Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 121: Im Namen der Gesundheit ------------------------------------ ...gehe ich nun schlafen und beantworte eure wunderbaren Kommentare morgen, sobald ich wieder zuhause bin =.= Vielen Dank schon jetzt! ________________________________________________________________________________________________ „Herr Kaiba“ Der Arzt schüttelte erst Setos, dann Katsuyas Hand mit einem Lächeln. Hieß Lächeln, dass alles gut war? War er gesund? „Nehmen Sie Platz, bitte.“ „Geht es bitte schnell und schmerzlos?“, fragte Katsuya mit erstickter Stimme, während er sich setzte. Seto griff seine Hand und drückte einmal kurz. Eine Mahnung? Eine Unterstützung? Katsuya drückte zurück, nur ließ er nicht locker. „Wie du wünscht“ Der Arzt schlug kurz die Akte auf. „Eine gute, eine schlechte Nachricht. HIV ist negativ, also hast du das mit sechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit nicht.“ Katsuyas Lider fielen zu und sein Atem zitterte, als er tief durchatmete. Seto erwiderte den Druck seiner Hand. Nach einem Moment sah Katsuya auf und nickte langsam. Der Arzt sagte trotzdem nichts, sodass er fragte: „Das heißt, ich habe Hepatitis?“ Der Andere nickte bedächtig und sah auf die Akte, als er weiter sprach: „Ich weiß nicht, ob ich das erklärt hatte, aber es gibt fünf verschiedene Hepatitis-Formen. A und E sind ungefährlich. B und D können gefährlich sein, sind es aber selten. Nur C ist relativ gefährlich“ - Katsuya nickte - „Und du hast B, C und D.“ Ein Zucken ging durch Seto, was einen kurzen Moment den Druck ihrer Hände in Schmerz wandelte. Katsuyas Blick schnellte zu ihm. Jede Farbe schien aus Setos Gesicht gewichen und ein Augenlid zuckte. „Was heißt das?“, er sah zurück zum Arzt, diesmal wirklich besorgt. „Das heißt, du hast drei Krankheiten, die gleichzeitig deine Leber angreifen. Es kann sein, dass du absolut gar nichts davon spürst, es kann sein, dass sie deine Leber so weit zerstören, dass es sogar lebensgefährlich werden kann“ Der Arzt ließ eine Pause und beobachtete sie beide einen Moment. „C erreicht seinen Krankheitshöhepunkt normalerweise nach sieben Wochen, also in zwei Wochen. Und B und D haben ihren nach zwölf Wochen, also noch etwas hin. Normalerweise ist C das gefährliche, weil es bei fünfundachtzig Prozent der Patienten chronisch wird und demnach nach und nach die Leber zerstört. Und B und D sind ungefährlicher, weil es da nur in zehn Prozent passiert. Wenn jetzt aber B und D auf eine frische, chronische Hepatitis C trifft, dann kann das deine Leber stark mitnehmen. Kann, das möchte ich betonen. Es kann auch sein, dass du das gut wegsteckst.“ „Und können wir irgendetwas tun?“ Katsuya schluckte. Seine Leber … er hatte nicht viel Ahnung, aber die Leber war zur Entgiftung da, oder? „Es gibt Medikamente“ Der Arzt schürzte die Lippen. Sah nicht so aus, als würde er das gern sagen. „Aber die Forschung hat bewiesen, dass diese nur wirken, um eine chronische Erkrankung zu bekämpfen. Für die akute Erkrankung haben wir leider gar nichts“ Der Arzt sah noch einmal in die Akte. „Aber es gibt verschiedene Faktoren, die mich zuversichtlich stimmen.“ Verschiedene Faktoren? Bescheuerte Ärzte mit ihrer geschwollenen Sprache. Katsuya sah noch einmal zu Seto, aber der spielte wieder stoische Ruhe. „Zum einen scheinst du HepB entweder schonmal gehabt zu haben oder geimpft worden zu sei-“ „Geimpft“, warf Seto tonlos ein. „Ah, wunderbar. Dein Virustiter ist nämlich erstaunlich niedrig für diese Erkrankungswoche und dein Abwehrtiter hoch“ Das war gut, oder? Das hieß, sein Immunsystem siegte, richtig? „Und obwohl du im Endeffekt sechs Krankheiten gleichzeitig zu bekämpfen hattest, ist auch dein HepC-Titer niedrig. Das liegt möglicherweise an den Anti-HIV-Medikamenten, die du bis letzte Woche genommen hast und verzögert sich dadurch nur, aber vielleicht ist es auch ein Zeichen, dass dein Immunsystem gut mit den Viren klar kommt. Schließlich sind fünfzehn Prozent der Bevölkerung in der Lage, das Virus selbst zu besiegen.“ Okay … und das hieß jetzt was? Er sah fragend zwischen Seto und dem Arzt hin und her. „Ich denke, bis das Gegenteil bewiesen ist, sollten wir erstmal davon ausgehen, dass du die Krankheiten besiegt kriegst“ Der Arzt lächelte ihn freundlich an und irgendwie entspannte er sich dadurch ein bisschen. „Zuversicht ist eines der besten Heilmittel dieser Welt.“ „Wie ist es mit Immunboostern?“, fragte Seto in kalter, tonloser Manier nach. Katsuya währenddessen fragte sich eher, wie viel davon Seto und wie viel Wächter war. „Die würden zwar eine größere Chance geben, dass das Virus bekämpft wird, aber sie würden gleichzeitig auch mehr Schäden an der Leber machen. Sowieso, falls sie an Alternativmedizin denken, in diesem Fall bitte nicht. Die meisten alternativen Therapeutika sind auf Alkoholbasis und das schädigt die Leber weiter. Sowieso, Katsuya, in den nächsten Monaten darfst du nicht einen Tropfen Alkohol zu dir nehmen, keine Drogen und keine Medikamente, die über die Leber abgebaut werden. Und schau, dass du dich von kranken Menschen fernhältst und stets eine Atemmaske trägst. Jede Erkältung würde dein Immunsystem schwächen. Schau, dass du viel schläfst, dich warm einpackst und dich nicht überanstrengst.“ „Kein Sport?“ Katsuya hob nur eine Augenbraue. „Moderat Sport. So lange du nicht außer Atem kommst und dein Puls nicht über hundert geht, ist Sport okay. Sogar gut. Jeden Tag fünfzehn bis dreißig Minuten zum Beispiel joggen stärkt das Immunsystem“ Sein Blick fiel auf Seto. „Du kannst auch dein menschliches Trainingsgerät dort nehmen, aber nicht zu wild. Und immer und auf jeden Fall mit Kondom.“ Katsuya errötete. Huh … sein menschliches Trainingsgerät. Jeden Tag? Wäre schon cool … so aus medizinischer Sicht. Jeden Tag Sex auf Rezept. Ob Seto das mitmachte? Bestimmt, oder? „Stress sollte auch nur moderat sein. Du solltest jetzt nicht die nächsten Monate im Bett liegen, aber die Nächte für Lernen für die Schule zu nutzen ist auch keine gute Idee. Geh normal zur Schule, mach deinen Alltag, aber mach auch um spätestens acht Uhr abends Schluss. Überanstrengung ist wirklich keine gute Idee für das Immunsystem, auch wenn es ein bisschen Nervenkitzel braucht, um in Fahrt zu kommen.“ Und wie genau sollte er Stress in seinem Leben vermeiden? Er hatte Seto, Yami und Yugi. Und Bakura, der war nicht zu vergessen. War nicht so, als könnte oder wollte er die alle plötzlich aus seinem Leben schmeißen. „Hier habe ich eine Liste von Lebensmitteln und anderen Stoffen, die du vermeiden solltest, weil sie die Leber schädigen“ Der Arzt reichte ihm eine Seite. Gamander? Kava-Kava? Was zur Hölle war das? „Kräutertee ist leberschädigend?“ Das erste mal seit Betreten des Arztzimmers lag so etwas wie Amüsement in Setos Stimme. „Ich bin seit fast vierzehn Jahren leberkrank und habe noch nie eine Liste bekommen, was ich nicht essen oder trinken soll“ Er legte einen Finger auf den Abschnitt, was man vermeiden sollte, wo fett gedruckt Alkohol, Drogen und einige Medikamente standen. „Ich kenne nur das hier.“ „Du bist leberkrank?“ Katsuya sah überrascht auf. „Nie bemerkt?“ Seto sah ernsthaft verwirrt aus. „Woran bemerkt man so etwas?“ „Das Weiß der Augen färbt sich gelb“ Da Setos Kopf nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war, konnte man das sogar gut erkennen. „Siehst du es?“ „Jetzt, wo du es sagst … nö, ist mir vorher nie aufgefallen“ Jetzt, wo er darüber nachdachte … als sie sich über Katsuyas mögliche Krankheiten unterhielten, hatte Seto schonmal gesagt, dass er etwas an der Leber hatte. Und dass die Krankheiten zu kriegen ihn deswegen umbringen könnte. „Ist das schlimm?“ „Halbwegs. Es wird bei mir nicht zunehmend schlimmer, so wie bei vielen anderen. Aber ich bin nur noch eine Wertverschlechterung davon entfernt, dass man mich theoretisch auf die Transplantationsliste setzen kann. Deswegen macht es mir ja auch solche Angst, dass du Hepatitis hast. Wenn ich das kriege, dann könnte es das für mich gewesen sein.“ „Wäre dir HIV lieber gewesen?“ Katsuyas Mundwinkel hob sich. „Nein, nicht wirklich. Eine Leber zu transplantieren ist leichter als den Körper zu wechseln“ Seto lehnte sich etwas weiter hinüber und küsste Katsuyas Schläfe. „Child-Pugh Stadium A?“, fragte der Arzt, nachdem Seto sich wieder zurück gelehnt hatte. „Sechs Punkte“ Seto nickte. Und da sprachen sie mal wieder ärztisch … „Darf ich fragen, wie sie dazu gekommen sind?“ Der Arzt lehnte sich interessiert vor. „Bei einem Suizidversuch habe ich zwei Packungen Paracethamol geschluckt. Eine der bescheuertsten Ideen meines Lebens“ Seto wandte den Kopf ab und seufzte leise. „Eine Woche Intensivstation und den Rest meines Lebens beinahe ruiniert.“ Katsuya griff die Hand, mit der Seto ihn zwischendurch losgelassen hatte. „Nun, dann können wir den nächsten Teil wohl kurz fassen, da sie auf ihren Freund aufpassen werden. Wie gesagt kann innerhalb der nächsten Wochen durch die Viren ein Leberversagen eintreten. Das erkennt man an einer Gelbfärbung des Augenweiß, Juckreiz am ganzen Körper, hellem Stuhl, dunklem Urin, einem dick werdenden Bauch, Konzentrationsstörung und Koordinationsstörungen sowie einem allgemeinen „Mir geht es schlecht“. Wenn auch nur eine Sache davon eintritt, dann geh bitte sofort in ein Krankenhaus, Katsuya.“ Freundlicherweise hatte der Arzt all das auch auf den Zettel gedruckt, den er Katsuya gegeben hatte. Ebenso wie das, was er alles tun sollte. Atemmaske … na, wenn er jetzt mit Atemmaske zum Sport ging, aber kein Artest mehr hatte, würde sein Lehrer noch doofer gucken. „Und das war es im Endeffekt. Ach ja, wie ist es mit dem Stuhlgang? Hast du noch Schmerzen?“ Katsuya erzitterte nur. Irgh … wie konnte der Kerl so selbstverständlich so etwas Ekliges fragen? Er schüttelte einfach nur den Kopf. „Wunderbar. Dann dürfte es das mit den Bakterien gewesen sein. Wenn es keine Fragen mehr gibt, sehen wir uns dann in drei Wochen zu einem weiteren Hepatitis- und dem gültigen HIV-Test.“ Allen Göttern sei Dank. Der Kerl wollte ihm nicht nochmal irgendwelche Schläuche oder Spritzen in den Hintern stecken. Das war unendlich schrecklich gewesen. Vor Erleichterung brauchte Katsuya glatt zwei Momente mehr, um sich zu erheben, während Seto sich bereits verabschiedete. Ganz ehrlich? Das war hundertfach weniger schlimm gewesen als er gefürchtet hatte. „Hey, Katsuya“ Kimi hob eine Tasse Tee zur Begrüßung. Er währenddessen ging sofort zu ihr und als sie nicht zurückwich, umarmte er sie auch. „Was ist denn in dich gefahren?“ „Ich hab' kein HIV.“ „Wahrscheinlich kein HIV“, verbesserte Seto und goss sich einen Kaffee ein. Irgendwer hatte eine Kanne angestellt. Katsuya hatte die leise Ahnung, dass Seto jemanden, der stets früh kam, bestach. „Lass mir meine Freude“ Katsuya ließ die Ältere los und drehte sich mit in die Hüfte gestemmten Händen zu Seto. „Zuversicht ist das beste Heilmittel, also sei nicht so negativ.“ „Ich bin nicht negativ, ich bin realistisch“ Er deutete auf Kimi. „Und eifersüchtig.“ „Auf sie?“ Mit in Falten gelegter Stirn sah Katsuya zu ihr und zurück zu Seto. „Warum auf sie?“ „Auf jeden“ Seto beugte sich vor, sodass ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt waren. „Du bist mein und das hat so zu bleiben.“ Katsuya schnaubte und verdrehte die Augen. „Guten Abend“ Leyla trat in die Küche. „Wie sieht es aus, wollen wir anfangen?“ „Sobald mein Kerl von seinem Egotrip runter ist und mich gehen lässt“ Katsuya hob eine Augenbraue. Einen Bruchteil einer Sekunde später fand er sich in Setos Arm mit erstickendem Protest, da dieser seine Lippen mit den eigenen verschloss. Er schlug halb ernst auf Setos Oberarme ein, bis ihm der Gedanke kam, wie unglaublich weiblich er dabei aussehen musste. Mit einem tiefen Seufzen ergab er sich dem Kuss. Seto löste ihn langsam, jedoch mit einem hörbaren Geräusch. Er wich nicht zurück, verharrte mit kaum einem Abstand zwischen ihren Gesichtern, sodass Katsuya fast schielen musste, und flüsterte: „Ich meine es ernst.“ Der Blonde nickte langsam. Was zur Hölle meinte der Kerl damit? Und musste er so aussehen, als würde gleich die Welt untergehen? Jetzt gerade wäre es ganz angenehm, losgelassen zu werden … nicht, dass er es wirklich wollte, aber die Mädels warteten. Waren Setos Augen schon immer so tief blau? „Wir fangen dann schonmal an“ Kimi drückte sich hinter ihm vorbei. „Warte, hey“ Katsuya löste sich von dem fast hypnotisierendem Blick. „Bin sofort bei euch“ Er sah Seto, der ihn noch immer hielt wie eine Marmorstatue. „Seto?“ „Ich würde dich am liebsten einsperren“ Wenigstens hatte dieser sich aufgerichtet, sodass etwas Abstand zwischen ihnen war. „Dich anketten, damit du niemals weg kannst.“ „Seto?“ Die Stirn des Blonden legte sich in Falten. „Ich kann sie spüren“ Der Ältere schluckte. „Alle fünf. Sie sind alle da. Sie haben mir einen Moment lang ihre Gefühle gegeben.“ „O … kay?“ Katsuya blinzelte einmal. „Ich liebe dich“ Setos Züge verhärteten sich, als wäre das etwas Schlimmes oder als würde er Verletzung für seine Worte erwarten. „Ich will dich in mich aufnehmen und in dich kriechen und dich töten und dich für immer an mich binden. Und gleichzeitig liebe ich dich einfach nur“ Er atmete tief durch. „Meine … unsere Gefühle machen mir Angst. Unsere Impulse.“ Katsuya nickte nur. Er setzte einen vorsichtigen Kuss auf Setos Lippen und erwiderte: „Lass uns nachher darüber reden, ja? Zuhause.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)