Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 64: Verwüstung ---------------------- Eure Vermutungen, wie es weiter geht, waren sehr spannend. Alle völlig verschieden und alle nicht das, was passieren wird, aber spannend :) Ich präsentiere: Wie es wirklich weiter geht XD Viel Spaß beim Lesen. _________________________________________________________________________________ „Was machen wir jetzt?“, flüsterte Katsuya mit Blick auf die Tür, hinter der nichts mehr zu hören war. „Wie lange dauern seine Wutanfälle denn normalerweise?“ In völliger Ruhe drehte Bakura sich zur Seite und sah zwischen dem Blonden und Yami hin und her. „Sekunden“, meinte dieser im selben Moment, wo Katsuya mit „Halbe Stunde“ antwortete. Bakura verdrehte nur die Augen, trat mit einem Schritt an die Tür und legte das Ohr gegen das Holz. Nach einem Moment schloss er die Augen. Yami warf einen unsicheren Blick zu seinem besten Freund. Dieser beobachtete Bakura, während er einen Arm um die kleine Gestalt legte, die sich gegen seine Seite drückte. Keiner wagte es, auch nur zu atmen. Nichts, was Bakura stören konnte. So lange dieser ruhig war, waren sie bestimmt sicher. Zumindest sicherer als mit zwei Durchgeknallten gleichzeitig. Als sicherlich zehn Sekunden vergangen waren, löste er sich von der Tür und hob die Hand, in der er noch immer ein kleines, metallisches Etwas hielt. Von der Zeit her wirkte es nicht länger, als hätte er die Tür einfach nur aufgeschlossen, allerdings war Katsuya sich sicher, dass Bakura keinen offiziellen Schlüssel hatte. Er trat einfach ein und ließ die Tür für sie offen. Keine zwei Schritte später blieb er bereits stehen und pfiff mit einem Blick in die Küche. Mit Anerkennung in der Stimme meinte er: „Ich hoffe, ihr habt eine gute Versicherung.“ Er wandte sich jedoch ab und warf einen Blick ins Wohnzimmer, bevor er die Treppe erklomm. Beim ersten Schritt nach oben schüttelte sich Katsuya aus seiner Starre und folgte ihm. Eigentlich wollte er nicht in die Küche sehen, aber natürlich hörte sein Kopf nicht ganz auf ihn: Der komplette Boden war mit Glasscherben bedeckt, die wahrscheinlich von der zersplitterten Tischplatte kamen, deren Gestell grotesk in die Luft ragte. Er ging weiter. Wenn Seto oben war, hatte er sich entweder ins Bad gesperrt und verwüstete das Arbeitszimmer. Beides Situationen, zu denen er Bakura eigentlich nicht hinzuziehen wollte. Sei es, um ein schweres Massaker zu verhindern oder Seto zu schützen. „Lass mich“ Er legte Bakura eine Hand auf die Schulter, den er am Ende der Treppe eingeholt hatte. Sich an diesem vorbei drückend probierte er die Tür des Flurbades, bevor er durch das Schlafzimmer zu ihrem privaten Bad ging. Beide waren offen – beide waren leer. Etwas konsterniert trat er auf den Flur zurück und sah zum Arbeitszimmer, dessen Tür geschlossen war. Allerdings war rein gar nichts zu hören … nun ja, Seto war zumindest kein Raubtier, das irgendwo lauerte, um ihn anzuspringen. Wenn er noch wütend wäre, würde er immer noch zerstören. Wenigstens darin war er berechenbar. Etwas selbstsicherer schritt Katsuya also auf den Ende des Flurs zu und betätigte dort die Klinge. Das erste, was zu hören war, war ein erschrockenes Aufatmen. Er war sich dennoch sicher, vorher ein ganz leises Schluchzen gehört zu haben. Das Öffnen der Tür bestätigte die These. Einen Moment lang musste Katsuya inne halten, um nicht vor Erleichterung – und Amüsement – zu lächeln. Seto war wirklich im Arbeitszimmer. Mit großen, verweinten Augen sah er über die Schulter des riesigen Teddys zu Katsuya auf. Aus dem ausdrucksvollen Gesicht war die Angst genau so sehr wie die Bitte heraus zu lesen. Wie ein Kind, das wusste, dass es etwas wirklich Blödes getan hatte. Katsuya ging sofort hinüber, um Klein-Seto – samt Teddy – in den Arm zu nehmen. „Katsuya“ Der übergroße Teddy wurde losgelassen und etwas zur Seite gedrückt, als Klein-Seto an ihm vorbei die Arme nach diesem ausstreckte und sie um ihn schlang, sobald er das Kind erreicht hatte. „Ist ja gut“ Er kniete sich hin und zog den eigentlich Größeren auf seinen Schoß. „Alles gut. Ich bin ja da.“ „Hab... habe ich den Tisch kaputt gemacht?“ Die hohe Stimme zitterte. „Ja, aber das ist okay. Du hast niemandem weh getan. Oder hast du dich verletzt?“ Katsuya lockerte die Umarmung ein Stück und prüfte alles, was er sehen konnte. „Nein“ Klein-Seto zog die Nase hoch. „Aber ich hatte Angst. Ich war noch nie allein. Wo warst du?“ „Ich ...“ Oh Hilfe, was jetzt? „Ich war draußen. Ich habe die Gäste begrüßt“ Super Antwort, ganz toll. „Es ist sehr gut, dass du zu Teddy gelaufen bist.“ „Teddy ist für mich da, wenn du nicht da bist“ Klein-Seto drückte sich wieder an ihn. „Katsuya?“ Er gab ein bestätigendes Geräusch, damit der Kleine weiter sprach. „Wer ist das da?“ Der Blonde drehte seinen Kopf etwas und folgte dem ausgestreckten Arm. In seinen Gedanken war er klein und dünn, auch wenn vor seinen Augen klar definierte Muskeln waren. Seto zeigte auf Bakura, der an der Tür stehen geblieben war. Er nahm lieber erstmal Setos Arm runter und erklärte: „Man zeigt nicht auf andere Menschen. Das ist unhöflich.“ „Entschuldigung“, meinte dieser in aller Ehrlichkeit, doch nahm die wieder etwas dunkler blauen Augen nicht von dem Kerl, der schweigend gegen den Türrahmen lehnte. Das wäre langsam eine sehr gute Zeit, um zurück zum normalen Seto zu mutieren. Vertraute Klein-Seto ihm so sehr, dass er mittlerweile nicht mal mehr Probleme damit hatte, in seiner Nähe Fremde zu treffen? Das war ja zum einen wirklich schön, aber gerade echt nicht praktisch. „Das ist Bakura, einer unserer Gäste. Er und sein Bruder sind zum Tee eingeladen.“ „Darf ich Schoki trinken?“, fragte Klein-Seto begeistert nach. „Äh … ja, sicher“ Katsuyas Blick lag allerdings gerade mehr aus Bakura als auf dem überdrehten Fünfjährigen neben ihm. „Warum gehen wir nicht alle erstmal runter und setzen uns?“ Völlig wortlos drehte Bakura sich zur Seite und ging den Flur hinab. Katsuya entließ die Luft, die er seit mehreren Momenten angehalten hatte. Der Andere hatte sich fabelhaft zurückgehalten. Oder das alles hier hatte ihn gar nicht interessiert. Oder … irgendetwas anderes. Bei Bakura wusste er wirklich nicht ganz, woran er war. Seto war dagegen ganz leicht in diesem Zustand. Na ja, so leicht wie ein Fünfjähriger im Körper seines fast dreißigjährigen Freundes halt sein konnte. „Darf ich Teddy mit runter nehmen?“ Und zum Glück war er für einen Fünfjährigen sehr wohlerzogen. Mit einem Arm um seinen riesigen Teddy und dem anderen an Katsuyas Hand drückte sich Seto hinter den Blonden, sobald sie am Ende der Treppe angekommen waren. Was er kaum brauchte, da Bakura seinen Bruder aus Yamis Armen und hinter sich her ins Wohnzimmer zog, bevor dieser eine Frage stellen konnte. „Ich … vermute, ich erklär' es ihnen?“, fragte Yami mit einem Seufzen. „Und ich räume die Küche auf“ Katsuya warf einen Blick über die Schulter. „Ich möchte nicht, dass du dich an den Glassplittern verletzt, Seto. Würdest du mit Yami gehen?“ Dieser sah nur mit großen, tiefblauen Augen zwischen ihnen hin und her und blinzelte. Katsuya zog ihn an der Hand, die er hielt, nach vorne und gab sie in Yamis Hand. Seto schwieg einfach nur und beobachtete sie, als hätte das nicht viel mit ihm zu tun. Dass er ins Wohnzimmer geführt wurde, während Katsuya – rückwärts mit Blick auf ihn – in die Küche ging, ließ ihn zwar sehnsüchtig über die Schulter sehen, aber er blieb leise. Katsuya drehte sich zu der Katastrophe um, die ihre Küche darstellte. Der geflieste Boden war völlig übersät mit Scherben. Splitterteile, kaum größer als ein Fingernagel oder ein Würfel, doch davon abertausende. Seufzend drehte er sich wieder um, um einen Besen aus dem Keller zu holen. Beim ersten Blick ins Wohnzimmer saßen Bakura und Ryou auf der Couch, während Seto sich in den Sessel kuschelte und Yami sich ein Sitzkissen genommen hatte. Auf dem Rückweg hatte sich das Bild insoweit geändert, dass Ryou auf Bakuras Schoß saß und Setos Kopf auf den seines Teddys gesackt war. Er schien nicht mehr ganz wach … wahrscheinlich war es das Beste. Er zog sich Schuhe an und ging zurück in die Küche. Das Gestell des Tisches schien so weit in Ordnung, darum befreite er es von Splittern und trug es erstmal in den Flur. Das ganze Glas aufzukehren würde fraglos dauern. „Sollen wir das da erstmal in den Keller tragen?“, fragte er dunkle, aber relativ emotionslose Stimme hinter ihm. Etwas erschrocken drehte Katsuya sich um, obwohl er wusste, wen er da sehen würde. Das Wer war ja nicht so schrecklich unerwartet, aber das Warum schien ihm irgendwie nicht gerade nahe zu liegen. Er konnte das wertneutrale Entsetzen kaum aus seiner Stimme verbannen, als er fragte: „Bakura?“ „Ich habe keinen Bock auf Kinderspiele“ Er verdrehte die Augen. „Ryou erklärt dem Alter Ego Mau-Mau.“ „Oh“ Mehr konnte Katsuya nicht wirklich hervor bringen. Sie spielten Karten? Klar, das würde Klein-Seto Spaß machen und Ryou hatte sicher kein Problem, etwas mit einem Kind zu unternehmen, aber … hatten die Zwei denn gar kein Problem damit, das hier einfach so zu akzeptieren? „Was denkst du darüber?“ „Mau-Mau?“ Eine weißsilberne Augenbraue hob sich. „Kaiba flößt einem Respekt ein. Irgendetwas musste wohl dahinter stecken, dass er so eine Autorität ist. Dass ihm alle anderen Persönlichkeitsanteile fehlen … tja, das ist wohl eine der Erklärungen.“ „Bist du … enttäuscht?“, fragte Katsuya vorsichtig. Bakura war stets eine tickende Zeitbombe, auch wenn er zumindest gerade nicht das Gefühl ausstrahlte, jeden Moment explodieren zu können. Dieser zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Mir ist so'n Emotionskram egal. Ist halt so. Scheiße für Kaiba, denke ich mal. Du hast es dir selbst ausgesucht, also erwarte kein Mitleid.“ „Ich … wollte auch kein Mitleid. Ich komme mit ihm aus“ Wahrscheinlich. Bisher zumindest. Kam wahrscheinlich drauf an, wie oft er dem TI gegenüber stehen müsste. Das war echt eine schreckliche Persönlichkeit … „Bringen wir das da nun in den Keller oder den Müll?“ Bakura nickte über seine Schulter. „Ähm … Bakura?“, fragte Katsuya vorsichtig, nachdem sie das Gestell gerade im Keller verstaut hatten, „sag mal … diese Persönlichkeitsspaltung … hast du die auch?“ „Seh' ich so aus?“ Dieser schnaubte und drehte sich zur Treppe, um wieder hoch zu gehen. „Ich hab' keine Schrauben locker. Ich mag keine Menschen und ja, meinetwegen bin ich etwas aggressiver als andere“ - etwas? - „aber mein Geist ist noch beisammen. Und so eine Pussy wie du bin ich auch nicht.“ „Ich bin keine Pussy“, knurrte Katsuya beim Hochgehen. „Kaiba ist mein Leben. Ich liebe ihn“, äffte Bakura mit hoher Stimme, „Mir ist egal, ob er mich schlägt oder mordet oder mich betrügt, solange wir nur zusammen sind. Denn er ist mein Ein und Alles – Pussy.“ „Wenn ich eine Pussy bin“, sprach Katsuya etwas leiser, da sie bereits im Flur angekommen waren, „was ist dein Bruder dann?“ Dass Bakura herumfuhr, ließ ihm noch genug Zeit, sich selbst zu sagen, dass der Kommentar eine echt schlechte Idee gewesen war. Im nächsten Moment explodierten Sterne vor seinen Augen und ein heftiger Schmerz zog von seinem Hinterkopf in seine Schultern. Seine alten Kämpferreflexe ließen ihn das Messer an seiner Kehle vor der Wand in seinem Rücken wahrnehmen. Half leider nicht viel. „Katsuya?“, schallte Yamis besorgte Stimme aus dem Wohnzimmer. Er schluckte, aber wagte es nicht zu antworten. Sein Blick fixierte den Kerl vor sich, um keine Regung zu verpassen. Wenigstens hatte er gestoppt. Es war zwar sicher nicht gut, dass er sich nicht zurückgezogen hatte, aber zumindest gestoppt hatte er. Warum? Warum konnte er nicht einmal seine Klappe halten? Warum hatte er den Kerl jetzt wieder sauer machen müssen? Es fehlte nur noch, dass Setos Kinderpersönlichkeit dazu kam, um wieder ins TI umzuschlagen. Danke, sein Leben war scheiße, er wusste es, er brauchte keine Erinnerung! „Ich kümmere mich gut um meinen Bruder“ Das Messer wurde weg gezogen. „Wag' es nie wieder, etwas anderes zu behaupten.“ Katsuyas Hand fuhr zu seinen Hals und er atmete erleichtert aus. Nein. Nie wieder. Er würde Bakura nie darauf ansprechen, dass er in seinem Beisein seinen Bruder vergewaltigt hatte. Wenn Ryou das als normal empfand, würde er ihn nicht daraus holen. Denn dann war es keine Vergewaltigung, egal, wie brutal. Er atmete zitternd aus. Zu einer Vergewaltigung gehörte das Gefühl, gegen den eigenen Willen benutzt worden zu sein. Das wusste er nun, auch wenn er es gerade nicht spüren konnte. Wenn Ryou das nicht hatte, würde er ganz sicher nicht so seinen Kopf riskieren. Egal, was er jetzt und in Zukunft über die beiden dachte. „Geh und kümmere dich um dein Ein und Alles“ Bakura schnaubte mit einem Nicken Richtung Wohnzimmer. „Und schick mir meins in die Küche.“ Zu gerne. Allzu gerne. Katsuya drückte sich die Wand entlang, bis er an Bakura vorbei war und verschwand mit zwei Schritten ins Wohnzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)