetzt warten sie doch!" Sie streckte sich so weit es ging und bekam seinen Umhang zu greifen, der bei jedem Schritt den er tat flatterte. Eigentlich wollte er einen Schritt schneller gehen doch dann spürte er auch schon wie sein Umhang ergriffen wurde und sich nun um seinen Kehle schnürte. Er stoppte apropt und wand sich ruckartig zu ihr um.

"Lassen sie mich doch wenigstens danke sagen!" Gwen konnte sich nicht erklären wieso ihr das grade so wichtig war. Vielleicht wollte sie auch einfach nur Abwechslung. Etwas anderes als nur zu existieren um andere durch Shows zu unterhalten. Mal einfach zu leben und niemandem etwas vormachen zu müssen.

"Es ist nicht sonderlich klug eine bewaffnete Person am Umhang zu ergreifen und fest zu halten!" brummte er ihr etwas wütend entgegen. Immerhin hätte sie ihn beinahe stranguliert.

Valrak verschenkte die Arme , auch wenn dies im Unterreich eine Freundliche Geste war zeigte sie in diesem Fall das er sichtlich genervt war. "Ausserdem hattet ihr euch nicht schon vorhin bedankt?" er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und trat einen Schritt auf sie zu, sodass er direkt vor ihr nun stand. "Oder wollt ihr euch noch auf eine andere Art bedanken!" er beugte sich vor das sie nun seine Augen kurz erkennen konnte. In der Dunkelheit war nur ein leichter und schwacher Rotschimmer zu erkennen.

Dann richtete er sich wieder auf. Sein Name war das was er am besten hütete. Nur wenige kannten ihn und das wollte er auch gern so beibehalten.

Das er ihr näher trat und diese Äusserung von sich gab liess Gwen erkennen das auch er den üblichen Gedanken hegte wie jeder Mann. Doch auch das hielt sie nicht davon ab und verharrte auf ihren Posten.

"Wenn ich ehrlich bin ja.", antwortete sie und verschränkte ebenfalls ihre Arme vor der Brust. "Nur nicht auf die Art und Weise wie Euch gerade vorschwebt." Sah sie denn so aus, als ob sie diese Art von Dank anbot? Dabei sah sie kurz an sich hinunter, eh sie ihn wieder ansah. "Oder nehmt ihr nichts anderes an?", fragte sie nun etwas herausfordernd und straffte ihre schmalen Schultern. Eigentlich war sie ja nicht nur des Dankeswegen hinterher geeilt. Sie wollte wissen wer sich unter der Kapuze verbirgt. Und wessen Namen ihr Erretter Trug. Auch wenn ihr Verdacht sich bewahrheiten sollte, würde sie dennoch ihr Wort halten und sich bedanken. Denn es war nicht ihre Art einfach ohne eine Gegenleistung davon zugehen.

Er hob eine Braue und neigte sich etwas zurück, ob es nun abwertend oder abschätzend war konnte man bei ihm nicht erkennen da seine Mimik für andere verborgen blieb. Doch als Drow von einer Elfe ein solches Angebot zu hören liess ihn doch etwas angewidert sie betrachten.

"Das ist doch nicht euer ernst!" meinte er und schüttelte den Kopf. "Aber wenn ihr jedem Kerl ein solches Angebot auch noch unterbreitet wundert es mich nicht das ihr von einem Trunkenbold so in die Enge getrieben werdet." Sagte er und grinste frech und finster unter der Kapuze drein.

"Es ist kein Wunder das Männer auf solche Gedanken kommen, bei Frauen wie euch!" er wirkte nicht sonderlich von ihr beeindruckt oder angetan. Sie war halt nicht das was er unter passend einstufen würde.

Er wusste das sie ihn nicht gehen lassen würde ohne das er ihr seinen Namen sagt, also entschloss er das zu machen, was ebenfalls in seinem Handwerk oft vor kam, lügen. "Aber nun gut... ihr wollt meinen Namen wissen? Ernko!" sagte er schliesslich und verharrte noch kurz. "Dann sagt nun danke und gut ist, oder?"

Nun war sie es die ihn angewidert ansah. "Wie war das?", fragte sie nun doch etwas erzürnt. "Ich hab doch gerade gesagt dass, ich mich nicht auf die Art und Weise bedanke, wie ihr nun angedeutet habt!", meinte sie nun etwas lauter. Dabei packte sie ihn erneut am Umhang und zog ihn noch etwas weiter hinunter damit sie ihm in die Augen sehen konnte und nicht ständig in dieses schwarze Nichts, wo sie ein Gesicht vermuten sollte. Der Dunkelelf musste kurz nach Luft schnappen als sie ihn so apropt zu sich runter zog. Woraufhin er sich räusperte und grummelnd ihre Worte vernahm.

"Frauen wie mir? Bitte? Ich hab mich wohl gerade verhört!", zischte sie ihn an. "Und mittlerweile interessiert mich Euer Name auch gar nicht mehr, da ihr mir wohl nicht die Güte erweisen würdet, euren richtigen Namen zu nennen. Wie ich denke bin ich so wie so nur eine nervige Furie die in Euren Augen nur dazu in der Lage ist als Dank ihren Körper anzubieten." Sie suchte unter der Kapuze nach mehr als nur leicht glühenden Augen. Doch sie konnte bei der Dunkelheit einfach nichts erkennen. "Wenn ich in ihren Augen doch nur eine Bortsteinschwalbe bin, wieso waren sie dann so kühn und haben mich von einem Trunkenbold beschützt? Es hätte euch ja egal sein können ob dieser Kerl mich nun vergewaltigt oder ausgeraubt oder getötet hätte. Wieso also, haben sie sich die Mühe gemacht, wenn sie mich doch anscheinen nicht ausstehen können?" knurrte sie ihn an und stellte sich dennoch die frage, was dies für ein komischer Kauz war. Stur sah sie ihm in die rötlichen Augen, die sie erkennen konnte. Ihr war bewusst welches Wesen sie da gerade anschrie, aber es war ihr egal. Auch wenn er aus dem unteren Reichen kam, rechtfertigte das noch lange nicht solch eine Beleidigung.

Der Drow merkte wie sehr dieses Weib ihn anwiderte. Diese hohe und grelle weibliche Stimme erklang in seinen Ohren nur als Krach und da sie ihn noch weiter festhielt handelte er nun. Er liess den Schreckensflegel fallen packte ihre Hand und drückte diese solang zusammen bis sie seine Kapuze los liess. Gwen blieb wie angewurzelt stehen.

"Eine Bortsteinschwalbe hat wohl mehr Verstand als ihr!" knurrte er sie wütend und voller Verachtung an. "Ich dachte ich helfe einer Dame und nicht so einem Ding wie euch!" Er zog seine Kapuze runter und sah sie finster an. Endlich sah sie dann welches Gesicht sie ihrem Erretter geben konnte, verzog aber keine Mine. Sie hatte es ja schon vermutet.

"Was versteht ihr denn unter eine Dame, werter Herr?", zischte sie ihn an. Doch der Dunkelelf ging auf ihre Frage nicht weiter ein. Denn war es für ihn offensichtlich das sie nicht der Form einer Dame entsprach.

"Willst du Oberflächen Gewürm durch die Klingen eines Kriegers des Unterreichs sterben?" Fragte er und zückte einen Dolch. Nun da sie eindeutig wusste wessen Rasse er angehörte, wusste sie nun auch das diese Klinge eindeutig vergiftet sein musste. Drow waren Experten was Gifte anbelangte.

"Es würde mir nichts ausmachen dein Leben zu beenden... du wärst nur ein Geschöpf mehr auf meiner Liste!"

Beim Anblick des Dolchs erkannte Gwen wie er den Trunkenbold eben zu schweigen gebracht hatte. Immerhin hatte er seinen Schreckensflegel fallen gelassen und bedrohte sie lieber mit dem Dolch. Auch in dieser Situation blieb sie stehen. Sie wusste nicht wieso sie diesmal so einen Sturschädel hatte, aber sie hatte nicht vor, es nun einfach dabei zu belassen. Sie wusste nicht ob es daran lag, dass sie einfach nicht wieder zurück wollte oder weil sie selbst nicht genau wusste, was sie nun machen sollte und sich deshalb auf jedes Abenteuer einfach einliess.

"Nun gut. Worauf wartet ihr? Dann wäre jedoch eure Rettung nur reine Zeitverschwendung gewesen. Und ich bin mir sicher, dass ihr euch nur zu sehr darüber aufregen würdet, wenn ihr es nicht bereits tut." Was genau erwartete er denn? Oder was erwartete sie von einem Krieger aus dem Unterreich. Denn waren Krieger doch alle gleich. Ungehobelt, schmutzig, widerlich und einfach unausstehlich. Da schien jedoch nicht einmal er eine Ausnahme zu sein. Was sie schade empfand.

Er liess sie los, packte den Dolch weg und hob seinen Schreckensflegel auf.

"In einem Dorf zu nächtigen in der ein solches Weibsbild, wie ihr es seit, haust, werde ich sicherlich nicht bleiben!" grummelte er und zog sich die Kapuze wieder über.

Also hieß es wieder einmal für ihn früher abzureisen, ohne ein ordentliches Frühstück gehabt zu haben. Sein Magen würde ihn sicher dafür strafen. Doch er wäre nicht Assassin wenn er nicht die Chance nutzen wollen würde um sich für die Reise Proviant zu ergattern. Die Küche des Gasthauses dürfte offen und unbewacht sein. die Wachhunde sind meistens draußen im Hof, als direkt dort wo die Gäste ihre Speisen zubereitet bekommen.

Er ging wieder zum Gasthaus und dachte darüber nach wie er am besten und schnellsten reichlich einpacken konnte und welchen Weg er als nächstes einschlug. Weiter durch die Berge? Durchs Tal?

Er musste erst einmal wissen wohin er nun gehen wollte. Ohne einen neuen Auftrag gab es für ihn keine direkte Richtung die er einschlagen müsste.
 

Erbost sah sie dem Mann, der in ihren Auge sich wie ein Feigling davon stahl, nach und machte auf den Absatz kehrt. Blieb aber dann nach einigen Schritten wider stehen. Was genau erwartete sie denn? Von sich selbst? Von anderen? Sie wusste es nicht.

Sie wusste nur eins, so wie es jetzt war konnte es auf keinen Fall weitergehen. Gwen musste handeln, abhauen, weg von ihrer Familie. Dieser verdammten Familie die von einem Ort zum anderen zog nur um alle möglichen Gestalten zu unterhalten. Das war nicht ihr Leben! Sie wollte einfach niemandem verpflichtet sein. Nur sich selbst. Musste sie das erst jetzt erkennen, nach dem ihr dieser ungehobelte Kerl ihr eine Gemeinheit nach der anderen an den Kopf geworfen hatte?

Also war sie ihm auf dieser Art auch irgendwie dankbar.

Fest entschlossen schlich sie sich in ihr Zelt zurück wo sie ihre Sachen zusammenpackte. Es war noch immer dunkel und viel zu früh, als dass jemand von der Truppe sie sehen könnte.

Doch nun kam die nächste Frage auf. Wohin?

Nur weg!

Aber wohin? Sie wusste es nicht.

Gwen hatte genauer gesagt keine Ahnung, nur eines wusste sie ganz genau. Sie wollte Abenteuer. Deshalb würde sie wohl einfach irgendwohin gehen. Dorthin wo ihre Füße sie hin trugen.

Voll bepackt mit allem Nötigen, sowohl Essen als auch Kleidung, und etwas besser angezogen. Schliessliche wollte sie vermeiden das irgend ein männliches Wesen darauf kam, dass sie ihren Körper anbot. So verließ sie den Schlafplatz und machte sich auf in ein Abenteuer, dass noch so unbekannt war, wie sie selbst. Als sie am Gasthaus vorbei lief, schnaubte sie nur, blieb aber dennoch kurz stehen. Wieso verdammt? Was interessierte sie dieser Widerling.

Gwen schüttelte den Kopf und machte sich einfach auf den Weg aus dem Dorf.

Aufbruch

Im Gasthaus stellte er leise seinen Schreckensflegel ab und machte sich auf den Weg in die Küche. Wie vermutet war niemand dort. Die Meiden und Knaben des Gasthauses hatten zwar ihre Zimmer dort unten, aber die Türen waren verschlossen und er war leise genug um sich einen Beutel mit gutem Pökelfleisch, Käse, Brot zu packen und füllte noch einen Krug mit Wein den er sich ebenfalls einpackte.

Leise verliess er wieder die Küche und ging hinauf um seine restlichen Utensilien zu holen und schnappte sich beim raus gehen noch seinen Schreckensflegel, den er an der Wand neben der Tür abgestellt hatte.

Er sah sich kurz um und ging dann auch schon los. Eigentlich hätte er gerne einen Schmied oder Lederer noch besucht, aber das schaffte er nun auch nicht mehr.

Sein Weg führte zu den Ställen. Der Weg würde sicherlich noch weit werden und er wollte sich nicht noch einmal so schinden. Also griff er sich einen Sattel und begab sich zu den Pferden. Eines der Pferde stach ihm ins Auge, welches er sich auch direkt unter den Nagel riss. Er sattelte das Tier und schwang sich hinauf.

Somit ritt er den eingeschlagenen Weg entlang. Nach nur wenigen Biegungen bemerkte er eine Person. Größe und Statur liess auf eine Frau schliessen.
 

- - -
 

Gott tat das gut! Wieso hatte sie das nicht schon früher gemacht? Einfach ihre Sachen genommen und fortgehen. Gut sie musste sich beeilen. Denn falls sie ihr Verschwinden am Morgen merken, würden sie entweder versuchen sie zu finden. Niemand von ihnen würde es verstehen und akzeptieren. Sie musste so schnell wie möglich das nächste Dorf erreichen um dort irgendein schnelleres Reittier zu finden. Denn so kam sie nicht weit. Aber für diese Nacht war es ihr egal. So genoss sie ihre frisch erlangte Freiheit. Wie schön still es war.

Doch was war das? Es waren Pferdehufe die sich ihr näherten. Einer ihrer Leute konnte es nicht sein, die würden nie jemanden alleine losschicken.

"Lass dir einfach nichts anmerken, Gwen und lauf weiter.", ermahnte sie sich. Diese Person sollte sie als eine Reisende halten, auch wenn es untypisch war um diese Zeit allein in den Bergen unterwegs zu sein. Sie schulterte die Tasche etwas besser und hörte wie er näher kam. Sie strafte ihre Schultern und tat so als ob sie das alles nicht interessieren würde.

Valrak kam näher und überlegte ob er weiter reiten sollte so wurden die Schritte seines Pferdes doch langsamer und glichen sich ihr Tempo an. Er sah zu ihr hinab. "Wolltet ihr mich mit euren Anblick erheitern?" fragte er ironisch und sah sie an. Ihre Schuhe waren alles andere als geeignet für einen Fußmarsch, genauso wenig wie ihre restliche Kleidung.

"Nur mal so aus reiner Neugierde... aber... ihr seit nicht oft auf Wanderschaft... also so zu Fuß und für mehrere Tage weg! Oder?"

Eigentlich mochte er diese Elfe nicht, aber es war doch interessant zu sehen das eine Elfe sich so wenig auskannte. War diese Rasse doch eigentlich sehr Naturverbunden und somit immer für solche Reisen ausreichend Ausgerüstet. Es war beeindruckend.

Gwens Schritt wurde straffer und ihre Muskeln spannten sich an. Wie viel lieber hätte sie gesehen das er vorbei ritt, aber musste er neben ihr nun reiten und sie noch weiter aufziehen und beleidigen. Sie seufzte genervt und sah weiter gerade aus. "Was kümmert euch das?", fragte sie genervt und ermüdet von diesen Ständigen hin und her. Hatte es ihm nicht gereicht sie als Hure bezeichnet zu haben? Dann sah sie kurz zu ihm auf. "Hübsches Pferd.", bemerkte sie nebenbei. Sie gab alles darum nicht auf seine Frage zu antworten. Doch musste sie gestehen das er Recht hatte. Sie war nicht oft zu Fuß unterwegs, meist saß sie mit auf dem Karren. Sie nahm so zu sagen ihr Zuhause immer mit. Nur diesmal eben nicht. Sie hatte halt nicht ganz so normale Kleidung wie jeder andere. Was erwartete man auch von einer Gauklerin oder was auch immer sie war.

"Ich kauf mir später was anderes....", murmelte sie nur um sich zu rechtfertigen. Sofort verfluchte sie sich dafür das sie auf seine Worte doch einging.

Er betrachtete sie nochmal und zuckte mit den Achseln. "Es ist eure Sache. Aber wenn ich die Wolken recht deute wird es bald wieder ein Unwetter geben!" er murrte innerlich das es bald wieder nass werden würde. Sein Umhang war immer noch feucht vom letzten Regen. "Sucht also besser bald einen Unterschlupf!" Dies lies er ihr als Rat zurück und ritt weiter. Selber wollte er sich ja auch nicht mit ihr unterhalten, aber eine Elfe die so unbeholfen schien war ein Anblick den er sich nicht erträumt hätte.

Sie wollte ihm gleich wieder eine Beleidigung an den Kopf werfen, als er schon wieder weiter ritt. Eigentlich war sie ja froh darüber, aber hätte er sie doch wenigstens fragen können ob er sie ein Stück mitnehmen konnte. Sie schluckte ihren Ärger hinunter und sah zum Himmel.
 

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Valrak ritt nicht sonderlich schnell, aber für ihn und dem Pferd am angenehmsten. Dabei behielt er immer die Wolken im Blick und bemerkte wie diese sich unschön zu Wolkenberge auf türmten. Nicht mehr lang und es würde ein starker Regenguss nieder gehen.

Der Drow überlegte ob in der Gegend Mienen oder Stollen waren, aber wusste es nicht genau unf eine Suche würde zu lange dauern. Dabei fiel ihm eine Hütte auf die etwas abgelegen lag. Sie sah alt und heruntergekommen aus, so das niemand mehr darin hauste. Neben an war auch ein Schuppen wo er das Pferd unterstellen könnte.

Als sein Blick nochmal hinauf glitt stand der Entschluss fest. Er stieg vom Pferd und führte dieses den kleinen Trampelpfad hinab. Das Pferd war schnell im Schuppen untergebracht und schaffte es sogar noch einige Gräser auf zu treiben die er dem Pferd zu essen gab. Dann fing auch schon leichter Regen an der schnell stärker wurde.

"Ein ziemlich unbeständiges Wetter." schimpfte er und ging in die Hütte.

Das Dach war dicht und die Stube eindeutig nicht mehr im Gebrauch. Staub stapelte sich auf den Regalen und der Tisch und die Stühlen waren auch nicht mehr zu gebrauchen. Aber das war ihm egal. Er machte eine Kerze an die er fand und setzte sich in eine Ecke. Derweil goss es schon wie aus Eimern, wenigstens war er diesmal trocken geblieben.
 

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Innerliche verfluchte Gwen den Dunkelelf dafür das er scheinbar mit dem Regen recht behalten würde. Sie sah wieder gerade aus und sputete sich. Von hier aus sah sie weit und breit nirgends etwas, was sie als Unterschlupf hätte gebrauchen können. Daher kramte sie aus der Umhängetasche einen Umhang, den sie sich umbinden konnte. Mit geschulterter Tasche lief sie weiter. Mal sehen wann sie etwas geeignetes fand.

Lange hatte es dann nicht auf sich warten lassen. Denn nach nur wenigen Minuten goss es bereits wie aus Kübeln. Durchnässt war ihre Kleindung schnell, warum sie sich auch ihrem Schicksal hingab und hoffte das es nicht schlimmer kommen würde.

Wie lange sie unterwegs war wusste sie nicht, bis sie dann endlich die selbe Hütte entdeckte, in der sich auch der Drowelf niedergelassen hatte. Als sie davor stand, erkannte sie das Pferd im Schuppen und fluchte erneut. Er musste schon eine ganze Weile hier sein, denn das Pferd schien nicht nass. Nochmal wollte sie nicht so bald auf ihn treffen, dafür hatte sie nun wirklich keinen Nerv. Also entschied sie sich lieber hier im Schuppen zu schlafen. Wenn sie früh aufwachen würde, könnte sie ihm sogar das Pferd klauen.

Sie ging hinein und warf ihre Tasche zu Boden. Dann zog sie ihren durchnässten Umhang aus, nur um ihn gleich aus zu wringen und über das Tor zu hängen damit er trocknete. Zitternd kramte sie erneut in den Tiefen ihrer Tasche und nahm sich noch eine Jacke, die sie sich über warf. Endlich setzte sie sich nieder und lehnte sie sich an die Wand. Das Pferd störte sie wenig. Also kauerte sie sich zusammen und schloss die Augen.
 

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Der Drow wollte nur den Regen abwarten ehe er weiter ritt. Das Unwetter dauerte schon eine geschlagene Stunde, bis es endlich abschwächte und nur noch leichter Nieselregen auf den steinigen Boden nieder ging. Valrak stand auf und verliess die Hütte und sah nach dem Pferd. Dabei erblickte er die durchnässte Elfe. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Sieh an!“ murmelte er und kümmerte sich erst mal um das blond haarige Geschöpf.

Er hob sie hoch und trug sie in die Hütte wo er sie auf eine Decke legte. Sollte sie sich ausschlafen und erst mal trocken werden. Die Hütte hatte ebenfalls einen kleinen Kachelofen den er entzündete, damit es warm wurde. Auch wenn sie nur eine minderwertige Elfe war, so hatte er doch an der Oberfläche gelernt nicht so abgedroschen wie seine Artgenossen zu sein. Er nahm sich seinen Rucksack und den Beutel mit dem Essen.

Eigentlich wollte er gerade los, als er doch nochmal stoppte und aus dem Beutel etwas Brot und Pökelfleisch raus nahm. Er legte dieses neben sie und verliess die Hüte. Das Pferd stand noch immer im Schuppen und während er es satteln wollte, vernahm er Stimmen.

Es waren Männerstimmen, die sich in einer normalen Lautstärke unterhielten. Vorsichtig lugte er aus dem Schuppen heraus und erblickte drei Soldaten die auf den Weg zum Bergdorf schienen.

„Wachen?“ murmelte er verwundert. Die Waffenröcke verriet ihm das es sich um Soldaten aus Nemertes handelten. Der naheliegenden größeren Stadt in der Gegend, in der er erst vor kurzem noch war. Ob sie ihn suchten? Immerhin hatte er bei seinem letzten Besuch drei Tote hinterlassen die er nicht mehr beseitigen konnte. Dies waren weitere Gründe, weshalb er sich schnell aus der Stadt gemacht hatte. Abgesehen davon, das sein eigentliches Opfer ebenfalls eine Biege gemacht hatte.
 

Die Soldaten stoppten als einer das Licht in der Hütte bemerkte. In dem Moment hasste sich der Drow dafür mal nett gewesen zu sein. Er zückte einen Dolch und verharrte im Schuppen, versteckt im Dunklen.

Die Männer stiegen von ihren Pferden und schlugen den Weg zur Hütte ein. Einer von ihnen klopfte an der Tür, während die anderen dahinter standen und aufmerksam die Gegend beobachteten.

Flucht vor dem Gesetz

Gwen hatte gar nicht mitbekommen wie sie aufgehoben wurde. Zu müde war sie von der Nacht, die ihr Leben total verändert hatte. Erst als ihr Körper langsam wieder wärmer wurde, begann sie sich zu rühren. Doch erst dann als jemand gegen die Tür klopfte, öffnete sie ihre Augen. Verwirrt saß sie nun kerzengerade und sah sich um.

"Was zum...?", entfuhr es ihr und sah sich um. Doch um festzustellen was passiert war blieb ihr nicht genug Zeit, da es erneut an der Tür pochte. Sollte sie sie öffnen? Oder sich lieber verstecken? Was wäre wenn es ihre Truppe war die sie jetzt schon gefunden hatte? Sie wollte nicht wieder zurück. Daher stand sie auf und sah sich in dieser alten Hütte um, doch ein geeignetes Versteck war nicht ausfindig zu machen. Es standen nicht wirklich Möbel in dieser kleinen herunter gekommen Hütte. Nicht mal ein Schrank gab es in dem Raum. Verdammt, fluchte sie innerlich, also blieb ihr wohl wirklich nichts anders übrig als die Tür zu öffnen. Gwen warf sich die Decke, auf der sie gelegen hatte, um die Schultern und ging zur Tür. Vorsichtig öffnete sie diese einen Spalt und lugte hindurch. Schon wieder müssten es Männer sein, dachte sie genervt und bemühte sich so müde wie nur irgend möglich auszusehen.

"Ja bitte?", fragte sie in die Morgendämmerung und öffnete die Tür noch etwas mehr, damit sie den Kopf hindurch strecken konnte. Sie erkannte an den Gewändern der Männer das es Soldaten waren. Wieder drangen sich Fragen in ihren Kopf, was diese wohl hier machten? Ob sie wen suchten? Im selben Moment fiel ihr der Dunkelelf ein der verschwunden schien, doch das Pferd stand noch im Schuppen.

"Verzeiht die Störung, Miss" sagte der Soldat der an die Tür geklopft hatte. "Wir kommen aus der Stadt Nemertes. Wir sind auf der Suche nach einem Flüchtigen." erklärte er mit fester Stimme. Das sie keine normalen Stadtgardisten waren, liess sich an den Rüstungen und den Waffenröcken erkennen die sie trugen.

Die anderen beiden Soldaten standen schweigend hinter dem Mann der das Wort ergriffen hatte. "Diese Person ist männlich und äusserst gefährlich. Er gilt als Meuchler und scheint kein Mensch zu sein.

Uns wurde gesagt das er in diese Richtung geflohen sei, habt ihr eine solche Person in dieser Gegend gesehen? Er trug, als er das letzte mal gesehen wurde, dunkel grüne und dunkel graue Gewänder? Genaueres zu seinem Aussehen können wir leider nicht machen, da er weitesgehend unauffällig sich wohl verhält und ausschaut. Abgesehen von einer aussergewöhnlichen Waffe."

Gwen straffte ihre Schultern als sie dem Soldaten genauer zu hörte. Ihre Vermutung das der Dunkelf der Gesuchte war verstärkte sich bei den Worten des Mannes. Deshalb trug er auch so aussergewöhnlichen Waffen mit sich herum. Aber wenn er ein Mörder war, verstand sie immer noch nicht wieso er ihr dann geholfen hatte. Er mochte vielleicht ein Widerling, gefährlich und unfreundlich sein, aber er war es doch der sie gerettet und sie anscheinend auch hier hinein getragen hatte. Also konnte er kein so ein übler Kerl sein. Er hätte ja auch längst abhauen können, während sie hier geschlafen hatte und doch war er wohl noch hier. Sie fände es nun nicht fair ihn zu verraten, nachdem er doch freundlich sein konnte.

Valrak der sich immer noch im Schuppen befand fluchte innerlich auf. Also waren sie doch wegen ihm hier. Das hatte ihm noch gefehlt. Jetzt konnte er nur hoffen das die kleine Elfe eins und eins nicht zusammen zählen vermag. Er überlegte welcher Weg der schnellste war um aus dieser misslichen Lage zu entkommen. Doch ehe er seinen Plan vollendete, bemerkte er das er wohl in der Hütte etwas vergessen hatte. Seinen Schreckensflegel stand noch an der Wand gelehnt.
 

"Ein Meuchler? Du liebe Güte!" Schauspielern war eines ihrer Stärken. "Und dieser Mann läuft frei herum?" Sie starrte den Soldaten erschrocken an. "Ich kann ihnen da leider nicht weiterhelfen. Ich hab niemanden gesehen. Aber ich danke ihnen dass sie mich vor diesen Schuft gewarnt haben. Ich hoffe man findet ihn schnell.", spielte sie und setzte eine besorgte Mine auf.

Der Blick des Soldaten blieb starr, auch als er ihr zunickte. "Nun gut, habt dank. Aber seien sie vorsichtig. Hier draußen allein unterwegs zu sein, bietet solchen Personen ein leichtes Spiel." Schliesslich wandte er sich zu seinen Kameraden hin die sich dann auch schon zurück zogen, zu den Pferden. Er selber sah noch einmal zu Gwen.

"Ich wünsche euch noch einen angenehmen Tag und seien sie vorsichtig." dann ging auch er zurück zu seinem Pferd und stieg auf.

Sie sah ihnen nach, bis die Männer weit genug weg waren. Endlich war die Luft wieder rein. Gwen wartete noch immer in der Tür stehend, da sie vermutete, dass der Drow hier irgendwo sein musste und zugehört hatte.
 

Valrak, der ihr Schauspiel vernommen hatte, verdrehte nur die Augen. "Frauen!" murmelte er leise. Aber es reichte wohl locker aus den Soldaten ein falsches Bild zu bieten. Die Soldaten zogen ab und ritten weiter Richtung Elrion.

"Du liebe Güte???" er trat aus den Schuppen und hob eine Braue, wobei er den Kopf schüttelte.

"Und? es hat doch funktioniert, oder?", schnaubte sie ihn wütend über das nach äffen entgegen.

"Sehr schön betont.“ murmelte der Assassin. „Aber danke für die kleine Lüge.“

Gwen trat in die Hütte als sie bemerkte das auch er diese betreten wollte. Er musste nicht weit hinein, da sein Schreckenflegel direkt neben der Tür stand. Somit griff er sich die Waffe und sah wieder zu Gwen.

"Schon gut. Ich muss dir ja auch danken. Ich bin schliesslich nicht alleine hier rein gekommen." Sie zuckte mit den schmalen Schultern und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

"Bist du dir da sicher? Du bist eine aufdringliche Schlafwandlerin!" lachte er scherzend und schulterte seine Waffe.

Gwen ging gar nicht erst darauf ein. Sie wusste ja was er getan hatte, er war nur zu feige es zuzugeben. Er mochte sie ja nicht und doch half er ihr. Das musste doch ziemlich peinlich für ihn sein. Ein Wesen des Unterreichs.

"Ein Assassine also...", murmelte sie und musterte ihn etwas. Leider musste er feststellen das sie nun mehr von ihm wusste als er eigentlich wollte und dennoch waren es nur oberflächliche Informationen.

"Das erklärt dieses Monsterteil in deiner Hand." Natürlich war er nur noch deswegen hier. Wie konnte sie etwas anderes erwarten? Wie töricht. Der Drow sah zu der Waffe, zuckte mit den Schultern und blickte wieder zu Gwen. Er empfand nicht das diese Waffe eine Erklärung für seinen Beruf war. Zumal Meuchler mehr mit schwertern und kleineren Waffen handtierten.

"Sag mal....wohin gehst du? Was ist dein Ziel?", sprudelten plötzlich die Fragen aus ihr heraus, obwohl sie diese doch gar nicht stellen wollte. Doch Gwen hatte eine Idee und die warnenden Worte der Soldaten hatten ihr ins Gedächnisgerufen wie hilflos sie allein doch sein mochte.
 

"Wohin?" echote die Frage, denn hatte er sich schon diese selber die ganze zeit gestellt. Doch erst mal wollte er wohl nur weit genug weg. "Ein festes Ziel hab ich bisher nicht... Ich muss schauen wo ich meinen nächsten Auftrag her bekomme!" entgegnete er ruhig. Inzwischen konnte er es ja sagen, jetzt wo sie wusste welchen Beruf er nach ging.

„Verstehe.“, meinte sie dann knapp und konnte nicht verhindern, dass sie bei dem Gedanken an seinen nächsten Auftrag Gänsehaut bekam. Als ein Schweigen eintrat nickte er kurz und wandte sich ab um zum Pferd zu gehen.

Gwen sah ihn nach und schnappte sich schnell ihre Sachen und löschte das Feuer. Wieso hatte er es immer so eilig? "Gut, dann haben wir ja den selben Weg.", meinte sie und beeilte sich mit ihm Schritt zu halten. "Ihr könntet mich aus Dank für meine Lüge ja ein Stückchen mitnehmen. Ihr würdet dann auch nicht so auffallen, wenn ihr in Begleitung reist. Oder wollt ihr euch noch etwas länger mit den Soldaten unterhalten?", meinte sie und hob eine Augenbraue.

Valrak stoppte am Schuppen als er ihre Worte vernahm. „Was?“ Stockte er und wand sich ruckartig zu ihr um. "Nun ich habe euch vor den Soldaten gerettet."

"Das hätte ich auch hinbekommen." konterte er wütend. "Ach wirklich? Ich kann sie gerne zurück holen. So weit sind sie sicher noch nicht."

"Das kannst du nicht, wenn du nicht mehr lebst." drohte er ihr und festigte den Griff um seine Waffe. "Ich kann laut schreien, das werden die schon hören." lächelte sie ihm wiederspenstig entgegen. Eigentlich wollte er dagegen protestieren, aber war ein Knurren das einzige was seine Missgunst deutlich machte.

„Biest!“ zischte er wütend und funkelte sie unter seiner Kapuze an. Er drehte sich wieder um und murmelte durch zusammen gebissenen Zähnen: „Also gut, du kannst mit!“

"Ja? Wirklich?" Ihr Gesicht klarte sich auf.

Valrak sattelte das Pferd und führte es aus den Schuppen, wonach er das Gepäck an dem Sattel verstaute. Kaum fertig, schwang er sich auf den Rücken des Pferdes und reichte ihr die Hand.

„Dann los. Je eher wir die nächste Stadt erreichen, umso schneller werde ich dich wieder los und wenn wir reiten geht es noch schneller.“ eine umwerfende Logik die nur seine Lustlosigkeit unterstrich zu laufen und die Elfe länger als nötig zu ertragen. Jetzt wo die Soldaten in den Bergen waren, wollte er auch hier nicht länger verweilen.

Die Abfällige Bemerkung des Drow ignorierte sie gekonnt und nickte zufrieden. Sofort hängte sie sich die Tasche um, damit diese ihr nicht unterwegs runter fiel. Schliesslich nahm sie seine Hand, um aufzusteigen, denn ebenso wie er hatte auch sie wenig Lust zu laufen. So gut es ging platzierte sie sich auf dem Pferd und hielt sich am Sattel fest. Sie dachte nicht daran den Dunkelelf an zufassen, nur im absoluten Notfällen.

"Dann mal los.", meinte sie breit grinsend. So übel schien er nun doch nicht zu sein, immerhin nahm er sie mit. Dennoch wollte sie nicht all zu schnell ein Urteil fällen, da er bewiesen hatte das er schnell mit einer Gemeinheit die Stimmung verschlechtern konnte.

Gwen war gespannt wohin die Reise sie führte. Ob sie nun weiter mit ihm ging oder irgendwann alleine weiter zog, wusste sie jetzt noch nicht. Spätestens in der nächsten Stadt müsste sie sich wieder was ausdenken, wenn sie entschliessen würde mit ihm weiter zuziehen. Aber dann wollt sie ein eigenes Pferd besitzen. Auch wenn er sichtlich alles dafür gab die Elfe los zu werden, so schien er doch Abenteuer anzuziehen und genau darauf war sie ja aus.
 

Die Soldaten waren nicht weit vom Dorf entfernt und vernahmen schon eine rege Hektik. Ein älterer Mann schien im Dorf jemanden zu suchen. Bei der Befragung um was es ginge, erfuhren sie das eine junge Dame verschwunden sei.

Die Soldaten liessen sich eine Beschreibung der jungen Frau geben und bemerkten schon nach den ersten Merkmalen das es sich um die Dame handeln musste, die sie in der Berghütte angetroffen hatten. Weiter schlussfolgernd kombinierten sie auch das der Assassin diese Frau als Geisel genommen haben muss, um einen Rückhalt zu haben, sollte man ihn verfolgen. Die Ehre der Soldaten, stolzer Männer, war nun gefragt eine junge Dame aus den Fängen eines finsteren Mannes zu befreien. Ihre Pferde hetzten den Steilen Bergpfad hinab, keiner der Soldaten wollte Zeit verlieren, denn stand das Leben einer jungen Frau auf dem Spiel. Bald hatten sie die Berghütte erreicht. Doch es genügte ein Blick um zu erkennen das die Hütte leer war. Also ritten die drei Männer im Galopp weiter um den Flüchtigen einzuholen.

Freiheit

Es dauerte einige Zeit bis sie am Fuße der Gebirgskette ankamen. Dort unten angekommen stoppte er und wand sich über seine Schulter an Gwen. "Ab hier würde ich sagen, dass wir das Pferd etwas schonen." erklärte er ruhig und wollte sich auch schon vom Rücken schwingen als er Pferdehufe hörte, die hinter ihnen ebenfalls den Berg hinab stürmten. Er drehte sich etwas um und erblickte die Soldaten.

"Verdammt!" schluckte er und nahm die Zügel etwas straffer. "Festhalten!" knurrte er durch die Zähne und gab dem Pferd die Sporen.

Als er dann doch wieder ganz auf saß und sie einfach so plötzlich los ritten erschrak Gwen und konnte sich gerade noch an ihm festhalten, wenn auch ungewollt. "Was sollte das denn jetzt werden?", zischte sie, doch bemerkte dann ebenfalls ihre Verfolger.

Auch wenn das Pfer schnell und stark war, so waren die Soldaten auf ihren Rösser schneller. Selbst mit den gerüsteten Männern auf ihren Rücken, waren diese Pferde es gewohnt. "Stehen bleiben! Im Namen des Königs und des Landes Sundren!" riefen sie ihnen hinter her. "Gebt die Meide frei oder wir müssen euch dazu zwingen!"

Bei den Rufen der Soldaten hob Gwen verdutzt eine Braue. "Da habt ihr wohl was falsch verstanden!", versuchte sie durch den Lärm der galoppierenden Tiere hindurchzubringen.

Valrak räusperte sich und verzog sein Gesicht leicht als wolle er über die Äusserungen der Soldaten lachen. "Stimmt, haben die sicher. Meide? Biest passt da eher!" brummte er vor sich hin und stachelte das Pferd mehr an. Bei dem Gemurmel des Drows knurrte sie und kniff ihm in die Seite.
 

Schon bald hatten sie die Beiden eingeholt und Valrak sah in die Gesichter der Soldaten. "Stehen bleiben haben wir gesagt!" sagte einer der drei Männer.

Sein Blick ruhte auf diesen Mann und ein finsteres grinsen zog auf seine Gesichtszüge. "Wie ihr wünscht." sagte er schliesslich und liess sein Pferd eine Vollbremsung einlegen.

Gwen hatte große Mühe gehabt einen guten Halt bei der Jagd zu finden und war froh als Valrak das Pferd zum stehen brachte. Was für ein Ritt!

Als die Soldaten ebenfalls anhielten, hatte er schon eine leichte Armbrust gezogen und auf einen der Soldaten geschossen. Der Bolzen hatte ebenfalls eine Giftspitze und das Gift lähmte den Soldaten direkt. Gwen war sichtlich verwundert wie schnell er doch eine Waffe zur Hand hatte und vor allem wo er diese wieder her hatte. Aber Valraks Kleidung versprach genug Stauraum und versteckte Taschen.

"Und nun bleibt ihr wo ihr seit, ihr Glitzer-Ritter."

Völlig perplex sah die Tänzerin zu wie einer der Männer vom Pferd sackte und zu Boden fiel. Sie wusste gerade nicht was sie machen sollte. Wenn sie den Soldaten sagte sie ginge mit ihm mit, würden sie sie noch als seine Komplizen ansehen. Wenn sie es jedoch abstritt, brachte man sie sicher wieder zur Gauklertruppe und auf diese Option hatte sie am wenigsten Lust. "Je-jetzt beruhigen wir uns alle erst mal...", begann sie leise, doch war es vergebens. "Ich... er hat mich nicht als Geisel..." Was für ein Schlamassel. Wenn sie das überlebten, würde er ihr die Hölle heiß machen, so viel stand fest und dieses Risiko nahm sie diesmal nicht in kauf. Daher sagte sie lieber nichts weiter.
 

Die Soldaten vernahmen keines der Worte der jungen Frau. Sie hatten ihren Flüchtigen gefunden und erkannten nur ihn als Übeltäter an. Zudem hatte Valrak auch noch einen der Soldaten angegriffen, somit war den anderen beiden klar das sie diesen Attentäter ausser Gefecht setzen mussten.

Beide Männer zogen ihre Schwerter und ritten auf sie zu. Der Drow knurrte wütend, liess die Armbrust in eine Satteltasche gleiten und packte sich den Schreckensflegel, dabei schwang er sich vom Pferd. Er schlug dem Tier auf den Oberschenkel damit es aus den Weg ging.

Geschockt saß sie noch in dem Sattel und musste nach vorne schnellen, als Valrak dem Pferd einen Klaps gab damit es auf Seite ging, um die Zügel zu ergreifen. Sie zog an den Zügeln als sie weit genug waren und wand sich dem Kampf zu.

"Wir reiten gleich weiter!" sagte der Dunkelelf mit finsterer Mimik und rannte den beiden Soldaten entgegen. Valrak holte mit dem Flegel aus und schlug den ersten Soldaten von seinem Ross. Die Tänzerin spürte wie ihr von dem Anblick übel wurde, doch konnte sie ihren Blick nicht abwenden. Zu gebannt war sie von dem Spektakel. Der Soldat den er von seinen Ross geschlagen hatte regte sich nicht mehr. Ein gezielter schlag in die Magengrube hatte die Bauchdecke des Mannes aufgerissen und nun tränkte das Blut des Mannes den Boden. Mit eigenen Augen konnte sie sich nun von den Fähigkeiten des Dunkelelfen versichern und erlebte die aussergewöhnliche Waffe in Aktion.

Der andere Soldat griff mit seinem Schwert an, doch der Assassin war ohne Pferd wendiger und konnte mühelos ausweichen. Erneut holte der Soldat aus, aber diesmal wehrte der Drow den Angriff mit seiner eigenen Waffe ab. Valrak parrierte jeden Schlag und bemerkte das der Soldat doch bald keine weitere Kraft mehr besaß. Vom Pferd aus war es wesentlich schwieriger einen Nahkampf zu bestreiten. Als er dann eine Lücke in dessen Verteidigung fand, holte Valrak aus und traf ihn am Rücken, wodurch auch er von seinem Pferd gerissen wurde.

Auch er landete auf den Boden und regte sich nicht mehr. Deutlich war der leblose Körper unnormal nach hinten verbogen. Gwen war begeistert, denn zu geschickt ging er vor und mit gerade zu überwältigender Stärke.

Grinsend blickte er auf die beiden hinab und vergass dabei völlig das sie doch eigentlich zu Dritt unterwegs waren. Schon hatte sich ein Pfeil in die linke Schulter gebohrt und der Schmerz durchzuckte ruckartig seinen Körper. Der Dritte Reiter hatte sich von der Lähmung erholt. Etwas zu schnell wie Valrak fand. Aber sicherlich hatte dieser Mann einen magischen Gegenstand bei sich der ihn vor solchen Giften schützen konnte. Valrak überging den Schmerz in seiner Schulter und liess den Schreckensflegel in seiner verletzten Hand ruhen. Mit diesen Arm würde er die Waffe nicht mehr anheben können. Somit zückte er einen Dolch mit dem rechten Arm den er noch bewegen konnte und traf mit diesem direkt den Mann in den Kopf, der sofort zusammen brach. Gwen die beim Treffer wenigstens einen kurzen Aufschrei erwartete hätte, war überrascht das der Drow keinen Laut von sich gab. Auch das er mit einem gezielten Wurf einen Dolch schmiess minderte ihre Bewunderung nicht.

Valrak fluchte laut auf seiner Muttersprache und schnappte sich eines der Pferde und schwang sich hinauf.

"Los! weg hier!" rief er Gwen zu und trieb das Pferd an. Die Tänzerin gehorchte ohne eine Äusserung von sich zu geben. Sie war nur froh das sie das Blutbad verlassen konnten. Doch seine Haltung auf dem Ross verriet das er Schmerzen hatte. Das erkannte die Elfe sehr genau und ihr Blick haftete sich an den Pfeil der immer noch in der Schulter des Dunkelelfen hing.

Doch momentan wagte sie nicht irgendwas zu sagen. Falls sie irgendwann Rast machten, würde sie sich das genauer ansehen, aber ob er sie liess war eine andere Frage. Jetzt schwieg sie wenigstens zum ersten mal in seiner Gegenwart.
 


 

- - -
 

Sie ritten einige Zeit weiter und sein Pferd wurde mit jedem Schritt langsamer. Nur noch mit Mühe hielt er sich im Sattel, was Gwen mit besorgter Mimik bemerkte. Bis er endlich das Pferd zum stehen brachte. Sein Blick schweifte umher. Sie waren auf einen Feldweg. Ein zu übersichtlicher Platz, wie er fand. Das hohe Gras konnte am Tag Wegelagerer und anderen Schutz bieten, aber in der Nacht ein Lager auf einem Feld aufzuschlagen war leichtsinnig.

Dann lauschte er in der Hoffnung einen Bach zu vernehmen und er hatte Glück. Sein Blick wandte sich in die Richtung woher er das Plätschern vernahm. "Wir rasten dort vorne für einen Moment!", rief er Gwen zu und ritt Querfeld ein. Gwen war erleichtert als er endlich die erlösenden Worte aussprach und folgte ihm schweigend. Der Bachlauf verlief durch das Feld und war nicht sonderlich tief. Valrak hievte sich mit Mühe vom Pferd runter und kniete sich erst einmal auf den Boden. Die Tänzerin die sich auch vom Pferd geschwungen hatte, wollte ihm zur Hilfe eilen, doch kam zu spät. Sie verdrehte nur ihre Augen und schüttelte den Kopf über seine Sturheit. Dennoch war der Schmerz ihm deutlich anzusehen.

"Könntest du mir einen Gefallen tun?" keuchte er erschöpft.

"Setz dich erst mal hin.", ermahnte sie ihn im ruhigen Ton. Sanft und fürsorglich sprach sie dann weiter als er sich endlich auf den Boden nieder gelassen hatte. "Was kann ich denn für dich tun?", sie legte ihre Tasche ab und trat an ihn. In der Tasche hatte sie Heilkräuter verstaut und ahnte schon welche Bitte er äussern würde. Auch wenn er ein abstossendes Wesen aus dem Unterreich war, wollte sie nicht das er sich quälte.

"Du musst mir den Pfeil raus ziehen!" sagte er und atmete tief durch. Er überlegte wo seine Verbandsutensilien sich befanden und sah zum Pferd aus dem Dorf. "In der Tasche auf der Rechten Seite des Sattel müsste das Verbandszeug sein." Sein Blick schweifte zum kleinen Bach und er dachte daran, dass das Kühle Wasser ihm nachher wenigstens etwas Erfrischung bringen könnte.

Valrak griff an seine Umhängetasche und holte eine größere Phiole hervor. In dieser war ein starker Brandwein, den er nur selten zu sich nahm. Meist aber für frische Wundern verwendete. Er reichte Gwen die Phiole und deutete auf ein Tuch. "Nimm einen Lappen und schütte etwas davon drauf, dann leg den Lappen um die Schulter auf die Wunde und zieh den Pfeil hinaus...."

Der Gedanke an den stechenden Schmerz der ihn erwartet war grausig, aber er musste diesen Pfeil los werden. Mit jedem Schritt oder Erschütterung schmerzte es nur noch mehr und der Pfeil bohrte sich nur tiefer in sein Fleisch.

„Ist gut.", sie nahm den Bradnwein und tat wie ihr gesagt. Sie holte aus der Satteltasche ein Das Verbandmaterial und schnappte sich den Lappen. Als sie das Tuch mit dem starken Alkohol tränkte zögerte sie schliesslich doch, als sie den Pfeil betrachtete. Sie musste schlucken, erahnte sie doch nur den Schmerz der auf den Drow zukommen würde. "Gut... I-ich fange dann an.", warnte sie ihn vor, damit er sich darauf einstellen konnte. Doch runter zählen oder so was, würde sie nicht. Wie ihr gesagt wurde, drückte sie den Lappen auf seine verletzte Schulter, nur um sogleich den Pfeil mit einem Ruck aus dieser zu ziehen. Es klang und sah sehr schmerzhaft. Als der Pfeil mit einen Ruck raus gezogen wurde schluckte er den Schmerz runter. Ein Brüll würde die Beiden verraten und sie konnten nicht sicher sein das sie wirklich alleine waren.

Dennoch krümmte er sich, sodass die Kapuze ihm mehr ins Gesicht fiel. Sofort drückte die den Lappen noch etwas fester auf die Wunde. Den Pfeil legte sie beiseite und zog ihre Tasche etwas näher heran. Dann fischte sie ein Kraut aus ihrer Heimat heraus und steckte sich dies in den Mund. Während sie vorsichtig begann ihm die Wunde zu desinfizieren, kaute sie darauf herum. Dann nahm sie einen weiteren Lappen und tränkte diesen mit dem Wasser der Flusses. Erst musste sie die Wunde säubern, bevor sie überhaupt weitermachen konnte.
 

Sie sah ihm den ungeheuerlichen Schmerz an. Doch wenn man nichts tat, würde es sich ja noch entzünden oder der gleichen. Also ersetzte sie nun den Lappen durch den mit Wasser getränkten Lappen und säuberte seine Wunde. Eh sie dann das Kraut wieder aus dem Mund nahm und es auf seine Wunde presste. Die Heilkräuter der Elfe brannten wieder nur in der Wunde, aber es war nur ein Tropfen auf den eh schon heißen Stein. Er zischte kurz auf als er das brennende Gefühl verspürte, doch zuckte nicht zusammen.

"Sie helfen damit sich nichts entzündet oder verschlimmert.", klärte sie ihn auf. Eh sie dann nach dem Verbandszeug griff. Vorsichtig verband sie ihm dann die Schulter so gut es ging. "Das sollte vorerst reichen.", murmelte sie. "Aber du solltest sie im Auge behalten und nicht zu viel mit deinem Arm anstellen."

Bei ihren Worten sah er kurz über seine Schulter. "Sehr schlau, kannst du kämpfen, wenn wir angegriffen werden?" fragte er etwas zynisch.

Sie funkelte ihn wütend an. "Wie wäre es mit einem Dankeschön?", knurrte sie, als er sie schon wieder an fuhr. Kann er nicht einfach mal was nettes sagen oder ganz schweigen, fragte sie sich und stand dann wieder auf, nahm ihren Trinkschlauch aus der Tasche um diesem am Fluss aufzufüllen. Wenn er nicht dauernd so nerven würde, könnte sie vielleicht sogar etwas Sympathie für ihn empfinden. Aber bisher kam ja nicht ein nettes Wort ausser bei ihrer Rettung über seine Lippen.

Seine Hand glitt zu seiner verletzten Schulter und er blickte zum Bachlauf. "Etwas essen und etwas trinken dann sollten wir auch weiter!" meinte ruhig und schloss kurz die Augen. Der Verband müsste bald im nächsten Gasthaus, was sie finden, erneuert werden. Über der Kleidung einen Verband anzulegen zeugte von wenig wissen über Heilkunde. Aber für den Moment musste das reichen.

Valrak wartete noch einen Moment ehe er schliesslich aufstand und das gebrauchte Material wieder verstaute. Dann holte er aus seiner Tasche Brot, Pökelfleisch und den Käse hervor. Wieder setzte er sich und schnitt etwas Brot und Käse ab, was er ihr mit einem Stück Pökelfleisch reichte. Als er ihr dann Essen anbot, lehnte sie ab. Ihr war noch immer übel von vorhin und auch seine blutende Wunde war nicht gerade etwas für ihren empfindlichen Magen. Daher begnügte sie sich mit etwas zu Trinken. Sie würde später etwas essen, wenn sie sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Sie saß mit großen Abstand zu ihm am Fluss und sah ins plätschernde Wasser. Wenigstens hatte sie jetzt ein eigenes Pferd, damit sie nicht dauernd an ihm kleben musste. Wieso sie allerdings weiterhin bei ihm blieb, wusste sie nicht genau. Jetzt konnte sie ihn ja so wie so nicht mehr alleine lassen. Gut er war nicht auf sie angewiesen, aber sie würde das schlechte Gewissen plagen, wenn sie ihn nun einfach verlassen würde. Auch wenn sie ihm noch nicht wirklich eine große Hilfe war, vielleicht blieb sie noch ein zwei Tage bei ihm, eh sie sich entschied. Wenn sie es gar nicht mehr mit ihm aushielt, würde sie verschwinden. Er hätte sicher auch nichts dagegen.
 

Valrak juckte es nicht das sie sein Essen nicht annahm, so blieb mehr für ihn. Einen Schluck von dem Wein liess ihn das Essen runter würgen, da der Schmerz ihm inzwischen schon auf den Magen schlug. Dennoch wollte er sich nichts anmerken lassen.

Immer wieder horchte er auf ob jemand in der Nähe war und sie bemerkt hatte, aber es blieb ruhig.

"Wir sollten langsam weiter!" meinte er nachdem auch der letzte Bissen mit Wein weg gespült war und stand auf. Etwas wankend auf den Beinen stand er kurz nur so da, aber schnell hatte er sein Gleichgewicht gefunden. Dann schwang er sich auch wieder in den Sattel.

"Hier gibt es viele Wegelagerer"

Gwen, die ebenfalls aufgestanden war, konnte nur feststellen was für ein Sturschädel ihr Weggefährte war.

Mit einem Kopfschütteln wand sie sich von ihn ab und band dann ihre Tasche am Sattel fest. Mit einem grazilen Schwung hievte sie sich in den Satte und ritt langsam los.

Der Aufmerksamkeit des Drow sollte nichts verborgen bleiben, doch es blieb alles weiterhin ruhig. Keine Menschenseele schien hier gewesen zu sein. Das einzige was er in dem Abschnitt erkannte, dass die Felder zu einen Gut gehören mussten. Auf eines wurde erst vor kurzem das Korn geerntet.

Immer wieder schwenkten die Augen der Tänzerin auf dem Drow, dessen Name sie noch immer nicht kannte. Weshalb sie dann doch nicht weiter still sein konnte.

"Ich weiß noch immer deinen Namen nicht.", meinte sie und sah ihn erwartungsvoll an. Immerhin hatte er ja nichts mehr zu verbergen. Sie wusste dass er ein Assassine war und dass er gesucht wurde. Außerdem gab er vor gar nicht all zu langer zeit für sie die Chance ihn zu verraten, was sie aber nicht getan hatte. Also machte sein Name den Braten auch nicht mehr heißer.

"Warum kannst du mich nicht mit den Namen ansprechen den ich dir genannt habe!?... Ich möchte halt nicht meinen richtigen Namen nennen.... das ist Sitte bei meinem Berufszweig.... so umgehen wir eher den ärger!" log er murrend. Zwar wusste er selber gerade nicht mehr welchen Namen er ihr genannt hatte, aber das war auch weniger so schlimm.

Sie seufzte. Er war doch anstrengender als sie Anfangs gedacht hatte. Und doch zerstört ihr Bild vom ungehobelten Drow dennoch eine Sache. Das von letztens. Als sie in der Hütte aufgewacht war. Wieso tat er das, wenn er sie doch nicht leiden konnte? Er hätte sie doch da einfach liegen lassen können. Oder gar mit dem Pferd zertrampeln. Aber nein. Weshalb? Das war ihr nach wie vor ein Rätsel.

"Du Kannst mich auch Calimar oder Merinid nennen wenn du mich lieber mit einen Drow Namen ansprechen willst!" murmelte er weiter.

Er verstand nicht warum sie so darauf bestand seinen Namen zu kennen. Aber aus persönlichen Gründen würde er ihr diesen niemals sagen. Zumal er ihren Namen auch nicht wusste, was ihn selber aber nicht interessierte.

Seufzend schüttelte er nur verständnislos den Kopf und gab seinen Pferd ein Zeichen das es etwas schneller traben sollte. Die Gegend war ihm einfach nicht geheuer und in seinen momentanen Zustand wollte er Konflikten doch lieber aus dem Weg gehen. Vorübergehend verstand sich.
 

Sie verdrehte die Augen und brummte etwas unverständliches in sich hinein. Sie wusste genau das er sicherlich nicht auf einen der Namen hören würde, da sie ebenso sicher war, dass er diese am nächsten Tag wieder vergessen hatte. Außerdem würde sie andere Namen finden die erheblich besser zu ihm passen würden. Daher zuckte sie nur mit den Achseln und dachte sich neue Namen für diesen Widerling aus. Sturschädel, Egomane, Kaputzenfetischist waren nur einige die ihr auf Anhieb einfielen wenn sie den Drow betrachtete, dabei glitt ein leichtes Grinsen über ihre Lippen. Als er sie dann schliesslich überholte, zog auch sie das Tempo an.

Mal sehen wie lange sie es noch mit ihm aushielt. Es gab doch sicherlich noch andere die mit ihr reisen würden, oder? Oder waren alle so egoistisch? Bis sie da etwas schlauer geworden war, würde sie wohl oder übel bei ihm bleiben. Vielleicht konnte sie doch noch den einen oder anderen Trick bei ihm abgucken. Sowohl beim Reisen als auch beim Kämpfen. Doch dazu bräuchte sie erst mal eine Waffe. Gut einen Dolch hatte sie, aber mehr auch nicht. Mit dem Bogen konnte sie auch einigermaßen umgehen, aber für den Nahkampf brauchte sie wirklich noch etwas geeignetes. Zudem kam das Übel, dass sie keinen eigenen Bogen besaß. Den müsste sie sich auch erst mal kaufen. An Geld mangelte es ihr nicht. Sonst würde sie eben hier und da irgendwo mal was vorführen.

Ihre Gedanken schweiften zurück und sie lächelte als sie an die Worte der Soldaten dachte. Sie sprachen von ihr als Meide. Endlich mal eine nette Bezeichnung nach all den Beschimpfungen, stellte Gwen freudig fest.

Weder ihr Grinsen noch das sie gerade etwas abwesend zu wirkte schien, bekam er mit. Dafür aber einen Geruch von Asche und Ruß der in der Luft lag. Ein Lagerfeuer konnte so einen starken Geruch nicht erzeugen, zudem wurde es langsam hell und somit wären sicherlich schon viele Abenteurer unterwegs. Als ein weiterer Geruch sich darunter mischte wurde er skeptisch. "Verbranntes Fleisch?" murmelte er fragend und gab den Befehl zum Galopp. Das Pferd preschte los und liess die Elfe zurück.

Seine Neugierde war geweckt wurden und somit war ihm das weibliche Geschöpf, was ihn begleitete, gerade reichlich egal. Auch Gwen schien den Geruch wahrgenommen zu haben, doch ehe sie ihn fragen konnte woher dieser Gestank kam, sah sie ihm nur noch nach. „Hey!“ schrie sie ihm genervt hinterher und gab ihrem Pferd ebenfalls die Sporen.

Jedoch holte sie ihn nicht ein und stoppte an einen Waldstück in das er im vollen Galopp rein preschte. "Du elender.....", fauchte sie. "Ich habe die Nase gestrichen voll, von dir du dämlicher Egoist!", schrie sie in den Wald hinein. Ihr war völlig egal ob er sie noch hörte oder nicht. Sie musste einfach ihrer Wut Luft machen, sonst platzte sie noch. "Hau doch ab! Wie du willst! Hoffentlich fault dir deine blöde Schulter ab!" Sie umklammerte fester die Zügel und wand das Pferd wieder dem Weg entlang. "Hoffentlich frisst dich ein Bär!", fluchte sie weiter vor sich hin und beschloss einfach dem Weg zu folgen. Die Elfe hatte auf solche Spielchen einfach keine Lust mehr.
 

Er hatte das Gezeter der Elfe nicht mehr mitbekommen, was für sie wohl besser war. Der Geruch wurde immer intensiver und durchdrang jegliches Unterholz. Es kam aus einen Waldstück in den er nun hinein ritt. Das Pferd preschte vor und als er nach einigen Metern in den Wald hinein geritten war, zog er die Zügel an und stoppte sofort auf einer Lichtung.

Die Lichtung war wohl einst ein Standort für ein Dorf gewesen. Noch immer glimmte das Feuer auf den Dächern der zerstörten Häuser. Holzkarren, Schuppen und andere Gegenstände lagen zertrümmert am Wegrand. Valrak sah sich um und erkannte ebenfalls einige Überreste an Lebewesen, jedoch war nicht mehr zu erkennen welcher Rasse sie angehört hatten.

Er schwang sich vom Pferd und nahm dessen Zügel in die Hand. "Ein Dorf weniger!" sagte er trocken und bemerkte eine Waffe die in einem Holzstumpf geschlagen wurde. "Orks!" knurrte er abwertend und rümpfte die Nase. Orks waren ebenfalls nur Sklaven für die Drows. Keinen anderen Wert könnten sie diesen stinkenden Wesen sonst schenken. Valrak sah sich noch weiter um und stockte schliesslich. Sein Blick wand sich um und suchend hielt er Ausschau. "Sie sind noch hier!" murmelte er und knirschte leicht mit den Zähnen.

Valrak versuchte die Spuren zu deuten um ihnen später nicht in die Hände zu laufen, doch erleichtert stellte er fest das sie sich von dem zerstörten Dorf wohl entfernt hatten. Sicherlich waren Orks keine Gegner für einen geübten Kämpfer wie ihn. Aber die Wunde war noch zu frisch als das er sich sofort in einen Kampf stürzen wollte.

Doch dann stockte er erneut und sah sich um. "Ähm... ich glaub ich hab da wen vergessen!"
 

„Typisch Drow.“ noch immer tobte die Wut in ihr und der Gestank wehte noch immer herüber. Sie presste die Lippen fest aufeinander, damit sie nichts davon in den Mund bekam, da ihr immer noch übel war. "Da will man einmal freundlich sein und eventuell helfen und dann wird es einem so gedankt! Ich finde im nächsten Dorf ganz sicher jemand viel netteres der mich mit nimmt....pha!" Zickig wie immer folgte sie einfach dem Weg.
 

Der Trupp Orks, die das Dorf zerstört hatten, zogen durch das Unterholz. Sie hatten eine Stimme vernommen, welche etwas erbost und gereizt klang. Interessiert daran die Person zu finden und ihre Laune wohl noch mehr zu vermiesen, machten sie sich auf den Weg dieser zu folgen.

Als einer der Gruppe dann die Elfe erblickte grinste er mit seinen gelben Hauern und machte durch ein leises Grunzen seine Kameraden aufmerksam. Die Vorfreude der Orks war sichtlich zu erkennen. Eine Elfe, weiblich und dann noch allein? Besser konnte es für sie nicht laufen. Orks mochten Elfen, wenn sie vor schmerzen Schreien.

Der Feind meines Feindes

Noch immer vor sich hin murrend blieb sie kurz stehen. Sie spürte Blicke auf sich ruhen. Zögernd sah sie über ihre Schulter. Nichts. Der Wind rauschte durch die Kronen der Bäume und liess sie kurz zusammen zucken. "Gwen sei nicht so feige.", mahnte sie sich selbst, dafür dass sie so ängstlich war. Sie trieb das Pferd wieder an, welches nun doch etwas unruhig wurde. Es begann etwas im Zickzack zu laufen. "Hey was ist los?", fragte sie und legte eine Hand an dessen Hals um das Tier zu beruhigen. Und wieder konnte sie Blicke in ihrem Nacken fühlen. War es auch das, was das Pferd so unruhig werden liess? Sie schluckte und tastete nach ihrem Dolch den sie am Oberschenkel trug.

"Drow? wenn du das bist, das ist nicht witzig!", schrie sie in den Wald hinein. Mit den Augen suchte sie nach seiner Silhouette oder einem kleinen Anzeichen dafür, dass er es war. Doch wieder nichts. Die Elfe umklammerte den kleinen Dolch etwas fester. "Ich lass einen Schockzauber auf dich los, wenn du mich erschreckst!", Gwen konnte einen solchen Zauber nicht, aber dennoch drohte sie und starrte dabei suchend in den Wald. Sie hörte wie ein Ast nicht weit von ihr entfernt knackte. „Verdammt was soll das?“ dachte sie und erkannte einen Schatten in der Richtung in der ihr Blick nun schweifte. Ein paar glühende Augen, die jedoch etwas tiefer lagen, als wenn er auf dem Pferd sitzen würde. "Gut du hattest deinen Spaß, ich hab mich erschreckt. Kannst du jetzt damit aufhören?", knurrte sie erbost, doch bemerkte plötzlich einige Augenpaare mehr. Erst jetzt stellte sie fest das es gelb glühende Augen waren.

Der Schreck durchzuckte sie kalt, als sie erkannte was es für Geschöpfe waren, die immer näher kamen. Doch bevor sie reagieren konnte, schlug das Pferd aus und bäumte sich gleich danach auf. Damit hatte sie nicht gerechnet und viel vom Rücken des Tieres, welches dann den Weg weiter galoppierte. Die ersten Gestalten kamen bereits aus dem Schutz des Waldes und zeigten ein breites Grinsen. "Haut ab!", schrie sie ihnen entgegen und rappelte sich auf nur um sogleich in Angriffsposition zu gehen. Sie verfluchte den Drow der sie allein gelassen hatte und wusste das sie nun auf sich allein gestellt war.

Der Trupp umzingelte die Elfe und allesamt grinsten nur als sie die verängstigte Frau sahen. "Machen wir die Elfe kaputt." grunzte einer freudig und auch die anderen bejubelten diese Worte.

Die Waffen der Orks waren wesentlich größer als der kleine Dolch den Gwen zur Verteidigung bei sich trug. Einer von ihnen hatte einen Morgenstern dessen Durchmesser locker den Dickschädel eines Orks überragte. Dieser eine trat etwas näher und hob die gewaltige Waffe um aus zu holen. Gwen versuchte zurück zu weichen. Jedoch kam sie nicht weit da die Orks sie bereits umzingelt hatten. Bei dem gejohle der Orks verkrampfte sie sich und spätestens als sie den Morgenstern erblickte, bekam sie es wirklich mit der Angst zu tun. Schützend hob Gwen die Arme vor das Gesicht und presste die Augen zusammen, als sie erwartete jeden Moment den Morgenstern ab zu bekommen. Doch ehe er den Morgenstern auf sie nieder fahren ließ, verdunkelte es sich um die Gruppe. Die Orks, wie auch Gwen, waren verwirrt und sahen sich um, doch wie sie sehen konnten sahen sie nichts mehr. Nur Zwei merkten wie sich wer an ihnen vorbei stahl. "Hier ist noch jemand!" rief einer und schlug zu. Das er einen von seinen eigenen Leuten traf merkte er erst dann, als ein Schlag zurück kam.

Valrak hatte eine Fähigkeit seiner Rasse angewandt, einen Zauber namens Dunkelheit. Somit schuf er eine Zone die in Dunkelheit gehüllt wurde. Selbst für Drow war diese Zone nicht einsehbar, doch Valrak wusste wo er hin musste und huschte an den Orks vorbei zu Gwen, der er den Mund zu hielt. Dann flüsterte er nur leise in ihr Ohr. "Kein Murks... ich hole dich hier raus!" nahm ihre Hand und zog sie durch die Orks die sich inzwischen selbst zerschlugen. Gwen liess es geschehen denn in ihr machte sich die Erleichterung breit. Er hatte sie doch nicht vergessen.

Der fand es belustigend zu sehen wie diese Wesen auf sich einschlugen und dabei nicht merkten das es ihre Kameraden waren die sie verprügelten. Wieder einmal zeigte sich deutlich wie dumm die orkische Rasse doch war. Er zog Gwen aus der Dunkelheit zurück ans Licht. Zum Glück hatte er seine Kapuze weit ins Gesicht gezogen sonst hätte er jetzt mit dem Sonnenlicht seine Probleme bekommen. Drow können im Dunkeln sehen, nur nicht in dem Zauber den Valrak gewirkt hatte, jedoch war Licht für sie immer ein wunder Punkt. Die Elfe blickte verwirrt drein als sie das Tageslicht wieder sah und verstand nicht so recht was geschehen war, doch ihr Blick zurück auf die Zone die in Dunkelheit lag, ließ sie es ansatzweise erahnen. Der Drow führte Gwen zu sein Pferd und sah noch einmal zum Zauber. "Wir sollten hier weg. Der Zauber hält nicht ewig an!" meinte er und deutete ihr an das sie aufsitzen sollte. Bei seinen Worten sah sie ihn skeptisch an. Wieder hatte er ihr das Leben gerettet und das obwohl er sie doch nicht leiden mochte. Die Elfe verstand seine Absichten nicht und würde diese wohl auch nie begreifen. Dennoch setzte sie sich aber auf den Rücken des Tieres.
 

“Ich dachte du würdest mir eigentlich folgen!" das er sie jedoch lediglich vergessen hatte gab er natürlich nicht zu. "Wie bitte?", fragte sie und hoffte sich wirklich verhört zu haben. "Ich bin doch kein Köter der dir überall hin folgt, wenn du wie von einem Schwarm Bienen gestochen einfach davonrast!" Was dachte er sich denn dabei?! Kaum gerettet, stieg schon wieder die Wut in ihr hoch. Doch sie versuchte sich zu beruhigen, da sie langsam echt das Gefühl hatte, dass es ihm gefiel wenn sie sich aufregte bis sie ganz rot im Gesicht wurde. Er achtete nicht auf ihren Zorn sondern sah sich stattdessen suchend um. "Wo ist dein Pferd?" Doch Gwen brauchte nicht antworten denn er konnte sich denken was geschehen war. Somit schwang er sich hinter ihr auf das Pferd und nahm die Zügel. "Es hatte die Hosen voll.", murmelte sie nur auf die Frage. "Dann suchen wir es eben!" Er gab den Pferd die Sporen und beide verliessen schnellst möglich den Ort. Die Anspannung verflog als sie endlich los ritten und die Gruppe Orks hinter sich gelassen hatten. Doch in Gwen keimte eine andere Sorge. Was war mit ihrer Tasche die am Sattel des Pferdes festgemacht hatte. Nur ungern mochte sie daran denken das alles was sie mit sich getragen hatte nun weg war.
 

- - -
 

Es dauerte einige Zeit aber das Glück schien auf ihrer Seite, denn sie fanden das Ross unter einem Baum wo es gemütlich graste. Die Augen der Elfe betrachteten das Tier eingehend und die Erleichterung zeigte sich als sie ihr Gepäck erblickte. "Da ist es ja!" Meinte der Drow und wies seinem Pferde an langsamer zu werden. Etwas entfernt stoppte er und stieg ab um dem Pferd keinen weiteren Stress zu zumuten. Langsam ging er näher und schaffte es mit einer Leichtigkeit die Zügel zu schnappen. Es machte keine Anstalten abzuhauen.

Auch sie stieg ab, blieb aber da wo sie war und sah zu wie er das Tier einfing. Er konnte ja ganz sanft sein. Wieso zu ihr nicht? „Ich glaube ich sollte aufhören mich so was dämliches zu fragen...“ stellte sie in Gedanken mit bedauern fest. Als er zurück kam hielt sie ihm die Zügel seine Pferdes wieder hin. "Tauschen?"

"Hm.... meinetwegen!" Lachte er und gab ihr die Zügel des anderen Pferdes. Sie übergab ihm die Zügel und stellte sich dann zu dem Pferd, welches abgehauen war. "Mit dir spreche ich noch.", meinte sie und klopfte dem Tier auf den Hals. Auch Valrak streichelte seinem Reittier über den Kopf und sah dann zu Gwen. "Die nächste Stadt ist wohl noch etwa eine Tagesreise entfernt! Aber auf dem Weg gibt es sicher ein Gasthaus." erklärte er ihr und sah den Weg entlang. Der Blick der Elfe folgte seinen Worten. "Gut." nickte sie und wusste genau das sie ein eigenes Zimmer brauchen würde. Sonst käme sie noch in Versuchung ihn im Schlaf umzubringen.

"Wie lang willst du eigentlich mir am Umhang hängen?" Mit dieser Frage brach er die kurze friedvolle Stille die sich zwischen ihnen auszubreiten versuchte. "Hat ein Drow etwa dein Interesse geweckt Elfchen?" diese Frage musste er ihr einfach stellen. Sie wollte die ganze Zeit seinen Namen wissen, wusste was er war und blieb dennoch bei ihm. Sie hatte ihm sogar vor den Soldaten gerettet.

Er machte einen Schritt auf sie zu und beugte sich zu ihr hin. "Ich weiß das wir um einiges spannender sind als die Waldbewohner und Oberflächen Wesen!"

Als er dann noch näher trat und sie aufzog sah sie ihn erst verwirrt an. Dann legte sich ein leicht verräterischer Rotschimmer über ihre Wange, welches den Drow nur finster grinsen liess. "ich...“ Sie stockte und setzte neu an. „Und? ich wollte eben was erleben! Und da kamst du mir gerade recht!", konterte sie und blieb hartnäckig. Was wäre wohl aus ihrer Reise geworden wenn sie wem anderes gefolgt wäre? Wohl nichts. Denn war er es der sie gerettet hatte. Hätte er sich nicht eingemischt, würde sie wohl noch immer nach der Pfeife ihres Vaters tanzen.

Es behagte ihr nicht das er so eine Übermacht über sie erlangte hatte und versuchte nun den Spieß um zudrehen. Also richtete sie sich etwas auf, strafte ihre Schultern und visierte seinen Blick an. "Oh, entschuldige dass ich dir ja so lästig bin.", knurrte sie ihm entgegen, doch konnte sie den Blick nicht halten warum sie schliesslich beleidigt weg sah.

Valrak konnte nur darüber lachen und legte eine Hand auf ihren Kopf. "Man merkt das du nicht unter deines Gleichen lebst!" meinte er nur noch, nahm seine Hand weg und schwang sich auf das Pferd. "Was soll das jetzt wieder heißen?", fragte sie verwirrt, aber Valrak gab ihr darauf keine Antwort. Tief durch atmend liess sie es darauf beruhen und schwang sich ebenfalls auf ihr Tier.

"Dann komm jetzt! Suchen wir das nächste Gasthaus." er ritt im Schritttempo weiter Richtung Nordwesten. Beide brauchten Ruhe und er musste sich endlich richtig um seine Schulter kümmern. Immer wieder machte sie sich bemerkbar, warum er hofft das seine Orientierung ihn nicht in Stich liess und der nächste Gasthof bald erreicht war.
 

Doch dauerte es noch eine gute Weile bis sie endlich den erwünschten Rastplatz fanden. Gwen dankte ihrer Gottheit, denn hätte der Ritt noch länger angehalten, so wäre sie sicher von dem Pferd gefallen.

Der Gasthof war groß und ging über 3 Stockwerke. Ein Stall für die Pferde gab es ebenfalls und Valrak hatte auch eine Terme erblickt. "Hm... eine Bademöglichkeit ist wohl heute auch drin!" erkannte er zufrieden.

Sie führten ihre Pferde durch das Tor, wo die Tiere in einem Stall unter kamen.

Gwen und Valrak hingegen machten sich sofort daran die Gaststube zu betreten, er zog schnell die Kapuze noch weiter ins Gesicht und umhüllte seinen Leib.

Der Schankraum war groß, wie es zu dem Gasthof passte, und offen. Es gab drei Feuerstellen für die kälteren Tage, aber nun dienten diese dazu das dort Essen zubereitet werden konnte. Beide Zwangsgefährten sahen sich dort um und bemerkten Dinge auf ihre eigene Weise.

Gwen war von der Größe des Raumes begeistert, aber ahnte das sich zu später Stunde mehr Unholde hier aufhalten würden. Bis dahin wäre sie sicher schon in den Federn. Auf aufdringliche Trunkenbolde hatte sie nun wirklich keine Lust.

Valrak hingegen betrachtete die Gäste etwas genauer und erkannte eine kleine Gruppe von drei Assassinen, die für andere als Abenteurer wirkten. Es behagte ihn nicht das es gleich drei waren und dann schienen sie auch noch als Gruppe unterwegs zu sein. Jedoch liess er sich nichts anmerken und ging erstmal zum Gastwirt.

"Guten Tag! Will das junge Glück ein Zimmer zu zweit?" lächelte der Mann Valrak an und sah dann zu Gwen. Der Drow wollte eigentlich gerade was sagen als er in seiner Bewegung stoppte und knurrte. "Das da ist nicht meine Frau oder Geliebte!" angewidert deutete er auf Gwen und musste sich erst etwas beruhigen ehe er mit leicht brummender und verächtlicher Stimme weiter sprach. "Nein. Wir wollen jeder ein Zimmer!"

Der Wirt war doch leicht verwundert und sah zu Gwen. Sie hätte beinahe laut los gelacht, konnte sich aber doch noch zurück halten. "Na Gott sei dank!", setzte sie an und grinste breit. "Nein, da muss ich euch enttäuschen. Ich bevorzuge edlere Männer." Diesen Kommentar musste sie einfach loswerden. Aber sie fühlte sich doch sehr geschmeichelt, was ihr strahlendes Lächeln verriet.

Der Wirt war etwas verwirrt was seine Worte auch verrieten. "Diese junge Dame ist nicht euer? Oh, verzeiht. Nun gut! Bei so einem hübschen Ding hätte ich es vermutet!" meinte er und rief einen Knaben und eine Magd her. Er wies ihnen an das sie die beiden Gäste zu zwei freie Zimmer führen sollten. Das junge Mädchen, nicht älter als zwölf Jahre, und der Bursche, wohl im selben Alter, nickten den beiden neuen Gästen zu und führten sie hinauf. Valrak folgte dem Knaben, während Gwen die Magd grüßte und auch ihr folgte,.

"Dafür das du edel Männer bevorzugst Elfschen gerätst du aber an die unmöglichsten Burschen... Saufbolde, Orks!" grinste er zu ihr und ging den Knaben weiter nach. Er hatte das letzte Zimmer am Ende des Flurs auf der linken Seite. Gwen ignorierte sein Kommentar und freute sich nur noch auf die Ruhe in ihrem Zimmer. Ihr Gemach war weiter vorne und somit weit genug von ihm entfernt. Dennoch wollte sie wissen an welche Tür sie klopfen musste, sollte eine unangenehme Situation eintreffen.

Endlich konnten Beide ihre Zimmer betreten.

Ruhe im Gasthof

Valrak interessierte es nicht wo ihr Zimmer war, das einzige was er wollte war erst einmal alles unnötige abladen. Der Knabe wollte gerade gehen als der Drow ihn dann festhielt. "Das Badehaus... wie viel kostet es wenn ich ungestört darin sein möchte?" der Bursche sah ihn an und überlegte. "3 Goldmünzen und euch wird ein einzelner Raum fertig gemacht." erklärte dieser ihm und Valrak drückte dem Jungen 4 Goldmünzen in die Hand. "Ich möchte von niemanden gestört werden! Mach mir den Zuber warm!" mit großen Augen starrte der Junge das zusätzliche Goldstück an. Der Knabe nickte auf die Worte des Drow und eilte auch schon los. Valrak schloss die Tür und entledigte sich seines Umhang und des Verbands um auch seine Rüstung ausziehen zu können. Bald schon stand er nur noch in seiner Hose und im Hemd da. Er kramte in seinen Gepäck und zog andere Kleidung hervor. Endlich konnte er sich den Schmutz von der Straße abwaschen, ein Luxus zu dem er selten kam.

Es dauerte nur einen Moment ehe es an der Tür klopfte und er hörte die Worte des Knaben durch die geschlossene Tür. Valrak saß auf dem Bett und hielt sich die schmerzende Schulter. Er wartete einen Moment, bis er sicher sein konnte das der Bursche wieder weg war und schnappte sich dann seinen Umhang den er sich wieder überwarf. Die Kapuze zog er tief in sein Gesicht und packte sich dann die saubere Kleidung.

Vorsichtig lugte er um die Ecke auf den Flur und ging dann zum Badehaus.

Es gab eine Hintertür die direkt dorthin führte und diese nahm er auch. So musste er nicht wieder durch den Schankraum.

Vor der Tür zum Badehaus wartete eine junge Maid die seinen Umhang abnehmen wollte. Jedoch packte Valrak ihre Hand und schlug sie zur Seite. „Nein.“ seine Worte waren deutlich genug und auch wenn die junge Frau etwas verwundert drein blickte, nickte sie schliesslich. Dann trat sie zur Seite und deutete zur Tür.

„Ich brauch euch nicht.“

„Aber Herr...“ „Ich sagte ich will nicht gestört werden und ihr stört mich.“ mit diesen Worte trat der Drow an die Maid vorbei, die deutlich verdutzt stehen blieb, bis er ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.
 

- - -
 

Auch Gwen fragte die Magd ob es möglich wäre das Bad zu benutzen. Ihr war es herzlich egal ob da noch andere Frauen dabei waren, die Hauptsache war getrennt von Männern. Diese nickte und nannte ihr den Preis, welcher für die Benutzung des Badehauses festgelegt wurde. Es war ein geringerer Preis als wie Valrak bezahlt hatte, was aber an seinen Sonderwünschen lag. Gwen zückte aus ihrer Tasche einige Münzen und bezahlte den ihr genannten Betrag. Aber Gwen versicherte der jungen Frau das sie nicht sofort in das Badehaus wollte. Sie hatte Valraks Blick auf das Badehaus bemerkt und wollte ihm den Vortritt lassen. Immerhin musste er auch seine Wunde säubern. Daher würde sie wohl zur später Stunde erst gehen. Da war sie sicherlich auch etwas ungestörter.

Nun bedankte sie sich bei der Maid und schloss die Tür. Erschöpft liess sie sich auf das Bett fallen und warf all ihre störenden Sachen in eine Ecke. "Was für ein Tag.", seufzte sie und streckte ihre müden Glieder. Das Zimmer war nicht sehr groß, aber es war gemütlich und sauber und für eine Nacht reichte es doch.

Als Gwen ihre Augen schliessen wollte, merkte sie wie ihr Magen sich meldete. Im Gegensatz zu Valrak hatte sie bisher noch nichts gegessen und der Anblick an die Schlacht war weit genug verflogen das ihr der Hunger auch nicht vergehen konnte. Die Elfe schwang sich auf und ergriff ihren Geldbeutel. Sie brauchte etwas zu essen, danach konnte sie sich dann entspannt in das warme Wasser legen. Auch wenn sie nicht gerade wild darauf war in den Schankraum zu gehen, blieb ihr wohl nichts anderes übrig.

Sie verliess ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu. Unten angekommen suchte sie sich einen freien Platz am Fenster und bestellt sich Brot und Beilagen. Dabei blickte sie hinaus, nur um sich nicht ansehen zu müssen welches Gesindel sich im Schankraum aufhielt. Als das Essen dann auch kam, bezahlte sie gleich, damit sie später einfach nur nach oben gehen konnte, ohne ständig auf eine Magd warten zu müssen die ihre Bezahlung an nahm. Hungrig machte sie sich dann über ihr Essen her. Sie kannte so einen Hunger nicht. Immer hatte sie bisher an einen reich gedeckten Tisch gegessen. Morgens, Mittags und Abends hatte ihre Familie immer etwas gemacht. Oft wurden sie in den Dörfern sogar eingeladen, wodurch sie auch nicht immer selber zahlen mussten. Doch nun war sie unterwegs und im Gegensatz zu ihrer Familie war sie mit einem Drow unterwegs. Einen Meuchler. Sie musste sich darauf einstellen das es nun wohl öfters vorkommen wird das sie solchen Hunger haben wird. Das gehörte nun mal dazu. Ihre Gedanken schweiften dann auch langsam ab. Was erhoffte sie sich eigentlich von dieser Reise? Sie hatte ja nicht mal ein Ziel. Dann musste sie sich eben eins setzen. Zum Beispiel, den verdammten Namen dieses Drow heraus zu bekommen. Auch wenn es kein Ziel war das man im örtlichen Sinne erreichen konnte.

Das Mahl war kurz und als es fertig war stand sie auf und ging wieder nach oben, da es langsam voller wurde und auf mehr Gesellschaft war sie nicht erpicht. Also beschloss sie jetzt mal zu baden, damit sie sich endlich hinlegen konnte. Ihre Schenkel taten auch ganz schön weh, da sie es nicht gewohnt war zu reiten. Aber auch da fehlte ihr nur die Gewohnheit.

Zurück im Zimmer schnappte sie sich saubere Sachen und verliess es wieder. Im Flur blieb sie kurz vor dem Zimmer ihres Reisegefährten stehen. Sie überlegte nach seinen Befinden. Der Pfeil war sauber in sein Fleisch getreten und steckte lange darin. Doch noch ehe sie weiter daran dachte schüttelte sie den Kopf. „Das geht dich nichts an Gwen.“ sagte sie sich und ging weiter zur Hintertür um gleich ins Badehaus zu kommen.

Wie erwartet, waren keine Leute mehr hier. Erleichtert darüber steuerte sie dann das Bad an. Sie ging durch eine der Türen, die einen Spalt offen stand und schloss diese hintersich, bevor sie sich auszog und so gleich ins warmen Wasser watete. Entspannt lehnte sie sich zurück und genoss es. Wann sie das nächste mal so baden konnte war unklar. Daher liess sie sich auch ordentlich Zeit, als sie begann sich zu waschen.
 

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Einige Zeit verging wo er sich im Zuber säuberte und seine Wunde reinigte. Allein war es zwar schwer, aber er schaffte es sie soweit sauber zu bekommen. Den Verband würde er später anlegen wenn er wohl wieder in seinem Zimmer war. Valrak zog sie die Hose an und das Hemd liess er locker um die Wunde nich zu reizen. Erneut umhüllte ihn der Umhang als er hinaus ging. Die Magd die ihm anfangs helfen wollte kam rein und säuberte den Zuber. Valrak hingegen ging zurück zu seinem Zimmer. Was mit seiner Begleiterin war interessierte ihn nicht. Sie war alt genug um ihren Weg zu gehen und er hoffte das sie ihn bald finden würde.

Valrak schloss die Tür hinter sich und legte den Umhang über einen Stuhl. Er packte das dreckige, blutverschmierte Hemd und betrachtete es. Er besah sich das Loch, welches durch den Pfeil entstanden war. Bald würde er wohl wieder waschen müssen und eventuell auch wieder nähen. Er packte das Hemd in eine Tasche und zog sich dann auch das Hemd aus, welches er gerade übergeworfen hatte.

Er holte sein Verbandsmaterial hervor, wobei sein Blick auch auf die Tasche mit dem essen fiel. "Ein kleiner Bissen für zwischen durch!" grinste er und holte sich ein Stück Pökelfleisch hervor auf dem er herum kaute, während er sich selber an einen Verband probierte. Doch war es eine recht ungünstige Stelle für eine Wunde, stellte er fest.

"Verdammt..." fluchte er und warf vor Wut das Material in die nächste Ecke. "Dann muss es halt so gehen." knurrend biss er ein weiteres Stück von dem Fleisch ab.

Er zog das eh schon verdreckte Hemd wieder aus der Tasche und legte es auf das Bett und sich darauf. Während sein verletzter Arm auf seinem Bauch ruhte, hatte er den anderen hinterm Kopf verschränkt.

"Hm..." brummte er nachdenklich und sein Blick durchbohrte regelrecht die Decke. "Ich brauch dringend Geld!" Im Schankraum war ein reges treiben zu hören und er spielte immer wieder mit dem Gedanken hinter zu gehen um einen potentiellen Auftraggeber zu finden. Aber das Risiko war zu groß das auch Soldaten unter den Gästen sein konnten.

Valrak beschloss im Zimmer zu bleiben.
 

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Sauber und jetzt ziemlich müde, kam sie nach einer ganzen Weile aus dem Badehaus und stand schon wieder im Flur. Ihre Füße hatten sie nicht bis zu ihrem Zimmer getragen, sondern direkt vor die Tür von Valraks Gemach geführt. Unschlüssig darüber ob sie anklopfen sollte oder nicht starrte sie den Türknauf an. Dieser glänzte matt ihm schwachen Schein der wenigen Laternen an den Wänden.

Wieso sollte er ihr auch aufmachen? Er würde sie bloss wieder necken und denken sie wolle was von ihm. Daher ging sie weiter, auch wenn sie sich doch um den dickköpfigen Drow sorgte.

Im Zimmer packte sie erst mal ihre Tasche aus, nur um lästigen Ballast loszuwerden, den sie eigentlich gar nicht gebrauchen konnte, aber dennoch mitgenommen hatte. Also sortierte sie diverse Sachen aus, die sie später wegschmeißen würde. Dabei stiess sie noch auf den Rest der Kräuter, die sie dem Drow auf die Schulterwunde gedrückt hatte. Ein Seufzer entlockte sich ihrer Kehle als sie sich das Bündel ansah.

Zögernd ergriff sie den Beutel und verliess dann doch noch einmal ihr Zimmer, nur um wenig später wieder unschlüssig vor seiner Zimmertür zu stehen.

„Du gibst ihm einfach den Rest und dann haust du einfach ab. Ist doch nichts dabei!“ wies sie sich im Stillen zurecht und klopfte an seine Tür.

Valrak wurde aus seinen Gedanken gerissen und schwang sich hoch. "Moment!" rief er zur verschlossenen Tür. Das Hemd zog er nicht um. Doch seine Hand griff nach dem Umhang den er sich über die Schultern legte und die Kapuze über zog. Erst dann ging er zur Tür um diese zu öffnen.

Doch eigentlich hatte er mit dem Knaben gerechnet oder eine Magd, doch er erblickte Gwen. "Ach du!" unter der Kapuze konnte man diesmal ausnahmsweise das Gesicht genauer erahnen und auch die weißen Haare lugten hervor.

"Was gibt es?" fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich an in den Türrahmen lehnte. Auch wenn es sicher lässig aussah, hatte es nur den Grund das er seine verletzte Schulter schonen wollte. Gwen hatte nicht wirklich erwartet dass er die Tür öffnete, umso überraschter war sie als sie ihn immer noch in seiner Kluft sah. "Ich will nicht groß stören. Ich wollte dir nur die hier bringen.", erklärte sie und hob dabei das Säckchen mit den Kräutern hoch.

Als er das Säckchen betrachtete wandte er sich ab und sah zu dem Verbandsmaterial in der Ecke. "Hm.... könntest du mir nochmal kurz behilflich sein?" fragte er und blickte wieder zu Gwen, die daraufhin nur verwundert eine Augenbraue hob. Er bat sie um Hilfe?

"Der Verband ist etwas schwer anzulegen wenn man nur eine Hand zur Verfügung hat... und die Wunde sich an einer äußerst unglücklichen Stelle befindet an der man allein nicht ran reicht." erklärte er und machte einen Schritt zur Seite um ihr mit einer leichten Geste Eintritt zu gewähren.

"Sicher." nickte sie ihm zu auch wenn ihr Blick weiterhin skeptisch blieb. Gwen trat ein und schloss die Tür hinter sich.

"Aber zieh diesmal dein geliebtes Gewand aus. Sonst wird es schwierig.", meinte sie nur so neben bei. Bei dieser Aussage hob er nur eine Braue und hätte locker kontern können, doch Valrak grinste nur und schüttelte den Kopf. Gwen holte sich das Verbandszeug, dass er wohl wütend in die Ecke geworfen hatte. Valrak beobachtete sie und sah zu wie sie sich auf das Bett setzte und scheinbar nur noch auf ihr wartete. Er zog den Umhang aus und schmiess diesen wieder über den Stuhl.

Gwen betrachtete den Drow, den sie nun endlich genauer sehen konnte. Doch damit es nicht so wirkte das sie ihn anstarrte öffnete sie das Säckchen mit den Kräutern während Valrak sich zu ihr setzte. "Hast du sie beim Baden säubern können?", fragte die Elfe. Nicht dass doch noch irgendwelchen Schmutz seinen Weg in die Wunde gefunden hatte.

"Oh sauber ist sie... das war das geringere Problem. Aber einen Verband anlegen ist da eine andere Sache!" meinte er und wand ihr den Rücken zu. Eine weiße Tätowierung zierte sein rechtes Schulterplatt. Es zeigte ein außergewöhnliches Symbol, was wohl einst deutlich zu erkennen gewesen war. Doch zeigten sich reichlich Narben auf seinen Rücken. "Du hättest ja auch einfach anklopfen können und fragen.", meinte sie und hob erneut eine ihrer schmalen Augenbrauen. Aber wie Männer wohl waren, wollten sie dass Frauen zu ihnen kamen und nicht umgekehrt. Sie präparierte die Kräuter wie das letzte mal und drückte sie ihm einfach ohne Vorwarnung auf die Wunde. "Ich wollt dich nicht stören. Zudem kann ich mich nicht so offen bewegen wie du!" gab er als Antwort hin. Weder ein Zucken noch ein leises Zischen kam von ihm, er schien den Schmerz gar nicht mehr so wahr zu nehmen wie zuvor. Valrak hatte schon so viele Wunden gehabt das er gelernt hatte wie er den Schmerz verdrängen konnte.

"Ist viel los unten?" Er nahm an das sie mal unten gewesen war. Auch wenn er nicht hinunter gehen wollte, reizte es ihn doch zu wissen ob potentielle Auftraggeber da sein konnten. "Und... sind Soldaten da?" Die Frage kam etwas stockend aber er musste es wissen. Es war für ihn gefährlich geworden seit der letzten Mission die er nicht hat zu ende bringen konnte.

"Ja. Ist sehr viel los. Aber Soldaten hab ich keine gesehen.", meinte sie und setzte den Anfang des Verbandes über die Wunde, nur um gleich unter seinem Arm hindurch und quer über den Oberkörper den Verband ab zu rollen. Dabei besah sie sich die Tätowierung auf seinem Schulterblatt. Doch da blieb nicht ihr Blick, sondern wanderte weiter über seinen Körper. Einen ziemlich gut trainierten Körper, musste sie leider zugeben. Gut was hatte sie auch erwartet. Wenn man so mit Waffen umgehen konnte, dann war es ja logisch, das der Körper dementsprechend aussah. Ihr lag jedoch eine gemeine Bemerkung über sein Haar auf der Zunge. Doch die sparte sie sich für Momente in denen er nicht gerade nett zu ihr war. Als sie fertig war betrachtete sie ihr Werk und nickte. "So. Zufrieden, oder gibt es wieder etwas auszusetzen?“

Ihre Worte über den Schankraum ließen ihn doch darüber nachdenken hinunter zu gehen. Das Essen interessierte ihn nicht aber er brauchte dringend einen neuen Auftrag, denn das Geld in seinen Beutel würde nicht mehr lang reichen.

Als sie endlich fertig war wandte er seinen Blick zu seiner verletzten Schulter. Er bewegte diese um zu testen in wie weit die Beweglichkeit beeinträchtigt war. Dabei bemerkte er das er seinen Schreckensflegel mit dem Arm nicht so leicht schwingen konnte. Aber einen geraden Schuss mit der Armbrust würde er auch mit der Wunde abfeuern können. Dann wand er sich zu Gwen hin. "Danke!" er nickte ihr zu und seine Stimme klang ruhig. "Es passt und muss nun erst mal halten!" ergänzte er und stand auf. Er nahm das saubere Hemd und zog es sich an.

Oh mein Gott! Er hat ein Danke zustande gebracht, dachte sie sarkastisch während ihr Blick ihn noch einen Moment lang fixierte. Dann stand auch sie auf und nickte ihm zu. "Gern geschehen." Sie hatte ihr noch nasses Haar zu eine Zupf geflochten, den sie nun lässig nach hinten schwang. "Und wenn nicht, machen wir es eben neu. Keine große Sache." grinste sie zufrieden. Damit ging sie nun langsam zur Tür, nachdem sie sein Verbandszeug nun wieder ordentlich verstaut hatte.

"Dann...werde ich mal wieder.", begann sie leise. Ihr Hand griff nach dem Türknauf und ruhte auf diesen. Sie konnte ihn nicht runter drücken denn eine Frage lag ihr noch auf der Zunge. "Du....wirst doch nicht einfach...morgen früh ohne mich verschwinden, oder?" nur stockend kamen diese Worte über ihre Lippe und sie traute sich auch nicht ihren Blick bei der Frage zu ihn zu wenden. Sie konnte ihn immer noch nicht einschätzen. Ab und an überraschte er sie total und wiederum konnte sie sich manche Macken schon denken. Aber was das reisen betraf, kam sie auf keinen Nenner. Ob er sie nun wirklich loswerden wollte oder nicht? Sie wartete noch eine Antwort ab und stand daher mit dem Griff am Türknauf da.

Valrak stockte in seiner Bewegung und sah sie überrascht an. "Du willst also tatsächlich weiter mit mir reisen?" Er schnappte sie seinen Umhang und zog ihn sich um die Schultern. Seine Hände ergriffen die Kapuze die er sich über stülpte und schliesslich nach dem Geldbeutel griff.

"Du willst also bei mir bleiben..." begann er leise und murmelnd. Er überdachte seine Worte genau. Sicherlich mochte er keine Elfen, aber sie nun einfach wegschicken konnte er auch nicht. Immerhin konnte sie ihm wenigstens helfen, sollte er wieder so eine ungünstige Wunde haben. „Nun solange ich keinen Auftrag habe sollte die weitere Reise kein großes Problem darstellen.“ gab er zu und blickte in die Geldkatze um nach zu zählen wie viel Goldmünzen er überhaupt noch zur Verfügung hatte.

Bei seinen Worten wand sie sich ihm zu und schenkte ihm ein aufrichtiges und ehrliches Lächeln, auch wenn er es nicht sah. "Gut. Dann bis morgen. Gute Nacht." Freudestrahlend drehte sie sich wieder um und verliess sein Zimmer. Natürlich war ihr aufgefallen das er sich wieder etwas übergeworfen hatte. Wahrscheinlich um sich in den Schankraum um zu hören, aber das ging sie nichts an. Sie war nur Glücklich das er sie nicht einfach wegschickte.

„Ja gute Nacht.“ erklang seine Stimme hinter ihr, sein Blick war immer noch gesenkt und seine Aufmerksamkeit auf das zählen vertieft. Er bekam nicht mit wie die Tür ins Schloss fiel und Gwen freudig und erleichtert in ihr Zimmer ging. Nur wenige Schritte trennten ihre Zimmer von einander und schnell war sie in ihr Gemach verschwunden. Müde liess sie sich ins Bett fallen und kuschelte sich ins Lacken. Es dauerte auch gar nicht lange bis sie eingeschlafen war und in ihre Traumwelt glitt. Der Tag war wirklich sehr anstrengen gewesen, was sich nun eben bemerkbar machte. Aber für ihren ersten Tag, war er wirklich spitze. Voll mit Action auf jeden Fall.
 

„5 Goldmünzen und 3 Silbermünzen und Paar Kupfer! Nicht mehr so viel, aber es reicht noch!“ sagte er leise und zog den Beutel zu. Erst jetzt sah er das Gwen schon gegangen war, doch das war gerade nur Nebensächlich. Sein Belangen war etwas anderes, etwas für seinen Beruf wichtigeres. Er ging zur Tür und verliess nun ebenfalls das Zimmer. Kurz schweifte sein Blick den Gang entlang, ehe er sich dann endlich dazu aufraffte zu der Treppe zu gehen die in den Schankraum führte.

Der Weg nach Geriin

Das Getöse welches im Schankraum herrschte drang vom Flur an seine empfindlichen Ohren. Lautes Gelächter, Streitereien und der Gesang eines Barden der munter sein Lied zum besten gab. „Nicht lang, nur einen Moment um einen Überblick zu erhalten.“ murmelte er leise zu sich als er die Treppe zum Absteigen betrat. Der Geruch von Tabak, Bier und anderen eher unangenehmen Gerüchen stiegen in seine Nase als er die Stufen erreicht hatte. Ob er dort unten wirklich unbemerkt verweilen konnte? Bisher hatte er, dank seines Berufes, geschafft unbemerkt zu bleiben. Doch nur eine falsche Bewegung oder eine Schlägerei, die gerne in Gaststätten ausbrach, würde seine Tarnung mit Sicherheit auffliegen lassen. Doch Valrak musste es riskieren. Seine Hand glitt an den recht leeren Geldbeutel der an seinem Gürtel hing. Wenn er in der nächsten Zeit nicht unter den Sternen nächtigen wollte, musste er sich daran machen und einen Kunden finden. Zögernd stieg er die Treppen hinab und erreichte den vollen Raum. An jedem Tisch saßen Bauern und Reisende. Sie alle schienen ausgelassen zu feiern und einige waren auch schon so betrunken das sie am Tisch oder auf dem Boden eingeschlafen waren. Kopfschüttelnd nahm er den Anblick hin und sein Blick suchte.

Als er zu dem Tisch mit den Assassinen sah die ihn aufmerksam beobachten, schnürte sich ihm für einen Moment der Magen zu. Doch er wusste was er zu tun hatte. Noch bevor er den Gedanken vollendet hatte, war er schon fast an dem Tisch angelangt und hatte sich zu ihnen gesetzt.
 

Er blieb länger als er eigentlich wollte. Seine Gesprächspartner hatten ihm viele nützliche und wichtige Informationen zukommen lassen. Gute wie aber auch bedenkliche Nachrichten.

So hatten sie ihn wirklich erkannt. Sie wusste mit wem sie an diesem Abend den Tisch teilten. Es war sicher eine Ehre bekannt zu sein aber auch eine Bürde einen solchen Ruf zu haben. Valrak wusste was dies für seine weitere Reise bedeutete. Er musste sich noch mehr zu hüten und weiterhin verborgen halten. Denn wenn schon die Assassinen im Gasthaus ihn erkannten, würden auch bald weitere ihn wiedererkennen. Zwar würde dieser Ruf ihm reichlich Geld einbringen, denn er konnte seine Preise steigern und die anderen würden es zahlen. Doch musste seine Vorsicht noch größer werden.

Valrak schaffte es nicht mit Adligen oder anderen Kunden in Kontakt zu treten, aber das war ihm nach diesen Informationen auch reichlich Gleichgültig geworden.
 

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Als dann die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg aus der Nacht fanden, erwachte Gwen. Sie war schon immer eine Frühaufsteherin gewesen. Sie mochte es nicht den ganze Tag zu verschlafen. Weshalb sie sich im Bett auch langsam aufrichtete. Es war noch so still im Haus. Lediglich unten in der Küche konnte man bereits die Vorbereitungen für das Frühstück vernehmen. Noch etwas schlaftrunken schwang sie sich dann aus dem Bett und betrachtete sich in einem kleinen Spiegel, der an der Wand hing. Fast schon erschrocken sah sie ihr eigenes Spiegelbild an.

"Wie sehe ich denn aus?!" Nun wach, kramte sie sich etwas praktischere Reisekleidung aus ihrer Tasche, die sie auch so gleich anzog. Dann kämmte sie sich noch ihr langes blondes Haar, nachdem sie den geflochtenen Zopf geöffnet hatte. Bisher zeigte der Drow noch kein Lebenszeichen von sich. Ob sie sich also schon Frühstück holen konnte? Sonst würde sie sicherlich wieder nichts zu beissen bekommen. Sie packte jedoch aber schon für ihre Reise, damit sie die Tasche nur noch krallen musste, falls der Herr doch ziemlich überstürzt abreisen wollte. Auf leisen Sohlen verliess sie dann ihr Zimmer und holte sich unten ihr Frühstück.
 

Valrak war wach. Er hatte die ganze restliche Nacht wach in seinem Zimmer auf dem Bett gelegen und die Decke angestarrt. Als es draussen dämmerte und die Stille im Flur langsam überhand nahm, hörte er eine Tür die leise auf und wieder zu ging. Damit war ihm klar das die Elfe endlich aufgewacht sein musste.

"Hm... hatte sie eigentlich ihren Namen genannt?" schoss es ihm in den Kopf. Er zuckte jedoch nur mit den Schultern und schwang sich nun auch endlich auf.
 

Für fünf Kupfermünzen durfte sie ihr Frühstück sogar im Zimmer genehmigen. Was sie doch für schlauer hielt. Also ging sie, auf dem Tablett war eine Holzschüssel mit Haferschleim und etwas Brot, wieder nach oben. „Er schläft wohl noch.“ murmelte sie leise als sie in den Flur bog.

Doch Valrak packte seine Sachen und legte alles auf dem Bett ab. Nachdem er weitestgehend zufrieden war, fand er das Frühstück eine gute Idee war, die er ihr nun nach machte.

Der dunkle Umhang wehte kurz auf als er sich zur Tür wand und den Raum verliess. Doch da kam schon Gwen ihm entgegen. "Oh sieh an. Willst also nicht unten speisen!" erklang seine Frage während er an ihr vorbei ging.

Die Elfe hatte ihre Hand gerade an der Türklinke als sie die Worte von Valrak vernahm.

"Ich habe den Tag durch noch genug Gesellschaft.", antwortete sie ihm mit einem leichten Grinsen und verschwand dann ihn ihrem Zimmer. Zufrieden darüber das er doch schon auf den Beinen war setzte sie sich an einen kleinen Tisch, an dem ein Stuhl stand, und aß ihre Mahlzeit. Innerlich bereitete sie sich auch schon auf seine Beleidigungen vor, die ihm an diesem Tag wohl noch über die Lippen kommen würden.
 

Ihm machte es nichts aus im großen Raum hin zu sitzen. Der Schankraum war weitestgehend leer. 3 Abenteurer hatten sich am Morgen wohl in den Gasthof verirrt und aßen bereits eine kleine Mahlzeit. Valrak wollte sich nur etwas Brot holen, mit Beilagen wie Wurst oder Käse. Haferschleim erinnerte ihn zu sehr an den Kerkern in denen er schon gesessen hatte.

Auch bat er den Wirt um zwei Pakete mit Nahrung für 3 Tagesreisen. Der Wirt kam seiner bitte nach und gab einer Magd den Auftrag diese zu zubereitete, sodass Gwen und Valrak diese nur noch am Tresen abholen musste.

Zufrieden darüber liess auch Valrak sich das Essen schmecken, auch wenn es ihn nicht lange sättigen würde.
 

Kaum war auch der letzte Bissen in seinem Mund verschwunden schwang er sich auch schon wieder auf. Mit einem kurzen Schwenk zum Tresen griff er sich eines der Pakete und stieg dann die Treppe hinauf. Er klopfte an die Tür von Gwen. "Unten am Tresen wartet ein Paket für dich. Nimm es mit und geh zum Stall. Wir treffen uns dort." Seine Stimme klang weder fordernd noch barsch und nachdem er ihr diese Nachricht übermittelt hatte, ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten, ging er in sein Zimmer.

Gwen war bereits dabei die letzten Kleinigkeiten zu packen und die Tasche zu Schultern als der Drow an der Tür anklopfte. "Ist gut!", liess sie ihn noch wissen. Dann nahm sie sich erneut das Tablett und ging nach unten. Als sie das Tablett abgab, sah sie auch schon das Paket. Wie nett, er hatte an sie gedacht.

Nettigkeit Nummer eins des heutigen Tages, erfüllt. Lächelnd nahm sie es vom Tresen und bedankte sich herzlichst für das zugeteilte Zimmer und die Gastfreundschaft. Sie verliess den Gasthof und ging,w ie ihr gesagt wurde, zu den Stallungen wo sie ihre beiden Pferde schon mal vorbereitete und darauf wartete dass er kam.
 

Der Assassine griff sich seinen Rucksack und seine Taschen. Es dauerte etwas bis er die Sachen übergeworfen hatte. Seine Schulter machte da noch einige Probleme. Aber das war nur vorübergehend und der stechende Schmerz der dabei entstand liess schnell nach.

Als er endlich alles zusammen hatte verliess auch er nun sein immer und bezahlte den Rest, bevor er zum Stall ging. Valrak erkannte das Gwen schon fertig war und ihr Pferd war schon gesattelt.

Er brauchte nicht lang, auch wenn er mit der Schulter aufpassen musste bei den Bewegungen. Er band die Tasche an den Sattel und führte das Pferd raus.

Der Drow schwang sich auf.

Gwendolyn sah ihn aufmerksam an und beobachtete seine Bewegung. "Was macht die Schulter?", wollte sie dann doch wissen, da sie mitbekommen hatte, dass er in seinen Bewegungen noch eingeschränkt war. Doch seine Antwort war erwartend knapp. „Es geht.“ mehr gab er ihr nicht preis und sein Blick ruhte auf ihr. Er beobachtete sie wie sie nun endlich auch auf ihr Pferd stieg und sich versicherte, dass alles fest saß und nichts runterrutschen konnte.

Eigentlich hatte sich Gwen vorgenommen, nicht viel zu reden. Sie war selber noch nicht ganz wach und sah das er selber wohl keine erholsame Nacht gehabt hatte.

"Ähm...im übrigen. Mein Name ist Gwendolyn. Aber du kannst mich auch Gwen nennen.", murmelte sie leise vor sich hin, während ihr Blick auf ihre Hände gerichtet war. Sie fand es nicht schön wenn er sie nur dauernd "du" ansprach, aber nicht wirklich wusste wie sie hiess. Außerdem, was schrie er ihr zu wenn irgendwas wäre? Biest? Elfe? Frauenzimmer? Nein danke!
 

Als er ihren Namen vernahm nickte er nur knapp. "Gwendolyn also" meinte er und zuckte mit den Schultern. Es dauerte nicht lang bis ein fieses und freches Grinsen unter der Kapuze hervor huschte. "Biest oder Elfchen passt doch etwas besser!" lachte er und gab seinen Pferd das Zeichen zum Galopp. Er konnte nicht anders, nicht bei ihr. Knurrend sah sie ihm nach und formte seufzend die Worte „Wieso habe ich so was erwartet?“ mit ihren Lippen und preschte ihm hinterher. Aber irgendwie hatte sie sich schon fast daran gewöhnt. Elfchen ging ja noch, aber Biest? "Nenn' mich doch einfach wie du willst. Ist ja auch egal." rief sie ihm wütend nach. Er würde eh nicht damit aufhören. Also musste sie das wohl auch akzeptieren obwohl sie beim klang des Wortes "Biest" immer noch Wut verspürte. Was sollte sie denn auch? Sich darüber freuen?

Das Tempo nahm ab und sein Pferd stoppte, wie auch ihres. "Oh, darf ich echt?" das Grinsen welches er auf den Lippen hatte konnte man sogar unter der Kapuze hervor erkenne. Er durfte sie also nennen wie er wollt. "Hausdrach, Schoßhund, Orkzahn!" lachte er schliesslich. Sie hätte das wohl nicht sagen sollen, denn er hatte offensichtlich Freude daran gefunden. Die Elfe verdrehte die Augen. "hätte ich doch mein Mund gehalten...", grummelte sie und hört noch schlimmeres als Biest.

Ein Räuspern verriet das er sich wieder beruhigte aber schmunzelte weiterhin. "nun gut... dann lass uns los reiten!" sagte er ruhig und ritt im ruhigen Trab los. Sie hatten Zeit und die liess er sich auch.

"Richtung Osten liegt eine größere Stadt. Dort geht es jetzt hin!" erklärte er ihr. "Dort gibt es verschiedene Rassen und sie ist bekannt für ihre Magiergilden." nachdem er dies gesagt hatte war klar das es sich um Geriin handeln musste. Denn nur dort gab es die größte Magiergilde.

Sie nickte dann bei seiner Erklärung und sah die Straße hinunter. Interessant. Sie war schon mal da, aber noch nie als eine Reisende. Nur als Truppenmitglied und von der Stadt sah man so wenig. Aber irgendwie klang es fast so als ob er hoffte, dass sie jemand anderen da fanden, dem sie folgen konnte. Oder bildete sie sich das nur ein? Bis sie da waren konnte sie sich es ja noch überlegen. Aber wenn sie ehrlich war, fand sie es ganz schön aufregend. Von den Streitereien mal abgesehen.
 

Beide ritten schon eine ganze Weile schweigend neben einander her, bis Gwen wieder das Wort ergriff und Valrak von der Seite an funkelte. "Gut, ich nenne dich so wie auch so wie ich will! Dann ist es ja auch irgendwie fair." Wieder lachte der Drow etwas auf und ein leises belustigendes Kichern hallte nach. "Ich könnt dich auch Schatz nennen!" lachte er auf und räusperte sich dann. "Verzeih... aber ich glaub der Met ist mir etwas zu Kopf gestiegen!" schmunzelte er und ritt weiter.

Sie glaubte ihren Ohren kaum. Hatte er sie eben Schatz genannt?! Sie sah ihn grinsend an. "Natürlich Herzchen.", spielte sie mit und zwinkerte ihm zu. "Naja laut dem Wirt geben wir doch ein gutes Paar ab.", erinnerte sie ihn. Es war sicher nur der Met der ihn so locker werden liess. Insgeheim dankte sie diesem Getränk das es ihn dazu brachte ihr eine solche Seite des Drow zu zeigen.

"Aber mal ein anderes Thema. Warum bist du eigentlich aus dem Dorf raus... und warum glaubten die Soldaten gestern das ich dich entführt hatte? Du scheinst nicht sonderlich bewandert darin auf Reisen zu gehen. Warum also hast du dich dafür nun entschieden?" fragte Valrak und wurde wieder ernster.

Die Reise würde sowieso noch etwas dauern, somit konnte man die Zeit nutzen und ein kleines Gespräch beginnen.

Überrascht richtete sie ihren Blick auf Valrak. Das er plötzlich Interesse für ihr Leben zeigte liess sie einen Moment verunsichern, aber schliesslich empfand sie es als eine angenehme Abwechslung.

"Naja...ich bin...oder war in einer Truppe unterwegs. Eine Truppe von Gauklern und Schauspielern. So hab ich bisher auch meinen Lebensunterhalt verdient.“ erklärte sie und sah nochmal zu Valrak um sich zu versichern das er auch wirklich zu hörte. “Die Truppe gehört meiner Familie und bisher war es immer so gewesen, das jeder der Familie da logischerweise mitmacht und es später erben würde. Aber...ich kam mir da vor wie in einem Käfig. Ständig musst du dein bestes geben. Kontakte und Reisen die der Truppe schaden, sind verboten. Ich bin nun schon so lange mit ihnen unterwegs gewesen...ich hatte einfach keine Lust mehr.", Sie seufzte leise bei den Gedanken an ihrer Familie. "Es war einfach langweilig. Ich wollte etwas von der Welt sehen und erleben. Und das konnten sie mir eben nicht bieten.", Gwen schwieg einen Moment und Valrak dachte das sie gar nicht weiter sprechen wollte. Doch dann suchte sie seinen Blick und erwiederte diesen. "Bis an dem Abend als du mir den Trunkenbolde vom Leib gehalten hast. Ich hab dich als perfekte Gelegenheit angesehen da weg zu kommen.", gestand sie. "Ich denke mein Vater hat mich als vermisst gemeldet. Deshalb dachten sie wohl du hättest mich einfach mitgenommen, da ich noch nie von der Truppe abgehauen bin.“

Er hörte ihr zu und liess sie ausreden. "Gauklern also!" murmelte er und schien nach zu denken. Ein Grinsen huschte über seine Lippen, scheinbar hatte er einen Geistesblitz erlebt. Aber er sagte nichts. "Also nutzt du mich gerade nur aus!" sagte er und funkelte sie dabei etwas an. "Unverschämtheit!" scherzte er und sein Blick richtete sich wieder nach vorn. "Ich kann also nur hoffen das dein Vater keine große Suchaktion startet! Die Leichen der Soldaten sind sicher schon gefunden wurden und somit wird es wohl so sein das sie uns suchen werden." sagte er mit einer aussergewöhnlichen Gelassenheit.

"Und was hast du nun vor? Ausser die Welt sehen. Ein Ziel hattest du ja nicht wirklich, soweit ich mich entsinnen kann." Es war beeindruckend, scheinbar hatte er ihr sogar zugehört als sie mit ihm gesprochen hatte.

Er sah kurz zurück, aber scheinbar wurden sie nicht verfolgt. Obwohl er gestehen musste immer wieder sich so vor zukommen. Doch war er sich diesbezüglich nicht 100%ig sicher ob es auch der Fall war. Dann wand er sich ihr wieder zu um zu lauschen was sie zu sagen hatte.
 

Sie spürte mittlerweile bereits den heftigen Muskelkater in den Schenkeln. Das gestrige Bad hatte ihr den Schmerz am Abend ferngehalten, aber jetzt wo sie erneut im Sattel saß, bemerkte sie diesen gleich wieder. Wieso zur Hölle tat das so weh? Naja daran musste sie sich gewöhnen. Jammern wollte sie auf keinen Fall. Sie wollte sich nicht noch mehr zum Affen machen. Sonst hatte er ja noch mehr Gelegenheit sie zu ärgern. Den Gefallen wollte sie ihm wirklich nicht machen.

Doch die Schmerzen verblassten bei der Überraschung dass er sich dafür zu interessieren schien und ihr dabei sogar zuhörte. Dennoch konnte er seine Scherze nicht lassen. Aber immerhin. "Natürlich! Wie sonst hätte ich am schnellsten da abhauen können?", meinte sie und zuckte mit den schmalen Schultern. "Ich weiß es nicht. Fürs erste reicht es mir, wenn ich nur weit genug weg komme. Egal wohin es mich eben verschlägt." Doch dann schien sie zu überlegen, eh sie weiter sprach. "ich würde....ganz gern irgendwo kämpfen lernen. Du siehst ja selbst wie verdammt wehrlos ich bin." Ein Grund mehr noch länger bei ihm zu bleiben. Einen Bodyguard konnte sie gut gebrauchen. Sei er eben noch so unfreundlich. Da er ja auch nicht wirklich an ihr als Frau interessiert war, war es nur noch praktischer. Keine Komplikationen oder dergleichen. Der Preis war eben nur seine Kommentare zu ertragen. Aber daran gewöhnte sie sich bereits.

Als sie so erzählte, fragte sie sich ob ihr Vater nicht inzwischen einen Herzinfarkt erlitten hatte, da sie noch immer nicht gefunden worden war. Aber was kümmerte sie das alles? Sie waren doch so viele. Eine weniger störte doch niemandem.

"Meinst du wirklich das du ein Schwert gehoben bekommst?" meinte er neckend und grinste erneut. "Ein Buttermesser kann jeder führen... aber ein Schwert?" Dann schien er nach zu denken. Vielleicht machte er sich Gedanken über eine passende Waffe für sie. Aber sein Blick ruhte auch auf ihrer Kleidung. "Ich glaub du brauchst komplett eine Neuaufmachung. Denn selbst wenn du lernen solltest mit einem Schwert oder einer anderen Waffe um zu gehen, in dieser Kleidung wirst du nicht viel Schutz haben!"

Sein Blick schweifte nach vorn und er bemerkte den Wald in den sie bald reiten werden. "Dort hinten im Wald werden wir dir einen längeren Ast suchen mit dem du erst einmal die Grundschritte des Schwertkampfes üben kannst." sagte er schliesslich und ritt weiter.

Sie knurrte ihn an. Natürlich. "Ja ja schon gut. Ich wusste ja von Anfang an, dass du meine Kleidung komisch findest. Aber kannst du es mal gut sein lassen. Ich hatte eh vor in der nächsten Stadt was zu kaufen." Was hatte er nur immer für ein Problem mit ihrer Kleidung? Klar sie war etwas auffällig, da man in ihrem Gewerbe so etwas nun einmal trug. Anderes hatte sie jetzt einfach nicht. Musste er ihr dies immer wieder vorwerfen?

Und die Sache mit dem Kämpfen war auch nicht gerade erfreulich. Aber immerhin versuchte er ihr mal was beizubringen. Das war doch schon mal was. "Ich kann mit dem Bogen umgehen, aber mehr kann ich leider auch nicht. Also brauch ich was anderes. Für den Nahkampf. Aber wenn du so der festen Überzeugung bist dass ich nicht mal ein Schwert heben könnte, dann lass es doch einfach. Ich finde schon selbst was.", grummelte sie. Sie würde eben trainieren müssen wie alle anderen auch. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. "Du kannst mir doch nicht weiß machen, dass du schon von Anfang an mit deinem Ding da herumfuchteln konntest wie jetzt, oder?", meinte sie und deute auf seine zerstörerische Waffe. "Deswegen sagte ich ja, lernen."

Er blickte zu ihr und hob eine Braue. "Wieder zickig, was?" sein Augenmerk wandte sich nach vorn. "Natürlich muss man dies erst lernen warum ich auch einen Ast vorschlug." erläuterte er ihr in einem ruhigen Tonfall. "Ein Schwert lang genug zu führen braucht Kraft und die hast du noch nicht. Was Bögen angeht? Sie gibt es in den verschiedensten Stärken, somit glaube ich kaum das du einen Bogen gespannt bekommst den ich benutze." erklärte er ihr weiter. "Also Hündchen! Nicht kläffen wenn es nichts zum kläffen gibt."

Er spornte sein Pferd etwas am um sich an die Spitze zu setzen.

Gwen grummelte leise doch schliesslich blieb ihr nur noch ein Seufzer. "Fein. Wenn du meinst....", gab sie dann nach. Wieso regte sie sich auch immer so auf? Seine Kommentare müsste sie ja mittlerweile kennen.

Das sie Reue für ihr unnötiges Aufbrausen zeigte, liess ihn zurück blicken. Er betrachtete Gwen aus dem Augenwinkel.

„Ein Schwert würde zu dir passen.“ gab er zu und sah wieder nach vorne. „Und nein ein Meister ist noch von keinem Himmel gefallen. Auch ich lerne noch.“ erklärte er ihr und deutete dabei auf den Schreckensflegel am Sattel. „Es ist eine schwierige Waffe und ich denke nicht dass du diese erlernen möchtest.“ bei dem Gedanken Gwen mit einer solchen Waffe kämpfen zu lassen, entlockte Valrak ein Grinsen. Sie würde sich sicher selber damit erschlagen als einen Gegner.

"Sieh an, du bist also auch noch am lernen. Interessant.", gab sie von sich und musterte seinen Schreckensflegel, der ihr schon nur beim ansehen eine Gänsehaut verpasste. Wie konnte man bloss mit so einem Ding kämpfen. Selbst der Morgenstern dieses Orks, von gestern war ungeheuerlich. Wieso mussten es für Männer immer das Größte sein?

Die Elfe schüttelte bei der Frage ihren Kopf. Nein, sie würde es sicher nicht erlernen wollen. Ihr reichte das sie Hauptsache den Umgang mit irgendeiner Nahkampfwaffe erlernen würde. Sie wollte nicht mehr immer nur auf den Drow angewiesen bleiben. Immerhin würde es sicher der Moment ergeben das sie nicht mehr zusammen reisten.

"Man lernt immer weiter seine Waffe zu perfektionieren!" meinte er auf ihre Verwunderung hin das er selber noch lernte. Wieder glitt sein Blick über seine Schulter und sein Blick wurde ernster. Das Gwen dies bemerken würde, hatte er völlig ausser acht gelassen. Erst als sie ihn daraufhin ansprach.

„Werden wir verfolgt?“

„Nein... ich glaube nicht. Wir sollten nur Vorsichtig sein.“

Sein Blick richtete sich wieder nach vorne zu dem Wald den sie schon bald erreichten.

Es schien ein größeres Waldstück zu sein. Valrak ritt weiter und sah erneut über seine Schulter. "hm" brummte er nachdenklich und sah dann zu Gwen. "Wir rasten an der nächsten Lichtung. Dort suchst du dir einen geeigneten Ast und ich zeige dir Grundschritte die du weiter üben wirst. Vorerst."

"Du bist der Chef.“ "Oh.. ich bin der Chef!" jetzt grinste er ziemlich breit. "Sehr schön. Dann greif mal tief in die Tasche und reich mir was zu essen." lachte er „Und eine Massage kann ich auch gleich gebrauchen.“

"Das hättest du wohl gern.", konterte sie ihm mit einem grinsen. „Aber sag....kannst du mir denn überhaupt etwas zeigen? Du bist doch noch immer verletzt, oder ist es nicht mehr so schlimm?" Gwen wusste nicht viel über Drow und daher wusste sie auch nicht ob diese Rasse über irgendwelche Kräfte zur Selbstheilung verfügten. Sie wollte nicht riskieren dass sich sein Zustand verschlimmerte, nur weil er ihr Schritte zeigte. Dann würde sie eben noch warten. Bis jetzt hatte sie es doch auch ohne geschafft, irgendwie.

Bei dieser Frage verging ihm dann doch etwas das Lachen. Er griff an seine verletzte Schulter und zuckte dann mit den Achseln. "Bis diese Wunde verheilt ist werden noch einige Tage vergehen." gestand er ihr. „Aber die Schmerzen sind halb so schlimm. Das wird schon klappen.“ Er brauchte einen zwar einen Moment aber schliesslich dämmerte es ihm aber warum sie das gefragt hatte. "Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um den bösen Drow, oder etwa doch?" er hob eine Braue und sah sie an.

"Kein Angst, ich hab schon mit schlimmeren Wunden kämpfen müssen!" meinte er und winkte das Thema ab. Sie lauschte seinen Worten und sah ihn dann an. Erst blickte sie zu seiner Schulter, dann in sein Gesicht, dass sie trotz der Kleidung doch etwas erkennen konnte. Dann legte sich eine leichte Röte über ihre Wangen. "Quatsch! Wieso sollte ich mir Sorgen um dich machen?", log sie. Gut sie machte sich etwas Sorgen. Aber nur ein kleines Bisschen!

"Ich will nur nicht deine Genesung behindern.", rechtfertigte sie sich und strich sich eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.

Valrak liess sein Pferd wieder etwas zurück fallen und beugte sich zu ihr hin. "Gwen? Gib deinem Pferd die Sporen!" sprach er leise zu ihr und das Grinsen auf seinen Lippen verschwand. Er gab ihrem Pferd einen Klaps und das Tier spurtete los.

Seine Befürchtung hatte sich doch bestätigt, sie wurden verfolgt.

Gwen hätte am liebsten den Drow fassungslos angesehen, denn er hatte tatsächlich ihren Namen genannt. Aber dazu kam sie nicht denn ihr Pferd preschte los und Valrak folgte ihr umgehend.

Gerne hätte sie sich weiter an diesen Gedanken festgehalten das er endlich ihren Namen gesagt hatte, doch dazu gab es keine Zeit. Sie sah über ihre Schulter zu Valrak und hoffte zu erkennen wer sie verfolgte.

„Bitte nicht schon wieder solche bescheuerten Orks!“ flehte sie im Stillen.

Lektionen

Die Hufen ihrer Pferde preschten über die Straße in den Wald. Valrak der aus gutem Grund das Schlusslicht bildete riskierte einen Blick über die Schulter, der ihm verriet das es eine gute Entscheidung gewesen war das Tempo zu erhöhen. Er erblickte eine dunkel gekleidete Gestalt die kurz hinter einem Felsen hervorlugte. „Man lebt gefährlich mit einem weitreichenden Ruf.“ murmelte er leise, denn er wusste genau um wem es sich bei der Gestalt handelte. Genauso wie er auch wusste das dieser nicht allein war. Es waren die drei Assassine vom Vorabend.

Der Drow überlegte kurz wie sie am besten aus dieser Miesere heraus kamen. Er konnte einen Kampf nicht bestreiten ohne seinen verletzten Arm zu überfordern. Beim Gespräch im Gasthof hatte er einen Einblick von den Männern bekommen, die sie nun verfolgten. Es war keiner seiner Gilde, das wusste er genau. Denn sie hatten ihn zu sehr ausgefragt oder versucht.

Auf den Pferden waren sie Glücklicherweise schneller als die Männer, aber dieses Tempo konnten sie nicht so lange einhalten. Jeder Schritt seines Tiers versetzte ihm einen Schmerz in seine Schulter der ihn zusammenzucken liess.

Somit wandte er seinen Blick hinauf zu den Baumkronen und er fand mehr als einen Ast an den er heran reichen würde. Doch einer der morsch genug Aussah war sein Ziel. Er griff nach dem Ast und riss ihn aus der Krone. An diesem waren genug Blätter für sein Vorhaben und so beugte er sich etwas nach hinten und wischte mit dem Ast die Spuren der Pferde weg.

Den Ast hielt er einige Zeit lang fest, bis sein Pferd allmählich langsamer wurde. Sie waren schon weit in den Wald hinein geritten und die Assassinen konnten sie nun sicherlich nicht so schnell einholen. "Alles in Ordnung, werde wieder langsamer!" rief er Gwen zu und warf den Ast an den Wegrand. Gwen drosselte daraufhin das Tempo ihres Pferdes und wartete einen Moment bis er neben ihr ritt.

„Wer war das?“ wollte die Elfe sofort wissen und ihr Blick schweifte bei der Frage über ihre Schulter. Sicherlich war es niemand der gute Absichten hatte, das war ohne Frage. Doch Valrak antwortete ihr nicht.

"Wir reiten am besten noch bis zum Nachmittag durch. Dann können wir nach einer Lichtung Ausschau halten." Mit diesen Worten und einem direkten Blick auf die Straße gerichtet liess er sein Pferd in einem ruhigen Schritt weiter laufen. Natürlich wusste er das die Assassinen sie sicher bald wieder finden würden, doch bis dahin würde er vorbereitet sein.

"Mit dir wird es nicht langweilig.", stellte Gwen nach einiger Zeit des Schweigens fest und grinste leicht dabei. Genau das war es was sie gesucht hatte. Und dennoch fragte sie sich, ob ihm das ewige auf der Flucht sein, nicht zum Halse raus hing. Gut, ihm blieb nichts anderes übrig, wenn er nicht getötet werden wollte. Nur was genau hatte er so schlimmes angerichtet dass selbst seines Gleichen Jagd auf ihn machten?

Aber wie sie vermutete das würde er ihr das auch nicht erklären. Allgemein in Sachen Job, pflegte er es wohl nicht viel davon zu erzählen. Sie hatte ja auch nur davon mitbekommen, weil die Soldaten ihr das erzählt hatten.

Es war ein Abenteuer mit ihm Unterwegs zu sein und solang sie bei ihm war, war sie auch in Sicherheit. Zumindest solange sie niemals sein Zielobjekt werden würde.

"Nein, langweilig nicht... aber etwas Ruhe ist auch nicht drin!" sagte er und wand sein Augenmerk kurz auf die Elfe. "Dein Leben muss sicherlich genauso unangenehm gewesen sein das du da ausbrichst!"

Gwen sah ihn jedoch weiterhin an. Sie betrachtete seine dunkle Hautfarbe die leicht unter der Kapuze zu erkennen war. Seine Haltung zeigte keine Andeutung das seine Schulter ihm noch Probleme machte, auch wenn sie sich denken konnte das diese noch lange brauchen würde um gänzlich zu heilen.

Er war für sie ein Buch mit sieben Siegeln und keines wollte sich öffnen lassen. Auch wenn ihr gefiel das er etwas mehr sprach und sie nicht in einer Tour nach jedem Satz beleidigte, verging kurz ihr Lächeln. War ihr Leben wirklich so unangenehm?
 

Sie ritten einige Zeit weiter und immer wieder warf der Drow einen Blick über seine Schulter um sich zu vergewissern das sie niemand verfolgte.

Auch wenn es ruhig blieb und es kein Anzeichen dafür gab das sie weiterhin verfolgt wurden blieb er wachsam. Valrak kannte die aussergewöhnlichen Gaben der Assassinen.

"Wir sollten ab jetzt etwas vorsichtiger und ruhiger sein. Denn hausen in solchen Wäldern auch andere Kreaturen die uns gefährlich werden können." Somit gab er seinem Pferd einen leichten Klaps und ritt vor. Sein Blick wanderte über den Boden und zu den Büschen am Wegesrand um eventuelle Spuren zu erkennen. Sicherlich war es vom Pferd aus nicht einfach aber dennoch blieb er im Sattel. Zumal sie so schneller voran kamen.

Daher achtete er auf Kleinigkeiten wie abgeknickte Äste oder besonders auffällige Spuren.

Gwen runzelte bei seinen Worten leicht die Stirn.

Ruhiger? Was genau verstand er darunter? Gut als sie von den Orks angegriffen wurde, war wohl ihr kleiner Ausbruch schuld gewesen. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe und ermahnte sich bei ihrem nächsten Ausbruch nicht mehr ganz so laut zu sein. Besonders im Freien nicht. Man wusste ja nie hinter welchem Busch der nächste Angreifer lauerte.

Sie liess ihn alleine voraus reiten und behielt lieber den Weg, der hinter ihnen lag, im Auge. Ob sie die nächste Zeit wirklich in Ruhe gelassen werden? Gwen musste gestehen das sie an den Gedanken nicht fest glauben konnte.
 

Die Zeit zog sich dahin und es blieb erstaunlicherweise ruhig. Valrak hatte seine Aufmerksamkeit inzwischen darauf gelenkt eine geeignete Stelle zu finden wo sie rasten konnten. Ein Gedanke den Gwen und ihr geschundener Hintern nur befürworten konnten. Immer wieder rutschte die Elfe in den Sattel hin und her und ihr Pferd wurde durch die ständigen unnötigen Bewegungen auch unruhiger. Aber Gwens Hintern schmerzte fürchterlich und ihre Schenkel brannten vor Anspannung. Sie erinnerte sich an die Zeit als sie als Kind ohne Sattel auf den Rücken von Pferde geritten ist und daran wie leicht es ihr gefallen war. Doch nun, mit diesem harten Untergrund wollte sie nicht klar kommen.

Doch Tapfer wie sie war, nahm sie die Pain hin und wusste das sie nur so einen besseren Halt und mehr Kontrolle über ihr Tier hatte.

Auch sie liess ihren Blick schweifen und hielt Ausschau nach der nächst besten Möglichkeit für eine Rast und erblickte dabei links von ihnen, durch die Bäume hindurch eine Lichtung. „Wie wäre es mit dieser?“ rief sie dem Drow zu und deutete in die Richtung.

Valrak, der vor ihr ritt, blickte kurz zurück und folgte dann ihrem Deuten. Die Lichtung lag gut verborgen, aber schien auch recht groß. Der Assassine der die möglichen Verstecke sofort erkannte, verzog leicht das Gesicht. Doch aus seinem Augenwinkel erblickte er wie unruhig Gwen im Sattel saß. Somit nickte er schliesslich doch.

"Gut! Aber wir bleiben am Waldrand!" er lenkte das Pferd zur Lichtung hin. Sie mussten ein Stück durch den Wald ehe sie sich von den Pferden schwingen konnten. Valrak band sein Pferd an einen Baum fest. Sein Blick huschte zu Gwen, die unter schmerzen vom Pferd stieg. "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.... und der Schmerz in den Beinen gönnt man keinen!" kamen seine neckenden Worte und seine weißen Zähne glänzten hervor als sein Grinsen breiter wurde. Gwen überhörte die Worte des Dunkelelfen, der Schmerz in ihren Beinen war zu groß als das sie sich auf ein Wortgefecht mit ihm einlassen wollte. Ihr Gesicht verzog sich noch mehr als sie endlich auf dem Boden aufkam und ein paar Schritte machte. Sie brauchte einige Zeit bis das Brennen etwas nach liess und sie ihr Pferd ebenfalls fest gebunden hatte.

Valrak hatte sich derweil kichernd abgewandt und suchte nach einem Ast der geeignet dafür war als Übungsschwert zu dienen. Er fand einen langen der mehr als einen Zweihänder dienen konnte, warum er ihn auf die richtige Länge brach und Gwen, die es geschafft hatte zu ihm zu gehen, das geeignete Stück anbot.

"Das wichtigste ist erst einmal, sich mit dem Gewicht deiner Waffe vertraut zu machen." Gwen blickte ihn etwas verwundert an, da sie nicht so bald schon damit gerechnet hatte, das er ihr schon die erste Lektion bei bringen wollte. Doch die Elfe schwieg und nickte auf seine Worte hin. Dann wand sie ihre Augen auf den Ast in ihren zarten Händen. Er war nicht sonderlich schwer und sie hatte einen guten Griff um diesen gefunden. Immer wieder hob und senkte sie diesen etwas um das Gewicht zu fühlen, wie es sich unter der Bewegung veränderte.

Gwen ahnte das so ein Ast nicht das Gewicht haben konnte wie ein Schwert, aber für den Anfang würde es reichen müssen.

Valrak beobachtete ihr handeln nur für einige Zeit, dann wand er sich auch schon ab und griff in einen Beutel. Er schnappte sich etwas Brot, was er aus dem Gasthaus mitgenommen hatte und brach sich ein Stück ab. Während er Gwen noch weiter zusah kaute er auf den Stück herum. Erst brauchte er etwas zu essen, bevor er auch nur wirklich daran denken wollte ihr den Schwertkampf zu zeigen.

Ein letztes mal wog sie den Ast ab und hob ihren Blick an. „Ich denke, ich bin soweit.“ gab sie kund und beobachtete den Drow.

Valrak nahm noch einen Bissen, bevor er nach einen Ast.Dieser war für ihn lang genug um als Kurzschwert zu dienen und deutlich zu Dünn. Aber ihm ging es allein darum Gwen nicht unnötig schmerzen zu zufügen, sollte sie mal nicht parieren können. „Dann zeige ich dir nun ein paar Grundbewegungen.“ Sein Blick viel auf die Haltung von Gwen und er verzog leicht das Gesicht. „Also gut. Erst Bewegungen für eine zweihändige Waffe.“ stellte er fest. Gwen hielt den Ast mit beiden Händen, obwohl Valrak extra versucht hat ihr einen Ast in der Größe eines Kurzschwertes zu geben. Doch das störte den Dunkelelfen nicht. Er hatte die verschiedensten Waffen schon in den Händen gehabt und war durch seine unzähligen Erfahrungen zu einem Waffenmeister geworden.

Valrak umgriff den Ast mit beiden Händen und ging in eine lockere Ausgangsstellung.

„Als erstes ist es wichtig, das deine führende Hand auch deine starke Hand ist. Mit ihr wirst du die Wucht holen die du für den Schlag brauchst. Diese Hand ist am Griff oben angebracht. Deine andere, schwächere Hand, dient nur als Absicherung und kann bei Kombinationsangriffen mit dem Schwert unterstützend wirken.“

Er zeigte zu seiner Erklärung was er meinte und liess den Stock in einem Halbkreis hinab sausen um dann mit einer lockeren Drehung der Handgelenke sie wieder hoch zu ziehen.

„Als nächstes ist es wichtig das du NIE auf die Klinge deines Gegners, sondern auf dessen Schultern achtest. Die meiste Kraft holen viele aus den Schultern, weniger aus den Schwung, vor allem wenn es darum geht seinen Feind zu bluffen.“, auch das zeigte er ihr. Bei seiner Bewegung zuckte Gwen unwillkürlich zusammen, denn sie dachte dabei an seine Schulter die doch eigentlich noch lange nicht verheilt war. Doch Valrak schien keine Schmerzen bei der Bewegung zu haben und Gwen lockerte ihre Haltung wieder.

„Doch die beste Armführung nützt dir nichts wenn du Punkt Drei ausser acht lässt. Die Beinarbeit. Je nachdem wie du stehst kannst du einen Paradestoß vollführen oder einen heftigen Schlag abwehren ohne dabei viel deiner Kraft einsetzen zu müssen."

Valrak ahnte das er bei ihr genau richtig angefangen hatte, indem er ihr wirklich von Grund auf den Schwertkampf nahe brachte.

Gwen zog all seine Belehrungen wie ein Schwamm auf und sah ihm gebannt zu wenn er ihr die Bewegungen vormachte. Von vielen dieser Belehrungen hatte sie schon einmal gehört, aber ob sie es auch so Anwenden konnte? Da war sie sich nicht so sicher.

Auch wenn sie damals, wie viele Kinder, mit Stöcken gespielt hatte war dies etwas anderes. Richtiger Unterricht war mit den Spielereien von Kindern nicht zu vergleichen.

Die Elfe versuchte seine Lektionen umzusetzen und machte erst alles nach einander. Dabei merkte sie auch, wie ihre tollpatschige Art sicher noch zum Verhängnis werden könnte. Sie wollte sich gar nicht ausmalen wie oft der Dunkelelf noch etwas zu lachen bekam, sollten sie das Training auf eine höhere Stufe bringen. Doch Gwen biss die Zähne zusammen, denn es war ihr Wunsch gewesen mit dem Schwert umgehen zu können.

Langsam wagte sie sich daran alle Lektionen zu vereinen und ging in einer leicht gebeugten Stellung um Valrak herum. Dabei achtete sie jedoch mehr auf ihre Beine, als auf das was ihr gegenüber machte. Der Dunkelelf der diese Chance leicht hätte nutzen könne, hielt sich aber zurück und liess sie erst einmal mit ihren Gedanken allein.

Langsam gewöhnte sie sich an der Bewegung, da sie dem Tanzen nicht ungleich war. Doch ihr brannte eine Frage auf der Zunge und somit hob Gwen ihren Blick an. "Wie genau blockt man ohne Schild ab?"

„Entweder bedienst du dich deiner Gewandtheit und weichst dem Schlag aus oder aber lässt dein Schwert den Angriff abfangen oder gegebenenfalls abwenden." Er zog den Ast von unten hinauf um ihn auf Gwen nieder fahren zulassen. Die Elfe schreckte zurück und wäre dabei fast über ihre eigenen Füße gestolpert, aber Valrak stoppte den Schlag ab und liess ihn kurz vor ihr zum stehen kommen.

"Bei einem solchen Angriff machst du einen Schritt zurück und ziehst dein Schwert waagerecht hoch, dann machst du eine leichte Drehung und lenkst den Angriff an dir vorbei.“

Gwen nickte und sie verstand allmählich wie schwer und lang es noch dauern würde bis sie wirklich den Kampf mit einer Waffe beherrschen würde.

Valrak der aber zuversichtlich genug war, das sie es schaffen könnte, wenigstens die Grundlagen zu beherrschen, zeigte ihr eine Kombinationsbewegung aus sechs Zügen. Jede einzelne wiederholte er mit ihr einige Male bis er zufrieden war. „Die Kombination wirst du jetzt weiter üben. Es schult deine Beweglichkeit und du musst auf mehrere Faktoren achten.“

Gwen nickte ihm erneut zu und machte sich auch gleich daran die Übung immer und immer zu wiederholen. Der Assassine hingegen stand nur an der Seite und korrigierte kaum noch. Bevor sie ihm gegenüber treten konnte, würden noch viele Tage vergehen. Ob sie überhaupt solange noch zusammen unterwegs waren?

Valrak schüttelte den Kopf als er sie weiter betrachtete. Gwen war gerade einmal in der Phase wo sie langsam Verstand was sie machen sollte, ein richtiger Kampf hingegen konnte sie noch lange nicht ausführen.
 

Wie viel Zeit vergangen war, bemerkte Valrak erst als er zu dem Himmel hinauf blickte. Die Sonne hatte ihre Bahn weiter gezogen und er wusste das der Weg, der vor ihnen lag, noch weit sein würde. „Wir sollten für heute Schluss machen.“ gab er ihr weiter, während sein Blick jedoch in den Wald gerichtet war. Aufmerksam liess er seinen Blick schweifen und sah wieder zu Gwen, die an dem Ast gebeugt nach Atem rang.

„Der Weg ist noch weit und du wirst noch viele Möglichkeiten haben weiter zu trainieren. Nimm also den Ast besser mit. Bis du ein Schwert führen kannst wird es noch dauern.“ Das Nicken von Gwen und die erstickten Worte nahm er kaum wahr. Er hatte sich bereits zu seinem Pferd gewandt und band es los.

Die Elfe hingegen brauchte noch einen Moment ehe sie sich aufrichtete. Dann trat auch sie zu ihrem Reittier und befestigte den Ast am Sattel. Als sie sich dann schliesslich auch hinauf schwang hörte sie erneut Valrak.

"Und wir suchen dir eine Rüstung. Es reicht schon wenn es nur eine Lederrüstung ist." auch er setzte auf. "So wirst du wirklich keinen Kampf lange durchhalten." dabei sah er sie noch einmal an. Gwen verzog leicht das Gesicht und knurrte ihm etwas entgegen. „Ja. Ich sagte doch das ich mir noch passende Kleidung besorgen möchte. Also hör auf immer darauf herum zu reiten.“ Er zog an den Zügeln und verspürte einen stechenden Schmerz in seiner verletzten Schulter. Schnell senkte er diese und hob seine Hand an die betroffene Stelle. Leicht reibend beugte er sich nach vorne und unter seiner Kapuze erkannte man das verzerrte Gesicht des Drow. „Schön wenn der Schmerz nachlässt.“, brachte er durch zusammen gepressten Zähnen heraus und richtete sich langsam wieder auf.

Gwen die eigentlich noch etwas nach setzen wollte, unterdrückte dieses Bedürfnis jedoch, als sie sah das er wieder Schmerzen hatte.

"Ich wusste, du hast zu viel gemacht.", fuhr sie ihn an und ritt neben ihn. "Das hast du nun davon. Ich bin dir ja dankbar, dass du mir so viel Zeit geschenkt hast, aber dabei sollst du dich nicht selbst vergessen. Du bist noch immer verletzt und solltest dich schonen."

Valrak blickte unter seiner Kapuze zu ihr hin und seine Mimik zeigte keine Rührung. Konnte es sein, dass sie Sympathie empfand? Er hatte schon seit einiger Zeit bemerkt das er selber auch seine feindseligen Worte abnahmen. "Sobald wir das nächste mal Rasten, erneuere ich den Verband.", meinte sie ernst und duldete auch keine Widerrede. Am liebsten hätte sie das jetzt schon getan, aber sie bezweifelte, dass er nun nochmals vom Pferd runter kam.

Der Drow blickte sie weiterhin ohne jegliche Emotion an und schwieg einen längeren Augenblick. „Unnötig.“ sagte er schliesslich und wand sich ab. Er liess sein Pferd vor reiten. „Das war allein nur die Bewegung nicht der Verband. Da ist alles in Ordnung.“ konterte er über seine Schulter hinweg.

Die Elfe biss sich auf die Unterlippe. Am liebsten hätte sie ihren ast genommen und ihm gegen den Kopf geworfen um zu sehen ob sein Dickschädel wirklich so dick war. Aber sie liess es und ihr Blick wurde wieder ruhiger. Gwen konnte nur noch den Kopf schütteln und ritt ihm nach.

Das Wissen seiner Herkunft!

Eine angenehme Stille lag in dem Wald, die nur durch das Gezwitscherter der Vögel und dem Wind der durch die Baumkronen rauschte unterbrochen wurde. Valrak empfand es beruhigend Geräusche um sich zu vernehmen, die etwas anderes waren als das ständige Geplapper von Personen. Als Drow war er die bedrückende Stille des Unterreichs gewohnt. Ein Ort, wo nur der blosse Gedanke daran, ihm einen Schauer über den Rücken laufen liess. Jeder Schritt in den Gängen dieses finsteren Reiches hallte Kilometer weit und Feinde lauerten hinter jeder Ecke. Doch die Dunkelelfen waren wohl die gefährlichsten aller Rassen dort unten. Leise, intrigante Gegner die mit Verschwiegenheit und einer Fähigkeit sich im Dunkeln regelrecht Unsichtbar zu machen, wohl das meist gefürchtetste Volk waren was im Unterreich lebte. Valrak war aus gutem Grund zu einen der bekanntesten und berüchtigsten Assassinen geworden. Seine Ausbildung, die er einst in seiner Heimatstadt über sich ergehen lassen hatte, brachte ihm die nötigsten Grundlagen ein die er für sein blutiges Geschäft brauchte.

Er hätte in seiner Heimat ein bemerkenswerter Waffenmeister werden können, doch Valrak interessierte sich nicht für seines Gleichen. Als Ausgestoßener zog es in weit fort und er kam zur Oberfläche. Dies ist nun schon so viele Jahre her und dennoch hatte er sich nicht an das Licht der Sonne gewöhnen können. Selbst beim schönsten Wetter, was sie gerade hatten, war sein Umhang um seinen Leib geschlossen und die Kapuze weit in sein Gesicht gezogen. Abgesehen von der Tatsache das ihm das Licht nicht so bekam, war es auch eine nötige Maßnahme wenn sie auf Oberflächen Bewohner trafen. Niemand wollte sich mit einem Drowelfen einlassen. Die Gerüchte, und sie waren alle war, erzählten von den brutalen Mördern aus dem Volk der Elfen. Die dunklen Vettern die allein das Chaos lieben und die Folter auf ein höheres Level gehoben hatten.

Gwen kannte auch viele dieser Geschichten und doch ritt sie nun neben einen solchen Dunkelelfen her. Er hatte ihr nun mehr als einmal das Leben gerettet und brachte ihr nun sogar den Schwertkampf bei. Immer wieder linste die junge Tänzerin zu ihrem Begleiter herüber, der aufrecht auf seinem Pferd saß und schweigend voran ritt. Zu stolz! Stellte sie fest und dachte darüber nach wie sein Handeln und Leben ab lief. Er konnte wohl nicht wie andere Bewohner der Oberfläche leben. Immer musste er sich wohl in die Schatten zurück ziehen und kostete jeden Moment indem er sich mal nicht hinter Sträucher, in Gassen oder anderen Verstecken verkriechen musste. Gwen schüttelte den Kopf als ihr klar wurde das sie viel zu viel über ihn nachdachte und mahnte sich selber damit aus zuhören. Warum beschäftigte sie dieser ungehobelte Kerl eigentlich so sehr? War es der Grund da sie ihn nicht verstand? Fand sie ihn genau deswegen so interessant?

Wieder schüttelte sie nur den Kopf über ihre Gedanken und griff nach den Trinkschlauch den sie am Sattel befestigt hatte. Begierig trank sie Schluck um Schluck und merkte das beim anheben des Schlauchs ihr der Arm schmerzte. Das Training war nicht lang und doch hatte er ihr schon viel beigebracht. Mit der Zeit würde sie sich daran gewöhnen und Ausdauer entwickeln die beim Kampf von nutzen war.

Der Assassine bekam mit wie hastig sie etwas trank und sah kurz über seine Schulter zu ihr hinüber. Was würden nur seine Artgenossen denken? Ein Verräter war er schon und gejagt wurde er auch. Wahrscheinlich fänden sie Spaß daran ihn mit den fiesesten Foltermethoden zu quälen ehe sie ihm ein erbärmliches Ende bereiten würden. Schnell sah er wieder nach vorne und verzog leicht seine Mundwinkel zu einem aufrechten Schmunzeln. Sie würden nichts anderes machen, als das was sie sowieso mit ihm vor hatten, stellte er fest. Auch wenn er schon lange an der Oberfläche war, keimte in ihm immer noch der Kern seiner Rasse. Valrak hatte es über Jahre geschafft mit den Bewohnern der Sonnenwelt nicht groß in Kontakt zu treten, ausser es ging um Aufträge. Nun aber ritt er mit einer Elfe durch die Lande und unterrichtete sie sogar im Kampf. Der Drow konnte nur über sein eigenes Verhalten staunen. Er erklärte es sich nur immer wieder damit, das ihm Gesellschaft gut tat auch wenn er doch die Einsamkeit eigentlich vorzog.

Selten hatte er Begleitung und wenn waren es seine Opfer die er in der Nacht überrumpelte. Doch Gwen war kein Auftrag von ihm, sie war einfach in sein Leben gestolpert und hatte sich an ihn gehangen. Ein eigenartiges Gefühl einen Reisegefährten zu haben.

"Wir Versuchen heute Abend nochmal ein Training einzurichten." sagte er und wand seinen Blick zu ihr. "Ich hoffe du hast die Reihenfolge noch im Kopf, ich will diese nachher noch einmal dann sehen!"

Sie hob erstaunt eine Augenbraue und lächelte aufrecht. "Sehr gern. So schnell vergesse ich es nicht."

Gwen war froh noch einmal zeigen zu können was er ihr beigebracht hatte. Auch wenn der Erfolg noch lange auf sich warten lassen würde, war sie dennoch glücklich das Aussicht auf ein weiteres Training gegeben wurde. Immerhin konnte sie so ihm auch etwas Last abnehmen. Zurzeit musste er noch auf sie achten, aber wenn sie erst einmal den Umgang mit dem Schwert beherrschte würde sie sich selber verteidigen können.

"Darf ich dich etwas fragen?", fing sie nun an und wollte ihn in ein Gespräch verwickeln. "Ich rechne zwar damit, dass du mir wieder keine Antwort gibst, aber....wieso hast du mich gerettet? Und das nicht nur einmal." Es interessierte sie wirklich brennend. Auch wenn er sie vielleicht anlügen würde, so war sie dennoch neugierig was für eine Antwort er wieder parat hatte. Ob sie nun beleidigend war oder nicht.

Auch wenn er ihre Worte wahrnahm schwieg er einen langen Moment. Gwen sah ihn weiterhin an, aber sein Blick blieb von ihr abgewandt und auf den weg gerichtet.

"Nimm es einfach so hin das ich es gemacht hab!", seine Worte kamen kühl und deuteten daraufhin das er nicht weiter darüber sprechen mochte. Aber genau das hatte Gwen erwartet. Es war ihr offensichtlich gewesen das er nicht plötzlich in ein Gespräch sich verwickeln liess. Auch wenn sie gerne weiter nachgefragt hätte, tat sie dies mit einem Achselzucken ab und ritt auch weiter.

Valrak verzog leicht das Gesicht und seine Gedanken rasten. Sie hatte ihm eine wirklich gute Frage gestellt auf die der Assassine selber keine Antwort wusste. Es war so widersprüchlich für ihn, nicht nur wegen seinem Berufszweig her sondern schon wegen seiner Herkunft. Würde er noch an seine Drowgötter glauben, hätten sie ihn für diesen Frevel büßen lassen. Aber Valrak hatte schon vor Ewigkeiten ihnen abgesagt was er bis heute nicht bereute.

Die Stille die über beide hereinbrach, erweckte in Gwen Unbehagen und sie fühlte sich genötigt etwas zu sagen. Aber was? Alles was ihr einfiel war unnötiges Gerede ohne Hand und Fuß. Würde sie damit anfangen, würde er sie sicherlich wieder als dumm hinstellen und eine Beleidigung raus hauen. Also liess sie es bleiben. Auch wenn die Stille unangenehm war.

Anstatt dass sie etwas sagte, begann sie ihn etwas genauer zu mustern. Wofür sie eigentlich noch nicht so Zeit oder eher Interesse hatte. Aber da er sich unter der Kapuze verbarg, gab es auch nicht viel was sie hätte mustern können. Doch so fiel ihr wenigstens das nächste Gesprächsthema ein.

"Das Sonnenlicht....wie stark setzte es dir zu?", wollte sie dann wissen. Es war angenehm warm heute, was sie auch gleich fröhlich stimmte. Sie mochte warmes Wetter. Nichts seltenes für jemand der an der Oberfläche lebte.

Sein blick blieb weiter nach vorne gerichtet auch wenn er ihre Blicke auf sich ruhen spürte. Etwas was er ebenfalls schon gewohnt war. Viele sahen ihn schief von der Seite an, viele verstanden nicht warum er im Umhang und bis zur Unkenntlichkeit vermummt unterwegs war. Bei Nacht wie auch am Tag. Doch würden sie wissen was er war, so würden sie ihn jagen und töten. Somit gab er sich mit der Tatsache zufrieden ein Leben im Verborgenen zu führen.

"In wie fern meinst du das?", fragte er zurück.

"Nun ja, du trägst offensichtlich den Umhang nicht aus Spaß. Dir muss das Sonnenlicht doch zusetzen. Ich denke zwar nicht dass du gleich in der Sonne grillst wie ein Hähnchen aber, es schadet dir doch. Oder?", erläuterte sie ihm ihre Frage nun etwas besser. Gwen bezweifelte das er ihr viel sagen würde, denn es war immer der Fall. Wollte die Elfe etwas mehr über ihn wissen gab er keine oder nur eine sehr knappe Antwort, mit der sie nicht viel anfangen konnte.

Im ersten Moment sah es auch wieder so aus als würde er schweigen, doch er überdachte nur seine Worte, ehe er ihr die Antwort gab.

"Im Unterreich gibt es kein Licht, darum schadet es uns Drow im dem Sinne das es uns erblinden lässt. Natürlich nur für die Zeit bis unsere Augen sich an das Licht gewöhnt haben." erklärte er ihr. "die Kapuze schützt mich etwas vor dem Licht und somit hab ich nicht mit diesem Problem zu kämpfen!" Ruhig schritt das Pferd voran und er erzählte weiter. "Aus dem Grund sind Überfälle, die von Drows begangen werden, auch immer nur in der Nacht!"

Gwen stockte als er ihr eine so genaue Auskunft gab und blinzelte fragend. Es war interessant und doch hatte er ihr so eine Schwachstelle der Drow erzählt. Leicht neigte sie den Kopf zur Seite und betrachtete ihn wieder genauer, zumindest das was sie sehen konnte. Vielleicht war das auch ein Grund für seine dunkle Haut. So konnten sich Dunkelelfen gut in der Finsternis verbergen. Hätte dies Valrak gehört, hätte er sicher laut los gelacht, aber Gedankenlesen gehört nicht zu den Fähigkeiten eines Drowelfen.

Gwen rutschte auf ihren Sattel hin und her und spürte allmählich das ihre Beine wieder zu schmerzen begannen. Der Assassine merke das sie langsam unruhig wurde und warf ihr einen knappen Blick über die Schulter zu.

"Schmerzen deine Beine wieder oder warum so nervös?" ein grinsen huschte unter der Kapuze hervor. "Oder mach ich dich so nervös?"

Die Elfe sah ihn erschrocken an und bekam keinen Ton raus. Machte er sie nervös? Vielleicht... Nein, das war völlig daneben! Obwohl, er sah nicht schlecht aus und wenn er sie mal nicht beleidigte, konnte er ganz nett sein.

Gwen ohrfeigte sich innerlich für diesen Gedanken und schüttelte heftig den Kopf um diesen schnell zu verbannen. Schliesslich lachte sie auf. "Das hättest du wohl gern, was?", konterte sie und rieb sich die Schenkel. "Nein, ich komm mit diesem blöden Sattel nicht klar. Ich reite meist ohne.", gestand sie.

Er musste grinsen als die Antwort dauerte. Also lag er wohl nicht so verkehrt.

"Dann nimm den Sattel ab, doch wo willst du dann deine Sachen dran festmachen?"

"Genau aus diesem Grund erdulde ich dieses blöde Ding.", antwortete sie ihm und klopfte dann auf ihre Tasche, die am Sattel festgemacht war.

Aber mit so einer mageren Antwort und ohne etwas zurück zuwerfen, wollte sie ihn nicht abspeisen. "Aber sage mal, wieso fällt dir das auf?... Ah, ich verstehe, du kannst deinen Blick von meinen Schenkel nicht losreissen.", neckte sie ihn nun auch etwas. Wenn er weiterhin so drauf war, war es lustig. Würden jedoch Beleidigungen anstatt weiterer Neckereien folgen, würde sie nicht mehr mitspielen.

Wieder warf er einen Blick zu ihr herüber und betrachtete diesmal ihre Oberschenkel. „Zu dürr für meinen Geschmack. Da ist nichts interessantes auf das man achten sollte.“, er wand sich wieder ab mit einem breiten und frechen Grinsen auf den Lippen. Jeder der dies hätte hören können, wäre sicherlich Valrak schon längst ins Wort gefallen. Nie würde jemand sagen das eine Elfe, vor allen nicht Gwen, unattraktiv war. Durch ihr Tanztraining hatte sie einen schön geformten Körper.

Jeder der Rasse Elf war ansehnlich, auch wenn dieser etwas mehr oder weniger auf den Rippen hatte. Aber warum sollte Valrak, ein Drowkrieger aus den tiefsten Unterreich, etwas anderes behaupten?

"Da schaut dein Gesicht doch angenehmer aus... wesentlich angenehmer!", fügte er hinzu ohne seinen Blick noch einmal auf sie zu richten.

Bei seiner frechen Bemerkung, wollte sie gerade den Mund aufmachen und ihm wütend protestieren. Doch dann kam ,zu ihrem großen Erstauen, doch noch etwas nettes aus seinem Munde. War das Grade ein Kompliment? Hatte er sie Grade als hübsch bezeichnet?

Für einen Moment lang sah sie ihn nur völlig perplex an. Ihre Wut war sofort verflogen. Darauf wusste sie schlicht weg nichts zu antworten, weshalb sie ihren Blick wieder auf den Weg fixierte und sich seine Worte nochmals durch den Kopf gehen liess.

„Was wollte ich noch gleich machen wenn er mal etwas nettes sagt?“, fragte sie sich im stillen und konnte es immer noch nicht fassen. Ein Schauder zuckte ihren Rücken entlang und sie musste gestehen das es doch gruselig war. Seit wann konnte er denn solche Worte benutzen? Auch wenn sie ihm eigentlich die ganze Zeit schon diese Worte entlocken wollte, war es nun etwas anderes sie auch wirklich von ihm zu hören. Die Elfe saß still im Sattel und starrte vor sich hin. „Themawechsel!“, dachte sie nur. Sie bemühte sich ihre Überraschung, Fassungslosigkeit und ihre leichte Freude nicht anmerken zu lassen. Aber das gelang ihr ganz und gar nicht. So steinern wie er es immer war, konnte sie sich nicht geben. Dazu war sie nicht kalt genug.

Die Stille die plötzlich herrschte liess ihn doch etwas stocken und ein Blick zu Gwen verriet ihm was der Grund dafür war. Seine Lippen zogen sich wieder zu einem breiten Grinsen hin.

„Du wirst rot.“ kicherte er und wand sich wieder dem Weg zu. Mehr brauchte er nicht sagen, das wusste Valrak inzwischen genau. Gwen würde sicherlich gleich wieder ihre Stimme finden und drauf los reden. Irgendwie konnten das alle Frauen gut. Reden.

Erschrocken darüber, dass er das bemerkt hatte, zuckte sie zusammen und fasste sich an die Wange. "Sei nicht albern! Wieso sollte ich das? Das ist die Sonne! Mir ist nur warm.", log sie und sah weiter gerade aus um ihm nicht auch noch die Bestätigung dafür zu gebe, was ihn so zu unterhalten schien. Aber was brachte es denn? Nach ihrer Aussage, hatte sie sich gerade selbst verraten.
 

Die Zeit zog sich dahin und Gwen blieb wirklich ruhig, was für Valrak eher einen Erholung statt einer Strafe war. Auch schienen sie die Assassinen wirklich abgehängt zu haben, auch wenn Valrak das immer noch nicht ganz glauben wollte.

Sein Blick schweifte hinauf zur Sonne die sich allmählich rot färbte und den kommenden Abend einläutete. Bald würde die Nacht über sie herein brechen. "Ein Gasthaus werden wir heute nicht mehr finden", meinte er ruhig und sah zu ihr hin. "kommst du mit den Waldboden klar oder brauchst du ein Bett?" er hob eine Braue und grinste frech.

"Macht nichts.", meinte sie fest überzeugt. "ich sehe vielleicht zu fein für den Waldboden aus, da muss ich dir zustimmen, aber ich gebe mich aber sehr wohl auch mit diesem zufrieden.", meinte sie und sah ihn leicht grinsend an. "so fern ich nicht erfrieren muss." Sie hasste es zu frieren, was ihr leider oft passierte.

Valrak biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich ein Kommentar. Sie bot ihm so viele Angriffspunkte das der Dunkelelf auf jede ihrer Sätze etwas kontern konnte. Doch diesmal versuchte er es zu unterdrücken, das verlangen ihr wieder etwas an den Kopf zu werfen.

"Also ein Lagerfeuer wird es schon geben, aber es ist normal das es Nachts über kälter ist, als am Tag. Vor allen wenn so ein durchwachsenes Wetter herrscht wie zurzeit." erklärte er ihr und sah wieder nach vorn.

bis zum Abend war es noch etwas hin, aber sie sollten sich schon allmählich nach einen Möglichen Platz umschauen. Immerhin mussten sie auch noch Brennholz für ein Lagerfeuer suchen.

Gwen musterte ihn mit blinzelnden Augen. Er war so nett! Das war mehr als unheimlich und die Elfe fragte sich woran das liegen konnte. Doch ihre Verwunderung steigerte sich noch mehr bei seinen folgenden Satz. "Wenn dir zu kalt wird, kannst du auch noch meine Decke nehmen!" Valrak benötigte sie nicht, er hatte seinen Umhang der ihn reichte und schlafen war etwas was er ebenfalls nicht brauchte. Die Decke war nur dann von Nöten wenn der Winter herein brach, aber der war noch lange hin.

"Ich kann dir doch nicht einfach deine Decke wegnehmen.", meinte sie dann. "ich kann mich ja auch bewegen, dann wird mir nicht kalt." Als Gauklerin kannte sie genug Bewegungen die machen musste um ihren Körper an zu heizen.

"Bewegen." sagte er. "Während du schläfst?.... du wärmst dich vielleicht vor dem Schlafen auf aber danach, während zu liegst, kühlt dein Körper rapide ab, wenn du nichts wärmendes hast. Und wenn du sagst das du selbst mit einer Decke schon frierst solltest du darüber nachdenken noch eine weitere zu nehmen! Um mich brauchst du dir keinen Kopf machen, ich benötige nur den Umhang. So schnell wird mir nicht kalt." erklärte er ihr. Sie schien wirklich sehr unwissend zu sein. So einige Aspekte waren schon aufgekommen, wo Valrak merkte das sie keine Ahnung hatte. Dies bestätigte sich auch mit ihren darauf folgenden Worten.

"Wie sieht es mit schlafen aus? Du warst heute Morgen ja schon früh wach. Schläfst du nicht?", wollte sie dann wissen. Er schien nicht der Typ zu sein der zu viel Schlaf kam. Immer auf der Flucht, immer ein wachsames Auge und Ohr zu haben.

Die Frage riss Valrak beinahe vom Pferd so verwundert und erstaunt war er über ihre Worte. „Sag bloss du selber benötigst Schlaf wie die Menschen!" sein Blick war immer noch skeptisch unter der Kapuze. "Hast du vielleicht eine Menschliche Mutter oder einen Menschlichen Vater?" das würde zumindest diese Frage dann erklären.

Verwirrt über diese Gegenfrage sah sie ihn an und stammelte erst wirres Zeug ehe sie die Worte fand. „Zum Viertel. Meine Mutter war halb Elfe halb Mensch. Wieso? Müsste ich eigentlich gar nicht schlafen?"

Gwen verfluchte ihre Unwissenheit und ihren Vater der ihr nie etwas erzählt hatte. Allmählich wurde sie doch etwas beschämt darüber das sie so wenig zu wissen schien, woraufhin sie ihr Haupt senkte.

„Hm." kam nur von ihm als sie ihm die Antwort gab. "zum viertel?" er dachte kurz nach. "Eigentlich bräuchtest du weniger Schlaf. Oder sagen wir es eher so. Du würdest auf elfischer Art schlafen." meinte er nachdenklich und sah hinauf zum Himmel. Rein logisch gesehen würde sie ebenfalls die Trance halten. Aber genau konnte man das so nie sagen, sobald Mischblut schon vorhanden war.

"Vielleicht ist aber der Aspekt mehr in die menschlichen Seite geprägt.... keine Ahnung genau. Aber im Grunde benötigen Elfen wesentlich geringere Schlafzeit als Menschen." meinte er schliesslich. Es war doch recht eigenartig das sie so wenig wusste. Das Gruppenleben schien ihr nicht so bekommen zu sein.

Gwen nickte und gab leise „Ich verstehe.“ von sich während sie ihm weiter folgte. Sie war nur ein Mischling, dumm und tollpatschig wie er wohl finden mochte.

Aber woher sollte sie das auch wissen? Für ihre Art war sie eben noch sehr jung. Wenn man bedachte, wie alt Elfen werden konnten. Sie musste das alles ja noch lernen. Später würde sie vielleicht lachend zurückblicken. Aber jetzt kam sie sich doch etwas blöd vor. "hör mal..", begann sie ohne ihn anzusehen. "ich weiß du magst mich nicht...und ich weiß dass du von meiner Art und all den Oberirdischen Leben nicht viel hältst, aber wäre es möglich mich nicht ständig wie eine Idiotin dastehen zu lassen? ich weiß selbst dass ich einiges verpasst habe, aber dafür kann ich nun mal nichts. Wäre das im Bereich des Möglichen?"

Sein Blick blieb auf den Weg gerichtet während er ihre Bitte vernahm. "hm" brummte er nur leise und schwieg einen Moment. "Du stellst dich doch selber als Idiotin dar.", meinte er schliesslich. "Wenn du nur kurz überlegen würdest, dann würdest du selber schon auf die Antwort kommen. Du würdest bestimmte Aspekte eher beachten und somit nicht das Problem haben." erklärte er ihr in aller ruhe. "Wenn du selber von DIR überzeugt wärst, würdest du auch so handeln."

Sein Blick schweifte in die Ferne und bemerkte das die Sonne schon nah an der Bergkette war. Bald würde sie gänzlich versunken sein.

Die Elfe seufzte und ihr Gesicht verzog sich zu einer genervten Fratze. „Ja ja.“ knurrte sie leicht gereizt. Sie verstand nicht auf was er genau hinaus wollte, aber was sie verstand war das er sie weiterhin als dämlich halten würde. Hätte sie doch bloss nicht dieses Thema angeschlagen.

Gwen sah sich weiter um ob sie nun endlich ein Plätzchen fanden, das sie als Übernachtungsort gebrauchen konnten. Eine Pause wäre jetzt wirklich nicht übel. Endlich aus dem blöden Sattel raus und verschnaufen. Er brauchte ja vielleicht keinen Schlaf, sie jedoch schon. Es würde ihn sicherlich nicht stören, wenn sie mal ein paar Stunden ruhig war und auch sie endlich etwas von ihm abschalten konnte. Auch wenn er ziemlich unverschämt war, so wüsste sie nicht was sie ohne ihn tun würde. Sie war auf ihn angewiesen. Und genau das störte ihn offenbar. Aber dennoch hielt ihn irgendetwas davon ab sie in die Wüste zu schicken oder sie zu töten. Was genau wusste sie nicht. Aber es war bestimmt wieder etwas, dass nur für ihn zählte. Etwas womit er Profit machen konnte. Sicherlich nicht aus Herzensgüte oder dergleichen.

Ärger liegt in der Luft

Erst als der Abend schon lang angebrochen war und die Nacht über sie her einbrach, fanden beide einen geeigneten Platz an dem sie ihr Lager für die Nacht aufschlagen konnten. Eine hohle Wurzel eines riesigen Baumes, der wohl schon lange umgefallen war. Holzfäller hatten sich des Stammes dieses Waldriesens bemächtigt.

Feuerholz und Steine gab es reichlich und das Lager war schnell errichtet. Die Pferde hatten sie nicht weit von sich an einen Baum gebunden und ihr Gepäck, so wie die Sattel unter die Wurzel gelegt.

Bald schon saßen beide an den wärmenden Feuer. Valrak hatte bemerkt das Gwen wieder schmerzen an ihren Schenkeln hatte, da sie diese immer wieder rieb. Doch anstatt einen Ton von sich zu geben schwieg sie. Der Drow dachte kurz darüber nach, denn ihm fiel auf das die Elfe schon seit einer längeren Zeit nichts mehr zu ihm gesagt hatte. Wollte sie ihn etwa mit Schweigen strafen? Aber schnell war dieser absurde Gedanke auch schon verworfen, denn sollte auch Gwen wissen das ihm das nichts ausmachte.

Valrak stocherte mit einem langen dünnen Ast im Feuer um das Holz zu drehen, damit die Flammen nicht erstickten.

Gwen hatte schon ihr Lager aufgebaut und es würde wohl das einzige bleiben, wie sie wusste. Valrak benötigte keinen Schlaf da er als Angehöriger der Elfenrasse auch mit wenigen Stunden der Ruhe auskam. Sie jedoch, die nicht viel Elfenblut besaß musste wie die Menschen schlafen. Ihr Blick glitt zu ihrer kleinen Schlafstätte die aus zwei Decken, eine davon hatte ihr Valrak überlassen, und ihrer Tasche als Kopfkissen bestand. Daneben lag der Ast den sie als Übungsschwert verwendete.

„Das Üben wird heute ausfallen. Dafür ist es schon zu spät.“, erklang die Stimme von Valrak der ihren Blick bemerkt hatte. Gwen sah ihn an und zog ihre Bein an. „Ist in Ordnung.“ stimmte sie ihm ruhig zu und starrte in das Feuer. Die Elfe war erleichtert das sie heute nicht noch einmal trainieren sollte, denn ihre Beine und Arme waren schwer genug. Sie hätte den Ast sicher nicht mehr in die richtige Kombination schwingen können.

Ihre Laune sank mit ihrer Vitalität hinab. Es ging ihr so dreckig das sich sich am liebsten hätte irgendwo vergraben, weshalb sie auch so still blieb. Kurz blinzelnd kam ihr wieder ein Gedanke, etwas was er immer noch verheimlichte. Sacht suchten ihre Augen Valraks Gestalt und musterten ihn. Immer noch kannte sie nicht seinen wahren Namen. Er hatte ihr Namen genannt, aber keiner davon war sein wahrer und sicherlich würde er auch auf keinen dieser Namen hören wenn sie ihn so rief. Seufzend sahen ihre großen grünen Augen in das Feuer und ihr Blick wurde trüb und leer. Wie ging es ihrer Familie? Vermissten sie sie? Suchten sie gar immer noch nach ihr? Oder hatten sie bereits aufgegeben und suchten nun einen Ersatz für Gwen?

Die Tänzerin gestand sich ein das ihre Sehnsucht nach ihrer Familie stieg und sie bereute es sogar ein bisschen das sie weggelaufen war. Aber es war ihr Weg. Sie wollte mehr sehen als nur das Gauklerleben.

Er bemerkte ihre abwesende Art und sah zu ihr hin. Auch das sie schmerzen hatte blieb ihm nicht verborgen. "Du solltest deine Beine nicht so anwinkeln wenn deine Schmerzen zu groß sind. Leg sie besser etwas hoch.“, dann senkte er seinen Blick wieder und zog seinen Kapuze tiefer ins Gesicht. "Wenn du schlafen willst weck mich vorher, dann halt ich wache!" Mit diesen Worten beendete er auch schon wieder das nicht mal richtig entstandene Gespräch. Er schloss seine Augen und er versuchte etwas zu schlafen. Oder viel mehr versuchte er die Trance zu halten die Elfen hielten als das sie schliefen.
 

Sie nickte kaum merklich, auf seine Aufforderung ihn zu wecken wenn sie schlafen wollte. Als sie sich dann vergewissert hatte, dass er schlief, oder zumindest so tat, legte sie ihre Beine über eine Wurzel. Gwen musste eingestehen das es etwas half, aber war diese Lage nicht die angenehmste.

Warum hatte er ihr nur einen solchen Vorschlag gegeben? Warum wollte er nachher Wache halten? Sie wurde aus ihm einfach nicht schlau. Allmählich verflog ihre Wut, die noch immer in ihr geruht hatte, als sie so in den Nachthimmel sah. Es war nicht viel was sie erblicken konnte denn die Baumkronen versperrten die meiste Sicht, doch reichte es um Ruhe zu finden.

Was erhoffte sie sich nur von dieser Reise? Fragt sie sich immer wieder im Stillen und fand einfach keine Antwort darauf. Seufzend schloss sie für einen Moment die Augen und lauschte den Klängen der Nacht die um sie herum immer wieder aufkamen.

Ein kalter Wind raschelte durch das Blätterwerk und Gwen richtete sich auf. Die Kühle hatte sie daran erinnert das ihre Kleidung nicht am geeignetsten war, für Nächte im Freien und sie griff nach einer Decke die sich sich um die Schultern legte. Dann setzte sie sich wieder an das Feuer.

Ihr Blick huschte zu den Drow hinüber der sich keinen Millimeter bewegt hatte und immer noch mit gesenktem Kopf da saß. Unentschlossen sah sie von ihm zu ihre Hände und wieder zurück. Bis sie sich entschloss doch eine kleine Illusion zu wirken, die ihr immer wieder Freude machte. Sie erschuf eine kleine rote Fee aus Flammen die ihren Feenstaub um sich warf und dabei tanzte. Gwens Mimik wurde weicher und lockerte sich. Auch wenn es nur eine von ihr geschaffene Illusion war, so bereitete diese doch ein Lächeln auf ihren Lippen.
 

Unter seiner Kapuze verzog Valrak immer wieder seine Züge und schaffte es nur schwer einen ruhigen Moment zu erfassen wo seine Aufmerksamkeit nicht aktiv war. Es war eine Schande. Egal wie sicher er sich auch fühlen sollte, die Vorsicht saß ihm immer in dem Nacken.

Plötzlich vernahm er ein Geräusch, was nicht mit den anderen Geräusche übereinstimmte. Blitzschnell hatte er seine Schwerter in den Händen und stand halb auf. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung und lauschte in die Nacht. Doch nichts ausser die Stille und eine erschrockene Elfe blieb zurück.

Gwen sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und verkrampfte sich etwas. Durch das Lagerfeuer erkannte sie seine Züge unter der Kapuze und seine Haltung wirkte bedrohlich. Doch sie zwang sich zur Entspannung und sah sich nun ebenfalls suchend um.

Hatte er etwas gehört? Doch sie hörte nur das Knistern des Feuers und das übliche leise Rascheln im Unterholz was, so wie sie meinte, von Tieren stammt. Beunruhigte blickte wie wieder zu Valrak, der sich inzwischen auch wieder hingesetzt hatte und seine Schwerter in die Scheiden zurück gleiten liess. Besorgt stellte die Elfe fest das dieser Mann einfach keine Ruhe fand.

„Geh schlafen. Ich halte jetzt wache.“, brummte er leise und starrte dabei in das Feuer.

Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und nickte. "gut...ich leg mich hin.", stimmte sie ein und liess die Illusion wieder verschwinden. Noch einmal sah sie ihn an, ehe sie sich zu ihrer Schlafstelle begab und sich hinlegte. Sie hatte sich einen Blätterhaufen zusammen gescharrt und diesen konnte sie nun als Matratze nutzen. Eingerollt lag sie gemütlich unter der Decke und schloss ihre Augen.

Auch wenn sie nicht schlafen wollte, schaffte sie es nicht lange genug ihre Gedanken wach zu halten. Schon bald reiste sie in ihr Traumland und bekam nichts mehr von ihrer Umgebung mit.
 

- - -
 

Bald schon dämmerte es und der erste Sonnenschein brach durch das Blätterdach. Das Feuer war gegen Morgen verglüht und war nur noch am glimmen.

Valrak hingegen war schon längst wieder auf den Beinen. Frische Nahrung war etwas von wert und sollte auch mal ergänzend gespeist werden. Somit hatte er ein Kaninchen erlegt und bereitete es, hinter einen Baum versteckt, zu. Er ahnte das wenn Gwen aufwachen würde und sie das sah, dass dann eine große Diskussion aufkommen würde und darauf hatte der Drow nun doch keine Lust.

Er vernahm ihr leises Stöhnen als sie sich reckte und langsam aufrichtete. Gwen hatte geschlafen wie ein Stein. Das sie so erschöpft von der Reise war, konnte sie selber nicht glauben. Es dauerte einen Moment bis sie sich klar wurde wo sie sich befand und ihr bewusste wurde das der Drow nicht zu sehen war. Etwas erschrocken sah sie sich nun genauer um. Vielleicht war er kurz unterwegs, dachte sie sich und begann ihr Lager aufzuräumen. Sie rollte die Decken zusammen und verstaute beide an den Satteln. Dann hörte sie auch ein Rascheln, welches hinter einem Baum herkam.

Bedenken überkamen sie und still verharrte sie einem Moment an ihren Fleck. Sie lauschte genauer und versuchte das Geräusch zu identifizieren. Es hörte sich nach Schnitten an und hacken. Gwen zog die Augenbrauen zusammen und ging in die Richtung. Dann aber stoppte sie als ihr klar wurde, das es sicher der Drow war. Wollte sie wissen was er da gerade machte?

Heftig schüttelte sie den Kopf und wand sich auch schon wieder ihren Gepäck zu. In einer Tasche kramte sie nach einem kleinen zerbrochenen Spiegel. Auch wenn sie niemanden gefallen wollte, so war es eine Routine die sie jeden Morgen machte. Es war ihr unangenehm nicht zu wissen wie sie aussah.

Ein Blick in den kleinen Spiegel liess sie aufschrecken. Ihre Haaren lagen ziemlich zerzaust und sie fischte sich einige Blätter aus den Haaren. So gut es möglich war schaffte sie ihr Erscheinungsbild wieder zu verbessern.

Ob sie heute einen weiten Weg zurück legen würden? Fragte sie sich im stillen und sah zu dem Baum hin, hinter dem Valrak saß. Leicht zuckte sie mit ihren schmalen Schultern und verstaute alles wieder in ihren Taschen. Dann ging sie zu ihrer Stute und streichelte sie sacht über die Nüstern. „Morgen meine Schöne. Gut geschlafen?“ lächelte sie ihr Pferd an und betrachtete das stolze Tier.

Mit dem Drow hingegen wollte sie nicht reden. Seit dem Vortag schien sie nur noch das falsche zu sagen, warum sie nun schwieg.
 

Er steckte in Gedanken versunken das Fleisch auf Spieße die er zuvor geschnitzte hatte. Mundgerechte Stücke die nicht lang über den Feuer brauchen würden. Leider hatte er keine Gewürze die er noch verwenden konnte. Aber das war ihm gerade egal. Dann säuberte er seine Klinge an einem alten Tuschfetzen und packte diese weg. Mit den Spießen in der Hand trat er um den Baum herum und erblickte Gwen die bei den Pferden stand. „Ich habe hier etwas zu essen. Möchtest du auch etwas ober willst du lieber bei Brot und Wasser bleiben?“

Bei seiner Frage drehte sie sich um und zugleich spürte sie, wie sich ihr Magen umdrehte. Ausnahmsweise war sie ihm dankbar das er wenigstens dabei auf sie acht gegeben und diese Prozedur nicht vor ihren Augen gemacht hatte. Sie tätschelte den Kopf der Stute und setzte sich dann wieder an das Feuer, welches sie mit etwas nach gelegten Holz und stochern in der Glut wieder entfacht bekam.

Valrak legte die Spieße in das Feuer und Gwen beäugte die Fleischstückchen argwöhnisch. "Ich bleibe bei Bort und Wasser. Geniess du das lieber alleine.", meinte sie und nickte zu den Spießen. Sollte er ruhig alles haben. Der Drow zuckte nur mit den Schultern darauf und setzte sich auch an das Feuer. Er zuckte mit den Schultern und setzte sich ans Feuer. Sollte sie doch das zarte Fleisch verschmähen, so blieb mehr für ihn. Zudem wusste er das nur Wasser und Brot auf Dauer an der Kraft zerrte. Fleisch war eine angenehme Komponente die das vermied.

"Hast du wirklich nicht geschlafen?", wollte sie nach einen kurzem Augenblick des Schweigen schliesslich wissen, auch wenn die Frage wohl überflüssig war.

Eigentlich wollte sie doch gar nicht mit ihm reden! verdammt! Sie musste sich immer wieder ermahnen, das nicht zu tun. So gab sie ihm immer wieder Gelegenheiten sie zu ärgern und sie als dümmlich dastehen zu lassen. Valrak bekam von ihren kleinen inneren Zwiespalt nichts mit und griff nach seinem Trinkschlauch der an seinem Gürtel befestigt war.

„Nein.“ antwortete er gelassen und nahm einen kräftigen Schluck. Dann packte er den Schlauch wieder weg. „ Ich sagte doch. Ich halte wache während du schläfst.“ er nahm einen Spieß auf der Glut und überprüfte das Fleisch ob es schon durch war. Doch als er feststellte das es noch einige Zeit brauchte, schob er es zurück in die Flammen.

Verwundert darüber das er so ruhig antwortete nahm sie ihren Mut zusammen und sprach weiter. „Was hast du die ganze Nacht gemacht? War das nicht langweilig?“ Valrak zog erneut einen Spieß hervor und tastete nach dem Fleisch. Noch immer war der nicht ganz durch, aber das war dem Drow nun egal. Er verspürte Hunger. „Ich habe darauf geachtet dass das Feuer nicht ausgeht und keine Tiere uns angreifen. Du brauchst doch deinen Schönheitsschlaf.“ grinste er ihr frech entgegen, bevor er dann einen Bissen von dem Fleisch nahm. Gwen verzog leicht genervt das Gesicht, aber beliess es dabei. Sie schnappte sich ihren Trinkschlauch und nahm einen Schluck.

„Und wie hast du geschlafen?“, wollte der Assassine dann doch wissen. Er ahnte das es wohl nicht oft vor kam das diese Elfe auf den harten Waldboden schlafen musste.

Gwen überdachte kurz ob sie ihn antworten sollte aber tat es dann doch. „Gut. Ich habe ausgesprochen gut schlafen könne. So tief das du hättest alles mit mir machen können.“ Sie stoppte, doch leider zu spät. Sie hatte schon das ausgesprochen was sie eigentlich nicht sagen wollte. Ihr Blick huschte zu dem Drow der sie mit einem so kühlen und emotionslosen Blick ansah, das es ihr kalt den Rücken runter lief.

"Du bist nicht mein Geschmack, Kleines. Ich steh auf Frauen... nicht auf solche Mauerblümchen wie dich!" er hatte sich nicht mal die mühe gemacht und den bissen gänzlich runter geschluckt. Noch ehe eine Antwort von Gwen kam hatte er seinen Blick wieder gesenkt und aß in aller Ruhe weiter. Somit entging ihm der finstere und zornige Blick der Elfe. "Wie war das?", knurrte sie bereits. Doch er schien nicht daran interessiert zu sein ihren wütenden Worten zu lauschen. "Oh entschuldige der Herr! Ich kann ja nicht wissen dass alle Weiber bei euch halb Nackt herumlaufen und einem ihre Brüste ins Gesicht strecken. Ausserdem bin ich genau so wenig an jemandem wie dir interessiert. Also kannst du beruhigt sein!", fauchte sie und erhob sich.

Zornentbrannt ging sie zu dem Sattel ihre Pferden und griff sich diesen. Dann ging sie zu ihr Tier und sattelte auf. Wieso musste er sie immer wieder so wütend machen? Wieso konnte er es nicht einmal am Morgen sein lassen? Er genoss es sogar sichtlich wie sie sich immer wieder über ihn aufregte. Auch wenn sie ihm einiges verdankte, so musste sie sich doch nicht alles gefallen lassen. Irgendwann würde sie ihm alles heimzahlen und das doppelt und dreifach.

Wieder einmal festigte sich ein Grinsen auf seinen Lippen und sogar ein Kichern konnte er sich nicht verkneifen.

Ihre Reaktion war doch sehr amüsant.

Doch schnell verblasste das Grinsen und auch das lachen verstummte schlagartig. Er schluckte den letzten Bissen runter und sah sich aufmerksam um. Stille war in den Wald eingekehrt. Kein Tier war zu hören und er versuchte etwas wahrzunehmen. Sein Blick schweifte umher. War da was? Hörte er Schritte?

Während er überlegte und lauschte wurde ihm schlagartig etwas bewusst. In welchem Teil des Landes befanden sie sich noch gleich? Seine Augen weiteten sich und er sprang auf. Er ging zu seinem Pferd und packte sich ein Seil. Dann ging er zu Gwen und packte sie an den Handgelenken und fesselte sie. Er war flink und ohne das sie hätte sich großartig dagegen wehren können war sie auch schon geknebelt. Er drückte ihr sofort eine Hand auf den Mund und flüsterte zu ihr. "Wenn du leben willst vertrau mir... wir sind hier nämlich..." doch er konnte nicht zu ende reden da traten sie auch schon hervor. Es war eine Gruppe Drows die ihre Armbrüste auf die beiden gerichtet hatten. Valrak konnte nur hoffen das sie ihn nicht sofort erkannten, geschweige denn mitbekommen hatten wie die beiden miteinander umgehen.

Verhasste Heimat

Gwen hatte keinen Moment an dem sie auch nur ein Wort des Protestes äussern konnte. Zu schnell waren ihre Hände gefesselt und dann hielt Valrak ihr auch noch den Mund zu. Wut über diesen Frevel schäumte nur kurz auf, denn schon blickte sie anderen Drow in die Augen und spürte die Anspannung ihres Begleiters.

Valrak hatte nicht einmal aufessen und Gwen warnen können, als sie auch schon auf eine Gruppe Drow blickten die mit ihren Armbrüsten auf die Beiden zielten. Die Anspannung wurde mit jeden Moment größer und der Assassine musste sich über die Sitten und Worte seiner alten Heimat besinnen.

"Venduii." sagte Valrak zögernd und besah sich die fremden Drows. Er suchte nach den Wappen ihres Hauses und entdeckte es an ihren Waffenröcken. Er durchforstete seine Erinnerungen und musste schliesslich feststellen das er dieses Wappen noch nie gesehen hatte. Doch sollte es nichts heissen, im Unterreich verbreiteten sich Nachrichten ebenso schnell wie an der Oberfläche und so musste er weiterhin auf der Hut bleiben. Vielleicht kannten diese Drow ihn ebenfalls.

"Was sucht ihr hier? Es ist selten das Unsereins an der Oberfläche reist." es war lang her seit er das letzte mal mit seines gleichen paar Takte gesprochen hatte, doch wusste er immer noch genau wie er mit ihnen umgehen musste. Seine Aufmerksamkeit war daher nicht nur auf den vor ihm gerichtet, sondern auch auf die anderen drei die sie umringt hatten.

"Venduii." entgegnete der Drow vor ihm. "Wir hatten lautes Gezeter vernommen und sind dem nachgegangen. Ist das deine Gefangene?"

Valrak wusste das Gwen sicherlich wieder meckern würde. Doch was blieb anderes übrig, er musste den Schein wahren. "Aber ja." entgegnete er grinsend. "Eine Leibeigene. Ein Geschenk, für eine besondere Mutter Oberin!" grinste er ihnen frech entgegen. Doch klang dieses schnell ab als er erkannte das die ihm gegenüber skeptisch blickten. "Unsere Mutter Oberin mag keine fremden die durch ihr Gebiet reisen ohne sich bei ihr vorgestellt zu haben."

"nur gut das wir nicht im Unterreich sind und so durch ihr Gebiet reisen können." dachte Valrak sich mit gerettet, doch die vier anderen lachten leise und der Sprecher von ihnen meldete sich erneut zu wort. "Nicht nur das Gebiet im Unterreich gehört unserer Mutter Oberin, auch das an der Oberfläche zählt sie zu ihr Eigen."

Valrak schluckte hart bei den Worten. Er wollte nicht ins Unterreich zurück, auch wenn er es an manchen Tagen vermisst hatte. Doch ihm blieb nichts anderes übrig. Denn schon nahmen die Drows die Zügel der Pferde und führten die beiden ab. Er musste wohl wieder vor eine Mutter Oberin treten, wobei er diese Förmlichkeiten verabscheute. Sein Blick schweifte zu Gwen. "Sie nehme ich." meinte er als er erkannte das ein anderer nach den Fesseln greifen wollte. Sie wurden abgeführt. zu einen Eingang ins Unterreich, der wie ein einziges Schwarzes Loch aussah. "Vertrau mir." flüsterte er leise und seine Stimme bebte leicht vor Anspannung.

Gwen zerrte an den Fesseln als einer der Drow danach griff und war nur wenig beruhigt als Valrak sie jedoch übernahm. Mit einem gefährlichen Blick starrte sie den Assassinen argwöhnisch an und wäre ihm sicher an die Kehle gesprungen, wenn sie die Anderen nicht dazwischen gehen würden. Sie war doch kein Püppchen, dass man einfach mitnehmen konnte und damit spielen wie es einem gefiel.

Die Elfe überkam ein Schauer der Abscheu und sie besah sich die Drow um sich herum. Jeder Elf, egal welcher Rasse er angehörte, war wunderschön und doch empfand dies Gwen in diesem Augenblick nicht. Abgesehen von Valrak waren diese Männer ihr nur zu wider und sie zerrte erneut an den Fesseln als sie sich einer kleinen Höhle, die versteckt hinter Büschen und Bäumen verborgen wurde, zugingen. Gwen brauchte es nicht genau wissen um einzuschätzen das dies der Eingang war.

Sie stemmte ihre Versen in den weichen Waldboden und versucht so sich gegen das weitergehen zu wehren. Doch es gelang ihr nicht. Valrak war zu stark und zog sie, mit einem eigenen Widerwillen, mit sich. Innerlich verfluchte sie den Tag an dem sie diesen verdammten Drow getroffen hatte. Sie spürte Hass der sich in ihr immer weiter festigte. Hätte sie ihn nicht getroffen, hätte er sie nicht gerettet, dann würde sie sich jetzt nicht in dieser misslichen Lage befinden. Er war schuld an ihrem jetzigen Leid.

Gwen nahm diesen Gedanken als Schutz hin. Valrak würde es ihr büßen, das gelobte sie in diesem Moment. Dann umschloss sie der Schatten der Höhle. Der eben noch weiche Waldboden wich dem felsigen Geröll. Nur noch das Licht, was durch den Höhleneingang herein strömte, liess Gwen den Weg erkennen. Doch es dauerte nicht lang, bis sie um die erste Biegung gingen und die Dunkelheit die junge Elfe gänzlich umhüllte. Gwen trauten sich kein Wort zu sagen. Es würde eh nicht erhört werden.

Unbehagen vertrieb die Wut und sie rutschte näher an Valrak um sich etwas die Sicherheit zu holen, die sie unter den Drow brauchte. Ihr Blick fixierte den Assassinen und versuchte etwas in seiner Mimik zu erkennen. Doch er wirkte wie sonst auch, hart und kühl. Den anderen Drows warf sie nur kurz einen Blick zu und erschauderte. Sie wollte nicht wissen was in deren Köpfe grade vorging. Was sie mit ihr anstellen wollten, wenn der Typ den sie so hasste, nicht auf sie Acht geben würde.

Ängstlich sah sie sich um und musste feststellen warum Valrak so ein verschlossener und kalter Mann geworden war. Alles hier spiegelte genau dies wieder. Nur schwach konnte sie etwas erkennen, dank der angeborenen Dämmersicht ihrer elfischen Hälfte.

Die meisten der Bewohner hier waren wohl sicher genau so kalt wie die Felsmauern. Immer mehr bekam sie von diesem Ort zu sehen. Und je tiefer sie gingen, desto unwohler fühlte sie sich. Alles schrie grade nur zu von Tod und Schmerz.

Der Gang weitete sich zu einer Höhle. Die Hohen Wände verliefen sich im Dunkeln und Felsen ragten empor. Stalaktiten und Stalagmiten bildeten einen unterirdischen Wald aus Felsen. Die Schritte der Drows wurde langsamer und leiser. Die Pferde hatten sie an der Obenfläche gelassen, denn diese konnten hier unten nichts sehen und würden nur hinderlich sein.

Valrak umgriff die Fesseln fester und zog Gwen näher zu sich heran. Auch wenn es unbewusst geschah, war deutlich zu erkennen das er ihr so Sicherheit bieten wollte. Schweißperlen hatten sich auf seiner Haut gebildet und Unruhe machte sich in seinem Körper breit. Angst? ja, eindeutig. Es war Angst in seinen Augen zu erkennen. Die Luft stand in dieser Höhle und es roch nach Verwesung und Tod. In der Dunkelheit in der weitläufigen Höhle bewegte sich etwas. Es schien zu schweben und die kleine Gruppe nicht zu realisieren. Gwen erkannte nicht um was es sich handelte, nur das alle Drow davor sichtlich Respekt und gar Angst hatten. Die Elfe hätte gern Valraks Arm ergriffen, wenn nicht ihre Hände gefesselt wären. Somit konnte sie nur näher rücken und so den Schutz spüren den sie brauchte.

Die Gruppe legte ein höheres Tempo an und erreichten somit schnell das Ende der Höhle. Wieder war es ein Gang der sich ihnen zeigte. Allmählich lockerte sich die Anspannung und schon bald kam sie zu einer nächsten Höhle.

Diese war noch größer und weitläufiger als die zuvor. In mächtige Stalaktiten wurden Häuser gehauen und auch in den Wänden zeichneten sich Fenster und Türen ab. Die hoch hängenden Wohnungen waren mit magisch erschaffenen Brückenwegen verbunden. Aus der Tiefe der Höhle erklangen leise Stimmen. "Dort unten lebt das Niederevolk mit den Sklaven." sprach Valrak, leise flüsternd zu ihr. Warum er das tat wusste er selber nicht genau, wahrscheinlich wollte er ihr die Angst vor einem Ungeheuer nehmen, was dort leben könnt.

Gwen zog scharf die abgestandene Luft ein und ihre Wut war nun gänzlich gewichen. Nur noch Furcht vor dem Ungewissen erfüllte sie und den Drang nah bei ihm zu sein um so wenigstens Schutz zu finden.

Die Gruppe betrat die Brücken und gingen auf den größten der Stalaktiten zu. Dort also lag das Haus der Mutter Oberin.

Valrak sah sich um und schätzte das es eine kleineren der Drowstädte sein musste. Drei große Familien würde es hier geben, der Rest war Fußvolk und Sklaven. Immer wieder sah er sich um, von der Sorge getrieben das ihn hier jemand kennen könnte, aber bisher schien das Glück auf seiner Seite zu sein. Dennoch galt es wachsam zu bleiben. Das Haus der Mutter Oberin war beeindruckend verziert und mächtige Zauber schützten es vor angriffen der anderen Häuser. Die Drow führten sie zu einem großen Tor, welches mit lebenden Spinnen verfeinert wurde. Hinter dem Tor, öffnete sich eine große Halle mit Statuen die bis unter die Decke reichten.

Als einer der Drows, Gwen mitnehmen wollte stellte sich Valrak vor ihr. "Ich werde sie sicherlich nicht aus den Augen lassen. Sie ist meine Leibeigene und somit bleibt sie auch bei mir!" Er wusste das solche Worte nur mit bedacht geäussert werden sollten, doch hatte er keine andere Wahl.

Misstrauen in den Blicken der anderen, zeigten das es ein Fehler gewesen war. Doch er hatte es ausgesprochen und musste nun mit der Konsequenz leben. Die Gruppe verliess die beiden mit den Worten das sie hier warten sollen.

Endlich schloss sich die Tür und er lauschte nochmal um sicher zu gehen das sie auch allein waren. Gwen atmete erleichtert auf und wäre am liebsten zusammen gesackt als die Kraft aus ihren Beinen wich. Sie konnte nicht glauben das Valrak sie schon wieder beschützt hatte, aber war darüber auch sehr froh.

"Bevor du wieder einen Tobsuchtsanfall bekommst... sei leise... Schnauz mich ruhig so viel an wie du willst, aber nicht vor der Mutter Oberin. Sie wird eine Priesterin sein deren Macht unbeschreiblich ist." Er musste seine Stimme zügeln, denn lebhafte Erinnerungen an seiner Heimat und den unbarmherzigen Frauen seines Volks. "Ich bitte dich... um unser beider Leben." in der ganzen Zeit seit zu zusammen unterwegs waren hatte Gwen noch nie einen solchen Blick bei ihm gesehen. Voller Furcht und so flehend. Immer wieder schweifte sein Blick kurz durch die Halle mit den großen Statuen. Sie zeigten ein und die Selbe Drow in verschiedenen Gewändern und Posen. Valrak aber interessierte sich nicht für das was sie darstellte, sonder sein Blick suchte. Viele Ecken in der Halle waren nicht ausreichend ausgeleuchtet und somit musste er seinen Blick immer wieder schweifen lassen. Zu stark war die Erinnerung an das Unterreich und seine Gesetzt.

"Ich....hatte nicht vor dich anzuschreien.", sagte sie mit dünner nun etwas zu hoher Stimme, die ihr jeden Moment zu versagen drohte. "Versprich mir.....dass wir hier heil raus kommen...." Sie konnte das Zittern ihres Körpers nicht mehr weiter verbergen. Die Angst hatte komplett Besitz von ihr ergriffen. Tastend versuchte sie einer seiner Hände zu erwischen, trotz der Tatsache dass sie immer noch gefesselt war.

Gwens Worte stießen an das Gehör des Drow und als ihre Hände seine ergriffen wand er seinen Blick zu ihr. Die Angst in ihrem Blick liess ihn erkennen wie hilflos er ihr wohl gerade erscheinen mag. "Du wirst es hier raus schaffen. Versprochen." Von sie beiden sprach er nicht, denn er wusste das es passieren konnte, dass er zurück bleiben müsste. Einer musste das Rücklicht bilden und das war mit großer Sicherheit er.

Ihre Augen glitzerten gefährlich. Sie war wirklich kurz davor in Tränen auszubrechen. Doch diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Doch sie konnte nicht versprechen, dass sie sie gänzlich zurückhalten konnte. Denn sie hatte ja auch noch keine Ahnung davon, was noch vor ihnen lag.

Gwen wollte einen Protestschrei äussern, als er sich nicht selber bei der Flucht erwähnte doch ihre Stimme hatte versagt.

Er legte eine Hand an ihre Schulter um ihr noch etwas ermunterndes sagen, doch da schwang auch schon die große Tür des Saals auf und Schritte durchbrachen die Stille,

Valrak wand sich um und erkannte die Silhouette einer zierlichen Frau. Langes Haar wehte bei jedem Schritt auf und das lange Kleid zog sich noch hinter ihr ein Stück über den Boden her. Das Kleid zeichnete ihren Körper ab und war mit feinen silbernen Borden verziert. Er senkte abrupt seinen Blick als er nach ihren Augen schauen wollte. Nur ein kurzer Blick hatte gereicht das er sich schmerzhaft an seine Jugend erinnerte. Wie oft wurde ihm als Junge beigebracht was er nicht in die Augen einer Frau blicken durfte, wenn er nicht aufgefordert wurde. Hiebe und Schande. So hielten die Frauen die Männer unter sich. Er betrachtete den Boden, während die Schritte verstummten und die Drow nun vor ihm stand.

Gwen konnte dieses Szenario nicht verstehen. Sie wusste nichts von den Bräuchen und der Kultur der Drow. Dann besah sie sich knapp die Frau die sogar eine zierlichere Gestalt hatte, als sie selber und doch strahlte sie eine gefährliche Kälte und Stärke aus. Die junge Elfe erschauderte unter diesen kühlen Blick der Drow.

"Sieh mich an!" forderte sie mit einem harten und herrischen Ton den Assassinen an. Valrak zuckte nicht zusammen und hob seinen Kopf an um ihr in die Augen zu blicken. Er erkannte schnell welche Schönheit vor ihm stand. Wieder musste er hart schluckten denn wusste der Drow wie herzlos diese Frauen seine konnten. Den Gesichtsausdruck von Gwen konnte er nur erahnen, jedoch wagte er sich gar nicht erst seinen Blick von der Mutter Oberin zu nehmen. Sie wirkte doch jünger als erwartet, stellte der Drow fest und besah sie noch einmal schnell und beiläufig. Ja, sie schien noch nicht so lange über das herrschende Haus zu bestimmen.

"Ich gestatte es niemanden, ohne Ankündigung, durch mein Land zu reisen." ihre Stimme würde sicherlich schöner klingen wenn sie sanfter sprechen würde, doch härte lag in jeder Silbe. "Für euren Frevel verlange ich etwas von euch."

Valrak stockte bei ihren Worten und hob eine Braue. "Verzeiht wenn ich unaufgefordert rede, aber was wünscht ihr denn von mir? Ich kann euch doch nichts anbieten." die schöne Drow kniff die Augen etwas zusammen. Doch hatte er sich für das Reden entschuldigt, also liess sie es ihm durch gehen. "Ihr könnt mir sehr wohl etwas bieten." Bei den Worten wand sich ihr Blick zu Gwen. Ein eisiges und finsteres Grinsen zog über ihre üppigen Lippen. "Eure Leibeigene sollte als Sold reichen."

"NEIN!" stiess er hervor und stellte sich der Mutter Oberin in den Weg als sie auf Gwen zu gehen wollt. "Sie werde ich euch nicht überlassen, ist sie doch eine Skalvin unseres Hauses..." mehr konnte er nicht sagen denn schon hob sie ihre Hand und schlug ihm ins Gesicht. Ein Schallen hallte durch den Saal.

Gwen erschrak und sah mit weit aufgerissenen Augen Valrak an. Er hatte sich erneut für sie eingesetzt und hatte sich diesmal sogar einer gefährlichen Drowfrau entgegen gestellt. Flehend sah sie ihn an, doch aus dem Blickwinkel sah er sie nicht. Der Hass gegenüber dieser Frau stieg in ihr hoch.

Valrak stockte erneut und spürte wie das Blut in seiner Wange pulsierte. Auch war diese Reaktion sicherlich vorhersehbar gewesen, saß der Schock das tief. In seinen Augen zeichnete sich Wut ab als er mit seinem Blick wieder die schöne Drow erfasst hatte. Die Spannung die in der Luft lag war elektrisierend, doch blieb die Mutteroberin unbeeindruckt. Härte spiegelte sich in ihren Gesicht ab, eine Auffälligkeit die bei jeder weiblichen Drow zu finden war.

Es vergingen paar Minuten des Schweigens, bis die Drow sich ab wand und einige Schritte von beiden entfernte. "Ich wüsste noch einen anderen Weg deinen Sold zu bezahlen." sie blieb stehen und sah mit einen verführerisch hinterhältigen Grinsen über ihre Schulter. "Valrak aus dem Hause Auvryath." Er riss die Augen auf und starrte die unterirdische Schönheit an. Sie kannte ihn? Sie wusste wer er war? Die pulsierende schmerzende Wange war vergessen. Dafür hatte der Schrecken gesorgt. Gwen erkannte das dies sein richtiger Name war, denn seine Reaktion zeigte dies. Der Name brannte sich tief in ihr Gedächtnis. Niemals wieder würde sie diesen vergessen.

"ihr..."

"Ja ich kenne dich, dich und dein Sippe. Du hast sie alle ins verderben gestoßen."

"Sie hatten es verdient." knurrte er zwischen den Zähnen hindurch.

"Du bist ein Verbannter, ein Verräter unserer Rasse. Dein Opfer würde unsere Göttin ruhig stimmen." ihr grinsen wäre sicherlich ein Augenschmaus für so manchen gewesen, nur nicht gerade in dem Moment für Valrak. Er wusste was ihm blühte.

"Da du ja deine kleine Errungenschaft nicht allein lassen möchtest kannst du gern mit ihr eine Zelle teilen. Vorerst... vor deiner Hinrichtung." schon kamen die Wachen rein und nahmen Valrak, der nicht mal die Anstalten machte sich zu wehren, die Waffen ab. Sein finsterer Blick haftete auf die Frau und schienen sie zu durchbohren. Sie kannte seine Geschichte und das beunruhigte ihn nur noch mehr.

Keine sprach mehr ein Wort, denn die Wachen griffen Valrak und Gwen und führten sie ab. Die zierliche Drow sah ihnen nach und ihr Grinsen blieb noch in dem Gedächtnis von Valrak haften, auch wo er sie nicht mehr sah.

Verachtung

In die Tiefen des Stalagmiten führten die Wachen ihre Gefangene. Dort unten in der Spitze hatte man die Kerkerzellen in den Stein gezaubert. Kalt und nass mit kleinen Luftlöchern versehen. Aus den anderen Zellen drang schmerzliches Gestöhne. Wahrscheinlich von denen die vor kurzem gefoltert wurden. Immer tiefer führte die sperrlich beleuchtete Treppe in das Kerkergewölbe. Gwen hatte ihren Blick gesenkt und wagte es nicht Valrak anzusehen. Sein Blick war immer noch so kalt und voller Zorn verzerrt. Die Geräusche liessen der Elfe einen Schauder über den Rücken laufen, wie so viele andere Dinge in diesem finsteren Reich.

Die Wache die als Vorderster gegangen war blieb an einer eisenbeschlagenen Tür stehen und öffnete diese. Mit einem Stoß wurde erst Valrak hinein geschubst und dann folgte auch schon Gwen. Die Tür fiel ins Schloss und verriegelt. Valrak hörte wie sich die wachen entfernten und lehnte sich an eine Wand, an der er zu Boden rutschte. Den Kopf in den Nacken gelegt.

Würde er jetzt aufgeben? Er war dem Tod im Unterreich einst entkommen, würde er das erneut schaffen? Aber wenn wie? Verzweiflung machte sich in seinem Kopf breit. Er winkelte ein Bein an, legte seinen Arm darauf und schien in Gedanken zu sein. Die Geräusche des Sklavenviertels drangen herauf. Jammern, Leid, Qual. Er sah kurz zu Gwen die verzweifelt die Tür berührte und gequält die Augen geschlossen hatte. Er wusste das sie dort in dem Viertel zugrunde gehen würde.

Langsam drehte sie sich zu ihm um. Er wusste was hier so abging und doch schien er keinen Ausweg zu finden. Langsam ging sie auf ihn zu. Setzte sich lautlos neben ihn und zog beide Beine an, die sie mit ihren immer noch gefesselten Händen berührte. Als sie sein Blick traf, lächelte sie etwas gequält. Sie wollte hier nicht anfangen herum zu flennen. Das würden wohl ihre letzten Stunden werden und da wollte sie ihm nicht auf den Keks gehen. Immerhin war sie schon fast daran Schuld, dass die anderen Drows sie im Wald gefunden hatten. Mal wieder weil sie einfach ihre Klappe nicht halten konnte!

"Danke....", kam es leise und krächzend von ihr. "Du hast alles versucht....." Sie hatte keine Ahnung was sie hätte sagen sollen. Ihr fielen keine tröstenden Worte ein. Da auch ihr Schicksal besiegelt war, so wie so nicht.

Sein Blick war an die Decke gerichtet. Nachdenklich. Verzweifelt. Wie sehr hatte er sich über die Jahre an der Oberfläche doch gefreut. Eine Tatsache die ihm jetzt erst richtig bewusst wurde. Dort oben gab es nicht das Gesetz der Häuser und der Frauen. Auch wenn er für das Leben dort oben hart schuften musste, so war es auch Gold, Silber und Kupfer mit dem man dort bezahlte. Nie hatte jemand es auch nur gewagt ihn schief von der Seite anzusehen, das Wort gegen ihn zu erheben oder Hand an ihn anzulegen weil er einer Frau in die Augen sah. Für einen männlichen Drow war das Freiheit. Etwas was sie im Unterreich nicht kannten und von Klein an eingebläut wurde.

Sein Blick fiel auf seine Hände mit denen er so manchen das Leben genommen hatte. Die Schwielen eines Kriegers zeichneten sich auf seiner dunklen Haut ab. Seine Stiefel waren mit dem Morast aus dem Wald beschmiert und an seinem Umhang fand er auch noch einen Ast der sich darin verfangen hatte. Auch wenn das Sonnenlicht für seine Augen nicht das beste war, so vermisste er die frische kühle Luft und die Laute des Waldes die ihm letzte Nacht nicht zu Ruhe kommen lassen haben.

Gwens Worte nahm er wahr, auch wenn sein Blick weiterhin auf seine Hände und den Boden gerichtet waren. "Valrak....", sprach sie nun zum ersten mal seinen Namen aus. Wie es aussah, würde sie Valrak bald verlassen und dann wäre sie wieder alleine, doch sie würde kämpfen bis zum Schluss. Etwas zögernd, lehnte sie sich dann an ihn, ganz leicht. Sie wollte ihn ja nicht gleich überfordern. Aber es waren wohl wirklich die letzten Stunden zusammen. Sie wollte ihm doch irgendwie ihre Dankbarkeit zeigen. Auch wenn sie ihm nicht mehr viel dafür bieten konnte.

Erst jetzt wand er seinen Blick zu ihr. Es reichte ein Blick um zu sehen das sie nicht in einen Kerker gehörte und erst recht nicht ins Unterreich. Doch wie sollte er sie aus diesem Loch raus holen?

Seine Aufmerksamkeit haftete an ihren Händen. An die Fesseln an ihren Handgelenken. Er griff nach ihren Armen und erlöste sie von dem rauen Seil. „Ein gutes hat die ganze Sache ja.“ ein ungewohnt ruhiges und sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Du kennst nun meinen Namen.“ er nahm das Seil an sich und knotete es zusammen um es sich dann an den Gürtel zu binden.

Er hatte sie nicht weiter angesehen, seinen Blick nicht gehoben. Wie auch bei der Mutter Oberin blickte er Gwen nicht in die Augen. Warum er dies nicht machte, wusste er selber nicht. Wahrscheinlich quälte ihn die Tatsache das er keinen Ausweg wusste. Bedenken machten sich in ihm breit. Warum dachte er darüber nach? Wieso fühlte er sich schlecht? Er war ein Drow, ein Krieger, ein Assassine! Hatte ihn das leben an der Oberfläche so verweichlicht? Seufzend musste er zugeben das es den Anschein hatte. Er war nicht mehr der, der er war.

„Ich werde einen Weg finden das du zurück kehren kannst.“ versprach er erneut. „Meine Hinrichtung wird wahrscheinlich noch was dauern, also habe ich noch die Möglichkeit einen Weg für dich hier raus zu finden.“ sein Blick wurde ernster. Es war deutlich zu erkennen wie angestrengt er nachdachte und wirklich jede erdenkliche Variante im Kopf durchspielte.

Bei seinen Worten schmunzelte sie leicht, aber auch nur für einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf. "Valrak...es... ist schon gut...", sagte sie leise und kraftlos. In ihrem Innern hatte sie sich schon fast damit abgefunden hier für immer festzusitzen. Ihre Lage war aussichtslos und da wollte sie sich keine falschen Hoffnungen machen. Ohne Valrak wäre es so wie so für nichts. Sie bemerkte erst jetzt, wie abhängig sie geworden war und dass sie diesen ungehobelten Kerl doch tatsächlich irgendwie mochte. Ihn nun so zerschmettert zu sehen tat ihr ungeheuerlich weh. Sie kannte ihn so nicht. Sie hatte auch bemerkt, dass er ihr nicht wirklich in die Augen sah. Sonst war sein Blick doch immer so fest. Und jetzt? Er liess sich von dieser einen Frau so niedermachen. Sie verstand die Sitten und Regeln seiner Art nicht, aber sie war keine von denen! Bei ihr musste er sich doch nicht so geben wie hier. Mittlerweile verstand sie auch langsam wieso er an der Oberfläche lebte und nicht hier. Wer wollte schon hier bleiben? Die Blonde schloss kurz die Augen. Auch wenn die Lage aussichtslos schien, konnte sie Nichts von all dem bereuen, was geschehen war. Ausser eben, die Tatsache dass sie ihretwegen entdeckt wurden.

"....ich...denke ich kann mit meiner Kunst auch nicht viel ausrichten was?", murmelte sie. Mit Sicherheit liess sich auch keiner der Wachen irgendwie bestechen oder verführen oder sonst dergleichen. Da Valrak ja schon so oft erwähnte, wie schäbig sie war, ganz bestimmt nicht. Was konnten sie bloß tun? Sie wollte hier nicht herum sitzen und darauf warten, dass sie ihn holen kamen. Auch wenn es noch ein paar Tage dauern würde. Sie wollte ihn nicht jetzt schon verlieren. Immerhin mochte ihn doch, auch wenn er so ungehobelt zu ihr war.

Frustriert strich sie sich durchs Haar. Waffen oder dergleichen hatten sie ja auch nicht bei sich. Das brachte alles nichts. Doch sie wollte nicht aufgeben oder gar in Tränen ausbrechen! Es reichte wenn einer von ihnen am Boden zerstört war. Ihre Aufgabe war es ihm Mut zuzusprechen. Sie musste ihn davon zu überzeugen, dass auch er noch eine Zukunft haben sollte.

"Was...ist mit dieser Mutter da? Lässt sie nicht mit sich verhandeln?", wollte sie wissen. Anders als Valrak würde sie mit ihr sprechen können ohne Ehrfurcht zu zeigen. Auch wenn sie unheimlich und bösartig war, sie kannte ihre Sitten nicht und musste sich diesen auch nicht unterordnen.
 

Eine ganze Weile fixierte sein Blick einen Spalt im Boden. Er war nicht groß und auch nicht besonders auffallend. Es war nur der Punkt im Boden der ihm als einziges bannte, während er angesträngt nachdachte und Gwens Worte lauschte.

Für einen Moment lang schloss er die Augen und konzentrierte sich weiter. Es musste einen Weg geben. Einen kleinen. Etwas woran er einfach nicht direkt dachte da es zu offensichtlich war. Seine Augen schlugen auf als er Gwens Frage vernahm. Er hob eine Braue und wand seinen Blick zu ihr hin.

"Drows verhandeln selten. Aber niemals mit Sklaven." fast schon Monoton sprach er die Sätze aus. Es war unvorstellbar das eine Mutter Oberin sich auf so etwas hinab lassen würde. Valrak schüttelte den Kopf und blickte wieder weg. Er dachte noch immer nach, als plötzlich die Tür auf schwang und ein stämmiger Ork herein stampfte. Dieser griff nach Gwen und packte sie unsanft am Arm. "Mitkommen du sollst!" grunzte er und zog die zierliche Elfe mit. Valrak sprang auf, aber er wusste das er nichts machen konnte. "Wehr dich nicht. So ein Vieh bricht dir locker den Arm." rief er ihr nach als der Ork mit ihr im Flur verschwand.

Sie brauchte Valraks Worte gar nicht erst zu vernehmen, um zu wissen wozu dieses Vieh in der Lage war. Sie sah sich noch ein letztes mal nach ihm um, eh sie aus den Kellergewölben gebracht wurde. Ihr machte es keine Angst, irgendwo hin gebracht zu werden. Doch was ihr Angst machte war von ihm getrennt zu sein. Ihn vielleicht nie mehr zu Gesicht zu bekommen. Auch wenn er meinte dass seine Hinrichtung noch eine Weile dauern würde, so konnte noch alle mögliche bis dahin passieren. Entweder mit ihr oder ihm. Ihre Chance ihn vor seinem Tod wiederzusehen war gering. Sie biss sich schmerzvoll auf die Unterlippe und unterdrückte die Tränen die langsam ihren Weg an die Oberfläche fanden. Dabei wollte sie doch nicht weinen.

Wie ein Püppchen wurde sie von dem Ork nach geschleift und an Wände gestoßen. Wehren brachte nichts. Angst überwältigte sie, als sie keine Ahnung hatte wo man sie hinführen würde. Hier war sie ein gefundenes Fressen. Ohne den Drow würde sie keine Minuten überleben und genau das machte ihr Angst. Sie hatte keine Ahnung was hier Gang und Gebe war. Langsam spürte sie ihren Arm nicht mehr, den der Ork umklammert hielt. Doch eine falsche Bewegung und sie hatte keinen mehr. Ihre Augen versuchten etwas mehr in diesem düsteren licht zu erkennen, doch vergebens. Sie würden den Weg zurück niemals wieder finden. Hier sah alles genau gleich aus und das Tempo, welches der Ork hinter sich legte, konnte sie sich auch nicht richtig die Umgebung einprägen.

Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht, denn der Ork hielt an einer Tür und öffnete diese. Aus dem Raum drangen verschiedene Gerüche. Die Küche? Fragte sie sich, eh sie schon grob hinein gestoßen wurde, wo sie schon zwei Drow erwarteten. Diese brachten Ketten an ihren Fußgelenken an und grinsten nur dreckig, bei ihrer halb nackten Erscheinung. Dann wurde sie erneut von dem Ork geschubst und viel vorn über auf die Knie.

„Wärst du keinen von den da Oben wärst du gar nicht mal so hässlich.“, sprach einer der Drow abfällig und trat ihr kurz in die Seite. Gwen sah ihn giftig an. Doch die beiden drehten sich schon um und verliessen den Raum. Gwen atmete erst mal erleichtert auf, als sie allein gelassen wurde. Erst als sie sich umsah, erkannte sie einige Frauen die in ihrer Arbeit inne hielten. Sie stellte fest dass sie alle bunt zusammen gewürfelt waren. Menschen und Elfen gleichermaßen.

Konnte sie sich nun glücklich schätzen in der Küche gelandet zu sein anstatt in irgendeiner Zelle? Resigniert seufzend wusste sie die Antwort, wohl eher nicht. Nun betrachtete sie den Raum etwas genauer und Übelkeit stieg in ihr auf, als sie die Ablage genauer betrachtete auf der vor kurzem Fleisch geschnitten wurde.

Eine der Frauen kam zu ihr herüber und beugte sich zu ihr hinunter. „Du hast Glück , dass du hier gelandet bist.“, meinte sie so monoton wie möglich und half ihr auf. Kaum stand sie, drückte man ihr eine Schüssel und ein Messer in die Hand. Jetzt sollte sie auch noch für dieses Pack schuften? Natürlich! Die Frauen sahen alle sehr mitgenommen aus. Kein Wunder. Jede übersät mit blauen Flecken, Schnitten oder Schrammen. Sie hoffte bloß, den Fraß nicht auch noch servieren zu müssen.

Mit zitternden Händen schob sie die beiden Gegenstände bei Seite und verkroch sich in eine der Ecken. Die Frauen nahmen sie schon gar nicht mehr war. Nach all der Zeit in Gefangenschaft, waren sie sich so was wohl schon gewohnt und hatten nicht die Absicht den Neuzugang…möglich ihren Ersatz so was wie willkommen zu heissen. Gwen wäre lieber tot als hier aber niemand konnte ihr hier diesen Gefallen erfüllen . Dann griff sie doch nach dem Messer. Betrübt und weiterhin ratlos, betrachtete sie ihr Spiegelbild darin. Wie lange würde es dauern bis ihr Gesicht hässliche Schrammen oder Wunden aufwies? Mit dem Daumen strich sie der Klinge nach, bis ihr diese von einer der Frauen entzogen wurde.

„Sei artig! Fleisch haben die doch zu genüge. Obwohl sie wohl nichts dagegen hätten. Aber eine wie dich können wir gerade gebrauchen. Mach keine Dummheiten!“ Ihr wurde eine Art Kartoffeln hingestellt und einen Eimer. „Wasch und schälen. Aber ich gebe dir wohl eher ein stumpfes Messer.“ Eine andere Frau band ihr grob die Haare zurück. Und schob sie an die Ablagefläche. „Jetzt mach schon.“
 

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Valrak starrte noch auf die Tür die hinter Gwen und den Ork verschlossen wurde. Es war nur ein kurzer Augenblick den er allein gelassen wurde, denn schon schwang die Tür wieder auf. Zwei Drow in voll Rüstung standen parat um ihn mit zu nehmen.

"Mitkommen!" befahlen sie mit strammer Stimme und warteten darauf das Valrak hervor trat. Zögernd tat er was ihm befohlen wurde und folgte einen der beiden Krieger. Der andere sicherte hinten ab und so brachten sie ihn zu dem Gemach der Mutter Oberin.

Es war niemand anderes da. Ein Zuber mit warmen Wasser stand in der Mitte des Raumes, ein Bett in dem locker 5 Personen platz hatten beanspruchte den Großteil der rechten Wand. parallel gegenüber auf der linken Seite stand ein Schrank der ebenso wie das Bett viel Platz einnahm. Rote Samt Vorhänge verzierten das große Fenster und das Himmelbett. Eine reichverzierte Kommode in dunklem Holz und großem Spiegel standen direkt neben dem monströsen Bett.

Valrak wusste sofort wo er war, aber was machte er hier?

Die Krieger hatten ihn allein gelassen und die Tür hinter ihm verschlossen. Zögernd blickte er sich um und trat dann näher. Doch kaum stand er am Zuber kamen auch schon drei Frauen aus einer Tür, die vom Schrank verborgen wurde. Dort musste es wohl einen weiteren Raum geben. Er betrachtete die Frauen etwas genauer. Es waren keine Drow, sondern Menschen. Ihre Blicke schienen traurig und ohne Willen. Sie traten auf ihn zu und blieben bei ihm stehen.

"Die Herrin wünscht das ihr ein Bad nimmt, bevor sie mit euch spricht."

sagte eine der drei Frauen und blickte ihn ängstlich an. Valrak verzog das Gesicht und knurrte leicht. „Nette Umschreibung um zu sagen das man stinkt.“ doch die Frauen reagierten nicht auf seine Bemerkung. Wahrscheinlich mussten sie schon einiges erlebt haben. Viele Krieger vergnügten sich mit den Sklavinnen um auch etwas Macht gegenüber Frauen ausüben zu können. Ohne ein Wiederwort zu geben, willigte er ein. Ein warmes Bad würde sicherlich gut tun.
 

Es dauerte nicht lang bis er sich seiner Kleidung entledigt und die Frauen den Raum, mit samt seiner Kleidung verlassen hatten. Während er das warmes Wasser "genoss" dachte er nach. Sie haben sicherlich Gwen zu den anderen Sklaven gebracht. In die Küche? Keller? in den Hof? Seufzend lehnte er sich zurück und bemerkte nicht das er nicht alleine war.

"Dir scheint das Bad zu bekommen." erklang eine zarte und doch bedrohliche Stimme. Valrak schreckte auf und wand sich um. "Angst das ich dich hier uns jetzt meuschel?" die Mutter Oberin saß hinter ihm auf einen Schemel und hatte die Beine über einander geschlagen. Elegant und wunderschön wirkte sie auch diesmal wieder.

"Warum sollte ich mich baden?", wollte er wissen um die Stille zu brechen die sich ausdehnen wollte. Seine Muskeln waren angespannt und sein Blick starr auf die zierliche Drow gerichtet. "Ich werde doch sowieso hingerichtet. Also was bringt mir ein warmes Bad?"

"Dir nicht viel, aber dein Gestank nach Mensch und Wald ekelte mich an. Es war abartig mit dir zu sprechen."

"Kein Wunder das ihr den Geruch nicht mögt. Er spiegelt das wieder was hier unten nicht herrscht. Freiheit von dem machtgierigen Frauen!" Valraks Stimme klang voller verachtung, voller hass. Aber die Mutter Oberin ignorierte seine abwertigen Bemerkungen und besah ihn weiterhin. "Eigentlich ist es eine Schande dich zu töten." seufzte sie und neigte den Kopf zur Seite. Ihr Blick streifte über seinen Oberkörper der mit alten Narben geziert war.

"Ich weiss das ihr ein ausgesprochen guter Krieger seid, Valrak." ihre Stimme klang so zuckersüß das ihm ein Schauder über den Rücke lief.

Die Drow stand auf und kam näher. Sie ging mit einem Schwungvollen, eleganten Schritt um den Zuber herum. Ihre Fingerspitzen streiften seine Schulter. Hinter ihm wand sie sich ihm wieder zu. Legte ihre andere Hand an seine andere Schulter und ihre Hände glitten sacht über seine Brust hinab in warme Wasser zu seinem Bauch. "Und nicht nur ein guter Krieger." hauchte sie an seinem Ohr. Valraks Blick blieb starr, unberührt von der zärtlichen Annäherung einer hochrangigen Drow.

"Ihr könntet am leben bleiben, Sohn des verachteten Hauses Auvryath." raunte sie weiter. "Ihr müsst nur meinem Angebot zustimmen." Sie biss ihm sacht in den Nacken, leckte über die Wunde und richtete sich wieder auf. Grinsend liess sie von ihm ab und ging aus dem Zimmer. Valraks Blick war auf die Tür gerichtete, aus der sie verschwunden war. Knurrend sackte er tiefer in den Zuber und tauchte unter. Das warme Wasser brannte leicht an der Wunde an seinem Nacken.

Als er wieder auftauchte holte er tief Luft und erblickte die drei Frauen die ihm neue Kleidung und Tücher zum abtrocknen gebracht hatten.

Ein Fest für dich

Gwen wusste das ihr nichts anderes übrig blieb als zu gehorchen. So lange Valrak noch am Leben war, würde sie auch am Leben bleiben. Vielleicht gelang ihm ja doch noch die Fluch. Aber sobald sie vernehmen würde, dass er hingerichtet wurde, gab es für sie keinen Grund mehr auch hier zu verweilen.

Genervt begann sie in der Küche zu schuften. Ihr drehte sich der Magen um, als sie das ganze Fleisch erblickte, dass sie nun Tag täglich zubereiten musste. Ein Grund mehr Vegetarierin zu werden! Mit den Gedanken dauern abschweifend, begann sie die Kartoffelartgen Knollen zu waschen. Ob er immer noch in der Zelle saß, oder bereits abgeholt wurde? Sie konnte ja nicht ahnen, dass er grade in einem Zuber hockte und von der Mutter Oberin angemacht wurde. Ihr war der Drow doch wichtiger geworden, als sie anfangs gedacht hatte.

Plötzlich flog die schwere Tür auf und erneut traten die beiden ihr bereits bekannten Drow ein. Sie griffen nach einigen bereitgestellten Schüsseln und nahmen auch eine der Frauen mit. Anscheinend würde das Festmahl wohl bald beginnen und so wies aussah, bestätigte dies ihre Befürchtung. Denn nach einigen Minuten wurde die Frau wiedergebracht. Sie steckte in einem viel zu gewagtem Outfit und seufzte angewidert. „Was gibt es diesmal zu feiern?“, fragte eine der anderen Frauen. „Sieht nach einer Hinrichtung oder so was aus.“, grummelte die neu bekleidete und warf eins der Küchentücher schnaubend auf die Ablage. Als sie Gwens Fragenden Blick bemerkte, seufzte sie erneut genervt. „Diese Monster feiern alles was grade ansteht und wir besitzen auch noch das Vergnügen sie zu unterhalten.“ Da hatte sie ihre Bestätigung!

Das würde wohl der schlimmste Abend aller Zeiten werden. „Die Mutter hat wohl einen Günstling.“, grummelte sie weiter, während die nächste Frau weggebracht wurde. In Gwen flammte Hoffnung auf. Eine Hinrichtung und einen Günstling, für Valraks Hinrichtung war es noch zu früh. Also konnte er nur der Günstling sein! Vielleicht eine Chance zu verhandeln?

Sie hoffte er würde sich nicht wieder so unterwürfig zeigen und endlich mal versuchen etwas zu unternehmen. Aber sie hatte dabei kein gutes Gefühl. Er konnte ja nicht einmal ihr in die Augen sehen.

Schon wurde die nächste Frau weggerissen und weitere Schüsseln geholt. Bis nur noch Gwen übrig blieb. Auch sie wurde in eines dieser Kleider gesteckt, das mehr preisgab als dass es verhüllte. Ihr noch makelloser Körper wäre das gefundene Fressen! Sie merkte wie wieder die Übelkeit in ihr aufstieg, wenn sie nur daran dachte durch die Menge zu wandern und Essen zu verteilen und dabei lüsterne Blicke auf sich zu ertragen. Ein Schauer jagte den Nächsten. Dann kamen die beiden Drows wieder herein, jedoch mit einem finsteren Grinsen auf den Lippen.

„Los ihr müsst die Tische bereitstellen. Das Festmahl soll bald beginnen.“, verkündete der eine, während der andere schon seine Finger in eine der Schüsseln steckte.

Gwen wurde von den anderen Frauen mitgenommen, als diese den Befehl ausführten. Angesichts der langen Tische und Bänke, würde es eine richtig großes Fest werden.

Konnte es denn noch schlimmer kommen?

Nachdem alles hergerichtet war, kehrten sie in die Küche zurück um den Rest fertig zu machen. Das nächste Mal wenn sie da raus musste, war der Raum gerammelt voll. Sie zitterte am ganzen Leib und hoffte auf ein Wunder.
 

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Ein schwarzer Samtmantel mit silberner Verzierung an den Armen. Ein lilafarbenes Hemd auf einer schwarzen Hose und schwarzen Schaftstiefeln. Alles wurde von einem feinem Netz aus silbernen Fäden verziert was wie Spinnenweben wirkte. Valrak betrachtete sein neues Gewand ausgiebig im Spiegel und empfand seine Assassinenkluft für angebrachter. Die Narben in seinem Gesicht konnte er so kaum verbergen, genauso wenig wie seine Missgunst. Lila, schwarz und Silber. Die beliebten Farben der Dunkelelfen. Valrak fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und wand sich von dem Spiegel ab.

Er wusste das die Wachen vor der Tür standen, er hatte sie bemerkt als die Sklavinnen das Zimmer verlassen hatten. Sie waren schwer bewaffnet und waren wohl gewillt ihm den Kopf abzuschlagen, sollte er auch nur auf den Gedanken kommen ungefragt einen Fuß vor die Tür zu setzen. Somit führte ihn sein Weg zum großen Fenster was einen Ausblick auf die Stadt zeigte. Selbst für Oberflächenbewohner war solch ein Anblick beeindruckend. Das grüne magische Licht zeichnete verschiedene Fassetten an den Mauern ab. Düster und zugleich mystisch wirkten die Stalaktiten und Stalagmiten.

Sicherlich hätte er in einem glücklicherem Moment diesen Ausblick genossen, aber dazu war er zurzeit nicht in der Lage. Zu sehr hasste er die Situation in der er gerade Steckte.

"Die Herrin erwartet dich!" erklang eine finstere und starke Stimme hinter ihm. Als er sich umdrehte erblickte er einen der Wachen der in der Tür stand. Valrak sah wieder hinaus, schloss die Augen und nickte. Dann folgte er den Wachen in den Saal. Ein Bankett wurde aufbereitet, ein Festschmaus angerichtet und die Musik spielte bekannte Lieder. Valrak stutzte als er dies sah.

"Es ist fremd für dich, nicht wahr? Schliesslich ist unsere Rasse alles andere als festlich." Er erkannte diese Stimme sofort. Noch ehe er sich ihr hätte zuwenden können umklammerten schon ihre Hände seinen Arm. "Geleite mich zu meinen Platz." Die Mutter Oberin grinste siegessicher, denn schien Valrak sich nicht zu wehren. Er brachte sie zu dem gemüdlichsten Platz den er erblicken konnte. Dort lagen mehrere Kissen aufgehäuft und Decken aus Samt. Kaum hatte sie platz genommen, zog sie den Assassinen zu sich runter, sodass er neben ihr platz nehmen musste. Angewidert sah er sie an, doch dann auch schon schnell wieder weg. Valrak müsste lügen wenn er behaupten würde das er sich nicht zu ihrer Schönheit hingezogen fühlte.

"Warum das Fest?" wollte er wissen um nicht weiter an sie denken zu müssen.

"Das Fest ist für dich. Du wirst mein neuer Gemahl. Jung, stark... du wirst mir sicher eine gute Tochter schenken!" grinste sie und beugte sich zu ihm hin. "Oder sehe es als dein Hirnrichtungsfest." ihr lachen war zuckersüß und eiskalt zu gleich. Valrak versuchte nicht daran zu denken wie er am Galgen hin und sah zu wie der Saal sich füllte. Er hielt seinen Blick starr und ausdruckslos, während er die Gäste musterte. Genkdankenschinder, Drow, Grauzwerge und viele weitere Rassen die in den Tiefen des Unterreichs als besondere Herrscher hervor stachen hatten sich versammelt.

Diese Mutter Oberin wusste wie man Feste zu feiern hatte und wie man Verbündete gewann. Er stellte fest das diese Frau keine gewöhnliche Mutter Oberin war.

Sein Blick schweifte durch die Reihen der Kreaturen die sich zu diesem Fest versammelt hatten. Er dachte kurz nach und musste gestehen das er ein solch recht friedvolles beisammen sein noch nie kennen lernen durfte, nicht bei seiner Rasse. Auch im Haus seiner Familie gab es einst Gedankenschinder und er wusste genau das sie sich keinesfalls Unterkontrolle halten leissen. Sie waren selber mächtige Wesen und daher äusserst gefährlich.

Doch hier saßen sie neben Orks und Grauszwerge. Auch wenn ihre Getränke und die Speisen keinesfalls die gleichen waren wie der der anderen schien sich keiner an ihnen zu stören.

Drow feierten ausgelassen und begnügten sich mit Sklavinnen. Valrak verzog angewidert das Gesicht.

„Und ich wurde als Verräter betitelt? Wenn ich dies alles sehe zweifel ich daran das ihr einer unseren Götter dient.“ Sein Blick wand sich zu der Mutter Oberin die genüsslich einen Schluck aus einem goldenen Kelch nahm. Er war mit Rubinen verziert und wirkte in ihrer zierlichen Hand überdimensional groß.

„Nein.“ lächelte sie verführerisch und streichelte mit ihren Fingerspitzen über seine Wange. Sacht zog sie die Spur der drei Narben nach und grinste vergnügt. „Slaneesh. Sagt dir der Name etwas?“ Wieder nahm sie einen Schluck und reichte Valrak den Kelch. Valraks Augen weiteten sich geschockt. „Ihr...“ er konnte es nicht glauben was er da hörte, aber erst jetzt erkannte er an den Flaggen, Wänden, Türen und den Kleidern aller anwesenden das Zeichen des Dämonenprinzens.

Valrak hatte einst von Dunkelelfen gehört die diesem übermächtigen Dämonen dienten, aber er wusste nicht das auch Drow darunter zählten. Sein Blick fiel zum Kelch und wich etwas zurück. In dem Kelch war kein Wein, wie er als erstes angenommen hatte, sondern Blut. Er versuchte weiter zurück zu weichen aber erst jetzt bemerkte er die Fußketten die ihm angelegt wurden. „Du gehörst jetzt mir. Also wirst du nicht einfach fliehen können.“ ihr Grinsen wurde eisiger und bedrohlicher. Warum hatte er die Anzeichen nicht vorher erkannt? Warum war er so unaufmerksam gewesen?

Er stockte und ihm kam eine Idee. „Ihr wollt mich? Seit ihr sicher das ihr einen solchen Unhold in eure Sippe aufnehmen wollt?“

„Aber ja doch. Mit deinem eigensinnigen Verhalten bist du ein perfekter Gefährte.“ Die Mutter Oberin kam dem auf dem Rücken liegenden Valrak näher. Krabbelte auf ihn drauf. Ihre Hand streichelte über seine Brust. „Es wird dir Freude bereiten, das versichere ich dir.“ hauchte sie verführerisch. Valrak drückte sie von sich weg und richtete sich wieder auf. „Ich denke nicht das mir das Leben als Lustknabe gefallen wird.“ er hob eine Braue und sah zu ihr rüber. Sie umklammerte seinen Arm und drückte sich an ihn.

„Woher willst du das wissen? Ohne es probiert zu haben?“ „Dafür liebe ich meine Freiheit.“ knurrte er ihr die Antwort zwischen den Zähnen entgegen.
 

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Als immer mehr Stimmengewirr oder eher laute Ausrufe zu ihnen in die Küche drang, wusste sie dass es nicht mehr lange dauerte und damit sollte sie recht behalten. Den Gedanken nicht gänzlich beendet schwangen auch schon die Türen auf. Mit einem kurzen Kopfnicken und einem dreckigen Grinsen, bedeuteten die beiden Drow den Frauen sich an die Arbeit zu machen. Jeder von ihnen bekam eine große Platte in die Hände gedrückt, mit denen sie durch die Menge gehen sollten. Zutaten standen auf den Tischen, aber das Fleisch mussten natürlich sie verteilen. Welches Fleisch jedoch eher beachtet wurde, darüber liess sich streiten. Ihr wurde ganz schlecht davon und der Geruch der angerichteten Keulen machte das ganze nicht grade besser. Eine nach dem anderen wurde vorgeschickt. Bis auch sie an der Reihe war. Ihre Fußfesseln machten Lärm auf dem steinernen Boden und kündigte die Frauen auch schon an.

Gwens Herz schlug bis zum Hals als sie zum ersten mal den vollen Saal zu Gesicht bekam. Am liebsten hätte sie sich in eine Ecke verkrochen. Doch ihr Blick haftete sich sofort an einen Tisch. An den Tisch der Oberin. Ihre eben noch bestandene Angst schlug schlagartig in Hass um, aber auch in Erleichterung als sie sah wer neben diesem Weib saß. Dennoch blieb es nur ein kurzer Moment den sie Valrak zu Gesicht bekam denn dann wurden sie auch schon von den anderen Drow angetrieben, die Gäste wollten bedient werden.

Fast alle Blicke konnte sie auf sich spüren. Die anderen Frauen waren dies schon gewohnt, so wie es aussah. Denn sofort gingen sie an die Arbeit und verteilten das Essen. Doch Gwen kämpfte dagegen an, einen Schritt nach dem anderen zu tun. Ihr war klar, keiner der Frauen würde ihr helfen. Hier war sie auf sich alleine gestellt. Hier gab es keine Freundschaften. Das konnte sie sich hier auch gar nicht vorstellen. Hier war jeder ein Stück Fleisch als Sklave. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter als sie in einige Gesichter sah. Doch schon spürte sie erneut die Hand einer der Drows, die sie vorantrieb und mitten in die Menge warf. Erst noch bewegte sich niemand, als sie sich Schritt um Schritt voran wagte. Sie musste zu diesem Tisch! Koste es was es wolle. Dummerweise fiel sie durch ihr blondes Haar doch ziemlich auf. Obwohl es nicht der hellste Farbton in diesem Saal war.

Zitternd bewegte sie sich fort. Dann zuckte sie heftig zusammen als einer der Ungeheuer, die hier so zahlreich vertreten waren, sich der Platte bediente. Sie hoffte wirklich, dass Valrak recht hatte und sie auf alle abstoßend wirkte, doch sie musste des eines besseren belehren lassen. Es liess nicht lange auf sich warten und schon hatte ihr einer ein Klaps auf den Hintern gegeben. Alle amüsierten sich an ihrer Reaktion. Geschockt und angewidert tapste sie voran und schenkte dem grapschenden Kerl einen eiskalten Blick. Welcher ihr aber nur einen Luftkuss zuwarf. Wie als ob dieser eine Kette von Interesse angefangen hatte, begannen auch die anderen drum herum, sich was von der Platte zu nehmen.

Die Fußfesseln ermöglichten ihr leider nur kleine Schritte. Einmal stolperte sie über die Ketten und fiel einem Drow auf den Schoss. Dieser nutzte natürlich die Gelegenheit aus, doch Gwen war nicht von gestern und verpasste ihm eine Ohrfeige die sich gewaschen hatte. Doch das fanden sie nur noch amüsanter. Jetzt war alles noch eher harmlos, doch würde erst mal das Saufen losgehen, würde es hier ein Alptraum werden. Ihr blieb nicht mal mehr die Zeit einen weiteren Blick auf Valrak zu werfen, zu sehr war sie damit beschäftigt, das wenige, das sie noch trug, an ihren Körper zu drücken, damit sie nicht noch mehr freie Haut zeigte. Die Platte leerte sich nach und nach. Falls sie ganz leer war, musste sie Alkohol ausschenken. Das was, jeden verdammten Mann zu einem wahren Monster werden liess. Der Gedanke daran, dies jeden Tag durchstehen zu müssen, machte sie fast wahnsinnig.

Gwen erkannte das die Platte schneller geleert war als sie erhoffen konnte. Somit hatte sie wenigstens einen Schutzschild, als sie langsam zur Küche zurück ging. Jeder der sie noch zu berühren wagte, bekam die Platte um die Ohren gehauen. Bevor sie in der Küche verschwand, wagte sie noch einmal einen Blick zu der Mutter Oberin. Hass kochte in ihr auf. Am liebsten würde sie ein Küchenmessen in ihren Kopf jagen!
 

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Valrak sah sich noch einmal in den Reihen der Anwesenden genau um und erblickte dann Gwen, die sich durch die Menge schlug. Sie wollte zurück in die Küche und dank ihrem aufreizenden Anblick schien dies schwieriger zu sein als sonst. Ein Gedankenschinder hatte seine Hand in ihre Richtung ausgestreckt und wollte sie scheinbar beeinflussen. Valrak kannte die Macht dieser Kreaturen und wusste das sie mit Gedankenmanipulation jeden in ihren Bann ziehen konnten. Doch nur aus dem Grund um sich an ihren Gehirnen zu nähren.

Der Drow sah sich kurz um und erblickte ein Messer was auf den Tisch lag. Er griff danach, holte aus und warf das Messer gezielt auf den Gedankenschinders Hand. Das Messer durchdrang das Gewebe und schien sich in den Knochen verkeilt zu haben. Um genügend Schwung zum überbrücken der Strecke zu erhalten, musste Valrak etwas aufstehen. Doch kaum hing das Messer in der Hand der unterirdischen Kreatur sackte er auch wieder zusammen. Der Gedankenschinder schrie vor schmerzen auf und hielt sich die verwundete, blutende Hand. „Versprecht das ihr nichts geschehen wird.“ knurrte Valrak und sah zur Mutter Oberin die ihn nicht daran gehindert hatte. „Was erhalte ich dafür?“ grinste sie ihn an. „Ich lass mir was einfallen...“ murmelte er und hoffte das sie nicht nur auf körperliche Gelüste ansprang. Auch wenn er sicher in der letzten Zeit sich sehr zurückgehalten hatte, wollte er nicht mit ihr ins Bett steigen.

Große Furcht

Bevor sie um die Ecke biegen konnte, zuckte sie heftig zusammen, als ganz in ihrer Nähe einer der Kreaturen schmerzvoll aufschrie. Erschrocken fuhr sie herum und betrachtete den Gegenstand, der in seiner Hand steckte und ihm diesen Schmerzensschrei entlockt hatte. Sofort schaltete sie und sah zum Tisch der Mutter Oberin. Zwar konnte sie Valrak nicht mehr sehen, aber sie wusste, dass er es gewesen war, der dieses Messer geworfen hatte. Tränen stiegen dann doch langsam auf. Und sofort wand sie sich ab, um in die Küche zu verschwinden.

Im Schutz der schäbigen Küche, stützte sie sich kurz an einer der Ablagen ab. Sie ermahnte sich im Stillen Stark zu bleiben, doch sie konnte nichts gegen die Tränen tun, die sich immer mehr in ihren Augen sammelten. Sie musste hier schuften und er durfte speisen wie ein König. Auch wenn er der Mutter Oberin unterstellt war, schien er nicht grade den Eindruck gemacht zu haben, dass ihm das sehr zu wieder war. Wer würde das auch? Bei der Frau, den Speisen und den Reichtümern? Doch sie hatte sich so sehr gewünscht, dass wenigstens er anders war. Aber wieso? Nur weil er ihr geholfen hatte? Sie hielt ihn für einen doch netteren Kerl als am Anfang. Immerhin hatte er sie nie angerührt. Sich doch immer um sie gekümmert und gerettet. Das was sie nun sah, verletzte sie doch. So hatte sie ihn nicht eingeschätzt. So kannte sie ihn nicht!
 

Zitternd und mit Tränen getrübten Blick griff sie nach den beiden Krügen, gefüllt mit Wein. Sie versuchte gar nicht erst die Tränen zu verbergen. Sollte er doch ruhig sehen wie sie leidet. Nur seinetwegen! Sie hatte sich doch gesagt so lange er lebte, würde auch sie leben wollen. Aber was machte das für einen Sinn, wenn sie nicht mit ihm leben konnte. Sie hatte noch immer keine Ahnung wieso sie sich so an ihn klammerte. Weil er vielleicht der einzige unter den ganzen Kreaturen war, der ein Herz besaß?

Erneut schleppte sie sich in die Menge zurück, wo sie schon freudig erwartet wurde. Dauernd wurde an ihr herum gezerrt oder sie spürte die dreckigen Hände an ihrem Hintern. Aber sie war froh zu sehen, dass es nicht nur ihr so ging, sondern allen Frauen die ausschenken. Hin und wieder wurde sie von ihnen auf den Schoss gezogen, wenn sie einschenkte, oder verspottet, da noch immer Tränen ihrer Wangen hinunterliefen. Das sollte ihr zukünftiges Leben sein? Ihr lief es kalt den Rücken hinunter. Denn schon jetzt schwanden ihr die Kräfte, sich ständig wehren zu müssen. Dauernd irgend ein Typ vom Hals zu halten. Nur einen würde sie nicht verschmähen. Das wurde ihr schmerzhaft bewusst. Doch genau dieser dachte nicht daran sie auch nur jemals zu berühren. Er schien an der Mutter Oberin mehr Interesse entgegenzubringen als er es jemals ihr entgegenbrachte. Als sie sich endlich von einem Ork losreißen konnte, schritt sie immer näher an den Tisch der Mutter Oberin. Wenn sie sie nur ansah, konnte sie ihren Hass kaum verbergen. Doch was brachte es ihr? Selbst in einem Zweikampf oder der gleichen, würde sie verlieren.
 

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Er wand seinen Blick wieder von der Mutter Oberin, aber er hatte Gwen aus den Augen verloren. Ein Kloss setzte sich in seinen Hals fest und er sah wie die schöne Drow an seiner Seite ihm den Kelch reichte. „Trink einen Schluck. Es ist gut und du wirst verstehen warum wir Slaneesh unsere Körper und unseren Geist gegeben haben.“ raunte sie an sein Ohr und biss ihm leicht in die Spitze. Valrak wehrte sich nicht. Es würde keinen Sinn machen sich gegen sie auf zu lehnen. Wenn diese Drow sich von allen bekannten Götter abgewandt hatte und nun einem Dämon diente war auch ihre Macht um einiges gestiegen.

Er kramte in seinen Erinnerungen und versuchten jeglichen Gedanken abzurufen die ihm zu diesen Dämonenprinz einfiel. Doch was er wusste behagte den Drow nicht. Slaneesh ist der jüngste der vier großen Chaosgötter. Er hat sich der Lust und dem Meucheln gewidmet und verlangt dies auch von seinen Anhängern. Ein Bündnis mit diesem lässt einen zwar ein aussergewöhnliches Charisma erreichen, doch verkaufte man seinen Körper an diesen Gott. Der Drow verzog das Gesicht und wand seinen Blick wieder auf den Kelch. „Nein danke.“ knurrte er und schob den Kelch von sich weg.

Langsam schien die Mutter Oberin doch ungehalten zu werden. Sie bemerkte Gwen die wieder unter den Gäste war und sich gegen die männlichen Wesen behaupten musste. Der schönen Drow blieben die Tränen nicht verborgen und ein diabolisches Grinsen zog über ihre vollen Lippen. Sie wartete darauf bis Gwen wieder zu ihnen rüber sah. Dann nahm die Mutteroberin einen Schluck von dem Blut. Zog Valraks Gesicht zu sich und küsste ihn. Für Gwen war dies nur ein Kuss, doch Valrak spürte wie das Blut seine Kehle hinab rang. Er drückte die Drow weg und hustete. „Ihr Miststück.“, keuchte er und wand sich von ihr ab während er mit seinem Ärmel den Mund abwischte. Sie aber liess nicht locker und streichelte sanft und zärtlich über seinen Arm. „Lass das Blut Slaneesh zu. Er wird dir Kraft geben.“ Ihr Blick huschte zu Gwen. Doch fand sie diese nicht mehr in dem Tumult.

Valrak griff an seinen Knöchel, an die schweren eisernen Ketten. Er zerrte an diesen und versuchte sich los zu reissen. „Du kannst nur mit meiner Zustimmung gehen. Aber das lass ich nicht zu.“

Valrak knurrte auf und schmiess die schwere Kette auf den Boden. Wutentbrannt wand er sich wieder der Oberin zu. „Dann verpass mir eine andere Art der Bindung wenn er nicht wollt das ich dieses Reich verlass. Aber diesen Mist hier will ich mir nicht mehr länger mit ansehen!“ dabei deutete er auf eine Frau die sich verzweifelt versuchte aus einer Gruppe von Männern zu befreien. Alle grölten und lachten. Die Mutter Oberin grinste zufrieden und trank wieder einen Schluck aus dem goldenen Kelch. „Na gut. Ich gewähre dir das du herum laufen kannst. Aber nur in meinem Heim.“

Die Kette verschwand, aber der schwere Beschlag blieb an seinem Bein. Valrak erhob sich sofort und stapfte davon. Der Geschmack vom Blut haftete ihm immer noch am Gaumen. Es war ekelerregend. Doch er traute sich nicht ein Stück Fleisch zu essen. Welches Tier sie wohl dafür geschlachtet hatten?

Die Schelle am Fuß knallte immer leicht auf den Boden, doch wurde der Krach von dem Tumult übertönt. Gwen! Er wollte zu ihr. Er wollte sie sehen. Wissen wie es ihr geht. Er ging zur Küchentür. Keiner der Anwesenden hielt ihn davon ab, also schob er die Tür auf.

„Gwen?“ es war das erste mal das er ihren Namen sagte. Sonst hatte er ihr andere Namen gegeben, doch die Differenzen zwischen den Beiden würden erst wieder an der Oberfläche aufleben. Nicht hier, nicht jetzt. „Wo bist du?“ seufzte er und sah sich in der Küche um.
 

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Sie konnte nicht verhindern, wie sie immer wieder zu dem Tisch schielte, den sie am liebsten gar nicht beachten wollte. Doch es ging einfach nicht. Sie musste immer wieder hinsehen. Doch sie hätte es wirklich lieber gelassen. Denn das was sie nun sah, drehte ihr den Magen um und zerriss ihr Herz wie ein Fetzen Papier. Was hatte sie auch erwartet? Dass er sie beachtete? Als Frau? Diesmal würde er ihr nicht zur Hilfe eilen, wie sonst. Wieso auch? Er war nun anderweitig beschäftigt. Doch wieso zum Teufel liess sie das einfach nicht kalt, wie sonst auch?

In dem Moment vergass sie sich einfach und blieb erstarrt stehen. Diesen Moment nutzten natürlich die Gäste aus und zerrten an ihr herum. Das jedoch brachte sie wieder zu Besinnung. Aber liess ihre Tränen nur weiter in Strömen über Gesicht fließen. Angewidert davon was sie zu sehen bekommen hatte, von den Händen der Wesen die hier versammelt waren und vor dem Schicksal, was sie erwartete, schlug sie dem nächsten Ork den Krug um die Ohren, eh sie sich fluchtartig Richtung Küche zurückzog. Die Fesseln jedoch brachten sie zu Fall, da sie deren kurze Ketten vergessen hatte und so ihre Schrittlänge erheblich verkürzte. Mit dem Gesicht voran, fiel sie um. Tränen flossen ungehalten über ihre Wangen. Und sie konnte ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Die Menge johlte nur und amüsierte sich prächtig. Ihr war Hunde elend. Sie wollte nur noch weg hier! Die Elfe zwang sich aufzustehen und flüchtete den letzten Rest der Strecke in die Küche.

Da angekommen, eilte sie zum nächsten Eimer, da die befürchtete sich gleich übergeben zu müssen. Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Wütend über sich selbst, dass ihr das so viel ausmachte, schlug sie den Eimer weg. Dann kroch sie in die nächste Ecke, zog die Beine an ihren zitternden Leib und bettete den Kopf auf den Knien.

Erst hörte sie nicht wie jemand in die Küche trat, da sich alles irgendwie dumpf anhörte, als hätte sie Watte in den Ohren. Nur als jemand ihren Namen aussprach, hörte sie dies so klar wie sonst. Doch derjenige der ihren Namen aussprach, war der letzte den sie grade sehen wollte. Sie rollte sich kleiner zusammen und hoffte er würde sie einfach übersehen. Doch ihr Schluchzen verriet sie.

„Geh….weg….“, kam es schwach aber dennoch erfüllt von Abneigung von der Blonden Gestalt in der Ecke. Wie konnte sie sich nur so in ihm getäuscht haben? Oder hatte sie einfach nur das Gute in ihm sehen wollen? Sie wusste ja dass er nicht von Oben kam, aber dass er hier her passte, hätte sie sich nie ausgemalt.

„Lass mich…“, sprach sie erneut und machte sich nicht die Mühe aufzusehen. Ihr viel nicht einmal auf, dass er sie zum ersten Mal beim Namen nannte. Zumindest nicht so ausgesprochen wie eben. Sie versuchte nach irgendwas zu greifen, was sie ihm vielleicht an den Kopf schmeißen konnte, doch da wo sie saß, war die Ablage doch etwas zu weit weg. Und auf dem Boden stand ausser Eimern nichts herum.
 

Er trat um einen Tisch als er ihre leise Stimmer vernahm und erblickte die junge Frau zusammen gekauert am Boden hocken. Fragend hob er eine Braue als sie ihn mit verachtung in der zittrigen Stimme davon jagen wollte. Valrak verstand nicht was er getan hatte. Er hatte den Gedankenschinder daran gehindert sie zu manipulieren, sodass sie seine nächste Speise wurde. Das die anderen dort im Festsaal ihren Spaß mit ihr hatten, konnte er nur erahnen. Ein Seufzen füllte seine Kehle. Er hatte es nur der Mutteroberin gegenüber geäussert.

Auch wenn er damit rechnete das die Elfe noch garstiger ihm gegenüber werden würde trat er näher an sie heran. Die Schelle an seinem Fußgelenk knallte bei jedem Schritt auf den Boden. "Nein... ich lass dich nicht. Ich bleibe hier." äusserte er sich mit ruhiger und doch starker Stimme. Er sah nicht ein das er sie jetzt allein liess. Weiter schritt er zu ihr heran und kniete sich schliesslich vor ihr hin. Sein Blick betrachtete ihren schon jetzt leicht geschundenen Leib. Sie würde es im Unterreich nicht lang aushalten, egal wie hartnäckig sie auch sein mochte. Er zog den Mantel aus und legte diesen ihr um. "Hör zu... ich hab gesagt das ich dich hier raus bringe... zumal jetzt... wo ich weiss was das für eine Gesellschaft hier ist." seufzte er und sah zu der Tür die einen Spalt offen stand. Die verzweifelten Schreie einer Frau drangen herein während die Meute jubelt und lacht.

Gwen wehrte sich nicht gegen seine nette Geste. Sie konnte sich einfach kaum noch rühren. Nur bei dem Schrei der Frau hob sie ihre Hände und hielt sich ihre empfindlichen Ohren zu. Angst liess ihren Körper erbeben und sie kauerte sich etwas mehr zusammen.

"Kennst du dich etwas mit den verschiedenen Ebenen aus? Hast du schon einmal von einen Prinzen gehört Namens Slaneesh?" fragte er und sah wieder zu Gwen. Sie antworte mehr mit einen Kopfschütteln und löste die Hände wieder von ihren Ohren.

"Er ist der jüngste Chaosgott und ist eine lüsterne Gestalt. Er verabreicht seinen Jüngern sein Blut, damit sie auch dieser Lust frönen. Doch zugleich erhalten sie durch sein Blut auch Stärke und Macht." Immer noch schmeckte er das Metall. Valrak wusste nicht ob er erleichtert oder besorgt sein sollte. Da noch keine Wirkung des Blutes zu spüren war.

Ihr wurde wieder übel bei dem was er ihr sagte. Also würde sie das jeden Tag, wie befürchtet, erwarten. Wie konnten die Frauen die hier lebten nur damit klarkommen? Sie würde sich bei der erst besten Gelegenheit die Kehle durchschneiden. Ihr Blick fiel auf seine Fußfesseln. Vertraute die Mutter Oberin ihm wohl doch nicht ganz. Aber nun blitzte in ihrem Kopf erneut der Kuss auf, den sie mit angesehen hatte. „So abgeneigt sahst du aber nicht aus….“, kam es nun von ihr. Ausgelöst durch diese Erinnerung. Dieses Bild, dass sie nun immer verfolgen würde.

"Bitte was?" fragte er etwas verdutzt als Gwen ihn anfuhr. Die Tränen hatten ihre Schminken völlig verlaufen lassen und ihr Gesicht wirkte von Trauer verzerrt. Selbst wenn er so abgeneigt war, wie sollte er es schaffen sie hier raus zu holen? Das war nicht möglich ohne den Zorn der Mutter Oberin auf sich zu ziehen. Sie schlang ihre Arme fester um ihre Knie. So klein und hilflos kam sie sich noch nie vor. Sogar in seiner Gegenwart. Sie konnte ihm nicht mehr wirklich vertrauen. „und um mir das zu sagen, bist du doch tatsächlich von ihrer Seite gewichen?“ , giftete sie weiter und setzte eine zickige Mine auf.

"Ich..." er stockte und schwieg. Zwar hatte er öfters sie als Zicke und meckernd in der letzten Zeit erlebt, doch noch nie so aufgelöst gesehen.

"Was redest du da?" fragte er dann doch und betrachtete sie irritiert. Die Schreie von draussen wurden lauter und qualvoller.

Gwen zuckte zusammen, was wenn sie die nächste war? Wenn ihr schon jetzt die Kräfte schwanden, dann würde dies wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. In einigen Tagen würde ihr das selbe blühen, wenn sie kaum noch Lebenslust in sich trug und nur noch vor sich hin vegetierte. Bei dem Schrei zuckte selbst Valrak zusammen und sein Blick schweifte zu der Tür. Er stand auf und ging zu dieser. Dabei erhaschte er einen Blick auf das Fest. Hart musste Valrak bei dem Anblick schlucken der sich im dort bot. Doch schon schloss er die Tür und sah wieder zu Gwen. "Ich weiss echt nicht was du hast." meinte er und ging zu ihr rüber. "Die Männer unserer Rasse sind den Frauen unterstellt und müssen sich ihnen fügen. Auch wenn ein jeder damit in Konflikt seines Stolzes gerät." meinte er und trat an sie heran. Vielleicht würde es ihr mehr Verständnis für sein Verhalten bringen, wenn er ihr eine kurze Erklärung zu seiner Rasse gab.

"Drow Frauen sind meist Priesterinnen die in der Gunst unserer Götter stehen. Männer beziehen meist die Posten der Krieger und nur wenige von uns lernen die Magie. Wir leben in einer Hierarchie in der der Mann nichts zu sagen hat. Die Frauen wählen sich ihre Liebhaber und wenn sie ihnen zu langweilig werden schieben sie diese wieder ab." er verschränkte die Arme vor der Brust. "Verzeih wenn ich der Mutter Oberin nicht so gegenübertreten konnte wie du es erhofft hast, aber ich bin nicht gegen göttliche Kräfte immun." er lehnte sich an die Tür und besah Gwen.

So viel hatte sie auch schon mitbekommen. Doch das frustrierende war, dass seine Erklärung nicht das geringste verbesserte. Im Gegenteil Sie wurde nur noch wütender auf dieses Miststück. „Und deshalb fügst du dich ihr und lässt dich als Zuchthengst missbrauchen?“, zickte sie weiter und verstand beim besten Willen nicht, was an dieser Sache so toll sein sollte. „Was ist mit deiner Freiheit? Ich dachte die wäre dir so wichtig?“ Sie verstand nicht wie er plötzlich so eingestellt sein konnte. Wo er doch noch behauptet hatte dass er nichts mit diesen Regeln und dergleichen am Hut hatte. Hatte er nicht selbst so was gesagt? Oder hatte sie es nur so aufgefasst? Ihr wurde mit jeder Sekunde bewusst wie wenig sie ihn eigentlich kannte. Noch vor kurzem wusste sie noch nicht einmal seinen Namen.

Plötzlich stockte er und wand seinen blick zu Gwen. "Du bist doch nicht etwa eifersüchtig... oder?" Nein das konnte nicht sein. Er hatte ihr doch keinesfalls einen Grund geboten ihn wirklich zu mögen. Oder doch? Er hatte ihr geholfen. Doch hatte er ihr auch ständig irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen. Valrak bekam bedenken, doch zeigte er diese nicht. Darum war seine Frage auch eher Monoton.

Bei dieser Behauptung musste sie schniefen und funkelte ihn an. „Ich und eifersüchtig? Auf die? Niemals!“, gab sie von sich. Doch tief im Innern stellte sie sich die selbe Frage. Und bei Gott er hatte verdammt nochmal Recht! Doch das würde sie niemals bestätigen! Das wäre ja noch schöner. Dann hätte er erst Recht einen Grund sie zu necken. Wenn es denn jemals noch zu so etwas kommen würde. Vielleicht sah sie ihn nun zum letzten Mal.

Es dauerte einen Moment ehe er sich aufraffte und wieder zu ihr ging. Er setzte sich neben sie und lehnte sich an die Wand. Tief durchatmen schloss er kurz die Augen. Sein Kopf war in den Nacken gelegt und er versuchte das dumpfe Gröhlen zu überhören.

Gwen rutschte etwas von ihm weg. Was sollte das? „Was tust du…?“, fragte sie und sah ihn noch immer wütend an. „sitzt hier auf dem schäbigen Küchenboden, obwohl du da auf Kissen oder ihrem Schoss sitzen könntest! Oh oder sie in deinem?“, zickte sie weiter und stieß dabei ein wütendes Schnaufen aus. Auch wenn sie befürchtete ihn so letztendlich wirklich zu verjagen. Aber so wie sie ihn kannte, kratzte es ihn wohl kaum. Noch immer hatte er ihr nicht gesagt was er damit erreichen wollte. Weshalb war er ihr gefolgt?

Erneut bette sie ihren Kopf auf ihre Knie. „weshalb bist du hier…?“, stellte sie dann doch die Frage die ihr im Kopf umher geisterte.

Vor allem dass er ihr folgen würde. Er hätte sich in die Gemächer der Mutteroberin zurückziehen können und keinen Gedanken mehr an sie verschwenden müssen. Und doch sass er hier. Erneut betrachtete sie die Kette an seinen Fussgelenken. „Stehst du auf so was?“, kam es wieder leicht zickig von ihr.

Valrak lauschte ihren Worten und sah sie ruhig an. Die leicht gerötete Nase von ihren peinlichen Sturz, die verweinten Augen, die zittrige Stimme. Leichte Schrammen waren auf ihrer Wange zu erkennen. Wahrscheinlich rührten sie daher wo sie auch die rote Nase her hatte.

"Wieso sollt ich bei dem Miststück sein, wo ich doch bei dir sein wollte? Und warum sollte ich auf diese krankhaften Fantasien stehen?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe mich nie für das Leben der Adelshäuser hingegeben."

Er blickte hinauf zur Decke und dachte kurz nach. In seiner Erinnerung kehrte er zurück in sein altes Leben. Valrak dachte an dem prunkvollen Palast seiner Familie, die vielen Sklaven und seine vier Schwestern. Eine schlimmer und herrschsüchtiger als die andere. Schon damals hatte er alles versucht um aus dem Haus raus zu kommen. Auch hatten ihn die Machtkämpfe seiner Brüder ihn nie interessiert. Er kapselte sich lieber ab und genoss die Zeit damit Intrigen gegen seine Sippe zu spinnen.

Valrak riss sich zurück in die Gegenwart und er blickte zu Gwen. "Man muss manchmal das Spiel mitspielen ehe man sich dagegen stellt." erklärte er ihr und zwang sich ein lächeln ab. "Glaub mir... ich habe weder Lust darauf mit ihr das Bett zu teilen noch das sie sich an mich schmiegt. Sie ist vielleicht schön... das bestreite ich nicht... aber keines falls das was ich unter einer Frau verstehe." sein Blick glitt zur Tür. Das Gegröle hatte abgenommen, genauso wie die Schreie der Frau.

Er verzog das Gesicht und richtete sich auf. Dann hielt er ihr eine Hand hin. "Komm! Ehe einer der Wachen hier rein kommt und dich wieder mitnehmen möchte." Seine Stimme klang ruhig und er hoffte das sie mit kam. Er ahnte schlimmes wenn das Blut in den Krügen sich leeren sollte.

Jeder Abschied ist schwer

Noch immer hielt er ihr die Hand entgegen und Gwen überdachte ruhig seine Worte die er er noch vorher sagte. Er wollte lieber bei ihr sein als bei dieser Mutter Oberin und dennoch spielte er ihr makaberes Spiel mit. Die Augen der Elfe betrachteten den Assassinen und sie begriff das er ebenso ein Gefangener war, wie alle anderen der sich nur nach der Freiheit sehnte.

Ihre Wut auf ihn verflog bei seiner ruhigen Stimme und seinem ebenso angenehmen Lächeln. Wieso schaffte er es nur, der sie so schnell wütend machte, sie ebenso schnell wieder zu besänftigen? Ihr Blick schweifte noch einmal kurz zu der Tür und sie wusste das Valrak recht hatte. Sie mussten hier weg bevor einer der Männer wieder kommen würde. Sie nahm seine Hand und liess ich von ihm hoch helfen.

Mit ihrem Arm wischte sie sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln und sah den Drow aus ihren großen grünen Augen an. „Und wohin sollen wir?“ fragte sie etwas Kleinlaut.
 

Er Zog sie mit sich aus der Küche, denn Glücklicherweise hatte eine solche immer mehrere Ausgänge. Meistens noch einen weiteren durch die Vorratskammer. Zwischen all dem Fleisch und anderen undefinierbaren Nahrungsmitteln führte er sie zu einem Bretterverschlag. Gwen versuchte nicht an das Fleisch zu stoßen was grotesk an Hacken von der Decke hing, aber sie hatte keine Gelegenheit dem auszuweichen, denn auf den Boden sammelte sich das Blut zu großen Lachen, denen sie ebenso ausweichen musste.

Durch den Verschlag gelangten sie auf den Innenhof. Valrak zögerte einen Moment denn wusste er nicht ob dieser ebenso zum Anwesen gehörte. Aber der Assassine schüttelte nur den Kopf über seine eigene Torheit, natürlich gehörte dieser noch dazu. Er zog Gwen weiter mit sich zu einer der Scheunen deren Tore offen standen. Die Elfe stolperte fast über ihre Ketten an den Füßen als Valrak den Schritt beschleunigte. Dabei fielen ihr Schatten auf, die auf den Hof umher liefen. Sklaven die sich um die Tiere und die Lagerbestände kümmerten.

Aus der offenen Scheune drang hämmernder Lärm. Gwen stockte einen Moment und sah zu Valrak. Er aber hatte scheinbar sein Ziel vor Augen und zog sie weiter. "Komm." war sein einziges Wort. Am Tor hielt er dann endlich inne und wand sich zu ihr hin.

"Erst werden wir deine Fesseln lösen. Dann werden wir dich hier raus schaffen." Sein Blick huschte über seine Schulter wieder in die Scheue, warum er auch nicht ihre weit aufgerissenen Augen bemerkte. Doch er liess sie gar nicht erst zu Wort kommen und betrat direkt die Scheune. Es war eine Schmiede, wie man nun am großem Brennofen sehen konnte. An diesem standen einige Goblins die das Feuer mit einem übergroßen Blasebalk immer neu entfachten. Ein strammer und schon in die Jahre gekommener Mensch stand an einem Amboss und schwang den schweren Hammer. Er schien eine Spitzhacke für die Höhlenarbeiten zu schmieden.

Der Mann stand mit dem Rücken zu den beiden und hatte sie nicht bemerkt. Zumindest hatte es den Anschein. Immer noch schwang er den Hammer und liess ihn mit voller Wucht auf das glühende Metall niederfallen. Valrak trat näher an den alten heran.

"Verzeiht." Seine Stimme klang etwas rau als er den Schmied ansprach. Immerhin war dieser Mann bewaffnet und schien auch nicht sonderlich schwächlich zu sein. "Ihr müsstet da etwas erledigen." sagte Valrak nun gefasster.

Der Mann stoppte in seiner Bewegung und drehte sich zu den Beiden hin. Er hatte einen Vollbart der schon graue Ansätze aufwies. Eine Narbe zog sich über seine linke Gesichtshälfte und hatte sein Auge vernarbt. Brandwunden und Schrammen wurden im Schein des Feuers sichtbar. "Was wollt ihr, Herr?" die Stimme des Mannes war tief und kratzig, was durch den ganzen Ruß in der Luft in verwunderlich war.

"Die Ketten dieser Sklavin sind zu eng und ein Idiot hat den Schlüssel verloren. Löst die Ketten von ihren Knöchel." Es hatte etwas gedauert aber Valrak hatte sich nun gänzlich im Griff und zeigte keinerlei Regung als er dem Schmied die Anweisung gab. Der Mann betrachtete die Ketten an Gwens Füßen und nickte. "Nimm dort platz... ich hol nur das richtige Werkzeug dafür." erklärte er ihr und ging zu seiner Werkbank. Valrak wand sich zu Gwen hin. "Erst die Fesseln." ein Grinsen huschte über seine Lippen und er deutete zu einen Schemel.

Gwen konnte es nicht glauben wie ihr Begleiter immer solche Lügen hervor bringen konnte, ohne das man ihn entlarvte. Aber dies gehörte scheinbar auch zu seinem Gebiet. Als Meuchelmörder musste man sicher so manche Lügen erfinden. Sie setzte sich auf den kleinen Schemel und betrachtete Valrak etwas genauer. In dem Licht des Brennofens konnte sie seine Kleidung besser betrachten und es behagte ihr nicht ihn so zu sehen. Die Gewandung eines Assassinen stand ihm wesentlich besser.

Das Grinsen welches er ihr schenkte konnte sie nicht erwidern, sie wollte nicht ohne ihn gehen. Sie wand ihren Blick ab und zeigte so dem Drow das sie diesen Gedanken nicht gut heissen konnte. Das einzige was Valrak darauf hervor brachte war ein resignierter Seufzer. Er hätte gern etwas geäussert und ihr die Lage genauer erklärt, aber da kam auch schon der Schmied zurück.

Mit einem kleinen Hammer und eine Spitze kniete der ältere Mann sich vor Gwen. Er zog einen kleineren Amboss unter ihren Fuß und setzte dann die Spitze an den Beschlag.

Valrak erkannte das es wohl etwas dauern würde und somit wand er sich kurz um. Immerhin sollte keiner herein kommen und sie bei den Vorhaben erwischen. Etwas unsicher beobachtete Gwen den Mann bei seiner Arbeit und erwartete immer einen stechenden oder dumpfen Schmerz von einem seiner Werkzeuge. Der Schmied hämmerte weiter und schaffte es die erste Schelle von ihrem Knöchel zu lösen, ohne ihr dabei weh zu tun. Dann nahm er sich die andere Schelle vor. Die Elfe fing an dem Mann zu vertrauen und wand ihre Aufmerksamkeit zu Valrak. Er wirkte gestresst und voller Kummer, egal wie gut er dies auch verbergen mochte, Gwen erkannte es. Was ging nur in seinem Kopf vor, fragte sich Gwen und ihr Blick gleitete wieder zu den Schmied. Auch wenn er ebenfalls bei dieser Schelle etwas Zeit brauchte war er doch sehr geschickt in seinem Handwerk war und das jeder andere hätte länger dafür gebraucht.

Gwen betrachtete die Arbeit des Mannes und versank erneut in ihren Gedanken um Valrak. Was hatte er nur vor? Glaubte er wirklich das er sie so einfach absetzen konnte? Dachte er ernsthaft das sie ihn einfach so zurück lassen würde? Ihr Blick verfinsterte sich je mehr Fragen ihr durch den Kopf schossen und ihr wurde umso stärker eines Bewusst, sie wollte nicht ohne ihn fliehen.

Valrak wand seinen Blick zum Schmied der sich wieder aufrichtete und ihn ansah. "Gut! Du kannst wieder an die Arbeit gehen." befahl er ihm und schnappte sich Gwen und die Ketten. Der Schmied schwieg und machte sich wieder an die Arbeit wie ihm befohlen war. Valrak hingegen packte sich Gwen und zog sie mit. Die Ketten warf er vor dem Tor zur Seite und sah sich dann wieder um. "Wir gehen zum Haupttor. Dort werden sicher nur wenige Wachen sein." Sein Blick fiel auf Gwen und ihre verschmierte Schminke. "Hm... So kannst du die Aufmerksamkeit der Wachen nur bedingt auf dich lenken." stellte er fest und zog den Ärmel des Hemdes über seine Hand. Dann wischte er ihr etwas die verschmierte Schminke weg. "Versuch sie zu betören. Umgarnen. Ich glaub das bekommst du hin." meinte er gelassen. Doch Gwen riss nur die Augen auf und sah ihn entsetzt an. „Ich soll was?“, fragte sie nach und schluckte. Gut das würde sie vielleicht schon noch schaffen, aber irgendwas gefiel ihr trotzdem nicht. Valrak ignorierte ihr Entsetzen und wollte weiter gehen, doch dann stoppte er und drängte Gwen unter einen Verschlag. Vorsichtig lugte er hinauf zu dem Mauervorsprung. "Na gut, wir müssen wohl kurz warten." Stellte er mit bedauern fest. Eine Patrouille schien gerade abgelöst zu werden.

Sein Blick war so auf das fixiert was dort oben geschah das er ihre Röte im Gesicht nicht sah. Sie konnte nicht verhindern, dass dabei ihr Herz doch etwas schneller zu schlagen begann. Sie war ihm noch nie so nahe. Gwen biss sich auf die Unterlippe und hielt den Atem an, eh sie dann doch einen Blick zu ihm riskierte. „Ich werde aber nicht ohne dich gehen.“, flüsterte sie und sah ihn trotzig an.

Valrak hörte ihre Worte und sah zu ihr hin. Sein Blick war viel sagend, doch spiegelten sich Zweifel darinn. "Natürlich..." murmelte er knapp. Wie sollte er ihr klar machen das er nicht mitgehen kann? Die Schelle an seinem Bein war magisch und würde reagieren wenn er das Anwesen der Mutter Oderin verlassen wollte. Dies waren zumindest ihre Worte gewesen.

In Gwen schnürte sich alles zusammen als sie dieses eine Wort hörte und sie wusste das er sie an log. Er würde nicht mit ihr kommen, er würde sie allein durch die Höhlen rennen lassen zum Ausgang. Sie wusste nicht was für eine Schelle sich an seinen Fußgelenk befand, aber sie sah die Ungerechtigkeit die mit ihnen ein grausames Spiel spielte.

"Lass uns später darüber reden." meinte er und sah erneut hoch zu den Wachen. Endlich. Die kleine Gruppe hatte sich von einander gelöst und schien ihrer Arbeit nach zu gehen. Valrak griff Gwens Hand und zog sie weiter. "Schnell. Bevor die auf die Idee kommen Tische und Stühle zu holen und ein Kaffekränzchen zu halten."

Er zog die Elfe mit sich zu einer Tür. Es war eine einfache mit Metallbeschlägen. Sie quietschte leise als er sie öffnete und hinein lugte. Rechts oder links?

Valrak musste sich kurz konzentrieren um sich zu orientieren. Schnell hatte er einen Entschluss gefasst und ging vor. Gwen besah den Mann der ihr so ans Herz gewachsen war und betrachtete die Schemen seiner Kontur die sie erkennen konnte. „du lügst...“ flüsterte sie fast lautlos und ihr Blick wurde trüber. Sie wollte doch nicht gehen. Nicht ohne ihn.

Die Schelle an seinem Bein schlug auf den Stein und er stoppte. Knurrend sah er an seinem Bein runter und riss sich einen Ärmel des Hemdes ab um diesen um die Schelle zu wickeln. So dämpfte das Scheppern ab und er konnte sich etwas schneller Bewegen. "Wir müssen zu einen der Eingänge. Am besten zum Haupteingang. Soweit ich es einschätzen kann werden dort nicht mehr als 2 Wachen stehen. Mit denen werde ich fertig. Du musst sie nur ablenken." Er hätte gerne noch etwas angefügte aber dies machte er gedanklich. Die ganze zeit überlegte er, wie er ihr es erklären sollte. Er hasste die Magie. Darum hatte er sich auch dem Kampf mit den Waffen verschrieben. Auch als ihm damals gesagt wurde, das er ein Talent für die Magie hätte.

„Valrak….bitte…“, hauchte sie, aber er hörte nicht ihre Bitte. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn er mit ihr kommen könnte. So blöd konnte die Obermutter nicht sein. Er wusste dies von Anfang an. Und log sie brandschwarz an. Was brachte ihr ein Leben in Freiheit, wenn sie es mit niemandem teilen konnte?

Sie näherten sich immer mehr dem Tor zur Freiheit. Und ihr wurde mit jedem Schritt immer übler.

Am Eingang zu der großen Halle bleiben sie stehen. Nur spärlich war diese, wie alles in dem Anwesen, beleuchtet. Drow brauchen kein Licht und das wenige was brannte diente auch nur den Sklaven zur Orientierung. Am anderen Ende lag der Ausgang der Gwen in die Freiheit führen sollte.

Nachdenklich blickte er zu den Wachen die an den Seiten des Tores standen. Tatsächlich waren es nur zwei.

Sein Blick verfinsterte sich und wurd ernster. Die Flucht könnte ihr gelingen und mit viel Geschick und der nötigen Disziplin würde sie auch wieder an die Oberfläche gelangen.

"hör zu“, begann er ruhig. „Ich kann nicht mit." gab er leise von sich und wand sich ihr zu. In ihren Augen die sich wieder mit Tränen füllten erkannte er ihre Entschlossenheit. "Es liegt sicher nicht an dieser wundervollen Behausung." was er mit viel sarkasmus aussprach. "Sondern daran da die Mutter Oberin mir diese Fessen angelegt hat. Sie hatte mir erlaubt mich in ihrem Anwesen aufzuhalten. Rum zu laufen, frei ohne Wachen... aber ich kann es nicht verlassen. Ich weiss nicht genau was geschiet wenn ich es versuche, aber ich weiss auch nicht ob ich es so direkt erfahren will." Er verzog missmutig das Gesicht und sah wieder zu den Wachen, die sie immer noch nicht bemerkt hatten. Gwens Augen weiteten sich und ihr Blick schweifte zu den Fesseln an seinen Beinen. "Du kannst aber fliehen. Du musst nur leise sein, vorsichtig... auch ohne Waffen könntest du es schaffen an die Oberfläche zu gelangen."

Nur einen Moment noch betrachtete er die beiden Drow am Ausgang ehe er sich ihr wieder zu wand und seine Hände auf ihre Schultern legte. "Seh es so... kein nerviger Assassine der dich den ganzen Tag beleidigt." Ein Grinsen zog auf seine Lippen. Frech und hinterhältig wie immer. Vielleicht dachte er gerade wieder an eine Gemeinheit die er ihr an den Kopf werfen konnte. "Üb mit dem Ast der an deinen Sattel ist. Die Grundlage hatte ich dir gezeigt... alles andere ist Übung. Das schaffst du schon.... auch eine Oberflächen Elfe sollte nicht zu dumm dafür sein." und da war es auch schon wieder. Grinsend wand er sich ab und sah zu den Wachen. Sie packte ihm am Arm und zwang seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich will nicht ohne dich gehen.“ schluchzte sie und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Wahrlich würde sie weiter trainieren, aber nur mit ihm als Lehrer an ihrer Seite. Sicherlich könnte sie die Flucht schaffen, aber nur wenn er sich direkt hinter ihr befand. Gwen schüttelte den Kopf und hätte sich gerne in seine Arme geworfen, aber diesen Wunsch unterdrückte sie und biss sich auf die Unterlippe. „Wir finden eine andere Lösung. Eine Lösung für uns beide.“ begann sie voller Hoffnung doch der starre Blick zerschmetterte ihren anfänglichen Elan schnell. Auch wenn er doch reichlich verwundert war über ihre so heftige Reaktion, wollte er sich dies nicht anmerken lassen. Selbst seine Beleidigung hatte sein eigentlich Ziel verfehlt. Hatte er es nicht mehr drauf sie so weich zu klopfen? Das kränkte ihn doch ein wenig, da er dies eigentlich zu seinen Hobby machen wollte.

„Versprich... mir wenigstens... dass du nachkommst... irgendwann... “, stammelte sie weiter. „und dann findest du mich... versprich es mir!“ Nur diesen Schwur würde sie wohl noch dazu überreden zu gehen.

Er verzog leicht das Gesicht aber hörte ihren schluchzenden und jammernden Worten zu. "Hm..." erklang es leise und nachdenklich aus seiner Kehle. "Gut, pass auf." Er zog sie etwas mehr in die Schatten, sodass er sicher gehen konnte das die Wachen sie auch gar nicht erblicken konnten.

"Im Süden von hier. Etwas über drei Tagesreisen entfernt, liegt eine Stadt. Dort leben viele Magier, da in der Stadt die größte Magierakademie des Landes gibt." kurz lugte er um die Ecke, aber niemand kam. Dann fuhr er fort. "Ich möchte hier sicher nicht bleiben, aber gerade ist deine Befreiung aus diesem Loch einfacher als für mich. Ich versuche..." er stockte und korregierte sich schliesslich. "Ich werde in 7 vielleicht auch 8 Tagen nachkommen. Diese Zeit habe ich maximal gebraucht." er grinste frech und klopfte ihr auf die Schulter.

"Warte dort im 'knurrenden Köter' auf mich. Es ist eine abgelegene Taverne. Nicht sonderlich schick... aber dort kann ich mich persönlich besser aufhalten als in den anderen. Auf den Weg zu der Stadt wirst du weiter üben. Reise früh morgens und am späten Abend. Nachts wirst du dich zum wärmen in die Decken hüllen. Feuer schreckt zwar tiere ab, aber lockt andere Wesen an. Nur wenn es nicht anders geht solltest du ein Feuer machen. Du findest das nötige Material dafür in meiner Satteltasche, genauso wie einiges an Gold."

Gierig sog sie jedes Wort in sich auf um so viel der Information zu behalten wie es nur ging. Innerlich drohte sie ihm sogar, wenn er sein Versprechen nicht halten würde, aber was sollte sie dann schon groß machen?

Er schmunzelte und schüttelte den Kopf. "Du bist echt nicht mehr ganz dicht das du einen Drow als Begleiter haben möchtest!" schliesslich wand er sich wieder ab und lugte um die Ecke, Gwen gab darauf auch keine Antwort, sie wusste selber wie absurd das alles schien. Immer noch standen die beiden Wachen an Ort und Stelle und starrten in die Ferne.

Valrak lauschte und vernahm leise die feiernde Meute. "Gut, es ist die beste Zeit... du solltest jetzt gehen. Lenk sie ab, lock sie her und schau das sie mir den Rücken zu wenden." Sein blick schweifte zu Gwen. "Das schaffst du schon." Aufmunternd lächelte er ihr zu, legte einen Arm um ihre Schulter und schubste sie schliesslich raus, sodass die anderen sie erblickten.

Sie brauchte ein zwei Sekunden um sich zu orientieren und sich zu fangen. So unauffällig wie nur möglich, wischte sie sich die Tränen weg und straffte ihren Körper. Ihr Blick war direkt auf die beiden Drow gerichtet, die nun ihre Waffen senkten und Gwen betrachteten. Die Elfe sah die schweren Speere ehrfürchtig an und musste sich selber Mut zusprechen damit sie auf die Wachen zu ging. Erst wollte ihr Körper ihr nicht ganz gehorchen und ihr Gang wirkte ziemlich gezwungen, aber mit jedem Schritt den sie machte lockerten sich ihre Muskeln wieder und so schlenderte sie elegant zu ihnen hinüber. Die Elfe strich sich durchs blonde Haar und zwinkerte einen der Männer zu.

„Wie unfair“, säuselte sie theatralisch und legte eine Hand an ihre Wange. „Es ist so ein herrliches Fest und ihr müsst hier wache halten.“ seufzte sie gespielt und blieb in der Mitte des Raumes stehen. Die Wachen sahen sich etwas verwundert an und betrachteten dann wieder die Elfe die mit ihren Reizen versuchte die Männer zu sich zu locken. „Ihr könntet euch den Abend auch etwas versüßen!“ zwinkerte sie den Drow zu und lockte sie mit einer Handbewegung zu sich.

Ein Grinsen huschte der ersten Wache über die Lippen und er trat auf Gwen zu. Der Andere jedoch blickte immer noch etwas skeptisch drein und betrachtete die Elfe genauer. „Kein angst, ich beiße nicht. Ausser ihr wollt es.“ lachte sie lockend und wand sich ab um näher an Valraks Versteck zu gelangen.

Nun kam auch die zweite Wache näher, denn er wollte seinen Kollegen doch nicht den ganzen Spaß allein haben. Beide folgten ihr und beschleunigten ihr Tempo um Gwen einzuholen bevor diese die Tür erreicht hatte. Sie stellten sich vor sie und Gwen hatte sie nun dort wo sie auch sein sollten.
 

Valrak hatte das alles einige Zeit lang beobachtet und fragte sich ob sie das öfters machte. Aber den Gedanken verdrängte er wieder als ihm bewusst wurde das sie als Gauklerin so manchen Männern den Kopf verdrehte. Er brauchte eine Waffe und sah sich schnell nach etwas um was er gut verwenden konnte. Er riss eine Fackel von der wand und löschte ihr Licht. Sie war mit ihrem Eisenbeschlag schwer genug um mit Wucht zu zuschlagen. Dann ging er zurück. Sofort wurde ihm klar das er nun zuschlagen musste und er kam aus seinen Versteck. Mit einem gezielten Schlag streckte er den ersten nieder. Doch der andere hatte ihn nun gesehen und wisch der darauf folgenden Attacke aus. Dann zog er sein Schwert und ging auf Valrak los. Mühsam schaffte es Valrak die Angriffe mit der Fackel ab zu wehren, doch es brauchte nicht viele Schläge und das Holz würde bersten.

Also duckte er sich unter den nächsten Schlag weg und schlug die Fackel der Wache in den Magen. Auch wenn dieser eine Rüstung anhatte, so war es nur eine Lederrüstung und bot nicht ausreichend Schutz. Nun ging auch der zweite zu Boden und Valrak atmete auf. Er schnappte sich das Schwert seines Angreifers und band ihm den Gürtel ab an dem die Schwertscheide hing. Beides gab er Gwen die sich während des Kampfes etwas zurück gezogen hatte. "Nimm. Damit hast du wenigstens etwas womit du dich verteidigen kannst.

Bleib nicht stehen und sei vorsichtig auf den Weg zurück... Die große Höhle die wir durchquert hatten. Pass dort gut auf. Da lebt etwas, wem du besser nicht über den weg läufst." Noch ehe sie etwas sagen konnte zog er sie zur Tür. Sofort riss er diese auf und merkte auch so gleich das die Schelle an seinem Bein reagierte. Ein vibrierendes Gefühl machte sich breit und es bildete sich eine Kette die im Boden verschwand und ihn festhielt.

Sein Blick glitt kurz hinab, dann aber zu ihr. "Los, geh! Du weißt wo du hin musst. Lass dich nicht erwischen und lauf. Ich komm klar."

„Sie werden wissen, dass du mir geholfen hast!“, meinte sie wieder mit leichten Tränen in den Augen. Sie schluckte den dicken Klos in ihrem Hals hinunter und musterte ihn kurz. Bis ihr seine Fußfesseln auffielen. Doch ihr blieb keine Zeit mehr. Bald würden sie kommen. Hecktisch sah sie zwischen ihrer Freiheit und dem Drow, der ihr in zwischen wichtiger geworden war als sie eigentlich wollte, hin und her. Ein letztes Mal umarmte sie ihn. „Sei vorsichtig. Bis…in 7 Tagen.“, flüsterte sie ihm ins Ohr und drehte sich dann um. Sofort band sie sich den Gürtel mit der Schwertscheide um und rannte los. Am Eingang der Höhle hatte sie wenigstens dann ihr Gepäck und die Pferde. Doch jetzt musste sie sich erst mal durch die Höhle schlagen. Sie kämpfte gegen den Drang an sich noch einmal um zudrehen. Da sie befürchtete sonst wieder zurück zu rennen. Schweren Herzens biss sie sich auf die Unterlippe und hastete weiter. Ins Dunkle der Höhle und verschwand aus seinem Blickfeld.
 

Die Umarmung hätte sicherlich jeden Mann gefallen, aber er schien keinerlei Anzeichen von Regung zu haben. Er schmunzelte nur und schüttelte den Kopf. "Deine Sippe wird dich verrückt heissen." meinte er nur noch und sah ihr nach wie sie über die Brücken eilte um den Ausgang zu erreichen.

Er stand noch einige Zeit dort, aber nicht wegen der Sehnsucht, sondern weil die Fußfesseln ihn hielt. Inzwischen hatte er sich auf den Boden gesetzt und starrte hinaus, als er Schritte hinter sich vernahm. "Ich sagte doch, du gehörst mir und du kommst hier nicht weg." als er sich umdrehte, erblickte er das Grinsen der Mutter Oberin.

"Ich hatte nicht damit gerechnet das die Fessel auch reagiert wenn man mal lüften will." konterte er und wurde unsanft von zwei Orks gepackt und auf die Beine gezerrt. Die Kette verschwand und die Mutter Oberin trat an ihn ran. "Diese Nacht wird unsere Verbindung festigen." Valrak verstand was sie meinte und das gefiel ihm nicht. Doch spielte er nun mit. Vorerst.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Azahra
2011-06-02T18:51:19+00:00 02.06.2011 20:51
Heul!!!!
Der Schluss des ersten Teils ist dir super gelungen >.<
Nur armer Valrak: Ist der neue Gespiele der Oberin :(
Und Gwen hat er zur Flucht verholfen und sie wartet auf ihn. Hoffentlich treffen sich die beiden bald wieder.

Sag mir bescheid wenn du den 2.Teil hochlädst, bitte. Möchte so gerne wissen wie es weiter geht :)

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-05-31T16:35:05+00:00 31.05.2011 18:35
Ich mag die Mutter Oberin -.- Soll sie an dem Blut ihres Gottes ersticken!
Voll süß >.< Valark macht sie Sorgen um Gwen hihi :3
ach ja und zugeben das sie eifersüchtig ist will sie auch nicht, typisch ^^

bis zum nächsten Kapitel!

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-05-24T16:06:26+00:00 24.05.2011 18:06
Weiß nich wer von den beiden schlimmer leiden muss :(
Ich hasse diese Frau -.-
Valrak lass dich nicht darauf ein!
Von:  Azahra
2011-05-23T18:18:02+00:00 23.05.2011 20:18
Gwen beim Küchendienst....okay :D
Ich kann mir schon vorstellen was das Angebot von der Drow ist *kopfschütteln*
Hoffentlich kommen die beiden dort wieder heil raus :(
Von:  Azahra
2011-05-23T17:57:16+00:00 23.05.2011 19:57
*sprachlos*
T.T Nein! Das darfst du nicht machen *sniff* nicht hinrichten....

schnell weiterlesen! ^^
Von:  Azahra
2011-05-21T19:51:13+00:00 21.05.2011 21:51
Oje....jetzt sitzen die beiden ganz schön in der Tinte ^^°
Wie Valrak Gwen jedes Mal aufzieht, ach ich find es immer wieder toll :)
Das könnte ich sein X D (also Gwen, kann auch ganz leicht in die Luft gehen ^^)

Freu mich schon auf das nächste Kapitel

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-05-19T20:04:09+00:00 19.05.2011 22:04
XD
Du kannst den Blick nicht von meinen Schenkeln losreißen XD einfach genial XD
Valrak...du kannst ja auch richtig charamant sein ;) ich wusste es doch :D
Den Kapitelnamen hast du sehr gut getroffen ^^
Und wie ich gestern gesehen habe, kommen noch sehr viele andere Charakter vor, also freue mich schon sehr darauf, das deine FF länger dauert ^^ Valark ist mein neuer Lieblingschar :D

also dann ^^
bis zum nächsten Kapi ^^
cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-05-18T18:17:48+00:00 18.05.2011 20:17
Jippie! Neues Kapitelchen *freu*

Valraks Lektionen sind sehr hilfreich :)
aber er ist und bleibt ein Sturkopf und will sich nicht von Gwen helfen lassen *Kopf schütteln*
Naja...Männer eben XD

Freu mich schon auf das nächste
cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-05-15T20:30:53+00:00 15.05.2011 22:30
Valrak und Gwen streiten wie ein altes Ehepaar :D
hahah...finds lustig ^^

Ohje...wer greift die beiden jetzt wieder an >.<

danke noch einmals fürs hochladen^^
nett von dir

cucu
Azahra
Von:  Azahra
2011-05-15T16:45:02+00:00 15.05.2011 18:45
^^
Ich finde es nett von Gwen, das sie ihn die Kräuter gebracht hat, obwohl er immer so gemein zu ihr ist ^^ und verbinden hat er sich auch von ihr lassen ^^ ich glaube er hat einen weichen Kern, der er nur nicht gerne zeigt :)

Ich hoffe die beiden finden bald einen neuen Auftrag ^^

cucu
Azahra
Freu mich schon auf das nächste Kapitel ^^





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