Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 48: Konsequenzen ------------------------ Ich entschuldige mich hier schon für die Diskussionen auf Englisch im letzten Absatz. Ich hoffe, ich habe genug Übersetzung in Katsuyas Gedanken eingearbeitet. Und jetzt will ich euch nicht am Weiterlesen hindern ^.- _________________________________________________________________________________ Katsuya starrte auf die Waffe in seiner Hand. Sie war schwer. Sehr viel schwerer als er erwartet hatte. In den Filmen hielten die Leute sie immer mit Leichtigkeit, aber die Realität machte ihm klar, dass das hier kein Film war. Die Waffe war schwer. Sie war geladen. Sie war scharf. Und er sollte Ted erschießen. Er sah auf und musterte Pegasus. Dieser lächelte ihn an wie ein Vater, der darauf wartete, dass sein Sohn ihm zeigte, was er tolles Neues gelernt hatte. Zumindest lächelte er wie solch ein Vater in den Filmen. Es war nicht so, als hätte Katsuya so etwas selbst schonmal gesehen. „Boss ...“ Jason war etwas bleich geworden. Er schien unsicher, ob er wegtreten oder etwas sagen sollte. Zu den anderen sah Katsuya nicht. Pegasus wollte, dass er Ted tötete. Oder war das ein Test? Was würde passieren, wenn er es nicht tat? Was würde passieren, wenn er es tat? Katsuya sah auf die Waffe. Wenn er eins wusste, dann, dass er niemals Leute töten wollte. Nie wieder. Er streckte den Arm aus, um Pegasus die Waffe zurück zu reichen und sagte: „Ich werde niemanden töten. Das verstößt gegen meine Prinzipien.“ „Prinzipien?“ Der Mann hob eine Augenbraue und deutete nicht mal an, dass er die Waffe zurück akzeptieren würde. „Nicht einmal den Kerl, der dich vergewaltigt hat?“ „Nicht einmal den“, erwiderte Katsuya mit einer Selbstsicherheit, von der er nicht wusste, woher er sie gerade nahm. „Er wird nicht aufhören, weißt du? Er wird andere vergewaltigen. Du bist nicht der erste und nicht der letzte.“ „Dennoch nicht“ Katsuya ließ seinen Arm ausgestreckt. „Er könnte es wieder tun. Ich könnte ihn als deine Wache einteilen – ganz allein. Und du willst ihn nicht vorher erschießen?“ „Nein“, antwortete er sofort. Lieber noch einmal vergewaltigt werden als mit der Schuld leben, einen Menschen getötet zu haben. Er wusste jetzt, wie es war, vergewaltigt zu werden. Er wusste schon lange, wie es war, ein Mörder zu sein. Ein ungewollter Mörder. „Ich hasse es, wenn man meine Befehle missachtet. Was ist, wenn ich stattdessen dich töte? Meinst du nicht, du solltest deine Entscheidung überdenken?“ Katsuya schluckte. Pegasus meinte das ernst, das spürte er. Er hasste missachtete Befehle. Und vielleicht würde er ihn töten, wenn er nicht tat, was er sagte ... aber was war mit Seto und der Geiselnahme? Oder hatte Seto getan, was Pegasus wollte? Oder hatte er komplett abgelehnt? Oder war das alles doch nicht so sehr Pegasus Priorität und das hier fand er interessanter? Er wollte doch einfach nur hier raus und Ted hatte es verdient und vielleicht ersparte er anderen damit, was er erlebt hatte ... vielleicht ... Er sah zu Ted. Der Mann grinste dreckig und selbstsicher. Er dachte, das hier war ein Spiel. Er glaubte sich nicht in Gefahr. Vielleicht war es wirklich nur ein Spiel auf seine Kosten. Vielleicht war die Waffe ja gar nicht geladen. Vielleicht wollte Pegasus nur seinen Mumm testen. Vielleicht sollte er einfach nur beweisen, dass er es konnte. Vielleicht wäre es besser, wenn er einfach tat, was er sagte ... Er schloss die Augen und sah eine Leiche mit aufgeschnittener Kehle, aus der Blut quoll. Der Körper zuckte und machte eklige Geräusche. Geräusche einer Lunge, einer Kehle, eines Mundes, die verzweifelt versuchten weiter zu funktionieren. Mokuba war unschuldig gewesen. Vielleicht wäre es ein anderes Gefühl, wenn er jemanden tötete, der es verdiente ... jemand, der anderen weh tat. Jemand, der ihm weh getan hatte. „Nein“ Katsuya sah wieder zu Pegasus auf und erwiderte dessen Blick. „Ich werde ihn nicht erschießen. Ich habe schon einen Menschen getötet. Ich will die Schuld eines zweiten nicht auf mich laden.“ „Pity“ Pegasus nahm die Waffe aus seiner Hand und noch bevor irgendjemand sich regen oder etwas hätte tun können, hatte er sie auf Ted gerichtet und den Abzug gezogen. Es erklang ein markerschütterndes Donnern und der Rückschlag ließ die einhändig gehaltene Waffe bis fast in die Senkrechte hochschnellen. Katsuya sah eine Patronenhülse über seine Schulter hinweg fliegen. Jason drehte sich weg. Katsuya spürte seinen ganzen Körper erzittern. Ihm sackten die Beine weg. Er beobachtete, wie Pegasus die Waffe senkte und sie Jason hinhielt, damit dieser sie zurück nahm. Dieser allerdings hatte sich zu Ted gedreht und stand da mit geweiteten Lidern. Pegasus musste ihn zweimal ermahnen, bevor er reagierte und die Waffe zurück in ihr Halfter steckte. „Depose of his body“, befahl Pegasus kalt und sah zu Katsuya, „nun? Glücklich? Du musstest es nicht selbst tun.“ Jason sah seinen Chef entsetzt an und schließlich zwischen ihm und dem sicherlich Toten hin und her. Katsuya konnte Schleifgeräusche hören, also brachten Dean und Jon ihn wahrscheinlich wirklich weg. Sie wunderte es wohl nicht, was Pegasus getan hatte. „Ich hasse es, wenn man meine Befehle ignoriert“ Pegasus drehte sich gänzlich zu Katsuya und hatte wieder sein Standardlächeln auf den Lippen. „Aber ich honoriere Courage. Du bist mutig. Vielleicht kostet dich das eines Tages den Kopf, aber wahrscheinlich hat dich das auch Setos Herz gewinnen lassen. Ich maße mir an zu behaupten, ihn zu verstehen. Es wäre zu schade um dich. Mich interessiert, was eines Tages aus dir wird.“ Katsuya betrachtete ihn einfach nur und lauschte den Worten. In seinem Kopf ergaben sie gerade keinerlei Sinn. Er wusste nur, dass gerade eben ein Mann getötet worden war und dass er ja nicht hinsehen durfte. Mehr ging gerade nicht. Es kostete seine volle Konzentration, nicht den Kopf zu wenden. „Vorerst bleibst du trotzdem eine Geisel. Ich brauche Setos Kooperation. Jason, you stay here and watch him. You do not need to chain him but keep him on a leash. He is precious and I want him sound and safe – and here. Understood?“ „Y- yes ... I mean, yes, sir“, stotterte Jason hervor und schien aus seinem Entsetzen gelöst zu werden. Er hastete zur Tasche hinüber, die neben dem Stuhl stand und zog ein Stahlseil hervor, welche er an dem Träger befestigte und mit einer Handschelle an Katsuyas rechter Hand festigte. Dieser wehrte sich nicht. „Great. I am going back to the hotel. I need some beauty sleep“ Pegasus klopfte dem Mann auf die Schulter und ging. „And clean up this mess.“ Als Katsuya es irgendwann wagte, den Kopf zu drehen, fiel sein Blick zuerst auf Jason. Der Mann hatte sich auf dem Stuhl niedergelassen und den Kopf in beiden Händen vergraben. Er schien nicht zu weinen, aber es wirkte auch nicht so, als würde ihn viel davon trennen. An die Blutlache und – Katsuya versuchte das Würgen zu unterdrücken – die Schädelsplitter auf dem Boden hatte er sich ganz klar noch nicht gemacht. Sie trockneten bereits ein. Noch etwas mehr und Jason würde sie nicht mehr weg bekommen. Katsuya fühlte sich nicht in der Position, ihm das zu sagen. Es fühlte sich nicht einmal in der Lage, sich selbst irgendetwas zu sagen. Er griff stumm die Decken und baute sich daraus ein warmes Nest am Stahlträger, an den er nun mit einem Drahtseil gebunden war. Seto würde ihn retten. Seto würde ihn hier rausholen. Er musste nur überleben. Seto würde kommen. Seto war für ihn da. Seto würde ihn hiervon erlösen. Er wippte vor und zurück und sagte sich das über und über. Sein Hintern schmerzte, aber er ignorierte es. Seto würde das wieder gut machen. Seto machte alles wieder gut. Seto würde ihm das nicht übel nehmen, dass er vergewaltigt worden war, da war er sicher. Er würde ihn nicht bemitleiden, keine Angst vor ihm haben und auch keinen Ekel. Er würde ihn in den Arm nehmen und sagen, dass alles in Ordnung war. Er würde Ted umbringen, wenn er nicht schon tot wäre. Es war besser so. Katsuya atmete zitternd ein und aus. Ja, es war besser so. Ted war tot und Seto hatte sich nicht die Hände schmutzig gemacht. Es war Pegasus. Pegasus hatte seinen eigenen Mann getötet. Katsuya schluchzte auf, doch drückte seinen Kopf in die Decken, um leise zu sein. Er hatte ihn einfach so getötet. Einfach so. Abziehen und pamm. Einfach so. Ted war tot. Einfach so. Pegasus hatte es nicht einmal gestört. Es war, als machte er das täglich. Einfach so. Pamm und tot. „Why are you crying?“, schrie Jason ihn aus sehr geringer Distanz an. Katsuyas Kopf zuckte nach oben, nur um noch die Faust zu sehen, die ihn im nächsten Moment zur Seite schleuderte. „Why are you crying, you asshole! You don’t have a right! He’s dead because of you!“ Jason zielte mit einem Tritt auf seinen Bauch, aber Katsuya konnte schnell genug die Beine hochziehen. „You fucking son of a bitch!“ Es setzte noch einen zweiten Tritt, den Katsuya abwehren konnte, bevor auch von Jason ein Schluchzen zu hören war und er einen Arm vor sein Gesicht hob. Er murmelte leise: „I hate you.“ „I’m sorry“, murmelte Katsuya leise und stellte etwas verwundert fest, dass er es wirklich so meinte, „I didn’t want him dead.“ Jason senkte den Arm und betrachtete ihn mit einer Mischung aus Misstrauen und Bitte um Zuneigung – wahrscheinlich hatte er Ted wirklich gemocht. Er atmete tief durch und wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen. Nach einem Seufzen meinte er: „I am also sorry. I didn’t want to hit you.“ „Forgiven“, erwiderte Katsuya sofort. Er konnte ihn ja irgendwo verstehen. Er würde gerade am liebsten auch irgendetwas schlagen. Am liebsten sich selbst. Jason hatte Recht. Dass Ted tot war, war seine Schuld. „He was my best friend“, murmelte Jason und setzte sich dorthin, wo er gerade stand. Katsuya legte eine Hand auf seine Schulter. Ein paar Minuten später hatte Katsuya Jasons halbe Lebensgeschichte gehört. Zumindest, wie er als Jugendlicher auf die schiefe Bahn geraten war – gar nicht mal so unähnlich zu Katsuya selbst – und in einer Jugendgruppe der Mafia angefangen hatte. Drogenkurier, Drogendealer und schließlich aufgestiegen zum Eintreiber. Irgendwann verwaltete er Bordelle und teilte die neuen Mädchen ein. Über die ganzen neuen Mädchen – junge Dinger aus aller Herren Länder – kam er mit dem Menschenhandel in Kontakt. Er begann für Pegasus zu arbeiten und den Handelspunkt in Texas zu führen. Als eine Razzia der Polizei den auffliegen ließ, wurde er zu Pegasus beordert, bevor er neu eingeteilt werden sollte. So kam er nach Domino – er sollte den Boss unterstützen und dann hier beim Aufbau des neuen Handelspunktes helfen. Ted war wohl einer der Transporteure gewesen, der die Frauen abholte und dann in die jeweiligen Länder schmuggelte. „I liked him ... I’ve worked with him for years ... I know that he raped men and women alike but damn ... you know, it just goes with the job, they are free for the taking. Of course we sample the merchandise, that is only natural.“ „I don’t think that rape is natural“, erwiderte Katsuya leise und ruhig. Jasons Worte ließen ihn fast kochen, aber ihm fehlte die Kraft, um sich aufzuregen. Die Fähigkeit zur Wut schien zur Zeit wie verpufft. „Well ... yeah, but ... you know“ Jason hob beide Arme, aber ließ sie mit einem Seufzen wieder fallen. „You know, when I get them, they are already dead inside. They do not wheep, they do not scream. You tell them what they need to do and they either do it or you punish them. Rape is just one of the things you do to train them.“ Vergewaltigung als Erziehungsmaßnahme. Damit die Frauen still taten, was man ihnen befahl. Hatte Yami das auch durchgemacht? Durch diesen Kerl, von dem er zuerst glaubte, er sei sein Freund? Hatte der ihn auch mit Schlägen und Vergewaltigungen trainiert? Katsuya schloss die Augen. „What do they need to do?“ „Well, get money. Depends on the city and the brothel how much. It costs about ten to twenty thousand the get a new chick, so it needs a few weeks to get that back. After that I work them a bit less. They still need a few hundred a day but that is alright. The chicks stay low when you ease up a bit.“ Ein paar Hunderter am Tag. Für Yami wären das umgerechnet ein oder zwei Stunden Arbeit, aber solche Gagen hatten die Damen sicher nicht. Er entschied sich zu fragen: „How many men do they need to do daily?“ „Well, depends on the brothel ... between five and thirty was normal in Texas. I even gave them presents when they had more than thirty a day. Well, I mean, if they got the money for at least thirty. We had a camp outside of the city for the ones who didn’t make it. We hooked them up on drugs and had flatrates for them. I think they got about a hundred guys a day ... well, they never took long. But those camp girls died pretty easily.“ Katsuya schüttelte es innerlich. Einhundert Kerle am Tag? Einhundert Kerle, die ihre Schwänze – höchstwahrscheinlich ohne Kondom – in dich reinsteckten und dann ... bei allen Göttern, wie konnten Menschen nur? Die, die die Frauen handelten, die, die mit ihnen schliefen, die ... ein Glück, dass Yami mit der Prostitution aufgehört hatte. Ein Glück. „Well, they are just some girls. Not that much of a loss“ Jason schien seinen Blick deuten zu können. „It’s not like I trade kids or something.“ Kinder ... ja, was wurde eigentlich aus den Kindern, die Yami vom Strich holen wollte? Konnte er das noch, jetzt, wo er selbst nicht mehr in der Szene war? Sollte er ihn fragen? Ja ... ja, sollte er. Nach den Kindern und den Frauen. Wenn sich einer auskannte, wie die Lage in Domino war, dann Yami. Das alles war die ganze Zeit auch hier passiert, passierte jeden Tag in seiner eigenen Stadt. Und es tat gut an etwas zu denken, was er tun wollte, sobald er hier raus war. „It makes good money. It’s not that bad. And you get all the girls you want“ Jason schien ihn überzeugen zu wollen, dass es gut war, was er tat. Da würde er bei Katsuya allerdings auf Granit stoßen. Er hatte einen besten Freund, der ein Opfer solcher Machenschaften war. Keine Morddrohung würde ihn dazu bringen, diesem Kerl zu sagen, dass das, was er tat, okay war. „Well ... you must be pretty tired. I’ll let you sleep“ Jason erhob sich und ging zu dem Stuhl. „I ... I still have to clean ... clean this.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)