Stalker von Percival_Graves (Kaito x Shinichi) ================================================================================ Prolog: Zurückgekehrt --------------------- So. Meine erste DC-Fanfic findet nun endlich den Weg nach Animexx. :D Vorab ein paar Infos. Laut meines Konzeptes hat die Geschichte insgesamt 14 Kapitel (wenn ich nichts mehr im Nachhinein umkremple). Ab morgen werde ich jeden Samstag ein neues Kapitel hochladen. Ich hoffe, alle Fans von Kaito x Shinichi kommen auf ihre Kosten (ich tue das jetzt schon beim Schreiben >:3). Ich wünsche euch allen viel Spaß und freu mich wie immer über Kommis. :D Prolog - Zurückgekehrt ... 22.46 Uhr. Der Raum lag in Dunkelheit. Lediglich der Mond beleuchtete das Zimmer durch das große gardinenlose Fenster. Weißes Licht floss über die Gesichter an den Wänden. Kein Laut war zu hören. Die erstarrten Gesichter blickten ohne wirklich zu sehen in die Ferne. Es waren viele. Hunderte. Die Wände waren voll von ihnen. Überall hingen sie. Bilder. Bilder einer einzigen Person. Vor etwas mehr als einem Jahr verschwunden. Spurlos. In den vergangenen Wochen und Monaten hörte man nichts mehr von ihm. Es war, als hätte der Boden sich aufgetan und ihn einfach verschluckt. Nein, nicht verschluckt. Genommen. Es war, als hätte ihn jemand gestohlen. Ja, gestohlen. Das war genau das Wort, nachdem er gesucht hatte. Doch nun, nach genau 387 Tagen war er zurückgekehrt. Endlich. Finger strichen über ein Bild. Sanft, vorsichtig. Atem, stockend, frohlockend. Zärtlich fuhren die Finger die Konturen des Gesichtes auf dem Bild nach. Die Wangenknochen, das braune Haar, die leuchtenden meerblauen Augen, das spitzbübische Grinsen auf seinem schönen Gesicht. Ja… Endlich war er zurückgekehrt. Eine Stimme durchbrach die Stille, als die Finger die Konturen der Lippen des Abgebildeten nachfuhren. Leise, nur ein Hauch. Sogar für den Sprechenden kaum zu verstehen. Und doch lauter als alles andere in diesem Zimmer. Zwei Worte nur sagte diese Stimme. Nur zwei. „Shinichi Kudo…“ Tbc… Kapitel 1: Neues altes Leben ---------------------------- Kapitel 1: Neues altes Leben „Shinichi!“ Blaue Augen blickten in die Richtung, aus der der enthusiastische Ruf kam. Sie erblickten ein junges Mädchen, mit langem, braunem Haar und einer blauen Schuluniform der Teitan-Oberschule. Fröhlich winkte es den blauen Augen zu, in denen es fröhlich blitzte. „Guten Morgen, Ran.“ Ran Mori, seines Zeichens seine beste Freundin gesellte sich zu ihm. Zusammen machten sie sich auf den Weg zur Schule. „Und, Shinichi? Hast du gut geschlafen?“ Ein breites, fröhliches Lächeln erschien auf Shinichis Gesicht. „Ja, sehr gut sogar. Na ja, nachdem dein Vater endlich Ruhe gegeben hat“, lachte der junge Schülerdetektiv. Ran zog daraufhin die Augenbrauen hoch. „Du hast ihn gehört? Oh mann…“, seufzte die junge Schülerin. „Dabei sage ich ihm schon ständig, er solle sich doch wenigstens innerhalb der Woche ein wenig zurücknehmen.“ „Ach, lass ihn doch.“ Ran und Shinichi überquerten eine Kreuzung und während seine beste Freundin über ihr Wochenende erzählte, schweiften Shinichis Gedanken ab zu dem anderen Leben, das er bis vor einigen Wochen noch geführt hatte. Sein Leben als Conan Edogawa. Er erinnerte sich mit einem Schmunzeln an den Moment, in dem Ai alias Shiho ihm mitteilte, endlich die Lösung für ihr Gift-Problem gefunden zu haben. Erst war er der festen Überzeugung, die junge Wissenschaftlerin hätte ihren verborgenen Humor entdeckt und versuchte nun, ihn zu veralbern. Sie fand das allerdings gar nicht so witzig und wollte ihm prompt das Gegengift vorenthalten. Schließlich konnte er sie überzeugen und sowohl er als auch sie nahmen das Präparat zu sich. Und knapp eine Stunde später war er endlich wieder er selbst. Es gab keine Worte für das, was er in diesem Moment fühlte. Endlich hatte er sein Leben zurückbekommen. Shiho flog nur wenige Tage später nach Amerika. Sie sagte, sie wolle dort Abstand gewinnen und eventuell ihre Forschungen im Sinne des FBI fortsetzen. Conan war noch am selben Tag von seinen Eltern abgeholt worden. Nun nutzte Shinichi seinen Stimmentransposer regelmäßig, um Ran als Conan anzurufen. „Shinichi… Hey, Shinichi!“ Ran riss ihn mit einem Knuff in den Oberarm aus seinen Gedanken und als er aufblickte, erkannte er, dass sie an ihrem Ziel waren. Vor ihnen erstreckte sich das große Schulgebäude der Teitan-Oberschule, die sowohl Ran, als auch Shinichi und Sonoko, Rans beste Freundin, die ebenfalls zu ihnen gestoßen war, noch besuchten. Ran und Sonoko betraten das Schulgelände. Shinichi folgte ihnen auf dem Fuße, als er plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Er drehte sich um, entdeckte aber nichts Ungewöhnliches. Außer einigen Passanten auf der anderen Straßenseite und seinen Mitschülern, die dem Schultor entgegen strömten, war niemand zu sehen. „Shinichi! Nun komm schon!“ Mit einem Schulterzucken folgte der Jungdetektiv nun seiner Freundin und sie betraten gemeinsam das Schulgebäude. Shinichi freute sich darauf, endlich wieder ein Oberschüler zu sein und kaum hatte er sich im Klassenzimmer auf seinen Stuhl gesetzt, wurde er auch schon von seinen Klassenkameraden belagert. Sie alle wollten wissen, wo er denn so lange gewesen sei und ob er jetzt länger bliebe und…und…und. Dem Unterricht folgte er mit neu entdecktem Enthusiasmus, musste er doch mehr als ein Jahr lang die Grundschule besuchen. Nach dem Unterricht kümmerte er sich noch um eine Wiederaufnahme in den Fußballclub, damit er spätestens nächste Woche wieder mit trainieren konnte. Nach dem Gespräch mit dem Trainer verließ er fröhlich das Gesicht der Sonne entgegen streckend den Fußballplatz, als er erneut Blicke im Rücken zu spüren glaubte. Erneut blickte er sich um, entdeckte aber niemanden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen überblickte er den Schulhof, schaute, ob jemand aus dem Fenster des Schulgebäudes schaute, betrachtete sich kurz die Sporthalle, doch trotz aller Bemühungen fand er keinen Hinweis auf einen Beobachter. Wahrscheinlich war er einfach noch zu sehr in Alarmbereitschaft. Es war immerhin erst wenige Monate her, seit er maßgeblich an der Zerschlagung der Schwarzen Organisation beteiligt gewesen war. Sowas konnte man wohl als paranoid bezeichnen. Und wenn nicht als das, dann wenigstens als hypersensibel. Ohne sich weiter Gedanken zu machen, machte sich Shinichi auf den Weg nach Haus. Er musste noch ein paar Telefonate führen. Seine Eltern beispielsweise erwarteten einen Anruf und auch Heiji, der bisher noch nichts von seiner Rückverwandlung wusste, hatte wohl ein Recht darauf, es zu erfahren. Leise pfeifend legte er seinen Heimweg zurück. Zwischendurch erledigte er noch ein paar Einkäufe, damit er nicht schon wieder den Pizzaservice in Anspruch nehmen musste. Nachdem er sowohl seine Eltern aus auch seinen besten Freund in Osaka angerufen hatte, machte er es sich dann zu Hause mit einer Kanne Kirschtee und einem guten Buch gemütlich. Einige Stunden später, die Sonne war bereits untergegangen, legte sich ein Schleier der Müdigkeit über Shinichi wie eine warme Decke. Ihm fielen die Augen zu und er schlief ein. Die Gestalt, die ihn die ganze Zeit über durch das Wohnzimmerfenster beobachtet hatte, blieb unentdeckt. Die nächste Zeit verlief für Shinichi normal, sein altes Leben hatte ihn wieder. Nun, da die Gefahr durch die Organisation gebannt war, stürzte er sich auch wieder voller Elan in seine Detektivarbeit, auch wenn in den wenigen Wochen, die er nun offiziell wieder zurück war, noch nichts geschehen war, was seiner Aufmerksamkeit bedurft hätte. So lebte er das Leben eines normalen Oberschülers. Lediglich das Gefühl, beobachtet zu werden, das ihn immer wieder überkam, trübte das Bild des perfekten neuen, alten Lebens etwas. Doch noch maß Shinichi diesem Gefühl nicht allzu viel Bedeutung zu. Noch. Tbc. Wir sehn uns im nächsten Kapitel. ;3 Kapitel 2: Unruhe ----------------- Da ich grad schnell bin, kommt das aktuelle Kapitel jetzt schon. Samstag folgt dann das 3. :3 Viel Spaß an alle: :D Kapitel 2: Unruhe Die Sonne schien kraftvoll in Shinichis Schlafzimmer und kitzelte ihn an der Nase. Mit einem leisen Grummeln drehte er sich nochmal um und zog seine Bettdecke bis über die Nase. Garantiert war es noch viel zu früh, um aufzustehen. Außerdem war Samstag. Da konnte er sich durchaus mal erlauben, ein bisschen auszuschlafen. Doch nachdem sein Nachbar die Musikanlage aufdrehte, war auch nur der kleinste Gedanke an Schlaf undenkbar geworden. Also quälte sich der müde Schülerdetektiv aus dem Bett, schnappte sich eine blaue Jeans, ein schwarzes T-Shirt und ein weißes Hemd zum Drüberziehen, sowie alles, was er sonst noch so brauchte und tappste ins Bad. Eine heiße Dusche weckte dann auch endlich ein paar seiner Lebensgeister und eine schöne Tasse heißer Kaffee auch die restlichen. Nach dem Frühstück bestätigte er die Verabredung mit Ran für den Nachmittag und kümmerte sich um den ziemlich vernachlässigten Haushalt. Nach einem kleinen Snack zwischendurch kontrollierte er nochmal seine äußere Erscheinung im Spiegel im Flur und machte sich letztendlich auf den Weg zum Treffpunkt mit Ran. Sie wollten ein bisschen shoppen gehen. Na ja, Ran wollte shoppen gehen. Wahrscheinlich hatte sie die Absicht, Shinichi dann die Einkäufe tragen zu lassen. Aber was tat man nicht alles für die beste Freundin? Auf dem Weg durch die Stadt befiel ihn wie schon so oft in der letzten Zeit erneut das Gefühl, er würde verfolgt. Doch er verbot sich, sich umzusehen. Immerhin war es vollkommen absurd, dass ihn jemand beobachtete. Wer sollte das auch tun? Und doch konnte er sich nicht mehr wirklich entspannen. Seine Schultern waren angespannt, als er, mit den Händen in den Hosentaschen, eine Kreuzung überquerte. Sein Instinkt sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Und doch versuchte er sich einzureden, dass alles in Ordnung war. Er wollte ganz einfach nicht, dass sein Leben schon wieder eine negative Wendung nahm. Also redete er sich ein, solange er nichts merkte, war auch nichts passiert. Am Treffpunkt angekommen, setzte er sich auf einen Trennstein und betrachtete sich die Passanten, die an ihm vorbeigingen. Ein junges Mädchen erkannte ihn und fragte ihn schüchtern nach einem Foto, und charmant, wie er nunmal war, stimmte er bereitwillig zu. Als sie sich mit leicht geröteten Wangen zum Dank verbeugte und dann weiterging, klingelte sein Handy. „Moshimoshi? Shinichi desu.“ Aufgeschreckt durch eine ihm vage bekannt vorkommende Stimme, blickte Kaito Kuroba hinter sich, nur, um dort jemanden stehen zu sehen, den er in dieser Gestalt noch nicht kannte. Zumindest nicht im realen Sinne. Natürlich kannte er ihn von Bildern aus Zeitungen oder von Artikeln in Magazinen, doch von Angesicht zu Angesicht hatte er ihn noch nicht gesehen. Shinichi Kudo. Conan, ja. Aber Shinichi? Ein kaum hörbares „Shinichi…“ verließ seine Lippen, als seine eisblauen Augen den Jungdetektiv fixierten. Ohne es zu merken, schlich sich ein schmales Lächeln auf die jugendlichen Züge Kaitos. So oft hatten sie sich schon gegenüber gestanden. Bei fast jedem seiner Streifzüge war er letztendlich auf den kleinen Detektiv mit dem durchdringenden Blick und dem selbstbewussten Auftreten getroffen, und so wie es aussah, hatte er nun endlich eine Möglichkeit gefunden, wieder er selbst zu sein. Sein Lächeln wurde breiter, als er sich daran erinnerte, wie viel Spaß er durch die Beteiligung Conans stets bei seinen Raubzügen gehabt hatte. Und nun, da Shinichi zurück war, würde es noch mehr Spaß machen. Der Detektiv beendete in diesem Moment sein Telefonat und blickte sich gleich darauf mit leicht besorgtem Blick um. Was war los mit ihm? Machte er sich Sorgen wegen irgendwas? Kaitos Augenbrauen zogen sich zusammen, als er plötzlich am Arm weggezogen wurde. Während er noch den Blickkontakt zu Shinichi verlor, hörte er die Stimme Aokos, die ihn aus seiner Grübelei zu holen versuchte. „Neh, Kaito. Jetzt hör auf zu träumen und komm! Wir verpassen noch den Anfang!“ Kaito lief neben seiner Freundin her, die, nun, da er wieder in die Gegenwart zurückgekehrt war, aufgehört hatte, ihn hinter sich her zu schleifen. „Gomen, Aoko-chan“, meinte Kaito mit einem entwaffnenden Lächeln, von dem er wusste, dass es Aokos Wut sofort verrauchen lassen würde. Und natürlich behielt er recht. Mit leicht roten Wangen hakte sich das junge Mädchen bei ihm unter und gemeinsam liefen sie in Richtung Kino. Sie hatte ihn überredet, einen Film mit ihm anzusehen und er hatte sich auch darauf gefreut, doch nun, nachdem er Shinichi gesehen hatte, waren seine Gedanken bei diesem zurückgeblieben. Was machte dem Detektiv Sorgen? Wenn er jetzt genauer überlegte, so war Shinichi recht angespannt gewesen. Seine Schultern hatten sogar leicht gezittert vor Anspannung. Und war das nicht ein Funken Angst gewesen, den er in den meerblauen Augen gesehen hatte? Er merkte nicht, wie er zusammen mit Aoko das Kino betrat, wie sie ihre Plätze einnahmen und der Film begann. Seine Gedanken waren bei Shinichi und dessen Verhalten. Wenn der Detektiv sich sorgte, dann musste das auch einen Grund haben. Erst gegen Mitte des Films verdrängte Kaito schließlich die Gedanken an den anderen und versuchte, sich zu konzentrieren. Natürlich hatte er jetzt keine Ahnung, was in dem Film bisher eigentlich passiert war, aber das kümmerte ihn recht wenig. Immerhin war er sowieso kein Freund von Komödien. Ran verspätete sich. Shinichi wartete noch immer auf sie. Nach ihrem Anruf wusste er zwar, dass sie ein paar Minuten später kommen würde, doch aus diesen paar Minuten war inzwischen eine halbe Stunde geworden. „Shinichi! Hier bin ich!“ Gerufener drehte sich zu der Stimme um und erwiderte das Winken Rans, die mit fröhlichem Lächeln auf ihn zukam. „Entschuldige, es ist doch ein wenig später geworden. Du weißt ja, wie Paps ist.“ Shinichi winkte nur ab. Sie machten sich auf den Weg ins Einkaufszentrum, das noch ein paar Minuten entfernt war. Während Ran fröhlich erzählte, konnte Shinichi sich nicht richtig konzentrieren. Erneut spürte er Blicke in seinem Rücken. Er konnte das nicht länger verleugnen, seinen Instinkt nicht länger ignorieren. Irgendjemand war da. Die Schwarze Organisation? „Shinichi? Stimmt was nicht mit dir?“ Rans Stimme und eine vorsichtige Berührung am Oberarm ließen Shinichi aufschrecken. Als er das Mädchen anblickte, erkannte er einen besorgten Zug um ihre Mundwinkel und auch in ihren Augen stand die Sorge deutlich lesbar. „Alles in Ordnung mit dir?“ Sollte er ihr erzählen, was ihn beschäftigte? Nein… Das konnte er nicht tun. Wenn wirklich die Organisation dahinter steckte…dann wäre sie erneut in Gefahr. Also rang er sich ein Lächeln ab, auch, wenn er nicht wusste, ob es nicht missglückte. „Alles okay, Ran. Mach dir keine Sorgen.“ Er klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter und schob sie sanft weiter. „Los, wir wollten doch einkaufen gehen.“ Während des Einkaufsbummels schaffte es Ran mit ihrer Einkaufswut tatsächlich, Shinichi abzulenken. Er bemerkte nicht einmal, dass sein Handy ein paar Mal klingelte. Erst am frühen Abend machten sie sich auf den Weg zurück und Shinichis Vermutung hatte sich als wahr erwiesen. Sie trug zwar ebenfalls ein paar Tüten, doch den Großteil der eingekauften Dinge trug er. Nachdem Ran und ihre Einkäufe zu Hause angekommen waren, machte er sich auf den Weg zu sich. Und wieder fühlte er sich beobachtet. Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter und er beeilte sich, ins Haus zu kommen und die Tür hinter sich zu schließen. Hoffentlich bildete er sich das alles nur ein. Wenn nicht, dann… Tbc… Kapitel 3: Bedroht ------------------ Danke an alle Kommischreiber und Favoler. ^*^ Kapitel 3: Bedroht Nach einem langen Telefonat mit Shiho war klar, dass nicht die Organisation es auf ihn abgesehen haben konnte. Denn man war sich beim FBI vollkommen sicher, sie vollkommen zerschlagen zu haben. Wer kam also noch in Frage? Leise seufzend lehnte sich Shinichi in seinem Schreibtischstuhl zurück und blickte aus dem Fenster, wo er der Sonne beim Versinken zusah. Er hatte eine weitere Vermutung…doch wenn diese tatsächlich zutraf, dann hatte er ein Problem. Gerade wollte er sich wieder seinen Recherchen widmen, als das Telefon klingelte. Schon wieder. Innerhalb der letzten Woche war es kaum einmal vorgekommen, dass es nicht mindestens ein bis zweimal am Tag geklingelt hätte. Und wenn er ran ging, war immer keiner da. Noch ein Indiz, das seine Vermutung zu bestätigen schien. „Moshimoshi?“ Stille. „Hallo? Ist da niemand?“ Klick. Aufgelegt. Seufzen. Shinichi stellte das Telefon zurück auf die Ladestation und kehrte in sein Zimmer zurück. Er hatte nicht genug Erfahrungen damit und musste sich erst einmal vergewissern, dass seine Vermutungen auch zutrafen. Also setzte er sich wieder an seinen Laptop. Nach etwa einer Stunde intensiven Suchens, Lesens und Schluckens war er sich sicher. Jemand stalkte ihn. Wieder klingelte das Telefon und nun, da er wusste, was genau das bedeutete, hatte das Geräusch plötzlich einen bedrohlichen Klang. Er versuchte, das Telefon zu ignorieren und konzentrierte sich auf den Absatz, den er gerade gelesen hatte. Darin hieß es, dass nicht alle Stalking-Opfer ihren Peiniger kannten. Es war durchaus schon vorgekommen, dass das Opfer und der Täter keinerlei offensichtliche Verbindung zueinander aufwiesen und lediglich der Täter dachte, es gäbe welche. Personen, die im öffentlichen Interesse standen, viel Kundenverkehr ausgesetzt wären, wären öfter Opfer von Stalkern als andere. Okay, in der Öffentlichkeit stand er tatsächlich. Aus seiner näheren Umgebung fiel ihm niemand ein, der ihn verfolgen würde. Abgewiesen hatte er auch niemanden, der sich auf ihn fixiert haben könnte. Er durchforstete sein Gedächtnis, überprüfte jeden, den er mal überführt hatte, deren Angehörigen und Freunde, doch er erhielt keinen Hinweis auf die mögliche Identität des Täters. Im Klartext hieß das, er hatte keine Ahnung, wer ihn verfolgte. Das war schlecht. Ohne die Identität des Stalkers zu kennen, konnte er nicht viel tun. Nicht einmal die Polizei könnte in dieser Situation irgendwas bewirken ohne die Identität des Stalkers zu kennen. Und selbst wenn…Shinichi war kein Mensch, der wegen jedem Problem gleich zur Polizei rannte. Damit würde er auch allein fertig werden. Das Telefon war inzwischen verstummt, allerdings hatte er, wenn er seinen Ohren trauen konnte, inzwischen mindestens zwei SMS bekommen. Das ganze bereitete ihm Kopfschmerzen… Nach einem Blick auf die Uhr fuhr er den Laptop runter und verzog sich kurz ins Bad. Da es in besagtem kein Fenster gab, konnte er sich zumindest dort vollkommen sicher sein, nicht beobachtet zu werden. Und obwohl er es sich nicht eingestehen konnte, beruhigte ihn das ungemein. Nach einer langen Dusche zog er sich im Bad um und krabbelte, nachdem er noch einmal das Fenster überprüft hatte, ins Bett. Wirklich schlafen konnte er allerdings nicht. Die Informationen, die er heute gesammelt hatte, beunruhigten ihn und als er mitten in der Nacht erneut das Telefon klingeln hörte, zog er sich unwillkürlich aus dem Blickfeld des Fensters zurück und drückte sich mit dem Rücken an die Wand, an der sein Bett stand. Die nächsten Tage verzeichnete sich keine Besserung. Inzwischen hatte der junge Detektiv fast permanent Kopfweh, immer häufiger konnte er nicht schlafen und das Gefühl, beobachtet zu werden, begleitete ihn inzwischen überall hin. Selbst an Orten, an denen er gar nicht beobachtet werden konnte, verließ ihn das Gefühl nicht mehr. Ran machte sich große Sorgen, doch noch immer wollte Shinichi ihr nicht erzählen, was ihn bedrückte. Selbst dann nicht, als er aufgrund von Erschöpfung im Sportunterricht zusammenbrach. Die Schulkrankenschwester behielt ihn den Rest des Tages im Krankenzimmer und auch sie merkte sofort, dass mit dem Schüler etwas nicht stimmte. Er war blass, seine Augen waren stumpf, außerdem zierten sie dunkle Ringe, die davon zeugten, wie wenig Schlaf Shinichi in letzter Zeit bekommen hatte. Während die Krankenschwester an ihrem Schreibtisch saß und nur ab und zu zu Shinichi hinüber sah, um zu überprüfen ob er schon aufgestanden und geflüchtet war, versuchte der Oberschüler, sich zu entspannen. Seine Versuche waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Mit verspannten Muskeln lag er im Bett und musste sich bemühen, die Augen geschlossen zu halten und sich nicht ständig umzusehen. Als es am frühen Nachmittag klopfte, erschrak Shinichi und erst, als er sah, dass es sich bei dem Besucher um Ran handelte, nahm seine Anspannung etwas ab. „Shinichi, wie geht’s dir?“ Sie setzte sich zu ihm auf die Bettkante und fühlte ihm kurz die Stirn. Ein sorgenvoller Ausdruck lag auf ihrem Gesicht und einen Moment lang wollte Shinichi nichts mehr tun, als ihr zu sagen, was los war. Doch er tat es nicht. „Schon besser.“ Das leise Seufzen Rans verriet ihm, dass sie ihm diese Lüge nicht glaubte. Allerdings wusste sie genauso wie er selbst, dass er ihr nichts anderes sagen würde, also beließ sie es dabei. Sie erzählte ihm, dass sich die Nachricht von seinem Zusammenbruch wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule verbreitet hätte und viele ihm ausrichten ließen, dass sie hoffen, dass es ihm bald wieder besser gehe. Der junge Detektiv freute sich über die Genesungswünsche. Er wusste, dass er an der Schule schon immer ziemlich beliebt war, doch trotz allem wärmte die Fürsorge der anderen ihm das Herz. „Sag ihnen Danke von mir, ja?“ Ran nickte. Sie blieb noch, bis die Pause zu Ende war und sie zurück in die Klasse musste und versprach Shinichi, ihn nachher abzuholen, wenn der Unterricht aus wäre. In der verbleibenden Zeit versuchte der Kranke mit mäßigem Erfolg, sich zu entspannen und als Ran nach dem Unterricht erneut kam um ihn abzuholen, ermahnte ihn die Krankenschwester, dass er wegen seiner Probleme am besten zum Arzt gehen sollte. Der Weg nach Hause entwickelte sich zum Spießrutenlauf. Neben einigen Schülern, die Shinichi nochmal persönlich sagen wollten, wie froh sie waren, dass es ihm besser ging, wurde die innere Unruhe und Beklemmung des jungen Detektivs immer stärker. Alles, was er noch wollte, war, nach Hause gehen, die Tür hinter sich abschließen und wenn möglich in einem Loch verschwinden, in dem ihn niemand fand. Ran beobachtete das Verhalten ihres Freundes mit wachsender Sorge. Shinichi… Shinichi… Shinichi… Er wagte kaum, zu blinzeln, damit er nichts verpasste. Seine Augen lagen unverwandt auf dem jungen Mann mit den schönen blauen Augen. So gern wollte er zu ihm gehen. Ihn ansprechen, seine schöne dunkle Stimme hören. Ihn berühren. Was machte eigentlich dieses Mädchen schon wieder bei ihm? Musste die die ganze Zeit so an ihm kleben? Schlimmer als eine Klette war dieses Weib. Er unterdrückte ein Knurren und huschte weiter in den nächsten Schatten. Und wer waren diese anderen Bälger? Irgendwelche aus seiner Schule, wie es aussah. Zumindest trugen sie dieselbe Schuluniform wie Shinichi. Auch, wenn sie ihm weitaus besser stand. Aber gut…ihm stand einfach alles ausgezeichnet. Zum Beispiel dieses Kombination aus schwarzem T-Shirt und weißem Hemd, die er letztens an gehabt hatte… Einfach zum Anbeißen. Moment mal! Fasste dieses Weibsstück ihn da gerade tatsächlich an!? Wie konnte sie es wagen…? Er musste sich beherrschen. Sie war eine gute Freundin. Noch konnte er nicht verhindern, dass sie ihn berührte. Er versuchte, sich zu beruhigen, doch erst, als die beiden Schüler sich schließlich trennten und Shinichi den Rest seines Nachhauseweges allein zurücklegte, verschwand seine Wut langsam. Nachdem der Oberschüler das Haus betreten und die Tür geschlossen hatte, blieb er noch ein wenig dort und beobachtete das Haus. Den Drang, das Grundstück zu betreten, unterdrückte er, auch, wenn er wusste, dass das nicht mehr lang funktionieren würde. „Shinichi…“ Tbc… Kapitel 4: Wonnemond -------------------- Da ich immer noch schnell bin, hier das neue Kapitel. :3 Danke an alle meine Kommischreiber und Favoler. :D *bussi geb* Kapitel 4: Wonnemond Einige Tage später klingelte Shinichis Handy. Panisch blickte der Oberschüler das kleine Gerät an. Nur noch selten konnte Shinichi den Mut aufbringen, Telefonate anzunehmen, da sein Verfolger inzwischen einen regelrechten Telefonterror betrieb. Mehrmals pro Stunde klingelte sein Festnetztelefon. Mindestens genauso oft sein Handy. War am Anfang noch Stille am anderen Ende zu hören gewesen, so hörte man nun lautes, raues Atmen, manchmal auch Stöhnen. Dreimal hatte Shinichi sogar seinen eigenen Namen im Stöhnen gehört. Inzwischen war das Klingeln des Telefons bereits eine Qual für ihn. Doch entgegen der letzten Anrufe, verstummte das Handy dieses Mal nicht nach einigen Freizeichen, sondern klingelte und klingelte, als wollte es nicht mehr aufhören. Shinichi, der fast schon aussah wie ein lebender Toter, nahm all seinen Mut zusammen und nahm das Gerät in die Hand, schaute auf das Display. Und sofort fiel ein Stein so groß wie ein Medizinball von seinem Herzen. Er nahm das Gespräch an und sofort hörte er die vertraute Stimme von Inspektor Megure. „Mensch, Shinichi! Wo warst du denn? Ich versuche schon zum sechsten Mal, dich zu erreichen! Ist irgendwas passiert?“ Der junge Detektiv lauschte der vertrauten Stimme des Inspektors und spürte dadurch einen Funken Sicherheit und Selbstbewusstsein zurückkehren. „Nein, nein, Inspektor. Ich…bin nur gerade sehr beschäftigt. Was gibt es?“ Am anderen Ende der Leitung hörte Shinichi Papierrascheln. Im Hintergrund schien eine Menge los zu sein. „Wir haben Arbeit für dich. Kaito KID hat eine Ankündigung geschickt und wir brauchen deine Hilfe, um das Rätsel zu lösen.“ Sofort war Shinichi Feuer und Flamme. KID war ein Aspekt seines Lebens, den er immer geschätzt hatte. Der Mondscheindieb forderte ihn heraus. Er war ihm ebenbürtig. Und davon gab es nicht viele. Und schon gar nicht, wenn man seine Verbündeten, wie Heiji, nicht berücksichtigte. Er traute KID zu, ihn zu besiegen. Doch natürlich würde er es ihm nicht einfach machen und alles geben. „Ich bin dabei, Inspektor.“ Der junge Detektiv hörte ein leises Lachen am anderen Ende der Leitung. „Das habe ich mir gedacht. Ich schicke dir die Ankündigung per Fax.“ Shinichi nickte, auch wenn der andere das natürlich nicht sah. „Okay. Wenn ich was herausgefunden habe, melde ich mich bei Ihnen.“ Nachdem der Inspektor aufgelegt hatte, ging Shinichi in die Küche und machte sich eine Tasse Kaffee, als er auch schon das wohlvertraute Geräusch des ankommenden Faxes aus der Bibliothek vernahm. Mit der Tasse bewaffnet, suchte er besagte auf und nahm das Fax aus dem Gerät. Er setzte sich in einen bequemen, alten Ohrensessel, stellte die Tasse auf einen kleinen Tisch und las sich die Ankündigung genau durch. An den Direktor der Firma Mayama Corporation Was ist wertvoller für Sie? Diamanten oder Menschen? Der halbe Wonnemond bringt Antwort. Stellen Sie die Frage den Geistern, die ich für Sie rufen werde. Kaito KID Shinichi hob eine Augenbraue. Was war das denn? An sich war das wirklich eines der einfachsten Rätsel, die KID jemals gestellt hatte. Da hätte selbst die Polizei drauf kommen können. Er dachte an den Inspektor. Na ja, eigentlich… Jedenfalls…hatte KID keine Lust auf ein richtiges Rätsel gehabt? War ihm nichts Besseres eingefallen? Oder dachte er gar, Shinichi sei eingerostet oder gerade nicht verfügbar oder dergleichen? Mit einem leisen Seufzen setzte er sich kurz an den PC ins seinem Zimmer, um seine Vermutung zum Wonnemond zu überprüfen und als er die Bestätigung hatte, rief er den Inspektor zurück. Dieser war positiv überrascht, so bald schon wieder von dem Detektiv zu hören. „Inspektor, ich bin‘s. Ich habe das Rätsel entschlüsselt. Nachdem ich mich noch an den Artikel von vor ein paar Wochen erinnern kann, in dem es hieß, dass Direktor Mayama seine Angestellten bespitzeln ließ, können wir davon ausgehen, dass ihm Diamanten wichtiger sind als Menschen. Hat der Direktor vor kurzem einen Diamanten erworben?“ Wieder hörte er ein Rascheln im Hintergrund. „Davon steht hier nichts. Warte einen Moment, Shinichi, ich überprüfe das schnell.“ Der Oberschüler hörte, wie der Inspektor den Hörer zur Seite legte und kurz davon eilte. Während er wartete, kehrte Shinichi in die Bibliothek zurück und trank einen Schluck Kaffee. Gerade, als er die Tasse wieder abstellte, vernahm er vom anderen Ende der Leitung, dass der Inspektor zurückkehrte und den Telefonhörer wieder aufnahm. „Du hast recht, Shinichi. Direktor Mayama hat vor drei Wochen in der Tat einen roten Diamanten erworben. Er soll einen Wert von mindestens 100 Mio Yen haben.“ „Gut. Das wird der Gegenstand sein, auf den KID es abgesehen hat. So, weiter. Der Tag des Diebstahls wird der 16. Mai sein. Und er wird genau um Mitternacht zuschlagen.“ „Wie kommst du auf den 16.?“ Shinichi trank erneut einen Schluck Kaffee, bevor er antwortete. „In seiner Ankündigung redet er vom halben Wonnemond.“ Er hörte wieder Rascheln. Wahrscheinlich las sich der Inspektor die besagte Zeile noch einmal durch. „Ja. Die Kollegen vermuteten, dass das wieder etwas mit seinem Lieblingsthema, dem Mond, zu tun hat.“ Shinichi lachte leise. „Dieses Mal nicht, Professor. Das Wort Wonnemond ist ein von Karl dem Großen eingeführter Begriff für den Mai.“ Ein leises „Oh.“ war zu vernehmen. „Der halbe Wonnemond bedeutet also die Hälfte des Mais. Da der Mai aber 31 Tage besitzt und nicht nur 30, ist eine Halbierung eigentlich nicht möglich, da es keinen 15,5 Tag gibt. Wendet man aber die allgemeinen Rundungsregeln an, die besagen, ab einer Kommazahl von 5 muss aufgerundet werden, dann rundet man die 15,5 auf 16 auf. Also der 16. Mai.“ „Ich verstehe…“, meinte Megure konzentriert. So wie Shinichi ihn kannte, schrieb er gerade alles Wesentliche mit. „Und wie kommst du auf Mitternacht?“ „Darauf kommen Sie auch selbst, Inspektor. Lesen Sie nochmal nach.“ Eine Weile herrschte Stille. Shinichi trank schmunzelnd seinen Kaffee. „Ah!“, hörte er dann nach ein paar Minuten. „Die Geister, ist doch so, oder, Shinichi? Geister ruft man zur Geisterstunde, also um Mitternacht.“ „Exakt.“ „Gut. Dann am 16. Mai um Mitternacht. Ich hoffe doch, du wirst auch da sein.“ „Das lasse ich mir bestimmt nicht entgehen.“ Ein ehrliches Lächeln schlich sich auf Shinichis Gesicht. Nein, er würde garantiert nicht zu Hause bleiben, wenn KID unterwegs war. „Das freut mich zu hören. Also dann bis in 3 Tagen. Mach‘s gut, Shinichi.“ Shinichi stellte das Telefon zurück auf die Ladestation und blickte durch die offene Küchentür in den dahinter liegenden Raum, seine Gedanken drehten sich zwischen KID und seinem Stalking-Problem im Kreis… 16. Mai, 23:04 Uhr. Shinichi verließ das Taxi, das ihn zum Firmengebäude der Mayama Corporation gebracht hatte, mit gemischten Gefühlen. Aus welchem Grund auch immer hatte sein neuer bester Freund sich in den letzten drei Tagen ziemlich zurückgehalten. Keine Anrufe, keine SMS. Andere hätten vermutlich schon gehofft, dass er aufgegeben hätte, doch nicht Shinichi. Der Oberschüler war sich sicher, dass er noch nicht aufatmen konnte. Er blickte an dem imposanten Wolkenkratzer empor. Da er gerade wieder mit Kopfschmerzen zu kämpfen hatte, unterdrückte er den Drang, den Kopf zu schütteln, wie er es sonst zu tun pflegte, um unerwünschte Gedanken zu beseitigen und atmete einfach nur die angenehm kühle Frühlingsluft ein. Nun ein bisschen besser drauf betrat er schließlich die Eingangshalle und entdeckte Inspektor Megure sofort in einem Gespräch mit seinem Kollegen Nakamori, dem zuständigen Beamten im Fall KID. Na das konnte ja heiter werden. Immerhin mochte Nakamori ihn genauso sehr, wie er KID mochte, nämlich gar nicht. Wahrscheinlich standen sie beide bei dem Polizisten auf ähnlich hohen bzw. niedrigen Stufen seiner Sympathieleiter. In diesem Moment drehte der Inspektor sich um und winkte Shinichi dazu. „Hallo, Shinichi. Du siehst nicht gut aus…“ Shinichi winkte ab. „Ich hab in den letzten Tagen nicht so gut geschlafen. Das ist alles. Wie sieht‘s aus? Läuft alles gut?“ Nach einem Nicken zu Nakamori, der ihn mit Blicken zu erdolchen versuchte und einem Händeschütteln für die anderen Polizisten machte er sich mit Megure zusammen auf einen Rundgang. „Bisher ja. Noch ist alles ruhig, alles ist vorbereitet.“ Megure zeigte ihm den Diamanten. Dieser war nicht größer als die Fingerkuppe eines normalgewachsenen Mannes. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass so ein kleiner Diamant so wertvoll sein soll“, meinte der Inspektor nachdenklich. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass Mayama einen Fehlkauf getätigt hat, wenn er wirklich 100 Mio dafür ausgegeben hat.“ Shinichi hielt den Diamanten in das Licht der Lampe und legte ihn dann zurück in sein samtenes Bett. „Nein nein, Inspektor. Die Summe ist durchaus gerechtfertigt. Farbechte rote Diamanten gehören zu den seltensten der Welt. Der größte geschliffene rote Diamant hat gerade einmal 5,11 Karat. Und verglichen zu farblosen Diamanten, die als Rohdiamant über 500 Karat haben können, ist das wirklich eindeutig, finden Sie nicht?“ Megure pfiff als Antwort nur. Der Inspektor erklärte und zeigte ihm noch die Sicherheitsvorkehrungen und Shinichi verschaffte sich noch einen Überblick über die Fluchtmöglichkeiten KIDs und kam letztendlich zu dem Schluss, dass dieser wahrscheinlich übers Dach fliehen würde. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es 23.48 Uhr war. … 00:00 Uhr. „Showtime.“ Kaito lugte um die Ecke eines Randgebäudes und zählte in Windeseile die Polizisten. Okay…vorn 10, im Inneren des Gebäudes mindestens noch einmal ebenso viele. Und er. Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Diebes. Er hatte ihn zwar nicht gesehen, doch dennoch war er sich sicher, dass sein Lieblingsdetektiv im Gebäude auf ihn wartete. Gerade pünktlich klingelte das geborgte Handy und sein Auftritt konnte beginnen. Er setzte einen gehetzten Gesichtsausdruck auf und wurde, verkleidet als Angestellter der Firma, nachdem der Direktor ihn persönlich dazu aufgefordert hatte, von den Polizisten eingelassen. Nur schwer konnte Kaito sich ein siegessicheres Grinsen verkneifen, als der Direktor ihn gutgläubig zum Aufenthaltsort des Diamanten brachte. Angekommen gewahr er weiteren 7 Polizisten, ebenso Nakamori und Megure. Argwöhnisch wurde er beäugt, doch erneut rettete ihn der Direktor vor einer genaueren Untersuchung. Das war ja sowas von leicht… Erst seine Flucht würde wahrscheinlich wieder problematisch, denn das war im Normalfall der Zeitpunkt, bei dem Conan bzw. Shinichi auf den Plan trat. Aufgrund seines anhaltenden Hochgefühls und seiner Siegessicherheit, nutzte er ein recht banales Ablenkungsmanöver, bevor er eine seiner berühmten Rauchbomben zündete. „Seht, dort!“ Wie die Erdmännchen blickten sofort alle in die Ecke, in die er gezeigt hatte, so dass niemand sah, wie er die Bombe warf. Sofort herrschte furchtbares Durcheinander, in dem Kaito sich den Diamanten schnappen und verschwinden konnte, ohne von auch nur einem Polizisten behindert zu werden. Im Flur entledigte er sich seiner Verkleidung und kam noch immer unbehelligt aufs Dach. Die Polizisten würden jetzt wahrscheinlich in seiner Falle stecken und leise vor sich hin fluchen. „Das war ja fast zu einfach…“, grinste KID in die Nacht hinein, als hinter ihm ein langsames, einsames Klatschen zu hören war. KIDs Grinsen wurde breiter. Wurde ja auch Zeit. Er drehte sich um und sein Grinsen gefror ihm geradezu im Gesicht, als er Shinichi erblickte. Was zum Teufel war mit dem anderen passiert!? Hätte er nicht gewusst, dass sie sich nicht in einem der Resident Evil-Filme befanden, hätte Kaito ihn für einen lebenden Toten gehalten. Das trübe Licht einer kleinen Lampe beleuchtete seine Gestalt, die so gar nicht an den jungen Mann erinnerte, den Kaito von Fotos kannte. Seine Augen und sein Haar waren matt, seine Haut blass, unter den Augen hatte er dunkle Ringe und selbst seine Bewegungen, das Klatschen seiner Hände wirke schwach und erschöpft. „Glückwunsch, KID. Wie immer hervorragend.“ Der ertappte Dieb ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn der Anblick des Detektivs erschütterte. Das Grinsen hielt sich fast schon reflexartig auf seinem Gesicht. „Na, wenn das nicht mein Lieblingsdetektiv ist.“ „Gib auf, KID. Du entkommst mir nicht.“ Trotz seines augenscheinlichen Zustands war Shinichis Stimme dunkel und fest. Trotzdem war etwas anders. KID glaubte ihm nicht, dass er wirklich versuchen würde, ihn zu verhaften. Sonst war da etwas in Conans Stimme gewesen, das jetzt fehlte. Und Kaito glaubte nicht, dass das nur der Unterschied zwischen Conans uns Shinichis Stimme war. Nein, Heute fehlte ihm der Willen, zu tun was nötig war, um KID zu fassen. Shinichi glaubte nicht daran, dass er es heute konnte. Und das bereitete Kaito Sorgen. Sein Grinsen verschwand. „Du siehst nicht gut aus, Shinichi.“ Shinichis Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. „Wie ich aussehe, tut nichts zur Sache. Der Diamant. Gib ihn mir.“ Noch bevor der Mondscheindieb antworten konnte, hörte er mehrere laute Stimmen, alle übertönend, die von Nakamori. Er musste verschwinden, doch irgendwas hielt ihn davon ab. Und er ahnte, was genau das war. Shinichi. Sein Blick. Es war, als hielte er ihn allein mit diesem kaputten, gebrochenen Blick fest. Er ertrug diesen Blick nicht. Seine Hand glitt in seine Hosentasche und umschloss den kleinen roten Diamanten. Mit einer eleganten Bewegung warf er ihn in Shinichis Richtung, der ihn mit einer ebenso eleganten Bewegung fing, und als die Polizisten schließlich das Dach betraten, stieß Kaito sich gerade ab und flog mit seinem Gleiter hinaus in die Nacht. Er hörte noch, wie Nakamori lauthals zu fluchen begann. Tbc… Wir sehn uns im nächsten Kapitel (Samstag dann :B). Gruß, das Wiesel Kapitel 5: Nachforschungen -------------------------- So, es ist Samstag Morgen 00:41 Uhr. Zeit fürs nächste Kapitel. :D Das ist übrigens das erste eigentlich nicht geplante Kapitel. Also sozusagen Kapitel 4 1/2. xD Ich bedanke mich bei allen Kommischreibern und Favolern und wünsche allen viel Spaß. Kapitel 5 (4 1/2): Nachforschungen Der Wind peitschte ihm ins Gesicht, als er den Gleiter über der Stadt lenkte. Automatisiert überflog er Hindernisse oder wich ihnen aus, seine Gedanken aber waren wo anders. Bei seiner Flucht nämlich, seiner Flucht vor Shinichi. Die blauen Augen des Detektivs hatten sich gnadenlos in seine Brust gebohrt, wie ein Dolch aus brennendem Eis. Er verlagerte sei n Gewicht und der Gleiter beantwortete diese Aktion, indem er einen Bogen nach links beschrieb. Mit einem letzten Funken Wachsamkeit überprüfte Kaito, ob er verfolgt wurde und war erleichtert, als er keine Sirenen sah, keinen Detektiv auf einem Skateboard. Er landete auf einem Dach in der Nähe, das er schon am Vorabend als Fixpunkt ausgewählt hatte und klappte den Gleiter ein. Leise seufzend nahm er den weißen Zylinder vom Kopf und blickte in den von Sternen übersäten Himmel. Sogar den Diamanten hatte er zurückgelassen, nur um möglichst schnell wegzukommen. Und eventuell auch, um Shinichi eine lange Verfolgungsjagt zu ersparen. Wer weiß, ob der andere das lange durchgehalten hätte, so krank, wie er ausgesehen hatte. Er entledigte sich seines weißen Anzuges sowie des Umhangs und verstaute alles in der vorab deponierten Tasche. Sein Monokel wanderte in seine Jackentasche. Mit einem letzten Blick in den Himmel verließ er das Dach und schlurfte die Treppe hinunter, bis er einen der Aufzüge rufen und den Rest des Weges so zurücklegen konnte. Dieser Coup war ein Reinfall gewesen. Ein totaler Reinfall. Und Schuld daran hatte Shinichi. Hätte er ihn nicht so aus dem Konzept gebracht, ihn nicht so furchtbar verwirrt, sein Anblick ihn nicht so geschockt… „Verflucht!“ Auf dem Weg nach Hause dachte er an nichts. Er verbannte alle Gedanken an Shinichi, den gescheiterten Coup und auch sonst alles, was irgendetwas mit Detektiven oder Dieben zu tun hatte, einfach aus seinem Kopf. Erst als er sein Heim erreicht hatte und seine Mutter ein Statement zu seinem geplanten Diebstahl verlangte, kehrten die Gedanken zurück. Er redete nicht viel, sagte ihr nur, dass er es nicht geschafft hatte. Sie musste nicht alles wissen, entschied er. Geschlagen trat er den Rückzug in sein Zimmer an. Noch während er sich auf sein Bett warf, kehrten die Gedanken um Shinichi zurück und wieder begann er, darüber nachzudenken, was mit dem Detektiv geschehen war. Es machte ihn schier wahnsinnig. Sowohl die Tatsache, dass er seit dem Coup fast ausschließlich an Shinichi denken musste, als auch die Tatsache, dass er nicht wusste, was mit dem anderen geschehen war. Um dem einen Riegel vorzuschieben, entschied er, dass er genau das herausfinden musste. Wenn er wüsste, was Shinichi bedrückte, konnte er vielleicht auch wieder an etwas anderes denken. Und wenn er es schaffte, dieses Etwas, das Shinichi so zu schaffen machte, zu beseitigen, würde es ihm bald besser gehen und er konnte wieder seiner Arbeit nachgehen, ohne Angst vor den gebrochenen blauen Augen zu haben, die ihn jetzt verfolgten. Er erarbeitete sich einen Plan, was er wann am besten tat, um so viel in Erfahrung bringen zu können wie möglich. Auf jeden Fall musste er mit Ran sprechen, irgendwie. Sie würde am ehesten wissen, was mit ihrem besten Freund los war. Und er würde Shinichi ein bisschen beobachten, seine Bewegungen, seine Mimik, Gestik. Vielleicht würde auch das ihm etwas verraten. Noch während er seine Gedanken weiter ausführte, entledigte er sich seiner Klamotten und kroch ins Bett. Es war immerhin schon nach ein Uhr morgens und er musste am Morgen wieder zur Schule. Bevor er endgültig ins Land der Träume abdriftete, sah er vor seinem inneren Auge noch einmal Shinichis Augen, die so anders waren als sonst. Als am Morgen der Wecker klingelte und Kaito unüberhörbar mitteilte, dass es Zeit zum Aufstehen war, schälte sich der Oberschüler eher schlecht als recht aus der Decke und wankte, noch mehr schlafend als wach ins Bad. Heute würde er ein paar Nachforschungen anstellen, um möglichst unauffällig in Shinichis Nähe operieren zu können. Er musste sich genau überlegen, als wer er mit Ran in Kontakt trat, damit Shinichi keinen Verdacht schöpfte. Aber es durfte auch niemand sein, den er selbst zu gut kannte, damit er ihn nicht in ein unangebrachtes Gespräch verwickelte. Er mochte ja krank sein, aber blöd war er deshalb noch lang nicht… „Kaito, beeil dich! Das Frühstück ist fertig und Aoko kommt auch gleich!“ „Jahaaaaaaaaaa…!“ Okay, er sollte mit dem Grübeln erst in der Schule anfangen… Da Aoko es ja bereits gewohnt war, dass Kaito ihr nicht immer zuhörte, störte es sie auch dieses Mal nicht, als sie ihm auf dem Weg zur Schule berichtete, dass es Kaito KID recht geschehe, dass er es diesmal nicht geschafft hätte, seinen Diebstahl durchzuführen und auch in der Schule war er mehr oder weniger nur körperlich anwesend. Wäre er nicht normalerweise ein so guter Schüler, hätte er sich wahrscheinlich an diesem Tag so einiges von seinen Lehrern anhören dürfen, doch so drückten sie meist einfach ein Auge zu und ließen ihn nachdenken. In der großen Pause befiel ihn spontan die Idee, jetzt doch einfach mal zur Teitan-Oberschule rüber zu laufen, doch nachdem er sich ins Gedächtnis gerufen hatte, wie weit Shinichis Schule entfernt war, verwarf er die Idee sofort wieder. Er hätte es auf keinen Fall geschafft, rechtzeitig zum Beginn der nächsten Stunde wieder hier zu sein. Also ließ er auch noch den Rest des Schultages an sich vorbeiziehen, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzte. Er verabschiedete sich nur schnell von Aoko, bevor er sich sofort auf den Weg machte. Shinichi und Ran waren wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Hause, doch das kümmerte ihn heute noch nicht besonders. Erst einmal musste er sich überlegen, wie er am besten mit ihnen ins Gespräch kommen konnte. Knapp 25 Minuten dauerte es, bis er die Schule erreichte. Ein paar Minuten blieb er nur in der Nähe des Tores stehen und beobachtete die Schüler, die hindurch kamen. Da allerdings noch einige Clubs aktiv waren, hielt sich der Strom an Heimgängern noch in Grenzen. Eventuell hatte er ja Glück und Ran und Shinichi waren auch noch da. Es wäre eventuell eine gute Gelegenheit, einfach mal zu beobachten. Konzentriert betrachtete er die Schüler, die meist in Zweier- oder Dreiergruppen unterwegs waren und sich angeregt über irgendwas unterhielten. Niemand nahm groß von ihm Notiz, auch wenn einige Mädchen mit leicht erröteten Wangen ihn kurz ansahen. Er war sich durchaus bewusst, dass er auf viele Mädchen attraktiv wirkte, doch aus welchem Grund auch immer interessierte ihn das nicht im Geringsten, auch wenn er meist einen anderen Eindruck machte. Wenn er es sich recht überlegte, wüsste er nicht einmal, auf welchen Typ Frau er eigentlich stand. Er hatte sich einfach noch nie Gedanken darüber gemacht. So tief in Gedanken versunken merkte er erst, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit einer kleinen Gruppe von jungen Mädchen hatte, als eines von ihnen sich traute, ihn am Ärmel zu zupfen. Aus seinen Überlegungen gerissen, blickte er in das Gesicht der Mutigen, die sich aber sofort hinter einer ihrer Freundinnen versteckte, als sie Kaitos Blick auffing. „Hallo, ihr Hübschen“, meinte er mit einem strahlenden Lächeln, das wahrscheinlich einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte. Von den Mädchen kam die erwartete Reaktion. Sie wandten sich kurz verlegen ab und erröteten sichtbar. „Kann ich etwas für euch tun?“ Zwei der Mädchen knufften und zupften an einer der anderen herum, was wahrscheinlich bedeuten sollte, dass sie gefälligst was sagen musste. Nach einem schüchternen Blick in Kaitos blaue Augen traute sie sich auch endlich. „Sag mal…bist du vielleicht…Kudo-kuns Bruder? Oder Cousin?“ Jetzt war Kaito verblüfft. Wie kamen diese Mädchen denn auf sowas? Sah er dem Detektiv tatsächlich so ähnlich? Sein Lächeln wurde ein My schmaler, doch die Mädchen, die gespannt auf seine Antwort warteten, merkten nichts davon. „Nun, nein. Ich bin nicht verwandt mit jemandem, der Kudo heißt.“ Musste ja niemand wissen, dass er Shinichi zumindest kannte… Sofort blickte er in 5 enttäuschte Gesichter. „Schade…“, meinte eines der Mädchen. „Warum wollt ihr das wissen?“ Wieder antwortete das mutige Mädchen, das von ihren Freundinnen so gekonnt gezwungen worden war. „Na ja… Du siehst ihm sooooo ähnlich und da dachten wir… Wir dachten, du könntest uns vielleicht sagen, was mit ihm ist. Er ist doch so krank und na ja…wir machen uns so Sorgen um ihn…“ Nicken von allen Seiten. Kaito horchte auf. Vielleicht konnte er von diesen Mädchen ja etwas erfahren, noch bevor er offiziell mit seinen Recherchen angefangen hatte. Diese Chance würde er auf jeden Fall nutzen. „Was ist denn mit eurem Kudo los?“ Bei dem Wort „eurem“ wurden die Mädchen sofort ein wenig rot um die Nase. Sie waren offensichtlich Fans von Shinichi. Und von Sekunde zu Sekunde wurden sie Kaito unsympathischer, auch wenn er nicht wusste, wieso das so war. „Er ist nicht unser Kudo…“ Ein leises „Leider…“ kam von einem der anderen Mädchen. „Wir sind sein offizieller Fanclub!“ „Ah…“, war alles, was Kaito daraufhin erwiderte. Irgendwie hatte es ihm leicht die Sprache verschlagen. Shinichi hatte einen eigenen Fanclub? Soweit er wusste, hatte er keinen eigenen Fanclub. Wie gemein war das denn? Egal. „Okay, dann ist er nicht euer Kudo. Aber zurück zum Thema. Was ist denn nun mit ihm?“ „Na ja, er wirkt in letzter Zeit ziemlich krank und erschöpft. Er ist sehr blass und ich habe gehört, dass er auch nicht mehr beim Sport mitmacht, weil die Lehrer Angst haben.“ Eine von Kaitos Augenbrauen wanderte in die Höhe. „Wovor haben die Lehrer denn Angst?“ „Das weiß ich nicht genau. Katsumi, du bist doch in Kudo-kuns Klasse. Du musst das doch wissen.“ Das angesprochene Mädchen überlegte kurz. „Also er macht wirklich nicht mehr beim Sport mit…und ich glaube…ja, seit seinem Zusammenbruch vor zwei Wochen.“ Zusammenbruch? Was bedeutete das denn? Shinichi war zusammengebrochen? „Ach? Was ist denn passiert?“ Katsumi zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass er beim Sport zusammengebrochen ist. Beim Fußball war das, genau. Und dann kam er zur Schulkrankenschwester. An dem Tag kam er dann auch nicht mehr zum Unterricht.“ Das hörte sich nicht gut an. Gar nicht gut. Wenn er tatsächlich zusammengebrochen war, musste es schlimmer um ihn stehen, als Kaito erst gedacht hatte. Wieder drohte er, sich in seinen Grübeleien zu verlieren, doch die Mädchen hinderten ihn erfolgreich daran. „Na ja… Jedenfalls…schade, dass du Kudo-kun nicht kennst. Dabei siehst du ihm so ähnlich… Tut uns Leid, dich belästigt zu haben.“ Sie verbeugten sich artig und ziemlich tief vor ihm, bevor sie sich umdrehten und gingen. Zumindest wusste Kaito jetzt, dass er sich nicht nur eingebildet hatte, dass Shinichi krank und blass aussah. Und so wie es schien, war das auch nicht erst seit gestern so. Wenn er tatsächlich schon vor zwei Wochen so krank war, musste es etwas wirklich ernstes sein. Und wenn die Lehrer ihn aus Angst vor weiteren Zusammenbrüchen nicht mehr am Schulsport teilnehmen ließen, dann hieß das für Kaito, dass der Detektiv es herunterspielte oder nicht ernst nahm. Denn wäre es anders, ginge er jetzt bereits nicht mehr zur Schule, sondern wäre zu Hause, um gesund zu werden. Er musste mehr herausfinden. Und wenn er nicht Shinichi persönlich fragen wollte, dann konnte ihm wirklich nur Ran sagen, was los war. Immerhin waren sie und sein Konkurrent ein Herz und eine Seele. Als ihm zu diesem Punkt eine Idee kam, suchte er sich schnell im Schulgebäude die nötigen Infos. Auch wenn er mit seiner fremden Schuluniform einiges Aufsehen erregte, kam niemand auf die Idee, ihn anzusprechen oder aus der Schule zu schmeißen. Was natürlich umso besser für ihn war. Als er alles hatte, was er für den nächsten Tag benötigte, verließ er die Teitan-Oberschule und machte sich, mal wieder denkend, auf den Weg nach Hause. Am nächsten Tag schwänzte Kaito einfach die Schule und machte sich sofort am Morgen auf den Weg zur Teitan. Er musste versuchen, Ran allein zu erwischen, damit sie auch unbefangen mit ihm sprach. Wenn Shinichi auch dabei war, war es unwahrscheinlich, dass sie auch wirklich ehrlich war. Er schlüpfte in einem verborgenen Winkel des Schulhofes in seine Verkleidung und verließ sein Versteck als Taro Izumi, Mitglied bei der Schülerzeitung. In dieser Aufmachung würde er jetzt, wenn nichts schief ging, einfach auf Ran zu gehen und sie um ein Interview bitten. Er legte sich auf die Lauer und suchte die ankommenden Schüler nach dem Mädchen ab und ungefähr nach zehn Minuten erspähte er sie, in Begleitung von, wer sollte es auch anderes sein, Shinichi. Wieder fiel ihm auf, wie schlecht der andere aussah. Gerade, als er resignieren wollte, trennten sich die beiden glücklicherweise, so dass er doch noch vor dem Unterricht die Gelegenheit bekam, mit Ran zu sprechen. Sofort verließ er seine Deckung und lief auf sie zu. „Mori-san?“ Das Mädchen blieb stehen und blickte ihn irritiert an. „Oh, Izumi-kun. Was kann ich für dich tun?“ Ihr Lächeln wirkte ansteckend, obwohl Kaito einen Hauch Sorge um Shinichi in ihren Augen zu sehen glaubte. „Dürfte ich dir ein paar Fragen stellen? Es geht um Kudo-kun.“ „Hm… Ja, klar. Wenn‘s nicht zu lang dauert.“ Kaito schaute auf die Uhr. Er wusste, in ungefähr 10 Minuten würde der Unterricht beginnen. „Keine Sorge, das dauert nicht lang.“ „Okay, dann schieß los. Was möchtest du wissen?“ Kaito zückte, in Manier des Journalisten seinen Notizblock. „Also, ich werd mal gleich zur Sache kommen… Weißt du, was derzeit mit Kudo-kun los ist?“ Ran seufzte leise. „Nein, ich weiß es nicht. Und wenn ich ihn frage, dann antwortet er mir nicht darauf.“ „Hmmm… Hast du eine Vermutung?“ Kopfschütteln folgte. „Nein, nicht die Geringste. Doch mir ist aufgefallen, dass es ihm nicht nur körperlich schlecht geht. Er versucht, es zu verstecken, doch ich sehe es trotzdem.“ Kaito horchte auf. „Was meinst du?“ Ran beugte sich vor und flüsterte ihm verschwörerisch ins Ohr. „Er hat Angst vor irgendwas.“ Ihr Gesicht entfernte sich wieder. „Ich weiß aber nicht, vor was. Aber er schaut sich in letzter Zeit ständig um und als ich ihn letztens besuchte, hatte er doch tatsächlich die Tür abgeschlossen, obwohl er zu Hause war. Wenn ich nur wüsste, was mit ihm ist, dann könnte ich ihm helfen…“ Kaito erinnerte sich an den Tag, als er ihn zufällig in der Stadt gesehen hatte. Da war ihm schon aufgefallen, dass Shinichi nervös schien. Ständig hatte er sich umgesehen, so, als würde er verfolgt. „So, jetzt wird’s aber Zeit… Der Unterricht fängt gleich an. Hast du noch Fragen?“ Der Meisterdieb antwortete mit einem leichten Kopfschütteln. „Okay, dann… Wir sehen uns ja sicher noch. Bis dann, Izumi-kun.“ Still blickte Kaito der Oberschülerin hinterher, als diese schnellen Schrittes ins Schulgebäude verschwand. Den Rest des Tages suchte sich der Nachwuchs-Journalist noch einige andere Schüler, die er in Bezug auf Shinichi befragte, doch neue Informationen bekam er von diesen nicht mehr. Was ihn allerdings beunruhigte, war, dass jeder einzelne der Befragten sich offen Sorgen machte, dass irgendetwas mit Shinichi nicht in Ordnung war. Scheinbar schaffte es der Detektiv nicht mehr, einen normalen Eindruck aufrecht zu erhalten. So wie er Shinichi kannte, wäre das letzte, was er wollte, Schwäche zu zeigen. Wenn er also nicht mehr in der Lage war, seinen Zustand geheim zu halten oder soweit herunterzuspielen, dass sich Außenstehende keine Sorgen machten, dann war es wahrscheinlich bereits fünf Minuten vor Zwölf. Der einzige, der ihm jetzt noch helfen konnte, das Rätsel zu lösen, war Shinichi selbst… Tbc… See you in the next chapter. >:3 Wiesel~ Kapitel 6: Nicht anders als er? ------------------------------- So, hier bin mal wieder ich. :D Wie immer danke an alle Kommischreiber und Favoler und ich wünsch viel Spaß beim Lesön. :3 Kapitel 6: Nicht anders als er? In der nächsten Woche klebte Kaito dem Detektiv quasi an den Hacken. Er beobachtete ihn, soweit es ihm möglich war, rund um die Uhr. Auch wenn er vermutete, dass er selbst jetzt zusätzlich dazu beitrug, dass Shinichi im Stress war, glaubte er doch, dass es noch etwas, bzw. noch jemanden gab, der dem Oberschüler zu schaffen machte. Denn nicht er war es, der ihn alle zehn Minuten auf Handy anrief, nicht er war es, der ihm seit drei Tagen täglich mindestens einen Strauß Blumen vor die Haustür legen ließ, nicht er war es, der seinen Zusammenbruch verursacht hatte. Durch all das war Shinichi bald nur noch ein Wrack, sowohl körperlich als auch geistig. Er zog sich mehr und mehr von seinen Freunden und Bekannten zurück, ging nicht mehr ans Telefon und verließ nur noch äußerst ungern das Haus. Es war fast so, als hätte der Detektiv Angst vor dem Licht. Denn im Licht war er sichtbar für andere. Also auch für denjenigen, der ihn verfolgte. Und für Kaito. Der Dieb wusste, er musste dem ein Ende setzen. Doch wie? Konnte er überhaupt etwas tun? Was auf jeden Fall feststand, war die Tatsache, dass Shinichi gestalkt wurde. Und er wusste, wie schief das unter Umständen gehen konnte. Fühlte sich der Stalker zu sehr bedroht von irgendjemandem in Shinichis Nähe, konnte das ernsthafte Folgen haben, sowohl für den Störenfried, als auch für Shinichi selbst. Er wusste nicht, wieso, doch Kaitos Herz setzte einen Moment aus, wenn er daran dachte, dass Shinichi eventuell schon in Lebensgefahr schwebte. Das erste, was er tun musste, war auf jeden Fall, dem Detektiv klarzumachen, wie gefährlich es bereits für ihn war, auf die Straße zu gehen. Natürlich wusste Kaito auch, dass es nicht besser war, im Haus zu hocken und vor sich hin zu brüten, doch noch bevor er seine Recherchen Shinichi zuliebe abgebrochen hatte, war ihm aufgegangen, dass der andere wahrscheinlich niemandem von seinem Stalking-Problem erzählt hatte. Weder seine Eltern noch seine Bekannten, geschweige denn die Polizei waren eingeweiht. Und so war Kaito der einzige, der ihm helfen konnte. Und wenn das bedeutete, dass Shinichi erst einmal das Haus nicht mehr verlassen konnte, dann würde er dafür sorgen. So wäre er zumindest zeitweise aus den Augen des Stalkers verschwunden. Und sonst? Was konnte Kaito tun? Trotz aller Grübeleien fiel ihm nichts ein. Also klammerte er sich an den einzigen Strohhalm, den er hatte. Shinichi musste erst einmal erfahren, was los war. Und dem entsprechend handeln. An einem Montagmorgen wartete Kaito wie in den letzten Tagen schon so oft vor Shinichis Schule, allerdings diesmal nicht verborgen, sondern für alle sichtbar. Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, nicht als KID mit Shinichi in Kontakt zu treten, fiel ihm keine andere Möglichkeit ein. Ginge er als Kaito auf Shinichi zu, würde dieser ihm dann glauben? Würde er ihn nicht für verrückt halten? Oder gar für gemeingefährlich? Was würde er sagen, wenn Shinichi ihn danach fragte, woher er so viel über dessen Alltag wusste? Ein leises Seufzen verließ seinen sinnlichen Mund, als er Rans Stimme hörte, die munter auf ihren besten Freund einredete. Dieser war aber offensichtlich nicht bei der Sache. Ran, die es bisher gekonnt ignoriert hatte, dass Shinichi sich von ihr distanziert hatte, versuchte schon seit Tagen, aus dem Detektiv herauszubekommen, was denn nun eigentlich los war. Denn inzwischen sah selbst ein Blinder, dass Shinichi Probleme hatte. Große Probleme. Vor dem Schultor trennten sich die beiden schließlich, da Rans Freundin Aufmerksamkeit von dieser forderte und Shinichi stand einsam und allein zwischen all seinen Mitschülern und starrte mit kaputtem, leerem Blick auf den Gehweg vor sich. Das war Kaitos Chance. Einige warfen dem Oberschülerdetektiv zwar besorgte Blicke zu, doch niemand sprach ihn an oder behelligte ihn anderweitig. Auch von Kaito nahm keiner Notiz, trotz seiner falschen Schuluniform, so dass das die perfekte Gelegenheit war. Leise trat Kaito also von hinten an den Abwesenden heran, bis er direkt hinter ihm stand. Sanft legte er seine Hände auf Shinichis Oberarme, der sich daraufhin versteifte, wie ein Tier, das sich totstellte. Da Kaito ein paar Zentimeter größer war als der andere, hatte er keine Probleme, ihm etwas ins Ohr zu flüstern. „Shinichi…“ Als er plötzlich die Anwesenheit einer fremden Person hinter sich spürte und dieses Gespür dann sofort von zwei Händen auf seinen Armen bestätigt wurde, lief Shinichi ein eiskalter Schauer der Angst über den Rücken. Das war er doch! Angst schnürte ihm förmlich die Kehle zu und sein ganzer Körper schrie. Alles in ihm stand auf Flucht, doch er war unfähig, sich zu bewegen. Selbst seine Atmung hatte ausgesetzt. Als er ganz nah an seinem Ohr seinen Namen hörte und warmer Atem seine Haut streifte, wollte er nichts lieber, als laut schreien, nur, damit irgendjemand auf ihn aufmerksam wurde. Doch kein Laut kam aus seiner trockenen Kehle. „Shh. Keine Angst, Shinichi.“ Er spürte, wie die fremden Hände auf seinen Armen sanft zudrückten, fast so, als wollte der Fremde hinter ihm ihn beruhigen. „Du bist in Gefahr. Jemand verfolgt dich. Du solltest in nächster Zeit nicht aus dem Haus gehen.“ Wer war das? Und woher wusste er von seinem Verfolger? War das eine Falle? War dieser Mann hinter ihm besagter Verfolger, der ihm jetzt ein Licht der Hoffnung in Form eines unbekannten Beschützers vormachen wollte? Noch immer wie gelähmt war er nicht in der Lage, dem Fremden zu antworten, geschweige denn, sich loszureißen. Seine Beine zitterten, seine Schultern taten bereits weh vor Anspannung, nur stockend atmend war die Angst allgegenwärtig. Er wollte weg. Nur weg! „Geh nach Hause und schließ Türen und Fenster ab, kleiner Meisterdetektiv.“ Erneut stockte Shinichis Atem. Kleiner Meisterdetektiv? Es gab nur einen, der ihn so nennen konnte. Nur einen, der wusste, dass er tatsächlich mal ein „kleiner“ Detektiv gewesen war und der hier so einfach auftauchen würde. „K…KID?“ Seine Stimme war nur ein ängstlicher Hauch. Als der andere antwortete, hörte Shinichi ein kleines Lächeln in den geflüsterten Worten und wusste nicht, ob sich der andere lustig machte oder sich freute. „Rätsel gelöst. Mach, was ich dir gesagt habe. Und…entschuldige, ich wollte dir keine Angst machen…“ Die Präsenz verschwand, zusammen mit den sanften Händen und als Shinichi sich umdrehte und die nähere Umgebung absuchte, konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken. Nicht der kleinste Hinweis auf KID. Noch immer konnte er vor Angst kaum atmen und fasste sich fast schon aus Reflex an die Brust. Er ermahnte sich selbst, tief zu atmen, ruhig und langsam ein- und auszuatmen, damit er nicht schon wieder zusammenbrach. Als er erneut eine Berührung spürte, wich er so ruckartig zurück, dass sein Klassenkamerad nur irritiert dreinschauen konnte. Als Shinichi ihn dann mit reiner Panik im Blick ansah, fragte er den Detektiv behutsam, ob irgendwas sei. Doch Shinichis einzige Antwort war ein letzter panischer Blick, bevor er sich umdrehte und so schnell er konnte das Weite suchte. Er rannte die ganze Strecke bis zu sich nach Haus ohne Unterbrechung und nachdem er die Tür hinter sich zugeschlagen und abgeschlossen hatte, ließ er sich auf den Flurboden fallen und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Möglichst klein nur wollte er sein, klein und unsichtbar. Erst zwei Stunden später konnte Shinichi genug Mut aufbringen, sich wieder zu bewegen. Noch immer war die Angst präsent, die Todesangst. Er setzte sich auf und schlang die Arme um seinen Oberkörper. Er spürte eine seltsame Kälte, die von innen kam und nicht von außen. Unbeweglich saß er im Flur, horchte, ob er auch wirklich allein war. Mit geschlossenen Augen, darum bemüht, so leise zu atmen wie möglich hörte er mit seinem ganzen Körper, lauschte. Als er seine Angst soweit niedergekämpft hatte, dass er sich selbst glauben konnte, allein in seinem Haus zu sein, erhob er sich und entledigte sich seiner Schuhe und seiner Schuluniform. Zögerlich betrat er die Küche, warf einen kurzen Blick in Richtung Fenster und machte sich dann mit leicht zitternden Händen schnell einen Kaffee, bevor er in die Bibliothek floh, sich dort in einen der Sessel setzte und der Stille zuhörte. Seine Gedanken kreisten um heute früh. Noch nie in seinem Leben hatte der Oberschüler solche Todesangst gehabt wie vorhin, als er KIDs Berührung gespürt hatte. Er hatte komplett die Kontrolle über seinen Körper verloren, selbst seine Atmung war außer Kontrolle geraten. Vorsichtig fuhr seine Hand über seine Brust, spürte sein Herz noch immer zu schnell schlagen. Er schloss die Augen und ermahnte sich selbst, dass er sich beruhigen musste, doch es half nichts. Shinichi hatte noch immer Angst. Verständlich. Denn die Begebenheit vom Morgen zeigte ihm, dass er nicht nur einen Verfolger hatte, sondern zwei. Woher sonst konnte KID von seinem Problem mit dem Stalker wissen? Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte, doch beruhigen tat es ihn nicht. Im Gegenteil. Hatte er sich mit KID jetzt noch einen zweiten Stalker aufgehalst? Seine Grübeleien sorgten dafür, dass er mal wieder Kopfschmerzen bekam, doch das merkte er schon kaum noch. In letzter Zeit hatte er fast permanent Kopfweh… Viel wichtiger waren gerade die Gedanken, die der Detektiv sich machte. Was war mit KID? Wieso beobachtete er ihn? Wieso hatte er ihn vorhin vor der Schule angesprochen? Meinte er das ernst, was er gesagt hatte? Wollte er ihn veralbern? Sich über ihn lustig machen? Oder…machte er sich Sorgen um Shinichi? Wieso? Ohne es richtig zu merken, wünschte er sich, dass der Dieb sich tatsächlich sorgte. Dieser Gedanke sorgte für ein angenehm warmes Gefühl in seiner vor Angst kalten Brust und für einen Moment fühlte er sich sicher in diesem Gedanken. Stunden später, die Sonne war bereits untergegangen, huschte ein weißer Schatten über das Grundstück der Kudos und verschwand so schnell wieder aus dem Sichtfeld, dass ein zufälliger Beobachter das Gesehene wahrscheinlich als Einbildung abgetan hätte. Kaito stand im Schatten der Hauswand und spähte durch ein Fenster im Erdgeschoss ins Innere des Hauses. Es brannte nirgendwo Licht. Schlief der Detektiv etwa? Nein, das bezweifelte der Dieb stark. Doch wo konnte der andere sein? War ihm eventuell was geschehen? Dieser Gedanke umschloss Kaitos Herz mit eiskalten Klauen und sofort stiegen ungewollte Bilder von Shinichi in seinen Geist, Bilder eines zu Tode gefolterten Shinichi. Das durfte nicht geschehen! Kurz entschlossen öffnete er mit einem kleinen Trick das Fenster und stieg durch dieses in das Haus seines Konkurrenten. Leise schloss er es daraufhin wieder und lauschte. Als er nichts hörte, blickte er sich kurz um. Sah wie ein Arbeitszimmer aus. Einige Bücherregale an den Wänden, ein großer edel aussehender Schreibtisch, der den Raum dominierte und ein Familienfoto an der Wand. Kaito erkannte sofort Shinichis Eltern und ein kleines Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er den Detektiv breit in die Kamera grinsen sah. Ob er wohl jemals wieder so frei und herzhaft grinsen könnte? Er riss sich von dem fröhlichen Shinichi auf dem Bild los und verließ auf leisen Sohlen das Zimmer. Sich immer mal wieder umsehend tastete er sich durch das dunkle Haus, immer auf der Suche nach dem anderen Oberschüler. Als er ihn im Erdgeschoss nicht fand, nahm er die Treppe in Angriff und kaum war er oben angekommen, sah er aus einem der hinteren Räume Licht. Dort musste er sein. Er näherte sich schleichenden Schrittes dem Raum und als er vorsichtig ins Zimmer spähte, wurde er auf Anhieb von Büchern erschlagen. Der Raum entpuppte sich als Bibliothek. Die Wände waren bis zur Decke bedeckt mit vollen Bücherregalen, eine bequem anmutende Couchgarnitur aus dunkelbraunem Leder stand in der Mitte des Raumes und dort…die Beine an den Körper gepresst, das Gesicht zwischen den Knien, saß ein viel zu kleiner Shinichi eingesunken in einem der Sessel. Der Anblick ließ Kaitos Herz einen kurzen, aber schrillen Schrei ausstoßen und noch bevor er realisierte, was er eigentlich tat, war er in den Raum hineingetreten. Seine Stimme klang unnatürlich laut in seinen Ohren, obwohl er selbst sicher war, dass er nur flüsterte. „Shinichi…“ Der Detektiv zuckte zusammen und sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Mit vor Angst geweiteten blauen Augen starrte er Kaito an, der ruhig mit den Händen in den Hosentaschen stehen geblieben war und den Blick stumm erwiderte. Der Größere hatte alle Mühe, sein Pokerface aufrecht zu erhalten und nicht sofort auf den anderen zuzustürmen. Seine ganze Erscheinung drückte nur eines aus. Angst. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen starrte Shinichi den weißgewandeten Dieb an. Langsam machte er ein paar Schritte nach hinten, weg von ihm, während er ihn immer im Auge behielt. Was zum Teufel wollte KID hier!? Als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, versagte ihm die Stimme. Tief im hintersten Teil seines Verstandes flüsterte eine kleine Stimme, dass er wahrscheinlich vollkommen übertrieb. Immerhin war KID ein Dieb, kein Mörder. Und was für einen Grund sollte der Meisterdieb haben, ihn zu verfolgen? All das wusste er. Eigentlich. Doch die schreiende Stimme der Angst hinderte ihn daran, das Flüstern zu hören. Er schluckte. KID sagte nichts. Er bewegte sich nicht. Er blickte ihn einfach nur stumm an. Nichts erinnerte an das süffisante Grinsen, das er normalerweise so zur Schau trug, sein Gesicht war vollkommen ernst. Und wieder drängte sich Shinichi die Frage nach dem Warum auf. Und diesmal nahm er seinen Mut zusammen und stellte sie. „Warum...bist du hier?“ Shinichi zweifelte schon daran, ob er überhaupt noch etwas sagen würde, als der Dieb doch noch antwortete. „Ich musste wissen, wie es dir geht.“ „Wieso?“ Noch immer war Shinichis Stimme geprägt von Angst, doch zusätzlich hatte sich nun noch Misstrauen hineingeschlichen. „Wolltest du nachsehen, ob ich in der Lage bin, mich mit dir und deinen Diebereien zu befassen?“ KID ließ sich von Shinichi nicht aus der Ruhe bringen und das machte den Detektiv wütend. Er hatte schon genug Probleme, da brauchte er nicht auch noch einen stalkenden Meisterdieb, der ihm zusätzlich noch das Leben zu Hölle machte! Das leise Nein des anderen nahm er nur beiläufig zur Kenntnis. „Shinichi, du bist in großer Gefahr. Wenn du nicht endlich irgendwas tust…“ „Glaubst du, das weiß ich nicht? Nicht nur, dass irgendein Verrückter mich seit Ewigkeiten verfolgt, nein, jetzt fängst du auch noch damit an! Zwei Stalker zum Preis von einem, ich bin so ein Glückspilz!“ Schock. Nun bröckelte endgültig seine Fassade. Shinichi hatte ihn gerade mit dem eigentlichen Verrückten verglichen… War er wirklich nicht anders als er? Dabei wollte er doch nur… „Ich…“ Was sollte er sagen? Was konnte er denn sagen, um dem anderen zu beweisen, dass er ihm nur helfen wollte? Wieso sollte der Detektiv ihm glauben? Er blickte in die gehetzten blauen Augen Shinichis und entdeckte dort eine neue Empfindung. War er irritiert? Überrascht? Oder beides? So hatte Shinichi den Mondscheindieb noch nie gesehen. Sonst trug er immer einen Mantel aus Selbstbewusstsein mit sich herum, doch jetzt war davon nichts mehr zu sehen. Irgendwie…sah er verletzt aus. Wieso? Hatte Shinichi ihn etwa gekränkt? Womit? Wie? Weil er ihn mit diesem Stalker verglichen hatte? Einen Moment lang dachte der Detektiv an den Moment vor der Schule heute Morgen. KID hatte ihn gewarnt. Und das, obwohl er dazu eigentlich keinen Grund gehabt hätte. Im Gegenteil. In seiner derzeitigen Verfassung war er keine Gefahr für den Anderen. Shinichi an seiner Stelle hätte das ausgenutzt. Nein. KID war nicht so. Ja, er war ein Dieb. Und dennoch. Nicht nur, dass er seine Coups immer vorher ankündigte und der Polizei damit immer die Möglichkeit gab, ihn zu verhaften… Shinichi wusste, dass bei KIDs Diebstählen noch niemand ernsthaft verletzt worden war. Und dieses eine Mal, als er als Conan vom Hochhaus gefallen war, war der Dieb ihm ohne zu zögern hinterher gesprungen, um ihn zu retten. Sollte er sich also tatsächlich sorgen? Als KID einen Schritt auf ihn zulief, wich er in selbem Maße zurück und erneut las er im Gesicht des anderen, dass diese Ablehnung ihn verletzte. Doch was erwartete der Dieb denn? In seiner derzeitigen Verfassung hatte er sogar schon Probleme, Ran an sich heranzulassen, was sollte er also tun, wenn sein ärgster Konkurrent auf einmal in seinem Haus auftauchte? Ihn willkommen heißen und Tee mit ihm trinken? „Shinichi, hör zu… Ich…“ Dass er das noch erleben durfte. Kaito KID, der Meisterdieb, war sprachlos. Offenbar wusste er nicht, was er sagen sollte. In seinem von dem obligatorischen Monokel halb verdeckten Gesicht konnte Shinichi ablesen, dass er ihm unbedingt etwas sagen wollte, jedoch nicht wusste, wie er das am besten tat. Gerade er, der sonst immer einen flotten Spruch auf Lager hatte um ihn zu provozieren. Gerade er wusste nicht, wie er ihm etwas sagen sollte. „Ich will…dir wirklich…wirklich nur helfen.“ Trotz des Stockens während seines Satzes war die Stimme KIDs fest und der Blick, den er Shinichi zuwarf, war vollkommen offen und ehrlich. Als der Detektiv diesen Blick sah, wollte er nichts mehr tun, als ihm zu glauben. Doch sein Vertrauen in andere und auch in sich selbst war zu erschüttert um gerade einem Dieb und seinem ärgsten Feind zu trauen. Er traute niemandem mehr wirklich. Das konnte er einfach nicht. Und selbst die Erinnerung an das warme Gefühl, das er bei dem Gedanken an KID noch am Morgen hatte, konnte die erneut aufkommende Kälte in seinem Inneren nicht verdrängen. Und erneut flammte die Angst auf. Denn wenn KID es geschafft hatte, das Haus zu betreten, dann schaffte es mit Sicherheit auch jemand anders. Jemand, der ihm garantiert nicht wohl gesonnen war. Und während er in KIDs Augen die Erkenntnis sah, zog ihn seine Angst erneut in eine unangenehme Umarmung. Nein… nein…! Eben noch war Kaito doch fast am Ziel gewesen! Und doch hatte Shinichi sich jetzt plötzlich wieder vollkommen zurückgezogen. War er gerade noch kurz davor gewesen, Vertrauen zu fassen, so zog er sich jetzt bereits wieder vollkommen zurück und Kaito war am Ende seiner Überzeugungskraft angelangt. Er wusste selbst nicht genau, warum er die Gedanken, die in seinem Kopf wirbelten, nicht fassen geschweige denn aussprechen konnte. Alles, was er noch wusste, war, dass er Shinichi beschützen musste. Doch dafür musste dieser ihm vertrauen lernen. Und so wie es aussah, würde er das nicht. „Shinichi!“ Erneut näherte sich Kaito dem Detektiv und erneut wich dieser sofort zurück. Doch diesmal blieb Kaito nicht stehen, sondern verkürzte den Abstand zwischen ihnen weiter. Da der andere rückwärtsgehen musste, konnte Kaito aufholen und spätestens als Shinichis Rückwärtsbewegung von einem Bücherregal gestoppt wurde, saß er in der Falle. Kaito, dem der Anblick Shinichis fast das Herz aus der Brust riss, wie er am liebsten durch das Bücherregal hindurch verschwunden wäre, hob seine Hände. Er wollte Shinichi berühren. „Nein, bleib weg. Komm nicht näher!“ Die pure Angst sprang dem Weißgekleideten entgegen, als Shinichi ihn erneut mit Panik in den Augen anblickte, doch Kaito schob seine Bedenken gnadenlos beiseite, packte den sich vergeblich wehrenden Detektiv an den Schultern und zog ihn kommentarlos in seine Arme. Shinichi versuchte, sich zu befreien, doch Kaitos Arme waren wie ein Schraubstock und drückten dessen zitternden Körper an den eigenen. Als der Widerstand des Kleineren langsam erlahmte, lockerte Kaito seinen Griff und strich dem zitternden Bündel in seinen Armen sanft über den Rücken. Nachdem sich der andere langsam beruhigte, spürte der Dieb, wie er sich vorsichtig und noch zögerlich an ihn schmiegte. So standen sie eine Weile schweigend in der Bibliothek. Shinichi in den Armen seines ärgsten Konkurrenten, der ihm sanft über den Rücken strich und ihm beruhigende Dinge ins Ohr flüsterte. Und langsam aber sicher entspannten sich die verkrampften Schultern des Detektivs und er ließ sich in die starken Arme Kaitos fallen. Ein Stein fiel dem Dieb daraufhin vom Herzen. Sein Detektiv schien endlich keine Angst mehr vor ihm zu haben. Er schmiegte sich an den braunen Schopf des um wenige Zentimeter Kleineren und in diesem Moment blitzte eine folgenschwere Erkenntnis in seinem Kopf. Nachdem er sich so oft gefragt hatte, wieso er das alles eigentlich tat und sich immer wieder eingeredet hatte, dass das alles nur eine eigennützige Angelegenheit war, um seine Diebstähle ein bisschen interessanter zu bestalten, so wusste er jetzt, dass dem nicht so war. Im Gegenteil. Er tat das alles nicht für sich selbst. Er tat es ausschließlich für Shinichi. Weil er wollte, dass es ihm gut ging. Weil er wollte, dass er keine Angst mehr haben musste. Weil er wollte, dass die meerblauen Augen des anderen wieder mit den Sternen um die Wette strahlten. Weil er ihn liebte. Auf diese Erkenntnis folgte Leere. Kein Gedanke war mehr in seinem Kopf. Er dachte nicht mehr. Er spürte nur noch. Er spürte sein Herz, das in der Brust hämmerte. Er spürte Shinichis Körper in seinen Armen. Er spürte den warmen, leicht zittrigen Atem des anderen an seiner Schulter. Er spürte dessen weiches Haar an seiner Wange. Und er spürte, wie er rot wurde. Wahrscheinlich hätten sie noch ewig so dagestanden, wenn nicht Kaito ihre Umarmung aufgelöst hätte, um Shinichi anzusehen. Er blickte in blaue, tränenglänzende Augen und wie von selbst hob er eine seiner behandschuhten Hände, um dem anderen eine einzelne, verirrte Träne von der Wange zu wischen. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und Kaito konnte den warmen Atem Shinichis auf dem seinen spüren. Er unterdrückte den Drang, seine Nase in Shinichis Haar zu vergraben und strich stattdessen mit seinem Daumen über dessen Wange. „Hör zu, Shinichi. Ich finde diesen Kerl. Und dann wird er dafür bezahlen, was er dir angetan hat.“ „Versprochen?“ Shinichis Stimme war nur ein Hauch. „Geschworen.“ Der Hauch eines Lächelns erschien auf dem Gesicht des Detektivs und als Kaito sich vorbeugte, zuckte er nicht zurück. Dadurch angespornt überbrückte der Dieb die letzten noch fehlenden Zentimeter und verschloss Shinichis trockene Lippen mit einem zärtlichen Kuss… Tbc. So. Das war das. :3 Eine Bitte hab ich noch: Tretet mir in den Hintern! Denn das ist das letzte fertige Kapitel gewesen und ich stocke grad total beim Schreiben! Argh... Na ja, beten wir alle, dass ich bis Samstag fertig werde. Und sagt mir ruhig, ob ihr 16+ oder 18+ haben wollt... *hust* xD (Hab ich jetzt schon verraten, was im nächsten Kapitel kommt? >:3) Wir sehn uns im nächsten Kapitel, das Wieselchööööööön :3 Kapitel 7: Hilf mir! -------------------- So, ihr Lieben! Nach vielen Tritten in meinen Allerwertesten auf zwei Plattformen (animexx und fanfiktion.de) habe ich es tatsächlich geschafft, das aktuelle Kapitel rechtzeitig fertig zu bekommen. Nur sitzen kann ich jetzt nicht mehr. :D Danke dafür. Ich habe schon recht viel Erfahrung im Schreiben von Lemon-Szenen, doch trotzdem freu ich mich immer über Feedback, damit ich darin noch besser werde. Meine Lemon-Kapitel werden im Normalfall immer u8m einiges länger als normal und dieses ist da keine Ausnahme. Also bleibt mir nur noch, euch allen viel Spaß zu wünschen und joa... :3 Kapitel 7: Hilf mir! Als Shinichi am nächsten Morgen die Augen öffnete, blickte er an eine mit Holz verkleidete Zimmerdecke. Einen Moment überlegte er, wo er war, wenn nicht in seinem Schlafzimmer, denn seine Schlafzimmerdecke sah anders aus. Dann fiel ihm plötzlich wieder ein, was am Abend zuvor geschehen war. Oder…war das nur ein Traum gewesen? Eine leichte Röte schlich sich auf seine Wangen, als er daran dachte, was er getan hatte. Er hatte sich nicht nur von KID küssen lassen… Nein, er hatte sogar den Kuss erwidert. Er hatte seine Arme um den Nacken des Diebs geschlungen und… Das konnte doch nicht wirklich geschehen sein, oder? Doch wenn er jetzt daran dachte, war es ihm zwar ein bisschen peinlich, aber es war ihm nicht unangenehm. Eher im Gegenteil. KID hatte mit seiner Anwesenheit, mit seinen Worten, seinen Gesten und letztendlich auch mit seinem Kuss die Angst für eine kurze Zeit verschwinden lassen. Shinichi hatte sich sicher gefühlt in den Armen des anderen. Wollte er also, dass das alles ein Traum war? Wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst war, dann…nein. Er erhob sich in eine sitzende Position und sah, dass er auf der Couch in der Bibliothek gelegen hatte, zugedeckt mit…KIDs Umhang. Sofort wurden seine Wangen warm und während eine seiner Hände den weißen Umhang festhielt, legte er die andere kurz über seine Augen. Okay, es war kein Traum gewesen. Doch, wie sollte er dem anderen jetzt jemals wieder gegenüber treten, ohne sofort rot zu werden wie eine Tomate? Und was war gestern Abend noch passiert? Er erinnerte sich nicht mehr daran, was nach dem Kuss passiert war. Nicht dass KID… Er wurde noch roter und ohne groß nachzudenken, zog er sich den Umhang über den Kopf, legte sich erneut auf der Couch lang und vergrub die Nase in dem weißen Stoff. So verharrte er für die nächsten Stunden. Am nächsten Tag ging Shinichi wieder zur Schule. Er hatte zwar eigentlich vor gehabt, KIDs Rat zu befolgen und zu Hause zu bleiben, doch nun war es grade der Dieb, der ihm genug Mut gegeben hatte, sich der Welt draußen und seinem Verfolger zu stellen. Ran, die nicht damit gerechnet hatte, ihn in der Schule zu sehen, freute sich riesig, dass ihr bester Freund doch zur Schule kam und sie war nicht die einzige, der auffiel, dass der Detektiv wieder ein wenig besser aussah. Natürlich verließ Shinichi trotz des neu entdeckten Mutes nicht das Gefühl, beobachtet zu werden und auch die Kälte der Angst spürte er noch in der Brust. Aber er wusste auch, dass es ihm nicht viel half, wenn er sich versteckte. Und eventuell hatte er ja auch ein bisschen Glück und sein Stalker verriet sich durch irgendwas, so dass er ihn identifizieren und ausschalten konnte. Der Schultag verlief ereignislos, wenn man von Shinichis Mitschülern absah, die sich natürlich um ihn sorgten. Die Begebenheit vor zwei Tagen hatte offenkundig die Runde gemacht und nun wollte ihm jeder mindestens einmal sagen, wie toll er es fand, dass Shinichi wieder zur Schule kam und dass er sich wünschte, dass Shinichi bald wieder richtig gesund sei und…und…und… Das einzige, was vor allem Ran auffiel, war die Tatsache, dass große Menschenansammlungen ihm unangenehm waren und er sich von niemandem mehr berühren ließ. Nicht einmal von ihr. Nach dem Unterricht blieb Shinichi noch einen Moment auf dem Dach des Schulgebäudes stehen und genoss den sanften Wind auf seinem Gesicht und die Einsamkeit des Ortes. Er schloss einen Moment die Augen und atmete tief ein. Dabei stieg ihm ein sanfter Duft nach grünen Äpfeln in die Nase, den er doch irgendwann in den letzten Tagen schon einmal gerochen hatte. Noch bevor ihm die Begebenheit einfallen wollte, spürte er zwei inzwischen bekannte Hände auf seinen Oberarmen. „Du sollst doch zu Hause bleiben, Shinichi…“, hörte er KIDs Stimme an seinem Ohr und ohne es wirklich kontrollieren zu können, musste der Detektiv an den Kuss denken. Sofort fingen seine Lippen zu kribbeln an und als er den Mund öffnete, um dem anderen zu antworten, kam kein Ton aus seiner Kehle. Stattdessen spürte er, wie die Hände des anderen sanft über seine Oberarme strichen und sofort verschwand die Kälte in seinem Inneren fast vollständig. Es war wirklich verrückt. Fast wie Zauberei. Woher nur kam diese plötzliche Sicherheit, wenn KID in seiner Nähe war? Und wieso beunruhigte ihn das nicht einmal? „Das ist nur deine Schuld…“, hörte er sich selbst leise sagen und die Hände des Diebes stoppten auf seinen Schultern. Fast automatisch sank Shinichis Kinn auf seine Brust und seine Haut brannte bereits unter dem Stoff an den Stellen, an denen er die Hände des weißen Diebes spürte. KID trat einen Schritt näher und der Detektiv konnte dessen warmen Körper an seinem Rücken spüren. Eine hauchzarte Berührung, von der Shinichi nur annehmen konnte, dass es ein Kuss gewesen sein könnte, in seinem Nacken spürend, nahm er all seinen neu entdeckten Mut zusammen, verschränkte die Arme vor der Brust und legte seine Hände auf die Schultern, auf KIDs Hände. Leicht irritiert merkte er, dass der andere gar keine Handschuhe trug, dachte sich aber nicht viel dabei. Stattdessen fasste er den Dieb bei den Händen und leitete dessen Hände so von den Schultern über die Arme zur Taille und fast so, als hätte KID nur darauf gewartet, zog er Shinichi sofort zu sich heran und hielt ihn fest. So standen sie eine Weile einfach nur da und schwiegen. KID hatte sein Kinn auf Shinichis Schulter gebettet und die Hände des Detektivs waren vor seinem Bauch noch immer mit denen des anderen verschränkt. Es war schon seltsam. Jede andere Berührung mied der Kleinere inzwischen wie die Pest. Nicht einmal Ran durfte ihn noch berühren, geschweige denn jemand anders. Doch bei KID war das irgendwie vollkommen anders. Nicht nur, dass dieser ihn berühren durfte, Shinichi genoss das Gefühl vom Körper des anderen an seinem richtig. Langsam öffnete der Detektiv seine meerblauen Augen und da er den Kopf noch immer gesenkt hielt, blickte er sofort auf ihre verschränkten Hände. Dieser Anblick ließ ihn sogleich stutzen. Nicht nur, dass KID offensichtlich keine Handschuhe trug, wie es aussah, war er auch nicht mit seinem weißen Anzug bekleidet. Um seine Handgelenke schmiegte sich der schwarze Stoff einer Schuluniform. War der andere etwa in Zivil hier? Sofort bekam Shinichi den Drang, sich umzudrehen. Sollte er? Bevor er jedoch eine Entscheidung treffen konnte, riss KID ihn aus seinen Gedanken. „Vielleicht ist es das Beste, wenn du jetzt nach Hause gehst, Shinichi…“ Obwohl der Detektiv protestieren wollte, schaffte er es nicht. So nickte er nur schwach und unterdrückte ein frustriertes Seufzen. „Dein Umhang ist noch bei mir zu Hause…“ Er hörte KID leise lachen. Und ohne es kontrollieren zu können, schlich sich eine leichte Röte auf Shinichis Gesicht. „So ist es wohl. Soll ich ihn heute Abend bei dir abholen kommen?“ „Von mir aus…“, antwortete der Kleinere betont beiläufig, auch wenn er sich nur schwer beherrschen konnte, dem Dieb anzubieten, ihn doch einfach zu begleiten. Er spürte den warmen Atem des anderen an seinem Ohr, als dieser flüsterte. „Fein, dann komme ich nachher vorbei. … ... Und hole meinen Umhang ab.“ Tief in seinem Inneren hoffte Shinichi, dass es nicht nur dabei bliebe, doch eingestehen wollte er sich das noch nicht. Er nickte noch einmal als Bestätigung und einen Augenblick später war KID verschwunden. Leise seufzend zog Shinichi die Schultern hoch, als die Kälte in sein Herz zurückkehrte, fast so, als hätte er sich die Wärme, ihn, nur eingebildet. Niedergeschlagen machte sich der Detektiv auf den Weg nach Hause. Eine wachsende Bedrohung spürend beeilte er sich besonders und erst nachdem er seine Post aus dem Briefkasten geholt und die Haustür hinter sich geschlossen hatte, wurde ihm wieder ein wenig leichter. Nachdem die Post erst einmal ungesehen auf der Flurkommode gelandet war, entledigte er sich seiner Schuhe und seines Blazers und lockerte auf dem Weg in die Küche seine Krawatte. Mit einem heißen Tee kehrte er dann zurück, schnappte sich seine Post und zog sich erneut in die Bibliothek zurück. Dort setzte er sich auf die Couch, legte sich den weißen Umhang KIDs um die Schultern und sah seine Post durch. Werbung, Werbung, Rechnung, Rechnung, Fanpost, Rechnung, Fanpost, noch mehr Fanpost… Er stutzte. Was war das für ein Brief? Mit einer ordentlichen Handschrift stand sein Name auf dem weißen Umschlag, doch sonst war nichts weiter zu sehen. Kein Absender, keine Briefmarke. Mit einem Stirnrunzeln öffnete er den Brief und zog einige Fotos daraus hervor. Was sollte das denn sein? Er betrachtete die Bilder eines nach dem anderen und je weiter er kam, desto schmerzhafter zog sich sein Herz vor Angst zusammen. Sein Haus, die Detektei Mori, Rans Vater, der Professor, Ran, er allein und schließlich…er auf dem Dach der Schule, zusammen mit KID. Obwohl letzteres nur spekulativ sein konnte, da das Foto nicht detailliert genug war, um es genau zu erkennen, so gab es sonst keine andere Möglichkeit. Obwohl er die Gesichter der Personen nicht besonders gut sehen konnte, war doch klar, dass eine der Personen er sein musste. Er erkannte die blaue Schuluniform. Und er erkannte das Dach seiner Schule. Und davon ausgehend, dass er auf dem Bild nicht allein war, musste der andere junge Mann auf dem Bild KID sein. Wie konnte das sein? Wie konnte jemand die Situation vorhin auf dem Schuldach fotografiert haben? Seine Hände begannen unkontrolliert zu zittern, bis seine Finger letztendlich ihre Funktion einstellten und die Fotos auf den Boden segelten. Der Stalker machte Fotos von ihm. Und nicht nur das… Er machte auch Fotos von seinen Freunden und Bekannten! Hatte er es jetzt etwa auf Ran und ihre Familie abgesehen? Oder vielleicht auf den Professor? Verzweifelt krümmte Shinichi sich auf der Couch und griff nach KIDs Umhang, als wäre es ein Rettungsanker. Wann kam der andere nur endlich!? Mit unangemessener Vorfreude im Magen schloss Kaito das Fenster im Erdgeschoss, durch das er auch beim letzten Besuch bei Shinichi das Haus betreten hatte. Da der Detektiv diesmal wusste, dass er kommen würde, sparte er sich die Schleicherei und machte sich auf die Suche. Da er ihn im Erdgeschoss erneut nicht fand, vermutete der Dieb, dass Shinichi wahrscheinlich wieder in der Bibliothek sein würde, als er den großen Raum allerdings erreichte, fand er ihn verwaist vor. Doch eine Tasse mit kaltem Tee sowie einige Briefe auf dem Tisch verrieten Kaito, dass sein Detektiv zumindest hier gewesen war. Gerade, als er sich umwenden und weiter nach dem anderen suchen wollte, zogen allerdings ein paar Fotos auf dem Boden seine Aufmerksamkeit auf sich. Also machte er die wenigen Schritte und hob die Fotografien auf. Nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte, machte er sich mit sorgenvollem Blick wieder auf die Suche. Die Vermutungen, die Kaito nach dem Anblick der auf den Fotos abgebildeten Personen zwangsläufig anstellte, ließen nicht viel Spielraum für Positives. Er musste Shinichi finden. Wer weiß, was der Anblick der Fotos mit ihm gemacht hatte. Denn wenn auch alles andere nur Vermutungen waren, eines wusste Kaito mit Sicherheit. Diese Fotos hatte der Verrückte geschickt, um Shinichis Angst zu schüren. Im Schlafzimmer des Oberschülers wurde Kaito schließlich fündig. In einer Ecke entdeckte er einen hellen Fleck in dem sonst vollkommen in Dunkelheit gehüllten Zimmer. Shinichi saß zusammengesunken und in seinen Umhang gehüllt da und versuchte nur, sich möglichst klein und unsichtbar zu machen. Mit vor Schmerz und Wut verzerrtem Gesicht stürzte der weißgekleidete Dieb auf den Detektiv zu und zog ihn in seine Arme. Sofort schmiegte sich dieser haltsuchend an den muskulösen Oberkörper Kaitos und zum ersten Mal überhaupt hörte dieser, dass Shinichi weinte. Erstickte Schluchzer drangen gedämpft an sein Ohr. Kaitos Gedanken rasten. Nun hatte der kranke Mistkerl es endgültig geschafft, Shinichi zu zerstören. Von dem selbstbewussten Detektiv, der ihm immer wieder mit so strahlenden Augen und überlegenem Lächeln entgegen getreten war, war nichts mehr übrig geblieben. Er drückte den Weinenden fest an sich und schwor feierlich und stumm jedem höheren Wesen, das eventuell zuhörte, dass er diesen Verrückten finden und umbringen würde. Doch vorher musste er sich um Shinichi kümmern. Vorsichtig erhob er sich und zog Shinichi mit sich in Richtung von dessen Bett. Der Detektiv in seinen Armen zitterte wie Espenlaub und klammerte sich mit krampfhaft zitternden Händen in sein weißes Jackett. An ihrem Ziel angekommen ließ sich Kaito auf dem Bett nieder und zog den anderen erneut mit sich. So saßen sie nebeneinander und Shinichi weinte noch immer stumm vor sich hin. Alles, was davon zeugte, waren gelegentliche, erstickte Schluchzer und eine Menge Tränen, die das wenige Licht im Zimmer funkelnd reflektierten, als sie wie kleine Diamanten über Shinichis rote Wangen liefen. Wie an einen Rettungsanker klammerte sich der Detektiv an Kaito fest und der Dieb wusste nicht, was er tun konnte, um die Tränen des anderen versiegen zu lassen. Alles, was er tun konnte, war, den anderen im Arm zu halten. Ein fast allumfassendes Gefühl der Hilflosigkeit bemächtigte sich seiner und fast automatisiert intensivierte er die Umarmung. Einige Male schien sich Shinichi zu beruhigen, doch dann brachen erneut die Dämme und neue Tränen rollten stumm über die nassen Wangen des Detektivs. Kaito spürte, dass Shinichi auf Biegen und Brechen aufhören wollte zu weinen und dieser Druck, den er sich selbst machte, sorgte dafür, dass es immer weiter ging. „Shinichi, ist okay… Du musst dich nicht so unter Druck setzen… Weine einfach, bis die Tränen von selbst versiegen.“ Sanft strich der Dieb durch das weiche braune Haar des anderen und wischte ihm zärtlich ein paar Tränen von der Wange, als der Detektiv seine Hand nahm und dort festhielt. Shinichi blickte ihn aus tränenglänzenden Iriden an und Kaito konnte nicht anders, als in den blauen Meeren des anderen zu versinken. Unter anderen Umständen hätte er sich wahrscheinlich kaum noch beherrschen können, den Detektiv nicht wieder zu küssen. Doch so gab er sich mit dem zufrieden, was er bekommen konnte. Die Nähe. Das Vertrauen. Denn das war mehr, als er sich erhofft hatte. Shinichi drückte seine Hand stärker an seine Wange und als er blinzelte, zwang er erneut ein paar Tränen auf seine Wangen. Kaito kratzte gerade all seine verbliebene Selbstbeherrschung zusammen, um nichts Dummes zu tun, als er die leise, tränenerstickte Stimme des Kleineren vernahm. „Hilf mir…“ Und noch bevor Kaito reagieren konnte, war es nicht er, sondern Shinichi, der sich zu ihm beugte und ihn küsste. Der Dieb spürte die Verzweiflung in diesem Kuss, er spürte die Angst Shinichis und er vermutete, dass er dem anderen irgendetwas gab, um diese Dinge zwar nicht verschwinden aber zumindest verblassen zu lassen. Shinichis Kuss war zögerlich und sanft. Erst, als Kaito sanft erwiderte, entkrampfte der junge Detektiv sich ein wenig. Wahrscheinlich hatte er befürchtet, Kaito würde ihn von sich stoßen. Um Shinichi die Angst vor Ablehnung zu nehmen, zog der Größere ihn vorsichtig auf seinen Schoß, legte seine Arme um ihn und strich ihm sanft über den breiten Rücken. Gleich darauf löste Shinichi die Verbindung ihrer Lippen auf, nur um Kaito sofort wieder zu küssen. Immer wieder lösten und fanden sich ihre Lippen in zärtlichen, hauchzarten Küssen. Shinichi legte seine Arme um Kaitos Nacken und es kam dem Dieb fast so vor, als fürchte der Detektiv um sein Leben, sollten die Berührungen enden. Kaito spürte die Finger des anderen durch sein Haar fahren und wie durch Zauberei verschwand sein weißer Zylinder kurz darauf neben dem Bett. Darauf folgte das Monokel und zusätzlich Kaitos letzter Rest Selbstbeherrschung. Mit dem leisen Geräusch des auf dem Boden aufkommenden Monokels verschwanden die letzten Gedanken des Diebes daran, ob das, was sie gerade im Begriff waren zu tun, wirklich richtig war. Er verschwendete keinen Gedanken mehr an Shinichis Beweggründe oder daran, wieso er das eigentlich nicht zulassen durfte. Alles, was noch Platz in seinem Kopf hatte, waren das Gefühl von Shinichis Händen, seinen Lippen, seinen Beinen links und rechts von seinen. Heiß. Überall dort, wo der Dieb ihn berührte, spürte er eine angenehme Hitze auf seiner Haut. Seine Lippen kribbelten und sein Herz pochte so laut in seiner Brust, dass Shinichi glaubte, der andere müsse es hören. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr, allerdings fand er das nicht annähernd so schlimm, wie er es wohl sollte. Immerhin war er gerade drauf und dran, mit dem Phantomdieb zu schlafen. Doch entgegen all seiner Prinzipien, all seiner moralischen Vorstellungen und all dessen, was er über sich selbst und den anderen zu wissen glaubte, wollte er genau das tun. Und so wie es aussah, ging es KID nicht anders. Seine Zweifel hatte der Dieb jedenfalls genauso schnell verschwinden lassen, wie man es von einem Magier mit seinen Talenten erwartete und so hatte in Shinichis Kopf jetzt nur noch eines Platz. Der Magier selbst. Sich zur Ruhe zwingend schob er dem anderen das weiße Jackett über die Schultern und mit ein wenig Hilfe befreite er KID relativ schnell von dem störenden Kleidungsstück, das sich sofort zu Zylinder und Monokel auf den Boden gesellte. Nachdem das erledigt war, fuhr der Detektiv sanft über den muskulösen Rücken des Größeren und konnte unter dem dünnen Stoff des blauen Hemdes die festen Muskeln des anderen bereits erahnen. Sofort ergriff eine nagende Sehnsucht Besitz von ihm, er wollte diese erahnten Muskeln ohne störenden Stoff unter seinen Fingern spüren. Allerdings war der Dieb schneller als er, denn er spürte, wie dieser an seinem Rücken unter das weiße Hemd schlüpfte. In diesem Moment verfluchte Shinichi zum ersten Mal, dass KID Handschuhe trug, denn so verwehrte er ihm das Gefühl seiner „nackten“ Finger auf der Haut. Doch noch bevor er protestieren oder selbst handeln konnte, entfernte KID eine seiner Hände, brach den Kontakt ihrer Lippen kurz und zog sich den Handschuh mit den Zähnen von den Fingern. Dieselbe Prozedur führte er bei der anderen Hand durch und als Shinichi sie wieder an seinem Rücken spürte, diesmal ohne störende Handschuhe, zog sich ein wundervolles Kribbeln von seinem Rücken über seine Arme bis hin zu seinen Fingerspitzen. Genießerisch bog er seinen Rücken leicht nach innen während sein Kopf im Nacken lag. Damit präsentierte er KID seinen Hals. Und Shinichi spürte, dass der Dieb diese Gelegenheit nicht verschenkte. KIDs Lippen liebkosten jeden neu entdeckten Fleck Haut zärtlich und dort, wo Shinichi die Berührungen des anderen spürte, blieb dieses wahnsinnige Kribbeln zurück, das ihm den Verstand zu rauben drohte. Er wollte mehr. Viel mehr. Jetzt. Als hätte der Dieb seine Gedanken gelesen, zog er vorsichtig, aber doch bestimmt an Shinichis Krawatte, die der Oberschüler noch immer nicht abgelegt hatte, und entfernte sie. Sofort danach wandte er sich den Knöpfen des Hemdes zu und seine Lippen folgten seinen Händen. Erste leise Geräusche, einem Stöhnen nicht unähnlich, verließen Shinichis Mund als er die weichen Lippen des anderen auf seinem Körper spürte und er hatte das Gefühl, platzen zu müssen. Wenn nicht gleich etwas passierte, musste er platzen! Blitze zuckten vor Shinichis blauen Augen und er merkte kaum, wie KID ihn endgültig seines Hemdes entledigte. Erst als der Dieb ihn innig küsste, kehrte er zurück aus seiner Welt des Wahnsinns. Da er nicht zulassen konnte, dass der andere sein Hemd an behalten sollte, während er hier schon halb nackt auf dessen Schoß saß, nahm Shinichi erst die rote Krawatte und dann das blaue Hemd selbst aufs Korn und als ihre nackten Oberkörper sich das erste Mal berührten, verließ nicht nur Shinichis Mund ein offensichtliches Stöhnen. Die sanften Hände des Detektivs erkundeten nun endlich ohne störenden Stoff den Rücken des Mondscheindiebes während dessen Lippen sowie seien Zunge sich erneut an Shinichis Hals zu schaffen machten. Der Körper des Oberschülers stand bereits in Flammen und mit jeder Berührung des Diebes, schlugen die Flammen höher. Und doch wollte Shinichi nicht, dass der andere aufhörte. Diese Empfindungen, die er in diesem Moment hatte, waren so vollkommen neu und unbekannt. Er wollte sie noch länger haben, noch stärker. Er spürte die geschickten Diebeshände über seinen Rücken streichen und als er ihn plötzlich an den Pobacken packte und näher an sich drückte, stahl er Shinichi ein lautes Stöhnen. Noch in derselben Bewegung drehte er sie beide, so dass der Detektiv nun auf dem Rücken lag und zu ihm hoch schauen musste. In diesem Moment, als sich ihre Blicke trafen, stand die Zeit still. Shinichi konnte ob der allgegenwärtigen Dunkelheit im Raum zwar fast nichts erkennen, doch trotzdem sah er zwei funkelnde, wunderschöne Augen auf ihm liegen und sofort schlich sich eine leichte Röte auf seine Wangen. Mit zitternden Fingern berührte er sanft und vorsichtig das Gesicht des Diebes und sah mit seinen Fingerkuppen. Mit geschlossenen Augen erkundete der Detektiv jeden Quadratzentimeter von KIDS Gesicht und setzte in seinem Kopf die einzelnen Bruchstücke zu einem Ganzen zusammen. So entstand in seinem Inneren das Bild eines hübschen jungen Mannes mit wunderschönen blauen Augen und einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht. Er spürte, wie sich der Mondscheindieb an seine Hand schmiegte und sich vorbeugte. Sanfte Lippen berührten seine, doch schon nach wenigen Sekunden wurde der zärtliche Kuss leidenschaftlicher und verlangender. Bald darauf brach KID sehr zum Missfallen Shinichis den Kuss und machte sich auf eine kleine Wanderung über dessen Körper. Er ließ keinen Zentimeter Haut aus und liebkoste, reizte und leckte sich über die sich heftig hebende und senkende Brust Shinichis bis zu dessen Bauchnabel, den er erst neckisch umspielte, um dann mit seiner Zunge darin einzutauchen. Shinichi, der sich bereits unter den Berührungen des Diebes wand, stöhnte laut auf, bäumte sich KID entgegen und biss sich selbst ins Handgelenk, um nicht zu laut zu werden. Er fühlte sich, als würde er schmelzen unter den Händen des Diebes. Dessen Behandlung glich einer süßen Folter, von der man nicht wusste, ob man sie weiter spüren wollte oder nicht. Spürte man sie, wollte man, dass der andere sofort aufhörte, doch spürte man sie nicht mehr, hätte man alles getan, damit der andere weiter machte. Und während KID nicht daran dachte, aufzuhören, wurde Shinichi immer mehr zu Wachs in dessen Händen. Kaito wusste nicht, was er tat. Er dachte nicht darüber nach, er machte einfach. Teilweise war es sogar so, als wäre er nur Zuschauer, der keinen Einfluss darauf hatte, wer was tat oder nicht tat. Immer öfter hörte er Shinichi stöhnen und jedes Mal lief ihm ein wohliger Schauer über den nackten Rücken, wenn er diese Töne vernahm, die besser waren, als die beste Musik. Da er sich sicher war, dass der Detektiv ihn nicht aufhalten würde, legte er eine seiner Hände kurz auf die bereits deutlich erkennbare Beule in Shinichis Körpermitte, der sich daraufhin erneut aufbäumte und sein Stöhnen mit einem weiteren Biss in sein eigenes Handgelenk unterdrückte. Kaito konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Nie im Leben hätte er gedacht, dass er Shinichi Kudo, den Sherlock Holmes der Neuzeit, einmal so zum Stöhnen bringen würde. Während Kaito seine Liebkosungen weiter fortführte und an Shinichis Hüftknochen zu knabbern begann, öffnete er geschickt mit drei Fingern die blaue Hose Shinichis und zog den Reißverschluss quälend langsam nach unten. Bevor der Detektiv allerdings anfing zu protestieren, hatte Kaito ein Einsehen und befreite dessen lange, vom Fußballtraining gestählte Beine, während er jeden freigelegten Zentimeter Haut mit zärtlichen Liebkosungen begrüßte. Die Hose landete achtlos bei den anderen Klamotten auf dem Boden. Während Kaito nun wieder nach oben krabbelte, strich er hauchzart an den Seiten von Shinichis Beinen entlang und spürte mit Wohlwollen, wie der andere unter der Berührung schauderte. Während der Mondscheindieb die Lippen des Detektivs für einen Kuss in Beschlag nahm, strich eine seiner Hände erneut um die unübersehbare Beule, sie sich in Shinichis Körpermitte unter den Boxershorts abzeichnete und erneut wurde er mit einem kehligen Stöhnen belohnt. Er verschränkte seine Hände mit Shinichis und machte sich erneut auf den Weg in südlichere Gefilde. Mit den Zähnen zog er langsam und quälend die letzte Stoffbarriere von Shinichis Körper und erst, als es nicht mehr anders ging, tauschte er Mund mit Händen. Erneut konnte Kaito sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er erkannte, wie genau Shinichi auf ihn reagierte. Das Zeugnis dessen ragte unübersehbar vor ihm auf und noch konnte der Dieb ignorieren, dass es um ihn keinen Deut besser stand. Jetzt hatte er erst einmal etwas anderes zu tun. Sich unwillkürlich über die Lippen leckend beugte er sich zum Objekt seiner Begierde vor, als… „STOPP!“ Der Phantomdieb erstarrte mitten in der Bewegung. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von seinem Ziel, als er zwei sanfte Hände spürte, die ihn wegzogen. Hoch zu Shinichis Gesicht. War er zu weit gegangen? Hatte er Anzeichen übersehen, dass Shinichi aufhören wollte? Oder noch schlimmer… Hatte er sie ignoriert? Doch entgegen seiner Befürchtung, der andere würde ihn nun von sich stoßen oder schlimmeres, bekam er stattdessen von dem Detektiv einen Kuss aufgedrückt. Und fast so, als wüsste Shinichi genau, was in Kaitos Kopf gerade vorging, zerstreute er dessen Befürchtungen mit nur einem einzigen leise gehauchten Satz. Einem kleinen Satz, bestehend aus nur vier unschuldigen Worten… „Ich will dich ganz.“ Ein sehr intelligentes „Hum?“ war alles, was Kaito darauf erwidern konnte, da die Information dessen, was Shinichi gerade wollte, noch nicht ganz in sein Gehirn vorgedrungen war. Er blickte nur in Shinichis meerblaue Augen und merkte in diesem Moment, dass er seinen Saphiren einen großen Schritt näher gekommen war. Und als Shinichi sein Gesicht erneut runter zog, um ihn zu küssen, fiel es dem Dieb auch endlich wie Schuppen von den Augen. Sofort stockte ihm der Atem. Daran hatte er eigentlich gar nicht gedacht! Er wäre im Traum nicht darauf gekommen, so weit zu gehen und doch wollte der Detektiv jetzt genau das? Sofort brach Kaito den Kuss und erntete von Shinichi ein enttäuschtes Murren. „Bist…bist du sicher, dass du das wirklich willst?“ „Ja, bin ich.“ „Wirklich?“ „Wirklich…“ „Wirklich wirklich?“ „Baka…“ Darauf sparte Kaito sich dann eine Antwort und küsste Shinichi lieber noch einmal. Während sie in ein wildes Zungenspiel abdrifteten, das keiner wirklich für sich entscheiden wollte, nestelte Kaito an seiner weißen Hose und befreite seine eigene, nach Aufmerksamkeit schreiende Erregung aus deren Gefängnis. Als sie den Kuss wegen Luftmangels lösen mussten, nutzte Kaito die Gelegenheit und befeuchtete zwei seiner Finger ausgiebig. Dann blickte er Shinichi an und suchte trotz der Dunkelheit im Zimmer in dessen hübschen Zügen nach einem Anzeichen von Widerwillen. Allerdings fand er dort nur das Gegenteil. Ein leichtes Nicken des anderen gab dann den Ausschlag. „Entspann dich, sonst tut‘s nur weh, okay?“ Das erneute Nicken quittierte Kaito mit einem sanften Kuss, bevor er seine Finger zwischen die knackigen Pobacken Shinichis schob und erst mit einem, kurze Zeit später auch mit dem zweiten in den anderen vordrang. Der Detektiv verzog vor Unbehagen kurz das Gesicht und Kaito versuchte, ihn abzulenken, indem er ihn zärtlich am Hals zu liebkosen begann. Nach ein paar Momenten begann der Dieb, seine Finger in Shinichi zu bewegen, immer darauf bedacht, dem anderen keine Schmerzen zuzufügen. Shinichis Hände fanden in der Zeit ihren Weg zu Kaitos Schultern, wo sie ruhig liegen blieben. Nach weiteren Minuten, in denen der Größere den andern sanft und umsichtig auf sich selbst vorbereitete, entfernte er seine Finger wieder aus dem Körper Shinichis und positionierte sich zwischen dessen langen Beinen. Er stellte Augenkontakt mit Shinichi her. „Bereit?“ Der Detektiv erwiderte den Blick vertrauensvoll und nickte. Das war für Kaito der Startschuss und langsam, vorsichtig und mit aller Selbstbeherrschung, die sein erregter Körper zuließ, verschmolzen sein und Shinichis Körper miteinander. Mit zusammengekniffenen Augen, sich auf die Zunge beißend, schob sich Kaito Stück für Stück weiter, während er sich selbst ermahnte, Shinichis Vertrauen nicht zu enttäuschen. Er spürte, wie der Griff der Detektivhände an seinen Schultern stärker wurde und als er die Augen öffnete, konnte er erahnen, wie Shinichis Gesicht sich wahrscheinlich vor Lust, aber auch vor Unbehagen leicht verzerrte. Als er schließlich vollkommen in dem anderen versunken war, verharrte er so einen Moment, legte seine Stirn an Shinichis Schulter ab und versuchte, sich an die Enge und die Hitze, die ihn nun umgab, zu gewöhnen. Er musste sich beherrschen, warten, bis sein Detektiv ihm signalisierte, dass er anfangen konnte. Tief durchatmen… „Okay. Fang an.“ Nach einem letzten Kuss auf Shinichis Schulter erhob sich Kaito leicht, stützte sich mit den Händen links und rechts neben dem Kopf des anderen ab und begann, erst langsam und vorsichtig, dann nach und nach schneller und kräftiger zu stoßen. Bei jedem Stoß hörte er Shinichi stöhnen, sein Gesicht zeigte deutlich die Lust, die Ekstase, die seinen Körper flutete. Kaitos Körper brannte. Shinichis Hände, die noch immer auf seinen Schultern lagen, sandten heiße, Wellen durch seinen Körper, die ihn um den Verstand brachten. Vor seinen Augen zuckten bunte Blitze und immer öfter konnte auch er, der Magier mit dem perfekten Pokerface, sich ein Stöhnen nicht verkneifen. Noch vor ein paar Tagen war nicht daran zu denken gewesen, was heute hier in diesem Zimmer passierte, und Kaito wusste, er würde Shinichi in Zukunft mit ganz anderen Augen sehen. Für ihn würde er nie wieder der toughe, berechnende Meisterdetektiv sein. Ab jetzt, da war Kaito sich hundertprozentig sicher, würde er nur noch den weinenden jungen Mann sehen, den ängstlichen Oberschüler, der sich so vertrauensvoll an ihn schmiegte, der ihm vertraute. Egal, was in Zukunft kommen würde, egal, wie sie in Zukunft zueinander stehen würden, Shinichi wäre trotz allem nie wieder nur Shinichi. Er wäre SEIN Shinichi. Um diesen Gedanken zu festigen, ließ Kaito nun auch ihre Lippen ein weiteres Mal verschmelzen und zeitgleich spürte er, wie Shinichi seine Arme fest um seinen Nacken legte. Erneut erhöhte er leicht die Intensität der Stöße und hörte daraufhin Shinichis erstickte Stimme an seinem Ohr. „Motto…motto fukaku…motto hayaku…“ Ob des ungebändigten Verlangens in Shinichis Stimme musste Kaito sich fest auf die Zunge beißen, damit er nicht auf der Stelle kam. All seine verbliebene Selbstbeherrschung ging dafür drauf. Um Shinichis Wunsch zu erfüllen, schob er seine Hände und Arme unter dessen Rücken, hob ihn an und platzierte ihn erneut auf seinem Schoß. Ein synchrones Stöhnen folgte daraufhin von beiden, da Shinichi ihn so noch tiefer in sich aufnahm. Eng umschlungen saßen sie nun auf dem zerwühlten Bett und jeder hatte die Arme fest um den anderen gelegt. Inzwischen hatte sich auf ihren Körpern ein feiner Schweißfilm gebildet, der ihrer Haut eine neue Art von Weichheit verlieh. Sie bewegten sich in völligem Einklang, wie zu einer langsamen, schwebenden Melodie. Shinichi hatte seine Beine um Kaitos Taille geschlungen und zwischen ihnen hätte kaum noch ein Blatt Papier hindurch gepasst. Shinichi hatte das Gefühl zu schweben. Sowas wie gerade hatte er noch nie gefühlt. Es war unbeschreiblich, niemand könnte verstehen, wie allumfassend, wie wundervoll dieses Gefühl war, das der Dieb ihm gerade vermittelte. Er wusste nicht, wie er es nennen sollte. Liebe? Lust? Verlangen? Oder einfach nur Sicherheit? Vertrauen? Er wusste es nicht. Und letztendlich war es auch egal, solange es nur nicht aufhörte. Hätte er jetzt einen Wunsch frei, das einzige, was er sich wünschen täte, wäre Ewigkeit. Er wollte für den Rest seines verbleibenden Lebens dieses Gefühl mit KID teilen. Die letzten Zweifel, die er noch vorhin in Bezug auf den Mondscheindieb gehabt hatte, waren inzwischen verschwunden. Zurück geblieben war nur diese merkwürdige Hitze, die ihn letztendlich zu all dem hier angetrieben hatte. Das und ein allumfassendes, unerklärliches doch wunderbar warmes Gefühl, das jeder andere wohl als Liebe oder zumindest als Zuneigung bezeichnet hätte. Er schmiegte sein Gesicht an das des anderen und biss ihm spielerisch leicht ins Ohrläppchen, was dem anderen ein leises, lustvolles Lachen entlockte. Dieses Geräusch wiederum sorgte in Shinichis Körper für eine erneute Hitzewelle und ihm fiel auf, dass er mit jeder dieser Wellen etwas intensiver fühlte. Alles, was er fühlte, KIDs Körper, dessen Hände an seinem Rücken, das leichte, nicht unangenehme Ziehen in seinem Unterleib, das Gefühl der Fülle, jedes einzelne Gefühl steigerte sich von Welle zu Welle und bald schon drohten sie, ihn zu überwältigen, wenn nicht sofort etwas passierte. Und genau in diesem Moment spürte er eine kräftige Hand im Zentrum seines Seins, die ihn zusätzlich zu KIDs Stößen reizte und plötzlich explodierte etwas in ihm. Alles, was er fühlte, verschmolz mit einem Mal zu einem Mahlstrom, der ihn erfasste und fortzog, fort aus dem Zimmer, fort aus Tokio, fort aus Japan, an einen Ort, dominiert von Farben. Farben, die ihn umspülten, ihn trugen wie ein sanfter Wind. Dieser Wind trug ihn sanft zurück in die Arme, aus denen er eben für eine Sekunde entschwunden war und traurig und glücklich zugleich darum, wieder im Hier und Jetzt zu sein, küsste Shinichi seinen Mondscheindieb verlangend und innig. Später lag er vollkommen entspannt und glücklich in den Armen KIDs und die Erschöpfung, die er spürte, war angenehm und leicht. KID malte mit den Fingern kleine unsichtbare Bilder auf seine Schulter und er fühlte sich gerade so geborgen und sicher, wie noch nie in seinem ganzen Leben. Und obwohl er sich so wohl fühlte und so angenehm schläfrig, gab es da etwas, das ihn störte. Das Warum. „KID?“, fragte er leise. „Hmm?“ „Es gibt etwas, das ich wissen muss.“ KIDs Liebkosungen endeten und unwillkürlich zog Shinichi daraufhin die Schultern hoch. „Warum tust du das? Nicht nur heute. Auch das gestern, überhaupt all das.“ Eine Weile bekam der Detektiv keine Antwort und er bezweifelte, ob er überhaupt noch eine bekäme. Doch er irrte sich. „Weil ich ein Dieb bin.“ Shinichi stockte. Was? War das tatsächlich eine Antwort auf seine Frage? Wenn ja, dann war es nicht die, die er hatte hören wollen. „Ich stehle Juwelen“, versuchte KID gerade, sich zu erklären. „Und es gibt da zwei, die ich unbedingt haben muss.“ Er erhob sich leicht und drehte sich zu Shinichi um, so dass er diesen ansehen konnte. Dieser erwiderte den Blick irritiert. Er hatte nicht die geringste Ahnung, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Er spürte, wie die Finger des Diebes sanft seine Wangenknochen nachfuhren. „Allerdings…diese beiden Juwelen, genauer gesagt sind es Saphire… Sie haben ihren Glanz verloren, sind stumpf und matt. Und bevor ich sie stehle…muss ich das ändern.“ Shinichis Augenbrauen zogen sich argwöhnisch zusammen. „Was hast das mit meiner Frage zu tun?“ Dem Ton in seiner Stimme zu urteilen, war er mit dieser Antwort mehr als unzufrieden. „Weißt du das nicht?“, war die Gegenfrage des Diebes, dessen Finger nun über Shinichis meerblaue Augen fuhren, die dieser reflexartig schloss. Und diese Geste war es, die ihm symbolisch die Saphire öffnete und als er KID wieder ansah, lächelte dieser ihn so warm an, dass diese Wärme sofort auf ihn übersprang. Als der Dieb die Erkenntnis in Shinichis Augen sah, wusste er, dass der Detektiv verstanden hatte und versiegelte dessen Lippen mit einem innigen Kuss. Tbc… So. Das wars. xDDDD Ich hoffe, ihr lebt alle noch. See you in the next chapter. :3 Das Wiesel Kapitel 8: Mein oder Dein? -------------------------- So, ihr Lieben. Hier meldet sich das Wieselchen mit dem neuen Kapitel. Diesmal ist es mit Mittwoch leider nichts geworden... Ich bedanke mich für alle Kommis und Favos und wünsche euch viel Spaß mit Kapitel 8: Mein oder Dein? Es war kurz nach drei Uhr morgens und an Schlaf war für Kaito noch immer nicht zu denken. Neben ihm schlummerte Shinichi friedlich und der Dieb konnte einfach nicht aufhören, ihn zu beobachten. Er machte sich Gedanken. Die letzte Nacht hatte sein Leben und seine Beziehung zu dem schlafenden Detektiv auf jeden Fall verändert. Spätestens heute Nacht war Shinichi für ihn zu jemand anderem geworden, zu jemandem, den er neu kennenlernen musste und wollte. Er wollte Zeit mit ihm verbringen, Spaß mit ihm haben, lachen, weinen… Doch als KID konnte er das nicht. Was sollte er also tun? Sich Shinichi offenbaren? Ihm seine geheime Identität preisgeben? Oder ihn zufällig als Kaito kennenlernen und ihm etwas vormachen? Der Detektiv war für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Er wusste nicht, wie dieser reagieren würde, erführe er von seiner wahren Identität. Sein Sinn für Gerechtigkeit würde ihn dazu zwingen, ihn anzuzeigen. Doch gleichzeitig stünde ihm in diesem Fall sein Stolz als Detektiv im Weg, der ihn zwingen würde, Kaito selbst zu fangen und zu demaskieren. Vorsichtig strich er dem Schlafenden eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht. In diesem Punkt konnte Kaito den anderen nicht einschätzen. Also stand er jetzt vor der Wahl. Würde er sich dem Risiko aussetzen und Shinichi vertrauen? Oder nicht? Außerdem gab es da ja auch noch das Problem mit dem Stalker, der einfach keine Ruhe geben wollte. Und die Fotos zeigten, dass es langsam kritisch wurde. Nicht nur, dass er Ran und andere Bekannte von Shinichi ins Visier genommen hatte, am meisten sorgte Kaito das Foto von Shinichi und ihm auf dem Schuldach. Er traute diesem Stalker zu, dass er den Detektiv dafür bestrafte, einen anderen außer ihn selbst so nah an sich ran gelassen zu haben. Was also konnte er tun, um den Verrückten von Shinichi abzulenken? Es gab da etwas. Doch das wäre ziemlich riskant. Es bestand die Möglichkeit, dass dieser Plan nach hinten losging und wenn das geschah, wäre das wohl sehr gefährlich für Shinichi. Ein leises Seufzen verließ Kaitos Mund. Er würde mit dem Detektiv darüber sprechen. Doch vorher… Es war kurz vor 6 Uhr, als der Dieb sich schließlich von Shinichi losriss und sich erhob. Am liebsten wäre er geblieben, bis das Dornröschen aufwachte, doch noch konnte er sich ihm nicht offenbaren. Zumindest nicht so. Also schlüpfte er leise aus dem Bett, sammelte seine Klamotten ein, zog sich an und legte sein Monokel sanft in die rechte Hand des Detektives. Nach einem letzten zärtlichen Kuss, den Shinichi reflexartig sogar leicht erwiderte, verließ Kaito das Haus. Als er sich kurz umblickte, glaubte er jemanden zu entdecken, der das Gebäude beobachtete, doch der Gedanke war kaum gekommen, da war er sich nicht mehr sicher, ob er sich das nicht einbildete. Wie ein Geist bewegte er sich durch die noch ruhige Stadt, der Berufsverkehr hatte noch nicht eingesetzt, und kam ungesehen bei sich zu Hause an. Dort entledigte er sich seiner Klamotten erneut und stieg unter die Dusche. Es mussten noch Vorbereitungen getroffen werden. Und so wie es aussah, musste Aoko mal wieder allein zur Schule gehen. Seine Observationen und nächtlichen Besuche bei Shinichi hatten ihn so eingespannt, dass er wohl eine Menge Stoff nachholen musste, wenn er die Prüfungen zum Ende des Semesters nicht verhauen wollte. Doch daran konnte er jetzt nicht denken. Er hatte wichtigere Dinge zu tun. Frisch geduscht und etwas wacher verließ Kaito eine halbe Stunde später das Bad und sammelte sich seine Klamotten zusammen. Nach einer heißen Tasse Kaffee war er endgültig zu allen Schandtaten bereit und als Aoko klingelte, um ihn zur Schule abzuholen, war er voller Tatendrang. Nachdem er ihr schonend beigebracht hatte, dass er nicht mit ihr zur Schule gehen würde, trennten sich ihre Wege an einer belebten Kreuzung und erst nach einem strahlenden Lächeln und einem meisterhaft einstudierten Chibiblick von Kaito ließ das Mädchen ihn schließlich gehen. Als er das Gebäude der Teitan-Oberschule zwischen den Bäumen hindurchblitzen sah, wurde er allerdings nervös. Zweifel schlichen sich leise von hinten an ihn heran und sprangen in seinen Rücken, bohrten sich durch seine Wirbelsäule direkt ins Herz. Er schluckte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee… Er sollte umkehren und sich was anderes ausdenken. Nein! Kaito schalt sich selbst einen Feigling. Er musste das jetzt durchziehen. Er atmete tief durch und steuerte das große Schultor an. Nach einem kurzen Blick auf die große Uhr der Schule, die direkt unter dem Dach an der Fassade thronte, meinte er, dass Ran und Shinichi bald eintreffen müssten. Und keine fünf Minuten später sah er den braunen Schopf des Mädchens zwischen ihren Mitschülern. Nur der Detektiv war noch nicht zu sehen. Nach einem letzten Stoßgebet gen Himmel setzte Kaito sich in Bewegung und blieb direkt bei Ran stehen. „Hallo, du musst Ran sein, oder?“ Die Oberschülerin blickte ihn leicht irritiert an. „Äh, ja, das stimmt. Und wer bist du?“ Gespielt verlegen kratzte Kaito sich am Hinterkopf, als er das Objekt seiner Begierde zwischen den Schülern hindurch erblickte. „Shinichi, da bist du ja!“ Der Detektiv antwortete nur mit einem überrumpelten, irritierten und vor allem unwissenden Blick, als Kaito ihn unvermittelt in die Arme schloss und erst eine Sekunde später spürte Kaito dessen Arme auf seinem Rücken. Kurz genoss er die Nähe des anderen, bevor er sich mit einem strahlenden Lächeln wieder von ihm löste. Er spürte Rans fragende Blicke fast bohrend in seinem Rücken und hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, ihre folgende Frage war mit Eifersucht gewürzt. „Shinichi, kennst du ihn etwa?“ Da Shinichi natürlich zu überrumpelt war und gar nichts Vernünftiges hätte sagen können, übernahm Kaito das sofort für ihn. „Sicher kennt er mich. Wir sind alte Freunde und haben uns schon ewig nicht mehr gesehen, ist doch so, oder Shinichi?“ „Äääh…ja…“ Ran blickte skeptisch von Shinichi zu Kaito und wieder zurück. Sie schien dem ganzen nicht ganz zu vertrauen. „Und wer bist du nun?“, fragte sie schließlich, immerhin kannte sie noch nicht einmal Kaitos Namen, auch, wenn sie da natürlich nicht die einzige war. „Ach ja, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Kaito. Kaito Kuroba. Freut mich, dich endlich mal persönlich kennen zu lernen, Ran. Shinichi hat mir ja schon soooo viel von dir erzählt. Natürlich nur Gutes.“, meinte er mit seinem charmantesten Lächeln und erntete die alltägliche Reaktion. Auch, wenn Ran es zu unterdrücken versuchte, errötete sie doch trotzdem leicht. „Und was hast du jetzt vor?“ Kaito, der seine Rolle perfekt spielte, tat so, als würde er einen Moment überlegen, während er nicht nur Rans, sondern auch Shinichis Blicke auf sich ruhen spürte. „Eigentlich wollte ich ihn entführen…damit wir mal wieder was unternehmen können. Aber ich will ja auch nicht, dass er was in der Schule verpasst…“ Rans Miene erhellte sich. „Ach, das ist kein Thema. Ich sag einfach Bescheid, dass es Shinichi nicht gut ging und er wieder nach Hause gegangen ist.“ Kaitos Miene nahm einen strahlenden Ausdruck an. „Das würdest du tun? Wirklich?“ Das Mädchen grinste nur leicht und winkte ab. „Klar, aber nur für dich. Shinichi hat das eigentlich gar nicht verdient, weißt du… Und jetzt husch husch…“ Sie schob Kaito und Shinichi noch ein kleines Stück weit, bevor sie aufs Schulgelände trat und den beiden zum Abschied noch einmal kurz winkte. Nachdem Ran verschwunden war, wandelte sich Kaitos Gesichtsausdruck und das strahlende Lächeln wich einem ernsten Gesicht. Ein paar Minuten gingen sie einfach schweigend nebeneinander her und erst, als sicher war, dass kein Schüler sie noch hören konnte, ergriff der Detektiv das Wort. „KID?“ Kaito blickte Shinichi an und antwortete leicht lächelnd. „Heute nicht.“ Sofort drehte Shinichi den Kopf zur anderen Seite, um offensichtliche Röte zu verbergen und Kaitos Lächeln vertiefte sich. „Was für eine Aktion war das bitte gerade? Von wegen alte Freunde…“ Ein leises Grummeln war zu vernehmen, das Kaito glucksen ließ. „Irgendwas musste ich ja schließlich sagen, oder?“ Eine Weile schweigen sie, während sie einfach nur nebeneinander her gingen. Doch irgendwann brach Shinichi erneut die Stille. „Und jetzt?“ „Na ist doch klar. Jetzt machen mir uns einen schönen Tag.“ Und um das Gesagte zu bestätigen, hakte sich Kaito dreist bei Shinichi ein. Shinichi war scheinbar zu überrumpelt und protestierte nicht einmal, als Kaito ihn ins nächstbeste Café zog. Dort setzten sie sich an einen Tisch am Fenster. „Ich lad dich ein, also such dir ruhig was Leckeres aus.“ Demonstrativ drückte Kaito dem Detektiv die Karte in die Hand und schnappte sich selbst eine vom Nachbartisch. Als nach einigen Minuten eine junge Kellnerin an ihren Tisch kam, bestellte er sich einen Schoko-Eisbecher, während Shinichi ein Stück Zitronenkuchen nahm. Während sie warteten, schwiegen beide und der Detektiv blickte nachdenklich aus dem Fenster. Beide hingen ihren Gedanken nach, bis ein leises Räuspern neben ihrem Tisch zu vernehmen war. Die beiden Jungs blickten synchron auf und gewahren einer Dame, ungefähr Mitte 30, mit einem kleinen Büchlein in der Hand. „Verzeihung. Ich wollte nicht stören, aber…bist du nicht der Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo?“ Ihre Wangen erröteten leicht, als ein schmales Lächeln auf dem Gesicht Shinichis zum Vorschein kam. „Nun, ja, das bin ich.“ Sie streckte ihm das Büchlein entgegen. Kaito erkannte, dass es sich dabei um ein Autogramm-Büchlein handelte, passend mit Stift. „Würdest du mir ein Autogramm geben?“ Den Bruchteil einer Sekunde blickte der Detektiv das Buch sprachlos an, bevor er es in die Hand nahm und aufschlug. „Sicher. Mit Widmung?“ „Für Natsuki bitte…“ „Alles klar…“ Mit sicherer Hand unterzeichnete er für die Frau und gab ihr das Büchlein mit einem erneuten Lächeln zurück. „Bitteschön.“ Mit strahlenden Augen nahm Natsuki das Büchlein entgegen. „Vielen Dank!“ Sie verbeugte sich tief vor Shinichi und auch Kaito bekam eine kleine entschuldigende Verbeugung, bevor sie glücklich von dannen zog. Der Dieb schaute ihr kurz hinterher. Shinichi war tatsächlich berühmt genug, dass er von wildfremden Leuten im Café angesprochen und um ein Autogramm gebeten wurde. Alle Achtung. Und er schien damit sogar schon Erfahrung zu haben. Ganz souverän hatte er die Situation gemeistert. Kaito wusste nicht, wie er reagiert hätte, hätte ihn jemand gefragt, ob er ein Autogramm von ihm haben könnte. Na gut, das würde vermutlich nie passieren, immerhin kannten die Fans von Kaito KID seine wahre Identität nicht. Doch er war sich sicher, dass er vermutlich seinen Namen falsch schriebe vor Aufregung oder irgendwas Ähnliches. Kaitos Augen blieben schließlich an Shinichis Gesicht hängen, der wieder aus dem Fenster blickte, allerdings merkte, dass er beobachtet wurde. Als sich ihre Blicke trafen, versank der Dieb in den blauen Augen des anderen, die inzwischen wieder deutlich mehr strahlten. Und Kaito war eingebildet genug, um zu behaupten, dass das nur sein Verdienst war. „Was ist?“, fragte der Detektiv in diesem Moment. „Ach nichts… Ich hab mir nur gerade überlegt, dass ich bald wieder einen neuen Coup machen muss. Die beiden Saphire, von denen ich dir erzählt habe, schreien geradezu danach, von mir gestohlen zu werden.“ Kaito grinste breit als Shinichi den Mund öffnete, um etwas zu sagen. Seine Wangen wurden sofort rot, doch die Kellnerin, die ihre Bestellung brachte, rettete Kaito vor einer Schimpftirade. Nachdem sie ihnen einen guten Appetit gewünscht hatte, verschwand die junge Frau wieder von ihrem Tisch und Kaitos Augen strahlten bei dem Anblick des vor ihm stehenden Schokoladeneisbechers. Während sich Shinichi demonstrativ auf seinen Kuchen stürzte, blickte Kaito noch einige Momente an seinem Eis vorbei den anderen an und ein warmes, weiches Lächeln zierte dabei seine Lippen, das Shinichi nicht sah. Nicht weit von dem Café entfernt, in dem Shinichi und sein Freund saßen, versuchte jemand, möglichst ruhig zu bleiben, auch, wenn er am liebsten sofort zu den beiden Teenagern gestürmt und Shinichi von diesem anderen Kerl weggezerrt hätte. Allerdings wäre das viel zu auffällig gewesen, also versuchte er, sich zu beherrschen. Je länger er den beiden zusah, wie sie turtelten, desto größer wurden seine Wut, sein Hass und seine Abscheu auf den unbekannten Jungen. Wie konnte dieser Kerl es wagen, sich an seinen Shinichi ranzumachen!? Wahrscheinlich wäre es nur halb so schlimm gewesen, wäre der Detektiv nicht so offensichtlich verknallt, was den Beobachter nur noch wütender machte. Er musste sich irgendwas einfallen lassen… Dieser fremde Junge musste verschwinden. Das war die einfachste, effektivste und wahrscheinlich gleichzeitig auch die spaßigste Methode, das Problem aus der Welt zu schaffen… Er kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen und erkannte die schwarze Schuluniform des Fremden wieder. Das war der Junge, der zusammen mit Shinichi auf dem Dach von dessen Schule gewesen war. Noch besser…Dann musste er sich darum nicht auch noch extra kümmern. Nach etwas mehr als einer halben Stunde, in der sein Zorn auf den fremden Jungen noch gewachsen war, verließen die Teenager das Café und schlenderten gemütlich nebeneinander durch die City. Seiner Meinung nach benahmen sich die beiden jetzt schon wie ein verliebtes Ehepaar. Obwohl sie wahrscheinlich dachten, keiner könnte es sehen, so sah er es doch. Shinichis Hand, sowie die des anderen Jungen waren zusammen in der Hosentasche des anderen verschwunden. Und obwohl der Detektiv ziemlich verlegen wirkte, so unternahm er dennoch nichts dagegen. Sein Zorn wuchs fast ins Unermessliche und der Entschluss, nicht einzugreifen, geriet stark ins Wanken. In seinem Versteck ballte er die Hände zu Fäusten und wäre es nicht zu auffällig gewesen, hätte er sich den Nebenbuhler wahrscheinlich auf der Stelle geschnappt. Doch seine Selbstbeherrschung sorgte dafür, dass er weiterhin ruhig blieb und sie lediglich im Auge behielt. Nachdem Shinichi langsam auftaute und sie bereits entspannt nebeneinander her liefen, fand Kaito, dass der passende Moment gekommen war, um ihm reinen Wein einzuschenken. Er hatte zwar die Befürchtung, der andere könnte das falsch auffassen, doch trotzdem konnte er den Detektiv nicht länger im Ungewissen lassen. Als sie durch einen kleinen Park schlenderten, zog er also den Kleineren vom Weg fort und als sie unter sich waren, zog er ihn neben sich aufs Gras. Ernst schaute er in Shinichis Gesicht und dort sah er, wie es in dessen Kopf arbeitete. Natürlich hatte der Detektiv gemerkt, dass etwas anders war und da er nicht wusste, was, war er verunsichert. Kaito holte noch einmal tief Luft und griff nach den Händen des anderen, bevor er anfing, zu erklären. „Shinichi… Also…weißt du…ich habe mir etwas überlegt, um dein Problem zu lösen.“ Die blauen Augen, die er so liebte, weiteten sich leicht. „Es ist nicht einfach und wahrscheinlich auch nicht ganz ungefährlich.“ „Wovon redest du?“ „Ich will deinen Verfolger wütend machen.“ Shinichi zuckte zusammen und ein ängstlicher Ausdruck schlich sich in seine Augen, die dadurch sofort ein wenig ihres Glanzes verloren. „Was!? Bist du verrückt?“ Kaito schüttelte den Kopf. Er sah, wie das Kartenhaus des Glücks und der Sicherheit, das er heute für Shinichi aufgebaut hatte, einzustürzen drohte. Doch er musste mit ihm darüber sprechen, nicht nur, weil es auch für ihn gefährlich werden konnte, sondern vor allem, weil Kaito keine Geheimnisse haben wollte. Nicht mehr. „Nein. Hör mir doch erstmal zu. Bitte.“ Er drückte die zitternden Hände des anderen leicht und dieser beruhigte sich etwas. „Wir müssen wissen, wer dieser Kerl ist. Vorher haben wir keine Chance, ihn zu stoppen. Und genau das will ich. Wenn wir nichts tun, dann…“ Er wagte nicht, auszusprechen, was sie beide wussten. Sollten sie nicht in der Lage sein, den Stalker zu stoppen, würde das ganze wahrscheinlich mit Shinichis Tod enden. „Also. Ich gehe davon aus, dass er uns beobachtet. Auch jetzt gerade. Und ich bin sicher, dass er bereits wütend ist.“ „Aber was willst du denn machen?“ „Erinnerst du dich an das Foto? Das, das er von uns gemacht hat, als wir auf dem Dach deiner Schule standen.“ Nicken. „Dieses Foto hat mich darauf gebracht. Als er uns dort gesehen hat, hat er nicht nur zwei Menschen auf einem Dach gesehen. Er hat auch gesehen, dass du nicht allein bist. Er hat gesehen, dass er dich noch nicht von jedem isoliert hat. Und heute hat er gemerkt, dass ich mich nicht von dir isolieren lasse. Und deshalb muss er drastischer werden, um mich loszuwerden.“ Shinichi schien sich Kaitos Worte durch den Kopf gehen zu lassen, bis man das sprichwörtliche Lämpchen über seinem Kopf angehen sah. „Du willst doch nicht…“ „Doch. Das hat zwei Vorteile. Der erste ist, dass er dich so lange in Ruhe lassen muss. Und der zweite ist, dass er sich mir nähern muss. Er wird das alles ganz genau planen und zuschlagen, wenn ich unachtsam bin. Und in diesem Moment habe ich ihn.“ Shinichi hatte den Kopf gesenkt. So war Kaito nicht in der Lage, in seinem Gesicht zu lesen, doch seine verkrampften Hände sprachen eine eigene Sprache. „Und du glaubst wirklich, dass ich dich das tun lasse?“, hörte der Dieb die leise Stimme des anderen. „Es gibt keinen anderen Weg. Shinichi, es ist bereits 5 Minuten vor 12!“ Was besprachen die zwei da nur die ganze Zeit? Shinichi schien jedenfalls nicht besonders begeistert zu sein… Ein wenig Befriedigung schlich sich in das Herz des Beobachters. Es schien fast so, als würden die beiden gerade miteinander Schluss machen. Und die Tatsache, dass Shinichi nun aufsprang und davonlief, bestätigte die Theorie des Gesichtslosen scheinbar. Nun um einiges zufriedener beobachtete er, wie der fremde Junge dem Detektiv hinterher lief. Natürlich würde er sich nicht entgehen lassen, was als nächstes passierte und so machte auch er sich auf den Weg. Verborgen von einem Baum in der Nähe sah er, wie der andere Shinichi schließlich einholte und festhielt. Er war zu weit entfernt, um zu hören, was gesprochen wurde, doch der Detektiv schien nicht besonders begeistert zu sein. Die Antwort des anderen war nicht weniger energisch, auch wenn in dessen Stimme weniger Zorn mitschwang, als in der des Detektivs. Was auch immer der Fremde gesagt hatte, es schien Wirkung zu zeigen, denn der Detektiv begann, mit seinen Fäusten auf die Brust des anderen Jungen einzuschlagen, wenn auch eher schwach. Es schien eher, als dass er ihm lediglich zeigen wollte, dass er verzweifelt war, als dass er ihm weh tun wollte. Das Hochgefühl, das sich seiner bemächtigt hatte, verschwand langsam. Das sah ihm nicht nach Trennung aus. Nicht mal nach richtigem Streit. Und wie auf sein Stichwort hin, zog der Fremde Shinichi in seine Arme, der die Umarmung sofort erwiderte. Wut sammelte sich im Magen des Beobachters. Also musste er doch an seinem ursprünglichen Plan festhalten… Nun gut, dann sollte es wohl so sein. Kaito spürte, wie Shinichi in seinen Armen zitterte. Heiße Wut sammelte sich in ihm. Nicht auf Shinichi. Auf den Stalker, der den Detektiv so verändert hatte, dass kaum noch etwas von dem alten Shinichi übrig geblieben war. Dafür würde er leiden… Mit Sicherheit. „Es wird alles gut gehen. Vertrau mir…“, flüsterte er dem Verzweifelten ins Ohr. Zögerlich nickte der andere, auch wenn man den Widerwillen in der Geste deutlich spüren konnte. Vorsichtig führte der Dieb Shinichi zurück auf den Parkweg und langsam und schweigend machten sie sich auf den Weg zu Shinichis Villa. Während Kaito seine nächsten Schritte plante, schwieg Shinichi beharrlich. Er krallte sich fast panisch an Kaitos Arm und blickte auf den Boden. Der Dieb wusste, dass er dem anderen sehr viel zumutete. Und doch war es die einzige Möglichkeit, die er sah. Für Kaito zählte jetzt nur noch, dass Shinichi sicher war. Und wenn er die Aufmerksamkeit des Stalkers auf sich lenkte, war er das. Er wusste zwar nicht, wann es geschehen war, doch spätestens jetzt war ihm klar geworden, dass Shinichi ihm mehr bedeutete als irgendjemand sonst. Er bedeutete ihm sogar mehr, als sein eigenes Leben. Warum sonst machte er den Stalker wütend, lenkte dessen Aufmerksamkeit auf sich und setzte sich so der Gefahr aus, von diesem als Bedrohung gesehen zu werden, die ausgeschaltet werden musste? Am Grundstück der Kudos angekommen, begleitete Kaito den anderen noch bis zur Haustür. Als Shinichi ihn letztendlich losließ und ihn ansah, erkannte der Dieb, dass der Detektiv Tränen in den Augen hatte. „Sei vorsichtig…“, flehte Shinichi ihn an und eine einzelne Träne rollte über seine Wange. Kaito brach dieser Anblick das Herz. Langsam beugte er sich vor und fing den Tropfen zärtlich mit den Lippen auf. Aus dieser Geste entbrannte ein Kuss. Als der Detektiv dabei die Augen schloss, rannen weitere Tränen über seine Wangen und er legte seine Arme fest um Kaito. Dieser spürte die Verzweiflung des Kleineren in dessen Kuss und versprach sich selbst, dass er dem Stalker das Handwerk legen und dann zu Shinichi zurückkehren würde. Um jeden Preis. Es dauerte eine Weile, bis sie sich letztendlich lösten. Ein letztes Mal strich Kaito seinem Detektiv über die Wange, bevor er sich umdrehte und gehen wollte. Doch Shinichis Stimme hielt ihn auf. „Kaito…Ich…“ Während er einen wohlig warmen Schauer spürte, weil Shinichi ihn eben das erste Mal mit seinem richtigen Namen angesprochen hatte, drehte er sich noch einmal halb um und lächelte den anderen warm an. „Ich weiß.“ Ja, er wusste, was Shinichi ihm sagen wollte. Zumindest vermutete er es und hoffte, dass er recht behielt. Er hoffte es aus den Tiefen seines verliebten Herzens heraus. Und wenn all das vorbei war, würde er sich die Gewissheit dessen holen, was er jetzt vermutete. Erneut drehte er Shinichi den Rücken zu und spürte dessen blaue Augen im Rücken. Allerdings drehte er sich nicht noch einmal um, denn hätte er das getan, so war er sich sicher, wäre er zu Shinichi zurückgekehrt und hätte nicht den Mut gefunden, zu gehen. Also blickte er geradeaus in Richtung des Grundstückstores und biss sich auf die Lippen, um nicht umzukehren. Obwohl er nichts lieber getan hätte, als bei Shinichi zu bleiben, ihn in den Armen zu halten, zu streicheln und zu küssen, so wusste er doch, dass er das nicht konnte. Er hatte eine Aufgabe. Dass besagte Aufgabe bereits hinter ihm war und ihn beobachtete, konnte Kaito nicht wissen. Er vermutete es nur. Tbc… Das mit dem Schokoladeneis ist übrigens auf meinen eigenen Mist gewachsen, da ich mich nicht erinnern kann, schon mal von einem Nahrungsmittel gehört oder gelesen zu haben, das Kaito besonders mag. Kaitooo... Fisch? :D~ Kaito: Q^Q *weglauf* Jedenfalls... Ich freu mich wie immer über Kommis. See you in the next chapter. :D Das Wiesel Kapitel 9: Entführt ------------------- So, hier das neue Kapitel. :D Ich bedanke mich wie immer bei allen Kommischreibern und Favolern und wünsche euch allen viel Spaß und Freude. :3~~ Kapitel 9: Entführt Zwei Tage später war Kaito sich sicher, dass sein Plan aufging. Schon mehrmals war er auf eine Person aufmerksam geworden, die ihn beobachtete. Noch hatte er nichts anderes getan, doch der Dieb wusste, das würde nicht mehr lang so bleiben. Und obwohl er es genau wusste und sogar provoziert hatte, wurde er langsam nervös. Jetzt verstand er Shinichi ein wenig besser. Ein unheilvolles Gefühl hatte sich in seinem Magen breit gemacht und er wusste, dass das an der Situation lag, in die er sich selbst gebracht hatte. Doch er würde durchhalten und dem Stalker das Handwerk legen. Für Shinichi! Seit ihrem ersten Date, wie Kaito das Treffen vor zwei Tagen liebevoll in Gedanken nannte, hatten sie sich nicht mehr gesehen oder gesprochen. Zwar tat Kaito so, als würde er mit Shinichi telefonieren, doch das war alles lediglich Taktik, um den Stalker davon abzuhalten, seine Verfolgung abzubrechen und wieder zu Shinichi zurückzukehren. Denn dann war alles umsonst… Kaito rechnete jeden Tag damit, dass etwas geschah. Noch konnte er nicht genau einschätzen, was und wie genau es passieren würde, doch er ahnte, dass der Verrückte innerhalb der nächsten maximal zwei Tage zuschlagen würde. Auch wenn es nicht so aussah, so war er doch immer wachsam und hielt seine blauen Augen offen. Zum Glück war seine Mutter gerade eine Freundin besuchen, so dass er sich ihretwegen keine Sorgen machen musste. Und auch Aoko schien zu merken, dass er gerade keine Zeit hatte und ließ ihn in Ruh. Besser konnte es also gar nicht laufen. Jetzt musste der Showdown nur noch beginnen… Kaito Kuroba war also sein Name. Er ging genau wie Shinichi auf die Oberschule und seine beste Freundin hieß Aoko. Er lebte allein mit seiner Mutter und sein Vater war ein berühmter Zauberkünstler gewesen, bevor er vor acht Jahren starb… Das waren nur ein paar der Dinge, die er in den letzten zwei Tagen über den Störenfried herausgefunden hatte. Und wie es bisher aussah, hatte er keine Ahnung, was ihn noch erwarten sollte. Der Beobachter wusste, dass Kaitos Mutter erst in einigen Tagen zurückkommen würde, das hieß, er hätte bis dahin noch viele gute Gelegenheiten, dem Jungen in dessen Wohnung aufzulauern. Und er würde es genießen… Oh ja, das würde er. Er wusste schon genau, was er tun würde, hätte er den Jungen erst einmal in seiner Gewalt. Er würde dafür büßen, dass er versucht hatte, ihm Shinichi wegzunehmen. Und der Detektiv würde auch nicht ungeschoren davonkommen. Immerhin sollte er inzwischen wissen, wem er gehörte. Ein schmales, fast wahnsinniges Lächeln schlich sich auf die Züge des Beobachters. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr machte er sich auf den Weg zur Oberschule seines Beobachtungsopfers, denn dieses müsste innerhalb der nächsten zehn Minuten das Schultor passieren, um nach Hause zu gehen. Und tatsächlich entdeckte der Unbekannte Kaito nur wenige Minuten später in Begleitung Aokos das Schulgelände verlassen. Unter anderen Umständen wäre der Junge ihm sicher sympathisch gewesen. Er und Shinichi waren sich gar nicht so unähnlich, nicht nur äußerlich. Er schien ein netter Junge zu sein. Ein bisschen kindisch vielleicht, doch er schien beliebt bei seinen Klassenkameraden zu ein, hatte immer ein freundliches , spitzbübisches Grinsen im Gesicht und war scheinbar ein guter Freund. Der einzige Fehler, den er gemacht hatte, war, sich mit Shinichi einzulassen. Und das würde letztendlich seinen Untergang bedeuten. Er folgte den beiden Oberschülern und beobachtete, wie sich das Mädchen und er schließlich an einer Straßenkreuzung trennten. Er blieb natürlich dem Jungen auf den Fersen, der fröhlich pfeifend den Weg entlang schlenderte. Nach einigen Metern holte er sein Handy aus der Tasche und rief jemanden an. Der Beobachter vermutete stark, dass die Person am anderen Ende der Leitung Shinichi sein würde und die Flamme der Wut in seinem Magen züngelte ein Stück höher. Morgen Abend würde er sie löschen. Und dann gäbe es nichts und niemanden mehr, der ihm Shinichi wegnehmen konnte. Er beobachtete den Jungen noch eine Weile, bevor er sich zurückzog, um seine Vorbereitungen abzuschließen. Er wollte ihn töten…ja. Aber so einfach war das dann auch wieder nicht. Immerhin musste er doch wissen, warum er ihn bestrafte. Und nicht nur er musste bestraft werden. Natürlich war Shinichi mit schuld und verdiente ebenfalls eine Disziplinarmaßnahme. Also würde er mit ansehen müssen, wie sein neuer Freund starb. Ein fast wahnsinniges Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Unbekannten, als er seine Pistole zu reinigen begann. Kaito saß in seinem Wohnzimmer. Es war still. Im Zimmer brannte keine Lampe, das einzige Licht, das den Raum erhellte, stammte aus dem Flur, in dem die Deckenlampe ihre Arbeit tat. Eher unbewusst hatte Kaito die Wohnzimmertür aufgelassen, damit der Raum nicht in völliger Dunkelheit lag. Der Blick seiner blauen Augen lag unverwandt auf dem Telefon. Er wollte Shinichi anrufen. Wissen, wie es ihm, ging. Mit ihm sprechen, ihn zum Lachen bringen. Einfach seine Stimme hören. Ein Seufzen verließ seinen trockenen Mund. Er vermisste den Detektiv schrecklich. Es war noch nicht mal eine Woche her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten und doch kam es dem Dieb vor wie Jahre. Nun gut…er war eben verliebt. Und obwohl er sich nicht sicher war, was Shinichis Gefühle anging, machte er sich Hoffnungen. Hoffnungen, dass der andere seine Gefühle eventuell erwidern könnte. Und wenn er es jetzt noch nicht tat…vielleicht würde er es in Zukunft… Seine Gedanken wanderten zu der ersten und vielleicht einzigen Nacht, die sie miteinander verbracht hatten. Shinichi hatte ihm vertraut. Er hatte ihn geküsst, berührt, liebkost…fast so, als wären sie bereits seit langer Zeit ein Paar. Und doch wusste Kaito, dass all das, was Shinichi in jener Nacht getan hatte, wahrscheinlich lediglich aus Verzweiflung und Angst geboren war. Noch immer fixierte er das Telefon. Schon über eine Stunde rang er mit sich selbst darum, ob er den Detektiv anrufen sollte oder nicht. Jedes Mal, wenn er kurz davor war, nach dem schnurlosen Gerät zu greifen, ermahnte er sich selbst, wie gefährlich das für den anderen sein konnte und er ließ es letztendlich bleiben. Und doch, seine Gedanken wurden beherrscht von Shinichis sanfter Stimme. Und als die Sehnsucht schließlich übermächtig wurde und ihn schier überrollte, konnte er nicht anders. Fahrig wählte er Shinichis Nummer und lauschte dem Freizeichen. Der Dieb wusste, dass es unwahrscheinlich war, dass der Detektiv abnahm, immerhin hatte er mit dem Telefonklingeln in letzter Zeit nicht viel positive Erfahrungen gemacht, doch auch, wenn er nicht abnahm….nach ein paar Malen würde der Anrufbeantworter angehen und Kaito könnte sie trotzdem hören. Shinichis Stimme. Zwar nur eine Tonbandansage, doch trotz allem war es Shinichis Stimme. Nach dem fünften Klingeln hörte der Dieb ein leises Knacken. „Moshimoshi?“ Leicht verwirrt sagte Kaito erst einmal nichts. War Shinichi gerade tatsächlich rangegangen? Seine Stimme war leise und klang ängstlich, doch gleichzeitig auch ein wenig hoffend. „Shinichi… Ich bin‘s.“ „K…Kaito?“ Ein warmer Schauer lief Kaito über den Rücken, als er jetzt Shinichis Stimme hörte. Genau das hatte er gebraucht, um sich zu entspannen. „Genau. Wie geht’s dir?“ Einen Moment herrschte Stille. Er hörte den Detektiv am anderen Ende der Leitung lediglich zitternd atmen. „Shinichi?“ „Was glaubst du denn, wie’s mir geht?“, fragte der Detektiv in diesem Moment leise. Seine Stimme klang, als müsse er sich arg zusammenreißen, nicht zu weinen. „Ich…hab Angst um dich.“ So wie er sich eben noch gefreut hatte, mit Shinichi zu sprechen, so bereute er es jetzt, ihn angerufen zu haben. Er hatte nicht gewollt, dass der Detektiv jetzt so traurig wurde oder so voller Sorgen war. „Hey… Nicht weinen…“ Kaitos Gesicht verzog sich wie unter starken Schmerzen, als er Shinichi am anderen Ende der Leitung leise schluchzen hörte. Wie gern wäre er jetzt bei ihm, um ihn zu trösten. „Du musst dir keine Sorgen machen. Es geht mir gut, okay?“ Ihm antwortete nur Stille. „Okay?“ Ein Schniefen am anderen Ende zeugte davon, dass Shinichi noch dran war. Dann… „Okay… aber sei trotzdem vorsichtig, ja?“ Ein schmales Lächeln schlich sich auf Kaitos Gesicht, auch, wenn er das selbst nicht merkte. „Versprochen. Du weißt doch, dass ich immer vorsichtig bin. Also, ich ruf dich bald wieder an, okay?“ Und da es bereits recht spät und eigentlich schon fast Zeit fürs Bett war, konnte der Dieb sich einen letzten Satz nicht verkneifen. „Träum von mir.“ Zeit zum Antworten ließ er Shinichi allerdings nicht und drückte den Auflege-Knopf. Als er das Telefon auf den Couchtisch gelegt hatte, hörte er hinter sich ein leises Räuspern. Alarmiert wirbelte er herum, nur um eine Sekunde später einen furchtbaren, explodierenden Schmerz an der Schläfe zu spüren. Die Wucht des Schlages fegte den Oberschüler von der Couch und als er mit bereits schwindenden Sinnen in ein vor Hass und Abscheu verzerrtes ihm vage bekannt vorkommendes Gesicht blickte, wusste er, dass er in mächtigen Schwierigkeiten steckte. Bevor ihn die Bewusstlosigkeit vollkommen übermannte, sorgte sein Angreifer allerdings noch dafür, dass sein Herz einen lauten Schrei der Angst ausstieß… „Keine Angst, mein kleiner Störenfried… Du musst nicht allein sterben. Shinichi wird auch da sein…“ Und dann ward alles schwarz. Als Kaito das nächste Mal die Augen öffnete, explodierte der Schmerz sofort in seinem Kopf. Bunte Punkte tanzten vor seinen Augen und er sah nur verschwommen. Was war passiert und wo zum Teufel war er überhaupt? Als er sich aufsetzen wollte, merkte er, dass er mit den Händen an eine alte, verrostete Heizung gefesselt war. „Was zum…?“ Als er die silbernen Handschellen betrachtete, die ihn fesselten, fiel ihm plötzlich alles wieder ein. Der Verrückte hatte ihn niedergeschlagen und… SHINICHI! Panisch zerrte Kaito an seinen Fesseln, erreichte so aber nur, dass seine Handgelenke aufgeschürft wurden und anfingen zu bluten. Er kümmerte sich allerdings nicht darum, ebenso wenig wie er sich wegen der Verletzung am Kopf Gedanken machte. Alles, was Platz in seinen Gedanken hatte, war die Tatsache, dass der Verrückte gesagt hatte, er würde Shinichi holen. Kaito musste hier raus und den Detektiv retten! Er zog und zerrte weiter an den Handschellen, doch abgesehen davon, dass er seine Handgelenke weiter malträtierte, passierte nichts. Okay, keine Panik. Kaito schloss kurz die Augen. Er musste ruhig bleiben und nachdenken. Er atmete einmal tief durch und besah sich die Handschellen genauer. Er drehte und wendete sie, soweit er konnte und stellte bald fest, dass es sich bei dem Fesselungswerkzeug und eine handelsübliche Anfertigung für die tokioter Polizei handelte. An sich kein Problem, er war schließlich Kaito KID! Er brauchte nur ein Werkzeug… Zum ersten Mal, seit er aufgewacht war, schaute er sich um und entdeckte, dass er sich in einer alten, verlassenen Lagerhalle befinden musste. Zumindest war er in einem riesigen, fast leeren Raum mit kleinen Fenstern, die sich direkt unter der Decke befanden und den gesamten Raum umspannten. Durch die verdreckten Scheiben schien orangenes Licht, das er von den Straßenlaternen kannte, die im Hafenviertel die Nacht beleuchteten. Er schaute sich um, suchte in der näheren Umgebung seines Standortes nach etwas, mit dem er die Handschellen knacken konnte. Nach einigen Momenten fand er einen kleinen, schmalen Draht und schaffte es mit Hilfe seiner Füße, diesen zu sich heran zu schieben. Ein paar Verrenkungen später hatte Kaito die Handschellen geknackt und sprang auf. Wieder ermahnte er sich, dass er nicht in Panik verfallen durfte. Panik bedeutete Konzentrationsverlust und Konzentrationsverlust bedeutete erhöhte Fehlerquoten. Vorsichtig näherte er sich der Tür und spähte durch einen Spalt zwischen den Türflügeln. Da er nichts erkennen konnte, öffnete er einen der Flügel vorsichtig und spähte hinaus. Als ihm noch immer nichts Verdächtiges auffiel, huschte er durch das orangene Licht der Straßenlaternen in den Schatten der Gebäude. Sich immer mal wieder umsehend arbeitete sich Kaito vom Hafen weg in Richtung Beika. Je weiter er kam, desto schneller lief er und achtete immer weniger auf Deckung. Zehn Minuten später erreichte Kaito Shinichis Villa. Von außen war nichts Verdächtiges zu sehen, doch der Dieb wusste, dass das nichts bedeuten musste. Leise schlich er sich auf das Grundstück und spähte durch eines der Fenster ins Innere. Noch immer kämpfte er die Panik nieder, doch die Angst um Shinichi war allgegenwärtig. Hoffentlich kam er nicht zu spät! Er umkreiste das ganze Haus einmal und betrat das Haus durch das übliche Fenster. Einen Moment lauschte er angestrengt, doch das Haus lag nicht nur in Dunkelheit, auch die Stille war allgegenwärtig. „Shinichi? Bist du da?“ Der Oberschüler suchte das gesamte Haus nach dem anderen ab, fand aber nicht die geringste Spur. Als er in der Bibliothek nachgesehen hatte und in den Flur zurückkehrte, hörte er ein leises Knirschen und blickte auf den Boden. Dort, halb unter seinem Turnschuh verborgen lagen einige Glasscherben. Er kniete sich hin, um sie sich genauer anzusehen und entdeckte, dass das wohl mal ein Glas gewesen sein musste. „Nein…nein nein nein…“ Kaito kannte den Detektiv gut genug, um zu wissen, dass er ein kaputtes Glas nicht einfach so herumliegen lassen würde. Das bedeutete…er war zu spät. Der Stalker war schon hier gewesen und jetzt hatte er Shinichi. Angst, Panik und Schuldgefühle überfluteten sein Herz und eine einzelne Träne stahl sich aus seinen eisblauen Augen. „SHINICHI!“ Die Augenlider des jungen Detektivs zuckten. Ein leises Stöhnen kam ihm über die Lippen, als ihn eine leichte Übelkeit sich zusammenkrümmen ließ. Er öffnete seine Augen einen Spalt breit und sofort wurde ihm schwindelig. Er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen und als er seine Hände vor den Mund legen wollte, merkte er erst, dass er sich kaum bewegen konnte. Seine Hände waren auf seinem Rücken gefesselt, scheinbar mit Handschellen. Zumindest fühlte es sich so an. Als er versuchte, sich zu erinnern, was genau passiert war, vergalt sein Kopf ihm diese Anstrengungen mit stechendem Schmerz. Er erinnerte sich nur noch an einen stechenden Geruch, der wahrscheinlich von Chloroform kam…doch sonst war alles verschwommen. Er schluckte. Ängstlich blieb er still liegen und lauschte. Er wusste, was es bedeutete, dass er jetzt hier lag, gefesselt, betäubt. Sein Verfolger hatte ihn entführt. Er hatte ihn betäubt und verschleppt. Und wenn nicht innerhalb von kürzester Zeit ein Wunder geschah, würde er wohl bald sterben. Er biss sich auf die Unterlippe. Erneut spürte er die eisige Kälte der Angst in seiner Brust und Panik machte sich langsam in ihm breit. Hatte er noch Hoffnung? Vor morgen früh würde ihn niemand vermissen. Und selbst dann wären wahrscheinlich all seine Bekannten der Ansicht, er wäre einfach zu Hause geblieben, wenn er nicht in der Schule auftauchte. Es gäbe nur einen, der ihn retten könnte. Der Dieb, der sein Herz gestohlen hatte. Bei dem Gedanken an ihn wurde es sofort ein wenig wärmer in seiner Brust, auch wenn die Angst allgegenwärtig war und selbst durch seine warmen Gedanken an Kaito nicht verschwand. „Kaito…“ „Kaito ist nicht hier.“ Beim Klang dieser Stimme versteifte sich Shinichi sofort. Er kannte diese Stimme nicht, auch, wenn sie ihm vage bekannt vor kam. Das Rascheln von Kleidung verriet dem Detektiv, dass sein Peiniger sich bewegte und leise Schritte verrieten ihm, dass er in seine Richtung kam. Als er kräftige Hände an seinen Körper spürte, die ihn umdrehten, versuchte er vergeblich, sich zu wehren. Doch die Handschellen verhinderten, dass seine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren. Der Unbekannte drehte ihn um, so dass Shinichi in das vermummte Gesicht seines Verfolgers blickte. Sein Peiniger trug dunkle, unauffällige Allerweltskleidung und eine schwarze Skimaske verdeckte sein Gesicht. Nur funkelnde, graue Augen waren sichtbar und Shinichi kam es fast so vor, als würde der Unbekannte ihn damit nicht ansehen, sondern berühren. Die Augen des Mannes schürten erneut seine Angst, denn er sah Wahnsinn in ihnen. Doch nicht nur die Augen, das ganze Auftreten dieses Mannes war angsteinflößend. Er stand einfach nur da, fixierte Shinichi mit seinen gruseligen, grauen Augen und der Detektiv hatte das Gefühl, dieser Mann täte alles, um zu bekommen, was er haben wollte. „Wer sind Sie?“, wagte Shinichi zu fragen. „Wer ich bin? Ich bin dein größter Fan…“ Woher kannte Shinichi diese Stimme nur? Er wusste, dass er sie schon mal irgendwo gehört hatte, doch wo war das? Er musste dafür sorgen, dass der Mann weiter sprach, vielleicht fiel es ihm dann wieder ein. „Tatsächlich? Nichts für ungut…aber so kommt mir das nicht vor…“ „Aber es ist so, Shinichi… Ach übrigens…ich wollte eigentlich deinen kleinen Freund zu unserer Party einladen…aber ich fürchte, ich habe ihn unterschätzt…“ Was? Dieser Kerl hatte Kaito doch nicht etwa…? Der Unbekannte schien in den blauen Augen des Detektivs zu lesen, was ihn gerade bewegte und ging vor ihm in die Hocke. Shinichi wich automatisch ein Stück zurück. „Keine Sorge, Shinichi… Ich finde deinen kleinen Freund. Und dann bringe ich ihn her, damit du dich von ihm verabschieden kannst.“ „Sie sind doch verrückt!“ Ein leises Lachen war von dem Mann zu vernehmen. „Ich? Nein. Weißt du, Shinichi… Das ist nicht meine Schuld. Es ist deine. Hättest du dich nicht auf ihn eingelassen, wäre das alles nicht passiert.“ Er zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Seine linke Hand verschwand kurz hinter seinem Rücken und förderte ein Messer zutage. Während er Shinichi erneut mit seinen grauen Augen fixierte, spielte er mit der Klinge am Holz der Stuhllehne herum. Und diese Aktion verfehlte nicht ihre Wirkung. Der Detektiv verlor langsam aber sicher all seine verbliebene Hoffnung. Nachdem sein Peiniger ihm von Kaitos Entführung und Flucht erzählt hatte, war Shinichi verunsichert. Würde Kaito ihn suchen? Würde er ihn retten? Tbc… Ich freu mich wie immer über Kommis. See you in the next chapter. :3 Das Wieselchen Kapitel 10: Der Feind meines Feindes... --------------------------------------- So, ihr Lieben. Hier bin ich wieder. :3 Das Kapitel ist...meiner Meinung nach...ein wenig langweilig. xD Aber leider notwendig. Vielleicht gefällt es ja doch dem einen oder anderen. :3 Ich freu mich wie immer über Kommis und Favos und wünsche euch allen viel Spaß mit Kapitel 10: Der Feind meines Feindes... Shinichi war allein. Sein Entführer hatte ihn schon vor einiger Zeit verlassen. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach Kaito. Kaito. Der Detektiv dachte unaufhörlich an ihn. Er war seine einzige Hoffnung. Niemand sonst könnte ihm helfen. Niemand sonst wusste, dass er in Gefahr war. Niemand sonst würde ihn so schnell vermissen. Mit geschlossenen Augen lag er auf dem kalten Fliesenboden. Seine Schultern schmerzten ob der ungesunden Haltung, in der sich seine Arme gezwungenermaßen befanden und jede Bewegung schmerzte ebenfalls. In den letzten Stunden, er nahm zumindest an, dass es Stunden waren, hatte er mehrere Male versucht, seine Position zu verändern, so dass er in den Raum hineinschauen konnte, doch er war jedes Mal gescheitert. Er war mit den Handschellen irgendwie fixiert, so dass er sich kaum bewegen konnte. Nur geringfügig konnte er seine Liegeposition verändern, auch wenn das wenig dazu beitrug, seine Arme und Beine zu wecken. Shinichi wusste, dass er sich etwas einfallen lassen musste. Irgendwas. Wenn er es schon nicht schaffte, sich selbst zu befreien, dann musste er dafür sorgen, dass er gefunden wurde. Wenn nicht von Kaito, dann von irgendwem, der hier vielleicht in der Nähe wohnte oder irgendwas in der Richtung. Doch egal, wie angestrengt er nachdachte, ihm, viel nichts ein. Seine mehr als eingeschränkte Sicht auf eine Wand aus Holz ließ auch nicht viel Spielraum für Ideen, so dass er bald aufgab und einfach wartete. Jetzt war Kaito wirklich seine letzte Hoffnung… Wie der Wind flog Kaito mit seinem Gleiter über die Dächer der Stadt. Sein Ziel war der Hafen, genauer gesagt die Lagerhalle, in der er gefangen gewesen war. Er betete zu allen höheren Mächten, dass Shinichi dort war, denn wenn nicht, wusste Kaito nicht, wo er suchen musste. In seinen Gedanken war Chaos. Wäre er nicht so ein passionierter Flieger gewesen, hätte er wahrscheinlich während seines Fluges mehr als einmal eine Bruchlandung hingelegt. Doch so schaffte er es trotz aller Gedanken, die in seinem Kopf für Ablenkung sorgten, heil am Hafen anzukommen und landete seinen Gleiter auf einem gut vor Blicken geschützten Dach eines kleinen Bürogebäudes der Hafenüberwachung. Mit einem letzten Rest Arroganz, die seine Sorgen um Shinichi noch nicht verdrängen konnten, rückte er seinen weißen Anzug zurecht, bevor er sich über die Dächer der leer stehenden Hallen auf den Weg zu seinem Gefängnis machte. Schnell und leise wie ein Geist bewegte sich der Dieb und selbst, wenn er nicht allein dort gewesen wäre, hätte ihn wahrscheinlich niemand bemerkt. Er überwand das letzte Hindernis in Form einer kleinen Gasse zwischen den Hallen mit einem eleganten Sprung. Auf dem Dach der Lagerhalle angekommen, die ihm als Gefängnis gedient hatte, kniete er sich erst einmal hin und schloss kurz die Augen. Er musste sich wappnen, falls der Stalker Shinichi verletzt hatte, nicht vorschnell zu handeln. Wenn er sich zu unüberlegten Aktionen hinreißen ließ, konnte das für ihn und somit auch für Shinichi das Ende bedeuten. Nach einem letzten tiefen Atemzug erhob er sich und bewegte sich vorsichtig und langsam auf dem Wellblechdach der Lagerhalle fort. Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass auch wirklich niemand anderer da war, machte er einen eleganten Sprung und landete lautlos und geschmeidig vor der geschlossenen Hallentür. Ein kurzer Blick durch einen Riss in selbiger, was wahrscheinlich der Zeit und dem Wetter geschuldet war, sah er, dass die Halle leer zu sein schien. Er öffnete einen der Flügel und das Knarzen der Türangeln kam ihm so unnatürlich laut vor, dass er meinte, selbst am anderen Ende der Stadt müsste man es gehört haben. Das Innere der Halle präsentierte sich genau so, wie er es verlassen hatte. Staubig, dreckig, leer. „Verdammt…“, fluchte er leise vor sich hin. Das hatte er befürchtet. Natürlich hatte der Stalker Shinichi nicht hier versteckt, wo er ihn so leicht hätte finden können. Sie waren woanders. An einem Ort, den Kaito nicht kannte… Was sollte er jetzt tun? Wie konnte er seinen Detektiv finden? Er könnte sich auf die Lauer legen und hoffen, das der Entführer hierher zurückkommen würde. Bestand nur die Frage, würde das was bringen? Käme der Verrückte nicht auch auf die Idee, dass Kaito auf keinen Fallallein sondern mit der Polizei zurückkäme? Er wusste immerhin nicht, mit wem er es eigentlich zu tun hatte. Er hatte keine Wahl. Jetzt blieb ihm nur noch eine Option. Ein leises Seufzen verließ seinen Mund, als er sich auf den Weg machte. Inspektor Megure saß an seinem mit Papieren und Akten übersäten Schreibtisch. Es gab nichts, das er mehr hasste als Papierkram. Er blickte in seine Tasse und ein leises Murren verließ seinen Mund. Und sein Kaffee war auch schon wieder leer. Als er aufstehen und das ändern wollte, fegte er aus Versehen einen Aktenstapel vom Tisch, der sich daraufhin überall im Zimmer verteilte. Einen Moment blickte der Polizist genervt auf das Chaos, bevor er einfach darüber hinweg stieg. Konnte der Tag eigentlich noch schlimmer werden? Unwahrscheinlich… Gerade als er die Tür zu seinem Büro öffnete, um herauszutreten, riss jemand die Tür zum Gemeinschaftsbüro des 1. Dezernats auf und sofort richteten sich die Blicke aller Anwesenden auf den jungen Mann in der Tür. Im ersten Moment glaubte der Inspektor, Shinichi stünde dort, doch nach einem zweiten Blick erkannte er, dass dem nicht so war. Auch wenn diese Ähnlichkeit schon ziemlich erstaunlich war. Die erste, die sich nach dem ersten Schreck wieder erholte, war Sato und sie ging auf den jungen Mann zu und sprach mit ihm. Nach nur wenigen gewechselten Worten schnappte die junge Polizistin sich den Jungen und zog ihn in seine Richtung. Warum auch immer, er würde wohl noch eine Weile auf seinen frischen Kaffee warten müssen… Inzwischen waren die beiden bei Megure angekommen. Satos Gesichtsausdruck sagte dem Inspektor, dass es um etwas überaus Wichtiges gehen musste, also ließ er die beiden kommentarlos eintreten und schloss hinter ihnen die Tür. Sato kümmerte sich nicht um das Chaos auf Boden und Schreibtisch, der junge Mann mit Shinichis Gesicht jedoch hob eine Augenbraue ob der verstreuten Unterlagen. „Also, was ist denn?“, fragte der Inspektor in diesem Moment und hob demonstrativ seine leere Tasse. „Shinichi ist entführt worden!“, war die prompte Antwort des jungen Mannes und ob der Dringlichkeit in dessen Stimme war für Megure klar, dass das kein Scherz sein konnte. „Wie bitte?“ „Sie müssen irgendwas tun! Ihn suchen, eine Fahndung nach dem Entführer starten, von mir aus auch Flugblätter verteilen, irgendwas!“ Megure hob beruhigend die Arme und Sato drückte den aufgelösten Jungen erst einmal auf einen Stuhl vor dem überfüllten Schreibtisch des Polizisten. „Ganz ruhig, Junge. Erzähl von vorn. Wie ist dein Name?“ Der Oberschüler, das vermutete Megure zumindest, atmete einmal tief durch, bevor er antwortete. „Kaito. Kaito Kuroba ist mein Name.“ „Also gut, Kaito. Als erstes…was ist mit dir passiert?“ Auf den fragenden Blick des Jungen zeigte Megure an seine eigene Schläfe. Kaito hatte dort eine offene Platzwunde und das getrocknete Blut verklebte fast seine ganze linke Gesichtshälfte. Es schien fast so, als hätte der Junge gar nicht bemerkt, dass er verletzt war, denn nach Megures Geste tastete er selbst an seiner Stirn und zuckte vor Schmerz leicht zusammen. Der Inspektor wandte sich an Sato. „Sato, hol doch bitte etwas, um die Verletzung zu versorgen. Ach, und schick Takagi gleich zu mir ins Büro, ja?“ Mit einem kurzen „Jawohl, Inspektor!“ war die junge Polizistin auch schon verschwunden und nur zwei Minuten später klopfte es und Takagi erschien im Zimmer. „Erzähl uns alles von Anfang an, Kaito. Fang am besten damit an, woher du Shinichi kennst.“ Nach kurzem Zögern begann der Junge auf dem Stuhl, zu erzählen. „Shinichi und ich sind befreundet. Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass er sich seltsam verhält.“ Megure beugte sich vor. „Inwiefern seltsam?“ Kaito überlegte einen Moment. „Na ja… Er war oft nervös, blickte ständig über seine Schultern. Und mit der Zeit wurde es immer schlimmer, er mied Menschenmassen, bekam Schlafprobleme und als er in der Schule einen Schwächeanfall bekam, da hab ich ihn so lange genervt, bis er mir erzählte, was mit ihm war. Shinichi wurde von einem Stalker verfolgt.“ Megure blickte den Oberschüler geschockt an. Wenn er sich diese Geschichte jetzt so anhörte, dann passte das sogar zu den Beobachtungen, die Megure selbst gemacht hatte. Als es um KIDs Coup ging, hatte er den Detektiv erst sehr spät erreicht und ihm war auch aufgefallen, dass Shinichi blass und krank ausgesehen hatte. „Wie äußerte sich das genau?“ Wieder überlegte der Junge kurz, bevor er antwortete. „Er bekam Anrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit, Briefe mit Fotos von sich selbst, seinen Freunden und Bekannten, Blumen. Und er wurde fast permanent verfolgt.“ In diesem Moment betrat Sato das Zimmer wieder, in ihrer Hand einen Erste-Hilfe-Kasten. Sofort zog sie sich den zweiten Besucherstuhl heran und machte sich daran, Kaitos Kopfwunde zu versorgen. Aufgrund dessen verzog der Teenager ab und zu das Gesicht, während er weiter sprach. „Warum seid ihr nicht zur Polizei gegangen?“, fragte Takagi in diesem Moment. „Wir hatten ja keine Ahnung, wer Shinichi verfolgte und deshalb dachten wir, dass das nichts bringen würde.“ Inspektor Megure beobachtete den Teenager genau und man sah dem Jungen an, wie sehr ihn das Ganze mitnahm. Obwohl er es zu verstecken versuchte, konnte der Polizist sehen, dass die Hände des Jungen leicht zitterten. Wahrscheinlich kam jetzt der Schock über das durch, was passiert war. „Erzähl weiter.“ „Gestern Abend…habe ich mit Shinichi telefoniert…und gerade nachdem ich aufgelegt hatte…“ Er holte tief Luft. Sato beendete in diesem Augenblick ihre Behandlung mit einem kleinen Pflaster, das sie über die Platzwunde klebte. Dann räumte sie das Desinfektionsmittel und die restlichen Sachen zurück in den kleinen weißen Koffer. Sie legte eine Hand auf die Schulter Kaitos, um ihn zu trösten. „Gerade nachdem ich aufgelegt hatte…da…da wurde ich niedergeschlagen. Ich fiel auf den Boden und bevor ich bewusstlos wurde, hörte ich noch, wie er sagte, ich müsse nicht allein sterben, weil Shinichi auch da sein würde… Inspektor, bitte tun Sie was!“ „Okay, ganz ruhig, Junge… Ein paar Dinge müssen wir noch wissen. Erstens, wo wurdest du festgehalten und wie bist du ihm entkommen?“ „Am Hafen. In einer alten Lagerhalle… An der Wand ist eine Ziffer gewesen…eine 14.“ Der Inspektor musste Takagi nur ansehen. Der Polizist verstand sofort und verließ das Büro, um besagte Lagerhalle am Hafen aufzusuchen. „Ich war mit einer Handschelle an eine alte Heizung gekettet. Mithilfe eines alten Stücks Draht konnte ich sie knacken.“ Kaito zeigte dem Inspektor und Sato als Beweis die Druckmale der Handschellen an seinen Handgelenken. „Ich war bei Shinichi zuhause, aber dort ist er nicht gewesen. Wahrscheinlich hat der Verrückte ihn schon!“ Sato kniete sich zu dem Oberschüler und drückte seine Hand. „Keine Sorge, Kaito. Wir finden Shinichi. Hast du den Mann gesehen?“ Während der Inspektor telefonierte und weitere Suchmannschaften sowie die Spurensicherung organisierte, versuchte sich Kaito offensichtlich zu erinnern. „Kurz, bevor ich bewusstlos wurde… Er war groß, schlank… Er hatte kurzes, dunkles Haar. Braun. Oder rotbraun.“ „Was hatte er für Kleidung an?“ „Schwarze. Was genau, kann ich nicht sagen.“ Sato schrieb alles auf einen kleinen Notizblock. Währenddessen blickte Kaito sich etwas im Büro um, als seine Augen auf einem Foto hängen blieben, auf dem Inspektor Megures Abteilung zu sehen war. Und seine blauen Augen weiteten sich ungläubig. Dort! Dort auf dem Foto! Das war er doch! Dritte Reihe, der Vierte von links! Das war er, es bestand nicht der geringste Zweifel! Dieses Schwein war also tatsächlich Polizist. Und noch dazu in der Abteilung, mit der Shinichi in den meisten seiner Fälle zusammenarbeitete… Wahrscheinlich war das auch der Grund, wieso er ihm so seltsam bekannt vorkam. Auch er hatte ihn wahrscheinlich schon mal irgendwann bei einem seiner Coups gesehen… „Inspektor!“ Kaito erhob sich und trat zu dem Foto. „Das ist er!“ Mit dem Finger zeigte er auf das Gesicht, das freundlich in die Kamera lächelte. Ein Gesicht, umrahmt von rotbraunem seidigen Haar und wachen grauen Augen. Dieser Mann hatte ihn niedergeschlagen, Shinichi verfolgt und entführt. „Wie bitte? Bist du dir ganz sicher?“ Kaitos Blick musste Bände sprechen, denn nach nur einem kurzen Blick in Kaitos Gesicht griff der Inspektor erneut zum Telefon und rief Takagi an. Er schickte ihn zur Wohnung des Polizisten. „Kaito… Bist du sicher, dass dieser Mann dort wirklich der Täter ist?“ Der Dieb wandte sich an Sato und nickte ernst. „Sein Name ist Omaru Kojima. Er ist 46 Jahre alt und arbeitet bereits seit mehr als 20 Jahren bei der Polizei.“ „Und er war schon immer ein großer Fan von Shinichi…“, hörte man dann die Stimme des Inspektors. „Er fand es faszinierend wie ein Teenager wie Shinichi bereits so brilliant als Detektiv sein konnte. Und wenn ich es mir recht überlege…nachdem Shinichi verschwand, quittierte er für fast sechs Monate seinen Dienst… Er gab private Gründe an und niemand fragte groß nach.“ Nun fing auch Sato an, laut nachzudenken. „und seit ein paar Wochen ist er seltsam. Er ist immer gehetzt, als hätte er noch Termine und er schien immer müde, so, als hätte er nachts nicht geschlafen.“ In diesem Moment klingelte das Telefon und der Inspektor nahm das Gespräch sofort an. Nach ein paar Minuten und einigen Nachfragen beendete er das Gespräch. „Das war Takagi. Kojima ist nicht zuhause. Allerdings hat er etwas anderes gefunden. Einen Raum, voll mit Fotos von Shinichi. Das ganze Zimmer ist mit ihnen gepflastert. Takagi schätzt, dass es über 100 sein müssten. Jeder Zeitungsartikel, jedes Bild, das jemals von Shinichi gemacht wurde, ist dort.“ Kaito hörte genau zu. Jede Information, die er bekam, konnte zwischen Sieg oder Niederlage entscheiden. Zumindest waren sich nun auch die beiden Polizisten sicher, dass er die Wahrheit sagte. Endlich hatte Shinichis Stalker ein Gesicht. „Es gab noch etwas…In dem Raum lagen Teile von Ermittlungsakten sowie Zeitungsausschnitte über ein paar Mordfälle, bei denen Kojima ermittelt hat. Wir wisse noch nicht, ob es dabei eventuell Zusammenhänge gibt.“ Kaito dachte einen Moment nach. Was konnte das bedeuten? Könnte er nicht…? „Inspektor? Was ist mit den Tatorten? Sind die noch abgesperrt? Vielleicht hält er Shinichi irgendwo dort fest?“ „Das könnte sein… Ich überprüfe das schnell.“ Während Sato und Kaito im Büro blieben, verschwand der Inspektor aus dem Raum. Zehn Minuten später kehrte er zurück, ein Blatt Papier in der Hand. „Drei der Tatorte, von denen wir etwas in Kojimas Wohnung fanden, sind in der Tat noch abgesperrt. Takagi ist noch in Kojimas Wohnung und wird dort warten, falls er zurückkommt. Sato, wir beide fahren jetzt zu diesen Orten. Und du, Kaito, du wartest hier.“ Der Oberschüler blickte den Inspektor an und nickte. Einen Teufel würde er tun und hier warten. Während Sato von Megure den Zettel bekam, tat Kaito so, als gähne er, beobachtete in Wahrheit aber genau, was die Polizistin mit dem Papier tat. Sie überflog es kurz, faltete es dann und steckte es in die Tasche ihres Blazers. Bingo. Bevor sie das Büro verließ, wandte sie sich noch einmal an den Teenager. „Keine Sorge, Kaito. Wir finden Shinichi.“ Kaito nickte und umarmte sie kurz. Ohne, dass sie es merkte, zog er ihr dabei den Zettel aus der Tasche. „Danke…“ Dann verließ Sato das Büro und ließ Kaito allein zurück. Mit leicht zitternden Händen entfaltete der Dieb den Zettel und las sich die drei Adressen durch, die darauf standen. Jede war ein Tatort und noch für die Ermittlungen der Polizei abgesperrt. Das bedeutete, Kojima konnte sicher sein, dass niemand ihn stören würde. Jetzt war es soweit. Er hatte genau den Anhaltspunkt bekommen, den er gebraucht hatte. Und eventuell konnte die Polizei ihm ja noch anderweitig helfen. Doch jetzt musste er erst mal einen Detektiv retten… Mit entschlossenem Blick verließ er das Büro des Inspektors und lief geradewegs durch das anschließende Gemeinschaftsbüro auf den Ausgang zu. „Shinichi… halte aus. Ich bin schon auf dem Weg zu dir…“, flüsterte er so leise, dass es sonst niemand hörte, als er die Tür hinter schi schloss. Niemand hatte davon Notiz genommen, dass er gegangen war. Und niemand hatte gesehen, dass er ganz unpassend zu seiner dunklen Kleidung weiße Schuhe trug. Tbc… See you in the next chapter! Euer Wiesel :3~ Kapitel 11: Besessen oder verliebt? ----------------------------------- Hallöchen, ihr Süßen! Hier meldet sich das Wiesel mit einem neuen Kapitel. :3 Ich bedanke mich bei allen Kommischreibern und Favolern und wünsche euch allen sehr viel Spaß mit Kapitel 11: Besessen oder verliebt? Er hatte sein Zeitgefühl verloren. Hätte ihn jemand gefragt, wie lange er schon hier lag, eine gescheite Antwort hätte dieser Jemand nicht bekommen. Es konnten Stunden sein. Oder Tage. Die Handschellen, mit denen seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, schnitten in seine Handgelenke und jede noch so kleine Bewegung sandte spitze, fast unerträgliche Schmerzwellen von den aufgeriebenen Handgelenken aus in seinen gesamten Körper. In dem Versuch, seine Handgelenke zu entlassen, spannte er seine Schultern zu lange und zu stark an, so dass auch diese höllisch schmerzten. Noch immer wusste er nicht, wo er genau war und was sein Peiniger mit ihm vor hatte. Allerdings konnte das nichts Gutes sein. Der einzige Lichtblick war, dass er Kaito nicht gefunden hatte. Auch die Tatsache, dass sein Entführer die Wut darüber an ihm ausgelassen hatte, schmähte die Freude in Shinichis Brust nicht. Die vor Wahnsinn triefende Stimme seines Peinigers riss ihn aus seinen Gedanken. „Weißt du, Shinichi… Jetzt, wo du hier so vor mir liegst…jetzt frage ich mich, was ich eigentlich genau an dir gefunden habe. Im Grunde bist du nichts weiter als ein kleiner, 17-jähriger Oberschüler, der sich für mehr hält, als er ist. Es ist schon seltsam. Als du damals verschwunden warst, brach eine Welt für mich zusammen. Lange Zeit hielt ich dich für tot. Doch letztendlich siegte mein Glaube daran, dass du dich mithilfe deiner Genialität aus jeder Situation, und sei sie noch so ausweglos, befreien könntest. Und jetzt liegst du hier vor mir…sieh dich nur an, Shinichi…“ Der Oberschüler hörte den Hass in der Stimme des anderen. Als er das erste Mal mit ihm gesprochen hatte, als er sich selbst als seinen größten Fan bezeichnet hatte, da hatte sich das noch ganz anders angehört. Doch es schien, als wäre die rosarote Brille, mit der sein Entführer ihn stets betrachtet hatte, jetzt von seiner Nase gerutscht. Er sah jetzt nicht mehr den unbezwingbaren Detektiv, den Holmes der Neuzeit… Jetzt sah er, was Shinichi wirklich war. Ein 17-jähriger Teenager, der langsam verzweifelte, ob der Hilflosigkeit, mit der er sich selbst konfrontiert sah. Er hörte, wie der Unbekannte sich von seinem Stuhl erhob, das Messer beiseitelegte und auf ihn zu trat. Er vermutete mehr, als dass er wirklich wusste, dass der Mann sich zu ihm hinunter beugte. Erst, als er starke Hände kräftig an seinen Oberarmen zupacken spürte, hatte er Gewissheit. Er wurde herumgedreht und aufgesetzt, so dass er jetzt in die grauen, kalten Augen des Mannes blickte, der ihm das Leben in den letzten Wochen zur Hölle gemacht hatte. Noch immer trug er die Skimaske auf dem Kopf, so dass die einzigen Anhaltspunkte auf die Identität des Verrückten seine Augen und seine Stimme waren. Shinichi hatte das Gefühl, beides zu kennen, doch ihm wollte partout nicht einfallen, woher… Er wusste es wirklich nicht. Er versuchte, sich dessen bewusst zu werden, versuchte, sich daran zu erinnern, wieso er so auf Shinichi fixiert gewesen war, doch es wollte ihm einfach nicht klar werden. Er blickte in das zugegeben hübsche Gesicht mit den blauen Augen und wusste nicht, was an diesem Gesicht so besonders war, dass er so unglaublich verliebt gewesen sein konnte. Und dass es so gewesen war, daran erinnerte er sich gut. Doch wo war diese Verliebtheit hin? Wenn er jetzt in diese Augen blickte, dann spürte er nur noch schwelenden, unermesslichen Hass. Hass auf diese feurigen Augen, Hass auf diese Nase, auf das braune, seidige Haar, Hass auf diese vollen Lippen. Ohne nachzudenken presste er seine Lippen auf die des Oberschülers, der sich daraufhin versteifte und die blauen Augen vor Entsetzen weit aufriss. Shinichi versuchte, den Kopf wegzudrehen, doch Kojima hielt sein Kinn eisern fest. Und als der Jüngere sich weigerte, für ihn den Mund zu öffnen, fasste er mit einer Hand nach dessen kaputtgescheuerten Handgelenken, so dass der Detektiv vor Schmerz aufschrie und so automatisch den Mund öffnete. Diese Gelegenheit nutzte er und glitt mit seiner Zunge in den Mund des Kleineren. Er konnte sich dessen nicht erwehren, dass er das Gefühl genoss. Er genoss das Gefühl, Macht über Shinichi zu haben. Über den Jungen, der sich sonst von niemandem kontrollieren ließ. Über den Jungen, der selbst immer die Situation kontrollierte. Brutal presste er den zitternden Körper des Detektivs an die mit Holz verkleidete Wand. In diesem Moment wollte er mehr. Während er Shinichi noch immer grob küsste, machte er sich an dem Hemd des Kleineren zu schaffen. Dieser versuchte, sich gegen ihn zu wehren, war jedoch durch die Fesselung zu eingeschränkt, um erfolgreich zu sein. Kojima sah den Ekel im Gesicht des Detektivs und das machte ihn nur noch wütender. Er wollte ihm weh tun. Und er würde ihm weh tun. Und dann würde Shinichi sich wünschen, einfach zu sterben. Und ganz am Schluss würde er, da er ja so ein lieber Mensch war, dem Jungen den Wunsch erfüllen. Kojima zog an Shinichis Hemd, als dieser ihm plötzlich so heftig in die Zunge biss, dass beide den metallischen Geschmack von Blut schmeckten. Kojima zuckte ob des höllischen Schmerzes zurück und noch während er spürte, wie ihm das Blut über das Kinn lief, schlug er Shinichi brutal ins Gesicht. „Du verfluchter kleiner Bastard!“ Er blickte Shinichi mit vor Wut rotem Kopf an und was er sah, ließ ihn sich erinnern. Es ließ ihn sich daran erinnern, wieso er Shinichi so verehrte, wieso er ihn so hasste, wieso er ihm so verfallen war. Von seinem und dem eigenen Blut rot gefärbte, volle Lippen, ein ebenmäßiges hübsches Gesicht, braunes seidiges Haar und blaue Augen, denen ein Feuer innewohnte, das jeden sofort verbrannte. Ein Blick, der sofort die Seele der Menschen erkannte, ein Blick, dem niemand ausweichen konnte, ein Blick, der wirklich alles sah. Bis in die tiefsten Tiefen der menschlichen Seele. Und in diesem Feuer in den blauen Augen sah er noch etwas. Er sah Sturheit, Mut, Zuversicht. In diesem Moment erkannte Omaru Kojima, dass er den jungen Mann vor sich niemals würde brechen können. Leicht wackelig auf den Beinen erhob sich der Polizist und schnappte sich das Messer vom Stuhl. Er ertrug diesen Blick nicht. Er wollte nicht, dass Shinichi in die Dunkelheit seiner Seele hinabblickte. Er wollte nicht, dass der Detektiv sah, was für ein Mensch er wirklich war. Also hatte er keine Wahl. Er musste diese wunderschönen Augen schließen. Für immer. Er sog den Anblick des Detektivs in sich auf, während er zurück zu ihm lief, das halb geöffnete Hemd, die helle, weiche Haut, der geöffnete Mund, die sich schnell hebende und senkende Brust, das Blut, das aus einer kleinen Platzwunde an der Lippe quoll und langsam an seinem Kinn hinunter lief. Genau so würde er ihn im Gedächtnis behalten. Langsam und bedrohlich thronte Kojima über dem Detektiv und er wusste, dass nichts und niemand ihn jetzt noch aufhalten konnte. Kaitos Herz hämmerte. Hier musste er sein. Die anderen beiden Adressen hatte er bereits kontrolliert und an keinem der Orte hatte Kojima Shinichi festgehalten. Es blieb also nur noch das Haus, zu dem er jetzt unterwegs war. Es lag am Stadtrand und war Tatort eines Mordes gewesen, an dessen Aufklärung Shinichi sogar beteiligt gewesen war… Welch eine Ironie. Er wusste, dass er noch einen gewissen Vorsprung gegenüber der Polizei hatte, da diese nicht wie er Luftlinie flog. Doch trotz allem hatte er nicht viel Zeit. Zehn Minuten, höchstens zwanzig. Er blickte nach unten. Dort vorn musste es sein. Er verlagerte sein Gewicht und sein Gleiter antwortete mit der vorhergesehenen und beabsichtigten Art und Weise. Auf dem Dach der Garage landete Kaito schließlich und klappte das Fluggerät zusammen. Er hatte bereits aus der Luft gesehen, dass im Haus Licht brannte, also schien Kojima gerade da zu sein. Nicht unbedingt wünschenswert, aber auch nicht unvorhergesehen. Leise schlich Kaito zu einem der Fenster im Obergeschoss. Nach der Prüfung und Behebung der Geschlossenheit desselben betrat er das Haus und schlich so leise wie ein Geist die Treppe hinunter. Als er vom Flur aus in das Zimmer spähte, aus dem das Licht fiel, gefror ihm augenblicklich das Blut in den Adern. Kojima stand mit erhobenem Messer vor Shinichi! Noch während er realisierte, was dort gerade geschah, hatte er seine Kartenpistole gezogen und war in den Raum hineingestürzt. Die erste Karte flog nur wenige Millimeter neben Kojimas Kopf vorbei und bohrte sich in die Wand. Dieser fuhr daraufhin herum und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck vollkommenen Erstaunens. Es war wahrscheinlich, dass er mit so gut wie jedem gerechnet hatte, einschließlich des Weihnachtsmannes, außer mit Kaito KID. „Du?“ Es war nicht einfach, sich auf den Polizisten mit dem Messer in der Hand zu konzentrieren, wenn direkt hinter ihm, halb ausgezogen, ein geschockter Shinichi saß und doch behielt Kaito den Peiniger des Detektivs immer im Auge, während er sich mit ihm um 180° drehte, so dass Kaito Shinichi schließlich vor Kojima abschirmte. Das leise „Kaito….“ Hinter ihm hörte nur er. „Wie kommst du hier her? Und was machst du hier? Seit wann hilft ein Dieb denn einem Detektiv?“ Ein wahnsinniges Grinsen schlich sich auf Kojimas Gesicht, das von einer schwarzen Skimaske verdeckt wurde, die nur Augen und Mund freiließ. „Seit ein verrückter Polizist versucht, den Detektiv umzubringen.“ Kaito konnte es zwar nicht sehen, doch er vermutete ganz richtig, dass Shinichis Augen sich weiteten bei der Information, dass sein Peiniger ein Polizist sei. Auch dieser schien leicht überrascht darüber, dass der Dieb so gut informiert war. „Wie kommst du denn darauf, dass ich ein Polizist bin?“, fragte er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Wahrscheinlich wollte er Kaito verwirren und ihn von der Tatsache überzeugen, dass er sich irrte. Pech für ihn, dass er nicht wusste, wie lückenlos die Informationen des Diebes waren. „Es ist vorbei, Kojima. Ihre Kollegen vom ersten Dezernat sind bereits auf dem Weg hierher.“ Nun, nachdem er endgültig entlarvt wurde, zog sich der Polizist die Skimaske vom Kopf und ein wütender Blick traf den weißgekleideten Dieb, der noch immer mit der Kartenpistole auf ihn zielte. Und plötzlich sah Kaito Erkenntnis in den grauen Augen aufblitzen. Sofort darauf verfiel der Mann in lautes Lachen, fast so, als hätte einer der Teenager einen guten Witz erzählt. „Unfassbar! Du bist das! Kaito Kuroba ist Kaito KID!“ Noch immer lachend stand Kojima im Raum, die Hand mit dem Messer in Richtung Boden gesenkt. Mit gerunzelter Stirn beobachtete Kaito den Mann. Für ihn war es spätestens jetzt klar. Der Kerl war verrückt… Er hörte, wie Shinichi hinter sich leise stöhnte, wahrscheinlich hatte er Schmerzen. Verflucht, er musste Kojima irgendwie kampfunfähig machen… Er musste sich um Shinichi kümmern! „Das ist ja nicht zu fassen…“, kicherte Kojima plötzlich. „Dass du hierher kommst, in diesem Aufzug… Du musst Shinichi ja wirklich abgöttisch lieben, Wenn du deine Identität als Meisterdieb 1412 so leichtfertig aufs Spiel setzt…“ Er wartete auf eine Antwort, bekam allerdings keine. Kaito war zwar kurz davor, ihm zu widersprechen, doch was brächte das? Erstens war es die Wahrheit, zweitens bedeutete leugnen zustimmen und drittens dachte er nicht im Traum daran, sich vor so einem zu rechtfertigen! “Ist es also wirklich wahr! Wie süß!“ Er kicherte wieder. „Weißt du, Kaito-kun…ich liebe deinen kleinen Detektiv auch. Wollen wir wetten, dass meine Liebe stärker ist als deine?“ Er hob das Messer leicht an und leckte die Klinge ab, an der ein wenig Blut klebte. Kaito vermutete, dass es Shinichis war. Ein Hauch von Ekel schlich sich kurz in das Gesicht des Diebes. War das tatsächlich noch ein Mensch? Es war wahrscheinlich aus mehreren Gründen keine gute Idee, aber er musste dem Kerl vor ihm einfach widersprechen. „Ganz ehrlich, Kojima. Glauben Sie eigentlich wirklich, was sie da sagen?“ Kojimas Gesichtsausdruck veränderte sich. Jegliches Gefühl wich und eine eiskalte, wahnsinnige Fratze blieb. „Bitte was?“, knurrte er. „Sie reden hier von Liebe! Schauen Sie sich Shinichi an! Für mich ist das keine Liebe! Wenn Sie überhaupt irgendein Gefühl für ihn haben, dann ist das höchstens Besessenheit! Liebe bedeutet nicht, einen Menschen zu besitzen! Liebe ist das schönste Gefühl, das es gibt! Es bedeutet, einen Menschen beschützen zu wollen, ihn zu halten, mit ihm zu lachen, zu weinen und Quatsch zu machen! Liebe bedeutet, dass der Mensch, für den man diese Gefühle hegt, glücklich sehen zu wollen! Und Sie…Sie sind krank! Besessen und krank!!“ Die Antwort des Polizisten darauf war ein wütender Blick, bevor er knurrend wie ein Wolf auf Kaito losging und das Messer in seine Richtung schwingen wollte. Der Dieb reagierte prompt und eine weitere Karte verließ seine Pistole. Diese traf Kojima direkt an der Stirn und ließ ihn zurücktaumeln. Allerdings stoppte ihn das nicht, sondern er griff sofort wieder an. Kaito und Kojima tanzten durch den ganzen Raum. Während der Polizist versuchte, Kaito mit dem Messer die Kehle durchzuschneiden, versuchte dieser, dem anderen das Messer irgendwie zu entreißen. Kaito konnte in den Augen des Mannes lesen, was ihn bewegte. Er wusste, das Kaito recht hatte. Und genau das war der Punkt, der ihn so wütend machte. Er wollte nicht, das Kaito recht hatte. Als der Dieb in diesem Moment in das vor Wahnsinn und Schmerz verzerrte Gesicht Kojimas blickte, hatte er für eine Millisekunde einen Hauch von Mitleid für den Mann, bevor sein Blick erneut auf Shinichi fiel, der noch immer in der Ecke saß. Doch die Ablenkung dauerte nur eine Sekunde und so konnte Kaito dem Messer noch rechtzeitig ausweichen, auch wenn er den Luftzug, mit dem die Klinge an seinem Hals vorbeizog, noch auf der Haut zu spüren in der Lage war. Sein Zylinder lag in der Zwischenzeit bereits auf dem Boden und langsam aber sicher gingen dem Mondscheindieb auch die Karten aus. Als er erneut einem Angriff von Kojima auswich, verschwamm auf einmal alles vor seinen Augen und nur knapp konnte er einem erneuten Hieb des Polizisten ausweichen. Das Schwindelgefühl nahm zu und Kaito taumelte, versuchte Abstand zwischen sich und Kojima zu bringen. Dieser merkte natürlich, dass mit seinem Gegner etwas nicht stimmte und drang nun noch gewaltsamer auf ihn ein. Der Oberschüler versuchte, sich zu fangen, nicht ohnmächtig zu werden, während er sich gleichzeitig fragte, was überhaupt los war. Hatte er sich etwa eine Gehirnerschütterung zugezogen, als Kojima ihn niedergeschlagen hatte? Doch wieso passierte das dann gerade jetzt? Hätte das nicht eigentlich schon viel früher passieren müssen? Als ein Übelkeitsgefühl ihn noch zusätzlich überkam und er zurückgewichen war bis an die Holzwand, schien Kojima siegreich aus dem Kräftemessen hervorzugehen. Kaito rutschte kraftlos an der Wand hinunter, bis er auf dem Boden saß und die Gestalt Kojimas sich bedrohlich vor ihm aufbaute, ein siegessicheres Grinsen im Gesicht. „Sieht so aus, als hätte ich gewonnen, Kaito-kun.“, hörte er die vor Wahnsinn und hämischer Freude triefende Stimme des Älteren, als es plötzlich laut krachte und Kojima zusammen mit einigen Holzstücken zu Boden fiel. „Das sehe ich anders.“ Kaitos Augen weiteten sich ungläubig. Shinichi! Der Detektiv stand schwer atmend und noch die Reste des Stuhls in der Hand haltend, den er dem Verrückten über den Schädel gezogen hatte, direkt vor ihm und schaute mit glühendem Blick auf den nun Bewusstlosen hinunter. Kaitos Blick klärte sich augenblicklich und der Blick seiner blauen Augen fiel sofort auf Shinichis Hände. An einem der Handgelenke baumelte die Handschelle, während die andere zerkratzt, blutig und aufgeschürft aussah. Hatte er etwa seine Hand durch die geschlossene Handschelle gezwängt? [1] „Shinichi…“ Augenblicklich bekam er die Aufmerksamkeit des Detektivs, der die Holzreste losließ und sich zu ihm kniete. Wortlos fielen sich die beiden Teenager in die Arme. Kaito spürte den warmen, leicht zitternden Körper des anderen und ein Felsbrocken der Angst fiel ihm vom Herzen. Er hatte es geschafft! Er hatte Shinichi wieder! Und dann fielen ihm die Verletzungen des Detektivs wieder ein und er löste sich von ihm, untersuchte jede einzelne gründlich. „Wie geht’s dir? Hast du Schmerzen?“ Shinichi antwortete ihm darauf mit einem Lächeln, bevor er Kaitos braunes Haar zurückstrich und das Pflaster an dessen Stirn freilegte. „Und was ist mit dir? Geht’s dir denn gut?“ Kaito erwiderte das Lächeln, als er antwortete. „Es geht. Scheint, als hätte ich eine Gehirnerschütterung oder sowas.“ Als Shinichi sich vorbeugte und einen sanften Kuss auf Kaitos Stirn hauchte, schloss dieser genüsslich die Augen und kuschelte sich gleich darauf in Shinichis Arme. Leise hörte er die Stimme des Detektivs. „Jetzt ist es doch vorbei, oder?“ Und noch bevor er antworten konnte, wurde es erneut eiskalt im Raum, als das jemand anders für ihn übernahm. Seine Augen weiteten sich in Schock und Angst. „Nein, ist es nicht, mein Schatz.“ Tbc… [1] Das ist sehr schmerzhaft, aber tatsächlich möglich. :) See you in the next chapter! Euer Wiesel :3 Kapitel 12: Nur ein Schuss... ----------------------------- So, ihr Süßen! Hier haben wir das neue Kapitel, auf das so viele schon gewartet haben. xD Ich wollt euch eigentlich heute ein paar Kekse mitbringen, aber ein ganz böser kleiner Dieb hat sie alle gestohlen... Ich hab ein Bild von ihm gemacht, wenn ihr ihn findet, sagt mir bescheid: [link href="http://www8.pic-upload.de/26.03.11/ybmqqb6wfne5.gif"]Klick[/link] Dann...wollt ich euch allen ein Eis kaufen... Und da wird mir doch das letzte bisschen Eis direkt aus der Hand geklaut! [link href="http://fc00.deviantart.net/fs49/f/2009/228/5/8/Kaito_x_Shinichi_by_Yume_chama.jpg"]Klick[/link] Und von dem Kuchen fang ich erst gar nicht an... [link href="http://28.media.tumblr.com/tumblr_l4be2xUSok1qzdieio1_500.jpg"]Klick[/link] Nun ja... Also komm ich doch wieder nur mit dem neuen Kapitel an. Ich hoffe, das reicht euch. :D Ich freue mich wie immer über neue Kommis und Favos und bedanke mich bei allen Kommischreibern und Favolern und wünsche euch viel Spaß mit Kapitel 12: Nur ein Schuss... Kaum eine Sekunde später waren Kaito und Shinichi aufgesprungen und blickten in die Mündung einer üblichen tokioter Handfeuerwaffe für Polizisten im Außeneinsatz. Sofort setzte das Schwindelgefühl wieder ein, wenn auch nicht so schlimm wie noch vor ein paar Minuten und dennoch verschwamm Kaitos Blick erneut ein wenig. Erst nach einem Moment der Ungewissheit klärte sich sein Blick wieder und er blickte an der Pistole vorbei in das Gesicht Kojimas, der sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, wen er zuerst erschießen sollte. Sein Gesicht war von Hass verzerrt und ein rotes Rinnsal lief von seinem Haaransatz aus über seine Stirn und zwischen seinen Augen entlang. Seine vor Wahnsinn und Abscheu glänzenden grauen Augen zuckten zwischen Shinichi und ihm hin und her, ohne einen von ihnen erfassen zu können. Die Hände des Polizisten zitterten leicht und Kaito vermutete, dass das von dem Schlag kam, den er von Shinichi auf den Kopf bekommen hatte. „Ich weiß gar nicht, wen von euch ich zuerst abknallen soll… Verdient hättet ihr es beide…“, knurrte Kojima bedrohlich. Fast schon reflexartig versuchte Kaito daraufhin, Shinichi mit seinem Körper abzuschirmen, was den Bewaffneten nur noch wütender machte. Er hob die Waffe ein Stück höher und feuerte, eher ziellos in ihre Richtung. Beide sprangen zur Seite, Kaito nach links, Shinichi nach rechts. Jetzt hatte er sie separiert. Die beiden Teenager trennten mindesten 3 Meter voneinander, so dass kaum eine Möglichkeit für einen bestand, dem anderen auf die Schnelle zu Hilfe zu eilen. Die Pistole zeigte nun auf Kaitos Brust und ein wildes Funkeln in den Augen Kojimas beantwortete dem Dieb die Frage, ob er nur bluffte oder wirklich schießen würde. Er spannte den Hahn und das metallische Klicken, als er einrastete, hallte in Kaitos Ohren unnatürlich laut wider. Er schluckte. Den Blick fest auf die auf sich gerichtete Waffe gerichtet, überlegte er, wie er dieser Situation entkommen konnte. Doch jede Möglichkeit, die ihm einfiel, würde den anderen nur noch wütender machen und das war in der derzeitigen Situation wohl alles andere als gut. Was also konnte Kaito tun, um die Gefahr zu beseitigen? Er könnte ihn ablenken und Shinichi die Möglichkeit geben… Nein. Wenn Kojima das bemerkte, und das war ziemlich wahrscheinlich, dann wäre es wahrscheinlich Shinichi, der sich eine Kugel einfing. Und das war das letzte, was Kaito wollte. Aufgrund fehlender Alternativen entschied sich Kaito schließlich dafür, Kojima zu verunsichern und zu versuchen, ihn dazu zu bringen, dass er aufgab. „Hören Sie auf damit. Es ist zwecklos. Ihre Kollegen von der Polizei werden jeden Moment hier sein.“ Kojima zuckte mit den Schultern. „und? Ich sage ihnen einfach, dass du der Entführer warst. Ich kam leider zu spät, um Shinichi zu retten und musste dich erschießen, um mich selbst zu schützen.“ Kaito schüttelte den Kopf. „Das wäre eine Lüge. Und das weiß nicht nur ich, sondern auch Inspektor Megure. Sie waren in Ihrer Wohnung.“ Der Teenager sah, dass der Polizist stockte. Sein Plan schien aufzugehen. „Sie haben die Fotos gefunden.“ Die Pistole sank ein bisschen herab. Kaito wagte, auszuatmen. Es schien so, als wäre der Polizist endlich zur Vernunft gekommen. Immer weiter sank das Mordwerkzeug. Die Mündung der Pistole zeigte bereits nicht mehr auf Kaito. Der Polizist senkte den Kopf und blickte zu Boden. „Meine Fotos…“ Kaito hatte fast Mitleid mit dem Mann, der jetzt vor ihm stand. Mit diesem Mann, der nichts mehr hatte. Einem Mann, der sich selbst alles genommen hatte. Und doch, er hatte nur FAST Mitleid. Denn das, was er Shinichi angetan hatte, war unentschuldbar und Kojima hatte verdient, was er bekam. Der Mondscheindieb spürte, wie Shinichi wieder zu ihm trat und blickte neben sich. In den Augen des Detektivs sah er Mitleid. Ein schmales Lächeln schlich sich in Kaitos Gesicht. Dieser Mann dort vor ihnen hatte Shinichis Leben zur Hölle gemacht, hatte ihn verfolgt, bedroht, entführt und wollte ihn vergewaltigen und töten. Und doch hatte er jetzt Mitleid. Er unterdrückte ein Seufzen. Shinichi war einfach zu nett für die Welt, in der sie lebten. „Kojima-san.“ sprach der Detektiv den anderen in diesem Moment an. Seine Stimme war sanft und ruhig. Kein Anzeichen von Anklage oder Abscheu, geschweige denn Wut, Hass oder Angst waren in ihr zu hören. Der Angesprochene zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb und nur sehr langsam konnte er den Kopf heben und Shinichi ansehen. Kaito tat es ihm gleich und er sah dasselbe Gesicht wie Kojima, dieselben Augen, denselben Mund. Und doch war der Anblick ein vollkommen anderer. Er sah Shinichis Gesicht, erkannte dessen Feinheit, die fast an Schönheit grenzte, sah die funkelnden blauen Augen und den sinnlichen Mund und assoziierte mit diesem Anblick Positives. Kaitos Wangen färbten sich leicht rot, ohne, dass er es merkte, als er Shinichi ansah und sein Herz pochte laut in seiner Brust. Doch Kojima bereitete derselbe Anblick von Shinichis hübschem Gesicht fast körperliche Schmerzen. Angst, Traurigkeit und Schuldgefühle fluteten seinen Verstand, als er in dieselben blauen Augen sah wie Kaito und Shinichis Stimme klang laut und dröhnend in seinen Ohren. „Geben Sie mir die Waffe, Kojima-san. Dann wird alles gut.“ Noch während Shinichi sprach, streckte er vorsichtig die Hand nach der Waffe des Polizisten aus. Doch er griff nicht danach. Er wartete, dass Kojima sie ihm in die Hand gab. Einen Moment lang geschah nichts. Shinichi und Kojima blickten sich stumm an und Kaito fühlte sich, als wäre er nur Zuschauer. Eine Sekunde lang fühlte er sich sogar nutzlos, als gäbe es nichts mehr, das er tun konnte. Doch dann blickte er genau in dem Moment zu Kojima, als sich dessen Blick von Traurigkeit und Schuld in Hoffnungslosigkeit und Resignation wandelte. Der Phantomdieb reagierte blitzschnell, packte Shinichis Arm und zog ihn aus der Schusslinie. Direkt nach dem lauten Knall, der davon zeugte, dass Kojima tatsächlich gefeuert hatte, landeten die beiden Teenager auf dem staubigen Fliesenboden. Kaito dröhnten die Ohren von dem Geräusch und sofort setzte ein leichter Tinitus ein. Die sich überschlagende Stimme des Polizisten hörte er deswegen kaum. Kurz schüttelte er den Kopf, um das Geräusch abzustellen und sah dann zu Shinichi, um zu überprüfen, ob dieser in Ordnung war. Er sah…rot. Sein Detektiv krümmte sich zusammen, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sofort wusste Kaito, was geschehen sein musste. Kojima hatte ihn getroffen! Er war zu langsam gewesen!! Das weiße Hemd des Detektivs färbte sich fast sofort rot und ein kleines Loch im Stoff ließ erkennen, wo genau die Kugel ihn getroffen hatte. „Shinichi, nein!“ Kaito kniete sich neben seinen Liebsten und versuchte, einen Blick auf dessen Wunde zu werfen, als er die schmerzverzerrte Stimme des Kleineren vernahm. „Kaito, pass auf…Kojima…“ Sofort lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Polizisten, der erneut mit der Waffe auf ihn zielte. Nun hatte der Mann endgültig den Verstand verloren, wie es schien. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Augen waren vor Wahnsinn weit aufgerissen und flimmerten wie im Fieberwahn, sein Atem ging stoßweise. „Für mich ist es vorbei…“, flüsterte er atemlos. „Ich habe alles verloren… Alles… Mein Leben ist zu Ende…“ Sein Blick fand den Kaitos. „Und dann ist es auch eures.“ Er spannte den Hahn und wollte erneut abdrücken, doch Kaito war schneller. Nicht einmal eine Sekunde hatte es gedauert, die Kartenpistole in Anschlag zu bringen und abzudrücken. Die Karte traf Kojima im Gesicht, so dass er taumelte. Diese Zeit nutzte der Dieb, um sich zu erheben und weitere Karten auf den Verrückten abzufeuern. So trieb er ihn von Shinichi fort, der sich inzwischen in eine sitzende Position erhoben hatte. Der Detektiv presste seine Hand gegen die linke Schulter und Blut lief ihm durch die Fingerrillen und den Handrücken hinunter. Kaito schoss Karte um Karte, um den Älteren davon abzuhalten, erneut zielen und schießen zu können. Währenddessen versuchte er, seine eigene aufwallende Wut zu unterdrücken. Er durfte sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen lassen. Wer sich von seinen Gefühlen vereinnahmen ließ, machte Fehler und Fehler waren in so einer Situation sein Todesurteil. Doch er hatte selbst kaum noch Munition, so dass er nicht wusste, was genau passieren würde, wenn die letzte Karte verschossen war. Nur vier Karten später war es soweit. Kaito betätigte den Abzug, ohne, dass eine Karte den Lauf verließ. Er verfluchte sich selbst, Kojima, die Kartenpistole und Hakuba, nur weil er ihm gerade einfiel. Die nutzlose Pistole noch immer im Anschlag, starrte er den anderen an, der seinerseits nun wieder seine Pistole hob. Ihre Blicke trafen sich und ein Frösteln lief Kaito den Rücken hinunter, als er die grauen Augen Kojimas sah. Der Polizist lud, zielte… „Stirb.“ …und dann gellte ein Schuss. „NEIN!“ Shinichis Ruf war kaum zu vernehmen, das Geräusch der abgefeuerten Pistole übertönte jedes andere. Mit weit aufgerissenen blauen Augen starrte er auf Kojima und Kaito, die noch immer still da standen, fast als wären sie Statuen. Für den Bruchteil einer Sekunde geschah gar nichts und Shinichi sah vor seinem inneren Auge bereits leere blaue Augen gen Himmel starren. Sein Herz zog sich schmerzhaft und laut schreiend zusammen, doch dann schwankte Kojima, bevor er besinnungslos zu Boden fiel. Die Pistole entglitt seinen Händen und rutschte bis vor Shinichis Knie. Kaito stand noch immer da und schaute auf den zu Boden gegangenen hinunter. Shinichis Blick hingegen wandte sich zur Tür und erblickte dort Inspektor Megure, die Waffe noch im Anschlag. Hinter ihm erkannte Shinichi noch weitere Polizisten in der üblichen blauen Uniform. In diesem Moment senkte Megure die Waffe und trat in den Raum hinein. Er erfasste die Situation und kniete sich dann zu Shinichi hinunter. „Alles in Ordnung mit dir, Shinichi?“ Sanft berührte der Polizist die blutige Hand des Detektivs, die dieser noch immer auf seine Schusswunde presste und brachte ihn dazu, die Hand wegzunehmen. Er besah sich die Verletzung und rief dann einem der Polizisten zu, dass er einen Krankenwagen rufen solle. „I…Inspektor…Sie…“ Megure blickte ernst in das verdreckte Gesicht des Meisterdetektivs und legte ihm die Hand auf die gesunde Schulter. „Keine Sorge, Shinichi. Jetzt ist es vorbei. Du bist in Sicherheit.“ „Ladies and gentlemen… Da die guten Feen ja nun eingetroffen sind, verabschiedet sich der Prinz wieder. Er hat heute noch eine wichtige Verabredung mit seiner Prinzessin. Au revoir!“ Kaum hatten die Polizisten und Shinichi sich Kaito zugewandt, als dieser mithilfe einer seiner Rauchbomben und großem Rambazamba verschwand. Einen Moment lang war Shinichi enttäuscht darüber, dass er nicht blieb, bevor ihm wieder einfiel, dass er in diesem Aufzug wohl kaum mit ihm ins Krankenhaus fahren konnte. Wahrscheinlich würde er dort wieder zu ihm stoßen. Oder er watete zu Hause auf ihn. Die Rufe der Polizisten, was denn Kaito KID hier gemacht hätte und ob er eventuell ein Komplize gewesen wäre, ignorierte der Detektiv einfach. Megure erhob sich, wies einen jungen Polizisten an, sich des Verletzten anzunehmen und kümmerte sich dann um den noch immer bewusstlosen Kojima. Bevor Shinichi und sein Helfer den Raum und das Haus verließen, blickte er noch einmal zurück auf seinen Peiniger. „Inspektor… Wird er durchkommen?“ „Mit großer Wahrscheinlichkeit, ja. Aber keine Sorge. Er wird dir sicher nicht mehr zu nahe kommen. So wie das aussieht, wird er für lange Zeit hinter Gitter wandern… Sieh du lieber zu, dass du wieder gesund wirst.“ Mit einem Nicken verließ Shinichi, gestützt von dem Polizisten das Haus und setzte sich erst einmal auf einen Grenzstein an der Straße. Er konnte bereits die Sirenen des Krankenwagens hören. Er legte den Kopf in den Nacken und genoss den Anblick der Sterne. Sie funkelten kraftvoll, hier am Stadtrand und ein schmales Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Langsam hob er die Hand und griff nach der seines helfenden Polizisten. „Kaito, glaubst du, jetzt ist es vorbei?“ Die Antwort folgte sofort. „Ich denke, diesmal ja. Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte der verkleidete Dieb leicht grinsend. Shinichi blickte ihn an und grinste ebenfalls. „Dein Shampoo. Du duftest nach grünen Äpfeln.“ „Tatsächlich?“, meinte der andere amüsiert. In diesem Augenblick traf der Krankenwagen ein und sofort kamen zwei Sanitäter auf sie zu. Sie wuselten um Shinichi herum, erstversorgten seine Schussverletzung und verfrachteten ihn in den Wagen. Kaito kletterte als letzter dazu und zusammen fuhren sie ins Krankenhaus. Shinichi lag auf seiner Krankenliege und dachte darüber nach, was alles geschehen war. Er war einer Vergewaltigung entronnen. Er war dem Tod entronnen. Und all das nur wegen einer einzigen Person. Sein Blick wurde wie von selbst von dieser Person angezogen, die selbst jetzt noch, trotz der Gefahr der Demaskierung bei ihm saß und seine Hand hielt. Kaito erwiderte den Blick und lächelte sanft unter seiner Polizistenmütze. Dieses wie von selbst erwidernd versank der Detektiv in den saphirblauen Augen des anderen und ihm fiel in diesem Moment mal wieder auf, wie wunderschön die Augen des Phantomdiebs waren. Er war so versunken in ihnen, dass er gar nicht bemerkte, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Erst, als die hintere Tür des Autos geöffnet wurde und die Sanitäter Shinichis Trage herausziehen wollten, kehrte er aus seiner kleinen blauäugigen Welt zurück. Wahrscheinlich auch, weil Kaito den Wagen verlassen musste, um den Sanitätern Platz zu schaffen. Kaito begleitete Shinichi noch bis ins Krankenhaus, bevor er ihn verlassen musste. In den Bereich für die Behandlung der Patienten durfte er nicht hinein. Doch der Detektiv sonnte sich in dem Versprechen, dass der andere ihm ins Ohr geflüstert hatte. „Wenn du das Krankenhaus verlassen darfst, werde ich bei dir zuhause auf dich warten, versprochen…“ Und Shinichi wusste, dass Kaito dieses Versprechen halten würde. Tbc. So, jetzt hat Shinichi es endlich überstanden. :D Es kommen noch 2 Kapitel, also bleibt mir weiter treu. :3 See you in the next chapter! Euer Wieselchen :3~ Kapitel 13: Nachwirkungen ------------------------- Hallöchen, ihr Lieben. :3 Hier kommt das vorletzte Kapitel! Ich bin ehrlich zu euch. Mir persönlich gefällt das Kapitel absolut nicht. U___U Zumindest der Anfang und die Mitte, das Ende mag ich... xD' Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel besser. Ich bedanke mich wie immer bei allem Kommischreibern und Favolern und wünsche allen viel Spaß mit Kapitel 13: Nachwirkungen Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass Shinichi wahnsinniges Glück gehabt hatte. Die Kugel war einfach durch seien Körper hindurch gegangen und das auch noch, mit dem geringstmöglichen Schaden. Nachdem seine Verletzungen versorgt worden waren und er in einem typischen Krankenzimmer mit weißen Wänden lag, in einem typischen Krankenbett, zugedeckt mit typischer Krankenhausbettwäsche, die einen leichten Geruch nach Desinfizierungsmittel verströmte, war der erste, der ihn besuchte, Inspektor Megure. Shinichi hatte die Augen geschlossen und genoss die Ruhe um sich herum und trotz der Tatsache, dass er im Krankenhaus lag, war das Bett doch wunderbar bequem und er wäre unheimlichgern eingeschlafen, doch jedes Mal, wenn er die Augen schloss, drängten sich wahnsinnige graue Augen in seinen Verstand, so dass er nicht zur Ruhe kam. Als der Inspektor den Raum betrat, war er deshalb auch nicht so unglücklich, wie er vielleicht hätte sein können. Megure trat an sein Bett und setzte sich auf einen Besucherstuhl, den er sich herangezogen hatte. „Na, Shinichi, wie geht’s dir?“ Der junge Detektiv schwieg einen Moment und blickte aus dem Fenster, konnte allerdings aufgrund der draußen herrschenden Dunkelheit nichts erkennen. „Den Umständen entsprechend, würde ich sagen, Inspektor.“, meinte er dann mit einem schmalen, erschöpften Lächeln auf den Lippen. Shinichi kannte den Inspektor und er wusste, dass dieser nicht nur gekommen war, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Doch er sah in den Augen des Polizisten, dass dieser nicht wusste, ob er ihn jetzt, so kurz nach dem Erlebten, bereits wieder damit konfrontieren sollte. „Was wollen Sie wissen, Inspektor?“ Megure war etwas überrascht, bevor ihm scheinbar einfiel, mit wem er es hier zu tun hatte und er atmete einmal tief durch. „Ich weiß, dass das für dich sehr schwer ist und wenn es dir zu viel wird, dann sag mir einfach Bescheid, okay? Also…erzähl mir bitte, was genau passiert ist.“ Shinichi überlegte einen Moment und begann dann, zu erzählen. Megure hörte ihm aufmerksam zu und unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Shinichi war Detektiv, er brauchte keine Nachfragen, um alle Details genau aufzuzählen. Ein paar Mal unterbrach er sich selbst und atmete tief durch, sammelte sich, bevor er weiter sprach, doch alles in allem blieb er gefasst und ruhig. Ganz der Meisterdetektiv eben. Nachdem er geendet hatte, schwieg der Polizist einen Moment. „Hast du eine Ahnung, warum Kaito KID sich eingemischt hat?“, fragte er dann. Der Schülerdetektiv schüttelte den Kopf. „Nein, nicht die geringste. Aber hätte er sich nicht eingemischt, wer weiß, ob ich dann jetzt hier läge“, war die ernste Antwort des Jungen. Daraufhin herrschte Stille. Erst das Eintreten einer Krankenschwester sorgte dafür, dass die beiden Gesetzeshüter aus ihren Gedanken gerissen wurden. „Verzeihung, Inspektor. Aber ich würde Sie bitten, nun zu gehen. Kudo-kun braucht Ruhe.“ Megure erhob sich und nickte. „Natürlich. Also, Shinichi. Ruh dich aus, wird wieder gesund und wenn wir noch Fragen haben sollten, melde ich mich später bei dir. Ach und noch was. Wenn du Kaito siehst, sag ihm, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, zieh ich ihm die Hammelbeine lang.“ Zwinkernd verließ der Inspektor das Zimmer und ließ Shinichi irritiert zurück. Was war das denn für eine Aussage gewesen? Er sollte was? Woher kannte der Inspektor Kaito überhaupt? Er würde den Dieb fragen, wenn sie sich das nächste Mal sahen. Und er hoffte, dass das sehr bald sein würde. Sich in die Decke kuschelnd und die Nase im Kissen vergrabend schloss der Detektiv die Augen und dank warmer, sicherer Gedanken, die etwas mit einem bestimmten weißgekleideten Dieb zu tun hatten, schlief er tief und traumlos. Am nächsten Tag wurde er noch einmal untersucht. Der behandelnde Arzt war zufrieden mit dem Ergebnis und schickte Shinichi bereits am Nachmittag nach Hause, nachdem er den Arm des Schülers mit einer Armschlinge fixiert hatte. Allerdings beschwor er ihn, sich zu schonen und vor allem die verletzte Schulter nicht zu belasten. Auf dem Weg nach Hause nagte noch immer das altbekannte Gefühl, beobachtet zu werden an dem jungen Detektiv. Und er vermutete, dass dieses Gefühl ihn auch noch eine Weile begleiten würde. Trotz des Wissens, dass Kojima verhaftet war und im Gefängnis saß, spürte er noch immer das allgegenwärtige Unbehagen. Doch je näher er der Villa Kudo kam, desto größer wurde eine geradezu girlige Vorfreude. Shinichi musste daran denken, was Kaito ihm versprochen hatte. Und wenn der andere dieses Versprechen hielt, dann wartete er jetzt in der Villa auf ihn. Shinichi wusste nicht, wie er ihm gegenüber treten sollte. In dieser schrecklichen Zeit war Kaito für ihn sowas wie ein Rettungsanker geworden, doch… Was sollte jetzt geschehen? Allein die Gedanken daran ließen ihn erröten und doch musste er sich fragen, was mit ihrer Beziehung in Zukunft passieren sollte. Was empfand er für Kaito? Er hatte ihm in dieser schweren Zeit sehr geholfen und es fiel dem Detektiv nicht schwer, sich einzugestehen, dass er wirklich gern in der Nähe des Diebes war. Er fühlte sich sicher, geborgen und beschützt in seiner Nähe. Und doch wusste er nicht, ob diese Empfindungen der Situation geschuldet waren, in der er sich befunden hatte oder nicht. Und so blieb die eine, die elementare Frage offen. Was empfand Shinichi Kudo, Schülerdetektiv, für den Meisterdieb Kaito KID alias Kaito Kuroba wirklich? Vor dem Tor, das auf das Grundstück der Kudos führte, blieb Shinichi stehen. Aus irgendeinem Grund hatte er Angst, das Grundstück zu betreten. Was, wenn Kaito doch nicht da war? Mehrere Minuten stand der Schülerdetektiv vor dem großen gusseisernen Tor, bevor er den Mut aufbrachte, es zu öffnen und das Grundstück zu betreten. Wenn er das Haus betrachtete, wirkte es auf ihn wie immer. Dunkel und leer. Natürlich war er inzwischen daran gewöhnt, dass er allein in diesem riesigen Haus wohnte, doch am Anfang, kurz nachdem seine Eltern nach Amerika gegangen waren, da hatte er sich selbst verflucht, weil er hier geblieben war. Doch wesentlich öfter hatte er seine Eltern verflucht, weil sie ihn hier gelassen hatten. Allein. Er hatte es sich nie wirklich eingestanden und schon gar nicht mit jemand anderem darüber gesprochen, doch…er war einsam gewesen, hatte sich allein gefühlt in diesem riesigen Haus. Und nicht selten hatte er sich gewünscht, dass seine Eltern ihn abholten. Je länger er allerdings allein gewohnt hatte, desto angenehmer hatte er es empfunden. Immerhin gab es niemanden, der ihn kontrollierte, er hatte keinen Zapfenstreich, konnte essen, schlafen, faulenzen, Partys feiern wann er wollte und niemanden kümmerte es. Und letztendlich hatte er gemerkt, dass seine Eltern ihm wirklich vertrauten und ihm vor allem zutrauten, allein in Japan zu bleiben. Und das wiederum hatte ihn mit Stolz erfüllt. Und nun…nun stand er vor diesem Haus, das er als sein Heim betrachtete und hatte Angst, dass es leer war. Er atmete tief durch, spannte die Schultern an und quittierte das mit einem kurzen Schmerzenslaut, bevor er auf das Haus zulief und den Schlüssel aus seiner Jackentasche kramte. Er steckte ihn ins Schloss, doch bevor er ihn umdrehen und so die Haustür öffnen konnte, wurde das bereits anderweitig übernommen. Vom Inneren des Hauses. Und als die Tür offen war, blickte er in zwei strahlende saphirblaue Augen und ein strahlendes Lächeln begrüßte ihn. Unbewusst fiel dem Detektiv ein riesiger Stein vom Herzen, als er Kaito in der Tür stehen sah, doch er beherrschte sich und fiel dem anderen nicht um den Hals, worauf er sehr stolz war. „Hey, Kaito“, meinte er lediglich, als er an diesem vorbei ins Haus trat. Kaito half ihm, die Jacke auszuziehen und nachdem der Detektiv sich auch seiner Schuhe entledigt hatte, machten sie es sich beide im Wohnzimmer bequem. Auf dem Couchtisch entdeckte Shinichi zwei dampfende Tassen Tee und ein paar Kekse. Es sah fast so aus, als hätte Kaito ihn bereits erwartet. „Wie geht’s dir?“, fragte Kaito nach einem Moment der Stille. Erst einmal folgte auf diese Frage nur ein leises Seufzen. „Na ja… Ich hatte auf jeden Fall großes Glück. Die Kugel hat keine wichtigen Arterien verletzt oder sonst irgendwas Wichtiges… Es…“ Shinichi unterbrach sich selbst, als er Kaitos Hand auf seiner spürte. Als er in die blauen Augen des anderen blickte, waren diese ernst. „Das habe ich nicht gemeint, Shinichi. Zumindest nicht nur.“ Der Detektiv antwortete nicht sofort. Natürlich wusste er, dass Kaito nicht nur seine Schussverletzung meinte. Oder die Platzwunde an der Lippe. Oder die Schnittverletzung am Hals. Doch was wollte er denn hören? Dass Shinichi immer noch das Gefühl hatte, verfolgt zu werden? Dass er letzte Nacht erst schlafen konnte, nachdem er krampfhaft nur an Kaito gedacht hatte? Dass die grauen Augen Kojimas ihn verfolgten? Er senkte den Blick. „Es wird garantiert besser werden…“ Kaito nahm ihn in den Arm und Shinichi schmiegte sich an. Der Schülerdetektiv wusste, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er wieder der Alte war. Und er war sich sicher, dass er Kaitos Hilfe bis dahin noch oft in Anspruch nehmen würde müssen. Doch gleichzeitig befürchtete er, dass er den andere nur ausnutzte. Immerhin war er sich über seien Gefühle noch immer nicht ganz klar. Er wusste nicht, wie er das bezeichnen sollte, was er für den anderen fühlte. War das Liebe? In den nächsten Wochen versuchte Shinichi, sein Leben wieder in geregelte Bahnen zurück zu lenken. Er erzählte ran, was passiert war und diese war wütend, geschockt und traurig darüber, dass er nicht schon früher mit ihr gesprochen hatte. Allerdings verstand sie auch, warum er es nicht getan hatte. Sie kannte Shinichi schon so lange und wusste, dass dieser nicht mit seinen Problemen hausieren ging. Seine eigenen Probleme löste er lieber selbst, während er seinen Freunden, Verwandten und Bekannten bei den ihren half. Nur sehr langsam verließ ihn das unangenehme Gefühl, wenn er unterwegs war, vor allem allein. Kaito war bereits fast bei ihm eingezogen und jedes Mal, wenn er von der Schule nach Hause kam und das bekannte Paar Turnschuhe am Eingang stehen sah, machte sein Herz einen Hüpfer. Er hatte sich daran gewöhnt, dass der Mondscheindieb in seiner Nähe war und er fühlte sich sicher, wenn er daran dachte, dass der andere nur ein paar Türen weiter schlief, wenn Shinichi mal wieder von Alpträumen geplagt wurde. Die beiden Teenager unternahmen viel gemeinsam und langsam aber sicher kehrten Shinichis Entschlossenheit und sein Tatendrang zurück. Ungefähr einen Monat nachdem Kojima festgenommen worden war, nahm er seinen ersten Fall nach den Ereignissen an. Kurze Zeit später bekam er einen Brief, in dem er darüber informiert wurde, dass er als Zeuge in Kojimas Gerichtsverhandlung aussagen musste. Kaito hatte ebenfalls einen Brief erhalten, da sie beide Opfer Kojimas geworden waren. Zum Glück hatte Inspektor Megure dafür sorgen können, dass Shinichis und Kaitos Aussage unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie des Angeklagten aufgenommen wurde. Shinichi wusste nicht, ob er in der Lage gewesen wäre, eine Aussage zu machen, hätte Kojima ihn angesehen. Nachdem die Aussagen der beiden aufgenommen worden waren, hatten sie die Erlaubnis erhalten, dem Prozess fern zu bleiben, so dass Shinichi eine weitere Begegnung mit Kojima erspart blieb. In der Zeit der Verhandlung konzentrierte sich der Detektiv konsequent auf andere Sachen, um nicht daran denken zu müssen. Und entgegen aller Vermutungen gelang ihm das sogar recht gut. Am Tag der Urteilsverkündung saßen Kaito und Shinichi neben dem Staatsanwalt. Kojima, der Shinichi gegenüber saß, konnte diesem nicht in die Augen sehen und versuchte, ihm möglichst auszuweichen. Sah er doch zufällig in seine Richtung, waren Shinichis ernste, ungebrochene Blicke für den Ex-Polizisten wie ein Peitschenhieb. Nachdem die Schlussplädoyees gehört wurden, zog sich die Jury zur Beratung zurück und ließ den Angeklagten, die Zuschauer, die Anwälte und die beiden Opfer im Gerichtssaal zurück. Shinichi blickte Kojima unverwandt an. Er wollte sehen, wie dieser sich benahm, wollte sehen ob er bereute, was er ihm angetan hatte. Nach außen hin war er absolut gefasst und ruhig, doch unter dem Tisch zitterte die Hand, die in der Kaitos lag. Nach nicht einmal einer halben Stunde kehrten die Richter zurück und verkündeten das Urteil. Kojima wurde wegen schwerer Körperverletzung, Entführung, Nötigung, versuchter Vergewaltigung und versuchten Mordes zu einer Haftstrafe von 35 Jahren verurteilt. Als der Detektiv das Urteil hörte, fiel ihm ein Felsbrocken vom Herzen, der mindestens eine Tonne wog. 35 Jahre. Kojima nahm das Urteil ohne die geringste Gefühlsregung auf. Shinichi vermutete, dass er bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Er erinnerte sich noch sehr lebhaft an das, was der Ex-Polizist in dem Haus gesagt hatte. Mit der Urteilsverkündung war diese Episode in Shinichis Leben jetzt endgültig abgeschlossen. Er nahm sich fest vor, nicht mehr an das zu denken, was ihm widerfahren war. Es gab nur noch eine Sache, die er tun musste, erinnerte er sich, als er zusammen mit Kaito den Gerichtssaal verließ. Am nächsten Tag, als Shinichi aus der Schule kam, standen wie in letzter Zeit üblich Kaitos Schuhe im Flur. Tief durchatmend entledigte er sich seiner Jacke und der Schuhe, stellte seine Schultasche ab und steuerte zielgerichtet die Küche an, da er den Duft von frischem Tee bereits beim Hereinkommen vernommen hatte. Und wie vermutet stand Kaito gerade an der großen Theke und goss Wasser in eine Tasse. Der Detektiv blieb im Türrahmen stehen und beobachtete den anderen dabei. In diesem Moment fuhren seine Gedanken Achterbahn. Es würde ihm schwer fallen, mit Kaito zu sprechen, das wusste er bereits jetzt. Besonders gut war er noch nie in Gefühlsdingen gewesen. Und nicht nur das. Auch die Reaktion des anderen machte ihm Sorgen. Seit der Rettungsaktion war zwischen ihnen nichts mehr passiert. Nicht einmal ein Kuss. Und so wusste Shinichi nun nicht, was es mit Kaitos Gefühlen auf sich hatte. Waren sie da? Oder nicht? Waren sie überhaupt jemals da gewesen? „Hey, Shinichi. Du bist ja schon da“, riss der Dieb ihn aus seinen Gedanken. Er nahm dem anderen eine der Tassen ab und sie gingen gemeinsam ins Wohnzimmer. Dort ließen sie sich auf der Cou8ch nieder und Shinichi nahm all seinen Mut zusammen. „Kaito… Es gibt da etwas, worüber wir sprechen müssen.“ Der andere stellte seine Tasse ab und erwiderte Shinichis Blick ernst. Und der Kleinere konnte in den saphirblauen Augen lesen, dass der andere bereits wusste, worum es bei dem Gespräch gehen sollte. Doch sonst war nichts in ihnen zu lesen. Und dadurch wurde der Detektiv noch nervöser. „Als erstes…möchte ich mich bei dir bedanken. Ich weiß nicht, ob ich heute noch am Leben wäre ohne dich.“ Kaito winkte nur ab. „Nein, ehrlich. Ich meine, du hast so viel riskiert, nicht nur deine geheime Identität, sondern sogar dein Leben, um mich zu beschützen. Und das einzige, was ich getan habe, ist dich wie selbstverständlich in all das hineinzuziehen, ohne…“ Kaitos Hand auf seinem Mund stoppte ihn. „Shinichi. Rede doch keinen Unsinn. Du hast mich in gar nichts hineingezogen. Ich habe das alles aus freien Stücken getan. Nichts und niemand hat mich dazu gezwungen.“ Wieder trafen sich ihre Blicke und Shinichi versank in den saphirblauen tiefen von Kaitos Augen. Er spürte Kaitos Finger auf seinen Lippen und wünschte sich in diesem Moment, dass es nicht seine Finger wären, sondern seine Lippen, die er dort spürte. Und fast wie auf Kommando beugte sich Kaito vor und versiegelte seine Lippen mit einem zärtlichen Kuss. Shinichi schloss genüsslich die Augen und in diesem Moment, in dem er Kaitos warme, weiche Lippen auf seinen spürte und merkte, wie sehr er sich nach diesem Gefühl verzehrt hatte, in diesem Moment wusste er endlich die Antwort auf die elementare Frage. Er legte die Arme um Kaitos Nacken und ließ sich langsam nach hinten fallen, zog den anderen dabei mit, so dass er nach wenigen Momenten auf ihm lag. Und als sie sich letztendlich wegen Luftmangels lösen mussten und sich mit roten Wangen ansahen, brach es förmlich aus ihm heraus. „Ich liebe dich.“ Für den Bruchteil einer Sekunde war Kaito wie erstarrt und schien nicht zu wissen, was er sagen oder tun sollte. Sein Kopf schien vollkommen leer zu sein und Shinichi befürchtete schon, dass er es nicht hätte sagen sollen. Doch dann zerstreute der Phantomdieb seine Befürchtungen mit einem Kuss, so sanft wie ein Windhauch. Er war so kurz, dass Shinichi nicht einmal die Möglichkeit bekam, ihn zu erwidern und so sanft, dass es auch nur ein Traum gewesen hätte sein können und doch wusste Shinichi, dass er real war. Kaito blickte tief in die blauen Augen des Detektivs, als er ihm letztendlich antwortete. „Ich liebe dich auch. Seit ich dich das erste Mal sah.“ Tbc… So. Jetzt gibt es zum Abschluss noch einen Epilog. :3 Ach, wusstet ihr eigentlich, dass es Leute gibt, die denken, Shinichi und Kaito sind Cousins? xD Fragt mich nicht, wie ich darauf jetzt komme, aber egal. Das musste ich einfach noch reinbringen. xDDDD Also dann...see you in the next (and last) chapter! Euer Wieselchen :3~ Epilog: Die Frage aller Fragen ------------------------------ Hallöchen, meine Süßen! :3~ Hier meldet sich das Wieselchen mit dem letzten Kapitel. Ich bin schon ein bisschen melancholisch und freue mich riesig, dass diese Geschichte so vielen gefallen hat. :D Im Nachwort zum letzten Kapitel hatte ich angesprochen, dass einige denken, Kaito und Shinichi seien Cousins und ich bekam Antworten, die auf 2 Folgen der Serie verwiesen. ^^ Ich kenn die Folgen. Aber das reicht mir nicht als Beweis… xDDD Von daher bin ich nicht überzeugt davon, dass die beiden wirklich verwandt sind und bevor das nicht zweifelsfrei bewiesen wird, glaube ich das auch nicht. Na ja… xD Egal. Ich bedanke mich bei allen Kommischreibern und Favolern und wünsche euch allen viel Spaß mit dem Epilog: Die Frage aller Fragen Erschöpft ließ sich Shinichi in den Sessel fallen. Er war total am Ende. Die letzten Tage waren echt die Hölle gewesen. Er streckte sich und seine Ellenbogengelenke kommentierten diese Aktion mit einem lauten Knacken. Leise stöhnend verschwand der Detektiv in den Polstern und schloss die Augen. Aber immerhin war der Fall jetzt endlich abgeschlossen. Er sollte sich wohl doch Kaitos Rat zu Herzen nehmen und ein bisschen weniger arbeiten. Aber was sollte er machen? Seit er vor drei Jahren seine eigene Detektei aufgemacht hatte, rannten ihm die Kunden jeden Tag quasi die Tür ein. Viele von ihnen musste er auf später vertrösten oder sie im schlimmsten Fall sogar abweisen. Und natürlich musste er sich seitdem auch mit Rans Vater rumschlagen, der natürlich der Meinung war, Shinichi stehle ihm seine Klienten und nur deshalb bekäme er keine Aufträge mehr. Dass das wahrscheinlich daran lag, dass er seine Fälle jetzt wieder selber lösen musste, daran konnte es gar nicht liegen. Na ja, Kogoro wusste ja immer noch nicht, dass eigentlich er diese Fälle gelöst hatte… Ein leises Seufzen verließ den sinnlichen Mund des jungen Mannes. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Kaito eigentlich bereits zuhause sein müsste. Nach einem Moment des Lauschens erhob sich der geschaffte Shinichi schließlich wieder, um seinen Schatz zu suchen. Wo konnte er sein? In der Küche? Oder in der Bibliothek? Er schaute in jeden Raum des Hauses, wurde aber nicht fündig. Als er schließlich im Schlafzimmer angekommen war, ließ er sich grübelnd auf das große, bequeme Doppelbett fallen. Er rollte sich auf Kaitos Seite ein und sog dessen Duft tief ein, während er die Nase im Kissen vergrub. Seine Wangen erröteten leicht, als er an den anderen dachte. Sie waren jetzt seit fast sieben Jahren ein Paar. Nach der Sache mit Kojima hatten sie es zwar langsam angehen lassen, allerdings war Shinichi ziemlich schnell klar geworden, dass er Kaito vollkommen verfallen war. Er hatte dessen Stimme, dessen Berührungen in sich aufgesogen und sobald der Dieb mal nicht da gewesen war, hatte er ihn schrecklich vermisst. Schließlich hatte sogar Ran gemerkt, dass er bis über beide Ohren verliebt war und ins Blaue ratend hatte sie sogar erkannt, in wen. Und Shinichi fand es damals und auch heute noch extrem nervend, wenn sie ein lautes „Kawaiiiii!“[1] in den Raum warf, sobald Kaito und er auch nur die kleinste Zärtlichkeit austauschten. Und dabei war es ihr vollkommen egal, wo sie sich befanden und wer noch zugegen war. Das einzige, das ihr Glück ein wenig trübte, war Kaitos Hobby. Okay, es war kein Hobby, das wusste Shinichi inzwischen. Nach Stunden des Überredens, Bettelns und Drohens hatte Kaito ihm endlich erzählt, warum er mindestens alle zwei Wochen in das weiße Kostüm stieg. Geschockt wäre nicht der richtige Ausdruck gewesen, um Shinichis Gefühle in diesem Moment zu beschreiben. Er war sprachlos gewesen. Er hatte natürlich sofort seine Hilfe angeboten, Kaito hatte ihn jedoch beschworen, sich nicht einzumischen. Der Dieb hatte trotz allem noch so gut wie nichts über seine Gegner herausfinden können und so musste Shinichi ihm versprechen, nichts zu tun, es sei denn, Kaito bat ihn darum. Und dem perfekten Bettelblick á la Kaito sei Dank, hatte der Detektiv kaum eine andere Wahl gehabt, als es seinem Dieb zu versprechen. Und so war Kaito KID noch immer der Schrecken der japanischen Polizei, auch wenn Shinichi üblicherweise beim Lösen der Rätsel half und nicht selten der einzige war, der Kaito letztendlich bei seinen Raubzügen gegenüber stand. Und wenn das der Fall war, stahl er dem Dieb nicht selten einen Kuss, bevor dieser verschwand. Ja, er liebte Kaito wirklich. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen drehte sich der Detektiv auf den Rücken und blickte an die weiß gestrichene Decke. Und dort, geschmückt mit einer einzelnen roten Rose, klebte eine Nachricht. Mit gerunzelter Stirn erhob sich der junge Mann, stellte sich auf das Bett, streckte sich lang und zupfte den kleinen Zettel von der Decke. Nachdem er sich den Text durchgelesen hatte, konnte er nicht anders, als zu schmunzeln. Das war eindeutig ein Rätsel von Kaito für ihn. Sein Freund war eindeutig verrückt. Das Rätsel selbst war nicht schwer zu knacken, nur ein Satz bereitete Shinichi Kopfzerbrechen. Kaito wollte sich mit ihm auf dem Tokyo Tower treffen und zwar genau um Mitternacht. Doch was bedeutete der Satz „Um zu binden meinen Stern an den Engel der Nacht“? Dass mit dem Stern er selbst gemeint war, das war nicht schwer. Doch was bedeutete der Rest? Shinichi versuchte alles, um das herauszubekommen, scheiterte aber. Und das nagte doch leicht an ihm. Er kam einfach nicht darauf, was diese Metapher bedeutete. Er würde Kaito nachher fragen müssen… Nach einem Blick auf seine Armbanduhr beschloss der Detektiv, die verbleibende Zeit zu nutzen und mal wieder bei Heiji anzurufen. Er hatte schon viel zu lange nicht mehr mit seinem Freund aus Osaka gequatscht. Er wählte die Nummer des anderen und als dieser ans Telefon ging, breitete sich ein Lächeln auf Shinichis Gesicht aus. In diesem Moment musste er unweigerlich daran denken, dass Kaito vor einiger Zeit mal gesagt hatte, er und Heiji seien wie beste Freundinnen, die stundenlang über Jungs und Kleider sprachen, nur dass Heiji und er nicht über Kleider, sondern über Fälle sprachen, die sie bearbeitet hatten. Erst nach mehr als zwei Stunden beendeten die beiden Detektive ihr Gespräch und Shinichi machte sich noch einen Tee, bevor er sich eines seiner liebsten Holmes-Bücher schnappte und so die letzten Stunden überbrückte. Als es langsam Zeit wurde, zog Shinichi sich noch einmal um, bevor er das Haus verließ und sich auf den Weg machte. Während er auf die U-Bahn wartete, grübelte er noch einmal über den Satz mit dem Engel der Nacht, allerdings fiel ihm noch immer nicht ein, was Kaito damit gemeint haben könnte. Beim Tokyo Tower angekommen, wartete wider erwarten eine junge Frau vor dem Eingang und ließ ihn hinein. So ersparte sich Shinichi eine lange Odyssee. Denn eigentlich war der Tower schon seit zwei Stunden für Besucherverkehr geschlossen. Scheinbar hatte sein Freund an alles gedacht. Im Fahrstuhl fand er eine weitere rote Rose, die ihm zeigte, dass er mit diesem Teil des Rätsels richtig lag. Je höher der Fahrstuhl fuhr, desto mulmiger wurde es Shinichi. Obwohl er sich sicher war, dass Kaito ihn nicht wegen einer negativen Nachricht hierher zitieren würde, so war er doch ein wenig unsicher. Immerhin wusste er nicht, was Kaito vor hatte. Und den einzigen Hinweis, den der Dieb ihm gegeben hatte, hatte er ja nicht verstanden… Leider… Das Pling des Fahrstuhls riss ihn aus seinen Gedanken und er betrat die erste Aussichtsplattform. Von dort führte eine Treppe auf die obere und eine weitere würde ihn auf das Dach bringen, wo Kaito auf ihn wartete. Mit einem erwartungsvollen Kribbeln im Bauch erklomm Shinichi die Treppen und als er hinaus in die warme Sommernacht trat, wehte ein warmer Wind, der an seinem Shirt zog. Unter einer einsamen Lampe lag eine dritte Rose, doch sonst war alles normal. Nichts deutete auf die Anwesenheit Kaitos hin, obwohl Shinichi mit einer Art sechstem Sinn spürte, dass sein Schatz hier war. Er nahm die Rose auf, schnupperte kurz daran und blickte sich dann um. Als er über das Geländer hinaus blickte, hörte er plötzlich ein Geräusch, fast wie Flügelschlagen, bevor ein wunderschöner weißer Engel im Licht des Mondes mit einem leisen Geräusch darauf landete. Der weiße Umhang wehte sanft im Wind, der Anzug umschmeichelte seinen schlanken Körper, in seinem hübschen Gesicht blitze ein süffisantes Grinsen, das ihn in Shinichis Augen unwiderstehlich machte. Und in diesem Augenblick, in dem er Kaito vor der silbernen Scheibe des Mondes sah, wusste er, dass er der weiße Engel der Nacht war. Doch wie wollte er Shinichi an sich binden? Als Kaito schließlich mit einem eleganten Sprung von Geländer herunter kam, lief Shinichi sofort zu ihm. Selbstverständlich öffnete Kaito seine Arme und sie versanken in einem zärtlichen Kuss. Kaito KID hüllte sie beide in seine weißen Flügel und so schwebten sie in einer Welt, in der nur sie beide existierten. Shinichis Herz schlug ihm bis zum Hals und ihm war durchaus bewusst, dass er sich nicht nur benahm wie ein verliebter Teenie, sondern auch, dass jeder, der ihn jetzt sehen könnte, erkennen müsste, was gerade in ihm vorging. Nach einer kleinen Ewigkeit lösten sich ihre Lippen und Shinichi musste ein enttäuschtes Murren unterdrücken. Gerade eben hatte er sich zum wahrscheinlich tausendsten Mal erneut in Kaito verliebt. „Ich freue mich, dass du da bist“, hörte er in diesem Moment die sanfte Stimme seines Liebsten. Einen Moment blickten sie sich nur in die Augen, bevor Shinichi antwortete. „Natürlich. Verrätst du mir jetzt auch, warum ich herkommen sollte?“ Kaito antwortete ihm, indem er ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund hauchte, bevor er ihn losließ. Er drehte Shinichi den Rücken zu und stellte sich an das Geländer. Der Detektiv, dem die Nähe zu dem anderen sofort fehlte, stellte sich neben ihn und genoss die Aussicht. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr griff Kaito nach der Hand des anderen. „Shinichi, weißt du, was heute für ein Tag ist?“ Der Detektiv blickte seinen Freund an und überlegte, allerdings wollte ihm nicht einfallen, worauf der andere hinaus wollte. Ihr Jahrestag war erst in einem Monat, er hatte nicht Geburtstag und Kaito ebenfalls nicht, also… „Ich fürchte, ich habe keine Ahnung…“ Kaito drehte sich zu Shinichi, hob dessen Hand und küsste zärtlich den Handrücken. „Heute vor genau acht Jahren…haben wir uns das erste Mal getroffen. Heute vor genau acht Jahren hast du vor meinen Augen, in Gestalt von Conan Edogawa, eine Feuerwerksrakete abgefeuert, um die Polizisten anzulocken.“ Shinichi war baff. „Wirklich? Das war heute?“ Kaito lächelte. „Und ich dachte mir, für das, was ich vorhabe, ist dieser Jahrestag sowie diese Kulisse genau richtig.“ „Was meinst du?“ Der Dieb blickte bedeutungsvoll in Shinichis blaue Augen. „Du weißt, dass ich dich liebe.“ Nicken. „Mehr als alles andere auf der Welt.“ Wieder ein Nicken. Kaito hob seine freie Hand und strich zärtlich über Shinichis rote Wange. Dieser schmiegte sich sofort an und schloss kurz die Augen. Noch immer wusste er nicht, was genau Kaito vor hatte. Allerdings spürte er, dass, was auch immer es war, sein Leben nicht mehr dasselbe sein würde. Während er alles in seiner Macht stehende tat, um sich nicht in Kaitos wunderschönen Augen zu verlieren, sprach dieser leise weiter. „Ich habe noch ein Rätsel für dich, Shinichi.“ Der Detektiv blinzelte. „Schieß los.“ „Was kann ich mit fast jedem anderen tun, außer mit dir? Und was kannst du mit fast jedem andern tun, außer mit mir?“ Shinichi dachte nach. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, doch ihm fiel nichts ein. Natürlich fiel ihm viel ein, doch nichts davon würde in diese Situation passen. Also… „Ich weiß nicht. Sex?“ In Kaitos Augen blitzte es belustigt. „Oje, das wäre schlimm…“ Er grinste. Shinichi, der natürlich wusste, dass das nicht die richtige Antwort war, erwiderte diese Geste. Allerdings wurde er schnell wieder ernst. „Tut mir Leid, Kaito. Ich weiß es leider nicht. Was meinst du?“ Von seinem Freund unbemerkt, griff der Dieb in seine Hosentasche und holte etwas hervor. „Ich verrat‘s dir. Es wird…wenn überhaupt…eher symbolisch sein, da wir es ja offiziell nicht tun dürfen, aber…“ Mit diesen Worten kniete sich Kaito vor Shinichi auf den Boden. Der Detektiv, der einen Verdacht bekam, als er das sah, riss die Augen weit auf und sein Herz sprang ihm fast aus der Brust. „Shinichi…wenn du dürftest…“ Er hob ein kleines, schwarzes Kästchen und öffnete es. Zum Vorschein kam ein wunderschöner silberner Ring, auf dem eine filigran gearbeitete Gürtelschnalle zu sehen war. „Würdest du mich dann heiraten?“ Einen Moment konnte Shinichi gar nichts sagen. Sein Blick lag unverwandt auf dem Ring, den Kaito ihm entgegen hielt. An dem Silber brachen sich das Licht des Mondes auf der einen und das schwache Licht der Lampe auf der anderen Seite, was dem Ring etwas Magisches gab. In seinem Kopf schwirrten so viele Gedanken umher, dass er keinen einzigen fassen konnte. Erst, als er Kaito ansah, als er die saphirblauen Augen des jungen Mannes sah, der vor ihm kniete und ihn gefragt hatte, ob er ihn heiraten würde, erst in diesem Augenblick konnte er ein einziges Wort ganz klar vor seinem inneren Auge sehen. „Ja! Ja, ja, ja!!“ Sofort erhob sich Kaito mit einem Lächeln auf den Lippen, das heller strahlte als die Sonne und schloss Shinichi in die Arme, bevor er den Ring aus dem Kästchen nahm und ihn dem Detektiv an den linken Ringfinger steckte. Der Kleinere schaute ihn einen Moment an, bevor er Kaito in einen zärtlichen Kuss zog. In diesem Kuss spürten die beiden jungen Männer das wundervollste, allumfassendste Gefühl, das es gibt. Und beide wussten, dass dieses Gefühl, diese Liebe, die sie beide verband, für immer halten würde. Erst, als ihre Lungen förmlich nach Sauerstoff schrien, lösten sie sich widerwillig voneinander und blickten sich in die Augen. „Ich liebe dich, Kaito Kuroba“, hörte man eine leise Stimme, die zusammen mit einem weißen Zylinder mit blauer Krempe vom Wind in die Nacht hinaus geweht wurde. Owari. [1] Ich denke, das wissen wohl die meisten, für alle, dies nicht wissen sollten: Das Wort ‚kawaii‘ bedeutet so viel wie ‚süß‘ oder ‚niedlich‘.  So, ihr Süßen. :3 Das war‘s gewesen! Wie findet ihr das Ende? Also ich finde es perfekt!! xD Ach und… Hier ein Bild des Ringes (ich liebe ihn): http://www.emp.de/bin/shop.php?prog=shop&funktion=PRODUCTINFO&article=184240&tc=ROTATORCAT (Kaito hat natürlich nicht nur 12 Euro bezahlt… xDDDD) Zum Schluss noch ein paar statistische Daten: Die Geschichte hat jetzt, nachdem sie fertiggestellt wurde, 36.407 Wörter. Das sind 67 WORD-Seiten. Das Konzept umfasst 2.353 Wörter und ist 6 WORD-Seiten schwer. Ich hoffe, dass euch meine Geschichte gefallen hat und freue mich darauf, wenn ihr auch meine neue Geschichte anschaut. Diese wird ein OneShot werden und wieder wird das Pairing KaiShin sein. Wann genau sie on geht, kann ich aber noch nicht sagen. Wenn ihr wollt, sagt mir einfach Bescheid, wenn ich euch sagen soll, wanns so weit ist. ^^ Und jetzt bedanke ich mich schon mal für alle noch kommenden Kommis und Favos und hoffe, dass das noch viele werden. ;D Euer Wieselchen :3~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)