Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 104: Enthusiasmus ------------------------- Ich entschuldige mich für die Verspätung. Die Sonne hat auch an mir seinen Zoll genommen. Wir waren bis gestern noch in Berlin und gestern Abend war ich zu erschöpft für alles, erst recht DS weiter schreiben. Also schnell noch heute Morgen fertig gemacht und hier ist euer Kapitel :) Viel Spaß beim Lesen! P.S.: Ihr seid die besten Kommentatoren ever, ich hoffe, das habe ich schonmal gesagt :) ________________________________________________________________________________________________ Katsuya räkelte sich wohlig und rutschte ganz blind zurück in Setos Arme. Es war warm. Es war weich. Und das Brummen und Heranziehen war auf jeden Fall Seto. Alles gut. „Guten Morgen“ Er setzte einen Kuss auf dessen Brustmuskulatur. „Grmbl“ Seto zog ihn halb auf sich und erschlaffte dann wieder. „Die Sonne scheint“, zwitscherte er weiter. „Essis sonnach mochen“, knurrte Seto, „schlaf!“ Gehorsam schloss Katsuya die Lider wieder und genoss es, seinen Freund wieder zu haben. So ein altes Grummeltier konnte nur Seto sein. Vor seinem Kaffee war er auf eine liebevolle Art und Weise unausstehlich. Eine halbe Stunde später wurde das stetige Auf und Ab von Setos Brust allerdings doch langweilig. Und da Seto nicht direkt danach aussah, als wäre er gerade zu Morgensport zu bewegen, schlich sich Katsuya doch aus dem Bett. Vielleicht konnte er seinen Drachen ja später mit Kaffee locken. Oder er könnte das Frühstück fertig machen und es ins Bett bringen. Und dann konnten sie Morgensport machen. Oder irgendetwas anderes Spannendes. Schließlich hatten sie ja den ganzen Tag für sich. Lächelnd taperte Katsuya in die Küche und begann mit den Vorbereitungen. Er summte vor sich hin, während er die Kaffeemaschine befüllte. An Imalia konnte er also auch ein inneres Häkchen setzen. Sie war völlig in Ordnung. Es war komisch, sie in Setos Körper zu sehen, aber sie war okay. Sie war sogar besser als okay. Er hätte zwar lieber einen Freund als eine Mutter, aber kurzzeitig eine Mutter zu haben, war auch cool. Und sie war ja nicht durchgehend anwesend. Seto mochte sie auch, oder? Er hatte gesagt, dass er ihre Vorschläge und Einflüsterungen zu schätzen wusste. Oder zumindest, dass er sie in Ordnung fand. Mit Ikar, Imalia, Klein-Seto und Seto war schonmal ein größerer Teil der Gesamtpersönlichkeit als in Ordnung zu befinden. Und da ihm durch das Gespräch gestern auch der Wächter weniger Angst machte, war die einzige wirklich problematische Persönlichkeit wohl Angst. Was hatte Angst so werden lassen, wie er war? Natürlich, wenn Angst alles Böse und Klein-Seto alles Gute erlebt hatte, dann war es wohl nicht verwunderlich, dass Angst verstört war. Aber so verstört? Er schien alles von sich zu stoßen und nichts loslassen zu können. Er hatte vor allem Angst und zerstörte dabei alles, was er zerstören konnte. Er war wirklich nur ein Kloß von Aggressionen und Angst. Was musste er gesehen haben, um so zu werden? Wie war es überhaupt je zu dieser Spaltung in viele Persönlichkeiten gekommen? Die Antwort schien bei Angst zu liegen. Irgendwann würde er die Antworten wahrscheinlich heraus finden. Irgendwann, wenn Seto doch bereit war, eine Therapie zu machen. So langsam konnte er Setos Angst nachvollziehen … wenn er wüsste, dass ihm etwas angetan worden war, das schlimm genug war, dass es seine Persönlichkeit zerrissen hatte … und er könnte sich nicht erinnern … würde er es wirklich wissen wollen? Nicht nur wissen sondern erneut erleben? Für sich selbst das erste mal erleben? Es mochte wahr sein, dass sein Körper es schon einmal überlebt hatte, aber dennoch war die Angst wohl berechtigt, ob man noch derselbe war, sobald man es wusste. Es ging nicht um die Angst vor dem Tod des Körpers aber sehr wohl vor dem Tod des Selbst. Mit der Therapie würde die Persönlichkeit Angst ein Teil der Gesamtpersönlichkeit werden. Und wenn es eins gab, was Seto nicht ausstehen konnte, dann war es lähmende Angst und hilflose Abhängigkeit. Bevor er diese nicht als Teile von sich selbst akzeptieren konnte, würde er niemals heilen. Und wahrscheinlich würde sie nicht akzeptieren, bevor Katsuya sie nicht akzeptierte. „Ich fühle mich, als hätte ich überhaupt nicht geschlafen“, murmelte Seto wie erschlagen und nahm den Becher Kaffee, den Katsuya ihm in der Küche hingestellt hatte. „Erinnerst du dich an letzte Nacht? Unser Treffen und Gespräch?“, fragte Katsuya. Seto trank einen Schluck und starrte dabei die Wand an. Nach einem Moment senkte er die Tasse und seufzte. Er studierte Katsuya mit seinem Blick und sagte schließlich: „Ich will ehrlich sein. Meine letzte Erinnerung ist gestern Nachmittag, als ich Bücher aus einer Kiste hob.“ „Oh, stimmt“ Katsuya schüttelte über sich selbst den Kopf. „Ich scheine auch noch nicht wach zu sein. Klein-Seto war draußen, dann Ikar. Ikar sagte, du hättest dich mit Schuldgefühlen begraben.“ „Hm … begraben. Ja, das trifft es wohl. Ich erinnere mich, dass ich über uns beide nachdachte. Das … irgendwo muss ich dissoziiert sein“, sinnierte Seto, „ich habe mich in meinen Gedanken verloren.“ „Tja … vielleicht könntest du ein paar deiner Zweifel auf Ikar schieben. Der scheint sehr unerschütterlich zu glauben, dass ich ihn liebe und immer lieben werde“ Nicht, dass das nicht wahr war. Aber Setos Zweifel gaben ihm irgendwie mehr … Anerkennung. „Auf jeden Fall habe ich letzte Nacht auch Imalia kennen gelernt.“ Setos Blick richtete sich auf ihn, nicht schnell oder erschrocken, aber dennoch von Angst durchzogen. Nein, eigentlich nicht Angst. Eher misstrauischer Widerwillen, vielleicht sogar ein Hauch von Scham. Nein, auch nicht Scham … eher Unsicherheit. Seto war nicht leicht zu deuten. „Sie war sehr nett. Eine richtige Mama“ Katsuya redete schnell, auch wenn er nicht wusste, ob er es wirklich sagen sollte. „Ich hatte einen Alptraum und sie hat mir heiße Milch gemacht. Das war sehr … lieb“ Er sank in sich zusammen unter Setos kaltem Blick. „War das … schlecht?“ Seto knurrte nur, wandte mürrisch den Blick ab und trank mehr Kaffee. „Seto?“ Katsuya leckte vorsichtig über seine Lippen. Hatte er etwas Falsches gesagt? Mochte Seto es nicht, dass er Imalia getroffen hatte? „Was ist los?“ „Nichts“ Ein weiterer Schluck. „Ich habe nur nicht gut geschlafen“ Seto stellte den Becher ab. „Ich geh' duschen.“ Einen kurzen Moment wollte Katsuya ihn zurück halten, aber dann stoppte er sich. Er konnte Seto eh nicht zum Reden zwingen. Wenn er darüber sprechen wollte, würde es tun. Katsuya kaute lieblos an seinem Brot. Warum störte es ihn, dass Imalia und er sich getroffen hatten? Oder war es etwas anderes? Vielleicht hatte er auch einen Flashback gehabt. Oder eine Person hatte etwas dazu gesagt, was ihm nicht gefiel. Vielleicht könnte er Seto irgendwie wieder aufmuntern. Was mochte er denn? Außer dem Offensichtlichen? Andererseits … auch das Offensichtliche war vielleicht keine schlechte Idee. Oral in der Dusche war zwar doof, aber vielleicht würde Seto sich über eine Hand freuen? Bestimmt. Grinsend stand Katsuya auf und ging Richtung Bad. Mit schreckgeweiteten Lidern und starrem Blick schloss er die Badezimmertür wieder. Das war … also … warum? Warum sollte Seto … sie waren doch in einer Beziehung, oder? Warum holte Seto sich dann ohne ihn einen runter? Machte er das öfter? Warum bloß? Er hatte doch ihn. Er müsste doch nur … er hätte doch fragen können. Andeuten. Katsuya war schließlich mehr als willig. Seto dachte doch an ihn, oder? Nein, er würde nicht an andere denken … oder? Vermisste er etwas in der Beziehung? Die wechselnden Partner? Die Jagd? Den etwas außergewöhnlichen Sex? Er hatte jetzt schon zweimal angedeutet, dass er gern gefesselt werden würde … er sagte zwar, bei S/M sei es ihm nur um Schmerzen gegangen und die Phase sei vorbei, aber vielleicht wollte er etwas in die Richtung? Katsuya hatte ehrlich gesagt gar keine Vorstellung, was man da tat. Man trug Lack und fesselte sich mit Lederbändern, oder? Oder war das was anderes? Er hatte ehrlich gesagt nicht den geringsten Schimmer. Wollte Seto das? Sollte er ihn darauf ansprechen? Oder wäre er sauer, wenn Katsuya ihn auf … na ja … das eben ansprechen würde. Warum er sich in der Dusche selbst befriedigte. Konnte man so etwas fragen? Andererseits sprach er mit Seto vom Selbstmord seiner Mutter bis hin zu seiner Sexsucht über alles, also sollte er auch so etwas fragen können. Was sollte Seto schon tun? Sauer werden? Wenn er ihm die Sache mit Yami vergeben konnte, würde er auch so etwas vergeben. Katsuya wollte zwar keinen Streit, aber das … das wollte er schon wissen. Seto verlor doch nicht das Interesse an ihm, oder? Er war in seine Gedanken vertieft, dass er gar nicht merkte, wie hinter ihm die Tür geöffnet wurde. Er plumpste einfach hinten über und landete mit dem Kopf zwischen Setos Füßen. Dass er damit unter Setos Handtuch guckte, ließ ihn errötend die Augen schließen. Seto schien sich weg zu bewegen, während er sich aufrichtete, aber einen Moment später stützte ihn eine Hand zwischen seinen Schulterblättern. „Darf ich fragen, warum du vor der Tür sitzt?“ „Äh …“ Katsuya blinzelte die Augen wieder auf, sah zu Seto, doch senkte den Blick schnell wieder. Er konnte ihn nicht ansehen. „Ich … ich wollte rein kommen … aber … machst du das öfter?“ Das Letzte platzte eher unkontrolliert aus ihm. „Duschen? Alltäglich“ Seto kniete sich hinter ihn und setzte einen Kuss auf seine Schulter. „Was das andere angeht … hat dir der Anblick gefallen?“ „Was?“ Katsuya zischte erbost und setzte sich auf. „Bist du … geht es dir noch gut? Natürlich nicht! Warum machst du so etwas?“ „Schon gut, schon gut“ Seto hob etwas verwirrt die Hände. Er sah ein bisschen verloren aus, kniend auf den Fliesen, die Hände oben wie ein Verbrecher. „Du stehst nicht auf Zusehen beim Masturbieren, richtig? Ist okay.“ „Darauf stehen?“ Katsuya erhob sich mit angeekeltem Gesichtsausdruck. „Wer würde … nein, schon gut. Ich frage nicht. Nein, ich stehe nicht darauf. Ich will wissen, warum du das machst, obwohl wir zusammen sind.“ „Ähm“ Seto blinzelte verwundert und erhob sich auch langsam. „Das … soll ich nicht? Was hat das damit zu tun, ob wir zusammen sind?“ „Wie, was hat das …“ Katsuya schüttelte den Kopf. „Machst du das nicht, weil du mit mir unzufrieden bist?“ „Nun … nein?“ Seto legte seine Hände auf den Türrahmen. „Ich … keine Ahnung. Ich hätte nicht gedacht, dass es dich stören würde. Ich finde es entspannend.“ „Oh“ Katsuya wandte mit geröteten Wangen den Blick ab. „Ach so … ich dachte schon“ Dass Seto das machte, weil er zur Zeit nicht unten liegen wollte. „Schon gut. Entschuldige.“ „Es hält mich auch nicht von dir ab“ Seto trat näher, ein Mundwinkel gehoben und mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. Seine Hände legten sich auf Katsuyas Hüfte. „Ich bin jung und vital. Ich habe gar keine Schwierigkeiten, jetzt direkt erneut einen hoch zu kriegen“ Er zog Katsuya gegen sich. „Interesse?“ „Meine Emotionen sind kein Fähnchen im Wind, Seto“ Er lehnte sich dennoch vor und legte den Kopf auf dessen Schulter. „Später vielleicht. Ich dachte wirklich … ich bin nie auf die Idee gekommen. Du lastest mich sexuell ziemlich aus, weißt du?“ „Das ist bei mir wirklich keine Auslastungsfrage“, versicherte Seto noch einmal, „mein Körper ist Zeiten gewöhnt, da habe ich … sicherlich zehn, fünfzehn Männer jeden Tag durchgehauen. Das brauche ich nicht, aber … das kann ich sozusagen. Selbst an einem Tag wie heute, wo wir die ganze Zeit im Bett bleiben könnten, wenn wir wollten, würden wir nicht mehr als drei- oder viermal miteinander schlafen. Mein Körper kann also weit mehr als das, was ich tue.“ „Andere Männer in deinem Alter nehmen bereits Viagra“ Katsuya hob die Arme und legte sie um Seto. „Sollte ich nicht gerade auf dem Höhepunkt sexueller Potenz sein?“ „Das ist alles eine Frage der Übung“ Seto tippte ihn mit seiner Nasenspitze, damit er den Kopf hob und küsste ihn. „Also sollten wir üben, damit du in zehn Jahren noch mithalten kannst.“ „Mund … was anderes schaffe ich gerade nicht. Warst du nicht eben noch unendlich müde?“ „Duschen belebt. Und Kaffee. Und vor allem die Aussicht auf Sex“ Seto hob ihn in die Höhe. „Mittlerweile hast du ein schön normales Gewicht. Das steht dir“ Er trug ihn Richtung Schlafzimmer. „Genau so siehst du toll aus.“ Katsuya, der die Arme um Setos Schultern gelegt und die Lider geschlossen hatte, lächelte müde. Wo nahm der Kerl seine Energie her? Anscheinend schlief er ja wirklich fast nie. Katsuya fühlte sich schon überfordert, wenn er mehr als einmal die Nacht durch Alpträume aufwachte. „Mund und Finger?“, hauchte Seto und legte mit der Zunge über Katsuyas Ohr. Dafür schnippte er gegen Setos Hinterkopf und grummelte: „Romantik, Seto.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)