Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 91: Ein Gespür für Liebe -------------------------------- Heute geht es zum Strand *v* Hier ist Sonne und schön warm! Nur gerade ist noch ein bisschen bewölkt, aber das ändert sich bestimmt noch. Hach ... ich hab' Ferien! Das ist so klasse! Ich habe mich lang nicht mehr so gut gefühlt. Ich merke so langsam erst, wie unglaublich mich dieses Studium runter zieht. Als Arzt arbeiten ist interessant, versteht mich nicht falsch, aber Medizin zu studieren ist der Horror. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! ________________________________________________________________________________________________ „Ja, ja“ Katsuya festigte den Griff um Setos Schultern und ließ sich hochheben. „Aber wenn ihr wollt, dass das in eine sexuelle Richtung geht, solltet ihr euch für einen von euch entscheiden. Meinetwegen hintereinander, aber wenn ihr zusammen bleibt, werde ich euch nur auslachen. Den gemeinsamen Verführermodus solltet ihr nochmal üben.“ „Aber wir haben nur dich zum Üben“ Bei allen Göttern, Ikars treudoofes Verhalten mit Setos tiefer Stimme … er gab auf und lachte einfach lauthals los. „Du bist doof.“ Setos Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Das Lachen stoppte trotzdem eine Sekunde später, da Seto Katsuyas Lippen mit seinen eigenen versiegelte. „Du hast ein dickeres Fell, wenn ihr zwei zusammen seid“, murmelte Katsuya zwischen zwei Küssen. „Das liegt an Ikar“ In der Stimme lag kein schelmischer Unterton mehr. Seto klang ernst, sogar etwas traurig. „Er ist als Jugendlicher zwar unsicher, wie er sich zu verhalten hat und was du von ihm denkst, aber er ist mit vollkommener Sicherheit davon überzeugt, dass du ihn liebst. Ihm fehlt jede Art von Misstrauen über deine Gefühle. Wenn du auslachen sagst, dann ist er sicher, irgendeinen Blödsinn angestellt zu haben, aber nicht, dass du ihn deswegen weniger magst. Das ist … es ist sehr erstaunlich, so etwas zu fühlen. Und sehr angenehm. Es betäubt die zweifelnden, misstrauischen Gedanken.“ „Ikar hat die Selbstsicherheit, die dir fehlt?“ „Im Bezug auf unsere Beziehung, ja“ Seto drehte sich herum, setzte sich aufs Bett und Katsuya damit auf seinen Schoß. „Ich will glauben, dass du mich liebst. Und dass du mich nicht einfach verlässt. Aber … ich schaffe es nicht. Jeden Tag glaube ich, dass das der Tag ist, wo ich dir endgültig zu viel bin. Der Gedanke will einfach nicht aus meinem Kopf. Und ich kann nicht ansatzweise einschätzen, wie viel meine Angst und wie viel davon Realität ist.“ Mit einem leisen Seufzer lehnte Katsuya sich nach vorne gegen Seto und ließ sich einfach von diesem halten. Er flüsterte: „Ich liebe dich. Über alles. Ich habe das Gefühl, dass ich ohne dich einfach nicht sein kann. Du bist echt kompliziert und … bitte, nimm das nicht falsch, aber ich habe auch Angst, dass du mir zu viel wirst. Ich versuche, das Ganze nicht so ernst zu nehmen, wie es ist und lieber über all diese interessanten Menschen in deinem Kopf zu lachen. Es macht mir Spaß, mit ihnen Zeit zu verbringen. Und auch die Kombinationen sind interessant. Aber manchmal weiß ich nicht, ob ich aus Freude oder aus Verzweiflung lache.“ Seto schloss die Arme fester um ihn und küsste das blonde Haar. Den Druck der Arme und Lippen war nicht schmerzhaft, aber auch nicht gerade sanft. „Mir ist das wirklich fast zu viel. Und … es ist komisch, gerade dir das zu erzählen, weil du eigentlich der Auslöser bist, aber andererseits hast du damit auch das meiste Recht, es zu wissen, nicht? Ich will dich nicht verunsichern, aber ich will dich auch nicht belügen. Ich liebe dich, aber … ich weiß nicht, ob Liebe für dich ausreicht.“ Wasser? Huh? Das fühlte sich an, als hätte Regen … shit, Tränen! Katsuya schnellte zurück, richtete sich auf und zog den stumm weinenden Seto an seine eigene Brust. Mit einem Hauch von Verzweiflung sprach er weiter: „Das heißt nicht, dass ich dich verlassen will! Keinesfalls! Bitte, Seto … scheiße, ich erkläre das wirklich schlecht. Ich werde mein aller, aller Allerbestes geben, damit wir zusammen bleiben, ja? Wenn es eine Selbsthilfegruppe für Partner von DID-Kranken gibt, bin ich sofort dabei. Ich will nicht sagen, dass ich glücklich bin, dass du diese Krankheit hast, aber sie macht dich zu dem Menschen, der du bist. Der Mensch, den ich liebe. Und ich habe ehrlich gesagt viel Spaß daran, all diese Menschen zu treffen, solange ich nicht daran denke, was dahinter steckt. Nein, das klingt auch wieder falsch … ich meine ...“ Er stoppte, da Setos Hand sanft über Katsuyas Wange strich. Er lockerte seine halb tödliche Umarmung, damit Seto aufsehen konnte. Seine Augen glänzten noch ein wenig, aber zumindest war keine neue Träne auf seiner Haut zu finden. Und seine Lippen umspielte ein kleines Lächeln. „Habe ich doch nicht so viel Mist erzählt, wie ich dachte?“, fragte Katsuya etwas kleinlaut. „Doch“ Das leichte Lächeln, dass Seto trug, wenn er andere bei vollem Bewusstsein beleidigte, legte sich auf dessen Züge. „Aber ich mag darüber hinweg sehen, wenn du zu deinem Wort stehst und an einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von DID-Kranken teilnimmst.“ „So was gibt es?“ Katsuya blinzelte überrascht. „Hat Yami mir vorhin am Telefon erzählt. Er hat seine Pause illegal für Internetrecherchen benutzt und Selbsthilfegruppen für uns zwei rausgesucht. Wir sind zum Glück eine ziemliche Großstadt, daher haben wir welche. Selbst für etwas so Seltenes wie DID. Die Gruppe für die Erkrankten ist zur selben Zeit wie die der Angehörigen … damit sie zusammen kommen können.“ „Das ist … das ist echt gut“ Katsuya nickte langsam. „Doch, wirklich … ja, klar. Vielleicht hilft es. Lass uns zusammen hinfahren.“ „Sicher?“ Seto wandte den Blick ab. „Ich … ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Für mich zumindest. Was, wenn … was, wenn alle die ganze Zeit Persönlichkeiten wechseln und ich mir das abgucke? Oder … ich weiß nicht, was passieren könnte, aber was, wenn es schlimmer wird?“ „Yami hat gesagt, es wird immer erst schlimmer, bevor es besser wird. Also ist es wahrscheinlich gut, wenn es schlimmer wird“ Und was für eine komische Logik war das? „Deshalb verzweifle ich auch nicht, obwohl ich hier täglich neue Persönlichkeiten treffe. Also lass uns hinfahren. Wann treffen die sich das nächste Mal?“ „Jeden Mittwoch um neunzehn Uhr“ Seto hatte den Blick noch immer abgewandt. „Heute ist Mittwoch“, erwiderte Katsuya recht tonlos. Wäre Seto bereit, da in – er hob seinen Arm hinter Seto – ungefähr einer halben Stunde hinzufahren? „Ich weiß“ Seto atmete tief durch. „Vielleicht sollten wir eine Woche warten.“ „Vielleicht solltest du nicht vor dir selbst wegrennen“ Katsuya presste die Lippen zusammen. Scheiße. Das hatte er nicht sagen wollen. Seto hatte ein gutes Recht, Angst vor dieser Krankheit zu haben. Seto seufzte nur tief und nickte. Nach einem Moment hob sich sein Blick und fixierte Katsuyas Augen. Er richtete sich wieder auf, hob eine Hand und fasste damit Katsuyas Kinn, um ihre Lippen zusammen zu führen. Sie umschlossen Katsuyas Oberlippe, als wollten sie sanft ein paar Fäden aus einem Zuckerwatteball ziehen. Während Katsuya die Lippen einladend öffnete, nippten Setos Zähne kurz an seiner Unterlippe. Er ließ den Kopf etwas zur Seite fallen, sodass der nächste Kuss Lippe auf Lippe gesetzt wurde und sie erst nach mehreren Momenten wieder löste. Setos linke Hand legte sich auf Katsuyas Wange und der Daumen strich über seine Haut, während sie weitere Küsse tauschten. Eben jene Hand führte ihn mit sanften Druck zur Seite, bis er – von Setos Arm gehalten – auf der seidenen Bettwäsche zu liegen kam und Seto sich über ihn rollte. „Schlaf mit mir“, hauchte dieser in ihren Kuss. Katsuyas Lider flogen auseinander. Mit einem Zucken verspannte sein ganzer Körper. Seine Lippen schlossen sich und die Mundwinkel zogen wie automatisch nach unten. Seto lehnte sich zurück, blinzelte und seufzte tief. „Falsch ausgedrückt“ Er griff den völlig verspannten Körper und hob ihn, als wäre Katsuya nur ein paar Kilo schwer. Er drehte sie beide, sodass Katsuya auf ihm zu liegen kam. „Schlaf mit mir.“ Katsuya schluckte. Okay … er atmete tief durch, um sich wieder zu entspannen. Seto unten. Nicht er. Das war … das klappte mit Ikar. Es sollte auch mit Seto klappen. Selbst, wenn er bei Ikar nicht kam, er konnte ihn zumindest befriedigen. Und es fühlte sich nicht schlecht an. Wenn das genug für Seto war, sollte er es haben. Er atmete noch einmal tief durch, um auch die restliche Anspannung aus seinem Körper zu scheuchen. Er sah Seto in die Augen und nickte wortlos. „Du zwingst dich“, stellte dieser recht tonlos fest. „Ich zwinge mich auch bei Ikar und da funktioniert es.“ „Bei Sex geht es nicht ums Funktionieren“ Die Hand, die auf Katsuyas Wange gelegen hatte, kehrte zurück und strich über diese. „Es geht darum, gemeinsame Gefühle in Taten zu wandeln. Das hast du mir beigebracht. Früher ging es mir nur darum, dass ich komme. Mein Partner war mir in den meisten Fällen egal. Aber während das rein körperlich erfüllend sein mag, ist es nichts, was die Psyche auch befriedigt. Wenn du nicht glücklich bist bei dem, was wir tun, werde ich das auch nicht … ich glaube, die Phase, wo ich andere für meine Befriedigung missbrauchen kann, ist vorbei.“ Katsuya schluckte, aber es reichte nicht, um die Tränen zu unterdrücken. Er wusste gar nicht, woher sie kamen. Plötzlich waren sie da. Wie ein Schlag in den Hinterkopf, worauf Tränen einfach seine Wangen herunter rannen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. „Was habe ich jetzt gemacht?“, fragte Seto irritiert. „Du hast mich glücklich gemacht“, flüsterte Katsuya gegen sein Oberteil. „O... kay“ Setos Arme legten sich zaghaft um ihn. „Ich weiß nicht, ob dich das wirklich glücklich machen sollte. Ich vermute, die meisten Menschen haben diese Erkenntnis nicht erst mit neunundzwanzig.“ „Egal“ Katsuya drückte sein Gesicht in Setos Pullover, um seine Tränen zu trocknen. „Ich liebe dich.“ „Mich oder uns alle?“ Setos Stimme war nur ein Flüstern. „Idiot“ Katsuya sah auf und wischte den Rest der Tränen mit seinem Ärmel weg. Er robbte Setos Brust hinauf, bis er diesen küssen konnte. „Euch alle und jeden einzelnen noch mal auf seine oder ihre ganz spezielle Art und Weise. Okay?“ „Gut gerettet“ Seto setzte noch einen Kuss nach. „Entschuldige bitte, die Frage wollte ich nicht stellen. Ich weiß, dass es falsch ist, in Ich und die Anderen zu denken. Ich … das muss ich noch verinnerlichen. Die Theorie der Krankheit und die Praxis sind leider zwei vollkommen unterschiedliche Dinge.“ Hey, das klang, als hätte der Wächter doch nicht alles geklaut. Seto hatte anscheinend darüber nachgedacht, was das jetzt für ihn bedeutete. Vielleicht war seine neue Offenheit gegenüber den anderen doch nicht das Werk des Wächters. Oder zumindest nicht vollkommen. Genau genommen klang Seto erstaunlich weit. Das alles hatte er in nur einem Tag realisiert? Und hatte sich bereit erklärt, Hilfe zu suchen? Das ging erstaunlich schnell. Andererseits war es ja anscheinend schon Monate, vielleicht sogar Jahre in seinem Hinterkopf gewesen. Vielleicht war das Ansprechen genau der Schritt gewesen, den Seto gebraucht hatte. Vielleicht würde es gar nicht mehr schlimmer werden, bevor er besser wurde. „Keine Chance, dass ich dich jetzt noch überreden kann, oder?“ Seto grinste mit einem Mundwinkel. „Wie du zwischen deiner Krankheit und Sex springen kannst, ist erstaunlich“ Katsuya schüttelte den Kopf. „Komm, ich mache dir noch schnell etwas zu essen, bevor wir fahren.“ „Du springst gerade von Sex zu Abendessen“ Seto klang fast anklagend. „Ich habe zwei Persönlichkeiten, die du sexuell magst. Wie viel Sex hat dagegen Abendessen zu bieten?“ „Nun, solange ich nicht Erdbeereis von deiner Haut nasche, nicht viel“ Katsuya grinste und stand auf. „Na komm. Ein leerer Magen ist schlimmer als sexuelle Frustration.“ „Sagst du“ Seto spitzte die Lippen. „Ja, sage ich. Nun steh auf, du Faultier“ Katsuya half ihm hoch. „Faultier? Ich war den ganzen Tag arbeiten. Bist du schon mit deinen Hausaufgaben fertig?“, konterte dieser. „Bin ich. Sogar mit Physik und das war heute echt nicht einfach“ Katsuya griff Setos Hand und zog ihn hinter sich her nach unten. „Freitag Abend bin ich übrigens nicht da. Die Mädels wollen den Karaokeabend nachholen.“ „Musstet ihr unbedingt einen Abend nehmen, wo ich nichts zu tun habe? Was soll ich mit mir selbst anfangen?“ Seto hob Katsuyas Hand zu seinen Lippen und küsste sie, bevor er sie los ließ, um im Flur Mantel und Schuhe auszuziehen, die er noch immer trug. „Ich werde Noah besuchen. Nein, ich werde Noah mich besuchen lassen. Dann kann er mit meinem Kinder-Ich spielen.“ „Klein-Seto?“ Katsuya lächelte. „Es wird ihn freuen.“ „Der Wächter meint, wenn wir alle kooperieren, können wir die einzelnen Persönlichkeiten davon abhalten, einfach durchzubrechen. Imalia unterstützt den Plan. Wir wissen nur nicht, was wir mit Angst anstellen sollen. Keiner weiß so recht, was Angst eigentlich will.“ „Vielleicht kannst du es heute Abend heraus finden“ Katsuya lächelte Seto entgegen, als dieser sich in der Küche setzte. „Vielleicht schlage ich heute Abend eine Kinderpersönlichkeit einer DID-Patientin zusammen“ Seto wandte den Blick ab. „Ich habe Angst, Katsuya. Das ist das eine Gefühl, was ich wirklich gut kenne. Ich habe eine scheiß Angst, diese Menschen zu treffen.“ Katsuya, der gerade Joghurt aus dem Kühlschrank genommen hatte, stellte dieses auf der Arbeitsfläche ab und trat stattdessen zu Seto. Im Stehen legte er einen Arm um diesen und küsste seine Schläfe. „Du bist direkt nebenan, ja?“ In Setos Stimme lag ein leichtes Zittern. „Versprochen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)