Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 57: Aufatmen -------------------- Hah, das Sommerloch endet! Freut mich, euch alle wiederzusehen ^v^ Ich bin auch wieder an der Uni und hoch motiviert - und hier ist meine neue FF: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/ffadmin/294142/ Außerdem gibt es neue Kapitel (okay, eins diese Woche, eins nächste) bei "Blonder Kater": http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/286778/ Viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ Es hatte funktioniert. Dieser aberwitzige, halb wahnsinnige Plan hatte funktioniert. Pegasus war im Gefängnis bis zur Verhandlung, die frühestens nächstes Jahr sein würde. Nächstes Jahr war zwar nur wenige Tage entfernt, aber es hörte sich trotzdem himmlisch an. „Danke, dass du angerufen hast … klar sehen wir uns morgen, nun ja, in ein paar Stunden eher. Und übermorgen, wenn du magst, Katsuya wollte gern alle zum Kaffee trinken einladen … nein, Noah wird nicht da sein, der ist noch im Urlaub … ja, ist gut … bis morgen“ Seto drehte sich mit einem Lächeln um, schmiss das Handy aufs Sofa und schnellte zu Katsuya. Die Arme um dessen Oberschenkel hob er ihn hoch und drehte sich einmal im Kreis, bevor er ihn wieder runter ließ. „Alles perfekt.“ „Perfekt“, wiederholte Katsuya und lächelte, während er die Arme um seinen Freund legte, „Und Yami ist nicht in Gefahr?“ „Ich denke nicht. Aber ich kann ihm einen Unterschlupf anbieten, wenn dich das beruhigt.“ „Eine dieser Sicherheitswohnungen, die über die Stadt verteilt sind?“ „Exakt“ Seto zog ihn in eine Umarmung. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Besser noch, wenn ich ihm gleich eine der Wohnungen überlasse. Er könnte sowieso einen Umzug in eine bessere Gegend vertragen.“ „Klingt gut“ Katsuya legte den Kopf an dessen Schulter. „Und … ist das jetzt sicher, dass er auch im Gefängnis bleibt?“ „Ziemlich, ja. So viele Leute kann nicht einmal Pegasus bestechen, erst recht nicht, weil sie bereits von der Yakuza bestochen werden. Er ist angezeigt wegen Menschenhandel, Waffenbesitz und noch einigen anderen Dingen“ Er strich mit einem Daumen über Katsuyas Wange. „Wenn du willst, können wir Mord mit auf die Liste setzen, aber dann müsstest du aussagen. Außerdem würde das eine Menge Aufmerksamkeit auf uns beide ziehen und ich möchte unser beider Namen da am liebsten nicht mit verbunden haben.“ „Würde es denn etwas ändern?“ „Nun … derzeit wird er für acht bis fünfzehn Jahre ins Gefängnis kommen. Mit der Mordgeschichte und der Entführung kannst du nochmal mindestens fünf weitere Jahre drauflegen. Im äußersten Fall die Todesstrafe.“ Katsuya schluckte. Todesstrafe … verdient hätte er es wahrscheinlich, aber der Gedanke, dass er dafür sorgen würde, dass ein Mensch umgebracht werden würde … und diesmal nicht, weil der das Opfer war sondern weil er wissentlich die Entscheidung getroffen hatte? Natürlich war er immer noch ein Opfer in dieser Sache, aber entscheiden zu können, ob der Täter dafür starb, das war nochmal eine ganz andere Ebene. Natürlich entschied es der Richter, aber er würde es aufgrund von Katsuyas Aussage tun. Und kaltblütiger Mord vor den Augen eines Minderjährigen – eine Hinrichtung genau genommen – war ganz sicher nichts, was man einfach so durchgehen lassen würde. Oder mit hoher Wahrscheinlichkeit nur mit einer Gefängnisstrafe vergüten würde. Nein, dafür würde Pegasus höchstwahrscheinlich sterben. Schließlich stand er unter amerikanischem Gesetz und das verhängte die Todesstrafe noch öfter als Japan. „Ich … ich glaube nicht, dass … wenn es so aussieht, als ob er vielleicht frei kommen würde, kann man das dann nachlegen? Oder ist es dann zu spät?“ Seto schwieg einen kurzen Moment, bevor er antwortete: „Ich lasse Bakura einen entsprechenden Bericht vorbereiten. Falls es nicht gut aussieht, senden wir den der Staatsanwaltschaft. Okay?“ Katsuya nickte. „Ich bin voller Adrenalin“, gab Seto zu, „Wollen wir irgendetwas unternehmen, bevor wir schlafen gehen? Zum Stadtpark joggen und dort die Bäume hochklettern?“ Katsuya kicherte und schlug mit einer Hand gegen Setos Schulter, bevor er murmelte: „Idiot.“ „Nein, jetzt mal ehrlich. Ich glaube, ich muss mich bewegen. Machst du mit oder willst du schlafen?“ „Du willst jetzt echt raus? Nachts?“ Noch während er das sagte, schlug sich Katsuya innerlich die Worte um die Ohren. Ehrlich, wie viele Jahre hatte er bereits die Nächte draußen verbracht? Und war jemals etwas passiert? Außer dass die Polizei sie jagte? Andererseits lebte er jetzt auf der anderen Seite – die Polizei ließ ihn zwar in Ruhe, aber die Gangs nicht. Er klopfte seine hinteren Hosentaschen ab. „Ich … gehe mir kurz Schuhe anziehen.“ Seto hob nur eine Augenbraue, dass er dafür nach oben ging – schließlich standen ihre Schuhe im Flurschrank – aber fragte nicht weiter. Als Katsuya wieder runter kam, hatte sein Freund bereits einen warmen Mantel und schwarze Lederschuhe an. Er selbst nahm sich einfach ein paar Turnschuhe und … hm. Er hatte nur zwei Jacken. Die seiner Schuluniform und die, die er freiwillig entsorgt hatte. Seine gute Lederjacke. Sechs Jahre hatte sie mitgemacht … nun, was fort war, war fort. Und da Bakura seinen Ledermantel schon vor Wochen wieder mitgenommen hatte, musste er wohl oder übel einen von Seto nehmen. Er griff sich den schwarzen Kurzmantel – den hatte er Seto erst einmal tragen sehen und das war am Tag ihrer Verlobung gewesen – und fragte: „Darf ich?“ „Sicher“ Seto beobachtete ihn, als er das gute Stück anzog. „Steht dir. Behalte sie.“ „Was?“ Katsuya blinzelte verwirrt. „Ich habe sie damals gekauft, weil Mokuba meinte, ich sähe darin fesch aus. Allerdings habe ich keine große Liebe zu Jacken. Ich mag Mäntel lieber“ Während er sprach, hatte Seto die Tür geöffnet und ließ Katsuya vorgehen. „Und für mich ist das Ding praktisch hauteng. An dir sieht sie wenigstens so aus, als wäre es wirklich Winter und du wurdest noch etwas darunter tragen.“ „Hat es geschneit?“, fragte Katsuya mit einem Blick auf die Straße. Über die Jacke machte er sich besser keine Gedanken, sonst würde er nur Schuldgefühle kriegen, dass er schon wieder Sachen von Seto einsackte. Das tat er bestimmt nur, um nicht mehr Geld auf Katsuyas Schuldschein schreiben zu müssen. Andererseits … teilte man sich nicht eh das Geld, wenn man verheiratet war? Sie waren wirklich verlobt. In Liebe und Treue, in guten und schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit … erst jetzt ging ihm auf, wie ernst Seto diesen Antrag gemeint hatte. Er wollte wirklich bei ihm bleiben, egal, was kam. „Anscheinend“ Ein Schal legte sich um Katsuyas Hals. „Und denk daran, dass du auf dich Acht geben sollst. Eine Erkältung wäre jetzt wirklich nicht gut“ Dem Schal folgte eine Mütze, die Katsuya noch einmal gröbst zurecht rückte, nachdem Seto sie ihm aufgezogen hatte. Die Handschuhe wurden ihm wenigstens gereicht statt aufgedrängt. „Danke, Mama“, murmelte der Blonde etwas trotzig, „das hört sich an, als wäre ich schwanger. Du musst auf dich Acht geben, Schatz.“ „Stimmt, du warst lang nicht mehr schwanger“ Seto legte einen Arm um seine Schultern. „Komm, mein gutes Weib, wir müssen einen Stall für deine Niederkunft finden.“ „Mann, Seto!“ „Pscht“ Dieser grinste. „Es ist mitten in der Nacht. Die Leute schlafen.“ „Dann mach' dich nicht über mich lustig.“ „Es war aber lustig, als du diese Hormonumschwünge hattest. Auch wenn ich froh bin, dass du jetzt ruhiger und ausgeglichener bist“ Seto küsste sein Haar – eher gesagt die Wollmütze auf seinem Haar. Es war trotzdem bis auf seine Kopfhaut zu spüren. „Hast du deine Identität gefunden?“ „Lass mich“, murrte Katsuya einfach nur. „Boah, schau mal!“, rief der Blonde und winkte Seto heran. Die Oberfläche des Brunnens, den man aus irgendeinem Grund nicht abgelassen hatte, war gefroren und es hatte sich eine hauchdünne Lage Schnee darauf gelegt – im Licht des Mondes glitzerten die einzelnen Kristalle wie wild um die Wette. „Sehr hübsch“, gestand der Ältere und legte einen Arm um Katsuya, „fast so schön wie du.“ „Welche Mücke hat dich denn gestochen?“ Eine blonde Augenbraue hob sich. „Kann ich dir nicht einmal ein harmloses Kompliment machen?“ „Harmlos? Es ist schwer verstörend, wenn du aus dem Nichts heraus Komplimente machst. Ich muss mich immer umsehen und nachschauen, ob du wirklich noch wie der Kerl aussiehst, mit dem ich zusammen gekommen bin.“ „Jede Frau würde dich beneiden, dass sich dein Freund im Laufe der Beziehung verbessert hat“ Sie gingen einen der Seitenarme hinunter. „Männer tendieren dazu, in Beziehungen plötzlich alle Anstrengungen, um die Dame zu gewinnen, wieder fallen zu lassen. Hat man mir erzählt.“ „Da bin ich auch ganz froh drum. Deine Anstrengungen waren schließlich, es mir so schwer wie möglich zu machen. Ich habe dich gewonnen, nicht anders herum. Habe ich mich verändert?“ „Nicht wirklich“ Seto ließ den Blick schweifen. „Doch, eigentlich sehr. Aber das lag nicht an der Beziehung. Das lag eher daran, dass sich dein Umfeld verändert hat.“ „Klar lag das an der Beziehung“ Katsuya hielt ihn an und drehte Seto zu sich. „Natürlich, vieles hätte sich auch so verändert. Aber du hast mir erst die Sicherheit gegeben, dass ich mich verändern konnte.“ Seto sah einen längeren Moment in seine Augen mit sich als ihrem sich kristallisierenden Atem zwischen ihnen, bevor er sagte: „Und wer beschwert sich über unerwartete Komplimente?“ „Du kannst dir ruhig etwas mehr darauf einbilden“ Katsuyas humorvoller Ton brach zwischen den Sätzen. „Ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn du mich nicht aufgenommen hättest.“ „Wahrscheinlich auch hier“ Seto nickte zu einer der Bänke. „Erfrierend“ Seine Lider verengten sich. „Oder das da. Obwohl man als Straßenhure auch nicht gerade warm lebt.“ Katsuya folgte seinem Blick. Ein gutes Stück abseits des Weges lehnte ein Mann gegen einen Baum, zwischen seinen Beinen eine kniende Person. Es war nicht zu erkennen, ob es ein er oder eine sie war. Sie waren ziemlich unauffällig und leise, das musste man ihnen lassen, auch wenn die Bewegungen recht unmissverständlich waren. „Lass uns umdrehen. Da sieht man nicht zu“, entschied Katsuya, hakte sich bei Seto unter und zog diesen davon. „Da habe ich schon oft zugesehen. Und schon oft Leute bei mir zusehen lassen“ Seto grinste. „Das gibt einen gewissen … Nervenkitzel.“ „Glaub bloß nicht, dass ich dir jemals in einem Stadtpark einen blasen werde“, erwiderte Katsuya trocken. „Und wenn ich dir einen blase?“ Oh. Shit. Katsuya schluckte, aber spürte gleichzeitig die Röte auf seine Wangen schießen. Gefolgt vom Einsetzen seines Würgereflexes. Die Vorstellung allein schien gerade einfach nur ekelhaft. Wie hatte er Witze darüber machen können? „Katsuya?“ Seto versuchte ihn sanft zu stoppen, aber ließ sich weiter mitziehen, als dieser nicht anhielt. „Es tut mir Leid.“ Er erwiderte nichts und zog den anderen zurück nach Hause. Katsuya erwachte auf einem großen, warmen Körper, den er nach einem Moment der Verwirrung als Seto einordnen konnte. Er grummelte in sich hinein, bevor er zumindest an dessen Seite rutschte. Der Andere schien zum ersten Mal recht tief zu schlafen, denn er erwachte nicht davon. Katsuya seufzte leise. Das zu seinem Versuch, mit etwas Abstand zu Seto zu schlafen. Der hatte sich wahrscheinlich vorbildlich verhalten und selbst schlafend völlig ruhig gehalten, während Katsuya von seinem eigenen Körper betrogen wurde. Er wollte Abstand. Er brauchte Abstand. Eigentlich. Irgendwie schien sein Unterbewusstsein etwas anderes zu denken. Scheiße. Er schielte verstohlen unter die Bettdecke, nur um festzustellen, dass Seto keinerlei Morgenerektion hatte. Komisch. Aber irgendwie beruhigend. Ob Seto irgendwelche Hyperkontrollkräfte hatte, die es ihm sogar im Schlaf noch möglich machten, seinen Körper unter Kontrolle zu halten? Lächelnd kuschelte sich Katsuya etwas beruhigter an seine Seite. Eigentlich war es gar nicht so unangenehm in Setos Armen zu schlafen, wenn dafür nichts von ihm erwartet wurde. Würde es früher oder später aber. Katsuya erstickte die kleine Stimme in seinem Kopf. Jetzt war nicht bald. Jetzt war jetzt und jetzt war in Ordnung. Wenigstens verstand Seto wortlos, dass er Abstand brauchte. Er mochte ihn ja. Er berührte ihn gern, das konnte er eingestehen. Zu einem gewissen Grad wurde er sogar gern berührt. Küsse und Umarmungen waren okay. Gekrault werden auch. Aber schon das hier war echt schwer. Sie hatten zwar beide ihre Pyjamas an, aber trotzdem … mit mehr Lagen von Kleidung fühlte er sich sicherer. Hatte er wirklich gestern beinahe mit Seto geschlafen? Das war … wie hatte er sich so gehen lassen können? Es war schon beruhigend zu wissen, dass er es konnte, wenn er wollte, aber … es fühlte sich an, als würde über seiner kompletten Haut eine Schleimschicht liegen. Er war dreckig. Er war ekelhaft. Ja, klar, in seinem Kopf wusste er, dass es ganz normal war, Sex gut zu finden, aber konnte jemand bitte sein Herz davon überzeugen? Er versuchte die aufsteigende Übelkeit herunter zu schlucken und schloss die Augen. Einfach weiterschlafen. Nicht daran denken. Sex klang gerade ekelhaft, obwohl er es gestern fast gemacht hätte. Nur ekelte ihn heute die Vorstellung an. Er ekelte sich selber an. Hatte er den Scheiß mit dem Kerl gemocht? Genossen? Hatte es ihn hart gemacht? Er war ganz froh, dass er sich nicht erinnern konnte. Er wollte sich nicht erinnern. Niemals. Wer wusste, was die Erinnerung beinhalten würde. Er wollte nicht wissen, wie er ausgesehen hatte. Er wollte nicht wissen, was er gefühlt hatte. Dieses Gefühl von Ekel, das war genug. Das war in Ordnung. Er musste keinen Sex haben. Genau, Seto konnte ja auch mit anderen … konnte … Er ballte die Hände zu Fäusten. Seto konnte gefälligst warten, wenn es ihm zu scheiße für Sex ging. Er wollte ihm schließlich ewige Liebe und Treue schwören. Andererseits hatte sich Katsuya da auch nicht dran gehalten. Er hatte mit Yami geschlafen. Vielleicht war es nur fair, wenn Seto mit anderen … eigentlich hatte er ja gar kein Recht, so etwas zu fordern, oder? Für Seto war Sex mehr als nur eine körperliche Befriedigung. Er brauchte das, um stabil zu bleiben. Er … aber Katsuya wollte ihn nicht teilen. Endlich hatte er im Leben genau das, was er haben wollte und er war nicht gewillt, es wieder weg zu geben. Seto gehörte ihm. Aber das hieß, dass er auch für Seto sorgen musste. Er konnte ihm doch nicht verbieten, Sex zu haben. Das würde ihn nur fortjagen. Aber … er wollte ihn auch nicht teilen. Das gestern hatte doch fast geklappt. Vielleicht konnte er ja Sex haben. Er musste es ja nicht unbedingt mögen, er musste nur … nur … er kniff die Lider zu und schlang sich enger um Seto. Nicht daran denken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)