Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 90: Zurück in die Normalität ------------------------------------ Yeah! Ich bin in Japan! Wer alles in Japan ist, bitte melden ^.^ Es hätte mich eigentlich nicht überraschen sollen, dass alles wirklich wie in den Mangas aussieht, aber ich war positiv überrascht. Bis zu dem Punkt, wo ich Oberstromleitungen anfangirle (don't ask...). Das ist alles so toll *.* Erst Amerika und jetzt Japan! Das wollte ich schon immer bereisen! Ähm, ja, zurück zum Kapitel: Viel Spaß beim Lesen! ________________________________________________________________________________________________ Katsuya fühlte sich langsam wirklich wie ein Alien. Er betrat den Schulhof, sah Jugendliche im Schnee spielen, sah Freunde miteinander lachen, sah Mädchen übereinander lästern. All diese Menschen lebten einen Alltag. Sie saßen gelangweilt im Unterricht, machten ihre Hausaufgaben und gingen abends mit Freunden aus. Warum? Wie konnte das sein? In dieser Stadt, vielleicht nur ein paar Meter entfernt, gab es Kinder, die so lebten, wie Seto es getan hatte. Es gab Babies, die von ihren Eltern liegen gelassen wurden, weil sie ihnen zu viel schrien. Es gab Jugendliche wie ihn, die von ihren Eltern verprügelt wurden. Es gab Kinder wie Ryou, deren eigene Verwandten sich an ihnen vergriffen. Es gab all diese Menschen, die Hilfe brauchten. Trotzdem gingen diese Menschen hier einfach nur einem Alltag nach. Wussten Sie überhaupt, dass es diese Menschen gab, die Hilfe brauchten? Wenn sie wüssten, was sie tun könnten, würden sie dann immer noch einfach so ihrem Alltag nachgehen? Würden Sie immer noch über den neuen Haarschnitt einer Mitschülerin oder die Brille eines Mitschülers lachen? Wäre so etwas wirklich noch wichtig? Die Gedanken lenkten jedoch nicht von der Gruppe junger Männer ab, die mehr oder weniger zielstrebig auf ihn zuhielten. Mitten auf dem Schulhof? Erst eine volle Klasse, jetzt hier? Egal, was sie im Endeffekt wollten, sie schienen es sehr öffentlich zu wollen. Also entweder waren sie strunzdumm oder sie wollten sich nicht mit ihm schlagen. Eine recht überraschende Erkenntnis. „Guten Morgen“, grüßte Katsuya die vier mit einem Lächeln. „Komm uns nicht mit guten Morgen, Alter.“ „Doch, tue ich. Ihr wollt nicht von mir zusammen geschlagen werden und ich will euch nicht zusammen schlagen. Also könnten wir es mit Höflichkeit versuchen“ Wie sagte Seto? Freundlichkeit siegte. „Der Unterricht beginnt in fünf Minuten. Also sagt, was ihr zu sagen habt, damit wir danach getrennter Wege gehen können.“ „Hör mal, Alter, so läuft das nicht“ Okay, er sprach schon ein zweites Mal. Anscheinend hatten sie einen Redeführer. Irgendwie kam der Kerl ihm bekannt vor … dritte Stufe, recht groß, aber ansonsten unauffällig. Wo hatte er den schonmal getroffen? „Dein Macker ist nicht mehr stellvertretender Schulleiter. Es gibt jetzt niemanden mehr, der dich aus der Scheiße zieht.“ „Euch ist schon klar, dass er in der Schulaufsichtsbehörde arbeitet?“ Katsuya versuchte, nicht zu viel Genervtheit in seiner Stimme durchkommen zu lassen. Freundlichkeit war die Lösung. „Selbst wenn nicht, sind homophobe Angriffe immer noch gesetzlich verboten. Das ist wie Rassismus oder Sexismus. Beleidigungen, Übergriffe und öffentliche Denunziation sind nicht erlaubt“ Mal gucken, ob sie all die Fachbegriffe überhaupt kannten. „Kein Grund, dieses ekelhafte Zeug in der Öffentlichkeit zu machen!“ Die anderen drei nickten zustimmend. „Seid ihr irgendwie eifersüchtig, dass eure Freundinnen nicht auf euch am Tor warten? So ihr überhaupt welche habt“ Er hob eine blonde Augenbraue. „Ich wüsste nämlich nicht, was Seto und ich gemacht haben sollen, was ihr nicht genauso mit eurer Freundin tun würdet.“ „Das kann man ja wohl kaum vergleichen!“ „Doch, genau das kann man“ Diesmal ließ Katsuya jedes Quäntchen Genervtheit in seiner Stimme durchscheinen. „Ihr könnt euch gerne beschweren, wenn ich ihm öffentlich die Zunge in den Hals stecke. Das würde ich auch tun, wenn ihr das mit eurer Freundin macht. Aber bis dahin kriegt euch ein und fragt euch selbst, was wirklich euer Problem ist“ Mit einem wütenden Schnauben ging Katsuya an ihnen vorbei Richtung Klassenzimmer. „Du siehst besorgt aus“, murmelte Ryou, als er sich in der Mittagspause zu ihm setzte. Die Mädels waren wegen irgendeiner Sache beim Lehrerzimmer, daher waren sie zur Abwechslung mal allein. „Es ist nichts Wichtiges“, erwiderte Katsuya nur. Im Endeffekt war es das, nicht wahr? Seto war immer noch derselbe. Nur hatte sich die Prognose noch weiter verschlechtert. Nichts Neues im Rückblick auf die letzten Monate, nicht wahr? „Sicher?“ Katsuya seufzte nur und sah zu dem anderen. Sein Leben war eigentlich gar nicht so schlecht, oder? Er war sich relativ sicher, dass Seto ihn nicht verlassen würde. Zumindest nicht, bis er anfing, Persönlichkeiten zu verschmelzen. Ryou hingegen konnte sich sicher sein, dass sein Bruder eines Tages einfach so verschwinden würde. Wer war er eigentlich, sich über sein Leben beschweren zu wollen? Im Endeffekt lief es doch ganz gut. „Ich weiß auch nicht“ Katsuya seufzte leise. „Ich habe Angst um Seto. Wie das weiter geht. Ob er jemals gesund wird. Und ob ich überhaupt will, dass er gesund wird.“ „Wieso würdest du das nicht wollen?“ Ryou blinzelte mit klarem Erstaunen. „Na ja … wenn Bakura nicht mehr aggressiv und eifersüchtig und so übermäßig besitzergreifend wäre, würdest du ihn dann trotzdem lieben? Wäre er nicht … einfach zu anders?“ „Er ist mein Bruder“ Der Jüngere legte den Kopf schief. „Ich habe nie etwas anderes gelernt als ihn zu lieben. Ich … ich kann mir das nicht vorstellen, ihn nicht zu lieben. Egal, wie er ist.“ „Huh ...“ Nun, das traf auf Seto nicht ganz zu. Es gab andere Menschen für Katsuya. Andererseits hatte Seto ihn aus all diesem Mist gezogen, hatte ihm ein Leben gegeben und ihn die Liebe gelehrt. Seto war … er war einfach alles. Selbst ein völliger Charakterwechsel würde an Katsuyas Dankbarkeit nichts ändern. Aber galt das auch für seine Liebe? Liebe konnte nicht ewig auf alter Dankbarkeit aufbauen. Liebe brauchte mehr als das. Seto war interessant und ein paar seiner Persönlichkeiten waren Leute, die Katsuya sehr mochte, aber war er der Richtige für eine stabile Beziehung? Jemand, der Katsuya stützen konnte? Und wenn er ihn nicht stützen konnte, war er trotzdem jemand, der ihn vervollständigte? Den er als seinen Partner wollte, obwohl er nicht stabil war? Brauchte er jemanden, der ihn stützen konnte? Oder war Seto auch so genug? Selbst jetzt, wo er auseinander brach, war er irgendwie perfekt. In der Situation selbst war er alles, was Katsuya brauchte. Aber war er der Richtige für die Zukunft? War es wichtig, darüber nachzudenken? Sollte er nicht lieber im Hier und Jetzt leben, wo er glücklich war? Jeden Tag für sich selbst nehmen und vergessen, dass die Zukunft eher schwärzer als schwarz aussah? Denn Seto würde es nicht besser gehen. Seto würde es immer schlechter gehen. Konnte er das tragen? „Katsuya?“ Ryou hatte sich näher gelehnt. „Willst du … denkst du darüber nach, Seto zu verlassen?“ Autsch. Ein emotionales Messer bohrte sich durch Katsuyas Brust. Er schloss die Lider und wandte den Kopf ab. Das war … ja, schon, das tat er, aber doch nicht so. Nicht so konkret. Nicht so … endgültig. Er seufzte und sah zurück zu Ryou. Nach einem Moment der Stille antwortete er: „Ich will es nicht. Aber es ist möglich, dass ich es muss, wenn ich es nicht mehr schaffe, mit ihm zu leben.“ „Da sind wir wieder“ Ayumi ließ sich auf einen der heran gezogenen Stühlen fallen. „Mission erfüllt. Haben wir etwas verpasst?“ „Nicht wirklich“, murmelte Katsuya. Zumindest nichts, was er mit den Mädels besprechen wollte. Dafür wussten sie zu wenig über seine Situation. Und irgendwie glaubte er auch nicht, dass sie es verstehen würden. Erst recht nicht, nachdem er sich gestern erst für praktisch verheiratet erklärt hatte. In guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit wie in Krankheit … nun, er würde es versuchen. „Wie ist es eigentlich mit unserem Karaokeausflug?“ Sie sah in die Runde. „Wann könnt ihr denn?“ Mina sah Katsuya an. „Freitag?“, schlug er vor. „Klingt gut“, erwiderte Karin lächelnd. Mina und Ayumi nickten. „Ich muss meinen Freund fragen“, murmelte Ryou leise. Ach ja, Bakura … ob er eine Gruppe Mädchen wohl als bedrohlich für Ryou ansah? Oder der Gedanke, dass dieser abends weg ging? Möglich war es schon. Eher sogar wahrscheinlich. Vielleicht würde er mitkommen wollen. „Ich auch“, flüsterte Mitsuki in ihrer kaum hörbaren Stimme. „Was musst du auch?“, fragte Ayumi. „Ihren Freund fragen“ Karin lächelte. „Die beiden sind schon zwei Jahre zusammen. Er ist sehr … beschützend.“ Woah … Mitsuki? Ihr kleines Anhängsel, das nie sprach? Sie war in einer bereits zweijährigen Beziehung? Stille Wasser waren wirklich tief. Genau genommen war sie damit länger als jeder andere Anwesende in einer Beziehung. Kaum fassbar … tja, jeden Tag etwas Neues. Katsuya lehnte sich vor und meinte: „Erzähl.“ Anstatt eines einzigen Wortes errötete Mitsuki aber nur. Hilfe, was für ein schüchternes Ding … wie würde sie so bloß durchs Leben kommen? Ehrlich, Seto mit seiner völlig zerschlagenen Psyche war im Alltag funktionsfähiger als sie. Katsuya sah sie einfach schweigend an. Vielleicht würde sie ja noch antworten? Nach sicherlich einer halben Minute tat sie das auch: „Er heißt Hatsu.“ „Woher kennst du Hatsu denn?“ Ob er es wohl schaffen würde, sie das erste Mal zu so etwas wie einem Gespräch zu bringen? „Wir waren in derselben Klasse.“ Katsuya verkniff sich das Seufzen. Leute, die nichts erzählten, waren echt komplizierte Gesprächspartner. Er fragte: „Bist du glücklich mit ihm?“ Sie errötete nur – ihre einzigartige Fähigkeit, rot zu werden, wenn sie bereits rot war – und legte die Hände auf die Wangen. Katsuya lehnte sich kopfschüttelnd zurück und lächelte. Nach einem Moment fragte er: „Willst du ihn zum Karaoke mitbringen?“ Sie sah zwischen ihren Fingern hindurch und schüttelte nach einem Moment den Kopf. „Dann alle ohne Freund, okay?“ Alle anderen nickten. „Bin wieder da!“ Katsuya, der schon den Schlüssel gehört hatte, stolperte gerade in den Flur und stoppte erst, als er praktisch an Seto klebte. Mit seinen Lippen, seinen Armen und Brust an Brust. „Mhm … werde ich jetzt immer so begrüßt?“ Setos Mundwinkel hob sich. „So lange, wie ich dich vermisse“ Katsuya legte den Kopf zur Seite und auf Setos Schulter. „Ich mag es nicht, allein zuhause zu sein. Ich … ich weiß, dass ist kindisch, aber ich fühle mich echt einsam, wenn du nicht da bist.“ „Ich fühle mich auch einsam, wenn ich nicht da bin“ Seto grinste ihn mit einem … nein … Ikar? Das war ein ziemlich schelmisches Grinsen. Aber der Ton klang nach Setos schwarzem Humor. „Okay, rede ich mit Seto, Ikar oder beiden?“ Katsuyas Stirn legte sich in Falten. „Du verletzt mich“ Setos Ton klang absolut nicht danach. „Wir experimentieren ein bisschen. Dankbarkeit, Lust und Anbetung zugleich macht eine interessante Art der Liebe.“ Katsuya blinzelte kurz, doch lächelte dann. Also Seto und Ikar zusammen. Dankbarkeit und Lust kam von Seto, die Anbetung von Ikar. Schon ungewöhnlich, wie schnell Seto nachgegeben hatte und nun mit den anderen kooperierte … nun ja, wer wusste schon, wie viel Einfluss der Wächter genommen hatte. Vielleicht hatte er Seto mal wieder ein paar Erinnerungen oder Gefühle genommen. Katsuyas Lächeln dimmte etwas. Er wollte sich nicht gegen den Wächter stellen, aber war das richtig? Seto war sein Geliebter. Und seine Psyche wurde wie von einem Back-Up-System täglich neu überspielt anstatt Erfahrungen machen zu können. Zumindest wirkte es so. „Ist das in Ordnung?“ Zwischen Setos Augenbrauen wölbten sich kleine Falten. „Was? Oh, ja, klar. Sorry, ich bin gerade mit den Gedanken irgendwie … ich war gerade nicht ganz da.“ „Das ist mein Job“ Seto kniff ihm spaßhaft in die Nase. „Das war übrigens gerade ein schief gegangener Versuch, romantisch zu klingen.“ „Wirklich?“ Katsuya grinste, um nicht laut los zu lachen. „Sorry, ja. Ähm … ah! Du betest mich also an?“ „Aus ganzem Herzen“ Der Größere lehnte sich vor und küsste ihn. „Wie komme ich jetzt von diesem romantischen Innuendo dazu, dich ins Bett zu kriegen?“ Bei allen Göttern. Katsuya biss in Setos Schulter, um nicht loszulachen. Diese Mischung aus Seto und Ikar war verdammt schräg. Erfahrene Verführer und unerfahrene, romantische Jugendliche in Kombination machten sich anscheinend nicht gut darin, jemanden zu etwas zu kriegen, was sie wollten. „So schlecht, dass du mich beißen musst, bin ich auch nicht“ Die Stimme klang fast schmollend. „Okay, ich bin so schlecht. Darf ich dich ins Bett tragen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)