Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 111: Entsetzen ---------------------- Lernen ist doof. Ich hab' keine Lust mehr T.T Und es ist schrecklich langweilig. Wen interessieren die über zehn leukämischen Unterarten, die sich weder in Symptomen noch in Behandlung unterscheiden? *seufz* Nun ja, wenn das Lernen nicht gerade meine Motivation frisst, schreibe ich gern und präsentiere daher hiermit das neue Kapitel ^v^ Viel Spaß beim Lesen! ________________________________________________________________________________________________ „Ist das wahr?“, fragte Shizuka mit einem bittenden Flehen in der Stimme. Noah öffnete kurz den Mund, schloss ihn jedoch und sah ebenfalls zu ihnen beiden. Zum ersten mal sah man, dass er wirklich der Älteste war, denn die sonst kaum erkennbaren Falten in seinem Gesicht schienen plötzlich tief eingesunken und ließen ihn sogar noch viel älter wirken als er es eigentlich war. „Es ist alles wahr, aber es ist reichlich aus dem Kontext gegriffen. Und ich werde mir ganz sicher von keinem Kerl, der seinem Bruder kaum aussprechbare Dinge antut, anhören, dass meine Beziehung schlecht laufen würde. Das zwischen Seto und mir läuft gut und ganz wie Seto sagt, terrorisiert er mich nicht ansatzweise. Bakura hat vor vielen Monaten sein Urteil gefällt und es seitdem nicht überdacht, obwohl sich unendlich viel verändert hat. Wenn er glaubt, besser kontrolliert zu sein als Seto, dann kann er das seinem Ego gern erzählen, aber ich bin hundert mal lieber mit Seto zusammen als mich auch nur in seine Nähe zu wagen.“ „Aber er hat-“, begann Seto leise. „Wage es nicht, dir diesen Mist auch noch zu Herzen zu nehmen. Du zweifelst dich selbst und unsere Beziehung Tag und Nacht an. Das allein sollte dir sagen, dass du dir genug Sorgen darum machst, wie du dich verhältst“ Katsuya atmete einmal tief durch. „Ich gehe jetzt Gemüse hacken oder so etwas. Sonst schreie ich nur irgendwen an. Bis später.“ Er setzte noch einen Kuss auf Setos Haar, dann wandte er sich ab und stapfte in die Küche. Dieser bescheuerte Idiot. Musste Bakura echt jedes Treffen zerstören? Warum zur Hölle luden sie ihn überhaupt ein? Ayumi hatte vollkommen recht, dass man keine guten Seiten an ihm entdecken konnte mit Ausnahme von Ryou. Und der war eine eigenständige Person und keine Seite von Bakura. Auch wenn er nicht immer danach aussah. Er hatte kein Recht, Seto zu kritisieren. Erst recht nicht über Kontrolle. Katsuya arbeitete sich den Arsch ab, um ihre Beziehung aufrecht zu erhalten und Setos Selbstbewusstsein zu stärken und in nur fünf Minuten zerstörte Bakura die Arbeit von Monaten. Seto würde sich das nur wieder zu Herzen nehmen und es als besser ansehen, Katsuya zu verlassen oder sich gleich umzubringen. Vielen Dank nochmal! Und er hatte gedacht, der Kerl hatte vielleicht doch einen Hauch von Mitgefühl. Erst recht bei den letzten Treffen und das eine mal, wo er Klein-Seto etwas erklärt hatte. Aber nein, der Kerl hatte nach wie vor die Freundlichkeit eines feuerspuckenden Igels. Was sollte er auch erwarten von einem Kerl, der seinen Bruder schlug und vergewaltigte? Bei allen Göttern, er hasste den Mistkerl! Er würde absolut nie wieder dieses Haus betreten. Sollte Ryou doch ohne ihn kommen, der konnte bestimmt auch ganz allein mit der U-Bahn fahren. Idiot. Mit einem Schnauben nahm Katsuya sich ein paar Äpfel und begann, die kleinzuschneiden. Als er diese fertig hatte, ging er dazu über, den Salat kleinzurupfen. Den Salat verstaute er im Kühlschrank, die Apfelstücke füllte er in Schalen und trug sie ins Wohnzimmer. Shizuka hatte dort Isamus Spieldecke ausgebreitet, auf der Isamu sich hin und her rollte. Sein Spielzeug währenddessen wurde von Seto – nein, Klein-Seto – begutachtet, neben dem Shizuka ebenfalls auf dem Boden hockte und ihm Neues anreichte. Noah, der sich in den Sessel gesetzt hatte, hörte derweil Yami zu, der ihm die dissoziative Identitätsstörung erklärte. Noahs Gesichtsausdruck schrie schon von weitem, dass ihm das alles zu viel war und er am liebsten hören würde, dass das alles nichts mit Seto zu tun hatte. Katsuya ging zuerst zu Seto hinüber, strich ihm über das Haar und reichte ihm eine Schale mit Apfelstückchen, für die Seto sich auch brav bedankte. Es kam, wie es kommen musste: Es kam niedlich. Klein-Seto bemerkte irgendwann, dass über ihn gesprochen wurde und plapperte Yami dazwischen, um Noah die Theorie vom großen Sechseck zu erklären. So zumindest hatte er seine Erkrankung für sich selbst getauft. Yami sah nur lächelnd zu, während Katsuyas Finger zuckten, da Klein-Seto zur Erklärung das Sechseck aufmalte und dafür Katsuyas gute Zeichenstifte und sein bestes Papier nahm, die unter dem Tisch gelegen hatten. Der Erklärung hörte auch Shizuka interessiert zu und erwiderte auf Setos besserwisserisch klingendes „Kapiert?“: „Er hat also doch eine multiple Persönlichkeit, oder?“ „Ja, hat er“ Yami lobte Seto, indem er ihm mit einer Hand durch das Haar fuhr. „Das wissen wir aber auch erst seit kurzem.“ „Und woher weißt du jetzt wieder, was das ist?“, fragte Noah nur mit einem Hauch Verzweiflung. „Fernseh-Doku“ Sie zuckte mit den Schultern. „Hab' ich beim Zappen gefunden.“ Katsuya lächelte nur. Tja, bei ihnen kam die Bildung halt aus dem Fernseher. Ein Wunder, dass sie beide doch relativ gut geratene Kinder geworden waren. Aber als sie jung waren, lief im Fernsehen ja auch noch halbwegs sinnvolles Zeug. Sie wandte sich zu Seto und fragte: „Und wie viele Persönlichkeiten hast du?“ Er hob eine Hand mit vier Fingern, guckte nochmal hin und streckte dann die ganze Hand aus. Katsuya korrigierte leise: „Sechs, Seto. Deswegen ist es ja auch ein Sechseck mit sechs Teilen.“ Grinsend hob er also auch noch die zweite Hand und zeigte ganz richtig sechs Finger hoch. Shizuka lächelte nur und fragte: „Und wie heißen die?“ „Imalia und Ikar und Wächter und Seth und Angst“ Klein-Seto guckte seine Finger an. „Das sind aber doch nur fünf!“ „Und du selbst?“, fragte Katsuya zurück. „Oh“ Der Brünette zog lächelnd den Kopf ein. „Und Seto.“ „Und Seto“ Sie setzte sich auf und legte die Arme um ihn. „Mein süßer, kleiner Seto“ Sie setzte sich an seine Seite, damit die Umarmung etwas einfacher war und sah zu Katsuya. „Ich find' den hier toll. Ich mag Kinder in dem Alter. Sie sind super süß!“ „Wie alt schätzt du ihn denn?“, fragte Katsuya, mittlerweile doch etwas erstaunt, wie gut Shizuka das nahm. Anscheinend war es eine sehr umfangreiche Dokumentation gewesen. „Hm … so vier vielleicht?“ „Ich bin fünf!“, rief Seto empört und zeigte wieder seine ganze Hand. „Tut mir Leid“ Sie sah sein schmollendes Gesicht an und küsste ihn auf die Wange. „Dir kann man aber auch schlecht ansehen, wie alt du bist.“ „Ich bin schon richtig groß, ne?“ Seto strahlte wieder. „Mein Körper ist schon ganz erwachsen, darum bin ich ein Riese!“ „Ich kann das alles nicht fassen“, murmelte Noah nur und schüttelte den Kopf. „Ach komm“ Yami grinste ihn an. „Von drei Persönlichkeitsanteilen zu sechs Persönlichkeiten ist kein so großer Sprung, meinst du nicht?“ „Von einem Kerl, der abwechselnd seine Mitmenschen zusammen schlägt und wegen Selbstmordversuchen im Krankenhaus landet zu dem da“ Noah zeigte dabei auf Seto. „Das ist ein himmelweiter Sprung.“ Darauf konnten weder Yami noch Katsuya etwas erwidern. Als die Apfelstückchen schließlich aufgegessen waren und Noah sich halbwegs beruhigt hatte, fuhren die drei auch wieder nach Hause. Yami fragte noch, ob Katsuya mit irgendetwas Hilfe bräuchte, aber dieser verneinte nur, sodass auch er fuhr. Blieb er also mit Klein-Seto zurück, der keine Anstalten machte, zu jemand anderem zu werden. Katsuya überlegte kurz, ob er nach jemand anderem fragen sollte, aber die Erinnerung an Wächter zuckte durch seinen Kopf und er wollte es demnach lieber gar nicht erst versuchen. Er konnte auch mal einen entspannten Sonntagabend mit einem Fünfjährigen verbringen. Er stellte jedoch schnell fest, dass Entspannung etwas Relatives war, wenn man einen Fünfjährigen und kein Spielzeug hatte. Vor die Konsole oder den Fernseher wollte er Klein-Seto nicht setzen und auf Malen hatte dieser keine Lust. Kreidemalen vielleicht, aber draußen war gerade mal wieder eine Ladung Schneematsch, sodass sie das leider auch nicht machen konnten. Man konnte damit nicht einmal einen Schneemann bauen. Und da es langsam dunkel wurde, konnte er auch nicht mit Seto zum Spielplatz gehen. Ganz abgesehen von dem Problem, dass Klein-Seto zwar fünf, aber nicht ansatzweise klein war und kein Spielplatz in der Gegend auf zwei Meter große Kerle ausgelegt war. Im Endeffekt machte er ihn zu seinem Küchengehilfen und ließ ihn die Salatsauce rühren. Damit dauerte das Kochen zwar doppelt so lange, aber es machte echt viel Spaß. Und Klein-Seto war bei weitem nicht so ein Gourmet wie seine große Version, er war mit Spagetthi mit Tomatensauce vollkommen zufrieden. Nur musste die Tomatensauce extra viel Zucker haben. Katsuya zuckte nur mit den Schultern, mischte mehr rein und dachte sich, dass seinem Freund die paar Kalorien mehr schon nicht schaden würden. Er würde sie bestimmt in kurzer Zeit im Fitnessstudio wieder abgearbeitet haben. Zumindest, wenn er seinen Freund da mal hin lassen würde. Gestern hatte er ihn mal wieder zuhause festgekrallt. Wenn aus den schönen Muskeln Fett wurde, musste er sich wohl selbst die Schuld geben. Und nach dem Essen? Er konnte Klein-Seto wahrscheinlich nicht ins Bett bringen. Auch wenn Fünfjährige sicher irgendwo zwischen sieben und acht ins Bett sollten, war Setos Körper nunmal ein gutes Stück älter. Oder? Was galt denn jetzt? Seelenalter oder körperliches Alter? „Wollen wir etwas singen?“ Klein-Seto grinste begeistert von seiner eigenen Idee. „Mama hat abends immer etwas mit mir gesungen. Wir hatten ein großes Gesangsbuch! Sie hat vorgesungen und dann haben wir zusammen gesungen. Mama konnte ganz toll singen!“ „Ich weiß aber nicht, ob wir ein Gesangsbuch haben“ Ganz davon zu schweigen, dass er weder Noten lesen konnte noch irgendein Gesangstalent hatte. „Wollen wir mal den Bücherschrank durchschauen?“ Das wollte er sowieso schon immer mal machen. Eigentlich mit Seto, sodass dieser ihm sagen konnte, was für ein Buch was war, aber das würde er schon hinkriegen. Also schauten Klein-Seto und er die Bücher durch, wobei der Andere jeden Titel langsam vorlas. Anscheinend hatte ihm irgendwer Lesen beigebracht, aber er hatte nicht sehr viel Übung. Besonders bei langen Wörtern oder Wörtern in westlichen Buchstaben gab er das Buch lieber Katsuya und lies sich den Titel vorlesen. Im Endeffekt sangen sie ein Lied, das Katsuya in der Grundschule gelernt hatte, auch wenn er sich nur noch an eine einzige Strophe erinnern konnte. Und sahen die CDs durch, wo natürlich wenig außer Klassik zu finden war und nichts mit japanischen Texten. Im Endeffekt brachte Katsuya seinen Freund gegen neun ins Bett, erzählte ihm eine der vielen Geschichten, die er auch seiner Schwester früher erzählt hatte und legte sich auf die andere Seite des Bettes. Nach wenigen Minuten stand er auf, holte sich eines der Bücher, das sich spannend angehört hatte und las im Bett. Irgendwann später erhob sich die Gestalt neben ihm leise, grüßte ihn freundlich und stand auf. Nach einem Moment der Überlegungen schloss Katsuya, dass es wohl Imalia war, die sich kurz das Gesicht wusch. „Wo gehst du hin?“, fragte er, als sie vom Bad Richtung Zimmertür schritt. „Ein wenig staubsaugen. Jetzt laufe ich ja nicht in Gefahr, dich zu wecken“ Sie wandte sich halb zu ihm und lächelte. „Warum machst du das eigentlich nachts? Du machst das immer nachts, oder?“ Was schon irgendwie ein bisschen gruselig war, wenn man das so bedachte. Er schlief seit vier Monaten in Setos Bett und hatte jetzt erst bemerkt, dass dieser fast jede Nacht verschwand, um die Wohnung zu putzen. „Nun … wenn er nicht schläft, ist das hier Seths Körper. Ich kann nur nachts rauskommen“ Sie sah etwas verwirrt von der Frage aus, als wäre die Antwort ganz selbstverständlich. Für sie war sie das wahrscheinlich. „Ja, aber jetzt, wo er von euch allen weiß, wäre nicht abends sinnvoller? Ich meine, hat euer Körper so denn überhaupt genug Schlaf?“ Oder mischte er sich hier zu viel ein? Würde der Wächter ihm das übel nehmen? „Hm … ich glaube, durchgehenden Schlaf hatte dieser Körper schon sehr lange nicht mehr. Auch wenn ich meine Routine erst habe, seit wir dieses schöne Haus hier besitzen“ Sie betrachtete das Schlafzimmer. „Aber vielleicht wäre es besser, wenn wir schlafen würden … ich würde gern morgens putzen. Ganz früh, während die Sonne aufgeht“ Ihr Blick fiel wieder auf Katsuya. „Aber dann würdest du ganz allein aufwachen, das geht ja auch nicht.“ Hm … wäre es in Ordnung, morgens allein aufzuwachen? Oder zum Geräusch eines Staubsaugers? Klang beides nicht sehr berauschend. Er schlug stattdessen vor: „Wie wäre es, wenn wir einmal die Woche zusammen putzen? Samstag als Wasch- und Putztag zum Beispiel?“ „Hm … ich denke darüber nach“ Sie nickte. „Ich gehe dann mal ein wenig saugen. Schlaf bald, ja? Es ist schon Mitternacht.“ Während sie ging, hob Katsuya nur eine Augenbraue. Woher zur Hölle wusste sie das? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)