Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 83: Rüpel ----------------- Wie war das noch mit "diese Woche noch regelmäßig"? Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe total verschlafen, dass gestern Montag war. Aber als mir auffiel, dass heute Dienstag ist, konnte ich diese logische Schlussfolgerung dann doch ziehen XD Ich entschuldige mich für das verspätete Kapitel. Viel Spaß beim Lesen! ________________________________________________________________________________________________ Katsuyas Tag verlief äußerst angenehm. Erwachen in Setos Armen – dem ANP-Seto, der so überhaupt keine Lust hatte, seine morgendliche Erektion zu ignorieren, auch wenn Katsuya zu mehr als Händen nicht bereit war – ein leckeres Frühstück und ein weiterer Morgen, wo der Schulweg ihm keine Angst machte. Wenn das so weiter ging, würde er sicherlich bald auch wieder den Ekel vor Sex verlieren. Zumindest mit dem jugendlichen Seto hatte er ja nicht ansatzweise Probleme, so lange er oben lag. Und genoss es. Kein Wunder bei den Geräuschen, die der Kerl machte. Das würde selbst einen Impotenten kurieren. Die Mädchen kicherten, als er das Klassenzimmer betrat. Er grinste einfach nur und setzte sich zu ihnen. Ayumi versuchte, ihm in die Wange zu kneifen, aber er schlug die Hand spielerisch weg. „Hattest du einen guten Morgen?“, fragte Ryou unschuldig. „Vertragen nach Streit ist etwas Schönes“ Auch wenn das eine ziemliche Dehnung der Tatsachen war. „Das dürfte der einzige Nachteil daran sein, dass du und dein Freund euch nie streitet. Ihr könnt euch auch nie wieder versöhnen.“ „Sind die Mythen wahr, dass Versöhnungssex der beste ist?“, fragte Ayumi in völliger Offenheit, was absolut allen außer Katsuya die Röte ins Gesicht warf. Obwohl es ihn doch interessiert hätte, wie er aussah. Die Frage machte selbst ihn für einen Moment sprachlos. „Nicht der beste ... aber ziemlich gut“, gab Katsuya zu. Mitsuki schlug die Hände vor ihr Gesicht. Karin legte ihre auf Mitsukis Ohren und starrte Katsuya mit schreckgeweiteten Lidern an. Mina murmelte nur: „So viel wollten wir nicht wissen ...“ „Ups“ Katsuya grinste die drei trotzdem an. „Irgendwann habt ihr auch eine ernste Beziehung und redet mit. Und dann ist euch das auch nicht mehr peinlich.“ „Dann sind wir hoffentlich sicher verheiratet“, hauchte Karin nur. Katsuya hob die Hand mit dem Ring und hielt sie mit dem Handrücken zu den Mädchen auf Höhe seines Gesichts. Er sagte: „Ich wohne bei ihm. Ich trage seinen Namen. Wir mögen nicht verheiratet sein, das darf man in diesem Land nicht, aber wir sind so nah dran, wie es nur möglich ist.“ Mitsuki, die die Finger gespreizt und trotz Karins Händen auf ihren Ohren anscheinend zugehört hatte, griff nach Katsuyas Hand und zog diese schweigend zu sich. Sie betrachtete den Ring einige Sekunden, während alle anderen schwiegen und sagte die ersten Worte, die Katsuya sie außer ihrem Namen und Hallo je hatte sprechen hören: „Der ist hübsch.“ Karin und Mina stand nur der Mund offen, sie sagten gar nichts dazu. Ayumi fragte nach einem weiteren Moment der Stille allerdings: „Ist das ... also echt jetzt? Sieht Herr Kaiba das genau so? Hat er dir einen echten Antrag gemacht?“ „Vor zwei Monaten schon“, erwiderte Katsuya leise und entzog Mitsuki sanft seine Hand, „uns ist das wirklich sehr, sehr ernst.“ Was hoffentlich seit gestern Abend auch seinem Verlobten klar war. In guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit wie in Krankheit – er hatte diese Worte oft genug im Fernsehen gehört. Sie hatten sich tief in seine kleine Kinderseele gebrannt und ihn mit dem tiefen Wunsch zurück gelassen, dass eines Tages auch einem Menschen zu schwören. Ein Ehebund war für immer und ewig und bedeutete, dass man gerade auch die schweren Zeiten zusammen meisterte. Und im Gegensatz zu anderen Menschen nahm er so einen Schwur verdammt ernst. Aber auch ein schöner Tag musste vorüber gehen. Schade nur, wenn er das bereits zur Mittagspause tat. Gegen deren Ende, wo ihre Hauswirtschaftlehrerin sich bereits von dannen gemacht hatte, öffnete sich die Tür und eine Gruppe von vier Drittklässlern stand in der Tür. Katsuya, der eher uninteressiert aufgesehen hatte, spürte die Blicke sehr schnell auf sich liegen. Vier junge Männer, die in der Mittagspause nach ihm suchten – klang nach Ärger. Klang nach den Schreibern des gestrigen Briefes. „Ayumi, setz dich doch bitte zu Ryou“, wies er das Mädchen an und erhob sich. „Nein“ Sie erhob sich auch und fasste seinen Arm. „Was wollen die von dir?“ „Höchstwahrscheinlich mich zusammen schlagen. Das ist kein Anblick für Mädchen“ Er legte seine Hand auf ihre, um sie sanft zu lösen. „Du willst sie doch nicht etwa lassen?“ „Nein“ Er grinste. „Aber vielleicht kommt es zu Verletzungen. Nur zur Vorsicht.“ „Ich pfeif‘ auf deine Vorsicht“ Sie legte ihren Arm um seinen, als würde er sie ausführen, aber zog ihn daran Richtung Tür. „Das wird jetzt auf humane Art und Weise geregelt.“ Die vier, die vorher gegrinst hatten, wirkten jetzt etwas verwirrt ob der auf sie zustampfenden Chinesin. Der eine stuppste seinen Kumpel mit einem erneuten Grinsen an und meinte: „Der Pisser versteckt sich hinter Mädchen.“ „Er versteckt sich nicht, ich habe nur keine Lust auf eure barbarischen Problemlösungsstrategien. Wir leben hier doch nicht mehr im Mittelalter. Solltet ihr Kerle euch nicht langsam auch mal weiter entwickeln und aufhören, alles mit Gewalt zu lösen?“ Sie hatte Katsuyas Arm losgelassen, der etwas belustigt lächelte und sich so hinstellte, dass er bei Gefahr Ayumi wegziehen konnte. Die Jungs lachten leise über sie, warfen sich dabei allerdings unsichere Blicke zu. „Was? Habt ihr eure Zunge verschluckt? Habt ihr irgendein Anliegen oder wolltet ihr nur mal wieder irgendwo blöd in der Gegend rumstehen? Ihr stört beim Essen, falls ihr das noch nicht bemerkt habt.“ Was für eine herzerwärmende Zimtziege. Das war fast, als würde man Seto zusehen, wie er systematisch Leute fertig machte. Sehr amüsierend. Einer der Jungen schnaubte und meinte: „Mach dich vom Acker, Schwester.“ „Weder bin ich deine Schwester noch ist hier ein Acker. Das hier ist ein Klassenzimmer, falls eure Spatzenhirne das noch nicht registriert haben. Und wir essen hier gerade. Also euch noch eine schöne Pause und lasst euch hier nie wieder blicken“ Sie griff nach der Tür und schlug diese zu, bevor einer der vier noch einen einzigen Ton sagen konnte. „Komm, lass uns weiter essen.“ Katsuya zuckte mit den Schultern und folgte ihr mit einem lautlosen Kichern. Egal, ob das Problem jetzt gelöst war oder nicht, lustig war es auf jeden Fall gewesen. Ayumi war echt lebhaft. Und erstaunlich selbstbewusst für ein junges Mädchen. Er legte einen Arm um ihre Schultern und grinste sie an. „Siehst du? Das geht auch friedlich.“ Nun, wenn sie das friedlich nannte ... Nachdem Katsuya das Haus aufgeschlossen hatte, ging er erstmal suchen, ob er Seto irgendwo finden würde. Auch wenn dieser theoretisch bei der Arbeit war, hieß das ja bei weitem nicht, dass die Realität auch so aussah. Allerdings schien er wirklich zur Abwechslung mal da zu sein, wo er sein sollte. Katsuya ließ seinen Rucksack an der Wohnzimmercouch fallen und ging mit einem Seufzen zum Fenster. Hilfe ... allein sein war er gar nicht mehr gewohnt. Seto war absolut immer da. Irgendwie hatte ihm das nie etwas ausgemacht, aber jetzt ... nun ja, war ja nur für eine Stunde. Zeit, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Er ging zum CD-Spieler und legte etwas Rockiges auf. Hausaufgaben von gestern und heute. Das Leben konnte schrecklich sein. Na ja, eins nach dem anderen. So schien derzeit seine Devise für alles zu heißen. Erst Hausaufgaben, dann Seto-Zeit, dann Yamis Erklärungen, die seine ganze Weltsicht wahrscheinlich wieder verdrehen würden und schließlich Essen für Seto kochen. Klang doch ganz einfach. Katsuya seufzte erneut und holte seine Sachen aus der Tasche. Frisch ans Werk und so – zwei Stunden später schloss er mit Wasser und Keksen an seiner Seite sein Geschichtsbuch und warf mit einem langen Seufzer einen Blick auf die Uhr. Wo blieb Seto? Ihm war doch nichts passiert, oder? Angetan hatte er sich doch nichts nach dem Gespräch von gestern, oder? Heute morgen war er ganz normal gewesen. Hatte er sich durch irgendeinen Flashback vor einen Baum gesetzt? Hm ... war es überhaupt sicher für ihn, in diesem Zustand Auto zu fahren? Katsuya griff nach seiner Tasche, bevor er sich erinnerte, dass sein Handy ja bei jener Eskapade zu Weihnachten verloren gegangen war. Ein weiteres Seufzen und einen Keks später stand er wieder am Fenster und sah nach draußen. Ach, Seto ... er sollte heim kommen. Katsuya hatte keine Lust auf Sorgen. Vielleicht sollte er eine Kleinigkeit kochen? Etwas Leichtes, was Seto vor dem Training essen konnte? Vielleicht ein Salat. Ja, ein Salat war gut. Er räumte seine Sachen zusammen und stellte die Tasche ordentlich in den Flur. Die Musik drehte er lauter, nachdem er bemerkte, dass in der Küche kein CD-Spieler oder Radio stand. Er zog einen Salatkopf und ein paar andere Gemüse aus dem Kühlschrank, wusch sie und machte sich ans Schneiden. Ein weiteres Seufzen. Normalerweise ließ er Seto das Gemüse schneiden. Dann fühlte er sich nützlich. Und meistens redeten sie. Über dies und das, manchmal erklärte Seto etwas, manchmal schwiegen sie auch nur. Es war schön mit ihm. Auch das Schweigen. Der Schlüssel an der Tür ließ Katsuya lächeln. Er legte das Küchenmesser zur Seite, wusch die Hände und wischte sie an seiner Uniformhose ab, während er Richtung Flur ging. Seto stieg gerade aus seinen Schuhen und sah mit einem Lächeln auf. „Entschuldige, dass ich spät bin.“ „Kein Problem“ Katsuya legte die Arme um seine Schultern und küsste ihn. „Konntest dich ja auch schlecht melden.“ „Genau deswegen bin ich spät“ Lächelnd griff Seto in seine Jacketttasche und zog ein Handy hervor. „Ich habe dir ein neues besorgt.“ „Perfekt“ Katsuya nahm es und rief das Telefonbuch auf. „Du hast gleich alle Nummern eingespeichert? Danke!“ „Ich hoffe, dir gefällt es“ Seto lächelte. „Dein altes hatten sie leider nicht da.“ „Macht nix, ich habe nicht schrecklich dran gehangen“ Katsuya stahl noch einen Kuss, bevor er zurück in die Küche ging. „Ich mache einen Salat. Ich dachte, du möchtest vielleicht etwas Leichtes vor dem Training.“ „Gern“ Seto hängte sein Jackett über einen Küchenstuhl. „Kann ich dir helfen?“ „Nö, danke, bin fast fertig. Kannst Walnussöl, Multivitaminsaft und eine Kräutermischung rausholen.“ „Äh ... was?“ Seto blinzelte. „Multivitaminsaft ist im Kühlschrank“ Während er das murmelte, ging er in die Richtung und holte die Packung hervor. „Kräuter ... bei den Gewürzen?“ Er wühlte etwas im Schrank. „Seit wann haben wir Walnussöl? Was ist das überhaupt? Öl von Walnüssen wahrscheinlich, gut ... habe ich das schonmal gegessen?“ Er zog eine Flasche hervor. „Das hier?“ „Genau das“, erwiderte Katsuya und grinste. Bei allen Göttern, in der Küche war der Kerl echt verloren. Wie hatte er hier allein überlebt? Katsuya konnte sich nicht einmal vorstellen, dass er Pizza in den Ofen geschoben hatte. Dafür war Seto nicht der Typ. Wahrscheinlich hatte der Herd außer zum Braten von Spiegelei und Eierrolle – das konnte Seto, das wusste Katsuya – vor seiner Zeit nicht viel Benutzung gesehen. Ihrer beider Leben waren mittlerweile echt aufeinander abgestimmt. Die Vorstellung, ohne Seto zu leben, war einfach nur zutiefst gruselig. Das wollte und konnte er nicht. Können vielleicht schon, aber wollen nicht. Andererseits machte die Vorstellung, was alles kommen konnte, Angst. Was, wenn Seto seinen Job verlor? Finanziell würde es vielleicht nichts ausmachen, aber es würde mindestens ANP-Seto zerstören, wenn er arbeitslos wäre. Und bei noch mehr Persönlichkeiten oder mehr Flashbacks ... wie wäre es, wenn Seto länger in die Psychiatrie müsste? Würde er so lange allein durchhalten? Obwohl, bei Yami war es ganz lustig gewesen. Solange er Seto besuchen konnte, würde er das schon irgendwie machen. Trotzdem war die Vorstellung nicht schön. Er wollte bei Seto sein. Seto war doch ... Seto halt. Völlig in Gedanken hob er den Salat unter und füllte Seto und sich auf. Wenn es Seto half, konnte er ruhig in die Psychiatrie. Aber was, wenn es eher schlimmer wurde? Wenn es bei der Psychiatrie nur rein und raus ging und Seto irgendwann überhaupt nicht mehr lebensfähig war? Er wollte doch nur ... Seto musste nicht gesund sein, aber er sollte zumindest da sein. Und halbwegs zurechnungsfähig. Katsuya warf seinem Freund ein Lächeln zu. Sie würden das schon irgendwie machen. Irgendwie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)