Fortum von Mad-Dental-Nurse (Das dunkle Herz und das Licht) ================================================================================ Kapitel 6: Geschenke -------------------- Als Lumen wieder zu sich kam, war schon der nächste Tag angebrochen. Angenehme Wärme strich über ihr Gesicht, als die Sonne ihre Strahlen in ihr Zimmer schickte und lächelte, als sie in der Ferne das zwitschern der Vögel hörte. Sie öffnete die Augen und sah in das helle Licht der Sonne. Der Himmel war blau und nur wenige Wolken bedeckten ihn. Die Wände ihres Zimmers waren weiss getuncht und blaue, durchsichtige Vorhänge blähten sich bäuchig auf, als der Wind durch die Fenster wehte. Das Lächeln wurde breiter und sie schloss wieder die Augen. Ein Traum, es war nur ein böser Traum. Und sie war wieder in ihrem Bett. Im Schloss ihres geliebten Vaters. Lumen war erleichtert und öffnete wieder die Augen Wollte aufstehen, sich anziehen und zu ihren Schwestern gehen. Sie begrüßen. Doch kaum, dass sie die Augen geöffnet hatte, sah sie wieder die trostlosen Wände des Gemachs welches der Magier ihr gegeben hatte und der Himmel war nicht mehr blau, sondern grau und trostlos. Lumen unterdrückte einen tiefen Seufzer der Enttäuschung und ließ sich zurück ins Bett fallen. Lange blieb sie so liegen, trauerte ihrem schönen Traum nach. Doch dann fragte sie sich, wie sie ins Bett gekommen war. Sie konnte sich weder daran erinnern, dass sie auf ihr Zimmer, geschweige denn ins Bett gegangen war. Nur dass sie mit dem Magier gespeist hatte und dann vor Wut aufgestanden und das Esszimmer verlassen. Dabei war sie den Schatten in die Arme glaufen. Allen voran war dieser Wolf, bestehend aus Dunkelheit, der auf sie zukam. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie sich daran erinnerte. Deutlich sah sie es vor sich. Das Monster so nahe dass sie seinen Atem auf ihren Gesicht spüren konnte und diese Augen. Voller Dunkelheit. Sie hatte in diese gesehen und dann…Ohnmacht. Lumen musste das Bewusstsein verloren haben, als sie die das absolutze Nichts gesehen hatte und war dankbar dafür. Wer weiss, was dann passiert wäre. Die Tür öffnete sich und Comitas trat herein. Ein kleines Wägelchen vor sich schiebend, auf dem ein Frühstück aufgetischt war. Tee, zwei Brotscheiben, Butter und Marmelade. „Guten Morgen, ich Euch wünsche. Ihr gut geschlafen habt?“, fragte er und tischte das Essen auf. Es klapperte und klirrte leise. Lumen senkte den Blick. „Nunja, nicht wirklich!“, murmelte sie. Ihre Begegung mit den Schatten ließ sie nicht los. Comitas musste das deutlich an ihrem Gesichtsaussruck gesehen haben. Denn seine freundliche Miene war verschwunden und er sah sie wieder mit diesen besorgtem Blick an. „Was Ihr Euch nur dabei geacht habt, rauszugehen, ohne den Schutz von mir oder dem Herren. Ihr jetzt tot sein könntet!“, warf er ihr dann vor und Lumen wäre jetzt am liebsten immernoch im Reich der Träume. Jetzt wo sie in ihrem Bett lag und den Tod nur knapp entronnen war, wurde sie sich über die Tragweite ihrer eigenen Dummheit bewusst. Es war zwat ihr gutes Recht wütend zusein, aber sie hatte nicht nachgedacht und hatte sich selber in Gefahr begeben. Wie sooft. Aber als Tenebrae so unverschämt über ihren Vater sprach und sich als den Guten aufspielte, konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie war zuwütend gewesen, als dass sie einen klaren Gedanken haben konnte. „Ich weiss!“, sagte sie und strich die Decke auf ihrem Schoss glatt. Eine verlegene Geste, die sie immer machte, wenn sie sich ihrer eigenen Fehler klar wurde. „Hast du mich gerettet?“, fragte sie dann und sah den Kleinen an. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein. Ich leider nicht in der Nähe war. Der Herr es war, der Euch gerettet hat. Ihr ihm danken solltet!“, erklärte er und Lumens Augen wurden gross, als sie das hörte. Der Magier hatte sie vor diesen Ungeheuern gerettet? Lumen war erstaunt und auch ein wenig verwirrt. Warum hatte er das getan? Er hatte auf sie nicht den Eindruck gemacht, als wäre er ein Gutmensch. Und das er nichts tat, ohne eine Gegenleistung zuerwarten, hatte er ja selber gesagt. Sie fragte sich darauf natürlich, welchen Lohn er für ihre Rettung fordern würde. Gold und Edelsteine? Sicherlich nicht. Ein Mann wie er konnte sich Dinge erschaffen, wie ihm gerade der Sinn stand. Also was dann. Lumen überlegte und ihr wurde aufeinmal übel. „Gott, er wird doch nicht etwa…?“, dachte sie und ihre Gedanken überschlugen sich. Aber bevor sie weiterdarüber nachdenken konnte, hörte sie die Worte des Magiers. Als ob diese ihre Furcht als unberechtigt erklären wollten. „Ich werde Euch nicht anrühren. Ich mag zwar ein dunkler Magier sein, aber ich bin kein Scheusal!“ Irgendwie beruhigten sie sie, aber die Angst vor seiner Forderung blieb immernoch. War wie ein leises Flüsern, was immer wieder durch ihren Kopf geisterte und die schlimmsten Bilder vor ihrem Auge heraufbeschwören ließen. Die beruhigenden Worte wurden dabei immer schwächer und die der Angst immer lauter. Bis Lumen zitterte und die Finger in die Bettdecke krallte. Was wenn er gelogen hatte und doch… „Ihr ihm trauen könnt. Es ihm reichen, wenn Ihr ihm dankt!“, sagte Comitas, als habe er ihre Gedanken gelesen. Lumen schreckte hoch, sah ihren kleinen Freund kurz verwundert an, dann aber nickte. Hoffte, dass er damit Recht hatte. Comitas lächelte nun, als habe sie ihm ein schönes Geschenk gemacht und zeigte aufs Frühstück. „Und nun frühstücken. Ihr sicherlich Hunger haben müsst. Dann Ihr baden könnt und wenn Ihr wollen, ich Euch das Schloss zeigen!“ Lumen lächelte etwas. Auch wenn sie sich immernoch nicht klarwar, was sie von der Rettung durch den Magier halten sollte. Comitas Worte machten dies immerhin etwas wett. Und ein Tagesplan, wie er ihn vorschlug würde sie sicher von diesem tristen Tag ablenken, der ihr bevorstand. Da knurrte ihr Bauch, als wollte er sie dazu ermutigen. Sie musste verlegen lächeln und stand auf, bürstete sich das Haar, setzte sich dann in den kleinen Tisch und begann zu frühstücken. Comitas leistete ihr dabei Gesellschaft. Als sie fertig war, geleitete sie Comitas ins Bad, das man durch eine Tapettentür betreten konnte. Es war genauso elegant ausgestattet, wie ihr Zimmer. Weinrote Tapetten mit goldenen Verzierungen schmückten die Wände und der Boden war mit hellen Kacheln ausgelegt. Die Decke war allerdings schmucklos. Kerzen an Ständern, die an der Wand befestigt waren, warfen warmes Licht in den Raum. In der Mitte stand die Badewanne, in der wahre Schaumkronen umherschwammen und in der Luft lag der süße Geruch von Lavendel. Ein kleiner Hocker stand daneben und darauf waren weiche Handtücher abgelegt. Lumen ging hinter einen Vorhang und zog sich aus, um in die Wanne zusteigen und sich von dem herrlich warmen und duftenden Wasser einhüllen lassen. Mit einem wohligen Seufzen lehnte sie sich nachhinten und schloss die Augen. Zum ersten Mal, seit sie hier war, fühlte sie sich wohl und war erstmal erstaunt, dass sie so entspannt sein konnte. Aber warum nicht. Hier gab es keine Schatten, die nach ihr lechzten. Das Licht der Kerzen war angenehm und beruhigend und der Duft sorgte für ein Gefühl der Leichtigkeit. Als wäre sie nicht in diesem schrecklichen Schloss, sondern an einem viel schöneren Ort. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an, da es klopfte und Conitas die Tür einwenig öffnete. „Ihr soweit seien?“, fragte er. Lumen wäre es lieber gewesen noch etwas länger im warmen Wasser zu bleiben. Hätte sich weiterhin von dem Gefühl der Leichtigkeit tragen lassen können. Aber den ganzen Tag in der Wanne? Das ging auch nicht. Da könnte sie auch gleich in ihrem Zimmer bleiben und sich wieder langweiligen, so schön das Gefühl, dass sie hier im Wasser hatte auch war. So stieg sie aus der Wanne, trockete sich ab und wickelte sich in einen weiches Handtuch. Comitas wartete schon auf sie. Auf ihrem Bett lag ausgebreitet ein Kleid, aus cremefarbenem Satin. An den Ärmel, die bis zu den Elenbogen gingen war wiese Spitze angenäht und feine weisse Rosenstickereien waren darauf. Lumen strich bewundernt über den Stoff. Er fühlte sich wunderbar an. „Ist das etwa für mich?“, fragte sie leise, während sie weiterhin über den feinen Stoff strich und dann Comitas ansah. „Für wen sonst?“, erwiederte er und lächelte. „Los anziehen, damit ich Euch herumführen kann!“ Dann war er auch schon draußen. Lumen blickte ihm nach und dann zum Kleid. Es war wunderschön und würde ihr sicherlich wunderbar stehen. Aufgeregt wie ein kleines Kind, nahm sie es hoch und hielt es an sich. Ging vor den Spiegel und betrachtete sich. Es stand ihr hervorragend. Wer auch immer ihr dieses Kleid gebracht hatte, er hatte wirklich ein gutes Auge. Vielleicht war es ja Comitas gewesen. Zutrauen würde sie s ihm. Er war der einzige hier, der nett zu ihr war. Und diese kleine Geste machte sie glücklich. Wie so viele. Schnell schlüpfte sie hinein und schaute sich nochmals im Spiegel an. Es stand ihr. Schon vorher, als sie es einfach nur vor sich hielt, tat es das. Aber jetzt, wo sie es trug… Lumen kam es vor, als habe sie noch nie so ein schönes Kleid gesehen. Geschweige den getragen und dabei war sie eine Prinzessin. Sie war an schöne Klieder gewöhnt, auch ein wenig gelangweilt. Dieses Kleid allerdings war mit nichts, was sie schonmal getragen hatte, zuvergleichen. Der Stoff war herrlich weich und schmeichelte ihre Haut. Gab ihr Ein Gefühl auf Wolken gehen zu könne. So wie das Wasser, in der Wanne. Igrendwie seltsam. Lumen musste dabei lächeln. Betrachtete sich nocheinmal im Spiegel. Verlor sich fast bei diesem Anblick. Dann aber erinnerte sie sich wieder an Comitas, der ihr ja das Schloss zeigen wollte und sicherlich schon ungeduldig wurde. Nocheinmal bürstete sie sich ihre Haare und strich das Kleid glatt, ehe sie die Tür öffnete. Comitas, der tatsächlich ein wenig schon ungeduldig war, schaute sie an und seine Ungeduld war mit einem Schlag vergessen. Begeistert klatschte er in die Hände und tänzelte um die Prinzessin herum. „Ui, Ihr schön seit!“, trällerte er. „So wunderwunderwunderschön!“ Lumen kicherte etwas über sein fröhliches Gehüpfe und machte einen Knicks. „Danke schön!“, sagte sie. „Auch für das Kleid. Es ist wunderbar!“ Comitas ghrinste von einem Ohr zum anderen. „Mich das freut!“, grinste er und reichte ihr die Hand. „Aber nun kommt. Ich Euch doch das Schloss zeigen wollte!“ Lumen lächelte auch und gab ihm ihre Hand. Fallacia hatte, verborgen in der Dunkelheit, beobachtet, wie die Prinzessin das Kleid angezogen und sich im Spiegel bewundert hatte. Ein dunkles, allesverbrennendes Gefühl war in ihr entflammt und sie fast verzerrt. Sie konnte einfach nicht anders. Und hatte sich sogleich gefragt, warum ihr Herr sich solche Mühe gab, diesem jungen und dummen Ding Geschenke zumachen. Er hatte doch behauptet, dass er sich aus dieser nichts machte. Also warum? Fallacia verstand es einfach nicht. In all der ganzen Zeit, in der sie ihn kannte, hatte er keiner Frau, mochte sie auch so schön sein, dergleichen Aufmerksamkeiten gegeben, wie jetzt. Nicht mal ihr. Dabei war sie schon ihr halbes Leben lang in seinen Diensten und hatte immer gehofft, dass er sie irgendwann richtig zuschätzen wissen würde. Allerdings vergebens. Und nun das… Fallacia presste ihre Kiefer hart aufeinander und musste einen Schrei der Empörung unterdrücken, als sie wie die Prinzessin sich nocheinmal im Spiegel betrachtete und sich offentsichtlich an diesem erfreute. Dann, als sie es nicht ertragen konnte, zog sie sich zurück. Das brennende Gefühl, welches ihr schwarzes Herz erfüllte blieb. Comitas führte sie rum und erzählte ihr in allen Einzelheiten wie alt das Schloss schon war und wie viele Generationen es schon bewohnt hatten. Erzählte ihr, wie er in die Dienste des Magiers kam und sie konnte dabei eine Spur von Bewunderung darin hören. Warum er allerdings so hoch zu Tenebrae schaute, konnte sie nicht verstehen. Trotz dass er sie gerettet hatte, schien er nicht gerade ein Wohltäter zusein. Doch sie behielt diesen Gednaken für sich. Einen Raum nach dem anderen zeigte er ihr. Viele davon dienten zum Wohnen. Waren eingerichtet, wie ihr eigenes. Allerdings waren diese düster und unbewohnbar. Dicker Staub lag über den Möbeln und Spinnweben hingen an der Decke. Andere wiederum waren einst für rauschende Feste gedacht. Doch wo einst getanzt und gelacht wurde, lag nun bedrückende Stille und eine Aura der Melancholie. Lumen blieb vor einem dieser Räume stehen und entfernt, tief in ihrem Geiste hörte sie sanfte Musik von Geigen, Harfen und Flöten. Sah schwach, wie Tanzende zu dieser umherwirbelten. Sie glichen wie Geistern. Verblassten dann mit dem Klang der Musik und Lumens Heimweh kehrte zurück. Comitas bemerkte dies. Auch er wirkte irgendwie niedergeschlagen. Nahm ihre Hand und drückte sie etwas. Als sie auf ihn hinunter schaute, lächelte er etwas und zog sie weiter. Ging mit ihr weiter. Zeigte ihr dann die Bibliothek. Ein großer, langgezogener Raum, vermutlich größer, als all die anderen. Das Dach gewölbt und mit verblassten Malerarbeiten verzierrt. Links, rechts und an der Stirnseite dieses Raumes standen lücklenlos Schränke, die vollgestopft mit Büchern waren. Ihre Lederrücken sahen alt, rissig und abgenutzt aus. Eine schmale Treppe aus Holz, zu beiden Seiten, führte zu einer Galerie. Auch dort standen Schränke, mit Büchern. Kerzen unter Glaskolben, sorgten für Licht. In der Mitte des Raums standen einige Sessel und ein Diwan, die zum niederlassen einluden und schöne Stunden beim Lesen versprachen. In der Luft lag der Geruch von altem Papier. Ein angenehmer Geruch, wie Lumen fand. Besser als abgestanden. Lumen verspürte sofort beim Anblick dieser vielen Bücher und den bequemaussehnden Möbeln, das Bedürfniss, sich hinzusetzen und in den Büchern zu lesen. Doch Comitas zog sie bereits weiter. Hinunter zu einem Garten, der einst mal blühendschön gewesen sein musste, aber nun ausgestorben war. Das Gras war vertrocknet und stachelig. Die Rosensträuche verwelkt und die Blüten ließen tot ihre Köpfe hängen. Die Steinbögen aus weissem Alabasta, um die sich verdorrte Kletterosen rankten, schienen so empfindlich und brüchig zusein, dass sie bei der nächsten Berührung zu Staub zufallen schienen. Das Herz des Gartens war ein Springbrunnen, in dessen Becken sich graues, schmutziges Wasser gesammelt hatte. Keine herrlichen Fontänen sprudelten aus diesem heraus, gaben nicht den Zauber her, den sie von dem Brunnen in dem Schloss ihres Vater sosehr geliebt hatte und die mythologischen Steinfiguren, die diesen zierten und einst wohl ein eigenes Leben geführt haben mussten, schauten nun mit toten Augen vor sich. Und über allem lag dieser unheilvolle, deprimierender Himmel. Grau und schwer. Als würde er alles Leben unter sich ersticken wollen. Der Anblick traf Lumen schmerzlich in ihrer Brust. Sie hatte sich schon gedacht, dass selbst der schönste Ort hier ein klägliche sEnde finden würde. Aber dass selbst hier keine Blumen blühten, das einzige, was sie vermutlich getröstet hätte, machte ihr Herz schwer. Langsam durchschritt sie den Garten. Kies knarzte unter ihren Füssen. Sah sich weiter um. In der leisen Hoffnung, dennoch etwas zusehen, was Leben zeigte. Aber das war sinnlos. Wohin sie auch blickte, alles war trostlos. Abgestorben. Lumen wandte sich an Comitas, der genauso traurig wirkte wie sie. In ihrem Hals bildete sich ein dicker Kloss, als sie sich vorstellten, dass vermutlich imemr so ausgesehen hatte und brachte nur erstickend die Worte hervor. „Warum ist alles hier…?“ Comitas senkte den Blick, als könne er es selber nicht länger ertragen, den Garten in diesem erbärmlichen Zustand zubetrachten. „Der Herr ist die Dunkelheit und sein Reich ist das, was er ist. Dunkel und bedrohlich!“, sagte er und der dicke Kloss in ihrem Hals wurde dicker. Wenn das alles hier wirklich dem Charakter des Magier entsprach, was für schreckliche Dinge würde sie hier noch zu Gesicht bekommen. „Sah es schon immer hier so aus?“, fragte sie weiter, auch wenn sie wusste, dass es keinen Sinn hatte auf eine Antwort zuhoffen, die ihre Furcht und Trauer um das verlorene Leben hier, niederlegte. Comitas zögerte. Schien zu überlegen. Oder zu erinnern. Es dauerte lange. Lumen rechnete schon nicht mehr damit, dass ihr er antwortete. Aber dann… „Nein. Einst war dies hier alles voller Leben und der Herr…er…!“, begann er und Lumens Herz machte einen Sprung. Es war einst hier Leben? Hatte alles hier wirklich geblüht? Aber was war passiert, dass es nun aufgehört hatte? „Was war mit deinem Herren?“, fragte sie und kniete sich vor ihm. Sah ihn erwartent an und konnte deutlich sehen, dass sich ihr Freund aufeinmal nicht wohl in seiner Haut fühlte. Nervös, als habe er etwas Schlimmes getan und man würde ihn nun dabei erischen, trat er von einem Fuss auf den anderen. Rang seine kleinen Händchen. „Comi…sag mir bitte, was mit ihm war?“, bat sie ihn sanft. Auch wenn sie sah, dass es ihn einiges an Kraft kostete, die Antwort über die Lippen zu bringen, wollte sie es wissen. Sie wollte wissen, ob er wirklich einmal so war, dass es hier mal der Garten einst erblüht war. Als sie ihn so nannte schaute er hoch und atmete tief durch. „Er… er war einst mal…!“, sagte er. Doch da hielt er inne und schaute mit einem Ausdruck der Angst in den Augen hinauf zum einen der Fenster. Lumen folgte seinem Blick und glaubte in diesem die dunkle Gestalt des Magiers zusehen. Spürte den Blick seiner eisblauen Augen. Stechend und brennend in ihrem Kopf. Ein feiner Schmerz durchzuckte sie und sie wandte den Kopf ab. Ihr Herz schlug mit einem male soschnell, dass sie fürchtete, es würde ihr aus der Brust springen. Es war wir beim ersten Mal, als sie in seine Augen sah. Dieses lähmende Gefühl der Angst, dass er sie im nächsten Moment vernischten könnte. Dass sie sich hilflos und schwach fühlte. Dabei stand sie ihm noch nicht mal Auge im Auge gegenüber und dennoch gelang es ihm, ihr solch eine Angst zumachen. Tapfer versuchte sie ihr Herz zuberuhigen. Comitas erging es nicht anders. Er schien sich genauso zu fürchten, wie sie. Er nahm sie an die Hand, wobei sie merkte, wie er zitterte und er wie sie. Gemeinsam gingen sie hinein. Schwiegen jedoch. Von der Ausgelassenheit, die beide noch hatten war nichts mehr geblieben. Tenebrae wandte sich von dem Fenster ab, aus dem er die beiden im Garten gesehen hatte. Er hatte zufällig ihre Stimmen von unten gehört und war an das Fenster getreten. Hatte gesehen wie die Prinzessin sich in dem Garten umgesehen hatte und deutlich ihre Niedergeschlagenheit bis hierauf gespürt. Offentsichtlich war sie an eine Welt gewöhnt, in der es blühte und alles im Licht erstrahlte und war es immernoch. Obwohl sie schon solange hier war und eigentlich wissen sollte, dass es hier nur die Dunkelheit gab. Irgendwie bewunderte er diese naive Art der Prinzessin. Sie machte sie kindlich und unschuldig. Für einen Mann, der seinen dunklen Gelüsten zu Willen ist, wäre sie eine leichte Beute. Er würde ihre Unschuld beschmutzen und sie demütigen. So einer war er aber nicht. Er würde sie nicht anrühren, mochte sie auch so verlockend sein. Er würde wiederstehen. Tenebrea wünschte erneut, dass die Prinzessin bei Abendmahl ihm Gesellschaft leistete und zuerst dachte Lumen daran, diese Bitte abzuschlagen. Doch Comitas erinnerte sie daran, dass er sie gerettet hatte und sie sich bei ihm bedanken sollte. Diesesmal klang er nicht so bittend und freundlich. Sondern ernst und auch eine feine Spur strenger. Als wäre sie dazu verpflichtet. Lumen beschloss, seiner Bitte oder eher seinem Befehl nachzukommen. Nicht weil er es so wollte, sondern weil sie ihn als Freund nicht verlieren wollte. Was auch immer er in dem Magier, seinen Herren, sah, es musste etwas besonderes inngies sein. Etwas was sie nicht verstand. Lumen wollte auch nicht lägner darüber nachdenken, sondern machte sich für das Abendmahl mit dem Magier frisch. Sie warf nocheinmal einen prüfenden Blick in den Spiegel, wobei sie sich natürlich warum sie sich so eine Mühe gab. Sie könnte genauso auch in einem verschlissenen alten Kleid zu ihm gehen. Es wäre ihm sicher gleich gewesen. Aber sie brauchte nur Comitas anzusehen, um zuwissen, dass dem nicht so war. Mit einem ergebenen Seufzer, durchbürstete sie ihre Haare. Was solls. Einmal sich zu recht machen würde sicher nicht schaden. Sie sah es als eine Art des Dankes. Auch wenn es ihr schwerfiel. Und so betrat sie den Speisesaal. Dieser lag, wie letztens in Dunkelheit, wobei das Feuer im Kamin die einzige Lichtquelle war und ging zu ihrem Stuhl. Tenebrae wartete schon auf sie. „Guten Abend!“, grüßte er sie. Lumen hielt inne, als sie sich setzen wollte und sah zu ihm hinüber. Das war das erste Mal, dass er das tat. „Gu-guten Abend!“, sagte sie und setzte sich. Das Essen wurde aufgetragen und obwohl Lumen hungrig war, konnte sie nichts von diesem anrühren. Der Zwischenfall im Garten, als er zu ihnen hinunter gesehen hatte und sie deutlich seinen bohrenden Blick spüren konnte, holte sie wieder ein und sie schaute auf ihre Hände, die sie im Schoss zusammen gefaltet hatte und versuchte nicht mehr daran zudenken. „Hat man sich gut um Euch gekümmert?“, fragte er beiläufig. Auch er hatte bisjetzt nichts von den Essen angerührt. Lumen nickte. „Ja, Comitas hat mir Euer Schloss gezeigt!“, flüsterte sie. Ein Schauer rann ihr dabei über den Rücken. „Ich weiss. Ich sah Euch mit ihm im Garten!“, kam es von ihm. Für sie eine Spur zu kühl, doch sie behielt dies für sich. Auch die Frage, warum er so verkommen war und die, die sie schon Comitas gestellt hatte. Was war mit deinem Herren, hörte sie sich selber in Erinnerung sagen. Sah ihn wieder nervös von einem Fuss auf den anderen tretend und hörte dann seine ängstliche Antwort. „Er… er war einst mal…!“ Dann dieser Blick, den er vom oberen Fenster sandte. Wieder bildete sich ein dicker Kloss in ihrem Hals, als sie an das Gefühl dachte und versuchte es sich nicht anmerken zulassen. „Gefällt er Euch denn der Garten?“ Seine Frage war wie ein Schwert, das sich in ihr Herz bohrte und ihre Hände verkrampften sich. Nein, er gefällt mir ganz und gar nicht. Er ist tot und düster. Genau wie Euer Herz! Diese Worte hätte sie zugerne ausgesprochen, doch sie wagte es nicht. Sondern brachte nur ein Zucken ihrer Schultern zustande. „Wie darf ich das verstehen. Ich dachte, Ihr liebt Blumen!“, sagte er und seiner Stimme troff nur so vor Hohn. Lumen merkte, wie ihr Herz sich kurz verkrampfte und die alte Wut stieg in ihr auf. Was für ein böses Spiel spielte er nur mit ihr? Erst beschützte er sie und nun machte er sich lustig über sie. „Doch, schon. Aber wenn ich sie, wie Ihr Euren Garten pflegt, kann ich diese Blumen nur bemitleiden!“, kam es aus ihr herausgesprudelt und seltsamerweisse bereute sie ihre aufmüpfigen Worte nicht. Im Gegenteil. Es tat ihr gut, diese ausgesprochen zuhaben. Hatte etwas Befreiendes. Als hätte sie damit eine große Last von sich genommen. Tenebrae sah sie nur an. Wiedermal sah sie nicht, was ihm durch den Kopf ging und es beunruhigte sie nun wieder ein wenig. Ihre Erleichertung war verflogen und so war sie wieder die verängstigte Prinzessin, die sich vor dem Tier, welches ihr, in Gestalt eines Mannes gegenübersaß, fürchtete. „Bemitleiden!“, sagte er schließlich und schon dieses Wort war so kalt, wie der Nordwind. „Es sind doch nur Pflanzen!“ Unter anderen Umständen hätte Lumen was darauf erwidert. Doch so wie er sie ansah, wagte sie es nicht, auch nur zu flüstern. „Selbst Pflanzen haben das Recht, dass man sie pflegt!“ Das hätte sie gerne ihm ins Gesicht gesagt, aber sie konnte es nur denken. Langsam fragte sie sich wirkich, ob das sich langsam zu einem Dauerzustand wurde. Dass sie immer, sobald sie es nur versuchte ihm Contrazugeben, zum schweigen verdammt wurde. Eine schreckliche Vorstellung. „Habt Ihr Euch denn von letzter Nacht gut erholt?“, fragte er schließlich und Lumen wusste erst nicht, was er meinte. Aber dann erinnerte sie sich an ihre Begegnung mit den Schatten und sie schauderte. Nickte etwas zaghaft. Dabei fiel ihr ein, dass sie sich bedanken sollte. Comitas hatte sie ja darum gebeten und sie fühlte sich auch dazu verpflichtet. Immerhin ein gutes Wort konnte sie ihm entgegenbringen. „Ja, danke. Danke dass Ihr mich beschützt habt!“, kam es leise, verlegen von ihr. Tenebrae sah sie bloss nur an und sein Blick wurde für einen kurzen Moment erstaunt. So als habe er nicht damit gerechnet, dass sie sich jemals bei ihm bedanken würde. Als Lumen kurz zu ihm sah, konnte sie dies deutlich sehen und fragte sich sogleich, was er erlebt haben musste, dass er so wenig Vertrauen in anderen Menschen hatte. Geschweige denn dass er so grausam sein konnte und die einen Menschen mit dem Leben anderer, die ihnen wichtig waren zu erpressen. Doch darüber wollte sie keinen einzigen Gedanken verschwenden. Was kümmerte es sie überbaupt, was er erlebt haben musste. Was er jetzt ist und tat, das war wichtig. „Nicht der Rede wert. Aber ich frage mich, was Ihr Euch dabei gedacht habt. Ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr in meiner Nähe bleiben müsst, damit Euch nichts passiert!“, sagte er und Lumen musste ernsthaft einen weiteren Widerspruch unterdrücken. Ihm sagen, dass sie es in seiner Nähe gestern nicht mehr ertragen konnte. Dass er sie sogar angewidert hatte. Nachdem er die Unverschämtheit besessen hatte und ihren Vater als den Schuldigen abgetan hatte. „Ja, aber ich…!“, kam es stockend aus ihr und Tenebrae hob die Hand. Brachte sie damit zum Schweigen. „Sprecht nicht weiter darüber. Was geschehen ist, ist geschehen. Aber merkt Euch das für die Zukunft!“, sagte er ernst und Lumen nickte wieder. Den Rest des Abends verlief oder igrendwelche Worte. Sondern im Schweigen. Der nächste Tag, verlief wie der vorherige. Lumen stand auf, wusch sich und frühstückte. Bewunderte das Kleid, welches auf ihrem Bett lag. Diesesmal mal es ein dunkelgrünes aus Samt. Die Ärmel waren lang, reichten fast bis zum Boden und waren weitgeschnitten. Der obere Teil war goldenbestickt. Verschlunge Muster bildeten die goldenen Linien und zierten auch den Saum des Kleides. Doch anders als gestern konnte sie sich nicht so richtig bewundern. Der Garten, der tot und trostlos war, ging ihr nicht aus dem Kopf. Ebenso wenig wie der Blick den der Magier ihr zuwarf, als er sie und Comitas daunten sah und die Kälte, die darin lag. Eigentlich sollte sie das nicht so sehr fesseln, aber immer wenn sie an die verwelgten Blumen dachte, dachte sie auch daran. Es ließ sie nicht los. Hatte sich fest in ihrer Erinnerung verkrallt, wie ein Raubtier, das seine Beute nicht loslassen wollte. Ein Raubtier. Genau wie der Magier. Lumen wurde kurz kalt. Es gab sovieles, was sie an ihn erinnerte oder mit dem sie ihn vergleichen konnte. Es schien als würde der Magier das sein, was diesen Ort erst ausmachte. Als würde dieser Ort seine Seele wiederspiegeln. Und Lumen erinnerte sich, was Comitas ihr über den Garten und den Herren gesagt hatte. „Der Herr ist die Dunkelheit und sein Reich ist das, was er ist. Dunkel und bedrohlich!“ Für die, die hier lebten, mochte es auch ein Zuhause sein. Für Lumen war dies aber ein Ort der Dunkeleit und des Todes. Und es erschreckte sie selber, dass sie dennoch nun im Garten saß, auf einer Steinbank und auf die abgestorbenen Pflanzen blickte. Als sie Comitas bat, sie zu diesem hinunterzubringen hatte er sie angesehen, als habe sie etwas Ungeheuerliches von ihm gefordert. „Warum Ihr dorthingehen wollt?“, hatte er sie gefragt. Lumen hatte darauf keine Antwort gefunden. Sie wusste es ja selber nicht. Es war wie ein Drang, sich diese armen Pflanzen anzuschauen. Wobei sie diesen Ort möglichst meiden sollte, da er in ihren Augen das war, was sie nicht sehen wollte. Tod und ohne Hoffnung. Wie sovieles hier. Trotz allem aber was der Magier sagte, dass das nur Pflanzen seien und diese sie traurig machten, konnte sie sie nicht aus ihren Gedanken verbannen. Sah in ihnen dennoch Lebewesen. Es war verrückt, dass sie so dachte. Aber vielleicht war es auch wirklich nur Mitleid, dass sie dazu bewegte in den Garten zugehen. Immerhin besser als in ihrem Gemach zubleiben und sich zulangweilen. So saß sie also da. Blickte ununterbrochen zu den Rosensträuschern. Dann aber stand sie auf, ging zum einen von ihnen und berührte eine der welken Rosen. Obwohl sie tot war, fühlte sie sich seltsamerweise weich und samtig an. Wie als würde sie leben. Hoffnung, dass doch nicht alles hier tot war, stieg in ihr hoch. Doch als Lumen sich vorbeugte und an ihr roch, zerfiel sie zu Staub und rieselte auf den Boden. Lumen machte einen Schritt zurück und sah, wie die Staubflocken im dunklen Gras verschwanden. Es hatte nur Sekunden gedauert, und die Rose war zerfallen. Ihr Herz verkrampfte sich, als sie sich vorstellte, dass das mit jeder von diesen Rosen passieren könnte, wenn sie sie berührte. Ihre knappe Unterhaltung mit dem Magier und die Art, mit der er über die toten Pflanzen in seinem Garten gesprochen hatte, kamen ihr wieder in den Sinn. Sie fragte sich, wie ein Mensch nur so kalt und herzlos sein konnte. Mochten es Pflanzen, Tiere oder gar Menschen sein. Alles war atmet und auf diesem Planeten lebt, verdiente es respektiert zuwerden. Zumindest war das ihre Meinung. Der Magier schien aber wohl diesem gleichgültig gegenüber zutreten. Da fragte sie sich wieder, was man ihm angetan haben musste, dass er so war und dachte. Doch was kümmerte es sie eigentlich. Sein Leben ging sie nichts an. Sie sollte sich lieber Gedanken um sich machen. Würde sie genauso enden, wie all diese Blumen hier? Würde sie auch irgendwann mehr tot als lebendig sein und vor sich hinverwelken, bis sie zu Staub zuverfiel? Schon allein bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. Und auch als sie daran dachte, wieder an diesem Abend mit ihm zuspeisen. Vorallem an die Dunkelheit. Eigentlich hätte sie sich schon längst daran gewöhnt sein müssen, aber sie konnte es nicht. Sie wollte nicht wahrhaben, dass sie in dieser leben musste. Für sie war diese Dunkelheit ein Ungeheuer, dass sie jedesmal verschluckte und wieder ausspie, nur um sie erneut zu verschlingen, auf dass sie sich immer mehr fürchtete. Und der Magier würde einfach zusehen und sich vielleicht auch an ihrem Leid erfreuen. Aber vielleicht konnte sie diesesmal etwas dagegen tun. Vielleicht könnte sie eine Kerze anzünden, auf dass immerhin etwas Licht ihr Schutz geben würde. Comitas würde ihr sicherlich eine geben. Er war schließlich ihr einziger Freund, in diesem Schloss voller Schrecken. Er würde sie sicher nicht im Stich lassen. Den Magier konnte sie nicht fragen. Er verabscheute das Licht. Das hatte er mehr als deutlich gemacht. Wie kann man nur so sein, fragte sie sich und als wie wenn etwas ihre Frage beantworten wollte, fegte ein schneidendkalter Wind über sie hinweg und zerrte an ihr und an den Rosenbüschen. Diese knarzten klagend auf und ihr Klagen ließ Lumens Herz verkrampfen. Um diese nicht mehr zuhören, weil es so unterträglich war, floh sie ins Innere und schlug mit einem lauten und entschiedenen Knall die Tür hinter sich zu. Dann sank sie in die Knie und begann, nach solanger Zeit, zuweinen. Einmal mehr wünschte sie sich, bei ihrem Vater und ihren Schwestern zusein. In dem Schloss, in dem das Licht herrschte. Tenebrae hatte, wie gestern zuvor, die Prinzessin im Garten beobachtet und hatte deutlich ihre Trauer und Niedergschlagenheit, über die Blumen, die für ihn nichts weiter waren als bedeutungslose Gewächse, bis zu sich herauf gespürt. Offensichtlich bedeuten diese Pflanzen ihr etwas, überlegte er. Wieso sonst sollte sie solch einen traurigen Blick haben. Da regte sich etwas. Tief in ihm. Schwach und pulsierend. Ein feiner, kaum wahrnehmbarer Schmerz, der in seinem Herzen aufflackerte, wie eine kleine Flamme. Ließ ihn zittern. Tenebrae holte tief Luft, um das Zittern zubesiegen und schloss die Augen. Doch soschnell ließ sich die kleine Flamme in seinem Inneren nicht erlöschen. Kurz schien es ihm, als würde er denselben Kummer spüren. Doch das war nicht möglich. Zulange lebte er schon in der Finsterniss. Hatte alles Leben, welches ihm zuwider war, von sich gestossen. Und so würde er das auch jetzt tun. Niemals mehr würde er sich rühren lassen. Nicht mal durch die Tränen der Prinzessin. Entschlossen öffnete er die Augen und ballte seine Hand, die ebenoch zitterte, zur Faust. Kämpfte den stillen Schmerz nieder, bis nichts mehr davon übrig war und wandte sich dann vom Fenster ab. Mit einem triumphierenden Lächeln. Ja, er wüde niemals soetwas wie Schmerz oder auch Freude zulassen. Den beides brachten einen dazu, Dinge zutun, die man niemals tun würde. Comitas staunte, als sie ihn um eine Kerze bat. „Wofür Ihr die braucht?“, fragte er, gab ihr aber eine. Lumen nahm diese und hielt sie fest an sich gedrückt. Als wäre sie ein unbezahlbarer Schatz, den es zu beschützen galt. „Ich…ich möchte sie heute abend anzünden. Damit ich ein kleines bisschen Licht habe!“, erklärte sie und sah, wie Comitas Augen noch größer wurden, als sie es ohnehin schon waren. „Ihr was machen wollt?“, fragte er, ein paar Oktaven zuhoch für ihren Geschmack und schlug entsetzt die Hände vor den Mund. „Die Kerze anzünden!“ „Nein, Ihr das nicht machen dürft!“, flehte er inständig. „Warum nicht?“ „Weil er das nicht erlauben wird!“, wimmerte Comitas. Sie konnte deutlich die Angst in seinen Augen sehen. Ihr war klar, dass sie gegen die Regeln des Magiers verstiess. Und das das sicher nicht ohne Folgen bleiben würde. Aber sie wollte nicht nochmal in dieser Dunkelheit sitzen und seinen kalten Blick auf sich spüren. Dafür war sie sogar bereit, ihre Freiheit zuriskieren. Trotz dass sie sich fürchete. Dies wollte sie aber nicht zeigen. Weder vor ihrem treuen Freund noch vor dem Magier. „Bitte, Comi. Ich halte es nicht mehr aus. Diese Dunkelheit! Sie erdrückt mich und ich kann sie nicht mehr länger ertragen. Bitte, lass mir diese Kerze. Ich verspreche dir, ich werde dich nicht verraten. Ich werde einfach behaupten, dass ich sie mir einfach genommen habe!“, bat sie ihn inständig und sah ihn flehend an, so wie er sie ansah. Beide fochteten so einen Kampf aus. Allein mit ihren Blicken. Es ging eine ganze Weile so, ehe Comitas sich dann geschlagen gab. Schwer seufzte er und ließ den Kopf hängen. „Also gut. Aber vorsichtig Ihr bitte seid!“, sagte er, mehr flehend als zuvor schon und knetete seine kleinen Händchen. Lumen dankbar darüber, das er sie gewährte, nickte und küsste ihn auf die kahle Stirn. „Ich verspreche es!“, sagte sie noch, dann war sie aus der Küche verschwunden. Lumen trat in den Speisesaal und ging zum Tisch, um die Kerze in den dafürvorhergesehen Kerzenstände zustecken und sie dann anzuzünden. Als die kleine Flamme auf dem Docht tanzte, atmete sie erleichtert auf und setzte sich an ihren Platz. Noch war der Magier nichtda und so konnte sie beruhigt den Schein der kleinen Flamme genießen. Nach solanger Zeit, tat es ihr gut, richtiges Licht zusehen und ihr kam es vor, als wäre diese kleine Flamme die Sonne. Bei diesem Vergleich musste sie lächeln. Sie fühlte sich wieder lebendig. Zwar war sie immernoch in diesem dunklen Raum, aber das verlor jegliche Bedeutung, als sie in die Flamme schaute und sich in dessen Anblick verlor. Sie glaubte sogar in dieser das Reich ihres Vaters zusehen. Das Königreich, mit seinem Dorf am Fuss des Hangs und über dem das Schloss thronte. Erhaben und stolz. Erhellt im Licht. Lumens Heimweh wurde geweckt und sie wünschte sich, sie könne durch das Licht dieser kleinen Flamme und nachhause zurückehren. Das wäre wunderbar, wenn es doch auch nur so einfach wäre. Dabei wurde ihr Gesicht niedergeschlagen und sie seufzte. Da flackerte die Flamme und drohte zu erlöschen. Lumen schreckte hoch und schaute sich um. Suchte nach einem offenen Fenster, durch das der Wind kommen könnte. Doch sie sah nichts dergleichen. Erneut begann die Flamme unruhig zutanzen und gleich darauf hörte Lumen die drohende Stimme des Magiers. „Ich habe doch gesagt, dass ich kein Licht hier erlaube!“ Die Flamme zitterte, drohte vollends zu erlöschen. Lumen sprang auf und hielt schützend ihre Hände um diese. Sie konnte den Magier kaum erkennen, dennoch fühlte sie, dass er vor ihr stand und sie finster ansah. Obwohl sie sich fürchtete, versuchte dennoch ihre Stmme ruhig klingen zulassen. Suchte nach den richtigen Worten, um den Magier nicht noch mehr zuverärgern. „Bitte, lasst mir dieses eine Licht. Ich ertrage es nicht mehr, in dieser Dunkelheit zusein!“, flehte sie und bereute sogleich ihre letzten Worte. Deutlich spürte sie, wie der Zorn des Magiesr auf sie noch größer wurde. „Ihr ertragt es nicht mehr?“, fragte er und seine Stimme war nicht mehr als ein Knurren. Lumen versteifte sich und senkte den Kopf. „J-ja!“, stammelte sie, hielt immer noch die Hände um die Kerze, um sie vor dem Magier und seinem Groll zu bewahren. In diesem Moment wusste sie, dass sie sich nicht gerade wie eine Prinzessin benahm. Es war ihr auch gleich. Sie fühlte sich so hilflos und einsam, wie ein kleines Kind in dieser Dunkelheit und diesem Mann ausgeliefert, der sicherlich gleich seinen Zorn auf sie loslassen würde. Da war es nur zu verständlich, dass sie sich so verhielt. „Bitte. Nur diese eine Kerze!“, flehte sie. Ihr timme war nun nicht mehr so fest, wie am Anfang, sondern zitterte. Ebenso ihre Hände und die kleine Flamme began wieder zu tanzen. Lumen fühlte ihre Wärme an ihrer Haut. Etwas Tröstendes in dieser Finsterniss und bei diesem unheimlichen Mann, der da stand und sie ansah. Lange sagte der Magier nichts. Und Lumen fürchtete schon, er wäre fort. Hätte sie allein gelassen. Dann aber hörte sie wieder seine Stimme. „Also gut. Aber nur diese Kerze. Keine mehr!“, sagte er und Lumen atmete erleichtert auf. „Danke. Ich danke Euch!“ Nach dem Essen ließ Tenebrae sie von Comitas auf ihr Zimmer bringen. Blieb selber noch etwas im Speisezimmer und schaute vor sich hin. Schaute zum Platz wo die Prinzessin ebenoch gesessen hatte und zu der Kerze, die zu einem drittel hinuntergebrannt war. Er hatte ihre Angst, wieder in diesem dunklen Raum zusein, mit ihm, deutlich in den Augen gesehen, als er die Kerze löschen wollte und auch wie sie darum flehte, mehr als dass sie es mit Worten je tun konnte. Irgendwie versetzte es ihm einen Stich und der Schmerz, den er schon vorher, als er sie aus seinem Fenster beobachtet hatte, hatte ihn wieder ereilt. Diesesmal etwas stärker, als vorher. Sodass er selber schon glaubte, etwas wie Angst zuspüren. Um dies jedoch wieder zum schweigen zu bringen, willigte er ein. Wobei es ihm graute, das Licht vor sich sehen zu müssen. So hatte er also ihre Bitte erfüllt und ihr erlaubt, die Kerze brennen zulassen. Es hatte ihn alle Kraft und Selbstbeherrschung gekostet, dieses Licht zuertragen. Es brannte entsetzlich in seinen Augen, als würde man glühende Dolche in sie bohren. Sein ganzer Körper versteifte sich und er hatte die Hände um die Lehnen gekrallt, bis sich seine Nägel in das Holz gruben. Er konnte kaum was essen, weil das Licht zusehr an seinen Kräften zog. Nun war sie wieder erloschen und das dunkle Feuer im Kamin war die einzige Quelle, die den Raum erhellte. Er fühlte sich einigermassen wohler. Und könnte auch etwas essen. Aber er begnügte sich mit dem Wein. Die Würze und seine Wärme würden seinen ausgezerrten Körper würde Kraft geben. Mit immernoch zitterner Hand goss er sich den Wein ein und nahm sofort einen Schluck von ihm. Er beruhigte ihn und tief atmete der Magier ein und aus. Seitjeher hatte er das Licht gemieden und sich in der Dunkelheit wohlgefühlt. Sie war sein Trost und ließ ihn alles vergessen, was er vergessen wollte und nur das in seinem Kopf, was wollte. Sie gab ihm Ruhe. Doch jetzt wo er der Prinzesinn erlaubt hatte die Kerze anzuzünden, war seine Ruhe dahin. Das Licht hatte zugesetzt. Musste sich schwer eingestehen, dass er sich schwach fühlte. Er konnte nur hoffen, dass die Prinzessin nur dieses eine Mal darum gebeten hatte, die Kerze brennen zulassen. Ein weiteres Mal würde er sicher nicht mehr aushalten. Nie hätte er gedacht, dass eine einzelne Kerze ihm so zusetzen konnte. Ihm graute davor, dass die Prinzesinn noch einmal darum bitten würde, diese anzu zünden. Und doch… Irgendwie schien die Erleichterung über das kleine Licht, die einst die Angst der Prinzessin, vor der Dunkelheit gewesen, war, sein Herz zuberühren. Es selber erleichtert schlagen zulassen. Seltsam, dachte er, während er darüber nachdachte. Er hatte sich von dem Gemüt eines jungen Mädchens anstecken lassen. Das war ihm noch nie passiert. Ein leises Lachen holte ihn aus seinen Gedanken und er schaute auf. Oben an der Decke, kopfüber hing sie und schaute mit einem amüsierten Lächeln auf ihn hinunter. „Dürfte ich wissen, was so amüsant ist!“, fragte er finster und warf seiner Dienerin einen bedrohlichen Blick zu. Fallacia nahm sich für seinen Geschmack vielzuviel heraus. Sie sollte wissen wo ihre Grenzen waren. „Verzeiht mein Herr. Aber es erstaunt mich, dass Ihr der Bitte dieses unbedeutenden Kindes nachgekommen seid. Wisst Ihr nicht, dass das Licht Euch schadet?“, fragte sie und ihre Stimme war nun besorgt. Stiess sich von der Zimmerdecke ab und landete geschmeidig wie eine Katze auf ihren Füssen. Kam zu ihm, um sich dann neben ihm auf dem Boden zusetzen. Tenebrae sagte nichts darauf. Er wusste es selber. Nur zugut und dass sie ihn daran erinnerte, war überflüssig. Fast schon beleidigend. Und da war noch etwas, was ihn erzürnte. Die Art wie sie über die Prinzessin sprach. So voller Verachtung und als wäre sie die Herrin hier. Tenebrae hatte ihren bisher keine große Beachtung geschenkt. Aber nun tat er es und es sorgte in ihm für mehr Entrüstung und auch Zorn auf seine Dienerin, die sich gegen ihren Stand benahm. „Und ob ich das weiss. Du brauchst es mir nicht zusagen!“, knurrte er. Fallacia, die deutlich gehört hatte, dass es ihn wütend machte, nickte ergeben und hob die Hand, um sie auf die seine zulegen. Um ihm zu zeigen, dass sie es nur gut meinte und er ihr nicht zu grollen braucht. Ihn zuverstimmen und vermutlich noch sein Vertrauen zuverlieren, war das letzte, was sie wollte. „Verzeiht mir. Ich mache mir nur solche Sorgen um Euch!“ Als ihre Hand seine berührte, riss er sie sofort weg und schaute sie scharf an. Was erlaubt sie sich. Wie kann sie es wagen, mich zu berühren, ging es ihm durch den Kopf. Laut sagte er allerdings:„ Das ist nicht nötig. Ich weiss selber, was gut für mich ist!“ Fallacia sichtlich von seiner Abweisung getroffen, senkte den Kopf. „Vergebt mir!“, flüsterte sie und war nun wieder die demütige Dienerin, die er wollte. Er nickte. „Dir sei vergeben. Nun aber geh und lass mich allein!“, sagte er und Fallacia stand, ohne ein Wort, auf und wandte sich zum Gehen. Doch bevor sie den Speisesaal verließ, hielt Tenebrae zurück. „Noch etwas, Fallacia. Solltest du noch einmal die Dreistigkeit besitzen, über mich zulachen, werde ich dir wahrhaftig die Zunge rausreissen!“, drohte er ihr und in seinen Worten lag mehr als nur Drohung. Sondern auch ein Versprechen. Fallacia schluckte und ging dann. Als sie draußen war, fühlte sie, wie die Angst vor dem Versprechen ihres Herrn sie ergriff und sie für einen kurzen Moment lähmte. Noch nie hatte der Herr ihr solch eine Angst gemacht. Nicht bevor die Prinzessin das Schloss betreten hatte. Die Prinzessin. Mit einemmal war ihre Angst nicht mehr ganz so groß. Dafür aber ein anderes Gefühl. Heiss, glühend, wie erhitzter Stahl, der sich tief in ihr Herz bohrte und es verbrannte. Fallacia kannte es. Es war Wut. Wut auf die Prinzessin, in der sie die Ursache für das sah, was nun mit dem Herrn passierte. Dass er nun weich wurde und sie bedrohte. Nur weil sie die Wahrheit sprach. Dafür würde dieses dumme Ding büßen. Vor Wut schäumend und mit wilder Entschlossenheit, es ihr heimzuzahlen, lief sie durch die dunklen Korridore. Sie musste dabei allerdings geschickt vorgehen, damit Tenebrae nichts merkte. Aber ihr würde sicher was einfallen und der Gedanken, die Prinzessin leiden zulassen, sorgte jetzt schon für Vorfreude in ihr. Lumen lag im Bett, konnte aber nicht schlafen. Das Verhalten des Magiers, als sie die Kerze anzünden dürfte, ließ sie nicht los. Es hatte den Anschein, als würde dieses Licht ihm Schmerzen bereiten. Irgendwie bereute sie es, dass sie ihn darum gebeten hatte, die Kerze anzulassen. Ach, was. Du bist schließlich sein Gast, also darfst du auch um was bitten oder fordern, schallte eine Stimme in ihrem Kopf. Verdrängte das schlechte Gewissen. Aber es blieb immernoch ein leises Flüstern und verfolgte sie bis in den tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)