The Bird and the Worm von Jim (Wichtelstory für Kiryava) ================================================================================ The Bird and the Worm --------------------- Hallo lieber Wichtel, vorweg muss ich mich wohl oder übel entschuldigen. Eigentlich wollte ich für die Story ein kleines Videointro basteln. Ein paar Bilder, ein wenig gesprochener Text - nichts Großes, aber es sollte als Einführung dienen. Da mir aber nun akut ziemlich die Stimme versagte, lies sich das Video leider nicht machen. Genauer gesagt, es hätte sich nicht ordentlich vertonen lassen. Ergo: scheiße wars. Ich trotz allem das dir die Story zusagt. Es war für mich ehrlich gesagt schwer etwas zu schreiben, was dir gefällt, denn ich hätte sowohl Ideen für deine Genres, als auch für deine settings gehabt - nur nichts in Kombination. Und ich muss gestehen das ich mich was den Charakter "Ghost" anging sehr sehr stark von "Modern Warfare 2" habe beeinflussen, mea culpa in diesem Sinne. Mein Ziel war es nun ein wenig das normale Leben einer nicht normalen Person dar zu stellen und ich hoffe das scheint so ein wenig durch. Diese Story spiegelt zu großen Teilen das Leben der Hauptcharaktere wieder, oder so war zumindest mein Gedanke. Wie die Welt in der das spielt aussehen soll könnte ich wohl ewig beschreiben. Als optische Referenz dienten mir ein paar Cyberpunk und Endzeitsachen. Blade Runner wäre wohl das mit Abstand charakteristischste und wenn du dir das Design dort anschaust, solltest du ein relativ gutes Gefühl haben, wie alles bei mir aussieht. Und nein, ich habe keine Erklärungen dafür, wie die ganzen Technologien in der Story funktionieren. Ich handhabe das ala Inception: die Technik ist da, sie funktioniert, Ende. ;) Nun wie dem auch sei. Ich hätte ein paar Empfehlungen was die Hintergrundmusik zu dieser Story angeht. Ob du sie befolgst oder nicht sei dir überlassen, aber es waren die Songs die ich gehört habe, als ich geschrieben habe: - Empyrium: The days before the fall - Dinner auf Uranos: 6786 - Unheilig: Vollendung - The Stranglers: Golden Brown (wäre exakt der Song den ich für eine totale der letzten Szene einsetzen würde) In diesem Sinne: viel Spaß mit "The Bird and the Worm". === "Informieren sie Labor 13 bitte das Mr. Merwen eingetroffen ist.", stellte sich der Mann mittleren Alters an der Rezeption des "NanoCom" Hauptkomplexes vor. Sein Aussehen lies keinen zweifel daran, dass es sich bei Herr Merwen um einen Wissenschaftler handelte. Die Art wie er dort stand, wie er sein leicht ergrautes Haar trug und die junge Frau durch die kleinen, runden Gläser seiner Brille musterte, verrieten es einfach. Und dennoch ließen ihn die schwer bewaffneten Wachleute in der Eingangshalle nicht eine sekunde aus den Augen. Viel zu kostbar waren die Güter, die sie hier hatten. Und seit einigen Tagen war das Gebäude gefährdeter denn je. Die Rezeptionistin drückte auf das Gerät, welches in ihrem rechten Ohr hing. "Sie werden gleich abgeholt Mister Merwen, es ist uns eine Ehre sie hier zu haben." "Natürlich ist es das.", brummte er, sichtlich davon gereizt, dass er warten musste. Die Elbin hinter dem Thresen nickte verlegen, strich sich eine graue Haarsträhne aus dem Gesicht und wandte sich dann wieder der Arbeit auf ihren Monitoren zu, welche ohne sichtbare Begrenzung über ihrer Tastatur, sowie rechts und links davon, in der Luft schwebten, ohne das sie irgendeine sichtbar Begrenzung hatten. *** "... und wir waren mehr als überrascht, als wir sie gefunden haben.", sprach der Wissenschaftler im weißen Kittel zu Merwen, aufgeregt wie ein kleines Kind, während er an der Seite von Merwen durch die endlos erscheinenden Gänge des Komplexes schritt, "Seit der letzten großen Mutationswelle haben wir so gut wie nie unveränderte DNA in die Hände bekommen." "Und es ist wirklich ein absolut unmutierter Mensch?" Merwen hob fragend eine Augenbraue in die Höhe, sichtlich an der Aussage seines Kollegen zweifelnd, "Ich kann es mir kaum vorstellen. Ein Kind aus den Slums... wieso gerade sie?" "Wir haben es getestet - es gibt keinen Zweifel. Sie ist frei von jedweder Mutation. Es ist ein Wunder. Dieses Mädchen ist im Augenblick einer der kostbarsten Menschen auf der Erde - wenn nicht sogar der Kostbarste." Vor einer großen Doppeltür aus mattem Stahl blieben sie stehen. Der Wissenschaftler wandte sich der Tür zu. "Beta, Echo, Whiskey, drei drei eins null.", sprach er in monotoner Stimmlage. Nach wenigen Sekunden schob sich die Tür zischend nach links und rechts auf und offenbarte die kugelförmige Kammer dahinter. "Sie wollen mich scannen?", stellte Merwen mit schnippischem Ton fest. "Nun, wir wissen natürlich um ihren Ruf und ihr Schaffen - aber in DIESEM Falle, ist es uns unmöglich eine Ausnahme zu machen. Sie verstehen." Der Wissenschaftler tat sein Bestes um Merwen mittels Gestik und Stimmlage so milde wie möglich zu stimmen, scheiterte aber auf ganzer Linie kläglich. "Nein, tue ich nicht.", schnaufte Merwen und schritt an dem Wissenschaftler vorbei in die Kammer, "Aber ich schätze es bleibt mir wohl nichts anderes übrig." "Vielen Dank." Der Wissenschaftler trat ebenfalls in die Kammer ein, welche von innen beinahe gespenstisch wirkte. Als sich die Tür hinter ihnen schloss war es für wenige Sekunden stockdunkel, dann erleuchtete rotes Licht den kleinen Raum. In die Wände waren unzählige Scanner und Sensoren eingebaut die weiß Gott was überprüfen würden, alle jedoch versteckt hinter kleinen, runden, schwarzen Gläsern. Es war als ob man von tausend mechanischen Augen beobachtet werden würde. "Leite Scanvorgang ein.", erklang eine weibliche Stimme und plötzlich tanzten Fäden aus dünnem Licht durch den Raum und über die Körper der zwei Wissenschaftler. Nach wenigen Sekunden war der Spuk jedoch schon wieder vorrüber. "Scanvorgang abgeschlossen. Keine Probleme festgestellt." Nun war es die Doppeltür vor ihnen, welche sich zischend öffnete und dahinter einen großen, weißen Raum offenbarte. Der Raum war vollkommen in weiß ausgekleidet und mit allerhand verschiedener, teuer aussehender Ausrüstung vollgestellt. Nur inmitten des Raumes stand etwas, was dagegen schon beinahe wie ein Relikt wirkte - eine große Röhre aus Glas, in der ein junges Mädchen kauerte. Sie war nackt und wirkte nicht besonders glücklich. Natürlich waren weder die Röhre, noch die Platte auf der das Mädchen saß, weniger modern als die restliche Einrichtung. In der Scheibe wurden alle notwendigen Vitaldaten des Mädchens angezeigt. Puls, Blutdruck, Körpertemperatur, Atemfrequenz - alles was auch nur im Entferntesten medizinisch relevant war, wurde aufgezeichnet. Eine Hand voll Wissenschaftler hingegen arbeiteten geschäftig an den verschiedenen Geräten. "Ihr Scanner ist ein Modell der XX-23er Serie.", stellte Merwen fest und erntete dafür einen mehr als erstaunten Blick des anderen Wissenschaftlers. "Ja. Das... das ist korrekt. Ich wusste nicht das sie auch auf dem Gebiet der Technik DERMAßEN bewandert sind.", gestand der Mann respektvoll. "Bin ich.", antwortete Merwen, "Aber ein neueres Modell hätte vermutlich das hier erkannt." Er zog etwas aus seiner Manteltasche. Kaum größer als ein Flaschenverschluss war das Gerät, dass auf einer Seite über einen Druckknopf verfügte. Der andere Wissenschaftler erkannte natürlich was er da hatte und seine Augen weiteten sich. "Ala-!", wollte er brüllen, doch Merwen schlug ihm blitzschnell mit einem Handkantenschlag gegen die Kehle, was den Ausruf sofort erstickte. Noch ehe die anderen Wissenschaftler so recht begriffen hatten was eigentlich geschehen war, hatte Merwen das Gerät bereits fallen gelassen und in das Innere seines langen, schwarzen Mantels gegriffen. Zwei Pistolen mit aufgezogenem Schalldämpfer waren das, was er hervorzog und die Wissenschaftler mit einer tödlichen Präzision niederschoss. Jeder Kugel traf ihr Ziel und noch ehe jemand einen Alarm auslösen konnte. Merwen ging zu dem Wissenschaftler herüber, den er zuerst niedergeschlagen hatte, und schoss ihm zuletzt noch emotionslos in den Kopf. Dann steckte er seine Waffen wieder weg und trat auf die Glasröhre zu. "Störung der Projektion.", meldete sich eine elektronsiche Stimme aus dem kleinen Gerät, dass er hatte fallen lassen, und als er noch ein paar Schritte weiter gegangen war, begann sein Äußeres plötzlich wie eine Hülle von ihm ab zu blättern. Die einzelnen Fetzen seines Äußeren wehten wie Federn im Wind durch die Luft, bevor sie sich nach einigen Augenblicken einfach in Luft auflösten. Unter der ursprünglichen Hülle kam nun ein anderes Aussehen zum Vorschein. Aus dem hageren, groß gebauten Wissenschaftler, war ein Mann geworden, der viel mehr wie ein Soldat wirkte. Die edlen Lederschuhe wurden zu Stiefeln, die hellgraue Hose aus dünnem Stoff zu einer schwarzen Hose mit mehreren Taschen. An seinem Gürtel hingen einige Granaten und andere Kleinigkeiten, genauso wie an den zahlreichen Taschen und Schlaufen seiner Weste. Das arrogante Antlitz des Wissenschaftlers war einem Mann gewichen, der offensichtlich schon in viele Kämpfe verwickelt worden war und die sein Aussehen auch gezeichnet hatten. Ein kurzer Bart umrundete seinen Mund und kurze, schwarze Haare waren unter einer Mütze mit Sonnenschirm versteckt. Vor der Glasröhre ging er in die Hocke um auf einer AUgenhöhe mit dem sichtlich verängstigten Kind zu sein. "Kleine... mein Name ist Vic. Du brauchst keine Angst haben, ich bin hier um dich hier heraus zu holen. Okay? Dir wird niemand mehr etwas antun." Sie wirkte noch ziemlich verängstigt, nickte dann aber schließlich. Vic begann in einer seiner Taschen zu kramen. "Okay. Nimm die Arme zum Schutz, ich sprenge das Glas." Das Mädchen tat wie ihr geheißen, während Vic ein kleines Gerät hervorholt, dass an einem Ende mit einem Saugnapf ausgestattet war. Auf der anderen Seite des gerade mal handtellergroßen Kästchens befand sich ein kleines LCD Display und eine Tastatur, welche die Zahlen von 0 bis 9 darstellte, sowie eine Taste die einfach nur rot war. Mit geübter Routine heftete er das Gerät an die Glasscheibe, tippte eine Nummer ein und drückte den roten Knopf. Ein schriller Ton wurde sehr schnell sehr laut, dann folgte eine dumpfe Explosion und die Glasröhre war augenblicklich von oben bis unten mit unzähligen, feinen Rissen übersäht. So war es ein leichtes für Vic das Gefägnis mit einem Ellbogenschlag zum bersten zu bringen und das Mädchen behutsam hoch zu heben. "Alles okay, Kleine?" Das Mädchen hob wieder ihren Kopf und nickte schließlich. "Es wird alles gut. Wie heißt du?" "A... Alice.", antwortete sie leise. "Hallo, Alice.", lächelte er so sanft er konnte und setzte sie wieder auf dem Boden ab, bevor er vor ihr auf die Knie ging, um auf einer Augenhöhe zu sein, "Wir werden jetzt hier verschwinden, was hältst du davon?" Zustimmend nickte Alice und Vic zog etwas aus grauem Synthetikstoff hervor."Einfach oben die Arme und unten die Beine durch.", erklärte er ihr und sie tat wie ihm geheißen. Hinten hatte das seltsame Kleidungsstück ein Loch, vorne jedoch war es komplett geschlossen. Die Ärmel jedoch waren sowohl bei den Füßen als auch den Armen viel zu lang. "Und jetzt nehm ich dich Huckepack." Vic drehte sich um und nahm sie auf seinen Rücken, dann packte er den überstehenden Stoff der Ärmel und Beine und hielt sie vor seine Brust. Wie von Zauberhand schien der Stoff miteinander zu einem komplexen, festen Knoten zu verschmelzen und sich so straff zu ziehen, dass Alice unmöglich unterfallen konnte. Dennoch war der Stoff nicht so straff, dass es unangehm gewesen wäre, oder gar geschmerzt hätte. "Alles in Ordnung?" "Ja." Mit einer Hand drückte Vic auf sein rechtes Ohr in dem er einen kleinen, unscheinbaren Knopf trug. "Ghost, wir kommen über Ausgang Whiskey in 30 Sekunden, sei bereit." "Roger.", antwortete eine Männerstimme. Vic ging zu einer der Wände herüber und zog einen kleinen Metallzylinder aus seiner Hosentasche. Der Zylinder war an einer Ecke glatt, während er am anderen Ende einen Ring hatte. Das flache Ende hielt er an die Decke des Raumes. Vier kleine Öffnungen taten sich auf und dünne, spitze Ärmchen kamen daraus hervor. Mit einer raschen Bewegung bohrten sich diese Ärmchen in die Zimmerdecke und Vic lies das Gerät los. Nun ergriff er einen Karabinerhaken, welcher an einer Spule an seiner Hüfte hing, und klinkte diesen in den Ring ein. "Ich möchte das du nun deine Augen zumachst und erst wieder öffnest, wenn ich es dir sagen.", bat Vic und Alice tat, wie ihr geheißen. Flüchtig tippte er etwas auf einem kleinen Gerät ein, welches an seinem linken Unterarm haftete, und schlagartig bildete sich eine grün schimmernde Sphäre um sie herum. Durch die Nase nahm Vic ein paar tiefe Atemzüge, ging ein Stück in die Hocke und sprintete schließlich auf die Wand zu. Mit einem lauten Krachen zerbarst die mehr als einen Arm dicke Wand vor ihm und die weiße Umgebung, in der sie sich gerade eben noch befunden hatten, wurde wie mit einem brutalen Ruck weggerissen. Sofort ertönte eine laute Alarmsirene, doch Vic ignorierte das schrille Geräusch. Seine behandschuhte Rechte griff nach dem Seil, welches sich konstant weiter von der Spule abrollte, und seine Füße setzten wieder auf der nach außen hin verglasten Fassade des Wolkenkratzers auf. Schneller als es für einen normalen Menschen möglich gewesen wäre, rannte er quasi die Wand herunter. Er sah den Hof des Geländes immer näher kommen. Noch 20 Sekunden, 300 Meter bis zum Boden. Die grüne Sphäre verschwand wieder und Vic begann sich Sorgen zu machen, als er immer weiter und weiter lief, sein Partner jedoch unten noch nirgendwo zu sehen war. War er aufgehalten worden? Wenn ja, dann hätte er gleich ein massives Problem, denn der Platz würde in nur wenigen Augenblicken vor schwer bewaffneten Wachen wimmeln. Noch 10 Sekunden, 150 Meter bis zum Boden. Ein tiefes Röhren kam immer näher und Vic lies seinen Blick kurz schweifen. Erleichtert grinste er ein wenig, als eine Art Jeep rasend schnell näher kommen sah. Zwar konnte er durch die getönte SCheibe nichts sehen, aber er wusste das Ghost hinter dem Steuer saß. Keine andere Person würde SO fahren. Mit quietschenden Reifen schlitterte der Wagen plötzlich um 180 Grad und rutschte mit dem Heck auf das Gebäude zu, während Vic zunehmend langsamer wurde. Ein metallisches "Klack"-Geräusch bremste ihn schließlich - das Seil war vollkommen abgerollt. Er drückte kurz auf einen Knopf auf der Spule selbst und das Seil wurde gekappt. Vic landete unsanft auf der Ladefläche des Jeeps, aber er landete sicher. "LOS!", brüllte er und Ghost zögerte keine Sekunde um zu beschleunigen. Genauso schnell wie er gekommen war, war er wieder vom Gelände verschwunden und in den unzähligen, zähen Verkehrsmassen des Großstadtdschungels untergetaucht. In Sicherheit. *** "Meat, dass ist Alice." "Schön dich zu treffen.", begrüßte der muskulöse Hühne das Mädchen, auch wenn er auf sie vermutlich eher angsteinflößend wirkte. Meat war ein Mechaniker und sah genauso aus: verranzte Kleidung, generell ziemlich dreckig und dazu noch die fahle Beleuchtung der Garage, in der sie sich gerade befanden. Schüchtern winkte sie und Meat grinste sie an, bevor er sich wieder Vic zuwandte. "Es ist alles vorbereitet. Allister wird euch bei den vereinbarten Koordinaten abholen, Punkt Achtzehnhundert. Extraktion erfolgt wie üblich und euer Wagen steht bereit." "Sehr gut. Ghost, prüf den Wagen." Der Mann mit der Skimaske nickte und Meat warf ihm im vorbeigehen die Schlüssel zu. "Habt ihr noch Zeit zu essen?" "Ich glaube nicht... aber wir nehmen uns etwas mit." Vic sah Alice an. "Meat sieht hier aus wie ein fieser Stinker, aber er macht verdammt gute Sandwiches." Sie musste lächeln. "Die besten Sandwiches der ganzen Stadt.", knurrte Meat, "Komm mit Alice, ich beweis es dir." *** Nur wenig später saßen sie in dem Bulli und fuhren Richtung Norden. Es war nicht das komfortabelste Fortbewegungsmittel, aber es sollte ihnen für ihre Fahrt ausreichen. Während Ghost fuhr hatte Vic auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Er und Alice aßen die Sandwiches, welche Meat ihnen zubereitet hatte. Alice war sichtlich froh darüber, endlich wieder etwas normales zu essen zu kriegen. Zumindest lies die Art wie sie die Brote in sich hineinschlang darauf schließen. "Wer... wer seid ihr eigentlich?", nuschelte sie mit vollem Mund schließlich. "Söldner.", antwortete Ghost beinahe schon mit gelangweiltem Ton in der Stimme, noch bevor Vic irgendetwas sagen konnte, "Wir wurden bezahlt um dich aus dem Labor raus zu holen." "Alice... weißt du warum du eingesperrt wurdest?", fragte Vic. Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Du bist einer der ganz, ganz wenigen Menschen auf der Welt, die reine Gene haben. Weißt du woher die Elfen und die Orks und all die Nichtmenschen kommen?" "Ich weiß nur das sie aus Russland kommen." "Und weißt du auch warum man das sagt?" Wieder schüttelte sie den Kopf. "Vor vielen Jahren gab es Krieg mit Russland und um den Krieg zu gewinnen hat man Bomben abgeworfen... schlimme Bomben. Diese Bomben haben das gesamte Land verseucht und die Menschen die die Explosionen überlebt haben, sind mutiert. Über all die Jahre seit damals hin weg haben sich die Mutationen verändert und stehen aktuell auf der Stufe, die wir kennen. Solche Lebewesen waren früher nur in Büchern und Filmen zu sehen - heute sind sie aufgrund der Verstrahlung Wirklichkeit geworden und gehören zur normalen Gesellschaft. Aber durch die Vermischung dieser Menschen, auch mit denen die nicht äußerlich mutiert sind, sind wir heut zu Tage im Grunde alle Mutanten. Unsere Gene sind nicht mehr absolut menschlich, wir haben alle leicht Veränderungen. Diese können sich positiv auswirken oder aber auch negativ. Du jedoch bist die Ausnahme. Dein genetischer Code ist absolut unverändert - und damit bist du für die Wissenschaftler dieser Welt ein sehr, sehr wertvoller Mensch geworden. Nicht nur für die Megakonzerne hier, sondern überall auf der Welt. Du bist, wenn man es so sagen will, einer der kostbarsten Menschen dieser Erde.", erklärte Vic, "Ghost und Ich, wir holen Menschen wie dich aus den Laboren raus. Wir werden dafür bezahlt dort einzubrechen und euch zu befreien." "Und wohin soll ich nun gehen?" "Es gibt da einen Mann namens Allister. Er hat eine Art... versteckte Stadt. Es ist keine große Stadt, nicht zu vergleichen mit dem Molloch den wir hinter uns gelassen haben. Aber es reicht zum Leben. Dort kannst du in Frieden leben und ohne Angst haben zu müssen, dass man dich in ein Labor steckt und in einem Käfig hält wie ein Tier, während man Proben von dir nimmt." "Aber... aber vielleicht könnte das doch anderen helfen?" "Pah.", machte Ghost nur abfällig, "Vergiss es. Die Megakonzerne sind nicht daran interessiert anderen zu helfen. Sie sind nur daran interessiert sich selbst zu helfen. Egal was man anhand von dir herausgefunden hätte - sie hätten es nur dazu genutzt um Geld zu machen." Etwas ratlos sah Alice nach draußen und schwieg. Vic legte ihr eine Hand auf den Schopf und wuschelte kurz durch die Haare hindurch. "Keine Sorge. Bald wird alles gut sein. Allister hat sich scon um viele wie dich gekümmert." Nach ein wenig Fahrt verließen sie die Großstadt und ließen die Wolkenkratzer und hell leuchtenden Reklametafeln hinter sich. Es war beinahe so als ob man schlagartig in eine andere Welt eintreten würde. Dort wo die Stadt endete, begann nach nur wenigen Metern das Ödland. Der Krieg hatte überalls eine Spuren hinterlassen und das war eine der Folgen gewesen. Weite Teile der Länder, die bombardiert worden sind, sind zu einem absoluten Ödland verkommen. Hier wuchs nichts mehr und laut den Vorraussagen der Forscher, würde die Sonne verglühen, ehe sich daran wieder etwas ändern würde. Dies war das Ergebnis der Zerstörungswut, welche vor vielen Jahren ausgelegt worden war. Vic drückte wieder auf den Knopf in seinem Ohr. "Echo 13, bitte melden, hier Hunt." "Echo 13 hier, wie ist ihr Status?" "Wir sind Oscar Mike, die Fracht ist gesichert, ETA ist 7 Minuten." "Roger Hunt, ein Vogel ist unterwegs." Etwas entspann lehnte sich Vic im Sitz zurück. Den härtesten Teil hatten sie hinter sich gelassen, als Ghost es geschafft hatte, dem privaten Sicherheitsdienst des Konzerns zu entwischen. Sie fuhren weiter und weiter und hätte dieser Wagen nicht ein integriertes Navigationssystem gehabt, so hätte vermutlich jeder schon längst die Orientierung verloren. Doch das kleine Hologramme zeigte mit seinem Pfeil auf den Winkel genau wohin sie fahren mussten. Und schließlich alarmierte es sie, dass sie sich nun im Radius ihres Zielorts befanden. Ghost stoppte den Wagen, sie stiegen aus. Egal in welche Richtung sie schauten - überall erstreckte sich ödes, totes Land in alle Richtungen. Es gab nirgendwo Zeichen von Leben. Natürlich gab es Legenden von mutierten Tieren und Menschen, die im Ödland lebten und Reisende angriffen. Aber Vic war schon oft durch das Ödland gereist und hatte nie irgendwelche Mutanten gesehen. Das sollte natürlich nicht heißen, dass es sie nicht womöglich doch gab. Das ihre Zivilisation heut zu Tage nicht mehr nur aus Menschen bestand, sondern auch aus Kreaturen, die man für Jahrtausende als Fantasiewesen abgetan hatte, war der beste Beweis dafür. Aber es war eben normal das sich um alles, was ein wenig "groß" war, auf lang oder kurz eine Legende ranken musste. "Vic?" Ghost deutete an den Horizont und Vic wurde stutzig, als er dort ebenfalls etwas erkennen konnte. Schnellen Schrittes ging er zum Wagen und holte ein Fernglas heraus. "Scheiße...", zischte er, als er das Logo auf den Fahrzeugen erkannte, die sich da näherten, "NanoCom. Sie haben uns gefunden!" "Fuck." Ghost ging sofort an den hinteren Teil des Wagens und holte mehrere Waffen heraus, während Vic wieder seinen Funker aktivierte. "Echo 13, bitte melden, hier Hunt." "Echo 13 hier." "Sind am Rendezvous Punkt angekommen, Fracht ist gesichert, feindliche Truppen sind Oscar Mike auf unsere Position. ETA..." Er blickte noch einmal kurz durch das Fernglas und lies seinen Blick über die Daten und Zahlen schweifen, welche ihm das Display gab. "... 90 Sekunden. Wir brauchen umgehende Unterstützung!" Ghost warf ihm ein Gewehr zu, welches er mit einer Hand auffing. Ghost legte sich derweil mit einem wesentlich größeren Gewehr mit Zielfernrohr auf den Boden und legte an. "Vogel ist auf dem Weg, Hunt. Wir beeilen uns." "Besser wäre es...", murmelte Vic, "Alice, ins Auto. Sofort." Begleitet von einem lauten Knall zog Ghost den Abzug seiner Waffe nach hinten, was Alice schreckhaft zusammenzucken lies. Sie sah nicht wie in der Ferne der Reifen eines Wagens von dem Geschoss zerfetzt wurde, das Gefährt daraufhin ins Schleudern geriet und sich mehrfach überschlug. Routiniert zog Ghost den Hebel an der Waffe zurück und die leere Patronenhülse sprang heraus. "Komm." Vic schob sie nun schon förmlich in den Wagen und schlug die Tür hinter ihr zu. Immerhin konnte die Karosserie kleinen Kugeln stand halten - besser als nichts. Ghost schoss erneut, wieder traf er einen der kleinen Truppentransporter. Der Fahrer war nun jedoch offensichtlich auf diese Attacke eingestellt, denn er konnte den Wagen halten. Vic konnte durch sein Fernglas sehen, wie sich die Männer aus dem umgestürzten Wagen bereits befreiten. In der Ferne hörten sie leise Explosionen und nur einen Augenblick später begannen einzelne Kugeln den Erdboden um sie herum zu treffen. "Deckung!" Ghost gab noch einen letzten Schuss ab. Er sah nicht wie das übergroße Geschoss den Kopf eines Fahrers in der Ferne zerbersten lies, denn er war bereits aufgesprungen und mit Vic hinter dem Wagen in Deckung gegangen. "Echo 13, Landezone ist ab sofort heiß. Ich wiederhole: Landezone ist heiß!", warnte Vic. "Roger, Hunt. ETA ist 45 Sekunden." "Und in 30 sind diese Typen bei uns." In der Ferne wurden immer wieder kleine Salven abgefeuert. Einige der Kugeln trafen sogar den Wagen, die meisten schlugen einfach nur ohne irgendeinen Effekt im Boden ein. Vic und Ghost sahen einander an. *Vor vielen Jahren* "Schau dir das nur an...", murmelte Vic und nickte zu dem Großbildfernseher herüber, welcher hinter der Bar hing. Ghost sah von seinem Nudelgericht auf. Im Fernsehen lief eine Reportage über den Krieg mit einem Rückblick auf die großen Kriege der Menschheit. "Wir sind so weit gekommen. Wir haben Maschinen die uns schneller und stärker machen, als wir es uns jeh erträumt haben. Wir haben Technik die so weit entwickelt ist, dass man einst dachte, so etwas würde es NIE geben. Und dennoch haben wir selbst uns kein Stück weiter entwickelt. Wir sind immer noch die gleichen, machthungrigen Kreaturen." "Und wenn schon.", antwortete Ghost darauf nur gleichgültig, "DIESEN Krieg haben wir nicht angefangen... dieses Mal liegt es nicht auf unserem Gewissen." "Mag sein. Aber dennoch ist das alles doch nichts weiter als ein kleines Machtspiel mit vielen Toten. Und sollte es wirklich dazu kommen das wir Bomben auf die Russen abwerfen... wir wissen alle, wie das enden wird." "Sie sterben, wir gewinnen. So endet jeder Krieg. Einer stirbt, einer gewinnt. Du bist Soldat, Vic. Du wirst dafür bezahlt zu gewinnen... dafür bezahlt zu töten." "Ich weiß. Aber wenn ich doch mal eines Tages sterbe..." Er lehnte sich lächelnd auf dem billigen Holzstuhl zurück. "Es klingt so unglaublich abgedroschen, aber ich will für etwas sterben, was es wert ist. Nicht für die Machtgeilheit irgendeines Anzugträgers." "Klingt edel..." Ein plötzliches Piepsen riss sie aus ihrer Konversation und zeitgleich griffen Vic und Ghost, sowie einige andere Gäste dieser Bar, zu ihren Piepsern. Dem Bombardement gegen Russland war stattgegeben worden, man brauchte die Piloten und ihre Copiloten. Vic und Ghost sprangen auf... *** Auch wenn Vic es sich nicht erklären konnte, so hatte er das Gefühl, dass er und Ghost gerade an daselbe gedacht hatten. Sie sahen einander an, nickten sich zu und Vic schoss um die Ecke des Wagens. Sofort eröffnete Vic das Feuer, doch die Übermacht war einfach zu groß und zu nahe. Unzählige Kugeln schossen ihm förmlich um die Ohren und wäre es nicht wegen der in seinen Anzug integrierten Morphininjektoren gewesen, welche automatisch auf Verletzungen reagierten, hätte er wohl vor Schmerz geschrieen. Aber so konnte er Kugel um Kugel einstecken, während er sein Magazin leerte. Doch es schien so als kämen unzählig viele bewaffnete Männer aus den Wägen heraus, "Wechsel!", brüllte Vic und drehte sich auf dem Absatz herum. In der Drehung warf er sein Gewehr über die Motorhaube des Wagens, während Ghost seine Waffe zurück warf und noch begann nach zu laden, ehe da er schon wieder komplett in Deckung war. Immer mehr Kugeln durchbohrten die ungeschützten Bereiche von Vics Körper, doch er konnte sich nur darauf konzentrieren zu schießen. Er musste ihnen nur ein paar Sekunden Zeit verschaffen. Nur ein paar Sekunden mehr! Wie in Zeitlupe sah er, dass einer der Gegner plötzlich mit einer ungewöhnlich großen Schusswaffe um die Ecke eines Wagens bog. Er wollte noch seine eigene Waffe herumschwenken, da sah er bereits einen kleinen, grünen Lichtblitz und ein längliches Geschoss zu seinen Füßen in den Boden schlagen. Mit einem tiefen Grollen explodierte das Geschoss und Vic wurde in die Luft geschleudert. Immer noch geschah alles für ihn viel langsamer, als es eigentlich stattfand. Meter um Meter wurde er in die Höhe gehoben, während der Grund und der Wagen unter ihm mehr und mehr Kugeln einstecken mussten Ghost schrie etwas, doch er konnte es nicht mehr genau verstehen. In seinen Ohren klingelte es. Vic lies die Waffe in seiner Hand los und griff an eine seiner Brusttaschen, zog etwas Längliches daraus hervor und zog den Ring am oberen Ende des Gegenstands mit den Zähnen heraus, bevor er ihn nach unten warf. Das die Explosion zuvor ihm den linken Unterarm weggerissen hatte, hatte er nur beiläufig wahrgenommen - es tat nicht weh. Nichts tat weh. Während er schon wieder im Begriff war zu fallen, sah er die Druckgranate, wie geplant, zwischen den Wagen seiner Gegner landen. Mit einem dumpfen Geräusch ging eine blaue, kuppelförmige Druckwelle von der Granate aus und sowohl die Transporter, als auch die Soldaten, wurden einfach in alle Richtungen weggerissen. Vic schlug wieder auf dem Boden auf und ihm wurde für einen Augenblick schwarz vor Augen. Als er wieder etwas sehen konnte, spürte er, wie eine kräftige Hand ihn am Kragen gepackt hatte und über den Boden zerrte. "... rotes Rauchsignal...", war ein Satzfetzen, den er Ghost brüllen hören konnte. Tatsächlich sah er, wie die Feinde in einer roten Rauchwolke verschwunden waren. Wie in Trance griff Vic nach einer Pistole an seinem Hüftholster, während Ghost ihn weiter nach hinten zerrte. Nicht das er noch wirklich hätte gerade zielen können, aber dennoch feuerte er einfach in den Rauch hinein. Irgendetwas musste er treffen. Schließlich stoppten sie, Ghost zog ihn so gut er konnte auf die Beine und stützte ihn. "Alice! LAUF!", keifte Ghost, bevor er sich Vic zuwandte, "Wir habens gleich geschafft, mein Alter!" Nur verschwommen sah er einige Meter entfernt einen Helikopter. Dieser stoppte in der Luft und feuerte einen blauen Energieball in den roten Rauch ab. Sofot baute sich im Rauch ein mehrere Meter hohes und noch sehr viel breiteres Energieschild auf, welches die feindlichen Truppen daran hindern würde, sie irgendwie zu stören. Wenige Meter vor ihnen war ein Helikopter gelandet dessen Rückluke sich geöffnet hatte und Allister trat, mit einer Art Schrotflinte im Anschlag, heraus. Als er die Situation jedoch sah, senkte er die Waffe wieder. "Die Fracht?", rief er über den Lärm hinweg. Alice hatte getan wie ihr geheißen und lief in den offenen Helikopter, Ghost deutete nur auf sie. "Großartig!" Allister grinste. "Das ist eine Sorge weniger." Allister drückte ab und die Wucht der Schrotflinte traf Vic in die Magengrube. Zwar spürte er nicht wie die zahlreichen Kugeln der Schrotladung seine Rüstung durchdrangen und das Innere seines Körpers zerfetzten, aber er war noch wach genug um zu begreifen, was gerade passiert war. "Wa-? NEIN!", brüllte Ghost und wollte etwas tun, da hatte Allister bereits ein zweites Mal abgedrückt und auch der zweite Söldner wurde zu Boden geworfen. "Lasst sie hier liegen, sie sind schon so gut wie tot.", befahl Allister einem Soldaten, welcher aus dem Inneren des Helikopters gekommen war, "Stellt mir eine Funkverbindung mit NanoCom her. Sagt ihnen ich habe fünf Dutzend unmutierte Menschen die ich ihnen verkaufen möchte.", fuhr er fort, während er wieder in das Innere des Helikopters ging. Vic war nicht mehr vollkommen klar bei Bewusstsein. Die Sensoren in seiner Schutzkleidung hatten den schweren Schaden festgestellt und das ausgestoßen, was als "Notdosis" deklariert worden war. In nicht mal einer Minute würde er eingeschlafen sein... und er wusste, er würde nicht mehr aufwachen. Zitternd legte er den Kopf zur Seite. Ghost lag vollkommen regungslos neben ihm am Boden und blutete aus der Brust. Offensichtlich hatte es sein Herz erwischt - oder irgendetwas anderes, was ihn direkt getötet hatte. "... für etwas sterben, was es wert ist..." Es war ein guter Vorsatz gewesen. Ja... das war es wirklich... ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. 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