Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Epilog: Zeit des Friedens ------------------------- Des Nachworts letzter Teil: Also was wäre das böse Ende nun gewesen? Ich hatte ein paar ENS mit Überlegungen und der gemeinsame Nenner war: Katsuya stirbt. Das ist auch ganz richtig so. Im bösen Ende hätte Seto in Teil 3 das Vertrauen zu Katsuya nicht wieder gefunden. Er hätte zunehmend versucht, Katsuya zu kontrollieren und einzusperren. Nicht mit Gewalt sondern durch Schuld und Sorge. Katsuya wäre - weit mehr als sowieso - Setos Ein und Alles geworden. Katsuya hätte zunehmend seine Freunde vernachlässigt, um für Seto da zu sein. Nach der Pegasus-Geschichte hätte er sogar die Schule dafür schleifen lassen. Im Endeffekt hätten die beiden praktisch isoliert und nur noch füreinander gelebt. Das ist eine sehr kritische Situation. Wenn man sich selbst über seine Beziehung und die Anerkennung seines Partners (und nur darüber) definiert, dann ist eine kleine Ablehnung der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Intimizid - die Ermordung des eigenen Liebespartners - ist ein mögliches Ende einer solchen Geschichte. Und fast jeder Intimizid hat eine solche Vorgeschichte. Dafür muss man nicht krank sein. Es reicht auch, zwanzig Jahre miteinander zu verbringen und dabei nach und nach alle anderen Kontakte zu verlieren (die meisten Intimizid-Täter sind ca. fünfzigjährige Männer, die von ihrer Frau - ihrem Ein und Alles - beschimpft wurden). Katsuya wäre mit der Situation unglücklich gewesen, hätte ausbrechen wollen und das entstandene Chaos in Setos Kopf hätte Wächter die Entscheidung treffen lassen, den "Störfaktor zu eliminieren". Und nun viel Spaß mit dem Epilog des (guten) dritten Teils :) Wir sehen uns wieder in DS-Future! ________________________________________________________________________________________________ „Oi!“ Katsuya sprang auf und schmiss dabei fast den Liegestuhl um. „Doch nicht mich, ihr kleinen Teufel!“ Isamu und Meryl lachten nur und rasten davon. Katsuya verfolgte sie bis zum Bürgersteig, bevor er aufgab und mit tiefem Atem kehrt machte. Blöde Knirpse. Er drehte sich zu Seto, der das Geschehen von seinem Liegestuhl aus beobachtete und meinte: „Das ist alles deine Schuld. Warum hast du ihnen Wasserpistolen geschenkt?“ „Es ist einundvierzig Grad. Andere wären dankbar“ Der kühle Blick wanderte Katsuyas Körper hinab und wieder hoch. „Soll ich die bösen Wassertropfen wegwischen?“ „Hier kann uns jeder sehen“ Katsuya errötete leicht. „Denkst du, unsere prüden Nachbarn würden die Show nicht genießen?“ „Würden sie nicht“ Allerdings murmelte Katsuya das nur. Bei manchen Nachbarn war er nicht so sicher. Nicht, dass er viele kennen würde. „Soll ich dir einen neuen Eiskaffee machen?“ „Wartest du ernsthaft auf eine Antwort?“ Seto hob nur eine Augenbraue, bevor er seine Sonnenbrille wieder aufsetzte. „Bring Sonnencreme mit. Die Zwerge haben die letzte Schicht bestimmt schon wieder runter gewaschen.“ „Warum erfindest du nicht mal wasserfeste Sonnencreme?“ Katsuya hatte zwar ihre beiden Gläser geschnappt, aber machte keinerlei Bewegung Richtung Haustür. „Weil Programmieren und Chemie nicht derselbe Studiengang sind“ Mit plötzlich ausgestreckter Hand schnellte der Brünette vor, um Katsuya zu kneifen, aber dieser tänzelte nur weg. „Verdammt, Sonne macht langsam.“ „Und matschig im Hirn. Programmieren hast du auch nie studiert, du hast es dir selbst beigebracht. Ist Chemie da so weit entfernt?“ „Wasserfeste Sonnencreme muss in die Haut eingebaut werden. Es gibt verschiedene Präparate, die man schlucken kann. Allerdings braucht der Einbau mehrere Tage und mehr als Sonnenschutz zehn bis fünfzehn kann nicht erreicht werden. Einzig mehr kriegt man, wenn man den Melaninstoffwechsel anregt, allerdings erhöht das die Wahrscheinlichkeit von Hautkrebs. Und jetzt hol Sonnencreme.“ Katsuya grinste nur. Setos Wissen zu testen war in den letzten Jahren zu einer seiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Manchmal war es gruselig, was Setos Hirn alles ausspuckte, aber in den meisten Fällen war es einfach nur interessant und lustig. Und auch wenn Seto mittlerweile nicht mehr als Lehrer arbeitete, hatte der Kerl immer noch Freude daran, Leuten etwas beizubringen. Er öffnete das Küchenfenster und schmiss die Sonnencreme im hohen Bogen, sodass sie auf Setos Bauch landete. Natürlich löste das sofort ein indigniertes „Hey!“ aus. „Ich Küche, du Kinder“, schmiss Katsuya ihm mit falschem Akzent entgegen und schloss das Fenster wieder. Eis aus der Tiefkühltruhe zu holen war eine sehr viel angenehmere Aufgabe als die Zwerge jagen zu gehen. Und das Schönste: Seto machte auch noch, was er wollte. Natürlich würde er zetern wie Hölle, allerdings wusste Katsuya ganz genau, dass Seto es auch so gemacht hätte, um sicher zu sein, dass die Kleinen vollständig eingecremt waren. Wenn es um die Gesundheit und Sicherheit von Kindern ging, traute er niemandem, auch nicht Katsuya. Dabei waren die zwei ja nicht mal ihre. Sie waren nur geliehen – so zweimal die Woche und die halben Schulferien lang. Isamus Schulferien zumindest, Meryls Einschulung war noch einen Monat hin. Katsuya konnte zwar nur vermuten, aber er war sich relativ sicher, dass Seto das mehr mit einem weinenden als einem lachenden Auge sah. Meryl aus dem Kindergarten zu entführen war praktisch eine seiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Er stellte Setos Eiskaffee auf den Beistelltisch, den sie zwischen ihre Sonnenliegen gepackt hatten und genoss seine eigene Eisschokolade mit geschlossenen Augen. Zumindest bis er mit einem höchst unmännlichen Kreischen auffuhr, weil etwas ziemlich Kaltes auf seinen Bauch träufelte. Anstatt einer neuen Wasserattacke stand allerdings Seto neben ihm und besprenkelte ihn mit Sonnencreme. „Eines Tages gibst du mir noch einen Herzinfarkt“, murmelte Katsuya, stellte sein Glas beiseite und lehnte sich wieder zurück. „Bei deiner Gesundheit ist das frühestens in siebzig Jahren“ Seto schloss einhändig die Kappe, ließ die Sonnencreme einfach neben den Stuhl fallen und setzte sich auf Katsuyas Liege, um seine Cremesauerei einzumassieren. Einen Moment lang überlegte Katsuya, ob er Seto nochmals ermahnen sollte, dass sie hier einfach nur vor ihrem Haus und demnach in klarer Sicht aller Nachbarn lagen, aber Setos Hände auf seiner Brust erwiesen sich als zu ablenkend. Seto, der heimliche Gedankenleser, quittierte das mit einem Lächeln und beugte sich vor, um Katsuya zu küssen. Der Blonde ergab sich mit einem Seufzen. „Iiiih!“, quiekte Meryl von hinter der halbhohen Hecke der Nachbarn. „Das tun eure Eltern auch“, erwiderte Seto vollkommen ruhig und grinste zu den zwei hinüber. Es ließ sie mit einem Schrei des Ekels wegrennen. „Böse“, murmelte Katsuya nur, „meinst du, Atemu und Shizuka küssen sich wirklich nicht vor ihren Augen?“ „Ich will nicht darüber nachdenken, was die zwei in ihrem vier Wänden machen. Das ist nicht sexy“ Setos Blick lag auf Katsuyas Brust. „Irgendwie hat das die Stimmung versaut ...“ „Ein Nebeneffekt von Kindern.“ Seto zwickte ihn in die Seite und grinste, als Katsuya weg zuckte und sich wand, um der Hand zu entkommen. Nach einem Moment ging er wieder dazu über, ihn einzucremen. Katsuya griff nur zur Seite, um Seto den bereits halb geschmolzenen Eiskaffee hinzuhalten. Seto schloss seine Lippen um den Strohhalm und kaum eine Sekunde später war das Glas halbleer. „Du weißt schon, dass du mir deine Saugfähigkeiten nicht mit Eiskaffee beweisen musst?“ Als Antwort fuhr Setos Zunge über seine Lippen. „Onkel Kats! Kriegen wir was zu trinken?“ Setos Augen wandten sich nur gen Himmel, was zum Glück für die Kinder nicht sichtbar war. Katsuya kicherte hämisch, grinste und schob den Größeren von sich. Mit seiner freien Hand zog er die Kühlbox unter dem Tischchen hervor, während er mit der anderen den Eiskaffee weg stellte. Versorgt mit kaltem Apfelsaft zogen die zwei Zwerge auch sofort wieder ab, um weiter Autos zu beschießen. Seto fing erst an zu grummeln, als sie außer Hörreichweite waren. „Selbst schuld“ Trotz seiner Neckerei setzte der Blonde sich auf, damit Seto ihn ordentlich eincremen konnte. Als dieser saß lehnte Katsuya sich kurz zurück und küsste ihn auf die Wange. „Aber weißt du, was das Schöne ist? Wir können sie heute Abend wieder zurück geben.“ „Glaubst du“ Seto schnaubte. „Atemu hat Shizuka versprochen, mit ihr in den neuen Club zu gehen, der letzte Woche aufgemacht hat. Wir haben die beiden bis Sonntag.“ Katsuyas entsetzter Blick ließ zur Abwechslung Seto boshaft grinsen. „Und sie heirateten und waren glücklich bis an ihr Lebensende“ Katsuya schlug das Märchenbuch zu und lächelte zu Meryl hinab. „Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht.“ „Nacht“, murmelte Isamu von der anderen Bettseite, als würde er schon schlafen und drehte sich in die Decke ein. „Onkel Kats?“ Meryl schien trotz ihrer drei Jahre weniger als ihr Bruder kaum ermüdet, obwohl sie heute genau so viel gerannt war wie ihr Bruder. „Ich bin doch eine Prinzessin, richtig?“ „Für uns bist du unsere kleine Prinzessin, ja“ Er strich ihr dunkelbraunes Haar zur Seite, sodass es nicht in ihre Augen fiel. „Und eines Tages findet mich ein Prinz“ Das war definitiv nicht als Frage formuliert. Katsuya fürchtete schon ein wenig um den armen Kerl, der sich ihrer irgendwann annehmen würde. Meryl hatte schon erstaunliche Prinzessinnenallüren. „Onkel Seto ist dein Prinz, richtig?“ „Ja, Onkel Seto ist mein Prinz“ Katsuya lächelte nur. „Bist du auch eine Prinzessin?“ Sie sah ihn mit großen, dunkelbraunen Augen an. „Nein, ich bin auch ein Prinz“ Isamu hatte er das auch schonmal erklären müssen. Nur mit weniger Hoheitstiteln. „Manchmal werden auch Prinzen von einem Prinz gefunden. Und manchmal werden Prinzessinnen von Prinzessinnen gefunden.“ „Und die heiraten dann auch?“ Auch das war kaum als eine Frage sondern fast wie eine Feststellung formuliert. „Die heiraten dann auch und sind glücklich“ Katsuya hob seine linke Hand, an der er nun seit acht Jahren den Verlobungsring trug. „Bei der Hochzeit bekommt man einen Ring. Den nennt man Trauring. Deine Eltern haben auch beide einen, nicht?“ „Und Onkel Noah und Tante Kimi auch“ Meryl nickte mit Ernst im Gesicht. „Aber Tante Yuri hat keinen Ring.“ „Tante Yuri hat auch noch keinen Prinzen“ Genau genommen hatte Tante Yuri Beziehungen gerade ziemlich satt, aber das Konzept wäre wohl etwas zu schwer für Meryl. Genau so, dass das mit dem Prinzen etwas komplizierter war, wenn die Tante unter der Kleidung ein Mann war. Aber auch das war nichts, was er seiner fünfjährigen Nichte jetzt erklären würde. „Es wird sie schon noch einer find-“ Meryl unterbrach sich selbst mit einem Gähnen. „Ich glaube, es ist Zeit, die müden Äuglein zu schließen. Morgen kommt früh genug“ Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Stirn. „Träume süß, Prinzessin.“ „Gute Nacht, Onkel Prinz“ Mit einem unverständlichen Murmeln kuschelte auch sie sich in der großen Decke ein. Mit einem amüsierten Lächeln verließ Katsuya das Kinderzimmer. Sie hatten das zweite Schlafzimmer neben ihrem vor ein paar Jahren in ein Zimmer für die zwei Zwerge umgebaut. Irgendwie hoffte er, dass sie noch ein paar mehr Betten hinein stellen könnten. Shizuka würde so bald wohl kein weiteres Kind kriegen – sie war zu sehr mit ihrem Studium beschäftigt – aber Kimi könnte doch vielleicht mal. Sie war zwar neununddreißig, aber das war doch bei weitem noch nicht zu alt. Von Tyler erwartete er in der Hinsicht nicht viel, der turnte gerade durch Afrika und half bei einem Programm zum Artenschutz von Löwen. Na ja. Und vielleicht würde er irgendwann Seto überredet kriegen, ein Kind zu adoptieren. Genug Wasser verwandelte auch den höchsten Berg in einen Haufen Kiesel. Es brauchte nur Zeit. Und vielleicht ein paar Gesetzesänderungen, aber irgendwie würde das schon werden. Seto würde das schon hinkriegen, da machte Katsuya sich gar keine Sorgen. Es war schließlich Seto. „Ist das Jacko?“ Katsuya lehnte sich über Setos Schulter und studierte die Punkte auf dem Bildschirm. Derzeit waren es eine Menge Punkte, verbunden mit grünen Linien, aber relativ bald würde da ein animierter Welpe über den Bildschirm stolpern. „Im Film heißt er Arimedes“, klärte Seto ihn auf. Nicht zum ersten mal. „Ich kann meine Zeichnungen nennen, wie ich will. Er heißt Jacko. Arimedes ist ein scheußlicher Name für einen Hund in einem Kinderfilm.“ „Da stimme ich zu“ Seto speicherte seinen Arbeitsstand und aktivierte Katsuya zuliebe die bereits programmierten Skins, sodass sich über die Punkte grobes Fell in bisher drei Farben zog. „Ich habe darüber nachgedacht, ihm eine weiße Pfote zu geben. Soll schließlich ein Mischling sein.“ „Ich mag die Idee“ Katsuya küsste Setos Wange. „Hat sich Industrial Illusions nochmal gemeldet?“ „Sie geben das Projekt an Smith. Dem Chef scheint die Arbeit über den Kopf zu wachsen“ Mit ein paar Klicks begann das dreifarbige, detaillose Hundewesen zu laufen. „Das rechte Hinterbein hakt noch ein bisschen, das bessere ich gerade aus.“ „Das würde kein Mensch außer dir sehen.“ „Kein Grund, es nicht trotzdem zu machen“ Seto grinste. „Oder willst du so dringend ins Bett?“ Katsuya warf ihm nur einen bösen Blick zu und ließ die Finger gefährlich nahe über dem Not-Aus des PCs schweben. Seto hob nur kurz die Hände, bevor er alle Programme schloss und den Rechner runter fuhr. Er folgte ihm auch brav ins Schlafzimmer. „Wir müssen leise sein“, flüsterte er, während er Katsuya sein Shirt auszog. „Dann musst du mich leise halten“ Der Blonde hob herausfordernd eine Augenbraue und knöpfte Setos Hemd auf. „Nicht, dass ich die Gäste wecke.“ „Ich denke, ich muss nochmal nach ihnen schauen“ Setos Mundwinkel hob sich und er drehte sich um Richtung Tür. „Nein!“ Katsuya sprang vor und schlang die Arme um ihn. „Du hast mich den ganzen Tag wuschig gemacht, jetzt hör endlich auf. Du machst mich noch wahnsinnig“ Er löste sich langsam und zog Seto das aufgeknöpfte Hemd runter. „Bleib hier und kümmer' dich um mich.“ „Mein armer vernachlässigter ...“ Seto ließ eine spannungsreiche Pause, aber füllte das Ende doch nicht. „Ja?“ Katsuya setzte Küsse auf Setos Wirbelsäule. Und noch ein paar warnende Hautbisse daneben. „Geliebter“ Irgendwie schaffte Seto es, das Wort mit Sarkasmus zu füllen. „Idiot“, murmelte er nur. Na ja, das war halt Seto. Er würde sich wohl nie ändern. Mit einem feinen Lächeln küsste er das Tattoo auf Setos linker Schulter. Es zeigte ein vollständiges Sechseck. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)