Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 112: Beim Arzt ---------------------- War heute das erste mal bei der Polizei, um eine Anzeige zu erstatten (war schon mehrfach da, weil andere Anzeigen erstatteten oder gegen jemanden, den ich kannte, Anzeige erstattet wurde). Ehrlich, das macht irgendwie Angst, selbst wenn man gar nichts falsch gemacht hat. Als ich als Kind auf der Polizeistation war, da hat man mir noch freundlich Schokolade angeboten, heute werde ich angesehen, als wäre ich ein Schwerverbrecher o.o Sehe ich irgendwie bösartig aus? Euch viel Spaß mit diesem Kapitel, in dem ebenfalls Authoritäten vorkommen ^.- ________________________________________________________________________________________________ Ayumi war begeistert. Nein, begeistert war gar kein Ausdruck. Sie war … hypermotiviert, hochenergetisch und überfreudig. Mina und Karin klatschten lachend die Hände zusammen und Mitsuki lächelte. Freizeitpark all inclusive klang für sie anscheinend nach einer sehr guten Idee. Dass diese Einladung an Katsuyas Platzierung unter den besten Fünfzig der Stufe gekoppelt war, brachte ein ganz gefährliches Funkeln in Ayumis Augen. Ganz unschuldig schlug Karin vor, sie könnten ja alle zusammen lernen. Ayumi griff das sofort auf und schlug einen Lernplan vor, der Katsuya bleich werden ließ. „Ich hab' noch'n Leben ...“, murmelte er vorsichtig. „Nicht während der Prüfungszeit“, erwiderte sie nur und packte seine Oberarme, „du bist mein Ticket in den besten Freizeitpark des Landes. Meine Eltern würden mir so etwas höchstens zum besten Schulabschluss oder zur Aufnahme auf die T-Uni schenken. Also wirst du auch unter die besten Fünfzig kommen.“ Mina und Karin warfen sich nur ein halb amüsiertes, halb verschwörerisches Lächeln zu. „Ryou?“ Katsuya sah mittlerweile wirklich verunsichert an seine Seite. War hier noch irgendwer für ihn da? „Wir können es ja auf drei Nachmittage die Woche begrenzen“, versuchte er Ayumis vorherige Forderung einzugrenzen. „Montags, dienstags und donnerstags“, forderte sie sofort, „die anderen Tage ist das Restaurant eh voll. Mittwochs haben wir nämlich Rabatt.“ Mitsuki hob eine Hand vor ihren Mund, da so etwas wie ein ganz leises Kichern von ihren Lippen brach. Alle wandten sich ihr kurz zu, lächelten und schließlich fragte Katsuya: „Okay, irgendwer gegen den Plan? Wir lernen montags, dienstags und donnerstags nach der Schule bis … bis?“ „Halb sieben“, bestimmte Ayumi, „ab sieben haben wir Abendkarte, da gibt es die meisten Trinkgelder. Ich brauche mein Trinkgeld, sonst kann ich mir nur einen Daifuku täglich leisten.“ Karin und Mina schüttelten lächelnd den Kopf und Mitsuki wandte ihr Gesicht ab, ihr Lachen weiterhin hinter ihrer Hand versteckend. Katsuya sah sein Gegenüber einen langen Moment mit perplexer Verwirrtheit an, bis er schließlich fragte: „Sag mal, müssen wir alles nach euren Restaurantzeiten richten?“ „Wenn wir meinen Notendurchschnitt in Relation zu meinem außerschulischen Arbeitsaufwand rechnen, ist es nur sinnvoll, das zu tun. Von allen Anwesenden – mit Ausnahme von Ryou – habe ich am meisten zu bieten und am wenigsten Zeit. Und Ryou hat seinen Wunsch von drei Nachmittagen ja geäußert“ Ayumi verschränkte überzeugt die Arme und Katsuya blinzelte nur und ging im Kopf noch einmal ihre Worte durch, um zu überprüfen, ob er sie wirklich verstanden hatte. „Das nennt man Verhandlungen, Katsuya. Diskussion. Das, was Herr Kaiba uns am Anfang des Schuljahres beibringen wollte.“ „Äh … ja“ Wenn sie um halb sieben enden würden, könnte er danach zu Yami fahren, bis Seto aus dem Sportstudio wieder da war. Dann müsste er nur die Hausaufgaben bei Yami machen. Würde schon irgendwie klappen. „Auf unseren Ausflug!“, rief Ayumi begeistert, schnappte sich Mina und tanzte mit ihr im Kreis, während Karin dazu klatschte. Katsuya schüttelte nur etwas verwirrt den Kopf. Zum Glück hatte Ayumi nicht darauf bestanden, es direkt Montag auch in die Tat umzusetzen. Allerdings telefonierte sie am Montagabend alle durch, am nächsten Tag mit allen Übungsunterlagen zu kommen und datierte damit ihre erste Übungseinheit. Seto zeigte seinen vollen Sadismus darin, dass er Katsuya einen Rucksack für seine Bücher überreichte. Über Katsuyas Beschwerden, Verwünschungen und Flüche lächelte er nur und mahnte ihn, den Ton zu bewahren. Warum bloß war er mit so einem bescheuerten Überflieger zusammen? Dienstag überlebte Katsuya. Anders war es nicht zu nennen. Ayumi war eine Hexe, eine schreckliche Sklaventreiberin und alle folgten ihrem grausamen Lehrplan, der auch noch selbstständiges Lernen außerhalb ihrer Treffen vorsah. Den kompletten Abend hing Katsuya erst über Hausaufgaben, dann über Büchern, dabei erst Yami an seinen Rücken gelehnt und später Seto mit einem Buch an seiner Seite. Schreckliche Despoten, alle miteinander. Ein Glück, dass ihre Prüfungen schon in zwei Wochen anfingen und in dreieinhalb vorbei sein würden. Als Seto am Mittwoch vor der Schule stand, ging Katsuya kurz durch den Kopf, dass er ihn vielleicht hätte vorwarnen sollen. Alle vier Mädchen, selbst die schüchterne Mitsuki, rannten zu ihm und führten eine Art Tanz um ihn herum auf. Mina und Ayumi dankten ihm für die Einladung und schworen bei ihrer Ehre, Katsuya unter die besten fünfzig zu bringen. Karin nickte wild in völliger Unterstützung dieses Vorhabens und auch Mitsuki nickte, wenn auch weniger wild. Und Seto hatte auch noch die Nerven zu sagen: „Meine Lieben, ich verlasse mich auf euch.“ Mistkerl. Katsuya verengte die Lider und spitzte beleidigt die Lippen. Und hier verbündete sich der Kerl auch noch mit den Mädels … na ja, Katsuya wollte ja auch gern gut in der Schule sein. Aber die besten fünfzig waren schon ein echt hohes Ziel. Ryou griff seine Hand und drückte sie in Unterstützung. Wenigstens einer, der noch an seiner Seite stand. Mit einem Lächeln meinte er: „Du schaffst das schon. Die besten fünfzig heißt nur einen Durchschnitt von zweiundachtzig Punkten pro Arbeit.“ Na danke. Katsuya rollte mit den Augen. Zweiundachtzig von hundert klang vielleicht für Ryou machbar, aber für den normalen Menschen war das eine ziemlich gute Leistung. Für jemanden wie Katsuya eine eher unfassbar hohe Leistung. Alles Sklaventreiber. Ganz klar. In der Klinik mussten sie eine halbe Stunde warten, bevor sie dran kamen. Seto hatte das Buch von Shakespeare mitgenommen und las leise daraus vor. Mit seiner perfekten englischen Aussprache klang es nicht nur sehr melodisch sondern war auch viel verständlicher als wenn Katsuya es nur las. Er legte den Kopf auf Setos Schulter und blieb dort, bis er sich bewegen musste. Seinetwegen hätten sie auch länger warten können. Der Doktor, dessen Untersuchungszimmer sie aufsuchten, war derselbe wie beim ersten Mal, wo sie hier waren. Er begrüßte sie freundlich, nahm die bereit gelegte Akte, schlug sie auf und murmelte nach wenigen Sekunden: „Ups.“ Seto hob nur eine Augenbraue. „Äh … ich hatte sie nicht zufällig vor zwei oder drei Wochen angerufen?“, fragte der Arzt nach. „Nein“, erwiderte Seto nur, wobei seine Stimme bedrohlich grollte. „Dann muss ich mich erst einmal entschuldigen“ Auch der Arzt sank auf seinen Hocker. „Ich hatte ja einen Abstrich gemacht und die Ergebnisse sind natürlich schon da. Ich habe nur in dem ganzen Chaos vergessen, sie deswegen auch anzurufen.“ „Das heißt?“ Irgendwie schaffte Seto es, noch eine Nuance böser zu klingen. „Nun, es kam zu mehreren verschiedenen bakteriellen Infektionen. Normalerweise harmlos, aber sie sollten mit Antibiotika versorgt werden“ Der Arzt sah zu Katsuya. „Was für Symptome hast du denn in den letzten vier Wochen bemerkt?“ „Uh … Übelkeit. Aber sie sagten ja, das käme durch die Tabletten öfters. Vielleicht hatte ich etwas Fieber, hab' nicht gemessen, aber ich fühlte mich warm.“ „Dann ist zum Glück alles gut gegangen. Komplikationen einfacher Infekte sind selten, aber so etwas sollte mir trotzdem nicht passieren. Hast du deine Tabletten alle wie angeordnet genommen?“ Katsuya nickte. „Das heißt, heute morgen die letzte?“ Erneutes Nicken. „Sehr gut. Dann brauchst du nur für diese Infektionen Antibiotika und die gibt es als Spritzen.“ Katsuya seufzte nur. Wenigstens nicht noch mehr Tabletten. Anscheinend gehörte er ja zu den Menschen, die wenig Nebenwirkungen von Tabletten hatten, wenn er die Erklärungen des Arztes letztes mal richtig verstanden hatte. Wenn diese, die er jetzt vier Wochen genommen hatte, für sehr harte Nebenwirkungen bekannt waren, machte ihm die Ansage von Antibiotika sicher keine Angst. Aber jeden Morgen daran zu denken, irgendetwas zu schlucken, war reichlich nervig. Zum Glück hatte er keine Angst vor Spritzen. „Und welche Infektionen hat er?“, fragte Seto nach, mittlerweile in einem etwas gemäßigteren Ton. Der Arzt warf einen schnellen Blick in die Akte und sagte: „Syphilis, Gonorrhö und ein paar Enterokokken, die wahrscheinlich ins Blut übergegangen sind durch die Verletzungen. Die Enterokokken hat sein Immunsystem wahrscheinlich schon beseitigt, aber die beiden anderen brauchen Antibiotika, sonst gehen sie nicht von alleine weg.“ „Machen Gonorrhö und Syphilis nicht sichtbare Läsionen?“ Setos Stirn legte sich in Falten. „Meist, ja. In seinem Fall ist der Eintrittsort allerdings im Rektum, darum sind die Ulzerationen auch, wenn überhaupt, dort“ Wovon auch immer die da redeten … der Arzt sah wieder zu Katsuya. „Hattest du Schmerzen beim Stuhlgang?“ Musste der das unbedingt in Anwesenheit von Seto fragen? Mit einem Rotschimmer auf den Wangen und abgelenktem Blick murmelte Katsuya: „Ja.“ „Dann sollten wir noch eine Rektoskopie und einen Abstrich machen. Und ...“ Der Arzt sah vorsichtig zu Seto. „Normalerweise werden Partner mitbehandelt. Das heißt, ich sollte auch von Ihnen Abstriche nehmen.“ „Das ist nicht notwendig“, erwiderte Seto nur. Der Arzt sah ihn einen längeren Moment schweigend an, nickte dann allerdings. Da die zwei ja anscheinend dieselbe Sprache sprachen, vermutete Katsuya, dass Seto wusste, wovon er da sprach. Er selbst verstand aus dem Kauderwelsch nur, dass man ihm nochmal irgendwelche Instrumente in den Hintern stecken wollte, um reinzusehen und dass Seto nicht laut nein schrie, also musste er es wohl über sich ergehen lassen. Sklaventreiber, ganz wie er es immer gewusst hatte. Es folgte eine Batterie von Tests. Erst wurden sowohl ihm als auch Seto mehrere dieser Kleinkanister Blut abgezapft. Dabei erklärte der Arzt noch einmal, was Seto ihm auch schon gesagt hatte: Dass sie Hepatitis C damit jetzt bestimmen könnten und dass der HIV-Test nur einen Hinweis gab und noch keine endgültige Aussage. Was Seto nicht erzählt hatte, war, dass die beiden Tests über eine Woche brauchen würden, bevor es ein Ergebnis gab. Und dass die Ergebnisse nur persönlich mitgeteilt wurden, auch wenn alles negativ war. Darum bekamen sie direkt für nächste Woche noch einen Termin. Des Weiteren musste sich Katsuya dieser schrecklichen Untersuchung seines Unterleibs unterwerfen. Für die schickte er Seto dann doch raus. Er wusste vom letzten Mal, dass er sich dafür in den Boden schämte, auch wenn es nur eine Untersuchung war. Aber es war … es war halt irgendwie … wenn Seto ihn da berührte, war das angenehm und durfte auch angenehm sein, aber hier war das definitiv nicht angenehm und trotzdem reagierte sein Körper ein bisschen. Es war keine Vergewaltigung, aber es hatte schon einen solchen Nachgeschmack. Irgendwie wünschte er sich Seto doch wieder rein, aber er biss die Zähne zusammen und dachte an etwas anderes. Er könnte bestimmt sagen, dass er eine Belohnung wollte, weil er das hier artig über sich ergehen ließ. Ein Eis vielleicht. Oder eine neue Packung Spielkarten. Oder … eine Brezel mit Butter. Das hatte Yami ihm mal mitgebracht, als er noch was mit diesem Bäckereiverkäufer am Laufen hatte. Das war lecker gewesen. Ja, er würde still bleiben und dann nachher eine Brezel dafür verlangen. War vielleicht ziemlich kindisch, aber gerade machte der Gedanke das hier sehr viel erträglicher. „So, alles ist aus deinem Hintern wieder raus. Kannst einmal tief durchatmen“ Was Katsuya auch gern tat. „Ich muss dir jetzt noch zwei Spritzen in den Po geben, hältst du das noch durch?“ Katsuya murrte nur wortlos, was in ein leicht selbstmitleidiges Jaulen überging. Der Arzt beugte sich zur Seite, sah Katsuyas unglücklich verzogenen Ausdruck und meinte: „Ich kann auch deinen Oberarm nehmen, aber da wird es weh tun, weil es große Spritzen sind“ - er hielt eine in Katsuyas Sichtbereich - „am Po kann man so etwas reinspritzen, ohne dass es weh tut.“ „Schon gut“, murmelte Katsuya nur. Definitiv würde er Seto überreden, dass er hierfür eine Brezel bekam. Und eine Waffel zum Nachtisch, die hatte er auch schon lange nicht mehr gegessen. Er fiepte trotzdem, als das kalte Desinfektionsmittel drauf gesprüht wurde. „Was ist das überhaupt?“ „Das Antibiotika für die Gonorrhö. Und die danach ist dann für die Syphilis, die setzte ich dir in die andere Pobacke.“ Na toll. Zwei Spritzen für zwei Pobacken. Ob er danach überhaupt noch sitzen konnte? Er konnte Setos Kondommanie verstehen, wenn das hier die Alternative war. Er fragte den Arzt: „Sind das zwei sexuell übertragbare Krankheiten? Also die, gegen die man sich mit Kondomen schützt?“ „Ganz genau“ Man musste echt den ganzen Tag am Hintern von Leuten rumfuhrwerken, um so nonchalant zu klingen, oder? „Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis, Herpes und Genitalwarzen sind die häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Immer wenn es brennt, juckt oder komisch riecht, sollte man zum Arzt.“ „Warzen sind ansteckend?“, fragte Katsuya ziemlich irritiert. „Genitalwarzen entstehen durch Viren. Und diese Viren sind ansteckend“ In dem Moment gab der Arzt ihm die erste Spritze, was Katsuya zusammen zucken ließ. „Gegen die Viren gibt es eine Impfung, hast du die? Die Krankenkasse zahlt das nicht für Männer, aber dein Freund kennt sich ja gut aus und scheint auch ganz gut zu wirtschaften.“ Ja, Seto hatte Geld. Fiel auf. Und was Gesundheit anging, war er schrecklich penibel. Katsuya hatte eine Menge Impfungen bekommen, an zwei verschiedenen Terminen und er wusste, irgendwann im Frühjahr und dann im Herbst diesen Jahres bekam er noch mehr, aber er hatte nie zugehört, gegen was sie ihn da überhaupt impften. Er wusste nur, dass er einmal jährlich zur Impfung musste, sobald er alle Grundimpfungen hatte. Er verneinte demnach und zuckte währenddessen zusammen, weil das kalte Spray seine zweite Pobacke einfror. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)