Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 81: Die neue Persönlichkeit ----------------------------------- Gerade will mein Leben mich echt ver******* T.T Ist ein funktionierender Computer mit einer funktionierenden Internetverbindung denn so viel verlangt? Erst stürzt das Internet ab, dann fahre ich woanders hin für Internet, dort stürzt der Computer ab. Jetzt sitze ich mit fremden PC an fremden Internet, weil einfach nix bei mir funktioniert. Alles doof! Viel Spaß mit diesem Kapitel ^.- Wie der Titel schon sagt, es wird interessant! ________________________________________________________________________________________________________ Seto war da. Katsuya spürte es in jeder Zelle seines Körpers, noch bevor er den Wagen am Schultor sah. Es waren die Blicke, das Getuschel, die Aufregung im Gesicht der Mädchen, die ihn begleiteten. Auch, wenn er sich fragte, was zur Hölle sein Freund hier machte – musste er nicht arbeiten? –, hob er lächelnd den Kopf und legte seinen Blick auf die hochgewachsene Gestalt, die gegen die Beifahrertür des Mercedes lehnte. Dieses Mal wurde der Anblick sogar noch durch eine Sonnenbrille verfeinert. „Ich will auch so einen Freund“, flüsterte Mina mit einem sehnsüchtigen Seufzen. Ich nicht – Katsuya grinste bei dem Gedanken. Wäre Seto rund um die Uhr so drauf, wäre er ein unerträglicher Macho. So, wie er gerade war, dafür brachte Seto nur für ein paar Minuten, vielleicht Stunden, das Selbstbewusstsein auf. Er beschleunigte seinen Schritt, bis er grinsend vor Seto ausjoggte. Er hätte erwartet, dass Seto mit einem Griff seitlich ans Brillengestell die Brille heben und ihn halb amüsiert, halb abschätzend angrinsen würde. Wie das Ebenbild arroganter Selbstsicherheit, was er in solchen Momenten sein eigen nannte. Allerdings senkte er den Kopf ein Stück, fasste die Brille frontal und zog sie etwas hastig von seinem Gesicht, als hätte er gerade erst bemerkt, dass er sie versehentlich noch trug. Er sah unsicher lächelnd auf, leckte über seine Lippen und grinste mit einem schalkhaften Glänzen in den Augen. Auch klang er nicht selbstsicher sondern eher wie jemand, der etwas Verbotenes getan hatte und bei dem die Aufregung darüber noch nicht wirklich in Scham umgeschlagen war: „Ich wollte dich sehen. Also hab' ich Arbeit geschwänzt.“ Katsuya stockte kurz und blinzelte. Okay … das hier war nicht Setos ANP, sein Alltagsgesicht. Weder die einfühlsame noch die kalte Version. Das war auf jeden Fall nicht sein TI, denn er war weder aggressiv noch flehend. Er hatte etwas Junges, Frisches, aber war nicht so jung wie Klein-Seto. Diese Persönlichkeit war … jugendlich. Ja, jugendlich traf es. Noch unsicher, noch etwas regelbrecherisch und mit einem eher aufgeplusterten als selbstsicheren Ego. Das hier könnte der schüchterne Seto sein, den er letzte Woche mal im Bett gehabt hatte. Ja, Seto hatte doch gesagt, dass er versuchen wollte, seine Ängste durchkommen zu lassen. Aber andererseits erinnerte er ziemlich an den Lausbub, den er in der Psychiatrie getroffen hatte. Der Seto, der Schwester Martha zur Verzweiflung gebracht hatte. Na ja, vielleicht waren die zwei ja dieselbe Persönlichkeit. Ja, der Lausbub und der schüchterne Seto könnten sehr gut ein und dieselbe Person sein. Egal, ob es Seto mit offenen Ängsten oder eine jugendliche Persönlichkeit war, es war ein eher unsicherer Mensch, der Bestätigung wollte. Katsuya lächelte und sandte ihm diskret einen Luftkuss, was Seto breit grinsen ließ. Er lehnte sich vor, tippte Seto auf die Nase und meinte: „Trotzdem darfst du nicht einfach die Arbeit schwänzen, verstanden?“ Noch immer grinsend wandte Seto den Blick zu Boden und ein Hauch von rot schlich sich auf seine Wangen. Der Anblick schlug direkt in Katsuyas Herz wie ein Messer durch die Brust. Er sog scharf die Luft ein und lehnte sich zurück, um Seto nicht auf der Stelle die Lippen wund zu küssen. Ja, das war auf jeden Fall der schüchterne Seto von letztens. Erneut schrie Katsuyas Kopf das Wort süß und schrieb es vor seinen Augen in Neonschrift über Setos Kopf. Und im gleichen Moment schlug ihn seine Libido fast von den Füßen. „Guten Nachmittag, Herr Lehrer Kaiba“, grüßte Ryou artig. Oh shit. Die anderen. Die Mädchen. Frauen waren viel zu sensibel für ihr eigenes Wohlbefinden. Und für seines auch, er wollte nämlich nicht, dass irgendeine von ihnen merkte, dass Seto nicht so ganz im Lehrermodus war. „Hey, Ryou“ Der Brünette sah lächelnd an Katsuya vorbei. Hey? Hey! Katsuya kniff die Lider zusammen. In welcher Dimension sagte so ein Mann wie Seto Kaiba zur Begrüßung hey? Ehrlich, das war fast so schlimm wie … wirklich, pinke Helly-Kitty-Socken, okay, eine gewichtsgefährdende Vorliebe für Sacher-Torte, okay, aber eine Begrüßung mit hey war nun wirklich zu viel. Das war der ultimative Beweis, dass das hier nie und nimmer ANP-Seto war. „Sie sehen gut aus“, merkte Ryou an. Katsuya warf einen verstohlenen Blick Setos Körper herab. Roter Pullover und beige Hose unter einem offenen braunen Mantel mit Pelzbesätzen. Es erinnerte Katsuyas Libido daran, dass sie neuerdings auf freche Jugendliche mit wankelmütigem Selbstbewusstsein stand. Oder zumindest einen aus der Gattung. „Danke“ Seto, der mittlerweile versetzt neben ihm stand, griff seine unverletzte Hand und drückte diese. „Wollen wir?“ Der Blonde nickte nur stumm. Alles, um diese Situation zu entschärfen. Im Auto würden sie nicht mehr von viel zu aufmerksamen Augen verfolgt werden. Er öffnete die Beifahrertür selbst, da Seto wie von der Hummel gestochen ums Auto schnellte. „Bis morgen“ Er lächelte den anderen zu. Ryou winkte. Die Mädchen hatten verdächtig die Köpfe zusammen gesteckt. Ein Seufzen verließ seine Lippen, nachdem er die Tür geschlossen hatte. Na, das konnte morgen ja heiter werden. „Wo fahren wir hin?“ Seto hatte eine Pose inne, die Katsuya vorher noch nie bei ihm gesehen hatte. Die Arme stützten sich auf den Sitz, wobei die Hände zwischen seinen Beinen waren. Er schien mehr auf seine Armen als auf seinen Hintern gestützt zu sein, was dem Ganzen etwas fast Künstlerisches gab. Er wusste schon, dass er am Steuer saß, oder? Wenn Seto wirklich mehrere Persönlichkeiten hatte, dann hieß das, dass manche vielleicht überhaupt nicht Auto fahren konnten, oder? Katsuya wandte sich zu dem anderen, der ihn erwartungsvoll ansah: „Kannst du Auto fahren?“ „Natürlich kann ich Auto fahren“ Selbstsicheres Grinsen. Selbst, wenn er es nicht konnte, wäre die Antwort dieselbe gewesen. „Weißt du den Weg nach Hause?“ „Zum Haus?“ Katsuya nickte als Bestätigung. „Okay. Aber ist das nicht öde? Ich bin kein Stubenhocker. Lass uns was unternehmen.“ Stubenhocker? Katsuyas Mundwinkel hob sich. Er meinte: „Ich muss schauen, was wir einkaufen müssen. Hast du einen Termin beim Arzt ausgemacht?“ „Hab‘ ich. Drei Uhr sollen wir da sein.“ Katsuya schloss die Augen. Das hier war absolut nicht Seto. Er hob die Hand und drehte die Uhr an deren Gelenk in Setos Richtung, ohne selbst darauf zu sehen und sagte: „Das ist schon vorbei, Schlaumeier.“ „Dafür kriegt er Geld“ Der Brünette zuckte mit den Schultern. „Dann fahr‘ jetzt erstmal zum Arzt, bitte“ Seto machte den Mund auf, aber Katsuya unterbrach ihn. „Jetzt sofort.“ „Okay“ Der Andere zog etwas den Kopf ein. Zumindest ließ er dennoch schweigend den Motor an und fuhr los. Im Seitenspiegel sah Katsuya, dass die Mädels und Ryou sich nicht vom Fleck bewegt hatten. Setos Fahrstil als Jugendlicher war interessant. Er fuhr nur mit einer Hand am Lenkrad und klickte sich mit der anderen durch die Programme. Normalerweise lief klassische Musik von der CD, jetzt eröffnete sich eine ganze Bandbreite von Radiosendern verschiedenster Richtung. Katsuya schwor sich, so bald wie möglich einen Führerschein zu machen. Der Arztbesuch verlief erstaunlich angenehm. Der Hauptfaktor dieses Gefühls war wohl, dass ihm kein Blut abgenommen werden musste. Der Herr drückte und zog an ein paar Stellen, röntgte die Hand zweimal und kam nach einiger Zeit zu dem Ergebnis, das keine bleibenden Schäden zu erwarten seien. Hand schonen und langsam wieder anlernen. Dass er sie heute für die Schule benutzt hatte, war Anlernen, oder? Es hatte zwar weh getan, aber das tat sie nach falsch gesetzten Schlägen auch. Als er das dem Arzt sagte, schüttelte dieser nur den Kopf und betonte das Wort Schonen. Keine Schlägereien und so wenig wie möglich schreiben. Was zur nächsten Situation des Tages führte: Er meinte zu Seto im Spaß, dass dieser dann die Hausaufgaben für ihn schreiben müsste und sein Freund antwortete treudoof mit Okay. Spätestens an dem Punkt wusste Katsuya, dass er diese Persönlichkeit auch lieb hatte. Überdreht, überzogen, bisweilen schüchtern, bisweilen frech, bisweilen einfach viel zu gut für diese Welt. Irgendwie erweckte er das Bedürfnis, ihm einen Namen geben und behalten zu wollen. Und beim Frisör durfte er feststellen, dass ein kleiner Anteil Verrücktheit auch dabei war. Auf die positive Art und Weise. Während die arme Friseuse eigentlich nur wissen wollte, wie kurz er die Haare gern hätte, ob gestuft oder nicht und wie sie den Verlauf schneiden sollte, plapperte Seto andauernd dazwischen. Ob er nicht lieber Iro tragen wollte, ob rote oder schwarze Strähnen in dem blonden Haar besser aussahen oder ob nicht eine „fesche“ Frisur mit Gel ihm viel besser stehen würde. Das Schlimmste war, dass er die Friseuse mit seinem Enthusiasmus ansteckte und beide begannen, über seine Haare zu fachsimpeln. Zehn Minuten später stellte sie sich erneut als die Meisterin vor und fragte Seto, ob er nicht gerne mal ein Praktikum hier machen wolle. Er hätte einen unglaublich guten Geschmack und ein scharfes Auge. Wahrscheinlich fand die Dame etwas ganz anderes scharf als sein Auge, daher schritt Katsuya in das Gespräch ein, bevor Seto auf komische Ideen kam. War sicherlich besser so, weil er über das Nein zu schmollen begann. Wer wusste schon, was er geantwortet hätte. Gerade war sich der Blonde nicht so sicher. Dafür erzählte die Friseuse Katsuya, er solle nicht so eifersüchtig sein und seinem Freund mehr Freiräume lassen. Er verschränkte einfach nur die Arme und funkelte sie über den Spiegel böse an. Also wandte sie sich zurück an Seto und fragte ihn, in welche Klasse er ging. Dass Katsuya laut loslachte, machte dessen Schmollen irgendwie nicht besser. Der Einkauf war ein weiteres Abenteuer. Als Katsuya beim Bezahlen der Friseuse feststellte, dass Seto das Bargeld ausging, machten sie sich auf zum Bankautomaten. Dort allerdings standen sie vor einem echten Problem: Der jugendliche Seto hatte keine Ahnung, wie die PIN der Kreditkarte lautete. Aber Not machte bekanntlich erfinderisch, also holte Katsuya Blatt und Stift aus seiner Tasche und ließ Seto so lange seine eigene Unterschrift fälschen, bis er sie halbwegs akzeptabel drauf hatte, um mit ihm direkt am Bankschalter Geld abzuheben. Gegen Abend hatte der eigentlich Jüngere so gute Laune, dass er Seto vor dem Auspacken der Einkaufstaschen in seine Arme zog und küsste. Ihn danach dazu zu kriegen, wenigstens die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank zu räumen, bevor sie diesen Part fortsetzten, war allerdings erstaunlich schwierig. Während ANP-Seto ziemlich sexgeil und Kinder-Seto ziemlich kuschelbedürftig war, schien der jugendliche Seto eine Mischung aus beidem, allerdings nicht ansatzweise weniger bedürftig. Was darin endete, dass er Seto Sachen in die Arme drückte, während er ihn küsste, ihn dann ein paar Schritte mit sich zog und dort weiter küsste, während er die Lebensmittel aus Setos Armen in den Kühlschrank packte. Nicht gerade der schnellste, aber ein ganz angenehmer Weg. Not machte erfinderisch und so. „Sind das nicht langsam alle Lebensmittel?“, maulte Seto leise. „Milch noch“ Katsuya gab ihm einen schnellen Kuss, griff die zwei Packungen und trug sie hinüber, bevor sich die besitzergreifenden Arme um ihn schlangen. „Jetzt?“ „Ja, jetzt“, gab Katsuya grinsend zu. „Dann ... gehen wir hoch?“ Seto hatte sich etwas gebückt, um Katsuya über dessen Schulter von unten nach oben mit bittenden Augen anzusehen. „Ins Bett?“ Mit einem Hauch Rot auf den Wangen nickte der andere. Katsuya lächelte nur, griff Setos Hand und ging voraus. Er lächelte weiter, obwohl er sich dabei selbst die Frage stellte, ob er nicht heute morgen gedanklich kurz vor der Trennung gestanden hatte. Aber wenn da wirklich noch mehr Persönlichkeiten waren und irgendwer steuerte, wer da immer raus kam, dann hatte dieser Jemand zumindest heute genau Katsuyas Geschmack getroffen. Der jugendliche Seto war exakt die richtige Mischung, wo er sich nicht völlig bevormundet, aber auch nicht völlig verantwortlich fühlte. Das war schon irgendwie okay so. Seto war halt Seto. Von allem etwas. Wenn da noch mehr waren, würde er mit denen auch fertig werden. Obwohl ... wenn das mehrere Persönlichkeiten waren, betrug er Seto eigentlich mit sich selbst, wenn er auch mit dem jugendlichen Seto schlief? Im Endeffekt war er eine Person, aber dann auch irgendwie nicht, oder? Egal, das konnte er alles morgen Yami fragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)