Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 129: Vertrauen ---------------------- Und bitte die Daumen weiter drücken T.T Ich habe nicht den geringsten Schimmer, ob ich bestanden habe... ich hoffe es! Ich bete dafür. Ich werde dann einfach mal auf gut Glück für mein Staatsexamen lernen, in der Hoffnung, dass ich es machen darf. Und euch nun viel Spaß beim Lesen des Kapitels ^.^ P.S.: Dank MarieSoledads Kommentar fiel ein Plothole auf. Natürlich wissen die Mädels nicht, dass Ryous Freund sein Bruder ist. Habe ich jetzt auch endlich geändert. Danke für den Hinweis! ________________________________________________________________________________________________ „Heyho!“ Ayumi kam mit einem breiten Grinsen ins Krankenzimmer geschossen. „Na, schwänzt du gut?“ „Klar“ Er zog das Wort sarkastisch in die Länge. „Mit Freude und Entspannung“ Er versuchte sich aufzurichten und schaffte es mit einer Menge Willenskraft auch. „Kommt ihr mit dem Lernen gut voran?“ „Natürlich nicht“ Sie sah sich im Raum um. „Alle machen sich Sorgen um dich. Finden wir hier irgendwo Stühle?“ „Fragt bei den Schwestern. Sie haben einen Aufenthaltsraum voller Stühle“ Da niemand seine volle Aufmerksamkeit zu verlangen schien, lehnte er sich wieder zurück. Kraftlos war er eigentlich nicht, aber es zehrte trotzdem, wenn man das Gefühl hatte, mindestens zwei Nächte wach gewesen zu sein. „Wie geht es dir?“, flüsterte Ryou, während die Mädels von Ayumi auf der Suche nach Stühlen wieder raus gescheucht wurden. „Schon besser“ Na ja, es klang zumindest gut. Ehrlich gesagt fühlte er sich genauso schlecht wie vor drei Tagen, als er hierher gekommen war. „Und dir?“ „Gut“ Der Jüngere lächelte. „Nicht ein einziger hat irgendwelche Sprüche gemacht oder mir Streiche gespielt.“ „Ayumi ist auch noch furchtbarer als ich“ Katsuya grinste schief. „Unsere Klasse ist erstaunlich ruhig geworden seit meiner Schlägerei mit diesem einen Kerl.“ „Er heißt Hijiri“, murmelte Ryou. „Ja, der“ Katsuya machte eine wegwerfende Handbewegung. „Hat sich Le-Long eigentlich an dich ran gemacht, jetzt, wo ich nicht da bin?“ „Nicht … wirklich“ Ryous Blick sank zu Boden. „Jetzt, wo du es ansprichst … er hält schon seit einiger Zeit ziemlichen Abstand. Er sieht mich nicht einmal mehr an. Ist dir das aufgefallen?“ Aufgefallen sicherlich, nur wollte er nicht darüber spekulieren, was Bakura dem Kerl wohl gesagt hatte, dass er sich nun so benahm. Hatte er nicht gesagt, Le-Long sei der Sohn eines Triadenbosses? Was genau hatte er bloß angedroht, um so einen Jungen einzuschüchtern? „Na ja, so muss sich zumindest dein Bruder keine Sorgen machen“ Oder so … „Bei dem alles okay?“ „Natürlich“ Ryou lächelte breit. „Seto und er gehen seit Montag abends zusammen ins Fitnessstudio. Ich bin froh, dass Bakura ein Hobby für sich findet.“ Ein Hobby … sollte er dem Jungen erzählen, was für ein Platz dieses Fitnessstudio war? Bakura traute er auch zu, dort jeden Abend Kerle flachzulegen und nonchalant nach Hause zu kommen. Im Endeffekt atmete Katsuya doch nur tief durch und sagte nichts. Aber gut zu wissen, was Seto eigentlich machte, nachdem er vom Nachtdienst hier rausgeschmissen wurde. Selbst Bakura war eine besser Alternative dazu, den Abend allein zu verbringen. „Warum lässt du eigentlich uns schleppen?“, meinte Ayumi von der Tür aus, während sie gerade einen Stuhl trug, „Ryou, du bist ein miserabler Gentleman.“ „Oh, da- das tut mir-“ „Ach, Klappe“ Sie stellte ihren Stuhl neben seinen, der schon im Raum gewesen war. „Das war ein Scherz.“ „Oh“ Er senkte seinen schamesroten Kopf. Mitsuki trat hinter ihn und legte ihm ihre Hände auf die Schultern. Zwar sagte sie nichts, aber er erwiderte nach einem kurzen Moment ihr Lächeln. „Ihr seid eine biologische Unmöglichkeit“, sagte Seto statt eines Grußes, was natürlich alle verstummen ließ, „die menschliche Reproduktionsrate ist nicht hoch genug, dass ihr euch in dieser halben Stunde meiner Abwesenheit so vermehrt habt. Oder hast du doch noch den Status einer Amöbe erreicht, Kats?“ Dieser streckte ihm nur die Zunge raus. „Guten Nachmittag, Herr Lehrer Kaiba!“, grüßte Ayumi artig, obwohl er nicht mehr ihr Lehrer war. „Gerne ohne den Lehrer-Titel“ Er nickte. „Hallo, ihr alle.“ „Guten Nachmittag, Herr Kaiba“ Karin und Mina stockten kurz bei dem geänderten Titel. Mitsuki hatte ihren Mund bewegt, aber Katsuya saß nah genug, um zu hören, dass kein Ton ihre Lippen verließ. „Ich gehe mir mal einen Stuhl holen.“ „Warten Sie, ich-“ „Bleib sitzen, Ryou“, unterbrach Seto ihn sofort und war bereits zur Tür hinaus. „Oh, ihr kennt euch näher?“, bemerkte Ayumi sofort. „Ah … ja. Mein Bruder und er sind Freunde“ Ryou zog schüchtern den Kopf zwischen die Schultern. „Du hast einen Bruder?“ Ihr Gesicht legte sich in nachdenkliche Falten. Der Blick der blauen Augen schnellte ängstlich zu Katsuya. „Bakura“, antwortete dieser für ihn, „Bruder und Freund sind derselbe.“ „Was?“ Minas Züge verzogen sich in Entsetzen. Selbst Karins Lider weiteten sich. Mitsuki blinzelte nur überrascht. Alle sahen sie nach einem Moment des Schreckens zu Ayumi, ihrer inoffiziellen Anführerin. „Hm … irgendwie hatte ich das schon vermutet. Der Kerl sieht ja fast genau so aus wie du“ Sie nickte langsam. „Er ist aber nicht dein Zwilling, oder?“ „Nein“ Ryou senkte seinen hochroten Kopf. „Er ist vier Jahre älter.“ „Tja“ Sie seufzte tief. „Zumindest scheint dein Bruder überhaupt kein Problem damit zu haben. Er ist sehr … dickhäutig.“ Wäre Katsuya nicht müde wie Hölle, er wäre wahrscheinlich in schallendes Gelächter ausgebrochen. So grinste er nur breit. Dickhäutig war ein gutes Wort für Bakura. Manche Dinge nahm er sehr, sehr genau, aber im Allgemeinen schien er doch eher resistent gegen vieles. „Alles in Ordnung bei euch?“, fragte Seto, als er in ein eher unangenehmes Schweigen trat. „Wussten Sie, dass Ryous Bruder auch sein Freund ist?“, wandte sich Ayumi direkt an ihn. „Ist bei Bakuras Verhalten nicht zu übersehen“ Seto stellte den mitgebrachten Stuhl auf Katsuyas andere Seite, wo bisher nur Ayumi und Mina saßen. „Der sieht Ryou weder als Bruder noch als Freund sondern eher als Eigentum“ Auf seine Aussage folgte nur Schweigen. „Ich bin der Falsche in moralischen Fragen zu Beziehungen. Katsuya war mein Schüler und ist minderjährig. Was ist verwerflicher?“ „Hm“ Ayumis Gesicht war noch immer von ihrer Nachdenklichkeit verzogen. „Aber Brüder … ihr seid doch zusammen aufgewachsen, oder? Ich meine, ich bin sowieso nicht lesbisch, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, etwas für meine Schwestern zu empfinden. Das ist … meiner jüngsten Schwester habe ich die Windeln gewechselt. Das geht im meinem Kopf nicht zusammen.“ Ryou schwieg nur, den Kopf dabei tief gesenkt. Seine Schultern zitterten, als würde er jeden Moment weinen müssen. Katsuya hob seine Hand aus dem Bett und ergriff Ryous damit. Der Druck zurück war überraschend stark. „Eine außergewöhnliche Kindheit führt zu außergewöhnlichen Umständen“, warf Seto mit der Stimme der Weisheit ein, „belassen wir es dabei.“ Ayumi drehte sich überrascht zu ihm, blinzelte nur, doch nickte nach einem längeren Moment tonlos. Sie warf Karin, Mina und Mitsuki einen Blick zu, bevor sie sich zu Katsuya wandte und fragte: „Und wie geht es dir?“ Ryou zögerte einen Moment, aber schließlich ging er zusammen mit den Mädels, nachdem Seto ihm beruhigend zugenickt hatte. Es ließ eine Menge Stühle zurück, die Seto an der Wand aufstapelte. Noch bevor er damit fertig war, war Katsuya bereits wieder eingeschlafen. Er wachte kurz auf, als Seto ihn auf die Wange küsste und ihm eine gute Nacht wünschte. Während der Nacht blieb er sogar eine ganze Stunde wach und las in dem Buch, was Seto auf seinem Nachttisch hatte liegen lassen. Er durfte sich glücklich schätzen, dass es englisch war, denn das vorherige war in einer Sprache gewesen, die er gar nicht sprach. Nur ein paar Stunden später weckte ihn eine viel zu fröhliche Krankenschwester und öffnete die Vorhänge, um Sonnenlicht reinzulassen. Katsuya murrte nur und drehte sich weg. Sie versuchte es sogar mit einer Hand auf seiner Schulter, erzählte ihm von dem leckeren Frühstück, aber er hielt stoisch die Augen geschlossen. Erst der Daumen, der über seine Wange strich, ließ ihn mit einem Lächeln die Lider heben. Nicht viel, so wach war er noch nicht, aber zumindest genug, um Seto sehen zu können. „Guten Morgen, Murmeltier“, grüßte dieser in mit sanfter Stimme. Katsuya formte die Worte nur mit den Lippen. „So müde?“ Der Andere sah zu etwas auf dem Nachttisch. „Dabei gibt es Rettichsalat. Und eine Misosuppe, die sogar noch lauwarm ist.“ „Hrm“, gab Katsuya nur als Antwort und versuchte, sich aufzurichten. Es ging schon, aber Setos Hilfe war gern genommen. Dieser richtete auch das Tablett an, sodass Katsuya die Misosuppe nehmen und trinken konnte. „Gestern sahst du besser aus“ Setos Stirn legte sich leicht in Falten. „Soll ich doch besser noch Besuch fernhalten? Ich dachte, es ginge … ich will dich nicht überfordern.“ „So lange die wissen, dass ich einschlafen könnte“, murmelte Katsuya nur. „Yami wollte heute vorbei kommen. Nun, sie alle stehen hier schon seit Dienstag Schlange, aber ich dachte … besser einer nach dem anderen“ Seto klang unsicher. „Yami ist okay“ Katsuya stellte die leere Schale ab und nahm den Salat. „Was sagt der Arzt?“ „Du bist zwar knallegelb, aber deine Werte sind noch nicht allzu schlecht. Er meint, solange du noch regelmäßig bei Bewusstsein bist, bleibt erst mal alles so, wie es ist.“ Katsuya streckte eine Hand aus, um sie auf Setos zu legen. Na ja … so schlimm war es jetzt nicht, oder? Er war etwas gelber, okay, aber er war nicht so gelb wie die Wand. Er verglich seine andere Hand mit dem Rettichsalat. Nein, eigentlich war es nicht zu schlimm. „Hast du gestern nochmal mit Ryou geredet? Haben sie wegen Bakura etwas gesagt?“ „Ich habe ihn angerufen“ Allein die Aussage ließ Katsuya beinahe die Augen aus dem Kopf fallen. Er hatte nicht erwartet, dass Seto wirklich an so etwas gedacht hatte. „Sie haben nichts mehr gesagt. Aber sie haben wegen meiner Narbe gefragt“ Katsuyas Blick wanderte wie von selbst zu Setos Wange. „Ich sagte ihm, er soll ihnen sagen, es sei ein Rasierunfall.“ „Bisschen heftig für einen Unfall ...“ Katsuya hob die Hand, um über die Narbe zu streichen. „Was sollte ich sonst sagen?“ Seto lehnte den Kopf in die Berührung. „Ich vermute mal nicht, dass sie viele Details über unsere Beziehung wissen, oder?“ „Nein“ Katsuyas Stimme war mehr ein Hauch. „Ist schon richtig so … das ist zwischen uns.“ „Nun … Bakura weiß, wieso. Yami auch. Und Noah“ Das brünette Haupt wurde etwas gesenkt. „Ich mag es nicht, wie viel Bakura weiß“ Katsuya seufzte leise. „Andererseits … ihr habt so eine komische Art von Freundschaft. Ich denke, es ist deine Sache, was er weiß. Auch wenn ich es nicht mag … es ist okay, wenn es für dich wichtig ist.“ „Sicher?“ Setos Kopf war mittlerweile halb abgewandt, auch wenn ihre Blicke noch immer aufeinander lagen. Katsuya nickte nur und begann, den Rettich zu essen. Mit einem Lächeln durfte er feststellen, dass der Rettich mit Honig gemischt war. „Ich wollte dich was fragen“, erinnerte sich Katsuya gegen Mittag, als er für das Essen wieder hatte aufwachen müssen. „Ich bin ganz Ohr“, erwiderte Seto nur, der gerade Äpfel schnitt. „Wegen Mitsuki … und Ryou“ Er strich sich den Schlaf aus den Augen. Für das Gespräch wollte er zumindest ein bisschen wach sein. „Was macht man mit Menschen, die so wenig Selbstbewusstsein haben?“ „Solltest du dich gerade nicht um dich selbst sorgen?“ Seto lächelte trotz des ausweichenden Kommentares. „Ich hab' nix zu tun außer Denken, wenn ich mal wach bin“ Katsuyas Lider wurden ganz bewusst geschlossen und nach einem Moment wieder gehoben. Er war echt müde wie sonstwas. „Und das bin ich vor allem nachts.“ „Soll ich mir doch ein Bett geben lassen?“, fragte Seto lächelnd. „Du hast dir schon frei genommen, um jeden Tag hier zu sein“ Auch Katsuya lächelte. „Was kann ich mehr verlangen?“ „Ich kann rund um die Uhr hier sein“ In den blauen Augen blitzte Schalk. „Du brauchst es mir nur erlauben.“ „Ich glaube nicht, dass das meine Entscheidung ist“ Katsuya musste noch einmal lang blinzeln, um seine Augen offen zu halten. „Obwohl … so, wie ich dich kenne, werden Krankenhausregeln dich wahrscheinlich nicht aufhalten, oder?“ „Mein liebster Katsuya“ Seto lehnte sich verschwörerisch näher. „Mir gehört dieses Zimmer. Ich kann hier tun und lassen, was ich will. Dieses Krankenhaus lebt von den Spenden der Kaiba Corporation.“ „Manchmal vergesse ich das“ Katsuya schüttelte lächelnd den Kopf. „Also, Frage … bevor ich wieder einschlafe.“ „Die Antwort ist ganz einfach“ Seto lehnte sich wieder zurück und konzentrierte sich auf das Obst. „Du musst diesem Menschen ein Freund sein, ihm oder ihr beistehen und unterstützen. Egal, ob dieser Mensch nun redet oder schweigt, sich etwas traut oder sich einigelt, du musst da sein. Freundschaft im guten wie im schlechtem, im erwünschten und bescheuerten Benehmen.“ „Bescheuert?“ Katsuya schmunzelte. „Du könntest mich fragen, warum ich so entspannt bin, obwohl du hier schwer krank bist. Die Antwort wäre, dass ich schon längst beschlossen habe, mich umzubringen, solltest du wirklich versterben“ Seto sagte das absolut nonchalant und hielt nicht einmal eine Millisekunde inne im Obstschneiden. Katsuyas Blick währenddessen schnellte sofort zu dem Messer, mit dem er schnitt und zurück zum Gesicht. „Ich weiß, das würde dich kurz verschrecken. Aber ich weiß auch, dass du das nach ein paar Minuten abhakst und mich genau so behandelst, als hätte ich das nicht gesagt. Du bist einfach nur konstant da und liebst mich mit derselben Intensität, ganz egal, ob ich einfach nur lesend vor dem Kamin liege oder mit meinem Blut den Kamin anmale.“ Das Bild drängte sich Katsuya kurz auf. Obwohl ihn Ekel wie Angst packten, hatte die Vorstellung gleichzeitig etwas Artistisches, wie Seto im Flackern des Kamins Blutranken auf den Stein malen würde. „Und gerade weil ich weiß, dass du da bist und da bleibst, brauche ich so einen Mist nicht zu machen“ Seto sah vorsichtig auf. „Ich … denke, ich vertraue dir so langsam.“ Katsuya konnte den Herzschlag in seinem ganzen Körper spüren. Es machte ihn zwar nicht wacher, aber es erfüllte ihn mit einer fast brennenden Wärme. Es schlug ein Lächeln auf seine Lippen. „Das ist viel schöner als deine Reaktionen auf meine Selbstmorddrohungen“ Seto erwiderte das Lächeln. Er legte Messer und Obst zur Seite, erhob sich und legte sich neben Katsuya. Dieser robbte ganz von selbst in die angebotene Umarmung. „Darf ich dich halten?“ Eigentlich wollte Katsuya etwas Romantisches erwidern, aber er wurde von einem Gähnen überrascht. Es ließ sie beide schmunzeln. Ein paar Momente später schon überkam Katsuya der Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)