Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 50: Gerettet? --------------------- Ihr habt Glück. Ich habe mich am Wochende nach stundenlanger Arbeit doch noch vor DS gesetzt, um das Kapitel fertig zu kriegen. Ich hoffe innigst, dass das für nächste Woche auch noch klappt. Danach müsste der Stress sich wieder etwas legen, sodass ich mir da nicht so sehr Sorgen mache. Viel Spaß mit diesem ^.^ _________________________________________________________________________________ Katsuya blinzelte. Einmal. Zweimal. Sein Blick fiel zurück auf eine der Waffen in Bakuras Händen. „Meine Fresse – jetzt fall' nicht gleich um wie ein pubertierender Teenager“ Der Weißhaarige sah sich um. „Sind hier noch mehr?“ Katsuya spürte, wie sein Kopf sich von rechts nach links bewegte. Sein Blick blieb auf den Waffen. Waffen ... die Geräusche waren Schüsse gewesen. Auf Dean und Jon. Zwei Schüsse. Zwei Aufpralle. Und hinter ihm war nichts mehr zu hören. Sie waren tot. Katsuya zuckte zusammen und von Bakura weg. Seine Augen suchten erneut dessen Gesicht, starrten es an mit weit aufgerissenen Lidern. Er hatte sie getötet. Er hatte sie beide einfach getötet! „Nun mach dir mal nicht ins Hemd“ Der Andere verdrehte die Augen. „Was ist das eigentlich für eine Wache? Zwei Leute? Das soll doch echt ein Witz sein. Die hätte Seto auch selber erschießen können“ Er steckte die Waffen zurück in ihre Halfter an seinem Oberkörper und öffnete eine an seinem Gürtel hängende Tasche. Heraus zog er ein kleines metallisches Etwas, was einem Taschenmesser vage ähnelte. Er kniete sich hinab und griff nach Katsuyas rechter Hand. Dieser schreckte zurück. „Ich muss dir die Fesseln schon abmachen“ Bakura bedachte ihn mit einem dunklen Blick. „Jetzt halt still und mach' hier keinen Terz.“ „Wo ist Seto?“, schoss es aus dem Blonden. „Bei der Arbeit“ Die Stimme des anderen wurde leiser. „Er braucht ein Alibi. Ich bringe dich hier raus und wir treffen ihn bei euch zuhause.“ Zuhause. Nach Hause. Bakura brachte ihn nach Hause. Er ließ seine Hand von ihm halten, während dieser die Handschellen löste. Nach ein paar Handbewegungen fielen sie wie von selbst herunter. Katsuyas rechtes Handgelenk wurde betrachtet, bevor Bakura das zweite nahm und ansah. „Darum kümmern wir uns auch zuhause. Kannst du laufen?“ Katsuya nickte langsam. „Dann hoch mit dir“ Der Ältere stand auf und zog ihn an einem Arm hoch. Er spürte einfach nur den Zug, aber bewegte sich nicht. „Katsuya, ich habe keine Lust auf einen Zusammenbruch. Beweg' deinen Arsch – jetzt“, forderte er. Die braunen Augen blickten fragend zu ihm hoch. „Ich hasse das“ Bakura schüttelte den Kopf, ging wieder in die Knie und beugte sich herab. Seine Schulter legte sich in Katsuyas Schoß, sein einer Arm um dessen Oberschenkel, der andere um die Hüfte. Katsuya sah ihm verwirrt zu, bevor sich seine Welt plötzlich auf den Kopf drehte. „Du bist schwer ...“ Die Stimme über – unter? – ihm war von einem Knurren begleitet. Katsuya sah nur schwarzes Leder vor seiner Nase. Schulterknochen drückten in seinen Unterleib. Er schloss die Augen und schlang die Arme um das wackelige Gefährt, das ihn trug. Er passte treffsicher die Hüfte ab und drückte sich gegen den Rücken des anderen. Es roch wie immer. Aus dem Boden stiegen nur noch ganz leicht die ätzenden Dämpfe des Zeugs, das Jon hier heute morgen verschüttet hatte. Es roch überhaupt nicht nach Blut. Er hatte trotzdem das Gefühl, Eisen auf seiner Zunge zu schmecken. Draußen schubste Bakura ihn wenig sanft einfach von seiner Schulter, sodass er auf dem Boden aufschlug. Der Aufprall katapultierte ihn fraglos die Realität zurück. Eine Realität, wo ein weißhaariger Irrer, der gerade zwei Menschen vor seinen Augen erschossen hatte, ihm einen Motorradhelm hinhielt. Reiner Überlebensinstinkt brachte Katsuya dazu, diesen anzunehmen und aufzusetzen. Schließlich hatte Bakura vor, ihn nach Hause zu bringen. Und Katsuya hatte vor, den Irren nicht zu verärgern. Leider wusste er schon, was das für Folgen hatte. Vom Motorrad aus erkannte er, dass sie sich am Hafen befanden. Ihm zog durch den Kopf, dass das echt eine klischeehafte Entführung gewesen war – ein Transporter mit schwarz getönten Scheiben, eine Menge Amerikaner, ein Stahlbalken in einer Lagerhalle am Hafen. Nur leider war sein Retter zwar ein Auftragskiller, aber nicht ansatzweise charismatisch. Vielleicht hätte sich Bakuras Bad-boy-Attitüde in einem Hollywoodstreifen gut gemacht, aber in der Realität war er leider nur eine weitere Gefahr. Wenigstens tendierte er prinzipiell dazu, Katsuya nichts tun zu wollen. Brachte ihn ja leider in einigen Situationen nicht davon ab, es nicht trotzdem zu tun, aber Bettler konnten nicht wählerisch sein. Und weder Ryou noch Seto standen gerade dabei, um die Situation zu entschärfen. Er hörte das Blut in seinen Ohren schwirren. Er wusste, das kam nicht nur von dem Fahrstil, den er gerade ertragen musste. Verdammt seien jene, die jede Bußstrafe und Fahrverbote eigenhändig wieder aus der Polizeidatei hacken konnten. Wahrscheinlich hätte er Spaß gehabt, wäre der Fahrer nicht Bakura und wären in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht drei Leute vor seinen Augen erschossen worden – den Gedanken verbannte er sofort wieder. Jetzt konzentrierte er sich auf Bakura. Der Gedanke hielt, bis sie wirklich vor seinem Haus anhielten. Katsuya sprang vom Motorrad, rannte zur Haustür und schlug mit dem Helm dagegen, von dem er vergessen hatte, dass er ihn trug. Nach dem kurzen Zurückweichen schnellte er wieder vor und trommelte wie wild mit beiden Fäusten gegen die Tür. „Ich sagte, es ist keiner da!“, schrie Bakura erbost und zog ihn an einem Arm von der Tür weg, „jetzt mach' hier nicht so einen Terz!“ Katsuya blinzelte verwirrt. „Oh Mann“ Bakura seufzte und sah sich um. „Zieh den Helm aus.“ Während Katsuya das nach einer Überlegenssekunde tat, klopfte der Andere auf seine Oberschenkel, was den Blonden zurückweichen ließ. Was sollte das denn jetzt? Wollte Bakura auch- er war doch nur an seinem Bruder- der Helm schnellte von seinem Kopf in seine Hand. Eine gute stumpfe Schlagwaffe. „Hast du den Haustürschlüssel noch oder wurde der dir abgenommen?“ Bakura rührte sich nicht. Er stand da mit verschränkten Armen. Er schien ihn nicht attackieren zu wollen. „Erde an Katsuya. Der Haustürschlüssel?“ Katsuya blinzelte und löste seine Verteidigungsposition. Haustürschlüssel? Er fasste an seine Jeanstasche. Ah, Haustürschlüssel! Das hatte Bakura gesucht. Schon fast erleichtert gab der Blonde ihm den Helm und tastete seine Taschen ab. Der Schlüssel … der war in seinem Ranzen. Sein Ranzen war weg. Bakura hob eine Augenbraue. Katsuya zog den Kopf etwas ein und schüttelte diesen. Bakura seufzte und setzte sich auf die Stufe vor der Haustür. Nach ein paar Minuten, in denen er Bakura angestarrt hatte, sackten die Beine unter Katsuya weg, sodass er sich auf dem Gras sitzend wiederfand. Er atmete tief ein und aus, um die Tränen zurückzuhalten, die in seine Augen schossen. Bakura seufzte, lehnte sich nach hinten gegen die geschlossene Tür und verschränkte die Arme. Seine Augen schweiften in die Ferne. Katsuyas Finger bohrten sich in die gefrorene Erde. Schmerz und Kälte rangen um die Vormacht auf seiner Haut und er stellte mit bosartiger Gemeinheit fest, dass er den perfekt gepflegten Rasen zerstörte. Er lachte auf, kicherte und starrte auf den Boden. Das Gras verschwamm vor seinen Augen. Mit der Erkenntnis, dass er weinte, bemerkte er auch, dass er nicht kicherte sondern schluchzte. Er ließ sich zur Seite fallen und blieb einfach liegen. Das Tuckern eines Motors kam näher und verklang ganz in der Nähe. Eine Autotür wurde geöffnet und geschlossen, das Piepen einer automatischen Schließanlage. Eine Stimme sagte etwas in einem halb wütenden, halb entsetzten Ton. Setos Stimme. Setos Hände. Setos Wärme. Katsuya ließ sich emporziehen, schlug die Lider auf und blickte in das endlose Blau, was seit Tagen vor seinem inneren Auge geschwebt hatte. Mit dem Aufjaulen eines verletzten Tieres schlang er die Arme um die Gestalt des anderen und drückte sich so nah an ihn wie irgend möglich. Arme schlossen sich um ihn, zogen ihn hinauf. Zogen ihn nah an den warmen Körper, der nach Heimat, Bleu de Chanel und Seto roch. Zogen ihn in die Höhe, um ihn in das warme Haus zu tragen, von dem er nicht gewusst hatte, ob er es je wiedersehen würde. Seto versuchte ihn auf dem Sofa abzusetzen, aber er ließ nicht los, sodass er sich mit ihm hinsetzte. „Wie viele?“, fragte Seto, der ihm durch das Haar fuhr und seine Haut streichelte. „Zwei. Und Blut auf dem Boden. Keine Ahnung, wen sie da erschossen haben.“ „Kannst du es herausfinden?“ „Du könntest den Kerl fragen, der wahrscheinlich zugesehen hat“ Bakuras Stimme trug einen genervten Unterton. „Ich werde Katsuya gar nichts fragen. Er ist in keinem Zustand, wo er befragt werden sollte. Pegasus lebt und entweder hat er noch zwei Leute hier oder einen – je nachdem, wen sie da erschossen haben.“ „Ich rufe das Hotel an“, knurrte er wenig begeistert und Schritte entfernten sich. Seto setzte einen Kuss auf seine Kopf und murmelte leise: „Keine Angst. Du bist jetzt sicher. Dir wird nichts Schlimmes mehr passieren. Pegasus wird hierfür bezahlen. Teuer.“ „Nein“ Katsuya sah mit wilden Blick auf und griff Setos Jackett mit beiden Händen. „Der Kerl ist irre. Komplett irre. Er wird … es wird etwas Schlimmes passieren. Er wird uns das nicht durchgehen lassen. Er wird-“ Seto brachte ihn mit einem Kuss zum Schweigen. Katsuya Atem kam stockweise, er winselte, drückte sich von dessen Brust weg und fiel hintenüber auf den Couchtisch, von dem er zur Seite abglitt. Wild atmend versuchte er von dem Anderen weg zu kommen. „Katsuya“ Seto glitt zu Boden auf seine Knie und streckte ganz langsam einen Arm aus, als wolle er ein ungezähmtes Tier beruhigen. „Ganz ruhig. Ich tue dir nichts. Ich bin es – Seto.“ Der Blonde starrte ihn, wich aber nicht weiter zurück und nach und nach beruhigte sich sein Atem, während Seto einfach still hielt. Seto. Das war Seto. Sein Geliebter, nein, sein Verlobter. Seto. Seto würde ihm nichts tun. „Mach Pegasus nicht noch wütender“, flehte er leise. „Keine Sorge. Er wird uns nichts mehr tun. Du brauchst keine Angst haben. Wir bleiben hier. Wir sind hier sicher. Morgen Abend wird Pegasus verhaftet und dann kann er uns nichts mehr tun“ Katsuyas Blick zitterte, ebenso wie sein Körper, aber sein Atem hatte sich halbwegs beruhigt. „Versprochen. Und jetzt komm her, ja?“ „Brown ist wahrscheinlich tot“, meinte Bakura, als er wieder ins Wohnzimmer spazierte. Katsuya, der auf Setos Schoß saß und sich seitlich an diesen lehnte, zuckte zusammen. Brown? Sprach er von Ted? Er biss die Zähne zusammen. „Bakura“, ermahnte Seto in einem scharfen Ton. „Sorry“, murmelte der leise, „er ist nicht aufgetaucht und Derris kam spät und betrunken. Pegasus ist gerade praktisch ungeschützt.“ „Möchtest du, dass ich dir ein weiteres Attentat befehle?“ Setos Stimme klang sarkastisch und dunkel. Ohne aufzublicken wusste Katsuya, dass er sicher auch eine Augenbraue gehoben hatte. „Ich hatte eh überlegt, mich nach Europa abzusetzen.“ „Dein Bruder braucht dich“ Er klang ernst, aber eher mit Besorgnis als mit diesem Hauch von Grausamkeit in der Stimme. „Auch wenn du ihn beschissen behandelst. Lass mich nicht nochmal hören, dass du ihn vergewaltigt hast.“ „Er will es auch, mach' mich nicht an.“ „Du weißt selber, dass das gelogen ist“ Es schwang jedoch kein Vorwurf in den Worten mit. „Geh und beruhige ihn. Dass du am Leben bist und dass es Katsuya so weit entsprechend gut geht. Ich melde mich, wenn er sich bessert.“ „Ja ja. Dein verficktes Danke kannst du dir sonst wo hin stecken“ Bakuras Ton ließ den Jüngsten erneut zusammen zucken. „Du bist ein unglaubliches Arschloch, Kaiba. Verrotte doch in der Hölle!“ Mit einem lauten Krachen flog die Haustür zu. „Noch so eine Zeitbombe“ Seto seufzte und zog Katsuyas Kopf etwas höher, um den eigenen daran zu schmiegen. „Wenigstens ist er weit ungefährlicher als Pegasus.“ Wenn er meinte … Katsuya drehte sich etwas auf dessen Schoß, schlang die Arme um ihn und drückte seine Brust gegen den anderen. Er war zuhause. Er war sicher. Er war wieder da, wo Seto ihn beschützen konnte. Er war da, wo es warm war. Da, wo er genug zu essen hatte. Wo er nicht geschlagen und nicht … wo ihm nichts Böses widerfuhr. Er spürte, wie seine Kehle sich zusammen zog. Er musste es Seto sagen. Er musste Seto sagen, was passiert war. Aber er brachte keinen Ton hervor. Selbst wenn er es versucht hätte, es wäre nichts raus gekommen. Er konnte nicht einmal mehr atmen. Sein ganzer Hals schien wie zugeschnürt. Er drückte sich von Seto, bewegte hilflos die Lippen, aber weder Luft noch Worte flossen darüber. „Keine Angst“, sprach Seto ruhig und gefasst, „du bekommst gleich wieder Luft. Ich kenne solche Attacken. Du verfällst in Panik, aber du kriegst dann doch wieder Luft. Bleib ganz ruhig.“ Ein heftiger Stoß brach durch die verengten Muskeln und ließen ihn wirklich zweimal tief Atmen, bevor statt einem dritten Mal ein Schluchzen hervor brach. Er sah die blauen Augen, spürte die Hand auf seinem Haar und die tiefe Ruhe, die Seto verströmte. Er drückte sich wieder an den warmen Körper und erlaubte sich das Schluchzen und Weinen. Er konnte es Seto nicht erzählen. Er konnte es einfach nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)